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PROLOG:
Schreie. Überall. Vorne. Hinten. Renn! Lass sie dich nicht kriegen! Schatten. Rechts! Nein, links! Achtung! Vor dir! Zu spät. Ich spürte wie mich zwei starke Arme packten. Und ich hörte eine Stimme sprechen die einen das Blut in den Adern gefrieren lässt, jedoch auch eine Stimme, die mich daran erinnerte, wie oft sie mir die süßesten Lügen ins Ohr geflüstert hatte, wie oft ich auf die Lügen reingefallen war…und wie sehr ich ihn geliebt hatte. Wie sehr. Und genau diese Stimme sollte jetzt meine Verdammnis besiegeln. >>Na na na, Jane. Wir wollen doch nicht einfach so vor dem eigenen Verlobten wegrennen oder?“ Ein gefährliches und triumphierendes Lächeln umspielten seine perfekten Züge. „Warum? Warum willst du mich töten, Dave?“ Dave sah mich an als hätte ich etwas grundlegendes ganz falsch verstanden. Er sah sogar etwas gekränkt aus. Hatte er mich doch nicht nur belogen? Hush! , rief eine Stimme in mir lauter als meine Liebe zu Dave. Er lügt. Du weißt doch wie oft er das getan hat. Du kannst ihm nicht trauen. Nie wieder…Daves Stimme, seine brillante Stimme, riss mich aus meinen Gedankengängen. „Ich will dich doch nicht töten, Liebste. Ich möchte dir ein wunderbares Leben eröffnen. Ein wunderbares, ewiges Leben!“ Ich versteckte meinen eigenen Schmerz und offenbarte ihm die selbstbewusste Jane, die ihn hasste für das, was er ihr angetan hatte. „Ein Leben voller Tod und Leid? Danke nein, ich verzichte.“ Dave grinste mich an und legte seinen Kopf schief als hätte er es mit einer exotischen Insektenart zu tun. „Als hättest du eine Wahl…“ Er schüttelte seinen Kopf. Dann beugte er sich zu mir vor. Umhüllte mich mit seiner Dunkelheit. Ich spürte wie meine Knie nach zu geben drohten, doch bevor ich fallen konnte, drückte mich Daves starke Arme gegen seine Brust. Sein süßer Duft hüllte mich völlig ein. Ließ mich nicht mehr los und ich konnte an nichts anderes denken als meine Liebe zu ihm. Und dann spürte ich sie, die beiden schmerzenden Stiche in meiner Kehle und wusste dass es zu spät war, schon bevor ich das fremde Gift in meinem Körper spürte.


KAPITEL 1
Da stand ich nun. Forest Country, Pennsylvania. Verborgen von der Dunkelheit der Bäume. Dunkelheit, ja das war der Richtige Begriff für das worin ich gefangen war. Für immer gefangen, und dazu eine Prise ewiger Schmerz und Leid, dachte ich bitter. Über 250 Jahre war es nun her. Und meine Liebe hing über mir wie ein Fluch. Nein nicht nur wie ein Fluch. Es war ein Fluch. Da…sein Fluch. Und ich trug ihn mit Ehre. Soviel Ehre wie man sich als Dämon noch bewahren konnte natürlich. Aber ich würde über ihn hinweg kommen (hoffte ich). Deswegen wagte ich auch nun einen Neuanfang. Natürlich war es unmöglich als Dämonin von der Außenwelt akzeptiert zu werden, jedoch würde dies sobald niemand erfahren. Zumindest nicht wenn es nach mir ging. Wenn es nach meiner Schwester Susan ging, würde jetzt schon mindestens die Hälfte der Stadt panisch umher rennen. Aber ich war nicht Susan. Ich war Jane, verletzt, verlassen und verkümmert. All das was meiner Schwester nie passieren würde. Meine Schwester war schließlich eine Klasse für sich. Spielte einem Vampir tiefste Liebe vor um sich verwandeln zu lassen. Danach hatte sie ihn umgebracht…und war zur Dämonjägerin geworden. Soweit ich gehört hatte, war sie mittlerweile mit einem Mensch zusammen. Aber ob man auf die Gerüchteküche von Thaken hören sollte war fraglich, dachte ich belustigt. Ich hielt mich lieber von ihr fern, denn Susan war als Dämonjägerin gnadenlos selbst wenn es um ihre Schwester ging. Ich seufzte. Ich konnte doch nicht ewig hier rum hocken und Löcher in die Luft starren. Entschied zog ich meine schwarze Kapuze noch etwas weiter ins Gesicht und trat dann aus der Allumfangenden Dunkelheit hervor. Was mich erwartete, war schöner als ich es mir je vorgestellt hatte. Forest Country war ein kleines Dorf, das an eine wunderbare Wiese grenzte. Die Wiese war nass vom morgendlichen Tau und die Sonne ließ alles wie mit Diamanten besetzt aussehen. Sonne. Ich genoss die pure Wärme, die auf mich hinunterstrahlte. Nun war ich bereit. Ich fühlte mich, als könnte ich Berge verschieben (was ich auch konnte). Mit großen Schritten bewegte ich mich auf das Dorf zu. Nach ein paar Minuten hatte ich den Stadtrand erreicht und sah schon eilig junge Schüler an mir vorbei hasten. Sie waren um die 17 Jahre, also das Alter in dem ich verwandelt wurde. Ich spürte wie sich ein Kratzen in meinem Hals breit machte doch ich ignorierte es tapfer. Bis plötzlich ein Junge vor mir stehen blieb. Er hatte schwarze Haare, die mit einer Substanz, die die Menschen Gel(oder so) nannten zu vielen einzelnen Strähnen ins Gesicht gegelt worden waren. Was für eine Verschwendung, dachte ich. So konnte man gar nicht sein hübsches Gesicht sehen…seine markanten Züge, die blauen Augen und die schneeweiße Haut. Er lächelte mich an. „Hey, ich bin Jeremy. Du kannst mich ruhig Jer nennen. Bist du neu hier? Ich hab dich nämlich noch nie gesehen.“ Langsam griff ich mit meiner Hand unter meine Kapuze und zog sie mir von den wasserblonden Haaren. „Ähm…hi, ich bin Jane und ja ich bin neu hier. Ich soll heute hier zur Schule kommen…nur“, ich wurde gespielt rot, „ich habe keine Ahnung wo sie ist.“ Jer strahlte mich an. „Ach was, das ist doch kein Problem! Sie ist gleich- warte ich zeig sie dir einfach. Ich geh nämlich auch dort in die Klasse. Ich bin in der 12 b.“ 12b. Hm. Gemerkt, so jetzt musste ich nur noch in die 12b. Ich lächelte schwach. „Oh danke…ich glaube in meinem Brief stand, dass ich entweder in die 12a oder in die 12b komme…“ Ich hatte es bis jetzt zwar für unmöglich gehalten doch das Strahlen in Jers Gesicht wurde noch größer. Irgendwie zwang es mich auch dazu zu lächeln, obwohl meine ganze Natur dagegen sprach. Jer lachte kurz. „So wir wollen ja nicht, dass du zu deinem ersten Unterrichtstag gleich zu spät kommst was?“ Ich nickte. „Gut denn für mich wäre es auch nicht gut zu spät zu kommen…meine Mum reißt mir den Kopf ab.“ Etwas in mir regte sich bei der Erwähnung des Wortes Mum. Meine Mum war mittlerweile tot. Ermordet von ihm. Jer bemerkte meine Stimmungsschwankung sofort. Er sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung mit dir?“ Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. „Klar…“, sagte ich in monotoner Stimme. Jer sah mich misstrauisch an sagte jedoch nichts, sondern ging einfach in die Richtung in die, der mittlerweile zu nehmende, Strom an Schüler strömte. Ich vermutete dort die Schule. Unauffällig folgte ich Jer. An einer Biegung an der ich eigentlich rechts mit dem Strom gehen wollte, zog er mich auf einmal nach links. Ich sah ihn an, als wäre er verrückt geworden und wollte gerade damit ansetzten, dass doch alle nach rechts gingen, als er mich mit einem feixenden Grinsen zum Verstummen brachte. „Du musst doch bestimmt zum Sekretariat und nicht zum Schulgebäude oder?“ „Ähm…ja wieso?“, log ich munter drauf los. Diese ganze Begegnung mit Jer erinnerte mich an etwas schmerzhaftes, was ich verdrängt hatte und jetzt wiederzukommen, drohte. Ohne auch nur eine leise Ahnung zu haben was dieses schmerzhafte etwas sein könnte, wusste ich dass es mit ihm zu tun haben musste…alles Schmerzhafte hatte mit ihm zu tun. Meine Umgebung verschwamm, langsam. Mir wurde schwindelig, alles in mir wollte nachgeben. Doch ich kämpfte dagegen an. So lange hatte ich gekämpft und gerade jetzt wo ich neu anfangen wollte, würde ich nicht aufgeben. Sehr, sehr langsam lichtete sich mein verschwommenes Blickfeld und ich merkte, dass ich auf dem Boden lag. Neben mir hörte ich eine aufgeregte Stimme…Jer…“Jane! Jane hörst du mich? Jetzt sag doch was verdammt!“ Ich stöhnte auf, weil mir der Krach Kopfschmerzen bereitete. Jer entspannte sich spürbar. “Oh Gott Jane mach so was bitte nie wieder mit mir!“ Ich rang mir schwach ein Lächeln ab und stand wieder auf. Glücklicher Weise ging es mir wieder so gut dass ich stehen konnte. Jer aber gab nicht auf. „Was war denn los?“ Ich seufzte innerlich, schon süß so neugierige Jungs… „Mir ist einfach schwindelig geworden…Ich weiß auch nicht!“ Jer sah mich erschrocken an, anscheinend hatte ich etwas überreagiert. „Ist ja schon gut…“, murmelte er. „Oh tut mir leid, Jer! Sei mir nicht böse ja?!“ Nun lächelte er wieder. „Nein, nein los zum Sekretariat!“ Ich lächelte auch und folgte ihm schweigend. Das Sekretariat war ein einfaches Gebäude, das wahrscheinlich früher einmal bewohnt war. An den Wänden hingen Ölbilder einer Familie, die zu meiner Zeit gelebt haben musste. Da es generell sehr still war, hatte ich nun, wo ich sprechen wollte, das Bedürfnis zu flüstern. Ich deutete auf eins der Bilder mit der Familie. „Wer ist das?“ Jer sah mich nachdenklich an. „Weißt du das etwa nicht?“ verständnislos erwiderte ich seinen Blick. Dann lachte Jer. „Stimmt du kommst ja nicht von hier! Das ist die Gründerfamilie!“ Er sprach das Wort ehrfurchtsvoll aus als wäre es, etwas Besonderes. War klar…“Gründer-familie“…das so etwas kommen musste! Da…er gehörte auch zu Gründerfamilie…Autsch…jede Erinnerung tat weh, schmerzte und riss das entzündete Loch in meinem Herzen noch ein Stück weiter auf. Ohne es zu merken war ich stehen geblieben. Jer blieb auch stehen und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Ähm gibt es ein Problem oder warum stehen wir?“ Ich antwortete in monotonen Ton…würde ich einen anderen Ton einschlagen würde meine depressive Stimmung auffallen. „Nein. Mir geht es gut. Zeigst du mir dann bitte das Sekretariat?“ Jer zuckte mit den Schultern und gab den Versuch mich zu verstehen auf. Braver Junge…Jer führte mich durch ein komisches Gewirr von Gängen das für meine Verhältnisse einfach zu kompliziert war und blieb vor einer großen, doppelten Ebenholztür stehen. Sie hatte schöne Eingravuren und ich meinte den Satz „Amour s’en vient“ auswendig zu machen. Die Liebe kommt. Besser die Liebe geht…Jer klopfte mit einem Löwenkopf an. Von drinnen schallte eine gebrechliche Frauenstimme. „Ja? Herein wenn’s kein Vampir ist…“ Ich sah Jer verwundert an. Der jedoch zuckte nur mit den Schultern. „Ach die spinnt ein bisschen. Nicht erschrecken wenn sie dich als Verräter der menschlichen Rasse bezeichnet. Das hat sie schon mal bei einem Jungen namens Shin gemacht. War irgendwie witzig…der Arme wurde von ihr mit Knoblauch zu gesprüht…“ Er musste bei der Erinnerung lachen. Shin was? Ein schöner Name…Langsam öffnete ich die schwere Holztür und trat ein. Jer blieb draußen und schloss die Tür für mich. Oder für die alte Frau die hinter dem viel zu hohen Schreibtisch saß und mich durch eine altmodische Brille beäugte. In ihren Augen konnte man die Furcht sehen. Leise und mit brüchiger Stimme krächzte sie. „Dämon! Dämon! Ein Dämon in meinem Haus!“ Ich konnte die Aufmischung weißer Magie in dieser alten Frau spüren also schien es keinen Sinn zu machen ihr zu widersprechen. Jedes weißmagische Wesen konnte schwarze Magie erkennen. Deswegen nickte ich traurig. „Ich…ich werde niemanden verletzen…dazu wurde ich selbst zu verletzt.“ Etwas verändert sich in den Augen der alten Frau. Mitleid? „Wie wurdest du verwandelt Schätzchen?“ Diese Frage war es, vor der ich mich Jahrhunderte gedrückte hatte. Dessen bloße Aussprache mich in den Wahnsinn treiben konnte. Ich spürte wie mir Tränen die Wange runter rannen und ich versuchte sie aufzuhalten. Vergebens. Bedrückt sah ich zu Boden und ließ die Tränen auf den altmodischen, mottenzerfressenen Teppichboden fallen. Die alte Frau, die sich als Mrs. Hall entpuppte, stand auf und streichelte mir beruhigend über den Rücken und lächelte mich an als ich mich einigermaßen gefangen hatte. „Du scheinst mir nicht die böseste Person auf der Welt zu sein, deswegen lass ich dich mal auf meine Schule gehen was?“ Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. „In welche Klasse möchtest du denn?“ Mit noch leicht zittriger Stimme antwortete ich jedoch sofort. „12b!“ Das Gesicht von Mrs. Hall wurde aschfahl. „In die- die 12b? Bist du dir da sicher Schätzchen?“ Ich sah sie stirnrunzelnd an. „Ja, wieso?“ Ihre Augen weiteten sich und ihr Ausdruck wurde leer. Langsam schwankte sie hin und her und antwortete mir in einer Stimme, welche sich nicht nach ihrer eigenen anhörte. „Hochverrat musstest du erleiden, Glück schien dich zu meiden. Gibt Acht, gib Acht Kind, denn hier sind Leute nicht so wie sie wirklich sind! Die Liebe scheint dir nicht zu liegen. Da kannst du dich noch so verbiegen.“ Es kehrte wieder eine Art Ausdruck in Mrs. Halls Gesicht, doch ich war zu schockiert um auf sie zu achten. „Sie- sie sind ein Medium!“, rief ich erschrocken aus. Mrs. Halls Augen weiteten sich. „Was hab ich gesagt Schätzchen?“ Ich wiederholte treu ihre genaue Wortwahl. „Hochverrat musstest du erleiden, Glück schien dich zu meiden. Gibt Acht, gib Acht Kind, denn hier sind Leute nicht so wie sie wirklich sind! Die Liebe scheint dir nicht zu liegen. Da kannst du dich noch so verbiegen.“ Mrs. Hall sah mich erschrocken an. Dann seufzte sie. „Tut mir Leid, Schätzchen. Das wollte ich nicht sagen.“ Ich rang mir ein etwas misslungenes Lächeln ab. „Das haben sie ja nicht zu bestimmen…also komm ich jetzt in 12b?“ Mrs. Hall sah mich an, als hätte ich gerade den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht steckte mir jedoch einen Stundenplan zu mit den Worten: „Niemand kann sagen ich hätte dich nicht gewarnt…“ Ich bedankte mich und trat aus dem Raum. Glücklicherweise sah ich schon nicht mehr verheult aus, da mich ein lächelnder Jer erwartete. „Na in welcher Klasse bist du?“ Ich zeigte ihm grinsend meinen neuen Stundenplan. Jer freute sich wirklich „einen Ast ab“, so wie er die Arme vor Freude hin und her schwang. Ich lächelte. „Würde es dir was aus machen mich zu“, schnell ein Blick auf den Stundenplan, „Geschichte zu bringen?“ Jer grinste und nickte. Gemeinsam verließen wir das Sekretariat und machten uns auf den Weg zur Schule wo nur noch vereinzelt Schüler sich beeilten noch rechtzeitig zur ersten Stunde zu kommen. Jeremy jedoch ließ sich Zeit. „Warum beeilen wir uns nicht wie der Rest?“ „Weil von dir als neue Schülerin erwartet wird, dass du erst beim ersten Klingeln im Sekretariat bist, du hast sozusagen eine Sondererlaubnis und ich auch, wenn ich dich begleite.“ Er zwinkerte mir zu. Belustigt schnaubte ich. „Da hat aber einer Glück gehabt!“ „Oh ja…“ Jeremy grinste noch breiter als vorher. Endlich erreichten auch wir das Schulgebäude, das, im Gegensatz zum Sekretariat, anscheinend in der Funktion einer Schule gebaut wurde, aber trotzdem noch alt war. Jeremy klärte mich sofort auf. „Das ist die älteste Schule im Umkreis von 100 000 km²!“, erzählte er mir voller Stolz. Ich tat gespielt begeistert was ihn zum Lachen bracht. Nach 16 Stufen standen wir direkt vor der gläsernen Tür und öffneten sie mit hoch aufgewandter Kraft. In der Schule war es sehr still obwohl jedes Geräusch von den Wänden widerhallte. Es war ein großes Gebäude mit vielen Treppen die überall woanders endeten. Doch Jeremy führte mich zielstrebig zu einem Klassenraum und blieb davor stehen. An der Tür las ich „Klasse 12b, Ms Kitz“. Kitz hörte sich äußerst komisch für einen pennsylvaniaschen Namen an. Jeremy bemerkt mein Stutzen und klärte mich auf. „Sie kommt aus Deutschland. Irgendwie Berlin oder so was glaub ich.“ Ich nickte und setzte mein „ich-hab-zwar-keine-Ahnung-worum’s-geht-aber-egal“ Lächeln auf und klopfte an die Tür. Eine schrille Frauenstimme rief etwas, dass höchst wahrscheinlich „Herein“ hieß und Jeremy trat ein hinter ihm, verbarg er mich vor zu neugierigen Blicken. Ms Kitz hatte den Unterricht gestoppt und die Klasse starrte mit erwartungsvollen Augen zur Tür, um zu sehen welche Dinge zu tun waren um Ms Kitz Unterricht zu sabotieren. Jeremy trat zu Seite um der Klasse seine neuste Idee als Erklärung für seine Verspätungen zu präsentieren. Ganz einfach. Mich, eine neue Schülerin. Ms Kitz sah mich etwas verwundert und misstrauisch an. „Ich erwartete heute gar keine neuen Schülerinnen.“ Sie begutachtete mich über den Rand ihrer Brille. Etwas schüchtern trat ich nach vorne und gab ihr einen Stapel Zettel. „Ich weiß nicht, ist es eventuell möglich, dass die Kommunikation zwischen Sekretariat und Lehrerkollegium nicht ganz funktionierte? Als ich mit Mrs Hall gesprochen hatte, bat sie Jeremy mich zu dieser Klasse zu bringen, die Ms Kitz als Klassenlehrerin hat, ist das etwa nicht korrekt?“ Sichtlich überzeugt nickte sie und sah sich in der Klasse um. Dann deutete sie auf einen Platz hinten. „Setz dich doch neben Shin. Shin“, rief sie im Befehlston, „du wirst ihr nachher die Schule zeigen!“ Shin nickte und lächelte mich an. Immer noch schüchtern ging ich nach hinten und setzte mich neben Shin. Er nickte mir zu konzentrierte sich dann wieder ganz auf Ms Kitz, dessen Namen ich immer noch wunderlich fand und ich tat es ihm gleich. Ms Kitz unterrichtete anscheinend Geschichte in Deutsch. Sie sprach mit der Klasse die komplette Zeit deutsch. Ich war froh, dass ich mal ein halbes Jahrzehnt in Deutschland gelebt hatte. Damals stand dort so eine komische Mauer, mitten in einer Stadt! Die Deutschen waren echt verrückt…aber jeder so wie er es will oder wie heißt es so schön? Schon nach kürzester Zeit langweilte mich der Unterricht und ich schielte zu Shin rüber. Er hatte schwarze Haare, die ihm ins Gesicht fielen, deswegen musste er immer seinen Kopf schütteln um sie aus dem Gesicht zu bekommen. Seine Haut war schneeweiß und seine Augen waren ein bunter Mix aus blau und grün. Um es kurz zu fassen sah er einfach perfekt aus…Genau in dem Moment sah er zu mir und lächelte mich an. Ich konnte gar nicht anders als ihn ebenfalls anzulächeln und hatte das plötzliche Verlangen den Zwischenraum zwischen seinem und meinem Tisch zu verringern. Ich wollte meine Hand ausstrecken und sanft über seinen Arm streichen, seinen muskulösen Arm. Um dieser Versuchung zu widerstehen drehte ich mich schnell wieder zu Ms Kitz und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Der Rest des gesamten Schultages verlief ähnlich angespannt und ich war froh als ich endlich nach Hause konnte. Als ich schnell aus dem altertümlichen Schulgebäude flüchtete, spürte ich eine Hand auf dem Rücken. Eine warme Hand, die meine schwarze Seele etwas erhellte, schnell drehte ich mich um. Vor mir stand Jeremy, etwas abgehetzt. „Jane! Warum bist du denn so schnell gegangen?“ Ich musste mir nun schnell eine gute Ausrede einfallen lassen. „Ich…muss schnell nach Hause…“ Jeremy grinste mich an. „Wo wohnst du denn?“ Ich überlegte kurz und erinnerte mich daran, wo ich gestern ein Haus gekauft hatte. Es war am Stadtrand und nah an dem Wald. Ich zeigte in die ungefähre Richtung. Jer lachte kurz auf. „Weißt du bei uns haben die Straßen auch Namen!“ Ich grinste ihn an. „Oh wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen … wahrscheinlich weiß ich deswegen nicht wie die Straße heißt in der ich wohne…“ Jer seufzte als hätte er einen besonders kniffligen Fall vor sich stehen. „Na ja aber in ungefähr die gleiche Richtung gehen wir schon.“ „Dann könnten wir theoretisch zusammen gehen?“ „Klar wieso nicht, dann kommst du sowieso schneller zu dir nach Hause weil ich mich hier bestens auskenne!“ Ich lachte. „Hey! Jer, Jane wartet.“ Oh nein. Shin kam hinter uns angetrabt und schloss zu uns auf. Jer begrüßte ihn mit einem High Five. Als er meinen leicht verwirrten Blick sah, grinste er mich wieder an. „Shin und ich sind Nachbarn, wir gehen immer zusammen.“ Er drehte sich zu Shin um. „Macht es dir was aus wenn Jane mit uns geht?“ Shin lächelte mich warm an, um im Gegenzug von Jeremy einen mörderischen Blick zu ernten. „Auf keinen Fall.“ Leider konnte ich mir das Kichern nicht verkneifen, während wir losgingen, was Jeremys Wut irgendwie auf den Höhepunkt zu bringen schien. „Wie wäre es wenn ihr beide alleine geht und ich mir neue Freunde suche?“ Geschockt sah ich ihn an. Meinte er das ernst? Seiner Mimik nach zu urteilen, meinte er es bitter ernst. Leider. Ich nahm beruhigend seine Hand. „Ach was Jer das war doch nicht böse gemeint! Nimm das nicht so ernst, wir mögen dich, beide! Stimmt’s Shin?“ Unauffällig gab ich Shin einen leichten Stoß gegen die Rippen damit er auch bloß richtig antwortete. Shin schien ganz Herr der Lage. Mit einer Gelassenheit die ich selten gesehen hatte, antwortete er. „Klar mögen wir dich Jer. Was hast du denn Gedacht?“ Mittlerweile grinste Jer wieder. Wie ein kleines Kind! Ich grinste in mich hinein. Auf einmal blieb ich verdattert stehen und merkte wie Shin noch leicht gegen mich lief. Er berührte mich. ER BERÜHRTE MICH!! Mein Puls raste und ich hatte das Gefühl gleich vor Schmetterlingen im Bauch zu zerplatzen. Ein wohliger Schauer lief mir den Rücken runter. Jers verdutzte Stimme riss mich aus meinen Gedanken und zerrte mich in die Realität. „Jane warum bist du stehen geblieben?“ „Ähm…weil ich da wohne.“ Ich zeigte auf ein Haus, das sich nicht wirklich von den anderen roten Backsteinhäusern unterschied. Shin lachte aus unbekanntem Grunde laut auf. Auch Jeremy stimmte in sein Lachen ein. „Dürfte ich frage was los ist?“ Shin grinste mich an. „Na ja wir sind Nachbarn.“ Das einzige was mir einfiel, war ein lahmes: „Oh!“

KAPITEL 2
Als ich mich von Jer und Shin verabschiedet hatte, betrat ich mein neues Heim. Es war dunkel und leicht moderig. Genau das richtige für mich, aber nicht das richtige für eine Schülerin des 21. Jahrhunderts. Aus diesem Grund beschloss ich mir etwas Geld zu nehmen und „shoppen“, so wie die Menschen es nannten, zu gehen. Ich streckte meine Hand aus und nannte den gewünschten Betrag. „5 000.“ Sofort erschien in meiner Hand ein Bündel Hunderter, gefolgt von 50-ern und 20-ern. Schließlich hatte ich ja keine Ahnung wie teuer so etwas war.
In Mitte der Stadt war eine Art IKEA. Ich trat ein und wunderte mich prompt über die enorme Größe. Zuerst kam ich an der Inneneinrichtung für das Wohnzimmer vorbei. Ein eingerichtetes Zimmer gefiel mir besonders. Es war hauptsächlich lila und weiß. Auf dem Boden lag ein Fransen Teppich, der hauptsächlich weiß war und hier und da mal Halbkreise abgebildet waren für 39,90 ¤. Der Teppich war von einem weißen 5-er Sofa mit lila Sofa umringt für 777,00 ¤. Dazu ein kleiner Glastisch mit einer Milchglas-Platte für 44,90 ¤. Im Hintergrund bedeckte die komplete Wand ein langes schwarzes Regal für 62,75 ¤. Dann noch eine kleine Zimmerpflanze für 8,95 ¤ in die Ecke und fertig. Das mit der Küche war schwieriger doch schließlich entschied ich mich dann doch für eine. In dem für die Küche gedachtem Raum war ein noch ein Parkettboden in gutem Zustand. Ich holte mir einfach noch einen Eimer hellblauer Farbe für 5,00 ¤ und eine blutrote Küchenzeile für 199,00 ¤ und einen dazu passenden und gleichfarbenen Kühlschrank für ebenfalls 199,00 ¤, was im Gegensatz zu den anderen Kühlschränken recht billig war, aber er passte einfach perfekt ins Bild. Da die Küche sowieso recht klein war, war sie so auch schon voll. Das einzige was ich noch gerade ebend reinquetschen könnte, war ein hölzerner Esstisch für 116,90 ¤. Das Schlafzimmer ging mir wieder leichter von der Hand, da es sowieso schon eine schöne weiße Tapete hatte und eine Wand hatte bereits ein schwarzes Blumenmuster, das immer sehr beruhigend auf mich wirkte. Für 799,00 ¤ kaufte ich mir ein modernes, hölzernes Doppelbettgestell inklusive Wasserbett-Matratze, eine große Decke, zwei Betten, einen kanariengelben Bettbezug und zwei passenden Nachttischen. Lampen waren noch genügend im Haus. Das einzig richtig knifflige war das Badezimmer. Es gab so viele verschiedene Stile und ich wusste einfach nicht was zu einer 17-jährigen passte. Nach langer Suche und umher ziehen, fand ich dann endlich ein einfaches Bad, dass zum Rest der Wohnung passte. Es bestand aus einer Milchglastür, einem weißem, modernem Waschbecken, worunter direkt angeschlossen eine dunkle, holzfarbene Schublade war, darüber ein Spiegel, welcher gleichzeitig ein kleiner Schrank war, eine Zimmerpflanze und rechts daneben noch mal zwei Schubladen übereinander und noch ein Schrank für 71,00 ¤. Voll beladen ging ich zur Kasse und stellte mich an die lange Schlange an, die mich etwas verwunderte, denn wo kamen in diesem kleinen Örtchen so viele Leute her? Während ich noch rumgrübelte war ich auch schon dran und zeigte eilig meine erstandenen Möbel vor. Auf der Kasse leuchteten genau 2323,40 ¤ auf und ich überreichte der etwas pummeligen Verkäuferin mein Geld. Sie lächelte mich warm und freundlich an, während sie das Geld entgegen nahm. Ihre Stimme war die einer fürsorglichen Großmutter. „Schätzchen möchtest du den kostenlosen Transportservice nutzen?“ „Ja, sehr gern.“ „Gut wo wohnst du denn?“ „Forest Road 13.“ Die Verkäuferin nickte und bestellte den Service. „In so 2-3 Stunden werden sie bei dir zu Hause sein. Falls du noch irgendetwas brauchst komm einfach wieder.“ Mit einem gemurmelten Danke verschwand ich aus dem IKEA Gebäude und lief schnurstracks zum nächsten Autohändler. Es war eine Volvo-Verkaufstelle. Etwas enttäuscht blieb ich davor stehen. Wesen der Dunkelheit liebten den Luxus egal worum es sich handelte. Also bestand ich auch mindestens auf eins dieser deutschen Autos namens Porsche. Deswegen lief ich zum nächsten Taxi und stieg ein. „Wohin soll’s denn gehen?“, fragte mich die kratzige Stimme des Fahrers. In dem Auto stank es nach Qualm und ich musste prompt husten. Trotzdem blieb ich sitzen. „Nach Lickingville bitte.“ Der Fahrer nickte und fuhr los. „Und wohin genau in Lickingville?“ „Äh am besten ins Stadtzentrum.“ „Jawohl, Ma’am.“ Die Fahrt über schaute ich aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehenden Häuser. Mit jedem weiteren Haus, später Bäume, schweiften auch meine Gedanken immer weiter ab. Sie kreisten sich vorerst um Shin. Doch etwas in mir warnte mich vor ihm, als ging etwas Bedrohliches von ihm aus. Nach einer Zeit schweiften meine Gedanken wieder ab und landeten, nach mir unerklärlichen Gründen, bei Susan. Ich hatte keine Ahnung warum ich gerade jetzt an sie dachte, wo ich doch mindestens ein halbes Jahrhundert kaum mehr an sie gedacht hatte. Aber jetzt schwirrte sie mir bedrohlich wie ein Schwarm Hornissen im Kopf herum, der kurz davor ist mich zu zerstechen. Was war denn heute los mit mir? Seit wann hatte ich Angst vor mickrigen Hornissen? Leise seufzte ich und sah wieder aus dem Fenster nur um kurze Zeit später wieder gedanklich vor Hornissen wegzurennen. Eine Erlösung als der Taxi Fahrer endlich hielt und mich aus meinem gedanklichen Gefängnis befreite. Ich zahlte dem Fahrer schnell die aufgekommenen Gebühren und stieg aus. Lickingville war schon eine andere Nummer als Forest Country. Zielstrebig steuerte ich auf einen der zahlreichen Luxuswagenverkäufer zu und trat gleich in das erste Gebäude ein. Als ich drin stand, war mein erster Eindruck: rot. Und was sagt uns rot? Genau Ferrari. Also war ich richtig. Doch unbedingt rot wollte ich nicht, lieber eine dunkle Farbe wie schwarz. Ich sah auf meine Uhr, noch eine Stunde und 30 Minuten bis der Lieferwagen kam. Schon immer hatte ich ein ganz genaues Ziel vor Augen was mein Auto anging, also ging ich zielstrebig auf einen der Bediensteten zu. „Kann ich ihnen helfen, Miss?“ Ich nickte. „Ich habe vor mir ein Auto zuzulegen…“ „Schwebt ihnen etwas Bestimmtes vor?“ Abermals nickte ich. „Haben sie den Ferrari 458 in schwarz?“ Der Bedienstete hob misstrauisch eine Augenbraue doch ließ er sich nichts anmerken. „Folgen Sie mir, Miss.“ Nach wenigen Schritten stand er vor mir, auf Hochglanz poliert und schwarz wie die Nacht. Zufrieden lächelte ich. Unauffällig schielte ich auf den Preis und prägte ihn mir ein. „Der ist perfekt. Ähm…hätten sie hier eine Kundentoilette?“ Die Augen des Mannes verkleinerten sich und er sah mich mit Misstrauen an und doch antwortete er mir. „Natürlich. Da vorn, Miss.“ „Vielen Dank.“ Mit schnellen Schritten ging ich aufs WC zu und schloss mich in einer freien Kabine ein. Leise flüsterte ich den Preis des Autos und noch ein paar tausend Euro drauf und trat, mit den Taschen voller Geld, aus. Eilend lief ich zu dem Verkäufer der schon ungeduldig wartete. Ich drückte ihm den Betrag in die Hand und wedelte mit ein paar Scheinen. „Sie bekommen 2 000 ¤ drauf wenn ich den Wagen jetzt sofort mitnehmen darf.“ „Aber Miss ich“ „3 000!“ „Viel Vergnügen mit ihrem Wagen Miss ich werde ihn ihnen vor die Tür fahren warten Sie dort auf mich.“ Zufrieden lächelte ich und ging auf den Ausgang zu. Draußen musste ich kaum warten und mein neuer, wunderschöner Ferrari 458 in schwarz stand vor mir. „Vielen Dank!“ „Es war mir ein Vergnügen mit Ihnen Geschäfte zu machen, Miss.“ Der Verkäufer überreichte mir den Autoschlüssel und ich stieg in meinen Wagen ein. Noch eine Stunde ich musste mich beeilen wenn ich die Lieferanten nicht verpassen wollte. Ich drückte aufs Gaspedal, sofort heulte Motor laut auf und ich raste davon. Auf der Landstraße angekommen öffnete ich die Fenster, ließ den Wind durch meine Haare fahren. Mit 200 Sachen raste ich durch den alten Wald und war nach einer Viertelstunde bereits vor meinem Haus, was vorher eine Halbestunde gedauert hatte. Also noch sehr viel Zeit und anstatt die Zeit sinnvoll zu nutzen, setzte ich mich auf die alte Couch und schaltete das einzige High-tech Gerät dieses Hauses ein, den Flatscreen Fernseher. Gerade liefen auf irgendeinem Sender den ich nicht kannte Nachrichten. Es gab verschwundene Personen und Tote. Die Körper der Opfer waren allesamt blutleer. Bis gerade hatte ich die Nachrichten mit einem großen Desinteresse verfolgt doch nun schreckte ich hoch. Blutleer? Blutleer hieß dass entweder ein weiterer Dämon oder ein Vampir in der Gegend war. Ich war auf beides nicht so unbedingt versessen. Anstatt mir weiter Sorgen machen zu können, klingelte es und ich rannte zur Tür. Die Lieferanten waren angekommen. „Sie haben diese Lieferung bestellt Ma’am?“ Ich nickte. „Ja das habe ich. Vielen Dank fürs Bringen.“ Süß lächelte ich ihn an. Der Lieferant schien dadurch so benebelt zu sein dass er seine Aufgabe halb vergessen hatte. „Ja…äh…nun ja dann…ähm…sollen wir…vielleicht…helfen? Also beim reinräumen?“ „Nein, vielen Dank, dass schaff ich schon.“ „Na, wenn sie meinen…“ Etwas enttäuscht verschwand der Lieferant wieder, nachdem ich noch ein paar Papiere unterzeichnet hatte. Nach seinem Verschwinden schaute ich mich vorsichtig um. Die Gartenhecken waren hoch genug, sodass man mich nicht sehen konnte. Erleichtert atmete ich aus. Zu schnell für das menschliche Auge hob ich immer wieder ein paar Dinge an und platzierte sie im Haus. Nach einer Viertelstunde war ich mit Ausnahme der Küche fertig. Die Küche musste ich nämlich vorerst streichen. Nach wenigen Sekunden war alles abgeklebt und ich konnte beginnen. 3 Wände wurden blau, 1 blieb weiß. Schließlich war dann auch die Küche fertig reingetragen. Die ganze Zeit war ich so beschäftigt, dass ich die glühend roten Augen vom 1. Stock im Nachbarhaus, die mich dauernd beobachteten gar nicht bemerkte.
Abends traute ich mich nicht mehr den Fernseher anzuschalten aus Angst, dass mir noch deutlicher vor Augen geführt wurde, dass ich nicht allein war. Ich legte mich direkt in mein neuerstandenes Bett und versuchte zu schlafen…

Kapitel 3
Ich stand Mutter Seelen allein auf einer Lichtung im Wald, meine Dämonensinne bis aufs äußerste geschärft und in geduckter Angriffsposition. Misstrauisch durchkämpften meine Augen den Wald und suchten nach- genau nach was eigentlich? Wie eine Antwort auf meine Frage riss mich etwas nach hinten und warf mich krachend gegen einen Baum. Hart schlug ich mit dem Kopf gegen die massige Eiche doch ich verspürte keinerlei Schmerz. Mit gefletschten Zähnen richtete ich mich auf und knurrte bedrohlich. Binnen weniger Sekunden stand eine Gestalt vor mir, die für Menschenaugen aus dem nichts erschienen wäre. Sie war komplett in einen langen schwarzen Mantel gehüllt und die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Seitlich jedoch hingen wasserblonde Haare heraus, die den gleichen Farbton hatten wie meine. Ich erkannte sie schon bevor Susan die Kapuze aus dem Gesicht zog und die rot leuchtenden Augen mich durchbohrten. „Lange nicht gesehen Schwester!“ Mit diesen Worten rammte mir Susan ein eisernes Schwert in die Brust und ich sackte zu Boden.
Schweißgebadet erwachte ich von meinem Albtraum und sah mich erschrocken um. Nur ein Traum, nur ein Traum redete mein Gehirn mir ein. Mein beschleunigter Atem beruhigt sich nur langsam. Mit einem Seitenblick registrierte ich, dass es 6:13 Uhr war und ich noch eine halbe Stunde hatte bis ich aufstehen musste, doch ich wusste bereit, dass mir weiterer Schlaf nicht gegönnt war. Also quälte ich mich aus dem Bett und betrat das Badezimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche ging es mir sogar wieder gut und ich freute mich schon Shin und natürlich Jer wiederzusehen. Ich schminkte mich wie immer schwarz und mein Klamottensortiment reicht auch nicht wirklich über diese Farbe hinaus. Heute schien die Sonne hell und warm, was mich etwas beruhigt, denn dadurch konnten die Vampire nicht aus dem Haus. Doch schränkte es auch mal wieder meine Klamottenauswahl ein. Nach langem hin und her entschied ich mich für ein schwarzes Top, einen schwarzen Minirock und einen Nietengürtel. Um 7:15 trat ich dann fertig und mit meiner gepackten Tasche aus dem Haus und warf die Tasche auf die Rückbank meines Ferraris. Mit heulendem Motor fuhr ich los und war binnen weniger Minuten an der Schule angelangt und war natürlich viel zu früh. Trotzdem hatte sich schon eine große Menge Schüler angesammelt, die sich nun um meinen Ferrari mit den getönten Scheiben tummelten, gespannt wer wohl darin sitzen mochte. Lässig stieg ich aus und lächelte alle Anwesenden an. Sofort hatte ich eine ganze Schar von Bewunderern um mich herum, was meiner eigentlichen Schüchternheit nicht gut bekam. Mein Lächeln schwand und ich fühlte mich irgendwie eingeengt. Nach mehreren Befreiungsversuchen gelang es mir dann endlich zu entkommen und setzte mich auf eine entlegene Bank um noch einmal den Unterrichtsstoff durchzugehen. So bemerkte ich auch nicht wie sich mir ein fremdes Mädchen näherte. „Ist da noch frei?“ Hastig sah ich auf und erspähte eine braunhaarige Mitschülerin, die ebenfalls um die 17 sein musste. Je länger ich sie betrachtete fiel mir auf, dass sie in meiner Klasse war. „Ähm, klar, du warst noch gleich?“ Das Mädchen grinste mich an und setzte sich. „Ich bin Amy und du bist Jane richtig?“ Ich nickte und lächelte sie an. Von ihr kam ein schräges Grinsen zurück, was mich prompt zum Lachen brachte. Amy schaute in mein Buch. „Was lernst du?“ Seufzend zeigte ich ihr die Seite. „Französisch…nie meine Stärke!“ Amy lachte wieder, klappte mein Buch zu und zog mich hoch. Hastig packte ich mein Buch ein und schulterte meine Tasche. Misstrauisch grinste ich sie an. „Was hast du vor?“ „Ganz einfach wir suchen Shin und Jeremy! Du verstehst dich doch so gut mit ihnen.“ Bei der Erwähnung von Shins Namen machte mein Herz einen Satz und ich folgte ihr. Lachend rannten wir wie kleine Kinder über das Schulgelände und fanden nach einem kleinen Hin und Her auch schon Shin. Grinsend kamen wir bei ihm an. „Hey Shin! Na wo hast du Jer gelassen?“, fragte ich ihn. Dieser zuckte jedoch mit den Schultern. „Keine Ahnung seine Mutter meinte er wäre noch nicht fertig oder so.“ Er lächelte mich süß an. „Ah hast auch schon andere Freunde gefunden was? Hey Amy.“ Amy grinste. „Weißt du ich frag mich, wie man Jane nicht mögen kann.“ Gespielt entrüstet schüttelte sie den Kopf. Ich lachte sie an. So viel hatte ich schon lang nicht mehr gelacht. Nie hatte ich erwartet hier so offen begrüßt zu werden. Neben Shin standen noch weitere Jungs, die auch in meiner Klasse waren. Sie musterten mich alle mit einem dieser typischen „perverse-Vorstellung“-Blick. Leicht genervt drehte ich meinen Kopf zu Shin und sah in anklagend an. Shin lachte schon wieder. „Verurteile nicht mich, sondern Taylor, Niclas und Riley!“ Er deutete von einem Jungen zum anderen. Der mit dem breitesten perversen Grins war Taylor, Niclas der Brünette und Riley der Blond-Gelockte. Meiner Meinung nach war Taylor der heißeste, Niclas der Coolste und Riley der Süßeste. Wo blieb Jer eigentlich? Shin grinste den Haufen Jungs an. „Finger weg sie gehört mir!“, mit diesen Worten schlang er einen Arm um mich und küsste mich prompt. Meine erste Reaktion: Oh mein Gott! SHIN KÜSSTE MICH! Die nächsten paar Reaktionen unterschieden sich nicht wirklich bis endlich die entscheidende Frage zu mir durchdrang. Warum? Er kannte mich jetzt gerade 24 Stunden. Ist es möglich, dass er mich genauso liebt wie ich ihn? Und dann wurde mir mit einem schmerzlichen Schlag alles bewusst als Shin sich lachend von mir löste und mir das Gelächter der Jungs zu Ohren kam. Peinlich berührt wurde ich prompt knallrot und sagte nichts. Amy jedoch schien das ziemlich aufzuregen. Sofort schrie sie Shin aus vollem Hals an, was hieß, dass spätestens jetzt der ganze Schulhof von Shins Aktion wusste. „WAS BILDEST DU DIR EIGENTLICH EIN DU MIESER KLEINER IDIOT! NUR WEIL DU DICH VOR DEINEN KUMPLES AUFSPIELEN MUSST HEIßT DAS NOCH LANGE NICHT…“ Falls möglich wurde ich jetzt noch röter und zog an Amy Arm. Mit Nachdruck flüsterte ich ihren Namen und zog sie weg von der Schülerschar, die sich mittlerweile um uns herum gebildet hatte. Schon die Zweite heute wo ich direkt im Mittelpunkt stand, schoss es mir durch den Kopf. Mit schnellen Schritten entfernte ich mich weit möglichst von der Gruppe. Amy eilte mir hinterher. An einer unbenutzten Tischtennisplatte blieb ich dann stehen und setzte mich auf die Platte. Amy setzte sich neben mich. Sofort fing sie an mich zuzutexten. „So ein Idiot! Er wusste doch genau, dass du das mit Sicherheit nicht wolltest und hat…“, bei diesen Worten wurde ich schon wieder rot und kaute nervös auf der Unterlippe herum. Amy stoppt völlig unerwartet ihren Redefluss und starrte mich verwirrt an, bis ihr dann plötzlich ein Licht auf zu gehen schien. „Oh. OH! Ha! Du-du magst Shin!“ Anstelle zu antworten wurde ich einfach noch roter und betrachtete meine Schuhe. Amy lachte und sah dann auf die Uhr. „Mist so spät schon! Ich muss los Jane, weil ich mich noch vor dem Unterricht mit ein paar Leuten treffe und eine Stufenparty organisiere! Bis nachher, bye!“ Und schon rannte sie ins Schulgebäude. Als ich ebenfalls einen Blick auf die Uhr warf, fiel mir ein, dass gleich der Unterricht beginnen würde und einige Schüler gingen schon ins Gebäude. Unauffällig blickte ich zu Shin, Taylor, Niclas und Riley hinüber. Mit meinem übernachtürlichen Gehör konnte ich jedes Wort mithören. Gerade sprach Taylor. „…Die Neue ist echt niedlich oder?“ Riley antwortete ihm. „Ja und heiß ist sie auch! Ich wette wenn du dich bemühst kannst du ihr unter den Rock schauen.“ Meine Augen weiteten sich doch ich ließ mir nichts anmerken als sie zu mir rüber sahen. Ich hörte wie Niclas sich zu Wort meldete. „Leute wir müssen los! Ich muss doch noch zum Direktor wegen letzter Woche…“ Alle fingen an zu lachen und bewegten sich zum Schulgebäude. Nur Shin blieb noch stehen. „Geht schon mal ohne mich los ich muss noch was erledigen!“ Er winkte den Andern zu und ging zu meiner Ernüchterung auf mich zu.
Verlegen starrte ich zu Boden und wurde sofort rot. Noch fünf Schritte, noch vier, noch drei, noch zwei, einer…er war da und setzte sich neben mich auf die Tischtennisplatte. Eine Weile schwiegen wir uns an bis er dann das Wort ergriff. „Also das mit vorhin…na ja das tut mir leid.“ Er sprang wieder von der Platte und baute sich vor mir auf. Ich sah zu ihm hoch und er schaute mir direkt in die Augen. „Wirklich…“, murmelte er leise und küsste mich dann sanft auf die Wange. Da wo er mich berührt überlief mich ein kalter Schauer der trotzdem wohlig war und nach mehr dürstete. Einige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt verblieb er und sah mir wieder in die Augen. Von einer kalten Leidenschaft gepackt verringerte ich die Zentimeter zu meinem Gesicht immer mehr und schließlich trafen meine Lippen auf seine. Er fühlte sich kühl und zugleich sanft an. Seine Hände wanderten zu meiner Hüfte und zogen mich weiter zu sich ran. Ich umfasste seinen Hals und zog ihn zu mir runter. Ein kaltes Feuer verband uns und ließ mich erschaudern. Langsam lösten wir uns voneinander und Shin sah mich wehleidig an. „Wir müssen jetzt in den Unterricht.“ Ich nickte. Wir würden uns erst später wiedersehen, da Shin noch zu seinen Kumpel musste. Seufzend gab er mir noch einen Abschiedskuss und verschwand dann. Etwas verdattert und immer noch high von seinem Kuss ließ er mich zurück.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinen Freunden, die mich immer ermutigen weiterzuschreiben und mir ehrlich ihre Meinung sagen und für IHN

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