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Sabine war heiß. Verdammt heiß. Sexy lange Beine, einen Mini nur knapp über den Po, flache Brüste, lange offene Haare. Ich fuhr mit meinen Daumen über ihre Brustwarzen, saugte an ihrem Hals und war in Gedanken schon in ihr drin.
„Willst du eigentlich mal heiraten?“
Die Stimme hallte aus weiter Ferne von links an mein Ohr
„Die Ehe ist etwas so Schönes...“
Ich konnte mir ehrlich gesagt grad Schöneres vorstellen.
„Ich meine, ich bin kein Typ für einen One-Night-Stand oder so.“
Ich auch nicht. Wieso nur einmal, wenn es auch zweimal ging – oder dreimal?
„Hey, warum antwortest du nicht? Bin ich etwa nur ein Sexobjekt für dich?“
Verdammt, warum mussten Frauen beim Sex nur immer so viel reden.
Widerstrebend löste ich meine Zunge von ihrem Hals.
„Nein, Süße, bist du nicht. Ich bin einfach nur so wahnsinnig...“
geil auf dich
„beeindruckt von dir...“
„Findest du mich attraktiv?“
Ich grinste und drückte mein Becken an sie. „Na klar.“
„Dann bin ich also doch nur ein Sexobjekt für dich.“ Sie zog einen Schmollmund und knöpfte einen Knopf ihrer Bluse wieder zu.
„Nein, nein.“ Schnell schob ich meine Hand zwischen die Knöpfe, ehe sie noch mehr verdecken konnte. „Ich finde es wirklich toll, dass du dir so ernste Gedanken machst, ich meine, die meisten würden doch jetzt einfach nur ihre Leidenschaft im Sinn haben...“
So wie ich.
Ich setzte meinen besten Hundeblick auf und sah ihr tief in die blauen Augen.
„Ich denke nur, wir sollten uns erst einmal besser kennen lernen. Ich meine, stell dir vor, dir gefällt der Sex nicht. Eine Frau hat doch ein Recht darauf, dass ihr der Sex gefällt, oder nicht?“
Sie nickte, ließ ihre Hand jedoch immer noch auf ihrer Bluse liegen.
„Stell dir vor, du bist mit mir verheiratet, musst mit mir Deppen ein ganzes Leben teilen, darfst nie wieder Sex mit einem anderen haben und ich bes– , befriedige dich nicht. Das will ich dir nicht antun. Das hast du nicht verdient.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Gott sei Dank. Mit einer Erektion in der Hose stehen gelassen zu werden, war so ziemlich das letzte, was ich wollte.
„Warum nicht?“ Ihre großen Augen unter den getuschten Wimpern sahen erwartungsvoll zu mir hoch, während sie ihre Hand auf meine Brust legte und ihren Oberkörper an mich schmiegte.
Ich spürte ihre Finger auf meiner Brust und die Wärme ihrer nackten Beine. Ich wollte sie mit meiner Hand weit auseinanderschieben, damit ich endlich...
„Warum was nicht?“
Wenn ich es nicht schaffte, mich wenigstens noch ein paar Sekunden lang zu konzentrieren, war die Barbi weg.
„Warum ich es nicht verdient habe, mit einem Deppen verheiratet zu sein.“
Deppen verheiratet? Was hatte ich ihr eben noch erzählt? Der einzige Depp hier war ich, ich hatte mir schon wieder die Falsche geangelt.
Konzentrier dich. Warum hatte sie es nicht verdient, mit einem Deppen verheiratet zu sein?
Ich grinste.
„Weil du hübsch bist und klug.“
Klug wollten doch eigentlich alle Frauen sein.
„Und weil du dir...“ Ich hauchte die letzten Worte an ihr Ohr, so dass sie leicht giggelte, „weil du dir so ernste Gedanken machst.“
„Du bist sooo süß!“ Ein dicker Schmatzer drückte sich auf meine Lippen.
Puh, das war gerade noch mal gut gegangen.

„Und, wie war’s?“ Stefan schnippte den Flaschendeckel zur Seite und sah mich neugierig an.
„Die totale Pleite. Erst fragt sie mich, ob ich heiraten will, dann erzählt sie mir von ihren Zukunftsplänen mit Haus und Kindern und letztendlich liegt sie da wie ein Brett... Man, ich hatte Mühe, hinterher noch zu kommen .“
Stefan hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ey, du bist wirklich kein Mann für die Ehe.“
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf das Sofa ihm gegenüber.
„Versuch’s doch mal mit einer Anzeige: ‚Mann sucht Frau für Abenteuer’ oder so. Vielleicht hast du damit mehr Glück. Oder, hey –“ Stefan lehnte sich soweit vornüber, dass er beinahe sein Bier verschüttete. „Wie sieht’s aus mit ‚sexkontakte.com’?“
„Eine Anzeige?“ Darauf hatte ich nicht wirklich Lust. „Wenn ich mich für eine Frau entscheide, dann muss es funken, weißt du, und zwar ordentlich, ich meine körperlich. Das geht doch nicht über ein Blatt Papier oder den Monitor. Wie soll ich denn auf diese Distanz wissen, ob sie etwas für mich ist?“
„Tja, wenn du das nicht willst, dann bleibt nur die altmodische Art...“ Stefan trank einen Schluck Bier, ehe er mich grinsend ansah und weitersprach. „Meine Schwester heiratet in ein paar Wochen – ich kann dich da einschleusen, wenn du willst.“
Heiratet. Schon wieder dieses Gruselwort. Wenn ich zwei Wörter aus der deutschen Sprache streichen könnte, dann wären es „Ehe“ und „heiraten“ .
„Aha.“
„Hey, Thomas, du sollst doch nicht heiraten. Meine Schwester heiratet. Aber du findest dort bestimmt sexy Singlefrauen.“
„... die alle nach dem potenziellen Ehemann suchen und beim Sex von ihren Hochzeitsplänen reden.“ Ich verzog das Gesicht.
„Dafür sind sie alle total willig. Du brauchst gar nichts mehr sagen, füllst sie vorher vielleicht ein bisschen mit Alkohol ab... Ganz einfach.“
Ganz einfach. Ich war mir da nicht so sicher. Ich hasste Hochzeiten. Ich hatte erfolgreich die letzten drei gemieden, auf die ich eingeladen worden war. Und jetzt sollte ich zu der vierten hingehen? Unmöglich!
„Ich sag ihr einfach Bescheid, dass du mitkommst.“
„Ne, lass mal.“
„Quatsch jetzt, das wird lustig. Wir amüsieren uns ein bisschen und das war’s.“
„Was ist mit Petra?“
„Ach, wenn sie sich nicht meldet und meint, alleine in London rumziehen zu müssen, dann kann sie mich mal...“
Mir war nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, aber wenn Stefan sogar Petra, seine langjährige Freundin ignorierte, dann konnte ich mich wohl kaum rausreden.
„Okay, gut. Was müssen wir mitnehmen – außer den Gummis?“

„Du bist also der Mann mit der Ehephobie?“ Eine Frau mit Korkenzieherlocken und Cindy-Crawford-Lippen hielt mir ein Sektglas entgegen. „Willst du?“
Nach dieser Begrüßung am besten gleich zwei.
Ich nahm ihr den dünnen Stil aus den Fingern.
Täuschte ich mich, oder hatte ihr Finger gerade meinen berührt?
„Und du bist also die Braut?“ Ich nippte an meinem Glas und blickte bei einem unverfänglichen Rundumblick in ihren Ausschnitt. Wow , der konnte sich sehen lassen.
„Seh’ ich so aus? Nein, ganz sicher nicht.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass sie gar kein weißes Kleid trug. „Ich bin die Freundin.“
„Der Braut?“
„Von wem denn sonst? Sag mal, hast du schon auf dem Weg hierher getrunken?“
„Nein.“
Doch. Eine Flasche Bier, oder vielleicht auch zwei. Um den Hochzeitsirrsinn leichter ertragen zu können . Aber daran lag es nicht.
„Ich wollte nur sichergehen.“
„Dass ich noch Single bin?“
„Nein, dass...“
Dass was?
Verdammt, mir fiel nichts Gescheites ein.
Also umschalten auf Gegenangriff. Breites Lächeln aufgesetzt und:
„Ja.“
Sie lachte. „Nein, bin ich nicht. Ich bin kein Single.“
Mist.
„Und dein Freund – oder Mann – wo ist der?“
„Oh der –“ sie machte eine kurze Pause und blickte über den Saal mit den Gästen. „Der ist zur Zeit geschäftlich unterwegs.“
Ich unterdrückte ein Grinsen. Das war ja eigentlich noch besser. Wenn es mir gelang, diese Frau ins Bett zu schleifen, würde sie mir sicher nicht mit Ehe und so kommen.
„Ich bin übrigens Thomas.“ Ich streckte ihr die Hand entgegen.
„Ich weiß.“ Sie lächelte. „Svenja.“
Eine Sekunde lang berührten sich unsere Hände und ich fühlte mich, als hätte ich die Lüsterklemme des Ladegerätes für meine Autobatterie bei laufendem Betrieb angefasst.
„Ich muss dann mal wieder. Man sieht sich.“ Und damit drehte sie sich um, wippende Korkenzieherlocken auf ihrem Kopf und einen geilen sich sanft wiegenden Hintern davontragend.
„Na, gefällt sie dir?“ Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sich Stefan zu uns gestellt hatte.
„Hm.“ Ich drehte mich zu ihm um, beobachtete jedoch aus den Augenwinkeln Svenja, wie sie mit ihrem Glas in der Hand einem Paar gegenüber stand, den Ellenbogen knapp über dem Hüftknochen, der Stoff ihres Kleides weich und anschmiegsam über dem Becken. In Gedanken fuhr ich mit meiner Hand ihren Oberschenkel hoch und schob den Rock nach oben.
Verdammt, die Feier hatte gerade erst angefangen. Ich musste mich zusammenreißen.
Abrupt drehte ich mich wieder zu Stefan um. „Ja, sie gefällt mir. Wer ist sie?“
„Ninas Freundin.“
„Verheiratet?“
Als wenn ich nicht schon wüsste, dass sie gebunden war.
„Ich glaube nicht. Frag sie doch.“
„Das werde ich.“ Ich grinste und wir prosteten uns zu.
Nie würde ich das H-Wort in den Mund nehmen. War mir egal, ob sie verheiratet war oder bloß einen Freund hatte. Alles, was ich wollte, war ein bisschen unverbindlicher Sex, vielleicht nachher, wenn der Abend etwas weiter fortgeschritten war. Wir würden sehen.
Bevor ich mir jedoch weitere Gedanken über Svenja und mich bei nächtlichen Aktivitäten machen konnte, wurde der erste Toast auf das Paar ausgesprochen.
„Alle eure lieben Freunde hier versammelt ... für eure gemeinsame Zukunft ... wünschen euch viel Freude und Liebe... in guten und in schlechten Zeiten ... ihr habt den Partner fürs Leben gefunden...“
Blablabla. Was für eine Vorstellung. Ein Partner für den Rest seines Lebens. Nie wieder Sex mit irgendjemand anderem. Dann der Verfall im Alter, die Falten, Hängebusen, grauen Haare – mal ehrlich, das konnten die Leute doch nicht ernsthaft wollen?
Ich schüttelte mich und versuchte, unauffällig rückwärts zu gehen, um dem Gelaber zu entkommen.
„Hey “, zischte es plötzlich von hinten. Ich drehte mich um. Eine korpulente Dame mit einer Oberweite wie in den Clever und Smart - Comics sah mich missbilligend an.
„Entschuldigen Sie, wo ist denn hier das Klo?“, versuchte ich mich rauszureden.
„Pssst, doch nicht jetzt.“
Wie, nicht jetzt? Und was sollte mann tun, wenn er musste?
Ab nach draußen und hinter einen Baum stellen. Genau.
Ich nahm im Vorbeigehen ein Bier mit und schob mich möglichst unauffällig durch die Tür ins Freie. Erleichtert atmete ich aus.
„Na, auch keine Lust auf das Geseier?“ An einem der Bistrotische stand ein hagerer Mann mit Nickelbrille, sein Bier zwischen die Hände geklemmt. Martin, stellte er sich vor. Wir verstanden uns auf Anhieb. Unterhielten uns über die Unmöglichkeit, zwischen Mann und Frau eine harmonische Beziehung herzustellen, über die Präsidentenwahl in den USA, das letzte Fußballspiel von Hertha gegen den HSV, ob die Berliner oder die Hamburger Currywurst die beste war und ob Katzenberges Haare nun natürlich blond oder nicht doch gefärbt waren, kamen dann darüber ein, dass das eigentlich egal war, weil die Frau andere Qualitäten hatte, diskutierten darüber, ob eine Frau wie sie sich gerade oder gerade nicht für die Ehe eignete und unterbrachen unser Gespräch nur, wenn der eine oder andere von uns rein ging, um flüssigen Nachschub zu holen. Währenddessen wurde drinnen gelacht und getanzt, ein Geschenk nach dem nächsten dem Paar überreicht und ein blödes Spiel nach dem anderen gespielt. Für mich hätte der Abend ewig so weitergehen können, ich fühlte mich geradewegs beschwingt und kam zu dem Schluss, dass so eine H, deren Namen ich nie aussprechen würde, doch im Grunde eine ganz nette Angelegenheit war.
Bis sie nach draußen kam.
Die Korkenzieherlocken erinnerten mich an den Mund, der Mund an den Ausschnitt, der Ausschnitt an die Hüfte, und die Hüfte daran, dass ich eigentlich nicht hergekommen war, um den ganzen Abend über Bier mit einem fremden Mann zu trinken.
„Ah, hier steckst du.“
Die Hüfte kam sanft schaukelnd auf mich zu.
„Hast wohl kein Interesse an Hochzeitssprüchen und –spielen?“
Ich versuchte die Zähne auseinanderzunehmen, um ein „Nein“ zu antworten , blieb dann jedoch bei dem Gedanken daran, was ich mit meinem Mund bei dieser Frau alles anstellen könnte, hängen.
„Komm rein, ist lustig drinnen. Sie spielen gerade ‚Spaghetti im Strohhalm versenken’.“
Spaghetti im Strohhalm versenken. Ich war zu blau, um laut zu protestieren und zu geil, um es zu wollen. Meine Samenstränge füllten sich mit Proteinen, da war ich machtlos, also trottete ich wie ein kleines Hündchen hinter ihr her.
Kaum hatten wir die Tür passiert, drückten uns eine Anna und ein Uwe auch schon ein Strohhalm und eine Spaghettinudel in die Hand.
„... Und weil wir ja wollen, dass ihr euch in den anderen Partner einzufühlen lernt, tauschen wir dieses Mal die Rollen.“ Ein hochmotivierter junger Mann mit Elvistolle gakelte vorne auf dem Podium. „Also, alle Männer: Steckt euch den Strohhalm in den Mund und alle Frauen, führt die Spaghetti gaaanz tieeeeef in ihn ein.“ Gelächter aus dem Publikum. „Auf drei. Eins, zwei, drei!“
Ich nahm den Strohhalm in den Mund und versuchte, mich auf die Spaghetti zu konzentrieren, damit Svenja sie hineinschieben konnte.
„Ey, wackel nich dscho“, nuschelte Svenja mit der Spaghetti im Mund.
Ich wackelte gar nicht, sie wackelte.
Na gut, konzentrierte ich mich halt auf etwas anderes. Auf ihren Busen vielleicht.
„Hey!“
Verdammt, der war zu tief. Svenja hatte mit der Spaghetti daneben gezielt und sie zur Hälfte abgebrochen.
Ein dritter Versuch. Ich konzentrierte mich auf ihre Augen. Schöne mandelförmige Augen. Leichter Liedschatten, ein bisschen Wimperntusche. Plötzlich schlug sie die Augenlieder hoch und sah mich an. Grüngraue Iris. Leichte Sprenkel. Sie hatte es geschafft und die Spaghetti im Strohhalm versenkt. Schade eigentlich.
Ich wollte mich gerade rückwärts bewegen und diesen dummen Strohhalm entfernen, als ihre Lippen das kleine Plastikrohr umschlossen. Sie schob es sich etwas tiefer in den Mund, dann ließ sie es wieder hinausgleiten. Schob es nochmals tiefer in den Mund, spielte mit ihrer Zunge daran, ließ es wieder hinausgleiten, fuhr mit ihrer Zunge über das Rohr – ich verlor fast die Besinnung und blöderweise den Strohhalm.
„Eiei, du bist ja ziemlich heiß...“ Sie bückte sich nach dem Strohhalm und fuhr dann mit ihm über meinen Brustkorb, umkreiste meine Warze. Erst links, dann rechts.
„Vielleicht sollten wir uns abkühlen“, sagte ich und räusperte mich.
„Hm, ja, vielleicht.“
Ja vielleicht? Ich wollte sie am liebsten auf den nächsten Tisch dort werfen, mitten in den Wackelpudding hinein und ihr dann das ganze klebrige Zeug vom Körper lecken.
„Na gut, okay. Sonst bin ich noch schuldig an dem Verbrennungstod eines armen Mannes.“ Sie lachte und schob mich zur Tür. Draußen stand immer noch Martin mit seinem Bier an einem Bistrotisch. Auf einmal kam er mir bedauernswert vor. Fast hätte ich ihn zu uns eingeladen. Aber nur fast.
„Geh’n wir spazieren.“ Svenja hakte mich bei ihr ein und zog mich vom Hof des Gasthauses hinunter auf einen angrenzenden Feldweg. Ich wusste, eigentlich sollte ich mich jetzt mit ihr unterhalten, über ihren Beruf und ihre Hobbies, die Freunde und ihre Zukunftspläne – Frauen wollten so etwas – aber mir kam kein Wort über die Lippen. Durch den Nebel meines Verstandes dachte ich nur noch an eins: Sex. Plötzlich zog sie mich auf einen Acker.
„Was hältst du davon?“
„Hm?“
Sie hatte ein schön geschwungenes Becken und einen großartig geformten Hintern, auf den ich am liebsten meine Hand gelegt hätte.
„Aha, mein Po gefällt dir also. Den meinte ich aber nicht.“
Ach du Schande, war meine Hand tatsächlich abwärts gerutscht? Was war nur mit mir los, so neben mir hatte ich schon lange nicht mehr gestanden.
„Ich meinte, was du von denen hier hältst.“ Sie schob sich seitlich an mich heran, legte ihre linke Hand auf meinen Hintern und hob mit der rechten Hand mein Kinn hoch.
Ich war im Himmel. So schnell war ich noch nie am Ziel gewesen. Eine sexy Frau an meiner Seite, ihre Hand auf meinem Körper, keine Diskussion über Heiraten und Ehe und das Beste: Wir zwei alleine auf einem Feld, keine Menschenseele in der Nähe, niemand, der uns daran hindern konnte, die Freuden der Fleischeslust zu genießen, in diesem braunen Acker hier, direkt in Mutter Natur, wo weit und breit nichts zu sehen war außer...
Die Beule, die gerade noch in meiner Hose zu spüren gewesen war, begann zu schrumpfen. Ein Alptraum. Ich befand mich in einem Alptraum. Es war schlimmer als ein Alptraum, es war das schlimmstmöglichste, was einem geilen Mann passieren konnte. Gott sei Dank, dass ich noch nicht in ihr drin gewesen war, jetzt konnte ich nicht mehr, ich konnte nie wieder...
„Zitterst du?“
„Was, ich?“
„Ja, du fühlst dich an, als würdest du zittern. Warte, ich wärme dich ein bisschen.“
Ich spürte, wie Svenja ihre Hände über meinen Oberkörper gleiten ließ, doch ich spürte sie nicht wirklich. Das, was ich sah, war zu schrecklich, zu katastrophal, als dass ich noch irgendetwas anderes fühlen konnte, als das Bedürfnis wegzulaufen.
„Ist alles okay mit dir? Ach du meine Güte, du hast wirklich eine Ehephobie. Ich dachte, das sei nur ein Scherz, als Nina mir das erzählte.“
„Kein Scherz“, murmelte ich und starrte weiterhin auf die großen Fratzen, die mir aus dem Dunkeln entgegen blickten, aufgesetzt glücklich.
„Also ich finde sie süß. Sieh mal, diese Details. Sogar die Pupillen haben sie nachgemacht.“
„Nachgemacht? Pupillen?“ Ich sah nur ein überdimensional großes Brautpaar, das blöd grinsend auf uns, auf mich, hinabsah.
„Also ehrlich, die tun dir doch nichts.“ Svenja kicherte und wanderte mit ihrer Hand unter mein Hemd. „Ich finde, wir sollten’s hier machen. Als Anti-Angst-Training.“ Sie hauchte die letzten Worte in meine Halsbeuge, dann küsste sie meine Haut, meinen Kehlkopf, wanderte mit ihren Lippen höher, bis sie meinen Mund erreicht hatte. Ich spürte, wie sie ihre Zunge zwischen meine Lippen schob, und stand dort wie zur Salzsäule erstarrt. Ich konnte nicht. Ich konnte keinen Sex haben, wenn mich jemand dabei beobachtete. Und schon gar nicht, wenn es sich dabei um ein Brautpaar handelte, das mir die ganze Zeit zugriente, dass der Kerker der Ehe die eigentliche Erfüllung sei.
„Okay, da müssen wir wohl härtere Geschütze auffahren“, sagte Svenja plötzlich und drückte mich auf den Boden. Meine Beine waren so seltsam wabbelig und mein Kopf so schwindelig, dass ich ihr kaum etwas entgegensetzen konnte. Zielstrebig beugte sie sich über mich, öffnete mein Hemd und meine Hose. Sie nuckelte an meinen Warzen, fuhr mit den Händen meinen Bauch hinunter und glitt tiefer. Als sie sich umdrehte und ihr wohlgeformter Po die bösen Fratzen verdeckte, konnte ich mich endlich entspannen. Himmel, was tat sie da mit ihren Händen und ihrem Mund! Ich stöhnte und legte meine Hände auf ihre Pobacken, streichelte über ihre Schenkel. Plötzlich drehte sie sich zur Seite. Sofort ragte wieder drohend das glückselige Brautpaar über uns auf.
„Soll ja ein Anti-Angst-Training sein“, sagte sie und zwinkerte mir zu, während sie mein bestes Stück in der einen Hand hielt und mit der anderen meine Brust hochfuhr.
Ich konnte nichts dagegen tun, aber er wurde weich. Das war mir noch nie passiert. Na gut, vielleicht wenn die Frau plötzlich anfing, vom H-Wort zu sprechen.
„Hast du zu viel getrunken?“
„Nein.“
Niemals. Getrunken ja, aber zu viel bestimmt nicht. In Anbetracht von H-feiern und monströsen Brautpaaren, die einen sogar bis in das Liebesleben hinein verfolgten, konnte ich nicht stoned genug sein.
„Du erschlaffst.“
„Nein.“
„Doch, tust du. Ich fühl es. Ich hab doch meine Hand drumherum.“ Sie lächelte und gab mir einen Kuss auf das Kinn. „Ich glaube, du hast doch zu viel getrunken.“
„Kannst du deinen Hintern wieder vor diese Monster schieben, bitte, dann...“
Hatte ich sie etwa gerade angebettelt?
Ich war betrunken. Hacke voll. Mindestens. Ein Wunder, dass ich überhaupt einen hoch bekam. Das war eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit in meinem Zustand.
Sie schob mir wieder ihren Po entgegen und ich vergrub meine Nase in ihrem warmen Rock. Sie roch gut. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber sie roch gut.
Und das, was sie tat, fühlte sich gut an. Wahnsinnig gut an. Sie ließ sich soviel Zeit, dass es schmerzte. Ich stöhnte erneut, schob meine Hände unter ihr Kleid und streichelte sie. Mein bestes Stück war so hart, dass ich damit hätte Beton durchschlagen können. Erneut wollte sie sich umdrehen, doch ich hielt sie fest.
„Später... zweites Mal... nicht jetzt...“ keuchte ich und schob sie komplett über mich. Unter ihrem dunklen Rock gab es keine Geister mehr, die mich verfolgten, keine aufdringlich grinsenden Brautpaare, nur noch sie und das, was sie mit mir machte. Als ich in ihr kam, war ich im Himmel. Ich hörte ein leises Spucken und ein „Bäh, schmeckt widerlich“ und musste grinsen. Dann machte ich mich daran, ihr den Rest zu geben. Ich ließ es nicht zu, dass sie sich umdrehte, und spürte das Zittern, als sie kam. Für einige wundervolle Minuten war ich im Paradies. Dann drehte sie sich um und diese grinsenden Fratzen erschienen wieder über uns. Ich kniff die Augen zusammen wie ein kleines Kind.
„Oh, Süßer, so schlimm?“
„Furchtbar“, murmelte ich und zog sie auf mich, vergrub meine Nase in ihrem Ausschnitt, so dass ich die Gesichter nicht sehen musste.
Sie kicherte. „Ich glaube, du bist wirklich ein bisschen betrunken. Aber keine Sorge“ Sie küsste mich auf die Stirn. „Ich werde dich beschützen.“
„Versprochen?“, fragte ich und konnte nicht umhin zu grinsen.
Sie hob die rechte Hand zum Eid. „Versprochen.“
Wahrscheinlich war ich wirklich sternhagel voll. Ich sah so viel Nebel und so seltsam verschwommen. Und so ängstlich war ich sonst auch nicht. Wer weiß, was die mir in das Bier gekippt hatten. Las man doch immer wieder von, von dieser Partydroge. Wahrscheinlich wollte mich jemand betäuben, dieser Martin, genau. Wer steht schon während einer H-feier die ganze Zeit alleine draußen rum? Der hatte doch nur darauf gewartet, dass jemand zu ihm kam und ihm hilflos ausgeliefert war.
Aber jetzt hatte ich ja Svenja. Sie würde mich beschützen bis zum nächsten Morgen, bis der Rausch verschwunden war und ich wieder klar denken konnte.
Sie blieb doch bis zum nächsten Morgen?
Oder wollte sie anschließend noch zu ihrem Freund?
Ein Telefon klingelte. Ihr Handy.
„Moment, bin gleich zurück“, sagte sie zu mir und entfernte sich einige Schritte. Ließ mich allein mit diesen Fratzen. Wahrscheinlich würde sie überhaupt nicht wieder zurückkehren, sondern mich so verlassen, wie ich all die anderen Frauen verlassen hatte, sobald sie anfingen von Ehe und heiraten zu sprechen. Sabine eingeschlossen. Ein One-Night-Stand war sie für mich gewesen, nichts weiter. Ihre Anrufe hatte ich unbeantwortet gelassen. Ich konnte nicht. Ich konnte nicht mit einer Frau zusammensein, die nur ans Heiraten, Kinderkriegen und Sich-Festsetzen dachte.
Unbeholfen zog ich mir meine Hose wieder hoch.
„Nanu, willst du schon gehen? Ich dachte, die Nacht hat gerade erst angefangen?“ Svenja beugte sich von hinten über meine Schulter und fuhr mit ihrer Hand über meinen Bauch.
„Ich dachte, du wolltest...“
„Ach, papperlapapp.“ Sie setzte sich auf mich, schlang ihre Arme um meinen Oberkörper und küsste mich. Wenn mir bloß nicht so verdammt schwindelig gewesen wäre.
„Du bist betrunken!“, sagte sie, als sie zuließ, dass ich mich wieder hinlegte. „Na ja, vielleicht ganz gut, wenn du dich morgen an nichts erinnern kannst.“
„Wieso?“
Ich wollte mich an sie erinnern, sie fühlte sich gut an und sie war großartig – sie sprach kein Wort über das H. Es war das erste Mal seit langem, dass ich mich wieder so intensiv zu einer Frau hingezogen fühlte.
„Nina hat erzählt, dass du eigentlich nur noch One-Night-Stands hast. Wenn du dich morgen nicht an mich erinnerst, machen wir’s vielleicht noch ein zweites Mal.“ Sie lachte.
„Wenn du nicht anfängst vom Heiraten und Kinderkriegen zu reden, machen wir’s vielleicht sogar noch ein drittes Mal“, sagte ich. ‚Und wenn diese Fratzen endlich verschwunden sind’, fügte ich in Gedanken hinzu.
Svenja hielt einen Moment inne.
Hatte ich sie jetzt verschreckt? Würde sie jetzt aufspringen und mich verlassen? Ich wollte nicht, dass sie mich verließ.
„Ich meine nur...“, begann ich. „Du fühlst dich wahnsinnig gut an und vielleicht lernen wir uns auch näher kennen...“
Perfekt. Das war mein Standardspruch bei meinen Ausflüchten gegenüber den anderen Frauen. Das würde sie sicher nicht überzeugen zu bleiben.
„Sicher würde ich dich gern näher kennen lernen“, verbesserte ich mich. „Aber heiraten... Dafür bin ich einfach nicht der Typ.“
Das war die Wahrheit. In der Ehe fühlte ich mich eingeengt, tot.
Svenja nickte und massierte wieder meine Brust.
„Bin ich auch nicht. Ist altmodisch, so was.“
Auf einmal begannen die Gesichter, die hoch im Dunkeln über uns ragten, weniger bedrohlich zu wirken. Ich wusste, dass sie mich tatsächlich vor ihnen beschützen würde, genau so wie ich wusste, dass ich nicht ganz bei Sinnen sein konnte.
Ich blendete meine wirren Gedanken aus und zog ihren Oberkörper wieder über mich, küsste sie, streichelte sie, schob meine Hände unter ihr Kleid, spürte ihre warme weiche Haut. Als ich das nächste Mal kam, war ich in ihr drin. Weich und warm umhüllte sie mich, ihr Oberkörper ein Schutzschild gegen die bösen Fratzen im Hintergrund, ihr Becken mein Zuhause. Ich schlief auf dem Feld ein und erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich im Frühnebel über den Acker schoben.
Svenja lag halb auf mir, eine Korkenzieherlocke hatte sich auf ihre Lippen gelegt. Ich wollte sie nicht wecken, aber mir taten die Knochen weh. Außerdem spürte ich plötzlich ihren weichen Busen. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn anfassen. Ein leises Brummen war die Antwort, ehe sie die Augen aufschlug.
„Du hast es also nicht vergessen“, sagte sie mit Blick auf meine Hand, die sich auf ihre weiche Rundung gelegt hatte.
„Ich bin mir nicht sicher, was von dem, an das ich mich erinnere, real war oder nicht. Ich finde...“ Ich zog sie wieder auf mich. „Wir sollten das überprüfen.“
Ich war mir tatsächlich nicht sicher, ob ich geträumt hatte oder wach gewesen war, aber mein Kopf verriet mir, dass ich einen starken Kater hatte. Sex war sicher eine gute Lösung in solchen Fällen, Durchblutung förderte schließlich den Alkoholabbau.
„Na, dann wollen wir das mal tun“, sagte sie und umschloss meine Lippen mit einem Kuss, ehe ihre Hände tiefer wanderten und ich die Augen schloss, um nichts anderes zu spüren als ihre Berührungen.
„Gestern Nacht war irgendwie komisch“, sagte ich schließlich, als wir wieder Arm in Arm zusammenlagen. „Mich hat irgendsoein überdimensional blödgrinsendes Brautpaar verfolgt.“
Svenja lachte. Sie lachte und lachte und lachte, dass ich fast fürchtete, sie bekäme einen Schluckauf.
„Ja, ich weiß, ich war betrunken“, gab ich zu. „Du hattest Recht. Aber verdammt, du hättest sie sehen sollen, diese Fratzen, die uns von oben herab die ganze Zeit beobachteten, jede kleinste Bewegung...“
Svenja nahm meinen Kopf in ihre Hände und zog ihn zu sich herab.
„Ich habe sie gesehen, das Brautpaar. Und weißt du was...“ Sie flüsterte bedeutungsvoll. „Sie sind noch immer hier.“
Eine Sekunde lang fuhr mir so etwas wie Angst in die Glieder. Dann schüttelte ich energisch den Kopf.
„Doch, sieh mal.“ Sie richtete sich auf und drehte meinen Kopf zur Seite. „Sieh mal da. Das ist das Brautpaar, das uns gestern die ganze Nacht über beobachtet hat“.
Ich sah in die Richtung, in die sie meinen Kopf gedreht hatte und erblickte etwas schwarzes und etwas weißes. Dann sah ich höher und noch höher und schließlich in die dazu passenden Gesichter – es waren Strohpuppen vom Erntedankfest, die dort auf dem Acker standen. Zwei riesige Strohpuppen, eine als Braut und eine als Bräutigam verkleidet.
Ich brauchte eine Sekunde, bis ich verstand. Dann fiel mir ein Stein vom Herzen und ich lachte so stark, dass mir die Tränen in die Augen schossen.
„Mein Gott, ich war betrunken. Ich war total betrunken.“
„Hm. Interessant, wie du es in dem Zustand geschafft hast, zweimal zu kommen“, nickte Svenja und schob ihre Hand unter mein Hemd.
„Meinst du, du schaffst noch ein viertes Mal, ehe es ganz hell wird?“
Ich zog sie an mich und fuhr mit meiner Hand über ihren knackigen Po. „Ich gebe mir Mühe. Nur eine Sache noch...“ Ich atmete tief ein und wappnete mich für die kommende Frage und vor allem für die kommende Antwort. Ich hatte mich verliebt und ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen, aber ich musste es.
„Dein Freund... Was ist mit dem?“
„Oh der...“, Svenja lächelte. „Der ist erst mal eine ganze Weile nicht da. Du suchst doch nichts Ernstes, oder? Nur ein bisschen unverfänglichen Sex?“
„Ja.“
Ja? Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher.
„Dann küss mich.“
Ich sah ihre Cindy-Crawford-Lippen, ich sah die Strohpuppen auf dem Feld und ich hätte schwören können, dass sie zufrieden grinsten, bevor ich die Augen schloss, um Svenja zu küssen.

Impressum

Texte: June F. Duncan
Bildmaterialien: www.123gif.de
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2012

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