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Angst




Es war eigentlich ein ganz normaler Tag. Eigentlich! Wäre da nicht diese Spannung in der Luft gewesen! Es regnete, wie so oft im September dieser Stadt. Einer Stadt, die so normal war, dass sie schon fast wieder außergewöhnlich wirkte. Der Sommer hier war im Gegensatz zum Herbst drückend schwül und die Sonne brannte so heiß, dass jeder einen Sonnenbrand bekam.
Wie so oft saß ich gelangweilt im schwach beleuchteten Klassenraum und starrte aus dem Fenster. Keine guten Aussichten für meine Party.
"Mia?.....Mia?!Emilia!"
"Wie bitte?",rief ich aus.
Meine Lehrerin schaute mich wütend an.
"Ich habe dir jetzt schon zum fünften Mal gesagt, du sollst an die Tafel kommen!",sagte sie viel zu energisch für ihre kleine Figur.
Verzweifelt warf ich einen Blick auf Relia, die schnell auf eine Aufgabe zeigte. Mit hochrotem Kopf und meinem zerknitterten Heft in der Hand ging ich zur Tafel. Zügig schrieb ich die Aufgabe an und merkte gar nicht, wie schief mein Gekritzel war.
Gerade als ich geendet hatte, blitzte es draußen und ich fuhr zusammen. Alles zog sich in mir zusammen. Meine Augen sahen nur noch rot und ich spürte wie mein Körper immer schwerer wurde. Die Angst schien nach mir zu greifen, als es donnerte und der Himmel sich verdunkelte.
Ich bekam keine Luft mehr,.....meine Gedanken zerplatzten wie ein Luftballon. Und mit dem letzten Blitz war auch mein Bewusstsein in einem tiefen, schwarzen Loch verloren...


.....Ich bin müde. Alles um mich herum scheint so verschwommen.....meine Sicht wird klar.....ich bin im Klassenraum.........plötzlich geht die Tür auf.........ein großer Junge tritt hinein......er sieht gut aus....Wie er wohl heißt?......Er lächelt so schön.........dann ist alles schwarz.....................


Als ich die Augen aufschlug war alles genauso dunkel wie vorher. Ich rieb mir dir Augen.
Durch den Rolladen drang nur ein dünner Lichtstrahl, der jedoch gerade genug Licht spendete, um heil aus dem Bett zu steigen. "Mist!", fluchte ich. "Wohl doch nicht hell genug!" Ein ziehender Schmerz erfüllte mein Bein, als ich umknickte und voll auf den Boden knallte. Etwas tollpatschig bahnte ich mir einen Weg zur Tür und wie es das Schicksal so wollte, klingelte in diesem Augenblick mein Handy. Ein wenig genervt stolperte ich zurück zum Bett. "Hallo?",sagte ich. "Hey, Liebes! Wie gehts dir? Das war echt heftig in der Schule! Alles wieder ok?" Relias hysterische Stimme war unverkennbar. "Ja, schon ok! Kein Drama!", beruhigte ich sie. "Ich hab mir voll Sorgen gemacht, Mia! Und du sagst nur: Kein Drama!? Oh, Mann! Das war echt heftig!", wiederholte sie tief einatmend. Es klopfte an der Tür. "Muss weg!Bis nachher....Du kommst doch zur Party, oder?",fragte ich. "Klar!" "Gut....dann bis nachher!" Aufgelegt!
Dad trat ins Zimmer und knipste das Licht an. "Führst du Selbstgespräche?", witzelte er fröhlich. Ich deutete auf das Handy in meiner Hand und sagte: "Relia hat angerufen und wollte wissen, wie es mir geht!" Er nickte kurz, dann schloss er dir die Tür mit einem Lächeln und ging.
Ich saß ein paar Minuten auf meinem Bett. Ganz gut ging es mir immer noch nicht, doch schließlich stand ich auf und zog den Rolladen hoch. Gleißendes Sonnenlicht schien mir ins Gesicht und ich wusste, dass bald die Zeit des Sommers kommen würde. Gähnend zog ich mir einen Pulli über das Nachthemd und ging nach unten. In der Küche stand Dad und schnitt ein großes Stück Fleisch in kleine Streifen. "Wirst du jetzt endgültig zur Hausfrau?",neckte ich ihn. Er lachte auf. Sein Lachen war so herzlich, dass es den ganzen Raum mit Wärme erfüllte. Ich lächelte, glücklich, sein Lachen gehört zu haben. So war das immer. Dad brauchte nur zu lachen und einen Witz machen und schon strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd. Ich liebte diese Zeiten. Die "Mia und Dad"-Zeiten. Mom meinte, er wäre nicht streng genug zu mir, aber mir war das gerade recht. Wenn Mom nicht da war, unterhielten wir uns stundenlang und er erzählte mir von wunderbarer Literatur, die er gelesen hatte und von jener, die er selbst schrieb.
"Ach!", seufzte Dad "Jetzt bist du schon siebzehn! Ich kann es immer noch nicht fassen....wie schnell die Zeit bloß vergeht." Ein ernster Zug legte sich um seine Lippen. "Hast du Dream gesehen?" Als ich den Namen der wunderschönen Border Collie-Hündin aussprach, kam sie schon aus dem Wohnzimmer gerannt.Grinsend streichelte ich ihr schwarz-weißes Fell. "Hat Mom Cloud mitgenommen?" Dad nickte nur. Es kam öfter vor, dass Mom unseren zweiten Hund mit auf die Streife nahm. "Ich mach mich mal für die Party fertig!", sagte ich hastig, drückte Dad einen Kuss auf die Wange und verschwand nach oben.


Party




In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür und riss dafür meinen Schrank auf.

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Tag der Veröffentlichung: 25.02.2011

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