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Text: June F. Duncan

 

Coverfoto: Bernd Kasper / PIXELIO, www.pixelio.de

 

Kontakt: www.bookrix.de/-june76

Torben

Sorry, Schatz, kann nicht kommen, muss nach Frankfurt. Michael.

Das war jetzt nicht wahr, oder?

Ich starrte auf das grünliche Display meines Handys und fühlte mich dabei so schlecht wie die Farbe auf dem Monitor.

Nicht kommen.

500km war ich mit französischer Bummelbahn und zu Fuß weiter zum Hafen gereist, nachdem mein Corsa hinter Dijon den Geist aufgegeben hatte und jetzt auf einer Raste an der Autobahn vermutlich den Vögeln als Nistkasten diente. Und Michael würde nicht kommen.

Dabei wollten wir zu zweit Urlaub machen – eine ganze Woche lang. Nur wir zwei.

‚Hab’ ich’s dir nicht gesagt?’ Torbens vorlaute Klappe bohrte sich zwischen das Gekreische der Möwen in meinen Kopf.

Idiot! Wenn ich jetzt irgendetwas nicht gebrauchen konnte, dann ein Unterbewusstsein, das mir die besserwisserischen Kommentare meines Kumpels servierte.

Ich klappte das Handy wieder zu und ließ es in meine Tasche sinken.

Das Meer war blau und die Wellen klatschten weit unter mir gegen das muschelbewachsene Hafenbecken.

Es hätte so schön sein können! Zwei Liebende auf der Fähre nach Korsika, Hand in Hand an die Rehling gelehnt, den Blick über das weite Meer schweifend.

‚Aber nicht mit Michael. Das war so klar. Mensch, Clara, der hat sich doch um jedes zweite Treffen mit dir gedrückt.“

Blablabla.

Vielleicht half es, wenn ich sang.

Blöderweise konnte ich nicht singen.

‚Ich sag’s ja, es bringt nichts, die liebende Hausfrau zu mimen. Kuchen backen für ihn und ihn dann mit mir essen, weil er mal wieder absagt.’

‚Du glaubst ja grundsätzlich nicht an die Liebe’, knurrte ich mit zusammengepressten Lippen.

‚Nö – wieso auch? Die ewige Liebe gibt es nicht. Es gibt nur heißen Sex und ein paar Verrückte, die meinen, sich für ewig an einen Menschen binden zu müssen, auch wenn sie sich schon nach zwei Jahren nichts mehr zu sagen haben.’

‚Wenn es diese Verrückten nicht gäbe, hätte unsere Gesellschaft keinen Bestand. Wer zöge dann die Kinder groß, he?’ Genervt kratzte ich am Lack der roten Rehling.

‚Wieso muss man heiraten, um Kinder großzuziehen? Das ist doch Blödsinn. Es gibt Kulturen, da kümmert sich das ganze Dorf um die Kinder.’

‚Und da wirst du noch weniger um eine Ehe herumkommen.’

‚Und? Ist das Liebe? Ist das erststrebenswert?’

Schluss jetzt!

Es reichte, alleine auf der Fähre zu stehen, ich musste nicht auch noch mit meinem nicht anwesenden Kumpel diskutieren.

Ich schob mir das Käppi einen Tick aus dem Gesicht und blickte auf das Deck unter mir. Ein Matrose löste die Leinen von den Docks.

Wieso konnte Michael diese blöde Tagung nicht einfach absagen.

Oder später kommen.

Natürlich! Er würde ein paar Tage später nachkommen. Ich würde in der Zwischenzeit schon mal das Hotel inspizieren, mir ein paar schicke Klamotten kaufen und die besten Liegeplätze auskundschaften. Und wenn er dann käme, dann würden wir zusammen essen gehen, in eines dieser kleinen Lokale, bei Kerzenschein bis tief in die Nacht zusammen sitzen und Hand in Hand am Strand entlang schlendern.

In Gedanken sah ich Torbens grinsende Visage vor mir.

Woher nahm dieser Typ eigentlich sein Selbstbewusstsein? Er war kein Frauenheld, sah nicht wirklich gut aus, trug schrecklich langweilige Kleidung, einen dämlichen Haarschnitt und eine unvorteilhafte Brille. Er sah aus wie ein netter Junge. Aber bestimmt nicht wie ein Lebemann. Und mit einer Frau hatte ich ihn auch noch nie zusammen gesehen, jedenfalls nicht flirtend, nur kumpelhaft halt.

Der Matrose rief etwas auf französisch, was ich nicht verstand.

Auch nicht sonderlich gut aussehend, aber wenigstens braun gebrannt.

Ich mochte gar nicht an Torbens Arme denken, die unter den langärmligen Hemden vermutlich so weiß wie meine Magermilch im Kühlschrank waren.

Wenigstens stand er jetzt nicht neben mir.

Das war wirklich ein Vorteil am Alleinsein. Ich musste mir nicht auch noch Torbens blöden Kommentare anhören.

Über meine durch die Hitze ruinierte Frisur zum Beispiel. Oder darüber, eine viel zu schwere Tasche mitgeschleppt zu haben, die mir abwechselnd links und rechts in den Oberschenkel geknallt war und dort blaue Flecken hinterlassen hatte, während sie jetzt harmlos zu meinen Füßen lag.

Zu meinen schmerzenden und müffelnden Füßen. Weil ich die Schuhe über Nacht angelassen hatte. Konnte ja nicht wissen, ob ich sie ansonsten je wieder in die Schuhe bekommen würde.

Der Motor wurde angelassen und das Schiff manövrierte aus dem Hafen. Ich lehnte mich über die Rehling und sah den Schaumkronen weit unter mir zu, die sich in dem aufbäumendem Wasser kräuselten.

Die hatten’s gut. Keine Probleme mit Männern.

„La place est libre?“ Neben mir tauchte plötzlich ein Mittdreißiger auf. „Tu...“

„Je ne parle pas francais“, antwortete ich schnell, ehe er mich weiter zutexten konnte.

„Oh, tu parle anglais?“

„Nein“, log ich, in der Hoffnung, er würde mich in Ruhe lassen.

Ich und die Schaumkronen weit unter mir, das schien mir gerade eine verlockende Alternative.

„Du kommst aus Deutschland? Hey, ich auch! Die Welt ist klein. Woher bist du?“

Ich ließ meinen Blick fahrig über meinen Nachbarn gleiten: Sunnyboy, braungebrannt, mit nur locker zugeknöpftem Hemd und über den Knien abgeschnittener Jeans. Lächelte.

‚Schnapp ihn dir’, hörte ich Torben sagen.

‚Nein, ich liebe Michael. Ich gehe nicht fremd’, antwortete ich ihm in Gedanken.

‚Ts, wer sagt denn was von fremdgehen. Flirte mit ihm, habe Spaß. Sei nicht so verkrampft. Schließlich hast du Urlaub.’

‚Ich betrüge Michael nicht!’ Das war mir ernst.

Der Sunnyboy zog seine Augenbrauen zusammen und blickte mich fragend an.

„Alles okay?“

„Die Hitze...“, murmelte ich und das war noch nicht einmal gelogen.

„Ja, man, die ist echt der Hammer. Komm, geh’n wir in den Schatten, da drüben ist ein Deck mit Liegen.“

Ich seufzte und bückte mich nach meiner Tasche.

„Ist das deine? Lass mal, ich mach’ das.“

Sah ich schon so fertig aus? Aber wenn er unbedingt wollte.

Also latschte ich hinter ihm her zu dem Deck mit den Liegen und beobachtete, weil ich nichts anderes zu tun hatte, wie sich seine Pomuskeln bei jedem Schritt abwechselnd anspannten und wieder lösten.

Knackig.

Ob das wohl daher kam, dass er im Bett so viel...

Mein Gott, ich hatte schon Entzugserscheinungen!

Torben lachte.

Ich schob Torben beiseite.

Das kam auf keinen Fall in Frage. Auf keinen Fall.

Höchstens ein kleiner Flirt vielleicht... um Michael eifersüchtig zu machen.

 

Der hilfsbereite Sunnyboy stellte sich als Dirk aus Düsseldorf heraus, der genau wie ich eine Woche Urlaub gebucht hatte. Und wie es der Zufall wollte, wohnte er im gleichen Hotel wie ich. Das Schicksal machte es mir nicht leicht.

„Zimmer 19, ich muss dann wohl da lang.“ Dirk fuhr sich durch die kurzen Haare und lächelte. „Sehen wir uns zum Abendessen?“

Ich blies langsam die Luft aus.

„Oh, oh, du musst nicht.“ Abwehrend hob er die Hände.

„Ich bin bloß gerade...“ Verletzen wollte ich ihn nun ja nicht. Da klingelte mein Handy. Michael!

„Sorry, ich muss ran, bis später.“ Ein kurzes Nicken in seine Richtung, dann eilte ich auch schon die Treppen hinauf, das Handy am Ohr.

„Warte einen Moment, ich laufe gerade...“

„Es dauert nicht lange.“

„Ja, aber ich kann dich hier nicht...“

„... werde nicht kommen können.“

„Was?“ Mitten auf dem Absatz blieb ich stehen. „Was hast du gesagt?“

„Komm, du hast es dir doch auch schon gedacht.“

„Was?“ Immer noch

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: June F. Duncan
Bildmaterialien: Coverfoto: Bernd Kasper / PIXELIO, www.pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2013
ISBN: 978-3-7309-6378-4

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