Müde packte ich meine Sachen zusammen. Endlich Wochenende! Der Kellnerjob bei Starbucks war zwar nicht das Wahre, doch ich konnte davon leben. Bevor ich aus der Tür verschwand, rief ich meiner Arbeitskollegin noch ein "Tschüss" hinterher und trat an die kalte Nachtluft. Ende Oktober war es doch nicht mehr so warm und ich zog meinen Mantel enger um mich, schließlich wollte ich mich nicht erkälten. Langsam ging ich den schwach beleuchteten Weg durch den Park, es war zwar schon unheimlich doch ich konnte mich schließlich gut wehren. Nicht das ich besonders kräftig war oder schnell, nein, ich konnte jemanden ganz anders verletzen. Mit Feuer. Ich konnte es kontrollieren. Das erste Mal als ich das erkannte, war schon lange her.
*FLASHBACK*
Zitternd lag ich in meinem Bett. Ich konnte sie schon wieder streiten hören. Gleich würde sie ihn wieder beschimpfen und er würde ihr wehtun. Sie dachten, da ich erst 8 Jahre alt war, dass ich nichts von alldem mitbekommen würde. Doch bei dem Krach den sie machten, konnte ich nicht schlafen und am nächsten Morgen würde meine Mutter wieder mit einem blauen Auge beim Frühstück sitzen. Wie konnte er nur so etwas tun, er sagte immer er liebt Mama, doch wenn man jemanden liebt dann schlägt man ihn doch nicht. Wütend auf ihn kroch ich aus meinem Bett und ging mit festen Schritten Richtung Küche. Ich öffnete die Tür und sah gerade wie Papa auf Mama einschlug. Geschockt blieb ich im Türrahmen stehen und versuchte erstmal die Situation zu verarbeiten. Mama stand mit dem Rücken zur Küchentheke und hatte schützend die Hände vor dem Kopf erhoben, dahinter halb verborgen sah ich ihr tränennasses Gesicht. Er stand mit geballten Fäusten vor ihr und ließ diese immer wieder auf sie niederprasseln. Vor Wut war sein Gesicht zu einer Grimasse verzerrt und ich roch seine Alkoholfahne. Plötzlich fühlte ich Wut in mir aufsteigen. Meine Hände ballten sich zu festen Fäusten und ich spannte mich an. Ich wünschte mir ihm endlich alles zurückzugeben, was er Mama angetan hatte und das ich ihn tief verletzte. Plötzlich schoss aus meiner Hand eine Feuerkugel und traf ihn direkt ins Gesicht. Geschockt schaute ich auf meine Hände nieder und dann zu meinen Eltern. Er hielt sich seine linke Gesichtshälfte und meine Mutter stand geschockt daneben. "Du wirst ihr nie wieder wehtun!", sagte ich mit fester Stimme. Zuerst sah er mich irritiert an, doch als er mein Gesicht sah, nickte er bloß stumm und lief aus der Tür. Ängstlich sah ich meine Mutter an, die mich etwas verwirrt anstarrte und mich dann in eine lange Umarmung zog.
*FLASHBACK ENDE*
Er war nie wieder gekommen und meine Mutter und ich lebten normal weiter, als sie plötzlich aus meinem Leben gerissen wurde. Ein Autounfall. Von einem Tag auf den anderen war sie nicht mehr da. Das war jetzt 2 Jahre her und es schmerzte immer noch. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben gewesen und jetzt war sie fort. Für immer.
Traurig schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Ich war nachdem sie verstorben war in ein Waisenhaus gekommen und hatte die Schule fertig gemacht. Dann war ich in eine eigene Wohnung in London gezogen und arbeitete nun als Kellnerin bei der Kaffeehaus-Kette Starbucks.
Plötzlich hörte ich neben mir ein Knacken und fuhr erschrocken herum. Fang ich jetzt auch noch an zu Fantasieren? Toll. Doch das Gefühl verfolgt zu werden, ließ mich nicht los und ich begann schneller zu gehen. Als ich den Park fast verlassen hatte, packte mich jemand an der Schulter. Panisch drehte ich mich um, meine Kräfte bereit um sie den Angreifer spüren zu lassen. Vor mir stand ein etwa 1,85 Meter großer, durchtrainierter Typ, mit schwarzen Haaren und grünen Augen. Er war wirklich groß, aber für mich mit meinen knappen 1,70 war das auch nicht verwunderlich. Forschend sah ich ihm ins Gesicht um zu sehen was er vorhatte, doch er grinste mich nur an. "Hallo Jamie.", sagte er immer noch grinsend. Entsetzt starrte ich ihn an und erwiderte kalt: "Woher kennst du meinen Namen?" Sein Grinsen verblasste und er antwortete mit ernstem Gesicht: "Das kann ich dir hier schlecht erzählen, doch du musst mit mir mitkommen. Du bist in Gefahr." Innerlich lachend sagte ich: "Danke, aber falls ich in Gefahr wäre, kann ich mich gut selbst verteidigen." Was glaubte der Typ eigentlich wer er ist? Oder denkt er etwa wenn er mich bittet mit ihm mitzukommen, da ich angeblich in Gefahr war, das ich das einfach mache? Und das gruseligste ist ja das er meinen Namen kennt! Langsam wurde mir das hier echt zu blöd. Ich wollte einfach nur nach Hause und mich in meiner Badewanne entspannen. "Nerv jemanden anderen und lass mich in Ruhe!", sagte ich mit eisiger Stimme zu ihm, drehte mich auf dem Absatz um und stolzierte davon. Manche Menschen, echt.
Der weitere Rückweg verlief ohne Zwischenfälle und als ich die Haustüre öffnete, ließ ich meine Sachen mit einem Seufzer auf den Boden fallen. Schnell ging ich ins Badezimmer und drehte das Wasser auf, um schon mal die Badewanne zu füllen. Danach ging ich ins Schlafzimmer und suchte mir eine Jogginghose und ein einfaches Top heraus. Das legte ich zusammen mit frischer Unterwäsche ins Badezimmer. Letztendlich ging ich noch in die Küche um mir einen Bananen-Milchshake zu machen. Als ich fertig war, lief ich zurück ins Bad, drehte meine Stereoanlage auf, entledigte mich meiner Klamotten und stieg in die Wanne. Entspannt schloss ich meine Augen und summte zu Ed Sheerans's Lego House, als ich es plötzlich in der Küche scheppern hörte. Genervt öffnete ich meine Augen und stieg aus dem warmen Wasser. Schnell schlüpfte ich in die Jogginghose und das Top und ging leise Richtung Küche. Nichtmal in der Wanne konnte man sich noch entspannen! Ich war richtig angepisst.
Als ich in der Küche ankam, bekam ich einen riesen Schreck. Alles war verwüstet, die Schubladen herausgerissen, das Geschirr am Boden zersprungen und mitten in diesem Saustall saß etwas. Es sah aus wie ein Skelett mit einem Katzenpelz als Mantel und war etwa so groß wie eine deutsche Dogge. Anscheinend hatte es mein Eintreten bemerkt, denn jetzt starrte es mich mit gelben Augen an. Als ich in diese Augen sah, sah ich das ganze Leid dieser Welt vor mir. Grauen, Schrecken, Wut und Hass. Nur mit einem Blick dieser Kreatur erstarrte ich zu einer Salzsäule und fing an zu zittern. Langsam kam es auf mich zu, doch ich konnte mich nicht bewegen. Plötzlich wurde ich zur Seite gestoßen und jemand, nein, etwas Riesiges warf sich auf die Kreatur. Die zweite Kreatur war schwarz und hatte glänzendes Fell. Es sah aus wie ein, nein das war unmöglich. Aber es sah wirklich wie ein Panther aus. Entsetzt realisierte ich erst jetzt die Situation. Da kämpften zwei Kreaturen, wobei es eine noch nicht einmal auf dieser Welt geben sollte, auf meinem Küchenboden. Schnell rannte ich in mein Schlafzimmer und verriegelte die Tür hinter mir. Ich wollte unbedingt raus hier, doch da ich nicht dumm war, lief ich zuerst zu meinem Kleiderschrank und zog mir eine Jeans, ein paar Shirts, Socken, Unterwäsche und Pullis heraus. Das packte ich alles in eine Sporttasche und gratulierte mir selbst, da ich mir extra eine Tür vom Schlafzimmer ins Bad hab einbauen lassen. Also huschte ich schnell hinüber und packte in aller Eile meinen Kulturbeutel. Den warf ich dann auch in die Tasche, warf noch meine Wertsachen, wie Ausweis, Geld und Schlüssel, hinterher und zog mich warm an. Leise horchte ich an der Tür und konnte zum Glück immer noch Kampfgeräusche aus der Küche hören. Schnell riss ich die Tür auf, sprintete in den Vorraum, zog mir Jacke, Schal, Mütze, Handschuhe und Schuhe an und verschwand aus der Wohnung.
Ich rannte einfach drauflos, ohne zu schauen wohin. Einfach nur weg. Als ich völlig außer Puste an einer Hauswand gelehnt stand, sah ich mich erstmal um. Ich war durch halb London gelaufen, wie ich feststellte und versuchte mich erstmal zu orientieren. Ganz in meiner Nähe entdeckte ich die Themse und die Towerbridge, also waren in der Nähe hoffentlich noch Pensionen frei. Ich lief einfach auf gut Glück los und als ich nach geschlagenen Stunden, wo ich nur abgewiesen wurde, zu müde zum Weiterlaufen war, entdeckte ich eine alte Lagerhalle. Das musste wohl reichen.
Entkräftet ließ ich mich an einer Säule hinabsinken. Mit letzter Kraft ließ ich aus meiner Hand eine kleine Flamme sprießen, die mich wärmte und war daraufhin schon weggedöst.
Sanft wurde ich an der Schulter gerüttelt, doch ich war viel zu müde um aufzustehen und drehte mich einfach auf die andere Seite. Das Rütteln hatte immer noch nicht aufgehört und wurde eher stärker, also öffnete ich schließlich genervt meine Augen. Das erste was ich sah war das die Flamme in meiner Hand immer noch brannte und schnell machte ich sie aus, erst dann sah ich auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Verfolgt der mich jetzt? Der Typ von gestern aus dem Park saß vor mir und grinste mich an. Ruckartig setzte ich mich auf und musterte ihn finster. "Guten Morgen.", kam es fröhlich von ihm. Etwas misstrauisch antwortete ich ihm: "Morgen. Was willst du von mir?" Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb und er sah mich ernst an, als er sagte: "Du erinnerst dich doch an gestern im Park, als ich dir gesagt habe, dass du in Gefahr bist?" Mit einem Nicken bedeutete ich ihm das ich mich erinnerte und er weitererzählen sollte. "Ich kann dir nicht sagen warum du mit mir mitkommen sollst, doch die Kreatur in deiner Wohnung war eine Warnung. In nächster Zeit werden mehr von ihnen auftauchen und versuchen dich zu fangen." "Moment!" unterbrach ich ihn. "Woher weißt du von der Kreatur in meiner Wohnung?" Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er antwortete: "Du standest dort, ziemlich erstarrt herum und da ich dich beschützen soll, habe ich die Kreatur erledigt." Hä? Wenn dieser nicht alzu schlecht aussehende Typ in meiner Wohnung gewesen wäre, hätte ich das wohl gewusst. Anscheinend stand mir ein großes Fragezeichen im Gesicht, denn er erklärte mir wieder, wie sollte es anders sein, grinsend: "Du hast doch in deiner Wohnung, den Panther gesehen, oder?" Was? Wollte der mir ernsthaft erklären, er wäre dieses Vieh gewesen? Für wie blöd hielt er mich eigentlich? "Danke, verarschen kann ich mich selbst auch!", sagte ich genervt. Doch statt mir zu antworten, zog er sein Shirt aus. Okay, okay. Was zur Hölle soll das bitte werden? Doch damit war es noch nicht genug und er zog sich auch seine Hose aus. "Ähm, was soll das jetzt bitte werden?", fragte ich ihn verwirrt. Doch er warf mir nur ein freches Grinsen zu und plötzlich stand vor mir ein schwarzer Panther. Erschrocken betrachtete ich ihn, er war muskulös und strahlte trotzdem eine geheimnisvolle Eleganz aus. Du hast wirklich eine lebhafte Fantasie, Jamie. Wach endlich aus diesem Traum auf! Doch nichts passierte. Das konnte jetzt doch nicht wahr sein, oder? So abwegig ist das doch gar nicht, meldete sich eine Stimme in mir drinnen. Du kannst doch Feuer kontrollieren, warum sollte sich dann nicht jemand anderes in einen Panther verwandeln können? Oh gott, jetzt führte ich hier schon Selbstgespräche, wo soll denn das noch hinführen. Anscheinend bemerkte der Panther das ich mit den Nerven völlig am Ende war und machte einen Schritt auf mich zu, doch sofort wich ich zurück. Verwirrt legte er den Kopf schief und ich glaubte ein bisschen Traurigkeit in seinen unglaublich grünen Augen zu sehen. Doch ich konnte ihn einfach nur anstarren und in nächsten Moment stand wieder der gut aussehende Typ vor mir. Mit einem Klitzekleinen Unterschied: Er war nackt. Komplett und splitterfaser nackt. Jedoch drehte er sich schnell um, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Er hatte echt einen heißen Körper, muskulös. Da fiel mir ein das ich seinen Namen gar nicht wusste. Notiz an mich: Heißen Typen nach seinem Namen fragen. In der Zeit in der ich in meinen Gedanken versunken war, hatte er sich wieder etwas angezogen und sah mich nun mit einem entschuldigenden Grinsen an. Man der grinste echt ziemlich viel. "Sorry, aber nach dem Verwandeln hab ich nie was an." Ich lächelte leicht zurück und fragte: "Wie heißt du eigentlich?" Sein Grinsen verbreiterte sich und er antwortete: "Josh."
Nachdem ich ihm freundlich zugelächelt hatte, fragte er mich: "Hast du Angst vor mir?" Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. Achso, er meinte wahrscheinlich das zurückzucken von vorhin. "Nein, nein. Ich habs nur nicht so mit Körpernähe." Das war manchmal echt nervig gewesen, da ich öfters versucht hatte eine Beziehung zu führen. Doch dabei kommt es nicht so gut wenn du bei jeder Umarmung und sogar manchmal bei einfachen Berührungen wegzuckst. Deswegen hatte ich es stets bei One-Night-Stands belassen, die waren wesentlich unkomplizierter. Verstehend nickte er und sagte dann: "Ich muss dich aber jetzt bitten mit mir mitzukommen, weil es hier viel zu gefährlich für dich ist." Ich legte meinen Kopf schief und sagte: "Ne danke. Ich kann mich schon selbst verteidigen." Belustigt sah er mich an, doch erwiderte nichts weiter. Ich wollte gerade aufstehen und zu meiner Tasche gehen, als ich ein Fauchen hörte. Panisch drehte ich mich um und sah wieder in diese gelben, hasserfüllten Augen. Aus den Augenwinkeln sah ich wie Josh zu einem Panther geworden war und sich auf die Kreatur stürzte. Immer noch geschockt sah ich den Beiden beim Kämpfen zu und bekam nicht mit wie jemand hinter mich trat. Doch plötzlich legten sich zwei Arme um mich und drückten mir die Luft ab. Im ersten Moment war ich so geschockt, dass ich mich nicht wehrte, doch dann begann die Luft um mich herum zu knistern vor Hitze. Ich erhitzte meinen Körper so sehr bis der Fremde fluchend seine Hände löste. Danach wirbelte ich herum und sah demjenigen ins Gesicht. Es war ein blonder Mann etwa um die 25 Jahre und sah mich verwirrt an. "Ich wollte dich doch nur beschützen! Ich bin ein Freund von Josh.", sagte er. Ich sah in von oben bis unten abschätzend an und erwiderte dann: "Na und. Fass mich nie wieder an!" Das letzte fauchte ich schon fast. Ich wand meinen Blick von ihm ab und sah zu der Stelle an der Josh eben noch mit diesem was-auch-immer gekämpft hatte. Doch das taten sie schon lange nicht mehr, denn Josh hörte uns in Menschengestalt interessiert zu. Als ich ihn ansah, tat er was er immer machte, grinsen. Entnervt drehte ich mich von den Beiden weg und ging zu meiner Tasche. Diese nahm ich und stolzierte kommentarlos an ihnen vorbei aus der Lagerhalle.
Mittlerweile hatte ich nämlich richtig Hunger bekommen und so war mein nächstes Ziel ein kleines Café. Dort setzte ich mich hin und bestellte mir einen Bagel und einen Cappuccino. Als ich fertig gegessen hatte, bezahlte ich und verschwand noch schnell auf der Damentoilette. Dort machte ich mich etwas frisch und verließ dann das Café. Gerade lief ich an einer kleinen Seitengasse vorbei, als ich hineingezogen wurde und bevor ich nur irgendetwas tun konnte wurde alles schwarz.
"Glaubst du nicht, dass das etwas hart von uns war?", fragte eine Stimme. "Du weißt was er gesagt hat, also war das in Ordnung. Ich finds zwar auch nicht toll, aber was sollten wir tun?", erwiderte eine andere Stimme. Langsam hörte ich auch wieder die Geräusche in meiner Umgebung: das Rascheln von Blättern, das Zwitschern von Vögeln, das Rauschen von Wasser in einiger Entfernung. Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich allmählich. Jetzt konnte ich auch die beiden Stimmen zuordnen, die Zweite gehörte Josh und die Erste seinem blonden Freund. Doch mich verwirrte der Inhalt ihrer Sätze. Wer hatte ihnen bitte etwas befohlen und vor allem was. Ich spürte das ich nicht auf dem Boden lag, es fühlte sich eher wie fliegen an, doch dann kam ich darauf das mich jemand trug. "Nur noch diesen Hügel rauf und wir sind endlich da!", sagte Josh's blonder Freund. Langsam öffnete ich meine Augen und schloss sie sofort wieder, das Licht war einfach zu hell. Davon stöhnte ich leise auf und sofort blieb derjenige der mich trug stehen. Ich fühlte plötzlich Gras unter meinem Rücken, anscheinend hatte mich dieser jemand auf den Boden gelegt, was mir nur Recht war. Nochmal versuchte ich meine Augen zu öffnen und diesmal konnte ich sie auch offen halten. Josh war über mich gebeugt und ein Grinsen erschien auf seinen Lippen, als er mir in die Augen sah. "Was ist passiert?", fragte ich. Verlegen kratzte er sich nun im Nacken, was unheimlich süß aussah. Was? Süß? Mein Gott, was hatten die mir für Zeug eingeflößt? "Also, ähm, ich hab dich ja gefragt ob du mitkommen möchtest und als du dich geweigert hast, musst ich zu etwas härteren Maßnahmen greifen.", sagte er etwas stockend. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an: "Wo bin ich?" "In meiner Welt.", antwortete er. Oh man, das könnte ja noch ewig dauern Informationen aus ihm herauszubekommen. "Wer hat euch was befohlen?", fragte ich weiter. "Das wirst du gleich sehen.", erwiderte er. Okay, das ist doch mal ein Anfang, dann konnte ich demjenigen mal so richtig meine Meinung sagen. Ich rappelte mich auf und sagte: "Worauf warten wir dann noch?" Verwirrt musterten mich die Beiden, doch erwiderten nichts , sondern setzten sich in Bewegung. Ein paar Schritte weiter hatte ich freien Blick auf ein Schloss. Ich meine ein richtiges Schloss! Anscheinend warteten sie darauf, dass ich mit offenem Mund davor stehen blieb, doch diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht geben. Also tat ich nach außen hin so, als würde mich das wenig interessieren und musterte es von oben bis unten mit eisigem Blick. Das schien echt verwirrend für sie zu sein, denn sie tauschten komische Blicke. Was mich beinahe zum Lachen gebracht hatte, doch wie gesagt nur beinahe.
Wir schritten über eine Zugbrücke, die für uns hinuntergelassen wurde, in das innere des Schlosses. Ich wurde durch eine riesige Eingangshalle geführt und dann zu einem wirklich großen Saal. Das vermutete ich zumindest hinter dieser riesigen Holztür. Oh man, ich hatte in der letzten Minute viel zu oft riesig oder groß gesagt. Die Türen wurden von einem Diener, der sich unterwürfig verbeugte, geöffnet und ich betrat mit meinen beiden Begleitern diesen wirklich großen Saal. Ein Mann um die 40 stand mit dem Rücken zu uns und als er sich umdrehte, gefror mir das Blut in den Adern. Die linke Gesichtshälfte des Mannes war verbrannt und ich erkannte ihn sofort als meinen Vater. Aus eisigen Augen sah ich ihn an. Wieso lebte er noch und meine Mum nicht? "Hallo Jamie.", sagte er mit tiefer Stimme. Doch ich sah ihn nur weiter unverwandt mit eisigem Blick an. "Tut es wenigstens noch weh!", sagte ich mit eiskalter Stimme, die sogar mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich sah das die Worte ihn verletzten und das war mir Recht. Ich spürte verwirrte Blicke in meinem Rücken, aber das war mir egal. Dieses Schwein von meinem Vater lebte immer noch! Doch meine Mum, die zu jedem nett und freundlich war, die jedem ohne Vorurteile begegnete, die so viel Schmerz von ihm erfahren hatte, war tot. Ich spürte die altbekannte Wut in mir aufsteigen, dass passierte immer wenn ich an ihn dachte. Ich spürte wie meine Finger anfingen zu glühen und hinter mir holte jemand scharf Luft. Das veranlasste mich auf meine Hände zu sehen, sie brannten. Doch nicht nur sie, meiner ganzer Körper stand in Flammen. Alle schienen zu ahnen, was ich vorhatte, doch was dann passierte hätte ich nie erwartet. Ein Feuerball in der Größe eines Fußballs schoss aus meiner Hand, doch ich sah wie mein 'Vater' auswich. Gerade wollte ich zur nächsten Attacke ansetzen, als mich jemand von hinten umhaute. Demjenigen musste das höllische Schmerzen bereiten, doch das war mir im Moment ziemlich egal.
Plötzlich spürte ich meine Kraft weniger wurde und ich drehte mich um. Mein 'Vater' hatte eine Maschine eingeschaltet die meine Kräfte eindämmte, was mich noch wütender machte. Ich kämpfte dagegen an, doch schon spürte ich wie sich meine Körpertemperatur normalisierte. Plötzlich war ich total müde und bevor ich etwas unternehmen konnte kippte ich um. Als letztes fühlte ich noch wie mich jemand auffing, dann fiel ich in einen erholsamen Schlaf.
Sonnenstrahlen kitzelten mich auf der Nasenspitze und ich öffnete langsam meine Augen. Ich lag in einem fremden Zimmer. Verwirrt sah ich mich um, doch plötzlich fiel mir der gestrige Tag wieder ein und die Wut breitet sich in mir aus. Ich versuchte eine kleine Flamme zu erzeugen und es klappte. Gut, sie hatten nicht meine Kräfte blockiert. Meine Wut war etwas verebbt und ich sah mich nach meiner Tasche um, die direkt neben dem riesigen Himmelbett stand. Schnell nahm ich sie in die Hand und suchte nach dem Badezimmer. Es gab zwei Türen und ich entschied mich für die linke und ich landete dadurch im Bad. Es war groß und rund. In der Mitte stand eine riesengroße Badewanne und drumherum befanden sich Waschbecken, Dusche und ein paar Schränke. Es war in rot und weiß gehalten, was mir sehr gut gefiel. Prompt schnappte ich mir ein Handtuch, entledigte mich meiner Klamotten und stieg unter die riesige Dusche. Ich entspannte mich total und vergaß für kurze Zeit wo ich mich befand. Als ich aus der Dusche stieg zog ich mir frische Unterwäsche, eine Jeans, ein einfaches Top und einen Hoodie an. Danach ging ich wieder zurück in das große Zimmer. Erst jetzt fiel mir auf das es auch in rot und weiß gehalten war und es gab sogar vier Türen. Eine ins Bad, eine wahrscheinlich nach draußen, eine auf einen Balkon, wie ich jetzt sah, und die letzte wusste ich nicht. Also öffnete ich wahllos einfach irgendeine Tür und landete prompt in einem begehbaren Kleiderschrank. Wie geil war das denn! So einen hatte ich mir schon immer gewünscht. Er war sogar schon gefüllt, doch nur mit irgendwelchen hässlichen Sachen. Oh mein Gott, ich musste hier unbedingt shoppen gehen! Ich vergaß total das ich gar nicht wusste wo ich war, doch das kümmerte mich gerade echt nicht. Als ich wieder zurückkam, schaute ich mir die restliche Einrichtung an. Ein Schreibtisch, eine Kommode, eine Couch. Auf dem Schreibtisch sah ich einen Block und Stifte liegen, die ich mir sofort griff und anfing zu zeichnen. Ich liebte das Zeichnen. Am Ende kam ein rotes Tulpenfeld heraus, wo man im Hintergrund eine Windmühle sah. Das war der letzte Urlaub von meiner Mum und mir gewesen. Schnell legte ich das Bild weg, denn die Erinnerungen daran taten mir im Herz weh.
Als ich noch ein bisschen herumgesessen und meinen Gedanken nachgegangen war, entschied ich nach draußen zu gehen. Ich öffnete also die letzte Tür und schlüpfte hindurch, doch bevor ich auch nur einen Schritt weiter tun konnte, stellte sich mir ein sehr muskulöser Typ in den Weg. Ich musterte ihn mit eiskaltem Blick und sagte genauso kühl: "Was soll das?" Er sah mich aber einfach weiter ohne etwas zu sagen an und das wurde mir jetzt echt zu blöd. Wütend sah ich ihn an und spürte wie meine rechte Hand anfing zu glühen. Ich sah wie sein Gesicht von emotionslos zu geschockt wechselte. Er hatte es aber nicht anders gewollt. "Jamie, beruhige dich!", sagte die Stimme, die ich am meisten hasste. Ich wirbelte herum und sah meinen 'Vater' wütend an. Hinter ihm standen Josh, der ein paar Verbrennungen am Körper hatte, und der blonde Typ. Tja, Josh. Selbst dran Schuld. Ich bedachte die drei mit einem eiskalten Blick und sagte: "Warum lebst du noch und nicht Mum?!" Wieder sah ich das ihn das verletzte, doch das war mir herzlich egal. "Du hast ihr immer weh getan, bis ich dir weh getan habe und jetzt holst du mich noch zu dir?! Sag mal ist irgendwas in deinem Kopf falsch gelaufen oder hat mein Feuerball vor zehn Jahren nicht ausgereicht?!" sagte ich mit erschreckend ruhiger und kalter Stimme. Er zuckte unter meinen Worten zusammen, was mir eine gewisse Befriedigung verschaffte. Ich sah wie Josh mich erschrocken ansah: "Du warst das mit seinem Gesicht?", fragte er mich ungläubig. "Mit 8?" Ich sah seinen ungläubigen Gesichtsausdruck, was mich noch wütender machte. Kalt erwiderte ich: "Ja mit 8 Jahren habe ich meinem 'Vater' das Gesicht verbrannt, damit er meine Mutter nicht mehr schlägt." Das Wort 'Vater' betonte ich angewidert. Ich sah wie er mich immer noch ungläubig musterte, doch das war mir egal. "Was soll ich hier, wenn ich dich nicht umbringen kann?", fragte ich wieder den Mann, der sich meinen 'Vater' nannte. Wieder zuckte er zusammen. Mein Gott war das ein Weichei, früher hätte er so sein sollen, dann wäre vielleicht alles anders geworden. Doch das ist es nicht, erinnerte ich mich.
"Es..Es ist etwas kompliziert. Wollen wir uns nicht setzten?" War das sein ernst? Fragte er mich gerade ernsthaft, ob ich mich mit ihm hinsetzten und etwas bereden wollte. Nach allem was passiert war?! "Nein!", kam meine Antwort sofort.
Tief holte er Luft und begann zu erzählen: "Hier wo ich jetzt lebe ist eine andere Welt. Sie heißt Fantasia. Hier ist es nicht so wie in deiner Welt, es gibt Gestaltenwandler wie Josh, es gibt Itaque wie Andy, die wie zum Beispiel in seinem Fall, er ist halb Mensch, halb Jaguar, einen Schwanz haben und Ohren." Ich blickte zu Josh's blondem Freund, der wie ich jetzt wusste Andy hieß, und erst jetzt fielen mir Ohren und Schwanz auf. "Doch du bist die einzige die ich kenne, die Elemente kontrollieren kann. Hier bin ich König und da ich keinen männlichen Nachfahren habe, bist du die rechtmäßige Thronerbin.", fuhr er fort. Was? Ich und Thronerbin? Nenene, das konnte er sich schön abschminken! Entsetzt starrte ich ihn an. "Nicht dein ernst, oder?", fragte ich geschockt. "Doch leider, eigentlich wollte ich das du in der Menschenwelt glücklich wirst, doch du musst Königin werden, wenn ich nicht mehr lebe!" "Sorry, aber das kannst du dir schön abschminken. Ich wollte nicht mal hierher, deine zwei Idioten haben mich irgendwie betäubt, und jetzt sowas?! Lass mich einfach in Ruhe, ich will nichts von dir wissen und deine sche*ß Welt ist mir auch egal! Ich will sofort nach Hause!", sagte ich mit wütender Stimme. Was glaubt der eigentlich? Das nach all den Jahren, alles wieder gut ist? Bestimmt nicht. Geschockt sah er mich an, das hatte er wohl nicht erwartet. "Und da wir schon dabei sind, kannst du dem Deppen vor meiner Tür sagen, dass er sich verziehen soll, sonst schmeiß ich ihn raus!", fuhr ich fort. "Ist ja gut, Süße. Ist ja gut.", sagte Josh. Süße? Ernsthaft? "Und du, Süßer. Lass mich einfach in Frieden, ich hab keinen Bock auf deine Gesellschaft, du gehst mir nämlich tierisch auf die Nerven.", sagte ich eiskalt zu ihm. Daraufhin krachte er aus allen Visagen und sah mich nur entsetzt an. "Jamie, ich kann dich nicht gehen lassen. Es sind böse Mächte hinter dir her, weil du die Tochter des Königs bist. Wenn du in deren Hände fällst, dann Gnade dir Gott.", sagte mein Vater ernst. Ne oder? Jetzt waren auch noch irgendwelche Leute hinter mir her? Toll.
"Na super, danke Dad.", sagte ich sarkastisch, drehte mich auf dem Absatz um und stolzierte davon. Ich trat auf den Hof des Schlosses und das Erste was ich sah waren die Stallungen. Ich liebte Reiten, genauso wie Zeichnen. Also ging ich schnurstracks darauf zu, ich trat durch die schwere Holztür ein und sah lauter prächtige Tiere. Ich ging bis ans Ende der Boxen und dann sah ich ihn. Einen schwarzen Araberhengst. Ich konnte nicht widerstehen und trat in seine Box. Sanft streichelte ich ihm über sein weiches Fell und er sah mich aus braunen, fast schwarzen Augen an. Schnell öffnete ich die Tür seiner Box und führte in hinaus auf den Hof. Dort angekommen, schwang ich mich ohne Sattel oder Zaumzeug auf seinen Rücken und galoppierte los. Hinter mir hörte ich noch jemanden Schreien, doch das war mir herzlich egal. Wir galoppierten, nein wir flogen über Wiesen und durch Wälder. Ich fühlte mich frei. So frei wie schon lange nicht mehr. Es ließ mich alles vergessen, all meine Probleme, meinen 'Vater', meine Mutter und diese ganze Welt. Ich trieb den Hengst immer weiter an und gerade als wir aus dem Wald heraustraten, berührte die Sonne die Meeresoberfläche und es sah einfach nur wunderschön aus. Eine leise Träne löste sich aus meinen Augenwinkeln und lief mir über die Wange. Ich wollte das der Moment nicht vergeht, doch ich spürte wie mein Hengst plötzlich nervös wurde. Angestrengt sah ich mich um, doch ich konnte nichts Auffälliges erkennen. Da es schon fast dunkel war, beschloss ich zum Schloss zurückzukehren und so flogen wir, nun fast in der Dunkelheit, über die Erde.
Von weitem sah ich schon das Schloss vor uns. Es war hell erleuchtet und sah aus wie ein Märchenschloss, in dem ich als kleines Kind immer wohnen wollte. Ich befahl dem Hengst langsamer zu werden und nun trabten wir gemächlich über die Zugbrücke. Als ich gerade absteigen wollte, schrie jemand meinen Namen. Josh. Wer sonst? Schnell stieg ich ab und führte den Hengst Richtung Stall, wohl wissend, dass Josh uns folgte. Plötzlich hielt er mich am Arm fest und drehte mich zu sich um. Er war mir auf einmal so nahe. Ich hob meinen Kopf und sah im in die Augen. Sie waren so grün wie reine Smaragde.
Schnell senkte ich meinen Blick und trat einen Schritt zurück. "Was gibts?", fragte ich leise. "Wo warst du? Verdammt Jamie, du kannst nicht einfach davonlaufen, ohne jemandem zu sagen wo du bist.", hörte ich ihn wütend sagen. Ich verdrehte genervt die Augen. Da waren sie wieder, all meine Probleme auf einmal. "Ich will das alles nicht!", flüsterte ich. Weder wollte ich Königin von einem Land werden, welches von lauter verrückten Menschen bewohnt wird, noch wollte ich überhaupt länger hier bleiben. Mitleidig sah Josh mich an: "Ich weiß." Das war alles was er zu sagen hatte?! 'Ich weiß.' Was hatte ich auch erwartet? Etwa das er jetzt sagte: 'War nur ein Scherz, Jamie. Geh einfach nach Hause.' Wahrscheinlich hatte ich darauf gehofft.
Meine Schultern sanken herab und ich drehte mich langsam zu dem Araberhengst um. Doch er war nicht mehr da. "Wo-", wollte ich gerade fragen, als Josh mich unterbrach: "Ein Page hat Phoenix schon versorgt." Langsam nickte ich und begab mich auf den Weg Richtung Schloss. Mir wurde das Tor geöffnet, was ich nur am Rande mitbekam. Viel zusehr war ich in Gedanken versunken. Für immer hierbleiben? Niemals. Was sollte ich hier und noch dazu mit meinem Vater? Mein Vater. Wenn es ging, sank meine Laune noch ein Stück weiter. Ich lief einfach los, ohne zu wissen wohin, doch nach einer Weile stand ich vor der Tür meines Zimmers und trat ein. Mit einem leisen Klack viel diese wieder zu und ich zuckte zusammen. Leer. So fühlte ich mich. Ich war absolut überfordert mit der Situation und, wie auch nach dem Tod meiner Mutter, stellte sich mein Körper taub. Mit langsamen Schritten ging ich auf das Bett zu, ließ mich einfach darauf fallen und schloss die Augen.
Dunkelheit umfing mich. Ich spürte nichts. Wie taub für die Welt. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich um. Da stand sie, ich fühlte es. "Mum", mit diesen Worten fiel ich ihr um den Hals. Ihr leises Lachen spürte ich an meiner Schulter, als sie meine Umarmung erwiderte und mir floss eine Träne über die Wange. "Was machst du hier?", fragte ich sie. "Ich bin nie fort.", antwortete sie leise.
Ein greller Lichtblitz. Schreie. Das donnernde Geräusch wenn Metall mit voller Wucht auf Metall trifft. Da liegt sie. Mum's schönes Gesicht ist mit Kratzern überseht und Blut fließt ihr aus dem Mundwinkel. "Mum!", schreie ich und will auf sie zulaufen, doch was ich auch tue, ich komme nicht vom Fleck weg. "Mum! Hilfe! So helfe ihr doch jemand!", kreische ich verzweifelt. Eine Hand fährt mir beruhigend über die Schulter und ich drehe mich schnell um. Ich blicke in die braunen, fast schwarzen Augen meines Vaters, meine Augen. Plötzlich werde ich von den Füßen gerissen und falle hin, doch als ich den Blick wieder hebe, bleibt mir die Luft weg. Ich liege in meinem Bett, in dem Haus, wo ich vor 10 Jahren gelebt habe. Schreie kommen aus der Küche und ich springe auf. Schnell folge ich den Stimmen und als ich im Türrahmen stehe, weiß ich auch ohne hinzusehen welche Szenerie mich erwartet. Meine Mutter steht mit dem Rücken zur Küchentheke und hatte schützend die Hände vor dem Kopf erhoben, dahinter halb verborgen sehe ich ihr tränennasses Gesicht. Er steht mit geballten Fäusten vor ihr und lässt diese immer wieder auf sie niederprasseln. Vor Wut verzerrt sich sein Gesicht zu einer Grimasse und ich rieche, dass er Alkohol getrunken hat. "Lass sie los!", schreie ich. Er hält in der Bewegung inne und dreht seinen Kopf zu mir. Wut kocht in mir hoch und erfüllt jeden Winkel meines Körpers und ich spüre die Hitze in meinen Händen.
"Jamie, beruhige dich!", sagt jemand mit tiefer Stimme neben meinem Ohr. Panisch richte ich mich auf. ich liege in meinem Bett, meine Hände stehen in Flammen und Andy kniet neben mir. Langsam beruhige ich mich und zurück bleibt wieder diese Leere. Eine Träne löst sich aus meinen Augenwinkeln, doch bevor sie meine Wange ganz hinunter fließen kann, wird sie weggestrichen. Doch schon folgen weitere Tränen und ich vergrabe das Gesicht in meinen Händen. Ein warmer Körper schließt sich um mich und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken.
So sitzen wir eine halbe Ewigkeit da und ich heule Andy's Shirt voll. Beruhigend streicht er mir immer wieder über den Rücken und sagt nichts, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Ich weine bis keine einzige Träne mehr übrig ist und löse mich dann von ihm. Langsam hebe ich meinen Blick und schaue ihm in die Augen. Sein Blick ist voller Trauer und Besorgnis, doch er lächelt mir aufmunternd zu. Ein leichtes Lächeln bildet sich nun auch auf meinen Lippen und ich bringe ein leises "Danke" hervor. Er nickt bloß und steht langsam auf. "Wenn du noch etwas brauchst, rufe mich einfach oder lass nach mir schicken.", sagte er noch bevor er aus dem Zimmer verschwand. Nun kam auch wieder Leben in mich und ich stand auf, um zum Kleiderschrank zu gehen. Doch bevor ich dort ankam, wurde ich an den Schultern herumgerissen und blickte in zwei grüne Augen. "Gehts dir gut?", fragte mich Josh. Was glaubt er denn, natürlich nicht. "Ja, alles bestens.", sagte ich dann aber. Zweifelnd schaute er mir in die Augen, doch ich wand mich schnell aus seinen Armen und setzte meinen Weg fort. Im Weggehen fügte ich noch hinzu: "Ich würde jetzt eigentlich gerne duschen gehen. Könntest du also bitte gehen?" Aus den Augenwinkeln sah ich ein schelmisches Blitzen in seinen Augen und er erwiderte: "Wieso muss ich denn dann gehen?" Wie um seine Worte zu unterstreichen ließ er sich auf mein Bett sinken. Ich war immer noch von meinem Traum aufgewühlt, da konnte ich so einen Macho echt nicht gebrauchen. Wütend drehte ich mich zu ihm um und knurrte: "Verschwinde oder es wird dir leid tun!" Doch er grinste mich nur weiter frech an. Dieser Mann spielte, wortwörtlich, mit dem Feuer, denn ich war kurz davor ihn einfach vor mir in die Luft zu jagen. Doch noch gerade richtig, um sein Leben zu retten, öffnete sich die Tür und Andy trat ein. Anscheinend erfasste er sofort die Situation und warf Josh einen warnenden Blick zu, doch das schien diesen nicht zu interessieren. "Hey Jamie, ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob es dir besser geht und ob du noch etwas brauchst?!", sagte Andy. "Danke Andy, es geht schon. Doch eine Bitte hätte ich da schon: Könntest du bitte Josh hinausbegleiten bevor ich ihn in die Luft jage?", antwortete ich betont ruhig. Josh sah uns abwechselnd aus zusammengekniffenen Augen an, doch stand dann betont lässig auf und verließ gefolgt von Andy, der mir noch ein aufmunterndes Lächeln schenkte, den Raum.
Seufzend drehte ich mich zum Schrank um und suchte mir frische Sachen heraus. Zum Glück hatte ich noch ein paar von meinen Klamotten, denn die, die im Schrank lagen, waren schrecklich. Danach verschwand ich für Ewigkeiten in der Dusche und dachte nach. Meine Situation hatte sich immer noch nicht gebessert, doch mir wollte einfach keine Lösung einfallen. Plötzlich bemerkte ich das ich riesigen Hunger hatte und beeilte mich dann doch schnell aus der Dusche zu kommen. Meine langen schwarzen Haare ließ ich einfach offen über meine Schultern fallen, auch wenn sie noch nicht ganz trocken waren. Frisch angezogen trat ich aus dem Bad und durchschritt schnell mein Zimmer. Als ich aus der Tür trat, wäre ich fast in einen Typen reingerannt, der vor meiner Tür stand. Er hatte kein Shirt an und man sah genau seine muskulöse Brust und sein Sixpack. Sahen hier eigentlich alle Typen so gut aus? Denn Andy und Josh waren auch nicht von schlechten Eltern. Als er bemerkte wie ich ihn musterte, grinste er und ich verdrehte die Augen. Der sollte sich bloß nichts darauf einbilden. "Weißt du zufällig wo man hier etwas zu essen bekommt?", fragte ich ihn freundlich. Das Grinsen immer noch im Gesicht antwortete er: "Ich führe euch hin, Hoheit." Bitte was? Hoheit? Ernsthaft? "Wenn es keine Umstände macht, aber bitte nenn mich einfach Jamie. Wenn du Hoheit sagst, fühle ich mich so alt." Daraufhin nickte er bloß, wie sollte es anders sein, grinsend. Die Leute hier grinsten extrem viel. Er hatte sich schon in Bewegung gesetzt und ich musste mich beeilen ihn nicht zu verlieren. Nach etwa 10 Minuten und hundert Ecken, Abzweigungen und Kreuzungen später standen wir vor einer geöffneten Tür, aus der ein herrlicher Duft kam. "Ähm, bevor ichs vergess, wie heißt du eigentlich?" Er sah mich verwundert an: "Sam." Ich schenkte ihm ein Lächeln und trat durch die Tür. Das war anscheinend die Küche, denn es wuselten ziemlich viel Leute vor Töpfen und Pfannen herum, aus denen es dampfte. Als eine leicht dickliche Frau an mir vorbei lief, räusperte ich mich kurz. Sieh sah kurz auf, nur um sofort wieder wegzusehen und mich dann nochmal anzusehen. "Hoheit, welch eine Überraschung.", sagte sie mit überraschter Stimme. Ich lächelte leicht, als ich ihr sagte, dass sie und jeder in diesem Raum mich doch bitte Jamie nennen sollten. Verwundert sah sie mich an und ihr Blick wurde noch etwas verwirrter, als ich sie nach ihrem Namen fragte. "Suzy, Hoh- .. äh .. Jamie." "Also Suzy, würdest du mir bitte etwas zu Essen herrichten?", fragte ich sie freundlich. Sofort nickte sie und fragte: "Was möchtet ihr ... möchtest du denn haben?" "Ist mir egal, irgendwas einfaches, bitte." Nun viel ihr die Kinnlade hinunter, doch sie fing sich gleich wieder und lief mit einem gemurmelten "Nur einen Moment, bitte" durch den Raum. Hinter mir ertönte ein tiefes Lachen und ich drehte mich erstaunt um, doch sofort sank meine Laune. "Na Hoheit, wie geht es euch?", fragte mich Josh lachend. Genervt sah ich ihn an: "Bevor du mir über den Weg gelaufen bist, ganz gut." Das dämpfte seine gute Laune jedoch nicht, was ich schon befürchtet hatte. Stand nicht gerade noch Sam hinter mir? "Weißt du wo Sam ist?", fragte ich ihn. Erstaunt sah er mich an: "Woher kennst du seinen Namen?" Jetzt brach ich in Gelächter aus: "I-Ich hab ihn, ei-einfach gefragt.", brachte ich unter meinem Lachanfall heraus. Finster sah er mich an und warf mir einen 'Ha-Ha-Ha-Blick' zu, der mich jedoch noch mehr zum Lachen brachte. Als ich mich beruhigt hatte, sah ich ihn an und fragte nochmal: "Wo ist er denn jetzt?" Ein Grinsen zog sich wieder über sein Gesicht und er antwortete: "Ich hab ihn mit der Wache abgelöst. Du wirst mich jetzt den restlichen Tag nicht los." Nicht sein ernst, oder? Eine Wache? Für mich? Und dann auch noch er? Mein Leben hasst mich! Suzy räusperte sich hinter mir und führte mich dann in einen anderen Raum, wo ein gedeckter Tisch stand. Es gab Spaghetti Bolognese. Meine Lieblingsspeise! Glücklich fiel ich ihr kurz um den Hals und war schon im nächsten Moment zum Tisch gelaufen. Etwas baff stand sie dort herum und verließ dann eilig das Zimmer, während Josh sich mir gegenüber hinsetzte. Ich jedoch ließ mir mein Essen schmecken und verputzte zwei große Portionen. Glücklich seufzend ließ ich mich in meinem Stuhl zurücksinken und hörte ein leises Lachen. "Du sahst aus, als hättest du seit Wochen nicht mehr gegessen.", sagte er amüsiert und ich warf ihm einen 'Ha-Ha-Ha-Blick' zu. Danach stand ich auf und verließ den Raum. Ich landete wieder in der Küche und als ich Suzy sah, lief ich auf sie zu und sagte: "Das hat echt lecker geschmeckt. Vielen Dank." Sie lächelte mich schüchtern an und murmelte ein leises "Danke". Ich rief ihr noch ein "Tschüss" zu, als ich schon halb aus der Tür war.
Unbewusst schlug ich den Weg Richtung Stallungen und Wald ein und als ich durch das Tor in den Hof trat, schien mir die Sonne ins Gesicht, was mich zum blinzeln brachte. Gemütlich schlenderte ich über eine große Wiese und kam dann zu einem großen Gelände, auf dem lauter gut gebaute Männer miteinander kämpften. Interessiert sah ich ihnen eine Weile zu, bis ich wiedermal Josh's Lachen hörte. "Na, gefällt dir die Aussicht?", fragte er mich frech grinsend. "Ja, sehr sogar.", erwiderte ich ungerührt. Ich musterte ihn von der Seite und bemerkte erst jetzt, dass auch er kein Shirt anhatte, sondern nur eine Hose und Schuhe. Liefen hier alle männlichen Wesen halbnackt herum? Nicht das es mich stört! Meiner Gedanken wegen grinsend ging ich weiter und kam an einen kleinen See. Wie gerne hätte ich mich jetzt einfach meiner Klamotten entledigt und wäre in dem tiefen nass verschwunden, doch das wollte ich vor Josh auf keinen Fall. Anscheinend hatte er meine Gedanken erraten, denn er grinste mich von der Seite anzüglich an. Idiot. Stattdessen setzt ich mich ins Gras und entschloss mich meine 'Kräfte' etwas zu trainieren. Das hatte ich in meiner Wohnung auch gemacht, damit ich mich besser verteidigen konnte. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich darauf eine Feuerkugel zu formen. Neben mir spürte ich wie sich Josh anspannte, der sich neben mich ins Gras gesetzt hatte. Er rechnete wahrscheinlich mit einem Wutanfall, doch nach einer Weile in der ich niemanden angriff, entspannte er sich wieder. Die wasserballgroße Feuerkugel teilte ich ihn viel kleine, brennende Punkte auf, die ich durcheinanderwirbeln ließ. Danach formte ich das Schloss und hörte wie Josh, neben mir, die Luft scharf einzog. Anscheinend war ich gut. Grinsend ging ich noch einen Schritt weiter und versuchte mir jede Einzelheit seines Gesichts in Erinnerung zu rufen. Nach diesem Vorbild schuf ich sein Gesicht in Form von Feuer. Nachdem ich fertig war, öffnete ich langsam die Augen und schaute mir meine Schöpfung genau an. Sie war richtig gut geworden, was durch den ungläubigen Blick den Josh mir zuwarf, bestätigt wurde. Langsam ließ ich sein Abbild verschwinden und stand langsam auf. Ohne das ich es mitbekommen hatte, versank die Sonne schon langsam am Horizont. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so spät geworden war. Jetzt hatte ich jedoch noch mehr Lust schwimmen zu gehen und so bat ich meinen 'Wächter' ob er mich nicht alleine lassen könnte. Anscheinend erriet er genau was ich vorhatte und grinste mich frech an, doch verschwand dann Richtung Schloss. Als ich mir halbwegs sicher war, dass er außer Sichtweite war, entledigte ich mich meiner Klamotten und sprang in den See. Prustend tauchte ich wieder auf und fühlte mich völlig entspannt und schwamm noch ein bisschen herum. Plötzlich hörte ich wie Josh meinen Namen rief. War er also doch nicht weg gewesen und hatte mich beobachtet? Langsam schwamm ich näher ans Ufer und sah wie er sich gestresst durch die kurzen Haare fuhr. "Du musst sofort aus dem Wasser kommen!", sagte, nein, schrie er schon fast. Ich bedachte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue und erwiderte: "Was machst du hier, ich hab gesagt du sollst mich alleine lassen!" Kurz sah er mir in die Augen und sagte: "Ich habe dich nicht beobachtet falls du das denkst, doch du musst jetzt sofort in die Sicherheit des Schlosses." Irgendwie glaubte ich ihm, also sagte ich: "Umdrehen." Genervt sah er mich an, tat jedoch was ich sagte. Langsam stieg ich aus dem Wasser und lief zu meinem Klamotten, jedoch hatte ich kein Handtuch mitgenommen. Ach egal, also zog ich mir die Sachen einfach über den nassen Körper. Fertig angezogen, trat ich hinter ihn. Sofort wirbelte er herum, nahm mich grob an der Hand und zog mich Richtung Schloss. "Aua, du tust mir weh!", beschwerte ich mich. Doch er schnaubte nur und zog mich schneller hinter sich her. Stur wie ich war, blieb ich jedoch einfach stehen und stemmte mich gegen ihn. Als er meinen Widerstand bemerkte, hob er mich kurzerhand hoch und trug mich das letzte Stück zum Schloss. Natürlich protestierte ich lautstark, doch das schien ihn wenig zu interessieren.
Als das Tor hinter uns zufiel, ließ er mich endlich runter. Wütend funkelte ich ihn an: "Was sollte das gerade werden?" Er schien sich über meinen Ärger zu amüsieren und sagte lässig: "Du wolltest nicht mitkommen." Das brachte das Fass zum überlaufen und ich haute ihm eine runter. Danach drehte ich mich um und stolzierte davon, was nicht so divenhaft rüberkam, da meine Klamotten mittlerweile klatschnass waren. Als ich hocherhobenem Hauptes durch die Eingangshalle schritt, folgten mir die Blicke vieler Typen. Ich nahm an das es teilweise die Typen von dem Trainingsplatz waren und die grinsten mich jetzt an, da die nasse Kleidung meine Figur sehr gut betonte. Entnervt rollte ich mit den Augen, bis mir einfiel das ich mich eigentlich von alleine trocknen konnte. Gesagt getan. Schnell erwärmte ich meinen Körper und innerhalb von 5 Sekunden war ich komplett trocken. Ein Raunen lief durch die 'Reihen', eigentlich standen sie nur irgendwie im Raum, der Männer. Ah, da wussten anscheinend noch nicht alle etwas von meinen Kräften. Ich hörte schnelle Schritte hinter mir und sah aus den Augenwinkeln, dass mir Josh folgte. Hatte er noch nicht genug? Doch dann viel mir diese Wächter-Sache wieder ein. Kurz bevor ich die Treppen vollends hinaufgegangen war, sah ich Sam. Gezielt ging ich auf ihn zu und sagte: "Ich nehme an irgendjemand muss auf mich aufpassen, aber dieser Idiot geht mir einfach nur auf die Nerven. Würdest du das bitte übernehmen?" Bei dem Wort Idiot zeigte ich auf Josh, der am Treppenabsatz stand und als Antwort grinste Sam mich nur an. Lächelnd lief ich voran zu meinem Zimmer und war froh Josh wenigstens für diesen Abend los zu sein. Sam postierte sich vor meiner Tür und wünschte mir noch eine "Gute Nacht". Die wünschte ich ihm ebenfalls und bedankte mich nochmal bei ihm, was er mit einem Nicken abtat. Danach verschwand ich in meinem Zimmer und ließ mir sofort die Badewanne ein. Schnell schnappte ich mir noch ein Shirt und entspannte mich im warmen Wasser.
Ich blieb in der Badewanne liegen bis das Wasser kalt wurde und selbst dann stieg ich nur widerwillig heraus. Schnell zog ich mir das Shirt über den Kopf und kämmte meine langen Haare bis sie mir glatt über dem Rücken fielen. Da sie aber immer noch nass waren, erwärmte ich kurzer Hand meinen Körper bis sie fast trocken waren. Danach ging ich zurück in mein Zimmer und schnappte mir zuerst noch Block und Stift, bevor ich mich im Schneidersitz auf das Bett setzte. Ich ließ meiner Hand freien Lauf und sie flog über das Papier. Beim Zeichnen und Reiten konnte ich meine Gedanken einfach ausschalten, was manchmal meine einzige Rettung war. Ich merkte gar nicht, dass ich angefangen hatte zu weinen bis eine Träne auf das Papier tropfte. Erst jetzt erkannte ich was ich gezeichnet hatte, es war der wunderschöne Sonnenuntergang den ich mit Phoenix erlebt hatte. Wie die Sonne die Erde berührte, verzauberte den Moment. Die letzten Strahlen erleuchten die Natur bevor sie von der Dunkelheit übermannt werden. Wo war ich hier gelandet? Alle Geschöpfe die es nur in Märchen gab, waren plötzlich lebendig. Wann wachte ich endlich aus diesem merkwürdigen Traum auf? Plötzlich spürte ich eine tiefe Müdigkeit und ich legte noch schnell die Zeichenutensilien weg und fiel auch schon in einen traumlosen Schlaf.
Ein lauter Knall ließ mich ruckartig auffahren, doch darauf war mein Immunsystem nicht vorbereitet und mir wurde schwindelig. Schnell stütze ich mich am Kopfkissen ab und wartete bis der Schwindel etwas abgeklungen war. Dann fiel mir wieder ein wieso ich aus dem Schlaf gerissen wurde und ich schwang meine Beine aus dem Bett um aufzustehen. Langsam ging ich Richtung Schrank und zog mir schnell eine kurze Jogginghose an, während ich meine Haare zu einem einfachen Dutt zusammenband. Gerade wollte ich zur Tür gehen, als diese plötzlich aufgerissen wurde und Josh kam, gefolgt von Andy, Sam und ein paar anderen Typen, hineingestürzt. Entsetzt starrte ich sie an, doch schon wurde ich von Josh an der Hand hinter sich hergezerrt, während er wieder aus dem Zimmer verschwand. Verwirrt lief ich ihm einfach hinterher, ich war viel zu überrascht um anders zu reagieren. Unsere kleine Gruppe rannte durch verschiedene Korridore bis wir durch eine Tür an die kühle Nachtluft gelangten. Zum Glück ging ich regelmäßig Joggen, denn sonst hätte ich diesen Marathon hier nicht so leicht weggesteckt. Doch auch draußen blieben wir nicht stehen und liefen in den Wald hinein, der hinter dem Schloss hervorragte. Langsam begann mein Gehirn die Situation zu realisieren und ich blieb ruckartig stehen, womit Josh nicht gerechnet hatte und somit auch stehen blieb. Genervt sah er mich an und wollte mich schon weiterziehen, doch ich stemmte mich dagegen. "Was.geht.hier.ab?", fragte ich ihn jede Silbe wütend betonend. Genervt sah er mich an und erwiderte: "Erklär ich dir später, erst müssen wir hier weg!" Immer noch wütend folgte ich ihm jedoch. Wenn der keinen guten Grund hat mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen, dann gnade ihm Gott! Nachdem wir eine Ewigkeit weitergelaufen waren, blieben wir schließlich an einer kleinen Lichtung stehen. Jetzt erst ergab sich mir die Möglichkeit unsere kleine Truppe zu mustern. Wir waren insgesamt zu sechst: Josh, Andy, Sam, ein großer, muskulöser Typ mit braunen Haaren und braunen Augen, ein weiterer großer, muskulöser Typ mit ebenfalls braunen Haaren und braunen Augen und einer langen Nabe über dem Oberkörper und ich. Fordernd sah ich Josh in die Augen: "Also?" Er warf einen schnellen Blick in die Runde und sagte dann: "Ihr bereitet das Lager vor und besorgt Essen, während ich Jamie alles erkläre." Murmelnde Zustimmung kam von allen und er nahm mich an der Hand und so gingen wir schweigend ein paar Meter von der Lichtung weg, bis zwei Umgefallene Baumstämme in Sicht kamen. Ich lehnte mich an einem an, ohne den Blick von ihm abzuwenden. "Jamie, du weißt ja von deinem Vater, dass du nach ihm Königin werden musst, also bist du jetzt Prinzessin und damit wärst du die perfekte Geisel für die Dunklen. Gestern als du im See schwimmen warst, haben die Dunklen angefangen sich vor dem Schloss zu positionieren, deswegen musstest du auch so schnell wieder zurückkommen. Doch da sie nicht angegriffen haben, bestand keine akute Gefahr, weswegen wir dich nicht evakuieren mussten. Doch gegen Mitternacht haben sie angefangen das Tor mit Zaubern zu bearbeiten, deshalb musstest du so schnell wie möglich weg.", sagte er mit ernster Stimme und musterte mich dabei genau. Das heißt gestern wollte er mich nur beschützen und ich habe ihm eine geklatscht?! Super. Jetzt muss ich auch noch mit diesen Typen eine Weile Zeit verbringen bis 'die Dunklen' besiegt sind. Erste Sahne. Das Schicksal hasste mich wirklich. Genervt stöhnend vergrub ich das Gesicht in meinen Händen und spürte eine Hand die mir beruhigend über den Rücken strich. Daraufhin löste sich eine Träne aus meinen Augenwinkeln und ich vergrub schluchzend mein Gesicht an Joshs Brust. Na toll, ich entwickelte mich hier noch voll zur Heulsuse. Nach einer Weile versuchte ich die Tränen und Schluchzer unter Kontrolle zu bringen und löste mich von Josh. Schnell strich ich mir mit den immer noch leicht zitternden Händen die Tränen von der Wange und sah ihn an. Er musterte mich mit einem besorgten Blick und als er sah, dass ich ihn ansah, lächelte er mich aufmunternd an. Es zeichnete sich daraufhin auf meinen Lippen ein leichtes Lächeln ab und ich murmelte ein leises "Danke". "Wollen wir wieder zurück zu den anderen?", fragte er mich. Ich antwortete mit einem leisen "Ok" und folgte ihm durch den dunklen Wald. Kurz bevor wir aus den dichten Bäumen auf die Lichtung traten, hielt ich ihn an der Schulter zurück und er drehte sich zu mir um. „Ich .. also .. ich wollte mich bei dir entschuldigen, dass ich dir eine geklatscht habe. Du wolltest mich ja eigentlich nur beschützen.“, brachte ich verlegen und leicht stotternd heraus, wobei ich meinen Blick senkte. Als ich ihn jedoch wieder ansah, hatte sich sein berühmtes, umwerfendes Grinsen auf seinen Lippen gebildet. Moment, umwerfend? Nein, es war einfach nur ein Grinsen. Mit einem Zwinkern drehte er sich um und wir setzten unseren Weg fort.
Die anderen waren alle beschäftigt: Andy und Sam schoben Blätter und Zweige zurecht um halbwegs angenehme Schlafplätze zu schaffen und die zwei mir unbekannten Typen versuchten gerade verzweifelt ein Feuer zu entfachen, was nicht gelang, da die Äste immer noch vom Regen letzter Nacht nass waren. Schnell ließ ich die Zweige durch meine Gedanken trocknen und entfachte das Feuer. Erstaunt sahen die Beiden mich an und ich lächelte leicht. "Hat schon jemand Essen besorgt?", fragte Josh in die Runde, woraufhin er ein einheitliches Kopfschütteln als Antwort erhielt. Seufzend drehte er sich um und verschwand im Wald, währenddessen setzte ich mich zu den anderen ans Feuer und fragte sie: "Wie heißt ihr eigentlich?" Verwirrt sahen sie mich an und der mit der Narbe antwortete: "Ich heiße Marc und das ist Damon, Hoheit." "Sehr erfreut, doch bitte nennt mich Jamie.", sagte ich freundlich und erhielt als Antwort ein Grinsen von Beiden. Mir fiel auf das Damon ziemlich gut aussah. Er hatte, wie die anderen auch, einen muskulösen Körper, jedoch war ich von seinen Augen fasziniert. Sie leuchteten in einem warmen Schokobraun und ich drohte mich in ihnen zu verlieren, doch gerade rechtzeitig konnte ich noch den Blick senken. Seinen Blick spürte ich immer noch auf mir, was mich schmunzeln ließ. Plötzlich hörte ich Zweige knacken und einen Moment später kam Josh mit zwei toten Tieren über der Schulter zwischen den Bäumen hervor. Andy nahm ihm eines aus der Hand und sie spießten beide auf lange Stöcke und hielten sie übers Feuer. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, da es erst um die 4 Uhr morgens war, doch Josh zwang mich sozusagen meine Portion zu essen. Nachdem ich brav alles verputzt hatte war ich hundemüde. Anscheinend hatte Sam das bemerkt, stand auf und führte mich zu einem Schlafplatz. Dankbar lächelte ich ihm zu, legte mich hin, rollte mich zusammen und schlief sofort ein.
Müde öffnete ich meine Augen und da mir ziemlich kalt war, erhitzte ich schnell meinen Körper. Ich genoss die Wärme, die mich von inne ausfüllte und sank wieder zurück ins Land der Träume. Doch nach kurzer Zeit wurde ich sanft an der Schulter gerüttelt und öffnete zum wiederholten Mal die Augen. Damons Gesicht war meinem ziemlich nah, er sah mich leicht lächelnd, jedoch mit intensivem Blick an und ich musste Schlucken. Langsam richtete ich mich vollkommen auf und entkam so kurz seinen Augen. Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und Sam, der neben mir lag, wünschte mir ein müdes "Guten Morgen", welches ich ebenso müde erwiderte. Schnell fuhr ich mir mit meinen Händen durch die Haare und band sie wieder zu einem Dutt zusammen, denn sonst würden sie mir ziemlich heftig vom Kopf abstehen. Schnell sah ich mich um und bemerkte das unser Lager schon ‚abgebaut‘ worden war, sprich unsere Spuren waren verwischt worden. Ich stand auf und klopfte mir so gut es ging den Dreck von der Hose und prompt wurde mir ein Haufen Beeren in die Hand gedrückt, welche ich langsam aß. Als ich fertig war brachen wir auch schon auf und so lief ich hinter Josh und spürte Damons intensiven Blick in meinem Rücken, was mich etwas nervös werden ließ. Warum sah er mich so an? Stumm hing ich meinen Gedanken nach und marschierte mit den anderen eine halbe Ewigkeit durch den Wald. Meine Situation sah so aus: ‚Die Dunklen‘, ich nahm an das die Bösen gemeint waren, waren hinter mir her, ich saß mit fünf nicht gerade hässlichen Typen, von denen ein paar echt nervig waren, irgendwo im Wald fest und ich war ja immer noch in dieser anderen Welt. Toll. Genauso habe ich mir meine Zukunft vorgestellt. Sarkasmus *hust* *hust* Alles wegen meinem Vater, er war König von dieser ach so tollen Welt, er war so schrecklich mit meiner Mum umgegangen und er ließ mich auch nicht nach Hause gehen. „Beruhig dich!“, murmelte mir Damon zu und ich sah erschrocken auf. Unbewusst hatte ich wieder meine Hand in Flammen gesteckt, ich sollte in nächster Zeit vielleicht nicht mehr so oft an die Vergangenheit denken. So verging der halbe Tag, wir marschierten durch einen Wald und sahen den ganzen Tag nur Grünzeug. Meine Laune sank immer weiter, auch dadurch, dass ich immer noch nur in einer kurzen Jogginghose und einem weißen, nicht gerade blickdichten Top herumlief und Damon mir fast die ganze Zeit auf den Arsch glotzte. Nur mühsam unterdrückte ich den Drang, mich umzudrehen und ihm eine zu Klatschen.
Es war mittlerweile schon Nachmittag bis früher Abend und wir kamen an einem kleinen See an, wo wir, dass hieß Josh und Andy, beschlossen zu rasten. In etwa einer halben Stunde würde die Sonne untergehen, wie viel würde ich jetzt dafür geben einen Zettel und eine Farbpalette dabeizuhaben, um das Spiel der Farben festzuhalten. Völlig in Gedanken versunken, setzte ich mich ans Ufer und beobachtete den Himmel. Die Jungs saßen verstreut am Ufer und unterhielten sich teilweise, bis ein schreckliches Brüllen, nicht weit von uns entfernt, ertönte. In weniger als zwei Sekunden stand Josh neben mir, nahm mich grob an der Hand und zog mich hinter sich her. Dieses Mal war mir sein Verhalten egal, denn ich spürte panische Angst in mir aufsteigen, ich wollte das Wesen zu dem das Gebrüll gehörte nämlich nicht kennenlernen. So schnell war ich in meinem Leben noch nicht gerannt und trotzdem schien der Abstand zu unseren Verfolgern eher kleiner zu werden. Plötzlich blieb Josh, der direkt vor mir lief, stehen und ich krachte voll in ihn hinein. Nur durch seine schnelle Reaktion fiel ich nicht um, doch statt mich zu beschweren, wie es für mich üblich gewesen wäre, sah ich ihn panisch an. Wieso um alles in der Welt blieb er stehen? „Wir müssen uns aufteilen, die Razaks können nicht allen von uns folgen, wir treffen uns in zwei Tagen im Mondtal wieder. Andy du gehst mit Sam, Damon mit Marc und ich mit Jamie. Jamie, würdest du bitte jeden von den Jungs umarmen, damit sie etwas von deinem Geruch annehmen?“, sagte Josh ernst. Stumm nickte ich und zog jeden in eine kurze Umarmung. „Viel Glück!“, sagte Sam leise, im nächsten Moment hatte Josh schon mein Handgelenk gepackt und zog mich weiter in den Wald hinein, weg von unseren Verfolgern.
Texte: © by Julia Bonau
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Tag der Veröffentlichung: 29.01.2013
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