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Home Economics


Introduction

„Guten Morgen, Klasse“, begrüßte uns Mr. Molina. Er war mein ehemaliger Biologie Lehrer und in diesem Semester besuchte ich seinen Home Economics Kurs.
Ich war mir noch nicht sicher, ob ich mich auf diesen Kurs freuen sollte. Jeder musste ihn besuchen, er galt der allgemeinen Aufklärung der Schüler – wobei das im Junior Year schon ein bisschen spät war. Nur unser konservatives Örtchen würde darauf kommen, dass man sich bei den Jugendlichen vor dem Alter von sechzehn oder siebzehn noch keine Gedanken deswegen machen müsste. Und so kam es nun, dass ich mit einer Hälfte meines Jahrgangs hier saß und dem Kommenden unsicher entgegen sah. Was hatte sich die Schule dieses Jahr für diesen Kurs einfallen lassen?
„Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden… Das Großprojekt der diesjährigen Home Economics Klasse ist die Partnerschaft, mit genaueren Worten, die Ehe. Ich habe hier einen Beutel voll mit kleinen Zetteln, die ihr Woche für Woche jeden Montag ziehen müsst. Darauf steht eine Aufgabe, die ihr erfolgreich bis zum darauf folgenden Freitag erledigen müsst. Wir haben die Gruppen bereits eingeteilt und das nach folgendem Prinzip: Der erste oder die erste auf der Liste wird mit dem letzten oder der letzten auf der Namensliste, vorausgesetzt es ist das andere Geschlecht, zusammen kommen. Nun, es ist mir klar, dass es schon einige Pärchen in der Klasse gibt, und wenn die es sich zutrauen, bis zum Ende des Schuljahres eine Partnerschaft durchzuhalten, dann dürft ihr gerne mit euren jeweiligen Partnern nach vorne kommen und wir versuchen eine Lösung zu finden. Bis dahin seit ihr in folgenden Gruppen: …“
Er zählte die Namen nacheinander auf und verkündete mir somit, dass ich von nun an mit Edward Cullen in einer Partnerschaft leben würde. Ich schaute mich sofort nach ihm um – er saß eine Reihe hinter mir auf der anderen Seite des Klassenzimmers und sah ebenfalls zu mir. Ich lächelte ihm kurz zu, was er mit einem kurzen Nicken erwiderte.
Edward selbst kannte ich kaum. Wir hatten für die eine oder andere Stunde schon miteinander gesprochen, aber man konnte nicht sagen, dass uns viel mehr verband. Er war vor zwei Jahren mit seiner Familie hier hergezogen. Sein Vater war ein Arzt im Krankenhaus, seine Mutter hatte eine eigene Firma in der Stadt einige Stunden von Forks entfernt. Viel mehr wusste ich nicht von ihm. Aber das würde sich sicher bald ändern.
„Darf ich euch nun bitten, euren neuen Partner zu suchen? Ihr könnt euch miteinander unterhalten, während ich mit denjenigen von euch spreche, die nicht mit der bisherigen Planung einverstanden sind. Ich bin sicher, dass sich ein paar unter euch finden werden?“
Ich stand auf und blickte zu Edward. Er stand ebenfalls neben seinem Tisch und blickte fragend zu mir. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich zu ihm kommen würde und setzte mich in Bewegung. Der Tisch neben ihm war frei geworden und so setzte ich mich dorthin, während das andere Mädchen mit ihrem Partner nach vorne zu Mr. Molina rauschte.
„Hi, ich bin Bella“, stellte ich mich noch einmal richtig vor.
Er nickte wissend. „Edward“, sagte er. Verlegen blickte er auf den Tisch vor sich. „Wir sind dann also jetzt… Partner.“
„Ja. Scheint so.“ Ich blickte ihn an, wie er nervös mit seinen Finger spielte. Ich wusste, dass viele Mädchen an der Schule für ihn schwärmten, allerdings hatte ich sie immer für oberflächlich gehalten, weil ich von den meisten wusste, dass sie ihn nicht persönlich kannten. Und für Aussehen alleine schwärmen, war nicht alles für mich. Allerdings konnte ich auch nicht bestreiten, dass sein Aussehen nicht eine besondere Wirkung auf Frauen hatte, mich eingeschlossen. Auch wenn ich es zuvor nie darauf angelegt hatte, ich war nun offen dafür, ihn kennen zu lernen.
„Ich bin ja gespannt, was das kommende Jahr auf uns zukommt“, brach ich irgendwann die Stille zwischen uns.
„Oh ja“, stimmte Edward mir zu. „Man hat ja hier und da Geschichten von den älteren Semestern gehört. Auch wenn sie andere Projekte hatten, sie werden sich doch alle irgendwo ähneln.“
„Das denke ich auch. Aber ich glaube, bisher wurde noch nie ein Paar für ein ganzes Schuljahr gebildet. Oder?“
„Wenn, dann war es vor meiner Zeit“, stimmte er zu. „Und…“ Er blickte endlich wieder zu mir auf, aber nur für kurz, „denkst du, dass wir gut durchkommen werden?“
„Wer weiß? Kommt darauf an, was für Aufgaben wir ziehen, oder?“
„Ja, aber ich meine…“ Er sprach nicht weiter.
„Hm“, machte ich. „Ja. Ich denke, unsere Namen haben uns Glück gegeben. Ich kenne dich nicht wirklich, aber ich bin mir sicher, dass ich ein schlechteres Los hätte treffen können.“
„Gut.“ Er schien erleichtert.
Ich war es jedenfalls. Wenn ich daran denke, dass ich genauso gut auch mit Tyler hätte gepaart werden können… nein, das ging nicht.
Mr. Molina rief uns wieder zur Ruhe. „Es hat ein paar kleinere Veränderungen gegeben und ich bin sehr gespannt, was sich daraus ergeben wird. Nachdem sich sowohl Jessica und Lauren, als auch Mike und Jacob nicht mit ihren Partnern einverstanden erklären konnten und auch nicht untereinander tauschen wollten, haben wir beschlossen, dass sie jeweils gleichgeschlechtliche Paare bilden. Denn auch das ist ein Thema in unserer Gesellschaft, mit dem viele nicht umgehen können. Was die vier hier machen, beweist großen Mut und ich bitte euch, ihnen mit Respekt entgegen zu treten und ihnen nicht auf die Füße zu treten.“ Er schickte die vier mit einer Handbewegung zu ihren Plätzen. „Nun geht es daran, eure Aufgaben zu ziehen. Ich bitte jedes Paar nach vorne zu kommen und sowohl aus diesem Beutel links, als auch aus diesem Beutel rechts einen Zettel zu ziehen. Der Beutel auf der linken Seite wird euch sagen, was für ein Paar ihr seid, das heißt, mit welchen Voraussetzungen ihr in die Beziehung geht. Und der Beutel rechts wird euch eure erste Wochenaufgabe mitteilen. Wie gesagt, die müsst ihr bis Freitag erledigen und eure Ausarbeitung auf ein bis zwei Seiten schriftlich vorlegen. Wenn ihr eure Zettel gezogen habt, seid ihr für heute entlassen, sollten noch fragen aufkommen, ich bin für den Rest der Stunde hier für euch erreichbar. Das gilt auch für den Rest der Woche. Ich erwarte von euch, dass ihr die Aufgaben ernst nehmt und zufrieden stellend erarbeitet. Dafür dürft ihr euch auf dem Schulgelände aufhalten, aber bitte verlasst es nicht. So und nun Paar Eins bitte nach vorne zum Zettel ziehen.“
Edward und ich waren Paar Nummer Vier. Während er den Aufgabezettel zog, holte ich unsere Geschichte aus dem anderen Beutel. Wir waren bereits mit unseren Taschen nach vorne gegangen und konnten somit direkt den Raum verlassen.
„In die Cafeteria?“ fragte ich. Es war Nahe der Mittagspause, weswegen es mir als ein guter Ort für unser erstes Treffen erschien.
„In Ordnung“, nickte Edward.
Wir suchten uns einen Platz und gingen anschließend unser Mittagessen holen, da die Küche glücklicherweise schon geöffnet war. Anschließend setzten wir uns und ich begann unsere Geschichten zu studieren.
„Und?“ fragte Edward.
„Nun… Du kommst aus der Mittelschicht, du arbeitest in einer Firma, was dir wöchentlich siebenhundert Dollar zu Verfügung stellt – nicht schlecht! Außerdem hast du studiert und einen guten Abschluss gemacht. Dein aktueller Kontostand beträgt vierzehntausendeinhunderteinundzwanzig Dollar und dreiundvierzig Cent. Du wohnst auf Miete, fünfhundertfünfzig Dollar den Monat, inklusive Nebenkosten, keine Kredite und sonstige Schulden.“
„Das klingt wunderbar, gute Voraussetzungen also.“
„Abwarten, was ich bringe“, lachte ich. Ich schlug die Seite um und studierte mein Leben. „Ich habe vor wenigen Monaten mein Studium abgeschlossen und habe noch keinen Job passend meiner Ausbildung gefunden. Deswegen arbeite ich immer noch in meinem Stundentenjob als Bedienung in einem Diner. Das gibt mir hundertfünfzig Dollar die Woche, plus circa zwanzig Dollar zusätzlich pro Tag von den netten Kunden. Ich wohne in Miete, zweihundertdreißig Dollar den Monat, inklusive Nebenkosten, keine Kredite oder sonstige Schulden.“
„Wunderbar. Dann sind wir zwar nicht reich, aber immerhin haben wir keine Schulden zu begleichen. Und wir beide beginnen mit einem Job. Damit kann man doch arbeiten.“
„Mal sehen. Ich denke, das kommt ganz auf unsere erste Aufgabe an, nicht?“


Assignment 1

Edward entknüllte den Zettel mit unserer ersten Aufgabe mit einer Geduld, die mich in den Wahnsinn treiben wollte.
„Okay“, er zog die Vokale in die Länge. Edward blickte auf den Zettel und begann zu lachen…
„Was?“ fragte ich ungeduldig.
„Offensichtlich sind wir im Supermarkt ineinander gefahren und haben uns darauf hin auf einen Kaffee verabredet. Die Aufgabe lautet nun, das erste Date erfolgreich nachzustellen und Teile des Gesprächs zu transkribieren. Es ist uns freigestellt, bis zum Abgabetermin noch weitere Dates zu haben.“
„Wie romantisch.“ Ich verdrehte die Augen. „Was sagst du, wollen wir unser erstes Date gleich hinter uns bringen?“
„Nun, wir haben zwar keinen Kaffee vor uns, sondern Mittagessen, aber warum nicht? Vorausgesetzt, du willst nicht lieber mit deinen Freunden Mittagessen?“
„Oh.“ Daran hatte ich nicht gedacht. Ich blickte mich um, zu dem Tisch, an dem ich voriges Schulejahr immer mit meinen Freunden gesessen hatte, aber dort schien mich niemand zu vermissen. „Nein“, antwortete ich schließlich. „Und du?“ Ich musste gestehen, dass ich nicht einmal wusste, wo er zu Mittag aß und mit wem.
„Ist für mich in Ordnung.“
„Wunderbar. Dann sollte ich mich wohl jetzt noch einmal entschuldigen, dass ich mit meinem Einkaufswagen in dich gekracht bin?“
Er versuchte ernst zu bleiben, doch ich konnte seine Mundwinkel zucken sehen. „Dann sollte ich, als wahrer Gentleman, antworten, dass es komplett meine Schuld war und ich nicht aufgepasst habe. Und anschließend würde ich mich noch einmal versichern, dass es dir wirklich gut geht und du dir nichts getan hast.“
Ich nickte anerkennend. „Ich würde dir antworten, dass bei mir alles in Ordnung ist und dass ich Tendenzen habe, mir selbst einmal das Bein zu stellen.“
„Hm“, machte er. „Ich würde das hinnehmen, vielleicht mit dem stillen Hintergedanken, dass ich bei dieser, wie auch erwünschter späterer Verabredungen, ein Auge auf dich und deine Sicherheit haben würde. Ich würde hoffen, dass ich dir damit zu verstehen geben würde, dass ich an dir interessiert bin. Ich würde dich über dein Leben ausfragen und jede Information in mich aufsaugen.“ Flirtete er mit mir?
„Und was genau wolltest du wissen?“ Flirtete ich mit ihm?
Er begann mich über belanglose Dinge zu befragen und antwortete immer mal wieder selbst, wenn ich die Gegenfrage stellen konnte, ehe er mit seiner nächsten kam. So erfuhr ich, dass er leidenschaftlich an Musik interessiert war, seinen Vater für dessen Arbeit im Krankenhaus bewunderte und selbst noch wenige Zukunftsaussichten hatte, seine Eltern ihn aber unterstützten, alles zu machen, was er wollte. Er hatte vor zu studieren, was genau er machen wollte, wollte er sich allerdings noch überlegen.
Ich teilte ihm meine Lieblingsfarbe und mein Lieblingsessen mit, erzählte über das Leben in meiner Familie und deutete an, dass ich in meiner Freizeit gerne mit Büchern beschäftigt war. Im Gegensatz zu ihm wusste ich schon genau, was ich einmal studieren wollte, Kreatives Schreiben und Englische Literatur. Was daraus werden sollte, versprach ich ihm, würde ich ihm ein anderes Mal mitteilen.
Auf diese Art unterhielten wir uns für die komplette Mittagspause, bis die erste Glocke schellte.
„Dann würde ich dir jetzt sagen, dass ich leider gehen muss, um rechtzeitig zu meiner Schicht im Diner zu kommen“, führte ich unser Spiel vom Beginn des Gesprächs weiter.
„Ich würde das selbstverständlich verstehen, es aber bedauern und dich deswegen um deine Nummer fragen, dass wir das wiederholen könnten.“
Ich spürte, wie meine Wangen sich etwas erhitzten, als ich mein Handy aus meiner Tasche zog und ihn aufforderte, seine Nummer einzuspeichern. Wir sollten es doch real halten und wir würden uns sicher über die nächsten Wochen immer wieder untereinander kurzschließen. Es erschien nur logisch, dass wir Nummern tauschten.
„Danke“, sagte er. „Ich werde mich bei dir melden.“
„Ich freue mich.“
Erst später bemerkte ich, dass wir für die letzten Sätze den Konjunktiv weggelassen hatten.

Edward und ich trafen am nächsten Tag wieder zur selben Zeit aufeinander, die Stunde vor der Mittagspause. Für das Projekt arbeiteten wir an der Transkription unserer Unterhaltung des ersten Dates. Allerdings nur für eine halbe Stunde, dann schweiften wir in unseren Gesprächen ab und unterhielten uns über andere Dinge; Schule, Mitschüler, Forks, das Leben, die Welt.
Ich unterhielt mich gerne mit Edward. Wir waren mit vielen Gedanken auf derselben Wellenlänge und auch wenn sich unsere Ansichten unterschieden, so war er nicht erpicht darauf, mich von seiner Meinung zu überzeugen, sondern akzeptierte meine Argumentation. Ich konnte mir vorstellen, dass wir das Schuljahr und Home Economics gut miteinander überstehen könnten und sich daraus eine längere Freundschaft entwickelte – aber ich wollte noch nicht zu weit in die Zukunft schauen. Ich sollte abwarten, wie die Dinge sich entwickelten.

Zu meiner Überraschung rief Edward mich an diesem Dienstagabend auf meinem Handy an und fragte mich um ein „Date“, wie unsere Aufgabe es uns als Möglichkeit bereitgestellt hatte. Natürlich stimmte ich zu, mit Schmetterlingen in meinem Bauch, aufgeregt, wie wir uns an einem Abend miteinander verstehen würden, an dem wir nicht den Schulflur hinunter voreinander flüchten könnten.
Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Dates, vor allem nicht mit welchen, die eigentlich gar keines waren, weswegen ich dem Abend angespannt entgegen sah.
Und was trug man zu solch einem Anlass?
„Bella?“ meine Muter stand im Türrahmen zu meinem Zimmer.
„Mom“, jammerte ich mit ärmlicher Stimme. „Was soll ich anziehen?“
„Was habt ihr denn geplant?“ fragte sie.
„Nun… ich denke, wir werden essen gehen.“
Mom lief zu meinem Schrank und ging Stück für Stück meine Kleidung durch. Hin und wieder zeigte sie mir etwas, zudem ich entweder nickte oder den Kopf schüttelte. So bekamen wir eine Auswahl, aus der sie dann schließlich mein Outfit wählte.
„Erzähl mir etwas von Edward“, bat sie, während sie mir die Haare machte.
„Ich weiß nicht viel über ihn, wir kannten uns davor nicht wirklich. Aber er scheint nett zu sein. Er mag Musik, er lebt harmonisch in seiner Familie. Er scheint eher ein Einzelgänger zu sein, ich weiß nicht warum.“
„Sieht er gut aus?“ fragte sie fast beiläufig.
„Mom.“ Ich verdrehte die Augen. „Das ist nicht wichtig.“
„Nicht?“
„Nein“, antwortete ich fest. Dann musste ich kichern. „Er sieht richtig gut aus!“
„Stellst du ihn mir vor, wenn er dich abholen kommt?“
„Wenn es sein muss… Wenn du das möchtest.“
„Es wäre mir sehr lieb. Ich muss doch wissen, ob er wirklich gut aussieht, oder ob du nur durch eine rosarote Brille siehst.“
Hitze stieg mir ins Gesicht. Was wollte sie damit sagen?
Sie beobachtete mich im Spiegel. „Magst du ihn?“ fragte sie ernst.
„Wie gesagt, er ist nett.“
„Bella.“ Sie hob fragend eine Augenbraue.
„Ich habe dir gesagt, dass ich ihn kaum kenne. Wie soll ich dir sagen können, ob ich ihn mag?“ Ich wollte nicht oberflächlich sein und jemand nach seinem äußeren mögen. Es gab wichtigeres. „Ich werde sehen“, fügte ich noch hinzu.
„Weißt du, Bella, manchmal ist es nicht wichtig, jemanden kennen zu lernen, manchmal kennt man eine andere Person einfach und weiß, dass man sie mag. Dass sie ein Teil deines Lebens geworden ist.“
Ich seufzte schwer. „Och, Mom… Themenwechsel. Bin ich fertig?“
„Fast. Mal sehen, ob er pünktlich ist.“
Mom und ich begaben uns nach unten ins Wohnzimmer. Kaum hatten wir uns gesetzt, klingelte es an der Tür.
„Hi Edward“, grüßte ich ihn.
„Guten Abend, Bella. Du siehst gut aus.“
Wieder die Hitze im Gesicht. „Danke. Ahm, würde es dir etwas ausmachen kurz hereinzukommen? Meine Mom würde dich gerne kennen lernen. Keine Sorge, mein Dad ist noch nicht da.“ Das schien ihn zu erleichtern.
Gemeinsam traten wir ein und ich führte ihn ins Wohnzimmer.
„Mom, das ist Edward, mein Projektpartner. Edward, das ist meine Mom, Renee.“
Edward streckte ihr scheu die Hand entgegen. „Freut mich Sie kennen zu lernen, Mrs Swan.“
„Mich auch, Edward. Was hat ihr heute Abend denn vor?“
„Wir werden nur essen gehen und an der Aufgabe weiterarbeiten“, antwortete er schnell.
„In Ordnung. Bella, du kennst du Regel…“
Ich nickte und lief wieder den Flur nach vorne, wo ich meinen Mantel anzog und nach meiner Tasche griff.
„Bereit?“ fragte Edward.
Ich nickte und ließ mich von ihm nach draußen geleiten. Er hatte seinen silbernen Volvo in der Einfahrt geparkt. Zu meiner Überraschung hielt er mir die Tür auf und half mir beim einsteigen. Wow.
„Danke“, hauchte ich verlegen.
Er umrundete den Wagen und setzte sich hinter das Steuer. Gekonnt brachte er den Wagen zum laufen und auf die Straße.
„Wo gehen wir hin?“ fragte ich neugierig.
„Ein Restaurant, etwas außerhalb von Forks. Ist das in Ordnung?“
„Klingt gut“, stimmte ich zu.

„Also, ich dachte, wir nutzen den Abend, um ein bisschen mehr über das Projekt zu sprechen, vielleicht uns etwas besser kennen zu lernen, außerhalb von den Schulwänden und lauschenden Mitschülern“, begann Edward die Konversation, nachdem wir bestellt hatten.
„Sehr gerne. Gibt es etwas bestimmtes, über das du reden wolltest?“
„Ja, da gibt es etwas, dass ich gerne erwähnen würde.“
Mit einem Nicken ermutigte ich ihn, weiter zu sprechen.
„Ich weiß, wir kennen und nicht wirklich, aber ich denke, dass sich das über die nächsten Tage und Wochen ändern wird. Und wenn alles so läuft, wie es gedacht wird, werden wir noch viel Zeit miteinander verbringen müssen. Deswegen würde ich dich gerne darum bitten, mir zu vertrauen. Egal, was es ist, du kannst offen mit mir sprechen. Selbst wenn es etwas ist, dass dich an mir stört. Eben fast so, als wären wir in einer Beziehung. Bei mir ist alles gut verwahrt, was du mir sagst, das verspreche ich dir.“
„Oh… okay…“ stotterte ich. Ich hatte darüber noch nicht nachgedacht. Schnell ließ ich mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. „Ich denke, du hast Recht. Wir sollten offen miteinander sein, sonst stehen wir schneller vor der Scheidung, als der Schule recht ist. Ich werde versuchen mich daran zu halten, aber ich kann dir nicht versprechen, dass es sofort klappt. Wir müssen uns noch besser kennen lernen.“
„Du kannst mich alles fragen, was du wissen willst. Und alles, was nicht zu persönlich ist, werde ich dir sagen. Vorerst kann ich verstehen, dass wir eine Einschränkung brauchen, denn auch ich bin noch nicht bereit, dir wirklich alles über mein Leben anzuvertrauen. Aber ich bin offen für alles.“
„Schön“, antwortete ich. „Ich werde mir Fragen überlegen und ich werde sie innerhalb der Grenzen halten. Ich hätte es auch gerne, dass wir einander vertrauen können.“
Er lächelte mich über den Tisch hinweg glücklich an und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern.
„Meine erste Frage“, fing er an. „Hast du einen Freund?“
„Nein. Ich denke, das wüsstest du inzwischen.“
„Du hast vermutlich Recht. Ich wollte nur sicher gehen. Gibt es aber jemanden, von dem du nicht willst, dass er die Situation mit uns falsch versteht?“
„Auch nicht“, antwortete ich grinsend. „Und bei dir? Ich stelle beide Fragen zurück.“
„Ich bin so frei, wie ich sein kann.“
„Gut“, sagte ich erleichtert. „Dann muss ich mir keine Sorgen um meine Nase machen. Ich mag sie nämlich, wie sie ist.“
Er lachte auf. „Ich würde niemanden an deine Nase lassen.“
„Danke. Nächste Frage: Erzähl mir etwas aus deiner Kindheit. Wo hast du gelebt, bevor deine Familie nach Forks gezogen ist?“ Ich sah ihm schon an, dass ich die falsche Frage gestellt hatte, bevor ich zu Ende gesprochen hatte.
„Ich komme aus Chicago. Ich hatte eine normale Kindheit.“ Er sprach schnell und emotionslos, weswegen ich beschloss, einfach zu nicken und das Thema zu wechseln.
„Zwischen dem High School und College will ich unbedingt reisen“, begann ich zu erzählen. „Ich weiß noch nicht, wohin es gehen soll. Vielleicht ein Road Trip, vielleicht aber auch eine Rucksacktour durch Europa. Ich war noch nie viel unterwegs. Mein Dad liebt seinen Job und er nimmt nie länger, als eine Woche am Stück frei. Da hätte es sich nie gelohnt, für einen Tag oder mehr zu reisen. Ich bin noch nie aus dieser Zeitzone hier herausgekommen. Ich bin schon eine Weile am sparen und ich denke, ich kann mir eine schöne Zeit gönnen, ehe ich wieder ins Lernchaos zurückkehre.“
„Hast du einen Job?“ fragte Edward neugierig.
Ich zuckte ein wenig zusammen. „Wenn du einen Job meinst, bei dem ich auf eine bestimmte Stundenzahl pro Woche brauche, dann nein. Warum?“
„Nun, du hast ein großes und teures Ziel. So etwas kann sich kaum durch Taschengeld zusammensparen lassen. Gibt es denn noch andere Jobs, bei denen man nicht Stunden in der Woche arbeitet?“ fragte er weiter.
Ich zog es vor, nicht zu antworten.
„Hast du eine andere Geldquelle?“
Ich wiegte mit dem Kopf hin und her. „Ja“, antwortete ich schnell. „Das Geld verwende ich nicht und niemand hier, außer meinen Eltern, weiß davon.“
„Verstehe. Ich werde nicht weiterfragen und nicht weitersagen.“
„Danke. Also… Was hast du schon von der Welt gesehen. Und wenn du nach der High School immer noch unsicher bist, was du machen möchtest, würdest du dann auch eine Auszeit nehmen?“
„Ich habe schon von vielen Seiten gehört, dass so ein Jahr sehr inspirierend für das weitere Leben sein kann. Ich schließe es nicht aus. Irgendwas muss ich ja machen, wenn ich nicht weiß, was ich studieren soll. Von der Welt habe ich noch nicht viel gesehen, aber ein bisschen mehr, als du. Ich war schon einmal in Italien. Sonst habe ich die Staaten nicht verlassen. Aber ich war auch hier schon ein bisschen unterwegs, Kalifornien, Florida, das übliche…“
„Italien“, schwärmte ich. „Ja, da würde ich mal gerne hin.“
„E tu sarai“, antwortete er.
„Wie bitte?“ fragte ich nach.
„Das war italienisch. ‚Und du wirst’.“
„Oh.“ Er konnte italienisch? „Das ist eine schöne Aussicht.“
Es dauerte nicht lange, ehe unser Essen kam. Wir unterhielten uns kaum für die ersten Minuten, dann aber konnte ich mich nicht länger zurückhalten.
„Was hältst du von unseren beiden besonderen Konstellationen? Jacob und Mike, und Jessica und Lauren?“ fragte ich kichernd.
Auch seine Mundwinkel zuckten. „Ich konnte es nicht glauben. Ich weiß nicht, ob sie mir Leid tun. Die beiden Mädels sind mir nicht sonderlich sympathisch, aber persönlich wollte ich wirklich nicht mit dem gleichen Geschlecht in dem Projekt stecken. Das bin nicht ich. Und Mr. Molina kann sagen, was er will, die vier werden sich gegen einiges an Gerede wehren müssen.“
„Ich glaube aber, dass es bei Mike und Jacob schlimmer sein wird. Wenn Mädchen Hand in Hand gehen, dann ist das immer etwas anderes. Außerdem…“
„Was?“ fragte Edward sofort nach.
„Außerdem würde es mich nicht wundern, wenn die beiden es tatsächlich vorgeschlagen hätten, das Projekt zusammen machen zu dürfen. So wie die beiden manchmal aufeinander hängen. Es würde mich nicht wundern…“
„Du meinst…?“ Genau wie ich ließ er es offen. „Aber Lauren war schon mit so vielen Jungs zusammen. Und Jessica hat mir einmal ihre Nummer zugesteckt.“
„Hat sie?“ fragte ich mit erhobener Augenbraue.
Er zuckte verlegen mit den Schultern.
„Jedenfalls… Ich weiß, dass die beiden Bettgeschichten und das alles haben. Aber nur weil sie mit den Jungs zusammen sind, heißt das doch nicht, dass sie nicht auch untereinander Erfahrungen sammeln, oder?“ tratschte ich weiter.
Edward, der sich genau in dem Moment eine gefüllte Gabel in den Mund gesteckt hatte, begann erstickt zu husten. „Du… du denkst…?“ röchelte er.
„Ich sage nur, dass es mich nicht überraschen würde. Manche Mädchen machen so was.“
Seine Augen wurden immer größer, als er mich anschaute. Fragend.
„Nein, nicht ich. Ich sage, manche. Das ist nicht mein Ding. Ich…“ Ich unterbrach mich selbst, indem ich auf meine Lippen biss.
„Ja?“ fragte er nach.
„Ich will nicht mit irgend jemandem Erfahrung sammeln“, antwortete ich leise. „Ich meine, ich war für zwei Monate mit Ben zusammen und ich war auch einmal mit Mike aus. Es ist nicht so, dass ich keine Ahnung habe. Ich denke nur, dass man es nicht wahllos machen sollte, sondern es in dem Moment und mit der Person wirklich ernst meinen… Verstehst du?“
„Ja. Ja, ich denke schon.“
Die Stille, die sich nun über uns breitete, war weniger angenehm. Ich fürchtete, dass ich zu ausschweifend geworden war.
„Tut mir Leid… Das war ein bisschen viel für den ersten Abend. Vergiss es einfach, ja?“
Er schüttelte den Kopf. „Es ist okay. Ich habe dich darum gebeten, ehrlich zu sein, und genau das habe ich bekommen. Mach dir keine Gedanken. Ich danke dir, dass du so offen zu mir warst.“
Am liebsten hätte ich ihn nach seinen Erfahrungen gefragt, für einen fairen Stand der Dinge. Allerdings schien es dafür wirklich noch zu früh in unserer… Freundschaf. Und ich wollte den Abend nicht durch diese dumme Frage ruinieren. Ich hatte schon genug geredet.
„Das wegen Lauren und Jessica bleibt aber zwischen uns, okay?“ fragte ich nach.
„Natürlich.“ Er blickte mich auf einmal mit strahlenden Augen an. „Weißt du, was wir machen sollten? Die beiden beobachten! Und sehen, was sich Bewahrheitet!“
„Du bist verrückt“, ließ ich ihn wissen. „Ich bin dabei!“

Am Freitag trafen wir uns wieder bei Mr. Molina im Klassenraum. Ich hatte mich direkt an meinen zweiten Platz vom letzten Montag gesetzt, den neben Edward. Wir hatten die Stunde am vorigen Tag dafür genutzt, unser Transkript in Edwards Laptop zu tippen und anschließend noch einen kleinen Bericht zu verfassen.
Mr. Molina sammelte unsere Berichte zu Beginn der Stunde ein und forderte uns anschließend auf, dem Rest der Klasse zu berichten, wie wir, laut Plan, unseren Partner kennen gelernt hatten. Es waren einige lustige Geschichten dabei. Manche hatten sich ganz normal in einem Klub oder in der Arbeit kennen gelernt, andere hingegen waren sich in Las Vegas über den Weg gelaufen und hatten dort direkt geheiratet. Wieder andere hatten sich mit ihrem Kindheitsfreund zusammen getan, anderen war es vorbestimmt gewesen, sich in eine bereits existierende Beziehung einzufügen.
Edward und ich lauschten besonders Laurens Bericht, in dem wir versuchten, Beweise für meine Theorie zu finden. Leider schien nichts Außergewöhnliches dabei zu sein.
Mike und Jacob schienen sich ebenfalls mit ihrer Rolle abgefunden zu haben, berichteten allerdings mit weniger Elan, als die anderen Paare.
„Was hast du über das Wochenende vor?“ fragte ich Edward, als wir gemeinsam in unsere Mittagspause liefen. Wir hatten es uns über die letzten Tage angewöhnt, gemeinsam zu sitzen, entweder alleine, oder in der Gruppe mit anderen.
„Mein Dad hat die Wochenendschicht im Krankenhaus, weswegen meine Mom und ich beschlossen haben, in die Stadt zu fahren. Wir werden Samstag in ihrer Firma verbringen und am Sonntag entspannen.“
„Das klingt schön.“
„Was hast du vor?“
„Ich denke, ich werde etwas daran arbeiten, dass mein Reisegeld wächst“, antwortete ich geheimnisvoll.
Ich konnte ihm ansehen, dass ich damit seine Neugierde geschürt hatte, allerdings würde er sich noch gedulden müssen, ehe er davon erfuhr.


Assignment 2

In der zweiten Schulwoche fanden wir uns in der Stunde vor der Mittagspause wieder in Mr. Molinas Klassenzimmer und warteten auf den Unterrichtsbeginn und somit auf unsere nächste Aufgabe.
„Hallo, meine lieben Pärchen, hattet ihr ein gutes Wochenende?“ fragte er allgemein in die Runde.
Wir alle gaben mehr oder weniger unsere Zustimmung.
„Wer von euch hat Zeit mit seinem Partner verbracht?“ wollte er als nächstes wissen.
Einige meldeten sich, aber es war eher eine kleine Anzahl.
„Und wer von euch hätte, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte?“
Ich warf einen Seitenblick zu Edward, genau wie er zu mir, allerdings meldeten wir uns beide nicht. Ich hatte Pläne gehabt dieses Wochenende, genauso wie er. Und es war mir wichtig gewesen, diese wirklich auszuführen. Aber hieß das, ich hätte nicht alles stehen und liegen gelassen, um Zeit mit Edward zu verbringen, hätte er mich gefragt?
Ich warf diesen Gedanken ab und folgte weiter den Worten unseres Lehrers.
„Nachdem ich eure Arbeiten der letzten Wochen durchgeschaut habe, habe ich beschlossen das Programm etwas zu ändern. Ihr werdet nicht auf gut Glück den nächsten Zettel für eure Beziehung ziehen, sondern ich werde euch die nächste Aufgabe immer speziell und entsprechend der Entwicklung eurer Beziehung zuordnen. Ich habe für jedes Paar also einen weiteren Zettel mit Informationen vorbereitet und nachdem ich die ausgeteilt habe, möchte ich euch wieder bitten, mit der Bearbeitung zu beginnen. Und darf ich euch erinnern, dass wir hier wirklich ein Rollenspiel machen? Ich erwarte, dass ihr euch darin einfindet und die Aufgaben ernst nehmt. Es geht um eure Zukunft bei dem, was ihr hier lernt!“
Ich rutschte meinen Stuhl ein wenig näher zu Edward, sobald Mr. Molina ihm das Blatt hingelegt hatte. „Und?“
„Scheint, als wären unsere beiden Dates die letzte Woche erfolgreich gewesen und wir sind zum Stand der Dinge einen Monat zusammen. Wir sind bereit den nächsten Schritt zu gehen, weswegen ich dich meinen Freunden und du mich deinen Freunden vorstellen wirst.“ Er schüttelte den Kopf. „Oh man, Mr. Molina nimmt das wirklich ernst. Wir sollen das Spiel tatsächlich richtig durchziehen und anschließend unsere Freunde befragen, wie ihre Meinung über unsere Partnerwahl ist. Ist das nicht verrückt? Ich meine, ich kann ja verstehen, warum wir das lernen müssen, aber ich weiß nicht, ob das Spiel uns wirklich etwas beibringt.“
„Lass es uns herausfinden. Und dann sehen, wie gut unsere Freunde uns kennen. Ich bin ja gespannt, ob sie dich als würdig für mich sehen und mit welchen Argumenten sie dir ihren Segen geben.“ Ich lächelte, als mir ein Gedanke kam. „Und ich bin gespannt, wie gut du mich kennst, dass du meine Freunde von dir überzeugen kannst!“
„Das klingt nach einer Herausforderung.“
„Es war eine an dich, sowohl als auch an mich. Was, wenn ich bei deinen Freunden versage? Was wird dann aus unserem Projekt?“
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich behaupte einfach mal frei heraus, dass wir das hinbekommen. Wir sind doch Menschen, die sich zu benehmen wissen, oder?“
Ich nickte. „Wollen wir gleich damit anfangen? Wir könnten mit unseren Freunden Mittagessen und sie bitten, uns zu beobachten und uns dann ihre Meinung zu sagen.“
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne erst morgen anfangen?“ fragte er. „Wir könnten heute zusammen essen und es als Probelauf gelten lassen?“

Bis zur Mittagspause am nächsten Tag hatten wir beide Freunde von uns gefragt, ob sie sich zu uns setzen wollten. Da einige davon ebenfalls in dem House Economics Kurs waren, hatten sie begeistert zugestimmt und uns gebeten, auch auf sie zu achten.
Wir trafen uns alle an einem Tisch und blickten uns nervös an.
Rosalie Hale, die – zu meiner Überraschung – von Edward an den Tisch gebeten wurde, verdrehte genervt die Augen. „Ich fang an.“ Sie legte ihrem Partner, einem großen, bulligen, aber muskulösen Jungen, eine Hand auf die Schulter und blickte zu Edward. „Ich möchte dir gerne jemanden vorstellen. Edward, das ist Emmett. Emmett, das ist Edward, ein guter Freund von mir.“
Die beiden folgten der Höflichkeit und begrüßten sich. Im selben Durchlauf stellte Edward mich auch noch seiner Freundin vor. Als nächstes stellte ich Edward meiner Freundin Angela vor. Sie war nicht in derselben Klasse, wie wir.
Angela war bereits ein Senior. Ich hatte sie vor einiger Zeit im örtlichen Buchgeschäft kennen gelernt, wo sie jobbte. Dadurch, dass ich oft dort war, waren wir irgendwann ins Gespräch gekommen und daraus hatte sich eine Freundschaft entwickelt.
„Guten Appetit“, wünschte ich in die Runde, sobald die Vorstellungsrunde beendet war.
Wir begannen zu essen, führten leichte Konversation über den Schulalltag. Ich beobachtete das andere Pärchen am Tisch gespannt. Wir waren schon eine seltsame Mischung gerade. Angela, der Senior. Sie war eher das ruhige Mädchen, das keine Probleme hatte, auch mal alleine zu essen.
Dann war da ich, die sowieso jede Norm sprengte. Ich war die Tochter des Polizisten. Das brachte mir, ohne dass ich es wollte, einen besonderen Status ein.
Edward, der eher ruhige und zurückgezogene. Und obwohl er selbst nicht viel Reden von sich machte, war er eines der Gesprächthemen Nummer eins. Ein Junge, mit seinem Aussehen, war interessant. Besonders wenn er, im Gegensatz zu den anderen seines Alters, nicht darauf reagierte. Und gerade dieser ruhige Junge war mit Rosalie Hale befreundet. Ich hatte die beiden noch nie miteinander gesehen. Aber ich musste auch gestehen, dass ich mich selten um die Belange von Rosalie Hale kümmerte. Und Edward hatte ich zuvor kaum gekannt.
Rosalie war das bekannteste Mädchen an der Schule und das wusste sie. Sie hatte perfektes Aussehen, lange, blonde Haare, schlanker Körper und entsprach in jeder Hinsicht Modelmaßen. Sie war nicht unentdeckt. Hier und da hatte sie tatsächlich schon einmal einen Modeljob angenommen. Allerdings, so hatte ich gehört, wollten ihre Eltern es nicht übertreiben. Sie sollte zunächst die Schule abschließen. Persönlich hielt ich Rosalie für arrogant und selbst eingenommen. Sie wusste, was sie hatte und machte keinen Hehl daraus. Allerdings kannte ich sie auch kaum, weswegen es unfair wäre, mir eine Meinung über sie zu bilden. Wäre sie wirklich so, wie ihr Eindruck es ausmachte, dann wusste ich nicht, was Edward an ihr finden könnte. Er hatte bisher nicht den Eindruck gemacht, dass er etwas mit oberflächlichen Menschen zu tun haben wollte. – Sonst hätte er vermutlich in jedem Arm ein Mädchen.
Emmett, Rosalies Partner, war das komplette Gegenteil von ihr. Sein Vater hatte am Stadtrand eine Autowerkstatt, in der er öfter aushalf. Dass wusste jeder, denn es war nicht selten, dass er Öl verschmiert in der Schule auftauchte. Allerdings schien ihm das nichts auszumachen, allgemein schien er immer gerne das zu machen und auch zu sagen, wonach ihm der Sinn stand. Umso überraschender war es nun für mich zu sehen, dass Rosalie offensichtlich sehr gut mit ihm auskam.
„Es ist schade, dass wir nur dieses ein Fach miteinander haben“, bemerkte ich Edward gegenüber.
„Denkst du?“ fragte er nach.
„Ja. Nachdem wir so viel Zeit miteinander verbringen, durch das Projekt, wäre es doch gut, wenn wir mehr Fächer miteinander hätten. Wir könnten uns gegenseitig helfen und gemeinsam lernen, wenn wir mit House Economics fertig sind und noch Zeit vor der Mittagspause haben.“
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber du hast Recht. Lass uns unsere Stundenpläne vergleichen!“
Ich beugte mich zu meiner Tasche, schrak aber sofort wieder zurück, als ich mit Edwards Kopf kollidierte.
„Autsch!“
Ich hatte nicht bemerkt, dass wir uns einander zugebeugt hatten – zu nah, als wir beide nach unseren Taschen greifen wollten.
„Tut mir Leid, ich habe nicht aufgepasst!“ entschuldigte er sich.
„Nein, ganz meine. Ich auch nicht. Tut mir Leid. Alles in Ordnung.“ Ich schob seine Hand zu Seite, mit der er sich die Stelle hielt, die mit mir zusammengekracht war und ließ meine Hände untersuchend darüber gleiten. Die linke Seite seiner Stirn hatte eine leichte Rotfärbung angenommen und war etwas wärmer, als der Rest seines Kopfes.
„Das wird wieder vergehen“, versicherte er mir. „Was ist mit dir?“
Er fasste nach meinem Kopf und ließ seinen Daumen über meine Stirn schweifen. Ich spürte, wie die Hitze in mein Gesicht stieg, versuchte es aber zu ignorieren und mich stattdessen auf das Gefühl von Edwards Hand auf meiner Haut zu konzentrieren. Es war schön.
„Du bekommst eine Beule“, teilte er mir mit.
Ich verdrehte die Augen. „Ja, mein Körper ist gut darin, Beulen, blaue Flecken und all das zu bilden. Geht auch wieder weg…“
Er lächelte leicht. „Gut.“
Er gab mir zu verstehen, mich als erstes nach meinem Stundenplan zu beugen, anschließend holte er seinen hervor. Wir stellten fest, dass wir tatsächlich ähnliche Kurse belegten und sie nur zu verschiedenen Zeiten bekommen hatten.
Gegen Ende der Mittagspause brachte ich mit Angela mein Geschirr weg und setzte mich mit ihr auf eine Bank außerhalb des Schulgebäudes. Wir nutzten den regenfreien Tag.
„Ich bin am überlegen, ob ich letztes Jahr auch gerne so ein Projekt gehabt hätte, oder ob ich ganz froh bin, dass wir eher in der Theorie gelernt haben und nur manchmal mit verschiedenen Partnern etwas erarbeitet haben. Mit der richtigen Person muss es interessant sein, ein Jahr so miteinander zu verbringen.“
„Ich kann noch nicht sagen, wie erfolgreich das Jahr mit Edward wird. Aber ich bin überzeugt, dass ich schlimmere Partner hätte bekommen können.“
„Ja, davon bin ich überzeugt. Soweit ich weiß, ist er recht intelligent? Und dass er gutes Aussehen hat, kann auch nicht als Nachteil gewertet werden, was?“
„Nein, du hast Recht. Er ist intelligent und gut aussehend, aber auch höflich, charmant, witzig…“
„Hör ich da eine kleine Schwärmerei?“ neckte sie mich. Als ich nicht antwortete, sprach sie weiter. „Ich würde dich nicht verurteilen, Bella. Und ihr beiden scheint euch wirklich gut zu verstehen, soweit ich das eben mitbekommen habe. Also muss ich dir ganz ehrlich sagen, wenn du ihn mir heute ernsthaft als deinen Freund vorgestellt hättest, dann würde ich dir meinen Segen geben. Er war dir gegenüber aufmerksam, hat sich angeregt mit dir unterhalten, ist auf dich eingegangen. Er war um dich besorgt, als ihr euch die Köpfe gestoßen habt und er hat dich zum Lachen gebracht. Und wie er dich angesehen hat, war doch recht überzeugend.“
Ich versteckte mein Gesicht in meinen Händen bei den Worten meiner Freundin. Was wollte sie sagen?
„Bella?“
„Hm?“ machte ich.
„Magst du ihn?“
„Ich weiß nicht, Ange. Er ist wirklich nett. Aber ich weiß nicht, ob ich anfangen will, ihn zu mögen – ich bin überzeugt, dass ich könnte. Es ist nur so… Wir müssen noch das ganze Jahr miteinander auskommen und ich will nicht gefährden, dass wir uns jetzt so gut verstehen. Ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre.“
„Aber manchmal kann man dagegen nichts machen“, merkte sie an.

Edward und ich trafen uns erst wieder in der nächsten Home Economics Stunde. Wir setzten uns gemeinsam in die Kantine und arbeiteten an seinem Laptop an unserem Bericht für die Woche.
„Ich wusste gar nicht, dass du mit Rosalie Hale befreundet bist“, brach ich irgendwann die Arbeitsatmosphäre zwischen uns. „Ich habe euch noch nie zusammen gesehen.“
„Oh ja, wir kennen uns, wir sind praktisch Nachbarn. Unsere Eltern treffen sich manchmal zum Dinner und so kommen wir manchmal zusammen. Es ist eher eine private denn eine öffentliche Freundschaft. Wir verstehen uns wirklich gut, wenn wir untereinander sind, aber ich möchte wenig mit ihrem Schulleben zu tun haben – und das hätte auch automatisch, wenn ich mich hier öfter mit ihr unterhalten würde.“
„Damit habe ich nicht gerechnet. Und was fandest du über Emmett und Rosalie zusammen? Ich war positiv überrascht, wie gut die beiden sich mit der Situation arrangiert haben. Für mich sind die beiden komplette Gegensätze.“
„Gegensätze ziehen sich manchmal an“, gab Edward zu bedenken. „Ich bin überzeugt davon, dass die beiden sich tatsächlich so gut verstehen und nicht gute Miene zum bösen Spiel machen. Hier könnten sich wirklich zwei gefunden haben, die aus dem mit einer unschlagbaren Freundschaft herausgehen.“
„Oder mehr?“
Er zuckte mit den Schultern. „Oder mehr. Ich würde beides unterstützen. Rosalie hatte bisher nicht viel Glück mit Jungs. Und auch sonst nicht mit Freundschaften. Sie möchte sich gerne in ihren Kreisen, wie sie es nennt, bewegen. Ich denke, es tut ihr gut zu sehen, dass es auch, oder besonders, außerhalb nette Menschen gibt.“
„Und was hat Rosalie über uns beide gesagt?“ fragte ich, sowohl neugierig, als auch ängstlich. Ich hatte das Gefühl, wenn Rosalie etwas gegen mich hätte, würde ich auch in Edwards Meinung sinken.
„Wäre es echt, würde sie dich gerne näher kennen lernen wollen“, antwortete er kurz. „Und was war mit Angela?“
Ich senkte den Blick verlegen zu meinen Händen. „So ähnlich. Sie ist der Meinung, dass wir auf derselben Wellenlänge sind und wir bestimmt ein gutes Jahr zusammen haben werden. Und vielleicht mehr als ein Jahr?“ Schüchtern blickte ich auf.
„Definitiv mehr als ein Jahr.“


Interlude I

Bereits in der Stunde am Freitag hatte Mr. Molina uns angekündigt, dass er uns am dem folgenden Montag keine Aufgabe geben würde, sondern eine Theoriewoche folgen würde und wir doch bitte die Zeit nutzen sollten, unseren Partner besser kennen zu lernen. Nur weil wir keine Aufgabe bekämen, hieße das nicht, dass wir nicht weiter ein Paar seien, vor den Augen der Welt.
Wider erwarten begann die neue Woche für mich ungewöhnlich. Meine erste Stunde eines jeden Tages war Mathe, eines meiner Hassfächer. Und obwohl es erst die dritte Woche des Schuljahres war, fiel mir die Veränderung sofort auf, als ich den Raum betrat. Wir hatten einen neuen Schüler in die Klasse bekommen.
Ohne auf meinen Stammplatz zu achten, setzte ich mich neben ihn. „Edward, was machst du hier?“
Ein verspieltes Grinsen trat auf sein Gesicht. „Dir auch einen guten Morgen, Bella. Ich habe ein schönes Wochenende verbracht, Danke der Nachfrage. Wie war deines?“
„Gut“, grummelte ich. „Normal. Also?“
Meine Ungeduld schien ihn zu amüsieren. „Ich hatte ein längeres Gespräch mit Mr. Fudge und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ich genauso gut diese Stunde hier besuchen könnte, denn die in der zweiten.“
„Zeig mir deinen Stundenplan“, forderte ich in der Hoffnung, dass sich meine Gedanken bestätigen würden.
Grinsend reichte er mir ein frisch ausgedrucktes Blatt Papier, das ich schnell überflog. „Bis auf Sport bist du in jedem meiner Kurse“, stellte ich fest.
„Ist das in Ordnung?“ fragte er, nun doch unsicher, nach. „Ich weiß, wir haben darüber gesprochen, aber ich war mir nicht sicher, wie ernst dir das war. Ich fand die Idee nicht schlecht…“
„Das ist mehr als in Ordnung“, versicherte ich ihm begeistert. „Aber wie hast du das angestellt?“
„Überzeugungskraft“, sagte er simpel.
„Das glaube ich dir nicht. Man kann nicht einfach so jemanden überzeugen, seinen gesamten Stundenplan zu ändern. Was hast du gemacht? Jemanden bestochen?“
Er verdrehte die Augen. „Du hast zu viel Phantasie. Glaub mir, es ist nicht allzu schwer, seinen Stundenplan zu ändern. Vor allem, da ich keinen neuen Kurs wollte, sondern einfach nur denselben Kurs wechseln.“
Ich schnaufte, beschloss aber das Thema fallen zu lassen. Wenn er es mir nicht sagen wollte… Wichtig war doch, dass er es geschafft hatte und wir nun in denselben Kursen saßen. Es freute mich fast ein bisschen zu sehr.

Mr. Molina hatte auf jedem Platz, der von einem Schüler belegt wurde, Flyer ausgelegt, die ich sofort neugierig betrachtete, als ich mich gesetzt hatte.
Drogen? Wirklich?
Ich blickte zu Edward, der mich mit demselben Gesichtsausdruck ansah. Schien, als wäre dieses Fach etwas weitreichender, als Familie spielen.
Pünktlich zur Glocke begann der Unterricht. „Die meisten haben schon entdeckt, über was wir heute sprechen wollen. Drogen. Wir werden die heutige Stunde nutzen und uns über das unterhalten, was ihr bereits über Drogen wisst. Ich möchte nicht wissen, ob ihr dabei aus persönlichen Erfahrungen sprecht, ob ihr darüber gelesen habt, oder überhaupt, wie ihr zu eurem Wissen gekommen seid. Bitte scheut euch aber nicht davor, darüber zu sprechen, denn alles, was ihr wisst, könnten andere nicht wissen und ihr könntet ihnen durch euer Berichten irgendwann mal das Leben retten. Niemand wird verurteilt! Also, wie gesagt, heute reden wir über das, was ihr wisst und am Ende der Stunde werdet ihr in euren Gruppen – und ich glaube, ich muss euch nicht sagen, wie ihr aufgeteilt werdet – ein Aufgabenblatt von mir bekommen, das ihr bitte in den nächsten drei Tagen in der Bibliothek erarbeitet. Freitag ist Abgabe!“ Er machte eine kurze Pause, um zu sehen, ob wir alle verstanden hatten, ehe er weiter sprach. „Beginnen wir einfach: Welche Drogen kennt ihr?“
Die Stunde war ein großes Schreien und Übertrumpfen von Wissen. Ich hielt mich eher im Hintergrund. Ich wusste über Drogen bescheid, ich kannte auch einige und ihre Wirkungen – mein Vater hatte früh dafür gesorgt, dass ich die Gefahren der Welt und ihre Konsequenzen kannte – aber ich wollte nicht mitsprechen. Ich wusste, dass es niemals funktionieren würde, worum Mr. Molina uns gebeten hatte. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie die Klasse auf mein Wissen reagieren würde. Entweder sie dachten, ich würde gegen meinen Vater rebellieren. Oder, was wahrscheinlicher war, sie würden mir ein Mauerblümchen-Dasein vorwerfen, das alles wusste und somit niemals annähernd auf die böse Seite abrutschen würde.
Ich würde meine Punkte mit dem Arbeitsblatt holen.
Am Ende der Stunde hatte Mr. Molina noch eine mehr oder weniger willkommene Überraschung für uns. Neben dem Arbeitsblatt teilte er noch einen weiteren Zettel aus. „Das hier sind Einverständniserklärungen für eure Eltern. Eure nächste Aufgabe wird schon am kommenden Freitag beginnen und sich über das Wochenende ziehen. Die Aufgabe darf nur ausgeführt werden, wenn von beiden Seiten die Eltern einverstanden sind. Bitte gebt den Zettel möglichst bald ab, damit eure Eltern sich bei mir melden können, wenn sie noch Fragen haben aber eigentlich sollte alles klar sein. Sie werden auf dem Zettel alles nachlesen können, was eure Aufgabe beinhaltet und sie werden sich bereit erklären müssen, euch in der Einhaltung zu überwachen. Ich war auch einmal in eurem Alter und ich weiß, dass so etwas schnell als ausgenutzt werden kann. Jungs und Mädels, macht euch für ein langes Wochenende voll von Übernachtungspartys bereit!“


Assignment 3.1

„Ich bin immer noch nicht überzeugt von der Sache“, gab mein Vater am Freitagabend von sich.
„Musst du auch nicht, Charlie, es reicht, wenn ich einverstanden bin“, setzte ihm meine Mutter entgegen.
„Dad, du hast doch auch mit Dr. und Mrs Cullen gesprochen. Sie sind einverstanden, dass ich über das Wochenende bei ihnen bleibe und sie haben dir tausend und ein Mal versprochen, dass sie ein Auge auf Edward und mich haben werden“, versuchte ich meinen Vater zu beruhigen. „Außerdem darfst du auch mir glauben und vertrauen, wenn ich sage, dass du dir überhaupt keine Sorgen um dein kleines Mädchen machen musst. Ich weiß, was du befürchtest, aber Edward und ich sind nur gute Freunde. Wir haben keine solchen Absichten aneinander.“
„Du magst sie nicht haben, Bella, aber Edward ist ein hormoneller Teenager-Junge und so einer war ich auch mal. Ich habe das Recht besorgt zu sein. Ich weiß, wie Jungs in diesem Alter denken.“
„Charlie, hab ein wenig mehr vertrauen in deine Tochter.“
„Genau, Dad. Und falls es dir hilft, ich vertraue Edward. Ich bin zu einhundert Prozent sicher, dass er so etwas niemals machen würde.“
Dad schnaubte nur und ließ sich in seinem Sessel zurückfallen. „Der Junge kommt dich abholen, oder?“
„So war es geplant.“
„Du wirst ihn herein bitten und er wird sich bei mir vorstellen, verstanden?“
Ich verdrehte die Augen. „Du tust gerade so, als würde ich dir einen festen Freund vorstellen.“
„Er soll mit dir ein Liebespaar spielen, Bella. Ihr werdet im selben Zimmer schlafen. Ich denke, ich habe genug Argumente auf meiner Seite, um zu rechtfertigen, dass ich mir selbst ein Bild von dem Jungen machen will.“
„Wie du meinst“, seufzte ich.
Ich hatte den Nachmittag seit Schulende damit verbracht, meine Tasche für das Wochenende zu packen. Dabei hatte mir meine Mutter geholfen und versucht, mehr Informationen aus mir herauszulocken, als ich vor meinem Vater zugeben wollte. Auch ihr hatte ich versichert, dass Edward und ich ausschließlich Freunde wären und sie von dem Wochenende nichts zu befürchten hätte. Ich war mir nicht sicher, aber ich meinte, dass sie darüber enttäuscht war.
Edward klingelte zur verabredeten Zeit.
„Hey“, begrüßte ich ihn und trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. „Tut mir Leid, dieses Mal ist mein Dad da und er möchte dich kennen lernen.“
Edward schluckte schwer. In seinen Augen konnte ich Angst lesen.
Ich tätschelte seinen Arm, als wir den Gang entlang zum Wohnzimmer liefen.
Er atmete einmal tief durch, ehe wir eintraten, dann ging er direkt auf meinen Vater zu. „Guten Abend, Chief Swan, ich bin Edward Cullen.“ Er streckte ihm seine Hand entgegen.
„Edward“, sagte mein Vater und schüttelte die Hand kurz. „Du willst also meine Tochter für das Wochenende zur dir nach Hause einladen.“
„Ja, Sir. Zwecks des Projekts.“ Ich hörte ihm an, dass er selbstbewusst klingen wollte. Aber ein leichtes Zittern blieb in seiner Stimme zurück.
„Ich erwarte, dass du ihr den höchsten Respekt entgegen bringst. Sollte ich auch nur ein Wort darüber hören, dass du dich als weniger, als ein Gentleman ihr gegenüber verhalten hast, wirst du das Ende des Tages nicht sehen. Haben wir uns verstanden?“
„Selbstverständlich, Sir“, nickte Edward schnell.
„Ich möchte Bella unversehrt am Sonntagabend wieder bei mir haben, Junge.“
„Natürlich, Sir.“
Dad bedachte ihn mit einem letzten, argwöhnischen Blick. „Ihr könnt jetzt gehen. Bella!“
Ich ging zu meinem Vater, gab ihm einen Kuss auf die Wange und raunte: „Du bist unmöglich, Dad.“
Er lachte nur leise vor sich hin und winkte zum Abschied.
„Tut mir Leid, wegen meinem Dad“, entschuldigte ich mich bei Edward, sobald ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte.
„Kein Problem. Ich meine, ich kann nicht abstreiten, dass er mir Angst eingejagt hat, aber ich kann ihn verstehen. Wenn ich eine Tochter hätte und sie… Hat er dir viel Ärger gemacht?“ wechselte er schnell das Thema.
„Nein.“
Wir kamen an Edwards Wagen an. Er hielt mir die Beifahrertür auf und half mir beim Einsteigen.
„Du musst das nicht machen, weißt du?“ sagte ich zu ihm.
„Doch“, widersprach er. „So bin ich erzogen. Außerdem muss ich doch noch ein bisschen Eindruck bei deinem Vater schinden.“
Ich blickte an ihm vorbei und sah tatsächlich die Silhouette meines Vaters am vorderen Fenster. Ich verdrehte meine Augen. „Er muss lernen, dass ich keine zwölf mehr bin“, stellte ich fest.
Edward umrundete seinen Wagen, stieg seinerseits ein und fuhr davon.
„Und, was hast du für unser wundervolles Pärchenwochenende geplant?“ fragte ich nach.
„Ich? Warum ich?“
„Zwei Gründe“, erklärte ich ihm. „Erstens, du bist der Mann. Der sind dafür verantwortlich, diese romantischen Dinge für seine Freundin zu planen und sie damit zu überraschen. Zweitens, wir sind bei dir zu Hause, du hast Heimvorteil im Gegensatz zu mir.“
„Verstehe“, nickte Edward. „Nun, ich wusste nicht, dass du tatsächlich etwas derartiges erwarten würdest.“
Ich schüttelte gespielt schockiert den Kopf. „Und da dachte ich, wir wären schon lang genug zusammen, dass du mich soweit kennst.“ Ich konnte zum Schluss hin nicht ernst bleiben und giggelte los.
Edward stimmte in mein Lachen ein. „Ich würde vorschlagen, wir ändern nicht allzu viel an unserem normalen Wochenende, außer für dich, dass du dich an einem anderen Ort aufhältst. Sieh es als Urlaub an und überlege, was du dort machen würdest.“
Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Meine Wochenenden und Urlaube liefen normal immer nach demselben Prinzip ab. Aber ich wollte das noch nicht mit Edward teilen. Ich würde mir also etwas anderes ausdenken müssen.
„Wir könnten heute einen Filmeabend machen. Morgen früh für deine Mutter einkaufen gehen – vorausgesetzt sie macht das Samstagmorgens. Ich könnte das Abendessen zubereiten, sozusagen als danke dafür, dass deine Eltern mich über das Wochenende aufgenommen haben?“
„Wir werden sicher etwas zu tun finden. Du kannst kochen?“
„Ein wenig. Meine Eltern sind beide nicht gerade gut in der Küche, also habe ich irgendwann aus Spaß angefangen, am Wochenende zu kochen und daraus ist Gewohnheit geworden. Ich kann das eine oder andere Gericht. Wenn deine Mutter einverstanden ist, dann würde ich gerne Morgenabend kochen?“
„Ich denke, dass sie das freuen würde. Aber du musst das nicht machen, nur weil du für zwei Tage bei uns wohnst.“
„Ich weiß. Aber es wäre nett. Ich möchte mich revanchieren. Oh! Und ich weiß auch schon, was ich machen werde. Wir müssen morgen unbedingt einkaufen gehen.“
„In Ordnung.“
Für den Rest des Freitagabends machten wir noch genau das, was ich vorgeschlagen hatte. Wir hatten uns zusammen in Edwards Zimmer auf dessen schwarze Couch gesetzt und schauten zunächst einen Film meiner Wahl und anschließend noch einen Film seiner Wahl. Anschließend begab ich mich ins Bad und als ich wieder zurückkam, hatte er das Sofa ausgezogen und ein Bett daraus errichtet.
Ich fühlte mich etwas schüchtern, als ich in meinem Schlafanzug, bestehend aus einem T-Shirt und einer knielangen Shorts, in sein Zimmer zurückkehrte. Ich hatte extra meinen BH angelassen, um mich etwas sicherer zu fühlen.
„Bad ist frei“, teilte ich Edward leise mit.
Er blickte erschrocken auf. Offenbar hatte er mich nicht hereinkommen hören. Sein Blick glitt einmal über mich, was mir Hitze ins Gesicht schießen ließ.
„Ahm“, er senkte verlegen den Blick. „Ich dachte… Die Couch ist nicht so bequem, wie das Bett, weswegen ich dachte, dass du das Bett nimmst?“
„Unsinn“, sagte ich sofort. „Ich werde dir doch dein Bett nicht wegnehmen. Zwei Nächte auf einer Schlafcouch sind nichts“, winkte ich ab.
„Nein, wirklich, ich würde mich besser fühlen, wenn du das Bett nimmst“, widersprach er.
Er stand auf und trat auf mich zu, legte seine beiden Hände jeweils auf einen meiner Oberarme.
„Bitte? Lass mich das machen. Ich könnte die Nacht kein Auge zutun, wenn ich wüsste, dass du unbequem auf der Couch liegst.“
Ich seufzte. „Meinetwegen. Aber wenn du morgen früh mit Rückenschmerzen aufwachst, ist das deine Schuld und du wirst die nächste Nacht im Bett schlafen.“
„Abgemacht“, sagte er erleichtert. Es war ihm wohl wirklich wichtig gewesen.
Ich ging zu seinem Bett und ließ mich darauf fallen. „Danke“, flüsterte ich.
Er schien es gehört zu haben. „Gerne.“

Am nächsten Morgen wurde ich wach, als Edward sich aus dem Zimmer schlich.
„Morgen“, kratzte meine verschlafene Stimme.
„Guten Morgen. Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken“, entschuldigte sich Edward.
„Kein Problem.“
Ich setzte mich auf. Edward betrachtete mich mit schief gelegtem Kopf, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen.
Schnell versteckte ich mein Gesicht in meinen Händen. „Vielleicht solltest du mir noch ein paar Minuten geben“, ließ ich verlauten.
„Ja, vermutlich.“ Er lachte. Eindeutig.
Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen und zog die Decke über mein Gesicht.
„Ich bin unten frühstücken. Nimm dir alle Zeit der Welt“, ließ er mich wissen.
Sobald ich es als sicher ansah, befreite ich mich wieder von der Decke und ging mit meiner Reisetasche bepackt in Edwards Bad.

Das Frühstück, das Mrs Cullen für uns vorbereitet hatte, war ausgezeichnet. Während wir aßen, berichteten wir ihr von unseren weiteren Plänen für den Tag. Von dem Vorschlag, dass ich am Abend kochen könnte, war sie ganz begeistert, auch wenn sie es nicht für nötig empfand.
„Ich werde mich für ein paar Stunden in mein Büro zurückziehen“, kündigte sie schließlich an. „Ihr macht, was ihr wollt, ja? Solange ihr euch an die Regeln haltet…“
„Natürlich, Mom“, nickte Edward. Sobald seine Mutter den Raum verlassen hat, sah er zu mir. „Ich würde vorschlagen, dass du etwas unser Haus erkundest, während ich nach oben gehe und mich fertig mache? Es wird nicht lange dauern.“
„In Ordnung“, stimmte ich zu.
Wir räumten gemeinsam den Tisch ab, anschließend ging Edward zurück in sein Zimmer und ich begab mich in das nebenan liegende Wohnzimmer, wo ich zunächst die Musik- und Filmsammlung überflog und anschließend die Bücher Stück für Stück inspizierte.
„Fertig.“ Edward kam herein gestürmt. „Was hast du da?“ fragte er und zeigte auf das Buch in meiner Hand.
„Bonnie Cigno.“ Ich versuchte ein Schaudern zu unterdrücken, als ich den Namen aussprach.
„Ja, meine Mutter ist ein großer Fan“, erklärte Edward. „Sie hat das Buch schon mindestens dreimal gelesen. Sie ist schon ganz aufgeregt, dass der nächste Band bald rauskommt. Oder ein neues Buch von der Autorin, ich kenne mich da nicht so wirklich aus. Hast du das Buch gelesen? Du hast doch gesagt, dass du gerne liest, nicht?“
„Oh, ahm, ja, hab ich. Hat doch jeder“, erwiderte ich versucht lässig.
Ich wandte mich um und bemerkte, dass Edward mich mit einem eigenartigen Blick musterte.
„Was?“ fragte ich nervös.
„Weißt du, es ist…“ Er unterbrach sich selbst.
„Was?“ fragte ich noch einmal, obwohl ich nicht wusste, ob ich die Antwort wirklich hören wollte.
Die Intensität seines Blicks minderte sich und er schüttelte den Kopf. „Ach nichts. Dummer Gedanke.“
Ich drehte mich wieder zu dem Bücherregal und atmete erleichtert aus. Ich würde ihn bestimmt nicht weiter drängen, seine Gedanken laut auszusprechen.
„Dann können wir los, oder?“ fragte ich.
„Können wir. Was machen wir als erstes? Willst du gleich einkaufen gehen, oder sollen wir noch etwas anderes zuvor machen?“
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne kurz in der Buchhandlung vorbeischauen“, antwortete ich. „Ich treffe mich für gewöhnlich mit Angela, unterhalte mich mit ihr und schaue die Neuveröffentlichungen und die neuste Lieferung durch. Wäre das okay?“
„Sicher. Wir hatten ja gesagt, dass wir uns möglichst an unserem Wochenendablauf orientieren wollen.“
„Und von was halte ich dich dann gerade ab?“ fragte ich, als wir in sein Auto stiegen.
„Nun, ich habe keine festen Rituale. Wie du weißt, fahren Mom und ich in die Stadt, wenn mein Dad arbeitet. Auch hier zu Hause helfe ich ihr manchmal. Ansonsten mache ich ganz normale Sachen, lesen, Musik hören, einkaufen gehen, du weißt schon.“
Wie könnte er wissen, dass ich nicht wirklich wusste?
„Hmhm“, machte ich aber trotzdem.
In einer kleinen Stadt wie Forks dauerte es nicht lange, ehe wir an der Buchhandlung ankamen. Ich begab mich auf dem direkten Weg zur Theke und stellte dort erleichtert fest, dass Edward genug Anstand besaß, in die entgegen gesetzte Richtung zu gehen und Buchreihen zu durchstöbern.
„Wie geht es meiner Lieblingskundin?“ fragte Angela, sobald sie mich entdeckte.
„Hey! Oh, ganz gut.“
„Sagt sie…“ meinte Angela und verdrehte die Augen. „Wie war es, mit Edward Cullen zu schlafen?“
„Angela!“ rief ich schockiert aus.
„Jaja, ich weiß schon“, winkte sie ab. „Erzähl trotzdem!“
„Nun, es war… okay.“ Ich kämpfte um Wörter. „Er hat mir sein Bett angeboten und selbst die Schlafcouch genommen. Er schnarcht nicht und scheint auch sonst einen ruhigen Schlaf zu haben. Ich habe relativ gut geschlafen, so gut es eben in einer fremden Umgebung geht, in der ersten Nacht.“
„Und?“
„Was und?“ fragte ich verwirrt nach.
„Sonst nichts?“ Meine Freundin schien etwas enttäuscht.
„Was erwartest du?“
„Ich weiß nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du willst was von ihm.“
„Sag das nicht so! Und das stimmt doch gar nicht!“ regte ich mich auf.
„Also, gibt es sonst nichts mehr zu erzählen?“
„Nein. Hast du irgendwas Neues für mich?“ wechselte ich das Thema.
Sie warf mir einen intensiven Blick zu, ehe sie seufzte und auf einen Stapel Bücher zeigte. „Extra für dich beiseite gelegt.“
„Danke!“
„Und ich habe noch ein paar Flyer dazugelegt, die dich vielleicht interessieren. Einer davon ist von Bonnie Cigno“, quietschte sie. „Man kann ein signiertes Buch gewinnen, den zweiten Teil von ‚Jade’. Ich habe auch schon mitgemacht. Auch im Namen meiner Mutter, meines Vaters, meiner Geschwister…“
„…und vermutlich dem Rest deiner Großfamilie“, lachte ich. „Ich habe verstanden. Du bist begeistert davon.“
„Natürlich bin ich das! Ich meine, hast du das Buch gelesen…?“
Ich hörte ihr nicht weiter zu und ging stattdessen die Bücher durch, die Angela mir bereit gelegt hatte. Natürlich hatte sie schon vorsortiert, die kannte meinen Geschmack.

Ich schreckte erst wieder auf, als jemand eine Hand auf meine Schulter legte.
„Edward!“ erschrocken legte ich eine Hand über mein Herz. Im gleichen Moment machten sich Schmetterlinge in meinem Bauch breit.
„Bella, tut mir Leid!“ entschuldigte er sich. „Du hast auf meine Rufe nicht reagiert, ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Kein Problem. Ich vergesse zwischen Büchern viel zu leicht die Welt. Was wolltest du denn?“
„Ich wollte nur nachfragen, wie lange du noch brauchst? Wir sind schon eine Weile hier.“ Es schien ihm unangenehm zu sein, diese Frage zu stellen.
Aber ich ging davon aus, dass er es nicht ansprechen würde, wenn nicht wirklich eine beachtliche Menge an Zeit vergangen war.
Verlegen biss ich mir auf die Lippe. „Tut mir Leid. Ich komme normal immer alleine her. Ich bin sofort fertig, dann können wir gehen.“
„Ich wollte dich nicht drängen“, wehrte er sofort ab, seine Augen senkten sich schuldig gen Boden.
„Nein. Tust du nicht“, versicherte ich ihm schnell. Immerhin hatte ich mich falsch verhalten. „Wir haben immerhin noch andere Dinge vor, nicht?“
Ich nahm mir das Buch, das ich bereits zu lesen begonnen hatte und noch zwei weitere und legte sie zu Angela an die Theke. „Wieder einmal viel zu viel, um alles mitzunehmen.“
„Was ist neu, Bella?“ fragte sie mich.
Sie scannte die Bücher ein und nannte mir den Preis. Nun kam der unangenehme Teil, in dem ich vor Edward meine Kreditkarte herausholen musste. Ich zahlte kaum Bar, aber wenige Menschen erwarteten, dass die Tochter eines Polizeichefs eine Kreditkarte besaß, vor allem dieser Klasse.
Aber Edward sagte nichts dazu.
Von der Buchhandlung begaben wir uns direkt zum Supermarkt, wo wir uns einen Spaß daraus machten, uns gegenseitig mit unseren Geschmäckern aufzuziehen und über Dinge alberten, die wir beide absolut nicht ausstehen konnten. Wir bekamen einige schräge Blicke zugeworfen, aber wirklich darum kümmern konnte ich mich nicht, als Edward mich mit seinem berauschenden Lachen in seinen Bann zog.
„Okay“, sagte ich, als wir die fünfte Reihe wegen Ruhestörung leer geräumt hatten. „Vielleicht sollten wir die letzten Sachen besorgen und dann schnell von hier verschwinden… bevor wir rausgeworfen werden.“
„Du hast Recht.“ Fast wie selbstverständlich griff Edward nach meiner Hand, während er mit der anderen unseren Einkaufswagen schob, und zog mich zum Gemüseabteil.
Zurück in Edwards Haus machten wir uns einige Sandwichs zum Mittag und anschließend fragte Edward mich, was ich an einem normalen Samstag nun machen würde.
Ich wusste, dass ich lügen musste: „Ich würde wahrscheinlich Musik anmachen“, soweit entsprach es noch der Wahrheit, „und dann meiner Mutter beim Saubermachen helfen, oder etwas lesen.“
„Nun, mit Saubermachen kann ich nicht dienen, aber wir könnten Musik anmachen und uns mit einem Buch ins Wohnzimmer setzen, wenn du willst?“
„Klar“, nickte ich.
Wir entschieden uns für ruhige Hintergrundmusik, Edward holte das Buch aus seinem Zimmer, in dem er gerade las, während ich mein neustes aus der Einkaufstüte zog, um weiter darin zu schmöckern. Wir setzten uns beide an jeweils ein Ende des Sofas und streckten uns unsere Beine entgegen, sodass die sich in der Mitte berührten und verhackten.
Zwei CDs später wählte ich etwas rockigere Musik, drehte mit Edwards Erlaubnis auf und begab mich in die Küche – wie ich feststellte, waren auch dort Boxen, die mit der Anlage im Wohnzimmer verbunden waren.
„Wie kann ich dir helfen?“ frage Edward, der mir gefolgt war.
Ich gab ihm Anweisungen und zwischen Gemüse schnippeln, braten, kochen und backen mit einigen improvisierten Sing- und Tanzeinlagen, kreierten wir in den folgenden zwei Stunden ein leckeres Abendessen für die Familie Cullen.
„Bella, das sieht alles fantastisch aus“, lobte Mrs Cullen, sobald wir uns im Esszimmer eingefunden hatten und alles aufgetischt war.
„Danke. Bitte, fangt an“, forderte ich auf.
Während des Essens erzählten wir von unserem Tag, Edward machte sich darüber lustig, wie Bücher mich abdriften lassen konnten, Dr. Cullen erzählte von seinem Tag im Krankenhaus und Mrs Cullen berichtete über einen neuen Kunden.
„Übrigens“, fing Edward an, „Bella hat auch dieses Buch gelesen, das du so gerne magst.“
Ich hätte ihn dafür schlagen können, dass er das erwähnte, lächelte aber trotzdem freundlich in die Richtung seiner Mutter.
„Wirklich?“ fragte Mrs Cullen nach. „Ist es nicht wunderbar? Ich weiß, dass es ursprünglich für junge Erwachsene geschrieben wurde, die Autorin ist ja immerhin selbst nicht viel älter, aber es hat mich in meinem Alter genauso gefesselt, wie es sicher seine Zielgruppe tut. Ich habe den zweiten Band schon vorbestellt. Noch etwas mehr als ein Monat und er wird zu mir flattern.“
Belustigt über ihre Begeisterung nickte ich. „Ja, es scheint, als würde ganz Amerika darauf warten.“
„Oh, nicht nur Amerika, Liebes. Und wer kann es der Rest der Welt verübeln, die Geschichte hat alles: Liebe, Intrige, ein bisschen Übernatürliches. Alles in allem genau die richtige Mischung, um ins Träumen zu kommen!“
„Das zu erwähnen… da hast du etwas losgetreten, Edward“, lachte sein Vater. Auch er schien sichtlich amüsiert über die Begeisterungsstürme seiner Frau.
„Es gibt eben auch Menschen, die sich für andere Bücher interessieren, als medizinische Fachbücher, mein Lieber“, erwiderte Mrs Cullen gespielt streng.
Nach dem Abendessen begaben Edward und ich uns in sein Zimmer, wo ich mich auf sein Bett legte, während er sich auf der Schlafcouch ausstreckte, die immer noch ausgezogen war.
„Du hast mir noch nicht gesagt, wie deine Nacht auf dem Ding war“, erwähnte ich neugierig.
„Ich habe überraschend gut geschlafen“, erwiderte er. „Keine Rückenschmerzen heute morgen. Natürlich ist es nicht mein Bett, aber ich kann mich nicht beschweren.“
„Also müssen wir nicht heute Nacht wechseln?“
„Nein.“ Er lachte. „Aber das hätten wir auch unter keinen Umständen gemacht.“
Ich verdrehte nur die Augen, was er nicht sehen konnte.
Wir verbrachten den Rest des Abends und einen Teil der Nacht damit, uns zu unterhalten. Kein Thema war uns zu schade, zu allem hatten wir etwas zu sagen. Es war völlig egal, wie lächerlich, oder wie langweilig, wir konnten etwas Gutes daraus ziehen. Es war so einfach, sich mit Edward zu unterhalten. Ich mochte seine Einstellung zu Dingen, wie er versuchte die Welt zu sehen, auch wenn es mir schwer fiel, es auf mich zu übertragen.
Ich hatte in diesen Stunden Zeit Edward genau zu betrachten. Während er mir einen Einblick in sein Inneres gab, waren meine Augen damit beschäftigt, sein Äußeres in sich aufzunehmen. Ich wusste, dass er gut aussehend war, außergewöhnlich für einen Jungen in diesem Alter, wenn der Körper sich zwischen Junge und Mann befand. Er war muskulös, soweit ich von seinem Oberarm auf den Rest seines Körpers schließen konnte; aber nicht zu sehr. Genau richtig. Er war groß, würde aber ohne Zweifel noch etwas größer werden. Und dann war da noch sein Gesicht. Die prominenten Wangenknochen, die einladenden, vollen, aber nicht zu vollen Lippen, die gerade Nase, auf der sich nicht die kleinste Hautunreinheit zu befinden schien und schließlich diese grünen Augen, in denen man zu versinken drohte, wenn sie einen mit ihrem Blick gefangen nahmen, einzig gestört durch das wirre, rötlich braune Haar, das ihm über die Stirn fiel, bis er sich die Haare wieder in einer typischen Handbewegung zurückstrich.
Edward.
Lange nachdem wir das Licht ausgeschaltet hatten, machte ich mir noch Gedanken über meine Beobachtung. Es wäre vermutlich sinnlos noch länger abzustreiten, dass ich anfing, Edward Cullen zu mögen. Und vielleicht auch, mich in ihn zu verlieben.


Anmerkung der Autorin:


Ich wurde des Öfteren gebeten, bekannt zu geben, dass es weitergeht. Kann mir jemand sagen, wie ich das machen kann?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.05.2011

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