Harun - Hüter des Schlüssels
In einem fernen Land, wo das Wasser aufwärts fließt und die Früchte der Bäume an den Stämmen wachsen, dort fängt unsere aufregende Geschichte über eine schicksalhafte Begegnung an.
>> Harun, du bist soweit. Deine Ausbildung ist abgeschlossen. Nun musst du über den Schlüssel des Schicksals verfügen. Ihn schützen und mit reinem Gewissen bei dir aufbewahren, bis du deinen Schützling und Nachfolger ernennst. << Der alte weiß bärtige Mann übergab Harun den fein gliedrigen filigran geschliffen Schlüssel aus purem Gold. Andächtig nahm der junge Harun den Schlüssel an sich.
>> Aber Meister, was soll ich denn jetzt mit ihm machen? << Harun blickte hoffnungsvoll in die warmen braunen Augen seinen alten Meisters, Freundes, der ihm wie ein Vater war. Die Sonne war nun fast hinter den Bergen des Morgenlandes verschwunden. Harun saß am Lagerfeuer, welches sie für diese Zeremonie angemacht hatten. Die wärmenden lodernden Flammen spiegelten sich in seinen blauen Augen. Blaue Augen, die wie die Weiten des Meeres glitzerten. Seinen braunen gewellten Haare lagen locker auf seinen kräftigen Schultern. Immer noch wartend auf eine Antwort des alten Herren.
>> Ich denke, dass ich keine Fragen mehr beantworten muss. Du weißt, was du zu tun hast. Meine Pflicht habe ich erfüllt. Für mich bricht nun eine andere Zeit an. << Der Meister schloss die Augen. >> Vertraue auf dein Innerstes. Habe Vertrauen in das, was ich dich gelehrt habe. Du bist mit allem vertraut, was du wissen musst. Meine Zeit ist jetzt verstrichen. Ein neuer Hüter muss meinen Platz einnehmen.<<
>> Das weiß ich Gereon. Aber was ist, wenn ich nicht will, dass du gehst. Ich bin noch nicht bereit dafür. << Trotzte der junge Hüter.
>> Doch das bist du. Das Orakel hat es mir zugeflüstert. << Ein Lächeln huschte über Gereons Mund. >> Ich weiß, dass du es bist. << Der alte Meister berührte über das Feuer hinweg sanft und liebevoll, wie einst ein Vater es getan hätte, die Hand von Harun. Dann verblasste die erdende Gestalt des alten Hüters und verschwand mit einem Lächeln auf den Lippen gen nächtlichen Himmel. Traurig blickte Harun seinem Meister nach. Bis er seinen Platz am Sternen reichen Himmel eingenommen hatte.
Ein Seufzer entglitt seinen Lippen. Harun sah bedächtig den Schlüssel an. Mit einem weiteren Seufzer nahm der die Kette, an dem das wichtige Utensilie befestigt war und legte sie sich um den Hals.
Chaya richtete ihren Blick auf die kahle Steinwüste, die sie gerade mit ihrem Kutschenwagen durch ritten. Karim sah traurig seine Tochter an. Er würde ihr das Alles am Liebsten ersparen. Aber leider hatte der letzte Sturm die Ernte komplett zerstört. Sein ganzes Hab und Gut hatte er dafür aufgewandt, um die Häuser seines Volkes aufzubauen und neue Saatkörner für die fruchtbaren Felder zu beschaffen. Leider hatte das Königreich von Damian, dem Bezwinger etwas davon mitbekommen. Es dauerte nicht lange und das Kriegsheer des Bezwingers war mit eine Horde wilder Reiter bei Karim eingefallen und hatten weitere Verwüstungen angerichtet. Doch Karim wollte nicht nachgeben. Damian wusste dennoch ganz genau, wie er den König zu Fall bringen würde und hat kurzerhand die Königin und liebevolle Mutter von Chaya umbringen lassen. Das brach Karim das Herz. Doch statt Damian Chaya und sein Königreich zu überlassen, nahm König Karim seine Kutsche. In der Hoffnung, dass Chaya den Prinzensohn Memnun aus Niwe ehelichen würde. Damit sein Königreich sicher vor Damians Angriffen war.
>> Resa! <<
>> Ja Gebieter. << Der ältere Kutschenführer richtete seinen Blick auf den König.
>> Wir machen Halt in Taki. Dort werden wir übernachten. <<
>> Ja mein König. <<
>> Denkst du wir sind dort sicher? << Chaya blickte ihn fragend mit ihren dunklen Augen an. Ihre braunen, fast schwarzen Haare waren zu einem wunderschönen Zopf gebunden.
>> Dort leben nur friedliche Menschen. Das Volk der Taki ist sehr religiös eingestellt. Sie werden uns herzlich Willkommen heißen. Vielleicht habe ich Glück und mein alter Freund Gereon kann ein wenig seiner Zeit für mich opfern. << Karim versuchte zu lächeln. Doch es wollte ihm nicht so recht gelingen.
>> Gereon? Du hast mir noch nie von ihm erzählt. Wer ist er? <<
>> Ein sehr alter Freund von mir. <<
Erst mitten in der Nacht erreichte die Kutsche und seine Begleiter die Tore der alt ehrwürdigen Stadt. Ein Mönch begleitete Karim und seine Tochter in die Burg der Hüter. Verschlafen aber wach wartete Harun dort im Empfangssaal auf sie. Er lief die fünf Stufen am Ende des Saals herunter zu Karim und verbeugte sich vor ihm.
>> Es ist mir eine Ehre König Karim. Gereon hat mir viel von ihnen erzählt. <<
>> Demnach hat er leider seine Reise schon angetreten. << Traurig sah ihn Karim an.
>> Ja mein König. Erst heute Nacht. << Harun sah verstohlen zu Chaya hinüber, die den Blick erwiderte.
>> Ich hätte mich zu gern von meinem alten Freund verabschiedet. Nun denn. << Er bemerkte den Blick von Harun. >> Das ist meine Tochter Chaya. Wir sind beide auf den Weg nach Niwe. <<
>> Niwe?! << Harun sah den König irritiert an.
>> Ja. Meine Tochter soll den Prinzensohn Memnun ehelichen. <<
>> Oh. Wir haben gerade heute diese Schriftrolle zugesandt bekommen. Ich denke das wird nicht mehr möglich sein mein König. << Karim ging zu einem nahe stehenden Schriftpult und nahm die zu oberst liegende Rolle vom Tisch. Dann übergab er sie an Karim. Dieser las geschwind die wenigen Zeilen durch. Seine Augen weiteten sich vor Zorn.
>> Damian <<, brummte dieser.
>> Vater was ist? << Das was das erste was Chaya sagte. Und Harun dachte, dass es die wundervollste und lieblichste Stimme war, die er je gehört hatte. Sie hallte wie ein zwitschernder Vogel in den Gemäuern nach.
>> Damian hat das Königreich von Niwe bezwungen. Memnun hat die Krone an Damian weitergereicht. Er kann doch damit nicht durch kommen. Er kann uns doch nicht alle
bezwingen. <<
>> Das hat Gereon auch schon gesagt. << Harun sah den König nachdenklich an.
>> Harun - deine Ausbildung ist abgeschlossen? <<
>> Ja mein König. <<
>> Dann weißt du, was du zu tun hast. <<
>> Aber König Karim, ich, Gereon ist erst seit ein paar Stunden fort. Das kann unmöglich sein. <<
>> Ihr kennt die Schriftrollen junger Hüter. Dort steht es geschrieben. Es muss so sein. <<
>> Ja mein König. << Harun senkte seinen Kopf. Er wusste, dass der König recht behielt.
>> Vater? Wovon redet ihr? <<
>> Taki ist nicht irgend eine Stadt meine geliebte Tochter. Sie ist die Stadt der Hüter. <<
>> Der Hüter? Aber was wird denn hier gehütet? <<
>> Das Chaya wissen nur die Hüter. <<
>> Harun! Harun! Entschuldigt bitte die Störung. Aber es kommen Reiter. Viele dunkle Reiter des Damians sind hierher. Sie haben heraus gefunden, dass König Karim hier Unterschlupf gesucht
hat. <<
>> Oh Vater, was sollen wir jetzt nur tun? <<
>> Keine Angst Chaya. << Karim dachte kurz nach. Doch ehe er antworten konnte, kam ihm Harun zuvor.
>> Sie kommt mit mir. <<
>> Harun?! Aber? <<
>> Das spielt keine Rolle. Bei mir ist sie in Sicherheit. Ich werde mich um sie kümmern mein König. Und wenn ich mit meinem Leben bezahle. <<
>> Harun, danke. << Anerkennend umfasste der König seine Hand. Der junge Hüter nickte nur stumm. Verstört blickte Chaya erst ihn und dann den Hüter an.
>> Ich verstehe nicht? Vater? << Doch ihr Vater schüttelte den Kopf.
>> Wir haben jetzt keine Zeit dafür. Chaya, du musst mir vertrauen. Bei Harun wiegst du dich in Sicherheit. Er wird dich bei geraumer Zeit aufklären. Nun geh. << Karim schob seine Tochter widerwillig zu Harun hin. Dieser nahm sie einfach bei der Hand und zog sie mit sich. Irritiert blickte sich Chaya noch einmal um, um einen Blick auf ihren Vater erhaschen zu können, als sie schon in weiter Ferne das Barsten einer Tür wahr nahm.
>> Kommt Prinzessin. Wir haben nicht viel Zeit.<< Das Schwingen von Klingen war zu hören. Genauso wie näher kommende Schritte. >> Kommt! << Harun riss Chaya mit sich. Er lief zu einer unscheinbaren Wand, an der ein Persischer Teppich angebracht war. Diesen schob er beiseite. Dahinter eröffnete sich den Beiden ein Geheimgang. Gerade soviel Platz, dass sie hintereinander laufen mussten. Harun nahm eine Fackel von der Wand und lief geschwind mit Chaya weiter.
>> Wo ist sie? << hörte sie Damian herum brüllen.
>> Ich weiß es nicht mein Herr. << Die Krieger sahen ihren König reuevoll an. Harun drehte sich rasch zu Chaya hin, die gerade aufschreien wollte und hielt ihr den Mund zu. Ebenso leise legte er die Fackel auf den Boden und streute Sand vom Boden darüber. Sofort erlosch das Feuer.
>> Sch....<<, Langsam aber jetzt im Dunkeln, liefen sie weiter den Gang hinab. Er führte tief in das angrenzende Gebirge, welches sich hinter der Burg eröffnete. Chaya wunderte sich nicht, dass Harun den Weg trotz der Dunkelheit kannte. Doch leider kannte sie den Weg nicht und kam ins Straucheln und fiel hin.
>> Habt ihr das gehört? Woher kam das? << Knurrte Damian die Worte heraus. Ein Windzug durch fuhr den Gang. Harun wusste sofort, was das bedeutete.
>> Lauf Chaya <<, schrie er sie an. Völlig erschrocken über diesen Ausbruch rappelte sich die Prinzessin auf. Harun nahm sie bei der Hand und riss sie mit sich.
>> Hier entlang! << Damian schob den Teppich zur Seite und rannte den beiden Flüchtlingen hinterher. Dicht gefolgt von seinen Männern.
Abrupt blieb der junge Hüter vor einer Felsenwand stehen.
>> Was? << Fragte Chaya ängstlich. >> Ist das eine Sackgasse? <<
>> Nein, ist es nicht. << Harun suchte die Wand ab. >> Hilf mir. Ich suche ein Loch. <<
>> Ein Loch? << Chaya war wie erstarrt.
>> Nun mach schon! << Harun fingerte fiebrig die Wand ab. Die Schritte kamen bedrohlich näher. Endlich löste sich Chaya aus der Starre und suchte die Wand ab.
>> Ich glaube hier ist es. << Sofort suchte Harun ihre Hand. Sie hatte das Schloss gefunden. Ohne weiter darüber nachzudenken nahm er die Kette von seinem Hals und steckte den Schlüssel in das Loch. Ein lautes Klicken war zu hören und die Wand öffnete sich.
>> Los. Los. Geh. << Harun schob die Prinzessin durch. Es offenbarte sich den Beiden eine riesige Höhle. Ein Leuchten kam aus ihrem Innersten. So hell, dass Chaya sofort das Labyrinth vor ihr wahr nahm. Fünf Eingänge eröffneten sich ihr. Doch sie blieb wie eine Statue stehen.
>> Hilf mir! << Befahl Harun. >> Die Tür. Wir müssen sie wieder schließen.<< Chaya verstand. Sie versuchte mit Harun die Tür zu schließen. Doch sie war nicht stark genug. Der junge Hüter erkannte die Gefahr. Er gab auf und dachte nach.
>> In Ordnung. Höre mir zu Prinzessin. Ich weiß nicht warum Damian dich besitzen will. Aber vertraue mir. Folge deinem Herzen. Suche dir einen der Gänge aus. Jede Abzweigung, jeden Weg den du einschlägst. Denke nicht darüber nach. Suche ihn mit deinem Herzen aus, denn erst dann wird er dich ans richtige Ziel bringen. <<
>> Was? Ich verstehe nicht? Aber was wird...? <<
>> Ich werde dich finden. Vertraue mir. << Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Chaya hatte ein wohliges angenehmes Gefühl. Ein Gefühl, welches sie noch nie zuvor verspürt hatte. Sie wusste aber, dass Harun die Wahrheit sagte. Chaya nickte sachte,als Harun sie noch einmal festhielt.
>> Hier. << Er gab ihr den Schlüssel der Hüter. >> Behüte ihn für mich. <<
>> Das mache ich. << Obwohl sie Harun erst einen Augenblick kannte, hatte sie das Gefühl einer Verbundheit. Wie die eines Seelenverwandten.
>> Nun geh. << Harun zog sein Schwert aus dem Halfter. Wartend auf das, was durch die Tür kommen würde.
Chaya stand vor dem Labyrinth.
>> Nicht denken, Chaya. Einfach gehen. Sie wollte den äußersten Weg links nehmen. Doch irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl dabei und nahm den daneben. Sie drehte sich noch einmal zu Harun um, doch dieser behielt die offene Tür im Auge. Sie atmete tief ein und lief los.
Sofort als sie den Gang betrat war es, als ob jedes Geräusch von den Wänden geschluckt wurde. Ihre Schritte hallten nicht etwa wieder. Sondern verstummten beim Betreten des Irrgarten aus Fels und Stein. Sie hörte das Klirren von Klingen. Erschrocken darüber rannte sie los. Sie lief nach rechts, links, geradeaus, wieder nach links, bis sie über einen hervor stehenden Stein fiel.
>> Aua <<, schrie sie außer Atem. Doch ihre Stimme war nicht laut, sondern eher ein flüstern. Chaya rappelte sich wieder auf. Und lief nun im gemächlicheren Tempo weiter. Immer wieder bog sie ab. Einfach so. Irgendwann stellte sie erstaunt fest, dass sie noch nie eine Sackgasse hatte. Das Leuchten wurde heller. Es war ein warmes Blau, welches die Höhle in einen schimmernden Schein tauchte. Ohne darüber nachzudenken, versuchte sie das Licht ausfindig zu machen.
>> Du glaubst doch nicht, dass du uns aufhalten wirst. << Ein süffisantes Lachen kam über Damians Lippen. Er bedachte Harun mit einem abfälligen Blick.
>> Das lasst mal lieber meine Sorge sein. << Der Hüter schwang gekonnt sein Schwert. Damian nickte seinen sieben Gefolgsleuten zu. Sofort zogen diese ihre Schwerter aus den Halftern und liefen auf Harun zu. Mit seinen raschen Bewegungen konnte Harun nach und nach seine Gegner zu Fall bringen. Bis nur noch zwei von Damians Leuten vor ihm standen und der König selbst.
>> Hier wird wohl nicht nur gebetet. << Stellte der Bezwinger erzürnt fest.
>> Das müsstet ihr eigentlich wissen König. Wobei, wie seit ihr eigentlich zur Krone gekommen? Wohl nicht durch euer Blut. << Harun sah den bissig an.
>> Blut ist nicht wichtig. Wo ist die Prinzessin? << Knurrte dieser zurück. Keine Antwort. Wütend Schritt der selbst ernannte König zu dem Hüter. Mit seinem kräftigen Schlägen trümmerte er auf Harun ein. Immer wieder ließ er das Schwert auf ihn nieder regnen. Doch Harun behielt dem Stand. Ein weiterer kräftiger Schlag Damians ließ das Schwert von Harun in Zwei brechen. Der Hüter ließ sich nicht beirren. Er stieß mit der kaputten Klinge zu. Doch weil diese leider zu kurz war, schnitt sie nur die Brüstung. Sofort erkannten die Krieger von ihrem König die Gefahr und griffen Harun von hinten an. Einen Angreifer konnte dieser mit einer Beinstellung zu Fall bringen. Doch der Zweite traf ihn leider. Obwohl Harun ihm sein Schwert aus der Hand schlagen konnte zog dieser seinen Dolch und traf den Hüter in die Brust. Bewusstlos fiel dieser zusammen. Damian lachte laut auf.
>> Los. Wir müssen die Prinzessin finden. <<
Harun zuckte mit seinen Wimpern. Er hustete. Dann sah er den Dolch oberhalb seines Herzen und zog ihn heraus.
>> Ahh. << Er zog sein Hemd zur Seite. Zum Glück blutete er nicht stark. Er riss seinen Ärmel auseinander und verband sich damit. Dann steckte er den Dolch und ein weiteres Schwert, welches am Boden lag ein und lief in den zweiten Gang von Rechts. Er kannte den Weg. Das war sein Vorteil. Dennoch hoffte er, nicht zu spät zu kommen. Wenn Damian erkennt, wo er sich befindet, wird er Chaya den Schlüssel sofort abnehmen. Das wäre fatal.
Chaya befand sich am Ausgang. Sie klappte unwillkürlich ihren Mund auf. Es waren blaue Diamanten, die sich am Ende der Höhle befanden und diese erleuchteten. Sie funkelten die Prinzessin an. Ein kühler plätschernder Bach schnitt sie von ihnen ab. Doch es waren nicht die Diamanten, die Chayas Aufmerksamkeit besaßen, sondern ein Altar, der in der Mitte der glitzernden und schimmernden Steine Stand, auf dem sich eine goldene Schatulle befand. Sie überquerte den flachen kühlen Bach hinüber zu dem Altar. Vorsichtig berührte sie mit ihren Fingerspitzen die Schatulle. Sie war bezaubert von der wunderschönen Arbeit, dieser kleinen Truhe. So etwas hatte sie noch nie Gesicht bekommen.Sie war so sehr damit beschäftigt, dass sie nicht mit bekam, dass Damian und sein Begleiter hinter ihr aufgekreuzt waren.
>> Chaya. Das hätten wir uns alles sparen können. << Damian lachte auf. Erschrocken drehte sich die Prinzessin zu ihm hin.
>> Damian. Aber was habt ihr? <<
>> Mit dem Mann? Tja, der ist von uns gegangen. Er hätte sich nicht mit mir anlegen sollen. << Tränen schossen Chaya in die Augen.
>> Ihr <<, fing sie an. Sie lief unbewusst hinter den Altar und offenbarte Damian dadurch einen Blick auf das, was sich hinter ihr befand.
>> Das, das ist unmöglich?! << Damian kräuselte die Stirn.
>> Wie bitte? << Chaya verstand nicht. Schnell lief er zu ihr hin. Doch er interessierte sich nicht für sie, sondern für die Schatulle auf dem Altar.
>> Ein Schatz. Na und? << Stammelte sie hervor.
>> Ein Schatz?! Ihr habt wohl nie die alten Sagen gehört. << Der König umfasste mit seinen groben Händen die kleine goldene Truhe.
>> Natürlich! << Jetzt viel es Chaya wie Schuppen von den Augen. Die Hüter von Taki behüteten die alte Sage. Die Sagen aller Sagen. Ängstlich fasste sie sich unbewusst an die Brust. Doch zum Glück bekam König Damian nichts davon mit. Er versuchte verzweifelt die Truhe zu öffnen.
>> Das gibt es doch nicht! << Knurrte dieser da leblose Ding an. Mit einem Hebelgriff versuchte der gierige König die Truhe zu öffnen. Doch die Klinge seines Messers brach entzwei. Ein Lachen ertönte von weiter hinter. Es war Harun. Erleichtert, dass der Hüter noch lebte, ließ die Angst bei Chaya nach.
>> So wird das nichts. Nichts kann der Truhe anhaben. Nur der richtige Schlüssel öffnet das Schloss. <<
>> Das werden wir sehen. Ich werde die Truhe mitnehmen. Meine Schmieden werden schon einen Weg finden. <<
>>Versucht es nur. << Harun verschränkte seine Arme. Damian versuchte die Schatulle anzuheben. Doch nichts passierte. Sie ließ sich nicht bewegen.
>> Hakan, was stehst du noch so rum! << Der Krieger lief zu seinem König und sie versuchten gemeinsam die kleine Truhe an zu heben. Doch wieder nichts. Erbost lief Damian zu Harun. Dieser ließ ihn ins Leere laufen.
>> Du wagst es. << Der Gefolgsmann verstand. Sofort kam er seinen König zur Hilfe. Zu spät erkannte Chaya, was dieser vor hatte.
>> Harun pass auf. << Doch der Krieger war schneller. Er umfasste den mutigen Hüter von hinten. Gehässig kam König Damian mit seinem gezückten Schwert auf ihn zu. Harun schaffte es jedoch sich aus den Fängen des kräftigen Kriegers zu befreien, so dass die Klinge des Königs seinen eigenen Mann trafen. Das kümmerte diesen aber nicht. Statt dessen zog er einfach das Schwert wieder heraus und rannte hasserfüllt auf Harun zu. Dieser hatte bereits seine Klinge aus dem Halfter gezogen und konnte den Angriff stand halten.
>> Wo ist der Schlüssel? <<
>> Das werde ich euch nie sagen. << Der Hüter stieß den selbst ernannten König zur Seite. Dieser stand sofort wieder auf und ließ eine weitere Salve seiner schmetternden Hiebe auf Harun nieder regnen. Doch diesmal war er davor gewappnet. Die Männer umkreisten sich. Dabei kam Damian der Prinzessin gefährlich nahe, so dass der Hüter Chaya beschützend hinter sich schob. Sie war starr vor Angst. Was leider dazu führte, dass sie beim nächsten Angriff von Damian das Gleichgewicht verlor und hin fiel. So heftig, dass sie sich den Kopf stieß, ohnmächtig wurde und beim Fallen die Kette samt Schlüssel verlor. Sofort nahm der König das klirren der Kette war. Er erkannte den Schlüssel aus den alten Schriftrollen. Gierig wollte er danach greifen. Doch Harun kam ihm zuvor. Er schnappte sie den Schlüssel und schlug gleichzeitig mit dem Schwert nach Damian. Der Zorn hatte diesen Übermannt. Chaya kam zu sich. Verschwommen nahm sie die kämpfenden Männer war. Sie musste einige Male die Augen zusammen kneifen, damit sie wieder klar sehen konnte. Leider. Damian hatte die Oberhand im Kampf bekommen hatte. Er wollte Harun gerade den Todesstoß geben, als sie Aufschrie. Irritiert durch ihr Geschrei, hatte Harun eine Sekunde gewonnen. Er rollte sich zur Seite, wollte an sein Schwert kommen. Doch es war zu weit von ihm entfernt. Chaya fasste all ihr Mut zusammen, rannte zu Harun. In dem Moment stieß Damian zu. Doch die scharfe Klinge traf die Prinzessin.
>> Nein <<, Schrie Harun auf. Voller Zorn und mit neuer Stärke, griff er nach dem kleinen Dolch, der ihm fasst das Leben gekostet hätte und traf den überraschten Damian mitten ins Herz. Sofort wandte sich Harun zu Chaya hin.
>> Nein, nein. Du darfst nicht sterben, bitte. << Er betrachtete ihr blutende Wunde. Die wunderschöne Prinzessin versuchte zu lächeln.
>> Es ist nicht so schlimm. Du bist viel wichtiger als ich. << Sie hustete. Er streichelte ihr sanft über das Gesicht.
>> Bitte, bleib bei mir. <<
>> In einem anderen Leben, vielleicht. << Sie schloss ihre Augen. Er betrachtete Chayas liebliches Gesicht. Dabei viel sein Blick auf den Schlüssel, den er immer noch in der Hand hielt. Entschlossen lief er zu der Schatulle hin und öffnete sie. Ohne darüber nachzudenken, nahm sich Harun den Gegenstand, der sich darin befand und lief damit zu dem kleinen Bach. Er füllte den gläsernen Becher mit den kühlen Nass und rannte damit wieder zu Chaya. Sanft hob er ihren Kopf an und öffnete ihren Mund. Gerade soweit, dass das Wasser in ihn hinein laufen konnte. Dann stellte er den Kelch neben sich ab.
>> Bitte. Komm wieder zurück zu mir. << Sanft streichelte er sie. In der Hoffnung, dass die Prinzessin ihre Augen wieder öffnete. Es dauerte endlose Sekunden, als Harun endlich einen Atemzug wahr nahm. Zwei Wimpernschläge später sahen sich Chaya und Harun tief in die Augen. Erleichtert nahm er sie in die Arme.
>> Ich bin so froh. So unendlich froh. << Ein Lächeln umhüllte seine vollen Lippen.
>> Danke <<, entfleuchte es ihren Mund. >> Aber ist es nicht verboten? <<
>> Nein, nicht wenn man Jemanden, der reinen Herzen ist und mit dem Tod ringt, das Leben damit rettet.<<
>> Aber woher wusstest du es? << Chaya sah in verwundert an.
>> Ich habe es gefühlt. Vom ersten Augenblick an, als ich dich sah, wusste ich, dass du etwas Besonderes bist. << Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
>> Das ging mir genauso. Wie als wenn wir Füreinander bestimmt wären. <<
>> Ganz genau. << Dann nahm Harun Chayas Kopf zwischen seinen kräftigen aber liebevollen Hände und küsste sie.
Strahlend vor Glück standen die Beiden auf. Behutsam legte Harun den Kelch wieder in seine Truhe und verschloss sie. Dann legte er die Kette wieder um seinen Hals und lief mit Chaya durch einen kleinen unscheinbaren Gang hinaus aus der Höhle und dem Sonnenaufgang entgegen.
Tag der Veröffentlichung: 01.01.2011
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