Bikutne,09.10.,12:01Uhr
Es war ein strahlender Sommertag und die Blätter der Bäume neigten sich leicht im Wind. Ein 15Jähriger Junge spielte mit seinen Freunden gerade auf der Straße, als sich plötzlich mit einem Schlag der Himmel verdunkelte. Die Dunkelheit schien alles zu verschlucken, alles geriet in Schweigen, sogar die Vögel sangen nicht mehr, es war einfach nur Stockdunkel und es schien als halte der ganze Planet die Luft an. Die Kälte kroch dem Schatten hinterher und obwohl es ein warmer Sommertag gewesen war, begann der Junge, der eben noch mit seinen Freunden gespielt hatte zu frieren und sich zu fragen was hier gerade vor sich ging. Er wusste, dass er nicht der Einzige war, der das gerade dachte. War das das Zeichen, dass ihnen der Alte, der vor kurzem die Stadt besucht und kurz darauf verschwunden war verkündigt hatte? Er hatte gesagt mit der Zeit werden die Wesen die wir Menschen einst vertrieben hatten wieder auftauchen. Nun schien alles unsicher, die Erde bebte und eigentlich müsste Panik ausbrechen, doch es war nichts zu hören, geschweige denn zu sehen. Alles war gespenstisch still.
Als es schien die Welt würde nie mehr erwachen, wurde es wieder hell und ein strahlend blauer Himmel erschien wieder am Horizont. Alles schien unverändert und die Leute setzten ihre Arbeit fort als wäre nichts geschehen, niemand bemerkte, dass der Junge und die Freunde verschwunden waren.
Es wurde langsam Abend und noch immer sorgte sich niemand um die Verschwundenen. Es waren Kinder gewesen,die kein Zuhause hatten und sich mit Spielen von ihrem Elend abgelenkt hatten. Niemand würde sie Vermissen. In einem Haus nicht weit weg lief der Fernseher: keine Vermisstenanzeige rein gar nichts. Nur... Oh nein! Sie zeigten sämtliche Fotos von zerstörten Häusern! Die Stadt habe es glücklicher Weise nicht getroffen sagten sie. Es wären nur Andere Dörfer in der Nähe betroffen. In der Stadt Bikutne in der die Jungen verschwunden waren war nichts passiert, irgendetwas war vorgefallen, als der Himmel sich verdunkelt hatte.
„Wo sind wir hier?“ , fragte der Junge mit den blonden Haaren und den Himmelblauen Augen, doch niemand antwortete ihm. Als Luke in der Dunkelheit mehr erkennen konnte, sah er, dass er in einer Höhle saß, neben ihm die kaum erkennbaren Umrisse seiner Freunde Eliot, Rukan und Ettem. Sie hatten ihn niemals im Stich gelassen und so rappelte sich der Junge sofort auf um ihnen zur Hilfe zu eilen. Plötzlich regte sich etwas hinter ihm und es ertönte eine laute aber dennoch sanfte Stimme und sagte : „Du bist ein guter Freund und mutig, dass du ihnen sofort zur Hilfe eilen willst obwohl du nicht weißt ob hier Gefahren lauern. Ich werde dich als mein Lehrling ausbilden. Du kannst wählen ob du weiter dieses Elend auf der Straße ertragen willst oder dich lieber der Lehre annimmst.“ „Und was ist mit meinen Freunden?“ , „Es ist edel von dir, dass du sofort an sie denkst, aber du wirst früh genug erfahren was mit ihnen geschieht.“ , war die Antwort.
„Wenn sie wieder gehen müssen bleibe ich nicht!“, sagte Luke entschlossen und mit einem Mal wurde es hell in der Höhle und er erkannte die Gestalt die hinter ihm stand. Es war eine große, schlanke Frau, die einen lila Umhang trug und ein sanftes lächeln aufzeigte. Sie war hübsch, hatte dunkle Augen, die fast schwarz erschienen, langes blondes Haar mit locken und ein schönes Lächeln.
„Du wirst es erfahren!“,sagte sie mit einem barschen Unterton. Erst jetzt erkannte Luke dass in den anderen drei Ecken der Höhle andere ebenfalls mit einem Mantel und einem Umhang gekleidete Menschen, wie die Frau vor ihm, nur dass jeder eine andere Mantelfarbe trug, aufgetaucht waren. Nun standen da ein Mann und zwei Frauen, die auf die bewusstlosen herunter blickten. Langsam gingen die Lehrmeister auf sie zu und hoben gleichzeitig die Hände. „Was macht ihr da, hört auf!“, rief Luke. „Hör auf mit dem Geschrei! Sie wecken deine Freunde doch nur auf.“, erklärte ihm die Frau in dem lila Gewand. „Warum gehen diese Typen dann so auf die drei zu?“,fragt Luke angsterfüllt. „Sie nehmen den Zauber von ihnen mit dem wir euch belegt hatten als wir euch mitgenommen haben.“,war wieder die barsche Antwort.
Rukan regte sich als erster, Luke wollte sofort zu ihm um ihm aufzuhelfen doch die geheimnisvolle Frau, die ihm seine Fragen beantwortet hatte hielt ihn zurück und sagte: „Lass es! Attenara, Raah und Kireeda sind noch nicht fertig mit dem Ritus.“ Luke schaute sie verwundert an , ein Ritus?´, fragte er sich. Riten gab es doch nur in alten Sagen. Die geheimnisvolle Frau musste sein Gesichtsausdruck wohl gesehen haben, denn sie antwortete: „ Ja wir haben magische Kräfte, die wir euch Lehren wollen. Ich, Nurena werde sie dich lehren zu verstehen und anzuwenden, falls du einwilligst.“ Und Luke schaute sie mit noch größeren Augen an. Das konnte nicht sein es gab doch keine magischen Kräfte. „ Aber warum habt ihr gerade uns ausgewählt, wir sind doch nur dumme kleine Straßenjungen, die nichts haben.“, fragte er mit dünner Stimme. Langsam wurde ihm das unheimlich und er fürchtete, er würde zustimmen müssen, da diese Magier ihn und seine Freunde sowieso nicht gehen lassen würden, wenn sie nicht zustimmten Lehrlinge zu werden.
Endlich war der Ritus beendet und die vier Freunde standen zusammen in der Höhle vor den Fremden. „Guten Abend , ich bin Attenara.“,sagte die, die ein dunkelblaues Gewand trug. „Ich bin Raah, und das ist Nurena.“ , sagte er mit einer so kühlen Stimme, dass es einen kalt über den Rücken lief. Raah hatte ein schwarzes Gewand. Er trat vor und schaute sich Rukan, einen der Jungen näher an. „Wie heißt du?“, fragte er ihn und seine Augen schienen fast zu leuchten als sich der großgewachsene Mann zu Rukan herunter beugte. „I... ich... ich hei...heiße Rukan.“ „Oh Mann, hör auf zu stottern und versuch es nochmal!“, fuhr ihn Raah an und nun blitzten seine Augen vor Ungeduld, es war eine ungewöhnliche Augenfarbe, noch ungewöhnlicher, als die von Rukan, die schon immer leuchtend grün schimmerte, doch Raah´s Farbe war schwarz, rabenschwarz. „Mein Name ist Rukan.“, sagte der Junge, diesmal mit fester Stimme und langsam trat Raah, mit einem weiterem glänzen in den Augen in die Kreise seiner Gefährten zurück. „Gut, dann kann ich mich endlich vorstellen. Ich heiße Kireeda. Wir sind die vier Wächter und werden euch als Lehrlinge in der Kunst der Magie ausbilden.“ Luke´s Freunde schauten fragend in die Runde, doch Luke lief es kalt den Rücken hinunter.Was hatte Kideera gesagt? So wie das klang schien es als könnten und dürften die Auserwählten gar nicht ablehnen. „Ihr könnt wählen, ob ihr euch für das Leben mit Magie entscheidet oder nicht ist uns egal. Aber wenn nicht werdet ihr nie wieder die Möglichkeit bekommen mit ihr in Berührung zu kommen.“, sprach Attenara, die wie Nurena eine unglaubliche Schönheit aufwies. Rukan, Eliot und Ettem schwiegen. „Warum habt ihr uns auserwählt?“, fragte Luke. Neugierig blickten alle vier Kinder ihre möglichen Meister an. „Wir haben euch auserwählt, weil ihr schon bevor es uns vier Wächter gab angekündigt wurdet“, sprach Nurena, „Ihr seid auserwählt worden vor langer, langer Zeit um später mal das Amt der Wächter zu übernehmen. Ihr habt reine Herzen und ihr wisst nicht, was Habgier ist. Darum wurdet ihr auserwählt.“
Noch immer erfüllte tiefes Schweigen die Höhle. Inzwischen war es Nacht geworden und ein blasser Mondstrahl, der von dem hochstehenden Vollmond ausging schien in die Höhle. Nachdenklich saßen die vier Jungs in einer Ecke der Höhle, währen die Magier still in der anderen Ecke saßen. Rukan unterbrach diese geheimnisvolle Stille als erster. „Ich bin müde“, rief er zu den Magiern hinüber, „können wir bis morgen Bedenkzeit haben? Ich meine in unserem zu Hause.“ „Natürlich dürft ihr das. Denkt bloß daran, und das ist ein weiterer Grund, warum ihr unsere Lehrlinge sein solltet, ihr habt auch eine natürliche Begabung für die Magie und wenn ihr nicht ewig Straßenkinder bleiben wollt würde ich annehmen. Man muss für die Magie geboren sein! Vergesst das bitte nicht.“, antwortete Kireeda.
Als die vier Jungen wieder an ihrem verfallenem Schuppen standen, der Jahrelang ihr zu Hause gewesen war, erfüllte sie tiefste Trauer. Würden sie ihn und die Menschen, die Tag für Tag daran vorbeigingen und den Kindern was zu essen und zu trinken gaben, wenn sie zustimmten nie wieder sehen? „Ich sehe die Trauer in euren Gesichtern, Freunde, aber wird es uns in einer Welt voller Magie nicht besser gehen? Hier müssen wir jede Nacht darum fürchten, dass wir erfrieren, doch dort bei unseren Lehrmeistern wird es uns viel besser gehen. Wir werden ein richtiges zu Hause haben und nicht diesen alten, verfallenen Schuppen.“,sagte Ettem, der bis jetzt geschwiegen hatte mit jeglicher Überzeugung in seiner Stimme. Noch immer schwiegen die Anderen. Eine kalte Brise wehte durch die Blätter der Bäume, die vor der Hütte standen und der Mond schien sie zu beobachten. „Lasst uns reingehen“,sagte Eliot, „mir ist kalt.“ Und so gingen sie rein und setzten sich auf den wenig isolierenden Boden, der mit alter Pappe ausgelegt war. „Es stimmt wir werden dort auf jeden Fall ein wärmeres und gemütlicheres zu Hause haben.“, stimmte Eliot jetzt auch Ettem zu. „ Na ja aber was ist dann der Haken an dem Ganzen? Ich meine, können wir wirklich all das hier aufgeben? Wir wissen doch nicht einmal was uns dort erwartet.“, brachte Luke ein. „Er hat recht sie könnten uns auch gar nicht ausbilden, sie könnten uns sonst wo hin stecken und uns irgendwo Steine hacken lassen oder so.“,stimmte Rukan Luke zu. „Wer weiß das schon. Wer stimmt dafür, dass wir gehen sollten,der hebt bitte die Hand!“, fragte Eliot, worauf seine Hand sofort in die Höhe schoss und die von Ettem ebenfalls. „Misst zwei gegen zwei!“, entfuhr es Eliot, „dann müssen wohl unsere Kugeln entscheiden.“ Und er holte zwei kleine Schwarze Kugeln hervor, die er auf ein unebenes Brett fallen ließ. „Also gut rechts ist ja, links ist nein!“, bestimmte Luke. Die Kugeln rollten einmal nach links, dann nach rechts, anschließend nach unten und danach wieder nach rechts, wonach sie sirrend vom Brett fielen. „Also schön wir werden gehen“, stimmte Rukan zu und Luke nickte leicht mit dem Kopf „So sei es“, sagte er und schwieg anschließend. Die Vier legten sich hin und schliefen nach kurzer Zeit ein.
Als Rukan aufwachte, sah er, dass es dunkel war, aber gerade noch so hell, dass er etwas erkennen konnte. Ein großer Schatten bewegte sich auf ihn zu. Rukan wollte wegrennen, doch irgendwie schienen seine grünen Augen jetzt etwas erkennen zu können. Es war ein großes, mächtiges Tier, dass auf ihn zukam. Der Junge versuchte seine Beine zu bewegen, aber es ging nicht, er versuchte es wieder und wieder, doch es ging einfach nicht. Kurz vor ihm blieb das Wesen stehen und sagte: „Guten Tag, Rukan! Fürchte dich nicht, dies ist nur ein Traum und ich werde dir nichts anhaben.“ Nun erkannte er das Wesen, das vor ihm stand. Es hatte den Mantel von seinem großen Kopf genommen, als es Rukan begrüßte. „D...D...Du bist ein Drache.“, stammelte er hervor. „Ganz genau ich bin dein Freund und Beschützer. Ich werde dein Gefährt sein auf dem du durch die Lüfte fliegst, wenn du zum Jittlehrling befördert wurdest. Also junger Lehrling wir werden uns wiedersehen.“ Der schwarze Drache verschwand und der Traum verschwand in kleinen schwarzen Nebelschwaden.
Frische Morgenluft erfüllte den Schuppen als Luke aufwachte. Er hatte gut geschlafen und war schon irgendwie froh diesen Schuppen zu verlassen, denn in der Nacht war es wieder kalt
geworden. Er schaute um sich konnte aber niemanden entdecken. Er ging hinaus und schaute hoch in die Baumkronen, in denen schon die Vögel zwitscherten. Er genoss es, die frische Morgenluft einzuatmen. Lila Blüten wuchsen an den Bäumen, aber sonst waren die Bäume vor dem Schuppen doch immer Blütenlos erst recht im Herbst? Deshalb wusste der Junge sofort, dass es ein Traum war. Plötzlich erstrahlte ein helles Licht am Himmel, so, dass es Luke schon blendete. Er erkannte ein goldenes schimmern hinter dem Licht. „Guten Tag, Luke! Fürchte auch du dich nicht ich werde dir nichts anhaben, denn das ist nur ein Traum. Ich bin dein Freund und Beschützer und eines Tages wirst du auf mir durch die Lüfte getragen werden. Aber erst, wenn du zum Jittlehrling ernannt wurdest. Lebewohl!“, ertönte eine Stimme aus dem Licht. Und kurz darauf war es verschwunden.
„Los! Aufstehen, ihr Faulpelze es ist kurz vor Sonnenaufgang. Wir müssen los“,rief Eliot durch den Schuppen, „Zu den riesigen Felsen werden wir schon einen Tag brauchen. Und ich will nicht zu spät kommen.“ Es stimmte, was Eliot dort sagte. Es war ein langer Weg zu den Felsen und um dort hin zu gelangen mussten sie auch einen hügeligen, bewachsenen, steilen Weg gehen. Die Magier hatten den Freunden gesagt, sie müssten dort bis Mitternacht ankommen. „Wartet ich muss noch einmal den Schuppen verabschieden.“, erklärte Ettem. Er ging in jede einzelne Ecke des Schuppens, danach ging er langsam hinaus lief auf die Blütenlosen Bäume zu, holte Anlauf und kletterte mit einer Windeseile den Stamm hinauf. Oben hatten die Jungen im vergangenen Jahr aus losen Zweigen eine Plattform mit einer kleinen Überdachung geflochten und befestigt, um sich dort hinsetzen zu können. Er setzte sich hin und schloss die Augen.
Als er sie wieder Aufschlug waren kaum fünf Minuten vergangen und die Anderen warteten schon. „Wartet mal, was nehmen wir denn als Proviant mit?“, fiel Eliot ein. „Also ich habe noch eine Tafel Schokolade, die ich vor zwei Wochen von einer alten Dame geschenkt bekommen habe. Und ihr?“,sprach Rukan. „Ja also“, sagte Ettem mit einem Schuldgefühl im Bauch, „ich habe das letzte Stück Brot aufgegessen, das war heute Nacht ich war so hungrig, nachdem ich aus einem Albtraum aufgewacht bin.“ Die Jungen schauten sich ratlos an. Sie hatten nicht den nötigen Proviant, den sie brauchten. „Was nun?“,fragte Eliot. „Wartet hier ich werde etwas besorgen!“, rief Luke im vorbei rennen. Und kurz darauf war er hinter einer Ecke verschwunden.
Luke schaute sich um irgendwo war hier doch der Markt, von dem ein Mann, der ihnen Essen gegeben hatte gesprochen hatte. ,Was hatte er gleich wieder gesagt? ´,fragte sich der Junge, ,Erst rechts, hab ich, dann wieder rechts...´ Luke rannte noch einmal nach rechts, dann bog er links ab und, als er dann der Straße folgte, wie ihm der Mann berichtet hatte, sah er jemanden an der nächsten Ecke stehen. Die Person war mit einem schwarzen Mantel umhüllt, das Gesicht verschleiert. „Komm her Junge!“, sprach die Person. Luke erkannte an der Stimme, das es eine Frau war und schritt langsam auf die Frau zu, bereit, jeder Zeit die Flucht zu ergreifen. „Komm näher!“,sagte die Geheimnisvolle. „Was willst du von mir?“, fragte der Junge. Die Frau antwortete ihm nicht. Es war gespenstisch. Langsam zog die Fremde den Schleier vom Kopf, zog aber sofort mit einer Handbewegung die Kapuze ihres Mantels über das Gesicht. „Du hattest wohl gehofft, ich würde mich erkennbar geben aber, nein.“,raunte die Frau und fuhr fort, „Ich möchte dich nicht aufhalten aber ich möchte dir eins sagen: halte dich aus meiner Welt fern!“ Luke holte tief Luft. Was könnte diese geheimnisvolle Frau meinen? Schnell guckte er um sich um sich zu vergewissern, ob sie niemand beobachtete, doch als er wieder zu der Frau schauen wollte um sie zu fragen, was sie meint war sie verschwunden und der alltägliche Lärm hallte wieder durch die Gassen.
Schnell machte sich der Junge wieder auf den Weg um endlich beim Supermarkt anzukommen. Als er dort ankam sah er viele Leute, die eifrig die Regale durchwühlten um die Sachen zu finden, die sie brauchten. Luke ging weiter hinein in den Supermarkt. Vor drei Tagen hatte er fünf Euro geschenkt bekommen und war jetzt auf der Suche nach Brot. Endlich hatte er es gefunden, kaufte eins und schaute sich noch einmal um. Er fand noch Wasser, dass er von seinem restlichen Geld bezahlte.
„Oh Mann, warum braucht der nur so lange?“, jammerte Eliot. Er war erst zehn und deshalb auch der, der am meisten nervte in der Gruppe. Rukan antwortete ihm, er solle sich noch etwas gedulden, schließlich besorge ihnen Luke gerade etwas zu Essen. Die Drei setzten sich auf ihren Baum und blieben dort ein paar Minuten, bis sie sich entschlossen nach ihrem Freund zu schauen. Kaum wollten sie gehen und um die Ecken spitzeln, da raste Luke an ihnen vorbei, verfolgt von einer schwarz gekleideten Frau. Sie hatte langes schwarzes Haar, das ihr beim rennen nur so um den Kopf wirbelte. „Du wirst mir nicht entkommen, junger Lehrling!“, schrie sie Luke hinterher. Die Unbekannte schien beim laufen kein bisschen zu ermüden und Luke tat sich immer schwerer das Tempo zu halten. Jetzt trat Ettem ein er rannte der Frau mit hoher Geschwindigkeit hinterher, sprang ihr vor die Füße, so dass sie stolperte und hinfiel. „Danke!“, keuchte Luke.
Am Boden lag die Frau krümmend und keuchend. Die Freunde schauten auf sie hinab. „Wer bist du und warum hast du Luke verfolgt?“, war Eliots Frage. Die Frau antwortete nicht. Sie lag da und tat nichts. Doch Plötzlich erhob sie sich, ihr Gesicht in ein hämisches Grinsen verzogen. „Ich bin noch lange, lange nicht fertig mit euch!“, brüllte sie, „Ihr seid schwach und wisst nicht einmal was die Magie anrichten kann. Ihr wisst rein gar nichts.“ Und während sie das sagte liefen ihre Körperteile schwarz an, wurden immer dunkler, sogar die Kleidung verschmolz mit ihr ,ihr Atem dehnte sich aus und das Gesicht wurde immer kantiger und spitzer. „Ah, ein schwarzer Wolf!“, schrie Eliot panisch vor Angst.
Schnell rannte Luke aus dem Schatten des Schuppen und wollte den nächsten Passanten ansprechen, als er das Gefühl hatte, es wäre falsch, weil er damit alle in Gefahr bringen konnte und die geheimnisvolle Welt der Magie bekannt geben würde. Also rannte er mutig zurück hinter den Schuppen, wo die Anderen verzweifelt versuchten die Verwandlung der Frau aufzuhalten. Der Wolf starrte die Kinder mit seinen roten Augen an, scheinbar überlegte er wen er als erstes zerfleischen sollte. Luke nutzte den Moment, in dem die Bestie nicht aufmerksam war und sprang wagemutig von hinten auf dessen breite Schultern. Das Monster wirbelte herum, warf Luke herunter und starrte ihn wütend an. Das erste Opfer stand fest. „Nein du wirst ihm nichts antun!“, rief Rukan zornig und stellte sich schützend vor den, am Boden liegenden Freund. Die Bestie knurrte wenig beeindruckt und hatte ihren Blick weiter auf Luke fixiert. Sie trottete langsam auf ihn zu, die großen, gelben Zähne gefletscht. „Lass ihn in Ruhe!“,rief Rukan mit fester Stimme. Ettem fand sie klang etwas verzerrt und als er genauer hinsah, sah er, das Rukans Lumpen langsam mit seinem Körper verschmelzen zu schienen. War das ein Zauber dieser Frau, oder das Werk jemand anderen, der sie Beobachtete. „Achtung Rukan“,schrie Ettem, „irgendetwas passiert gerade mit dir!“ Doch der Junge antwortete nicht. Sein Gesicht bekam Kannten und er färbte sich schwarz, immer dunkler, so wie sie es bei der Frau gesehen hatten. Rukans Körper wuchs stetig an und schwarze Federn erschienen an seiner Haut. Luke verfolgte dieses Geschehen ungläubig. Es musste das Werk der Bestie sein, anders konnte er es sich nicht erklären, sprang auf rannte auf den Wolf zu, der jetzt Rukan anstarrte, sprang...und fühlte gar nichts mehr, keine Wut mehr im Bauch und seine Haut fing an zu kribbeln, langsam wurde ihm klar...er verwandelte sich gerade. Diese Erkenntnis machte ihm Angst, ja sogar panisch, aber aber er ignorierte dieses Gefühl.
Leichtes, weißes Fell begann an Lukes Körper zu wachsen und seine Augen wurden noch tief blauer als sie sonst immer waren. Sie waren so blau, dass man sich in ihnen zu verlieren schien, wenn man Luke in die Augen sah. Ein tiefes Knurren stieß aus seiner Kehle hervor und ihm wuchsen die gleichen Ohren, wie der Frau. Er kam kurz hinter ihr zu stehen, viel weiter, als er seinen Sprung eingeplant hatte. Der Wolfsluke wirbelte herum, fixierte, den noch immer, jetzt vor Angst starren, schwarzen Wolf und sprang. Diesmal landete er Perfekt, grub seine spitzen Zähne in den Nacken seines Gegners und schleuderte ihn fort. Der Schwarze sprang wieder auf die Pfoten, war unschlüssig, ob er den blauäugigen Wolfsluke oder den schwarzen Falkenrukan angreifen sollte. Seine Mission war die Kinder daran zu hindern nach Avoon zu gelangen.
Jetzt griff Rukan an. Er flog in die Luft und kurz darauf mit seinem spitzen Schnabel auf die Fremde herunter geschossen. Seine langen, krummen Krallen bohrten sich tief in das Fell der Bestie, die kurz darauf stark zu bluten anfing. Langsam verwandelte sie sich in einen Menschen zurück und blieb blutend liegen. „Ha, jetzt bist du sprachlos du dummes Tier!“, platzte Eliot heraus. Doch Plötzlich, mit einer Handbewegung schleuderte die Frau einen grellen Lichtball hervor, der nur knapp das Ziel verfehlte und in der Mauer hinter ihm einen rußigen Fleck hinterließ. Kurz darauf verdunkelte sich der Schatten, so dass die Jungen nichts mehr sehen konnten und als es wieder hell wurde war die unheimliche Frau verschwunden. Jetzt verwandelten sich die beiden Tiere auch wieder in Menschen zurück und seufzten erleichtert. Erschöpft blieben sie liegen. Eliot war eine Weile wie versteinert stehen geblieben, vor Schreck als der Lichtball direkt neben ihm vorbeigerauscht war, doch dann sagte er: „Ich will ja nichts sagen, aber wir müssen los.“, erinnerte sie Eliot, „Wir müssen pünktlich ankommen, sonst können wir nicht ihre Lehrlinge werden.“ „Was war das denn jetzt? Wie habt ihr das gemacht?“,fragte Ettem und seine blutroten Augen funkelten vor Neugierde. „Ich weiß es nicht“, gestand Luke, „Ich glaube meine Wut auf diese Kreatur hatte einen Mechanismus in mir ausgelöst und das Tor zur Magie geöffnet, die freigesetzt wurde und mich geschützt hat.“ Eliot und Ettem schauten Luke und Rukan verwundert an. Sie hatten sich ohne Hilfe der Magier in wahre Schreckensmonster verwandelt.
Die Vier hatten seit einer Stunde die Stadt verlassen und ihnen taten bereits schon die Füße weh, da sie keine Schuhe hatten und über Steine und Sonstiges gelaufen waren. „Können wir nicht mal ne Pause machen?“, jammerte Eliot. „Nein, bis Mitternacht müssen wir bei den riesigen Felsen sein, sonst werden wir nicht unterrichtet werden.“,antwortete ihm Luke. Die vier kamen an einen Wald, dessen Boden mit Laub bedeckt war. „Siehst du ab hier werden wir einen weichen Untergrund haben.“,sagte Rukan. Ettem wirkte nachdenklich. Er ging schon die Ganze Zeit mit dem Kopf gesenkt, was bedeutete, dass er wieder mal seinen trüben Blick, der jedes Mal, wenn er nachdachte in seinen roten Augen erschien zu verbergen suchte. „Über was denkst du nach, Ettem?“,fragte ihn Rukan. Ettem hob den Kopf und man konnte jetzt deutlich seine Augen sehen, die getrübt waren. „Ich habe letzte Nacht etwas komisches geträumt.“,antwortete er, „Ich bin auf einem Einhorn geritten, das einen türkisen Sattel trug. Es hat gesagt es ist mein Freund und Beschützer und ich werde eines Tages auf ihm reiten dürfen.“ „Hey, so was ähnliches habe ich such geträumt.Ich bin in einem flammenfarbenen Raum einem riesigen Vogel begegnet, der ebenfalls flammenfarbenes Gefieder trug. Er hat fast das selbe gesagt wie das Einhorn in deinem Traum.“,antwortete ihm Eliot, „Und er hat gesagt ich werde `tief blau´ begegnen. Was kann das sein?“ Alle schauten sich ratlos an während sie stetig im selben Tempo weiterliefen. „Das, was du gesehen hattest war ein Phönix, aber das `tief blau´ kann ich mir nicht erklären. Ach ja und ich hatte auch so einen Traum, bloß, dass es bei mir ein goldenes Wesen, das ich nicht erkennen konnte war, aber es hat aber nichts von `tief blau´ oder so gesagt.
Mittlerweile waren sie im Wald. Sie liefen immer weiter. Langsam legte sich der Nebel wie ein weißes Tuch über den Wald und eine unheimliche Stille erfüllte ihn. Kein Vogel war zu hören, nur ihre Schritte auf dem feuchten Waldboden und das wilde pochen ihrer Herzen. Es wurde immer nebliger und plötzlich meinten sie Schatten zwischen den Bäumen zu sehen. Eliot zitterte vor Angst. Er wagte kaum zu atmen, angespannt gingen die Freunde weiter. Bald wurde der Untergrund hügeliger und felsiger und die Freunde taten sich immer schwerer beim laufen. Die dunklen Schatten schienen immer näher zu kommen. Die Freunde blieben stehen. Blickten angsterfüllt um sich. „Los lasst uns weitergehen,“ sagte Rukan.
Die Freunde gingen weiter. Ein Ast knackste in nicht allzu weiter Entfernung. Eliot fuhr herum „Was war das?“ Keiner seiner Freunde antwortete. Der ganze Wald schien den Atem anzuhalten. Ein schriller Schrei ertönte in der Ferne. Die Freunde sahen sich an, dann rannten sie wie auf Kommando los, in die Richtung aus der, der Schrei gekommen war. Trotz ihrer schmerzenden Füße rannten sie so schnell, wie sie noch nie gerannt waren. Noch ein Schrei, dieses Mal lauter als der erste. Sie kamen immer näher. Plötzlich kamen sie auf eine Lichtung. Die Bäume um die Lichtung waren höher als alle, die sie je gesehen hatten. Ratlos blieben sie stehen. „Was jetzt?,“ sagte Luke. Da, auf der anderen Seite der Lichtung sahen sie eine Gestalt in weisem Kleid. Die Gestalt hatte blutrotes Haar und erinnerte mit ihren langen und spitzen Fingernägeln an eine Raubkatze, die sich gleich auf ihre Beute stürzen wollte. Jetzt erst erkannte Rukan, dass das dämonenartige Wesen es auf ein vor Angst zitterndes Mädchen abgesehen hatte. „Was sollen wir tun?“ flüsterte Ettem panisch. Keiner antwortete ihm, alle starrten gebannt auf die angst-einflößende Szene. Die Frau stürzte sich mit einem schrillen kreischen auf das Mädchen, grub ihre Nägel langsam und immer fester in den zarten Arm des hübschen Geschöpfs und zerrte sie über den Boden. Das Mädchen schrie. Es machte dem Dämon Spaß, mit seinem Opfer zu spielen. Rukan konnte nicht länger zusehen und stürzte aus dem Gebüsch in dem die Jungen vorher verharrt hatten. „Lass sie in Ruhe, du dumme Gans!“, schrie er todesmutig. Als Rukan aus dem Gebüsch stürzte blieb Eliot fast das Herz stehen, wie konnte er nur so dumm sein und sich auf das seltsame Etwas zu stürzen. Es wieder sagte all seinen Instinkten, die ihm rieten reiß aus zu nehmen aber er blieb stehen und wartete. Egal, was auf ihn zukam, er würde kämpfen.
Die Luft begann zu flimmern und nun wurden kleine, schwarze Schatten sichtbar. Sie waren die ganze Zeit hier gewesen! Was sollte Rukan jetzt tun?
Rukan boxte in einen Schatten hinein, doch das Loch, das er hinterlassen hatte schloss sich sofort wieder. Panik überflutete den Jungen . Wie sollte er das Mädchen retten? Mit ihren riesigen Tatzen, die die Schatten wie es ihnen passte, beliebig in der Größe verändern konnten, glitten sie auf Rukan zu. Er stand da wie fest gefroren und hatte die Augen weit aufgerissen. Die Mäuler öffneten sich, bereit, Alles und Jeden, jeder Zeit zu verschlingen. Aus den Mündern tropfte schwarzer Schleim.
Endlich trat Luke ein. Wieder hatte er sich in den weißen Wolf verwandelt und rannte nun auf den Dämon zu. Er kam näher, setzte zum Sprung an und flog knapp über den Kopf des Dämon hinweg. Jetzt packte er das Mädchen, schwang es auf seinen Rücken und rannte davon. Weit genug um die Dämonin abzuhängen, hinein in die Sicherheit.
Rukan steckte noch immer fest. Wieso konnte ihm niemand helfen? In dem Moment schoss ein riesiger Puma durch die Schattenmenge, die sich sogleich auflöste. Weiter hinten sah Rukan einen großen Fuchs mit dem angst-einflößenden Dämon ringen. Der Junge wusste nun...das waren Ettem und Eliot. Sie hatten es auch geschafft, sich zu verwandeln!
„Schnell, wir müssen ihm helfen!“, entschied Rukan schnell, dachte ganz fest daran, dass ihn sein Freund brauchte und nach ein paar Sekunden schwerer Konzentration, fingen ihm endlich an die Federn zu sprießen. Der Puma blinzelte ihm einmal zu, dann stürzten sich beide in das Gefecht.
Der Dämon wehrte sich, seine Nägel gruben sich in die Felle der Angreifer, die schon blutgetränkt waren. Drei gegen einen Dämon waren zu wenig, denn seine Wunden regenerierten sich sofort. So konnten sie nicht gewinnen.
„Schnell, du bleibst hier! Ich muss meinen Freunden helfen“,sagte der weiße Wolf und lief davon. „Was geht hier vor? Wie habt ihr her gefunden?“, fragte das Mädchen, doch der weiße Wolf war schon verschwunden.
Der Dämon gewann die Oberhand und Rukan befürchtete, niemals fertig zu werden. Eher werden sie sterben, denn bald konnten die Jungen ihm nicht mehr Standhalten. Der Puma neben ihm hechelte schon schwer und der Fuchs, der sich eher zurückhielt auch.
Der Greifvogel, der Puma und der riesige Fuchs wurden abgeschüttelt. Plötzlich schien der Dämon zu wachsen. Sein schlanker Körper begann größer zu werden und die Haare stellten sich wie große Messerspitzen auf. Wirkten immer schärfer und bedrohlicher. Nein, in ihrem zweiten Kampf konnten die drei Jungen nicht als Sieger hervorgehen. Sie waren schwach, konnten dem Dämon nichts anhaben.
Luke wo bleibst du nur, dachte Ettem verzweifelt, während die Verwandlung der Dämonin fast abgeschlossen war. Die Unheimliche war fast dreifach so groß wie vorher und nun schienen ihre Fingernägel scharfe, spitze Krallen geworden zu sein um einen ganz durchbohren zu können. Das rote Haar gleichte eher spitzen Speeren an denen schon vertrocknetes Blut klebte. Die Lage war Aussichtslos. Langsam ging das Wesen auf die Kinder zu. Ihr Gesicht voller Triumph.
Plötzlich schienen sich ihre Lippen zu bewegen und ihre Stimme klang alt und verrostet, „Ihr seid nur ein Haufen Dreck!“,höhnte sie, „Wer seid ihr, dass ihr hier her kommt und meine Opfer stiehlt? Ihr wurdet nicht unterrichtet in der Magie und trotzdem kommt ihr hier her. Auf meine Lichtung! In meinen Wald! Und ihr klaut mir meine Beute?“ Das Gesicht wutverzerrt ging sie weiter auf die drei Tiere zu. „Verwandelt euch zurück!“, rief die Dämonin und ihre Stimme bekam einen tiefen Unterton, „Los. Tut es. Ich werde euch nichts tun. Ich will euch sehen. Eure wahre Gestalt. Wer seid ihr?“ Die Stimme des Dämon klang immer unheimlicher.
Der Nebel auf der Lichtung wurde dichter.
„Wieso willst du, eine Lilith unsere Gestalten sehen?“, fragte Wolfsluke, der hinter ihr aus dem Gebüsch trat. Er hatte lange nachgedacht was für ein Dämon es seien könnte und nun glühten seine tief blauen Augen, denn er wusste jetzt würden sie bei einem Kampf überlegen sein. „Was willst du weißer Wolf? Bist du gekommen um die Seelen meiner Opfer, die ich an diesem Ort zurückgelassen habe zu dir holen?“ Luke verstand nicht. Wieso Seelen? Wusste der Dämon nicht, dass er zu seinen Freunden gehörte? „Wer ist dieser Wolf und was macht er?“, spielte Eliot fragend. Er war genau so neugierig wie Luke und der weiße Wolf war erleichtert, dass Eliot es versuchte heraus zu finden und er seine wahre Identität nicht preis geben musste.
Der Dämon schaute Luke feindselig an. „Seit langer Zeit sind er und ich verfeindet. Überall streunt er in meinem Gebiet herum und fängt die von mir freigesetzten Seelen ein,“ sagte die Lilith. „Wofür braucht er die?“,fragt Ettem neugierig. „Er ist ein Geist, der ziemlich transparent ist und doch irgendwie lebt, richtig?“, stellte Ettem fest. Der Dämon antwortete nicht. Er schaute nur mit seinen bösartigen Augen in die Richtung seines Feindes. „Was willst du?“,fragte die Dämonin. „Heute werde ich dich aus meinem Territorium vertreiben.“, antwortete der muskulöse Wolf. Wie auf ein Unsichtbares Zeichen stürzten sich die Freunde in ihrer Tierform auf den Dämon. Die Lilith kreischte und schlug mit ihren langen Fingernägeln wild um sich. Sie traf den Fuchs,der darauf laut jaulte. Auf einmal stürzte ein rotäugiger, weißer Wolf aus dem Gebüsch. Der Wolf landete auf der Lilith und grub seine großen gelben Zähne in ihr Genick. Gleichzeitig versuchte der Rabenrukan ihr mit seinen Fangkrallen die Augen auszukratzen. Die Augen des Dämon begannen sich zu trüben, als die Krallen hinein gestoßen wurden und kurz darauf wieder herausgezogen wurden. Die Lilith wurde blass im Gesicht und ein erneuter Schrei erschütterte den Wald. Die Tiere ließen von ihr ab und sie stürzte zu Boden und blieb zuckend liegen. Ein letzter erstickter Schrei ertönte, dann regte sich nichts mehr. Jetzt färbte sich die Haut der Lilith langsam schwarz und sie löste sich auf, sodass es so vorkam als wäre sie niemals an der Stelle gelegen.
„Wo hast du das Mädchen hingebracht?“, fragte Ettem den Wolf mit den blauen Auge, denn er weiß, das dass Luke ist und der andere, rotäugige der Geist. Ruhig blickt Luke in die Runde und rennt kurz darauf in das Gestrüpp. Ein paar Minuten später kommt er mit einem blonden Mädchen zurück. Es hat eine lila mit hellen lila Streifen verzierte Tunika an. Ein Gürtel woran ein sichelförmiges Messer baumelt. Warum hat sie sich nicht verteidigt?
„Hi“,sagte Ettem mehr brachte er nicht heraus. Er starrte in nur ihre wunderschönen, helllilanen Augen. Eine scheinbar bequeme Lederhose trug das Mädchen und deshalb beneideten die vier Jungen sie darum. Wie mussten sie ihr erscheinen? Wild? Kampflustig? Ganz sicher nicht vornehm oder gar reich, was die Freunde auch nicht waren.
„Guten Tag,“ sagte sie und kicherte , „danke, dass ihr mich gerettet habt.“ Die schulterlangen Haare glänzen in dem einzigen Lichtstrahl, der matt auf die Lichtung scheint. „Wie heißt du?“,fragte Rukan. „Ich heiße Lilie. Ich hatte hier Kräuter...“,brach sie plötzlich ab und schien zu überlegen. Wussten die Jungen von Avoon, dem heiligen Land der Magie?
„Ja weiter“, drängte Luke.
Klar sie mussten von der Magie wissen wie sonst hätten die Fremden sich verwandeln können, dachte das Mädchen. „Na gut ich war hier um Kräuter für meine Suppe zu sammeln.“ Es entsprach nicht ganz der Wahrheit aber wenn die Jungen doch nichts wussten wie würde ihr Meister sie dann bestrafen?
Ein nervenerschütterndes Heulen erklang. Es war der Geist. Die Jungen hatten noch gar nicht begriffen, dass ihnen der Wolf geholfen hatte. Sie schauten zu der Stelle, wo der Rotäugige gesessen hatte. Er war weg. Hat er sich so leise davon geschlichen oder hat er sich einfach in Luft aufgelöst?, dachte Luke, der sich inzwischen, wie seine Freunde zurückverwandelt hatte. „Ihr seid keine Lehrlinge, oder?,“fragte das Mädchen, „Ihr dürft es nicht meinen Meister sagen, dass ich euch gefragt habe, bitte!“ „Wenn wir an den Hohen Felsen ankommen werden uns unsere Meister aufnehmen.“,antwortete Rukan. „Ja, bloß wissen wir jetzt nicht mehr wo wir lang gehen müssen, denn sie hatten uns gesagt wir sollen immer geradeaus laufen.“,bemerkte Eliot. „Keine Sorge ich weiß genau wo es hingeht. Ich werde euch den Weg dort hin zeigen.“, sprach Lilie freundlich, „Ihr müsst dort sicher um Mitternacht ankommen, oder?“ Woher weiß sie das?, fragte sich Luke. Ettem sprach seinen Gedanken aus: „Woher weißt du das?“ Er war inzwischen wieder zu sich gekommen und beschlossen seine Stärke zu zeigen und nicht vor dem schönen Mädchen schüchtern zu wirken.
„Ach, ich weiß es weil mich dort mein Meister empfangen hat als ich in die Lehre ging. Und es war um Mitternacht.“,sagte sie, „Von dort geht man in eine Höhle...“ Sie brach ab. „Ich darf es euch nicht erzählen. Miroon, mein Meister hat mir befohlen niemals einem angehenden Lehrling zu verraten.“ „Ist dein Meister so streng mit dir?“, interessierte sich Luke. „Ja.“, war die bloße Antwort des Mädchen. „Und was musst du alles lernen? Wie lernt man die Magie zu beherrschen?“,fragte Eliot. „Man muss eine Gewisse Begabung haben. Bevor ich zu meinem Meister kam hatte er sehr viele Lehrlinge und er hat alle getötet, da sie nicht die Ausmaße der Kraft hatten, die er sich vorstellte.“, sagte das Mädchen. „Und du hast sie?“, versuchte Rukan zu verstehen. „Ich weiß es nicht...“ Sie schwieg. Stille erfüllte die Lichtung und jeder der vier wusste, dass Miroon Lilie jeder Zeit umbringen konnte. „Wir werden dich beschützen“, beschloss Ettem und unterbrach damit die Stille. „Wir müssen jetzt los sonst kommen wir nicht rechtzeitig an.“, erinnerte Luke die anderen. Ohne weitere Worte ging Lilie voraus und führte die Jungen zwischen den Bäumen hindurch. Weit in der Ferne hörte man einen Specht gegen das Holz klopfen. Der Himmel färbte sich orange, dann in ein tiefes rot. „Wann sind wir endlich aus dem Wald draußen?“, jammerte Eliot. Keiner antwortete ihm und so gingen die fünf schweigend weiter.
Fortsetzung folgt...
Tag der Veröffentlichung: 07.04.2012
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