Irrwege
Wenn du die Wahrheit erkennst wirst du fliegen können,
so weit wie deine Flügel es dir erlauben.
Auf einer flauschigen Wolke wirst du dich nieder lassen und deine Flügel in voller Pracht entfalten.
In dieser Entfernung, der Entfernung von der kraftvollen Erde bis zu dem Ort in den Weiten des schwebenden Himmels, an welchem sich deine Wolke befindet, liegt dein ganzes Glück
Ihr Blick hastet nach den kahlen Wänden, ein eisiger Hauch zieht durch ihren Körper, ein Hauch der Sie frösteln lässt und ihr gleichzeitig zu neuem Bewusstsein verhilft. Wie lange schon war sie hier in diesem trostlos leeren Raum. Weiß, alles um sie ist weiß und hell und kahl, nicht eine bunte Stelle in diesem unnahbaren Raum. War dies der letzte Augenblick, den sie erleben würde, oder war dies nur wieder einer dieser unzähligen Augenblicke, der ihrem Leben neuen Schwung, eine neue Elastizität und wieder weitere Minuten, Tage, Stunden, Wochen, Monate, oder sogar Jahre gab, welche Sie zu füllen hatte? Und wieder war er da, dieser Gedanke, möchte sie nicht mehr diese Augenblicke, diese vielen Minuten füllen? Warum eigentlich muss? Waren diese Augenblicke nicht kostbar so kostbar wie das Leben selbst? Oder war er jetzt vielleicht da, der richtige Zeitpunkt, ihr letzter Moment in diesem Leben. Eigenartig, dachte Sie, das ganze Leben wartet man auf einen Moment, schmiedet Pläne, plant die Zukunft, kann diese vielen Momente manchmal nicht erwarten, verpasst Andere, da man auf den Einen wartet. Hält die Zukunft für einen magischen Ball mit vielen bunten Farben und die Vergangenheit für ein seidenes Tuch, welches ausschließlich die sanften Momente offenbarte. Dann ist er da, der Moment, der eine Moment, von dem man genauso viel weiß und erahnen kann, wie von dem Tag, als man das Licht dieser Welt erblickte und da ist einfach nix. Das Nix der Situation. Wie sollte solch ein Tag denn aussehen? Sollte er nicht eine Spur von Romantik beinhalten? Aber einfach dieses Nix, dieses unerklärliche Nix, das sollte er also sein, der Moment, der eine einmalige Moment! Die kahlen Wände verärgerten Sie. Ihr ganzes Leben lang füllte sie nachhaltig alle Augenblicke, die ihr wieder geschenkt wurden, denn niemals konnte Sie aufgeben, dazu glaubte Sie allzu stark an das Leben und an seine Magie. Ja das Leben hatte in ihren Augen eine unsagbar, nicht beschreibbare Magie. Zwar glaubte sie an keinen Gott, der ihr zu höherem Sinn verhelfen sollte, doch irgendetwas in diesem Leben schien zu magisch, zu toll zu sein, als dass sie auch nach den Tiefen des Lebens nicht wieder voller Erwartungen und mit aller Mühe versuchte die Augenblicke zu füllen. Vielleicht ist sie eine Träumerin eine Romantikerin, warum sonst sollten Sie die kahlen Wände nun ärgern? Und da war er, der nächste Gedanke, hatte sie ihr Leben lang geträumt, ist vielleicht alles nicht so, wie es eigentlich ist. Waren die schönen Augenblicke einfach gelungene Tatsachen ihrer Erwartungen. Selbst dann hatte sie nicht zu viel erwartet, da das Leben sie ja doch immer wieder mit den schönen Momenten beglückte. Aber dennoch hatte sie große Erwartungen sonst würden Sie die weißen Wände ja nicht stören. Dann hätte sie die Situation so hingenommen und würde nicht von einem besonderen Moment träumen. Was war überhaupt besonders? Warum nur musste Sie sich aber um alles den Kopf zerbrechen. Nun versuchte Sie die Situation etwas objektiver zu betrachten. Sie war in einem weißen Raum, atmete, lag in einem weißen Bett und war am Leben, was also wollte sie noch? Alles war doch in bester Ordnung. Sie versuchte die Gedanken weg zu legen und beschränkte sich auf das Wesentliche. Das Wesentliche bestand nun darin, zu atmen und zu schlafen. Es war nun nicht der richtige Zeitpunkt um so vielen Gedanken zu jagen, vielleicht war dies auch noch nicht der eine, einmalige Moment und dann wäre es schade gewesen, die kahlen Wände zu beklagen, wenn sie doch einem ganz anderen Augenblick angehörten als den Eigentlichen und somit auch nicht von so hoher Wichtigkeit waren. Es gelang ihr sichtlich schnell die Gedanken ziehen zu lassen denn ihr altes mit Falten versehenes, gütiges Gesicht, hüllte sich in das warme Kopfkissen und bald war nur noch ein liebliches Schlummern zu vernehmen und das Zimmer schien noch leerer als zuvor.
Texte: Juli83
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2013
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