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Die Sonne schien durchs Fenster und erleuchtete den kleinen Raum dahinter. Auf der linken Seite waren mehrere Regale in die Wand eingelassen, darauf reihten sich zahlreiche Erinnerungen und antike Bücher. Daneben, in der Ecke des Raumes, stand ein länglicher Tisch mit zahlreichen Dokumenten und alten Schriftstücken. Der kleine Hocker davor, war schlicht und einfach. Dann kam die Tür, an der ein brauner Anorak, ein Schal und eine warme Mütze hingen. Daneben stand eine Kleidertruhe in der Ecke. Dann folgte ein bequemes,langes Sofa. Darauf lag ein junges, in eine Wolldecke eingewickeltes Mädchen, dessen Lieder leicht flatterten. Sie trug ein bläuliches Nachthemd und eine leichte Jogginghose. Ihr langes, hellbraunes Haar fiel ihr über die Schultern und bedeckte ihr zartes Gesicht leicht. Ein leichtes Lächeln umspielte ihr wohl geschwungenen Lippen und auf ihren rosigen Wangen saßen ein paar Muttermale. Die Stupsnase in der Mitte und ihre leicht abstehenden Ohren verliehen ihr einen noch süßeren Ausdruck.

Verschlafen öffnete sie ihre braunen Augen und erblickte ihr schlichtes Zimmer. Langsam stand sie auf und machte ihr Bett. Dann ging sie zum Fenster und öffnete es. Die kalte Morgenluft umhüllte sie, sodass sie leicht zittern musste. Dann sah sie in den rötlichen Himmel. „Was für ein schöner Morgen“ flüsterte sie. Die Vögel zwitscherten und sie beobachtete, wie die Frühaufsteher sich auf den Weg zur Arbeit machten. „Vielleicht sollte ich das auch mal tun

“, dachte sie sich und wendete sich zu ihren Dokumenten und Büchern. Dann knurrte ihr Magen. „Aber erst esse ich etwas.

“ Sie zog das Nachthemd aus und streifte sich ein T-shirt über. Dann verließ sie den Raum.

Auf der Straße war noch immer wenig los, sodass sie schnell die kleine Bäckerei erreichen konnte. Sie trat ein, doch diesmal erwartete sie nicht die rundliche Fr. Bäckers hinter den Tresen. Sichtlich verwundert musterte das Mädchen den jungen Kerl mit blondem, mittellangen Haar. Seine Nase war wohlgeformt und seine Ohren lagen perfekt an. Seine Lippen waren gepflegt und wohlgeformt zu einem Lächeln gezwungen. Seine blaugrauen Augen wirkten besorgt.
„Moin“ sagte er gespielt gut gelaunt „Was möchtest du?“
Sie sah ihn verwirrt an.
„Ähm … Ein Brötchen wie immer.“ Sie war es ganz und gar nicht gewohnt, nach ihrem Wunsch gefragt zu werden. Normalerweise bekam sie jeden Morgen ein Brötchen von Fr. Bäckers.
„Das macht dann 10ct. “ Der Junge legte ihr die Tüte mit dem Brötchen auf den Tresen und sah sie erwartungsvoll an.
Hä? 10ct?? Oh, natürlich. Ich bin hier ja nicht bei Fr. Bäckers!

“ Nachdenklich taste sie ihre Hosentaschen nach 10ct ab. Sie fand nur 5.
Er bemerkte das und meinte:
„Nun gib schon her. Den Rest Zahl ich für dich.“ Er streckte die Hand aus.
„Danke“ murmelte sie, während er die Hand ausstreckte und sie ihm die 5ct in die Hand lag. Dann fast sie wieder etwas Mut: „Sag mal. Wer bist du eigentlich und wieso ist Fr. Bäckers nicht hier?“
„Ich heiße Julian. Ich helfe ihr neuerdings. Sie schläft heute mal aus.“ sagte er lächelnd.
Er hielt ihr die Tüte hin. „Und wer bist du?“
„Ich? Ich … Ich heiße Melinda.“ brachte sie hervor und nahm die Tüte.
Seine Finger streiften die ihre. Melinda hörte ihr Herz höher schlagen. Ihr Puls raste.Er errötete kaum merkbar. Sie zog die Tüte zu sich und lächelte schüchtern.
„Ähm … Danke nochmal, wegen dem Geld.“
„Kein Problem.“ Das bimmeln der Türglocke ertönte. Ein Kunde trat ein.
„Auf Wiedersehen“ sagte er schnell.
„Schönen Tag noch“ entgegnete sie höflich. Dann huschte sie aus der Bäckerei. „Oh man, ist der süß.



Melinda ging mit ihrem Brötchen durch die Straßen von St. Villa, der Kleinstadt, in der sie wohnte und lebte. Sie eilte schnell zum Marktplatz.
Auf dem großen Platz, der von Geschäften umsiedelt war, trafen sich die Kinder zum spielen, die Mütter zum Kaffee trinken, die Männer zum Bowlen oder Kegeln und die älteren Leute zum Bingo. Die jüngeren Erwachsenen feierten Partys in der Disco und einige betranken sich in der Kneipe. Die Teenager zwischen 12 und 15 Jahren trafen sich zum chillen am Brunnen oder um ins Kino zu gehen. Die Oberstufenschüler (meist zwischen 16-18 Jahren) lernten in der kleinen Bibliothek .
Doch Melinda war Freitagmorgen auf dem Marktplatz. Um viertel vor acht war hier nie etwas los. Die Kinder, Teenager und Oberstufenschüler waren auf dem Weg zur Schule, die Eltern arbeiteten und die Senioren schliefen noch. Melinda kam auch nur hierher, um etwas Wasser aus dem Brunnen zu trinken und ihr Brötchen zu essen. Doch nach der Begegnung mit Julian, hatte sie nicht mehr viel Zeit. „Apropos Julian. Er ist etwa so alt wie ich. Er müsste doch eigentlich auf dem Weg zur Schule sein. Doch stattdessen ist er in der Bäckerei und verkauft Brötchen. Außerdem müsste er in meinem Jahrgang sein. Wieso kenne ich ihn dann nicht.

“ Allein bei dem Gedanken an Julian schlug ihr Herz schneller … Plötzlich ertönte die Schulglocke. Melinda sah zum Kirchturm hinauf. „Oh nein! Noch 5 Minuten, ich muss los.“ Noch während sie das dachte, packte sie ihr Brötchen in die Tüte und rannte los. Doch sie schlug nicht den Weg zur Schule ein, sondern zur Bäckerei. Noch bevor sie die Tür aufstoßen konnte, raste Julian mit ihren (und seinen) Schulsachen an ihr vorbei.
„Schnell Melli, ich hab deine Sachen. Wir dürfen nicht zu spät kommen!“ „Melli … Er hat mir einen Spitznamen gegeben, wie süß...

“ Er erweckte sie aus ihren Träumen:
„MELINDA! Komm endlich“ Sie rannte los. Obwohl er ihrer beiden Schulsachen trug, fiel es Melinda nicht leicht ihn einzuholen. Er war verdammt sportlich.

Als die beiden völlig außer Atem das Schultor erreichten, erwartete Fr. Walzing (die Schulleitung) Julian bereits.
„Julian Manes, ich hatte dich per Telefon darüber in Kenntnis gesetzt, dass du um 7.55h in meinem Büro sein sollst! Wieso bist du nicht erschienen?“ Man sag Fr. Walzing förmlich an, dass sie vor Wut kochte. Aber Julian stand nur verdutzt da und wusste keine Antwort. Die Schulleitung sah in forschend an, dann wanderte ihr Blick zu Melinda.
„Und sie junges Fräulein sind ebenfalls zu spät. Was haben sie beide getrieben?“ Melinda war nicht nur unglaublich hübsch, ich war auch klug, und hatte immer eine schnelle Antwort parat:
„Julian hatte sich verlaufen. Deswegen ist er zu spät.“ Julian verstand schnell.
„Ja, und Melinda hat mich hergeführt.“ Der Blick der Frau wurde kurz weicher, verhärtete sich dann aber wieder. Sie legte die Stirn zweifelnd in Falten. Ihr Blick durchstach die beiden Teenies wie Eiszapfen.
„Wie kann es sein, dass Melinda dich gefunden hat, wenn sie selber auf dem Weg zur Schule war?“ Sie hatte Julian tief in die Augen gesehen. Melinda zweifelte an der Glaubwürdigkeit ihrer Notlüge und wollte gerade mit der Wahrheit raus rücken, als Julian sie mit dem Ellbogen leicht in die Seite stieß. Dann sprach er leise:
„Ich geb's ja schon zu! Eigentlich weiß ich den Weg her, aber Melinda hat sich in aller Frühe ein Brötchen in der Bäckerei geholt. Ich war zufällig da und stibitze ihr die Schulsachen. Sie lief mir hinterher. Allerdings muss ich falsch abgebogen sein, denn auf einmal wusste ich nicht mehr wo ich mich befand. Es war eine dunkle Gasse, in die noch kein Sonnenlicht gelangt war …“ Er setzte zu einer langen Beschreibung an, was die aufmerksame Frau anscheinend bemerkte und ihn scharf ansah. Er sprach unbeirrt weiter, als wäre nichts geschehen:
„Sie ist mir gefolgt, weil sie natürlich ihre Sachen wieder haben wollte. Da ertönte das erste Klingeln. Ich wurde panisch und hörte ihr Stimme wie sie nach mir rief.“ Dann fügte er schnell hinzu: „Sie kannte meinen Namen aus der Bäckerei. Ich folgte ihrer Stimme und sie und sie lotse mich auf dem schnellsten Weg her.“ Er beendete seine Notlüge, die doch ein oder zwei wahre Punkte hatte.
„Hmm … Fürs erste werde ich ihnen beiden glauben. Melinda wird keine Strafe bekommen, das sie nur einem Dummkopf wie ihnen folgen musste und ihnen den Weg gezeigt hat. Aber sie Herr Manes, können mit einer saftigen Strafe rechnen. Einfach anderen Leuten ihre Sachen stibitzen … Das macht man nicht. Ich werde mir eine angemessene Strafe für sie überlegen.“ Mit diesen Worten geleitete sie die beiden ins Schulgebäude.

Impressum

Texte: Alle Rechte für das Buch liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme mein Buch allen, die in meinem Leben für mich da sind.

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