Cover

Prolog

Wallendes, braunes, glänzendes Haar umschmückte ihre sanften, perlweißen Schultern. Die haselnussbraunen Augen wirkten wie ein Schleier ihrer Seele, wie das sanfte Rauschen des Meerwassers, nördlich der Westküste Floridas. Ihr Gesicht war von einem sanften, goldenen Teint umgeben, der sogleich dezent wie auch gekonnt provokant wirkte.
Mit einer knappen Handbewegung streckte sie die Arme von sich, drehte sich ein paar Mal um ihre eigene Achse, während sie entzückt das Rascheln des samtweichen, azurblauen Kleides betrachtete, das sich bauschend um ihre Füße legte.
Ein funkelndes Lächeln umgab ihre Wangen, das sie sogleich faszinierend wie auch abstoßend wirken ließ. Abstoßend vielmehr wegen des Lichtes, das sie umgab und wie ein Hauch zarten Nebels umhüllte. Wie eine Ballerina tanzte sie auf Zehenspitzen durch den Saal, während ihr Lächeln wie eine kokette Fassade wirkte, lauernd darauf jeden Moment zu zerbrechen. Orange-rote Sonnenstrahlen drangen durch die decken hohen Fenster, brachen an den Säulen auseinander und explodierten zu einer farbenprächtigen Explosion. Mit jedem Schritt mehr den sie auf den rot vergoldeten Stuhl zuging, erlosch das leichte Lächeln ihrer Wangen und ihre Augen nahmen den Ausdruck reinster Kälte an. Unter ihren Füßen bildeten sich Eisschichten, die zischend in der von Licht und Wärme durchdrungenen Halle schmolzen. Wasser tränkte die Spitze ihres Kleides, umarmte mit leichten Zuckungen die perlweißen Spitzenschuhe die ihre marmorweiße Haut schmückten.
„Ich habe auf dich gewartet.“ Die Worte einer dunklen Männerstimme füllten den Raum, verschmolzen mit den Klängen der Vögel.
Seine Hände wirkten sanft, verschmolzen mit der ihren Fingern, hielten sie fest wie zerbrechliches Glas. Seine Finger streiften ihre Beine, ihre Wangen, begierig darauf jedes Stückchen Fleisch zu betasten. Seine bebenden Lippen trafen auf die ihre eiskalte Stirn und hinterließen ein von Hitze getränktes Pochen, das ihren Puppenartigen Körper auf erschreckende Art und Weise zusammenzucken ließ.
„Du weißt das ich dich liebe.“, flüsterte er mit sanft, bebender Stimme in ihre Ohrmuscheln, bevor er seine jetzt so groben Hände um ihren dünnen, geschmeidigen Hals legte und zudrückte.




1 Kapitel



Seufzend klappte ich das Mathebuch zu, während mein Blick suchend durch die Klasse streifte. Ann war nirgends zu entdecken, sodass ich mein Mäppchen in meine Schultasche fallen ließ, diese um meine Schulter hing und meine Bücher grob vor meine Brust verschränkt hielt, während ich aus dem Klassenzimmer lief. Sicheren Schrittes bahnte ich mir meinen Weg durch die von Menschenmassen überfüllten Flure, darauf bedacht nicht über die sich mir hinstreckenden Beine zu stolpern.
„Da bist du ja endlich.“ Verwundert drehe ich mich um und bemerke zufrieden stellend, dass Ann wartend, mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir steht.
„Ich hab dich gesucht, aber du warst gar nicht mehr da.“, versuche ich mich konternd zu verteidigen, setze ein Lächeln auf, dass mir jedoch beim Anblick Anns wütender Miene, missratet und gefährlich kippt.
„Ja klar, so wie immer.“ Ein Lächeln huscht über Anns Gesicht und ich seufze innerlich zufrieden auf. Wenigstens die Sache hatte ich hinter mir.
„Gehen wir in die Kantine? Hab gehört es gibt heute Vanillepudding zum Nachtisch.“
Nickend packe ich meine Tasche und Bücher in den Spind, wobei mein Blick, wie von einem Magneten angezogen nach rechts fällt und ich erschrocken die Luft einziehe. Beim Anblick der sich vor mir aufbauenden Person, wende ich schnell den Blick ab.
„Na ihr, was geht so bei euch?“
Schnell drehe ich mich um und laufe davon, während Ann einige Sekunden später wütend hinterher gelaufen kommt.
„Was sollte das den jetzt bitte? Läuft es immer noch so scheiße zwischen euch beiden, oder wieso rennst du einfach davon?“
Schweigend bleibe ich stehen und versuche mit Mühe die Tränen zurückzuhalten, die sich warnend einen Weg durch meine Augen bahnen wollen.
„So ist das nicht…“
„Ach nein? Das sah für mich gerade eben aber ganz anders aus, Em.“
Erschrocken hebe ich den Blick und blicke in das nur so von Wut trotzende Gesicht Anns.
„Es ist einfach… ich mein, es ist nicht einfach. Das ganze was in letzter Zeit gelaufen ist. Du weißt, dass es nicht einfach für mich ist, mit dieser Situation klar zu kommen, genau so wie er es weiß. Und trotzdem bringt er mir nicht sein Verständnis entgegen. Wenigstens in dem Punkt dachte ich, hätte ich auf ihn zählen können.“
„Em, hör mal. Ich verstehe ja wie du dich gerade fühlen musst nach all dem was passiert ist. Aber ist es nicht langsam mal wieder an der Zeit, wenigstens auch ihm etwas Verständnis entgegenzubringen? Ich meine, schau ihn dir doch mal an. Er leidet genauso viel unter der Situation wie du. Red doch mal mit ihm. Hör dir seine Lage an. Vielleicht sieht er das ganze auf eine andere Art und Weise als du.“
Nickend versuche ich das Gespräch zu beenden, während ich langsam wieder loslaufe, den Blick geradewegs auf die Eingangstür der Kantine richtend.
„Also was sagtest du doch gleich? Es gibt Vanillepudding zum Nachtisch?“
„Oh ja, das hat ich schon fast vergessen. Schnell, bevor die Anderen uns den noch wegessen!“
Erleichtert lächele ich, darauf Hoffend dem unangenehmen Thema von vorhin wenigstens für ein paar Stunden entwischt worden zu sein.

„Em, warte mal kurz bitte.“
Sämtliche Alarmglocken schrillen in meinem Kopf auf während ich versuche der sich mir nähernden Männerstimme zu entweichen.
Mein Schritt beschleunigt sich, während ich keinen Blick zurückwerfe und darauf hoffe den Verfolger hinter mir abgeschirmt zu haben.
Als sich dann aber eine sich festklammernde Hand um meinen Unterarm legt und meinen gesamten Körper herumdreht, erstarre ich und blicke wütend auf die Person vor mir.
„Bitte, ich muss mit dir reden.“
Owens Blick durchbohrte den Meinen, auf der Suche nach etwas, von dem ich noch nicht ein Mal wusste, dass ich es besaß. Seine Hand lag noch immer auf meinen Unterarm und während er langsamen Schrittes noch den kleinsten Abstand der zwischen uns herrschte zunichte machte, versuchte ich meinen Puls zu beruhigen, der unaufhörlich anfing zu rasen.
„Ich habe dich vermisst.“ Seine Stimme hatte diesen sanften Ton angenommen, auf den ich so lange gewartet hatte. Schutzsuchend legte ich meine Arme um seinen Hals und presste mich an die seine Brust, während Tränen sich leise einen Weg über mein Gesicht bahnten.
„Es tut mir alles so leid.“ Schluchzend klammerte ich mich an ihn fest, erst jetzt bemerkend wie sehr ich ihn tatsächlich vermisst hatte.
„Mir auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr.“
Ich spürte wie seine linke Hand sanft über meinen Rücken streichelt, während seine rechte meine Tränen auf meiner Wange trockneten.
Vorsichtig trafen sich unsere Lippen. Erst zart und suchend, dann immer gieriger, bis wir uns schließlich lächelnd voneinander lösten.
„Wir müssen unbedingt miteinander reden.“
Nickend blicke ich in Owens ozeanblauen Augen und streichelte ihm vorsichtig durch seine blonden, sich kräuselnden Haare.
„Wie wär’s mit heute Abend, bei mir?“ Fragend blicke ich in sein von der Sonne gebräuntes Gesicht.
„Klar. Ich komm dann so gegen 6, okay?“
Lächelnd nicke ich, während ich ihm einen zarten Kuss auf die Wange gebe und mich Richtung Sporthalle mache.

„Irre ich mich, oder seit ihr beiden wirklich wieder zusammen?“ Anns grinsendes Gesicht nimmt einen Ausdruck der Aufgeregtheit an, während sie sich langsam ihr Lacross T-Shirt und den daneben liegenden weißen Rock anzog.
„Hm… weiß noch nicht so genau. Irgendwie ist das alles komisch. Ich denke es ist das Beste, wenn wir erst ein Mal heute Abend darüber reden.“
Schnell ziehe ich mir meinen Rock über und binde mir die weißen Schuhe zu, während Ann, die Arme in die Hüfte gestemmt, mich wütend anblickt.
„Vermassele das heute Abend aber nicht. Nicht das das Gespräch eine unerwartete Wendung nimmt.“ Augenbrauen hochziehend blickte ich in Anns Gesicht, doch anstelle einer Antwort bekam ich nur den Schläger in die Hand gedrückt.
Waghalsige Gedanken schwirren in meinem Kopf herum und ergaben keinen Sinn. ‚Nicht das das Gespräch eine unerwartete Wendung nimmt.’, der Satz schien so einfach und doch so schwierig zu Verstehen für mich. Was meinte sie nur damit?
Während ich meine Position auf dem Feld zu mir nahm, erblickte ich auf der Gegenüberliegenden Seite eine unbekannte Person, die mir zuvor noch nie aufgefallen war. Die Schönheit dieser Person zerfraß mich fast innerlich und gab mir das Gefühl nichts Wert zu sein. Wie aufs Stichwort drehte diese sich um, in der leisen Ahnung beobachtet worden zu sein. Rot angelaufen und peinlich Berührt, senke ich meinen Blick und blicke stattdessen nur noch auf die Mitspielerinnen meines Teams. Als ich meinen Blick einige Minuten später hebe, blicke ich direkt in das Gesicht der mir unbekannten Person. Haselnussbraunes Haar umrahmten die sanften, dennoch kantigen Züge des jungen Mannes. Sein Hemd war nur ein wenig zugeknöpft, sodass man einen Blick auf seinen durchtrainierten braunen Körper erhaschen konnte. Schon bei den bloßen Gedanken und die aufkeimenden Bilder in meinem Kopf, senkte ich betreten den Blick und versuchte mit dem Schläger in meiner Hand etwas am Sportunterricht beizutragen, wobei mir dies nur wenig gelang.
Während das laute Klingeln der Pfeife meines Lehrers das Ende des Unterrichtes bekannt machte, drehte ich mich noch ein Mal um, in der Hoffnung noch einen letzten Blick auf den unbekannten Mann werfen zu können, was mir jedoch erspart blieb, da von diesem jede Spur fehlte.

Mein Blick huschte suchend über die Straße, während ich schnellen Schrittes versuchte unser Haus zu erreichen. Schon seit einiger Zeit wurde ich das Gefühl nicht mehr los beobachtet zu werden und meine Sinne waren auf das mindeste angespannt, darauf wartend, sich dem Unmöglichstem zu stellen. Schweiß trat in meinen Handflächen heraus und ich versuchte diesen nervös an meiner Jeans abzuwischen. Nervös blickte ich mich um, doch das einzige das meinen Blick traf waren die endlos reichenden Wiesen und deren aneinander gereihten, von Blüten sprühenden Bäume.
Als ich meinen Blick zurück richtete, fiel mir eine Veränderung in meinem Blickfeld auf. Ganz hinten rechts, gleich neben dem weißen Türchen, das den Eingang zu unserem Vorgarten schmückte, stand, angelehnt an der rechts abbiegenden Mauer, eine Person, deren Blick direkt auf mich gerichtet war. Schnell verlangsamte ich meinen Schritt, darauf achtend nicht zu überstürzt anzukommen. Von weitem hatte er Ähnlichkeit mit Owen, doch bei genauerem hinsehen wusste ich genau wieso die Person mir so bekannt vorkam.
Schweiß brannte mir auf der Stirn und ich hatte das Gefühl vor Hitze in Ohnmacht zu fallen. Mit angstgeweiteten Augen blickte ich den jungen Mann an, dem ich aus weiter Entfernung begegnet war.
„Ka… Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Die Worte wollten nicht aus mir heraus kommen, wollten unentdeckt in der hintersten Ecke meines Gedächtnisses bleiben.
„Nun ja. Ich hatte irgendwie das Gefühl, das ich ihnen vorher schon mal begegnet worden bin.“ Sein süffisantes Grinsen wirkte schleimig, aber dennoch interessant. Allein seine Erscheinung und seine Statur hatten große Wirkung auf mich.
Anstelle etwas zu sagen zuckte ich nur die Schultern und blickte ihn abwartend an.
„Wie war deine Sportstunde noch so?“ Erschrocken merkte ich, dass er einfach so die Formelle Umgangsform beiseite gelegt hatte, als würden wir uns schon länger kennen.
„So wie immer.“ Langsam ging mir diese Konversation doch schon auf die Nerven.
„Okay, ich denke um auf den Punkt zu kommen. Du wirkst interessant und nicht so eingeschüchtert wie diese anderen dummen Mädchen in deinem Alter. Ich bin nicht gerade der Typ der viel drum herum redet, also wollte ich dich ganz einfach fragen, ob du nicht mal Zeit für ein Abendessen hättest?“
Geschockt blickte ich in seine ernste Miene, nicht wissend was ich antworten sollte.
„Im ernst jetzt?“
„Ja, mein voller ernst.“
„Das soll wohl ein Scherz sein.“
„Eigentlich nicht.“
Wie aus einer Vorahnung heraus fing ich an zu lachen. Diese Vorstellung erschien mir so schwachsinnig, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, das dies wirklich sein Ernst sein sollte.
„Hey, das ist gemein.“ Seine Miene nimmt etwas Kaltes und Trauriges an und mit einem Mal fühle ich mich elend, für das was ich getan hatte.
„Okay gut ein Abendessen. Wofür dir das auch immer nützlich sein sollte.“ Erst nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, worauf ich mich da gerade eingelassen hatte.
Statt zu antworten, wurde ich von einer Umarmung überrumpelt. Geschockt und nicht bewegbar, nahm ich seinen Geruch wahr. Süßholz mit Rosen, das wie ein Einnüchterndes Balsam auf mich wirkte. Wie benommen löste ich mich langsam von ihm, während ich ihn noch ein letztes Mal zu lächelte und schließlich kopfschüttelnd durch den Vorgarten ging und waghalsig das Haus betrat.


2 Kapitel




Dieses Mädchen hatte etwas an sich, dass mir die Sinne zu rauben schien. Noch immer hörte ich ihr Herz in ihrer Brust schlagen und noch immer raubte mir ihr Geruch den Verstand. Ihr Haar war so weich gewesen, wie dass eines neugeborenen Hundewelpen und noch immer durchlief mich ein leichter Schauer wenn ich an die kurze Berührung ihrer Haut dachte.
Sie war so zerbrechlich gewesen, dass ich Angst gehabt hatte, sie in meinen Armen zu zerdrücken.
Langsamen Schrittes ging ich den großen Saal auf und ab, so sehr im Gedanken versunken, dass ich noch nicht ein Mal bemerkte, wie mich jemand betrachtete.
„Was sehe ich denn da? So aufgewühlt habe ich eure Hoheit ja schon lange nicht mehr gesehen.“ Lorens Stimme riss mich sofort aus meinen Gedanken und ich schoss wütend herum.
„Was willst du?“, zischte ich. Sosehr ich Loren mochte und ihre Anwesenheit genoss, in diesem Moment erschien sie mir einfach zusehends unpassend.
Ein boshaftes Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie auf mich zukam und mir ihre schlanken Hände um den Hals legte.
„Das wisst ihr doch genau.“
Ihre Lippen trafen auf die meinen und verursachten ein brennendes Feuer in mir. Während ich ihr Becken an meines drückte, bohrten sich ihre langen Fingernägel durch den dünnen Stoff meines T-Shirts. Meine Hand erklomm wie selbstverständlich ihren nackten Bauch und zwängte sich unter ihren BH. Mit einem Ruck drehte ich sie um und presste sie auf den Holztisch, gleich neben dem Fenster, während sie mir mein T-Shirt über den Kopf zog.
Erst als ich ihr lustvolles Stöhnen hörte, seufzte ich zufrieden auf. Wie so oft, nahm ich mir das was mir zustand und profitierte nur von meinen Einnahmen.
Doch dieses Mal war es anders. Immer dann wenn ich die Augen schloss, hatte ich das Gefühl, nicht Loren würde unter mir liegen sondern das Mädchen von vorhin. Immer wieder sah ich ihr Lächeln vor mir, stellte mir vor wie sie stöhnend das Gesicht verzog, wie sie ihre Hände um meinen Hals legte. All die Bilder leuchteten auf ein Mal in meinem Kopf auf, vermischten sich zu einem zusammenhängenden Puzzle und ließen mich inne halten.
„Hey, war das etwa alles, eure Hoheit?“
Eine Augenbraue hochgezogen starte mich Loren unter mir an und ihr Anblick ließ plötzlich Übelkeit in mir aufsteigen. Schnell zog ich meine Hose hoch, zog mir mein T-Shirt wieder an und warf einen Blick aus dem Fenster, während ich ihr den Rücken zudrehte.
„Habt euch doch nicht so, Hoheit. Ihr hattet doch sonst auch keine Hemmungen.“
Loren hatte sich hinter mich gestellt und schlüpfte mit ihren Fingern unter mein T-Shirt. Während sie dieses hochzog und meinen Rücken mit stürmischen Küssen bedeckte, wanderten meine Gedanken zurück zu dem Mädchen. Wie gerne würde ich sie jetzt berühren, ihre Lippen spüren, ihren Duft einatmen, mich einfach ihr hingeben.
„Lass das.“ Während Loren ihre Hände von hinten aus meiner Hose zogen, drehte ich mich um und schubste sie zur Seite.
„Aber ich dachte…“ „Es ist mir egal was du dachtest.“, donnernd unterbrach ich sie und ging, sicheren Schrittes aus dem Saal hinaus. Ich hatte noch einiges für heute Abend zu erledigen und ich hatte auch definitiv vor, mir nicht die Vorfreude auf den heutigen Abend durch Loren selbst zu vermiesen.

Während ich langsamen Schrittes auf das kleine, beigefarbene Häuschen zuging, drehte ich mich einige Male um, um ja sicher zu gehen, nicht verfolgt worden zu sein. Das Mädchen sollte nicht gleich von meinem kompletten Hofstaat angegafft werden, bevor sie überhaupt wusste wie ihr geschah.
Schon beim betreten des Hauses, rieche ich ihren Duft und schließe stöhnend meine Augen. Sie brachte mich wirklich ohne etwas zu tun aus der Fassung.
„Hey, wer sind sie?“
Schnell öffne ich die Augen und blicke in das Gesicht eines vielleicht Anfang zwanzigjährigen Mannes.
„Ein Freund.“ Mehr kommt nicht raus und unweigerlich beiße ich mir auf die Zunge.
Während ich mit bösen Blicken bedacht werde, setzte ich mich auf den nächst bestem Stuhl und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen.
Alles in einem wirkte die Umgebung wirklich ein nüchternd auf mich. Lange, rote Gardinen schmückten die Fenster, während direkt daneben ein breiter Fernseher aufgebaut war. Das Sofa war riesig und von einem angenehmen braunen Ton und passte hervorragend zu dem, aus Glas gemachten, davor stehenden Tisch.
„Ich denke ich muss sie auffordern zu gehen.“ Die Stimme des jungen Mannes reißt mich willkürlich aus meinen Gedanken und lässt mich innehalten.
„Seit wann haben sie das recht dazu zu bestimmen, ob ich gehen soll oder nicht?“
„Na hörn sie mal. Sie sind doch derjenige der hier hereingeschneit kam und alles direkt in Besitz nehmen als wäre dies ihr Haus höchstpersönlich.“ Ein wütender Ausdruck mischt sich auf das Gesicht des Mannes und ich muss anfangen zu grinsen. Ich liebte es Menschen aus der Fassung zu bringen.
Schulter zuckend wende ich mich von dem Mann ab und blicke hinüber zur Treppe. Schon während ich sie sehe, ziehe ich scharf die Luft ein.
Ihr blondes, lockiges Haar ist nach oben Gesteckt und mit einigen perlenverzierten Haarnadeln beschmückt. Ein knielanges schulterfreies rubinrotes Kleid schmückt ihren zierlichen, schlanken Körper und rote Pumps zieren ihre perlweißen Füße. Alles in einem sah sie aus wie die Gefährtin, die ich brauchte.
Noch bevor sie den Boden berühren kann, komme ich zuvor und ergreife ihre Hand. Erst ist ihr Ausdruck überrascht, dann angespannt und schließlich zweifelnd.
„Was tust du denn hier?“ Ihre Stimme klingt wie Vogelgesang in meinen Ohren.
„Nun ich habe dir doch gesagt, dass ich dich zu einem Essen ausführe.“ Ein Lächeln schmückt meine Lippen, während ich meinen Arm um ihre Taille lege und sie näher an mich heranziehe.
„Hey, welches Abendessen? Em was soll das Ganze?“
Die Stimme des jungen Mannes ist gellend und ganz und gar nicht in dem angemessenen Ton, in der sie sein sollte. Schnell schiebe ich das Mädchen, namens Em, hinter mich und werfe dem jungen Mann wütende Blicke zu.
„Owen es ist nicht so wie du denkst.“, höre ich Em hinter mir zweifelnd sagen.
„Ach wirklich? Weißt du was? Verpiss dich doch mit deinem ach so tollen Typen. Ich hab genug. Es ist aus.“ Mit diesen Worten drehte Owen sich um und ging.
Zufrieden drehte auch ich mich um und konnte nicht vermeiden Em direkt in meine Arme zu nehmen. Ihr Duft war so betörend das ich einfach nicht von ihr loslassen konnte.
„Ich habe dich vermisst, meine Dame.“
Noch während ich die Worte sage, mache ich mich leicht von ihr los, nehme ihr Gesicht in meine Hände und berühre sacht ihre Lippen.
Während ich sie gegen die dahinter liegende Wand presse und mit meinen Händen ihren Rücken auf und ab fahre, kann ich ein Stöhnen nicht verbergen. Ihre Lippen fühlten sich so weich und sinnlich an, dass ich sofort an eine wunderschöne Nixe dachte.
Schnell presste ich mich an sie und liebkoste ihren Hals, wobei mein Blick auf ihre Brust und sich das darin befindende Herz fiel. Wie gerne würde ich sie sehen wollen, ihren Klängen lauschen.
„Ich.. stopp. Nein, das geht nicht..“ Ihre Stimme ist nicht mehr als ein nuscheln und ich muss unwillkürlich lächeln. Wenn ich ihr genauso einfach den Verstand rauben konnte, warum dann nicht gleich auf das Essen verzichten und sich direkt dem Dessert zu wenden?
„Bitte.“ Als ich das Flehen in ihrer Stimme höre halte ich sofort inne. Das war’s dann wohl mit dem Dessert. Enttäuscht, aber dennoch beherrscht löse ich mich von ihr und blicke in ihr Gesicht. Es war eindeutig Zeit für eine Plan Änderung.
„Also, gut. Wo soll es hingehen meine Königin?“ Viel sagend blicke ich in ihr Gesicht.
„Wie wär’s erst mal mit einem Namen, Mr. Right?“
„Nun, sie können mich Jack nennen.“
Eine Augenbraue hochgezogen blickt mich Em fragend an.
„Ist etwas?“ Fragend blicke ich zurück.
„Hm.. ja.“ Und mit diesen Worten spüre ich erschreckender Weise ihre Lippen auf den meinen. Nun denn, das war’s dann wohl mit der Plan Änderung.
„Komm mit, meine Königin. Ich habe da was für dich.“ Lächelnd zog ich sie mit mir mit, darauf hoffend sie im laufe des Abends noch überzeugen zu können.

„So meine Schöne, hier sind wir.“
Wir befanden uns direkt unter einer Plane, umgeben von unzähligen Rosensträuchern und bunten, hell leuchtenden Lichtern.
Angespannt betrachtete ich Ems Gesicht und atmete schließlich äußerst zufrieden aus. Ihr Gesicht zeigte genau die Regung, die ich mir erhofft hatte zu sehen.
„Gefällt es dir?“
„Und wie. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen wie sehr.“ Äußerst zufrieden betrachtete ich, wie sie lächelnd hin und herging und sich schließlich in rhythmischen Bewegungen immer wieder um ihre eigene Achse drehte.
Noch während ich sie betrachtete, spürte ich einen Erinnerungsfetzen in mir aufkeimen. Für einen Augenblick fand ich mich in dem großen Saal vor, Amelly genauso tanzend wie Emma genau jetzt vor mir.
Ein plötzlich stechender Schmerz traf mich so unvermittelt, das ich mich mit meinen Fingern in meine Brust festkrallte.
„Ist alles in Ordnung?“ Ems fragender Blick ruhte auf mir und ich glaubte, etwas wie Sorge darin erkennen zu können.
Langsam atmete ich tief ein, nickte ein Mal kurz und nahm Em daraufhin in meine Arme. Noch während ich sie so hielt, überlegte ich wie ich weitergehen sollte. Ich hatte sie auf eine Art und Weise schon so weit gebracht, dass sie mir vertraute. Was irrsinnig klang, aber es war wahr. Doch obwohl ich ganz klar vor hatte sie mir zu nehmen, war da trotzdem etwas dass mich davon zurückhielt. Da war etwas was ich noch nie zuvor gespürt hatte. Und ich war mir sehr sicher, dass ich, bevor ich mir überhaupt das Wertvollste an ihr nehmen konnte, ergründen musste, was mich so sehr zu ihr hinzog.
Langsam nahm ich ihren vertrauten Duft in mir auf und schloss beruhigt die Augen.
Dieses Mal war es anders als die anderen Male. Dieses Mal spürte ich ein Brennen in meinem ganzen Körper, dieses unkontrollierte Beben, das meinen ganzen Körper durchzittern ließ. Etwas stimmte ganz und gar nicht.
Langsam befreite ich Em aus meinen Armen und zog sie zu dem daneben liegenden, mit Kerzen und Rosen beschmückte Tisch. Noch während ich ihr gegenüber Platz nahm und sie abwartend betrachtete, nahm ich die Deckel von den gut bestückten Mahlzeiten und schenkte ihr Wein ein.
„Ich denke es ist an der Zeit zum Wesentlichen zu kommen.“ Noch während ich den Satz sagte, konnte ich sehen, wie Em eine Augenbraue in die Höhe zog.
„Ich würde gerne mehr über dich erfahren.“
Abwartend verkreuzte ich meine Arme auf dem Tisch und bettete meinen Kopf darauf. Noch während ich Em anblickte, bemerkte ich eine langsam hervortretende Röte in ihrem Gesicht, die sie noch interessanter wirken ließ als zuvor.
„A… aber was willst du denn wissen?“
„Nun alles. Erzähl mir einfach etwas über dich. Ich muss doch endlich mal erfahren, womit ich meine Königin verwöhnen kann.“ Meine Worte schienen das zu bezweckt zu haben, was sie sollten, denn ihre Röte verstärkte sich.
Zufrieden lehnte ich mich zurück und blickte sie ruhig, aber dennoch abwartend an.
„Nun, wie du vielleicht schon weißt heiße ich Emma. Nun denn, also ich weiß nicht wirklich…“ Staunend betrachtete ich Em. Ihr Gesicht schmückt ein Ausdruck, der mir wahrscheinlich das Herz zerrissen hätte, wenn ich noch eins besessen hätte.
„Was denn?“ Mitfühlend betrachtete ich sie.
„Nun, ich rede nicht gerne darüber. Aber ich werde es versuchen.“ Ihr Ausdruck nimmt eine Härte an, die ich bei ihr nie erwartet hätte.
„Ich habe meine Mutter umgebracht.“


3 Kapitel



Die Worte waren raus noch ehe ich sie zurücknehmen konnte. Ich wusste nicht wie es kam, aber irgendetwas brachte mich dazu ihm die Wahrheit zu erzählen. Je öfter ich in seine Augen sah, desto mehr wollte ich von mir selber ablassen. Ich hatte das Bedürfnis von meinem alten Ich abzulassen und mich ein für alle Mal für das richtige zu entscheiden.
„Wie meinst du das mit ´Ich habe meine Mutter umgebracht´?“
Während ich Jack vor mir mit einem langen Blick bedachte, hatte ich das Gefühl, dass sich unsichtbare Hände um meinen Hals legten und versuchten die Worte in mir drinnen zu lassen. Und ja, sosehr ich mir wünschte das Geheimnis, das mich schon so lange prägte, vor ihm zu bewahren, ich hatte damit angefangen und ich musste es endlich zu Ende bringen.
„Ich war sechs, nicht älter. Ich weiß noch, dass meine Mum, mein Dad und ich uns in dem kleinen Cottage befanden, das sie so sehr liebten. Wir hatten alles so schön dekoriert, der Baum war geschmückt und der Kuchen stand auf dem Tisch.“
Tränen stiegen in mir hoch und ich atmete ein paar Mal tief durch, bevor ich begann fort zu fahren.
„Ich hab gespielt, schließlich habe ich das absolut beste Geschenk bekommen.“ Ein lächeln schmückte mein Gesicht während ich begann weiterzuerzählen.
„Ich weiß nicht genau wie es kam, aber Mum wollte, dass ich ihr etwas besorgte. Nur 3 Blocks entfernt von dem Cottage gab es einen Drugstore, was genau ich ihr hatte kaufen sollen weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war da so ein irrsinnig großer Mann, hoch gewachsen und was ich noch weiß, ist, dass ich mächtig Angst vor ihm hatte.“
Die Erinnerung daran holte mich so schnell ein, dass ich noch nicht ein Mal schaffte sie abzuschaffen sondern die Szene wieder durchleben musste…

„Na, schönes Mädchen. Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“
Dieser Mann machte mir Angst, unglaublich Angst.
Hilflos schüttelte ich denk Kopf und rannte schnell zu dem Regal mit den Süßigkeiten.
Reiß dich verdammt noch mal zusammen Em, das ist jetzt echt nicht der richtige Zeitpunkt, dachte ich, während ich versuchte eine Packung Jelly Beans aus dem Regal zu reißen.
„Hey warte mal. Komm, ich helfe dir.“
Der große Mann von vorhin war wieder aufgetaucht, zog eine Packung aus dem Regal, kniete sich vor mich und reichte sie mir.
Erst jetzt viel mir auf, dass er komplett in schwarz gekleidet war und in dem so hell erleuchteten Raum eine schwarze Sonnenbrille trug.
„Wieso tragen Sie eine Sonnenbrille?“ Interessiert blickte ich in dessen Gesicht und stellte fest, dass sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben zogen.
„Nun, in meinem Fall ist es der Job, Kleines.“
Fragend blickte ich in sein Gesicht. „Was denn für ein Job?“
Schulter zuckend blickte er sich um, bevor er sich wieder zu wand.
„Sagen wir, wir schließen einen Kompromiss ab.“ Fragend blickte er mich an und ich konnte nicht anders als zu nicken.
„Ich bin ein Freund deines Vaters nur leider habe ich vergessen wo sich euer Cottage befindet. Wenn du mir sagst, wo es sich befindet, dann sag ich dir, was mein Job ist, hm?“
Schulter zuckend blickte ich ihn an, um schließlich kurz darauf zu nicken.
„3 Blocks weiter, Nummer 31.“
„Danke.“ Und dann spürte ich nur noch starke Arme, die mich erst umarmten und mir kurz darauf die Haare aus dem Gesicht streiften.
„Es tut mir leid, aber so muss es sein.“ Während ich abwartend dastand, erhob sich der große Mann und ging davon.

„Ich weiß noch, dass ich dastand und ihm hinterher gerufen habe, dass er mir ja nicht erzählt hatte was sein Job war.“ Langsam schüttelte ich den Kopf, während ich über mein Gesicht strich und langsam ausatmete.
„Im Nachhinein weiß ich was sein Job war. Jedenfalls bin ich danach sofort nach Hause gegangen, zutiefst traurig, dass ich sein Geheimnis nicht erfahren habe. Als ich dann zu Hause ankam traute ich meinen Augen nicht.“
Tränen stiegen in meinen Augen und diesmal ließ ich zu, dass sie über mein Gesicht liefen.
„Alles war voller Blut und inmitten alledem lag meine Mutter auf dem Boden. Ich weiß noch ich bin hingerannt, habe sie unendlich lange geschüttelt, aber sie wollte nicht aufstehen. Überall diese Löcher. Noch heute weiß ich nicht wieso er das getan hat.“
Schnell wusch ich mir die Tränen vom Gesicht um kurz darauf eine Harte Mimik aufzusetzen.
„Mein Vater kam heraus gerannt, bedachte mich mit bösen Blicken und hat mich hochgezogen. Er hat mich so lange geschüttelt, dass ich schon glaubte, er würde mich zu Tode schütteln. Die ganze Zeit hat er mich angeschrieen, von wegen, wie ich das nur hatte tun können und alles weitere. Irgendwann ließ er von mir ab, schlug mir ins Gesicht und ging schließlich davon. Ich wusste gar nicht wieso er mir das antat. Was das alles zu bedeuten hatte. Also rannte ich ihm hinterher, heulend und total verzweifelt was denn passiert sei. Die letzten Worte die ich von ihm hörte, waren, dass ich meine Mutter umgebracht hätte und er nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollte. Daraufhin zog ich zu meiner Tante. Von ihm habe ich nie wieder etwas gehört.“
Langsam hob ich den Blick und versuchte etwas in Jacks Gesicht auszumachen, doch seine Mime war unergründlich.
„Aber eines verstehe ich nicht. Wer war denn schließlich für den Tod deiner Mutter verantwortlich, denn du warst es ganz bestimmt nicht.“
Ich seufzte tief, bevor ich wieder anfing zu sprechen.
„Es war der Mann aus dem Supermarkt. Mein Vater hatte krumme Geschäfte laufen, keine Ahnung was da los war. Jedenfalls schien es so, als ob es gar keine Absicht gewesen war. Er wollte meinen Vater nur darauf hinweisen, dass er noch Schulden hatte und diese bald zurückzahlen zu hatte. Aber mein Vater ist total ausgetickt, hat den Typen angegriffen und anscheinend erwartet, dass dieser sogleich darauf verschwinden würde. Leider hat er falsch gedacht.“ Schnell nahm ich tief Luft bevor ich weiter sprach.
„Der Typ hat seine Waffe gezogen und auf meinen Vater gezielt, während er ihm noch ein Mal weismachen wollte, dass dieser die Schulden bezahlen sollte. Aber mein Vater wollte sich nicht besänftigen lassen, hat sich nur noch mehr aufgeregt und schließlich sogar in Kauf genommen erschossen zu werden, wenn sich meine Mutter in dem Moment nicht dazwischen geworfen hätte. Sie hat ihr Leben für ihn geopfert.“
Fassungslos schüttelte ich den Kopf, während ich mein Gesicht in den Händen verbarg. Erst als ich spürte wie Jack mich in den Arm nahm, beruhigte ich mich langsam.
„Hey, es ist alles in Ordnung. Weißt du was ich denke?“ Fragend hob er mein Gesicht vor seins, während ich nur den Kopf schüttelte.
„Ich denke du bist nicht Schuld. Der einzig Schuldige ist dein Vater. Er hatte schließlich diese krummen Geschäfte am Laufen und es ist seine Schuld, dass die ganze Situation eskalierte. Dich trifft wirklich keine Schuld.“
Seine Stimme wirkte so besänftigend auf mich, dass ich ihm für einen Augenblick sogar Glauben schenkte, dann aber heftig den Kopf schüttelte.
„Nein! Ich war diejenige, die diesen Typ auf uns aufmerksam gemacht hat…“
„Stopp! Ja vielleicht warst du das, aber der Typ war eh schon hinter deinem Dad her und wenn er es nicht von dir erfahren hätte, dann hätte er jemand anderes gefragt. Und spätestens dann wäre es raus gekommen. Du warst einfach zur falschen Zeit, am falschen Ort.“
Ich nickte nur, bettete meinen Kopf wieder gegen seine Brust und schloss meine Augen. Für einen Moment wollte ich einfach nur alle Schuld von mir weichen und die Zeit genießen, doch bevor ich das konnte wurde ich von Jack unterbrochen.
„Komm, meine Schöne, ich hab noch was für dich.“

Mein Blick schweifte über das silberne Armband von Tiffanys. Kleine Seesterne, Perlen und Herzen hingen im Einklang an dem Armband und verliehen ihm den nötigen Ton.
Aufgeregt schaute ich zu wie Jack langsam und bedächtig das Armband um meinen Arm legte und den Verschluss zuzog.
„Ich hoffe es gefällt dir. Irgendwie habe ich direkt an dich gedacht, als ich es gesehen habe.“
Lächelnd drehe ich meinen Arm und höre lauschend den leichten Klängen der Anhänger zu.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
„Ach da wüsste ich was.“
Während sich Jacks Hände um meine Taille legten, wanderten meine Lippen wie selbstverständlich zu den seinen und ließen mich unweigerlich aufkeuchen.
„Haha, wusste ich es doch.“
Langsam öffne ich die Augen und blickte Jack fragend ins Gesicht. Gott, diese Augen raubten mir tatsächlich den Verstand.
„Ich würde dich gerne noch etwas fragen.“
Nickend und abwartend blickte ich ihm weiterhin in seine tief blauen Augen.
„Nun, was war das eigentlich vorhin für ein Kerl bei dir zu Hause? Muss ich mir ernsthafte Sorgen machen?“
Seufzend wandte ich mich von Jack ab und drehte ihm den Rücken zu. Ich hatte mich so sehr in Jacks Welt geflüchtet, dass ich die Probleme mit Owen total verdrängt hatte. Wie aufs Stichwort machte sich die Ungewissheit in meinem Körper breit und ich schloss unweigerlich die Augen. Wann würde dies endlich alles aufhören?
Als ich spürte wie Jacks Arme sich von hinten um meine Taille legten öffnete ich meine Augen und atmete ein paar Mal tief aus.
„Weißt du, der Typ von vorhin, eh ja… also, dass war mein Exfreund. Und eigentlich hatten wir vorgehabt uns an diesem Abend wieder zu versöhnen, na ja wenn du jedenfalls nicht gerade vorbeigekommen wärst.“
Schnell schloss ich meine Augen und atmete laut ein und aus, darauf wartend gleich die große Bombe platzen hören zu müssen.
„Nun so lange er nur dein Exfreund ist, kann ich damit leben.“
Beruhigt atmete ich ein paar Mal aus bevor ich mich zurück zu Jack drehte und mich gegen seine Brust lehnte.
„Ja, das ist er. Mehr wird es da auch nicht mehr geben, denke ich.“
Es fühlte sich falsch an die Worte laut auszusprechen, die ich schon so lange in meinem Kopf geheim gehalten hatte. Ja, es stimmte dass ich das mit Owen schon seit längerem aufgegeben hatte, aber es fühlte sich dennoch falsch an hinter seinem Rücken darüber mit jemand anderes zu sprechen. Und irgendwie wurde ich dieses Gefühl in mir drinnen nicht mehr los, dass ich ihn tatsächlich noch vermisste und vielleicht sogar mehr von ihm wollte, als dass ich es mir tatsächlich zugestehen würde.
„Nun, der Abend war einfach unglaublich. Aber ich denke, dass es an der Zeit ist nach Hause zu gehen.“
Lächelnd gab ich ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wollte mich gerade abwenden, da schoss mir noch etwas anderes in den Kopf.
„Du meldest dich doch noch mal, oder? Ich hoffe doch wohl sehr, dass du mich nach dem Abend nicht vergessen wirst.“ Eine Augenbraue hochgezogen starrte ich ihn abwartend an.
„Aber natürlich meine Schöne, ich werde mich bei dir melden. Ich habe zwar viel zu tun im Moment, aber ich werde versuchen mich schnellst möglich bei dir zu melden.“
Nickend wand ich mich von ihm ab und machte mich auf den Weg zurück nach Hause. Auf den Weg zurück zu den Problemen.

Schon eine Woche lang konnte ich keinen klaren Kopf mehr fassen. Seit dem Treffen mit Jack wollte mir einfach nichts mehr gelingen, nichts erschien mehr so wie es sollte. Jack hatte mir so sehr den Kopf verdreht, dass ich an nichts anderes mehr dachte als an ihn und somit auch meine beste Freundin Ann vernachlässigte. Umso erstaunter war ich dann, als ich sie plötzlich Freitagabend vor meiner Haustür stehen sah.
„Was machst du denn…?“
„Was ich hier mache? Das fragst du mich allen ernstes?“ Erwischt und gekränkt senke ich meinen Kopf, während ich zur Seite trete, Ann ins Haus lasse und die Tür schließlich hinter ihr schließe. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht mehr los, dass sich etwas ziemlich schlechtes aufbraute. Und damit meinte ich nicht einen Streit, sondern eine Bombe, die sich schlängelnd um mich legt.
„Es tut mir leid.“ Langsam hebe ich meinen Kopf und senke ihn direkt wieder, weil ich Anns von Frust und Wut gezeichneten Blick nicht mehr ertragen kann.
„Es tut dir also leid, ja? Weißt du, ich verstehe dich einfach nicht mehr. Seit einer Woche gehst du mir aus dem Weg, wütest herum wie ein wandelndes Monster und scheinst auch noch einen ausgiebigen Hass auf Owen entwickelt zu haben.“ Bei ihren Worten zucke ich zusammen. Das hier lief auf etwas hinaus auf das ich einfach noch nicht bereit war.
„Ann so ist es doch gar nicht…“
„So ist es nicht? Dann erklär mir doch mal was Sache ist, verdammt. Die Sache mit Owen geht mich nichts an und ehrlich, sie interessiert mich auch nicht mehr, aber weißt du ich bin und war immer deine beste Freundin und erwarte von dir eine Erklärung dafür, wieso du meine Anrufe wegdrückst, mir nicht in die Augen siehst und dich mir nicht anvertraust, obwohl ich ganz genau sehe, dass dich etwas bedrückt.“ Wieder zucke ich bei ihren Worten zusammen und hebe langsam meinen Kopf um kurz darauf scharf Luft zu holen. Die Wut ist aus Anns Gesicht gewichen und hat stattdessen Angst und Sorge Platz gemacht, doch es ist nichts im Vergleich zu den Tränen, die ihr genau in diesem Moment über das Gesicht laufen und allein meine Schuld sind. Ein Schmerz machte sich in mir breit, stürzt mich hinab in eine Wirklichkeit, der ich nicht gewachsen bin, lässt mich aufkeuchen und ich kann nicht anders als mich mit meiner Hand in meine Brust festzukrallen, an der Stelle wo ich unaufhörlich mein Herz in den Ohren pochen höre.
„Oh Gott Em! Ist alles in Ordnung?“ Anns von Sorge triefende Stimme lässt mich aufkeuchen und ich beiße mir auf die Lippe um nicht aufzuschreien. Irgendetwas stimmte nicht, ganz und gar nicht.
„Setz dich hin. Ich hol dir ein Glas Wasser, aber bitte reg dich nicht auf.“
Mit zusammengebissenen Zähnen lasse ich mich auf das Sofa nieder, atme ein paar Mal ruhig ein und aus, bevor ich die Augen schließe und mich zurücklege. Erst als ich Anns laut herbeieilende Schritte höre, öffne ich wieder die Augen und blicke ihr zum ersten Mal wieder in die Augen.
„Ann es tut mir so leid. Ich wollte das Alles nicht.“ Mehr kommt nicht und statt einer Antwort bekomme ich nur das mit Wasser gefüllte Glas in die Hand gedrückt und einen so erwartungsvollen Blick, dass ich schnell ein paar Schlücke nehme bevor ich mich wieder beruhige und Ann wartend betrachte.
„Macht dir keinen Kopf. Ich habe überreagiert, es tut mir so leid. Aber das was gerade eben war, hast du das öfters? Ich mein, das ist doch nicht mehr normal.“ Immer noch ruht Anns sorgenvoller Blick auf mir und ich wende den Blick ab, lasse ihn kurz durch das Zimmer schweifen bevor ich ihn zurück auf Ann richte und zur Antwort ansetze, mir dann aber auf die Lippen beiße. Irgendetwas tief in meinem Hals hält mich davon ab, vielmehr ein Knoten von Sorgen, ihr zu erzählen was los ist und überhaupt passiert ist.
Statt einer Antwort schüttele ich nur den Kopf und zucke mit den Schultern, bevor ich den Blick senke und meine Augen schließe.
„Owen hat gesagt, da war letztens so ein Typ bei dir. Stimmt das?“
Erschrocken öffne ich meine Augen und blicke Ann stumm an. Wieder nicke ich nur, bringe es nicht fertig meinen Mund zu öffnen und die Worte einfach so aus mir herausströmen zu lassen.
Erst sagt Ann gar nichts, wendet sich von mir ab, steht auf und geht dann durchs Zimmer. Hin und her bewegt sie sich in symmetrischen Kreisen, bevor sie schließlich stehen bleibt und mich erwartungsvoll anstarrt. „Erzähl mir von ihm.“, meint sie nur.
Und jetzt wäre es an der Zeit gewesen ihr alles zu erzählen, von Jack und mir. Von dem Armband das noch immer an meinem Arm hängt, von dem unglaublichen Abend, von den unzähligen Küssen, dem Brennen in mir drinnen, dem Gefühl frei zu sein und schließlich das Gefühl von Angst und Abweisung, weil ich schon seit einer Woche nichts mehr von ihm gehört hatte und mir dies langsam Angst machte. Aber stattdessen schweige ich nur und schüttele stumm den Kopf.
„Ist es weil du es nicht willst, oder weil ich einfach nicht die Richtige bin?“
„Nein!“, schreie ich und höre meine Stimme in meinen Ohren klingeln. „Nein, das ist es nicht. Es ist nur, ich weiß nicht. Es kommt einfach nichts. Sosehr ich es dir erzählen möchte, da ist etwas das mich daran hindert. Ich kann es einfach nicht.“
„So ist das also…“ In Anns Stimme hatte sich ein Unterton gemischt, der mir rein gar nicht gefiel und auch aus ihrer Miene war alle Sorge gewichen und machte diesmal nur noch Wut und Härte platz. „Wenn du dich dazu entscheiden solltest mir etwas anzuvertrauen, oder einfach das Bedürfnis hast, etwas zu sagen, dann sag mir bescheid. Weil so wie es im Moment aussieht, scheinst du in mir einfach nicht deine Freundin zu sehen. Und so lange du das nicht siehst, möchte ich auch nicht mehr mit dir befreundet sein.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, rannte davon, verschwand und ließ mich mit den wieder aufkeimenden Schmerzen einfach alleine. Und diesmal wurde mir bewusst wen ich verloren hatte. Ich hatte die Person verloren, die mir immer das Liebste und Beste gewesen war, die egal wann ich Probleme hatte immer für mich da gewesen war. Und schlussendlich verstand ich schmerzlich, dass ich gerade eben mit Ann einen Teil von mir selbst verloren hatte.

Die Tage verliefen wie immer, wenn man mal davon absah, dass Jack sich immer noch nicht gemeldet hatte, ich meine beste Freundin verloren habe und Owen mich mit hasserfüllten Blicken bedachte, wann immer ich ihm über den Weg lief. Ja, Jack beherrschte immer noch meinen Kopf und ja, ich vermisste ihn schrecklich, aber wie sollte ich ihn erreichen wenn ich weder eine Handynummer noch eine Adresse von ihm hatte. Und erst als ich all meine Gedanken auf ihn richtete, meinen Kopf sich erinnern ließ, da fiel mir auf dass ich rein gar nichts über ihn wusste. Ja, ich hatte mich auf einen Mann eingelassen, den ich überhaupt nicht kannte, von dem ich nur dessen Namen wusste und erschätzen konnte wie alt er war. Ein Rätsel dessen ich mir bewusst war zu lösen, aber keine einzige Möglichkeit fand es wirklich zu tun. Mein ganzer Körper fühlte sich schwach und leer an und ungemeine Schmerzen plagten mich seit dem Treffen mit Jack. Vielmehr hatte ich das Gefühl mir würde das Herz bei lebendigem Leibe hinaus gerissen und mir nichts Weiteres erspart blieb als dies zuzulassen. Langsam schweifte mein Blick über das sich vor mir auftürmende Haus und ich atmete ein paar Mal tief aus, bevor ich die Klingel direkt neben der aus Marmor gemachten Tür betätigte. Das Bimmeln, das die Klingel verursachte hallte selbst noch dann in meinen Ohren als ich Mrs. La Combe ein genuscheltes Hallo entgegenbringe, mir die Schuhe ausziehe und die Treppe nach oben laufe. Erst als ich vor der dunkel braunen Tür stehe, atme ich ein paar Mal auf bis ich erst klopfe, dann den Türknauf herumdrehe und in das Zimmer trete. Wie immer empfängt mich der tröstliche Duft Owens Aftershaves und noch bevor Owen mir einen hasserfüllten Blick schenken kann und es für möglich hält mir Flüche entgegen zu pfeffern, gehe ich auf ihn zu und presse mich an ihn, nur um danach die Augen zu schließen und den Tränen freien Lauf zu lassen. Erst als ich merke wie sich seine Hände um meine Taille legen und sein Kopf sich auf den meinen legt, versuche ich langsam ein und aus zu atmen und öffne meine Augen. „Owen es tut mir so leid.“ Meine Stimme ist nicht mehr als ein Kratzen und noch ehe ich aufblicke, versuche meine Situation zu erklären, treffen seine Lippen die meinen und bringen mich dazu seinen Kuss zu erwidern. Es ist nicht annähernd das was ich bei Jack gefühlt habe, aber ich gebe mich zufrieden und kann dem Drang nicht widerstehen meine Jacke auszuziehen. Während ich langsam meine Jacke abstreife, ist Owen damit beschäftigt meinen Hals zu liebkosen und seine Hände unter mein Top gleiten zu lassen. Seine Arme umklammern mich, während sein Mund wieder wie von selbst zu dem meinen gleitet und mich vorsichtig Richtung Bett schubste.
Alle Alarmglocken waren verstummt und boten einheitlicher Stille platz. Ein unaufhörliches Feuer machte sich in meinem Körper breit, als Owen sich sein T-Shirt vom Kopf zieht, mir einen langen Kuss gibt und schließlich nur noch Augen für mein Dekolleté und meinen Brustkorb hat. Ein leises Stöhnen entweicht mir und ich schließe augenblicklich die Augen. Ja ich wollte das hier und ja ich spürte auch was, aber trotzdem waren Owens Berührungen nichts im Vergleich zu den von Jack.
„Owen, deine Mutter…“ Doch weiter komme ich nicht denn plötzlich wird die Tür aufgerissen und Owens kleine 7 jährige Schwester Alex steht, mit weit aufgerissenen Augen, im Türrahmen und wirft uns einen Blick zu, der nur so von Ekel trotzt.
„Bah seit ihr ekelhaft. Mum Hilfe! Owen und Emma lecken sich gegenseitig ab.“ Mit den Worten dreht sie sich um, schmeißt die Tür hinter sich zu und lässt uns verdattert und fassungslos zurück.
„Also jetzt haben wir definitiv ein Problem.“ Kichernd und erlöst, dass Owen von mir abgelassen hatte, beuge ich mich übers Bett um mein Top zu ergreifen wurde aber sofort von starken Händen zurückgezogen.
„Das heißt aber noch lange nicht dass wir aufhören müssen.“ Owens Mund findet wieder den meinen und löst augenblicklich ein Gefühl des Schmerzes in mir aus.
„Owen warte, ich kann …“, bringe ich nuschelnd heraus, komme aber nicht weiter, da Owen im Begriff ist seine Hose auszuziehen und schließlich nur noch in Boxershorts vor mir auf dem Bett hockt.
„Was ist los Em? Ich weiß doch das du es auch willst, oder wieso bist du plötzlich hier aufgetaucht?“
Blinzelnd blicke ich Owen an und abermals stelle ich mir die Frage selber. Ja Em, wieso bist du überhaupt hier hingekommen? Was hat dich dazu geritten bei deinem Exfreund vorbeizuschneien, ihn abzuknutschen und schließlich sogar noch in der Kiste zu landen? Was ist eigentlich los mit dir? Aber auf all die Fragen, die in meinem Kopf allmählich Gestalt annahmen, konnte ich mir keine Antwort ausmalen. Und mich selbst belügen, dass konnte ich einfach nicht.
Aus dem Augenwinkel erhasche ich einen Blick auf Owens muskulösen Oberkörper und verziehe in gequälter Erregung das Gesicht. Owen schien dies als Zustimmung gesehen zu haben, denn kurz davor liege ich, ohne mich gewährt zu haben und auch ohne Einwände breit gemacht zu haben nur noch in Unterwäsche unter ihm, von einem leichten Schauer umgeben. Owens Blick sucht den meinen und während ich ihn so anstarre, von Erregung und Schauer ergriffen, erblicke ich genau das, was ich auf gar keinen Fall hatte sehen wollen: diese unglaubliche Zuneigung und echte, wahre Liebe. Und mit einem Mal wird mir bewusst wie sehr ich ihm weh tat mit all den Dingen, die ich ihm angetan hatte und ihm tagtäglich durch meine Erscheinung bildlich an den Kopf werfe. Und mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich ihm etwas schulde. Ich schulde ihm etwas dafür, dass ich ihn nicht liebe und ihm trotzdem hintergehe. Und mir wird bewusst wie ich all dass was ich ihm angetan hatte wieder gut machen konnte.
Langsam nicke ich, beuge mich zu Owen und drücke meine Lippen auf die seinen. Egal wie sehr ich mich bemühen würde, oder wie sehr er sich bemühen würde, ich könnte ihm nie die Liebe schenken die er von mir zu brauchen gedenkt. Und trotzdem, dies alles zu denken und sich gleichzeitig in einer solchen Situation zu befinden, brachte mich fast um den Verstand.
„Owen ich…“
„Ich weiß, ich habe es in deinen Augen gesehen.“ Sein Blick senkt sich, so sehr von Betroffenheit getränkt, dass ich augenblicklich die Augen zusammenkneifen muss. Dass er mich so gut kannte, machte mir auf eine Art und Weise Angst, gab mir aber auch das Gefühl, mich selbst nicht richtig zu kennen.
„Es tut mir leid, aber ich weiß auch nicht was los ist. Ich kann es nicht beschreiben.“ Meine Stimme bricht und ich beiße mir auf die Lippe um nicht in hysterisches Gelächter auszubrechen. „Ich weiß, dass das was ich getan habe, nicht wieder gut zu machen ist, aber ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst und wir wenigstens Freunde sein können, so schwer dir und sogar auch mir das fallen wird.“
Langsam stehe ich auf, ziehe mir mein Top, meine Jeans und auch meine Jacke wieder an und bin gerade versucht durch die Tür zu gehen als ich von Owen festgehalten werde und dieser mich schlussendlich umdrehte.
„Ich werde immer für dich da sein, egal was kommt Em. Und ich werde dich immer lieben und so sehr es mir auch Leid tut dir dies zu sagen, ich werde deine kommenden Freunde wahrscheinlich nie akzeptieren können. So sehr ich versuchen werde dein Freund zu sein, so sehr werde ich mich selbst dafür verabscheuen dich nicht bei mir zu haben. Denn ich denke ich werde dich immer lieben. Aber wenn etwas sein sollte, dann kannst du immer zu mir kommen. Egal was ist, egal was du von mir erwartest.“ Mit diesen Worten schließt er mich in seine Arme, bis ich mich von ihm losmache, ihm einen letzten Kuss auf die Wange gebe und schließlich sein Haus verlasse.


4 Kapitel



Ja es lief alles nach Plan, da war ich mir sicher. Emma wusste nichts und ich war mir glasklar sicher, dass sie rein gar nichts ahnte.
„Bist du dir sicher, dass sie wirklich nichts ahnt, kein einziger Hinweis, der darauf hindeutet, dass sie eine Ahnung davon hat?“, tönte Morwels Stimme durch den Lautsprecher meines Handys. „Ja ich bin mir sicher. Sehr sicher, sogar. Sie ist wahrscheinlich so sehr damit beschäftigt, über mich nachzudenken, dass sie wahrscheinlich nicht die leiseste Vorahnung hat.“ Ja, ich war tatsächlich besänftigt und zutiefst beruhigt, dass alles nach Plan lief.
„Und du hast Jelly, Manie und Tatton informiert?“ Ich hielt die Luft an, während ich aufmerksam auf Morwels Antwort wartete.
„Ja in der Tat. Und sie sind mehr als begeistert, von ihrem Plan eure Hoheit. Sie haben gesagt, dass sie sich gleich morgen auf den Weg machen werden und versuchen werden, diesen in die Tat um zusetzten. Ja, sie frohlockten sogar.“
Zufrieden nickte ich. „Gut, dann wäre das ja sogar geklärt. Danke Morwel, du kriegst deine Belohnung später.“ Noch während ich zu Ende sprach, fiel mein Blick auf die kleine, sich in meiner linken Hand befindenden Schatulle. Als ich schließlich auflegte, fiel mein Blick durch die decken hohen Fenster. Schon seit einiger Zeit machte das Volk einen großen Bogen um den Palast, nicht zu letzt auf die sich im Umlauf verbreitenden Gerüchte zurückzufassen. Ich war mir klar, dass es nichts gutes zu bedeuten hatte, wenn sich mein eigenes Volk vor mir zurückzog, aber ich hatte weitaus wichtigere Dinge zu tun, dessen war ich mir vollenden bewusst.
„Eure Hoheit, ich habe schlechte Neuigkeiten.“, erklang Lorens sanfte Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich zu ihr um, eine Augenbraue gehoben, mit vor der Brust verschränkten Armen auf eine Erklärung wartend. „Die Morde haben sich verzehnfacht. Mitunter sind jetzt sogar schon die Jungelfen davon betroffen und selbst die Föten wurden gestohlen, oder gar auf grausamste Weise aus den Behältern entfernt und erstochen. Mehr und mehr Anhänger der roten Perle versetzen das Volk in Angst und Schrecken und Ellon hat mir gerade mitgeteilt, dass 3 Schneeelfen verschwunden sind.“ Langsam drehte ich mich zurück zum Fenster, während ich mit großen Augen auf die sich im Winde drehenden Herbstblätter starrte. Wie konnte das nur möglich sein? Hatte Königin Sharlyna tatsächlich schon so sehr an Macht gewonnen? Konnte dies wirklich allein ihr Werk sein?
„Eure Hoheit, was sollen wir tun? Ashorn hat mich informiert, dass die Blätterelfen schon in den Startlöchern stehen und nur auf ihr Kommando warten. Was wäre, wenn jetzt endlich der richtige Zeitpunkt gekommen ist? Was wenn es keine andere Möglichkeit gibt, als den endlich herbeigesehnten Krieg zu entfachen?“ Lorens Stimme hatte ein Flehen, ja sogar etwas Verbittertes angenommen. Und noch während ich ihrem nicht endenden Wortschwall gebannt lauschte, breitete sich etwas in meiner Brust aus, etwas wovor ich noch gar keine Ahnung hatte das ich es besaß. Ich ging alles genau durch, überrumpelt von den Ereignissen der letzten Zeit und kam schließlich zu einem wichtigen Entschluss, einem Entschluss, vor dem ich mehr Angst als Respekt hatte.
„Nein Loren. Wir sind dem noch nicht gewachsen und ehrlich gesagt muss ich erst einen Weg finden, um tatsächlich herauszufinden wer dieser Schweinerei angehört. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, dass tatsächlich Sharlyna hinter diesem ganzem Desaster steckt. Da ist etwas, etwas das sich aufbraut und es ist definitiv stärker als Sharlyna, wenn nicht sogar dunkler und stärker als unser Hofstaat. Sag Ashorn er soll die Blätterelfen entlassen und sich stattdessen ans Werk machen und herausfinden, wo sich Königin Sharlyna, Prinz Karlon, König Aryl, Königin Shavanya und nicht zu letzt König Paryl befinden. Ich werde den Verdacht nicht los, dass Paryl und sein Sommerreich dahinter stecken.“


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine liebste und beste Mutter, die mich in allem was ich tue und denke, unterstützt und zu mir hält. Nur durch dich ist dieses Buch entstanden.

Nächste Seite
Seite 1 /