Nolita stand auf und ging gedankenverloren zum Fenster, doch auf halben weg riss sie die Handschellen, die an ihrem Bett befestigt war, zurück. Wütend setzte sich Nolita wieder auf ihr Bett.
Heute war der schlimmste Tag ihres Lebens gewesen, dabei hatte alles gut angefangen.
Vor über einer Woche wurde sie krank. Eigentlich ging es ihr blendend bis sie einfach zusammenbrach und bewusstlos liegen blieb. Als ihre Mutter sie so fand, hatte sie sofort einen Arzt alarmiert, dieser war kurze Zeit später vor der Haustüre gestanden. Dann regte er sich fürchterlich auf, weil Nolita bei bester Gesundheit war. Doch dann wurde sie erneut bewusstlos und die Neugier des Arztes war geweckt. Er nahm Nolita viel Blut um es in einem Labor zu untersuchen. Kaum eine Stunde später kam er wieder zurück mit der Nachricht Nolita sei schwer krank und sie müsse sofort mit ihm auf die Klinik.
In der Klinik war alles weiß, auch Nolita steckte man in leuchtend weiße Kleidung. Jeder Zentimeter ihres Körpers wurde vermessen und auf einem Papier notiert. Die folgenden sechs Tage waren die schönsten in ihrem ganzen Leben gewesen. Sie litt zwar unter weiteren Ohnmachtsanfällen doch sie bekam alles was sie wollte. Bis heute.
Schnelle Schritte auf dem Flur rissen sie aus ihren Gedanken. Die Türe wurde aufgestoßen und ein Arzt trat herein. Er hieß Septis.
Ein Helfer folgte ihm und schloss die Tür.
„Na, wie geht’s unserem Engelchen heute?,“ fragte Septis spöttisch.
Nolita schnaubte.
Septis tat als hätte er nichts gehört und fuhr fort, „ich möchte nur etwas Blut nehmen dann bin ich schon wieder weg.“
Er zog eine riesige Spritze hervor und ging auf Nolita zu, doch diese wollte sich dass nicht gefallen lassen und trat mit dem Fuß nach ihm. Dafür erntete sie eine heftige Ohrfeige.
„Hol etwas um sie ruhig zu stellen,“ befahl Septis und der Helfer verließ den Raum.
Nolita bekam es mit der Angst zu tun, was hatten diese Leute mit ihr vor?
Der Helfer betrat erneut den Raum und gab Septis ein Nasses Tuch. Bevor sie sich wehren konnte drückte er ihr das Tuch auf ihr Gesicht und es wurde dunkel um sie.
Als Nolita aufwachte waren noch mehr Leute in ihrem kleinen Zimmer um ihr Bett versammelt.
Wütend wollte sie sich aufsetzen doch zwei riesige Hände drückten sie auf das verhasste Bett zurück.
Mit lautem krachen flog die Tür auf und Septis stürmte ins Zimmer, er hatte eine kleine Spritze in der Hand, die mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt war. Auf ein Zeichen des Arztes packten die Helfer Nolita an Armen und Beinen.
Entsetzt sah sie wie Septis mit der Spritze in ihren rechten Oberarm stach und den gesamten Inhalt der Spritze in ihren Arm drückte. Nolita dachte ihr Kopf würde platzen, sie wollte die Spritze aus ihrem Arm reisen und den fürchterlichen Schmerzen ein Ende bereiten, doch sie konnte sich nicht bewegen, da die Helfer sie auf ihr Bett drückten und gegen vier ausgewachsene Männer konnte sie nichts ausrichten. Sie sah noch wie Septis die leere Spritze von ihrem Arm nahm, dann wurde sie ohnmächtig.
Die folgenden Tage wurde sie fast jede halbe Stunde ohnmächtig, und im zwei Stunden Abstand verabreichte Septis ihr die dunkelrote Flüssigkeit.
Nach etwas mehr als zwei Tagen hörte er damit auf.
Obwohl die Ohnmachtsanfälle immer häufiger wurden ging es ihr von Tag zu Tag besser.
Nie war sie allein doch sie fühlte sich einsamer als je zuvor, sie spürte eine merkwürdige leere in sich, als ob sie einen guten Freund verloren hätte.
Als sie heute aufwachte war sie allein.
Nolita richtete sich auf ihrem Bett auf, und strich sich die silbrig schimmernden Haare aus dem Gesicht.
Sollte sie versuchen zu fliehen, doch dann fielen ihr die Handschellen und die dicke Tür wieder ein. Es war unmöglich hier herauszukommen.
Leise schwang die Tür hinter ihr auf, stöhnend drehte Nolita sich um und erschrak.
In der Türe stand nicht wie erwartet Septis oder einer seiner Helfer, sondern ein Mädchen ungefähr in Nolitas Alter, sie hatte dunkel schwarzes Haar, das ihr in sanften Locken auf die Schultern fiel. Sie war wunderschön. Ihre schwarzen Augen funkelten vor Zorn, als sie Nolita sah.
Das Mädchen kam auf Nolita zu, ängstlich sah sie wie die Fremde ihre Hand auf Nolitas Fesseln legte, mit einem leisen klicken sprang die Handschellen auf.
Verwundert sah Nolita ihre Retterin an, diese forderte sie leise auf ihr zu folgen.
Nolita gehorchte widerstandslos, da sie vermutete, dass sie wenn sie eine der Helfer war, sowieso keine Chance hatte.
Auf Zehenspitzen schlichen die beiden Mädchen den Gang entlang. Plötzlich wurden Stimmen laut, Nolita erkannte die raue Stimme Septis'. Erschrocken sah sie sich zu ihrer Retterin um, doch die grinste nur. War das alles doch nur eine Falle gewesen, aber wieso sollte sie jemand durch die Gegend laufen lassen und so tun als währe er ihr Freund, das ergab alles keinen Sinn.
Zwei Ärzte kamen um die Ecke, doch sie verschwammen vor ihren Augen.
Nein ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden nicht jetzt, ich muss rennen, ich muss ihnen entkommen.
Noch während sie das dachte holte sie die Dunkelheit ein.
Tag der Veröffentlichung: 06.04.2012
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