Um mich herum stehen um die zwanzig Jugendliche, die sich alle wie verrückt in den Bus quetschen. Der Geruch von Schweiß steigt in meine Nase.
Ich seufze, eigentlich würde ich bei so einer Aktion nicht teilnehmen, aber ich muss unbedingt einen Platz auf der rechten Seit ergattern, deswegen stemme ich mich mit aller Kraft durch all die Personen und schlängle mich gekonnt nach vorne. Das dabei, die meisten Blicke auf mir haften bleiben ist mir egal. Ich zeige dem alten Busfahrer, der eigentlich endlich in Rente gehen sollte, meine zerknitterte Fahrkarte und suche dann einen Platz auf der rechten Seite, wo ich zum Glück im hinteren Teil des Busses einen finde.
Ich setze mich in die Innenseite und werfe meinen Schulranzen auf den Nebenplatz. Schnell richte ich noch meine Frisur, worauf kurz danach der Bus ins rollen kommt. In meiner Hand liegt mein Handy, alle fünf Sekunden starre ich auf die Uhr und zähle die Minuten bis zur ersten Haltestelle.
Doch schon mit jeder verstrichenen Sekunde, beschleunigt sich der harte Schlag meines Herzens. Die Außenwelt ist plötzlich abgeschaltet, ich nehme nichts und niemanden war. Auch nicht das Mädchen, das den Platz neben mir möchte und brav fragt ob dieser denn noch frei wäre.
Mein Blick starrt gebannt nach draußen.
Ich merke wie der Bus immer langsamer wird und schließlich zum stehen kommt. Direkt in meinem Blickfeld steht er.
Seine dunkelbraunen Haare, hängen ihm quer durch das Gesicht, seine Hände stecken lässig in den Hosentaschen und seine rehbraunen Augen starren mich eindringlich an.
Über meinen Lippen zeichnet sich ein Lächeln, was auch er übernimmt und mir auch noch mit der einen Hand grüßt.
Ich merke wie Millionen Schmetterlinge von null auf hundert in meinem Körper herumschwirren.
Sicht Er
Jedes Mal warte ich gespannt, auf diesen Bus und jedes Mal sitzt dasselbe Mädchen auf meiner Seite. Sie lächelt mich an, verdammt ist sie süß. Ihr blonder Scheitel bedeckt ihre Stirn, ihre Türkisschimmernden Augen laden zum darin versinken ein und ihr Gesicht scheint perfekt geformt zu sein.
Immer wenn sie mich anlächelt, verspüre ich diese Leichtigkeit und gleichzeitig den Bedarf sofort in den Bus zu stürmen. Jedes Mal hoffe ich, das sie einmal hier aussteigt zu mir hergeht, weil dann würde ich alles draufsetzen, etwas mit ihr zu unternehmen.
Aber so, weiß ich ja nicht ob dieses Lächeln wirklich eine Andeutung sein soll, oder sie es vielleicht einfach so macht, damit sie nicht so streng aussieht.
Ich spüre wie der Bus langsam wieder ins Rollen gelangt. Einen Moment schaue ich ihm noch nach, dann richte ich meinen Blick wieder nach vorne.
Meine Augen füllen sich mit Tränenwasser, er hat mich gegrüßt, aber würde er das auch machen, wenn er meine zweite Hälfte kennen würde?
Ich fahre mit meiner Hand über meine linke Gesichtshälfte, über mein wahres Ich. Hart und rau ist sie, hässlich und kaputt.
Vor einem Jahr hatte ich mit meiner Mutter einen schweren Autounfall, dabei verbrannte meine linke Gesichtshälfte sehr stark. Die Verbrennungen an Armen und Beinen, waren gar nicht so schlimm, von denen sieht man jetzt kaum noch etwas.
Aber mein Gesicht, das ist entstellt für immer, auf der linken Seite sehe ich aus wie ein Monster, wie ein hässliches Monster.
Deswegen kann ich von ihm nur träumen, ihm nur meine gute Seite zeigen. Und deswegen werde ich hier immer sitzen, ihn anlächeln und diesen einen Moment von Glücksgefühl genießen.
Texte: Dieser Text ist von Julie verfasst worden!
Tag der Veröffentlichung: 11.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme diese Geschichte, den Menschen die durch ein Schicksaal gekennzeichnet sind. Äußerlichkeiten werden von vielen Menschen immer noch an erster Stelle gesehen, aber auch lernen immer mehr, auf das Innere zu achten.