Cover

Nicht jede Geschichte hat ein Happy End...




Liebes Tagebuch.

Glück alleine scheint wohl nicht zu helfen.

Hoffentlich kommt jemand zu meiner Beerdigung. Und legt mir rote Rosen auf's Grab, damit auch jeder weiß, warum ich zersplittert, zerberstet, gestorben bin, ganz gleich, wie du es ausdrücken möchtest.

Ich ... war guten Gewissens, ich war so stark und so mutig, wie ich es noch nie gewesen war.
Ich saß heute bangend da und dachte schon, das geht von vornherein schief.
Aber ich hab es geschafft, -ihn- abzufangen..
Fragte -ihn-, ob -er- nach der Schule etwas Zeit hätte, ich wollte etwas mit -ihm- bereden..
"Aber klar, können wir machen", meinte -er-.
War eigentlich eine gute Antwort, das weckte Hoffnung in mir.
Ich überlebte 5 Stunden puren Psychoterror.. zitternd..
Die Schulstunden wollten nicht vergehen..
Meine Freundin sagte immer wieder, ich schaffe es.. ja, das war mir klar..
Aber wie ich es schaffen sollte.. war mir unklar..
Ich aß nichts, mir war so schlecht.
Aber irgendwann schaffte ich es auch, das zu meistern. So qualvoll der Sekundenzeiger auch schlug - er schlug.
Den ganzen Tag über mied -er- meinen Blick..
und ich den seinen..
In der letzten Stunde saß -er- völlig in Gedanken versunken da.. ich wusste nicht, was mir das sagen sollte..
Ich ging mit meinen Freunden nach draußen.

Aber schnell begriff ich, als ich mich umsah: -er- war verschwunden.
Einfach so.
Ich war enttäuscht.
Dann kam sein Freund, der Vollidiot, daher..
"Ist es wegen -ihm-?"
Ich schüttelte den Kopf. Die Welt wirkte so grau auf mich. Ich kam nicht einmal zum Zuge. Das konnte nicht wahr sein.
Seine Worte waren so dumm gewählt und doch versetzten sie mir Stiche ins Herz.
Meine Freundin platzte dann raus: "Musst du immer so direkt sein?"
"Ich will Tatsachen", sagte er.
Verpiss dich.

Ich dachte, -er- war fort.. Doch ich wollte warten, so einfach würde ich nicht aufgeben..
Ich setzte mich dann in die Nähe des Schulgebäudes.. und -er- kam doch tatsächlich..
ich verabschiedete mich rasch von meinen Freunden, die sahen, wie abwesend ich war und ging -ihm- entgegen.
-Er- fragte, was los wäre...

Ich fragte, ob wir bitte rein gehen könnten, wo uns kein anderer hört..
-Er- stimmte zu..

Ich sagte -ihm- alles, was ich -ihm- sagen wollte..
Doch ich konnte -ihn- nicht dauernd ansehen..
Diese Augen nicht ertragen.
Sie waren so wunderschön, verdammt.

Doch so sehr ich mich auch bemühte, die Worte „Ich liebe dich“ blieben unausgesprochen.

Stunden später saß ich weinend auf dem Sofa.
Meine Mutter verstand nicht, was los mit mir war.
Und wieso ich weinte.
Ich klagte, mir tue alles weh.
Sie interpretierte das als Schmerzen meiner nach wie vor unbekannten Krankheit, die ich seit Tagen hatte.
Telefonierte dauernd mit meiner Oma, fragte sie um Rat, suchte nach irgendwelchen Mitteln, mir zu helfen..
- Ich lehnte alles ab.
Nichts davon konnte mir helfen..

Kein Medikament der Welt kann eine Tote wieder gesund machen.
Und das bin ich heute: Gestorben.

Es hatte drei Seiten meines Ichs gegeben. Aber die konnten mir auch nicht mehr helfen.
Da waren..
Das sanfte Ich. Das war mir am liebsten.
Das stolze Ich. Mein bester Ersatz.
Das mutige Ich: für die größten Momente gedacht.
Sie hätten mich alle retten können, alle drei waren stark gewesen.
Aber alle drei liebten ihn.
Deswegen waren sie alle drei tot und nur noch ein Schatten meiner Selbst war geblieben.

Meine Mutter kam zu mir und legte mir tröstend die Hand auf die Schulter.

"Julia.."

Ich weinte.

Impressum

Texte: Julia
Tag der Veröffentlichung: 04.10.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /