Cover

Dem Tod zu nahe



Es war kalt draußen, erinnerte ich mich recht, schneite es sogar noch. Umhüllt in Nebel stand ich direkt vor einer Klippe und starrte entgeistert herunter. Schon lange machte ich mir Gedanken darüber, ob man erst sterben müsste, um unsterblich zu sein. Aber wie ich am besten sterben würde, hatte ich mir nie ausgemalt. Mut, Anstand, Vernunft und Glück waren verschiedene Dinge, die ich mehr oder weniger außer Acht ließ. Mein Vater lehrte mich damals die Vernunft, meine Schwester schenkte mir das Glück auf Erden, mein Bruder ließ mich Mut gewinnen, und Anstand erhielt ich durch einen Mann. Einen Mann, der ferner war den je. Vielleicht war er der Grund, weshalb ich heute Nacht hier stand, frierte und Tränen vergoss. Wieso war er mir so viel Wert geworden? Weil seine Narben noch immer nicht verschwunden waren, und er bisher noch nicht einmal zurückgekommen war? Wollte ich ihm folgen? Noch ein letztes mal schaute ich tief runter, die Wand der Klippe entlang und hob langsam meine Arme waagerecht hoch. Recht schnell schloss der Gedanke weiterzuleben, sich in mir, und ich ließ mich fallen. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in meinem Körper aus, als ich immer weiter fiel und die Klippe kein Ende zu haben schien. Auch wenn ich kurz davor stand, einen Hilfeschrei auszurufen, ich tat es nicht. Mein Puls pumpte sich höher, das Blut in meinen Adern durchlief diese schneller. Plötzlich wurde alles schwarz, und ich musste mit der Kenntnis leben, dass ich selbst mich bloß in den Tod ohne Ausweg gestürzt hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /