Beschreiben sie sich selbst!
Nehmen sie sich die nötige Zeit, und schreiben sie!
Bei 22°C und Sechster Stunde im Klassenzimmer sitzen.Jeder hat Lust(wie kommt's). Die Hitze benebelt. Vor meinen Augen steigt Dunst vom Tischende an die Decke. Ich will hier raus. Wasserflasche ler. Top!. Beißender Schweißgeruch und eine Lehrkraft, welche unter diesen Umständen unmögliches von uns erwartet. Ich geb' mir größte Mühe, doch wirklich. Jedoch gelingt es mir nicht ansatzweise, weiter als von der Tapete bis zu Decke zu denken. Mich selbst beschreiben...
Mein Arm aus Blei, er kommt gerade so weit um mit Daumen und Zeigefinger den Füller zu greifen. Den Deckel abgeschnipst. Er rollt vom Tisch. Erwartungsvoll blicke ich ihm hinterher, wie er von Fußende zu Fußende rollt bis er lautlos an der 2 Meter entfernten Wand andotzt. Keine Chance, ich bewege mich nicht. Bis ich dort angekommen bin, hat der Rest meiner Körperflüssigkeit das Klassenzimmer überschwemmt. Mein Blick fällt zurück auf den (noch immer) unbeschrieben Block. Mich selbst beschreiben. Vielleicht könnte ich die Ausrede benutzen, eine zu Fassettenreiche Persönlichkeit zu sein, welche man kaum aufs Papier bringen könnte. Damit wäre ich doch beschrieben genug. Die Tür zur Freiheit ist gute 5 Schritte entfernt. Wenn ich mich mit aller Kraft über die drei nächsten Mäppchen, sowie Popel und Kaugummi Ablagen (Ganz recht, ich rede von Tischen) werfe, mit weißem Top über Tinten befleckte Ebenen rutsche, am Waschbecken vorbei springe, ja vielleicht würde mir dann sogar ein noch annehmbarer Abgang gelingen. Aber woher die Kraft nehmen? Andererseits, sitzt gleich neben mir die weit geöffnete Verlockung, Fenster. Ich könnte...
Da ich mich kenne, weiß ich mich einzuschätzen. Nach gewisser Betrachtung des eigentlich gar nicht in Frage kommenden Abgangs, und Gedanken Verschwendung an die Frage, wie weich Kies steine bei einer zwei Meter Landung sind, wende ich mich gekränkt zurück auf den Auftrag der uns schadenfroh zugetragen wurde. Wie soll ich mich denn selbst beschreiben, verflucht. Es gibt so vieles was ich...
Nun ja. Ein wirklich netter Junge, sagte mir eines ach so schönen Tages, ich wäre doch ein ach so normales Mädchen mit ach so guten Absichten. Die darauf folgenden Widersprüche meiner Mitmenschen waren in positiver Hinsicht vielsagend. Aber will ich denn wirklich mehr als das sein? Dass ich es angeblich bin, zeigten die schockierten Reaktionen. Ich wäre keineswegs normal, geschweige denn eintönig. Alle denen ich es erzählte, lachten mich mit geducktem Blick aus. Nein, ich wäre verrückt, unerschrocken. Ob das ein Kompliment sein sollte, weiß ich heute noch nicht. Eines meiner Grübchen oberhalb der Mundwinkel wäre zu groß geraten. Ich hätte die lustige Angewohnheit, mir selbst beschimpfend die Stirn zu hätscheln, wenn mir wieder auffiele, geredet zu haben bevor das Denken einsetzen konnte. Trotz allem... ich denke so falsch kann ich nicht sein. Ein Mensch hat Fehler, ich habe meine. Ich will nichts besonderes sein, nur ich. Einfach ich. Ein lautstarker Dong riss mich aus meinen Gedanken. Meine Hand bewegte sich wie von selbst. Ich hatte die ganze zeit über mit geschrieben (zwischen sinnlosen Kritzeleien und Füller Aussetzern). Ich seltsames Geschöpf. Ein aufmerksamer Tischnachbar, stellt sich vor meinen Tisch. Er blickte auf mich herunter, eher gesagt, auf mein niedergeschriebenes "Werk". Lachend sieht er mir in die längst genervten Augen, schnickt den ausgerissenen Deckel vor meinen Block und verlässt das Klassenzimmer. Was der wohl denkt. Wie dem auch sei, auch Monster schreiben Geschichte.
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2011
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