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Kap 01

Ich saß still in meinem Bett und war unerträglich müde. Meine Mutter kämpfte mit dem Tod. Sie hatte hohes Fieber und war nun kraftlos. Die Stirn meiner Mutter glühte und das Fieber schien nicht sinken zu wollen.

Jeden Tag wurde ich in Kampftechniken trainiert. Erlernte die Diplomatie. Trainierte Schwertkampf, Bogenschießen und Reiten, in einem Damensattel. Ständig musste ich Handarbeiten lernen. Sticken – wobei ich mir ständig die Finger zerstach - stricken und häkeln. Das war wirklich langweilig und doch gehorchte ich meiner Mutter aufs Wort.

Niemals bereitete ich ihr Kummer. Kümmerte mich so gut es eben ging um sie. Ich bin vierzehn Jahre alt und habe stahl-graue Augen. Manche glauben meine Augen seien schwarz, wie die tiefste Winternacht ohne Mondschein am Himmel.

Meine Mutter und ich sind verarmt, weshalb wir uns so gerade das nötigste zum Überleben kaufen konnten. Es gibt nur wenige Erbstücke in unserer zwei Zimmer Wohnung. Mutter bewahrte diese bei mir im Zimmer auf. Es gab nur eine Notfalltasche, die ich mitnehmen sollte, falls sie stirbt.

Darin sind mehrere schwere Siegelringe. Einen trug ich ständig. Das Wappen darauf war ein Drache und ein Wolf. Mir wurde gesagt, das man mich – falls man mich finde – zu meiner wahren Familie bringen würde. Es gab einen zweiten identischen Ring und vier, die je einen Löwen, einen Hirsch, einen Wolf und einen Drachen zeigen.

Dazu gab es Siegelstempel, Siegelbriefpapier und verschiedenfarbiges Siegelwachs. Zwei davon waren in Rot und je eines in Schwarz und Weiß. Alles war in kleine Päckchen verpackt worden. Nur ich besaß meines bereits. Auf den anderen standen Namen. Nämlich Tyrion Lannister, Jon Schnee bzw Jaehaerys Targaryen und Eddard Stark.

Nun ja. So langsam sollte ich mich mal vorstellen.

Mein Name ist Rhaelia Targaryen-Stark. Meine Mutter – nun sie ist eher meine Pflegemutter, doch ich nenne sie nur liebevoll Mutter – ist Ashara Dayne. Ich werde privat unterrichtet und habe eine Nanny. Ihr Name ist Olaria. Mutter und ich tragen eine Kette, mit geheimen Kräften. Der Siegelring meiner Mutter ziert ein Schwert dessen Griff unten links platziert ist und die Klinge zeigt nach oben rechts. Eine Sternschnuppe kreuzt den Weg der Klinge. Der Schweif der Sternschnuppe zeigt von oben links nach unten rechts. Am Ende des Schweifs, also unten rechts ist der Stern.

Drei Tage später ist Mutter bewusstlos und ich wusste aus vielen Gesprächen mit ihr, das ich einen gut verborgenen Knopf, auf der Unterseite unserer Anhänger, die wir an einer Kette um den Hals trugen, zeitgleich drücken musste. Wir trugen lange Kleider und ich setzte mir den Rucksack auf. Vorsichtig ging ich zu meiner Mutter und setzte mich schräg hinter sie.

„Mutter, wir kehren heim. Hab keine Angst, ich kümmere mich um euch. Ich habe alles dabei, wie Ihr gesagt habt. Vertraut mir. Ich liebe Euch." So gut es ging umschlang ich ihren Oberkörper und betätigte die Knöpfe, auf der Rückseite der Anhänger.

Sofort setzte ein Sog ein, der uns mit sich nahm. Bei uns waren meine Nanny und mein Lehrer. Ihre Wappen waren eine Forelle und im Falle meines Lehrers und Trainers ein Mond und ein Falke.

Als der Sog uns verließ, sah ich meinen Lehrer besorgt an.

„Warum wird Mutter nicht wach. Wir brauchen einen Maester und das schnell."

„Ihr habt recht, Lia. Ich hole Hilfe. Wir sind in Dorne. Nicht weit von Haus Dayne entfernt. Es sind nur etwa zehn Minuten. Ich bin gleich zurück." Schon verließ er uns und es dämmerte bereits.

„Da kommt Ser Marryn", sagte Olaria.

„Bei allen Göttern, Ser. Da seid ihr ja", rief ich aus und wich nicht von Mutters Seite. Doch der fremde Ser zog mich unter Mutters Oberkörper hervor und sah mich durchdringend an.

„Mylady, lasst mich nach Eurer Mutter sehen. Ich muss mir den Siegelring ansehen, dadurch wissen wir, zu welchem Haus Ihr gehört", antwortete er mir und ich ließ ihn nicht aus den Augen. „Das ist Lady Ashara Dayne und ich bin ihre Tochter Lia. Meinen vollständigen Vornamen nenne ich Euch nicht, weil ich Euch nicht kenne, Ser."

„Kluges Mädchen." „Männer! Tragen wir die Frauen zum Haus Sternfall, dem Sitz der Familie Dayne."

„Jawohl, Ser."

Mutter wurde behutsam hochgehoben und getragen. Der Ser hob Olaria auf den Arm und trug sie davon. Mein Lehrer, Ser Marryn, hob mich auf seine Arme und folgte den anderen rasch. Wir wurden schon von allen erwartet und kaum hatte ich Boden unter den Füßen, rannte ich dem Ser nach, der Mutter trug. Erst als sie in Obhut eines Maesters war, war ich zufrieden.

Ich bekam das Zimmer neben dem meiner Mutter. Mit mal stand ein etwas in die Jahre gekommener Herr vor mir und stellte sich mir vor.

„Verzeiht, Mylady, ich bin Addam Dayne. Ich bin der Lord von Sternfall. Fühlt Euch hier wie zu Hause. Darf ich bitte Euren Ring sehen? Der ist nämlich besondere Handwerkskunst. Eure Mutter ist meine Cousine."

„Verzeiht mir, Mylord, aber ich wollte bei Mutter sein. Sie ist seid Tagen krank und heute wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen und kam hierher. Begleitet mich doch bitte auf mein Gemach, dann könnt Ihr Euch den Ring in Ruhe ansehen. Mutter hat aber verboten, das ich Fragen beantworte. Noch nie habe ich mich ihr widersetzt. Ich habe klare Anweisungen, die zu Erfüllen ich gedenke. Fragt Mutter, wenn Ihr den Wunsch nach genaueren Informationen habt, sobald sie dazu in der Lage ist."

Höflich machte ich einen Knicks, wie ich es gelernt hatte. Der Lord folgte mir tatsächlich und ich setzte mich aufs Bett. Vorsichtig setzte er sich neben mich und nahm meine Hand.

„Der Ring ist wirklich allerhöchste Handwerkskunst und sehr selten. Ein Drache und ein Wolf? Ihr gehört dem Haus Stark an. Was hat Ashara Euch gesagt, was geschehen soll?", fragte er mich sanft.

„Sie sagte, sollte sie nicht wieder gesund werden und von uns gehen, soll ich zu einem der Häuser gebracht werden, die mein Ring offenbart."

„So soll es geschehen. Ich muss mich mit dem Haus absprechen, dem ich die Lehnstreue geschworen habe. Dies ist das Haus Martell. Ich werde den Lord von Sonnspeer hier her einladen und Euch vorstellen. Ihm von Eurem Bericht erzählen und ihn um weiteren Geleitschutz für Euch zu erbitten. Auch Eure Begleiter sollen zu Ihren Häusern zurückkehren oder hat Ashara, da etwas anderes im Sinn?"

„Nein, Mylord. Olaria und Ser Marryn sollen zu Ihren Häusern zurückkehren."

„Gut, gut. Ich schicke Euch Zofen rauf, die Euch dabei helfen Eure Mutter zu pflegen."

„Danke, Mylord."

Abends lag ich müde und erschöpft im Bett und schlief rasch ein. Olaria und Ser Marryn hatten die Zimmer neben mir und schliefen ebenfalls, während Mutter vom Maester und den Zofen gepflegt wurde.

Ich begann zu träumen...

Kap 02

 Drei Männer ritten auf ihren Pferden durch einen verschneiten Wald.

„Wir sollten umkehren", sagte der Erste und es wurde langsam, aber sicher, dunkel um sie herum.

„Die Wildlinge sind tot", begann ein Zweiter.

Der Dritte klang spöttisch.

„Machen euch die Toten Angst?"

Das Gespräch der Männer drehte sich um Tote, die einer von Ihnen gefunden hatte.

Der Zweite versuchte den Dritten von seiner Meinung zu überzeugen und scheiterte kläglich. 

„Wenn Gared sagt, dass es die Kälte war..."

Der Dritte stellte eine Frage.

„Hast du letzte Woche Wache geschoben, Will?"

„Ja, Mylord."

Worauf wollte der Dritte Mann hinaus?

„Und was hat die Mauer getan?"

„Geweint"

Wie können Mauern weinen?

„Sie hätten nicht erfrieren können. Nicht, wenn die Mauer weint. Es war nicht kalt genug", entgegnete der Zweite.

„Kluger Kopf. Wir hatten in dieser Woche ein paar Mal leichten Frost und hin und wieder einen leichten Schneeschauer, doch sicher keinen Frost, der so hart war, dass er acht Erwachsene Menschen töten konnte. Menschen in Fell und Leder, wenn ich euch erinnern darf, mit Obdach in der Nähe und der Möglichkeit, ein Feuer zu machen."

Plötzlich brach ein Kampf los, an dem nur der Dritte beteiligt war. Wo die beiden anderen abgeblieben waren, konnte ich nicht herausfinden. Als sich die Klingen der Kämpfenden trafen, zerbarst der Stahl. Ein Schrei hallte durch den nächtlichen Wald, und das Langschwert zersprang in hundert spröde Teile, deren Scherben, wie ein Nadelregen, niedergingen.

Ich wurde schreiend wach und war nassgeschwitzt. Meine Tür wurde unsanft geöffnet und schlug heftig gegen eine Wand. Ser Marryn und Olaria waren da und schlossen sogleich die Tür. Es wurde heranstürmenden Wachen mitgeteilt, das ich lediglich einen Alptraum gehabt habe und klein Grund zur Sorge bestünde. Aber ich wusste es besser. Es war eine Vision. Die sucht mich meist im Schlaf heim und ich schreie dann, wenn ich aufwache. Manchmal schlage ich sogar um mich, oder kokel mein Bett an. Das auffälligste daran ist, das ich dann stets Haar - und Augenfarbe ändere.

„Olaria, welche Farbe hat mein Haar? Und Ser Marryn, welche Farbe haben meine Augen?"

Beide sahen sich besorgt an.

„Euer Haar ist platinblond, Herrin", bekam ich zur Antwort.

„Danke, Olaria."

Sie nickte und ich sah Ser Marryn abwartend an.

„Eure Augen sind violett."

„Danke, Ser."

Auch er nickte. Ser Marryn und Olaria wussten, das ich Visionen habe und fragten deshalb auch nach.

„Was habt ihr in Eurem Traum gesehen?"

Ich begann zu erzählen und Ser Marryn wurde sehr unruhig.

„Vergebt mir Mylady, aber ich brauche Lord Addams Rat."

Damit ging er und kehrte einige Zeit später zurück. Natürlich in Begleitung des Lords. Mein Haar und meine Augen waren wieder dunkel. Also hatte ich mich beruhigt.

„Guten Morgen, Mylady. Ich hörte Ihr hättet sehr unruhig geschlafen. Könnt ihr mir von dem Traum berichten?"

„Ja, Mylord. Guten Morgen. Hättet ihr einen Stift und Papier für mich. Ich muss den Traum aufzeichnen."

„Natürlich. Sollt Ihr sofort bekommen."

„Danke, Mylord. Sehr gütig von Euch."

Ich begann zu erzählen und zeichnete dabei, was ich vor meinem geistigen Auge sah. Als ich endete, zog ich die letzten Striche in meiner Zeichnung. Besorgt sah der Lord mich an.

„Ist das öfter so?"

„Manchmal Mylord. Aber so heftig, wie heute Nacht, war es noch nie."

Sanft nickte er. Mit mal sah ich sein wunderschönes Schwert.

„Mylord?"

„Ja, Mylady."

„Ihr tragt ein wunderschönes Schwert. Wie heißt es und darf ich es mir genauer mal ansehen?"

„Aber natürlich. Seid vorsichtig. Man sagt, das die Klinge so scharf sei, wie Valyrischer Stahl. Es ist aus dem Herzen eines herabgefallenen Sterns geschmiedet worden. Unser Wappen kennt Ihr, richtig?"

„Ja, Mylord. Ein Schwert und eine Sternschnuppe", antwortete ich brav.

„Richtig. Dies bezieht sich auf das Schwert in meinen Händen. Es heißt Dämmerung und ist unsere Ahnenwaffe. Asharas Bruder kämpfte als letzter mit dieser Waffe. Nur wer würdig ist, es zu führen, wird bei uns Schwert des Morgens genannt."

„Darf ich es probieren? Ser Marryn bildet mich an Waffen aus und lehrt mich, mich zu verteidigen. Er ist mein Lehrer, Mentor und Trainer."

Verblüffung stand im Blick des Lords geschrieben.

„Äh ja. Versucht es mal. Wenn Ihr es schafft es zu führen, gehört es bis an Euer Lebensende Euch und wird dann Euer Ahnenschwert."

„Nein, Mylord. Ich will Euch nicht Eurer Ahnenwaffe berauben, die Rechtmäßig Euch zusteht. Ich möchte nur eine Trainingseinheit damit absolvieren. Mehr nicht. Dämmerung wird auf Sternfall bleiben. Ihr habt mein Wort."

Sanft lächelt der Lord mich an.

„Na schön. Dann biete ich Euch folgende Vereinbarung an und die ist NICHT verhandelbar."

Überrascht nickte ich und er sprach weiter.

„Solltet Ihr jemals Hilfe benötigen, wann auch immer, unser Banner ist Euer. Von nun an bis in alle Ewigkeit."

Er stand auf, reckte Dämmerung in die Luft und kniete vor mir nieder. Während er sich hinkniete, drehte er Dämmerung mit der Spitze nach unten und rammte es in den Holzboden.

„Hiermit gelobe ich, Lord Addam Dayne von Sternfall, Euch im Namen meines Hauses und unserer Versallen, die Gefolgschaft von nun an bis in alle Ewigkeit. Solltet Ihr je einen Hilferuf senden, wird dieses Haus für Euch zu den Bannern rufen und Euch zur Hilfe eilen. Nehmt Ihr diesen Schwur an?"

„Ja, Mylord. Ihr werdet dafür stets einen Platz an meiner Tafel haben. Bitte steht wieder auf. Welchem Haus seid Ihr noch per Eid verpflichtet?", nahm ich auf der einen Seite den Eid an und auf der anderen Seite stellte ich eine einfache Frage.

„Dem Haus Martell."

„Werdet ihr diesem ebenfalls weiter dienen?"

„Ja, Mylady. Zu uns gehören die Häuser Jordayn, Toland, Isenwald, Fowler, Dayn und Santagar. Auch im Namen dieser Häuser gilt der Eid. Ich empfehle Euch auch die Häuser Tully und Arryn unter Euren Eid zu bringen, Mylady. Wir kommen an den Häusern Rosengarten, Casterlystein und Schnellwasser vorbei. Danach passieren wir Maidengraben und dann folgt Winterfell. Ich werde einen Raben aussenden zum Haus Arryn, denn Euer Ring zeigt ganz klar den Schattenwolf der Starks. Beide Häuser, Tully und Arryn, sind durch die Ehe und Mündelschaft ans Haus Stark gebunden. Je mehr Versallen die Starks haben, desto besser im Krisenfall."

„Vielen Dank, Mylord. Wer sind die Lords der Häuser und ist Maidengraben besetzt? Ich weiß, das es ein wichtiger Strategischer Punkt ist, um den Norden zu verteidigen. Darüber hinaus würde ich mich nun gern säubern und ankleiden. Danach schaue ich nach Mutter und nehme eine Mahlzeit zu mir, danach steht eine Trainingseinheit auf dem Programm und danach folgt Unterricht."

Kap 03

„Die Lords dieser Häuser sind die Familien Tyrell, Lannister, Tully und Stark. Maidengraben ist unbesetzt und eine Ruine. Braucht ihr Zofen, Mylady?"

„Nein, nur Olaria."

„Wie Ihr wünscht, Mylady."

„Eine Frage noch, Mylord, bevor Ihr geht. Ist das Haus Martell bereits benachrichtigt?"

„Ja, Mylady. In drei Tagen wird der Lord von Sonnspeer hier eintreffen, um Euch kennenzulernen."

„Danke."

„Gern geschehen."

Drei Stunden später stand ich meinem Trainer auf dem Burghof gegenüber. In meinen Händen ruhte Dämmerung. Die gesamten Bewohner von Sternfall, hatten sich verteilt und starrten uns erstaunt an. Eine Frau wollte Dämmerung führen. Viele machten sich lustig über mich.

„Zuerst trainieren wir, Zielgenauigkeit."

Ich nickte und Ser Marryn warf, verschiedene Gegenstände hoch und ich sollte sie zerteilen. Ich traf ausnahmslos alles. Es waren Früchte gewesen. Die beiden Hälften verteilte ich nun unter den Bewohnern. Viele knicksten dankbar.

„Vielen Dank, Mylady."

Vor allem Kinderaugen brachte ich so zum Leuchten. Dämmerung steckte in seiner Scheide und niemand wagte es, das kostbare Schwert zu berühren. Dann ging das Üben weiter. Ich kam super mit Dämmerung zu recht und führte es ohne Probleme mit nur einer Hand. In der anderen Hand führte ich ein weiteres Schwert, dessen Namen ich nicht wusste. Ich wehrte mich erfolgreich gegen vier Ritter gleichzeitig und das obwohl ich Kleid trug.

„Schluss für heute. Ihr wart großartig, Mylady Lia. Olaria wartet mit weiterem Unterricht auf Euch."

Ich seufzte und doch gehorchte ich wortlos. Zuerst ging ich zum Lord und gab ihm Ehrfurchtsvoll Dämmerung zurück.

„Vielen Dank, Mylord. Es war mir eine ausgesprochene Ehre, Dämmerung im Training führen zu dürfen."

Ich verneigte mich tief vor ihm und ging dann mit Olaria. Viele sahen mich Respektvoll an und nannten mich „Schwert des Morgens" Woher dies kam wusste ich ja schon.

Drei Tage später...

Lord Addam sah mir, wie inzwischen jeden Tag beim Training zu, welches ich mit Dämmerung absolvierte. Plötzlich erklangen verschiedene Hörner. Das Training wurde abgebrochen. Ich trug wie immer ein langes, hochgeschlossenes Kleid. Mutter war immer noch bewusstlos. Lord Addam kam zu mir.

„Das sind die Hörner von Sonnspeer. Ein weiterer Maester ist dabei, um Eure Mutter zu pflegen."

 Sofort reichte ich ihm Dämmerung mit dem Heft voran, verneigte mich und eilte davon. Erst sah ich nach Mutter, die schlief und eilte dann weiter, um mich frisch zu machen und mich neu zu kleiden. Nach etwa einer halben Stunde klopfte es zaghaft an meiner Zimmertür und ich öffnete. Lord Addam stand davor und lächelte mich mild an.

„Seid ihr bereit Lord Doran Martell von Seespeer und seinen Bruder Prinz Oberyn Martell hier in Euren Gemächern zu empfangen? Ich würde Euch sehr gern die Hektik des Hofes ersparen. Auch Maester Caleotte ist eingetroffen. Er schaut bereits unter Aufsicht von Ser Marryn nach Eurer Mutter. Seid bitte unbesorgt."

„Danke Mylord. Ja ich bin bereit. Lasst die Herren Martell eintreten."

„Wie Ihr wünscht, Mylady."

Mit einer leichten Verbeugung trat der Lord zurück und verließ raschen Schrittes meine Gemächer. Kurz darauf kehrte er zurück und ich konnte drei verschiedene Stimmen auf dem Gang vor meinen Gemächern ausmachen.

Es klopfte erneut und ich rief nur:

„Herein"

Die Tür öffnete sich und drei Männer betraten mein Zimmer.

„Mylady...", begann Lord Addam seine Begleiter nun offiziell vorzustellen.

„Dies ist Lord Doran von Martell."

„Mylord", antwortete ich und knickste wohlerzogen.

Lord Doran lächelte.

„Nicht doch, Mylady. Wir sind unter uns und da braucht Ihr nicht so förmlich zu sein."

„Vergebt mir, Mylord. Meine Mutter wäre maßlos enttäuscht, würde ich Euch nicht angemessen empfangen und dies bringe ich nicht übers Herz. Meine Mutter kämpft seid Tagen mit dem Fieber und ist bewusstlos. Ich habe einfach Angst davor, meine geliebte Mutter zu verlieren. Versteht ihr mein Dilemma, Mylord?"

„Aber natürlich. Unser Maester wird helfen und gemeinsam finden die Maester heraus, wie man Eure Mutter heilen kann. Wie alt seid Ihr Mylady? Vergebt mir die Frage."

„Vierzehn, Mylord"

Er nickte und Lord Addam erhob erneut die Stimme.

„Mylady, das ist Prinz Oberyn Martell."

Erneut knickste ich und erhob das Wort.

„Mylords, ich heiße Euch in meinen Gemächern willkommen."

Erneut knickste ich. Oberyn lachte leise auf und er verneigte sich.

„Danke Mylady. Wie ist Eurer Name? Ihr habt hervorragende Manieren."

Ich wurde ein wenig rot.

„Danke, Mylord. Mein Name ist Lia. Meine Mutter verbot mir, meinen vollständigen Namen zu sagen. Sobald sie genesen ist, oder anders gesagt, sobald sie in der Lage ist, wird sie Eure Fragen selbst beantworten. Noch nie habe ich eine Anweisung meiner Mutter missachtet, Mylord. Ich gedenke nicht, nun damit zu beginnen."

Ich bot den Herren einen Platz an und bemerkte, das Mylord Doran nicht sehr gut laufen konnte. Auch er ist krank, dachte ich betrübt. Sofort half ich ihm.

„Ihr habt einen erstaunlich festen Griff für eine Dame von Wert", lobte Lord Doran mich

 Auf der anderen Seite befand sich Oberyn und sah mich neugierig an.

„Mir wurde berichtet, das Ihr in der Lage seid, Dämmerung zu führen. Was Euch zum Schwert des Morgens macht. Aber Ihr lehntet ab, als man Euch das Schwert schenken wollte. Warum? Ihr gabt sogar Euer Wort, das Dämmerung auf Sternfall bleiben wird", erzählte Oberyn sanft.

„Das ist wahr. Ihr als Lehnsherren von Sternfall kennt doch bestimmt, das Wappen des Hauses, nicht wahr, Lord Oberyn?"

„Natürlich. Ein Schwert und einen herabgefallenen Stern."

„So ist es. Dieses Wappen bezieht sich auf das Schwert Dämmerung. Es ist das Ahnenschwert dieses Hauses. Warum sollte ich es dem Haus Dayne entreißen wollen, denn damit verlören sie auch ihr Wappen. Undenkbar für mich. Das ist als raube man jemandem seinen Namen und seine Herkunft."

Alle sahen mich groß an.

„Das ist sehr großzügig von Euch, denn normalerweise gehört das Schwert dem Krieger, oder in Eurem Fall, der Kriegerin, der oder die das Schwert zu führen in der Lage ist. Wie dem auch sei, Lord Addam ersuchte uns um zusätzlichen Begleitschutz für Eure lange gefahren volle Reise in den Norden. Wenn wir die Ehre hätten, Euch nur einmal in einer Trainingseinheit zu sehen, dann bekommt ihr soviel Begleitschutz wie nötig. Dürften wir Euren Siegelring bitte sehen?", erzählte Lord Doran und erbat sich etwas.

„Natürlich, Mylords."

Ich ging erst zu Doran und hielt ihm den Ring hin. Ich wagte es nicht diesen Ring abzunehmen, da Mutter sagte, er habe besondere Kräfte. Sie glaubte fest daran, das der Ring mich beschützen würde.

„Wunderschöner Ring. Drache und Wolf? Ist das Euer persönliches Wappen?"

„Ja, Mylord. Alles was ich darüber weiß, ist das mein Vater ein Drache ist. Also einem mir unbekannten Haus angehört. Lady Ashara Dayne ist meine Pflegemutter und sie ist furchtbar krank. Ich wuchs bei ihr auf. Deshalb nenne ich sie auch nur Mutter. Über meine Leibliche Mutter weiß ich nichts, außer das sie ein Wolf gewesen sein soll. Es tut mir aufrichtig leid, solltet Ihr jetzt enttäuscht sein."

Lord Doran antwortete nichts darauf. Er legte mir seine Hand sanft auf die Wange und lächelte mich mild an.

„Zeigt Oberyn Euren Ring. Er ist ein hervorragender Krieger. Vielleicht weiß er etwas über Eure leibliche Mutter."

Lord Doran zog seine Hand zurück und ich wandte mich zu Prinz Oberyn um, damit er meinen Ring sehen konnte.

 

Kap 04

„Wirklich eine ausgesprochen seltene kunstfertige Arbeit, dieser Ring. Hm, da der Drache die Linke Seite Eures Wappens ziert, ist es die Seite Eures Vaters. Ich kannte Euren Vater gut, Mylady. Ihr wurdet im Turm der Freude, welcher hier in Dorne liegt, geboren und Euer Onkel Ned, habe Euch zusammen mit Dämmerung hierher gebracht, als dieser seine Schwestern fand, die beide im Turm der Freude ein Kind geboren haben sollen. Über dieses zweite Kind weiß ich nichts. Weder ob es mittlerweile eine junge Frau ist oder ob es zu einem jungen Mann herangereift ist. Ich weiß nicht einmal, ob es stimmt. Vergebt mir Mylady Lia."

Ich hatte ihm so gespannt zu gehört, das mir nun Tränen über die Wangen rannen. Endlich wusste ich, wo ich das Licht der Welt erblickt habe. Dankbarkeit durchströmte mich. Oberyn stand auf und umarmte mich fest und strich meinen Rücken auf und ab, um mich zu beruhigen. Dies schaffte er erfolgreich und ich konnte sogar wieder lächeln.

„Danke für Eure Güte, Mylord."

Ich nahm drei Stücke Metall und hatte vor diese zu Schutzringen für die anwesenden Herren zu formen.

„Was ihr gleich zu sehen bekommt, Mylords, dürft Ihr niemals jemandem erzählen."

Alle drei hoben feierlich die Hand und schworen es mir. Zunächst nahm ich mir das Wappen des Hauses Martell vor. Ein Speer, der eine Sonne durchbohrt. Ich nahm das erste Stück Metall und hielt es in meiner Faust verborgen. Dann legte ich Oberyn eine Hand auf seine Linke Brust. Nämlich genau übers Herz. Dann begann meine Hand zu glühen und als dieses verlosch, öffnete ich meine Hand und ein Ring kam zum Vorschein.

„Das ist Euer Ring, Lord Oberyn. Legt ihn niemals ab. Wirklich niemals. Er wird Euch auf all Euren Reisen beschützen. Trägt jemand anders als Ihr den Ring, stirbt derjenige sofort. Der Ring kann nur an jemanden vererbt werden, der von Eurem Blut und Männlich ist. Andernfalls nehmt den Ring mit ins Grab."

„Vielen Dank, Mylady. Seit wann habt ihr Euren Ring?"

„Sehr gern, Mylord. Seit dem Tag meiner Geburt. Von wem er angefertigt wurde, weiß ich zu meinem Bedauern nicht."

„Kann man den Ring auch vor dem eigenen Tod weiter vererben?"

„Ja, Mylords. Aber nur an Männliche Nachkommen. Ich, zum Beispiel, kann meinen nur an weibliche Nachkommen weitergeben."

Dann nahm ich das zweite Stück Metall und verbarg es in meiner Faust und legte meine Hand auf Lord Dorans linke Brust. Erneut genau über dem Herzen. Ich überreichte ihn nach einigen Minuten an seinen neuen Besitzer. Und dann zog ich dieses Ritual zum dritten Mal durch. Auch Lord Addam erhielt einen solchen Ring. Gemeinsam verließen wir die Gemächer und ich ging noch einmal zu meiner Mutter. Sie sah noch schlechter aus als vorher. Sofort eilte ich an ihr Bett und die Maester sahen mich ratlos an.

„Es tut uns sehr leid, Mylady Lia. Wir können keine Heilung für Eure Mutter finden. Wir können ihr nur den Schmerz nehmen und hoffen, das ihr Körper sich von selbst erholt."

Ich warf den Lords einen hoch besorgten Blick zu. Oberyn nahm mich erneut in die Arme und Ser Marryn sah ihn warnend an.

„Keine Angst, Ser. Mylady Lia ist so alt wie meine Tochter. Ich tue ihr nichts, das schwöre ich. Ich werde sie persönlich bis nach Winterfell begleiten. Zusammen mit meinen besten Kriegern. Ich hätte gern Euer Einverständnis Mylady Lia, zur Tarnung – um ihren Schutz garantieren zu können – als meine einzige eheliche Tochter ausgeben zu dürfen. Mylady, seid Ihr mit meinem Plan einverstanden?"

„Ja. Das finde ich sehr umsichtig von Euch. Danke. Ihr seid so gut zu mir. Womit verdiene ich das?"

Plötzlich kam ein leises, kaum hörbares:

„Lia"

„MUTTER!"

Zusammen mit Oberyn setzte ich mich an ihr Bett und hielt ihre Hand.

„Vergiss nie das ich Euch liebe. Danke, das ihr mich heim gebracht habt."

Damit verstummte sie. Sofort legte ich mein Ohr auf Ihre Brust. Es war nichts zu hören und Puls hatte sie auch nicht mehr. Sie war Tot.

„MUTTER? NEIN. WACHT AUF. ICH BRAUCHE EUCH DOCH! VERLASST MICH NICHT!"

Bittere Tränen rannen über mein Gesicht und ich sah Lord Addam bittend an.

„Lasst Eure Flaggen auf Halbmast wehen. Jeder soll wissen, das hier jemand sehr wichtiges gestorben ist, Mylord. Sie war Eure Cousine."

Sofort verließ er das Zimmer und ich weinte, wie nie zuvor in meinem Leben. Lord Doran und Prinz Oberyn halfen mir, wo sie nur konnten. Doran bestimmte noch am Totenbett meiner Mutter, das es jede Menge Ritter sein werden, die mich heil nach Winterfell bringen würden.

Dazu käme ein Pferd, ausreichend Zaumzeug und ein Damensattel, damit ich auf Wunsch auch Ausreiten könne. Er befahl außerdem das ich, wie eine Prinzessin eingekleidet werden solle. Oberyn wurde, auf Dorans Befehl, für die Dauer meiner Reise zu meinem Vater, damit er mich besser beschützen konnte.

Das hieß aber auch für ihn, das er die Kutsche nur verlässt, wenn ich sie verlasse. Das er stets an meiner Seite zu sein habe. Eine Menge Leute kamen herbei geeilt. Olaria sah mich nur kurz an und brach selbst in Tränen aus.

„Lady Lia. Es tut mir so unendlich leid. Eure Mutter war meine Freundin und Vertraute. Auch ich liebte sie innigst, als sei sie meine Schwester. Selbst für Ser Marryn war Eure Mutter Vertraute und Schwester gleichzeitig. Ich trauere mit Euch."

„Danke, Lady Olaria", brachte ich so würdevoll wie möglich hervor.

Lord Doran stand vorsichtig auf und schloss Olaria in den Arm, während Oberyn damit beschäftigt war, meine Tränen zu trocknen. Lord Addam kehrte zurück.

„Lady Lia, Ihr werdet selbstverständlich erst nach der Bestattung Eurer Mutter abreisen. Das bringe ich nicht übers Herz, Euch dies zu verwehren."

„Danke, Mylord. Ihr seid zu gütig."

Doch dann sollte Mutter in Leichentücher gewickelt werden und ich schnappte mir Dämmerung und stand warnend vorm Bett meiner toten Mutter.

„Wagt es nicht näher zu kommen, wenn ihr kein Interesse daran habt, Dämmerung tief in Euren Gedärmen zu spüren."

Ser Marryn stand neben mir. Ebenfalls mit einer Klinge in der Hand. Selbst Oberyn stand fest an meiner Seite. Er war mit einem Speer bewaffnet.

„Hinaus. Alle. Es sei denn Ihr wollt sterben. Ich habe Lady Lia bereits gesehen, wenn sie ernst macht und ein Schwert grimmigen Gemüts führt. Sie ist gnadenlos und unerschrocken. Ihr ist es gleichgültig, wer ihr dann vor die Klinge kommt", warnte Ser Marryn.

Lord Addam bestätigte diesen Befehl.

„Ich sah Lady Lia im Training mit Dämmerung. Sie ist das Schwert des Morgens. Hier ein Befehl der bis in alle Ewigkeit Gültigkeit hat. Da ich keinen Männlichen Erben habe, werden Dämmerung und diese Burg an Lady Lia fallen, im Falle meines Todes. Es wird alles Ihr gehören."

Mir klappte der Mund auf und ich schloss ihn wieder.

„Mylady Lia. Dieser Befehl ist nicht verhandelbar."

Ich nickte zum Zeichen, das ich verstanden hatte. Lord Doran setzte noch eines drauf.

„Sollte ich sterben, erbt mein Sohn Sonnspeer. Stirbt er aber Kinderlos, fällt auch Sonnspeer an Lady Lia. Sie entscheidet dann, wer über Sternfall und Sonnspeer regieren wird. Sie gehört in den Norden. Dies ist nicht verhandelbar, Lady Lia. Ich hörte Haus Dayne hat Euch einen Eid der Gefolgschaft geleistet?"

„Ja, das ist wahr, Mylord."

Eilig verließen alle, bis auf Ser Marryn, Lord Addam, Lord Doran und Prinz Oberyn, Mutters Gemächer. Ich ließ Dämmerung sinken und gab es an Lord Addam zurück. Er lächelte mich mild an. Auch Ser Marryn und Prinz Oberyn ließen die Waffen sinken.

„Auch wir, das Haus Martell, werden Euch die Gefolgschaft schwören. Solltet Ihr jemals Hilfe benötigen, wann auch immer, unser Banner ist Euer. Von nun an bis in alle Ewigkeit."

Sie standen auf, reckten Ihre Schwerter in die Luft und knieten vor mir nieder. Während sie sich hinknieten, drehten sie Ihre Schwerter mit der Spitze nach unten und rammten diese in den Holzboden.

„Hiermit geloben wir Lord Doran und Prinz Oberyn Martell von Sonnspeer, Euch im Namen unseres Hauses und unserer Versallen, die Gefolgschaft von nun an bis in alle Ewigkeit. Solltet Ihr je einen Hilferuf senden, wird dieses Haus für Euch zu den Bannern rufen und Euch zur Hilfe eilen. Nehmt Ihr diesen Schwur an?"

„Ja, Mylords. Ihr werdet dafür stets einen Platz an meiner Tafel haben. Bitte steht wieder auf", nahm ich auf den Eid an.

„Welche Häuser sind noch dem Haus Martell per Eid verpflichtet?", wollte ich natürlich wissen.

„Zu uns gehören die Häuser Jordayn, Toland, Isenwald, Fowler, Dayn und Santagar. Auch Haus Allyrion und Haus Wyl sind per Eid an uns gebunden. Auch im Namen dieser Häuser gilt der Eid", antwortete Lord Doran und erhob sich mit Oberyns Hilfe.

 

Kap 05

„Mir wurde nahe gelegt die Häuser Tully und Arryn per Eid an mich zu binden. Was haltet Ihr davon?"

„Sehr viel. Das Haus Arryn hat eines der größten Heere in ganz Westeros. Wir werden persönlich mit den Tyrells sprechen, damit sie sich Euch per Eid anschließen. Sie verfügen ebenfalls über ein gewaltiges Heer. Wir übernehmen auch das Haus Arryn. Allerdings versucht es nicht bei den Lannisters von Casterlystein. Andererseits haben sie größten Respekt vor dem Schwert des Morgens. Aber sie sind durch die Ehe an das Haus Baratheon gebunden. Die einzige Tochter des Hauses Lannister ist mit König Robert Baratheon vermählt und hat drei Kinder", warnte Oberyn mich eindringlich.

„In Ordnung, Vater!"

Ich zwinkerte ihm respektvoll zu und er lachte laut auf.

„Ihr seid eine echte Sonne. Wie geschaffen für Sonnspeer und Sternfall, und doch ist Euer Wappen das des Wolfes. Ihr seid ein Nordmensch und dort gehört Ihr wirklich hin. Solltet ihr je den Wunsch verspüren Dorne besuchen zu wollen, stechen wir mit unserem Schiff in See, um Euch zu holen", versprach Doran mir.

„Dann lernt ihr Sonnspeer kennen", ergänzte Oberyn mit leuchtenden Augen.

„Das würde mir sehr gefallen, Mylords. Habt Dank für Eure Güte."

Beide verneigten sich tief vor mir und wir verließen Mutters Gemächer.

„Ser Marryn?", rief ich nach meinem Trainer und Mentor.

„Ich befehle Euch Prinz Oberyn über mein Training in Kenntnis zu setzten und ihn entsprechend einzuweisen. Dann werdet Ihr Lady Olaria informieren, das sie sich, ganz so wie Ihr auch, auf geheiß meiner Mutter in Eure Häuser zurückkehren sollt. Ihr werdet mit uns Reisen. Wir werden erst nach Rosengarten reisen und dort mit den Lords aus dem Hause Tyrell sprechen. Die Weiterreise führt uns nach Casterlystein. Dort werden wir alle defensiv und höflich bleiben. Wir wollen ja das Gastrecht nicht ausreizen und hinaus geworfen werden. Danach geht es nach Schnellwasser zum Haus Tully, wo Olaria daheim ist. Sie ist dort in guten Händen. Sie ist dann bei Ihrer Familie. Wie oft hat sie gesagt, sie vermisst Schnellwasser und ihre Familie? Sehr oft, wenn ich Euch daran erinnern darf, Ser. Wenn wir Schnellwasser verlassen reist ihr weiter Richtung Osten, passiert das Bluttor und kehrt heim nach Hohenehr. Wir dagegen reisen Richtung Norden weiter. Unser nächster Rastplatz ist Maidengraben. Dort rasten wir maximal zwei Tage. Und unsere letzte Etappe nehmen wir dann bei Tagesanbruch auf. Erneut Richtung Norden um Winterfell zu erreichen. Ihr könnt gehen, Ser. Ich sehe Euch morgen beim Training. Ihr wisst zu genau Mutter hätte es niemals geduldet, das mein Training oder mein Unterricht schleift."

„Ja, Lady Lia. Wie ihr befiehlt."

Damit ging er und ich ging mit meiner Begleitung in meine Gemächer.

„Lord Doran. Lasst in Sonnspeer mehrere Schiffe in See stechen. Ziel ist Witwenwacht. Dies liegt Östlich von Winterfell. Euer Kapitän soll einen Raben schicken, wenn er Witwenwacht erreicht. Dann werde ich Prinz Oberyn und alle Dornischen Ritter, die mich begleiten, in die Obhut des Kapitäns geben, dem es dann obliegt, alle gesund und unversehrt nach Hause zu bringen. Rechnet aus wie viele Schiffe ihr benötigen werdet, um auch die Kutsche von Sternfall zurückzuholen. Dies ist wertvoller Besitz des Hauses Sternfall und wird auch dorthin zurückkehren."

„Ihr habt die Anmut und die Stärke einer Königin. Dabei seid ihr erst vierzehn Jahre alt", waren alle drei Herren erstaunt.

Wir gingen alle nach einander schlafen und alle drei verabschiedeten sich von mir. Ich zog mich aus, meine Nachtgewänder an und legte mich hin. Auch in dieser Nacht, war ich sehr unruhig und träumte schlecht.

„Das ist keine Missgeburt", sagte ein Junge, der vielleicht in meinem Alter war, ganz ruhig.

„Es ist ein Schattenwolf. Die werden größer, als jede andere Rasse."

„Lord Stark", sagte der Junge vollkommen ruhig.

„Wir haben fünf Welpen", erklärte er offenbar einem rang hohen Lord.

„Drei männlich, zwei weiblich."

„Was ist damit, Jon?", wollte der Lord nun interessiert wissen.

„Ihr habt fünf eheliche Kinder", erwiderte der Junge.

 „Drei Söhne, zwei Töchter. Der Schattenwolf ist das Wahrzeichen Eures Geschlechts. Diese Welpen sind für Eure Kinder bestimmt, Mylord."

„Du willst keinen Welpen für dich, Jon?", fragte der Lord leise.

„Der Schattenwolf ziert das Banner des Hauses Stark", erklärte der Junge energisch und dennoch völlig ruhig.

„Ich bin kein Stark, Vater."

Als der Junge, der Vater und weitere Reiter, deren Gesichter mir im Traum verborgen blieben, auf dem Rückweg von irgendwas waren, mussten sie eine Brücke überqueren. Auf halbem Weg über die Brücke hielt der Junge plötzlich an.

„Was ist, Jon?", fragte der Vater.

„Könnt Ihr es nicht hören?", wollte der Junge aufgeregt wissen.

„Da", sagte der Junge und riss sein Pferd herum und galoppierte über die Brücke.

Einen Augenblick später kam er lächelnd zurück geritten. Offenbar hatte er zwei weitere Wolfsjungen gefunden.

„Sie müssen von den anderen fort gekrochen sein", sagte der Junge.

„Ein Albino und eines mit verschieden farbigem Fell. Die Augen werden bestimmt auch verschieden farbig sein", sagte ein Junge, den ich auf Anfang zwanzig schätzte.

„Der Albino gehört mir. Aber wer könnte den letzten Welpen nehmen?", sagte der Junge fragend in die Runde und sah grimmig zu dem älteren Jungen.

War dieser vielleicht sein Bruder? Mit einem Schrei wurde ich wach und sofort eilten viele herbei und Ser Marryn vertrieb alle. Nur Oberyn und Olaria ließen sich nicht vertreiben. Auch Lord Addam blieb.

„Braucht Ihr etwas zum Zeichnen, während ihr von Eurem Traum erzählt?"

„Ja, bitte, Mylord."

„Wie lange hat sie diese Alpträume schon?", fragte Oberyn.

„Ihr ganzes Leben lang", antwortete Olaria.

Ich begann zu erzählen und zu zeichnen. Als ich endete sah Oberyn mich groß an.

„Das was ihr geträumt habt, ist wirklich passiert! Ich hörte von sieben jungen Schattenwölfen auf Winterfell. Ich hörte, das die Welpen gefunden wurden, als sie auf dem Rückweg von einer Enthauptung waren."

Lord Addam sah mich an.

„Soll ich Lord Stark, einen Raben zukommen lassen, das ihr Euch auf die Reise nach Winterfell macht und ihr den letzten Welpen wollt? Auch euer Wappen zeigt einen Wolf. Auch ihr seid eine Stark. Ihr saht Euren Onkel in Eurem Traum", bot Lord Addam mir sanft an.

„Ja, bitte. Ich möchte den Welpen Visenya oder aber Vayon nennen", erwiderte ich sanft darauf.

„Hm. Für ein Weiblichen Welpen wählt ihr einen Targaryschen Namen und für den Fall, das der Welpe Männlich ist, einen typischen Starknamen. Sehr schöner Schachzug, Mylady."

„Danke, Mylord. Es sind Namen, die meinem Wappen entsprechen."

Es dämmerte bereits zum Morgen und bis auf Oberyn gingen alle. Ich zeigte ihm alle Zeichnungen, die ich nach Träumen der Nacht angefertigt hatte. Von Kindheit an. Da immer mein Name und das Datum darauf stand.

„Lady Olaria hatte Recht. Ihr habt diese Träume seid frühester Kindheit. Hier in Dorne gibt es einen Namen dafür. Ihr habt das dritte Auge. Ihr seht was geschehen ist, was gerade passiert und was passieren wird. Deshalb sind es drei Augen. Im Norden nennt man Menschen mit Eurer Gabe Grünseher. Noch nie habe ich jemanden gekannt, der über das dritte Auge verfügt. Man sagt das diese Menschen einem nur die Hand zu geben brauchen und anschließend alles über denjenigen weiß. Selbst geheimste Gedanken und Gefühle. Ihr seid sehr mächtig. Viele haben Angst vor Menschen mit dem dritten Auge und verfolgen diese hartnäckig. Wenn sie jemanden erwischen, der das dritte Auge hat, verbrennen sie ihn auf dem Scheiterhaufen oder enthaupten die Person. Ich werde Euch lehren, diese Gabe zu kontrollieren. Schließlich bin ich jetzt für Euch verantwortlich, bis zu unserem Eintreffen auf Winterfell. Freunde bleiben wir für immer. Das schwöre ich. Zumal ich Euch die Dornische Schrift lehren werde. Das ist eine geheim Sprache, die nur die Martells und die Daynes lesen können. So könnt ihr heimlich einen Hilferuf absetzen, ohne aufzufliegen. Das bringt Euch weniger in Gefahr. Ich fühle mich schon fast wie ein stolzer Vater, obwohl ich acht Töchter habe und niemals vermählt war."

Ich lächelte ihn müde an und lehnte mich an seine Brust. Sein Herz klopfte ruhig und gleichmäßig in seiner Brust und war wie Schlafmusik für mich, denn mir fielen noch einmal die Augen zu und schlief traumlos. Nach einiger Zeit klopfte es energisch an meiner Tür und Oberyn hatte sich wohl von seinem Wachposten an meinem Bett zur Tür begeben, um zu öffnen. Leise wurde geredet und die Tür geschlossen.

„Lady Lia, wacht auf", rief Oberyn und rüttelte mich an der Schulter wach.

Kap 06

Ich schlug die Augen auf und sofort huschte mir ein Lächeln übers Gesicht.

„Guten Morgen, Vater!"

Er lachte auf.

„Guten Morgen, Prinzessin Lia. Ser Marryn war eben da und bittet Euch zum Trainingsplatz zu kommen."

„Ist gut. Würdet ihr mich allein lassen, damit ich mich ankleiden kann?"

„Natürlich. Ich hole Euch in einer halben Stunde ab."

Brav nickte ich und wusch mich schnell, nachdem Prinz Oberyn meine Gemächer verlassen hatte. Danach kleidete ich mich an. Als es klopfte, öffnete ich die Tür und Oberyn stand vor mir.

„Morgen wird Eure Mutter bestattet und übermorgen, bei Tagesanbruch, reisen wir ab. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Der Rabe hat Kunde aus Winterfell mitgebracht. Euer Onkel freut sich auf Eure Ankunft und lässt alles für Euren Aufenthalt vorbereiten. Allerdings sei auch der König auf dem Weg nach Winterfell, so das er offiziell sagen wird, Ihr wärt sein Mündel und meine Tochter. Seid ihr einverstanden? Übrigens Euer Schattenwolf heißt Visenya, da es ein weibliches Tier sei."

Ich verließ meine Gemächer.

„Danke, Vater. Ja ich bin einverstanden. Ich freue mich schon jetzt auf Visenya, meinen Onkel und seine Familie."

Lächelnd bot Oberyn mir den Arm an und ich ließ mich führen.

„So da sind wir", sagte Oberyn einige Minuten später.

Ser Marryn verbeugte sich vor uns und reichte mir Dämmerung. Erneut war der gesamte Hofstaat anwesend. Selbst Lord Doran war anwesend. Ser Marryn begann einen Angriff, den ich perfekt parierte und anschließend selbst einen Angriff startete. Ich erntete viel Beifall und dafür war ich sehr dankbar, weil es mir neue Kraft und Motivation gab, das Training zu absolvieren. Am nächsten Morgen stand ich früh auf und kleidete mich in schwarz, da ich um meine Mutter trauere. Mutter wurde in der Krypta von Sternfall beigesetzt.

Direkt neben ihrem Bruder. Ich befand das es eine würdige Ruhestätte sei, da sie nun endgültig in den Schoss der Familie zurückgekehrt war. Niemand konnte sie auf diesem Weg begleiten. Diese Brücke, zwischen Leben und Tod, überquert jeder Mensch allein. Kein Lebender kann einen Toten darüber begleiten. Diese Erkenntnis tat besonders doll weh und ich lehnte zwischen Olaria und Ser Marryn, die halfen meine Tränen – die mir mittlerweile über das Gesicht liefen - zu trocken. Nach etwa eineinhalb Stunden war die Beisetzung vorüber und ich blieb noch an Mutters Grab sitzen. Zusammen mit Lord Doran. Oberyn und all die anderen hatten sich feinfühlig zurück gezogen.

„Mylord?"

„Ja."

„Wenn Euer Bruder nun mein Vater ist, um mich beschützen zu können, dann seid Ihr doch mein Onkel und Euer Sohn ist mein Cousin, nicht wahr?", fragte ich behutsam nach, da ich keine Ahnung hatte, wie er darauf reagieren würde.

„Das ist wahr, Kind. Dir liegt doch was auf dem Herzen, oder?"

„Ja, Onkel. Wie funktioniert das mit dem Mündel sein und kann Lord Stark dann Beispielsweise Winterfell dauerhaft verlassen – falls der König ihn nach Königsmund in das Amt der Hand des Königs beruft oder muss er auf Winterfell bleiben?"

„Habt ihr wieder geträumt?"

„Nein, Onkel. Vater war so gütig ein wenig über meinen Schlaf zu wachen. Wenn Vater da ist, träume ich nicht. Was mich verwirrt."

„Ich verstehe, Kind. Ihr macht Euch Sorgen, richtig?"

„Ja, sehr große sogar. Denn sollte Lord Stark einen Befehl vom König erhalten, mit ihm nach Königsmund zu reiten, was wird dann aus den Wölfen? Sie gehören in den Norden. Genau wie Lord Stark, seine Familie und ich."

„Also gut. Ich erkläre es Euch am besten hier und jetzt, im Beisein Eurer geliebten Mutter. Was Oberyn, Lord Addam und ich vorhaben ist Euch zu beschützen, das ist Euch klar, oder?"

„Ja, Onkel."

Doran lächelte mich fast schon liebevoll an.

„Gut. Denn Euer Wappen zeigt auch den dreiköpfigen Drachen der Targaryens. Deshalb dieser Schutz vor König Robert. Er hasst alle Targaryens. Die Erklärung dazu kann Euch Oberyn auf Eurer Reise geben. Deshalb haben Lord Addam, Oberyn und ich einen Brief vorbereitet, den Oberyn nur an Lord Stark überreichen soll. Selbstverständlich kann er dann nicht in den Süden reisen, da er eure Sicherheit gewährleisten muss und das wird er bestimmt nicht den Lannisters oder den Baratheons, dem Usupator Robert – was Thronräuber bedeutet – aufbürden wollen. Der König und Lord Stark wuchsen, gemeinsam, als Mündel bei Lord Jon Arryn auf Hohenehr im Grünen Tal von Arryn auf. Das Haus Arryn stellt die Wächter des Ostens. Das Haus Tyrell herrscht über die Weite. Sie sind auch die Wächter des Südens. Die Herrscher der Eiseninseln werden vom Haus Graufreud gestellt. Die Wächter des Westens sind im Haus Lannister zu finden. Die Starks sind die Wächter des Nordens. Das Haus Baratheon, welches den König stellt, wacht über die Sturmlande. Und zum Schluss unser Haus, liebste Nichte, die Martells. Wir wachen und herrschen über Dorne. Oberyn und ich werden dich sehr viel lehren, das du dich auch typisch Dornisch verhalten kannst, um nicht auf zu fliegen. Was weißt du über das Haus Arryn?"

„Herrscher ist Jon Arryn, seine Frau entstammt dem Haus Tully und heißt Lysa. Robert Arryn ist Lord Arryns Erbe. Das Siegel zeigt einen Mond und einen Falken, weiß auf hellblauem Grund. Die Worte des Hauses sind Hoch wie die Ehre. Der Sitz dieses Hauses ist Hohenehr", antwortete ich ausführlich.

„Sehr gut, liebste Nichte. Nun berichtet mir, was ihr über das Haus Tyrell wisst."

Brav nickte ich.

„Das Haus Tyrell. Herrscher ist Maes Tyrell. Sein Sohn Willas erbt alles. Das Oberhaupt des Hauses ist Lady Olenna. Die Gemahlin von Maes Tyrell heißt Lady Alerie und entstammt dem Haus Hohenturm. Das Siegel zeigt eine goldene Rose auf grasgrünem Grund. Die Worte des Hauses sind: Kräftig wachsen. Der Sitz des Hauses Tyrell heißt Rosengarten."

So ging das noch fünf mal weiter.

„Sehr gut. Deine Mutter hat dich sehr gewissenhaft erzogen und Lady Olaria hat in ihrem Unterricht ganze Arbeit geleistet. Dann braucht ihr nur noch Training mit einem Speer und in den Dornischen Umgangsformen."

„Onkel?"

„Ja!"

„Wieso muss ich vor dem Zorn des Königs beschützt werden?"

„Nun wie ich bereits sagte, Euer Wappen zeigt einen dreiköpfigen Drachen. Dieser war blutrot auf schwarzem Grund. Die Worte des Hauses Targaryen waren Feuer und Blut. Ihr Sitz war in Königmund, aber ihr Stammsitz war auf Drachenstein. Aegon, der Eroberer, Rhaenys so wie Visenya stellen die drei Köpfe des Drachen dar. Meine Schwester Elia war mit dem Erben des Hauses Targaryen vermählt. Sein Name war Rhaegar. Zusammen hatten sie zwei sehr süße Kinder. Eine Tochter namens Rhaenys und einen Sohn. Aegon war sein Name und er war noch ein Baby."

Tiefe Traurigkeit hatte Doran ergriffen und ich schloss ihn in die Arme. Wusste ich doch zu genau, wie sehr der Verlust eines geliebten Menschen schmerzte, aber was musste er fühlen? Schwester, Schwager, Nichte und Neffe verloren. Das ist wirklich hart. Wir kehrten in meine Gemächer zurück und wir verabschiedeten uns innig.

„Liebste Nichte. Seid vorsichtig auf der Reise und das Ihr Eurem Vater keinen Kummer macht."

„Ich verspreche es, liebster Onkel."

Mit einer letzten Umarmung und einem Knicks verschwand ich in meine Gemächer, wo Oberyn schon zusammen mit Ser Marryn auf mich wartete, um über meinen Schlaf zu wachen. Nur in dieser Nacht sollte der Traum alles bisherige übertreffen.

 

Kap 07

Eine Frau bewegte sich auf nackten Füßen in einem Götterhain. Ich konnte nicht sehen, wohin genau ihr Weg sie führte. Dann sah ich meinen Onkel unter einem weißen Baum mit weinendem Gesicht sitzen. Ein großes Schwert lag auf seinem Schoss.

 Vorsichtig rieb mein Onkel mit einem Tuch über die Klinge, als wolle er es reinigen. Zeitlich gesehen müsste das nach der Enthauptung, von der man mir erzählt hatte, sein. Leider wusste ich nicht, wie dieses Schwert hieß, welches mein Onkel nun scheinbar schärfte, da er mit einem Stein über die Klinge fuhr. Sanft und behutsam. Ich wüsste zu gern, wie alt dieses gewaltige Schwert ist. Die Frau sprach ihn an und er sprach sanft mit ihr.

„Wo sind die Kinder?"

„In der Küche. Sie streiten um die Namen für die Wolfswelpen."

„Er war der vierte in diesem Jahr", sagte mein Onkel grimmig.

„Der arme Mann war halb verrückt. Irgendetwas hat ihn derart in Angst und Schrecken versetzt, dass ich ihn mit Worten nicht erreichen konnte."

Onkel seufzte.

„Ben schreibt, die Stärke der Nachtwache sei auf unter tausend Mann gefallen. Es sind nicht nur die Deserteure. Sie verlieren auch Männer auf den Patrouillen."

„Sind es die Wildlinge?", fragte die Frau, die scheinbar meine Tante sein könnte.

Schließlich hatte ich keine Ahnung, ob mein Onkel vermählt ist oder nicht. Ebenso wusste ich nichts darüber, ob er Kinder hat oder kinderlos geblieben ist.

„Wer sonst?"

Onkel hob das Schwert an, blickte am kühlen Stahl entlang.

„Und es wird noch schlimmer werden. Was habt ihr auf dem Herzen, Mylady?"

„Heute kam traurige Nachricht, Mylord..."

Meine Tante unterbrach ihre Antwort, die ihr das Herz brechen musste. Ich sah es an ihrem Gesicht. Ebenso erkannte ich ehrbare Liebe gegenüber meinem Onkel. Sie rang mit sich, ob sie ihre Antwort fortsetzen sollte und entschied sich dafür, da mein Onkel wohl der eigentliche Empfänger dieser Nachricht gewesen war.

„Es tut mir so leid, Geliebter. Jon Arryn ist tot."

Mein Onkel erstarrte. In seinem Gesicht stand der pure Schmerz, wie ich ihn zurzeit ebenfalls zur Schau trug. Den Schmerz der Trauer.

„Jon...", sagte Onkel.

„...Ist dieser Nachricht zu vertrauen?"

„Es war das Siegel des Königs, und der Brief ist in Roberts eigener Handschrift verfasst. Er sagte, es habe Lord Arryn schnell dahingerafft. Selbst Maester Pycelle sei hilflos gewesen, aber er habe ihm Mohnblumensaft gebracht, sodass Jon nicht lange leiden musste", informierte meine Tante ihren Gatten und sie litt mit ihm.

„Das ist nur ein schwacher Trost für mich."

Onkel klang so schmerzvoll und ich wusste nur zu gut, was er gerade fühlen musste.

„Der Brief enthielt noch andere Kunde. Der König kommt nach Winterfell, um Euch einen Besuch abzustatten."

Shit, das ist zu früh, ging es mir durch den Kopf und hoffte inständig, das ich vor dem König und seinem Gefolge auf Winterfell eintreffen würde, andernfalls könnte ich eine mögliche Abreise meines Onkels nicht verhindern.

Es wäre der Anfang vom Ende des Hauses meines Onkels. Es dauerte einen Moment, bis Onkel ihre Worte begriff, doch als er sie dann verstand, verloren seine Augen ihre Düsternis.

„Robert kommt hierher?"

Meine Tante nickte und sie besprachen noch etwas, was ich nicht mehr so wirklich beachtete. Doch dann sah ich in meinem Traum eine Szene, die mich in Todesangst versetzte. Ich sah Winterfell brennen und mein Onkel kniete in einem Burghof oder so und wurde geköpft.

Ich schrie und beruhigte mich so gut wie gar nicht mehr. Es kamen viele herbei geeilt und es roch nach Feuer. Erst als ich einen Schwall Wasser abbekam, registrierte ich meine Umwelt. Es waren nur Ser Marryn, Lady Olaria, Lord Addam und Oberyn und Lord Doran anwesend.

„Ihr seid platinblond und Eure Augen sind violett, Mylady Lia", entfuhr es Addam und er sah mich verblüfft an.

„Ihr seid eine halbe Targaryen, deshalb euer Drachenwappen auf dem Ring, oder?", wollte dieser nun überrascht wissen.

„Ich weiß es nicht so genau. Mutter sprach nicht offen darüber. Ich hatte immer das Gefühl sie verheimliche mir etwas sehr wichtiges. Aber Lady Olaria sagte mir einmal das mein vollständiger Familienname Targaryen-Stark sei. Ob es der Wahrheit entspricht oder nicht vermag ich nicht zu sagen, aber ich vertraue ihr total", entgegnete ich ihm und warf Olaria und Marryn einen Blick zu.

„Euer Haar und Eure Augen nehmen wieder die normale Farbe an, Mylady", sagte Ser Marryn.

„Gut", kam es trocken von mir.

„Ja, ich schwöre das ich Euch die Wahrheit gesagt habe, Mylady. Nehmt meine Hand und seht die Wahrheit. Eure Mutter vertraute mir einst an, was Euer Onkel, Eddard Stark, ihr einmal unter vier Augen anvertraut hatte."

Natürlich nahm ich dieses Angebot an. Ich nahm ihre linke Hand und legte sie mir aufs Herz und meine eigene linke Hand auf ihr Herz. Dann sah ich die Bilder und hörte die Gespräche. Ich sah zwei Reiter. Einer davon ist mein Onkel, der zwei Bündel direkt an seiner Brust unter einem Fell verbarg. Der andere Reiter ist verwundet und wird von einem Maester versorgt.

An dem Sattel meines Onkels hing neben dem Schwert, das er in meinem Traum so sanft gereinigt und geschliffen hatte, war Dämmerung befestigt. Doch wo war der Bruder meiner Mutter? Mutter eilte den Reitern entgegen und mein Onkel drückte sie kurz und überreichte ihr Dämmerung. Sie brach weinend und schreiend zusammen. Offenbar war mein Pflegeonkel tot. Aber Onkel umarmte sie nicht. Er ließ ihrem Kummer freien Lauf.

„So wirst du schneller mit der Trauer umgehen können und die Wunde in deinem Herzen wird zunächst bluten und eitern, doch dann wird sie verheilen", hatte er ihr gesagt.

Onkel öffnete seinen Umhang nicht.

„Seid ihr verletzt, Lord Stark?", hatte man meinen Onkel gefragt.

„Nein, aber ich brauche zwei Ammen. Im Turm der Freude waren gleich zwei Frauen, die im Kindbettfieber lagen. Ich kannte beide. Ich sollte eines der Babys hierher bringen, zusammen mit Dämmerung. Das andere Kind nehme ich mit nach Winterfell und werde den Sohn, der zweiten toten Frau - als mein eigen Fleisch und Blut, großziehen. Seine Mutter ist ebenfalls aus dem Norden und auch sie wird in der Krypta ihres Hauses bestattet werden", erwiderte er und zwei junge Frauen eilten herbei, um uns Säuglinge zu versorgen.

Endlich öffnete Onkel seinen Umhang und ich sah mich und das andere Kind als Baby. Mutter erblickte mich und nahm mich, nachdem ich gespeist hatte, in ihre Arme. Wiegte mich in ihren Armen.

„Wie heißt das Mädchen? Wie lautet der Name des Jungen?"

„Der Junge heißt Jaehaerys Targaryen und ist der Sohn von Rhaegar Targaryen. Damit ist er Thronerbe, nach seinem Vater. Das Mädchen heißt Rhaelia Targaryen–Stark und ist Jaehaerys Tante. Rhaelia ist nur vier Stunden älter als ihr Neffe. Sie haben beide Erbanspruch auf zwei Throne. Den der Targaryens und den der Starks. Sie könnte beide einmal Könige sein", antwortete Onkel, als er mit Mutter allein war.

„Ich werde Jaehaerys einen weniger unheilvollen Namen geben. Er soll von nun an Jon Schnee heißen und ist mein Sohn."

Mutter sah ihn entsetzt an.

„Wie bitte? Ihr wollt Euch des Ehebruches selbst bezichtigen? Wofür?"

„Es war der Schwur an Jons Mutter. Sie war meine entführte Schwester Lyanna. Ich schwor ihr, Jon mit meinem eigenen Leben zu beschützen. Auch Rhaelias Mutter musste ich versprechen, ein liebevolles Zuhause zu suchen oder sie selbst, als meine Tochter, groß zu ziehen. Ein Kind mit in den Norden zu nehmen ist möglich, aber zwei? Nein, das ist nicht machbar. Lyarra, die jüngere, ist ihre Mutter und Rhaelia ist die Tochter von Aerys, dem zweiten, womit sie den höheren Anspruch auf den Eisernen Thron hat, als Jon ihn hat. Auch Rhaelias Mutter war meine zweite entführte Schwester Lyarra. Aerys Frau Rhaella ist schwanger und zurzeit auf Drachenstein. Schwöre mir das niemals, jemand die wahre Identität dieser Babys herausfindet. Besonders nicht König Robert aus dem Haus Baratheon. Er hasst die Targaryens bis in alle Ewigkeit und wünscht ihnen nur das Schlimmste. Er würde die Thronerben töten, wenn er wüsste, wer diese Babys wirklich sind. Ich nehme meine Schwestern, die bereits in Leichentücher gewickelt sind, mit in den Norden, wo ich sie in der Krypta auf Winterfell neben meinem Vater, meiner Mutter und meinem älteren Bruder bestatten werde. So schmerzvoll es auch ist."

Mutter schwor es ihm und ich bekam den offiziellen Namen Lia Dayne - Martell. Nun verstand ich alles und nahm die Hand von Olarias Brust.

„Danke, das du mich hast in dein Herz und deine Erinnerungen hast sehen lassen."

Dann weinte ich. Ich weinte, weil ich Mutter vermisste, meine wahren Familien nie kennengelernt hatte und wusste nicht, was ich davon halten sollte, eine waschechte Kronprinzessin zu sein.

 

Kap 08

Ich stand auf und holte mir Papier und Stift. Dann erzählte ich meinen Traum sehr genau und zeichnete dabei. Oberyn und die anderen sahen mich hoch besorgt an.

„Glaubt ihr wirklich, das sollten wir erst nachdem König auf Winterfell ankommen, und Euer Onkel mit ihm abreisen, das dies zum Untergang des Hauses Stark führen wird?", wollte Doran wissen.

„Ja. Denn nur ich kann durch meine Anwesenheit, den Zerfall dieses Hauses verhindern. Der Tod meines Onkels zöge Kriege nach sich. Viele Unschuldige würden unnötig sterben. Eide würden gebrochen. Kriege werden so oder so kommen, aber dann mit einem erstarkten Haus Stark. Einem Starkheer wie man es nie zu vor gesehen hat und niemals je wieder vergessen wird, wie stark und mächtig dieses Haus ist. So schnell wird sich niemand mit dem Norden und seinen Verbündeten anlegen wollen. Nur Narren würden dies tun. Selbst das Ahnenschwert der Starks würde, im Falle des Todes meines Onkels, vernichtet werden. Das kann ich auf gar keinen Fall zu lassen."

Viele nickten. Als ich fertig war sahen sich alle meine Zeichnungen an.

„Das ist am Hofe des Königs, in Königsmund. Das Schwert, das da gegen Euren Onkel eingesetzt wird, ist das Ahnenschwert des Hauses Stark. Es ist aus valyrischem Stahl und vierhundert Jahre alt. Sein Name ist Eis", erklärte Oberyn mir und sah mich wirklich Sorgenvoll an.

„Wir sollten möglichst schnell aufbrechen, um Onkel zu retten und das Haus meines Onkels zu beschützen. Ich brauche meine Kleidung und Verpflegung. Lasst die Kutsche vorfahren. Gebt mir eine Stunde."

Alle nickten. Rasch wusch ich mich, zog mich an und bekam mein Haar typisch dornisch geflochten. Wie sich herausstellte, war Oberyn sehr geschickt darin. Aber Lord Doran machte mir gleich zwei kostbare Geschenke. Eine dornische Krone und einen Umhang.

„Danke Onkel. Das ist wunderschön."

„Habe ich doch gern gemacht liebste Nichte", lächelte er mich an.

Doran gab Oberyn meine Krone, die dieser dann mir ins Haar steckte und sanft befestigte, damit ich keine Kopfschmerzen bekam.

„Danke, Vater."

Wir gingen zu allen anderen und ich dankte jedem einzelnen. Lord Addam umarmte ich lange. Als letztes umarmte ich noch mal Doran. Er hängte mir meinen Umhang um und half mir in die Kutsche, die von acht blütenweißen Pferden gezogen wurde. Als die Kutsche sich in Bewegung setzte, ahnte ich nicht, das mir noch viele Menschen begegnen würden, die sehr aufrichtig sind. Aber auch Schurken würden darunter sein, da war ich mir sicher.

Zwei Monate später...

Ich ritt auf meiner Schimmelstute, die ich Dyamonya getauft hatte und kehrte gerade mit ein paar Rittern und Oberyn zur Kutsche zurück.

„Noch etwa eine Stunde bis Winterfell. Sollen wir eine Vorhut losschicken?", fragte Oberyn mich fürsorglich.

„Ja, bitte Vater. Aber die Ritter sollen vorsichtig sein, wegen des Königs. Meine Träume sind in letzter Zeit immer mehr zu einer einzigen Warnung geworden, das wisst ihr doch, Vater. Ich sorge mich sehr um diese tapferen Männer."

Die Ritter hatten es gehört und sahen mich gerührt und dankbar zu gleich an. Unserer Reisebegleitung war immer größer geworden. Freie Ritter schlossen sich uns an und auch die Häuser, die wir besucht hatten, schickten Ritter mit. Sogar die arroganten Lannisters, mit der 

Begründung einer dornischen Kronprinzessin gebühre jeglicher Schutz, ohne Kompromisse. Als sie hörten, das ich Dämmerung führen kann, war ihr Respekt mir gegenüber ins unermessliche gewachsen.

Lord Tywin war ein absolut intelligenter Mann, der mich viel lehrte, als wir drei Tage bei ihm verbracht hatten. Natürlich trainierte ich weiter und er war beeindruckt gewesen von meiner Kampfkunst. Selbst am Speer war ich mittlerweile, genauso gut wie Oberyn, vielleicht sogar besser. Nur Lord Tywins ältester Sohn, Jaime, war ebenfalls auf Casterlystein zugegen gewesen und ich musste gestehen, das er durch aus sympathisch sein konnte, wenn er dies denn wollte. Sein Vater schalt ihn für so manche Unhöflichkeit.

Lord Tywin gab sich sehr viel Mühe, mir meinen Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen. Ich war ihm sehr dankbar dafür. Eines Morgens hatte ich auf einem langen Gang, der zum Ballsaal von Casterlystein führte, ein von Hand gemaltes Bild entdeckt und den Hausherren höflichst gebeten, mir zu verraten, wer den diese wunderschöne Frau sei, die so glücklich lächelte. Die Antwort war ernüchternd.

Auf dem Bild war seine verstorbene Gemahlin Lady Joanna zu sehen. Ich sah den Lord erschrocken an und entschuldigte mich vielmals für meine respektlose und törichte Frage. Er winkte ab und verzieh mir. Ich erzählte ihm, das meine Mutter – kurz vor meiner Abreise aus Sternfall – verstorben war, als sie gegen ein Fieber gekämpft hatte. Auch er bekundete sein Beileid und ich glaubte es ihm sogar. Sein Sohn hatte sich uns kurz angeschlossen, als wir abgereist waren und bog dann Richtung Königsmund ab.

Von da an wusste ich, wir würden VOR dem König und seinem Gefolge da sein. Das Haus Tyrell hatte sich tatsächlich per Eid mir angeschlossen, als sie hörten, welche Häuser dies bereits getan hatten. Selbst die Tullys taten dies bereitwillig. Auch die Arryns folgten diesem Beispiel. Wir hatten noch vor dem Tod von Lord Jon Arryn seinen Schwur für alle Zeit erhalten. Wir hatten ihn etwa vier Wegstunden von Harrenhal entfernt am Trident getroffen und waren so den Bund eingegangen. Eine Fanfare riss mich aus den Gedanken.

„Wir sind da, Lia. Jetzt ist alles gut. Denk dran. Niemals offenbaren, wer du wirklich bist."

„Ich schwöre es, Vater."

„Gut."

Die Kutsche stoppte und die Tür wurde geöffnet. Oberyn stieg als erster aus und hielt mir dann die Hand hin. Sanft ergriff ich seine Hand und stieg aus der Kutsche. Sofort kniete sich alles hin. Vater führte mich am Arm zum Hausherren und zur Hausherrin.

„Mylord und Mylady Stark. Darf ich Euch meine einzige eheliche Tochter vorstellen?", begann Oberyn zu sprechen.

Der Mann hob seinen Kopf an und lächelte.

„Selbstverständlich."

„Erhebt Euch Mylord", bat ich sanft und leise.

Sofort schien er zu gehorchen, da er sich erhob und mit ihm sein gesamter Hofstaat.

„Mylord Stark, das ist Lia Dayne – Martell", fuhr Oberyn fort und lächelte.

„Willkommen auf Winterfell, Mylady Lia. Winterfell ist Euer. Ihr steht in der Adelsfolge über uns und deshalb gebietet es uns unsere Höflichkeit Euch Winterfell zur Verfügung zu stellen. Darf ich Euch mit meiner Familie bekannt machen?"

„Sehr gern, Mylord."

Oberyn grinste stolz von einem Ohr zum anderen. Von meinem Onkel bekam ich einen galanten Handkuss und er nahm meine Hand und führte mich behutsam zu seiner Gemahlin. Als diese den Blick hob, wusste ich sofort das sie die Frau aus meinem Traum war, die meinem Onkel die Nachricht vom Tod Jon Arryns überbracht hatte. Sie war schöner als ich sie in Erinnerung hatte.

„Das ist meine Gemahlin, Lady Catelyn aus dem Hause Tully."

„Willkommen, Prinzessin", sagte sie und klang warm und weich.

Das gab meinem Herzen einen Stich. Ich vermisste Mutter sehr.

„Lady Stark. Vielen Dank für Eure Gastfreundschaft."

„Es ist uns eine Ehre Euch hier Willkommen zu heißen."

Ich lächelte und auch Sie küsste meinen Handrücken und sie knickste vor mir. Danach wurden mir die Kinder des Hauses vorgestellt.

„Das sind meine Söhne. Robb, Brandon und Rickon", sagte mein Onkel und jeder von Ihnen hieß mich willkommen.

„Vielen Dank, junge Lords", antwortete ich höflich.

„Und dies sind meine liebreizenden Töchter Sansa und Arya."

„Willkommen, Eure königliche Hoheit", begrüßten sie mich und knicksten.

„Vielen Dank, junge Ladys", gab ich sanft zurück und entdeckte einen bildschönen Jungen mit wilden Locken und sanften braunen Augen.

„Mylord Stark, wer ist das?", fragte ich und er sah mich mit seinen Sturmgrauen Augen an.

„Wen meint Ihr denn Hoheit?"

„Den Jungen mit den Locken und den dunklen Augen", antwortete ich und bekam mit das Lady Stark leicht zusammen zuckte.

Mein Onkel führte mich zu dem Jungen. Dieser verneigte sich sogleich und wagte es nicht mir in die Augen zu sehen. Ich hob sein Kinn an und zwang ihn so mich anzusehen.

„Das ist mein Bastardsohn Jon Schnee."

Entrüstet sah ich den hohen Lord an.

„Ist das hier im Norden normal, einen Jungen so bloß zu stellen? Er kann nichts für seine Herkunft. Er ist das Unschuldigste, was es gibt. Ein Kind das zu einem jungen, bildschönen Mann heran gereift ist. Schämen solltet Ihr Euch, Mylord. Wäre ich eine Königin, würde ich Euch auf der Stelle befehlen, ihn zu legitimieren. So ist es nur ein weiser Rat. Seid Euch gewiss, das Zeiten kommen werden, wo ihr über alle Kinder an eurem Hof dankbar sein werdet. Ich bitte Euch hiermit höflichst ihn augenblicklich zu legitimieren. Sonst nehme ich alle Kinder mit nach Dorne, sollte ich an den Hof meines Vaters zurückkehren und sie erst in den Norden entsenden, wenn ihr diesen jungen Mann legitimiert habt. Wie entscheidet Ihr Euch?", schalt ich den Lord vor allen und jedem.

Selbst Lady Stark sah mich entsetzt an.

„Ihr habt in der Tat, die natürliche Autorität einer Königin und eine Aura, der man nur gehorchen kann", sagte sie und fasste sich wieder.

„Mylady Stark. Ich weiß, wie schwer das für Euch sein muss. Selbst ich wurde lange für eine Sand gehalten, bis meine Mutter – die Götter haben sie selig – meinen Vater offenbarte. Von da an war ich legitimiert und mein Name rein gewaschen. Ich weiß also, aus eigener Erfahrung, wie schmerzlich dies alles für Jon sein muss. Glaubt ihr nicht auch, das er es verdient, nun ein echter Stark zu werden?", fragte ich sie erklärend und sie sah mich mit tellergroßen Augen an.

„Ja, das hat er."

„Gut und ihr fangt an für jedes Unrecht, das er durch Euch erfuhr, wieder gut zu machen und Euch bei Ihm zu entschuldigen, denn das gehört zu einer Legitimation dazu. In Dorne wäre das nicht genug. Da wäret ihr ihm für jedes Unrecht einen Gefallen schuldig ohne eine Gegenleistung zu bekommen."

„Darf ich mich noch mit meiner Frau und meinem Maester beraten, wie wir die Zeremonie abhalten und wann?"

„Ja, wann kann ich Euch genau sagen. Beim Festessen für den König, denn der wird für diese Zeremonie gebraucht, oder?"

„Ja, Hoheit."

„Hoheit...", erklang Jons sanfte, tiefe Stimme neben mir.

„Ja, Junger Lord Stark."

„...Dürften meine Geschwister und ich Euch die Wölfe zeigen?"

„Ja, sehr gern. Vater darf ich?"

Oberyn sah mich gütig an.

„Natürlich Lia. Seid bitte pünktlich wieder da und nicht ohne Begleitung der Ritter."

„Ja, Vater. Danke."

Ich knickste rasch und folgte den Kindern des Hauses zu den Stallungen der Wölfe. Die Ritter folgten mir und schon sprangen uns sieben junge Wölfe entgegen. Ein Wölfchen blieb ein bisschen schüchtern zurück.

„Die schüchterne ist Visenya. Eure Wölfin. Wie kamt ihr auf den Namen?", wollte Arya wissen.

„ARYA!", kreischte Sansa los und sah ihre Schwester böse an.

„Willst du dich wohl benehmen, in Gegenwart einer Kronprinzessin?"

„Ist schon gut, Lady Sansa. Sagt Lady Arya, wie heißt Euer Welpe?"

„Nymeria"

„Oh, das ist Rhoynisch und sie ist eine Vorfahrin meines Vaters. Sehr löblich. Ihr interessiert Euch für Geschichte? Ich auch. So kam ich auf den Namen für meine Wölfin. Lady Sansa auf welchen Namen hört Euer Wolf?"

„Lady"

„Sehr edel der Name. Aber wer so einen feinen Namen trägt, braucht auch feine Manieren. Das eine hängt mit dem anderen zusammen", erklärte ich und entdeckte einen Albino.

„Wem gehört der Albino?"

„Mir, Hoheit", meldete sich Jon zu Wort.

„Wie ist der Name des Welpen?"

„Geist, weil er weiß ist und dadurch schwer sichtbar wird. Nur seine roten Augen verraten, wo er ist."

„Verstehe. Weise Entscheidung", lobte ich ihn und er errötete erneut.

Mir war bereits aufgefallen, wann immer ich für ihn einstand, ihn lobte oder ein Kompliment aussprach errötete er. Ich fand es sehr süß und machte ihn mehr als sympathisch. Dann wandte ich mich an die anderen und erfuhr so, das es drei Rüden sind. Ihre Namen sind Grauwind (Robb) Struppel (Rickon) und Sommer in Brandons Fall. Alle Namen machen Sinn. Robbs Wolf war wirklich Grau wie ein Sturm im Herbst. Ricksons Welpe hatte zotteliges Fell und trug seinen Namen somit völlig zu recht. Brandon hatte den Namen gewählt, weil sein Welpe – wie er selbst – im Sommer geboren worden waren. Dann kam Lord Stark mit meinem Vater zum Vorschein.

„Lia, zeig mir doch mal deine Wölfin. Du hast dich so lange auf sie gefreut, seit ich dir davon erzählt hatte, das es hier Schattenwölfe gibt", begann Vater und ich lachte auf.

„Visenya ist ein bisschen schüchtern, aber vielleicht beginnt sie schon bald euch zu vertrauen, Vater", entgegnete ich und Robb gab mir ganz vorsichtig Visenya auf den Arm.

„Das ist die kleinste aus dem Wurf und die klügste. Sie braucht auch am meisten Liebe und Zuwendung", erklärte er und zeigte uns wie man den Wölfen am besten übers Fell streicheln kann, ohne Ihnen damit weh zu tun.

Ich saugte jede noch so kleine Information auf, die ich bekommen konnte. Dankbar sah ich Robb an und gab Visenya meinem Vater auf den Arm.

„Kräftig ist Visenya auf jeden Fall und bildschön."

Vater setzte sich mit ihr auf den Heuboden in den Stallungen und die anderen Welpen wollten auch alle gestreichelt werden. Ehe Vater sich versah, wusste er gar nicht, welchen Welpen er als nächstes Streicheln und liebkosen sollte.

 

Kap 09

Am Abend, nach meinem kleinen Willkommensfest zu dem Jon mich am Arm in den Saal geführt hatte, erbaten mein Vater und ich uns ein Gespräch mit Lord Stark an einem völlig ungestörten Ort. Doch zuvor bedankte ich mich für das leckere Essen und bei Jon das er mich so würdevoll in den Saal geführt hatte.

Alle hatten damit gerechnet das Robb diese Ehre zustünde, aber weit gefehlt. Jon ist älter als Robb, wenn auch nur knapp drei Monate, deshalb stand Jon dies zu. Robb akzeptierte Vaters Entscheidung sofort, ohne zu murren. Auch dafür dankte ich dem jungen Lord herzlichst, in dem ich ihn und seine Geschwister einfach umarmte.

Rickon hatte sich so sehr über diese Geste gefreut, das er mich nicht mehr hergeben wollte. Was sollte ich tun? Rickon ist doch erst drei Jahre alt. Also stand ich auf und hob Rickon dadurch auf meine Arme. Robb sprang mir sogleich zur Seite und lächelte.

„Rickon mag Euch sehr, Hoheit."

„Ja. Er ist so lieb und müde. Lasst ihn noch einen Moment. Wenn er schläft, könnt ihr ihn in seine Gemächer tragen, vergesst aber Struppel nicht. Nur so wird er ruhig schlafen können, da genau spüren wird, das Struppel da ist um ihn zu bewachen."

„Ihr habt Recht."

Nur Minuten später driftete Rickon ins Reich der Träume ab und atmete gleichmäßig, so das ich ihn behutsam an seinen Bruder geben konnte.

„Rickon schläft, junger Lord."

„Vielen Dank, Hoheit. Unsere Väter warten auf Euch und lächeln zufrieden. Nehmt Visenya doch mit."

Ich nickte und küsste Rickon noch einmal auf die Stirn.

„Schlaft gut, kleiner Lord. Visenya, komm", befahl ich und wandte mich ab, um mit meiner Wölfin zu meinem Vater zu gehen.

Onkel verneigte sich vor mir.

„Warum verneigt ihr Euch, Lord Stark?", wollte ich irritiert wissen.

„Nun. Ihr habt etwas geschafft, was noch nie zuvor jemandem gelungen ist. Rickon schlief sonst immer nur bei einem Mitglied unserer Familie ein. Rickon ist total vernarrt in Euch, Hoheit. Kommt, gehen wir in den Götterhain. Dort reden wir ganz in Ruhe."

Ich nickte und hänkelte mich bei Vater und Onkel ein. Ich hatte das Päckchen für meinen Onkel und Jon dabei, dies würde ich ihnen geben, sobald wir im Götterhain wären. Zu meiner Verblüffung folgten uns alle sieben Wölfe.

„Das ist doch Schutz genug, oder Vater? Oder besteht ihr auf zusätzlichen Schutz durch die Ritter?"

„Nein. Das dürfte reichen", grinste mein Vater sanft.

Dann gingen wir los und ich freute mich darauf, meinen Onkel unter vier Augen sprechen zu können. Naja eher ist es ein sechs Augengespräch. Die Wölfe verteilten sich so um uns herum, das niemand hätte sich unbemerkt anschleichen können oder gar uns folgen. Denn Wölfe riechen, hören und sehen viel besser, als wir Menschen.

An einem Baum mit Blutroten Blättern und rotem, weinenden Gesicht stoppte Lord Stark. Er legte seinen Umhang auf einen Stein und bot mir diesen Platz an. Ich erinnerte mich an diesen Platz, den ich in meinen Träumen in letzter Zeit häufiger besucht hatte.

„Dies, Hoheit, ist der Herzbaum", sagte er und lächelte mich warm an.

„Lord Stark, ich habe etwas von meiner Mutter bei mir. Dies werde ich Euch nun überreichen, aber schwört mir, das ihr den Brief allein lest und anschließend so vernichtet, das niemand anderes Kenntnis über den Inhalt erlangt. Das war Mutter das wichtigste. Ein weiteren Brief und Geschenk ist für Jon. Wir brauchen ihn jetzt und hier. Sofort."

Ich wandte mich liebevoll an Geist.

„Geist, mein Junge. Hol Jon. Bring ihn her. Jetzt. Sofort. Geh und komm mit ihm zurück. Beschütze ihn."

Geist leckte mir, zum Zeichen das er die Dringlichkeit verstanden hatte, warm und vorsichtig über die Wange und stob davon.

„Desweiteren habe ich noch ein Geschenk für Tyrion Lannister von Mutter. Was sie sich dabei dachte, weiß ich leider nicht, Mylord. Mutter ist tot und ich vermisse sie schmerzlich."

In der Zwischenzeit gab ich Lord Stark sein Päckchen.

„Vielen Dank."

Plötzlich war Geist zurück und Jon bog hastig um die nächste Ecke.

„Wer hat Geist losgeschickt?"

„Ich, junger Lord Stark."

„Ihr? Ich bin beeindruckt, das Geist Euch folgt und gehorcht. Was ist denn so wichtig?"

„Hier ein Geschenk von meiner Mutter. Den Brief dürft ihr höchstens in Gegenwart Eures Vaters lesen. Dann müsst ihr den Brief zerstören. Ihr dürft mit niemandem außerhalb dieser Runde darüber sprechen. Der Inhalt des Briefes darf keinem dritten zugänglich gemacht werden. Mutter sagte die Informationen, darin sind brisant genug, um dafür zu sterben. Wenn ihr leben wollt, müsst ihr den Brief verbrennen. Das gilt auch für Euch, Mylord. Nur ich weiß, was in den Briefen steht, da Mutter diese in meiner Gegenwart schrieb, als sie bereits erkrankt war. Nun ist es Aufgabe der Götter sich um Mutter zu kümmern."

Jon nahm mir das Päckchen und den Brief ab und sah auf den Umschlag.

„Jaehaerys Targaryen? Wer ist das? Aber da mein Name darauf steht, gibt es wohl zwei Empfänger für diesen Brief", vermutete Jon.

Ich verzog das Gesicht, da Jon wohl komplett Ahnungslos war, wer er wirklich ist. Ich antwortete Jon.

„Mein lieber Jon. IHR seid Jaehaerys Targaryen. Ich bin Rhaelia Targaryen-Stark und die leibliche Tochter von Aerys den zweiten. Ihr seid mein Neffe. Mein Bruder, Rhaegar, ist Euer Vater. Meine Mutter ist Lyarra Stark und Ihre Schwester Lyanna ist Eure wahre Mutter. Es tut mir Leid, das ihr es so erfahrt. Ich hatte geglaubt, das ihr wisst, wer ihr wirklich seid. Nun muss ich erkennen, das ihr es nie erfahren habt. Ich wuchs mit diesem Wissen auf. Erst Oberyn offenbarte mir meinen wahren Vater. Lasst Oberyn erzählen, wieso das alles. Bitte schwört mir vor den Göttern, das ihr wirklich niemandem erzählt, wer wir wirklich sind. Lord Stark ist unser beider Onkel. Offiziell bin ich sein Mündel und weiterhin eine Dayne-Martell. Ihr weiterhin sein Sohn. Wir würden sterben, wenn die falschen Leute die Wahrheit erfahren. Habt ihr auch Träume die Euch zeigen, was passierte, passieren wird oder gerade passiert? Ich ja, deshalb habe ich das dritte Auge, wie man es in Dorne nennt. Hier heißt es, glaube ich, Grünseher."

Jon war die Kinnlade heruntergeklappt und ging kaum noch zu.

„Ja, das habe ich auch. Könnt ihr auch versehentlich euer Bett ankokeln? Ändert ihr auch Haar - und Augenfarbe?"

„Ja"

Dann fiel er mir in die Arme und drückte mich an sich.

„Aber ich muss Euch nicht Tante nennen, oder?"

Ich lachte auf.

„Nein. Nennt mich einfach weiterhin Lia und ich Euch Jon. Aber ihr müsst kämpfen lernen. Deshalb bleibt Oberyn auch noch mindestens zwei Monate. Erst wenn ein Rabe aus Witwenwacht eintrifft, kehrt er heim. Dann ist das dornische Schiff da."

Jon zog mich hoch und setzte sich und nahm mich auf seine Oberschenkel. Oberyn lächelte.

„Lord Stark, ist Euch aufgefallen, das Lia eine besondere Wirkung auf Jon hat? Es war sofort eine Verbindung zu spüren und wir müssen dafür sorgen, das man es auf Liebe auf den ersten Blick zurückführt und nicht auf den Gedanken kommen könnte, es wären Blutbande. Denn dann sind beide in akuter Lebensgefahr und ich muss sie und eure Kinder nach Dorne evakuieren inklusive ihrer Wölfe. Die Thronerben müssen am Leben bleiben, weil wir Dornischen wollen, das Haus Targaryen wieder an die Macht bringen. Lia hat den höchsten Thronanspruch, dann folgt Jon und danach folgt Daenerys, Sturmtochter, die im Auftrag des Hauses Martell gesucht wird."

„Vater, was ist mit Ihrem älteren Bruder Viserys und wer sucht Rhaegar, denn eines weiß ich, weil ich es spüren kann. Rhaegar lebt. Er wurde damals am Trident schwer verwundet und so für Tot gehalten, was für uns nur von Vorteil sein kann", erklärte ich und erbat mir Informationen.

„Auch Viserys wird in unserem Auftrag gesucht, obwohl Daenerys, dadurch um einen weiteren Platz nach hinten in der Thronfolge abrutscht. So aber auch Rhaelia, da Viserys älter als sie ist. Doch sie hat den Vorteil auf Ihrer Seite. Güte, Lebensfreude und sie beherrscht die Diplomatie, genau wie Rhaegar es einst tat. Ich werde einen Suchauftrag nach Rhaegar herausgeben. Vielleicht hat man ihn auch irgendwo anonym bestattet, weil er seine Verletzungen – aus dem Kampf mit König Robert, am Trident – doch nicht überlebt hat, aber wenn Lia sagt, er lebt, dann ist es auch so. Sie hat noch nie gelogen, erst recht nicht, wenn Träume voraus gegangen sind. Diese haben sich immer bewahrheitet. Die Götter mögen uns alle beschützen, sollte Lia recht behalten, das Rhaegar noch lebt. Dann wird es Krieg geben. Und was für einen, denn dann liegt ganz Westeros in Schutt und Asche", erklärte Vater seine Gedanken.

„Ja, Vater das wird es. Ich habe es in meinem Traum gesehen. Daenerys und Rhaegar werden gefunden, Viserys jedoch nicht. In meinem Traum sah ich nur eine Grabstätte mit seinem Namen. Was auch immer ihm zugestoßen sein mag, die Götter mögen seiner Seele gnädig sein. Aber mit Daenerys wird eine Armee kommen, die mächtiger ist, als alles bisher bekannte. Dazu kommen drei Drachen. Auch hier auf Winterfell werden Dracheneier gefunden und wir bräuchten die Drachen meiner Schwester, um diese Schlüpfen zu lassen. Wir müssen dann unsere Armeen – die ich bereits aufbaue, da mir viele Häuser die Treue geschworen haben – mit der Armee meiner Schwester vereinen, um Überleben zu können und das Überleben der großen Häuser von Westeros zu sichern. Jon und ich werden mit zwei Wölfen uns aufmachen, um jene zu finden und zu einen, die sich hinter der Mauer befinden. Wir werden den ersten Grenzer der Nachtwache dazu benötigen. So sagt es mir mein Traum voraus. Hoffentlich behalte ich dieses Mal kein Recht, denn wenn doch müssen wir gegen den weißen Tod kämpfen. Eine Armee des Todes."

Nun waren die Männer sprachlos und Jon nickte.

„Ja, einen solchen Traum hatte ich auch."

„Ich glaube, ich weiß, wo wir meinen Bruder suchen müssen. In Essos. Genauer in Braavos. Im Haus von Schwarz und Weiß. Er ist nun ein Diener des vielgesichtigen Gottes und nennt sich Jaqen H'ghar. Dies wechselt jedoch stetig, weil er viele verschiedene Aufträge annimmt, in der gesamten bekannten Welt. Unter anderem ist er auch in Westeros unterwegs. Vater, Ihr kanntet Rhaegars Kampfkunst so gut wie kein zweiter. Daran wird man ihn erkennen und nur daran, denn das ist etwas, was man völlig unbewusst tut. Man wendet automatisch das an, was man einst beigebracht bekam, um sich zu verteidigen. Daran wird er sich, wahren Kennern gegenüber, unbeabsichtigt verraten. Doch niemand darf seine wahre Identität preisgeben, denn wo ein Targaryen ist, sind auch andere nicht weit", warnte ich und gähnte herzhaft.

Langsam schmiegte ich meinen Kopf an Jons Schulter und war kurz darauf im Land der Träume verschwunden.

 

Kap 10

Ich sah einen prächtigen Raum und einen platinblonden jungen Mann, der etwas hoch hielt.

„Ein Kunstwerk. Fass ihn an. Mach nur. Streich über diesen Stoff", rief er einem ebenso platinblonden, aber doch blutjungen Mädchen zu.

„Ist er wirklich für mich?", fragte sie schüchtern bis ängstlich nach.

„Ja. Ein Geschenk von Magister Illyrio, liebste Schwester", jauchzte er glücklich, als hab er etwas gewonnen.

Der junge Mann, dessen Namen ich noch immer nicht wusste, war offenkundig in bester Stimmung.

„Die Farbe wird das Veilchenblau in deinen Augen unterstreichen. Und auch Gold sollst du bekommen, und Juwelen aller Art. Illyrio hat es versprochen. Heute Abend sollst du wie eine Prinzessin aussehen", strahlte er, doch seine jüngere Schwester blieb weiterhin skeptisch.

Kluges Mädchen, ging es mir durch den Kopf und wunderte mich jedes Mal wieder aufs neue, wie ich Gedanken fassen konnte, während meiner Träume. Oder bin ich vielleicht doch wach und alle anderen glauben nur ich schliefe?

„Warum gibt er uns so viel?", fragte das Mädchen.

„Was will er von uns?"

Man sah deutlich, das der junge Mann und das Mädchen Geschwister sein müssen, denn sie sehen sich sehr ähnlich. Selbst ich schien Ähnlichkeit mit den beiden zu haben, wenn mein Haar platinblond ist und meine Augen violett sind. Ob sie mit mir verwandt sind, fragte ich mich in Gedanken und hoffte es so sehr, das es irgendwie schon weh tat. Ich schätzte das Mädchen auf ein Alter zwischen elf und vierzehn.

„Illyrio ist kein Narr", sagte der junge Mann.

„Der Magister weiß, dass ich meine Freunde nicht vergessen werde, wenn ich meinen Thron erst besteige."

Das Mädchen schwieg.

„Illyrio wird die Sklavinnen schicken, damit sie dich baden. Achte darauf, dass sie den Stallgestank abwaschen. Khal Drogo besitzt eintausend Pferde, aber heute Abend will er etwas anderes besteigen."

Ich ahnte sofort, was er damit meinte und doch meinte er es absolut ernst, das sah ich sofort in seinem Blick.

„Eines Tages werden wir alles zurückbekommen, süßes Schwesterchen. Die Juwelen und die Seide, Drachenstein und Königsmund, den Eisernen Thron und die Sieben Königslande, alles, was sie uns genommen haben, holen wir uns zurück", sagte der junge Mann und dachte mir nur noch an welchen Khal, er bereit war, seine eigene Schwester regelrecht zu verkaufen.

Ich hatte mit Mutter, Ser Marryn und Lady Olaria in Essos gelebt. Genauer in Penthos. Ich kannte nur einen Illyrio. Einen Gewürzhändler namens Illyrio Mopatis und der war bei weitem kein ehrenhafter Mann. Ganz im Gegenteil. Dieser Mann ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und habgierig.

„Drogo ist so reich, dass selbst seine Sklaven goldene Manschetten tragen. Hunderttausend Mann reiten in seinem Khalasar, und sein Palast in Vaes Dothrak hat zweihundert Zimmer und Türen aus reinem Silber", sagte eine Sklavin Illyrios zu dem Mädchen.

Wahrscheinlich wollte sie damit nur erreichen, das sie sich weniger fürchtete. Ob es von Erfolg gekrönt war, vermochte ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Aber ich kannte Khal Drogo. Er war ein sehr guter Freund meiner Mutter und von Ser Marryn. Drogo sah mich aufwachsen und beschützte mich stets, als sei ich seine Tochter.

Aber er war es gewesen, der begonnen hatte, mir das Kämpfen beizubringen. Ebenfalls hatte der Khal damit begonnen, mir das Reiten beizubringen und ich durfte seinen Hengst reiten. Das durfte sonst niemand. Die Blutreiter des Khals hätten diese Person ansonsten gnadenlos getötet. Wenn es wirklich Khal Drogo ist, an den das Mädchen verkauft werden sollte, so wusste ich, das sie bei ihm zwar kein einfaches Leben haben wird, dafür aber gut beschützt werden würde. Aber sollte sie das unmögliche schaffen und sein Herz gewinnen, würde er alles für sie tun. Wirklich alles. Das gebietet ihm seine Ehre als Reiterlord der Dothraki.

Und ich wusste, wo ich meine Schwester finden würde, deshalb hoffte ich, das sie so lange wie möglich, beim Khal bleibt. Drogo ist in der Tat ein ansehnlicher Mann. Groß und Wild, war er definitiv. Ja, auch furchtlos ist der Khal, der Khals. Er ist in der Tat der beste Reiter, den ich je zu Gesicht bekommen habe. Ich lernte von ihm auch die Sprache der Dothraki. Sie ist schwer zu lernen und der Lehrer muss unbedingt ein Muttersprachler sein, sonst lernt man es falsch und die Dothraki lachen einen ohne Gnade aus.

Auch die Valyrische Sprache erlernte ich. Auch in den Sprachen schreiben und lesen lernte ich. Drogo ist ein Teufel von einem Bogenschützen. Ich hatte es bei ihm gesehen und wollte es unbedingt lernen. Ich bettelte ihn so lange an, bis er zusagte mich zu unterrichten. Vor Freude und Dankbarkeit war ich ihm in die Arme gefallen. Wenn ich krank war, pflegte er mich höchstpersönlich gesund. Ich vermisse ihn so sehr. Er und sein Khalasar fehlten mir sehr. Ich wurde mit einem leisen Schrei wach. Visenya war sofort auf den Pfoten und leckte mir übers Gesicht.

„Alles gut, Visenya. Ich habe geträumt", beruhigte ich die junge Wölfin vor mir.

Ich entzündete eine Kerze, nahm mir einen Stift, Papier und ein kleines Fass mit Tinte. Dann zeichnete ich meinen Traum. Als ich fertig war, legte ich alles sorgfältig weg und löschte das spärliche Licht der Kerze. Dicht an Visenyas Fell geschmiegt, schlief ich traumlos wieder ein. Als ich ein paar Stunden später, von Visenyas Knurren wach wurde, saß sie von innen vor meiner Zimmertür und sie bewachte mich.

„Visenya? Was ist denn? Möchte da jemand ins Zimmer? Gutes Mädchen. Komm, wir schauen gemeinsam nach, wer uns da besuchen möchte, okay?", rief ich und sofort wandte sie sich um und trabte auf mich zu.

Liebevoll kraulte ich ihr, wie ich es von Robb gelernt habe, durchs dichte Fell. Ich stand auf und schlüpfte in meinen Morgenrock. Dann hörte ich das Klopfen.

„Wer ist da? Einen Moment bitte", rief ich nun lauter als zuvor.

„Hier spricht Jon. Dürfen Geist und ich eintreten?"

„Einen Moment noch Jon."

„In Ordnung, Hoheit", kam es gedämpft, aber laut genug zurück.

„Siehst du, Visenya. Dein Bruder, Geist, möchte dich besuchen. Also kein Grund zur Sorge. Und Jon wird mir nichts tun."

Also lief ich zur Tür und öffnete. Tatsächlich waren es Jon und Geist.

„Guten Morgen, Hoheit. Dürften wir, also Geist und ich, Eure Gemächer betreten?", fragte er verlegen und Jon errötete mal wieder.

„Ja, bitte. Kommt doch herein."

Dankbar sah Jon mich an und ließ Geist den Vortritt. Jon schloss hinter sich die Tür und sah mich an.

„Habt Ihr letzte Nacht geträumt, Hoheit?", fragte er mich und ich lächelte wissend.

„Ja, habe ich. Holt Ihr bitte unsere Väter? Ich möchte Euch drei im Götterhain sprechen und dabei erfahren, was Ihr geträumt habt, Lord Stark."

In Ordnung, Hoheit. Wie ihr wünscht. Soll ich Geist hierlassen?"

„Nein, nehmt ihn mit. Er wird Euch schützen. Ist doch so, Geist. Oder etwa nicht?"

Geist sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Zacken in der Krone. Er sprang auf und hastete zur Tür.

„Geht, Jon. In der Zwischenzeit kleide ich mich an und empfange Euch und unsere Väter hier in meinen Gemächern."

Jon nickte und verließ mein Zimmer.

„Los Visenya. Lass uns keine Zeit verschwenden!"

Sie sah mich aufmerksam an und setzte sich vor meine Tür, damit niemand einfach so herein kommen konnte.

 

Kap 11

Etwa dreißig Minuten später klopfte es und Visenya knurrte tief in ihrer Brust. Ein weiteres Knurren antwortete.

„Jon seid ihr das?", rief ich laut und fragend zugleich.

„Ja, Hoheit. Unsere Väter sind bei Geist und mir", kam es laut genug zurück, damit ich es hören konnte.

„Aus Visenya. Das ist Geist. Er hat Jon, Lord Stark und meinen Vater bei sich", schalt ich sie sanft, was mir einen irritierten Blick von Ihr einbrachte.

Ich öffnete die Tür und sah mich den drei Männern und Geist gegenüber. Vaters Blick war besorgt und ich bat die drei herein.

„Lia, hast du wieder geträumt?", fragte er und ich nickte betrübt.

„Ja, Vater."

„Zeigst du mir dein Bild oder die Bilder, sollten es mehrere sein?"

„Ja. Setzt Euch doch. Lord Stark, mein Vater wird Euch lehren, wie ihr mit meinen Träumen umgehen müsst. Aber vielleicht kennt ihr es ja bereits durch Jons Träume. Jon zeichnest du deine Träume?"

„Ja, natürlich. So kann ich am Ende vergleichen, was davon tatsächlich eingetreten ist und was bloß ein Hirngespinst war. So habe ich gelernt, meine Träume einzuschätzen und diese zu verstehen."

„Geht mir auch so. Holt Ihr mir Eure Bilder? Ich nehme an, Ihr macht das seid Eurer Kindheit?"

„Ja, Hoheit. Ihr etwa auch? Das wird mir echt unheimlich, wie viele Verbindungen es zwischen uns gibt, obwohl wir uns erst seid gestern kennen."

Ich nickte wie zur Bestätigung. Jon verließ mein Zimmer erneut, um seine Bilder zu holen.

„Lord Stark, habt ihr Jons Namen und das Datum, auf der Rückseite der Bilder notiert? Das wäre jetzt sehr wichtig, um herauszufinden, wie weit unsere Bilder übereinstimmen. Vielleicht können wir so Rückschlüsse darauf ziehen, wann uns welche Gefahr drohen wird. Das würde nämlich bedeuten, das wir viele unschuldige Menschenleben so retten könnten.

„Ja, Hoheit. Das tat ich", antwortete mir mein Onkel sanft und lächelte mich an.

Jon war schneller zurück, als wir gedacht hätten.

„Jon, im Haus wird nicht gerannt!", rief ihm Lady Stark hinterher.

„Verzeiht, Lady Stark...", rief er zurück und fügte hinzu: „...Ihr werdet mir sicher zustimmen, das es unhöflich ist Prinzessin Lia warten zu lassen, oder täusche ich mich da in Euch?"

„Nein, gewiss nicht."

Eilige Schritte führten auf mein Zimmer zu und da die Tür noch nicht verschlossen gewesen war, stand Lady Stark in meinen Gemächern.

„Oh Hier seid ihr alle. Guten Morgen, Hoheit."

„Guten Morgen, Lady Stark. Wäret ihr so gütig und borgt mir nachher euren Gemahl für ein Gespräch im Götterhain, bei dem ich nicht wünsche gestört zu werden, von niemandem. Nur Vater und Jon werden uns begleiten", fragte ich höflich nach.

„Wie ihr wünscht, Hoheit. Es muss etwas sehr wichtiges sein, das ihr mich darum bittet, wo doch der König auf dem Weg nach Winterfell ist", gab sie sanft und warm zurück.

„Ja, Mylady, es ist sehr wichtig. Vergebt mir, das es ein so ungünstiger Zeitpunkt ist", entschuldigte ich mich für diese Unannehmlichkeit.

„Ihr befiehlt, ich folge", sagte sie und ließ uns allein.

„Moment noch Lady Stark. Noch entließ ich Euch nicht aus unserem Gespräch", herrschte ich sie an und sie sah mich mit tellergroßen Augen an.

„Vergebt mir."

„Schon gut. Ich verstehe Euch ja. Ihr habt viel zu tun. Ich verspreche, das es nicht lang dauern wird."

Sie nickte und knickste.

„Wie weit seit ihr mit der Vorbereitung zu Jons Legitimation?"

„Fast fertig, Hoheit. Jon, wenn Ihr aus dem Götterhain zurück seid, hättet Ihr ein paar Augenblicke Zeit für mich?", fragte sie ihn.

Misstrauisch sah er sie sanft an.

„Wofür Mylady?"

„Ich möchte wissen, ob ihr eine bestimmte Speise wünscht und ob Ihr ein Gewand benötigt."

„Äh ja. Natürlich."

„Danke."

„Ihr könnt gehen, Lady Stark. Aber ich erwarte tadelloses Benehmen Jon gegenüber. Habt Ihr bereits angefangen alles wieder gut zu machen? Überlegt Euch Eure Antwort genau, denn eine Kronprinzessin zu belügen ist Hochverrat."

Sie wurde blass.

„Ja, ich begann bereits damit."

Ich sah Jon an. Er sah mir direkt in die Augen.

„Sie spricht die Wahrheit", sagte er und meine Tante ging.

„Gut."

Jon und ich nahmen unsere Zeichenmappen und verließen gefolgt von unseren Vätern und Wölfen mein Gemach, um in den Götterhain zu gehen. Nur an Rickon kam ich nicht ungesehen vorbei.

„Prinzessin Lia", rief er so laut er konnte durch die gesamte Empfangshalle von Winterfell.

Alles erstarrte und verneigte sich hastig vor mir.

„Hört mal alle her...", rief ich. „...Ich bitte hiermit offiziell darum mich nur Lia zu nennen, denn ich bin das Mündel Eures Lords und nun wieder an die Arbeit."

Erneut verneigten sie sich vor mir und ich gab Vater meine Mappe, da Rickon auf mich zu rannte um mir in die Arme zu springen.

„Hallo, kleiner Lord. Habt ihr gut geschlafen?"

„Ja und ich hoffe ihr auch."

„Na klar. Hat Struppel, denn auch brav über Euch gewacht?"

„Ja."

„Dann geht und lobt ihn dafür. Seid gut zu ihm, kleiner Lord, denn je besser ihr zu ihm seid, desto eher wird er Euch folgen, Eure Befehle ausführen und Euch mit seinem eigenen Leben beschützen."

Ich umarmte ihn kurz und er rannte mit Struppel nach draußen. Nur Minuten später waren wir, erneut mit den sieben Wölfen, im Götterhain am Herzbaum versammelt. Erneut saß ich auf Jons Oberschenkeln und sah mir geduldig seine Bilder an, die wirklich sehr gut waren. Auch unsere Väter sahen sich die Bilder an und wir hörten uns seine Erzählungen dazu an. Nach jeder Erzählung von Jon war ich dran. Es war erschreckend wie ähnlich sich unsere Bilder doch sind, obwohl ich noch keine vierundzwanzig Stunden auf Winterfell bin.

Gegen Mittag waren wir fertig und wollten uns am nächsten Tag erneut im Götterhain treffen um unsere Rückschlüsse zu ziehen. Unsere Väter schwiegen und man sah ihnen an das sie am überlegen waren.

„Vater, glaubst du das ich durch meine Träume auch Jaqen H'ghar oder meine Geschwister erreichen kann, um sie um Hilfe zu bitten? Wir werden jede Hilfe brauchen, die wir bekommen können. Wir brauchen vor allem Jaqen H'ghar, damit Jon und ich, unsere Mission jenseits der Mauer vollenden können. Vielleicht können wir auch den König jenseits der Mauer eine Nachricht zu kommen lassen, das er sich mit uns am Königintor trifft. Dann müssten Jon und ich nicht so weit in das Gebiet jenseits der Mauer und könnten Ritter mitnehmen, die im Königintor bleiben. Bei uns direkt wären nur Visenya und Geist", fragte und erklärte ich geduldig.

„Das Jon und ich so ähnliche Träume haben, muss doch was aussagen, oder etwa nicht?", fügte ich sanft an.

„Ja, allerdings. Das sagt was aus. Nur was? Ich glaube schon, das Ihr Jaqen und Eure Geschwister in Euren Träumen erreichen könnt. Ich bin fest davon überzeugt, das Ihr jeden in Euren Träumen erreichen könnt, den ihr erreichen wollt", antwortete Oberyn mir sanft und mein Onkel fügt an: „Vielleicht sollten wir noch eine Woche warten und die Träume der zwei genauestens beobachten, dann entscheiden wir, was wir machen", schlug Onkel vor und Vater war einverstanden.

Gemeinsam mit den Wölfen, machten wir uns auf den Rückweg. Kaum verließen wir den Götterhain standen uns Sansa, Arya, Rickon, Brandon und Robb gegenüber, um ihre Wölfe in Empfang zu nehmen.

„Alles klar, bei Euch?", fragte Robb mich sanft und umarmte mich behutsam.

„Ja, junger Lord", antwortete ich ihm irritiert.

Robb ließ von mir ab und umarmte Jon heftig. Man sah sofort, das die zwei sich sehr mochten. Robb ließ nun auch Jon los und drehte sich zu mir um.

„Lady Lia, ich wünsche mir, das ihr mich Robb nennt. Meint ihr, das wäre möglich? Mich würde es sehr freuen und es wäre mir eine Ehre. Deshalb möchte ich Euch meine Freundschaft anbieten."

Nun war ich sprachlos und sah Vater hilfesuchend an, was diesen zu lautem Lachen veranlasste

„Ach meine Kleine", brachte er nach einigen Momenten hervor und beruhigte sich wieder.

„Was der junge Lord tut, ist ehrenhafter als alles andere. Nimm es ruhig an."

Ich nickte und schämte mich, gezögert zu haben. Vorsichtig sah ich Robb an, der noch immer geduldig abwartete.

„Vergebt mir, Robb. Ich meine, das ist neu für mich. Noch nie hat mir jemand Freundschaft angeboten. Alle hatten immer Angst vor mir, weil ich die Tochter eines Lords und die Nichte eines regierenden Fürsten bin. Aber ja, ich würde mich geehrt fühlen, wenn wir Freunde wären. Also ja ich nehme Euer Angebot an."

Robb umarmte mich sanft und hob mich dadurch leicht an. Zusammen mit mir drehte er sich um seine eigene Achse.

„Fantastisch. Vielen Dank, Lady Lia. Ich werde Euch nicht enttäuschen."

Auch Robbs Geschwister boten mir ihre Freundschaft an, was mich überforderte. Tapfer stand ich dies durch und nahm es an. Endlich wurde mir der junge Mann, den ich in einem meiner Träume gesehen hatte, vorgestellt. In dem Traum hatte Jon die Wolfswelpen gefunden und ihm einen grimmigen Blick geschenkt. Ich hatte den jungen Mann für Jons Bruder gehalten, doch nun erfuhr ich, das auch er, Onkels Mündel ist.

„Lady Lia...", begann Robb und sah mich aufmerksam an.

„Ja, Robb. Was kann ich für Euch tun?"

„...Darf ich Euch das Mündel meines Vaters vorstellen?", fuhr Robb fort.

Überrascht nickte ich.

„Natürlich. Ich dachte, ich wäre das einzige Mündel von Lord Stark", gab ich beschämt zu.

„Nein, das seid ihr nicht", erwiderte der junge Mann und trat vor.

Robb führte mich sanft am Arm zum zweiten Schützling meines Onkels.

„Das ist Theon Graufreud. Er stammt aus Peik. Sein Vater Balon ist dort regierender Lord", sagte Robb leise und sanft zu mir.

„Willkommen, Mylady Lia. Ich bin Theon", sagte dieser schüchtern und verneigte sich tief vor mir.

„Theon?", erwiderte ich und wartete eine Reaktion ab.

Doch die kam nur verbal.

„Ja, Mylady?"

Entschlossen fasste ich ihm unters Kinn und hob so seinen Blick zu mir empor. Leider zwang ich ihn dadurch mich anzusehen.

„Verzeiht mir meine Entschlossenheit, Lord Theon. Aber ich wünsche meinem Gesprächspartner ins Gesicht gucken zu können. Ich hätte eine Frage an Euch, Theon", entschuldigte ich mich sofort bei Theon für mein konsequentes Handeln.

„Alles gut, Mylady. Dann fragt", beruhigte Theon mich erfolgreich.

„Habt Dank. Wo genau liegt Peik? Ist das die Hauptstadt, der Eiseninseln, von denen ich schon viel gehört habe? Vergebt mir, wenn ich unhöflich sein sollte", wurde ich endlich meine Frage los und hoffte so sehr, nicht unhöflich gewesen zu sein.

Theons Augen wurden tellergroß.

„Nein, alles gut, Mylady. Ihr wart nicht unhöflich. Es ehrt mich sehr, das ihr schon von den Eiseninseln gehört habt. Woher habt ihr davon schon gehört, Mylady Lia? Nun zu Eurer Antwort. Ja, Peik ist die Hauptinsel, was man vielleicht ganz gut mit einer Hauptstadt vergleichen kann", beantwortete er mir meine Frage und stellte mir eine neue.

„Von meinem Lehrer, Trainer und Mentor. Ser Marryn aus dem Hause Arryn. Meine Nanny ist aus dem Hause Tully und heißt Olaria. Ihr müsst dazu wissen, das meine Mutter, Olaria, Marryn und ich einige Jahre in Essos gelebt haben und dort viel gereist sind. Dort wurde ich von verschiedensten Trainern und Mentoren ausgebildet an Waffen, verschiedenster Art. Ich lernte zum Beispiel das Reiten von einem Reiterlord, welcher mir auch das Bogenschießen beibrachte. Als Mutter krank wurde verließen wir Essos und kehrten nach Westeros zurück. Meine Mutter stammte aus Dorne. Sie war eine Dayne. Vater ist ein Martell, daher auch mein Name. Dayne-Martell. Ich vermisse Mutter so sehr, das es weh tut. Sie starb bevor ich Dorne verließ um hier her zu kommen, Theon. Ich habe schon blutige Kämpfe gesehen, als wir bei den Reiterlords im Dothrakischen Meer gelebt haben. Kämpfe um Gebiete, Frauen und Macht. Aber der Reiterlord, bei dem wir lebten, besiegte sie alle. So wuchs sein Khalasar auf weit über einhunderttausend Mann an. Er besitzt in Penthos und Vaes Dothrak – nicht weit von der Mutter aller Berge entfernt – ein Haus mit über zweihundert Zimmern. Er ist so reich wie man sagt. Über eintausend Pferde besitzt dieser Khal, was Fürst bedeutet. Seine Sklaven und Diener tragen goldene Manschettenknöpfe. Sein Name ist Drogo. Übersetzt aus der Sprache der Dothraki bedeutet also der Name Khal Drogo so viel wie der unbesiegbare Fürst. Nimmt man das Wort Drogo jedoch für sich allein bedeutet es so viel wie Drache, was seinen Kampfstil sehr gut beschreibt. Dieser Khal beschützte mich, da er mich als Tochter ansah und so war es niemandem, außer meinen Begleitern, den beauftragten Sklaven und Dienern oder seinen Blutreitern gestattet mich auch nur im geringsten zu berühren. Den Blutreitern kam dabei eine besondere Rolle zu. Sie halfen Ser Marryn mich zu beschützen. Ich hatte als einzige das Privileg seinen Hengst zu reiten. Jeder andere wäre dafür entweder vom Khal persönlich oder von seinen Blutreitern gnadenlos getötet worden", erzählte ich und allen klappte der Mund auf.

„Ja, dein Kampfstil erinnert sehr stark an den der Dothraki. Ich hatte meine Tochter zusammen mit ihrer Mutter, der Nanny und dem Ser nach Penthos entsandt, um sie in Sicherheit zu wissen. Ich erhielt oft einen Raben, damit ich wusste, das es ihnen gut geht. Der Khal war so freundlich meine Familie und ihre Begleiter in sein Khalasar aufzunehmen und zu helfen meine Tochter zu erziehen. Man merkt es ihr an, wenn sie streng wird. Da legt sie Verhaltensweisen an den Tag, die ihr vom Khal persönlich beigebracht wurden. Dafür lehrte meine Tochter ihn auch etwas. Nämlich sich erst alle betroffenen anzuhören und dann ein Urteil zu sprechen. Sie lehrte ihn so viel. Darunter das Starkmotto. Wer ein Urteil spricht, ist es dem Verurteilten schuldig, diesem in die Augen zu blicken und seine letzten Worte zu hören. Kann man diese nicht ertragen, hat der Verurteilte, vielleicht nicht den Tod verdient. Wer ein Urteil spreche, müsse auch das Schwert führen. Das hat der Khal sich wirklich sehr zu Herzen genommen und ist dadurch gerechter und barmherziger geworden", erzählte Vater und ich lächelte traurig.

Plötzlich ergriff mich eine Vision, ohne das ich schlief. Bisher war das noch nie vorgekommen. Aber so wie ich davon ergriffen wurde, geschah dies auch mit Jon. Es schickte uns beide zu Boden. Panisch hielten wir uns an der Hand.

Ich sah Drogo, wie er leblos auf einem Scheiterhaufen lag und sein Khalasar sich in alle Winde zerstreute. Zurück blieben nur wenige, darunter ein Ser, den auch ich kannte. Jorah Mormont. Was um alles in der Welt machte Jorah, beim Khal? Bei jenem Khal, der mir ein Vater gewesen war, musste ich ja offenbar sagen.

Aber als alles niedergebrannt war, tauchte ein platinblondes Mädchen aus den Trümmern auf, umgeben von DREI neugeborenen DRACHEN! Jon und ich öffneten unsere Augen und sahen uns völlig geschockt an.

„Was war los mit Euch, Lady Lia. Jon?", kam es ängstlich von Theon, der mir aber trotzdem mutig die Hand hinhielt, um mich wieder auf die Füße zu ziehen.

 

Kap 12

„Alles gut, T-Theon. Lasst mir, oder besser gesagt uns, einen Moment um zu verstehen, was hier gerade passiert ist", stammelte ich.

„D-danke trotzdem für Eure Hilfe."

Robb half Jon wieder hoch und alle sahen uns hoch besorgt an. Wir verzogen uns zusammen mit unseren Vätern und Wölfen auf meine Gemächer, doch Lady Stark hatte sich dann Jon kurz ausgeborgt.

„Ist was passiert? Ihr seht so geschockt aus", fragte sie dann doch besorgt nach.

„Äh ja, aber es ist sehr schwer zu erklären. Verzeiht mir diese unzureichende Antwort, Lady Stark. Wenn wir mehr darüber wissen, können wir versuchen, es in Worte zu fassen und so vielleicht sogar zu erklären", wich ich geschickt aus und beruhigte sie so erfolgreich.

„Lady Lia, eines sollt ihr wissen. Wann immer ihr etwas auf dem Herzen habt, mit dem ihr Euch nicht an Euren Vater wenden könnt, kommt zu mir. Ich werde versuchen Euch zu helfen. Vielleicht sind meine Töchter eure bevorzugte Ansprechperson, aber noch können sie nicht alles erklären, weil ihnen einfach die Lebenserfahrung fehlt", bot sie mir sanft an.

„Habt vielen Dank, Lady Stark. Ich werde bei Gelegenheit darauf zurückkommen."

Sie nickte und ich eilte mit Vater und Wölfin weiter. Onkel blieb bei Jon und Geist, den ich gebeten hatte über Jon zu wachen. Ich liebte es den Wölfen durch das dichte Fell zu streichen, ganz so wie Robb es mich gelehrt hatte.

„Robb?", rief ich doch nach nach meinem Cousin.

„Ja?"

„Könntet Ihr zusammen mit Euren Geschwistern und Theon nach dem König ausschau halten? Klopft vier Mal an meine Gemächer und ich weiß Bescheid, das der König eingetroffen ist. Ach und Brandon?"

Dieser sah mich mit verzogenem Mund an.

„Nennt mich einfach nur Bran, bitte. Niemand nennt mich Brandon."

„Gut, dafür möchte ich aber einen Schwur von Euch."

Jetzt schluckte er schwer.

„Okay. Welchen?"

„Ich möchte nicht dass Ihr klettert. Bitte verzichtet darauf bis der König mit seinem Gefolge abgereist ist, sonst ist es einfach zu gefährlich. Ich kannte zwei Jungen in Eurem Alter, Brandon. Sie stürzten ab, was ihnen nie zuvor passiert war. Einer der Jungen starb, der andere konnte nie wieder Laufen. Wollt ihr für den Rest Eures Lebens getragen werden müssen? Wollt ihr für den Rest Eures Lebens gepflegt werden müssen? Ich glaube nicht. Deshalb fordere ich diesen Schwur von Euch. Nicht weil ich Freude daran habe, euch etwas zu verbieten, was ich eh nicht könnte, da dies nur Euren Eltern zusteht. Nein. Ich WILL Euch BESCHÜTZEN. Ihr seid mir wichtig. Genau wie Eure Familie. Selbst Theon ist mir in der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, sehr wichtig geworden. Ich würde mein Leben Opfern um Euch alle zu beschützen."

Da sagte erst mal niemand mehr was. Bis mein Onkel als erster die Sprache wiederfand.

„Das ist sehr edel von von Euch. Auch wir würden Euer Leben mit dem unseren beschützen, Lady Lia."

Ich nickte und lächelte. Onkel öffnete die Arme für mich in die ich mich sogleich warf. Ich genoss es sehr, meinen Onkel endlich in den Armen halten zu können. Nach einigen Momenten löste ich mich aus seinen Armen.

„Brandon, habt Ihr Euch eine Antwort überlegt? Mich zu belügen wäre Hochverrat. Eure Eltern werden Euch sicherlich gern erklären, was die Strafe für Hochverrat ist. Also wählt Eure Worte gewissenhaft und in der Absicht sie einzuhalten", warnte ich gleichzeitig.

Er schluckte und sah mir in die Augen, als er antwortete.

„Ich schwöre es, Lady Lia. Ich werde Sommer bei mir behalten und mir einen sicheren Weg suchen."

„Gut, aber nehmt Eure Brüder, Jon oder Theon mit. Vielleicht möchten Eure Schwestern Euch auch begleiten. Ihr geht niemals allein. Keiner von Euch. Auch ich nicht. Selbst die Hausherren oder Vater nicht. Die Sicherheit muss gewährleistet sein. Alle folgen den Anweisungen der Ritter, die einen beschützen", erbat ich eindringlich.

„Ja, ist gut. Ihr macht euch wahrlich Sorgen um uns und unsere Sicherheit, oder?", wollte Lady Stark wissen.

„Ja, Lady Stark, das tue ich. Ich hatte nie eine richtige Familie, wenn man von der meiner Eltern absieht. Nun habe ich eine Familie gefunden, die es in Rekordzeit mitten in mein Herz geschafft hat. Deshalb verspüre ich auch so sehr den Wunsch, diese Familie zu beschützen und in Sicherheit zu wissen."

Dafür gab es erst mal Gruppen kuscheln, wie Rickon es nannte. Als wir uns alle lösten setzte ich meinen Weg fort und betrat von Vater und Visenya gefolgt, meine Gemächer. Als die Tür fest verschlossen war, sah Vater mich besorgt an.

„Was habt ihr eben gesehen? Glaubt ihr das Jon das gleiche gesehen hat?"

„Ja, Vater. Davon bin ich überzeugt, weil er genauso geschockt war wie ich selbst."

Dann beschrieb ich meine Vision und zeichnete sie. Eine halbe Stunde später waren auch Geist, Onkel und Jon bei uns. Jon zeichnete und beschrieb seine Vision. Es war haargenau die gleiche. Plötzlich klopfte es vier Mal an meiner Tür. Das vereinbarte Signal, das der König soeben eingetroffen ist. Ich ging öffnen. Sofort sprang Grauwind an mir hoch und wollte gekrault werden.

„Mylady Lia. Der König trifft soeben ein. Kommt", berichtete Robb mir sanft.

„Habt Dank, Robb. Hallo, Grauwind. Na, wollt ihr wieder mal gekrault werden? Dann kommt her."

Ich kniete mich hin und vergrub meine Hände sanft in diesem wunderbar weichen und dichten Fell. Er genoss es in vollsten Zügen.

„Alter Genießer", lachte ich und erhob mich wieder.

Alle lachten, während Grauwind mich mit schräg gelegtem Kopf ansah. Er wollte noch mehr Streicheleinheiten.

„Später kann ich Euch noch mehr kraulen, Grauwind. Nun geht das nicht, da wir hohen Besuch bekommen haben."

Schon rannte Grauwind los.

„Robb, bringt Euren Wolf in Eure Gemächer. Auch Visenya darf jetzt nicht mit."

Ich verließ mein Gemach.

„Nein, Visenya. Jetzt nicht. Sobald es geht, dürft ihr mit raus."

Traurig rollte sie sich an meinem Fußende zusammen und blieb brav liegen. Eilig verließ ich mit meinem Vater die Räumlichkeiten. Im Burghof angekommen sortierten wir uns rasch ein und schon kam der König mit seinem Gefolge an. Alles kniete als der König sein Pferd verließ und erhob sich wieder, als mein Onkel sich erhob. Der König umarmte meinen Onkel brüderlich. Ich wusste ja, warum es so war. Alle wurden vorgestellt. Selbst Jon wurde als Sohn vorgestellt, mit der Bitte an den König der Legitimationszeremonie beizuwohnen, die am Abend stattfinden sollte. Sofort sagte der König zu.

„Und wer ist diese junge Dame, Ned?"

„Das, Eure Majestät, ist mein Mündel. Lia Dayne-Martell. Ihren Vater Prinz Oberyn Martell kennt Ihr, nicht wahr?"

„Aber natürlich kenne ich ihn. Ein hervorragender Krieger. Wie kommt es das Ihr Lady Lia als Mündel angenommen habt? Wie lange ist sie schon auf Winterfell?"

„Sie ist seit gestern Abend auf Winterfell. Ihr Vater hat eine Mission. In welcher Angelegenheit geht mich nichts an. Aber Prinz Oberyn wandte sich mit der Bitte an mich, seine einzige eheliche Tochter, als Mündel aufzunehmen, da er sie sicher wissen wollte. Sofort nahm ich an. Wir haben schon Seite an Seite gekämpft. Einmal rettete sein Speer mir das Leben. Deshalb schuldete ich ihm etwas. Prinz Oberyn sagte mir damals, das er dies nie vergessen wird und eines Tages mal einen Gefallen einfordert, damit wir quitt sind. Deshalb auch meine sofortige Zusage. Auch Catelyn und die Kinder waren einverstanden. So kam sie gestern bei Einbruch der Nacht an. Lady Lia ist Temperamentvoll und gütig zugleich. Eure Majestät, ihr kanntet sogar ihre Mutter. Lady Ashara Dayne, die Schwester von Ser Arthur Dayne, dem damaligen Schwert des Morgens. Im Moment ist es Lady Lia, die diesen Ehrenvollen Titel trägt. Sie kann mit Dämmerung kämpfen und es führen. Das kann sie sogar mit Eis. Ihre heutige Trainingseinheit absolvierte sie mit Eis. Es war eine Ehre sie damit kämpfen zu sehen. Lady Lia wird in wenigen Tagen fünfzehn Jahre alt, Eure Majestät", erzählte Onkel und der König sah mich erstaunt an.

„So so. Ihr feiert bald euren Namenstag?"

„Ja, Majestät, so ist es. Es wäre mir eine Ehre wenn Ihr und Eure Familie mit mir feiern würdet. Eure Anwesenheit, wäre mir Geschenk genug. Mehr wünsche ich mir nicht", gab ich ehrlich und bescheiden zurück.

Eine Frau lachte höhnisch auf.

„So? Mehr wollt ihr nicht?"

„Nein. Mehr wünsche ich mir nicht zu meinem Namenstag, Euer Gnaden."

„Nun gut. Wenn das so ist? Dann erfüllen wir diesen bescheidenen Wunsch nur zu gern."

„Vielen Dank, Euer Gnaden."

Dann sah Ser Jaime mich.

„Hallo, Lady Lia. Es ist schön zu sehen, das ihr heil angekommen seid. Wie geht es Euch? Hat Euch der Aufenthalt auf Casterlystein gefallen?"

„Hallo, Ser Jaime. Ja, Casterlystein war beeindruckend schön. Die Aussicht einfach nur wunderbar. Euer Vater ist ein gütiger Mann und ein sehr guter Gastgeber. Richtet ihm doch bitte meinen erneuten Dank und viele Grüße aus."

„Natürlich. Das mache ich mit Freuden."

„Danke schön, Ser Jaime. Mir geht es sehr gut. Wie ich sehe, geht es Euch auch sehr gut."

Er lachte auf.

„Ja, da habt ihr recht, Mylady Dayne-Martell."

Ich grinste und wand mich an meinen Onkel.

„Lord Stark, dürfte ich die Krypta Eures Hauses besuchen? Das habe ich auf meiner Reise bei jedem Haus getan, welches ich besuchte. Ein Zeichen des Respektes. Ich hörte das Winterfells Krypta eine der größten sein soll, die es gäbe in ganz Westeros."

Er lachte auf.

„Ja, der König und ich wollten ebenfalls in die Krypta. Begleite uns doch."

Ich nickte erfreut. Ich sah die Königin an.

„Vergebt mir Euer Gnaden. Wenn ihr mich entschuldigen wollt. Ser Jaime würdet ihr mir die Ehre erweisen und mich begleiten?"

„Selbstverständlich."

„Vielen Dank."

Ich hakte mich beim Ser ein und ließ mich von ihm führen. An der Treppe angekommen, die zur Krypta hinabführte, führte Jaime mich behutsam und vorsichtig immer schön am Treppengeländer entlang, damit ich nicht stürzen konnte.

„Seid vorsichtig Mylady. Macht nur vorsichtige Schritte."

„Verstanden, Ser Jaime. Vielen Dank noch mal das ihr mich begleitet."

Er lächelte und als wir unten ankamen machten wir wieder größere Schritte.

„Lord Stark?"

„Ja"

„Es heißt das jeder Lord von Winterfell ein Schwert auf dem Schoss liegen habe, mit dem er rachsüchtige Geister bekämpfen könne. Stimmt das? Und wenn ja, sind die Schwerter alle intakt?"

„Ja, das ist wahr. Wir lassen regelmäßig die Schwerter erneuern, in der gesamten Krypta. Wir sind dabei sehr sorgfältig."

„Gut. Diese Krypta ist in der Tat beeindruckend. Könntet ihr mir mehr darüber erzählen?"

 

Kap 13

„Natürlich. Wann wünscht ihr dieses Gespräch?"

„So rasch wie möglich, Mylord. Mich dürstet es nach Wissen und da ich noch eine ganze Weile auf Winterfell verweilen werde, könnte dieses Wissen einmal sehr nützlich sein. Findet ihr nicht auch?"

Mein Onkel lachte auf.

„Ja, in der Tat. Wo pflegt ihr zu beten? Hier auf Winterfell gibt es eine Septe, die ich einst für meine Frau bauen ließ", gab er zurück und ich lächelte breit.

„Das ist ein Zeichen für wahre Liebe, Mylord. Ich jedoch bevorzuge den Götterhain. Ich werde Robb, Jon oder Eure Töchter bitten mich den Weg zum Herzbaum zu lehren, da ihr sehr viel zu tun habt und ich Eure kostbare Zeit nicht übermäßig beanspruchen möchte. Vergebt mir."

„Aber nicht doch. Das ist völlig in Ordnung, das Ihr meine Kinder darum bitten wollt und ich gestatte es nur zu gerne."

„Habt tausend Dank, Mylord. Eure Majestät, in welches der sieben Königslande reist ihr am liebsten, wenn die Frage gestattet ist?"

Der König lächelte mich sanft an.

„Natürlich ist sie das. Ihr seid in der Tat sehr wissbegierig. Am liebsten reise ich in die Sturmlande. Ich wurde auf Sturmkap geboren und wuchs die ersten Jahre dort auf. Dann wurden Lord Stark und ich die Mündel von Jon Arryn, dem verstorbenen Lord von Hohenehr."

Ich nickte.

„Mein Beileid. Ich hörte, das Lord Arryn verstorben sei. Dies nun bestätigt zu bekommen, erfüllt mich mit tiefer Trauer. Ich vermisse meine Mutter schmerzlich. Sie verstarb kurz vor meiner Abreise aus Sternfall. Ein Fieber nahm sie mir. Ich bete jeden Tag dafür, das Ihre Seele nun an einem besseren Ort und von allem irdischen Leid befreit ist."

Der König, Ser Jaime und Onkel sahen mich traurig an. Wir gingen weiter und blieben schließlich an der Statue einer wunderschönen Frau stehen.

„Das Lady Lia, war meine Schwester Lyanna. Sie war einst König Robert zur Gemahlin versprochen, doch sie starb vor der Vermählung."

„Mein aufrichtiges Beileid, Mylord! Majestät! Wenn es gestattet wäre, würde ich mir nun die anderen Statuen genauer ansehen und ihr könnt ungestört alles besprechen. Ich werde mit Ser Jaime noch in den Götterhain gehen und für Lady Lyannas und Lord Arryns Seele beten. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet."

„Ja geht nur. Wir sehen uns beim Festessen und Jons Zeremonie."

„Ja, Mylord."

Ser Jaime führte mich langsam weiter und ich genoss seine Gesellschaft sehr. Er ist ruhig und behutsam.

„Mylady, warum hattet ihr nur einen solch bescheidenen Wunsch zu Eurem Namenstag?"

„Nun Ser Jaime. Es gehört sich nicht, einen großen Wunsch zu äußern, den niemand mir jemals erfüllen könnte. Oder könntet Ihr meine Mutter oder Lord Arryn ins Leben zurückholen?"

Sein Blick wurde traurig.

„Nein, das kann, fürchte ich, niemand. Nun verstehe ich auch, warum ihr so bescheiden seid. Vergebt mir meine Anmaßungen. Fühlt ihr Euch wohl auf Winterfell? So hoch im Norden?"

„Ja, Ser Jaime. Mir gefällt es hier ausgesprochen gut. Mylord und Mylady Stark sind sehr gütig. Auch die Kinder des Hauses und das Mündel sind ausgesprochen gut zu mir. Als ich die Krypta von Casterlystein besuchte, in Begleitung Eures hohen Vaters, erwies ich Eurer Mutter meinen Respekt, in dem ich für ihre Seele gebetet habe. Auch Casterlystein verfügt über eine große und beeindruckende Krypta. Wart ihr je dort unten?"

„Ja, bis ich nach Königsmund in die Königsgarde berufen wurde. Und auch danach noch. Ich reiste regelmäßig nach Casterlystein, um ans Grab meiner Mutter zu gehen und für sie zu beten."

„Würdet ihr mich bitte in den Götterhain begleiten? Ich wünsche nun zu beten."

„Natürlich Mylady."

Damit verließen wir die riesige Krypta von Winterfell und Robb schloss sich uns an, um uns den Weg zu zeigen.

„Danke, Robb. Betet ihr beide bitte mit mir?"

Beide ergaben sich seufzend und wir knieten uns vor den Herzbaum, falteten die Hände und senkten demütig die Köpfe. Etwa eine halbe Stunde später räusperte sich Lord Stark hinter uns.

„Verzeiht, wenn ich das Gebet unterbreche, aber die Zeremonie beginnt bald. Lady Stark wünscht Eure Anwesenheit."

„Natürlich Lord Stark", sagte ich als ich den Kopf hob.

Sofort wurde mir eine Hand gereicht, damit ich mich leichter erheben konnte.

„Vielen Dank, Ser." Robb bot mir den Arm und ich hakte mich ein. Ser Jaime lief an meiner anderen Seite mit der Begründung uns dann besser beschützen zu können, was meinem Onkel zu gefallen schien. Nur Minuten später waren wir wieder im Burghof von Winterfell. Die Königin nahm sofort Ser Jaime in Beschlag.

„Habt vielen Dank für Eure Begleitung und Schutz, Ser Jaime. Euer Gnaden, Euer Bruder ist ein ausgezeichneter Ritter und sehr taktvoll. Ich werde mich nun umkleiden für das Essen und die Zeremonie. Wenn ihr mich entschuldigen würdet, Euer Gnaden, Ser Jaime."

Beide nickten und ich ging mit Robb ins Haus. Er ging mit auf meine Gemächer und Visenya freute sich mich zu sehen.

„Hallo, mein Mädchen. Warst du auch schön brav?"

Robb sah mir tief in die Augen.

„Ich hole Euch in einer Stunde ab. Soll ich Visenya mitnehmen, damit sie bei ihren Geschwistern sein kann?"

„Ja, bitte Robb und vielen Dank."

Er lächelte und ich umarmte ihn. Sanft gab ich ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn erröten ließ und ich strich ihm seine Locken aus dem Gesicht.

„Visenya, komm Mädchen. Lassen wir dein Frauchen in Ruhe. Also bis in einer Stunde, Lady Lia."

„Ja, bis einer Stunde. Robb?"

„Ja"

„Wer führt mich in den Festsaal?"

„Ich frage Vater. Ich bin gleich zurück und schicke Euch meine Mutter, damit sie Euch beim ankleiden hilft."

„Tausend Dank, Robb."

Er nickte mir zu und verließ mit Visenya meine Gemächer. Kurz darauf klopfte es und ich ging öffnen. Es waren Lady Stark und zu meinem Erstaunen die Königin. Beide lächelten.

„Robb schickt mich, um Euch behilflich zu sein, da noch keine Zofe ausgewählt wurde für Euch, Lady Dayne-Martell. Auf Winterfell werden Zofen erst nach acht Tagen für weibliche Mündel und Kinder ausgewählt. Deshalb haben wir Euch noch keine mögliche Zofe vorgestellt. Dies werden wir am zehnten Tag Eures Aufenthaltes nachholen. Mein Gemahl und Euer hoher Vater Prinz Oberyn werden Euch in den nächsten Tagen, um ein Gespräch ersuchen, welches dieses Thema beinhaltet", berichtete Lady Stark mir sanft.

„Vielen Dank, Mylady Stark. Ihr hättet Mutter sehr gemocht, da bin ich mir sicher. Euer Gnaden, welche Farbe empfehlt ihr mir für meine Fest - und Zeremonierobe?", bedankte ich mich bei der Hausherrin und erbat mir einen Rat von der Königin.

„Welche Farben stehen denn zur Verfügung?", wollte die Königin wissen.

Brav zeigte ich ihr die Farben meiner Roben. Onkel Doran hatte die Farben sehr weise ausgewählt und keine Robe war so tief ausgeschnitten, das man mich für eine Dirne halten konnte.

„Dieses hier betont die Farbe Eurer Stahlgrauen Augen", antwortete die Königin und zeigte auf eine dunkelblaue, hochgeschlossene Robe.

„Lady Stark, unterstützt Ihr die Wahl der Königin oder habt ihr eine eigene Empfehlung? Dann kann ich mir aus zwei erwählten Roben eine aussuchen."

„Nein, Mylady. Ich unterstütze die Wahl der Königin. Diese Robe ist traumhaft schön und betont in der Tat eure Augen."

„Habt vielen Dank, Mylady. Euer Gnaden. Wäre eine von Euch so gütig meinen Vater dazu zu holen? Er muss mir bei meiner Krone helfen. Ich bin Fürst Dorans Nichte und deshalb habe auch ich eine Krone aus Dorne, die meine edle Herkunft bescheinigt, Euer Gnaden."

Die Königin nickte und verließ meine Gemächer um meinen Vater zu holen. Es musste die Königin einiges an Überwindung gekostet haben, dies für mich zu tun. Sie kehrte mit meinem Vater, meinem Onkel und Jon zu mir zurück. Die Männer drehten sich hastig um, als sie meinen nackten Rücken erblickten.

„Ihr könnt Euch wieder umdrehen, die Robe ist verschlossen", lachte Lady Stark.

Erleichtert gehorchten die Männer ihr, ohne Widerworte zu geben. Jons Gesicht glühte, so rot war es geworden. Vater kontrollierte die Schnürung meines Kleides und erklärte die Besonderheiten bei Dornischen Kleidern.

„Man darf nicht eine Schnürschlaufe übersehen, Mylady. Das führt zu roten Stellen auf dem Rücken und kann im schlimmsten Fall zu kleinen offenen Wunden führen, die sehr schmerzhaft sein können und wenn man Pech hat, entzünden sich diese. Ich korrigiere rasch die Schnürung, meine Kleine. Sei unbesorgt. Danach helfe ich beim Haar und der Krone. Auch das werde ich Lady Stark zeigen und erklären. Genau wie Eurer künftigen Zofe."

„Danke, Vater."

In der Tat liebte ich meinen Vater für seine Fürsorge und Warmherzigkeit.

„So fertig", ließ mein Vater von sich hören, als er mir das Haar fertig geflochten und meine Krone eingearbeitet hatte.

Allen anwesenden klappte die Kinnlade herunter.

„Ihr seid so unfassbar schön, Lady Lia", schaffte Jon es zu sagen, was ihm gerade auf dem Herzen lag.

Dann wurde mir ein dünner Umhang gereicht, der vorne unterhalb meines Kinns geschlossen wurde. Jon bot mir höflich den Arm an. Er sah unglaublich aus. Auch er war festlich gekleidet und trug noch einen Umhang der den Rang des Bastards repräsentierte. Bei der Zeremonie würde einen Umhang bekommen mit dem Wappen der Starks und dann auch offiziell Stark heißen und nicht mehr Schnee. Er hatte es so sehr verdient. Genau genommen ist er der erstgeborene Sohn des Lords von Winterfell. Damit wäre Jon der Erbe und nicht wie bisher angenommen Robb. Denn bei der Zeremonie würde auch sein Namenstag bekannt gegeben werden. Demnach hatte der Lord bereits ein Kind als er seine Frau ehelichte und deshalb ist Jon der Tradition nach auch der Erbe. Maester Luwin stand in der Halle und rief die einzelnen Paare auf die nacheinander den Festsaal betreten würden. Aber hier war der Beginn der Zeremonie

„Als nächstes betreten Lord Jon Stark und Mylady Lia Dayne-Martell den Festsaal. Willkommen zur Legitimationszeremonie von Lord Jon Stark."

Alles stand auf und klatschte begeistert, als sich die Türen vor uns öffneten und wir den Saal betreten konnten. An unserem Platz angekommen zog Jon mir einen Stuhl an seiner Seite zurück und nahm mir meinen Umhang ab. Ich wiederholte dies bei ihm, was nicht einfach war, da Jon mindestens fünfzehn Zentimeter größer war als ich selbst. Ich hoffte inständig noch zu wachsen. Eilig kamen Diener herbei geeilt, um uns die Umhänge abzunehmen. Der König trat vor den Tisch und berief Jon und seinen Vater zu sich. Dazu kamen Robb, Arya, Sansa, die Königin, Lady Stark, Rickon, Brandon und ich.

Ebenso mein Vater, der würde die Patenschaft für Jon und alle anderen Starkkinder übernehmen. Auch ich hatte Paten. Nämlich meine Onkel. Doran und Eddard. Aber auch mein Großcousin Addam war mein Pate, als mein Name reingewaschen wurde und ich offiziell zu einer Dayne-Martell erklärt worden war. Nun erwiderte mein Vater die Patenschaft. Die Stimme des Königs dröhnte laut durch den Saal.

„Liebe Gäste und liebe Familie Stark. Heute haben wir uns hier eingefunden, um einen jungen Mann offiziell in die Reihen des Adels aufzunehmen. Tritt vor Jon Schnee. Zukünftig soll dein Name Jon Stark lauten. Verspürst du den Wunsch dazu?"

Jon sah mich kurz an und blickte dem König geradewegs in die Augen.

„Ja, Eure Majestät. Ich verspüre diesen Wunsch."

„Gut gut, mein Junge. Lady Lia, tretet vor. Ihr wisst sicherlich das es bei einer Zeremonie wie dieser oft auch dazu kommt, das zwei junge Leute einander versprochen werden. Ihr habt die Wahl. Robb oder Jon."

Ich musste kreidebleich geworden sein und erinnerte mich daran, das auch bei meiner Zeremonie ein Paar einander versprochen worden war. Ich hob den Kopf an und drückte tapfer den Rücken durch.

„Ich wähle Jon, sofern Jon dies wünscht und unsere Väter diesem stattgeben, Eure Majestät", erwiderte ich und Jon sah mich ungläubig an.

„Robb vergebt mir meine Wahl. Ihr habt ein gutes Herz und werdet die Dame Eures Herzens hoffentlich schon bald finden, aber ich bin es nicht. Ich hoffe, ich kann weiter auf eure aufrichtige Freundschaft zählen."

Robb nickte. Anscheinend war er froh nicht auserwählt worden zu sein.

„Ja, ihr könnt immer auf mich und meine Familie zählen, Mylady."

Ich strahlte Robb an und verneigte mich dankbar vor ihm. Der König lächelte über Robb und sein Verhalten, dann wandte er sich an Jon.

„Sag mal Junge, wann ist dein Namenstag?"

„In vier Tagen, Eure Majestät", antwortete er und ich bekam große Augen.

„Genau wie ich auch und doch sind wir keine Zwillinge. Ich bin eine Dayne-Martell."

Der König lachte auf.

„Das nenne ich mal Zufall. Ein künftiges Ehepaar hat den gleichen Namenstag. Jon, mein Junge, das ist eine ausgesprochen seltene Ehre. Sei stets gut zu deiner Frau und schlage niemals deine Partnerin. Denn das brennt sich nicht nur in ihr Herz und Gedächtnis, sondern auch in ihre Seele. Danach wird Eure Gemahlin euch nie wieder vertrauen."

„Das werde ich mir merken, Eure Majestät", gab Jon verblüfft zurück.

„Gut gut. Nun habe ich die Ehre dir deinen Starkumhang umzulegen und die Legitimationsurkunde zu überreichen. Tritt vor mein Junge."

Jon warf mir einen scheuen Blick zu und lächelte. Dann trat er auf den König zu und hatte den Kopf erhoben, damit er König Robert direkt in die Augen sehen konnte. König Robert war ein fast schon fetter Mann, mit einem absolut ungepflegten Bart und er war sehr groß. Ich schätzte das König Robert so um die zwei Meter groß sein musste. Der König trat an Jon heran und legte ihm den Umhang mit dem Wappensymbol der Starks um. Denn darauf prangte der Wolf. Der König schloss den Umhang unterhalb von Jons Kinn und überreichte ihm ein Schriftstück. Alles klatschte und erhob sich um sich vor Jon zu verneigen. Dazu bekam er einige Geschenke. Doch dann erhob der König das Wort.

„Da Jon Stark älter ist, als Robb, war Lady Lias Wahl, ihren künftigen Ehemann betreffend, folgerichtig. Sie wählte den ältesten Sohn von Lord Eddard Stark. Dieser Umstand, das Jon etwa drei Monate älter ist als Robb, macht Jon auch zum Haupterben. Titel, Ländereien und die Frau gehen an Jon", verfügte der König streng und duldete keinen Widerspruch.

Dann sah König Robert Vater und Onkel aufmerksam an.

„Was sagt ihr? Dürfen Jon und Lia heiraten? Sie sollten noch vor ihrem sechzehnten Namenstag vermählt werden. Ginge es nach mir, würden sie noch heute vermählt werden. Aber da habe ich keine Macht darüber, dies obliegt den Eltern."

Vater erhob die Stimme.

„In Dorne, Eure Majestät, werden die betroffenen Frauen mit einbezogen. Ich werde morgen das Gespräch mit meiner Tochter suchen und Lord Stark, wird mit Jon sprechen. Danach beraten wir uns, wann, wie und wo die Vermählungszeremonie vollzogen wird. Ich hoffe, Euch damit nicht zu enttäuschen, aber die künftige Braut stammt aus Dorne, deshalb sollten die Regeln auch beachtet werden."

Nach weiteren Feierlichkeiten zog ich mich müde zusammen mit Visenya auf meine Gemächer zurück und traf unterwegs auf Tyrion Lannister. Bei mir waren Jon und Geist.

„Glückwunsch zur Legitimation und Verlobung. Ich bin Ty...", weiter ließ ich ihn nicht kommen

„Ihr seid Tyrion Lannister. Hättet ihr die Güte Vater, Lord Stark, Jon und mich morgen im Götterhain Winterfells zu treffen? Allein. Bringt niemanden mit oder die Wölfe werden denjenigen unverzüglich töten. Oder vorzugsweise ich und wagt es nicht mich zu unterschätzen, nur weil ich eine blutjunge Frau bin. Noch haben Vater und Lord Stark der Verlobung nicht zugestimmt, Lord Tyrion. Also was ist? Morgen früh im Götterhain?"

„Natürlich ihr habt recht. Vergebt mir, Mylady Dayne-Martell. Ich werde da sein."

„Gut. Ich zeige Euch nun die Tür, die ihr morgen früh benutzen müsst. Denkt dran. Niemanden mitbringen. Es steht viel auf dem Spiel. Menschenleben zum Beispiel."

Erstaunt sah der kleingewachsene Lord mich aufmerksam an. Wir gingen einige Schritte.

„Dies ist die Tür, Lord Tyrion. Morgen, allein. Wir holen Euch hier ab. Bitte nüchtern erscheinen. Das bedeutet für Euch ab sofort keinen Tropfen Alkohol mehr. Ich brauche Euren Rat, Lord Tyrion und bei klarem Verstand. Es heißt ihr hättet einen messerscharfen Verstand, wenn ihr nüchtern wärt. Allerdings steht ihr auch in dem Ruf, zu viel und zu oft, vom Alkohol zu kosten."

„Das ist wahr. Ich schwöre Euch, ich werde nüchtern sein und pünktlich."

„Sehr gut. Dann begebt Euch nun unverzüglich in Eure Gemächer, Lord Tyrion."

„Wie ihr wünscht, Mylady. Schlaft gut."

„Ihr auch. Kommt Jon, Geist und Visenya."

Etwa eine halbe Stunde später lag ich umgezogen in meinem Bett. Lady Stark hatte mir zusammen mit Arya und Sansa aus der Robe geholfen. Sie öffneten behutsam mein langes Haar und kämmten es sanft aus. Danach wurde mir ein leichter Zopf, für die Nachtruhe geflochten. Im Anschluss daran ließen die drei mich und Visenya allein. Jon und Geist besuchten mich noch einmal. Geist sprang zu Visenya auf mein Bett und schützte mich so von der anderen Seite. Jon setzte sich zu mir aufs Bett.

„Wie geht es Euch? Seid ihr betrübt, das der König Euch vor die Wahl gestellt hatte, entweder Robb oder mich zu ehelichen?"

„Nein. Ich bin froh, das ich mich für Euch entschieden habe. Denn hätte ich gesagt, keinen von beiden, wäre es erstens eine schwere Beleidigung gewesen und zweitens hätte ich dann Joffrey, des Königs Sohn, heiraten müssen. So habe ich jemanden, der mir bereits sehr ans Herz gewachsen ist und dem ich mein Vertrauen schenken kann."

Jon nickte verstehend und schloss mich in seine Arme. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und ich durfte dem Klang seines Herzens und seiner Atemzüge lauschen, bis ich eingeschlafen war.

Kap 14

In dieser Nacht träumte ich etwas, das länger zurück liegen musste, da ich die Vision gehabt hatte, in der mein Ziehvater Khal Drogo, leblos auf dem Scheiterhaufen lag und am Ende waren drei frisch geschlüpfte Drachen zu sehen gewesen.

In diesem Traum lebte er noch und heiratete offenbar das blonde Mädchen aus meiner Vision. Drogo hatte sein Khalasar informiert und es stand ihm vollzählig zur Seite. Mehr als vierzigtausend Männer, die vollwertige Krieger waren. Dazu kamen zahllose Frauen und Kinder. Sklaven und Diener.

„Die anderen Magister haben die Stärke der Stadtwache verdoppelt", erklärte Illyrio und der platinblonde Mann wirkte abfällig.

Er hatte es wirklich getan seine Schwester, wie eine Dirne, zu verkaufen.

„Ich habe es Euch gesagt: Es ist alles vereinbart. Vertraut mir. Der Khal hat Euch eine Krone versprochen, und die sollt Ihr auch bekommen", entgegnete Illyrio und der blonde Typ reagierte ungehalten, was bei Drogo niemals eine gute Wahl war.

„Wenn es dem Khal beliebt."

Ja, so kannte ich Drogo. Man durfte sich etwas von ihm erbitten, aber ob und wann man es bekam, war seine freie Entscheidung. Etwas ganz anderes war es, wenn er ein Versprechen gegeben hatte oder gar einen Schwur geleistet hatte, dann sah er zu, das dies möglichst zeitnah auch erfüllt wurde. Drogo hatte sich stets bei mir entschuldigt, wenn er ein Versprechen – in seinen Augen – zu spät oder unwürdig erfüllt hatte.

Dann gestattete er es mir ihn, den großen Khal, dafür zu bestrafen. Doch ich tat es niemals. Dies rechnete er mir stets hoch an. Meine Frage mit der ich ihn dann jedes Mal konfrontierte war, folgende:

„Steht es mir zu, Euch zu schlagen oder zu quälen? Nein, tut es nicht. Ihr seid ein Khal und niemandem steht es zu, Euch zu verletzten."

Immer wenn er antworten wollte, legte ich ihm einen Finger auf den Mund, um ihn am sprechen zu hindern. Erfolgreich wohl bemerkt. Dadurch hatte ich es mitten in sein Herz geschafft. Mit Geduld und Güte. Genau dafür las er mir nahezu jeden Wunsch von den Augen oder Lippen ab und erfüllte mir meine Wünsche so gut es ging.

Das blonde Mädchen sah aus als hätte sie Angst vor meinem Drogo. Ich musste versuchen mental eine Verbindung zu ihr herzustellen. Ob mir das gelingen wird? Genau genommen, weiß ich es nicht.

„Die Dothraki paaren sich wie die Tiere in ihren Herden. Es gibt kein Alleinsein in einem Khalasar, und sie verstehen Sünde und Scham nicht wie wir", hatte Illyrio, dieser Schleimbeutel von Gewürzhändler, zu dem Blonden Mädchen gesagt und sie wandte sich daraufhin erschrocken von der „Paarung" ab.

„Eine dothrakische Hochzeit, ohne mindestens drei Tote, ist keine richtige Hochzeit", hatte der Magister gesagt.

Am Abend bekam das Mädchen ihre Geschenke zur Hochzeit. Ser Jorah Mormont bat für seine Gabe um Verzeihung.

„Es ist nur eine Kleinigkeit, meine Prinzessin, doch alles, was ein armer Verbannter sich leisten kann", sagte er, als er einen kleinen Stapel alter Bücher vor sie legte.

Vom Magister bekam sie eine Truhe mit drei Eiern darin.

„Was ist das?", fragte sie verwundert.

„Dracheneier aus den Schattenländern jenseits von Asshai", antwortete ihr Illyrio.

„Die Ewigkeiten haben sie in Stein verwandelt, doch dennoch leuchtet ihre Schönheit hell."

„Ich werde sie stets in Ehren halten", sagte das blonde Mädchen, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, zu Illyrio.

Ich schreckte auf als Visenya mir hastig übers Gesicht leckte und laut fiepte. Anscheinend so laut, das meine Zimmertür aufflog und mein Onkel im Morgenmantel hereinplatzte. Zusammen mit Jon und Geist.

„Ist alles okay bei Euch?"

Ich schüttelte den Kopf und auch Geist leckte mir besorgt übers Gesicht.

„Ich hole Euren Vater. Jon ihr bleibt mit Eurem Wolf hier."

„Ja, Vater. Ich gebe ihr was zum Zeichnen."

„Mach das mein Junge. Bis gleich."

Auf dem Flur hörte man meinen Onkel mit dem König sprechen.

„Mylady Lia hat schlecht geträumt Eure Majestät. Ich hole gerade ihren Vater. Nur mit ihm, Jon und mir wird sie darüber sprechen und ich habe – wie Jon auch – geschworen, niemand anderen über den Inhalt ihrer Träume in Kenntnis zu setzen. Entschuldigt mich, Eure Majestät."

Es klopfte an meiner Tür. Jon ging öffnen. Geist und Visenya standen wachsam neben Jon.

„Lady Lia. Es ist der König. Darf er Euer Gemach betreten?", fragte Jon.

„Ja, aber nur bis Vater hier ist mit Lord Stark."

Jon trat zur Seite und ließ den König eintreten.

„Guten Morgen, Lady Lia. Verzeiht meinen frühen Besuch. Ich hörte, ihr hättet schlecht geträumt. Wie kann ich Euch beschützen vor solchen Träumen? Ihr seid das Mündel meines besten Freundes. Also fühle ich mich verpflichtet Euch meine Hilfe anzubieten."

„Danke, Eure Majestät. Vor meinen Träumen kann mich leider niemand beschützen. Aber ihr könnt mir ein Versprechen geben, Eure Majestät. Damit würden meine Träume weniger und weit mehr angenehm ausfallen."

Erstaunt sah der König mich an.

„Und welches Versprechen?"

„Versprecht mir, vorm Herzbaum des Götterhains, das ihr Lord Stark, zum König im Norden macht und der Norden unabhängig wird, wie Dorne es auch ist. Der Norden bleibt eingegliedert, ist aber frei. Ich werde Jon heiraten und das wäre Euer Hochzeitsgeschenk an uns. Ich lebe jetzt den dritten Tag hier und fühle mich hier sehr wohl. Ich habe schon zu viel Blutvergießen gesehen in meinen jungen Jahren. Ich möchte nicht, das es hier oben im Norden zu Blutvergießen kommt im Namen der Krone. Zu viel Leid und zu viel Blut wurde deshalb schon verursacht oder vergossen. Bitte Eure Majestät."

Flehend sah ich den König an und wünschte mir so sehr, das er ja sagen würde.

„Nun gut. Ich werde das Versprechen ablegen. Auch Dorne bleibt frei und abhängig und doch eingegliedert. Aber wo habt ihr schon Blutvergießen gesehen, Mylady?"

„Ich wuchs in Essos auf. Da Vater, Mutter, meine Nanny, einen Ser und mich in Sicherheit wissen wollte. Vater ist ein Krieger und so hatte er immer Angst um uns. In Essos reisten wir viel. Penthos, Braavos, Meeren und so weiter. Bis wir eines Tages Vaes Dothrak im Dothrakischen Meer erreichten. Das ist unweit der Mutter aller Berge. Dort gab es einen Reiterlord, den wir auf Reisen begleiten durften. Er lehrte mich Dothraki sprechen, schreiben und lesen. Ich bekam eine wunderschöne junge Stute von ihm geschenkt, auf der ich das Reiten lernte. Mir wurde die Kampfkunst der Dothraki beigebracht. Ich kann mit zwei Schwertern kämpfen. Mit Dolchen und Wurfmessern umgehen. Oder mit Arakhs. Auch Bogenschießen ist kein Problem für mich. Dieser Reiterlord ist gütig und sanften Gemüts. Ich weiß, das viele Menschen in Westeros glauben, alle Reiterlords von Essos seien grausam und Wilde. Dies ist absolut unwahr. Sie sind genauso verschieden wie die Menschen hier in Westeros. All das bekam ich zu meinem Schutz gelehrt."

Dem König klappte der Mund auf.

„Man sagt, das Khal Drogo der wildeste und grausamste von allen sei."

Heftig schüttelte ich den Kopf.

„Khal Drogo war es, der mir all das beigebracht hat. Khal, bedeutet Fürst. Übersetzt aus der Sprache der Dothraki bedeutet also der Name Khal Drogo so viel wie der unbesiegbare Fürst. Nimmt man das Wort Drogo jedoch für sich allein bedeutet es so viel wie Drache, was seinen Kampfstil sehr gut beschreibt", endete ich mit meiner Erzählung.

Es klopfte und Jon ging öffnen. Vater und Lord Stark betraten meine Gemächer.

„Eure Majestät, in zwei Stunden beim Herzbaum im Götterhain? Denkt an Euer Wort, das ihr mir gegeben habt. Es wird auch eine große Bekanntgabe erfordern."

„Ja, Mylady. Ich denke daran. Bis in zwei Stunden."

„Habt tausend Dank, Eure Majestät."

Er nickte nur und verschloss meine Tür sorgfältig. Ich berichtete leise von meinem Traum und zeichnete ihn dabei. Auf die Rückseite schrieb ich meinen Namen und das Datum.

„Was wolltet ihr vom König?"

„Das erfahrt ihr beim Herzbaum, Lord Stark. Vater, glaubt ihr, das ich mit meinem dritten Auge, mental die Verbindung zu dem blonden Mädchen aus meinem Traum, herstellen kann?"

„Hm, ich weiß es ehrlich gesagt nicht, da niemals gelungen ist."

Ich nickte betrübt.

„Aber warum träume ich, das Drogo geheiratet habe? Warum die Vision, das er auf einem Scheiterhaufen liegt? Warum die Dracheneier zur Hochzeit? Und warum drei frisch geschlüpfte Drachen in der Vision? Das ergibt doch alles keinen Sinn? Kann mir das irgendjemand mal erklären?"

Jon überlegte.

„Doch, Lady Lia. Das ergibt Sinn. Zunächst bekommt die Braut, die Dracheneier geschenkt. Zunächst gelingt es ihr nicht, die Drachen schlüpfen zu lassen. Doch als Drogo offenbar stirbt, legt sie die Dracheneier mit auf den Scheiterhaufen. Dadurch entstand wohl eine Hitze, wie sie gebraucht wird, um die jungen Drachen schlüpfen zu lassen. In diesem Zusammenhang ergibt das alles Sinn. Aber bedenke, das zwischen dem Inhalt Eures Traumes von Heute und der Vision von gestern viel Zeit liegt. Ihr seht was geschehen ist, was geschieht oder geschehen wird."

Ich begann zu verstehen, was Jon damit sagen wollte und fiel ihm dankbar in die Arme. Er erwiderte dies ohne zu zögern. Sanft lehnte er seine Stirn an meine. Unsere Väter sahen es wohlwollend.

„Also wenn ihr nichts dagegen habt, stimmen wir der Bitte des Königs zu, euch zu vermählen", begann mein Onkel leise.

„Nur zum Schein. Man soll ja glauben, es sei Liebe auf den ersten Blick bei Euch und keine Blutbande, die Euch verbindet. Aber wir werden darauf bestehen, das ihr erst heiratet, wenn ihr zweiundzwanzig Jahre alt werdet. Somit habt ihr noch acht Jahre Zeit, Euch ausgiebig kennen zu lernen und das Band der Liebe wachsen zu lassen. Dies wird unsere offizielle Begründung sein."

Wir waren mehr als einverstanden damit. Zwei Stunden später waren Vater, Jon und ich zusammen mit den sieben Wölfen auf dem Weg zu Tyrion. Lord Stark nahm einen anderen Weg zum Herzbaum, da er in Begleitung des Königs war. Das Geschenk meiner Mutter hatte ich für Tyrion dabei. Mein Haar trug ich dieses Mal komplett offen. Tyrion staunte.

„Ihr seid von erlesener Schönheit, Mylady. Lord Jon, Ihr habt ausgesprochenes Glück, diese Lady ehelichen zu dürfen. Seht sie Euch an. Wie wunderschön sie ist. Ihre Anmut und Aufrichtigkeit sind absolut selten, bei so jungen Ladys."

Visenya knurrte leise.

„Visenya. Du sollst Lord Tyrion nicht anknurren. Das gehört sich nicht für eine Wölfin von deinem Stand", tadelte ich sie lächelnd.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Mit Lord Tyrion in unserer Mitte dauerte es ein wenig länger, was Lord Stark und der König für einen Abstecher bei Lady Lyannas Grab nutzen. Wir kamen kurz nach Lord Stark und dem König beim Herzbaum an. Die Wölfe verteilten sich so das wir geschützt waren. Der König trat an den Herzbaum heran und bat Lord Stark und mich dazu. Vater, Jon und Tyrion beobachteten dies aufmerksam und stumm.

„Eddard, mein lieber Freund, ich habe Lady Lia mein Wort gegeben folgendes zu tun. Es mein Hochzeitsgeschenk an Euren Sohn und Lady Lia. Es gilt ab sofort und für alle Zeit. Ich habe auch ein Schriftstück vorbereitet, welches ich Euch beim Mittagessen überreichen möchte. Zusammen mit einigen anderen Relikten, die ein König so braucht. Ich möchte Euch Lord Eddard Stark von Winterfell zum König des Nordens ausrufen. Der Norden bleibt, wie Dorne, eingegliedert, ist aber frei und unabhängig. Ich, Robert aus dem Hause Baratheon von Sturmkap, schwöre vor diesem Herzbaum, das ihr auf alle Zeit frei und unabhängig seid. Ich schwöre, das ihr Könige des Nordens seid. Ich schwöre, Euch niemals in einen Konflikt mit einzubeziehen. Lady Lia verriet mir auch, warum sie sich dies erbeten hat. Ich bewundere sie sehr für diesen Mut, eine solche Bitte an mich heranzutragen. Ich erfülle ihr, hiermit ihren Herzenswunsch. Ich schwöre Lady Lia, das niemand, vom Inhalt unseres Gespräches Kenntnis erlangt, der nicht währenddessen anwesend war. Ich erwarte Euch alle heute Mittag in euren feinsten Roben und Anzügen zur Verkündung meines Schwurs und werdet Zeuge der Verkündung, das der Norden ab sofort ein freies und unabhängiges Königreich ist, welches jedoch in den sieben Königslanden eingegliedert bleiben wird. Ich gebe Euch, Lord Eddard Stark – König des Nordens – noch einen Schwur. Ihr habt mir schon so oft geholfen, ohne dies wieder gut gemacht zu haben, deshalb schwöre ich vor diesem Herzbaum, das ich König Robert aus dem Hause Baratheon, Euch die Gefolgschaft und wir werden Euch zur Hilfe eilen, sollte der Norden je Hilfe brauchen. Wir rufen dann zu den Bannern und kommen in den rauen Norden um Euch zu helfen."

Onkel verneigte sich vor seinem besten Freund.

„Das tut ihr alles für Lady Lias Sicherheit, nicht wahr? Da ihr einen solchen Schwur nicht einfach so macht. Lady Lias Wohlergehen, liegt Euch am Herzen. Habe ich Recht alter Freund?"

„Ja."

Mehr antwortete der König nicht und zog sich diskret zurück, bis wir allein waren. Die Wölfe hatten ihn durchgelassen, würden aber ohne zu zögern angreifen, sollte er zurückkehren. Tyrion sah mich unruhig an.

„Lady Lia, das war eine diplomatische Meisterleistung von Euch. Gratulation. Wie habt ihr dieses Wunder vollbracht?"

„Nun Lord Tyrion. Ich werde nicht erklären, was ich dem König genau gesagt habe, aber ich erlernte von meiner Mutter und Nanny, die Geschicklichkeit in der Diplomatie."

Vorsichtig verneigte er sich vor uns.

„Verzeiht, meine Unhöflichkeit, Mylady. Kommt nicht wieder vor."

„Ich vergebe Euch Lord Tyrion. Ich hätte Euch gern als meinen persönlichen Berater in der Diplomatie. Glaubt ihr das wäre möglich? Ich kann auch gerne Euren hohen Vater fragen. Lord Tywin war auf meiner Reise nach Winterfell mein Gastgeber. Ich schätze ihn sehr. Glaubt ihr, er würde es gestatten, das ihr mein Berater seid?"

Allen klappte der Mund auf.

„Nein. Bedauerlicherweise wird er dies wohl nicht tun. Aber ihr könntet meine Schwester Cersei, die Königin, bitten dem zuzustimmen. Der König ist Euch sehr zugetan, wie man gemerkt hat und deshalb werden die beiden Euren Wunsch eher erfüllen, als mein geschätzter hoher Vater."

Ich nickte verstehend.

„Setzt Euch, Lord Tyrion. Ich wünsche mit Euch zu sprechen und ich habe ein Geschenk für Euch von meiner hohen, verstorbenen Mutter. Welche Gründe sie dazu brachten, mir ein Geschenk für Euch mitzugeben, kann ich Euch nicht sagen. Die Gründe sind mir leider unbekannt. Sollten wir es schaffen, das ihr mein Berater werdet, hätte ich gleich zwei Aufträge für Euch, die Euch in beiden Fällen über das Zitternde Meer führen werden. Einmal nach Braavos und einmal direkt nach Vaes Dothrak, im Dothrakischen Meer, zur Mutter aller Berge. Dort vermute ich meinen Ziehvater. Ich lehrte ihn das Schreiben und Lesen und mir wurde beigebracht in Dothraki zu schreiben, zu lesen, es zu sprechen und zu übersetzen. Sprechen und übersetzen ist die schwerste Disziplin. Danach kommt das Schreiben und das Lesen. In Vaes Dothrak bekommt ihr von einem Muttersprachler Unterricht, so wie ich einen Lehrer hatte, der von Haus aus Dothraki sprach. Nun zu erfreulicheren Dingen. Hier ein Brief von meiner Mutter. Lest ihn allein. Niemand darf vom Inhalt Kenntnis erlangen. Von diesem Detail hängen unzählige Menschenleben ab. Sobald ihr den Brief gelesen habt, vernichtet ihn. Verbrennt ihn und lasst den Brief nicht ohne Aufsicht verbrennen. Hier das Geschenk."

Als ich ihm Brief und Geschenk überreichte, fiel Tyrions Blick auf meinen Ring.

„Drache und Wolf? Vereint auf einem Ring?"

„Ja. Ihr seid einer von wenigen, die das wahre Wappen sehen und erkennen können, somit gehört ihr einem erlesenen Kreis von Beschützern an. Es ist somit eure Pflicht, alles daran zu setzen mein Berater zu werden. Ihr seid ein Ritter, kein Lord. Vater, kann man Ser Tyrion zum Ritter schlagen?"

„Ja, Lia. Das geht. Aber wir brauchen Lord Starks Hilfe dafür, denn der König der einen zum Ritter schlägt in dessen Diensten steht der Ser dann auch."

Ich nickte und schmiegte mich an Jon, der inzwischen ganz dicht hinter mir saß. So dicht, das ich mich ohne Probleme an ihn lehnen konnte.

„Ser Tyrion, ich möchte euch etwas anvertrauen. Aber ihr schwört bei Eurem Leben, das niemand davon Kenntnis erlangt, sonst bin ich es die Euch Euer Leben nimmt, wegen Hochverrats."

Tyrion wurde blass.

„Ich schwöre es."

„Gut, hier sind genug Zeugen, die Euch, so glaube ich, mit Freuden an Euren Schwur erinnern werden. Hier die erste Regel für einen Ser in meinen Diensten. Ich gestatte zwei kleine Krüge Bier oder zwei mittelgroße Kelche Wein. Pro Woche meine ich damit, Ser Tyrion! Frauen sind zwei Mal im Monat gestattet. Aber nicht unbegrenzt viele. Im Monat sollten vier Frauen reichen. Dies bedeutet, wenn ich richtig gerechnet habe, alle vierzehn Tage zwei Frauen. Korrekt?"

„Ja, völlig korrekt", warf Vater ein und ich lächelte.

„Danke, Vater."

„Ser Tyrion, was ihr jetzt hören werdet, darf wirklich unter keinen Umständen anderen zur Kenntnis gelangen, sonst schweben Jon und ich in Lebensgefahr."

Er schluckte laut.

„So schlimm?"

„Eigentlich nicht, aber es gibt immer noch jene, die das ehemalige Herrscherhaus zu tiefst verabscheuen und hassen."

Tyrion nickte traurig.

„Ich verstehe."

„Gut. Mein vollständiger Name ist Rhaelia Targaryen-Stark. Aegon, der zweite und Lyarra, die jüngere, sind meine Eltern und dies macht mich nach meinem Bruder Rhaegar zur Thronerbin. Ja, damit bin ich eine Kronprinzessin. Jons wahrer Name ist Jaehaerys Targaryen-Stark. Seine Eltern sind Rhaegar Targaryen und Lyanna Stark. Jon ist damit mein Neffe und nur vier Stunden jünger als ich. Euer Auftrag besteht darin, meine Geschwister zu finden. Ich habe eine jüngere Schwester. Findet sie und bringt sie heim. Ihr werdet sie bei den Dothrakischen Reiterlords suchen müssen. Euer Befehl ist bringt meine kleine Schwester gesund und lebend nach Hause. In Braavos sollt ihr im Haus von Schwarz und Weiß nach meinem Bruder Rhaegar suchen. Ich kann spüren, das er lebt. Fragt mich nicht, warum ich das kann. Ich weiß es nicht. Auch hier der Befehl. Bringt meinen Bruder gesund und lebend nach Hause."

 

Kap 15

Zwei Stunden später saßen wir am Mittagstisch und der König löste seinen Schwur ein.

„Hört mal alle her!", begann der König und hielt eine Schriftrolle hoch.

Über der Stuhllehne des Königs lagen Umhänge und mehrere Kronen. Noch fehlten Onkel und seine Familie.

„Begrüßt mit mir den König des Nordens und seine Familie. Als erstes möchte ich Prinz Rickon Stark zu mir bitten."

Rickon sah mich ängstlich an und ich schickte ihn ganz sanft los. Er meisterte es mit sehr viel Würde, wie man es bei einem dreijährigen nicht erwartete. Dann war Arya dran. Auch sie bekam einen Umhang und eine Krone.

„Nun bitte ich Prinz Brandon Stark zu uns in den Saal", erklang erneut die tiefe Stimme von König Robert.

Brandon warf mir einen Blick zu. Ich nickte leicht und er ging los. Nur Minuten später war Sansa dran. Ihr folgten Robb, Jon und Lady Stark. Zum Schluss wurde mein Onkel rein gerufen. Mit mir an seinem Arm. Mein Vater hatte Lady Stark in den Saal geführt.

„Kniet nieder. Lia Dayne-Martell, in den Saal."

Sofort erhoben sich alle und knieten nieder. Am Tisch angekommen wurde mir sofort ein Stuhl zurück gezogen. Mein Onkel ging zu König Robert und ihm wurde die Schriftrolle überreicht, zusammen mit dem Umhang, der Krone und den Relikten die ein König braucht. Damit war die Krönungszeremonie vorüber und König Robert hielt noch eine Ansprache.

„Ich hatte heute morgen eine Unterredung mit Kronprinzessin Lia. Sie muss grauenhaft geträumt haben, denn sie war verängstigt. Ich schaffte es herauszufinden, was ihr Herzenswunsch ist. Diesen erfüllte ich gerade eben. Ich gab König Eddard einen Schwur. Ich werde für ihn im Süden zu Bannern rufen, sollte das erforderlich sein und ich schwor ihm die Gefolgschaft. Bis jetzt folgte König Eddard mir zwei Mal in den Krieg und ich habe es nie gut gemacht, was er da alles für mich getan hatte. Dies habe ich nun geändert. Der Norden ist frei und unabhängig. Zusätzlich möchte ich betonen, das der Norden, wie auch Dorne, eingegliedert bleibt, in die sieben Königslande. Prinz Oberyn und König Eddard, habt ihr mit Euren Kindern gesprochen wegen der Verlobung, zwischen Euren Häusern?"

„Ja, mein König. Lady Lia und Prinz Jon sind beide einverstanden. Aber wir bestimmen, das die zwei erst vermählt werden, wenn sie bereit dafür sind. Sechzehn ist zu jung. Ich werde meine Tochter erst mit zweiundzwanzig vermählen, dies gibt beiden ausreichend Zeit sich kennenzulernen und die zarte Pflanze der Liebe auf den ersten Blick wird nicht durch den Druck zerstört. Ich möchte meine Tochter glücklich wissen, das sie ihren Gemahl liebt und ihm vertraut, vorher bekommt niemand meine Tochter, die ich mehr als mein Leben liebe."

Gerührt sah ich Vater an und strahlte über das ganze Gesicht. Jons Blick suchte meinen und er strahlte mich Happy an.

„Ja, ganz eindeutig das da ist die Liebe auf den ersten Blick am Werk ist. Wer so strahlt ist mit jeder Faser des Herzens verliebt. Prinzessin Lia, ich spüre das ihr noch etwas auf dem Herzen habt", sprach König Robert, plötzlich mich direkt an.

Ich stand auf und ging zu Jon nach vorne.

„Ja, Eure Majestät. Eurer Gnaden."

Ich knickste und verneigte mich vor beiden leicht.

„Dann sprich, Kind", sagte die Königin.

„Jon und ich brauchen einen geschickten Diplomaten. Ebenso König Eddard nebst Familie. Ich habe mir Lord Tyrion Lannister auserwählt. Der Körper mag klein sein, aber sein Herz und sein Verstand sind groß, sowie messerscharf. Er ist ein belesener Geist und ein guter Ratgeber. Deshalb erbitte ich, das Lord Tyrion, an unserer Seite dienen kann."

Das falsche Grinsen der Königin erstarb. Auch ihr Bruder Ser Jaime hatte nicht mit dieser Bitte gerechnet. König Robert hatte sich schnell erholt von dem Schrecken.

„Natürlich darf er, wenn Lord Tyrion dies wünscht."

Tyrion trat auf mich zu und kniete vor mir und Jon nieder.

„Ich, Lord Tyrion Lannister von Casterlystein, gelobe alle Dienste, die mir auferlegt werden, gewissenhaft zu erfüllen und Euch niemals zu enttäuschen. Ich gelobe die Gefolgschaft."

Jon und ich traten zur Seite und Onkel trat auf Lord Tyrion zu. Dann zog er Eis, aus seiner Scheide und stand bedrohlich über Tyrion.

„Lord Tyrion Lannister von Casterlystein, schwört ihr Eure Ratschläge, Aufträge gewissenhaft und loyal zu erfüllen? Alle Dienste um die ihr gebeten werdet, mit reinem Gewissen und mit reinem Herzen auszuführen? Stets auf die Vorteile Eurer Dienstherren bedacht?"

Pfeilschnell kam die Antwort.

„Ja, mein König. Es ist mir eine Ehre Eurem Haus dienen zu dürfen."

„Gut, ich nehme Euren Schwur an. Hiermit schlage ich Euch zum Ritter des Nordens. Erhebt euch als Ser Tyrion Lannister, Ritter des Nordens."

Tyrion erhob sich und alles klatschte. Erneut erhob Onkel die Stimme.

„Ich werde Ser Tyrion, in die Dienste meines Sohnes Jon und seiner Verlobten Lady Lia stellen. Er wird all ihre Aufträge ausführen, ganz gleich wie diese aussehen mögen. Selbst wenn das viele Reisen bedeuten sollte. Er wird eine Rüstung mit den Wappen beider Dienstherren bekommen. Er wird auf den gleichen Flügel des Hauses ziehen, wo mein Sohn und seine Verlobte untergebracht sind."

Königin Cersei tobte.

„Ihr habt mir meinen Bruder gestohlen!"

„Hütet Eure Zunge, Euer Gnaden! Ser Tyrion ist ein sehr intelligenter Mann und er trifft seine Entscheidungen selbst und ich war bereit ihn in meine Dienste zu nehmen, da ich viel von ihm lernen kann. Also hütet Euch falsche Anschuldigungen in den Raum zu stellen", fauchte ich zurück und rund um Jon, Tyrion und mich tauchten, die sieben Wölfe knurrend und zähnefletschend auf.

Cersei wurde kreidebleich.

„Diese widerlichen Viecher sollen mir ja nicht zu nah kommen."

Nun gab ich Königin Cersei den ultimativen Todesstoß.

„Ser Jaime, würdet ihr gern bei Eurem Bruder bleiben wollen? Als Gast oder dauerhaft, um Ser Tyrion dabei behilflich zu sein, sich hier einzuleben?"

Cerseis Gesicht fror regelrecht ein.

„Das wagt ihr nicht!"

„Was soll ich nicht wagen? Ich bin der Meinung Ser Jaime hat das Recht, über sein Leben selber zu entscheiden, denn Ser Jaime ist ein erwachsener Mann und durchaus in der Lage selbst zu verfügen, was er tun möchte oder wo er leben möchte."

Jaime stand mit mal vor mir und Jon.

„Ja ich würde sehr gern als Gast bleiben. Aber ich gehöre der Königsgarde in Königsmund an. Deshalb kann ich nicht auf Dauer hier bleiben, auch wenn ich es gern täte, Prinzessin Lia."

„Doch", kam es plötzlich von meinem Onkel.

Auch hier wird eine Königsgarde aufgestellt. Wir brauchen einen Kommandanten und Ausbilder. Ihr wäret sehr willkommen, Ser Jaime. Euch steht natürlich jederzeit frei nach Königsmund zurückzukehren."

Robert sah Onkel verblüfft an.

„Nein, ich befehle Ser Jaime, bis an sein Lebensende hierzubleiben. Morgen reisen wir ab. Wir schicken alle Besitztümer von Tyrion und Jaime in den Norden. Ich stelle Jaime in Eddards Dienste. Ein Fehler Ser Jaime und ich komme persönlich in den Norden, um euch zu töten. Das gleiche Schicksal wird Tyrion ereilen, wenn er nur einen Fehler macht."

Jeder Wolf legte sich unterm Tisch zwischen die Füße seines Besitzers um eine stille Wache zu beginnen. Königin Cersei war absolut kalt und abweisend. Auch Jaime legte den gleichen Eid ab, den schon Tyrion zu vor abgelegt hatte. Ich entsandte beide um ihre Besitztümer in den Norden zu holen. Sie würden morgen abreisen und zwei Monate später wieder auf Winterfell eintreffen

„Eure Majestät, in zwei Tagen ist unser Namenstag. Ihr verspracht, anwesend zu sein. Wollt ihr ein Versprechen brechen, das ihr gabt, bei Eurer Ankunft auf Winterfell?", fragte ich und die Königin fuhr mich an.

„Schweigt, Lady Dayne-Martell. Ihr habt mir beide Brüder genommen. Warum sollten wir dann bei Eurem Namenstag anwesend sein wollen?"

Jetzt verlor ich die Beherrschung.

„Wer hat hat was davon gesagt, das ihr anwesend sein müsst, Euer Gnaden? Niemand. Aber Euer Gemahl gab sein Wort und hier im Norden, wie auch in Dorne, legt man sehr viel Wert auf das Wort eines Königs. Das es eingehalten wird. Noch einmal für alle. Jeder der bleiben möchte, zu unserem Namenstag, der ist willkommen. Allen anderen wünsche ich eine angenehme Heimreise. Mögen die Götter mit Euch sein und möge die Reise Gefahrenlos verlaufen."

Nun schwieg die Königin und König Robert lachte schallend auf.

„Gut gemacht, Lady Dayne-Martell. Ihr habt Recht. Ich gab mein Wort. Meine Gemahlin und Kinder werden morgen abreisen. Ich werde solch Respektlosigkeit nicht dulden. Egal wo wir zu Gast sind. Selbstverständlich werde ich anwesend sein und einen Tag später aufbrechen."

Einen Tag später reiste die Königin ab und nahm ihre Kinder mit sich. Prinz Joffrey hatte mich zunächst verhöhnt, weil ich als Frau es wagen würde zur Waffe zu greifen und er musste in der Trainingseinheit gegen mich ran. Ich hatte dabei zwei Schwerter in der Hand, die ich ohne Probleme führen konnte. Dann wollte der Berg, eigentlich heißt er Sandor Clegane, gegen mich antreten und ich führte Eis und eine weitere Valyrische Klinge. Der Berg war chancenlos. Er unterlag mir in der Trainingseinheit. Er erhob sich wieder und verneigte sich.

„Ihr führt selbst solche Großschwerter ohne Probleme. Großartig und beeindruckend zu gleich. Könnt ihr auch mit dem Bogen umgehen? Oder mit einem Speer?"

„Ja, Ser. Aber dies werde ich jetzt nicht demonstrieren. Nur unterschätzen sollte man mich besser nicht."

Er hatte genickt und reiste mit der Königin ab. Ser Jaime und Ser Tyrion wollten erst mit dem König abreisen und dann möglichst schnell zurückkehren. Ich gab ihnen Briefpapier mit, das die Wappen von Jon und mir zeigte. Dazu bekamen sie Siegelringe, einen Siegelstempel und passendes Siegelwachs. Beide hatten sich verneigt und es dankbar angenommen. Sie legten es zu ihren Reisesachen. Da war die Königin bereits weg mit ihrem Gefolge. Deshalb nahm ich Jaime und Tyrion mit zum Herzbaum. Dabei waren außerdem Jon und Vater. Natürlich waren die sieben Wölfe wieder mit dabei. Am Herzbaum angekommen, kniete ich nieder und senkte demütig den Kopf, da wir uns im Angesicht der Götter befanden.

„Setzt Euch alle. Ser Tyrion, ihr erinnert Euch sicherlich an Eure Aufträge, die Euch nach Essos führen werden?", begann ich.

„Ja, Mylady Lia."

„Gut. Ich werde versuchen Eure Kontaktpersonen zu kontaktieren, um sie davon in Kenntnis zu setzen, das ihr sobald wie möglich anreisen werdet. Zusammen mit Ser Jaime wird nicht möglich sein, da nur ihr Ser Tyrion in die Dienste von Jon und mir gestellt wurdet. Ich erwarte Euch beide so schnell wie nur möglich zurück. Die Aufträge in Essos gewinnen an Dringlichkeit."

Tyrion sah mich verblüfft an. Nun wollte ich etwas testen.

„Ser Jaime, sagt mir was ihr für ein Siegel seht, auf meinem Ring oder dem von Jon."

Er nahm meine Hand in seine und betrachtete diesen eine Weile.

„Ein Schwert und einen Fallenden Stern, Mylady. Bei Eurem künftigen Gemahl erkenne ich einen Wolf."

„Danke. Aber ihr gehört nicht zu einem von den Göttern erlesenen Kreis von Personen, die das wahre Wappen unserer Ringe erkennen können. Euer Bruder Tyrion kann es. Deshalb ist er auch für diese Reise auserwählt. Ich möchte Ser Jaime, das ihr hier und jetzt einen Schwur ablegt, der euch an den Norden bindet bis ihr sterbt. Ein Schwur auf Lebenszeit, der Euch auch von eurem Haus löst. Ser Tyrion tat es bereits unwissentlich, als er der Reise zustimmte."

Ser Jaime lächelte und nickte.

„Mit Freuden."

„Schwört ihr, Ser Jaime, auf alle Zeit auf sämtliche Titel und Ländereien, die sich in Besitz des Hauses Lannister befinden zu verzichten? Schwört ihr dem Haus Stark, Dayne und Martell auf ewig Treue und diese zu unterstützen? Brecht ihr einen Schwur, dann nehme ich euch höchstpersönlich das Leben. Ich bin eine Kronprinzessin von Dorne und des Nordens, da ich mit Jon verlobt bin. Wer mich belügt, begeht Hochverrat und darauf steht der Tod als Strafe. Seid ihr bereit, dies alles zu schwören?"

„Ja, Mylady. Ich schwöre es."

„Schwört ihr außerdem, das ihr alles was ihr hören und sehen werdet, als Geheimnis zu bewahren und es mit ins Grab zu nehmen? Schwört ihr, keine Winterfell oder Dorne betreffenden Geheimnisse preis zu geben? Oder gar Geheimnisse preis zu geben, die Eure Dienstherren betreffen? Egal ob durch Folter oder durch Androhung des Todes?"

„Ich schwöre es."

„Gut. Wir werden sehen, ob ihr Wort halten könnt. Denn ihr steht nun im Dienste von König Eddard und seid nicht mehr an König Robert gebunden, da es sein Befehl war, der Euch an den Norden band, bis an Euer Lebensende. Tyrion hingegen tat es freiwillig."

Nachts versuchte ich Kontakt zu dem blonden Mädchen aus meinen Träumen und Visionen herzustellen und scheiterte.

 

Kap 16

Nur wenige Tage später hatten Jon und ich zu unserem Namenstag.Wir speisten zu Mittag mit unseren Gästen. Am Nachmittag gab es Kuchen und Geschenke. Es wurde viel gelacht und getanzt, da einige Musikanten für uns musizierten. Ich bekam viele Bücher geschenkt und der Maester erklärte sich bereit, mir mögliche Fragen zu beantworten, sollten sich welche ergeben. Jon bekam einige Waffen geschenkt. Auch ich bekam welche, aus Dorne, Rosengarten, Schnellwasser und aus dem Tal von Arryn. Vater überreichte mir diese Geschenke voller Stolz.

Dazu kamen neue Gewänder. Am Abend nach dem Essen zog ich mich mit Visenya in meine Gemächer zurück. Ser Jaime war für meinen Schutz zuständig und Ser Tyrion war als mein Ratgeber ständig an meiner Seite. Ser Jaime trug all meine Geschenke. In meinen Gemächern angekommen, lächelte ich Ser Jaime an.

„Habt tausend Dank, Ser Jaime. Gewöhnt Euch lieber gleich daran, das es bei mir auch Dank gibt."

Still nickte er und fragte: „Herrin, wünscht ihr weiteren Schutz meiner Person, oder gestattet ihr mir, das ich mich auf meine Gemächer zurückziehe?"

„Ihr könnt gehen, Ser Jaime. Visenya übernimmt die Nachtschicht für Euch. Ich würde noch gern mit Eurem Bruder allein sprechen. Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht, Ser Jaime."

„Das wünsche ich Euch auch, Herrin."

Damit ließ Ser Jaime uns allein mit Visenya.

„Worum geht es Herrin?", fragte Tyrion sanft.

„Ich habe versucht mit dem blonden Mädchen aus meinen Träumen und Visionen Kontakt aufzunehmen. Mental meine ich. Leider bin ich gescheitert. Wisst ihr vielleicht wie das geht?"

„Wie schade, Herrin. Nein, bedauerlicherweise weiß ich nicht wie das geht. Soll ich Euren Verlobten holen? Oder Euren Vater? Oder König Stark?"

„Ja, bitte. Seid möglichst leise. Ich möchte nicht irgendwelche Vorahnung hervorrufen, wo es noch zu früh für ist."

Tyrion nickte und eilte davon. Als er die Tür schloss legte Visenya sich davor und ließ niemanden zu mir ins Zimmer. Nach einigen Minuten begann Visenya tief in ihrer Brust zu knurren. Ein weiteres Knurren antwortete. Ich ging nachgucken wer da ist, denn ohne Grund knurrt Visenya nicht. Es waren Tyrion, Vater, Onkel, Jon und Geist.

„Hallo, kommt doch rein. Wir haben schon auf Euch gewartet", begrüßte ich alle und ließ sie eintreten, nach dem Visenya schützend an meine Seite zurück gewichen ist.

„Ser Tyrion hat uns zusammengeholt und uns leise über alles in Kenntnis gesetzt. Genau das ist seine Aufgabe, als euer Berater."

Ich nickte und umarmte Tyrion dankbar.

„Wisst ihr was ich tun kann, um mit dem Mädchen aus meinen Träumen und Visionen Kontakt auf nehmen zu können? Mental meine ich. Ein Rabe wäre vermutlich zu gefährlich. Auch mit dem Haus von Schwarz und weiß würde ich gern Kontakt aufnehmen. Ebenfalls Mental. Hat irgendjemand einen brauchbaren Vorschlag zu machen?"

„Nein. Bedauerlicherweise nicht. Aber ich kann die Citadel in Altsass anschreiben, ob so was schon mal vorgekommen ist und ob berichtet wurde, wie der jenige es geschafft habe. Ich würde dann versuchen in Erfahrung zu bringen, ob man den Bericht bekommen kann", schlugen Vater und Onkel vor.

„Tut das. Ich werde es weiter versuchen."

Jon blieb mit Geist bei mir und alle anderen zogen sich in ihre Gemächer zurück. Beide Wölfe lagen vor meiner Tür und Jon lag bei mir auf dem Bett. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und er hatte nur einen Arm vorsichtig um mich gelegt. Ich schlief traumlos. Was mich nicht weiter störte. Am nächsten Morgen klopfte es laut an meiner Zimmertür und die Wölfe standen wild knurrend und zähnefletschend davor.

„Geist, Visenya", blafften Jon und ich gemeinsam.

Es wirkte und die Wölfe waren ruhig.

„Herein", rief ich etwas lauter.

Es war Ser Jaime, der in Begleitung meines Vaters, Onkels und seines Bruders, meine Gemächer betrat.

„Guten Morgen, Herrin. Habt ihr gut geschlafen?"

„Ja, Ser Jaime. Heute ist ja die Abreise und ich erwarte Euch beide, ich zeigte auf Jaime und Tyrion, möglichst schnell zurück."

Die Lannister-Brüder verneigten sich vor mir und verließen meine Gemächer.

„In drei bis vier Tagen gibt es eine Zofe für Euch, Lady Lia. Dann seit ihr acht Tage hier. Am zehnten Tag nimmt diese ihren Dienst auf."

„Majestät, mir wäre wohler, wenn die Zofe ein Gelübde oder so was ablegen muss. Verschwiegenheit steht an oberster Stelle. Sollte ich herausfinden, das diese irgendetwas ausgeplaudert haben sollte, töte ich sie. Sie soll ein Schweigegelübde ablegen, bis sie eines Tages in ein Grab umzieht."

Mein Onkel lachte.

„Ja, das wäre besser für alle Beteiligten."

Einige Tage später...

Meine Zofe, Maegen, half mir wie mittlerweile jeden Tag beim Ankleiden. Sie hatte ein Gelübde abgelegt, nichts über das zu sagen, das sie bei mir sieht oder hört. Sie schwor niemandem nichts darüber zu erzählen. Sie schwor es bei ihrem Leben. Mit mir sprach sie nur das nötigste. Meagen ist noch sehr jung und sie ist die Cousine von Ser Rodrik Cassel, dem Waffenmeister der Starks. Auch Rodriks Tochter Beth ist oft bei mir und Meagen. Es klopfte.

„Herein", rief ich laut genug, damit man es auf der anderen Seite der Tür noch hören konnte.

„Meagen, würdet ihr bitte nachschauen wer da ist, bevor Visenya beginnt zu knurren? Ich weiß ja das viele der Bediensteten großen Respekt vor ihr haben."

„Ja, Herrin."

Meagen öffnete die Tür und drehte sich leicht zu mir um.

„Es ist Beth Cassel, Herrin."

„Dann lasst Sie rein."

„Sehr wohl, Herrin. Kommt herein, Beth. Die Herrin gestattet es."

Meagen schließt die Tür wieder.

„Guten Morgen, Herrin. Wenn ihr gestattet, würde ich nun gern eine wichtige Information übermitteln. Der König bat darum, da ich auf dem Weg zu Euch gewesen bin."

„Was glaubt ihr, wie wichtig diese Informationen sein könnten? Hat der König irgendetwas zu der Dringlichkeit der Informationen gesagt?"

„Ja, Herrin. Er sagte, es sei besonders dringend."

„Danke, Beth. Meagen seid ihr fertig?"

„Ja, Herrin."

„Danke, schön. Ich sehe Euch morgen früh wieder. Für heute gebe ich Euch den Rest des Tages frei."

Meagen verneigte sich hastig und fragte: „Darf ich jemandem sagen, das ihr mir frei gabt?"

„Ja. Ich finde es gut, das Ihr vorher fragt. Behaltet dies so bei und alles ist gut zwischen uns."

„Wie ihr wünscht, Herrin."

Ich lächelte.

„Lasst uns gehen. Komm, Visenya. Gehen wir zum König."

Zu dritt und in Begleitung meiner Wölfin verließen wir meine Gemächer. Unterwegs trafen wir alle Starkkinder und Lady Stark.

 

Kap 17

„Guten Morgen, alle zusammen."

„Prinzessin Lia", quietschte Rickon und sprang mir direkt in die Arme.

„Prinz Rickon! Nicht so hastig", lachte ich und fiel beinahe hinten über.

Jon und Robb waren schnell genug mich aufzufangen. Sogar Theon war auf der Hut und stand hinter mir.

„Habt Dank, die Herren!"

Alle nickten und wurden rosa um die Nasen. Nur kurz darauf ließ Rickon mich wieder los und sah mich leicht betreten an. Ein tiefes, kehliges Lachen erklang.

„Rickon, ihr habt Lady Lia wohl besonders gern, oder?"

Erschrocken drehte Rickon sich um und sah seinem Vater ins Gesicht, wobei er allerdings den Kopf in den Nacken legen musste.

„Ja, Vater. Lady Lia ist sehr lieb und ja ich habe sie gern."

Ich grinste breit über seine Worte. Ich beugte mich sanft zu ihm herab und umarmte ihn.

„Danke, Prinz Rickon. Ich mag Euch auch sehr."

„Ehrlich?", quietschte er verblüfft.

Der Gesichtsausdruck zeigte diese Verblüffung sehr gut.

„Ja, ganz ehrlich."

So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie er mir einen dicken Kuss auf die Wange drückte. Ich ließ ihn los und er rannte von Struppel gefolgt los. Alles lachte. Mein Onkel wandte sich mir zu und bot mir den Arm.

„Jon würdet Ihr uns bitte begleiten? Ihr anderen geht nach Rickon gucken."

Ein kollektives „Ja, Vater" erklang und alles gingen ihrer Wege.

Einige Zeit später standen Jon, Onkel, Vater – der sich uns angeschlossen hatte – und ich vorm Herzbaum im Götterhain.

„Also ich habe Nachricht von der Citadel in Altsass erhalten", begann Onkel und lächelte uns aufmunternd an.

„Leider gibt es keine Aufzeichnungen darüber, ob es jemand schon einmal geschafft habe, mental Kontakt zu anderen aufzunehmen. Es tut mir so leid."

Ich umarmte Onkel und sagte vorerst nichts. Diesen Rückschlag musste ich erst einmal verdauen.

„Das macht nichts. Es ist ja nicht Eure Schuld", tröstete ich ihn erfolgreich.

Ein paar Stunden später lag ich im Bett und schlief absolut unruhig. Offenbar versetzte ich Visenya dadurch in Angst und sie fiepte laut. Schleckte mich ab. Sie bekam mich nicht wach. Jon stürmte mit Geist, Vater und Onkel mein Zimmer.

Jon legte, so erfuhr ich später, seine Hand genau über mein Herz und die andere Hand auf meine Schläfe. Dann sah er meinen Traum. In meinem Traum war das blonde Mädchen erneut zu Besuch gekommen. Ich wollte eine Verbindung zu ihr herstellen, aber behutsam, da sie offensichtlich schwanger war.

„Hallo, ich bin Rhaelia. Wer seid ihr?", fragte ich sie in Gedanken.

Das Gesicht des Mädchens wurde ungläubig.

„Ich bin Daenerys aus dem Hause Targaryen. Aus welchem Haus seid ihr, Lady Rhaelia?", antwortete sie mir und ich wusste, ich hatte es tatsächlich geschafft, eine Verbindung – mentaler Art – herzustellen.

„Ich bin aus dem Hause Targaryen-Stark. Mein offizieller Name – um mich beschützen zu können – ist Lia Dayne-Martell. Habt keine Angst vor mir. Ich schwöre bei allen Göttern, das ich Euch nicht schaden möchte. Wie alt seid Ihr Lady Daenerys? Ich wurde erst fünfzehn und das ist noch keinen Vollmond her."

Sie lächelte.

„Ich bin gestern vierzehn geworden und ich erwarte in Kürze einen Sohn. Sein Name soll Rhaego lauten. Ich bin glücklich mit Khal Drogo verheiratet."

„Ich kenne den Khal. Ich wuchs in seinem Khalasar auf. Fragt ihn nach Lady Ashara Dayne und teilt ihm mit, das sie verstorben ist. Ihre Erkrankung war der Grund warum wir das Khalasar verließen und zurück nach Westeros gingen. Ich bin das Mündel von König Eddard Stark. Ich wurde mit seinem ältesten Sohn Jon verlobt und freue mich auf die Vermählung in sieben Jahren. Mein Pflegevater Oberyn Martell – ein dornisches Haus, welches die Targaryens wieder an die Macht bringen will – hat es so festgelegt", erzählte ich ihr und ich erfuhr, was ich aus der Vision schon wusste.

Nämlich das sie von ihrem Bruder an Drogos Khalasar verkauft worden war. Nun sei er Tot.

„Mein Beileid. Wie war sein Name?", bekundete ich fragend.

„Viserys"

Endlich wusste ich beide Namen. Plötzlich spürte ich ein Rütteln an meiner Schulter. Verwirrt schlug ich die Augen auf. Ich sah Jon neben mir. Dann entdeckte ich beide Wölfe, Vater und Onkel. Sie sahen alle drei geschockt aus.

„Jon hat herausgefunden, wie man sich in Eure Träume einklinken kann, ohne Euch zu wecken. Ihr habt es tatsächlich geschafft, die mentale Verbindung herzustellen. Das ist beeindruckend. Wollt ihr dennoch alles zeichnen?", informierte Onkel mich und sah mich fragend an.

„Ja, das ist das beste. So kann man später noch Rückschlüsse ziehen."

„Visenya schlug Alarm, weil sie Euch nicht wach bekam. Wir halfen ihr dabei. Wir wissen, was Ihr in Eurem Traum gesehen habt. Jon hat uns alles mitgeteilt. Verzeiht ihm dies, er wusste sich nicht anders zu helfen", sagte Vater und ich lächelte müde.

„Es ist alles in Ordnung, Vater. Sorgt Euch nicht."

Jon half mir mich weiter aufzurichten und legte mir mehrere Kissen in den Rücken.

„Danke schön, Jon. Ihr seid so gut zu mir."

Onkel entzündete mehrere Kerzen und Vater reichte mir Papier, Feder und Tintenfässchen. Ich begann zu zeichnen und erklärte alles aus meinem Traum dazu. Den Bericht kannten sie ja schon. Vater staunte.

„Prinzessin Daenerys hat wirklich mit Euch gesprochen? Glaubt ihr, das ihr auch mit dem Khal Kontakt aufnehmen könnt oder gar mit Eurem Bruder?"

„Ja, Vater. Im Moment kann ich das nur, wenn ich schlafe. Mit ein bisschen Übung werde ich das vielleicht sogar können, wenn ich wach bin. Dann kann ich vielleicht sogar mit Mutters Cousin oder mit Onkel Doran sprechen können. Ich vermisse die beiden sehr."

 Vater umarmte mich sanft und rieb mir tröstend über den Rücken.

„Ach, meine Kleine. Das was dich bedrückt, nennt man Heimweh. Aber das geht vorbei. Der Norden ist für Euch immer noch ungewohnt und fremd. Das muss geändert werden. Denn dann geht diese Sehnsucht nach Hause vorbei und ihr habt immer etwas spannendes zu erzählen."

Onkel nickte.

„Ja, das lässt sich einrichten. Lady Lias Pferd wird vom Stallmeister persönlich gepflegt und ausgeritten. Auch die Pflege von Sattel und Zaumzeug fällt in die Zuständigkeit meines Stallmeisters. Unser Stallmeister heißt Hullen, Lady Lia. Wir können gerne regelmäßige Ausflüge machen, wobei wir extrem auf die Sicherheit von Lady Lia achten müssen. Im Norden dürfen Ladys – wie Eure Tochter – nur in Begleitung von Rittern Ausflüge machen. Ser Jaime und Ser Tyrion haben geschrieben. Sie sind in Königsmund angekommen und haben ihr Hab und Gut bereits auf die Reise hier her geschickt. Sie werden möglichst schnell folgen und weitere Raben schicken", informierte Onkel mich anbietend.

„Habt Dank für all die Informationen, Eure Majestät. Ich würde mich über Ausflüge freuen. Aber ich kann kämpfen und das wisst ihr auch, da Vater mich jeden Tag trainiert, was der Septa zuwider ist."

„Ja, Septa Mordane ist eine ältere Lady und sehr konservativ, aber sie wird sich meinem Willen beugen müssen. Beherrscht ihr die Handarbeit, wie nähen, sticken und stricken?"

„Ja, Eure Majestät. Ich kann sogar häkeln, was in Essos zu den Weiblichen Künsten gehört. Hier aber bedauerlicherweise nahezu unbekannt ist."

„Dann beglückt die Septa doch einmal in dem ihr ihren Unterricht besucht. Ich schlage vor drei Mal in der Woche sollte reichen, da ihr ja auch an Waffen ausgebildet werdet."

Ich seufzte.

„Ja, Eure Majestät. Ich habe solche Aktivitäten immer schon gehasst und doch erlernt."

Onkel lachte auf.

„Arya hat das gleiche Problem. Der Unterricht ist ihr zu langweilig. Wie hat Eure Mutter das gelöst?"

„Nun Mutter erzählte mir stets von Westeros. Ser Marryn und Lady Olaria halfen ihr dabei. Olaria war stets mit von der Partie, wenn es um Handarbeit ging. So war es nie langweilig. Sie zeigten es mir oft, zugegeben sehr oft, bis ich auch nur ansatzweise irgendetwas richtig machte. Meine Finger waren zu oft zerstochen von den Nadeln, welche der Grund für meine Abneigung gegen Handarbeiten sind. Aber die Geschichten waren immer spannend und sorgsam ausgewählt worden."

„Und dann habt ihr Eure Mutter oder Nanny mit Fragen gelöchert, oder?"

„Ja"

Wir lachten und ich dachte mit Schaudern an meinen Handarbeitsunterricht, den ich in Essos erhielt. Am Abend saßen alle gemeinsam am Tisch und aßen. Viele unterhielten sich leise mit ihrem direkten Nachbarn zu seiner rechten oder auch linken. Ich schwieg und aß langsam. Währenddessen beobachtete ich alle und genoss es sehr, das Arya mit Jon herum scherzte. Diese lachten leise und verhalten über ihre Erzählungen.

Sansa sah aus als würde sie Arya am liebsten eine Stricknadel quer durch die Kehle stecken wollen, damit diese sich ruhig verhielt und somit in Sansas Augen Standesgemäß. Ja Sansa und Arya. Ein ewiges Duell der Schwestern. Die eine quirlig und verspielt, an Waffen sowie der Kampfkunst interessiert. Die andere wohlerzogen, viel zu ruhig und naiv. Sansa ist eine unverbesserliche Träumerin.

Ich hoffte wirklich inständig, das sich dies noch legen würde bei Sansa, doch viel Hoffnung hatte ich nicht. Bei Arya hatte ich schon mehr Hoffnung, das sie eines Tages zu einer starken und reifen Kriegerin heranreifen würde. Nach dem Abendessen ging ich noch mit Jon und den Wölfen in den Götterhain für mein Abendgebet.

Selbst Jon hatte sich daran gewöhnt und begleitete mich gern. Nur mit dem Beten nahm er es nicht so genau. Die Wölfe reichten für unseren Schutz völlig aus und der Götterhain wurde von Rittern gesäumt. Sie standen im Kreis rund um uns herum.

Alle paar Meter befanden sich jede Menge Ritter. Sie standen für uns Spalier, um uns sicher nach Winterfell zu begleiten.

 

Kap 18

In der Nacht schlief ich erneut unruhig und Visenya lag ganz eng an mich geschmiegt und schlief ebenfalls. Ich besuchte in meinem Traum erneut Daenerys. Sie war wach und schlief nicht. Neben ihr sah ich Drogo. Überglücklich sah ich das es ihm gut ging.

„Hallo, Daenerys. Ich bin Rhaelia, bitte erschrick dich nicht. Wir haben letzte Nacht schon miteinander gesprochen", sprach ich sie in Gedanken an.

„Hallo, Lady Rhaelia", begrüßte sie mich.

Drogos Gesichtsausdruck wandelte sich von verliebt zu besorgt.

„Hallo Drogo, wie ich sehe geht es Euch gut!", begrüßte ich meinen Ziehvater und Daenerys sprach es für mich aus.

„Hallo, Prinzessin Lia. Dany – also meine Frau – hat mir gestern berichtet, wie es Euch ergangen ist. Mein Beileid zu eurem Verlust", hörte ich endlich wieder seine tiefe, angenehme Stimme.

„Danke. Werter Khal, ich habe eine ganz große Bitte an Euch", begann ich und der Khal wurde aufmerksam.

„Sprich meine Kleine. Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann."

„Lasst Euch von niemandem provozieren. Ich hatte eine Vision. Ihr kennt doch meine Träume, die wahr werden. Lasst Eure Frau an Entscheidungen teilhaben, so wie ihr es bei mir getan habt. Eure Frau und ich stammen aus dem gleichen Haus. Ich sah Euch in meiner Vision leblos auf einem Scheiterhaufen liegen. Aber das ist nicht alles worum ich bitten möchte", erzählte ich mit Daenerys Hilfe.

Drogos Gesicht war geschockt.

„Sprich weiter, meine Kleine."

„Ich werde bald meinen engsten Berater losschicken. Sein Auftrag lautet das er den Gesichtslosen Mann Jaqen H'ghar im Haus von Schwarz und weiß abholen soll, welches sich in Braavos befindet. Gemeinsam sollen sie nach Vaes Dothrak kommen, um Euch und Eure Gemahlin dort zu treffen. Ich werde ihm drei Schriftstücke überreichen. Je eines für euch und Eure Gemahlin. Der dritte Brief ist für Jaqen H'ghar persönlich. Daenerys, was wisst ihr über Rhaegar Targaryen?"

Der Khal antwortete als erster.

„Natürlich werde ich beide persönlich empfangen und für ihre Sicherheit sorgen, als wären sie von meinem Blute. Ich werde sie mitnehmen auf unseren Reisen. Ich werde beide in unserer Sprache unterrichten, wie ich einst bei Euch getan habe."

„Die Unbefleckten, die Zweitgeborenen und die goldene Kompanie müssen vollzählig, inklusive der sich in Ausbildung befindlichen Soldaten, aus der Sklaverei befreit werden. Jede Einheit für sich sind um die acht bis zehntausend Männer. Zusammen mit Jaqen und Euren Männern haben wir mehr als genug Männer um den Norden und Drachenstein zu schützen. Daenerys, wartet so lange wie möglich mit dem Ausbrüten der Dracheneier. Wenn ihr niederkommt, lasst niemand an Euch heran, der nicht zum Khalasar gehört. Es geht um das Leben Eures Kindes."

Drogo lächelte.

„Wie immer, Kleines. Ihr wollt mich beschützen, könnt es aber nicht auf die Entfernung. Aber ich schwöre bei der Mutter aller Berge, das ich auf mich und meine Familie, so wie mein Khalasar aufpassen werde. Nun lasse ich Euch mit meiner Frau allein. Bis bald, Lady Lia."

„Drogo?"

„Ja"

„Bereitet Euer Khalasar auf diese Befreiungsschläge für die genannten Armeen vor und darauf das sie schon bald mit ihren Pferden auf hölzerne Pferde müssen, denn sagt ihnen, das ich Hilfe brauche, um meine Heimat zu beschützen, wie ihr es mich gelehrt habt."

„Das werde ich."

„Danke."

Er verneigte sich und verließ das Zelt. Dann schallte seine Stimme tief und gebieterisch durch das Lager.

„So Lady Lia. Ich weiß nur, das Rhaegar Targaryen starb, bevor ich geboren wurde und er das Töten geliebt haben soll."

„Nein. Ich habe anderes gehört. Ist Ser Barristan Selmi bei Euch? Wenn ja, fragt ihn nach Rhaegar. Sie waren Freunde. Ich hörte das Rhaegar sehr begabt war, was die Musik und den Gesang anging. Er soll das Töten gehasst, aber auch nicht gezögert haben, seine kriegerische Pflicht zu tun. Ich kann spüren das Rhaegar lebt", erklärte ich ihr sanft.

„Wie könnt ihr das spüren? Ich spüre nichts dergleichen. Wer waren Eure Eltern?", erwiderte sie verwirrt.

Gleichzeitig stellte sie mir eine Frage.

„Meine Mutter ist Lyarra Stark, die Jüngere. Mein Vater war Aerys Targaryen der zweite. Das bedeutet, Daenerys, das wir Halbschwestern sind. Ich bin mit Rhaegars Sohn Jaehaerys verlobt. Sein Spitzname ist Jon. Jons Mutter war Lyanna Stark. Er ist unser Neffe. Rhaegar ist auch mein Bruder."

Daenerys schwieg kurz und antwortete zögernd.

„Aber das heißt ja, das ich nicht die letzte noch lebende Targaryen bin. Das freut mich sehr. Ich hoffe, ich höre euch bald wieder, Schwester."

„Das hoffe ich auch, Schwesterchen. Sagt niemandem, das es noch weitere Targaryens gibt und das ich fest daran glaube, das der wahre Thronerbe in Wahrheit noch lebt. Das würde uns alle in Lebensgefahr bringen. Jon heißt offiziell – zu seinem Schutz – Jon Stark."

„Keine Sorge. Ich schwöre es bei der Mutter aller Berge und allen Göttern."

Ich wurde am Arm gerüttelt.

„Lady Lia. Aufstehen! Euer Vater wünscht Euch zu sprechen."

Ich schlug die Augen auf und sah Maegen.

„Guten Morgen, Herrin."

„Guten Morgen, Maegen. Dann hilf mir bitte rasch."

„Wie ihr wünscht, Herrin."

Innerhalb kürzester Zeit war ich fertig angezogen. Auch mein Haar war geflochten und zum Dutt hochgesteckt worden. Wenige Minuten später verließ ich zusammen mit Visenya und Maegen meine Gemächer und machte mich auf den Weg zum König um in Erfahrung zu bringen, wo mein Vater sich aufhält. Doch das war unnötig, da Vater zusammen mit dem König und Jon sowie Geist bereits auf uns wartete.

„Danke Maegen für Eure Begleitung. Ich sehe Euch am Abend wieder um mich Bett fertig zu machen. Geht zu Lady Stark und fragt ob sie noch Aufgaben für Euch hat. Wenn die Königin nein sagt, habt ihr frei, was ihr dann Eurer Familie sagen dürft, ansonsten verrichtet ihr die Aufgaben der Königin sehr gewissenhaft. Ihr könnt nun gehen."

„Ja, Herrin. Danke schön."

Damit verschwand sie rascher als ich hätte antworten können. Ich vernahm ihre Stimme, als sich bei der Königin nach neuen Aufgaben erkundigte und tatsächlich welche bekam. Maegen blieb höflich und wohlerzogen. Ich war beruhigt, das sie nicht mein Zimmer aufräumen musste. Ich hielt es von mir aus stets peinlich genau sauber. So musste Maegen hin und wieder mal mein Bett neu beziehen. Sonst war dort nichts weiter zu tun.

„Guten Morgen alle zusammen. Maegen sagte mir, Vater, ihr wünscht mich zu sprechen?"

„Ja, Kleines. Ser Jaime und Ser Tyrion sind noch etwa drei Tagesritte von Winterfell entfernt und heute morgen traf ihr Hab und Gut ein. Wir haben alles in Tyrions Räumlichkeiten stellen lassen. Wir wissen leider nicht, wem welche Gegenstände gehören. Habt ihr noch mal geträumt?"

„Ja, Vater. Es freut mich Ser Jaime und Ser Tyrion bald wieder begrüßen zu können. Schon bald beginnt Ser Tyrions große Reise über das Zitternde Meer. Ich habe noch einmal mentalen Kontakt aufgenommen und mein Ziehvater freut sich uns helfen zu können. Er wird mit seinen Männern und seiner schwangeren Gemahlin nach Westeros kommen. Er bringt drei weitere Armeen mit. Also werden uns im Kampf gegen den weißen Tod, oder auch die Armee des Todes genannt, so um die vierhunderttausend Männer helfen. Sie kommen mit ihren Familien und bringen auch ihre Pferde mit. Dazu müssen wir nach Dracheneiern auf Winterfell suchen und dann alle gefundenen Dracheneier gleichzeitig ausbrüten. Wir werden die Festungen der Nachtwache neu bemannen. Von Westwacht an der Brücke bis Ostwacht an der See. Die Schwarze Festung bleibt unter dem Kommando der Lord Kommandanten. Alle anderen Festungen werden wir befehligen. Der Khal, der König und ich. Ich möchte den Khal im Königintor. Es stehen achtzehn Festungen nahezu leer und verfallen zu Ruinen. Das muss geändert werden, da dort der Sohn des Khals aufwachsen wird. Er braucht eine sichere Festung. Auch die Schwarze Festung muss mit Männern aufgestockt werden, die unter mein Kommando fallen werden, ob es dem Lord Kommandanten gefällt, oder nicht, ist mir dabei egal. Er bekommt im Gegenzug wahre Elitekämpfer, die den Eid der Nachtwache NICHT ablegen müssen, da es meine Männer sind. Ich ziehe auch die Truppen der Häuser Tyrell, Martell, Dayne, Tully und Arryn zusammen. Alle Häuser haben mir einen Eid geschworen, dessen Erfüllung mit jedem Tag näher rückt. Ich denke es wird noch einige Monate dauern bis alles offensichtlich wird, welche Gefahr uns droht. Bei der Nachtwache verschwinden immer mehr Brüder. Entweder sind sie Eidbrecher, werden getötet oder gelten als verschollen. Die Truppenstärke der Schwarzen Festung liegt mittlerweile bei unter fünfhundert Männern. Einst gab es dort mehr als eintausend Männer pro Festung. Es ist desaströs und peinlich für den Norden. Wir brauchen da Männer mit Ehre. Alle genannten Häuser stehen uns mit der größtmöglichen Truppenstärke zur Verfügung. Sobald ich das Signal gebe, werden die Truppen zusammen gerufen und sie kommen hier her. Dann soll es mal irgendeiner wagen, den Norden zu beleidigen. Zusammen mit unseren eigenen Versallen können wir mehr als eine halbe Million Krieger in die Schlachten zum Schutz des Nordens schicken. Aber ich erwarte meinem Ziehvater gegenüber Respekt und Höflichkeit. Er spricht die gemeine Zunge nicht so fließend, wie andere von uns, aber ich spreche fließend Dothraki und werde von daher zusammen mit mehreren Übersetzern helfen. Viele haben Angst vor den Dothraki. Muss man nicht haben. Ich wuchs in mitten des Khalasars auf, das ich um Hilfe bat. Ich kenne über achtzig Prozent aller Frauen, Männer und Kinder. Ihre Pferde sind prächtige Tiere. Sehr ausdauernd und unglaublich schnell. Desweiteren werde ich versuchen das Haus Schwarz und Weiß in Braavos um Hilfe zu Bitten. Zusammen mit den Dothraki kommen drei bisher unbesiegte Armeen. Die Unbefleckten, Die Zweitgeborenen und die goldene Kompanie. Reicht das aus um den Norden erfolgreich zu schützen?", berichtete ich und sah alle fragend an.

Selbst Maester Luwin wirkte verblüfft. Er war des Königs engster Berater und deshalb anwesend.

„Wo habt ihr die Kunst der Kriegsführung gelernt Mylady?", fragte der Maester mich sanft.

„Nun Vater, Onkel Doran, Lord Addam, Ser Marryn und mein Ziehvater Khal Drogo unterwiesen mich in Kampfkunst und in der strategischen Kriegsführung. Der Khal führt im Kriegsfall seine Leute mit mir an seiner Seite. So brachte er mir alles bei und er ist ein geschickter Krieger. Die Krieger müssen von Braavos aus bis Witwenwacht und haben dann maximal einen drei bis vier Tagesmarsch vor sich. Das ist der kürzeste und kräftesparenste Weg hier her und wird dem Dothrakischen Bedürfnis zu reiten und unter freiem Himmel zu schlafen, ehesten gerecht."

Die Männer und Jon sahen mich groß an und konnten kaum glauben, das in mir eine große Kriegerin steckte.

„Ihr erinnert mich stark an meine verstorbenen Schwestern, Lady Lia. Sie waren auch kriegerisch und versiert in der Kriegsführung. Sie konnten reiten und kämpfen. Ich vermisse beide schmerzhaft, selbst so viele Jahre nach ihrem Tod tut es immer noch so weh", lächelte Onkel ein wenig gequält.

Ich umarmte ihn sanft und konnte ihn so beruhigen. Die Königin betrat den Saal und ich lächelte sie an.

„Kommt, Euer Gnaden. Euer Gemahl braucht Euch gerade. Eure Majestät gestattet ihr das wir uns entfernen und Euch in die Gesellschaft Euer Gemahlin geben?"

„Ja, geht nur. Wir sehen uns nachher am Götterhain und dann besuchen wir gemeinsam die Krypta."

Wir verneigten uns alle und Maester Luwin sah mich aufmerksam an.

„Ich hoffe, ihr unterliegt einen Schweigegelübde."

„Ja, Mylady. Auch die Familie und alle Bediensteten, sowie deren Familien unterliegen diesem."

„Könnt ihr Ser Jaime und Ser Tyrion eine Nachricht zukommen lassen? Die darf wirklich nur von dem jeweiligen Empfänger gelesen werden und niemandem sonst zur Kenntnis gelangen", fragte ich.

„Ja, im Grunde schon. Raben tun sich schwer, einen Empfänger zu finden, wenn er sich zu Pferde oder zu Fuß bewegt. Darf ich vorschlagen, Ihnen eine einfache und ungefährliche Nachricht zukommen zu lassen?"

„Und was versteht ihr darunter?"

„Nun, Mylady. Wie wäre es mit: Ser Jaime/Ser Tyrion, sobald ihr Winterfell erreicht, sucht Eure Dienstherrin auf. Es ist wichtig und duldet keinen Aufschub!", schlug der weise Maester sanft vor.

„Ja, das klingt gut und durchaus vernünftig. Folgt mir in meine Gemächer und dann schickt ihr die Botschaft los."

„Ja, wohl Mylady."

Wir gingen vollzählig auf meine Gemächer und dort setzte der Maester sich an meinen Schreibtisch.

„Schreibt. Werter Ser Jaime, ich schreibe Euch in dringender Angelegenheit. Bitte meldet Euch unverzüglich bei Eurer Dienstherrin auf Winterfell. Bis zu Eurer Ankunft auf Winterfell, wünsche ich Euch eine weiterhin angenehme und gefahrenlose Reise."

„Sehr gut, Herrin. Soll ich das gleiche an Ser Tyrion schreiben?"

„Ja, Maester. Schickt die Botschaften so rasch es Euch nur möglich ist ab."

„Das werde ich als erstes tun und dann dem König wieder zur Verfügung stehen. Soll der König vom Inhalt der Nachrichten Kenntnis erlangen?"

„Ja, ich vertraue ihm."

„Wie ihr wünscht", antwortete der Maester und schrieb die zweite Botschaft.

„Noch einmal vielen Dank, Maester."

Nun errötete der alte Mann vor mir. Kurz umarmte ich ihn und ließ ihn anschließend gehen.Einige Zeit später trafen sich alle wie abgemacht vor dem Herzbaum im Götterhain.

„Eure Nachrichten sind rausgegangen mit meiner Genehmigung. Sehr weise geschrieben", lobte Onkel mich sanft und lächelte.

„Danke, Majestät."

„Sehr gerne. Was meintet ihr mit Dracheneiern unter Winterfell?", wollte er dann doch noch wissen.

„Nun der Legende nach, gibt es auf oder besser gesagt unter Winterfell Dracheneier, die noch aus dem Zeitalter der Helden stammen sollen. Was glaubt ihr, warum man in den Räumlichkeiten Winterfells, barfuß laufen kann bei dieser Witterung? Warum ist das Gestein warm und nicht kalt? Es gibt zwei Vermutungen. Die erste ist das Winterfell über einer natürlichen Wärmequelle erbaut wurde oder die andere besagt, das es Drachen gibt unter Winterfell. Ich weiß, das es verschüttete Gänge gibt und niemand weiß, was sich darin befindet. Wir müssen diese Gänge finden und freilegen. Es könnten zusätzliche Fluchtwege sein, für den unwahrscheinlichen Fall das Winterfell angegriffen und eingenommen wird."

Onkel überlegte und nickte schließlich.

„Ja, ihr habt recht. Wir müssen es herausfinden. Also legen wir die Gänge frei."

„Danke."

Wir gingen alle zusammen in die Krypta und standen schließlich vor den Statuen von Lyanna und Lyarra.

„Jon, Lia! Dies sind die Statuen eurer Mütter. Sie waren ausgesprochen schön und sehr klug", erklärte Onkel und zeigt mir die Statue meiner wahren Mutter.

„Sie war wirklich schön. Vater? Seht mal? Ist das ein Code? Jon sieh nach, ob es das auch an der Statue Eurer Mutter gibt."

Vater hastete herbei und sah sich das an.

„Ja, ganz eindeutig. Das ist ein Code, den ich auch schon an Lyannas Statue sah."

„Wir müssen ALLE Statuen Winterfells danach absuchen. Restlos alle. Egal, ob diese einen Menschen oder einen Schattenwolf zeigen. Gleichzeitig unterziehen wir alle Grabschwerter einer Kontrolle, ob es erneuert werden muss", sagte ich und ging in einen Gang, der sich links neben der Statue meiner Mutter auftat.

„Visenya, Jon, Geist, Vater?", rief ich und alles eilte herbei.

„Wohin führt dieser Gang?"

„Ich weiß es nicht."

„Gebt mir die Fackel. Ich habe eine Vorstellung davon, wie man hier einst Licht machte und gleichzeitig arbeiten konnte."

Jon gab mir seine Fackel.

„Danke. Haltet die Wölfe zurück."

Er nickte und ich ging nur vier Schritte nach vorne und zweieinhalb nach rechts. Da war eine große steinerne Schale und ich hielt die Fackel darüber.

„Wie ich es mir gedacht hatte, Majestät", rief ich zurück und entzündete das Lampenöl, welches in einer Rinne an der Wand entlang verlief.

Rasend schnell breitete sich die kleine Flamme aus und erleuchtete die gesamte Krypta unterhalb der Burg.

„Reicht das als Licht zum Arbeiten?", fragte ich lächelnd und kehrte zur Gruppe zurück.

„Ja, Mylady. Seht mal. Da ist wieder der Code an der Wand."

„Mist, das ist kein Code! Das ist die Geschichte des Hauses Winterfell von der Grundsteinlegung bis hin zu aktuellsten Ereignissen. Auch über den Mauerbau weiter nördlich wird berichtet."

„Aber wer kann diese alte Schrift lesen? Maester Luwin vielleicht?", fragte Vater.

„Nein, Vater. Das sind dothrakische Schriftzeichen. Hier waren einst Dothraki und halfen die Mauer zu bauen und Winterfell zu errichten. Ich kann Dothraki lesen. Aber das ist mitten im Text. Wir brauchen den Grundstein Winterfells. Dann erfahren wir einfach alles. Auf Drachenstein sind es Valyrische Schriftzeichen, die ich lesen und übersetzen kann. Beide Häuser sind aufs engste miteinander verknüpft. Vater, fragt Onkel Doran, ob es so was auch in Rhoynischer Schrift unter Sonnspeer oder Sternfall gibt. Dann haben wir die gesamte Geschichte der drei größten Häuser in ganz Westeros. Die drei größten Herrschergeschlechter überhaupt. Auf Sternfall glaube ich eher nicht, das es dort so was gibt. Aber Sonnspeer? Ja, gut möglich. Drachenstein und Winterfell weisen diese Schriftzeichen auf. Drei Sprachen. Drei Adelshäuser. Drei Herrscher. Das sind über 8.000 Jahre Geschichte, dieses Hauses. Unser Problem ist zurzeit Drachenstein. Es liegt auf einer Insel im Osten. Genau da, wo sich die Schwarzwasserbucht und die Meerenge treffen. Drachenstein ist noch älter als Winterfell. Es dürften so um die zwei bis vierhundert Jahre sein, dementsprechend gibt es da viel zu lesen. Sonnspeer ist das jüngste der großen Häuser. Ich will, das der Grundstein gefunden wird. Dann brauche ich Schriftgelehrte hier unten. Ich übersetze, sie schreiben. Noch nie hat jemand Dothrakische Schrift erlernt. Ich kann es lesen, schreiben und übersetzen."

 

Kap 19

„Noch mal zurück zu Drachenstein. Zurzeit herrscht dort, wie ich gehört habe, Stannis Baratheon, der Bruder des Königs und er wird uns wohl kaum gestatten, in die Krypta von Drachenstein zu gehen und nach valyrischen Schriftzeichen zu suchen. Oder den Auftrag zu erteilen, den Grundstein Drachensteins ausfindig zu machen. Also haben wir erst einmal ausreichend Zeit, Winterfell zu studieren. Vom Grundstein an", erklärte ich meine Pläne.

Alle stimmten zu, das es schwierig werden würde, Drachenstein genauer unter die Lupe nehmen zu lassen und ich erfuhr das dort zurzeit tatsächlich der Bruder des Königs herrscht. Zwei Nächte später gelang es mir tatsächlich mentalen Kontakt zum Haus von Schwarz und weiß aufzunehmen.

„Mit wem spreche ich?", hörte ich die Stimme eines Mannes, die mich sofort verzauberte.

„Mein Name ist Lady Lia Dayne-Martell. Mit wem habe ich das Vergnügen?", war meine Gegenfrage.

„Mein Name ist Jaqen H'ghar."

Ich konnte mein Glück nicht fassen.

„Sehr gut, das ich Euch sofort erwischt habe, denn ich brauche Eure Hilfe in Westeros. Doch zuvor benötige ich Eure Hilfe in Essos."

„In Ordnung, Mylady. Dann erzählt mal von Anfang an", bat Jaqen mich.

„Gut, aber zuvor der extrem wichtige Auftrag. In einiger Zeit wird mein engster Berater zu Euch nach Braavos kommen. Er wird Euch einen Brief von mir geben. Gemeinsam werdet ihr in Vaes Dothrak von meinem Ziehvater Khal Drogo und seiner schwangeren Gemahlin Daenerys Targaryen, genannt Daenerys Sturmtochter, erwartet und persönlich von beiden empfangen. Regt die Khaleesi nicht unnötig auf, das schadet dem Kind. Ihr werdet dort die Sprache und die Kampfkunst der Dothraki erlernen. Zusammen mit dem Khalasar werdet ihr nach Braavos zurückkehren, um dort per Schiff Eure Reise zu mir in den Norden anzutreten. Habt ihr den Auftrag soweit verstanden oder noch Fragen?", wollte ich wissen.

„Nein, keine Fragen bis auf eine. Welche Worte benutzt man einem Braavosi gegenüber, wenn man Hilfe braucht?"

„Valar Morghulis!", kam es ohne zu zögern von mir.

„Korrekt und ich antworte darauf mit Valar Dohaeris!"

„Gut. Nun zu meiner Geschichte, Habt ihr Zeit? Es ist eine recht lange Geschichte."

„Ja, ich habe Zeit!"

„Ausgezeichnet. Ich wurde im Turm der Freude, als Tochter von König Aerys Targaryen, dem Zweiten und Lyarra Stark geboren. Meine Mutter verblutete bei meiner Geburt. Nur Stunden nach mir kam dort auch mein Neffe Jaehaerys Targaryen zur Welt. Auch seine Mutter starb im Kindbett. Unsere Väter lernten wir nie kennen. Zu unserem Schutz bekamen wir die offiziellen Namen Lia Dayne-Martell und Jon Stark...", begann ich zu erzählen und er hörte zu.

Etwa eine Stunde später beendete ich meine Erzählung und erfuhr etwas, das mich unendlich glücklich machte.

„Dann seid ihr meine Schwester, Lady Lia. Ich bin in Wahrheit Rhaegar Targaryen. Ihr hattet Kontakt zu Daenerys? Und Viserys ist wirklich tot?"

„Ja, ist er und ja habe ich. Nun sind nur noch Jon, Daenerys, Ihr und ich übrig. Daenerys erwartet schon bald ihr erstes Kind. Dann gibt es einen weiteren Targaryen", berichtete ich ergänzend.

„Gut zu hören. Ihr seid wirklich mit meinem Sohn verlobt?"

„Ja, aber nur zum Schein, wegen König Robert, der mich sonst mit seinem ältesten Sohn verlobt hätte. Wenn es nach König Robert gegangen wäre, wären Jon und ich längst vermählt. Aber da konnten sich Onkel Eddard und Prinz Oberyn durchsetzen. Bei den beiden könnt ihr Euch bedanken. Ich werde Euch meinen Berater schicken. Dann kommt ihr gemeinsam mit den Dothraki, der Goldenen Kompanie, den Unbefleckten und den Zweitgeborenen hier her in den Norden. Hier seid ihr sicher, solange ihr Eure wahre Identität nicht preisgebt. Versucht mental Kontakt zu Daenerys aufzunehmen. Noch weiß sie nicht, das es eine typisch Targaryische Eigenschaft ist. Ich bitte Euch großer Bruder, kehrt heim und bringt unsere Schwester mit. Auch Viserys Leichnam muss nach Westeros zurückkehren, um auf Drachenstein, bei unseren Vorfahren bestattet zu werden, oder wurden diese in Königsmund bestattet?"

„Nein, Lia. Alle Targaryens werden und wurden auf Drachenstein bestattet, so auch Viserys. Doch dazu muss ich sein Grab ausfindig machen."

„Kehrt heim. Nur ihr könnt uns vor dem Untergang bewahren. Der weiße Tod kommt. Eine Armee von Toten. Die lange Nacht wird sich über ganz Westeros absenken. Ihr seid zusammen mit Jon, Daenerys und mir der Azor Ahai. Wir vier sind nur zusammen Azor Ahai. Daenerys hat keine Kampferfahrung. Im Gegenteil. Sie wird nicht an dem Kampf teilhaben, da sie ein Kind bekommt, welches sie dringend brauchen wird. Ich muss eine Armee anführen, die ungefähr eine Größe von fünfhunderttausend Männern hat und ich brauche Euch, Bruder."

„Verstanden, ich kehre heim. Sehe ich in Euren Gedanken einen Schattenwolf?"

„Ja, das ist Visenya. Die Starkkinder, inklusive Jon, haben auch welche. Ihre Namen sind Grauwind, Lady, Sommer, Nymeria, Struppel und Geist. Sie gehören Robb, Sansa, Brandon – der nur Bran gerufen werden will – Arya, Rickon und Jon."

Rhaegar lachte in meinem Kopf lauthals auf. Es klang so schön.

„Könnt ihr eurem Berater eine Münze aus Braavos geben und ihn die Worte Valar Morghulis lehren? Er soll damit und dem Brief, auf den ihr bitte Jaqen H'ghar schreibt, zum Haus von Schwarz und Weiß kommen und die Worte Valar Morghulis benutzen."

„Wird gemacht. Eine einzige Münze habe ich noch aus Braavos, die ich aber zurückhaben möchte. Sie ist mein wertvollster Besitz."

„Kriegt ihr wieder, garantiert", versprach er mir sanft.

Plötzlich hörte ich zusätzlich zu Rhaegars Stimme Dany in meinem Kopf.

„Hallo? Ist da jemand? Rhaelia seid ihr da?"

„Ja, Schwester. Ich bin da. Ratet mal mit wem ich gerade noch sprechen kann?", erbat ich mir sanft und Rhaegar schwieg gespannt.

„Wie schön Euch zu hören, Schwester. Ich weiß es nicht. Verratet ihr es mir?"

„Brauche ich nicht. Hört mal genau hin", blieb ich geheimnisvoll.

„Daenerys? Ich bin Rhaegar Targaryen. Wie ist es Euch ergangen, kleine Schwester", begann Rhaegar zu sprechen.

„Bei allen Göttern und der Mutter aller Berge. Seid ihr es wirklich? Oder seid ihr eine Wahnvorstellung?"

Dany klang wirklich überrascht.

„Ich bin es wirklich, kleine Schwester. Ich war genauso überrascht, als Rhaelia plötzlich mit mir sprach", verriet er ihr.

„Ich war auch völlig überrascht. Aber es tat sehr gut zu erfahren, das ich nicht allein auf der Welt bin und noch Familie habe."

„Ja, da habt ihr recht."

Selbst ich stimmte dem zu.

„Da habt Ihr beide wohl recht. Spätestens übermorgen sollte mein Berater wieder auf Winterfell sein. Dann benötige ich ihn für einige Vorbereitungen auf Winterfell. Anschließend werde ich die Briefe schreiben und ihn losschicken. Als erstes zu Euch, Rhaegar. Zusammen werdet ihr weiter reisen zu Dany und wenn ihr alles so weit gelernt habt, kehrt ihr alle zusammen nach Westeros zurück."

Zwei Tage später klopfte es an meiner Tür und ich ging mit Visenya öffnen. Davor standen Tyrion und Jaime. Freudig umarmte ich beide und bat sie herein.

„Vielen Dank, Herrin. Was lag Euch so sehr auf dem Herzen das ihr uns eine Botschaft habt zukommen lassen?", wollte Jaime neugierig wissen.

Also berichtete ich alles und die Brüder sahen mich groß an.

„Ihr habt es tatsächlich geschafft Kontakt zu Jaqen H'ghar und Daenerys aufzunehmen? Mental? Könnt ihr das nach wie vor nur im Schlaf oder nun auch wenn ihr wach seid?", fragte Tyrion sanft nach.

„Ich höre sie wenn ich wach bin. Mit ihnen sprechen kann ich bisher nur im Schlaf. Daenerys erlernt gerade selbst diese Fähigkeit und sie kommt gut voran. Besser als ich."

„Ich bin sicher ihr werdet es bald ebenso gut beherrschen. Vielleicht sogar besser", spendete Jaime mir Trost.

„Das hoffe ich doch. Ser Tyrion, ihr ruht Euch jetzt ein paar Tage aus und bereitet Eure Abreise nach Braavos vor, zuvor werde ich die Briefe schreiben. Die werdet ihr dem jeweiligen Empfänger persönlich überreichen. Ihr werdet Prinzessin Daenerys alles lehren, was sie über Westeros wissen muss. Ser Jaime. Eure Aufgabe ist es mich und Jon zum Königintor und zur Schwarzen Festung zu begleiten. Das Königintor muss vorbereitet werden für die Ankunft des Khalasars. Dort wird demnächst ein Kind aufwachsen. Die Nachtwache erhält den Auftrag alle Festungen wieder bewohnbar zu machen. Sobald Euer Bruder zurück gekehrt ist, werden wir uns mit meiner Schwester und ihrem Gemahl am Königintor treffen. Meinen Bruder nehmen wir mit. Eine Botschaft zum König jenseits der Mauer ist unterwegs und er ist einverstanden uns dort zu treffen. Wir sollen eine Botschaft schicken, wenn die Zeit für das Treffen gekommen ist."

„Verstanden. So nun geht und richtet Eure Räumlichkeiten her. Man hatte alles bei Ser Tyrion untergestellt, da man nicht wusste wem was gehört. Ich bitte dies zu verzeihen. Es war ungeschickt, aber man fand keinen Hinweis auf den rechtmäßigen Eigentümer, der verschiedensten Gepäckstücke."

Beide verneigten sich.

„Ihr habt keinen Grund, Euch zu entschuldigen, Prinzessin. Ich bat den König, darum in Euren Dienst überstellt zu werden, Herrin. Mein Bruder, Euer Ratgeber, reist schon bald ab und ihr werdet den Schutz brauchen. In Königsmund ist das Chaos ausgebrochen, da nun Joffrey König ist. Sein Vater ist nach einem Unfall auf der Jagd verstorben. Nun werden Gerüchte laut, das es noch Targaryens gibt und diese zurück nach Westeros kämen und der Familie bald ein Kind geboren werden würde. Ihr und Jon braucht stärkeren Schutz, als je zuvor. Lasst Euer Heer zusammen rufen, Herrin. Ich fürchte mich um Eure Sicherheit, aber ich werde Tyrion nicht begleiten können, da auch er Schutz brauchen wird."

„Hm. Ser Tyrion geht und ruft mir den Maester, den König, Vater und Jon zusammen. Sofort in meine Gemächer. Ser Jaime ihr nehmt alle in Empfang und begleitet die genannten Personen, nach dem Anklopfen, in meine Gemächer. Setzt Euch an den Schreibtisch. Ich brauche ein paar Minuten für mich. Ich muss nachdenken."

Beide erhoben sich.

„Ja, Herrin. Wie ihr befiehlt."

Damit waren beide verschwunden. Visenya lag am Kamin und sah mich aufmerksam an.

„Komm her mein Mädchen."

Sie gehorchte und fühlte wohl das in meinem Inneren ein Kampf tobt und die Verwirrung Oberhand hat. Rhaegar und Dany waren beide da und klangen sehr besorgt, als sie begannen mit mir zu sprechen.

„Schwester alles gut bei Euch? Eure Gedanken wirbeln nur so umher."

„Nein, nichts ist in Ordnung. König Robert ist tot. Nun regiert sein Sohn in Königsmund. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen ihn kennenzulernen. Er ist sadistisch veranlagt und befürchte das schlimmste für den Norden. Ich muss meine Truppen aus dem Süden im Norden zusammenziehen, so schnell es geht. Dann müssen wir Maidengraben unpassierbar machen, für Truppen aus dem Süden. Nur wie? Maidengraben ist das Tor zum Norden. Fällt Maidengraben, fällt auch der Norden", berichtete ich und Rhaegar reagierte ungehalten.

„Planänderung, Schwestern. Daenerys ihr kommt mit eurem Gemahl und Eurem Khalasar nach Braavos. Von da aus stechen wir sofort in See, gemeinsam mit Lias Berater, auf dessen Ankunft wir allerdings warten müssen. Dann lassen wir ihn ein wenig ausruhen und dann unsere Rückkehr unter Targaryischem Banner. Wir decken eure wahre Abstammungen, also die von Jon und Lia gemeinsam auf sobald wir da sind."

„Ist gut Bruder. Danke, der Rat hilft mir total weiter. Dany sagt Drogo, er soll unserem Bruder und meinem Berater auf dem Schiff, die Sprache der Dothraki lehren. So wie er es bei mir tat. Er weiß dann schon, was gemeint ist. Sobald die Truppen da sind, werden alle in Sprache und Kampfkunst ausgebildet, bis der Krieg über uns hereinbricht. Und ganz ehrlich? Ich mache mir allergrößte Sorgen um meine Verbündeten und den Norden. Seid bitte vorsichtig auf Euren Reisen. Ich liebe Euch, Bruder – Schwester. Hört in meinen Gedanken wieder oder weiter zu. Visenya wird unruhig. Schwesterchen, Visenya ist eine Schattenwölfin und meine ständige Begleiterin. Sie beschützt mich mit ihrem eigenen Leben. Bis Bald", verabschiedete ich mich in Gedanken und das keine Sekunde zu früh, denn es klopfte laut.

„Herein", rief ich so laut ich konnte.

 

Kap 20

Tyrion und Jaime waren zurück.

„Herrin, Wir haben alle gefunden, wie ihr befohlen hattet. Dürfen wir uns setzen?", erbat sich Ser Tyrion eine Erlaubnis.

„Ich bitte darum. Und ich habe einen Plan für unsere unangenehme Lage. Vater, evakuiert Onkel Doran und meinen Cousin aus Sonnspeer, sowie Lord Addam Dayne. Mutters Cousin von Sternfall. Lasst alle Häuser, die unterm Eid zu mir stehen zu den Bannern rufen. Sie sollen unverzüglich her kommen. Ich möchte alle – auch die Versallen der Familie Stark – in Dothrakischer Sprache und Kampfkunst ausbilden lassen. Dazu kommen Lektionen in Dornischer Kampfkunst und Sprache sowie die Kampfkunst der Braavosi. Sie sollen sich unverzüglich auf den Weg machen. Wir müssen Maidengraben unpassierbar machen. So halten wir uns die Armeen von König Joffrey vom Leibe. Majestät, ruft auch auf Peik zu den Bannern. Es ist Theons Haus und er ist der zukünftige Lord von Peik. Sie haben ihren Eid zu erfüllen, sonst bekommen sie den Zorn der Dornischen zu spüren, so bald sie mir in die Finger geraten. Vater, Lord Addam soll bitte Dämmerung mitbringen", gab ich mal wieder den Ton an und in meinem Kopf hörte ich Rhaegar, wie er aufgeregt und voller Stolz meinte ich sei wahrhaftig seine Schwester.

Auch ich war stolz auf ihn. Von Dany bekam ich mit, das sie alles was sie neu erfahren hatte, auch ihrem Mann unter vier Augen mitteilte und ihn bat nur seine Blutreiter in Kenntnis zu setzen und das nur unter zehn Augen. Sie hatte offenbar einen Verdacht, wer diese Gerüchte in Umlauf gebracht haben könnte und wenn dem so ist, dann haben nur noch die Götter mit demjenigen Gnade. Drogo, Rhaegar und ich werden es nicht sein, die Gnade walten lassen.

„Alles klar, Kleines. Die Schriftgelehrten sind da. Wir können damit beginnen den Grundstein von Winterfell zu suchen und die gesamte Geschichte des Hauses aufzuschreiben. Selbiges werden wir mit Drachenstein und Sonnspeer machen müssen."

„Sehr gut."

Damit verabschiedeten sich alle und ich nahm mir den König des Nordens zur Seite.

„Eure Majestät, auf ein Wort allein und unter vier Augen bitte."

Er nickte sanft und blieb sitzen.

„Ser Jaime. Sichert mein Gemach. Ich wünsche keine Störungen, während des Gespräches."

„Ja, Herrin. Wie lange wird es vermutlich dauern?"

„Schätzungsweise eine Stunde. Vielleicht mehr, vielleicht auch weniger."

„Wie ihr befiehlt."

Damit war auch er verschwunden und schloss die Tür hinter sich.

„Was liegt Euch so sehr auf dem Herzen, Kind", wollte der König sanft wissen.

„Wie ihr wisst ist es mir gelungen mental Kontakt zu meinen Geschwistern aufzunehmen. Nun warten meine Geschwister nur noch Ser Tyrions Ankunft in Braavos ab und kehren heim. Zurzeit wird das Grab eines meiner Brüder ausfindig gemacht, um ihn dann auf Drachenstein beisetzen zu können, sobald sich die Möglichkeit ergibt, nach Drachenstein zu gelangen. Könnte man ihn solange auf Winterfell bestatten. Vorübergehend?"

„Hm, ich weiß es nicht. Das ist noch nie vorgekommen. Hier werden nur Starks beerdigt. Aber ich denke eine Ausnahme können wir machen, wenn es nicht größer als eine Urne ist."

In meinem Kopf meldete Dany sich zu Wort.

„Ich habe mir damals gemerkt, wo man Viserys bestattete, nach der Feuerzeremonie. Es gibt eine Urne. Aber sie ist für mich zu weit weg."

Schon war Rhaegar ebenfalls in meinem Kopf zur Stelle.

„Beschreibe es mir, Schwester. Ich finde seine Urne und bringe ihn heim."

Ich ließ die beiden weiterreden und sah den König mehr als dankbar an.

„Majestät, ihr wisst um meine wahre Identität, nicht wahr?"

„Ja, Kleines. Ihr seid Lyarras Tochter. Meine Nichte. Wie Jon mein Neffe ist. Warum fragt ihr das?"

„Wisst ihr auch wer unsere Väter sind?"

„Ja. Aerys der Zweite und Rhaegar."

„Nun, erinnert ihr Euch, wo ich nach der Vision sagte, das ich spüren könne das Rhaegar lebt?"

„Ja. Ich erinnere mich sehr gut."

„Ich weiß, wo Rhaegar ist und wer er nun ist. Er wird mit dem Khalasar meines Schwagers und Ziehvaters hierher kommen. Dann wollen wir unsere Identität offenlegen. Rhaegar ist rechtmäßiger König. Er ist, wie Jon, Dany und ich, der rechtmäßige Erbe des Eisernen Throns. Wisst ihr was das bedeutet? Habt ihr auch nur den Hauch eines Schimmers von Ahnung, wie viel Hoffnung, das den Menschen hier geben wird, wenn die Erben des Throns zurückkehren?"

„Ja, ich weiß darum", antwortete mein Onkel mir sanft und doch bestimmt.

Irgendwie beruhigte mich das. Zufrieden verließen wir meine Gemächer und ich traf auf Ser Tyrion.

„Ser Tyrion habt ihr Zeit für mich?", fragte ich und er nickte sofort.

„Ja, Herrin. Worum geht es?"

„Die Briefe", antwortete ich schlicht.

„Dann folgt mir doch bitte in meine Gemächer. Visenya ist draußen und tobt mit ihren Geschwistern durch den Wolfswald. Sie wird am Abend zurück sein, da die jungen Prinzen sich ebenfalls dort befinden. Müsst ihr heute noch zur Septa Mordane?"

„Ja, Ser."

„Gut. Mein Bruder wird Euch begleiten und dort bewachen."

Ser Jaime verzog das Gesicht, was wohl soviel heißen sollte, wie ob das unser Ernst sei.

„Ja, Ser Jaime. Das ist unser Ernst. Euer Gesichtsausdruck verriet Euch."

„Oh je, Herrin. Vergebt mir. Es wird nicht wieder vorkommen", bat er um Verzeihung.

„Kein Grund sich zu Entschuldigen. Dafür dürft ihr im Anschluss daran Prinz Oberyn bei meinem Training unterstützen."

Jetzt strahlte er über das gesamte Gesicht und schien sich ernsthaft darüber zu freuen. Ich folgte Ser Tyrion zu seinen Gemächern, die in der kurzen Zeit, seit der Rückkehr der Brüder erstaunlich ordentlich ist.

„Wie ich sehe, habt ihr bereits alle Gepäckstücke sortiert und ausgepackt", stellte ich zufrieden fest.

„Ja, Herrin. Das war kein großer Aufwand und dauerte nicht lange", erklärt Ser Jaime sanft und blieb vor der Zimmertür seines Bruders stehen.

Tyrion bot mir nach dem Betreten des Zimmers einen Stuhl an. Direkt an seinem Schreibtisch.

„So Herrin, wie kann ich Euch beim Briefe schreiben behilflich sein."

„Nicht beim Schreiben der Briefe, Ser. Sondern ich möchte mit Euch eine Planänderung besprechen. Die ist äußerst wichtig und duldet keinen Aufschub. Der König weiß bereits Bescheid", begann ich und Tyrion sah mich überrascht an.

„Nun gut, Herrin. Ich höre zu und werde Euch am Ende Eures Berichtes sagen, was ich darüber denke."

„Sehr gut. Einverstanden."

Ich sah ihn ernst an und er schluckte lautlos, da Tyrion wohl so langsam begriff, das ich es total ernst meinte.

„Nun ich habe es geschafft zu meinen Geschwistern mentalen Kontakt aufzunehmen und ich habe bereits meinen Vater damit beauftragt, alle Häuser, die mir einen Eid schworen zu den Bannern rufen zu lassen und hierher zu beordern. Desweiteren müssen wir Lord Addam Dayne, meinen Onkel Doran und meinen Cousin Trystane, sowie meine Cousine Arianne und Tante Mellario evakuieren lassen. Mein Cousin Quentyn starb früh."

Tyrions Gesichtsausdruck wurde traurig.

„Das tut mir aufrichtig leid, Herrin", sagte er absolut aufrichtig und ich glaubte ihm.

„Nun zu der Planänderung. Sobald die Truppen aus dem Süden da sind, wird Maidengraben geschlossen, also im Grunde unpassierbar gemacht, damit wir uns die Truppen von König Joffrey vom Leib halten können. Familien können mitgebracht werden, sollte dies von einigen gewünscht werden, dafür sorge ich höchstpersönlich. Ihr werdet mit den Briefen nach Braavos reisen. Dort warten bereits die Truppen auf Euch, die ihr mitbringen sollt. Ihr werdet Euch dann ein wenig ausruhen und unverzüglich zusammen mit meiner Schwester, meinem Bruder – der offiziell Jaqen H'ghar heißt, ebenfalls zu seinem Schutz – und den Truppen meines Schwagers, sowie den drei Armeen in den Norden zurückkehren. Ihr werdet Euch persönlich um den Schutz meiner Familie kümmern. Regt meine Schwester auf, dann werde ich euch unverzüglich bestrafen lassen. Habt ihr das verstanden? Auf dem Schiff werdet ihr in Valyrischer und Dothrakischer Sprache unterrichtet. Auch die Sprache der Braavosi lernt ihr. Ihr lernt diese nicht nur zu sprechen, sondern auch lesen, schreiben und übersetzen. Seid ihr zurück, werdet ihr in Kampfkunst ausgebildet. Lernt kämpfen nach den Meistern ihrer jeweiligen Kampfkünste. Dothrakisch, Braavosisch, Valyrisch und natürlich auch so wie es einst die Unbefleckten, die Goldene Kompanie und die Zweitgeborenen gelehrt bekamen. Ich werde Euch jetzt in Braavosi unterrichten zwei Wörter MÜSST ihr beherrschen. Nämlich Valar Morghulis und Valar Dohaeris. Das erste bedeutet Alle Menschen müssen sterben und das zweite bedeutet Alle Menschen müssen dienen. Am Tag Eurer Abreise werde ich euch eine sehr wertvolle Münze geben, die aus Braavos stammt. Diese hätte ich sehr gerne zurück. Mein Bruder wird streng darauf achten, das diese Münze nicht verloren geht. Falls doch, sehe ich das als Hochverrat an der Dienstherrin an. Es ist mein einziger Besitz, den ich noch aus meiner Zeit auf Essos habe. Daran hängen sehr viele Erinnerungen."

„Ich habe verstanden Herrin."

Wir übten solange die Wörter „Valar Morghulis" und „Valar Dohaeris" bis Tyrion sie fehlerfrei konnte und wusste, was sie bedeuten oder wann man sie einsetzt. Ich war wirklich stolz darauf einen Berater zu haben, der genauso wissbegierig ist, wie ich selbst es auch bin.

„In drei Tagen geht es los, Ser Tyrion bereitet schon mal alles vor. Ihr werdet bei Morgengrauen aufbrechen und von Witwenwacht aus abreisen. Als erstes werdet ihr zum Haus von Schwarz und Weiß gehen und dort die Münze vorzeigen. Aber diese aus der Hand zu geben ist streng verboten. Ich werde Euch sagen, wo ihr meinen Bruder treffen werdet. Er wird zu Euch kommen. Hinterlasst nur ohne Fragen zu stellen den Brief, der versiegelt sein wird. Daran wird mein Bruder sofort erkennen, ob jemand versucht hat Kenntnis vom Inhalt zu erlangen. Ich werde Euch nun verlassen und mich zu Bett begeben. Ach eines noch. Benutzt hier keine Braavosi – Sprache. Hier wird es nicht verstanden."

Tyrion nickte und erhob sich, da er die ganze Zeit vor mir gesessen hatte.

„Jaime", rief er laut und schon flog die Tür regelrecht auf.

„Was ist? Ist etwas geschehen?", fragte dieser mit halb gezogenem Schwert.

„Nein. Alles gut. Ihr könnt die Waffe, dort belassen, wo sie sich zur Zeit befindet. Begleitet Lady Lia doch bitte zum Essen und danach zu ihrem Gemach, wo die Septa sie erwartet."

„Alles Klar, kleiner Bruder."

Ich sah die beiden aufmerksam an.

„Ser Tyrion, ihr seid Ser Jaimes Valonqar?"

Beide sahen mich Verständnislos an.

„Er ist mein was?"

„Ser Tyrion. Er ist euer Valonqar. Das ist hochvalyrisch und bedeutet kleiner Bruder. Es kann auch jüngerer Bruder bedeuten."

Jetzt ging beiden ein Licht auf.

„Ja, Herrin. Ser Tyrion wurde nach Königinmutter Cersei und mir geboren. Dazu müsst ihr wissen, das Cersei und ich Zwillinge sind. Sie kam vor mir auf die Welt", erklärte Jaime sanft und bot mir den Arm dar, nachdem er die Waffe losgelassen hatte.

„Ich habe verstanden, Ser. Vielen Dank. Vermisst ihr beide Königsmund und Eure Familie?", wollte ich besorgt wissen.

„Manchmal schon, aber hier haben wir Euch und eine neue Familie gefunden, die uns so akzeptiert, wie wir sind. Auch wenn der Norden viel strenger ist, als der Süden und Königmund ist die Hochburg aller Laster", erklärte Ser Jaime und Tyrion nickte zustimmend.

„Ach Ser Tyrion, bevor ich es vergesse. Sobald ihr von Eurer Reise zurück seid, wollen meine Geschwister und ich unsere wahre Identität preisgeben und dann werden Jon und ich nicht nur einen sehr guten Berater brauchen, sondern auch verstärkt Ser Jaimes Schutz. Die Wölfe werden ihn unterstützen. Ganz besonders spreche ich da von Geist und Visenya. Auch meine Schwester und mein Bruder werden Schutz benötigen. Ich denke da besonders an meine kleine Schwester, da sie ihr erstes Kind erwartet. Ser Jaime, sobald das Kind geboren ist, stelle ich Euch immer nur für wenige Stunden an die Seite des Neugeborenen. Aber unterschätzt den werdenden Vater nicht. Er ist ein hervorragender Krieger. Der beste überhaupt und von diesem wurde ich ausgebildet."

Jaime nickte und führte mich zum Abendessen, welches schweigsam verlief. Danach geleitete Jaime mich in meine Gemächer und setzte sich. Visenya lag neben ihm. Aber anfassen ließ sie sich nicht. Zu meinem Bedauern. Die Septa sah mich aufmerksam an.

„Eure Hoheit. Welch Ehre, das ich Euch unterrichten darf. Ihr habt bereits tadellose Manieren und die weiblichen Künste beherrscht ihr auch, wie ich bei Euren Besuchen bereits feststellen durfte."

Ich nickte freundlich und nahm mir meine Häkelnadel und ein Knäul Wolle und begann zu häkeln. Die Septa beobachte mich sanft lächelnd. „Das sieht sehr Kunstfertig aus, findet Ihr nicht auch, Ser Jaime?"

Verblüfft hob der Ser seinen Blick und lehnte sich vorsichtig zu mir herüber.

„Ja, das stimmt. Es beweist Geschicklichkeit, werteste Septa. Meine Herrin ist sehr geschickt und ein gütiger Mensch. Mir ist egal, wer meine Herrin verärgert, derjenige hat ein Problem mit mir."

Die Septa riss erschrocken die Augen auf.

„Hoheit, würdet Ihr dem Ser befehlen mich zu verletzen?"

„Es kommt auf Euer Vergehen an. Und ich habe einen Befehl an Euch, werte Septa."

„Aber natürlich. Sprecht nur."

Ich sah die Septa sehr ernst an. Ihr Blick war abwartend und sie schien sich wappnen zu wollen.

„Ich werde Euch diese hohe Kunst beibringen. Vielleicht weckt ihr dadurch Lady Aryas Aufmerksamkeit und Neugier, dies lernen zu wollen. Es ist nicht so filigran, wie sticken oder gar stricken. Aber hier der Befehl. Solltet ihr jemals wieder einer Prinzessin Vorschriften machen wollen, dann werdet ihr es büßen. Arya könnte Euch dafür hinrichten lassen und das wisst ihr. Ich bin eine Kronprinzessin und bei mir wäre es sogar Hochverrat. Dazu sagen möchte ich ganz klar eines. Ich bin durchaus in der Lage Euch selbst zu richten, dafür benötige ich nicht die Hilfe von einem Ser. Demnächst werden etliche Soldaten vor Winterfell aufmarschieren und auch aus Richtung Witwenwacht wird ein gewaltiges Heer aufmarschieren, zusammen mit vier Personen für die ich mein Leben geben würde. Eine dieser Personen wurde noch nicht geboren. Ihr werdet nicht einen negativen Kommentar dazu äußern, weil ich diese Heere um Hilfe bat, da wir auf einen gewaltigen Krieg zu steuern werden. So ein Krieg, wie er auf uns zu kommt, ob es uns nun gefällt oder nicht, geht im buchstäblichen Sinne auf Leben und Tod. Wer Leben will, sollte mit den Heeren kooperieren und uns helfen. All diese Heere haben eines gemeinsam. Sie haben mir, oder einer mir nah stehenden Person, einen Eid geschworen und nun fordere ich dessen Erfüllung. Nun habe ich eine Frage an Euch, werte Septa."

„Das sind eine Menge Informationen. Aber zu Eurer Kenntnisnahme, ich unterliege einen Schweigegelübde."

Ich lächelte befreit auf.

„Sehr gut. Seid ihr bereit von mir zu lernen und es dann nach besten Wissen und Gewissen anderen beizubringen? Seid ihr bereit zu dienen? Seid ihr im Krisenfall bereit zu sterben? Seid ihr bereit, Winterfells Prinzessinnen und Prinzen zu beschützen? Seid ihr bereit, die Personen, von denen ich Euch eben erzählte, kennenzulernen und einen Fürsten in unserer Sprache zu unterrichten?"

„Nun, Hoheit. Das sind eine ganze Menge Fragen. Aber ich kann jede einzelne davon nur mit Ja beantworten."

„Gut. Hier eine Häkelnadel und ein Knäul Wolle...", begann ich sofort die verblüffte Septa im Häkeln zu unterrichten. Nach zwei Stunden konnte sie bereits die ersten Arbeiten ausführen.

„Ich erwarte Euch drei Mal in der Woche zum Unterricht. Immer für zwei Stunden. Nun geht Schlafen, bevor der Ser uns im Sitzen einschläft."

Sie lachte auf.

„Wie ihr wünscht, Hoheit. Ich werde fleißig weiter üben."

„Sehr gut. Aber so wie ich es Euch zeigte. Beim nächsten Mal kontrolliere ich Eure Arbeit und werde Euch strafen, wenn diese unsauber gearbeitet wurde. Das macht ihr auch mit Lady Sansa und Lady Arya nicht wahr? Nun wird der Spieß einmal umgedreht. Gute Nacht, werte Septa."

„Gute Nacht, Hoheit. Schlaft gut."

Damit stand sie auf, nahm ihre Häkelarbeit mit und wurde vom Ser zur Tür begleitet. Als er die Tür wieder schloss, sah er mich amüsiert an.

„Ich hätte nie gedacht, das es unterhaltsam sein könnte, Euch bei diesen Treffen beschützen zu müssen. Aber ihr habt es der Septa sehr gut gegeben. Sie wusste nicht so recht, was sie machen sollte. Sie fühlte sich hilflos."

„Das war das Ziel, Jaime. Sie gibt den Mädchen Aufgaben, die diese aufgrund ihres Alters und mangelnder Erfahrung nicht meistern können. Aber nun bin ich da, um den Mädchen das Leben zu erleichtern. Morgen wünsche ich Eure Anwesenheit bei meinem Training."

„Ob das auch so amüsant wird, wie eben? Ich vermute mal ganz stark nicht, da ich euch auf Casterlystein trainieren sah. Ihr seid unglaublich an der Waffe, Herrin. Hättet ihr kein Kleid beim Training getragen, dann hätte man so schnell nicht bemerkt, das da eine junge Frau kämpft. Nur Eure Statur und das lange Haar hätten Euch verraten. Gestattet ihr mir das ich mich nun zu Bett begebe?"

„Ja, Jaime. Geht nur."

Nun erhoben Visenya und ich uns und der Ser verneigte sich vor mir. Anschließend verließ er meine Gemächer. Visenya schmiegte sich sanft an mich und ich kraulte ihr Fell. 

Kap 21

 

Ich hörte, in meinem Kopf Rhaegar und Dany miteinander reden. Sie sind stets leise in meinem Kopf, als wären ihre Stimmen ein Flüstern in der Ferne. Visenya schmuste unglaublich gern mit mir und meine Träume wurden manchmal sehr schlimm, je näher der Krieg kam. Zumindest kokelte ich mein Bett nicht mehr an oder änderte Augen - und Haarfarbe. So konnte zumindest nicht meine wahre Abstammung durch Zufall auffliegen. Das war irgendwie beruhigend. Die wichtigsten Personen um mich herum, wussten eh Bescheid, was meine Abstammung anging. Jon war ständig um mich herum und zeigte mir ganz klar, das er mich mehr als nur mochte. In meinem Kopf tobte Rhaegar. Als ich endlich eingeschlafen war, sprach Rhaegar mich an.

„Hallo, Lady Lia. Wie geht es Euch heute. Es scheint ein ereignisreicher und anstrengender Tag gewesen zu sein. Muss ich Jaehaerys bestrafen, da er immer in Eurer Nähe zu sein scheint?"

„Hallo, Bruderherz. Nein müsst ihr nicht. Er ist Euer Sohn und ich bin seine Tante. Ist doch völlig klar, das er mich beschützt und ich bin das einzige Mädchen auf ganz Winterfell mit er nicht aufgewachsen ist. Wundert es Euch, das er Gefühle zu mir aufbaut?"

Damit nahm ich ihm erfolgreich den Wind aus den Segeln.

„Ihr habt ja recht. Bevor ich Elia verließ, sagte mein Vater mir, das ich Euch einmal heiraten soll und Lyanna kam ihm gerade recht, da ich so zusätzlich die Thronfolge sichern konnte. Auch das ich Lyanna heiratete, war für ihn in Ordnung, solange ich am Ende Euch heiraten würde. Ich weiß Vater war nicht immer so irre, wie man behauptet. Er wollte einfach nur die Thronfolge sicher wissen."

„Verständlich, aber ich bin bereits Jaehaerys versprochen, was machen wir denn da? Wie konnte Vater ein ungeborenes Kind an Euch versprechen, wenn nicht klar war, welches Geschlecht es haben würde? Er hätte es wohl nicht geduldet, das Ihr einen Mann heiratet, oder täusche ich mich da in Vater?"

Jetzt lachte Rhaegar in meinem Kopf laut auf und bekam sich kaum noch ein. Es dauerte eine ganze Weile bis er sich beruhigt hatte.

„Da habt ihr wohl recht und ja er hätte es nicht geduldet", stimmte mir immer noch kichernd zu.

„Was anderes hätte ich auch nicht von einem König erwartet. Ihr etwa?"

„Nein absolut nicht. Ist Euer Berater bereits auf Winterfell eingetroffen?"

„Ja, Rhaegar. Ich schreibe morgen die Briefe und schicke ihn damit los. Die Briefe werden versiegelt sein. Daran werdet ihr erkennen können, ob jemand anderes als ihr, Kenntnis des Inhaltes erlangt hat. Ich freue mich darauf Euch und Dany bald persönlich kennenlernen zu können. Passt auf Euch auf."

„Das werde ich. Ihr aber auch."

„In Ordnung."

Visenya weckte mich am nächsten Morgen erfolgreich. Beim Frühstück traf ich auf Jon und er umsorgte mich mal wieder total. Das fiel sogar schon allen anderen auf.

„Na Jon, ihr mögt Lia wohl sehr", zog Vater Jon auf und dieser lächelte.

„Ja, sehr. Sie ist eine wunderschöne Frau und hat einen starken Charakter. Sie weiß was sie will und genau das schätze ich so an ihr..."

Diese Aussage brachte viele dazu zu kichern und begannen zu frühstücken. Ich wollte am Abend die Briefe schreiben und zuvor mit den Schriftkundigen, die sich inzwischen ausreichend ausgeruht und eingewöhnt hatten in die Kryptagewölbe von Winterfell. Vater wollte mich erst am Nachmittag trainieren und Ser Jaime wäre den gesamten Tag über bei mir, da er ja für meinen Schutz zuständig ist. Auch Vater, Jon und Onkel wären bei mir. Ich freute mich schon auf den Tag. Als alle da waren gingen wir runter in die Krypta und suchten nach dem Grundstein Winterfells.

Nach zwei Stunden rief Onkel: „Alle mal herhören. Ich habe den Grundstein gefunden."

Sofort eilten wir an seine Seite und tatsächlich hatte er den Grundstein gefunden.

„Sehr gut. Nun brauche ich hier viel Licht, um die Schriftzeichen auch sehen zu können", übernahm ich die Führung in diesem Vorhaben.

Rhaegar keuchte in meinem Kopf auf.

„Lia, die Schriftzeichen sind über achttausend Jahre alt. Sei vorsichtig beim Übersetzen, Kleine Schwester."

Auch Dany meldete sich zu Wort.

„Rhaegar hat Recht, Schwester. Denk fest an mich und fahre die Schriftzeichen nach einander nach, dann kann ich sie zeichnen und Drogo zeigen. Dann wird deine Übersetzung genauer."

Ich dachte fest an beide.

„Danke, ihr lieben. Das mache ich Dany. Sei nur sehr genau beim zeichnen."

„Also dies ist der erste Satz und bezieht sich auf die Errichtung der Eismauer und von Winterfell."

Ich fuhr Schriftzeichen für Schriftzeichen langsam nach und diktierte langsam den Text. In meinem Kopf nahm ich Dany wahr, das sie zustimmend vor sich her murmelte und die Schriftzeichen behutsam und sorgfältig zeichnete. Drogo sah sich alles an und klang lächelnd, als er Dany für ihre Zeichenkunst lobte. Als es Zeit für das Abendessen wurde brachen wir ab und markierten uns die Stelle, wo ich zuletzt gewesen war mit der Übersetzung.

Nach dem Essen, zog ich mich auf meine Gemächer zurück und schrieb alle Briefe, deren Inhalt ich hier nicht preisgeben möchte und versiegelte sie mit meinem persönlichen Siegel. Am nächsten Morgen war Tyrion Abreise breit. Am Tor von Winterfell überreichte ich ihm die Briefe und ein zusätzliches Schreiben, welches in Dothraki, Braavosi und Valyrisch verfasst war, welches Tyrion als meinen engsten Berater auswies.

„Ser Tyrion, hier die Briefe, die ich angekündigt hatte. Achtet gut darauf, das die Siegel unversehrt bleiben. Geht nach Witwenwacht. Dort liegt ein Braavosisches Schiff vor Anker. Jaqen hat es geschickt. Hier auch die Braavosi-Münze, die Euch die Hilfe, des Kapitäns sichert. Dieser ist angewiesen, die Münze nicht an sich zu nehmen. Sagt ihm Valar Morghulis. Seine Antwort muss Valar Dohaeris lauten. Ich habe Euch gelehrt, was diese Worte bedeuten. Seit ihr in Braavos angekommen geht zum Haus von Schwarz und weiß und gebt den Brief für Jaqen H'ghar ab. Danach sucht ihr das Lager der Dothraki auf. Ich habe Euch ein Schriftstück dazu vorbereitet, welches ihr vorzeigen könnt. Es weist Euch als meinen engsten Berater aus. Jaqen wird Euch im Lager der Dothraki aufsuchen. Dort werdet ihr von Khal Drogo und seiner Gemahlin empfangen. Gemeinsam mit Jaqen, Khal Drogo und Dany, der Gemahlin von Khal Drogo, kehrt ihr mit deren Armeen nach Westeros zurück. Gebt mir sehr gut auf die Khaleesi Acht. Sie trägt ein Kind in ihrem Leib. Passt gut auf euch auf und gute Reise."

Sanft umarmte ich ihn, was er nur zu gerne erwiderte.

Kap 22

„Das werde ich Herrin. Vielen Dank für diese Chance mich zu beweisen. Ich werde möglichst schnell zurück sein."

Mit diesen Worten ließ er mich los und umarmte seinen Bruder, welcher sehr traurig war, das Tyrion auf eine lange und zugegeben gefährliche Reise ging. Als die Brüder sich lösten, wurde Tyrion von jedem umarmt und man wünschte ihm eine gute Reise und sichere Heimkehr. Ser Jaime lehnte an meiner Schulter und verbarg so seine Tränen vor allen anderen. Als Tyrion außer Sichtweite war nahm Lady Stark Ser Jaime in die Arme.

„Lasst Eure Gefühle ruhig raus. Hier im Norden ist es ein Zeichen von Ehre und Stärke", erklärte sie ihm dazu.

Doch der tapfere Ritter konnte sich nicht dazu durchringen, dies auch zu tun.

„Lady Lia braucht meinen Schutz. Dazu bin ich hier und ich werde diese Pflicht erfüllen."

Jaime straffte die Schultern, als er den Rücken durchdrückte. So löste er sich von der Königin des Nordens.

„Vergebt mir, Euer Gnaden."

„Kein Grund sich zu Entschuldigen, Ser Jaime. Ich begrüße Euer Pflichtbewusst sein sehr. Dann geht und tut Eure Pflicht. Ich denke, das die junge Lady heute wieder in die Krypta will, um die gefundenen Texte, weiter zu übersetzen."

Er nickte und ich ging mit der gleichen Gruppe, wie schon am Vortag, tatsächlich in die Krypta. Wir fanden die Markierung schnell und entfernten sie wieder. Dann ging das Spiel von vorne los. Dies tat ich jeden Tag, bis ein Rabe eintraf, das ein Dornisches Schiff, im Hafen von Witwenwacht vor Anker liegt. Mir war klar, das nun der Abschied von Vater gekommen ist. Ein weiterer Rabe traf ein, das Ser Tyrion alle gefunden hat und gut angekommen ist. Er verkündete auch, das die Khaleesi ihr Baby bekommen hat. Nur einen Tag nach seiner Ankunft. Beide seien wohlauf und Drogo sei zwar furchteinflößend, aber dennoch sehr freundlich.

Sie wollen noch drei Tage warten, ehe sie sich auf den Weg nach Witwenwacht machen. Sofort berichtete ich Vater davon und er freute sich. Er versprach, Sonnspeer und Sternfall zu evakuieren mit ihren wertvollsten Besitztümern. Alles werde per Schiff hier her gebracht. Auch die Reise der beiden Herrscherhäuser werde per Schiff angetreten. Er versprach auch Dämmerung mitzubringen. Er werde vor Ort zu den Bannern rufen. Die Häuser Arryn, Tully und Tyrell seien informiert. Dort liefe bereits alles auf Hochtouren. Auch der Besuch dieser Häuser hier sei unvermeidlich, da auch diese evakuiert werden müssten, um dem Zorn von König Joffrey zu entgehen. Auch von dort würden die wertvollsten Besitztümer mit nach Winterfell gebracht. Dankbar umarmte ich Vater und Ser Jaime wusste wie er mich weiter auszubilden hat, an den Waffen. Damit verschwanden Vater und die tapferen Ritter, die mich schon hier gebracht hatten. Selbst die Kutsche Sternfalls begab sich auf die Reise. Sie würde zurückkehren.

Ich machte jeden zweiten Tag Ausflüge mit meiner Schimmelstute Dyamonya. Jedes Mal wurde ich von wenigen Rittern, darunter stets Ser Jaime, begleitet. Dyamonya freute sich jedes Mal, wenn ich sie besuchte. Sie wieherte und schnaubte. Ich ließ sie täglich putzen und ausreiten. Ich verbot dem Stallmeister sie zu verletzen, denn das würde ich als Hochverrat werten. Er habe dann die Wahl zwischen Feuer oder Blut. Feuer bedeutet in dem Fall, das er mit einer heißen Klinge eine Hand verliere und Blut wiederum bedeutet, das ich ihn enthaupten würde und zwar höchstpersönlich. Seitdem pflegte er Dyamonya besonders behutsam und wagte es nicht, sie verletzt oder lahmend von einem Ausritt heimzubringen. Er wusste ganz genau, welches Zeitfenster er für einen Ausritt zur Verfügung hatte.

Er hatte einen genauen Zeitplan, wann er sie zu füttern, zu putzen oder auszureiten hatte. Bisher hatte ich niemals Grund, mich zu beklagen oder ihn zu bestrafen. Dyamonya stand gut im Futter und hatte jetzt einen Termin beim Hufschmied. Ihre Hufe sollten nicht nur Eisen bekommen, sondern auch von einem Fachmann gepflegt werden. Auch ein Tierarzt sah regelmäßig nach ihr. Zurzeit ist Dyamonya trächtig und erwartet schon bald ihr Fohlen. Einer der Hengste aus Onkels Stall stand ihr immer zur Seite und war auch der Vater ihres Fohlens. Noch sieht man kaum, das meine Stute trächtig ist. Doch schon jetzt hatte ich die Pflegevorschriften erhöht und befohlen, das Dyamonya sehr sorgfältig beobachtet wird.

Das nicht gezögert wird, sollte etwas mit meiner Stute sein. Dann sollte sie so schnell, wie nur möglich, einen Arzt bekommen. Auch die Strafen für das Missachten dieser Vorgaben, habe ich drastisch verschärft, denn Dyamonya ist eine Dornische Stute. Sie ist sehr ausdauernd und wunderschön. In der Krypta lenkte ich mich von dem Vermissen meines Vaters erfolgreich ab, in dem ich weiter die Texte Übersetzte und die Symbole mit den Fingern nach fuhr.

Zwei Monate später...

Spät Nachts klopfte es hastig an meiner Tür und Visenya knurrte laut.

„Ruhe, Visenya. Wer ist da?"

„Hier spricht Jon. Komm schnell zu Dyamonya. Sie bekommt ihr Fohlen. Wir haben den Hengst von ihr getrennt, was gar nicht so leicht war. Wir mussten ihn an einem Halfter fixieren, damit er sich nicht verletzt und seine Box zerlegt."

„Ist gut. Gib mir einen Moment."

„In Ordnung."

So schnell ich konnte zog ich mich an und riss die Tür auf. Ich hatte vergessen, mir Schuhe anzuziehen oder einen Umhang umzulegen. Jon folgte mir mit beidem in der Hand. Kaum war ich draußen, hörte ich Dyamonyas gequältes Wiehern. Also rannte ich so schnell mich meine Füße trugen zu ihrer Box.

„Hey Dya. Ist ja gut. Ich bin hier und gehe erst, wenn dein Baby da ist, okay? Ich beschütze Euch."

Sanft sprach ich mit ihr, streichelte ihren Kopf, ließ sie an mir schnuppern und rieb ihr Fell sanft mit Stroh ab. 

Bringt eine Decke. Sie darf nicht auskühlen", sagte ich in den Raum hinein und irgendjemand gehorchte.

Der Tierarzt war auch schon da.

„Guten Morgen, Hoheit. Danke, das Ihr so schnell kommen konntet und verzeiht diese Störung, zu zugegebenermaßen so früher Stunde. Dyamonya hat seit ungefähr zwei Stunden „Wehen". Sie ist sehr unruhig und wollte immerzu sich erheben. Erst nach Eurer Ankunft, Hoheit, ist sie ruhiger und bleibt liegen. Wir haben sie schon in eine größere Box gebracht, damit sie hier problemlos ihr Fohlen gebären kann", erzählte er.

„Danke, Doktor. Wäre es möglich Dyamonya selbst entscheiden zu lassen, wie sie gebären möchte?"

„Hm, theoretisch ja. Dies würde mir das untersuchen von Dyamonyas Zustand jedoch erschweren."

„Bei den Dothraki verfolgt man den Ansatz, die Stute gewähren zu lassen. Allerdings wird streng auf die Sicherheit der Stute UND des Fohlens geachtet, denn für die Dothraki sind Pferde heilig. Diese sind der wertvollste Besitz der Dothraki und deshalb sehr kostbar. Ich wuchs in einem Dothrakischen Khalasar auf und habe hautnah erlebt, wie wichtig Pferde für die Khalasare sind. Ich lernte von ihnen eine Stute, die gebärt, gewähren zu lassen. Versuchen wir es bei Dyamonya. Sie stammt aus Dorne und ist für mich extrem kostbar. Deshalb bin ich auch so unglaublich streng, wenn es um Dyamonya geht."

Nachdenklich rieb der Tierarzt sich das mit Bartstoppeln übersäte Kinn.

„Hm, ja. Also gut. Probieren wir es. Gemeinsam entscheiden wir weiter. Je nach Situation und zu den Untersuchungen muss sie sich legen, weil es leichter ist, dann das Fohlen zu beurteilen."

„Die Lage des Fohlens kann nur festgestellt werden, wenn Dyamonya steht, da dann erst wird klar, ob Dyamonya ohne Hilfe gebären kann oder ob sie Hilfe brauchen wird. Ich habe gelernt, wie man Fohlen zur Welt holt. Lang leben die Dothraki", erzählte ich und der Arzt sah mich skeptisch an.

„Wird den Stuten der Bauch aufgeschnitten?"

„In der Regel Nein. Nur in extrem seltenen Fällen ist das sogar erforderlich, um beide zu retten. Denkt daran, was ich eben über den Wert der Pferde für die Dothraki sagte. Dazu brachen wir ein Narkosemittel, sonst stirbt das Tier vor Schmerz. Das kann nämlich dazu führen, dass das Herz stehen bleibt."

Tatsächlich erhob Dyamonya sich und lief einige Schritte umher. Vorsichtig tastete ich ihren Bauch ab und spürte, wie das Fohlen sich bewegte und goldrichtig lag, damit Dyamonya es allein schafft. Der Arzt bestätigte dies und nun hieß es warten. Es zog sich über Stunden hin und ich zog mir dann doch meine Schuhe an und legte den Umhang über meine Schultern. Plötzlich legte Dyamonya sich hin und wieherte laut vor Schmerz. Ich rieb ihr das Fell erneut mit Stroh ab und deckte sie sanft zu. Eine weitere Stunde verstrich. Dann erhob sie sich und es kam ein Fohlen zum Vorschein. Sofort kümmerte Dyamonya sich um ihr Baby.

„Niemand fasst das Fohlen an. Ich reibe es mit Stroh ab. Der Arzt bleibt, um beide zu beobachten. Ich sage Euch schon, wenn ihr das Fohlen streicheln dürft. Ich möchte das Fohlen, dem neugeborenen Sohn des Khals schenken, welcher uns hier helfen wird. Der Name des Jungen ist Rhaego."

Das Fohlen brauchte mehrere Versuche um auf den langen, wackeligen Beinen stehen zu können.

„Es ist ein Hengst", stellte der Tierarzt fest.

„Habt ihr einen Namen für ihn, Hoheit?"

„Ja. Er soll Shak heißen. Shak ist dothrakisch und bedeutet prächtig", erklärte ich und alle nickten anerkennend.

„Wenn man die Eltern von Shak sieht, dann ist es kein Wunder, das ihr ihn Shak getauft habt, Hoheit, denn er stammt von zwei prächtigen Pferden ab."

Behutsam rieb ich sein feuchtes Fell mit dem Stroh ab und achtete genau darauf, das ich ihn nicht berührte, da sonst die Gefahr besteht, das Dyamonya ihren Sohn nicht mehr annimmt. Shak schien es zu genießen, so umsorgt zu werden. Als ich fertig war streichelte ich Dyas Fell.

„Das hast du klasse gemacht, mein tapferes Mädchen. Kümmere dich gut um deinen Sohn."

Sie stupste mich in die Seite, als wolle sie sagen, das sie verstanden hat.

„Doktor, ich ziehe mich jetzt zurück. Vermeiden sie es auf jeden Fall das Fohlen zu berühren. Sonst nimmt Dya ihr Fohlen nicht mehr an und es verhungert. Wollen sie das? Hier folgender Befehl, welcher auch für das Stallpersonal gilt. Geschieht den beiden irgendetwas, oder berührt einer das Fohlen und Dyamonya nimmt es danach nicht mehr an, werde ich denjenigen mit Blut bestrafen, denn derjenige verliert gleich seinen Kopf. Es wird jetzt so etwa ein bis zwei Wochen dauern, bis Mutter und Kind sich ausreichend aneinander gewöhnt haben. Dyamonya wird erst mal im Stall bleiben. Sie soll sich erholen. Ich werde benachrichtigt, sollte etwas sein."

Alles verneigte sich und so ging ich in Begleitung von Jon wieder auf meine Gemächer.

„Ruht Euch aus, Lady Lia. Ihr seid sicherlich müde. Ich kümmere mich heute um Eure Pferde und Visenya. Ihr ruht euch aus, damit ihr nicht krank werdet", bat er und beschloss etwas.

„Danke, Jon. Denkt daran, das Fohlen nicht anfassen oder berühren. Das Leben von Shak hängt daran. Schließlich soll er einmal einem mächtigen Prinzen gehören."

Stunden später wurde ich wach, aber mir ging es nicht so toll, was ich mir vorerst nicht anmerken ließ. Doch spätestens als wir die Krypta verließen, konnte ich nicht mehr. Ich brach einfach zusammen und wir hatten höchstens zehn Prozent der Schriftzeichen erfolgreich übersetzt. In meinem Kopf schlug Rhaegar Alarm und so erfuhr ich, das sie bereits in See gestochen waren. Ich bekam nicht mit, das mich jemand trug, aber den Geruch kannte ich.

Ser Jaime. Ihn konnte ich stets um mich herum wahrnehmen. Er schien in einem Sessel am Kamin zu schlafen. Er bewachte mich offenbar rund um die Uhr. Gönnte sich keinerlei Ruhe. In meinem Kopf sprach ich mit Rhaegar.

„Was ist mit Euch los, Schwester?"

„Ich weiß es nicht. Mir ging es den Tag über nicht so gut und war doch den ganzen Tag über auf den Beinen. Meine Schimmelstute hat ihr Fohlen bekommen. Einen Hengst. Er ist für Rhaego und heißt Shak, was prächtig bedeutet."

„Ein kostbares Geschenk für einen so jungen Prinzen. Ich sorge mich um Euch. Wir sind noch etwa eine Woche von Witwenwacht entfernt. Aus Dorne trafen noch zahlreiche Schiffe ein und nahmen uns alle an Bord. Die Familien Sternfalls und Sonnspeers waren schon an Bord. Dazu viele Adelige, aus Rosengarten und Schnellwasser. Auch Schiffe unter deren Bannern sind bei uns. Es kommen eine ganze Menge Schiffe nach Witwenwacht. Inzwischen ist sogar Drachenstein verlassen. Dort werden die meisten Schiffe nach dem Entladen in Witwenwacht vor Anker gehen. Nur ein kleiner Teil der Schiffe bleibt in Witwenwacht. Wieder andere werden am Widdertor und vor Altenburg ankern. So haben wir vier Ankerplätze. Viele Schiffe aus Essos helfen bei der Überfahrt und kehren im Anschluss nach Essos zurück. Dany freut sich so sehr auf Euch und ich auch. Der Khal ist furchtbar nervös, Euch wiederzusehen. Er ist wie ein Vater, der sein verschollen geglaubtes Kind wiedersieht. Er plaudert über kaum noch ein anderes Thema. Das Thema das er noch öfter anspricht ist, seine Gemahlin und sein Kind. Er hat höchsten Respekt vor Dany und er liebt beide abgöttisch."

„Das ist schön das zu hören. Genau das wünschte ich mir für ihn. Eine Frau, die er lieben kann und die ihm eine Familie schenkt."

Vier Wochen später...

Ich bekam nicht mit, das Ser Tyrion wieder auf Winterfell war und Dany, Rhaegar, Rhaego sowie Drogo bei sich hatte. Selbst jetzt ließ Ser Jaime mich nicht aus den Augen, was ihm wohl richtig hoch angerechnet wurde. Erst als Drogo Medizin für mich machte, ging es mir tagtäglich besser. Ich schlug zwei Tage nach der Ankunft des Khals die Augen wieder auf. Ein reines Freudengeheul ertönte von überall. Ein ohrenbetäubendes „Schweigt" sorgte für Ruhe. Rickon lag schlafend neben mir.

„Hallo", brachte ich leise und rau hervor.

Es wurde von vielen erleichtert erwidert.

„Shak geht es gut. Der Arzt hat ihn inzwischen mehrfach untersucht und er entwickelt sich in der Tat prächtig. Auch Dyamonya geht es gut. Sie hat die Geburt sehr gut überstanden", informierte Onkel mich sanft.

„Das ist gut. Wo ist Rhaego? Wo ist Daenerys Sturmtochter und der Khal? Wo ist Jaqen? Wo ist Tyrion?", verlangte ich leise zu erfahren.

„Hier sind wir."

Das war eine sanfte Frauenstimme.

„Ich bin Daenerys Sturmtochter und das hier ist Rhaego."

Sie trat an mein Bett heran und zeigte mir ihr Baby.

„Ist der süß. Noch bin ich zu schwach um ihn zu halten, aber sobald ich gesund bin, möchte ich ihn auch einmal in meinen Armen wiegen, wenn ihr erlaubt."

„Aber natürlich. Kommt erst mal wieder zu Kräften." 

Kap 23

 Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis ich wieder ganz gesund war und der Khal damit begann mir täglich mehr zu erlauben. Inzwischen war ich immerhin kräftig genug, meinen Neffen in den Armen zu halten. Mit großen, dunklen Augen beobachtete er mich und begann damit Grimassen zu schneiden, was mich zu lautem Lachen veranlasste, bei dem viele mit einstimmten. Nach und nach lernte ich Dany und Jaqen immer besser kennen.

Ganz besonders Jaqen war damit beschäftigt, Ser Jaime abzulösen, damit auch dieser ausreichend Schlaf bekommt und genug isst oder trinkt. Im Moment hatte König Eddard den Befehl heraus gegeben, das Jaime frei hat und immer nur für maximal zwei Stunden, den kleinen Prinzen Rhaego beaufsichtigt. Sogar Drogo akzeptierte dies. Als er erfuhr, das die beiden Ritter an meiner Seite, also Tyrion und Jaime, Brüder sind, freundete er sich sogar mit Jaime an. Tyrion kam dazu und freute sich mich zu sehen.

„Herrin! Schön Euch zu sehen und mitzubekommen, das Eure Genesung gut voran schreitet. Ich habe Euch vermisst, als ich auf Reisen war. Vergebt mir, aber wen ich noch mehr als Euch vermisst habe, ist mein Bruder Jaime. Es tut gut wieder auf Winterfell zu sein."

„Hallo, Tyrion. Ich hoffe, die Reise war einigermaßen angenehm. Das glaube ich Euch sehr gerne und es gibt nichts zu verzeihen, da es nur normal ist den eigenen Bruder mehr zu vermissen, als die Dienstherrin. Ich bin hocherfreut, euch Wohlauf zu sehen", erwiderte ich und er verneigte sich vor mir.

„Ach Tyrion. Das werde ich Euch auch noch abgewöhnen. Vor einem König oder Fürsten akzeptiere ich das, aber nicht vor mir. Bei Jaime habe ich schon teilweise Erfolg ihm das abzugewöhnen. Zumindest unterlässt er es, wenn er mich hier in den Gemächern beschützt. Dafür bin ich Eurem Bruder für seinen unermüdlichen Einsatz zu tiefst dankbar. Habt ihr eine Idee für eine Belohnung, Eures Bruders. Dies hat er sich absolut verdient."

Tyrion verzog grübelnd das Gesicht.

„Hm, ja. Vielleicht habe ich eine Idee. Ich bespreche das mit dem König und dem Fürsten, welcher zurzeit, an Eurer Stelle täglich hilft, die Schriftzeichen zu übersetzen. Miss Missandei übersetzt, da der Khal noch nicht so gut die gemeine Zunge spricht. Auch hier übt er täglich mit mir. Aus irgendeinem Grund begann der Khal, während der Schiffsreise plötzlich damit mir zu vertrauen. Dies ist der Grund, warum ich ihm auch die gemeine Zunge beibringe. Er ist ein sehr begabter Schüler und wirklich gütig."

„Ja, das ist er."

„Als wir eintrafen und erfuhren, das ihr krank seid und immer noch nicht erwacht seid, seit eurem Zusammenbruch, war der Khal in allerhöchster Sorge um Euch. Er sandte sofort seine Krieger und einige Ritter aus, um Arzneipflanzen zu finden. Sie kehrten erfolgreich von ihrer Mission zurück und hatten soviel dabei, das er seither regelmäßig Arznei für Euch herstellt. Er kennt euch zu genau und weiß, wie viel er von welcher Pflanze nehmen muss, das es Euch zum einen hilft und zum anderen nicht belastet. Ihr glaubt gar nicht, wie erleichtert der Khal war, als ihr wach wurdet. Draußen vor Winterfells Toren stieß er ein Freudengeheul aus und tanzte, durch die eiskalte Nacht. Ich habe ihn selten so glücklich gesehen", erzählte Tyrion.

„Ja. Es ist schwer vorstellbar, bei einem Krieger wie ihm. Aber wenn er glücklich ist, ist man umso überraschter."

Drogo kam dazu.

„Hallo, Lia", dröhnte seine tiefe Stimme, leise durch den Raum und das in Dothraki.

Ich wählte für meine Antwort die gleiche Sprache.

„Hallo, Drogo. Wie geht es Euch? Ist alles mit Eurer Familie und dem Khalasar in Ordnung?"

„Ja, Lheesi."

Jon war ebenfalls dazu gekommen.

„Was heißt Lheesi?"

„Es... heißt... Prinzessin", erklärte Drogo brüchig in der gemeinen Zunge.

„Das Wort gefällt mir sehr gut", befand Jon und bei ihm war Visenya, die in letzter Zeit ordentlich gewachsen war.

„Hallo, Visenya. Mein Mädchen. Alles gut bei dir?"

Für den Khal übersetzte ich meine Bemerkung. Zur Antwort schleckte Visenya mich ab.

„Ja, dir geht es gut", stellte ich fest.

„Visenya hat Ser Jaime bei seinem Wachdienst, als ihr so krank wart, unterstützt und gemeinsam haben sie Euch beschützt. Mittlerweile darf der Ser Visenya sogar anfassen und wir haben ihn gelehrt, wie man den Wölfen richtig im Fell krault, ohne ihnen dabei weh zu tun", berichtete Robb, wie aus dem nichts.

Rhaego war schon länger mit Dany in den Gemächern der Familie verschwunden.

„Robb! Wie schön Euch zu sehen. Kommt her."

Sofort gehorchte er und schließlich konnte ich ihn umarmen. Dies sah Jaqen irgendwie gar nicht so gern. Wenn ich nur wüsste, was er hat! Aber zugegeben, ich mochte es auch nicht, wenn andere Frauen ihn umarmen. Bei Dany empfand ich es als völlig normal, da sie Geschwister sind. Ich durfte einige Tage später erstmals wieder aufstehen und wurde von Rhaegar, oder wie die meisten ihn kennen, Jaqen, herumgetragen. Ser Jaime und Visenya wichen uns dabei nicht von der Seite. Ich wollte wieder zu den Pferden und in die Krypta. Stets verweilte ich einige Minuten an den Statuen meiner Mutter und meiner Tante.

In Rhaegars Gesicht konnte ich die Trauer, um beide Frauen erkennen. Noch immer schien der Verlust von meiner Tante ihn zu quälen. Jon bemerkte nichts dergleichen. Eigentlich Schade, wo er doch Rhaegars Sohn ist. Aber er denkt ja das Rhaegar Jaqen ist. Das sollte ich so schnell wie möglich ändern. Am Abend, als ich wieder im Bett lag, sprach ich mit meinem Onkel darüber und er fand es gut, allen endlich reinen Wein einzuschenken, wie man so schön sagt. Dann hat auch offiziell die Lügerei für ihn ein Ende und sein Name wird endgültig reingewaschen. Jon hatte mir versichert, das er den Erbanspruch an Winterfell an Robb zurückgibt, sollte dieser das wollen. Ich wusste durch viele Gespräche mit Robb, das dieser genau das nicht will und es wohl somit ablehnen würde, dann fiele alles an seinen Bruder Bran, der noch unglücklicher darüber wäre. Tja und es bliebe ja noch, Rickon. Aber er wird erst vier!

Robb wusste ganz genau, das er keine Wahl haben würde, als diese Respektvolle Geste von Jon anzunehmen. Ich schaffte es nicht ganz Robb seine Bedenken zu nehmen. Drei Tage später war es soweit. Wir hatten alle im Burghof versammelt. Auch die Zeit unter Oberyns Schutz hatte dann ein Ende. Ich bekäme meinen Geburtsnamen zurück und somit würden tagtäglich irgendwelche Gefahren auf mich und Jon lauern, denen wir unter Umständen nicht gewachsen sein würden.

„Liebe Familie, Liebe Gäste...", begann Onkel zu sprechen.

Wir hatten aus allen wichtigen Burgen des Nordens Gäste hier.

„Heute ist ein wichtiger Tag für uns alle. Ich möchte Euch mehrere Personen vorstellen, die ihr vielleicht ganz anders kennt. Nun werden die wahren Identitäten preisgegeben. Zunächst einmal diesen jungen Mann hier. Ihr alle kennt ihn als Jon Stark. Es fließt tatsächlich Stark-Blut in ihm, aber nicht meines. Sondern das meiner Schwester Lyanna. Sie ist seine wahre Mutter. Sie bat mich im Sterben liegend ihn mit in den Norden zu nehmen und ihn wie meinen eigenen Sohn groß zu ziehen. Sie verblutete bei seiner Geburt. Catelyn, ich habe dich niemals betrogen. Verzeihst du mir diese Geheimniskrämerei? Sein wahrer Name ist Jaehaerys Targaryen und ist der Sohn von Rhaegar Targaryen, welcher meiner Schwester Lyanna heimlich geehelicht hatte."

Meine Tante sah Jon mit Tellergroßen Augen an.

„Jon", wisperte sie und öffnete zum ersten Mal ihre Arme weit für ihn.

„Verzeih mir, all die Jahre, in den ich dachte, ihr wäret Eddards unehelicher Sohn."

„Ja, Ich verzeihe Euch Tante."

Auch meine Cousinen und Cousins umarmten Jon und hießen ihn regelrecht willkommen. Doch dann endlich antwortete Tante Catelyn meinem Onkel.

„Ja, ich vergebe euch."

„Danke, Liebste. Nun zu dieser Dame. Ihr kennt sie als Lia Dayne-Martell. In Wahrheit aber ist sie Rhaelia Targaryen-Stark. Tochter von Aerys, dem zweiten und meiner zweiten Schwester Lyarra. Auch die zwei hatten heimlich geheiratet. Damit ist Rhaelia Jons, so wird wohl immer sein Spitzname lauten, Tante. Auch ihre Mutter verblutete, kurz nach ihrer Geburt. Rhaelia ist damit nicht mein Mündel, sondern meine Nichte. Alle anderen stellen sich selbst vor."

Allen klappte vor Überraschung die Kinnlade hinunter und schlossen sich nicht mehr.

Kap 24

 

„Prinz Oberyn, Lady Ashara Dayne und das Dothrakische Khalasar hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Rhaelia zu beschützen und sie zu einer Kriegerin zu erziehen. Dies ist allen beteiligten hervorragend gelungen", fügte Onkel noch an.

Dann entdeckte ich Lord Addam der direkt auf mich zu steuerte.

„Hallo, Prinzessin", lachte er mir entgegen.

„Hallo, Lord Addam."

Langsam ging ich auf ihn zu und umarmte ihn fest. Addam erwiderte dies nur zu gern.

„Ich habe Euch etwas mitgebracht!"

„So? Was denn, wenn ich fragen darf?"

Er lachte auf.

„Dann öffnet dieses Paket."

Sofort eilten Diener herbei, die das Paket festhielten und halfen es zu öffnen. Ich entnahm ihm Dämmerung.

„Ihr gebt mir wirklich Dämmerung?"

„Ja, das hatte ich euch eigentlich schon auf Sternfall übergeben, aber ihr lehntet ab. Nun könnt ihr nicht mehr ablehnen, denn ihr werdet es brauchen, wenn der Krieg kommt."

Theon kam zu mir und nahm die Scheide von Dämmerung fest in seine starken Hände. Ich zog das Schwert aus seiner Scheide hervor und ein lautes Raunen ging durch die Menge, der anwesenden Personen. Drogo ragte über den anderen auf und sah mich stolz an. Selbst seine anwesenden Blutreiter, sahen mich voller Respekt an. Die vier wussten wie gut ich kämpfen konnte. Ser Marryn und Lady Olaria kamen auch zu mir und verneigten sich vor mir.

„Hallo, Herrin", begrüßten sie mich.

Dämmerung kam an seinen Platz zurück und ich schnallte mir das Schwert um meine Hüfte. Niemand wagte es Dämmerung zu berühren und das freute mich sehr, das die Bewohner Winterfells genauso reagierten wie vor einiger Zeit die Bewohner von Sternfall. Als sich alles wieder beruhigt hatte, von dem Erstaunen, trat meine Schwester vor.

„Ich bin Daenerys „Sturmtochter" Targaryen. Das ist mein Gemahl. Khal Drogo und dies", sie zeigte auf das Baby in ihren Armen, „ist unser Sohn Rhaego. Rhaelia ist meine Schwester und Jon ist mein Neffe", endete sie und lächelte mich aufmunternd an.

Doch dann trat Rhaegar vor. Noch trug er die riesige Kapuze über dem Kopf, welches sein platinblondes Haar und die violetten Augen versteckte. Er hatte das Gesicht von Jaqen H'ghar für immer abgelegt.

„Mein Name ist Rhaegar Targaryen. Ich bin der Bruder von Rhaelia und Daenerys, Sturmtochter. Ich bin der Onkel von Rhaego und der Schwager von Khal Drogo. ABER ich bin der VATER von Jaehaerys „Jon" Targaryen."

Mit diesen Worten nahm Rhaegar seine Kapuze ab und das Haar ergoss sich in der Sonne schimmernd, über seine Schultern.

„IHR seid MEIN Vater?", brach es aus Jon vor Überraschung hervor, doch dann war er still.

„Ja, das bin ich."

„Rhaegar, seht. Jon denkt nach. Ich hatte ihm offenbart, wer seine Eltern sind. Bis gerade eben war er nicht überzeugt davon, das ihr lebt. Nun sieht er es mit eigenen Augen und braucht Zeit. Gewährt ihm das, bitte."

Rhaegar sah mich sanft an.

„Das werde ich, Schwester."

Damit nahm Rhaegar mich in den Arm, da ich immer noch nicht topfit war. Er hob mich einfach an und setzte mich auf den nächst besten Stuhl. Doch leider war es der Thron des Königs des Nordens. Ein empörtes Raunen ging durch die Menge. Onkel erhob die Stimme.

„Ruhe. Ihr müsst wissen das meine Nichte lange schwer krank war und noch immer nicht ganz bei Kräften ist. Desweiteren ist sie in der Tat eine Kronprinzessin. Sie wird eines Tages an der Seite ihres, ihr noch vor ihrer eigenen Geburt versprochenen Gemahls über ganz Westeros herrschen, während Jon zusammen mit Robb im Norden meine Nachfolge antreten wird, sobald ich zu alt geworden bin zum Herrschen. Dany wird mit Ihrer Familie über Drachenstein herrschen, anstelle ihres Sohnes. Sie wird Königinregentin sein auf Drachenstein, bis ihr Sohn alt genug ist, um selbst zu herrschen."

Irgendjemand rief, wem ich denn nun wirklich versprochen sei.

„Mir", antwortete Rhaegar.

„Mein Vater hat es vor seinem Tod so befohlen. Mein Vater befahl, sobald Rhaelia alt genug sei zum Vermählt werden, solle sie mich heiraten. Ich hatte keine Wahl, als dies zu akzeptieren, aber Rhaelia gehört in den Norden und ich mit ihr. Das bedeutet das ich Drachenstein übernehmen werde und Daenerys mit ihrer Familie in Königmund herrschen wird. Ich trete, wenn die Zeit reif ist, den Thron an sie ab."

Fassungslos sah ich Rhaegar an.

„Wieso? Ihr nehmt damit Eurem Sohn das Recht zu herrschen", platzte es aus mir heraus.

„Weil ich möchte, das er selbst über sein Schicksal bestimmen kann. Weil ich möchte, das er im Norden bleiben kann, wenn er dies wünscht. Ich möchte, das er frei ist. Nur in einem Punkt wird er nicht frei sein. Das ist die Ehe. Ich hatte Gelegenheit Lady Sansa kennenzulernen und sie wäre eine geeignete Gemahlin für meinen Sohn, weil sie sich kennen. Aber auch Lady Arya ist eine hervorragende Kandidatin als Gemahlin für Jon. Sie haben mehr Gemeinsamkeiten, als Sansa und Jon. König Eddard denkt in aller Ruhe darüber nach, welche Eurer Töchter eines Tages, wenn die Zeit reif ist, meinen Sohn ehelichen sollte."

Doch Onkel überraschte uns alle.

„Arya. In der Tat verbindet Jon und Arya mehr als bei Jon und Sansa. Ich habe Sansa gut im Blick und weiß einen geeigneten Gemahl für sie, der ebenfalls eine sanfte Natur hat und sehr gütig ist. Nämlich Prinz Trystane Martell."

Nun war ich wirklich verblüfft und grinste breit. Trystane ist wirklich gütig und doch dazu im Stande sie gebührend zu verteidigen, sollte es je notwendig werden. Sansa und Trystane lächelten sich an, was bei Sansa zu sofortigem Erröten führte. Selbst ein Blinder würde sehen, das sie in Trystane vernarrt ist und er in sie. Bei Jon und Arya zeichnete sich das gleiche Spiel in Grün ab. Ich verstand nun das Jon nie in mich verliebt gewesen war, sondern sich in der Rolle des Neffen gesehen hatte, der sich rührend um seine Tante kümmerte. Dies begriff auch Rhaegar. Aber noch etwas wurde Jon glasklar und er sah Rhaegar und mich groß an.

„Wenn ihr Lia heiratet, dann ist sie so was wie meine Mutter?"

„Vorm Gesetz?"

Rhaegar nickte.

„Ja. Sie ist dann Eure Stiefmutter und Tante zu gleichen Zeit. Verwirrend oder?"

Diesmal nickte Jon. Aber diese Sympathie zwischen Jon und Rhaegar kehrte zurück und wurde deutlich spürbar. Jetzt konnte man, wenn man die Wahrheit kannte, auch die Zusammenhänge herstellen und verstehen, warum sie sich so gut verstanden. Denn die naturgegebene Bindung zwischen Vater und Sohn. Nur leider bestand optisch kaum Ähnlichkeit zwischen beiden. Aber sah man sie kämpfen, wenn auch nur zu Trainingszwecken, dann sah man die Ähnlichkeiten überdeutlich. Ich hatte Ser Marryn, Oberyn und Drogo gebeten, Arya in die Kunst des Kampfes einzuweihen. Rhaegar begann auch damit Arya und mich zeitgleich auszubilden, als ich wieder topfit war. Jede Technik hat seine Herausforderungen und erweitert die eigenen Fähigkeiten.

Am nächsten Tag wurde damit begonnen, Arya die Grundlagen beizubringen. Drogo hatte wissen wollen, ob Arya Bogenschießen könne und sie bejahte. Arya nahm sich einen Bogen und drei Pfeile. Die Zielscheibe wurde eiligst aufgestellt und Arya versenkte alle Pfeile im Bullseye. Drogo war sehr beeindruckt.

„Ihr seid wie Lia, als sie noch in meinem Khalasar lebte. Sie hatte solange darum gebeten, das ich sie alles lehre, bis ich nachgab. Bis heute ist sie meine beste und einzige Schülerin. Sie zu toppen wird sehr schwer junge Lady. Als Lia begann das alles zu lernen, war sie jünger als euer kleinster Bruder. Sie war etwa eineinhalb Jahre alt. Sie war extrem fleißig und gab niemals auf. Werdet ihr aufgeben?"

Hastig schüttelte Arya den Kopf. Mit allen war Ser Jorah eingetroffen und übersetzte zwischen Arya und dem Khal hin und her. Ich hatte Onkel aufgehalten, als er Jorah ans Leder wollte. Rhaegar hatte gehört das Jorah unserer Schwester, als Leibwächter zur Seite gestanden hatte. Er hatte ihr einst das Leben gerettet, als sie schwanger gewesen war. Ein Weinhändler hatte sie vergiften wollen. So beschloss Rhaegar Jorah zu helfen, gegen einen Schwur. Jorah war zutiefst geehrt, dem wahren Thronerben von Westeros gegenüber zu stehen. Jorah leistete den Schwur und wurde im Gegenzug begnadigt und durfte in den Schoss seiner Familie zurückkehren.

Selbst Trystane schaffte es, Sansa davon zu überzeugen, das Kämpfen zu erlernen, in dem er einen kleinen, aber feinen Schachzug anwandte und gemeint hatte, das alle Prinzessinnen Dornes, die etwas auf sich halten würden, das Kämpfen erlernen.

Und sei es nur um ihre Kinder zu verteidigen. Auch ich nahm das Training wieder auf und beeindruckte alle damit, das ich sogar im Kleid kämpfen konnte. Ich half Sansa, wo ich nur konnte. Arya machte deutlich schneller Fortschritte, als Sansa.

Kap 25

 

Sansa tat sich wirklich schwer damit, das Kämpfen zu erlernen. In meinen Augen ist sie ein absolut hoffnungsloser Fall. Nur ihr Bruder Robb blieb ruhig und geduldig. Onkel sah ein, das er hätte viel früher damit beginnen müssen, alle Kinder gleichberechtigt auszubilden und zu erziehen.

Selbst Tante Catelyn versuchte sich im Training und war überraschend gut. Stolz zeichnete sich in dem Gesicht meines Onkels ab, genauso wie bedingungslose Liebe. Auch Rhaegar und ich kamen uns näher. Immer wieder suchte er meinen Blick, oder aber meine Nähe. Wir gingen oft in die Krypta, um beim Übersetzen der Texte zu helfen. Drogo war mit Feuereifer dabei, da er Textabschnitte gefunden hatte, die sich auf seine Vorfahren bezogen. Nun war er vollends davon überzeugt nach Westeros zu gehören und schloss eine Rückkehr nach Essos ins Dothrakische Meer aus. Höchstens mal um die Mutter aller Berge oder Vaes Dothrak zu besuchen, aber sonst? Nein, er wollte hier bleiben und mit ihm würde das Khalasar bleiben.

Rhaegar und ich gingen auch häufig mit meiner Wölfin in den Götterhain und ich lernte ihm zu vertrauen, was dann irgendwann in Liebe umschlug. Als Sansa mitbekam das selbst ihre Mutter besser war, als sie begann sie sich endlich zu konzentrieren. Zeitgleich wurden meine Träume immer schlimmer und ich spürte das der Krieg unausweichlich sein würde. Auch Daenerys, Jon und Rhaegar träumten immer intensiver. Wir wussten was uns bevorstehen würde und das viele unserer Verbündeten, diesen Krieg nicht überleben würden. Nur ein Verbündeter fehlte uns noch. Nämlich der König jenseits der Mauer.

Vier Wochen später machte ich mich mit einigen Rittern, darunter auch Tyrion und Jaime, Drogo, Jorah, Jon und Rhaegar auf den Weg zum Königintor. Ich durfte eines der Pferde von Drogo reiten. Dyamonya blieb auf Winterfell bei ihrem Fohlen Shak. Er hatte sich prächtig entwickelt. Nur einen Tag vor unserer Abreise rief ich Drogo, Dany, Rhaegar, Jon mit Rhaego zu mir.

„Was hast du vor?", fragte Dany mich.

„Wird noch nicht verraten, Schwesterchen. Folgt mir doch einfach. Dann werdet ihr es erfahren."

Wir gingen in die Stallungen Winterfells und Dyamonya wieherte laut und freudig auf, als sie mich witterte. Ich eilte an ihre Seite und berührte ihre warmen, weichen Nüstern. Sie sah großartig aus. Ihr Fell glänzte, genau wie ihre Augen und langsam kam Shak zum Vorschein. Drogo hob mich sanft an und setzte mich auf den Rand der Box. Dya wich langsam zurück als würde sie ahnen, was ich vorhabe. Als ich das weiche Stroh unter meinen Schuhen vernahm, ging ich langsam zu Shak, der erst scheu war und versuchte sich hinter seiner Mutter zu verstecken. Doch nicht mit Dya.

Sie ging langsam hinter Shak und schmiegte sich dann an ihn, als wolle sie ihn präsentieren, getreu dem Motto:

„Seht her, was für einen prächtigen Sohn ich habe."

Shak kam auf mich zu und schnupperte an mir. Ich ließ es geduldig geschehen, da ich wusste er würde meinen Geruch wiedererkennen, aus der Nacht seiner Geburt.

„Hallo Shak. Ihr seid wahrlich ein prächtiger und ihr gedeiht gut."

Sanft streichelte ich seine Nüstern und ging ihm durch die Mähne. Setzte meinen Weg zu seinem Fell fort.

„Dany, Drogo! Das ist Shak. Er ist jetzt etwas über vier Wochen alt. Dyamonya ist seine Mutter und stammt aus Dorne und neben an, der Hengst, der jetzt seinen Kopf zu den beiden in die Box hält, ist King. Er gehört meinem Onkel. Er ist Shaks Vater. Shak bedeutet Prächtig, Dany. Ich schenke Shak Rhaego. Ein prächtiger Hengst für einen künftig sehr mächtigen Prinzen. Seid ihr mit diesem Geschenk zu Ehren von Rhaegos Geburt einverstanden?", wollte ich wissen und erklärte einiges. Dany sah mich verblüfft an.

„Ihr wollt diesen wunderschönen Hengst meinem Sohn schenken? Und keine Gegenleistung?", rutschte es ihr überrascht heraus.

„Warum sollte ich eine Gegenleistung wollen? Nein. Ich wuchs bei Drogo auf. Er ist mir ein Vater. Ihr seid meine Schwester und Rhaego ist mein Neffe. Und ja ich schenke ihm Shak. Jeder Dothraki braucht ein prächtiges Pferd. Gebt mir mal Rhaego, bitte. Je früher Shak sich an den Geruch seines künftigen Herren gewöhnt, desto besser."

Drogo gab mir meinen Neffen behutsam in die Arme. Sofort war Shaks Neugier geweckt. Ich hielt Rhaego so das ich mit seiner kleinen Hand über Shaks Fell streichen konnte und Rhaego dabei helfen konnte, die unglaublich weichen Nüstern seines Hengstes zu streicheln. Zu meiner Überraschung ließ Shak sich das gefallen und schien dies zu genießen. Rhaego tat ihm auch nicht weh oder versuchte zu kneifen, wobei diese Phase noch kommen könnte. Vorsichtig kamen auch alle anderen in die Box und bestaunten das Fohlen und seine Eltern. Shak schnupperte interessiert an meinem Neffen und stupste mit seinen Nüstern den winzigen Fuß Rhaegos an. Dieser schnitt darauf hin Grimassen, als gefiele ihm das.

Selbst Dyamonya und King waren sehr an meinem Neffen interessiert und beschnupperten ihn ausgiebig. Drogo sah mich sehr stolz an.

„Ihr habt ein wunderschönes Fohlen für meinen Sohn ausgewählt, Lheesi. Danke."

„Gern geschehen. Habe ich doch gerne gemacht!"

Nur einen Tag später ging es früh morgens los zum Königintor und wir hatten, als ich beschloss mit einer kleinen Begleitgruppe zur Mauer zu reisen, einen Raben zum König jenseits der Mauer los geschickt. Die Antwort war schnell da gewesen. Wir wurden also am Königintor von diesem König erwartet. Er war mit seiner kompletten Armee dahin gekommen. Nach einem anstrengenden Tagesritt trafen wir müde am Königintor ein und wurden bereits erwartet, vom Lord Kommandanten der Schwarzen Festung.

„Guten Abend, Hoheit. Ich hoffe, eure Reise war angenehm. Ich bin Joer Mormont. Ich befehlige die Schwarze Festung!"

Sofort eilten einige der Brüder auf mich zu und hielten mein Pferd bei den Zügeln und boten mir Hilfe an. Dankend nahm ich diese an und mir wurde ganz sanft vom Pferd geholfen. Meine Begleiter beobachteten alles aufmerksam, da ich die einzige Frau in der Gruppe war. Kommandant Mormont gab mir höflich die Hand.

„Noch einmal Willkommen"

„Danke, Lord Kommandant. Darf ich Euch mit meiner Reisegruppe bekannt machen?"

„Selbstverständlich."

„Ich bin Rhaelia Targaryen-Stark, die Kronprinzessin von Westeros. Ich bin die älteste Tochter von Aerys, dem Zweiten."

Verblüffung stand in seinem Gesicht. Ich wandte mich zu meiner Gruppe um und befahl in zwei Sprachen:

„Absitzen"

Sofort leistete man diesem Befehl folge.

„Ich wünschte mir wirklich auch die Natur gegebene Autorität zu besitzen. Ein wunderschönes Zierschwert habt ihr da, Hoheit."

„Das ist Dämmerung. Das Ahnenschwert des Hauses Dayne zu Sternfall. Es ist echt und ich kann es sogar im Kleid führen."

Einige der Brüder lachten auf, doch ich zog das Schwert und hielt es dem erstbesten Bruder innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde an die edelsten Teile eines Mannes.

„Seid ihr interessiert daran, das Schwert tief in Euren Gedärmen zu spüren?", fragte ich böse grinsend.

„Nein, Euer Gnaden", antwortete der betroffene Bruder sofort und riskierte einen vorsichtigen Blick in Richtung Schwertspitze.

Er schluckte laut.

„Mir ist egal, wer es ist. Wer über mich lacht, bezahlt es mit seinem eigenen Blut, verstanden? Ich enthaupte denjenigen höchst persönlich", verkündete ich drohend.

Alle anwesenden Brüder der Nachtwache und selbst der Lord Kommandant zuckten zusammen.

Kap 26

 „Wie ihr befiehlt."

„Kommen wir also endlich mal zu der Vorstellung meiner Reisegruppe", lenkte ich die Aufmerksamkeit erneut auf die anwesenden Männer.

Drogo grinste stolz. Auch Rhaegar trug den Stolz zur Schau. Auch bei Tyrion, Jaime, Jorah und Jon zeigte sich der Stolz in ihren Gesichtern.

„Dies, werter Lord Kommandant, ist mein Ziehvater und Schwager Khal Drogo. Ich werde übersetzen müssen, da er erst die gemeine Zunge lernt. Der Khal ist mit meiner Schwester vermählt. Beide haben einen etwa zwei Monate alten Sohn zusammen", erklärte ich und übersetzte sogleich für Drogo.

Drogo wurde höflich begrüßt und ich erklärte Drogo eine Menge in seiner Sprache. Drogo versuchte sich selbst an einer Antwort.

„Danke, Lord Mormont."

Ich lobte Drogo dafür und es war sogar richtig gewesen.

„Das habt ihr sehr gut gemacht", lobte der Lord Kommandant Drogo.

Dieser errötete dann doch etwas, was sehr schwer unter seiner goldbraunen Haut zu sehen war. Dann sah der Lord Kommandant Jorah.

„Jorah, mein Sohn."

Schon fielen die beiden sich in die Arme und drückten sich fleißig. Ich erklärte Drogo, was gerade passierte und er wandte sich an die beiden. Leider in Dothraki. Jorah übersetzte zu meiner Überraschung sehr flüssig.

„Vater, der Fürst sagt, ich sei ein Held..."

Jorah war gezwungen, die Worte Drogos weiter zu übersetzen.

„Ihr habt seine Gemahlin und das Kind gerettet, mein Sohn. Natürlich seid ihr ein Held. Ihr habt die Schwester und den Neffen der Kronprinzessin beschützt."

Nun verstummte Jorah in seinem kleinen bescheidenen Protestanfall. Jorah wandte sich an mich.

„Euer Gnaden, möchtet ihr weiter vorstellen oder gestattet ihr mir die Fortsetzung?"

„Nur zu Ser. Stellt Eurem Vater, die übrigen Begleiter vor."

Jorah verneigte sich und begann.

„Vater, dies sind Ser Jaime und Ser Tyrion Lannister. Tyrion ist der engste Berater der Kronprinzessin. Jaime ist ihr Beschützer. Dies ist Jaehaerys >Jon< Targaryen und ist der Neffe der Kronprinzessin. Vater, dies ist Rhaegar Targaryen, der wahre König von Westeros. Er wird Rhaelias Gemahl und ist Jons Vater."

Als Rhaegars Name fiel kniete sich die Bruderschaft hin und der Lord Kommandant sah ihn mit Tellergroßen Augen an.

„Ihr seid es wirklich, mein König."

Mit diesen Worten kniete sich auch der Kommandant nieder und alle warteten auf erlösende Worte meines Bruders.

„Erhebt Euch, tapfere Bruderschaft."

Sofort gehorchten sie ihm und der alte Lord Kommandant erhob sich nur schwer. Rhaegar half ihm und sofort wurde der Kommandant erneut unterwürfig.

„Habt Dank, mein König."

Rhaegar lächelte gütig.

„Nicht dafür, Lord Mormont. Ich habe Euch zu danken", antwortete Rhaegar sanft.

„Wofür?", rutschte es dem alten Lord heraus.

„Das Ihr den Norden beschützt und bereit seid Euer Leben dafür zu geben. Aber ich könnte einen weisen Lord in meinen Reihen gebrauchen, wenn die Armee des Todes hier aufmarschiert. Deshalb wünsche ich Eure Anwesenheit, wenn wir den König des Nordens treffen. Keine Sorge. Er ist bereits am Königintor. Wir treffen ihn morgen. Begleitet bitte meine künftige Gemahlin in eines der Gemächer der Festung, das intakt ist. Und ja wir haben eine große Armee, welche Euch hier unterstützen kann. Wir werden die anderen verlassenen Festungen reparieren und besetzen. Rhaelia wird diese Armee befehligen mit meiner Erlaubnis und wie ihr bereits erlebt habt, wird sie ihre Sache gut machen."

Dem alten Lord klappte der Mund auf. 

„Also übernehmt ihr auch das Kommando der Schwarzen Festung?", wollte er wissen.

„Nein, Mylord. Ihr befehligt diese Festung weiterhin, in Rücksprache mit uns. Damit wir informiert sind, was in der Schwarzen Festung vor sich geht", fügte ich an.

Rhaegar lächelte.

„Ganz genau. Und dies ist ein endgültiger Befehl. Rhaelia und ich sind auf Winterfell. Wenn etwas sein sollte schickt einen Raben oder einen Boten. Jemanden auf den ihr Euch verlassen könnt und der loyal zu Euch steht. Alles andere werden wir hart bestrafen."

„Ja, mein König."

Damit wandte sich der alte Lord an mich.

„Euer Gnaden? Wenn ihr mir bitte folgen wollt."

Lord Mormont bot mir den Arm an und Jorah folgte uns. Ebenso Jaime und Tyrion, nachdem Rhaegar es gestattet hatte.

„Die Pferde werden nun versorgt und Eure Majestät wird in Kürze zu Euch kommen, meine Königin", erklärte der Lord mir und lächelte.

Dies erwiderte ich.

„Habt Dank, Mylord. Rhaegars Angebot ist wirklich großzügig und gütig zugleich. Verärgert ihn und ich bestrafe all jene, die zu seinem Zorn beigetragen haben."

Dämmerung befand sich wieder in der Scheide an meiner Hüfte. Nur einige Momente später öffnete der Lord Kommandant mein Gemach.

„Das ist das Gemach der Königin, nach der diese Festung benannt wurde", erklärt er dazu und lässt mich eintreten.

„Danke, Mylord. Ich wünsche nun meinen künftigen Gemahl zu sehen."

„Natürlich, Euer Gnaden. Ich werde es ihm mitteilen und Wachen aufstellen."

„Gut. Sagt Euren Wachen, das wenn sie sich unseren Befehlen widersetzen ihr Blut fließen wird, da es Hochverrat am König und mir ist. Hochverrat wird mit dem Tode bestraft."

„Wie ihr befiehlt, Euer Gnaden."

Schon ließ er mich allein. Visenya ist mit uns zum Königintor gereist und befindet sich zusammen mit Geist bei Jon. Ich setzte mich auf das Bett und legte mir ein Fell über die Oberschenkel, als es klopfte.

„Herein", rief ich und die Tür öffnet sich.

„Willkommen, Euer Gnaden. Ich bin Pyp und als Euer Diener auserkoren worden. Natürlich werde ich auch Euren Begleitern und dem König zu Diensten sein."

Mit diesen Worten betrat der junge Mann mein Gemach und verbeugte sich tief vor mir. Er verharrte in dieser Position.

„Erhebt Euch, Pyp. Macht doch bitte ein Feuer im Kamin und bringt mir meine Wölfin."

Sofort gehorchte er mir und feuerte den Kamin an.

„Euer Gnaden, ich befürchte das Eure Wölfin mir nicht gehorchen wird. Gibt es jemanden den ich um Hilfe bitten kann?" „Ja. Meinen Neffen Jon. Er hat einen Albinowolf bei sich. Daran erkennt ihr ihn. Seid aber vorsichtig. Die Wölfe sind gnadenlos, wenn sie glauben, ihr wolltet uns schaden. Die Wölfe werden nicht zögern und Euch töten."

„Danke, Euer Gnaden. Ich werde mich sofort auf die Suche nach Eurem Neffen machen."

„Dann geht und erfüllt Eure Aufgabe."

Hastig nickte er.

„Ach Pyp?"

„Ja, Euer Gnaden?"

„Danke, für das Kamin anfeuern."

Ich lächelte ihn an und er verbeugte sich.

„Das war mir ein Vergnügen."

Damit verschwand er und ließ dadurch Rhaegar herein.

„Mein König", kam es hastig von Pyp und erneut verbeugte er sich.

Diesmal aber vor Rhaegar.

„Erhebt Euch. Was ist Eure Aufgabe?"

„Euer Gnaden wünscht ihre Wölfin zu sehen und ihr Neffe Jon könne mir helfen, das die Wölfin der Königin mir gehorcht."

„Gut. Sagt meinem Sohn das ich sehen möchte. Er hat einen Albinowolf."

Pyp riss die Augen auf.

„Soll das heißen das Ihr und Euer Gnaden Geschwister seid?"

„Ja, das heißt es. Unser Vater befahl Rhaegar, noch vor meiner Geburt, mich eines Tages zu seiner Frau zu nehmen. Glaubt ja nicht, das Rhaegar eine Wahl hatte. Genau die hatte er nicht und ich auch nicht. Ich wünsche Ser Jaime vor meinen Gemächern. Er soll die erste Wache übernehmen. Und Ser Tyrion soll sich ausruhen. Genau wie alle anderen auch. Feuert bitte alle Kamine in dieser Festung an. Und nach dem Gespräch mit Jon, wünsche ich zu speisen."

„Ja, Euer Gnaden."

Damit ging Pyp endgültig und Rhaegar lächelte mich sanft an.

„Ihr seid unglaublich, Liebste Schwester. Eure Natürliche Autorität ist bewundernswert. Das schaffe nicht einmal ich."

„Doch, Bruder. Ihr müsst Euch nur gut konzentrieren und weise überlegen, was ihr gerade wollt. Mit ein wenig Übung werdet auch ihr das hinbekommen, denn in uns fließt das Blut von Königen."

Kap 27

 Rhaegar nickte und schloss mich sanft in seine starken Arme. Ich erwiderte dies sofort. Noch immer verstand ich überhaupt nicht, was dieses Kribbeln im Bauch zu bedeuten hat. Oder die feuchten Hände und die weichen Knie. Auch das ich dauernd an Rhaegar dachte. Mir war einfach nicht bewusst, was dies bedeuten könnte. Kurz darauf klopfte es erneut und ich löste mich sanft von Rhaegar, sah ihn entschuldigend an.

„Herein", rief ich und Ser Jaime betrat mein Gemach.

„Herrin, Pyp ist mit Jon und den Wölfen da. Tyrion hat sich bereits auf seine Gemächer zurück gezogen und wünscht zu ruhen."

„Danke, Ser Jaime. Ich wünsche, das Ihr die erste Wache übernehmt vor meinen Gemächern in der Nacht. Keine Sorge. Visenya wird Euch unterstützen. Ihr kennt einander recht gut aus der Zeit als ich so krank war. Habe ich recht, Ser?"

„Ja, Herrin. Visenya ist großartig und brav. Aber wehe demjenigen der Euch angreift. Den tötet sie schneller, als ich es je könnte."

Ich lachte auf.

„Wie Recht ihr doch habt."

Damit trat Jaime zur Seite und ließ Jon und Pyp herein. Geist und Visenya stürmten auf mich zu und wollten hinter den Ohren gekrault werden. Diesen Gefallen tat ich den Beiden nur zu gerne. Pyp räusperte sich.

„Euer Gnaden, Mein König. Wie befohlen habe ich Euren Neffen und Sohn bei mir. Wenn ihr gestattet, würde ich mich nun daran machen, die Kamine anzufeuern und Speisen servieren zu lassen."

„Danke, Pyp. Ihr könnt gehen."

„Danke."

Schon verschwand er zusammen mit Jaime.

„Was gibt es so wichtiges, Lia?", fragte Jon mich sanft.

„Nun ihr solltet Pyp helfen mir Visenya zu bringen. Aber was Euer Vater mit Euch zu besprechen wünscht, weiß ich leider nicht."

Jon nickte und wandte sich Rhaegar zu.

„Komm her mein Sohn und setz dich."

Irritiert über die Wortwahl verzog Jon das Gesicht und gehorchte dennoch.

„Ihr wisst ja, das ihr mein Sohn seid, deshalb wollte ich Euch von Euer Mutter erzählen. Wisst Ihr wie ich sie kennengelernt habe?"

Jon überlegte und begann zu erzählen, was immer berichtet wurde.

„Ja, das ist so weit richtig. Das Turnier auf Harrenhal. Dort sah ich sie das erste Mal und sie war eine unglaubliche Schönheit, weshalb ich sie zur Königin der Blumen und der Schönheit aus erkor. Ich überreichte ihr blaue Winterrosen. Die liebte Eure Mutter sehr. Ein Jahr später brannten wir zusammen durch und ich schwöre bei allem was mir heilig ist, ich habe Eure Mutter niemals entführt oder gar vergewaltigt. Wir heirateten heimlich auf dem Weg nach Dorne. Ganz in der Nähe von Harrenhal. Ich wollte das unsere gemeinsamen Kinder erbberechtigt sind und einen legalen Anspruch auf den Eisernen Thron haben. Als Eure Mutter Euch unter dem Herzen trug wurde ich nach Königmund zurückberufen und damit beauftragt auch Eure Tante, Rhaelias Mutter, nach Dorne zu bringen. Auch sie trug ein Kind unterm Herzen. Mein Vater hatte Lyarra ebenfalls auf Harrenhal erstmals getroffen und sich sofort in diese wunderschöne junge Frau verliebt. Als ich mit Lyarra im Turm der Freude eintraf, hatte ich die drei treuesten Ritter der Königsgarde bei mir. Ursprünglich waren es vier gewesen, aber den vierten verloren wir an ein Fieber. Also ließen wir seinen Leichnam in Leichentücher wickeln und sandten ihn mit Boten heimwärts. Zu seinem Haus, aus dem er stammte. Dort wurde er ehrenvoll bestattet. Ich hatte einen Brief mitgeschickt und seiner Familie mitgeteilt, das er an einem Fieber gestorben war und er der Königsgarde sehr viel Ehre gemacht hatte. Die anderen drei Ritter blieben unerschütterlich an meiner Seite. Sie beschützten zusammen mit mir Eure Mütter. Doch dann brach die Rebellion aus und Vater schickte mich an den Trident, wo ich schwer verwundet wurde und bewusstlos den Fluss abwärts trieb. Man fand mich, pflegte mich gesund und ich ging nach Essos, da man mich hier für tot hielt. Ich erfuhr noch das Vater tot sei und Mutter auf Drachenstein sei. Ich erfuhr auch das man Elia und meine zwei erstgeborenen Kinder Rhaenys und Aegon getötet hatte. Erst hat man meine Kinder getötet und dann Elia vergewaltigt, ehe man sie umbrachte..."

Rhaegar unterbrach sich und rieb sich über die Augen.

„... Ich erfuhr auch noch das im Turm der Freude zwei Kinder kurz nacheinander geboren worden waren und die Ritter der Königsgarde in einem Kampf getötet worden waren. Mein Herz trauerte um all diese Menschen. Als ich die Nachricht erhielt das Mutter tot sei und man mit Daenerys und Viserys flüchten musste um sie zu beschützen, wusste ich das ich niemals aufgeben würde meine Familie wieder zu vereinen. Dies ist mir nun gelungen und ich bin ein sehr glücklicher Mann. Eure Mütter waren in der Tat von erlesener Schönheit. Jon seht Rhaelia an und ihr wisst was ich meine. Sie sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich. Aber auch Ihr Jon habt viel von Eurer Mutter. Euer Haar beispielsweise. Euer Temperament und Eure Feinfühligkeit. Ihr habt einen Kampfstil, wie ich ihn auch habe und dies wird Euch immer als meinen Sohn bestätigen. Seid ihr einverstanden, wenn ich Rhaelia eheliche, wie es mein Vater gewollt hat? Oder wollt ihr an Eurer Verlobung festhalten?"

„Ich habe nichts dagegen, aber zum Schein und zum Schutz Rhaelias würde ich gern daran festhalten wollen. Bis sie älter ist und selbst entscheidet, wen von uns beiden sie ehelichen möchte. Ich glaube, das ist das beste für sie und nichts anderes möchte ich. Sie bedeutet mir so unendlich viel. Sie ist für mich eingestanden, als ich es manchmal nicht selbst konnte. Sie lehrte mich, das es keine Schande ist sich zu wehren und für andere einzustehen. Lia brachte mir bei, das es Ehrenhaft sei, anderen zu helfen und für andere da zu sein. Wie ihr merkt, verdanke ich ihr eine ganze Menge. Deshalb möchte ich das Rhaelia eines Tages selbst entscheidet, wen von uns sie zum Gemahl möchte."

Rhaegar hatte ihm aufmerksam zugehört und sich in meinem Kopf die dazugehörenden Bilder angeguckt. Nun verstand er das ganze viel besser und lächelte Jon an.

„So sei es. Ich denke wenn die Zeit reif ist, wird Rhaelia uns wissen lassen, wen sie zu heiraten wünscht. Lasst ihr mich ein wenig mit Lia allein, mein Sohn?"

„Ja. Tut ihr weh und ich tue Euch weh. Mir ist egal, ob ihr mein Vater seid oder nicht. Es geht nur um Rhaelias Sicherheit."

Rhaegar nickte beeindruckt und umarmte Jon fest. Als die Männer einander freigaben, wurde ich auch sanft gedrückt. Ich erwiderte dies natürlich und gab Jon einen Kuss auf die Stirn.

Errötend ließ Jon von mir ab und rief: „Komm Geist. Wir holen Euch beide später zum Essen."

Wir nickten und Jon ließ uns allein. Visenya lag inzwischen neben dem Bett und Rhaegar sah mich intensiv an.

„Was ist los?", wollte ich natürlich wissen.

Sanft umarmte er mich und zog mich auf seinen Schoss.

„Lia, ich...", brach Rhaegar seinen begonnen Satz ab.

„Sieh mich an, Bruder!"

Sofort gehorchte er mir und ich bekam fast schon Angst vor dieser von den Göttern gegebene Autorität.

„Atme langsam und ruhig weiter. Dann sag es mir."

Er nickte und versuchte meinen Anweisungen zu folgen. Es klappte nicht und ich zog ihm die Rüstung aus. Dann legte ich meine Hand auf seine breite, muskulöse Brust.

„Versuch es noch einmal. Atme gegen meine Hand."

Dieses Mal klappte es und er wurde ruhiger.

„Lia, ich liebe Euch!", platzte es aus ihm hervor und mir klappte der Mund auf.

„Habt ihr ein Kribbeln im Bauch? Feuchte Hände? Weiche Knie? Könnt nicht aufhören an den anderen zu denken? Herzklopfen?"

Alles konnte ich bejahen.

„Wer ist es bei Euch?", wollte er wissen.

„Ihr, Bruder!", gestand ich leise und senkte den Blick.

Doch nicht mit meinem großen Bruder.

„Ehrlich?"

„Ja."

Da hob er meinen Kopf zu sich empor und strahlte mich an und zog mich erst recht an seine Brust, die ja nun nicht mehr von der Rüstung umgeben war. Plötzlich löste er sich leicht von mir und sah mir fest in die Augen, kam mir immer näher bis sich unsere Lippen ganz leicht berührten. Ein Stromschlag durchfuhr uns beide, der uns auseinander fahren ließ. Und doch strahlten wir uns an.

„Das war mein erster Kuss", gestand ich leise.

Nun war Rhaegar verblüfft.

„Dann werde ich noch vorsichtiger sein. Denn nun ist es wichtig, das ihr lernt mir zu vertrauen. Denn ich möchte erreichen, das ihr lernt das die Liebe nichts schlechtes, verdorbenes oder gar böses ist. Im Gegenteil. Die Liebe ist rein, gut und sehr wichtig."

Ich half ihm wieder in die Rüstung.

„Wo habt ihr das gelernt? Wie man Rüstungen anlegt oder auch entfernt."

„Auf Sternfall. Da waren immer wieder Ritter, die nach ungebührlichem Benehmen verletzt zurückkehrten und die Hilfe eines Maesters brauchten. Also lernte ich, wie man Rüstungen entfernt. Oder auch wie man dabei behilflich ist, eine Rüstung anzulegen", erklärte ich und Rhaegar schmunzelte.

„Schlägereien sind für dich ungebührliches Benehmen?"

„Ähm ja. Es bringt doch keine Ehre, nur Verletzungen. Je nach schwere der Verletzungen kann der betroffene Ritter sogar sterben, ohne seinem Haus Ehre gemacht zu haben, richtig?"

Nun begriff Rhaegar meine Denkweise und nickte.

„Ja, das ist wahr. Aber manchmal kommt das vor das es bei einer Schlägerei um die Ehre der eigenen Gemahlin und Familie geht. Die wird dann verteidigt. Oder der Ritter verteidigt damit, die Ehre seiner Dienstherren. Dann ist es sehr wohl Ehrenvoll."

„Hm, gut möglich. Aber die Gefahr ist zu hoch, verletzt zu werden und zu sterben."

Drei Stunden später waren wir vom Essen zurück und ich half Rhaegar endgültig aus der Rüstung und das obwohl Ser Jaime dafür zuständig war. Also halfen wir gemeinsam.

„Ihr überrascht mich sehr, Herrin. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, das ihr wisst wie man eine Rüstung entfernt. Dann wisst ihr bestimmt auch, wie man eine Rüstung anlegt, nicht wahr."

„Ja, Ser Jaime. Auf Sternfall lernte ich dies."

Ich berichtete ihm alles, was ich auch schon Rhaegar berichtet hatte und mein Ritter staunte nur noch.

„Ihr seid unglaublich, Herrin. Vergebt mir die Wortwahl. Eine andere Wortwahl fällt mir gerade nicht ein, dazu bin ich viel zu verblüfft."

Nach getaner Arbeit wurde die Rüstung sorgfältig beiseite gelegt und Jaime ließ uns allein. Rhaegar öffnete mir das Kleid und drehte sich dann zur Tür um, damit ich mich umziehen konnte. Als ich dies geschafft hatte, ging ich zu Rhaegar und drehte ihn zu mir um.

„Oh ihr seid ja schon fertig", murmelte er überrascht vor sich her.

Dann fiel sein Blick auf meine nackten Füße. Sofort hob er mich an.

„Ihr lauft hier nicht mit nackten Füßen herum. Deshalb seid ihr schon einmal krank geworden und fast gestorben", tadelte er mich und ich lächelte.

Sanft trug er mich zum Bett und legte mich darauf ab. Rasch deckte er mich zu und löschte die Kerzen, nachdem er noch einmal Holz im Kamin nachgelegt hatte. Dann kuschelte er sich zu mir ins Bett und trug selbst Schlafkleidung. Ich schmiegte mich eng an ihn und genoss seine Nähe in vollsten Zügen. Ich bekam noch einen sanften Gute Nacht Kuss und schon schliefen wir ein. Früh am nächsten Morgen wurde ich von Rhaegar geweckt.

„Lia, Ihr müsst aufstehen. Wir treffen doch heute den König jenseits der Mauer."

Müde und verschlafen schlug ich die Augen auf und lächelte leicht.

„Guten Morgen, Bruderherz."

Kap 28

 „Guten Morgen, Schwesterherz."

Ich bekam erneut einen Kuss und schon half Rhaegar mir aus dem Bett und beim umziehen, da das Kleid hinten verschlossen werden musste. Danach zog ich meine Strümpfe an und schlüpfte in meine flachen Reitstiefel. Als ich mein Nachtgewand auszog drehte Rhaegar sich wieder um. Ich hatte ihn erneut zu mir umgedreht und auf meinen Rücken gedeutet und Rhaegar hatte wortlos das Kleid verschlossen. Dann bekam ich meinen Umhang umgelegt, welchen ich vorne schloss.

„Komm Visenya. Gehen wir."

In dem Moment klopfte es.

„Herein!", rief Rhaegar und sofort öffnete sich die Tür.

„Guten Morgen, Herrin. Mein König!", sagte Jaime und verbeugte sich vor uns.

Visenya sprang auf ihn zu und schleckte sein Gesicht ab. Jaime konnte nicht verhindern, das er begann schallend zu lachen.

„Visenya! Lass den Ser noch am Leben."

Sie ließ von ihm ab und ließ sich das Fell kraulen. Jaime erhob sich wieder und lächelte. Er ließ von Visenyas Fell ab und sah mich aufmerksam an.

„Es gibt Frühstück. Pyp hat es vor fünf Minuten gebracht und wartet auf weitere Anweisungen."

„Gut, dann zeigt uns den Weg, Ser Jaime. Ich möchte Euch und Ser Jorah mit zum König jenseits der Mauer nehmen. Ist Jorah schon wach?"

„Ja, Herrin."

Ich nickte und folgte Jaime zum Frühstückssaal. Dort war auch schon der Lord Kommandant und der erhob sich, als ich an Rhaegars Arm den Raum betrat.

„Guten Morgen, Euer Gnaden. Mein König!"

Er wollte sich schon erheben, doch ich winkte ab.

„Guten Morgen, alle zusammen. Bleibt doch bitte sitzen."

Ich hatte dann auch alles für Drogo übersetzt.

„Ser Jorah, ich habe einen Auftrag für Euch und ich bin mir sicher, das Ihr diesen gewissenhaft erfüllen werdet."

„Ja, Herrin. Was kann ich für Euch tun?"

„Ihr werdet Drogo begleiten und ihm alles übersetzen oder erklären, sollte er dies wünschen. So ist die Gefahr von Missverständnissen geringer. Ihr kennt Drogo ebenso gut wie ich selbst. Er ist sehr Temperamentvoll und neigt dazu unüberlegt zu handeln. Dies können wir uns jedoch nicht leisten, da wir die Armee brauchen, im Kampf gegen die Armee des Todes."

Sofort stimmte Jorah zu und erklärte Drogo meinen Auftrag. Dieser war wenig begeistert davon. Sah jedoch ein das dieser Schritt absolut notwendig war. Nach dem Frühstück brachen wir auf.

„Pyp, ihr kommt mit uns. Ebenso der Lord Kommandant. Wir brauchen Euch um zwischen den Parteien zu vermitteln."

Stolz leuchtete in Pyps Augen auf. Zwei Stunden später traten wir hinter die Mauer. Drehte man sich zu dieser um, dann wurde deren gewaltigen Ausmaße erst so richtig deutlich. Selbst Drogo war davon absolut beeindruckt und sah ehrfürchtig an der Mauer empor.

„Die ist ja riesig. Wie alt ist dieses Bauwerk?", fragte er mich.

„Mylord Mormont, wie alt ist die Mauer? Drogo fragte danach."

„Über 8.000 Jahre, Euer Gnaden."

Ich erzählte es Drogo und er sah uns alle ungläubig an und sagte nur: „Dieses Bauwerk ist so alt wie Winterfell? Kaum zu glauben oder gar zu begreifen."

Ich nickte zustimmend bis die Wölfe sich vor Jon, Rhaegar und mich stellten. Sie knurrten aus tiefster Seele. Ich lief in der Mitte von Jon und Rhaegar, die mir jeweils einen Arm angeboten hatten, damit ich nicht stürzen würde. Drogo, Jaime und Jorah schoben sich nah an uns. Das war zusätzlicher Schutz vom feinsten. Wir waren nur in einer Gruppe von 8 Personen unterwegs und wurden von 2 Wölfen begleitet. Der Lord Kommandant ging zusammen mit Pyp einige Schritte vor uns und blieb stehen. Vor uns tauchte ein hochgewachsener älterer Mann auf, der so gar nicht, wie ein König wirkte.

„Guten Morgen, Lord Kommandant. Pyp", begrüßt er die zwei freundlich.

„Guten Morgen, Manke. Wie geht es Euch?", gaben die zwei fast synchron zurück, was diesen Manke laut lachen ließ.

„Sehr gut und Euch? Wen habt ihr da alles mitgebracht?"

Rhaegar, Jon und ich trugen Kapuzen über unseren Köpfen, damit man nicht sofort sah, wer wir sind.

„Wir haben den wahren König von Westeros bei uns. Dazu kommen sein Sohn und seine künftige Schwestergemahlin, mit der ihr verabredet seid. Dies ist mein Sohn Jorah. Er wird für Drogo übersetzen, da dieser erst die gemeine Zunge lernt. Und dies sind Ser Jaime und Ser Tyrion. Sie sind Brüder und Tyrion ist der engste Berater der künftigen Königin."

Nun nahmen wir die Kapuzen ab und Manke erstarrte.

„Mein König, ihr seid es wirklich. Denn ich diene nur dem wahren König."

Er wollte auf Rhaegar zu stürmen, aber zwei knurrende Schattenwölfe hielten ihn davon ab.

„Visenya!", rief ich meine Wölfin zur Ordnung.

Sie gehorchte, blieb aber ganz eng bei Rhaegar und mir.

„Geist!", schalt Jon seinen Wolf, welcher ebenfalls dicht bei Jon und mir blieb.

„Die sind aber sehr gut erzogen. Euer Gnaden. Mein König! Mein Prinz! Ich bin Manke Rayder und der König jenseits der Mauer. Darf ich Euch zu einem Zelt nur fünf Minuten von hier entfernt geleiten?"

Ich nickte und Manke begrüßte auch alle anderen und Drogo wurde alles perfekt übersetzt und erklärt. Rhaegar hob mich auf seine Arme, da es nun spiegelglatt wurde. Er wollte einen Sturz von mir verhindern. Wir folgten Manke und seine Wachen standen Spalier für uns.

„Mein König, hier könnt ihr Euer Gnaden wieder auf ihre Füße herablassen. Hier ist es nicht mehr glatt."

Rhaegar nickte und setzte mich ab. Einige der Wachen Mankes lachten höhnisch auf. Doch ich zog Dämmerung und hielt es einem dieser Typen in den Schritt.

„Na Interesse Dämmerung, so heißt dieses Schwert, tief in den eigenen Eingeweiden zu spüren?"

Vorsichtig folgte er dem Lauf der Klinge und schluckte laut.

„Nein."

Doch Drogo senkte meine Hand und griff sich den Typen mit nur einer Hand und hielt ihn am Hals in die Höhe.

„Nein, was?", knurrte er.

„Nein, Euer Gnaden."

Drogo hatte verstanden und ließ ihn wieder runter.

„Ich diese Lady alles gelernt für Kämpfen", knurrte Drogo und der Typ nickte, da er die Botschaft dahinter auch so verstanden hatte. Ich ließ Dämmerung wieder in seine Scheide gleiten und fauchte.

„Ich bin das Schwert des Morgens. Wer sterben will, soll es nur sagen und ich lasse denjenigen mit seinem eigenen Blut für Unhöflichkeiten bezahlen."

Manke drehte sich zu mir um.

„Ihr seid das Schwert des Morgens?"

„Ja. Ich habe Dämmerung, das Ahnenschwert des Hauses Dayne, bei mir und ich kann es führen. Im Kleid wohl bemerkt. Ich bin in der Lage zwei Schwerter gleichzeitig zu führen und ich kann absolut gnadenlos sein."

„Dann seid ihr und der König meine Herren. Ebenso der Prinz. Ihr habt wirklich das Schwert von Ser Arthur Dayne hier?"

„Ja."

Ich zog es erneut aus der Scheide und zeigte es ihm.

„Tatsächlich, das ist Dämmerung. Niemand wird dieser Gruppe irgendwas zu leide tun, es sei denn er wünscht zu sterben. Denjenigen verbrenne ich lebendig und ohne Gnade."

Alles verneigte sich vor Manke und gehorchte ihm. Zum zweiten Mal ließ ich Dämmerung in die Scheide gleiten. Wir betraten das Zelt von Manke und sofort bot er mir, Jon und Rhaegar einen Platz an. Auch Drogo und den anderen wurde ein Sitzplatz angeboten. Nach vier Stunden ist alles besprochen worden und der König jenseits der Mauer schwor mir, nicht etwa Rhaegar oder Jon, die Lehnstreue per Eid.

„Ihr seid Euch darüber im Klaren, das ihr mir nun Gehorsam schuldet und mit Euch, all Eure Verbündeten?", fragte ich sanft nach.

„Ja, darüber bin ich mir im Klaren", antwortete Manke freundlich.

„Gut. Morgen kommt bitte ins Königintor. Ich werde Euch noch einige wichtige Persönlichkeiten vorstellen und in zwei Vollmonden wünsche ich Euch auf Winterfell zu sehen. Ich werde Euch dann meinen Onkel, den König des Nordens, nebst Familie vorstellen. Ich erwarte Pünktlichkeit und Höflichkeit. Ich spüre, das die Armee des Todes immer näher kommt. Genauso spüren dies Rhaegar und Jon. Selbst Drogos Frau Daenerys, die meine Schwester ist, spürt das. Auch sie und ihren Sohn Rhaego lernt ihr auf Winterfell kennen. Ich habe einen Auftrag für Euch, Manke."

Überrascht sah er mich an.

„Welchen, Euer Gnaden?"

„Sucht nach Dracheneiern. Von ganz oben im Norden bis hin zur Mauer. Einfach überall. Verbreitet dabei aber nicht Angst und Schrecken. Die Dracheneier werden mit äußerster Vorsicht behandelt und hierher gebracht. Diese werden bewacht, als seien sie wertvolle Edelsteine. Ihr könnt Euch damit einen Rang in meiner Armee erarbeiten und unter Beweis stellen, das ihr absolut vertrauenswürdig seid. Ich gebe Euch zwei Jahre Zeit. Ihr werdet mich regelmäßig über Eure Fortschritte, Erfolge, Verluste oder Rückschläge informieren."

Streng sah ich Manke an.

„Ja, Euer Gnaden."

Er verneigte sich vor mir und wir brachen auf in Richtung Königintor. Rhaegar trug mich am Ende wieder, da es einfach zu glatt war um mit meinen Stiefeln auf der gefrorenen Schneedecke laufen zu können. Manke und sein engster Berater, der uns ebenfalls vorgestellt worden war, begleiteten uns noch. Tormund Riesentod, hieß er und hatte über die gesamte Besprechung hinweg geschwiegen. Er hatte schönes, welliges leuchtend rotes Haar. Als wir Königintor erreichten ließ Rhaegar mich wieder runter und Tormund half ihm dabei, das ich nicht ins Straucheln kam und stürzte. Behutsam hielt Tormund meine Hand fest.

„Manke, ich wünsche, das Ihr Tormund und sieben weitere Elitekämpfer zu Hauptmännern – also Soldaten mit Befehlsgewalt - ausbildet und sie dann auf acht Festungen entlang stationiert. Ich wünsche Tormund hier auf dem Königintor. Drogo wird dies ebenfalls tun. Zehn seiner absoluten Elitekämpfer werden weiter ausgebildet und auf zehn Festungen entlang der Mauer stationiert. Auch die Schwarze Festung wird weiter mit Männern besetzt, die aber unter meinem Kommando stehen, wie alle anderen Festungen auch. Keiner der Soldaten, die an der Mauer stationiert werden, muss den Eid der Nachtwache ablegen, da viele dieser Männer Frau und Kind haben. Die Festungen, inklusive der Schwarzen Festung werden wieder repariert und anschließend in Betrieb genommen."

Lord Kommandant Mormont und Manke sahen mich groß an.

„Wie ihr befielt, Euer Gnaden", kam es von beiden gleichzeitig. 

Tormund war verblüfft, das ich ihn hier auf dieser Festung einsetzen wollte. Er errötete und war sichtlich geschmeichelt. Wir verabschiedeten uns von einander und Tormund gab seufzend meine Hand frei, damit er Manke folgen konnte. Lord Kommandant Mormont sah mich groß an.

„Ihr wisst sehr genau was ihr wollt, oder Herrin?"

„Ja. Ich weiß, was ich will. Ich möchte das ihr den Zustand der Mauer prüft und mir einen Bericht darüber zukommen lasst. Denn die Mauer muss in tadellosem Zustand sein, damit wir die Mauer am Ende, wenn es darauf ankommt, verteidigen zu können und die Verluste möglichst gering halten können. Denn wenn die Armee des Todes es schafft, egal wie, die Mauer zu umgehen oder zu überwinden, ist das gesamte Land verloren. Im Süden braut sich ebenfalls ein Krieg zusammen. Wir haben Maidengraben, die Schnittstelle zwischen Nord und Süd unter unserer Kontrolle. Selbst Maidengraben wird wieder in einen Zustand versetzt, das sie einsatzbereit ist und wir somit alle Himmelrichtungen verteidigen können und einem Angriff aus jeglicher Richtung standhalten. Wenn alles nichts hilft, werden wir das Gebiet fluten und so unpassierbar machen. Die Flutung wird so geschehen, das Maidengraben nicht vernichtet oder beschädigt wird. Aber es für alle anderen nur unter aller größten Anstrengungen möglich sein wird, diese Schnittstelle zu überwinden. Aber da in Kriegszeiten viel Kriegsgerät transportiert wird, wird es nicht möglich sein, Maidengraben zu passieren, ohne entdeckt und getötet zu werden. König Joffrey wird sich spätestens vor Maidengraben eingestehen müssen, das wir Nordlinge klüger sind als er."

Nun lachte Mormont auf.

„Das glaube ich sehr gerne. Denn er wird sich von Euch eine Lehrstunde in Sachen Kriegsführung gefallen lassen müssen, befürchte ich."

Ich nickte. Wir passierten den Tunnel, welcher Königintor mit dem Gebiet hinter der Mauer verbindet, und kehrten in unsere Gemächer zurück. Pyp holte uns nur kurz darauf zum Essen und schon bald hatte ich mich mit Rhaegar auf unsere Gemächer zurückgezogen. Rhaegar hatte am Tag unserer Ankunft hier sich vorgenommen, mit mir ein Gemach zu teilen, und so Visenya dabei zu unterstützen mich zu beschützen. Er zog es durch. Es sollte Jon entlasten und Jaime unter die Arme greifen, damit auch er sich ausruhen konnte und genug Schlaf bekam. Wir hatten beschlossen, am dritten Tag abzureisen und nach Winterfell zurückzukehren. Drogo begann Dany und Rhaego zu vermissen und ich wollte ihn so schnell wie möglich wieder bei seiner Familie wissen. Rhaegar öffnete wie zuvor schon mein Kleid und erleichterte mir damit das umziehen. Natürlich drehte er sich wohlerzogen um. Dadurch gab er mir Privatsphäre. Ich schlüpfte schnell unter die Bettdecke.

Kap 29

 „Rhaegar? Kuschelt ihr euch wieder zu mir?", rief ich und er sah zunächst über seine Schulter.

Er sah das ich bereits im Bett war und drehte sich dann zu mir um.

„Natürlich. Ihr seid eine Kuschelmaus, richtig?"

„Ja", gab ich errötend zu.

Lachend gesellte er sich dazu und ich schmiegte mich wieder an seine breite Brust. Ich bekam meinen Gute Nacht Kuss und so schliefen wir ein.

Sieben Jahre später...

In den letzten Jahren hatte ich gelernt, Rhaegar blind zu vertrauen. Wir waren regelmäßig zum Königintor gereist. Die Fortschritte dort waren unglaublich. Manke hatte es tatsächlich geschafft, Dracheneier ausfindig zu machen. Er brachte sie mir regelmäßig. Es wurden nur acht im hohen Norden, wie wir das Land jenseits der Mauer getauft hatten, gab es keine mehr. Nun war die Zeit reif die Drachen im Inneren der Eier schlüpfen zu lassen. Selbst Drachenstein hatten wir nach Dracheneiern abgesucht. Nichts. Aber wir hatten gegen den Süden Krieg geführt und konnten König Joffrey und seine Armee besiegen. Dabei wurde nicht nur Joffrey getötet, sondern auch sein Bruder Tommen und seine seine unsäglich arrogante, kaltherzige Mutter Cersei. Nur Myrcella, die Schwester von König Joffrey wurde gerettet und in den Norden gebracht. Inzwischen ist sie sogar mit Robb vermählt.

Wir haben Casterlystein erobert und so den Weg frei gemacht das Ser Jaime und Ser Tyrion zu ihrem rechtmäßigen Erbe kommen, welches Lord Tywin Ihnen vorenthalten hatte. Auch Lord Tywin fand den Tod. Es ist Ruhe eingekehrt und alle sind gesund heimgekehrt. Bauten Ihre Häuser wieder auf. Noch immer standen sie treu zu ihren Eiden und alle Schriften unterhalb Winterfells wurden entziffert und übersetzt. Zu unserer Überraschung, fanden wir zwar keine Dracheneier unter Winterfell, aber dafür vier Drachen. Sie sind schneeweiß und haben blaue Augen. Wir tauften sie Myrion, Saphne, Dyrella und Balyrion. Es sind zwei weibliche und zwei männliche Drachen. Sie sind sehr jung. Irgendwie müssen sie geschlüpft sein. Denn als wir sie fanden, lagen die zerbrochenen Eierschalen neben ihnen. Saphne ist die größte unter ihnen und gehorcht nur mir. Nur mich duldet sie auf ihrem Rücken.

Balyrion ist Rhaegars Drache. Dyrella Danys und Myrion ist Jons Drache. Sie flogen frei umher und erleichterten uns weite Reisen. Wir hatten die acht Dracheneier eng beieinander gelegt. Unsere vier standen in einem großen Kreis drumherum und speien Feuer. Völlig normales Feuer. Das zeigt uns das sie keine Eisdrachen sind. Aber sie haben mindestens einen Elternteil, welcher ein Eisdrache gewesen sein muss, sonst wären sie nicht so hell und hätten blaue Augen. Immer wieder gingen wahre Feuerwalzen auf die Eier nieder. Es begann zu knacken in den Schalen. Die Feuerwalzen wurden geringer und als der erste Drache geschlüpft war, stellten die vier das Feuer sofort ein und befreiten den neugeborenen Drachen endgültig aus seiner Schale und Saphne nahm diesen ganz behutsam in ihr Maul. Sie legte ihn so unter sich, das er vor den Feuerwalzen sicher war und mit ihren Flügen schützte sie ihn vor der Hitze.

Sie wiederholte dies dreimal. Die anderen vier fanden dann bei Dyrella Schutz. Die zwei weiblichen Drachen adoptierten die Jungtiere und zogen sie zusammen mit ihren Brüdern groß. Nun sind die acht Jungen schon groß. Namen haben sie nicht. Das wollten wir demjenigen überlassen, dem sie eines Tages gewähren würden, auf ihrem Rücken zu reiten. Auch Dany hatte drei Dracheneier. Diese schlüpften dann vor einem Jahr. Damit haben wir vier inzwischen ausgewachsene Drachen und elf Jungtiere. Die Zeit meiner Vermählung rückte mit riesigen Schritten immer näher und so kamen alle wichtigen Lords und Ladies aus ganz Westeros angereist um der Vermählung beizuwohnen. Noch immer waren große Teile der Armeen, meiner Verbündeten, an der Mauer stationiert. So auch etliche von Drogos Männern. Dieser sprach mittlerweile genauso gut die gemeine Zunge wie sein Sohn.

Auch die Männer Drogos an der Mauer sprachen mittlerweile fast perfekt die gemeine Zunge. Nach und nach zogen wir Drogos Männer ab und ersetzten sie mit Männern der Goldenen Kompanie, der Zweitgeborenen und der Unbefleckten. Grauer Wurm, der Hauptmann bei den Unbefleckten, hatte Miss Missandei mit an die Mauer genommen und zu seiner Frau gemacht. Ich hatte nach meinem 18 Namenstag offiziell bekannt gegebenen Rhaegar heiraten zu wollen, da er der Mann meines Herzens sei.

Alle akzeptierten dies und niemand lehnte sich dagegen auf. Dany lebte mit ihrer Familie, die mittlerweile zweifachen Nachwuchs bekommen hatte, in Königsmund. Dany ist mit dem vierten Kind schwanger und wird wohl, wie bereits zwei Mal, auf Drachenstein gebären wollen. Sie ist im fünften Monat. Sie bleiben bis kurz nach meiner Vermählung und dann reisen sie nach Drachenstein. Rhaegar und ich leben da nur von Zeit zu Zeit und die meiste Zeit des Jahres verbringen wir bei meinem Onkel und seiner Familie. Jon ist mittlerweile mit Arya vermählt. Sansa und Trystane auch. Selbst Bran und Rickon waren bereits zu jungen Männern herangereift. Bran ist nun 14 und Rickon 10.

Da dauert es noch ein Weilchen, bis diese heiraten würden. Robb und Sansa haben bereits jeweils zwei Kinder. Arya erwartet das erste Kind. Sie ist noch in der Phase, wo man sich ständig übergeben muss, wie ich mitbekommen hatte. Allein deswegen hatte ich es ganz bestimmt nicht eilig, schon bald Mutter zu werden. Ich bin lieber eine Kriegerin, als eine Mutter. Rhaegar und ich hatten uns in den letzten Jahren, seit meinem ersten Kuss am Königintor, an schwer zugänglichen Orten getroffen und uns dort geküsst, aber niemals mit einander geschlafen. Die Armee des Todes war einige Zeit inaktiv, doch nun braute sich der Sturm schlimmer als je zuvor zusammen. Unsere Träume wurden wirklich schlimm. Ich war manchmal genauso platinblond, wie Rhaegar oder Daenerys. Selbst meine Augen standen ihnen in nichts nach. Sie waren desöfteren beinahe violetter als die Augen meiner Geschwister.

Daran konnte man erkennen, wie schlimm die Träume wurden. So manches mal hatte ich in meinen Träumen regelrechte Todesangst. Um all jene die ich liebte. Oft quälten mich die Fragen des Alltags. Würden meine Nichten und Neffen noch eine Zukunft haben? Oder die Kinder meiner Cousinen und Cousins? Was würde mit den Jons Kindern einmal sein? Würden Sie noch erfahren, wie schön Westeros sein konnte? Würden sie eines Tages eine Familie gründen? Ich wusste es nicht und genau dieser Fakt, bereitete mir ganz schön Kopfschmerzen.

Kap 30

 Der Tag meiner Vermählung war endlich da. Rhaegar hatte die letzten Tage kaum zu mir gedurft, obwohl er der König war. Dany hatte nur stellvertretend für ihn in Königsmund regieren wollen. Seufzend hatte er dies akzeptiert und so waren wir vor einiger Zeit in Königsmund gewesen. Wir waren auf unseren Drachen geflogen und Jon genoss dies sehr. Visenya hatte mit Geist ein eigenes Rudel gegründet. Aber auch die anderen Wölfe hatten gemeinsam Rudel gegründet und so standen uns nun mehr Wölfe, als je zuvor zur Seite. Ich bin total nervös und bekomme es nicht einmal mehr hin ohne zu kleckern, einen Tee zu trinken.

Sansa und sämtliche Frauen des Hauses waren bei mir und lachten, über meine zittrigen Hände. Daenerys steckte mir ein kostbares Diadem ins Haar. Zumal es alt ist. Mein Kleid war neu, genau wie die Schuhe. Mein Strumpfband ist blau und mein Schmuck ist geliehen.

„Rhaegar gab mir das Diadem für dich. Er sagte, unsere Großmutter habe es von ihrer Mutter bekommen, als sie Großvater heiratete. Es ist also ein Erbstück. Er sagte auch, das dieses Diadem nun dir gehöre und du es an deine Tochter weitergeben kannst."

Ich nickte und hatte Tränen der Rührung in den Augen.

„Oh, nein. Es wird nicht geweint und damit mein Meisterwerk zerstört", lächelte Tante Catelyn mich an.

„Danke, Tante Catelyn. Es ist mir eine Ehre, das ihr mich für die Zeremonie schön macht."

Sie lächelte.

„Nenn mich doch einfach Cat oder Cate", bat sie sanft.

„Gern. Wart ihr nervös als ihr geheiratet habt?", fragte ich in die Runde, ohne jemand bestimmtes anzusprechen.

„Oh ja und wie", kam es einstimmig von sämtlichen Frauen zurück.

„Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen", seufzte ich und hielt es nicht mehr aus.

„So nun ab ins Kleid und dann bekommt ihr noch Euren Schleier. Anschließend kann es losgehen. Ned wartet schon sehnsüchtig darauf, Euch zu sehen. Er ist jedoch bei Rhaegar geblieben. Er wird herkommen, sobald Oberyn ihn bei Eurem Gemahl ablöst. Denn es ist Neds Aufgabe Euch an Euren Gemahl zu überreichen. Jon, Oberyn, Trystane und Robb sowie Jaime boten sich an. Aber Rhaegar bestand darauf, es der Nordischen Tradition nach geschehen solle. Dies bedeutete, das den genannten Männern nur der Posten des Beschützers blieb, während Ned Euch zum Herzbaum im Götterhain führt. Wir werden mit unseren Ehemännern vor Euch laufen."

 „Mit Ausnahme von Mutter. Sie wird von Dany und Drogo, sowie Prinz Rhaego begleitet. Dany hat Rhaego bei sich und Drogo begleitet Mutter", erzählte Sansa und hatte ihre Scheu vor Drogo endgültig verloren.

Sie hatten sich sogar recht gut angefreundet. Meine Tante zupfte noch ein wenig an mir herum und war dann zufrieden.

„Setz dich, Liebes. Damit ich den Schleier nach vorn machen kann."

„Ja, Tante Cat", gehorchte ich und tat was sie wollte.

„Tante Cat?", sagte ich als ich mit ihr allein war.

„Ja, Liebes. Was ist denn?"

„Glaubt ihr das meine Mütter, mein Vater und alle Ahnen heute mit Stolz auf mich herabblicken?"

„Bei allen Göttern. Aber natürlich tun sie das."

„Danke, Tante Cat. Danke das ihr mir immer eine Mutter wart und mich sofort angenommen habt, als wäre ich eine heimgekehrte Tochter des Hauses."

Darauf wusste sie nichts mehr zu sagen.

„Ich werde immer für Euch da sein. Ich lasse nun Ned zu Euch rein."

Ich nickte und umarmte sie noch einmal dankbar.

„Vielen Dank für alles Tante Cat."

„Gerne. Immer wieder gerne."

Sie öffnete die Tür, die Arya hinter sich geschlossen hatte, und bat Ned herein.

„Ich warte am Eingang des Götterhains auf Euch."

„Ist gut."

Damit ging Catelyn.

„Ihr seht unglaublich aus. Ich bin so stolz auf Euch, liebste Nichte."

„Danke, Onkel Ned.

 Auch ihm stellte ich die Frage und bedankte mich aufrichtig für alles bei ihm. Ich bekam die gleichen Antworten, wie ich sie schon von Catelyn bekommen hatte. Sanft bot er mir seinen Arm an und lächelte mich stolz an, als wäre er mein Vater.

„Ihr seid traumhaft schön, Lia."

„Danke, Onkel Ned."

Ich hakte mich bei ihm ein und ließ mich sanft führen. Hinter mir tauchten meine ehemalige Zofe Maegen und ihre Großcousine Beth auf. Beide verheiratet und Mütter. Sie nahmen behutsam meinen Schleier hoch und so setzte sich die ganze Truppe in Bewegung. Wir wurden von zahlreichen Rittern geschützt und selbst Manke und Tormund waren da. Kurz bevor wir den Götterhain erreichten entdeckte Tormund mich.

„Bei allen Göttern, den alten und den neuen. Ihr seid wunderschön, Euer Gnaden."

„Danke Tormund."

Er errötete und überreichte mir etwas.

„Es ist ein Glücksstein. Meine Mutter bekam ihn zu ihrer Hochzeit geschenkt. Nun borge ich ihn Euch."

„Habt vielen Dank, Tormund. Ich weiß das zu schätzen."

Er verneigte sich und auch Manke überreichte mir einen solchen Stein. Auch nur geliehen.

„Euer Gnaden, ihr seid die schönste Braut, die mein Auge jemals erblicken durfte."

„Danke schön, Manke."

Langsam gingen wir weiter und ich lächelte. Aber meine Nervosität stieg ins unermessliche. Ich wollte endlich zu Rhaegar. Wollte ihn sehen und ihn endlich offiziell küssen dürfen. Dies hatten wir bisher stets heimlich getan und das nur unter strengster Geheimhaltung, da es mich meiner Ehre hätte berauben können. Rhaegars Meinung nach. Ich ließ ihm die und war einfach nur stolz darauf einen schönen Mann wie ihn an meine Seite zu bekommen. Wir erreichten so langsam den Herzbaum und alles erhob sich und drehte sich zu mir. So wurde auch Rhaegar signalisiert das die Braut eintraf. Was mich wunderte war das ich nirgendwo Visenya und Geist sehen konnte. Man hörte viele „Ahs" und „Ohs". Mein Onkel stoppte ziemlich zu Anfang und ich sah meinen Neffen auf mich zu steuern.

„Tante Lia", rief er und blieb stehen.

„Ihr seid wunderschön! Ich habe hier etwas für Euch. Vater sagt es bringe Glück!"

„So? Was habt ihr denn für mich?"

Er zog einen wunderschönen Strauß blauer Winterrosen hervor.

„Bei allen Göttern, sind die schön", entfuhr es mir.

„Danke, Rhaego. Vielen lieben Dank."

„Ähm Tante Lia?"

„Ja, Engelchen. Was ist denn?"

„Ihr seid schöner als die Blumen."

Ich umarmte ihn und hakte mich erneut bei meinem Onkel unter. In die Hand nahm ich auch die Blumen. Rhaego nahm ich an meine freie Hand. Er folgte mir stolz wie ein Pfau. Rhaego war sehr vorsichtig, damit er mir nicht aufs Kleid trat. Vor Rhaegar angekommen, blieb Rhaego eisern stehen und zupfte Rhaegar am Ärmel. Rhaegar lachte und beugte sich zu Rhaego herab und lauschte angestrengt seinen Worten, die so leise waren, das ich sie nicht verstehen konnte. Als Rhaegar sich erhob nickte er unserem Neffen zu und gab ihm die Hand. Damit gab Rhaego auch die Seite frei, damit Rhaegar auf mich zu treten konnte.

„Ihr seid wunderschön und ja schöner als die Blumen."

Diese wurden Daenerys gegeben und sie ist sehr stolz eine solch wichtige Aufgabe bekommen zu haben. Mein Onkel überreichte Rhaegar meine Hand.

„Von König zu König...", erhob mein Onkel seine Stimme.

„Ich überreiche Euch nun die Hand meiner einzigen Nichte. Ich hoffe, das Ihr zurecht das Herz dieser bezaubernd schönen Frau, die mir sehr viel bedeutet, erobern konntet. Werdet ihr immer gut auf sie acht geben?"

„Ja, das werde ich."

Zufrieden nickte mein Onkel und legte meine Hand in Rhaegars. Ich wusste, das erst jetzt der Moment kommt, in dem er erste Worte an mich richtet, während rasch mein Schleier ordentlich am Boden abgelegt wird.

Kap 31

 „Meine Liebe Rhaelia, ihr seid wunderschön. Heute beginnt unser gemeinsames Leben, worauf ich mich schon sehr lange freue."

Der anwesende Septon wendete sich an uns und begann mit der Zeremonie. Etwa eineinhalb Stunden später war ich eine verheiratete Frau. Ich vernahm die erlösenden Worte, des Septons.

„Ich erkläre Sie beide hiermit zu rechtmäßigen Eheleuten. Eure Majestät, Ihr dürft nun die Braut küssen."

Dies ließ Rhaegar sich nicht zweimal sagen. Sanft legte er seine Lippen auf meine und all unsere Gäste brachen in Jubel und Applaus aus. Aus Luftnot lösten wir unseren Vermählungskuss. Dann brachen erste Gratulationen über uns herein. Es waren Dany, Drogo, die Kinder und die Familie meines Onkels. Dann nahm ich meinen wunderschönen Brautstrauß entgegen und wir wandten uns zum gehen um. Mein Schleier wurde hinter mich gelegt und Arya, sowie Sansa, nahmen diesen und trugen ihn, während Rhaegar und ich vorne weg gingen.

Wir kehrten gemeinsam in die Burg zurück und wurden von allen Bewohnern, sowie den Bediensteten, begeistert empfangen. Sie standen Spalier für uns. Wir ließen uns beglückwünschen und unsere Festgemeinde zog in den Ballsaal von Winterfell ein. Nachdem wir von allen die Glückwünsche und Geschenke entgegengenommen hatten, machten auch wir uns auf den Weg in den Ballsaal. Vor allem Kinder hatten uns mit glänzenden Augen gratuliert. Rhaegar ist gerade bei Kindern absolut beliebt.

Diese umarmten ihn sanft und auch mich schlossen sie in die Arme. Nur Arya und Sansa waren noch bei uns wegen meines Schleiers. Kurz vor dem Ballsaal legten sie den Schleier auf den Boden und schlüpften durch die Türen des Saals. Laute Fanfarenklänge ertönten und die Türen öffneten sich weit für uns. All unsere Gäste standen Spalier für uns. Sie hielten Blumen in den Händen. Wir kamen nur sehr langsam voran, da wir die Blumen einsammelten und so gleichzeitig Gratulationen entgegen nahmen. Margaery und Loras Tyrell waren die letzten Gratulanten. Zunächst trat Margaery auf mich zu.

„Meinen herzlichsten Glückwunsch, Euer Gnaden. Ich wünsche Euch nur das beste und eine lange, glückliche Ehe."

Sie lächelte mich sanft an.

„Danke schön Lady Margaery."

Ich umarmte sie und sie erwiderte dies ehe sie mit ihrem Bruder Loras den Platz tauschte und zu Rhaegar herum ging. Loras verneigte sich vor mir.

„Euer Gnaden. Auch von mir Herzlichen Glückwunsch. Ihr seht unglaublich schön aus in diesem Kleid. Euer Gemahl kann zu Recht stolz auf Euch sein, falls ihr mir diese Bemerkung gestattet. Auch ich wünsche Euch eine lange, glückliche und Kinderreiche Ehe."

„Danke, Loras. Sagt seid ihr bereits zum Ritter geschlagen worden?"

„Ja, Euer Gnaden. Vor zwei Jahren bereits", antwortete er mir sanft.

„Sehr gut. Sonst hätte ich es veranlasst, Ser Loras."

Nun reagierte er verlegen und verneigte sich erneut, als Rhaegar und ich uns ihm zu wandten.

„Ser Loras?", begann Rhaegar zu sprechen.

Dieser hob rasch seinen Blick.

„Ja, Eure Majestät?"

„Wer schlug Euch zum Ritter?"

„Der verstorbene König Joffrey, mein König. Aber ich war zu jung, um in Königsmund leben zu können, fernab der Familie. Deshalb durfte ich auf Rosengarten bleiben", erklärte Loras ruhig.

„In Ordnung. Was haltet ihr davon wenn ihr meine Gemahlin und mich auf Drachenstein besuchen kommen würdet. Natürlich mit der ganzen Familie. Ich hätte eventuell einen Auftrag für Euch."

Loras riss die Augen ungläubig auf.

„Das würde mir einen Kindheitstraum erfüllen, mein König. Ich wollte schon immer einmal Drachenstein besuchen. Danke für diese Ehre."

„Gern, mein Junge und nun setzt Euch. Damit auch wir uns setzen können. Ich denke alle werden so langsam hungrig."

Kaum endete Rhaegar schon stob Loras gehorsam davon und setzte sich neben seine Schwester. Diener nahmen uns die zahlreichen Blumen ab und stellten sich dann in Reih und Glied an der Wand entlang auf. Mein Onkel erhob sich.

„Erhebt Euch für das Brautpaar. Lang lebe das Brautpaar!", rief er aus und alle erhoben sich und riefen: „Lang lebe das Brautpaar!"

Rhaegar und ich tauschten einen verliebten Blick und wunderten uns so gar nicht über diese Marotte der Nordmenschen. Vorsichtig führte Rhaegar mich zur Stirnseite des Tisches und rückte mir liebevoll den Stuhl zurecht.

„Danke, Liebster."

„Immer wieder gern."

Rhaegar setzte sich erst als er sicher war, das ich bequem saß und mich wohlfühlte. Als Rhaegar dann saß setzten sich alle anderen, bis auf meine Tante.

„Lia, sollen wir nachher den Schleier in Euren Gemächern entfernen und durch ein kürzeres Exemplar ersetzen?", fragte sie.

Tante Cat stand vor der Stirnseite des Tisches und lehnte sich leicht zu mir herüber.

„Ja, Tante Cat, das wäre wunderbar, aber erst nach dem Essen, bevor wir die Tanzfläche und das Bufett eröffnen", antwortete ich und sie lächelte herzlich.

Sie drehte sich zu allen um.

„Heute hat meine Nichte geheiratet und sie soll glücklich sein. Hier im Norden, verehrte Gäste, verehrtes Brautpaar, erfüllen wir ganz besonders die Wünsche einer Braut am Tag ihrer Vermählung oder die Wünsche der Person die ihren Namenstag feiert. Alles andere brächte Unglück. Deshalb werden meine Töchter, Lady Dany und ich uns nach dem Essen, in Begleitung einiger Ritter, für einige Minuten zurückziehen um den Schleier auszutauschen oder doch ganz zu entfernen. Je nachdem was unsere Frau des Tages sich wünscht."

Sie setzte sich neben meinen Onkel und genoss den leisen Beifall, den ihre kleine Ansprache ausgelöst hatte. Rasch eilten einige Dienerinnen herbei und verstauten den Schleier behutsam unterm Tisch, damit niemand darauf trat und so den Schleier beschädigte oder gar verschmutzte. Denn ersteres wäre ein sicheres Todesomen. Entweder für Rhaegar oder für mich. Letzteres wäre einfach nur ungeschickt. Nachdem die Dienerinnen eilig an ihre Plätze zurückgekehrt waren, begannen Diener damit das Essen aufzutragen. Einige unserer Gäste hatten Dienstpersonal beigesteuert, da so eine Menge an Gästen nicht zu bewältigen gewesen wäre. Wir bekamen ein erstklassiges drei Gänge Menü serviert und erfreuten uns an den Köstlichkeiten. Nach dem letzten Gang erhob Rhaegar sich und wollte das Küchenpersonal sehen. Auch ich erhob mich. Das Personal erschien und sah sich besorgt an. Sie verneigten sich vor uns.

„Eure Majestät. Wart ihr nicht zufrieden, mit den Speisen?", fragte eine grauhaarige, ältere Frau hoch besorgt.

„Seid beruhigt. Ich wollte Euch für diese Köstlichkeiten höchstpersönlich danken. Ich habe selten so vollendete Kochkunst erlebt, wie dieses Mal. Vielen Dank dafür."

Das Küchenpersonal sah sich verblüfft an.

„Das haben wir doch gerne gemacht, Eure Majestät. Hat es Euer Gnaden gemundet?", fragte die Frau wieder.

Diesmal an mich gerichtet.

„Ja, das hat es. Auch von mir und im Namen aller Gäste, vielen Dank dafür. Mein Gemahl hat recht. Ihr beherrscht die vollendete Kochkunst."

„Vielen Dank, Euer Gnaden. Dürfen wir wieder gehen?"

„Ja, aber natürlich", entließ Rhaegar sie und sah mich an.

„Das habt ihr wunderbar gelöst, Liebste."

Seine Augen drückten nur eines aus. Nämlich Liebe. Er küsste mich und schloss mich dafür fest in seine Arme. Als wir den Kuss unter Applaus lösten und meine Tante mich in Beschlag nahm.

„Verzeihung, Rhaegar. Würdest ihr mir Eure Gemahlin kurz ausleihen?"

„Aber natürlich. Ich möchte sie nur heil und gesund zurückhaben", scherzte er.

„Ihr beliebt zu scherzen, nicht wahr?", fragte Sansa nervös nach.

„Ja, das tue ich."

Ich ging mit Dany, Arya, Sansa und meiner Tante den Tisch entlang und wurden sogleich von rund dreißig Rittern eingekreist. Darunter entdeckte ich sogar Ser Loras. Den winkte ich mir zusammen mit Ser Jaime zu mir. Damit sie direkt neben mir gehen konnten. Ser Tyrion stand vor mir und sah mich an.

„Herrin, soll ich Euch ebenfalls begleiten oder doch lieber bei Eurem Gemahl bleiben?"

„Bleibt bei Rhaegar. Wie ihr seht, hat sich Visenya uns angeschlossen. Ich bin rasch zurück. Vielen Dank, Ser Tyrion. Für alles."

Ich umarmte ihn sanft, was er erwiderte. Wir lösten uns und Tyrion gab den Weg frei. Wir gingen los und Sansa war aufgeregt.

„Wie macht Rhaegar das bloß? Ich kenne ihn mittlerweile so viele Jahre, aber noch immer flößt er mir Respekt ein."

Ich lachte lauthals auf.

„Ach meine liebe Sansa. Ihr wisst doch, er tut euch nichts. Dafür schätzt er euch einfach zu sehr. Er mag vor allem euren Humor. In Eure Kinder ist er absolut vernarrt und respektiert euch fast mehr, als ihr ihn. Ihr seid meine Cousine. Daher rührt auch sein Verständnis, wenn ihr etwas auf dem Herzen habt."

„Seid ihr sicher? Ich meine Euer Gemahl respektiert auch Arya, Mutter und Daenerys sehr."

„Ja ich bin mir sicher. Rhaegar ist ein guter Mensch, wie ihr inzwischen wisst. Ihr seid ihm ans Herz gewachsen, als wäret ihr und Arya seine Schwestern. Tante Cat ist mittlerweile so was wie eine Mutter für ihn und Onkel und die Jungs sind für ihn wie ein Vater oder Brüder für Rhaegar. Selbst bei Daenerys kann ich dies beobachten. Aus zwei Familien wurde eine. Daenerys, Rhaegar, Jon, Rhaego und ich sind die letzten noch lebenden Targaryens. In den Adern von Jon und mir fließt nicht nur das Blut der Drachen, sondern auch das der Wölfe, welche ja das Haus Stark repräsentieren. Versteht ihr, wie ich das meine Sansa?", wollte ich wissen.

„Nicht so wirklich, aber es stimmt. Zwei Familien sind zu einer geworden."

„Nun. Nehmen wir einmal unsere Mütter. Also Jons und meine. Sie sind beide aus dem Hause Stark. Aber unsere Väter sind beide aus dem Haus Targaryen. Nun meine Hochzeit mit Rhaegar. Dadurch verschmelzen die Familien Stark und Targaryen endgültig zu einer einzigen Familie. Aus zwei wird eins", erklärte ich und Sansa ging ein Licht auf, als sie endlich verstand.

„Tja, ähm... Wenn es so betrachtet, dann habt ihr völlig recht, Lia."

„Na seht ihr? Es ist alles eine Frage der Perspektive und somit der Betrachtungsweise."

Einige Minuten später betraten wir schweigend mein Gemach. Nur Loras und Jaime durften mit reinkommen.

„Danke, Euer Gnaden, das ich Euer Gemach betreten darf", bedankte Loras sich artig.

„Gerne doch, Ser Loras. Ser Jaime kann ein Lied davon singen, wie oft er hier in diesem Sessel saß und über mich wachte. Vor allem als ich kurz nach Shaks Geburt erkrankte. Ser Jaime war regelrecht Tag – und Nacht da, um auf mich aufzupassen. Danys Gemahl Drogo rettete mir das Leben, in dem er Medizin für mich herstellte. Noch immer bin ich Drogo deshalb zu tiefstem Dank verpflichtet. Drogo war es auch der mich auf Essos in seinem Khalasar aufnahm und mich so großzog. Über 12 Jahre lebte ich bei ihm. Zusammen mit meiner Pflegemutter, meiner Nanny und einem Ser kam ich in Drogos Khalasar, als ich noch ein winziges Baby war. Ich habe selten so viel Güte auf einmal erleben dürfen. Drogo beschützte mich immer und zu jeder Zeit", erklärte ich Loras, während ich mich auf einen Stuhl setzte und die Frauen sich daran machten mir meinen Schleier aus dem Haar zu entfernen.

Ein hüftlanges Exemplar wurde mir kurz darauf ins Haar eingearbeitet und ich durfte mich wieder erheben.

„So, wir sind fertig", verkündete meine Tante und ich umarmte die Frauen nacheinander dankbar.

Loras schwieg und schien nachzudenken.

„Euer Gnaden?"

„Ja, Loras?"

„Wie ich feststellen muss, habt ihr bereits sehr viel erlebt. Ich hörte, ihr seid das Schwert des Morgens. Stimmt das?"

„LORAS?!", quietschte Sansa empört auf.

„Schon gut, Sansa. Alles ist gut", beruhigte ich meine Cousine.

„Ja, das stimmt, Loras. Kommt kehren wir zu meinem Gemahl zurück, ehe er einen Suchtrupp losschickt."

Wir lachten alle auf und Sansa lächelte breit.

„Das traue ich Rhaegar sogar zu."

Noch immer lachend traten wir Minuten später in den Ballsaal ein. Sofort eilte Rhaegar auf uns zu.

„Ich hätte fast einen Suchtrupp losgeschickt!", begrüßte er uns mit ernstem Gesichtsausdruck.

Nun brachen wir alle endgültig in lautes Gelächter aus. Sein Blick wurde verwirrt.

„Ser Jaime. Was hat das zu bedeuten? So erheitert habe ich meine Frau selten erlebt."

Loras war ruhig genug um es zu erklären.

„Verzeiht, Eure Majestät. Eure Gemahlin sagte, das wir alle lieber den Rückweg antreten sollten, ehe uns alle suchen lasst und Lady Sansa fügte breit lächelnd an, das sie Euch dies sogar zutraue. Und nun bestätigt ihr das auch noch. Deshalb das Gelächter."

Nun lachte auch Rhaegar erleichtert auf.

„Ja, die Damen kennen mich mittlerweile fast zu gut. Wenn es um Rhaelia oder Daenerys geht, dann bin ich extrem schnell besorgt und wenn es um die Frauen in der Familie meiner Gemahlin oder gar ihre Freundinnen geht wächst meine Sorge von Minute zu Minute..."

Kap 32

 „...Ich möchte schließlich nur das beste für meine Frau."

Wir gaben durch unseren Hochzeitstanz die Tanzfläche frei und kurz darauf wurde uns unsere Hochzeitstorte präsentiert, die wir dann anschnitten. Rhaegar hält das Messer und ich lege meine Hand oben auf seine. Das erste Stück gehört uns. Dann verteilen wir Kuchen an alle und wir füttern uns gegenseitig. Im Anschluss daran verzogen wir uns auf die Tanzfläche um mit unseren Angehörigen oder Gästen zu tanzen. Es dauert fast vier Stunden, ehe wir wieder gemeinsam tanzen können. Ich werde sanft geküsst und Rhaegar schmiegt seinen Kopf behutsam an den meinen.

„Ich liebe Euch!", flüstert er und ich antworte.

„Ich euch auch, Liebster"

Stolz wie ein Pfau lehnt Rhaegar seine Stirn an meine und sieht mir tief in die Augen, wo er nur Liebe findet. Spät abends hebt Rhaegar mich hoch und trägt mich in unser Gemach. Vor der Tür sind sechs Wachen zu beiden Seiten des Flures postiert worden. Eine der Wachen ist Loras Tyrell. Er hatte sich freiwillig angeboten und Rhaegar hatte Rücksprache mit seinen Eltern genommen. Diese erlaubten es und waren der Meinung, das es eine ausgesprochene Ehre sei. Rhaegar hatte genickt und so kam es das Loras eingeteilt worden war. Auch Ser Jaime war dabei, um Loras zu unterstützen. Da hatten wir offenbar eine neue Männerfreundschaft gestiftet. Im Gemach angekommen, stellte Rhaegar mich auf meine Füße und die Tür wurde hinter uns geschlossen.

„Habt ihr Angst vor der Hochzeitsnacht?", fragte Rhaegar.

„Nein. Es macht mich nur nervös. Aber Angst habe ich keine, denn ich weiß genau, das ich Euch blind vertrauen kann. Zusätzlich weiß ich, das ihr mir niemals weh tun würdet oder irgendetwas gegen meinen Willen", antwortete ich ehrlich und Rhaegar nickte zustimmend.

„Das ist absolut wahr. Ich habe geschworen, euch zu beschützen. Das werde ich auch tun, komme was da wolle. Dreht mir doch bitte den Rücken zu Liebste. Dann werde ich Euch als erstes von Eurem Haarschmuck und dem Schleier befreien."

Ich drehte ihm tatsächlich den Rücken zu und ich fühlte seine sanften Hände in meinem Haar. Rasch fiel mir das lange Haar lose auf die Schultern. Dann kämmte er mir das Haar sorgfältig aus und flocht es locker für die Nacht.

„Danke Liebster", sagte ich und drehte ihm meinen Kopf zu und bot ihm meinen Mund zum Kuss dar.

„Das habe ich doch gerne gemacht", bekam ich sanft zur Antwort und fühlte nur Sekunden später seine Lippen auf den meinen.

Wir lösten uns leise keuchend. Behutsam legte er mir meinen Zopf auf meine Schulter und begann damit mein Brautkleid zu öffnen. Ganz sanft glitten seine leicht kühlen Finger über meinen Rücken. Knopf für Knopf wurde geöffnet.

„Hm, diese Knöpfe sind sehr empfindlich, weil der Verschluss aus Spitze gearbeitet ist. Vergib mir, das es ein wenig dauert, aber ich möchte dieses Kleid nicht beschädigen. Ich finde, das eines schönen Tages unsere älteste Tochter darin heiraten sollte. Natürlich den Mann ihrer Träume und auch nur, wenn er wirklich schwören kann, gut zu ihr zu sein. Sonst hat er ein ernstes Problem mit uns, oder?"

Ich lachte.

„Ja, das hat er dann wohl. Denn den werfe ich den Drachen zum Fraß vor, wenn er meine Tochter schlecht behandeln sollte."

„Oh je, dann seid ihr ja strenger als ich! Ich hätte ihn nur bis an sein Lebensende eingekerkert."

Plötzlich seufzte Rhaegar auf.

„So noch zwei Knöpfe, Liebste."

Ich nickte.

„Noch einer. Und jetzt ist es komplett offen. Vorsicht. Ich lasse das Kleid jetzt los."

„Ist gut."

Sanft gleitet das Kleid an meinem Körper entlang und landet raschelnd am Boden. Ich klettere vorsichtig über das Kleid hinweg und Rhaegar hebt es sorgfältig auf und legt es auf den Sessel.

„Ihr seid so unglaublich schön. Was ist da für ein Band an eurem Oberschenkel?", fragt Rhaegar und kniet sich vor mich.

„Hm, das scheint eines dieser Strumpfbänder zu sein, mit denen man künftige Ehefrauen ausstattet. Nur zu welchem Zweck?"

„Ja, das ist ein Strumpfband. Es soll Glück bringen, Liebster."

Nun sieht Rhaegar mich aus seiner knienden Haltung heraus an.

„Gut, das ist ein sinnvoller Zweck. Haltet Euch an meinen Schultern fest, ich werde es nun vorsichtig entfernen."

Ich tat worum er bat und ich staunte über seine schier unglaubliche Kraft. Er ist so sanft mit mir. Ganz langsam gleitet das Strumpfband über meinen Oberschenkel und als es den Knöchel erreicht, hebt Rhaegar meinen Fuß leicht an, um es endgültig entfernen zu können. Dann erhebt er sich und legt es zu meinem Haarschmuck auf den Tisch. Ich streife ihm erst seine Jacke von den Schultern und mache mich dann daran sein Hemd aufzuknöpfen. Als ich am Bund seiner Hose ankomme, zögere ich und nehme all meinen Mut zusammen und ziehe das Hemd vorsichtig aus seiner Hose um an die restlichen Knöpfe zu kommen. Dann öffne ich vorsichtig seine Hose und schiebe sie ihm vom Hintern. Das Hemd folgt rasch. Rhaegar küsst mich kurz und süß und übernimmt den Rest dann selbst, während ich die Sachen einsammle und ebenfalls auf den Sessel lege.

„Das hättet ihr nicht tun müssen, Liebste."

„Doch ich wollte es aber. Ihr habt es ja auch bei meinem Kleid, dem Haarschmuck und dem Schleier so gemacht. Ich tue das gern für Euch, Liebster."

Er lächelte. Dann kam er zu mir und hob mich erneut hoch, um mich aufs Bett zu legen. Die Räume Winterfells sind warm, also brauchen wir kein Kaminfeuer, aber auch keine Bettdecke. Staunend besieht Rhaegar sich meinen Körper.

„Ihr seid so schön. Ich möchte herausfinden, was Euch gefällt und was nicht. Sagt mir ruhig, was ich darf und was nicht. So lernen wir von einander."

„Sehr gern."

Er begann wirklich vorsichtig, als sei ich aus dem zerbrechlichsten Glas überhaupt gemacht, mich zu erforschen, aber mir gefiel es ausgesprochen gut und erwiderte diese Zärtlichkeit, nachdem ich es geschafft hatte, ihn auf den Rücken zu drehen und zu bestaunen. Rhaegar ist hochattraktiv, hat mehr Muskeln als all meine Cousins zusammen. Vor allem seine Brust – und Bauchmuskeln sind sehr gut definiert. Aber auch die Muskeln an seinen Armen. Ich erforschte ihn nur soweit, wie er es bei mir auch getan hatte. Dann löschte ich sämtliche Kerzen im Raum und es war wirklich stockdunkel.

Also bestieg ich meinen Mann und küsste mich von seinem Mund zu seiner Brust vor und fand die Brustwarzen, denen ich liebkosende Aufmerksamkeit schenkte. Erst rechts, dann links. Ich konnte seine schnelle Atmung hören und das leise Stöhnen. Das heizte mich noch mehr an und ich genoss es ihn so in der Hand zu haben. Das merkte sogar Rhaegar.

„Ihr genießt es, nicht wahr. Das ihr so eine Macht über mich habt."

„Ja, ihr seid mein Gemahl. Ich glaube, es wäre unnatürlich, wenn ich es nicht genießen würde und nun genießt weiter die Gabe meiner Zärtlichkeit."

„Sehr gern."

Also machte ich weiter und ging immer mehr in Richtung Hüfte. Dort verharrte ich kurz und machte dann weiter, da die Neugier mich endgültig zu packen hat. Ich meine, ich bin 22 Jahre alt und gerade frisch verheiratet. Andere Frauen in meinem Alter sind längst seit Jahren verheiratet und bereits Mütter. Aber ich bin noch Jungfrau.

„Warte Liebste."

Ich sah auf.

„Was gibt es?"

„Ihr müsst nichts tun, was ihr nicht wollt."

„Ich möchte aber. Wie ihr wisst bin ich Jungfrau, habe einen wunderschönen Mann geheiratet und nun bin ich einfach nur neugierig. Ich möchte endlich lernen welche Handlung, welche Reaktion zur Folge hat."

„Verstehe. Ich wollte nur das ihr wisst, das ihr nichts tun müsst, was ihr selbst nicht wollt."

„Danke. Ich liebe Euch."

„Ich Euch auch, meine Königin."

„Rhaegar?"

„Ja?"

„Werde ich nun zur Königin gekrönt, oder wurde ich das bereits, als wir uns verlobt haben?"

„Hm, tja. Offen gestanden. Ich weiß es nicht. Aber ich kröne Euch zu meiner Königin, sobald wir zurück sind auf Drachenstein. Und es soll für all unsere Nachkommen, das gleiche gelten. Sobald unser ältestes Kind heiratet, wird er oder sie zur Königin gekrönt oder halt zum König, aber keine Sekunde früher."

„Damit bin ich absolut einverstanden."

Noch bevor Rhaegar mich um einen Kuss bitten konnte, machte ich mich weiter über seinen Körper her. Entfernte seine Unterhose und erforschte zunächst mit den Händen seinen Unterleib. Dies brachte mir mehrfaches Aufstöhnen von Rhaegar ein, welches langsam aber sicher immer lauter wurde. Dann begann ich damit ihn mit meinem Mund zu erforschen und brachte ihn an den Rand der Selbstbeherrschung.

„Liebste, wartet. Kommt her und küsst mich. Nun bin ich dran euch zu erforschen. Ihr wart euch gar nicht bewusst, wie ihr mich erforscht habt. Das ist gut, da die Neugier gesiegt hatte und nicht die Fleischeslust."

Ich gehorchte Rhaegar und wurde mit einem glühenden Kuss der Leidenschaft in Empfang genommen. Sanft drehte Rhaegar mich auf den Rücken und genoss es nun mich in der Hand zu haben. Nur er war viel geschickter, als ich. Aber ich genoss es und unterwarf mich der Fleischeslust, wie Rhaegar es genannt hatte. Ich beschloss mich von ihm unterrichten zu lassen, was dieses Thema anging. Denn wer wusste schon, wozu ich dieses Wissen einmal brauchen könnte.

„Oh ja", stöhnte ich auf und wandt mich vor Lust bebend unter Rhaegar, welcher sich wieder aufwärts küsste. Ich hatte nicht mitbekommen das er mir den Slip entfernt hatte.

„Moment noch, Liebste. Ich möchte Euch noch eine besonders schöne Wonne zeigen. Ihr habt sie mir bereits geschenkt."

Ich spürte wie Rhaegar, meine Unterschenkel auf seine Schultern legte und sein warmer Atem meine Mitte streifte. Doch dann waren da nur noch seine Lippen. Sie erforschten meine intimste Stelle und ich genoss es sehr. Ich stöhnte immer lauter auf und als ich glaubte, explodieren zu müssen, küsste Rhaegar sich nach oben vor und meine Unterschenkel lagen dann auf seinem Rücken und rutschten Stück für Stück weiter nach unten, je höher Rhaegar sich schob. Dadurch spreizte er auch meine Beine immer weiter und nur sehr vorsichtig. Immer wieder hielt er inne und schien überprüfen zu wollen, das es mir auch ja gut geht.

Als er schließlich ganz über mir lag küssten wir uns wieder und wieder glühend vor Leidenschaft. Vorsichtig erhob Rhaegar sich und ich spürte seine pralle Männlichkeit an meinem Oberschenkel. Es war angenehm und ich genoss es Rhaegar endlich so nah sein zu dürfen und seine warme, weiche Haut auf der meinen zu spüren. Jahre lang hatten wir uns nicht entkleiden dürfen und uns so spüren dürfen, obwohl wir uns stets heimlich trafen und uns dann küssten.

„Liebste, seid ihr bereit, mich in euch zu empfangen? Es wird vielleicht einen kleinen Moment lang weh tun, das bitte ich zu verzeihen. Ich kann dies nicht verhindern. Aber ich sehne mich so sehr danach Euren Körper nun mit meinem zu bedecken und unsere Schösse zu vereinen. Darf ich, Liebste?"

„Ja, Ihr dürft. Ich habe keine Angst davor vom Mädchen zur Frau zu werden. Ich verzeihe Euch diesen kleinen, aber notwendigen Schmerz. Tante Cat hat es mir vor einigen Jahren erklärt und seitdem ich an Eurer Seite bin, freue ich mich darauf."

Er lachte auf und lenkte mich mit einem intensiven Kuss ab, während er langsam und behutsam in mich eindrang. Ich spürte diesen Schmerz kaum. Es zog nur kurz und danach verebbte dieser Schmerz gleich wieder. Keuchend lösten wir den Kuss und ich gewöhnte mich an seine beachtliche Größe, die ich in meinem Schoss spüren konnte.

„Ich bin noch nicht ganz mit Euch verbunden. Ich wollte Euch Zeit geben, damit ihr Euch an das Gefühl gewöhnen könnt, mich in euch zu spüren."

Kurz darauf glitt er tiefer in mich und er lächelte mich an, das sah ich schemenhaft. Wieder bleib er für kurze Zeit ganz ruhig liegen. Doch dann begann er sich in mir zu bewegen und dieses Gefühl war überwältigend schön. Es dauerte nicht lang bis unsere Unterleiber begannen zu zucken und wir unseren Höhepunkt mit einem Kuss genossen.

Während dessen stieß Rhaegar auch weiterhin in mich. Erst als er ruhiger wurde lösten wir den Kuss. Er löste sich vollständig von mir und ich fühlte mich sofort leer ohne ihn und seine Nähe. Nur wenige Momente später nahm er mich erneut und drang dabei erneut in mich ein. Ein kleines bisschen härter dieses Mal.

Kap 33

 Wir genossen die Zärtlichkeiten, die wir einander schenkten und so machten wir die ganze Nacht weiter. Als wir dann schließlich erschöpft einschliefen, wurde es draußen bereits hell. Erst gegen Mittag klopfte es heftig an unserer Tür. Rhaegar schreckte auf.

„Moment bitte", rief er laut genug zurück, so das es noch auf der anderen Seite zu hören war.

„Ja, Eure Majestät", kam es ebenso laut zurück.

„Lia, Liebste, wach auf!", wandte Rhaegar sich liebevoll an mich und rüttelte mich behutsam an der Schulter wach.

„Hm? Was gibt es so wichtiges?", murmelte ich verschlafen und blinzelte ihn verschlafen an.

Dies brachte Rhaegar herzhaft zu lachen.

„Es wird nach unserer Aufmerksamkeit verlangt, zumal noch das Mittag Essen bezüglich unserer Hochzeit auf uns wartet, da wir ja schon, wie es scheint, den Vormittag verschlafen haben."

„In Ordnung. Kriege ich einen Kuss, ehe wir aufstehen?"

Dies brachte Rhaegar zum Lachen.

„Aber natürlich."

Schon fand ich mich unter Rhaegar wieder und er küsste mich leidenschaftlich. Keuchend lösten wir uns und machten uns rasch frisch, zogen uns an und öffneten die Tür. Jaime stand noch immer geduldig vor der Tür und sah uns lächelnd an.

„Ihr hoffe, ihr habt eine angenehme Nachtruhe gehabt."

„Ja, hatten wir. Aber Euch und Euren Bruder bekommen wir auch noch unter die Haube, dann findet ihr es selbst heraus", lachte ich und schlagartig wurde Jaime feuerrot.

„Äh... ich glaube ich bin zu alt zum Heiraten!", antwortete mir der Ritter, den ich wie einen Bruder schätzte.

Sein Gesicht sprach Bände. Ich brach in lautes Gelächter aus.

„Ach Jaime. Ich schätze Euch wie einen Bruder. Das gleiche gilt für Tyrion. Ich würde für euch beide so sehr freuen, wenn ihr eine Frau findet, die ehelichen wollt."

Noch immer machte Jaime einer überreifen Kirsche Konkurrenz. Ich umarmte ihn sanft und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange.

„Ach Euer Gnaden. Was täten Tyrion und ich bloß ohne euch und eure Güte?"

„Euch zu Tode langweilen?", schlug ich vor.

Jaime nickte.

„Ja, vermutlich. Kommt Eure Gäste sind zum Mittagessen da und versammeln sich vor Eurem Gabentisch. Die Hochzeitsgeschenke warten auf Euch."

Meine Augen leuchteten auf.

„Geschenke? Zur Hochzeit? Mein Namenstag ist in vier Vollmonden."

Nun lachten die Männer lauthals und ich ging los, während sie mir lachend folgten. Kurz vor dem Saal wartete ich auf Rhaegar und Jaime. Ich nahm Rhaegars Hand fest in meine und verschränkten unsere Finger miteinander. Jaime öffnete uns die Tür und trat nach uns ein.

Es erklang ein ohrenbetäubend lauter Ruf: „Lang lebe das Brautpaar."

Wir waren vor dem Esstisch stehen geblieben und hörten zu. Als dieser Ruf verklang lächelte ich zufrieden.

„Vielen Dank. Mögest ihr alle lange leben und bis ins hohe Alter bei bester Gesundheit bleiben", antwortete ich und alle riefen: „Danke, Euer Gnaden."

Auch Rhaegar reagierte mit dem gleichen Spruch darauf.

„Danke, Eure Majestät!", kam es vielstimmig zurück.

Mein Onkel trat auf mich zu und umarmte uns sanft.

„So nun als erstes zu Euren Geschenken, ehe ich das Essen servieren lasse."

Er führte uns zum Gabentisch. Ich staunte nicht schlecht.

„Einen größeren Tisch gab es nicht? Der Tisch würde beinahe komplett mein Zimmer einnehmen, so riesig ist der."

Alles lachte.

„Nein, das ist der größte Tisch in der gesamten Burg", erwiderte mein Onkel, dem mein ironischer Tonfall entgangen war.

Doch Jon reagierte schmunzelnd.

„Ach Onkel. Lia meinte es ironisch. Die Frage war nicht ernst gemeint, sondern eher rhetorisch."

„Stimmt genau, Jon."

Ich umarmte Jon und schickte ihn wieder zu Arya. Zum Glück gehorchte er mir sofort.

„Ach Lia, hättet ihr nachher mal einen Moment Zeit? Ich müsste mit Euch sprechen. Es ist wichtig", fragte Arya.

„Natürlich. Für Euch immer. Ihr seid meine Familie."

Sie lächelte und dankte mir. Ich fragte mich, was sie wollen könnte und Rhaegar antwortete in meinem Kopf.

„Vielleicht macht sie sich Sorgen um Jon und seine Träume."

„Das fürchte ich auch", gab ich in Gedanken zur Antwort.

Als erstes bekamen wir Gegenstände geschenkt, die wir auf Drachenstein gut brauchen konnten. Nach jedem Geschenk fragten wir von wem es sei und gingen zu jedem einzelnen um und zu bedanken. Zusätzlich umarmten wir jeden einzelnen dankbar. Wir bekamen auch Gewänder geschenkt oder Dinge, die wir im Eheleben brauchen würden. Als alle Geschenke ausgepackt waren setzten wir uns erneut an die Stirnseite des Tisches und sogleich wurde das Essen serviert. Anschließend bat ich Rhaegar mit Jon das Gespräch zu suchen und herauszufinden, was ihm so sehr auf dem Herzen liegt, das er sich nicht wie sonst an mich wendet. Er versprach dies und ich bekam noch einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Arya räusperte sich hinter uns.

„Verzeiht, Rhaegar. Aber dürfte ich mir Lia für ein Gespräch ausborgen? Wir sind an den Pferdeställen und nehmen unsere Wölfe mit. Dies dürfte für ausreichend Sicherheit sorgen."

„Ist gut. Nehmt noch einige Ritter mit, die mir Nachrichten übermitteln können."

„Ja. Das machen wir, Rhaegar. Danke, das ihr mir gestattet mit Lia ein wichtiges Gespräch unter Cousinen zu führen."

Behutsam nahm Rhaegar Aryas Kinn in seine Hände und hob ihren Blick zu sich empor.

„Kein Grund, mir zu danken. Ihr seid meine Schwiegertochter und so habt ihr jedes Recht darauf mit Lia zu sprechen. So und nun geht."

Er ließ sie los und sah mich liebevoll an.

„Geht, Liebste. Ich werde geduldig auf Eure Rückkehr warten."

Ich kicherte und verschwand mit Arya an der Hand.

„Jaime! Loras! Tyrion!", rief ich und die angesprochenen eilten herbei.

„Ja!"

„Mitkommen. Keine Fragen!"

Ich eilte mit Arya weiter, während die Ritter uns folgten. Visenya und Nymeria kamen herbei gehastet und wollten natürlich ausgiebig gekrault werden. Dies taten wir und setzten unseren Weg zu den Stallungen der Pferde fort. Auch unsere Drachen waren dort. Somit waren Arya und ich perfekt geschützt.

„So Loras, Jaime und Tyrion. Rhaegars Aufgabe an Euch ist, das ihr hin und wieder Nachrichten an ihn übermittelt."

Alle nicken und Loras schreckt vor den Drachen zurück und bemerkt schnell das diese ihm nichts tun. Mutig tritt er vor und lässt sich beschnuppern. Dann darf er sogar die Drachen berühren.

„Die Haut ist warm!", staunt er und ich nickte.

„Ja, das ist sie. Dennoch nehmt Euch vor den Zähnen oder dem Schwanz in Acht, da dieser mit Dornen bestückt ist, welche eine perfekte Waffe sind."

Stumm nickt er und zieht sich langsam und vorsichtig zurück, als er bemerkt, das ich mich meiner Cousine zu wende.

„Was liegt euch so sehr auf dem Herzen, Arya. Irgendetwas bedrückt Euch. Ist es wegen Jon?"

„Nein, nur zum Teil. Mit seinen Träumen kann ich umgehen. Es geht darum, ob ihr einen Weg wisst, das mir morgens nicht immer schlecht wird. Wegen dem Kind in meinem Bauch."

„Hm, leider nein. Ist Jon sehr besorgt?"

„Ja."

„Jaime?"

„Ja, Herrin!"

„Hol doch bitte mal Tante Cat und bring sie hier her und beruhige meinen Onkel. Sage ihm wir haben nur eine Frage an Tante Cat. Ihr dürft mich gerne zitieren."

Er lachte auf.

„Mit Vergnügen Herrin."

Dann war Jaime verschwunden und Arya war sehr blass, was durch ihre Schwangerschaft bedingt war. Loras nahm sie am Arm und führte sie nur wenige Meter weiter und bat sie höflich sich zu setzen. Ohne Widerworte zu geben, gehorchte sie ihm. Loras passte sehr gut auf Arya auf. Minuten später kamen Jaime und Tante Cat um die Ecke gebogen.

„Arya!", rief sie erschrocken aus und eilte auf ihre Tochter zu.

Kap 34

 „Was ist mit Euch?"

Arya berichtete ihr alles und Tante Cat war begeistert. Sie riet Arya morgens vor dem Aufstehen leichtes Gebäck und einige Schlucke Wasser zu sich zu nehmen, um der Übelkeit vorzubeugen. Dies tat Tante Cat in meiner Anwesenheit, um auch mich darüber in Kenntnis zu setzten, für den Fall das auch ich auch schon bald davon betroffen sein könnte.

Wir blieben noch drei Tage auf Winterfell und kehrten dann auf unsere Burg zurück. In diesen drei Nächten liebten Rhaegar und ich uns sehr intensiv und lange. Drei Wochen nach unserer Rückkehr trafen unsere Gäste ein, die zu meiner Krönung eingeladen waren. Noch war ich von der Übelkeit nicht betroffen und mir ging es sehr gut, obwohl wir ständig miteinander schliefen. Am Tag meiner Krönung kam Rhaegar zu mir und schloss mein Kleid.

„Ihr seid wunderschön, Liebste", gab Rhaegar zu und lächelte mich an.

„Danke, Liebster", erwiderte ich liebevoll.

Dienerinnen strömten in den Raum und Rhaegar verließ den Raum, um den männlichen Bediensteten Anweisungen zu erteilen.

„Euer Gnaden, gestattet ihr, das wir Euch Euren Umhang umlegen und Euch zu Eurer Krönung geleiten?", fragte meine Kammerzofe sanft nach.

„Ja. Ich wünsche meine Familie in der ersten Reihe im Thronsaal zu sehen. Das ist ein Befehl", gab ich zurück und alles nickte hastig.

Sofort rannten einige Dienerinnen los um Rhaegar über meinen Befehl zu informieren. Er kehrte lachend zu mir zurück.

„Was erheitert Euch so sehr, mein Liebster", wollte ich natürlich von Rhaegar wissen.

„Nun Euer Befehl. Natürlich sitzen all unsere Angehörigen in der ersten Reihe. Dach kommen all unsere Freunde und Verbündeten. Ich soll Euch von Loras fragen, ob er in den Thronsaal führen darf oder ob ihr jemanden dafür auserkoren habt."

„Nein ich habe niemanden auserkoren. Ich möchte Jaime und Loras. Jaime kennt sich schon ein bisschen aus. Jon soll sie begleiten und ihnen den Weg zeigen. So könnt ihr bei unseren Gästen im Thronsaal sein."

„Gut. So machen wir es."

Dann küsste er mich geschwind und verschwand wieder. Ich ging mit meinen Zofen und Dienerinnen los und traf auf die drei gewünschten Männer. Alle verneigten sich tief vor mir und verharrten so vor mir.

„Erhebt Euch, meine Freunde", befahl ich und sofort leisteten sie dem Folge.

„Ihr seid wunderschön Euer Gnaden", stieß Loras verblüfft hervor.

„Danke, Ser Loras. Wollen wir dann in den Thronsaal gehen?"

Alles nickte und ich hakte mich rechts bei Loras unter. Jaime ging links von mir und auch bei ihm hatte ich mich untergehakt. Jon lief vor uns. Er verschwand als erster im Thronsaal und der Zeremonienmeister klopfte mit seinem Zeremonienstab auf den Boden. Alles verstummte.

„Erheben Sie sich für die Gemahlin unseres Königs."

Dann öffneten sich die Flügeltüren und ein leises Raunen ging durch die Reihen der Gäste. Jeder an dem ich vorüber kam verneigte sich und verharrte in dieser Position.

Als ich bei Rhaegar ankam rief dieser: „Erhebt Euch"

Sofort gehorchten alle. Ich begrüßte Freunde, Familie und Verbündete. Anschließend stellte ich mich vor meinen Thron, der extra für mich gebaut worden war und hier, im Thronsaal, seinen Platz gefunden hatte. Zwei Stunden später zierte eine Krone meinen Kopf und ich war nun endgültig eine Königin. Noch sah man nicht viel von Aryas Schwangerschaft. Sie hatte mir zugeflüstert, das die Übelkeit vorbei sei. Ich freute mich ehrlich für sie und Jon. Von ihm wusste ich das er am liebsten die Zeit vor drehen würde um sein Kind endlich in den Armen halten würde. Er freute sich so sehr darauf endlich Vater zu werden. Rhaegar lachte darüber sehr.

„Mir ging es damals, vor Jons Geburt, auch nicht anders. Und ich hoffe ich habe irgendwann einmal die Ehre erneut Vater zu werden. Dann zählen nur noch meine Frau und meine Familie. Diese stehen an absolut erster Stelle. Alles andere darf sich dahinter einreihen", gab er zu und ich lächelte glücklich.

Am Nachmittag wurde Kuchen gegessen, abends gab es ein Festmahl zu Ehren meiner Krönung und in der Nacht liebten Rhaegar und ich uns intensiv. Es sollte der Krieg über uns herein brechen, ehe ich ein Kind bekommen konnte. Dieser Krieg gegen die Armee der Toten dauerte ganz vier Jahre. Viele gut Männer und Krieger starben. Zum Glück sah ich all meine Angehörigen und Verbündeten wieder. Aryas und Jons Kind starb zwei Jahre nach der Geburt an einer Lungenentzündung. Es war ein Mädchen gewesen. Ihr Name war Rhaenys, nach Rhaegars toter Tochter benannt, die er mit Elia Martell gehabt hatte. Wir siegten und der Nachtkönig, der die Kraftquelle für die Armee der Toten gewesen war , starb durch Drachenglas.

Dieses war von einem Drachen erhitzt worden und Drogo hatte den Pfeil abgegeben. Er hatte mitten ins Herz des Nachtkönigs getroffen und ihn tödlich getroffen. Egal ob White Walker oder Wiedergänger, sie starben alle. Es kehrte wieder Ruhe ein und alles was im Krieg schwer beschädigt oder zerstört worden war, wurde wieder aufgebaut. Selbst die Mauer hatte schwere Schäden hinnehmen müssen, doch wir reparierten sie wieder und so war sie am Ende stärker als je zuvor.

Etwa zwei Jahre nach Kriegsende war es dann so weit und ich übergab mich morgens immer wieder. Sofort ließ Rhaegar hoch besorgt einen Maester kommen, der mich untersuchte und meinen Gemahl erfreut anstrahlte.

„Mein König...", begann er und sah Rhaegar aufmerksam an.

„Es gibt keinen Grund sich zu sorgen. Eure Gemahlin trägt ein Kind in ihrem Leib, welches auch der Grund für die Übelkeit am Morgen ist", beendete er seinen Bericht und Rhaegar begann zu strahlen.

„Wie lange ist meine Frau schon in anderen Umständen?"

„Ich würde sagen so seit 2 bis 3 Vollmonden etwa. Es wird nicht mehr lange dauern, dann hört die Übelkeit auf", beantwortete er die Frage und verließ uns.

Rhaegar umarmte mich behutsam und küsste mich voller Liebe und Dankbarkeit. Es hatte nicht lange gedauert, da wussten alle sieben Königslande davon, das Rhaegar Vater wurde und schon bald ein Prinz oder eine Prinzessin geboren werden würde. Nach zwei weiteren Vollmonden sah man mir das Kind in meinem Bauch bereits an. Jeden Morgen wurde mir leichtes Gebäck gebracht und frisches Wasser wurde ebenfalls serviert, noch bevor ich aufstand um mich tagfertig zu machen. Meine Familie reiste an und war außer sich vor Freude. Mein Onkel umarmte mich behutsam und grinste übers ganze Gesicht.

„Eine weiter Generation macht sich auf den Weg. Auch Arya erwartet wieder ein Kind. Sie ist sogar schon seit acht Vollmonden schwanger."

Ich lächelte.

„Das ist eine so schöne Nachricht. Warum haben wir die nicht eher bekommen?"

„Nun alles sollte so ruhig wie nur möglich verlaufen, damit Arya keinen Stress hat, was dem Kind schaden würde", erklärte er mir und selbst Rhaegar bekam große Augen.

„Ich werde wieder Opa?"

Ned nickte.

„Nun gut. Erst werde ich Opa und dann Vater", stellte er fest und ich lachte.

„Tja, Liebster. Du hast halt einen erwachsenen Sohn, der nun Vater wird. Damit musstest du jederzeit rechnen."

Alles lachte. Auch Arya kam langsam in den Thronsaal und man sah deutlich, das sie ein Kind in sich trug.

„Wie lange bleibt ihr?", fragte ich.

„Zwei Wochen", erklärte meine Tante, die mir sanft die Hand auf den Bauch legte.

„Spürt ihr das Kind schon?"

„Nein, Tante Cat. Ich bin seit fünf Vollmonden schwanger und der Maester hat gesagt, das es noch zwei oder drei weitere Vollmonde dauern werde bis wir das Kind spüren können."

„Da hat er recht. Aber glaubt mir, es wird euch beide mit Glück, Stolz und Liebe erfüllen, es zu spüren."

„Darauf freue ich mich schon so sehr", gab ich zu und schmiegte mich in die Arme meines Mannes.

Die Zeit verging und meine Familie reiste ab und etwa sechs Wochen später flogen wir auf unseren Drachen nach Winterfell. Wir trafen pünktlich zu Aryas Niederkunft ein und wurden begeistert empfangen. Nur kurz nach unserer Ankunft gellte ein Schrei durch Winterfell. Es war Arya, die wohl nun niederkam. Als der Morgen graute, erklang der Schrei eines Babys und Jon betrat unser Gemach mit einem Baby auf dem Arm.

„Gemäß der Tradition wird das Kind erst dem Vater und dann den Anwesenden Königen gezeigt. Onkel Ned hat es schon gesehen. Nun seid ihr dran, Vater. Darf ich Euch Euren Enkelsohn Aemon vorstellen?"

„Sehr gern. Zeigt erst Rhaelia das Kind. Ihr fällt es nicht mehr so leicht sich zu erheben, denn auch sie trägt ein Kind."

Sofort gehorchte Jon seinem Vater und trat langsam auf mich zu.

„Meine Königin. Das ist Aemon Targaryen-Stark."

Mit diesen Worten legte Jon mir seinen frisch geborenen Sohn auf die Brust. Vorsichtig schob ich die Decke leicht zurück und lächelte. „Er ist bezaubernd schön. Sei ihm ein guter und gerechter Vater, Jon. Bring ihn deiner Frau. Er wird unruhig. Vielleicht hat er Hunger."

Jon nickte und nahm sein Kind wieder auf den Arm und überreichte ihn seinem Vater. Rhaegar war gerührt.

„Lia hat Recht. Er ist bezaubernd und wirklich hungrig. Sein kleiner Bauch rumpelt."

Jon verließ uns mit seinem Sohn auf dem Arm.

„Er ist so glücklich und seine Thronfolge ist gesichert. Nun müssen wir nur noch die direkte Thronfolge sichern. Egal ob ein Mädchen oder ein Junge zur Welt kommt. Ich werde nicht dulden, das meine Tochter übergangen wird. Die Bewohner der sieben Königslande werden sich daran gewöhnen müssen, eventuell eines Tages von einer Frau regiert zu werden."

Ich nickte zustimmend und wir blieben nur eine Woche auf Winterfell. Dann flogen wir nach Königsmund, um Dany und ihre Familie von dem neuesten Familienmitglied zu berichten. Dort blieben wir zwei Tage und kehrten endlich nach Drachenstein zurück. Es dauerte dann nicht mehr all zu lange, dann kam auch unser Kind zur Welt. Es war ein schöner und sonniger Tag und ich hatte kaum Appetit gehabt beim Frühstück.

Rhaegar war hoch besorgt und das zu recht. Denn ich brach kurze Zeit später mit einem stechenden Schmerz im Unterleib und einem Schrei zusammen. Sofort stürzten Leute herbei. Rhaegar brüllte Befehle und trug mich in das Gemach, welches für meine Niederkunft vorbereitet worden war. Der Maester untersuchte mich und lächelte.

„Mein König, das Kind kommt. Es sind Wehen. Unsere Königin wird schon bald Mutter sein. Bleibt bei ihr und ich kümmere mich um alles."

Zum Glück war Jon da und Rhaegar befahl ihm die Regierungsgeschäfte am Laufen zu halten. Jon wurde blass und nickte.

„Ja, Vater. Was ist mit Lia?"

„Sie bekommt unser Kind. Ich werde erst zu dir kommen, wenn Cat und Arya bei ihr sind. Auch Dany ist da und ich warte auf sie. Dann ist Lia in der Obhut von drei Frauen, denen wir vertrauen. Cat wird unser Kind holen."

Es dauerte nur Minuten, dann waren alle Frauen da und Rhaegar ging. Er sah regelmäßig nach uns. Als es richtig ernst wurde blieb er und half mir dadurch. Zweieinhalb Stunden später schrie das Kind aus Leibeskräften. Ich hatte nicht geschrien bei meiner Niederkunft. Ich ertrug die Schmerzen tapfer und einer Königin würdig. Tante Cat sah uns an.

„Es ist ein wunderschöner kleiner Junge. Wie soll er denn heißen?", fragte sie uns und wir sahen einander verblüfft an.

„Aegon", platzte es aus mir heraus.

„Nach Aegon, dem Eroberer. Ein würdiger Name für einen künftigen König. Findet ihr nicht?"

„Doch absolut", stimmten alle mir zu und so bekam unser kleiner Sohn Aegon seinen Namen.

Der Maester kam zu uns und vermaß den Kopf des Kindes und anschließend seinen kleinen Körper. Auch gewogen wurde er.

„Mein König. Wie heißt das Kind?", fragte der Maester Rhaegar.

„Aegon", war die schlichte Antwort.

„Ein schöner Name für ein schönes Kind. Meine Herzlichsten Glückwünsche, mein König. Euer Gnaden, auch Euch gratuliere ich von Herzen", sagte er.

Wir dankten ihm und der Maester gab die Maße unseres Kindes bekannt.

„Prinz Aegon ist 52 cm groß, hat einen Kopfumfang von 32 cm und wiegt 3950 g."

„Er ist so zart", lächelte Danny und ich nickte erschöpft.

Rhaegar ließ nach Jon und seiner Familie und den übrigen Familienmitgliedern rufen, nachdem ich gewaschen worden war und mich umziehen konnte. Zuvor brachte Rhaegar persönlich mich in unser königliches Gemach und legte mich hin.

„Ruh dich aus Liebste. Aegon wird nur noch rasch gebadet und angekleidet. Dann bringt man uns das Kind. Er wird bei uns schlafen in seinem eigenen Bettchen."

Ich nickte und lehnte mich zurück. Als Aegon gebracht wurde, betrat auch Jon das Zimmer.

„Was ist es geworden, Vater? Habe ich eine kleine Schwester?"

Ich lachte auf.

„Nein, Jon. Ihr habt einen kleinen Bruder bekommen. Enttäuscht?"

„Nein, keines Falls. Wo ist er und wie heißt er?"

„Hier ist er", sagte Tante Cat, die gerade auf mich zu trat.

Alle Traditionen wurden eingehalten und als Jon den Namen seines Bruders erfuhr lächelte er glücklich.

„Er ist wunderschön, Lia. Vater, ich bin hocherfreut über die Geburt meines kleinen Bruders."

Rhaegar und Jon umarmten sich und anschließen wurde ich sanft umarmt.

„Wann wollt ihr dem Volk die Geburt mitteilen? Ihr habt nun einen zweiten Thronerben", wollte Jon wissen.

„Nun das machen wir, sobald Lia sich ausreichend erholt hat und wir in der Lage sind Königmund zu besuchen. Dort wird es dann offiziell gemacht. Danny wird aber vorab schon das Volk informieren und den Namen bekannt geben", beschloss Rhaegar und ich bekam endlich meinen kleinen Sohn in die Arme gelegt.

Er schlief tief und fest. Aegon bekam das alles noch nicht mit und wir würden für seine Sicherheit sorgen müssen, soviel, stand fest. Aegon wurde unruhig und begann zu wimmern, ehe daraus ein lautes Schreien wurde.

Rasch wurden mir mehrere Kissen in den Rücken geschoben und ich bekam beigebracht, wie ich mein Kind stillen kann.

Kap 35

Ich war völlig erschöpft und müde. Tante Cat legte mir unseren Sohn auf die nackte Brust. Er wühlte sich instinktiv nach oben und suchte meine Brust. Er hatte Erfolg. Man hörte ihn zufrieden schmatzen. Rhaegar küsste mich und sah mich voller Liebe an.

„Danke, das du diesem Wunder das Leben geschenkt hast, Liebste. Ruhe dich nun aus, meine Liebste. Unser Sohn ist nun offenbar satt", bedankte Rhaegar sich sanft.

„Das habe ich doch gern gemacht, Liebster. Wir werden viel Pflege und Ruhe brauchen, da die Niederkunft sehr anstrengend war. Pflege deshalb, da ich meinen Sohn aufwachsen sehen möchte. Durch das Schenken des Lebens mein Leben zu verlieren, ist nicht das Schicksal, das ich mir erwählt habe. Meine Mutter und meine Tante sind von uns gegangen, als Jon und ich zur Welt kamen. Ich möchte noch viele Jahre an eurer Seite sein", erklärte ich Rhaegar abwinkend.

Er lächelte mich liebevoll an und versprach mir, das er mich beschützen und alles dafür tun wird, das ich überleben werde. Ich glaubte es ihm sofort und war dankbar dafür.

Rhaegar hielt Wort und verwöhnte uns nach Strich und Faden. Nur wenige Tage nach der Geburt unseres Sohnes, war ich wieder bei Kräften und trug den kleinen Prinzen in einem Tragetuch, welches ich um meinen Oberkörper gewickelt hatte. So hatte mein kleiner Liebling es kuschelig warm an meiner Brust, viel Körperkontakt und schlief viel.

Rhaegar sah das ich den Thronsaal betrat und eilte auf mich zu. Jaime war mir auf den Fersen, genau wie Tyrion. Sie waren dicht genug an uns beiden dran, um keinen Ärger mit meinem Mann zu bekommen, der sehr streng sein konnte, wenn es um mich oder das Baby ging.

Einige Diener verneigten sich rasch vor mir und warteten geduldig auf Rhaegars Rückkehr.

„Entschuldige Liebster. Aber unser Sohn sucht dich. Eben sah er sich nach Euch um, nachdem er satt war. Also beschloss ich, das wir Euch einen Besuch abstatten. Stören wir bei was wichtigem?", berichtete ich von dem Grund unseres Besuches.

Mein Mann lächelte mich liebevoll an.

„Ihr stört ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Ihr seid gerade recht dazu gekommen. Wir besprechen gerade, wie die Verkündung der Geburt aussehen sollte. Ich wollte schon nach Euch rufen lassen, aber das war gar nicht nötig. Manchmal habe ich das Gefühl, das ihr spüren könnt, ob und wann ich Eure Unterstützung benötige."

Jetzt lachte ich herzhaft auf.

„Ja, so kann man das durchaus sagen, Liebster. Wie wäre folgender Vorschlag. Aegon und ich hören zu und dann sage ich dir, was wir davon halten. Aber die endgültige Entscheidung liegt bei dir. Zumal wir ja Jaime und Tyrion als weitere Ratgeber hier haben. Jaime ist ja für den Bereich Sicherheit verantwortlich und Tyrion ist meine Hand, wenn man es so sagen kann. Er ist mein engster Berater, Vertrauter und wie ein kleiner Bruder für mich. Jaime dagegen ist mir wie ein großer Bruder ans Herz gewachsen. Auch er genießt mein vollstes Vertrauen. Wobei die Brüder Euch schon mehrfach bewiesen haben dürften, das auf sie absolut Verlass ist."

„Das ist wahr. So wird es gemacht. Wir entscheiden gemeinsam, Liebste. Aegon ist zu klein, um sagen zu können, was er sich wünscht. Aber ihr seid seine Mutter, also habt ihr auch Mitsprache - und Entscheidungsrecht. Da verhandel ich nicht drüber."

Ich glühte vor Liebe auf diesen Mann, der gleichzeitig mein Bruder ist. Jaime und Tyrion waren bei meinen Worten hochrot geworden und genossen es sehr gebraucht zu werden.

Rhaegar lachte herzhaft über die Brüder und umarmte beide vorsichtig.

„Kommt, meine Freunde. Mal sehen was wir gemeinsam an Ideen zusammentragen können, für die Verkündung von Prinz Aegon."

„Ja, mein König", kam es synchron von den Brüdern, was uns alle auf lachen ließ.

Sie verneigten sich vor uns. Sind wir mit den Brüdern allein, machen sie dies nicht, da wir das nicht wollen. Sobald sich aber noch weitere Personen, die außerhalb unseres Familien – oder Freundeskreises stehen, akzeptieren wir dies, damit alles dem Hofprotokoll entsprechend ablief.

Alle Vorschläge wurden gesammelt und ich dachte kurz darüber nach.

„Ich bin dafür zusammen mit Aegon, Jaime und Tyrion auf den Drachen nach Königsmund zu fliegen. Natürlich nicht zu hoch, da es sonst für den Prinzen zu kalt werden könnte und er schlecht Luft bekommt. So sind wir nicht wirklich Gefahren ausgesetzt. Die einzige die ich vermisse ist Visenya, da sie ja im Norden bei meinem Onkel geblieben ist. Sie gehört einfach in den Norden und nicht auf Drachenstein, wo es keine Nahrung für sie gibt. Wäre es möglich im Anschluss Visenya zu besuchen? Sie soll den Prinzen auch kennenlernen dürfen. Von den Wölfen meiner Cousinen und Cousins mal abgesehen, die auch neugierig sein dürften."

Nun war es Rhaegar nachzudenken.

„Man müsste es ausprobieren, ob unsere beiden Drachen, Tyrion und Jaime auf ihrem Rücken dulden. Dann wäre es möglich. Aber mir wäre eine Reise mit der Kutsche lieber, wegen Aegon. Er ist noch zu klein, um mitzufliegen, wie ich finde. Aber auch das kann man natürlich ausprobieren, wie gut das klappt und wie er es verträgt."

Damit war ich einverstanden und wir testeten es am nächsten Tag aus.

Saphne und Balyrion waren sehr neugierig auf das Baby und schnupperten vorsichtig an unserem Sohn.

Saphne legte sich und ermöglichte mir so das ich auf ihren Rücken klettern konnte und Jaime folgte mir. Er machte es mir sehr sorgsam und vorsichtig nach.

„Wie heißt sie?", fragte er mich neugierig.

„Ihr Name ist Saphne und sie ist die größte der ausgewachsenen Tiere."

„Danke, Herrin. Bitte Saphne, erlaube mir mitfliegen zu dürfen, da ich euch helfen möchte, die Herrin und den Prinzen zu beschützen. Glaubt ihr, wir bekommen es gemeinsam hin?", fragte Jaime Saphne, die nur empört schnaufte, das er wagte ihren Rücken zu erklimmen.

Sie bewegte sich aber nicht, da sie offenbar spürte, das es dem Prinzen, der im Tragetuch vor meiner Brust lag, schaden könnte. Widerwillig akzeptierte sie Jaimes zusätzliches Gewicht.

Als er saß, breitete sie ihre Flügel aus und hob nach kurzem Anlauf ab. Ich hatte Jaime zuvor erklärt, wie er sich verhalten muss und welche Regeln es zu befolgen gibt, damit alles glatt läuft.

Nach 10 Minuten Flug landete Saphne wieder und legte sich hin. Vorsichtig kletterten wir von ihrem Rücken.

Als wir vor ihr standen, waren Balyrion zusammen mit Tyrion und Rhaegar dran. Auch das klappte ganz gut und so tauschten die Brüder. Auch Tyrion erklärte Saphne, das er ihr helfen wolle Aegon und mich beschützen zu können.

Sie sah uns vorwurfsvoll an und erlaubte Tyrion ihren Rücken hinauf zu klettern.

Höflich bedankte er sich bei ihr.

„Vielen Dank, Lady Saphne. Für mich seid ihr absolut eine Lady, da ihr der Drache meiner Königin seid."

Saphne sah uns an und dachte wohl das Tyrion nicht mehr alle Zacken an der Krone habe. Ihr Blick sagte dies absolut aus.

Auch Jaime hatte bei Balyrion Erfolg. Also hoben die beiden Drachen gemeinsam ab und landeten nur Minuten später wieder.

Vorsichtig verließen wir den Rücken unserer Drachen wieder und ließen sie erneut am Prinzen schnuppern.

Obwohl sie so riesig sind, scheinen sie genau zu wissen, wie klein und hilflos dieser kleine Prinz noch ist. Er ist jetzt immerhin knapp 2 Vollmonde alt. Wir wollten einige Tage später dieses Experiment wiederholen, um sagen zu können, ob es von Erfolg gekrönt wäre, für eine weitere Strecke.

Fürs erste waren wir mit diesem Teilerfolg zufrieden und brachten Aegon wieder ins Schloss, dicht gefolgt von Saphne und Balyrion, die damit Jaime halfen.

Beide Drachen hatten die Brüder ausgiebig beschnuppert und erkannten sie wohl wieder. Schließlich waren die Brüder schon an meiner Seite, als ich Balyrion, Saphne, Dyrella und Myrion gefunden hatte. Daher kannten sie den Geruch der beiden.

Rhaegar grübelte.

„Lia, Liebste, ich glaube, ich weiß jetzt warum Ser Jaime und Ser Tyrion mitfliegen durften."

„So? Dann berichte mal, Liebster. Ich glaube, das Tyrion und Jaime zu gern wüssten, was gerade in deinem Kopf vor sich geht, da sie nicht hineingucken können, so wie ich das kann. Das ist eine Targaryen - Fähigkeit, die schon im alten Valyria vorgekommen ist. Stets bei uns Targaryens. Diese Fähigkeit ist selten genug und bis jetzt sind wir nur zu viert, die das können. Jon, Dany, du und ich", erklärte ich auffordernd.

„Sehr gern und ja es stimmt, die Fähigkeit ist typisch Targaryen und selten. Nun folgendes ging mir durch den Kopf...", begann Rhaegar zustimmend zu erklären.

„...Da ihr beide bei Lia wart, als sie die Drachen fand, kennen diese Euren Geruch und wissen, das ihr weder meiner Gemahlin noch dem Prinzen oder mir Schaden zufügen würdet. Sie haben Euren Geruch wieder erkannt und erlaubten Euch deshalb mitzufliegen. Wir werden diese Übung in ein paar Tagen noch einmal machen und zu sehen, ob sie es euch erneut gestatten. Wenn ja, dann können wir fliegen und wenn nicht, werden die Drachen uns aus der Luft beschützen, während wir mit der Kutsche reisen. Sind alle damit einverstanden?"

„Ja, Eure Majestät."

 

Kap 36

 Einige Tage später wiederholten wir diese Übung. Wir ließen Saphne und Balyrion erneut am Baby schnuppern und dann an den beiden Rittern. Saphne fühlte sich mit Tyrion wohler und Balyrion mit Jaime. Aber die Übung war erfolgreich. Auch Aegon bekam das fliegen gut, da Saphne instinktiv nicht zu hoch flog. Gerade hoch genug, um die Wipfel der Bäume zu überfliegen ohne diese zu streifen, was für einen Absturz sorgen könnte. Ich musste sie nicht einmal korrigieren. Also beschlossen wir, nach der Landung, nur drei Tage später abzureisen und den Prinzen leicht wärmer anzukleiden, was wir absolut bevorzugten. Meine Kammerzofe half mir wo sie nur konnte, da sie nun selbst ein Kind im Leib trug.

Eine Dienerin wusch noch einmal Aegon und kleidete ihn dann sorgfältig an. Rhaegar und ich hatten Kleidung für unseren Sohn heraus gesucht, die ihm nun angezogen wurde. Nachdem dies geschafft war, brachte sie uns unseren Sohn.

„Eure Majestät, Euer Gnaden! Prinz Aegon ist Abreise bereit", sagte sie und knickste vor uns.

Rhaegar nahm ihr unser Kind aus den Armen und wir prüften, ob alles sorgfältig geglättet worden war, da es sonst offene Stellen geben könnte, die sehr schmerzhaft sind und sich leicht entzünden können.

„Gute Arbeit", lobte Rhaegar die Dienerin, welche sich dankbar verneigte.

„Komm Liebste, wenden wir das Tragetuch wieder an. Aegon fühlt sich darin wohl."

„Ja, das tut er. Aber dieses Mal nimmst du Aegon vor die Brust, Liebster. Auch Balyrion ist sehr vorsichtig, wenn Aegon bei dir mitreist. Zumal Jaime bei dir ist. Da kann nichts passieren."

„Ist gut. Wie geht das noch mal mit dem Tragetuch?", fragte Rhaegar sanft nach und ich half ihm da weiter.

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Liebe Leserschaft,

zurzeit habe ich für diese Geschichte keine weiteren Ideen, wie es weiter gehen könnte.

Ihr vielleicht?

Redet ruhig in den Kommentaren darüber. 

Vielen Dank für Euer Interesse an dieser Geschichte.

Sobald ich neue Ideen habe, werde ich weiter schreiben. 

Ich schicke die Geschichte somit in die Kreative Pause.

GLG

Jule =)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.03.2019

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Fans der TV - Serie Game of Thrones und allen Lesern der Bücher von Das Lied von Eis und Feuer.

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