Cover

Der Brief

Der Brief

 

Liebe Annerose,

 

ich muss gerade an dich denken.

Heute ist einer dieser Tage, der für mich so beschwingend ist und an welchem ich einfach nur fröhlich bin, die Sonne scheint, es ist Frühling. Wie ich diesen Frühling liebe oder wie ich den Frühling überhaupt liebe. Die Vögel zwitschern und sind aus ihrem Winterschlaf erwacht, die Natur ist wieder voller Leben und auch ich fange an, mich wieder mit Leben zu füllen.

Und wenn ich so an dich denke, vergesse ich all das Leid, was mich umringt.

Ich stelle mir vor wie du neben mir stehst ganz dicht bei mir. Wie gut du riechst, nach deinem blumigen Parfüm, welches du immer getragen hast, wenn wir uns gesehen haben. Es riecht nach dir, es riecht so schön nach uns und unserer Zeit.

Ich habe es in meiner Nase ich rieche es ganz deutlich, auch wenn du nicht bei mir sein kannst, mein Liebling.

Wenn dieser Krieg nur endlich vorbei sein könnte und wir uns wieder in die Arme nehmen könnten, das wäre so schön mein Engel. Aber nein wir müssen warten, müssen noch aushalten und bangen, dass alles gut ausgehen wird. Aber ich weiß, mit dir an meiner Seite ist kein Weg zu lang und solange du an meiner Seite bist ist da Hoffnung. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich dich endlich wieder in deine Arme schließen kann. Küss mir meine liebe Tochter.

 

In inniger Liebe dein Walter

 

Granny, Granny, ein sachtes rufen holt sie aus ihrem Traum. Ihre Enkelin Maria sitzt an ihrem Bett und lächelt ihr nett zu. Na du, du hast so schön geschlummert, als hättest du was schönes geträumt, was hast du denn geträumt will Maria wissen.

Ach Liebes, ich war mit deinem Großvater, ich träumte von ihm und einen lieben Brief, den er mir geschrieben hatte, es war das letzte Lebenszeichen das ich von ihm erhielt.

Ich denke, der Traum war ein Zeichen von ihm aus der geistigen Welt. Heute ist doch der vierte April, sein Geburtstag.

Komm Kind hol mir die alte Kiste vom Dachboden und lass uns den Brief lesen.

Maria gehorchte auf die Worte ihrer lieben Granny, wie sie sie so liebevoll nannte und nach einiger Zeit kam sie zurück mit einer staubigen Kiste voll mit alten Briefen. Ein Lächeln huschte über Anneroses Gesicht, wie sie diese Kiste liebte, wenn sie die alten Briefe lass, war es fast so, als ob ihr geliebter Walter noch ganz nah bei ihr war.

Alle Briefe waren fein sortiert und es war nicht schwer den Brief zu finden. Nach einiger Zeit hielt sie den Brief in den Händen und lass ihn ihrer Enkelin vor.

Maria wischte sich eine Träne aus den Augen. Sie bewunderte die tiefe Liebe ihrer Großeltern sehr, in der heutigen Zeit war doch alles recht kompliziert und ihre Liebesgeschichten hatten nicht einen Hauch der Tiefe, wie diese von ihren Großeltern.

Komm Granny lass uns frühstücken und danach zu Großvaters Grab laufen.

Ja liebes, sagte Annerose, das klingt nach einem guten Plan.

Maria kannte ihren Großvater nicht, denn lange bevor sie geboren wurde verstarb er im Krieg, aber sie wusste dass er die große Liebe ihrer Großmutter war.

Am Grab legten sie ein schönes Blumengesteck nieder und Maria schaute Annerose an, ein Leuchten lag in ihrem Augen.

Siehst du Granny, er ist immer bei dir, es liegt genau die gleiche Magie in diesem Tag, wie Großvater sie in seinem Brief beschrieben hat.

Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern, es ist Frühling und alles beginnt sich wieder mit Leben zu füllen. Ich bin mir sicher er schaut gerade von seiner Wolke auf dich herunter und an einem schönen Tag wie diesen werdet ihr euch wieder treffen und euch in die Arme nehmen.

Eine Träne rollte ihr Gesicht herunter, sie schaute ihre Enkelin dankbar an und nahm sie in den Arm.

Es war ein Tag voller Sonnenschein. Sie waren tief miteinander verbunden und sie wusste, er würde auf einer Wolke auf sie warten. Und an einem wunderschönen Tag im Frühling würden sie sich wieder sehen.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
an meinen lieben Opa

Nächste Seite
Seite 1 /