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[Bellas Sicht]


1. Teil – Morgen

››Benehmt euch‹‹, verabschiedete uns Esme.
››Keine Angebereien‹‹, warnte uns Carlisle, grinste dann aber und winkte uns hinterher.
Rosalie und Emmett setzten sich in ihr rotes Kabrio, Alice, Jasper, Edward und ich setzten uns in Edwards silbernen Volvo. Wir wollten so unauffällig wie möglich sein, brauchten aber mindestens zwei Wagen. Emmetts Jeep und Alices Porsche hätten allerdings mit Sicherheit mehr Aufsehen erregt.
Heute war unser erster Schultag an der High School in einem Vorort von Idaho Falls. Es war mein erstes Mal an einer Schule, seit ich ein Vampir war.
››Bleib nur so lange, wie du es aushältst‹‹, hatte Carlisle mir gesagt. ››Edward kann dich jeder Zeit nach Hause bringen, wenn es nötig ist.‹‹
Ich war mir sicher, dass ich es schaffen konnte. Fünf Jahre hatten sie mich geschont, jetzt wollte ich endlich raus in die Welt und sie mit Vampiraugen sehen!
Wir wohnten wie immer weiter außerhalb, nur um sicher zu gehen, dass wir keinen ungebetenen Besuch bekamen und auch sonst nicht allzu sehr auffielen – denn das würden wir zweifellos schon genug.
Wir brauchten trotzdem nicht länger, als eine Viertelstunde um an unserer neuen Schule anzukommen. Edwards Fahrweise störte mich nicht mehr, wie sie es getan hatte, als ich noch ein Mensch war. Ich liebte es, wenn er etwas aufs Gas drückte, das war viel weniger langweilig. Allerdings hatte es den Nachteil, dass er viel zu bald wieder meine Hand loslassen musste, weil wir vor der Schule standen und aussteigen mussten.
Edward öffnete mir grinsend die Tür und streckte mir dann seine Hand entgegen um mir herauszuhelfen. Natürlich konnte ich das auch ganz gut alleine, meine menschlichen Koordinationsprobleme waren schon lange Vergangenheit. Aber ich liebte diese Geste.
Alice schnaubte von hinten. ››Morgen fahr ich mit Rosalie.‹‹
Jasper lachte. Er glaubte das genauso wenig, wie Edward oder ich.
Schließlich aber waren wir alle aus dem Zweitürer raus und auch Rosalie und Emmett standen neben uns. Zweifellos zogen wir schon die ersten Blicke hier auf dem Parkplatz auf uns.
››Ich würde sagen, wie gehen da rein?‹‹ schlug Edward vor und zeigte quer über die anderen Autos hinweg zu einer großen Tür.
Wir stimmten ausnahmslos zu. Rosalie zog Emmett an seiner Hand vor uns her, klar, dass sie unsere Truppe anführen wollte. Jasper und Alice folgten ihnen und auch Edward legte seinen Arm um meine Taille und wir setzten uns in Bewegung.
››Wie geht es dir?‹‹ wollte er wissen.
Ich sog einmal tief Luft ein. ››Gut‹‹, sagte ich. ››Keine verführerischen Gerüche. Nur Aufregung.‹‹
››Normal‹‹, antwortete er, der Griff um mich wurde kurz etwas fester.
Wir kamen am Sekretariat an, eine Frau mittleren Alters schaute auf und bekam augenblicklich große Augen. Ich musste ein Grinsen unterdrücken.
Alice trat nach vorne und regelte alles wichtige, wir bekamen jeder einen Überblick über unseren Stundenplan und schließlich noch einen Plan der Schule. Ich hatte alle Fächer mit Edward zusammen, das war uns sehr wichtig gewesen, besonders wegen meiner Kontrolle in der ersten Zeit.
››Englisch‹‹, flüsterte Edward und schaute ganz vertieft auf den Schulplan, als suchte er nach dem Klassenzimmer und dem besten Weg dorthin.
Natürlich hatte er das Gebäude – genau wie ich und die anderen auch – auf den ersten Blick erfasst.
››Am besten nehmt ihr den Weg…‹‹ die Finger der Frau fuhren über den Plan und wir nickten immer mal wieder.
››Also los‹‹, ließ sich Rosalie schließlich vernehmen und so verließen wir zu sechst das Sekretariat. Draußen trennten sich unsere Wege, Edward und ich gingen links die Treppe nach oben. Im zweiten Stock in der Mitte des Ganges blieben wir stehen, durch das Fenster in der Tür sahen wir den Lehrer vor der Klasse stehen, also waren wir zu spät.
Edward entfernte seine Hand – widerwillig – von mir und klopfte, gleich darauf traten wir ein.
››Guten Tag‹‹, sagte Edward mit höflichem Ton. ››Edward Cullen und Bella Hale, wie sind neu in der Klasse.‹‹
Ich hörte, wie sämtliche Menschen in dem Raum die Luft anhielten, als wir beide unser bezauberndstes Lächeln zeigten.
››Eh… ja‹‹, stotterte der Lehrer. Er forderte mit leicht zitternder Hand nach unseren Zetteln, die bis Ende des Tages von allen Lehrern unterschrieben werden mussten und beschaute sie. ››Edward Cullen, ja, setzen sie sich doch dann bitte hier auf den freien Platz neben Alex. Und Isabella Hale… dort neben Marissa.‹‹
Wir nickten beide, Edward warf mir einen schnellen, sorgenvollen Blick zu. Aber mir ging es gut, keiner der Blutgerüchte hier war stark genug um mich aus der Fassung zu bringen. Wir setzten uns beiden auf unsere neuen Plätze und der Unterricht ging weiter.
Ich ließ meinen Blick durch die Reihen streifen. Sämtliche Gesichter waren auf Edward oder mich gerichtet, schauten nur beschämt weg, als man sie ertappte. Manche Blicke mancher Mädchen auf Edward ließen ein Monster in meinem Bauch knurren. Ich spielte an meinem Ehering. Edward und ich wollten ihn beide nicht abnehmen – an dem Punkt war ich über mich selbst überrascht – deshalb sollten sie hier offiziell nur Freundschaftsringe sein. Ich wusste, dass es keinen Grund zur Eifersucht gab, trotzdem mochte ich die Blicke nicht.

Nach der Stunde kam Edward sofort an meinen Platz, ich schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln, es sollte nur gleich klar gemacht werden, wie die Dinge hier standen. Wir sollten – und wollten auch – uns zwar hier nicht Vorzeigen, aber ich war mir sicher, dass das eine oder andere Mädchen in dem Raum schon geplant hatte, ihn anzusprechen.
Ich glitt in die senkrechte neben Edward, griff nach meiner Tasche und verließ mit ihm das Zimmer. Ein leises Grummeln war in seiner Brust zu hören, ich kicherte.
››Jetzt weiß ich, wie Jasper und Emmett sich bisher immer fühlen mussten – nur dass sie die Gedanken nicht auch noch hören können!‹‹
››Und du glaubst, mir oder auch Alice und Rosalie, geht es besser?‹‹ antwortete ich so leise, dass nur er es hören konnte.
Edward ließ ein leises ››Hmpf‹‹ hören und griff nach meiner Hand. Ich kicherte noch einmal – er musste seinen Männerstolz verteidigen.
In der nächsten Stunde hatten wir Politik, dieses Mal konnten Edward und ich zusammen sitzen. Nicht nur ihm schien das lieber zu sein.
Mr. Bayer, unser Lehrer, hatte von uns verlangt, dass wir uns vor der Klasse vorstellten. Ich wusste, dass mir das zu meiner Zeit als Mensch große Sorgen bereitete hätte, jetzt aber, als Vampir, bestand für mich keine Gefahr mehr, dass ich rot anlief und das förderte meine Selbstsicherheit enorm und verringerte das Stottern – zusammen mit dem Fakt, dass Edward genau neben mir stand, machte es die Situation also nahezu perfekt. Trotzdem hatte der Lehrer sich damit keinen Pluspunkt bei mir geholt.
Während dieser Stunde kam es mir mehr als einmal vor, dass Edward leise zu grollen anfing. Ich war mir sicher, dass der Laut nur für mich zu hören war, trotzdem stupste ich ihn entweder sanft an oder legte ihm beruhigend meine Hand auf. Edward wusste, wann es an der Zeit war, dass wir unseren Kontakt wieder lösten, bevor wir ermahnt wurden.

››Ich schwör dir…‹‹, sagte Edward leise, sobald wir aus der Stunde entlassen wurden.
››Was?‹‹ fragte ich grinsend nach.
››Du gehst Morgen nicht in die Schule, sonst wird es Tote geben!‹‹
Ich lachte leise in mich hineinen, dann schaute ich mich schnell um. Der Lehrer vorne war über seinen Schreibtisch gebeugt und schenkte der Klasse, die ihre Sachen zusammen packte, keine Aufmerksamkeit. Ich schlang meine Arme um ihn, stellte mich auf meine Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf.
››Das war gegen die Regeln‹‹, grinste er, als er mich wieder sanft von sich weg schob, bevor wir Aufmerksamkeit erregten.
››Ich weiß‹‹, ich griff nach meiner gepackten Tasche. ››Ich liebe die Gefahr.‹‹
››Wer wüsste das besser, als ich‹‹, seufzte Edward.
Ich wusste, dass er damit auf mein sterbliches Leben anspielte. Schon damals war ich lieber bei ihm gewesen, als mich von seinen Warnungen abschrecken zu lassen. Zur Belohnung dafür war ich jetzt für die Ewigkeit mit ihm zusammen.
Grinsend griff ich nach seiner Hand und verließ mit ihm das Zimmer. Als nächstes hatten wir Französisch, wir machten uns gar nicht erst die Mühe unsere Karte herauszuholen, sondern ließen uns einfach vom Strom der anderen Schüler leiten.
Ich war gespannt, das war die erste Stunde Französisch, die ich jemals im Unterricht haben würde. Zwar war es mitten im Schuljahr, trotzdem war ich mir sicher, dass ich mitkommen würde. Irgendwie hatte ich die letzten fünf Jahre hinter mich bringen müssen, Französisch war nicht die einzige Fremdsprache, die ich jetzt beherrschte.
Wir warteten vorne am Pult, bis die Lehrerin unsere Zettel unterschrieben hatte und uns einen Platz zuwies. Wir endeten zusammen ganz hinten im Zimmer.
Ich hatte tatsächlich keine Probleme der Stunde zu folgen. Es stellte sich sogar als ziemlich langweilig heraus, da die Grammatikübung der Stunde selbst für die Klasse reine Wiederholung war.
››Ich liebe diese Sprache jetzt schon‹‹, flüsterte ich Edward zu, nachdem ich Madame Croucher das dritte Mal die richtige Antwort hatte geben können.
Sie fragte uns, ob wir an unserer alten Schule schon viel weiter gewesen wären. Wir antworteten mit „Ja“, obwohl das natürlich nicht der Wahrheit entsprach. Edward hatte die letzten fünf Jahre genauso wenig eine Schule besucht, wie ich – er wollte ganz für mich da sein. ››Nun denn‹‹, sagte Madame Croucher, sie hielt es nicht mehr länger für nötig uns aufzurufen und zu testen.

Biologie war unsere nächste Stunde. Wir hatten es mehr aus Spaß, als aus wirklichem Interesse gewählt. Es war das Fach, in dem wir uns damals sozusagen kennen gelernt hatten, das Fach, das wir als einziges gemeinsam hatten, als ich nach Forks, Washington gekommen war. Es verband uns und deswegen war es außer Frage gestanden, dass wir es belegen wollten.
Das Gute an diesem Fach war, dass wir auf jeden Fall zusammen sitzen konnten, die Chance, dass zwei freie Plätze existierten, war nahezu lächerlich klein. Man brauchte immerhin einen Laborpartner.
Der Stoff, der im Unterricht durchgenommen wurde, war hingegen weitaus weniger Interessant, als die Geschichte, wie wir hier gelandet waren. Evolutionsbiologie.
Halb durch die Stunde fieberte ich der Mittagspause entgegen. Nicht etwa, weil ich hungrig war, das wäre mehr als kritisch, ich wollte wissen, wie es den anderen so ergangen war. Ich klappte mit meinen Fingern auf den Tisch.
Sofort war Edwards Hand auf meiner und hielt sie beruhigend. ››Alles okay?‹‹ fragte er nach.
Einen Moment blickte ich ihn verwirrt an, dann aber nickte ich schnell. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich mit meiner Ungeduld einen falschen Eindruck hatte erwecken müssen. ››Alles bestens‹‹, setzte ich hinzu. ››Nur etwas gelangweilt.‹‹
Er nickte, erleichtert grinsend. Er hatte wahrscheinlich schon damit gerechnet, ein Blutmassaker verhindern zu müssen.
Ob er wohl sehr angespannt war? Oder vertraute er mir, dass ich das schaffte? Ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht.
Schnell ließ ich unsere Hände unter dem Tisch verschwinden, bevor er auf die Idee kam, sie wieder voneinander zu lösen.

››Soll ich euch den Weg zur Cafeteria zeigen?‹‹ fragte uns ein streberhaftes Mädchen am Ende der Stunde.
››Gerne, danke‹‹, antwortete ich strahlend.
Natürlich hätten wir die auch ohne sie gefunden, aber wir wollten nicht unhöflich sein.
Wir folgten dem Mädchen aus dem Raum.
››Ich bin übrigens Molly. Ich weiß nicht, ob euch das bei all den neuen Gesichtern aufgefallen ist, aber wir hatten auch schon Politik zusammen. Jedenfalls, wenn ihr irgendwelche Fragen habt, dann tut euch keinen Zwang an… einfach heraus damit.‹‹
››Danke Molly‹‹, antwortete Edward. ››Im Moment habe ich keine Fragen.‹‹
Sie schaute mich neugierig an.
››Ich auch nicht‹‹, sagte ich lächelnd. ››Aber ich werde bei Bedarf darauf zurückkommen.‹‹
Ich war mir ziemlich sicher, dass die Situation nie kommen würde.
››Wenn ihr wollt, könnt ihr euch zu meinen Freundinnen und mir an den Tisch setzen, wir haben noch Plätze frei‹‹, bot Molly an.
››Oh, nein, danke‹‹, sagte ich schnell. ››Aber wir werden uns wohl zu unserer Familie setzen.‹‹
››Eurer Familie?‹‹ fragte sie skeptisch nach – ich hatte nicht in Mehrzahl gesprochen.
Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, ob wir nun Geschwister oder ein Paar waren. Der belustigte Ausdruck in Edwards Gesicht ließ mich darauf schließen, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
››Meine Schwester Rosalie und mein Bruder Jasper, seine Schwester Alice und sein Bruder Emmett‹‹, stellte ich richtig.
Sie schien dadurch nur noch verwirrter. ››Und ihr seid eine Familie?‹‹
››Wir wurden alle adoptiert‹‹, Edward drückte mit seiner Stimme eindeutig auf die Tränendrüse.
››Oh‹‹, machte Molly. Sie schien nicht zu wissen, was sie dazu sagen sollte. ››Also hier ist die Cafeteria‹‹, sagte sie, als wir um die nächste Ecke bogen. ››Wir sehen uns!‹‹
Edward und ich lächelten ihr hinterher, dann kümmerten wir uns um unsere Mittagessensattrappen.


2. Teil - Mittag

››Wie war dein Tag?‹‹ fragte Alice, sobald wir bei ihr am Tisch saßen.
Wir waren die letzten, immerhin hatten wir mit äußerst menschlicher Geschwindigkeit hier herlaufen müssen.
››Gut‹‹, sagte ich leicht. ››Keine Zwischenfälle, keine Probleme. Hast du was gesehen?‹‹
››Nein, aber du weißt ja, dass wir uns darauf nicht immer verlassen können‹‹, sie zuckte mit den Schultern, als hätte sie keine Sorge, dass sich an ihrer Prophezeiung etwas ändern könnte. ››Also, wie ist eurer Eindruck von der Schule?‹‹
››Sehr viele schwer verliebte Jungs‹‹, brummte Edward, bevor irgendjemand sonst etwas sagen konnte.
Rosalie warf, wie auf Befehl, ihre Haare zurück.
››Wie schlimm ist es?‹‹ grollte Emmett.
Jasper rutschte instinktiv näher um nichts zu verpassen.
››Schlimmer, als in Forks damals‹‹, Edward legte einen Arm um mich und zog mich so dicht an sich, dass ich fast auf seinen Schoß saß. ››Glücklicherweise hält sie aber ihr Überlebenstrieb von uns fern.‹‹
››Und ich dachte schon, wir müssten ihnen das Fürchten lehren – Ich habe es gehofft!‹‹
››Emmett!‹‹ Rosalie wischte ihm für diese Bemerkung über den Kopf.
››Und wie sieht es für unsere Seite aus?‹‹ fragte ich neugierig. ››Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mädchen weniger große Hemmschwellen haben…‹‹
››Keine Sorge‹‹, Edward küsste mich sanft auf die Stirn. ››Du bist einmalig in der Geschichte.‹‹
››Was hat Molly denn gedacht, als sie uns angesprochen hat?‹‹
››Es hat ihr einiges an Überwindung gekostet, letztendlich hat aber ihr Trieb, Helfen zu wollen, überwogen. Und die kleine Hoffnung, dass wir bei ihr am Tisch sitzen, zumindest einen Tag.‹‹ Er nickte zu einem Tisch am Rand. Molly saß dort mit ein paar weiteren Mädchen, sie hatten ihre Köpfe zusammen gesteckt. ››Sie gibt gerade weiter, was wir ihr erzählt haben. Wir wohnen zusammen und wir sind zusammen – unerhört!‹‹ Er lachte kurz. ››Die Mädchen würden allesamt vor Schreck tot umkippen, wenn sie wüssten, dass wir verheiratet sind.‹‹
››Und du zudem über hundertzehn Jahre alt bist…‹‹ sponn ich weiter.
››Die anderen erzählen entsetzt, dass sie gesehen haben, wie Jasper den Arm um Alice gelegt hatte und Rosalie Emmett geküsst hat… Oh!‹‹ Er lachte wieder.
››Was?‹‹ fragte ich nach, ich hatte das Gefühl einen Scherz zu verpassen.
›› ›Was die wohl alles treiben?‹ ‹‹ ahmte Edward Mollys Stimme nach. ››Sie sind darauf hin allesamt rot angelaufen und Molly hat sich für die Doppeldeutigkeit geschämt. Natürlich würden sie nie davon ausgehen… in unserem Alter…‹‹ Er ließ den Rest offen.
Ich kuschelte mich, soweit möglich, dichter in Edwards Arm. Um nichts in der Welt wollte ich ohne die privaten Stunden mit ihm sein.
››Geht mir genauso‹‹, flüsterte er mir ins Ohr, ohne dass ich meinen Gedanken laut ausgesprochen hätte. ››Übrigens, Rosalie, sei nicht allzu gemein zu dem Football-Spieler, der dich demnächst abfangen will. Ihr habt zusammen Mathe.‹‹
Rosalie stöhnte.
››Das solltest du lieber Emmett sagen‹‹, bemerkte Alice, offenbar kurz nach einer Vision.
››Ach lass mir doch meinen Spaß – Jasper hör auf damit!‹‹
Wir bekamen alle etwas von Emmetts Beruhigungsdusche ab, aber nicht so arg, wie er selbst. Sein Gesicht wandelte sich von kampfbereit zu sehr entspannt.
››Du hat dich etwas zu sehr auf die Konfrontation gefreut, ich musste dich bremsen‹‹, rechtfertigte sich Jasper.
››Er hat Recht‹‹, sagte Edward. ››Kein Aufsehen erregen. Rosalie wird schon fertig mit ihm.‹‹
››Genau‹‹, sie klimperte verdächtig mit den Augen.
Emmett, immer noch unter dem Einfluss von Jasper, brachte nur ein kläglich leises Knurren zustande.
››Das gilt übrigens auch für dich‹‹, ich stupste in Edwards Seite. Ich hatte seine Drohung von heute Morgen nicht vergessen. Ich wollte keine Beerdigungen riskieren.
››Dann sollten sie dich schleunigst aus ihren Tagträumen streichen. Ein Glück haben wir Französisch, da sitzen fast nur Mädchen drin und Biologie, die Jungs haben nur die Forschung im Kopf. Allerdings machen mir Englisch und besonders Politik wirklich sorgen…‹‹
››Mir Französisch‹‹, murmelte ich vor mich hin.
››Du bist die Einzige für mich, ma Chérie.‹‹
››Ich will nicht wissen, womit sie dir die Gedanken vollgesülzt haben.‹‹
››Ich habe nicht darauf geachtet.‹‹
Wir wussten beide, dass er nicht die Wahrheit sagte. Sobald sein Name oder sein Gesicht in den Gedanken von jemandem vorkam, konnte er nicht weghören.
››Nichts annähernd so schönes, wie ich dir alleine von den Augen ablesen kann‹‹, gestand er schließlich – es befriedigte mich zutiefst.
››Das war gegen die Regeln‹‹, seufzte ich.
››Warum?‹‹ fragte er unschuldig nach.
››Du weiß genau, dass ich mich dafür jetzt gerne bedanken würde.‹‹
››Tu dir keinen Zwang an.‹‹
Ich dachte einen Moment nach, dann stand ich mit einem Ruck auf. Ich zog ihn an der Hand, es mir gleich zu tun.
››Der Unterricht geht in einer viertel Stunde wieder los, berechnet den Weg in Menschengeschwindigkeit‹‹, meldete sich Alice zu Wort.
Emmett lachte.
Ich verließ die Cafeteria dicht gefolgt von Edward. Sobald er sicher war, dass keine Menschen mehr in der Nähe waren, schlang er seine Arme um meine Hüfte. Ich beschleunigte meine Schritte etwas.
Innerhalb von drei Minuten waren wir an seinem Auto angekommen.
››Sehr originell‹‹, grinste er.
››Steig ein‹‹, sagte ich nur.
Sobald ich saß, wandte ich mich Edward zu, legte ihm meine linke Hand in den Nacken und zog ihn zu mir. Ich schloss meine Augen, kurz darauf trafen sie unsere leicht geöffneten Lippen. Meine Hand erschlaffte in seinem Nacken, diese Chance nutzte er sofort, um sich zurückfallen zu lassen, dabei aber einen Arm um mich zu legen und mich mitzuziehen. Ich saß auf seinem Schoß, sein einer Arm umschloss mich fest, die andere Hand tastete mein Gesicht ab, rutschte zu meinem Hals nach unten zu meinem Schlüsselbein, zu…
››Oh nein!‹‹ ich schnappte nach Luft. ››Wir sind immer noch in der Schule.‹‹
Ich wusste, wäre er noch tiefer gerutscht, hätte er weiter gemacht mich so zu küssen, hätte ich sämtlichen Widerstand verloren und hätte mich ihm ergeben.
››Mein Danke?‹‹ fragte er schmollend.
››Fortsetzung folgt…‹‹ versprach ich.
››Und wenn ich nicht warten will?‹‹
Ich bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Er wusste genau, was für eine Wirkung das auf mich hatte, wenn er so bettelte. Seit wann war ich eigentlich die Vernünftige bei uns?
››Noch ein Kuss‹‹, forderte er also.
››Gerne‹‹, hauchte ich gegen seine Lippen.
Seine freie Hand umrahmte wieder mein Gesicht, sobald unsere Lippen aufeinander getroffen waren. Ich schlang einen Arm um seinen Nacken und drückte mich etwas näher an ihn, meine andere Hand jetzt auf seinem Gesicht.
Dieses Mal war er es, der den Kuss löste. ››Alice ruft‹‹, keuchte er leicht. ››Sie möchte nicht alleine in Geschichte da stehen.‹‹
››Ach ja‹‹, seufzte ich. ››Wir haben jetzt mit ihr zusammen.‹‹
Alice war im selben Jahrgang, wie wir. Jasper, Emmett und Rosalie einen über uns.
››Sie wird uns umbringen, wenn wir nicht innerhalb einer Minute in ihrem Sichtfeld sind. Sie steht am Haupteingang.‹‹
Ich seufzte. Ich hasste zeitliche Einschränkung, nie in den letzten fünf Jahren hatte ich eine gehabt.
Fast nie.
Ich beugte mich ein weiteres Mal mit geschlossenen Augen zu Edward, aber nur für einen kurzen Kuss, dann rutschte ich wieder auf den Beifahrersitz und öffnete die Tür. Sobald ich draußen war, schaute ich zum Haupteingang, wo ich eindeutig Alices Silhouette erkannte.
Edward war an meiner Seite, drückte mich gegen den Wagen und seine Lippen gegen meine Stirn. ››Vielleicht sollten wir unseren tot riskieren.‹‹
Ich keuchte, ich hasste es, wenn er diesen Ton gegen mich einsetzte. ››Wir haben… keine… Entschuldigung‹‹, brachte ich mühsam hervor.
››Wir sagen, du hast dich nicht mehr stark genug gefühlt.‹‹
Ich schob ihn von mir weg – aber nicht weit. ››Immer auf mich, ja?‹‹
››Das ist keine Schande…‹‹
Bevor ich antworten konnte, ging ein Hissen über den Parkplatz, das eindeutig von Alice kam. Wir stoben auseinander.
››Sie scheint nicht glücklich über den Plan.‹‹
Ich fasste nach Edward und zog ihn hinter mir her zum Haupteingang, bevor er etwas sagen konnte.
››Fortsetzung folgt‹‹, wiederholte ich.
››Hoffentlich‹‹, brummte er, sein Arm griff um mich und so hob er mich schnell zu sich hoch. ››Ich will dich!‹‹
Könnte ich eine Gänsehaut bekommen, wäre ich jetzt voll davon.
››Keine Angebereien‹‹, grinste Alice, als Edward mich wieder auf den Boden setzte und selbst gehen ließ. ››Gut für euch, dass ihr eure Entscheidung geändert habt. Ich habe mich schon alleine in Geschichte gesehen… Glaubt aber bloß nicht, dass ich euch vor Carlisle und Esme gedeckt hätte! Aber wenn ihr wollt, dann sorge ich dafür, dass ihr das Haus heute Abend und, soweit es geht, auch die Nacht für euch habt.‹‹
Wir waren inzwischen auf dem Weg zum Unterricht.
››Ich muss jagen gehen, ich will nichts riskieren‹‹, warf ich ein.
››Das kannst du auch noch Morgen früh machen, ist wahrscheinlich sowieso besser.‹‹
››Da hat Alice Recht. Wir gewöhnen dich hier nur sehr langsam auf längere Durstperioden – nur um auf Nummer sicher zu gehen.‹‹
››Dann‹‹, grinste ich. ››Darfst du gerne dafür sorgen, dass das Haus heute Abend leer ist. Ich bin ja gespannt, was du ihnen erzählst.‹‹
››Ach, ich habe da schon was im Sinn…‹‹
Edward seufzte, als würde ihm Alices Idee etwas missfallen.
‹‹Das ist es‹‹, sagte Alice schließlich und ging quer über den halbvollen Korridor auf eine Tür zu. Der Lehrer schaute von seinem Pult auf, sobald wir eintraten.
››Ah, ihr seid sicher unsere neuen. Edward und Alice Cullen-‹‹ die beiden nickten, als er ihre Namen nannte. ››-und Isabella Hale.‹‹
››Bella, bitte‹‹, sagte ich mit möglichst meinem strahlendsten Lächeln.
Edward stieß mich in die Seite.
››Bella… dann‹‹, sagte der Lehrer. ››Ich bin Mr. Seller, euer Geschichtslehrer. Eh… freie Plätze sind dritte Bank rechts und die vierte.‹‹
Wir nickten und machten uns auf den Weg. Alice setzte sich vor Edward und mich.
››Wie konntest du das dem armen Mann antun?‹‹ warf er mir vor. ››Der war sowieso schon total geblendet.‹‹
››Was hat er denn gedacht?‹‹ fragte ich neugierig nach.
››Das erzähl ich dir heute Abend, wenn wir alleine sind.‹‹
Ich nickte zufrieden, während Alice sich angeekelt umdrehte. ››Noch ein Wort und ich bekommen Visionen von etwas, dass ich nicht sehen will!‹‹
Edward lächelte sie unschuldig an.
››Du bist unglaublich!‹‹ brachte sie halbwütend hervor.
Ich war mir sicher, dass er gerade etwas in ihren Gedanken gesehen hatte, was nicht für seine Augen bestimmt war. Ich stieß ihm in die Seite. Er blickte auch mich unschuldig an. Ich lieferte mir ein leicht wütendes Blickgefecht mit ihm.
››Oh hallo!‹‹ hörten wir da plötzlich. Wir lösten unseren Blickkontakt augenblicklich und schauten nach vorne.
Neben Alice hatte sich ein blonder Junge mit Hautproblemen gesetzt und musterte sie mit interessierten Augen.
››Hi‹‹, sagte Alice strahlend mit atemberaubendem Augenaufschlag.
Dem Jungen klappte die Kinnlade nach unten. Offenbar nicht mehr zu einem klaren Gedanken fähig wandte er seinen Blick nach vorne und fixierte den Lehrer. Ich kicherte.
››Wehe dir, du machst das nach‹‹, knurrte mir mein Mann in mein Ohr. ››Ich würde es herausbekommen!‹‹
Das ließ mich nur noch breiter Grinsen. Dennoch drehte ich meinen Kopf zu ihm und legte meine Hand auf seine Wange. ››Als würdest du mich jemals so lange alleine lassen, dass sich das einer trauen würde‹‹, meinte ich zärtlich.
››Richtig‹‹, gab er zu, griff nach meiner Hand und küsste auf den Ring. Nein, das würde ich niemals vergessen, wir gehörten zusammen – für immer!
Wenig später begann der Unterricht, wir waren nur eine kurze Randbemerkung in der Begrüßung. Offensichtlich wollte Mr. Seller so wenig zeit wie möglich an seine endlose und langweilige Vorlesung über die Boston Tea Party verlieren. Könnte ich schlafen, würde ich es sicher tun. Stattdessen lehnte ich mich gegen Edward und beneidete die, die es wirklich taten.

Das Ende der Stunde kam einer Erlösung gleich.
››Noch eine Stunde‹‹, frohlockte Edward.
››Wir sehen uns dann am Wagen – vergiss uns nicht‹‹, grinste Alice.
››Jaja‹‹, antwortete Edward mürrisch.
››Nein, ich mein das ernst. Bella, würdest du ihn bitte daran erinnern, ich möchte nicht vor einer leeren Parklücke enden.‹‹
››Versprochen.‹‹
Alice blickte mich skeptisch an. Natürlich konnte ich das nicht versprechen, dafür hatte Edward mich viel zu sehr in der Hand.
››Ich werde mich wohl einfach beeilen müssen‹‹, seufzte sie. ››Viel Spaß in Geologie.‹‹
››Hmpf‹‹, machten Edward und ich gemeinsam, dann kramten wir unsere Sachen zusammen und gingen zum nächsten Raum, in dem wir Unterricht hatten.
Der war über und über mit Karten bedeckt. Die Welt. Nord- und Südamerika. Nordamerika. Die USA. Idaho. Idaho Falls und die nähere Umgebung. Wir waren eindeutig richtig in dem Zimmer.
Aus der ersten Reihe winkte uns zaghaft Molly entgegen, sie schien eindeutiger weniger scheu vor uns zu haben. Wir grinsten leicht zurück, wollten sie ja nicht um den Verstand bringen.
››Edward Cullen und Bella Hale‹‹, stellte ich uns beim Lehrer vor.
Erkennen huschte über sein Gesicht, als er uns anstarrte. Offenbar hatten wir im Lehrerzimmer schon die Runde gemacht, nahm ich an.
Der Mann stellte sich als Mr. Auer vor und schickte uns an getrennte Plätze, aber nur über einen Gang.
Es war seltsam, als ich mich setzte, war alles normal, doch je länger ich dort saß, desto intensiver wurde der Geruch – er war angenehm, zu angenehm! Ich verkrampfte mich.
Der Unterricht ging nun schon zehn Minuten, ich saß regungslos auf meinen Stuhl und starrte auf die Tischfläche vor mir. Ich wusste nicht, ob Edward schon etwas von meiner Starre mitbekommen hatte, ich ging davon aus.
Ich hielt die Luft an, doch auch das brachte nichts, der Duft hatte sich bereits in meinem Kopf festgesetzt. Ich musste auf mich Aufmerksam machen.
››Edward‹‹, sagte ich leise, ich hoffte, dass er den Hilferuf in meiner Stimme hörte. Ich traute mich nicht aufzuschauen.
Es vergingen einige Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. ››Ohnmacht‹‹, hörte ich ihn schließlich. Ich hoffte, dass er einen Plan hatte, ich konnte nicht mehr klar denken.
Doch ich schaffte es auf seine Aufforderung zu hören. Ich schloss meine Augen und ließ mich von meinem Stuhl gleiten. Edward rief ››Bella!‹‹, die Klasse wurde still und ich war auf Edwards Armen. Mein Kopf schwirrte, als hätte ich wirklich einen Schwächanfall gehabt.
Edward bewegte sich. ››Der Tag war sicher zu aufregend für sie, so reagiert sie manchmal‹‹, erklärte er.
››Dann bringe sie besser nach draußen an die frische Luft. Findest du den Weg?‹‹ Mr. Auer.
››Ja. Danke.‹‹
Wieder bewegte Edward sich, die Tür öffnete und schloss sich, er ging weiter. Ich öffnete meine Augen.
››Mist‹‹, sagte ich. ››Okay, lass mich runter.‹‹
››Einen Moment noch.‹‹
Mit einem Fuß schwang er die Außentür auf, dann setzte er mich ab. Ich sog tief Luft ein.
››Oh man.‹‹
››Was ist passiert?‹‹ wollte er wissen.
››So etwas habe ich noch nie gerochen, nicht einmal an meinen gierigsten Tagen im ersten Jahr.‹‹
››Du hast deine ›La Tua Cantante‹ gefunden? Wer war es? Das Mädchen neben dir?‹‹
››Ich weiß es nicht, ich habe mich nicht zu schauen getraut. Es könnte genauso gut vor oder hinter mir gewesen sein. Ich glaube auch nicht, dass es meine Sängerin war, es kam nicht plötzlich, sondern wurde allmählich immer stärker.‹‹
››Wir wechseln trotzdem den Kurs und wir müssen herausfinden, wer es war. Du musst ihr – oder auch ihm fern bleiben. Ich habe aber überhaupt nichts gerochen, nichts sonderbares.‹‹
››Du bist nicht so schwach, wie ich.‹‹
››Bella‹‹, sein Blick wurde zärtlich, als er mein Gesicht berührte. ››Du bist überhaupt nicht schwach, ich habe noch nie einen so starken Vampir, wie dich, kennen gelernt. Überleg mal, wie ich auf dich reagiert habe.‹‹
››Das ist etwas ganz anderes.‹‹
››Nein, ist es nicht. Ich war bei weitem nicht so cool, als du außer Reichweite warst, wie du es jetzt bist.‹‹
››Du warst durstig.‹‹
››Du bist es auch, deine Augen sind schwarz. Ich fahre dich jetzt nach Haus und anschließend gehen wir jagen.‹‹
Ich seufzte. ››Ich habe unseren Abend ruiniert.‹‹
››Nein, nur verschoben. Komm jetzt.‹‹
››Warte! Was ist mit unseren Sachen? Und mit Alice und Jasper?‹‹
››Alice weiß bescheid, sie kümmert sich um alles. Sie schickt uns nach Hause.‹‹
››Wirklich?‹‹
››Ja.‹‹ Er drückte seine Lippen auf meine Stirn und legte dann einen Arm um mich und schob mich zu seinem Wagen.
Für die Fahrt nach Hause brauchten wir nicht länger als fünf Minuten. Die ganze Zeit über hielt Edward meine Hand verschränkt mit seiner, ich war ihm sehr dankbar dafür. Mit jeder Sekunde spürte ich, wie das Kratzen und der Schmerz in meinem Hals größer wurde.
››Wenn ich mich nur annähernd so schlimm fühle, wie du dich damals, als du mich getroffen hast, dann kann ich wohl wirklich froh sein, dass ich jetzt neben dir sitze‹‹, klagte ich.
››Übung‹‹, sagte Edward kurz.
Wir waren da. Er sprang aus dem Wagen und weniger als eine Sekunde später hatte er mir die Tür geöffnet.
››Und es war sehr kurz davor schief zu gehen.‹‹ Er lächelte schief.
Dafür – das Lächeln und dass ich noch da war – drückte ich ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
››Ich bin sehr froh, dass du heute da warst.‹‹

Esme wartete im Haus auf uns. ››Ihr seid früh dran. Ist etwas passiert? Alles in Ordnung? Bella?‹‹
››Wir müssen jagen gehen‹‹, erklärte Edward schnell. ››Mach dir keine Sorgen, es ist nichts passiert, sie ist nur in der letzten Stunde zusammen geklappt – ich fürchte, wir werden den Kurs wechseln müssen.‹‹
Esme sah überhaupt nicht beruhigt aus.
››Edward hat mich rausgeholt, bevor etwas passieren konnte. Wir erklären dir und den anderen später alles, aber… ich muss jetzt gehen.‹‹ Ich zog an Edwards Hand.
››Wir bleiben lieber etwas länger‹‹ kündigte er an.
Esme nickte, immer noch sorgenvoll.

››Worauf hast du Lust?‹‹ fragte Edward mich, als wir durch den Wald rannten.
››Egal, was kommt. Ich hab so-‹‹
Mein Kopf wandte sich um neunzig Grad zur Seite, ich ließ meinen Körper folgen und rannte weiter. Ich hatte eine Spur aufgenommen, wahrscheinlich ein Hirsch, sehr stark, sehr lecker.
Er rannte los, sobald er die Gefahr, die von mir ausging, witterte. Ich verlangsamte meine Schritte etwas, dass ihm noch mehr Adrenalin ins Blut schoss, dann griff ich an und saugte ihm das Leben aus…


3. Teil - Abend

Die anderen waren schon alle da, als Edward und ich – wieder Augen im hellsten Goldton – nach Hause kamen. Selbst Carlisles Schicht im Krankenhaus war vorbei. Sie warteten auf uns, zu meiner Erleichterung schmollte uns Alice tatsächlich nicht entgegen, dafür, dass wir sie hatten stehen lassen, wie sie schon mittags befürchtet hatte. Sie schien viel eher neugierig, aber auch besorgt, ebenso wie die anderen. Ohne Aufforderung setzten wir uns und Edward begann zu erzählen, was in Geologie passiert war.
››Gut, dass ihr so schnell reagiert habt‹‹, nickte Carlisle. ››Ich komme dann Morgen mit euch in die Schule und kläre euer Verschwinden und dann sorgen wir noch dafür, dass ihr den Kurs wechseln könnt.‹‹
››Ich kann mich doch auch einfach an einen anderen Platz setzen‹‹, versuchte ich halbherzig.
››Nein, Bella, wir gehen kein Risiko ein‹‹, widersprach mir Edward.
››Du hast es bei damals doch auch geschafft. Es war am Anfang viel schlimmer, wurde aber immer besser!‹‹
››Ja, aber du stellst gerade neunzig Jahre Erfahrung gegen fünf Jahre Unerfahrung. Außerdem hatte ich einen Grund dich nicht zu töten. Ich habe dich geliebt.‹‹
››Auch nicht von Anfang an‹‹, murmelte ich.
Edward ignorierte meinen Einwurf. ››Und da du nicht einmal weißt, wer das war, woher willst du dann wissen, in wen du dich verlieben sollst?‹‹
››Hmpf‹‹, machte ich. Ich hatte keine Chance gegen ihn.
››Gut, dann ist das ja geklärt. Ich komme Morgen früh mit euch in die Schule – Bella?‹‹
Ich schaute auf.
››Fühlst du dich stark genug Morgen wieder zu gehen?‹‹
››Ohne Zweifel.‹‹
››Gut, solange ich noch da bin, versuchen wir zu erspüren, wer dich verführt hat. Keine eigenen Versuche, was das angeht, wenn wir nichts finden, Bella.‹‹
››Versprochen.‹‹
››Gut‹‹, Esme schien auf einen Stimmungswechsel aus zu ein, was ich nur unterstützen konnte. ››Wie war euer erster Schultag?‹‹
Emmett legte voll und ganz begeistert von der Erzählrunde los. Er ließ absolut nichts aus, was ihn an dem Tag erheitert hatte, auch nicht die Tatsache, dass er einen Senior angepöbelt hatte, nur weil der Rosalie eine Sekunde zu lang angeschaut hatte. Esme schüttelte den Kopf, Carlisle allerdings konnte ich ein Grinsen nicht verkneifen.
Wir anderen erzählten nur das Übliche von unserem Schultag. Wie waren die Lehrer? Irgendwas Besonderes oder Auffälliges bei den Mitschülern? Der Unterricht? Die Schule?
Plötzlich stand Carlisle auf. ››Esme und ich müssen jetzt auch los. Wir… wollten uns die Umgebung noch etwas genauer anschauen.‹‹
››Gute Idee!‹‹ Emmett war begeistert. ››Ich wollte schon gestern schauen, ob es hier ein geeignetes Baseball-Feld gibt. Aber Rosalie wollte mich nicht gehen lassen. Bist du dabei, Bruder?‹‹
Jasper nickte. ››Aber sicher‹‹ Im Raum machte sich Aufregung breit. ››Ich würde vorschlagen, wir gehen Richtung Süden.‹‹
››Dann gehen wir auch spazieren?‹‹ fragte Rosalie Alice.
Die zwinkerte uns kurz zu und verschwand mit Rosalie durch die Terrassentür.
››Und schon waren sie alleine‹‹, flüsterte Edward in mein Ohr.
››Das war abgesprochen, was?‹‹
››Unter ihnen, ja, während wir weg waren. Wie fühlst du dich?‹‹
››Etwas schwach, aber sonst ausgezeichnet.‹‹
››Bella…‹‹
››Ich weiß‹‹, ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. ››Kein Grund sich Gedanken zu machen, kein Problem. Es ist nur einfach so.‹‹
››Es wird leichter‹‹, versprach er mir.
››Ich hoffe es sehr. Und solang du da bist, schaffe ich das auch.‹‹
››Für immer‹‹, versprach er flüsternd.
Schnell sprang ich von der Couch auf, ein schiefes Lächeln zuckte über Edwards Gesicht. Er wusste genau, was ich eben gedacht hatte, dafür musste er meine Gedanken nicht lesen können. Wenn wir jetzt nicht in unser Zimmer gingen, würden wir es am Ende noch ganz vergessen. Ungeduldig zog ich an Edwards Hand.

››Du wolltest mir noch etwas erzählen‹‹, erinnerte ich Edward, als ich mich auf unser übergroßes Bett fallen ließ. Eine Anschaffung, auf die wir selbst nach meiner Verwandlung nicht hatten verzichten wollen.
Edward krabbelte mir hinterher. ››Willst du das wirklich wissen? Er ist immerhin noch einige Zeit dein Geschichtslehrer.‹‹
››Ja, ich bin mir sicher‹‹, grinste ich. Ich wollte nur, dass er es tat, egal aus welchem Hintergrund.
››Ich darf aber an gegebener Stelle selbstständig weiter machen?‹ fragte er mit leichter Schnute.
››Gerne.‹‹ Ich fragte mich, an welcher Stelle das dann wohl war.
Er kniete über mir, ich fühlte mich vollkommen sicher und vollkommen ausgeliefert unter ihm Er senkte seinen Kopf in meinen Nacken, sein Atem kitzelte mir über die Haut, seine Lippen fuhren an ihr entlang. An meiner Hüfte, immer an der Seite aufwärts, fuhr seine Hand entlang, bis zu meiner Schulter. Ich schloss meine Augen genießerisch. Hand und Lippen waren jetzt auf selber Höhe, sie fuhren nach außen über meine Schulter und schoben die Träger meines Tops und BHs mit.
Ich kicherte, konnte den Gedanken doch nicht ganz loswerden, dass das ein Lehrer mit mir vorhatte. Das war wohl kaum schon Edwards Part, oder?
Seine Hand rutschte nach unten zu meiner Brust, zog dabei an der Kleidung, schaffte es allerdings nicht, sie weit genug zu verschieben. Seine Lippen glitten über meinen Hals, Unterkiefer und Wangen zu meinem Mund. Mein Verstand trat ab, ich schlang meine Arme um seinen Nacken und versuchte ihn zu mir herunterzudrücken.
Er kicherte und zuckte von mir zurück, löste meinen Griff um seinen Hals. ››Ich sollte dir doch etwas zeigen, oder? Verdirb mir nicht meinem Spaß!‹‹
Ich zog eine Schnute, doch legte ich meinen Arm wieder brav neben mir auf das Bett.
››Gut‹‹, sagte er. ››Nicht bewegen. Nur dann ist es echt.‹‹
››Du machst es mir nicht gerade leicht‹‹, gab ich zu.
Edward grinste nur verwegen, legte seine Hand dorthin zurück, wo er vor der Unterbrechung war, die andere stützte er direkt neben meinem Kopf ab.
››Und jetzt?‹‹, fragte ich neugierig.
››Abwarten.‹‹
Er legte seine Lippen schräg zwischen meinen Mund und mein Kinn, öffnete sie und leckte mit seiner Zunge die Kuhle entlang, doch anstatt sie wieder zurück zu ziehen, leckte er über mein Kinn, hinterließ eine nasse Spur auf meinem Hals, der Kuhle meiner Kehle, über meine Brust bis zum Ansatz meines Tops.
Wieder kicherte ich, versuchte sonst aber ruhig zu bleiben. Unser Spiel würde sonst wohl nicht funktionieren.
››Hier hat er uns zu unseren Plätzen geschickt, dein Gesicht nicht mehr zu sehen hat ihm geholfen.‹‹ Er zog seine Hände zurück und auch seinen Kopf. Ich unterdrückte den Drang mich ihm entgegen zu bäumen, zwischen uns herrschten mindestens zwanzig Zentimeter Abstand. ››Aber dann saßt du und er schaute auf… Uh… das war nicht gut…‹‹
Bevor er zu Ende gesprochen hatte, war eine seiner Hände unter mein Top gerutscht und streichelte jetzt meinen Bauch nach oben. Der Stoff bedeckte immer weniger meiner Haut. Mit leicht geöffnetem Mund beugte er sich über mein Gesicht, ich konnte seinen süßen Duft spüren, wie er mich umgab und meinen Kopf zum schwirren brachte. Es war nicht vergleichbar mit dem Gefühl von heute Mittag, die Gier, die mich jetzt einnahm, hatte nichts mit Hunger auf Blut oder einen Menschen zu tun. Mein Trieb richtete sich ausschließlich auf Edward und meine Liebe zu ihm.
Mit einer kurzen Bewegung hatte Edward mir mein Top über den Kopf gezogen. Ich nahm an, dass ich mich hiermit wieder beteiligen durfte. Ich hob meinen Kopf vor seinen, bis sich unsere Lippen wieder berührten. Grinsend ging er auf den Kuss ein, drückte mich nach hinten in die Kissen.
Ich tastete mit meinen Händen zum Kragen seines Hemdes und öffnete es Knopf für Knopf bis zum letzten. Schnell zog er es aus und legte dann einen Arm unter mir durch – mit dem anderen stützte er sich ab – und presste unsere Körper zusammen. Ein Seufzen entglitt meinen Lippen.
Edward nutzte die Chance da unsere Lippen voneinander gelöst waren um sich wieder weiter nach unten zu küssen, zu meinem Dekoltée, immer wieder gestört von meinem BH. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, immer wieder entflohen genießerische laute meinem Mund, meiner Kehle. Es ging so schnell, ich merkte gar nicht, wie mein BH aufschnappte, doch Edward war schon dabei ihm mir auszuziehen.
Meine Lippen suchten wieder seinen Mund, wollten ihn wieder küssen, wollten zurück geküsst werden. Sie bekamen, was sie wollten. Meine Hände streiften über seinen makellosen, starken Rücken, ich hielt mich daran fest, immer darauf aus, ihm noch ein Stück näher zu kommen, als ich es schon war.
Er löste den Kuss und schnappte nach Luft – eine unfreiwillige Lücke zwischen uns. Ich füllte sie, indem ich meine Lippen an seinen Hals legte und ihn drängte, dass wir uns beide umdrehten. Nun lag er auf dem Bett und ich kniete über ihm. Immer noch war mein Mund an seinem Hals, doch langsam rutschte ich tiefer, zu seinem Schlüsselbein. Ich küsste über seine perfekt geformte Brust und seinen Bauch bis zum Bund seiner Hose. Ich musste mich sehr zusammenreißen, sie nicht versehentlich zu verreißen, als ich jetzt nach ihr griff. Das war mir in der ersten Zeit manchmal passiert, als ich noch nicht so sehr über meine Kräfte herrschte und manchmal die Kontrolle verlor.
Edwards Bauch vibrierte kichernd unter mir, als hätte er eben an genau dasselbe gedacht. Ich biss ihm leicht in den Bauch, nicht so sehr, dass es eine Narbe geben könnte, aber doch genug, dass er eine Weile daran denken konnte, was passierte, wenn er über mich lachte.
Ich verschwendete meine Zeit nicht lange mit Bestrafung, sondern öffnete seine Hose. Bereitwillig hob er seine Hüfte, seine Beine und seine Füße an, dass ich sie weiter nach unten schieben und ausziehen konnte. Ich spürte seinen Blick auf mir. Schnell ließ ich die unbewohnte Hose fallen und krabbelte wieder ans Kopfende des Bettes um mir einen Kuss abzuholen. Ich legte mich auf Edward, er schlang seine Arme um mich. Es war mir fast unmöglich, mich in seinem Griff auch nur einen Millimeter zu bewegen, aber das war egal. Das brauchte ich im Moment nicht. Edwards rechte Hand rutschte an meinem Rücken nach unten zu meinem – immer noch mit viel Stoff bedeckten – Po. Mit einem kaum wahrnehmbaren Ruck lag ich wieder auf dem Bett und er war über mir. Er löste unseren Kuss nicht, während er an dem Knopf meiner Hoste nestelte. Er löste ihn auch nicht, als sie offen war, sondern schob sie soweit es ging nach unten, dann strampelte ich, bis sie weg war.
Von jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis wir auch noch den letzten Stoff von uns hatten und Edward es sich zwischen meinen Beinen bequem gemacht hatte. Ich liebte diesen Moment, wenn er mit leuchtenden Augen in meine schaute. Ein leichtes Lächeln war über sein Gesicht erstreckt. Nichts ging über diesen Anblick – außer vielleicht der Moment, indem ich ››Ja, ich will‹‹ gesagt hatte. Das Glänzen in seinen Augen damals würde ich niemals vergessen, so menschlich diese Erinnerung auch war.
Edwards Gesicht kam wieder meinem entgegen, ich schloss meine Augen und wartete darauf, dass seine Lippen auf meine trafen, ich ihn in mir spürte…
Das Gefühl, wenn er jetzt mit mir schlief, war auf viele Weisen anders, als damals, als ich noch ein Mensch war, andererseits war es genau gleich.
Es war anders, weil Edward keine Angst haben musste, dass er die Kontrolle über sich verlor und er mich ausversehen verletzte, oder tötete. Es war anders, weil ich ein Vampir war und viele Emotionen anders wahrnahm, als ein Mensch es tut.
Es war genau dasselbe, weil er es damit immer noch schaffte, mich dermaßen um den Verstand zu bringen, dass ich kurze Zeit wie weggetreten war.


4. Teil - Morgen

Edward lag seufzend neben mir und streichelte abwesend über meinen Arm, der auf ihm lag.
››Das war gar nicht Mr. Seller, oder?‹‹ fragte ich nach einer Weile.
››Wie kommst du darauf?‹‹ Er suchte meinen Blick.
››Da war viel zu viel Edward drinnen.‹‹
››Hm‹‹, er schien einen Moment nachzudenken.››Okay‹‹, gab er zu. ››Seine Gedanken gingen nicht viel weiter, als dein Gesicht zu berühren. Der Rest kommt von mir. Aber es war toll, findest du nicht?‹‹
››Ja‹‹, sagte ich selig.
››Was hat mich verraten?‹‹ wollte er wissen.
››Das verrate ich dir nicht‹‹, grinste ich.
››Bitte?‹‹ versuchte er.
››Nein‹‹, ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen um das Thema zu beenden. ››Wann kommen die anderen wieder?‹‹
Es war zwei Uhr nachts.
››Sie werden wohl innerhalb der nächsten halben Stunde wieder eintrudeln, einer nach dem anderen.‹‹
››Vielleicht sollten wir unsere Hausaufgaben machen?‹‹
Edward stöhnte. ‹‹Du verstehst es echt die gute Stimmung zu zerstören!‹‹
››Ich kann nur nicht einschätzen, wie lange wir brauchen werden, es war schon eine ganze Menge.‹‹
››Es wird wohl reichen, wenn wir in vier Stunden anfangen. Lass uns lieber noch etwas die Ruhe genießen.‹‹ Er verfesterte den Griff um mich, ich legte meinen Kopf auf seine Brust und streichelte über seinen Bauch.

Eine Stunde später war das Haus wieder voll. Emmett hatte tatsächlich nicht allzu weit entfernt eine große Lichtung gefunden und so fieberten wir jetzt alle dem nächsten Unwetter entgegen um spielen zu können.
Carlisle gab uns nach Norden zehn Kilometer Jagdgebiet, dort sollte uns niemand dazwischen kommen, sie hatten im weiteren Umkreis von zwei Kilometern keine menschliche Behausung ausgemacht. Das sollte selbst mir reichen.
Edward und ich beschlossen wenig später nach draußen zu gehen. Wir legten uns am Rande unseres großen Grundstücks auf das Gras und schauten zum Himmel. Vereinzelt waren Sterne zu sehen.
››Ob heute die Sonne scheinen wird?‹‹ fragte ich etwas besorgt.
››Ich denke nicht, Alice scheint sich ziemlich sicher zu sein. Sie hat kurz mit Rosalie darüber gesprochen, als sie unterwegs waren.‹‹
››Dann ist gut. Es wäre dumm schon am zweiten Tag zu fehlen.‹‹ Ich verharrt kurz, es ließ mich nicht los. ››Edward?‹‹
››Ja?‹‹
››Was ist, wenn es nicht besser wird? Was ist, wenn ich mich nicht daran gewöhnen kann und es auch nicht ignorieren kann?‹‹
››Das wird nicht passieren.‹‹
››Was wenn?‹‹ beharrte ich.
››Dann werden wir umziehen.‹‹
››Alle?‹‹
››Ja.‹‹
››Nur wegen mir?‹‹
››Bella, wenn es einem aus unserer Familie dort nicht gut geht, wo wir sind, was macht es dann für einen Sinn dort zu bleiben?‹‹
Ich schwieg.
››Aber soweit wird es gar nie kommen. Wir finden dein Problem und du lernst damit umzugehen. Du wirst sehen, dass geht ganz schnell. Mach dir keine Sorgen, Liebes.‹‹
››Zu spät.‹‹ Ich würde es erst glauben, wenn ich es sah.
Ich spürte Edwards Blick auf mir. Ich wusste, er mochte es nicht, wenn ich so an mir selbst zweifelte, aber ich konnte mir nicht helfen. Wenn ich nur an heute Mittag dachte, den Drang, das rebellierende Monster, mein Kampf, mein wirrer Kopf…. Ich wollte keinem Menschen etwas tun, aber wie gut hatte ich mich unter Kontrolle?
Seufzend zog Edward mich näher an sich. ››Du machst dir viel zu viele Gedanken. Vertrau dir, du hast schon so viel geschafft, was will dir da eine läppische Geruchsverirrung anderes einreden? Und ich werde auch nie von deiner Seite weichen. Wir schaffen das – zusammen!‹‹
Er hatte mich gefangen. ››Okay.‹‹
››Oder wäre es dir lieber, wenn wir sofort umziehen?‹‹
››Nein!‹‹ rief ich entsetzt aus. ››Ich pack das schon.‹‹
››So gefällst du mir schon viel besser!‹‹ grinste Edward.
Ich knurrte. Er hatte mich eingelullt und reingelegt. Ich war gespannt, wie lange mein neues Selbstvertrauen anhielt.

Gegen sechs in der früh machen wir unsere Hausaufgaben – sämtliche. Auch die, die noch nicht bis heute anstanden. Wir schafften es in einer halben Stunde, ich war sehr überrascht. Dabei hätte ich es eigentlich von Edward wissen müssen, wie schnell man das als Vampir schaffte. Man fasste alles sehr schnell auf und vergaß es nie wieder.
Nach der Arbeit striff ich alleine noch etwas durch die Wälder, ich wollte noch etwas trinken, obwohl ich keinen Durst hatte. Aber ich wollte so sicher, wie möglich sein, wenn ich heute in die Schule ging, besonders da Carlisle mit mir meinen Gefahrenpunkt finden wollte. Ich hatte Angst davor.

Um halb acht verabschiedete ich mich zusammen mit Edward und Carlisle von Esme, wir stiegen in den schwarzen Mercedes und fuhren zur Schule. Die anderen würden mit dem Volvo und dem Kabrio nachkommen, Carlisle direkt zum Krankenhaus fahren.
››Da geht es zum Sekretariat‹‹, zeigte Edward.
Wir gingen hin. Es dauert nicht lange, bis Mr. Auer gefunden war und sich zu uns gesellte.
››Ah, Bella, geht s dir wieder besser?‹‹ fragte er sofort nach.
››Ja, danke.‹‹
››Guten Morgen, ich in Doktor Cullen, Bellas Adoptivvater. Wegen der Sache gestern…‹‹
Es dauert nicht lange und Mr. Auer sah ohne zu zögern ein, warum wir nicht mehr in den Unterricht gekommen waren. Edward und ich standen brav dabei und nickten an den passenden Stellen.
Danach wurde noch, auch im Beisein von Mr. Auer, geklärt, dass wir statt Geologie lieber Ökonomie belegen wollten. Mit drei äußerst überzeugenden Argumenten – unserem Charme – war es kein Problem und wir bekamen neue Stundenpläne ausgedruckt.
Sobald wir aus dem Sekretariat traten, wandte sich Carlisle an uns. ››Ich denke, wir sollten einfach am Haupteingang warten, bis die Geologieklasse nach und nach kommt. So werden wir sie am ehesten alle erwischen. Denkst du, dass du noch alle zusammen bekommst, Edward?‹‹
››Ich denke schon, die in der Näher von Bella auf jeden Fall.‹‹
››Ich denke nicht, dass das nötig sein wird‹‹, meldete ich mich nun zu Wort. Ich war mir fast sicher. ››Ich denke, ich weiß, wer es war.‹‹
Carlisle schaute mich fragend an.
Edward schaltete. ››Der… Lehrer?‹‹ fragte er nach. Er schaute mich an, als hätte ich eben einen schlechten und äußerst geschmacklosen Witz erzählt.
››Bist du dir sicher?‹‹ fragte Carlisle nach.
››Ziemlich.‹‹
››Hm‹‹, machte Carlisle. ››Das würde natürlich erklären, warum es dich nicht wie ein Schlag getroffen hat, sondern allmählich immer schlimmer geworden ist. Sein Zimmer ist voll mit seinem Geruch. Ohne dass du ihm Nahe kommen musstest, hat es dich erwischt. Ich habe allerdings nichts Sonderbares gerochen. Edward?‹‹
››Ich auch nicht, aber ich habe auch nicht darauf geachtet. Bella hatte schon immer einen sehr eigenen Geschmack.‹‹
››Hmpf‹‹, machte ich nur.
››Aber es ist auch gut, wenn es ein Lehrer ist. Wir haben keinen Unterricht in der Ecke und auch sonst ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass wir ihm über den Weg laufen.‹‹
››Es war heute schon weniger schlimm.‹‹
››Trotzdem, es ist sicherer, wenn ihr jetzt in Ökonomie seid‹‹, meinte Carlisle. ››Das freut mich, dass die Sache jetzt so gut ausgegangen ist, dann kann ich mich jetzt beruhigt auf den Weg zur Arbeit machen. Macht’s gut, ihr beiden.‹‹
››Tschüs‹‹, sagten wir zusammen.
Edward legte mir dein Arm um die Hüfte, wir machten uns auf den Weg zu Englisch.
››Der Lehrer?‹‹ fragte Edward noch einmal mit gerümpfter Nase nach. ››Wie kann der gut riechen?‹‹
››Gut ist relativ‹‹, stellte ich richtig. ››Er roch gut für das Monster in mir. Für die Frau riecht niemand besser, als du!‹‹
››Gut‹‹, Edward grinste zufrieden mit sich und der Welt.
››Sollten wir den anderen eigentlich nicht bescheid sagen?‹‹ fragte ich.
››Nein, ich denke, Alice wusste in dem Moment bescheid, als dir die Erkenntnis kam…‹‹


[Bellas Sicht Ende]


[Edwards Sicht]


5. Teil – Morgen

Das Englischzimmer war noch nicht aufgeschlossen, als wir oben ankamen. Ich lehnte mich neben der Tür gegen die Wand und Bella lehnte sich gegen mich. Sobald die ersten Schüler – Jungs – an uns vorbeiliefen, legte ich einen Arm um ihre Taille.
›Das müssen welche von den Neuen sein, wie konnte ich die gestern nur übersehen? Das Mädchen ist ja echt eine Schnitte, was für eine Figur!‹
›Zu schade, dass sie schon vergeben ist, ich würde sie gerne zu meiner Sammlung zählen – als hätte mich das jemals gestört!‹
›Wie er die Arme um sie legt. Ach würde das ein Jungs – er – nur auch einmal bei mir machen.‹
›Warum sind die heißesten Typen eigentlich immer hetero? Bei dem würde ich gerne Bottom spielen! – Oh. Er schaut mich an. Vielleicht ist das mit dem Mädchen nur Show?‹
Ich schaute dem Jungen entsetzt hinterher. Sah ich etwa schwul aus?
›Sehr vorbildlich, die Neuen stehen schon vor der Tür und warten. Davon könnten sich die Anderen gerne eine Scheibe abschneiden, dann könnte ich den Unterricht immer pünktlich anfangen. Hoffentlich bleibt das so.‹
Unser Englischlehrer kam und schloss die Tür auf. Endlich wurde ich von den Gedanken der anderen Schüler abgelenkt. Es viel mir weniger schwer, Gedanken an mich zu verdrängen, als welche an Bella. Sobald jemand an sie dachte, ging mein Beschützerinstinkt auf.
›Wow!‹, hörte ich da die Gedankenstimme von dem Lehrer, in seinem Kopf hatte ich ein Bild von Bellas schwingenden Hüften gebrannt, als er uns den Vortritt gelassen hatte. ›Schülerin!‹ erinnerte er sich selbst.
Mit einer möglichst unauffälligen Bewegung schob ich mich hinter Bella und versperrte ihm so die weitere Sicht. Das bereits entstandene Bild dagegen wollte nicht verschwinden. Ich knurrte wütend, bevor ich es unterdrücken konnte.
Bellas Gesicht wandte sich etwas erschrocken zu mir, offensichtlich war es zu laut gewesen. ››Was?‹‹ fragte sie.
Ich warf einen unbestimmten Blick nach vorne zum Pult. Sie folgte mit ihren Augen, grinste und stand von ihrem Platz auf um sich neben mich zu stellen. ››Sollen wir noch ein bisschen nach draußen gehen?‹‹
››Und du denkst, dass es da besser wäre?‹‹
Sie zuckte mit den Schultern, natürlich, sie kannte die Gedanken nicht, die vorher schon um mich herumgeschwirrt waren.
Trotzdem stand ich auf, griff nach ihrer Hand und führte sie nach draußen. Sobald wir im besseren Blickwinkel des Lehrers waren, achtete ich darauf, dass ich direkt hinter Bella ging. Einmal am Tag sollte ihm reichen.
Wir lehnten uns wieder gegen die Wand neben der Tür, Bellas Rücken an meiner Brust, und beobachteten die anderen Schüler, die an uns vorbeigingen.
‹‹Der‹‹, flüsterte ich Bella ins Ohr, ››hat heute Morgen schon Rosalie gesehen und ist vollkommen durch den Wind. Er schwankt, ob er sich traut, sie anzusprechen, offensichtlich ist Emmett nicht bei ihr gewesen. Und die‹‹, ich zeigte unauffällig auf ein Mädchen am anderen Ende des Ganges, ››hat mit Jasper Trigonometrie. Sie wollte gestern Abend mit ihrem Freund Schluss machen, hat es aber dann doch nicht gebracht. Wahrscheinlich weil sie nicht mehr in Jaspers Charmebereich war. Sie hat ihn, Jasper, aber heute Morgen schon gesehen und wird sich jetzt in den nächsten Stunden ihrem Freund stellen. Das gibt ein Drama!‹‹
Bella kicherte in meinen Armen und fixierte einen Jungen, der ganz dicht an uns vorbeiging. Er zog Bella im wahrsten Sinne des Wortes gerade mit seinen Blicken aus – in Gedanken.
Ich senkte meinen Kopf wieder zu Bellas Ohr. ››Der hat Schlimmeres mit dir vor, als ich gestern Abend. Der arme, er wird nie wieder ein Mädchen anschauen könnten, ohne es mit dir zu vergleichen.‹‹ Ein Knurren setzte in meiner Brust an. ››Er hat eine sehr lebendige Vorstellungskraft.‹‹
Durch die Tür neben uns gingen jetzt immer mehr Schüler in das Klassenzimmer und schließlich beschlossen auch wir wieder hinein zu gehen. Gerade als ich auf meinem Platz saß, klingelte es zum Beginn der Stunde.
Die Spannung von gestern, als wir neu waren, war merklich zurückgegangen. Erfahrungsgemäß würden sich wohl in nächster Zeit immer mehr dazu überwinden können uns anzusprechen. Viele planten es schon in ihrem Kopf, hatten es schon gestern getan, doch es haperte an der Ausführung. Heute auch noch? Ich sollte Bella auf jeden Fall nie länger, als nötig, aus den Augen lassen.
Ich drehte mich etwas in meinem Stuhl um und blickte zu ihr, sie saß zwei Reihen hinter mir. Genau wie gestern spielte sie an ihrem Ehering und schaute in der Gegend herum. Im Moment fixierte sie offensichtlich das Mädchen hinter mir, deren Blicke ich schon die ganze Zeit in meinem Nacken spürte. Ihre Gedanken durchspielten schon die ganze Stunde Möglichkeiten, wie sie an mich herankommen könnte – keine war bis jetzt auch nur annähernd erfolgsversprechend. Ich spielte mit dem Gedanken mich ganz umzudrehen und mit meinem Lächeln zu blenden, doch das würde wahrscheinlich Bella nicht sonderlich gefallen. Stattdessen richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne.
›Wenn er sich nur ganz umgedreht hätte! Aber nein, er hat nur einen kurzen Blick zu seiner Tuss geworfen. Was findet er an der? Wahrscheinlich ist er nur mit ihr zusammen, weil sie hübsch ist. Eine komplett oberflächliche Beziehung. Er braucht jemand mit Hirn – hoffentlich stellt der Kauz bald eine Frage, die ich beantworten kann…‹
Ihre Gedanken drifteten für fünf Minuten zum Unterrichtsgeschehen, dann stelle der Lehrer eine Frage und rief Bella auf. Natürlich antwortete sie richtig.
›Woher weiß sie das?‹‹ ärgerte sich das Mädchen. ›Es ist so unfair. Sie kann doch nicht hübsch und dazu noch intelligent sein. Ich muss ihn einfach ansprechen und so von mir überzeugen.‹
Ich versuchte den weiteren Verlauf ihrer Gedanken so gut, wie möglich, auszublenden und konzentrierte mich auf die meines Nachbars. Zu gerne wäre ich in Bellas eingetaucht, doch ihr Kopf wehrte sich immer noch vehement dagegen, ihre Verwandlung hatte da keine Änderung gebracht.
Die Gedanken meines Banknachbars waren so ruhig, wie er selbst. Er war einer der wenigen, die sich keinen Kopf um Bella oder mich machten. Er dachte halb an den Unterricht und halb daran, dass er das kommende Wochenende sturmfrei hatte. Sollte er seine Freundin ganz offen einladen? Oder sie mit irgendwas überraschen? Er wollte irgendwas Romantisches planen…
Dieser Gedankengang brachte mich auf eine Idee, ich könnte Bella heute auch mit etwas überraschen. Es musste auf jeden Fall außerhalb des Hauses sein, denn wir würden es heute Nacht nicht schon wieder frei geräumt bekommen. Ich musste mir im Laufe des Tages noch etwas Schönes einfallen lassen – nicht zu offensichtlich, sonst würde sie es bemerken.

Die Stunde ging zu Ende, ohne dass ich zu einem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen wäre. Allerdings war es das Mädchen hinter mir. Sollte ich ihr ihren Spaß lassen? Ich wusste nicht, wie Bella reagieren würde… Vielleicht sollte ich es einfach darauf ankommen lassen?
Ungewohnt langsam packte ich meine Sachen zusammen, wartete, bis sie noch einmal tief Luft geholt hatte und schließlich aufstand, um sich an meinen Tisch zu stellen.
››Hi‹‹, sagte sie.
Ich blickte gespielt überrascht auf, grinste leicht – ich wollte sie ja nicht verschrecken – und sagte. ››Hallo.‹‹
Ihre Lippen zitterten. ››Ich bin Amber.‹‹ Sie hielt mir ihre Hand hin.
Dilemma. Sollte ich sie nehmen? Meine Hände waren so viel kälter als ihre.
››Edward‹‹, sagte ich, hob aber nur meine Hand in einem einfachen Gruß.
Ihre Wangen wurden rosa, ich spürte, wie mein Blick sehnsüchtig auf dieser Reaktion verharrte. Es war so lange her, dass Bella rot angelaufen war…
›Oh mein Gott, was sage ich?‹ – ››Ehm, kann ich dich zu deiner nächsten Klasse begleiten?‹‹ – ›Wunderbar!‹ schalt sie sich selbst. ›Aber immerhin kann ich ihn dann auf dem Weg etwas ausfragen.‹
Hinter mir hörte ich ein Räuspern. Bella. ››Danke, aber ich denke, wir werden den Weg alleine finden. Es ist derselbe wie gestern.‹‹
›Zu früh‹, dachte Amber. ›Noch eine Minute und ich hätte ihn gehabt. Jetzt hat er nur noch Augen für sie. Aber dieser Blick eben…‹
››Ja, danke, Amber‹‹, unterbrach ich ihre Gedanken und stand auf. ››Mach dir keine Umstände.‹‹
›Wegen dir immer‹, dachte sie, wandte sich dann ab und verschwand ohne ein weiteres Wort.
Bella griff nach meiner Hand. ››Das war nicht nett‹‹, warf sie mir vor. ››Nachher macht die Arme sich noch Hoffnungen.‹‹ Sie hatte mich durchschaut.
››Wenn sie nicht gleich versteht, dass es hoffnungslos ist…‹‹ gab ich zu bedenken.
Sie bedachte mich mit einem wissenden Blick. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie auch noch den zweiten Teil durchschaut hatte – dass ich auf ihre, Bellas, Reaktion gespannt war.
Ich seufzte und nickte. So war das oft in unserer Beziehung. Obwohl ich ihre Gedanken nicht lesen konnte und sie auch keine Fähigkeiten in diese Richtung hatte, wussten wir so gut wie immer, was in dem anderen vor sich ging. Carlisle hielt unsere Seelenverwandtschaft für besonders stark. Wir konnten auch nicht für längere Zeit voneinander getrennt sein, das bekam uns nicht. Als sie noch ein Mensch war, hatte ich sie einmal verlassen und es hatte sehr an uns beiden genagt. Aber jetzt, da wir beiden Vampire waren, und unsere Beziehung inniger war, hielten wir es nicht mehr drei Tage ohne einander aus.

Wir kamen an unseren Tisch in der Politikklasse an. Hier war ich weniger gefragt, als in Englisch, Bella dafür umso mehr. Ich war froh, dass ich neben ihr saß. Das beruhigte mich sehr in dieser Lage.
Ich spürte ihre Hand an meiner Schulter. ››Du bist so angespannt‹‹, sagte sie leise.
››Nur in Gedanken.‹‹
Der Unterricht hatte noch nicht begonnen, es würde wohl nicht stören, wenn ich einen Arm um sie legte und dichter an mich heranzog.
››Kann ich dich mit irgendwas ablenken?‹‹
››Nicht hier‹‹, antwortete ich ehrlich.
Ich wusste, nur noch ein paar Tage, dann würden die meisten Jungs aufgegeben haben und sich anderen Mädchen zuwenden. So lange musste ich es ertragen, Bella in ihren Gedanken zu sehen – in den verschiedensten Situationen, die mich wütend machten.
Bella schlug ihren Block auf, malte mit schnellen Bewegungen Striche auf das Blatt, die immer wieder voneinander getrennt waren. Dazu schrieb sie das Alphabet.
Sie wollte ernsthaft mit mir Galgenmännchen spielen?
Fragend schaute ich sie an, sie nickte. Mein Blick glitt zurück aufs Blatt. Bella war die einzige Person, mit der ich solche Spiele spielen konnte.
_ _ | _ _ _ _ | _ _ _ | _ _ _ _ _ | _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ | _ _ _ | _ _ _ _!
Eine ziemlich lange Vorgabe.
Ich fing mit banalen Buchstaben, wie A, E, I, O, U an. Als ich mit denen durch war, mein Galgen war schon durch das O um ein Stück aufgebaut, hatte der Unterricht bereits begonnen. Ich hatte jetzt schon zwei Dinge, mit denen ich mich ablenken konnte. Bella war gut!
Mit den Vokalen war ich mir schon sicher drei der vorgegebenen Worte zu kennen. Schnell fragte ich noch nach D und R und schon waren meine Vermutungen bestätigt.
D U | _ I _ _ | D E R | _ E _ _ E | _ A _ _ I R E _ E _ A _ _ | D E R | _ E _ _!
Jetzt kam der schwierige Teil. Da der Buchstabe auch häufig vorkam, machte ich mit S weiter. Wieder ein Treffer! Allerdings half mir das auch nicht sonderlich weiter. Ich ließ mir das Rätsel einen Moment durch den Kopf gehen.
Bella grinste mich überlegen an, aber ich hatte eine weitere Vermutung.
B.
Treffer!
T.
Treffer!
D U | B I S T | D E R | B E S T E | _ A _ _ I R E _ E _ A _ _ | D E R | _ E _ T!
Ich konnte mir nichts unter dem langen Wort in der Mitte vorstellen und auch über das kurze Wort am Ende war ich mir nicht sicher. Ich wusste für den Moment nicht weiter.
Wo war ich der Beste? Was war ich der Beste? Wie war ich der Beste? Es gab so viel, wo sie das von mir behauptete, wenn ich nur wüsste, in welche Richtung es geht.
›Vielleicht sollte ich sie auseinander setzen. Schon gestern hatte ich das Gefühl, als würden sie sich gegenseitig vom Unterricht ablenken. Pärchen in der Klasse zu haben war noch nie etwas gutes.‹
Das kam eindeutig von Mr. Bayer.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich immer noch meinen Arm um Bella liegen hatte. Schnell nahm ich ihn weg, rückte von ihr ab und beugte mich zu meiner Tasche, als würde ich nach etwas kramen. Es wäre bestimmt besser, wenn wir jetzt einige Zeit nicht mehr auf dasselbe Blatt schauten.
Mr. Bayer entspannte sich wieder und widmete so gut wie alle Gedanken der Stunde.
Bella und ich würden unser Spiel wohl auf eine andere Stunde verlegen müssen, Mr. Bayer würde uns trotzdem weiter beobachten – nicht nur heute. Wahrscheinlich würde sich das aber spätestens nach den ersten Tests legen, wenn wir den Durchschnitt der Klasse nach oben trieben.
In Gedanken ging ich aber weitere Möglichkeiten für die Lösung meines Rätsels durch. M und N waren noch beliebte Buchstaben in Wörtern. Schnell ging ich sie gedanklich an verschiedenen Stellen durch und plötzlich ging mir ein Licht auf. Könnte das die Lösung sein? Wenn das lange Wort stimmte, dann wüsste ich auch das kurze.
Unterdrückt grinsend zog ich Bella ihren Block unter der Hand weg, schlug die Spielseite auf und begann sie auszufüllen.
D U | B I S T | D E R | B E S T E | V A M P I R E H E M A N N | D E R | W E L T!
Bella nickte unmerklich, als ich ihr meine Lösung zeigte. Ich denke, ich könnte damit Leben, dass ich das war.
Ich machte mich nun selbst daran, ein Rätsel für sie zu entwerfen. Bis ich in Gedanken die richtige Formulierung hatte, gongte es. Wahrscheinlich würde sich die nächste Stunde dafür sowieso eher eignen.
›Was für ein Fahrwerk, die würde ich gerne mal-‹
Ich fuhr herum, bevor ich mich selbst daran erinnern konnte, dass der Sprecher lediglich gedacht hatte.
Der Junge saß über den Gang neben Bella und musterte sie so intensiv, dass er meinen aggressiven Blick gar nicht wahrnahm.
›Die muss ich ansprechen – anfassen!‹
Er hob seine Hand im selben Moment, wie sich seine Kiefer zum sprechen spannten. Ich knurrte tief und laut. Bellas Kopf schoss in meine Richtung und dann, meinem Blick gefolgt, zu dem Jungen.
Dessen Mund blieb von Bellas Reaktion offen stehen – er hatte vergessen, was er sagen wollte – und seine Hand hing leblos in der Luft.
Bevor er sich wieder fangen konnte, war ich an Bellas Seite und schob sie mit mir nach draußen.
››Sein Gesicht‹‹, kicherte Bella auf dem Weg zu Französisch. Ich antwortete mit einem erneuten Knurren. Sofort wurde Bella still und schaute mich an. ››Was hältst du davon, wenn wir Morgen in Politik die Plätze tauschen?‹‹ fragte sie.
››Sehr gute Idee‹‹, stimmte ich zu. Ich spürte, wie ich mich entspannte.
Bella legte ihre Hand auf meine, die um sie lag und drückte leicht darauf.

Madame Croucher begann direkt auf den Gong mit dem Unterricht. Auf unserem Tischen fanden wir kleine, dünne Bücher. Wir würden heute, nach der Grammatikwiederholung, mit einer Lektüre anfangen. Einzig Bella schien in der Klasse aufgeregt zu sein, ein französisches Buch zu lesen. Für den Rest war es eine Plage, für mich langweilig, da ich das Buch bereits kannte. Aber ich freute mich auch für Bella. Für sie war diese Aufnahmefähigkeit, diese Leichtigkeit zu lernen, noch ganz neu. Ich fand es schön, sie so heiter zu sehen.
Madame Croucher hatte uns aber nicht wegen unserer Begeisterung auf dem Kieker, sondern sie wollte uns, wie ich ihren Gedanken entnehmen konnte, auch auf diesem Gebiet testen. Und so wählte sie uns zum Vorlesen für die beiden Rollen des Theaterstücks, die in diesem Akt das meiste zu sagen hatten.
Natürlich wurde sie enttäuscht. Ich beherrschte diese Sprache fließend und auch Bella hatte nur noch wenige Wissenslücken. Im Gespräch mit mir hatte sie die richtige Aussprache gelernt. Sowohl Madame Croucher, als auch der Rest der Klasse, staunten Bauklötze. Es könnte unsere Muttersprache sein.
Ich konnte der Sache einen positiven Aspekt abgewinnen. Für ein paar Minuten war die Bewunderung für uns in den Köpfen der anderen ausschließlich auf unser Können bezogen, nur langsam sickerte wieder die für das Aussehen durch.
Nach einer viertel Stunde hatte unsere Lehrerin genug gehört. Sie begann – ausnahmslos auf Französisch – über den Abschnitt zu sprechen und malte schließlich noch ein komplexes Tafelbild an. Ich nutzte die Chance um Bella an ihr Rätsel zu erinnern. Sie schlug die betreffende Seite in ihrem Block auf und ich begann ihren Satz aufzumalen.
_ _ | _’_ _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ | _ _ | _ _ _!
Das Apostroph gab ich ihr vor, auch wenn es das um einiges leichter machen würde.
Bella ging nach einem ähnlichen Konzept, wie ich, vor. Erst die Vokale, dann die häufigsten Umlaute, R, T, M, N und S.
_ E | T’A _ O R E | _ _ U S | _ E | M A | _ I E!
Eigentlich hatte ich es ihr viel zu leicht gemacht, viel zu offensichtlich. Nach einer weiteren Minute hatte sie es geknackt.
J E | T’A D O R E | P L U S | D E | M A | V I E!
Ich liebe dich mehr, als mein Leben!
Sie hatte genau wie ich nur ein Stück des Galgens aufgebaut bekommen.
Ich hatte mit Absicht „adorer‹‹ statt ››aimer‹‹ genommen, um die Liebe zu verstärken.
Bella lächelte mir zu, ich wusste, was sie dachte. Ich hatte gegen die Regeln verstoßen, aber das hatte sie mindestens genauso mit mir. Ich erwiderte ihr Lächeln kurz, dann schlug ich den Block an dieser Stelle zu und öffnete ihr stattdessen ein leeres Blatt. Wir begannen den Tafelanschrieb zu übertragen.
Für den Rest der Stunde war die Klasse damit beschäftigt, ich war als erstes fertig. Ich wusste, dass Bella es genoss, dass ihre Schrift jetzt genauso schön war, wie meine, deswegen gab sie sich mehr Mühe, als ich. Sie wollte es besonders schön machen.
Trotzdem waren wir einiges vor dem Rest der Klasse fertig, was Madame Croucher dazu brachte an unseren Tisch zu laufen und nachzuschauen, warum wir nichts arbeiteten. Sie scheuchte uns schließlich dazu, das Buch weiter zu lesen, also mit den Hausaufgaben zu beginnen.

In Biologie sollte wir Tischweise unsere frühestens Vorfahren – oder auch nicht-Vorfahren – erarbeiten. Bella und ich sollten uns um den ››Homo Errectus‹‹ kümmern. Ich fand den Namen äußerst amüsant und lustigerweise war diese Spezies auch sehr langlebig gewesen, sie hatte über eine Million Jahre existiert, länger, als wir es von unserer Spezies bis heute sagen konnten.
Es dauerte nicht lange, bis wir alle Besonderheiten herausgearbeiteten hatten – es waren doch immer dieselben. Zum Spaß begann ich das Gebiss unseres Untersuchungsobjektes abzuzeichnen. Doch ich änderte es ziemlich in U-Form von der eigentlichen Parabel-Form ab und verlängerte die Eckzähne noch ein Stück und spitzte sie an.
››Ich habe soeben unsere Vorfahren entdeckt‹‹, teilte ich Bella zu leise und zu schnell für Menschenohren mit. ››Man denkt, wir seien ausgestorben, wegen unserem Namen, allerdings leben wir immer noch unter den Menschen, nur können wir uns nicht mehr fortpflanzen.‹‹ Ich klang sehr fachmännisch.
Bella schaute zunächst überrascht, dann verstand sie und kicherte. ››Scheint, als hätten nicht nur die Menschen eine Evolutionsbedingte Änderung durchgemacht.‹‹ Sie langte mit einem Stift in der Hand zu meiner Tischhälfte und begradigte die Eckzähne. Anschließend lächelte sie mich breit an und zeigte mit der Spitze ihres Stiftes auf ihre Eckzähne, die genauso schön und perfekt und groß und strahlend weiß wie ihre restlichen Zähne waren.
››Offensichtlich‹‹, nickte ich.

In der zweiten Hälfte der Stunde mussten wir nach vorne an die Tafel und vorstellen, was wir erarbeitet hatten.
Sobald wir dran waren und uns nach vorne bewegten, nahm ich meine Aussage von der gestrigen Mittagspause zurück. Jungs aus dem Labor waren mindestens genauso schlimm in Gedanken, wenn sie meine Ehefrau vor sich sahen, wie jeder andere normale Junge auch. Nur, dass sie sie nur in einem Laborkittel bekleidet vor sich stehen sahen, verführerisch winkend, mit aufreizenden Posen…
Ich zwang mich zurück in die Gegenwart, bevor ich die Kontrolle über mich verlor, fixierte das Blatt in meiner Hand und wartete darauf, dass Bella mit ihrem Teil des Vortrags fertig war und ich mit meinem beginnen konnte.

››Was war denn eben in Bio mit dir los?‹‹ fragte Bella leicht besorgt, als wir uns nach Ende der Stunde auf den Weg zur Cafeteria machten – diesmal alleine.
Sie hatte heute offensichtlich ein untrügliches Gespür dafür, dass ich nicht ganz bei der Sache war.
››Ich wurde verführt‹‹, sagte ich schlicht.
››Was?‹‹ fragte sie erschrocken. ››Von wem? War es sehr schlimm?‹‹
››Nicht von Blut.‹‹ Ich blieb stehen und sah in ihren Augen Erleichterung.
Da wir direkt an einer Wand standen, drückte ich sie dagegen, stützte einen Arm neben ihrem Kopf ab und beugte meinen so, dass ich ihr ins Ohr flüstern konnte. ››Würdest du wohl mal nur in einem Laborkittel und… sagen wir Reizwäsche für mich Strippen?‹‹
››Wenn ich das nächste Mal zum einkaufen komme, bringe ich alles nötige mit‹‹, sagte sie matt.
››Ich werde Alice darauf ansetzen, dass du das auch auf jeden Fall machst.‹‹
Bella stöhnte genervt auf. ››Auf solche Ideen kommen Jungs?‹‹
››Sie scheinen sehr kreativ zu werden, wenn es um dich geht.‹‹
››Weißt du eigentlich, dass du mir echt einen Schrecken eingejagt hast, als du dich so versteift hast? Ich hab schon sonstige Horrorszenarien erwartet, aber was kommt raus? Du holst dir Inspiration für die nächste Nacht, die wir alleine sind.‹‹ Sie zog mich weiter zur Cafeteria.
››Es war nicht witzig, das den Gedanken eines pubertierenden Jungen zu entnehmen.‹‹
Bella überlegte einen Moment. ››Das glaube ich dir.‹‹
Ich grinste. ››Er war ziemlich Detailgetreu, ich hatte echt Probleme, mich zusammen zu reißen. Nachher wäre ich noch vor der gesamten Klasse über dich hergefallen.‹‹
››Du bist einfach zu Triebgesteuert.‹‹
››Ach ja?‹‹ Ich packte sie am Handgelenk und brachte sie so ein weiteres Mal zum stehen. Bevor sie sich dagegen wehren konnte, hatte ich ihren Kopf zu meinem gedreht und schaute ihr tief in die Augen.
Es trat genau der gewünschte Effekt ein. Schon nach wenigen Sekunden rollte sie sich auf ihre Zehenspitzen um mich zu küssen. Ich schloss meine Augen, so war der Bann beendet. Als ich sie wieder öffnete, stand Bella auf Normalhöhe und musterte mich mit großen Augen.
››Und was bist du?‹‹ fragte ich süffisant grinsend.
››Püh!‹‹ macht sie und ging weiter.
Ich brauchte nicht lange um aufzuholen und einen Arm um ihre Taille zu legen. Hier konnte ich sie keine Sekunde alleine lassen, bei all den hungrigen Jungs, die ebenfalls zur Cafeteria stürmten.
››Das war gegen die Regeln‹‹, meckerte Bella.
››Ich habe heute nicht mit dem Brechen angefangen‹‹, stellte ich richtig.
››Ich kann nichts für die losen Gedanken des Jungen.‹‹
››Politik‹‹, erinnerte ich sie kurz.
››Hmpf‹‹, war alles, was ich zur Antwort bekam.


6. Teil – Mittag

››Da seid ihr ja endlich, wenn mich die anderen schon im Stich lassen. Ich dachte schon, ihr wäret auf mehr schmutzige Gedanken gekommen.‹‹
Mehr?
Ich durchsuchte ihre Gedanken und blieb bei unserem Galgenmännchen-Spiel hängen.
››Du hast in unserer Zukunft spioniert?‹‹ schloss Bella richtig.
››Der Unterricht war so langweilig.‹‹ In ihrem Ton war nicht der kleinste Hauch von Reue. ››Aber das war richtig süß. Ehrlich, Brüderchen, du hast dich selten doof beim Lösen angestellt!‹‹ Sie seufzte. ››Ich wünschte, ich könnte so was mit Jasper machen, dann wäre der Unterricht viel interessanter. Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass wir in getrennten Stufen sind?‹‹
››Scht‹‹, machte ich, als reine Vorsichtsmaßnahme. Zwar war es eher unwahrscheinlich, dass die Menschen die Geschwindigkeit verstanden, mit der sie sprach, aber trotzdem lag ein Großteil der Aufmerksamkeit in der Cafeteria bei uns. Da würde das Auffallen. ››Außerdem könntest du das gar nicht mit Jasper spielen, du würdest die Lösung in der Zukunft sehen, sobald er sich ein Rätsel überlegt hat.‹‹
››Ist doch egal. Jedenfalls will ich auf der nächsten Schule in dieselbe Stufe wie Jasper.‹‹
››Vielleicht darfst du hier auch die Klasse überspringen, wenn du dich anstrengst‹‹, schlug Bella vor.
Ich sah ein Glitzern in Alices Augen. Sie würde es auf jeden Fall versuchen. In Gedanken legte sie sich schon die passende Argumentation für Carlisle zurecht, dann rief sie eine Vision ab, um sich zu vergewissern, ob das funktionieren würde.
Ich gab ihr unter dem Tisch einen Stoß. ››Nicht so auffällig‹‹, zischte ich ihr zu. ››Wir bekommen gleich Besuch‹‹, teilte ich mit.
››Oh ja, das wird ein Spaß‹‹, kicherte Alice.
Bella schaute verwirrt zwischen uns her. Ihr Blick klärte sich aber gleich darauf auf, als zwischen ihr und Alice ein nervöser Junge erschien.
››Hi‹‹, sagte er. ››Ist an eurem Zisch noch ein Platz frei?‹‹ - ›Ohne Stottern! Klasse!‹, setzte er in Gedanken hinterher.
Bella warf mir einen schnellen Blick zu, aber Alice hatte schon geantwortet und der Junge quetschte sich zwischen die beiden Mädchen.
›Die werden jetzt alle neidisch sein‹, sachte er triumphierend. ›Ich sitze zwischen zwei der heißesten Mädchen der Schule – warum schauen sie mich so an? Solle ich etwas sagen? Uh, und der Typ, nicht gerade freundlich… Hat er Angst, ich könnte ihm seine Schnecke ausspannen? Sie legte ihm die Hand auf – so schöne Hände sollen mich auch mal gerne an ganz besonderen Stellen berühren. Ich schweife ab, ich sollte was sagen!‹ – ››Ich bin Kevin, wie sind eure Namen?‹‹ fragte er laut.
››Alice‹‹, antwortete sie mit verführerischer Stimme. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu.
››Isabella‹‹, antwortete Bella distanziert. Sie war weiter von ihm weggerutscht, als ich wegen seiner Gedanken zu grollen begonnen hatte.
››Edward‹‹, knurrte ich, obwohl ihn das am wenigsten interessierte.
Trotzdem hatte Kevin das mitbekommen. ›Der mag mich wirklich nicht‹, dachte er amüsiert. ›Vielleicht kann ich ja noch einen draufsetzen?‹ Er wandte sich direkt an Bella. ››Isabella, wirklich ein schöner Name. Darf ich fragen, wo ihr herkommt?‹‹ Er wollte nur von ihr eine Antwort bekommen.
››Florida‹‹, antwortete sie kurz mit unserer erfundenen Lüge, dann wandte sie sich auf ihrem Platz um und schaute mich an. Sie verdrehte die Augen. ››Ich hole mir noch einen Apfel‹‹, sagte sie mir und stand auf.
›Warum geht sie denn?‹ fragte Kevin sich enttäuscht. ›Gut, dann eben die andere. Alice.‹ - ››Du auch?‹‹
››Natürlich‹‹, antwortete sie lächelnd. Aus ihren Gedanken konnte ich entnehmen, dass Jasper in genau zehn Sekunden neben ihr stehen würde.
›Angebissen‹, freute sich Kevin – von wegen!
››Ich war ja noch nie in Florida, lebe schon immer hier in Falls. Ist es dort so schön, wie man es sich vorstellt? Laufen dort nur so schöne Mädchen, wie ihr es seid, herum?‹‹
››Nein, wir sind schon was Besonderes‹‹, antwortete sie zwinkernd.
›Wow, ich kann nicht mehr, die bringt mich um den Verstand!‹ - ››Natürlich‹‹, antwortete Kevin schlicht.
In dem Moment glitt Bella wieder auf den Platz neben mir – natürlich ohne Apfel und auf Alices Schulter lag eine Hand – Jaspers Hand.
››Wer ist dein Freund?‹‹fragte er ruhig.
››Jasper!‹‹ rief Alice hoch erfreut aus. ››Das ist – oh, tut mir Leid, wie war dein Name gleich?‹‹
›Wie kann sie den vergessen?‹ - ››Kevin.‹‹
››Genau, Kevin. Jasper, das ist Kevin. Kevin, das ist Jasper, wir sind verlobt, kannst du das glauben?‹‹ Sie bedachte Jasper mit einem schmachtenden Blick, dann grinste sie wieder Kevin an.
›Was?‹ dachte der entsetzt. ›Das kann doch nicht sein!‹ - ››Wow‹‹, sagte er lahm. ››Gratuliere.‹‹
››Kevin‹‹, sagte Jasper, jetzt eine Spur aggressiver. ››Darf ich dich darauf hinweisen, dass du auf meinem Platz sitzt?‹‹
›Klar, als wären da nicht noch zwei andere Plätze am Tisch frei – Halt! Seit wann sitzen die dort? Wow, die Frau ist heiß! Aber offensichtlich mit dem bulligen zusammen Schande aber auch!‹
Ich hörte Rosalie glucksen, als sie Kevins Blick auf sich spürte, während Emmett fleißig dabei war, Mordpläne gegen ihn zu schmieden.
››Ich glaube, du gehst jetzt besser zurück an den Tisch deiner Freunde‹‹, sagte ich ruhig, aber bestimmt, bevor es am Tisch noch zu einem Unglück kam.
›Vielleicht hat er Recht, mit den Typen scheint echt nicht zu spaßen zu sein. Aber ich werde wiederkommen, wenn ich eine der drei Süßen Mal alleine erwische.‹
Kevin erhob sich und ging ohne ein weiteres Wort, das Knurren in meiner Brust machte aber für jeden klar, was er in der letzten Sekunde noch gedachte haben musste.
››Bella?‹‹ sagte Emmett, die Anspannung verschwand von seinem Gesicht, wich einem frechen Grinsen. ››Für alle, die heute Morgen nicht dabei waren… Dein Lehrer?‹‹
Beschämt senkte sie sofort den Kopf. Ich wusste, als Mensch wäre sie jetzt rot angelaufen. Ich unterdrückte ein Seufzen, warf stattdessen meinem Bruder einen giftigen Blick zu. Als wäre es Bella nicht schon unangenehm genug, dass sie Schwäche gezeigt hatte. In seinem, Emmetts, Kopf hatte Bella im Moment rote Wangen.
Jasper hingegen fühlte etwas wie Schadenfreude. Ich war ihm nicht böse dafür, er hatte so lange darunter gelitten, dass er das schwächste Glied in der Familie war, auch wenn es mir nicht gefiel, dass es unbedingt gegen meine Frau ging. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, weil er wusste, dass ich seine Gedanken aufgeschnappt hatte. Ich nickte kurz.
››Aber du bist dir sicher, dass er nicht dein Sänger ist?‹‹ fragte Alice sachlich nach.
››Ja, ziemlich. Es hat mich nur im ersten Moment umgehauen. Als ich ihm heute Morgen gegenüber stand und er sich bewegt hat, war es bei weitem nicht mehr so schlimm, wie gestern. Ich denke, es riecht einfach nur gut für mich, aber ich kann es ignorieren.‹‹
››Trotzdem ist es besser, dass wir nicht mehr in dem Kurs sind‹‹, warf ich ein. ››Eine ständige Versuchung wäre auch nichts und du kannst dich nicht unauffällig gegen ihn sensibilisieren.‹‹ Zum Beweis, wie das ging, legte ich meine Nase gegen ihre Wange, fuhr an ihr entlang zu ihrer Schläfe und atmete tief ein. Mein Kopf wirbelte einen Moment durcheinander von ihrem einzigartigen Geruch.
Bella erschauerte, ob es an meiner Geste lag, oder an dem Gedanken, dass bei ihrem Lehrer machen zu müssen, wusste ich nicht.
››Wäh!‹‹ machte Emmett.
Bella nickte zustimmend.

Das Ende de Mittagpause kam schnell. Alice, Bella und ich verabschiedeten uns von den anderen und gingen zu Geschichte. Als wir das Zimmer betraten, begann Bella zu kichern und drückte meine Hand.
››Bitte‹‹, sagte Alice, ››könnt ihr nicht einmal anständig sein?‹‹
››Ich hab doch gar nichts gemacht‹‹¸wehrte sich Bella weiter grinsend.
››Du hast mich an gestern erinnert‹‹, sie schüttelte sich.
››Hoffentlich denkst du jetzt gerade an den Jungen, der neben dir sitzt.‹‹
Tat sie nicht, das konnte ich sagen, dann verschloss sie ihren Kopf gegen mich, dass ich ihr nicht noch mehr abnehmen konnte, was mich nichts anging.
Ich gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
››Selbst Schuld‹‹, sagte sie frech.

Die Stunde begann damit, dass Mr. Seller unsere Hausaufgaben einsammelte – eine Zusammenfassung zur gestrigen Vorlesung, mindestens fünfhundert Wörter. An unserem Tisch blieb er nur einem Moment zu lange stehen, seinen Blick auf Bella. Er erinnerte sich an seine Gedanken von gestern. Ich musste mich sehr zusammenreißen nicht aufzuspringen und meinem Lehrer einen Vortrag über das zu lange Anstarren meiner Frau zu halten. Ich ballte die Hand unter dem Tisch zu einer Faust. Eifersucht war schon etwas Sonderbares – und so viel mächtiger als alles andere.
Sobald Mr. Seller sich weg gedreht hatte, musterte Bella mich mit großen Augen und griff schließlich nach meiner verkrampften Hand um sie zu lockern. Ein zärtliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Ich entspannte mich augenblicklich.
Die Stunde entwickelte sich genauso langweilig, wie wir es schon gestern kennen gelernt hatten. Ich hatte meine Zweifel, dass sich das jemals ändern würde.
Ich zog Bella an mich heran und spielte mit ihren Fingern. Sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelegt und beobachtete mich dabei. Kurzzeitig wehrte sie sich gegen die Spielereien und verschränkte unsere Finger miteinander, bis ich sie wieder löste und mein Spiel fortsetzte.
Ich durchforstete nebenher die Gedanken meiner Klassenkameraden. Die meisten hingen irgendwelchen Tagträumen hinterher, überlegten, was sie jetzt viel lieber machen würden. Zu meiner Freude beschäftigten sich die wenigsten mit Bella oder mir und auch nicht mit Alice – ihr Nebensitzer zeigte allerdings reges Interesse an jeder noch so kleinen Bewegung von ihr.
An uns war nur ein Mädchen interessiert, die uns für die Innigkeit unserer Beziehung beneidete. Offensichtlich war sie mit ihrem Freund noch nicht so lange zusammen und so waren beide sehr schüchtern.
Um die Hälfte der Stunde lenkte Alice meine Aufmerksamkeit mit einem leisen ››Oh!‹‹ auf sich. Irgendetwas schien sie erschreckt zu haben und die Blockade in ihrem Kopf brach.
Sie hatte eine Vision gehabt, ich musste ein Grinsen unterdrücken.
Offensichtlich würde Jasper nach dieser Stunde von dem Mädchen angesprochen werden, das es gestern Abend versäumt hatte mit ihrem Freund Schluss zu machen. Sie hatte es in der Mittagspause nachgeholt und wollte jetzt Jasper für sich gewinnen.
›Ich werde nach der Stunde ganz schnell verschwinden‹, teilte sie mir mit. ›Vergiss nicht, dass du mich nachher mitnimmst, ich möchte nicht bei Rosalie mitfahren.‹
Ich grinste leicht und tippte dann mit dem Fuß gegen ihren Stuhl, dass ich sie verstanden hatte.
Alice hatte etwas Sorge um Jaspers Selbstkontrolle, wenn sich ein Mädchen ihm so auslieferte. Aber das war nur ein Grund, teilweise ein Vorwand, um bei ihm zu sein, wenn dieses fremde Mädchen mit ihm sprechen wollte. In Sachen Eifersucht war sie mir nicht weit hinterher und unsere Gaben waren da nicht sonderlich hilfreich.
Bella stupste mir in die Seite und schaute mich fragend an. Natürlich hatte sie mitbekommen, dass zwischen mir und Alice ein Gedankenaustausch stattgefunden hatte. Schnell und leise informierte ich sie, dass sie sich keine Sorgen machte.
Ökonomie unterrichtete ein Mr. Peng. Wir hatten sein Zimmer schnell gefunden und uns bei ihm vorgestellt.
››Ja, ich bin darüber informiert worden, dass ihr heute kommt‹‹, sagte er uns. ››Aber wie kommt es, dass ihr mitten im Schuljahr einfach so den Kurs wechselt?‹‹
››An unserer alten Schule waren Geologie und Ökonomie zusammen geschmissen. Gestern in Geologie ist uns klar geworden, dass sich unser Unterricht nicht so sehr mit den Themen beschäftigt hat, wie Geologie hier, deswegen haben wir uns für Ökonomie entschieden.‹‹
››Ja, stimmt, die beiden Fächer haben Übereinstimmungen mit den Themen im Lehrplan. Gut, dann informiert euch bei euren Klassenkameraden nach dem bisher behandelten Unterrichtsstoff. Hier sind eure Bücher… setzt euch einfach an freie Plätze, es dürften jetzt alle da sein.‹‹
Wir nickten und setzten uns in die letzte Reihe, wo wir nebeneinander sitzen konnten.
››Nette Ausrede‹‹, lobte Bella.
››Nicht?‹‹ Ich wandte mich ihr direkt zu. ››Alles in Ordnung bei dir?‹‹
››Ja, alles bestens.‹‹ Sie lächelte.
Wir wandten uns beide nach vorne und folgten dem Unterricht. Ich hatte keine Probleme in das Thema einzusteigen, obwohl ich das Fach selbst noch nie belegt hatte. Bella neben mir machte sich sorgfältig Notizen über alles, was der Lehrer sagte.
Ich durchforstete während der Stunde eingehend die Gedanken unserer Mitschüler, dass ich nach der Stunde direkt jemanden auf seine Notizen ansprechen konnte. Klassenbeste war offensichtlich ein Mädchen in der ersten Reihe, ihr Name war Cathy und Mr. Peng hatte sie schon zweimal aufgerufen und sie hatte die richtige Antwort geben können. Ich vertraute darauf, dass sie ihr Heft ordentlich führte – aus ihren Gedanken war genau das zu entnehmen. Während meiner Suche war ich über die Gedanken eines anderen Mädchens gestolpert, die ich mir jetzt noch einmal genauer anschauen wollte. Noch immer spielte ich mit der Idee Bella für heute Nacht mit einem Ausflug zu überraschen, doch hatte ich noch kein passendes Ziel gefunden – bis jetzt, offensichtlich.
Das Mädchen träumte von einem Ort weiter oben in den Bergen, wo sie gerade viel lieber wäre, als hier im Unterricht. Es war eine Art Aussichtspunkt, wohl über eines der Täler, zu dem sie gerne fuhr, wenn sie nachdenken musste. Das dumme, für sie, war, dass man für den Trip einen vollen Tag einplanen musste.
Ich lächelte innerlich, das hörte sich perfekt an. Wir könnten noch vor dem Dunkel werden dort sein. Einen Sonnenuntergang würden wir wahrscheinlich nicht bekommen, aber es versprach doch äußerst romantisch zu werden. Und nach Anbruch der Dunkelheit war wahrscheinlich keine Menschenseele mehr dort anzutreffen. Offensichtlich gab es dort ein paar wilde Tiere. Bella und ich könnten vielleicht sogar gleich ein Picknick machen. Wunderbar.
Ich verdrängte die Überlegungen schnell, bevor man zu viel aus meinem Gesicht ablesen konnte. Das wäre weder für meinen Eindruck im Unterricht förderlich, noch für die Geheimhaltung vor Bella.
Sobald es klingelte und Mr. Peng die Stunde beendet hatte, glitt ich aus meinem Stuhl und ging den Gang nach vorne zu Cathy.
››Hi‹‹, sagte ich. ››Cathy richtig? Ich bin Edward, meine Freundin Bella und ich sind neu an der Schule.‹‹
››Hi. Ja, ich habe schon von euch gehört.‹‹ - ›Und du übertriffst die Erwartungen noch‹, setze sie in Gedanken hinterher. ›Was er wohl will?‹
››Ich habe mich gefragt, ob du uns wohl deine Notizen ausleihen könntest, dass wir uns einen Überblick über den bereits behandelten Stoff schaffen können.‹‹
›Nur wegen der Schule, Natürlich. Wie immer‹, dachte sie enttäuscht. ›Ah und da kommt auch schon die Freundin.‹ - ››Sicher‹‹, sagte Cathy laut. ››Ich habe aber im Moment nicht alles da, ich bringe meinen Ordner Morgen mit, okay?‹‹ - ›Hoffentlich vergesse ich das nicht.‹
››Das hat keine Eile‹‹, sagte ich also. ››Hauptsache vor dem nächsten Test.‹‹
››Okay.‹‹
››Danke schön. Tschüs.‹‹ Ich hob winkend meine Hand und ging wieder an meinen Platz zurück um meine Sachen zusammen zu packen.
Cathys Gedanken verfolgten mich aber noch. ›Tatsächlich, er trägt einen Ring an seiner rechten Hand – der sah ja sehr wertvoll aus. Und er sieht so ähnlich aus, wie ihrer. Ob die Gerüchte stimmen…?‹ Ihr Gedankenstrom riss ab, als sie den Raum verließ und sich im Gang unter die anderen Schüler mischte.
Was für Gerüchte? Dachten hier vielleicht wirklich welche, dass Bella und ich verheiratet waren? Auszuschließen war es das nicht, immerhin waren wir eine Ehepaar. Aber ich konnte nicht sagen, ob wir uns in unserem Zusammensein deswegen von dem der anderen Paare unterschieden.
››Was denkst du?‹‹ fragte Bella und bedachte mich mit einem prüfenden Blick, als wir uns ebenfalls in den Strom der Schüler reihten.
››Es scheinen hier schon einige Gerüchte um uns im Umlauf zu sein, die bis jetzt an mir vorbeigegangen sind.‹‹
››Was für Gerüchte?‹‹
››Wir waren wohl zu auffällig.‹‹ Ich legte einen Arm um Bellas Taille und angelte mit meinen Fingern nach ihrer rechten Hand.
››Oh‹‹, machte sie, über ihr Gesicht breitete sich ein Grinsen. ››Was soll’s Dann wissen sie das eben.‹‹
››In ihren Augen sind wir sechzehn‹, erinnerte ich sie.
››Du bist siebzehn, ich achtzehn, das macht also keinen großen Unterschied.‹‹ Sie seufzte. ››Lassen wir sie reden, wenn sie meinen. Eine richtige Bestätigung werden sie sowieso nie bekommen. Außer wir würden hier in zwei Jahren noch einmal heiraten.‹‹
Ihre Lippen grinsten mir bei den letzten Worten entgegen, aber ihr Blick war ernsthaft. Sie sah mir tief in die Augen und ich war mir sicher, dass sie dort die erwartete Reaktion sah. Wenn ich alleine an unsere richtige Hochzeit zurückdachte… Natürlich würde die immer einzigartig sein, aber das hieß nicht, dass ich Bella nicht noch ein zweites Mal – viele weitere Male – heiraten würde. Ich liebte sie und das wollte ich der ganzen Welt zeigen, egal an welchem Ort, egal zu welcher Zeit, immer und immer wieder.
Sie kicherte. ››Damit wäre das wohl abgemacht.‹‹
Es freute mich, dass sich ihre Einstellung bezüglich der Heirat soweit geändert hatte, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken von mir als ihrem Ehemann sprechen konnte Das hatte sie mir heute in Politik auch ein weiteres Mal bewiesen. Und jetzt schlug sie praktisch selbst vor, dass wir für Idaho Falls ein weiteres Mal heiraten könnten. Ich war so unendlich glücklich!
Ich beugte meinen Kopf etwas nach unten um Bella einen Kuss auf die Haare zu hauchen. Sofort war mein Kopf voll von Gedanken unserer Mitschüler, die uns offensichtlich beobachteten.
›Wie süß!‹ - ›Er ist bestimmt ein toller Freund, ach wäre er nur meiner!‹ - ›Wie sie wohl duftet?‹ - ›Er küsst sie, einfach so. Wäre John doch nur mal auch so aufmerksam!‹ - ›Wie sie lächelt, es sieht einfach wunderschön aus. Warum sind die süßesten Mädchen immer schon vergeben?‹ - ›Sie sehen so glücklich aus…Warum sind es immer die anderen?‹ - ›Immer diese Fummeleien auf dem Schulgelände, also nein! Das hätte es bei uns früher nicht gegeben. Immer dieses Zur-Schau-Stellen…‹
Ich grinste. Das letzte war sicher von der grauhaarigen Lehrerin gekommen, die in der Tür eines Zimmers stand. Sie hatte Recht, früher gab es das nicht. Ein Glück, dass diese Zeiten vorbei waren. Ich bezweifelte, dass ich mich bei Bella hätte zurückhalten können.
››Es wird so schön!‹‹ Alice drängelte sich plötzlich zwischen uns. ››Ich sehe schon alles vor mir, es wird noch besser, als die erste!‹‹
‹‹Völlig unmöglich!‹‹ antwortete ich.
Bella sah und einen Moment verwirrt an, dann aber lächelte sie und nickte. ››Völlig unmöglich, Alice.‹‹
››Ach was, einmal ist keinmal, ihr werdet schon sehen!‹‹
Alices Gedanken waren voll von Blumengestecken, verschiedenen Brautkleidern und möglichen Ballsälen.
Ich warf Bella einen bedeutenden Blick zu.
››Alice, ich bleibe bei meinen Bedingungen‹‹, sagte sie schnell.
Wir verließen das Schulgebäude schließlich und gingen über den Parkplatz zum Wagen. Rosalies Kabrio verließ gerade die Parklücke, neben dem Volvo stand Jasper.
››Bella, du bist jetzt ein Vampir‹‹¸sagte Alice enttäuscht. ››Wir müssen das richtig groß feiern, es gibt keinen Grund zur Zurückhaltung!‹‹
››Doch, den Wohlfühlfaktor.‹‹
››Alice‹‹, sagte ich beschwichtigend. ››Es steht doch überhaupt noch nichts fest. ‹‹
Alice klopfte sich grinsend mit dem Zeigefinger gegen den Kopf. ››Oh doch, das tut es.‹‹
Sie hatte Recht, da war ein sehr scharfes Bild in ihrem Kopf. Trotzdem konnten wir uns immer noch umentscheiden. Ich bezweifelte es allerdings von meiner Seite aus. Ich konnte es kaum erwarten, Bella wieder in einem weißen Kleid vor mir stehen zu sehen.
››Warum ist Alice so glücklich?‹‹ rief uns Jasper entgegen.
››Die beiden haben sich vor ein paar Minuten verlobt.‹‹ Alice hüpfte auf der Stelle und klatschte in die Hände.
››Schon wieder?‹‹ Jasper sah uns frech grinsend an und schloss anschließend die aufgedrehte Alice in seine Arme.
Bella stöhnte auf, rollte die Augen und ging zur Beifahrertür. Das war ihr eindeutig zu viel Gerede über Hochzeit gewesen.
Ich öffnete die Türen, Alice und Jasper glitten nach hinten, Bella und ich setzten uns vorne rein. Endlich konnte ich wieder nach Bellas Hand greifen und ihre Finger mit meinen verhaken.
››Warum verlobt ihr euch nach Schulschluss?‹‹ wollte Jasper wissen.
››Nur eine Reaktion auf aufkommende Gerüchte. Ich habe nicht gedacht, dass das sofort so aus dem Ruder läuft‹‹, Bella warf einen giftigen Blick zu Alice.
››Wäret ihr nicht beide so begeistert von der Idee, hätte ich keine Vision von der Hochzeit bekommen, das müsstet ihr wissen.‹‹
Ich warf Bella einen zärtlichen Blick zu, den sie sofort erwiderte. Wir würden unsere Meinung nicht ändern, wir würden ein weiteres Mal heiraten. Sobald wir nach unseren aktuellen Pässen volljährig waren.
››So viel Liebe in so einem kleinen Auto…‹‹ Jasper stöhnte.
Wir musste ihn mit unseren Gefühlen gerade ziemlich überrannt haben.
››Esme wird begeistert sein!‹‹ quietschte Alice.
Das würden wir gleich erfahren. Alice hatte sich schon fest vorgenommen unserer Mutter sofort die Neuigkeit zu überbringen und sich anschließend in die Planungen zu stürzen.
››Alice‹‹, sagte ich sanft. ››Es sind noch über eineinhalb Jahr.‹‹
››Umso wichtiger gleich anzufangen. Die ganzen guten Räumlichkeiten sind bestimmt schon ausgebucht!‹‹
Nach dieser Antwort gab ich es auf. Alice würde sich mit keinem Argument der Welt stoppen lassen.
Als Bella und ich fünf Minuten später das Haus betraten, kam Esme uns schon strahlend entgegen. ››Ich freue mich sehr, das wird bestimmt wunderschön.‹‹ Sie drückte uns fest an sich. Sie spielte es fast so aus, als wäre es das erste Mal, dass wir uns verlobt hatten und heiraten wollten.
››Danke, Mom‹‹, sagte ich.
››Danke Esme‹‹, grinste Bella.
››Ah Bella‹‹, rief da Alice. ››Komm mal bitte mit, ich muss dir unbedingt was zeigen – keine Sorge, ich hab noch kein Hochzeitskleid für dich…‹‹ - ›Ich bring sie dir in einer halben Stunde wieder, ich hoffe, dass du bis dahin alles erledigt bekommst‹‹¸fügte sie in Gedanken an mich hinzu.
Ich antwortete mit einem Blick zur Decke. Natürlich wusste Alice über meine Pläne bescheid und würde jetzt Bellas Schönheit noch ein Stück herausputzen.
››Wie kam es dazu?‹‹ fragte Esme, die immer noch neben mir stand, nachdem die beiden nach oben verschwunden waren. Sie meinte die Verlobung.
››Ich erzähle es dir, wenn du mit mir zur Tankstelle fährst‹‹, schlug ich vor.
Esme nickte und so verließen wir zusammen das Haus und stiegen in meinen Wagen.
››Warum willst du zur Tankstelle? Dein Tank ist noch halb voll‹‹, kam die nächste Frage.
››Eins nach dem anderen‹‹, grinste ich. Ich begann damit, dass es offensichtlich schon die ersten Gerüchte über mich und Bella in der Schule gab, vor allem wegen der Ringe und dass dann aus dem Spaß, wir könnten für Idaho Falls noch einmal heiraten immer mehr ernst wurde.
››Und das habt ihr auf dem Schulflur geklärt?‹‹, sie sah mich an, als wäre sie aufrichtig enttäuscht, dass mir dafür kein besserer Ort eingefallen war, einerseits und andererseits war sie auch besorgt, dass uns eventuell irgendwelche Schüler belauscht haben könnten.
››Keine Sorge, sie können uns gar nicht verstanden haben, dafür haben wir viel zu tief und leise gesprochen. Und um auf deine andere Frage zu kommen, ich brauche einen vollen Tank, weil ich heute Nacht einen Ausflug mit Bella plane, der etwas weiter ist. Ich will nicht irgendwo stehen bleiben. Und, passend, könnte ich es an unserem Ziel auch gleich offiziell machen.‹‹
Esme seufzte. ››Du bist der geborene Romantiker.‹‹
Ich starrte stur auf die Straße. Es war mir etwas unangenehm das aus dem Mund von Esme zu hören – doch so sehr meine Mutterfigur.
Der Aufenthalt an der Tankstelle war der längste von unserer kleinen Ausfahrt. Die weiteren Gespräche mit Esme bestanden nur noch aus Small Talk.
››Du solltest ihr Blumen kaufen‹‹, sagte Esme plötzlich auf dem Weg zurück. ››Du kannst ihr nicht noch einmal einen Ring anstecken, aber eine kleine Geste sollte schon dabei sein, findest du nicht?‹‹
Ich nickte und drehte den Wagen bei der nächsten Gelegenheit.
››Was schlägst du vor?‹‹ fragte ich Esme, als wir in einem Blumenladen standen.
››Etwas weißes, Lilien oder Rosen.‹‹
Rosen waren gerade nicht in weiß da, also entschied ich mich für eine einzelne weiße Lilie. Die verstaute ich sicher im Kofferraum, anschließend fuhren wir nach Hause. Dort packte ich zusätzlich noch eine Decke in den Kofferraum. Im Internet suchte ich noch schnell nach der besten Strecke – wer wusste schon, ob das Mädchen, aus deren Gedanken ich gestohlen hatte, die beste kannte? Anschließend ging ich in mein Zimmer um mich umzuziehen. Sobald ich mit meiner Kleidung zufrieden war, plante ich zu Alices Zimmer zu gehen.
›Bleib wo du bist! Ich bin in fünf Minuten fertig‹, teilte sie mir sofort in Gedanken mit. Sie zeigte mir noch ein Bild, auf dem ich in fünf Minuten am unteren Treppenabsatz auf Bella wartete. Was ich allerdings sehen würde, das unterdrückte sie.


24 Hours *Special #1*

Die letzte Stunde, Ökonomie, war vorbei, Edward und ich schulterten unsere Taschen und gingen nach draußen. Er schien nachdenklich seit seinem Gespräch mit Cathy, ich musterte ihn eingehend.
››Was denkst du?‹‹ fragte ich.
››Es scheinen hier schon einige Gerüchte um uns im Umlauf zu sein, die bis jetzt an mir vorbeigegangen sind.‹‹
››Was für Gerüchte?‹‹
››Wir waren wohl zu auffällig.‹‹ Er legte einen Arm um mich und griff nach meinen Fingern – meinem rechten Ringfinger. Ich hatte es geahnt.
››Oh‹‹, machte ich und grinste breit. ››Was soll’s Dann wissen sie das eben.‹‹
››In ihren Augen sind wir sechzehn‹‹, erinnerte er mich.
››Du bist siebzehn, ich achtzehn, das macht also keinen großen Unterschied.‹‹ Ich seufzte kurz. ››Lassen wir sie reden, wenn sie meinen. Eine richtige Bestätigung werden sie sowieso nie bekommen. Außer wir würden hier in zwei Jahren noch einmal heiraten.‹‹
Der indirekte Antrag war über meine Lippen gerutscht, bevor ich hatte darüber nachdenken können. Trotzdem grinste ich, weil mir die Idee irgendwie gefiel – und Edward auch, wenn ich dem Ausdruck seiner Augen trauen durfte. Sie glänzten augenblicklich, eine gewisse Sehnsucht trat in sie und das war mir ein ›Ja‹ genug. Er hatte meinen Antrag angenommen.
››Damit wäre das wohl abgemacht‹‹, kicherte ich.
Ein mir unbekanntes Glückgefühl durchflutete meinen Körper. Es fühlte sich seltsam an, sich so auf eine Schandtat, wie heiraten mit achtzehn, zu freuen, aber es überrollte mich vollkommen unvorbereitet. Ich würde Edward noch einmal heiraten und ich konnte mir im Moment nichts Schöneres vorstellen. In meinem gesamten Körper ging ein Feuerwerk los. Da half es auch nicht der Besserung, dass ich kurz Edwards Lippen auf meinem Kopf spürte. Auf meine Lippen breitete sich ein weites Lächeln, Edwards Griff um meine Taille wurde fester.


7. Teil – Abend

Ich stand pünktlich am Treppenabsatz bereit, genau im selben Moment hörte ich oben eine Türe gehen.
››Alice, kannst du mir jetzt sagen, wofür das alles mal wieder notwendig war?‹‹ Meine Freundin, Verlobte, Frau von unserer Schwester genervt wie eh und je.
››Üben, ich muss doch in Form bleiben, besonders wenn es in eineinhalb Jahren wieder soweit ist.‹‹
Ein Stöhnen, eindeutig wieder von meiner Freundin, Verlobten, Ehefrau.
Die beiden erschienen am oberen Treppenabsatz.
›Na, da hast sich aber einer rausgeputzt‹, stichelte Alice in Gedanken.
Bei Bella hingegen schien es -klick- zu machen. Ein leises ››Oh‹‹ entfuhr ihren Lippen, als sie mich unten stehen sah.
Ich breitete lächelnd meine Arme aus und bat sie so nach unten zu kommen.
Alice hatte Bella in einen Traum von Schwarz geworfen, ein Kleid, das knapp über die Knie ging. Um die Hüften und an den Armen war der Stoff, mit glänzenden Perlen bestickt, so dünn, das man die Haut durchschimmern sehen konnte. Sie trug ebenfalls schwarze, halbhohe Schuhe, die mit Schnüren um die Waden befestigt waren. Die Haare waren an der oberen Kopfhälfte kunstvoll nach hinten zusammengebunden, die restlichen Haare fielen in leichten Locken über die Schultern.
››Du siehst umwerfend aus‹‹, hauchte ich ihr ins Ohr, als ich sie in meine Arme schloss.
››Danke‹‹, sagte sie ebenfalls leise.
Bella drehte sich halb aus meinen Armen heraus und musterte Alice, die strahlend neben uns stand. ››Ich hätte es wissen müssen‹‹, seufzte sie.
››Allerdings‹‹, gab Alice ihr Recht.
››Wo geht es hin?‹‹ wollte Bella nun von mir wissen.
››Das verrate ich dir noch nicht.‹‹ ich mied das Wort ›Überraschung‹.
››Ich hasse Überraschungen‹‹, sagte Bella da auch schon.
››Ihr geht dann besser mal‹‹, Alice schob uns Richtung Tür, ››sonst kommt ihr mit eurem Programm nicht durch.‹‹
Bella stöhnte. ››Wir haben ein Programm?‹‹
››Na, du weißt schon…‹‹, kicherte Alice.
››Danke Schwesterchen‹‹, sagte ich etwas scharf.
Alice kicherte immer noch, schaltete ihre Gedanken aber wieder für mich ab. Ich musste das bei ihr wirklich nicht jetzt schon sehen, was sich heute Abend noch bei uns ereignen würde.
Ich hielt Bella die Tür des Volvos auf und sie stieg mit einer geschmeidigen Bewegung ein. Ich unterdrückte ein Seufzen, während ich die Tür ins Schloss warf und den Wagen umrundete. Genauso, wie ihre Neigung vermisste, rot anzulaufen, vermisste ich auch ihre menschliche Tollpatschigkeit. Ich wusste, dass sie darüber sehr froh war, aber ich hatte es geliebt, sie vor sich selbst zu retten.
››Seit wann hast du das geplant?‹‹ fragte Bella, sobald der Motor lief.
››Das kam mir heute Morgen in der Schule, als keine Sorge – ich habe dir nicht allzu lange etwas vorenthalten.‹‹
››Und ich habe nichts bemerkt‹‹, sie schüttelte den Kopf, als könnte sie das absolut nicht verstehen.
››Ich habe dich eben gut abgelenkt‹‹, grinste ich, selbstzufrieden.
››Darin warst du heute mal wieder unschlagbar.‹‹
Ich fuhr auf den Highway und schlängelte mich durch die ganzen Autos, die Normalgeschwindigkeit fuhren.
››Ist es weit?‹‹fragte Bella.
Das Straßenschild eben hatte angezeigt, dass die nächste Ausfahrt erst in fünfunddreißig Meilen war.
››Ungefähr hundert Meilen hinfahrt, vielleicht fahren wir zurück anders.‹‹
››Soweit?‹‹
››Wenn man wählerisch ist, muss man auch mal eine größere Distanz in Kauf nehmen.‹‹
››Wie bist du darauf gekommen? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich in Prospekten blättern gesehen zu haben.‹‹
››Ich hab geklaut‹‹, gestand ich.
››Böser Junge‹‹, tadelte sie.
››Deswegen liebst du mich doch, oder?‹‹
Ich schaute von der Straße weg in ihr Gesicht, das immer noch nach vorne gerichtet war. Ein Lächeln breitete sich über ihre Lippen. Ich hob unsere verschränkten Hände und drehte ihr Gesicht zu mir, beugte mich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen.
››Oder?‹‹ fragte ich noch einmal nach.
››Ja‹‹, sagte sie leise.
Ich grinste zufrieden und richtete meinen Blick wieder auf die Straße.
››Sagst du mir wenigstens ungefähr, was wir machen?‹‹ fragte Bella unschuldig. Sie wusste, dass sie nach ihrem Eingeständnis eben eine Antwort von mir bekommen würde.
››Picknicken‹‹, sagte ich kurz. Mehr Informationen, als die eine, würde sie nicht bekommen.
››Klingt gut. Was gibt es zu essen?‹‹
››Da müssen wir uns beide überraschen lassen. Aber mit Ren darf man hier wohl immer rechnen.‹‹
››Damit kann ich leben.‹‹
››Mit etwas Glück finden wir auch was exotisches.‹‹
››Interessant. Ich werde die Nase offen halten.‹‹
Ich lachte bei ihrer Wortwahl.
Ich fuhr die erste Ausfahrt vom Highway und folgte einer großen Straße weiter, die stetig bergaufwärts führte. Je weiter wir kamen, desto weniger Autos kamen uns entgegen und auch die Straße wurde immer schmaler. Die letzten fünf Meilen, es dämmerte bereits, fuhren wir auf einer einspurigen Landstraße, die so schlecht beschaffen war, dass sogar ich fast Normalgeschwindigkeit fuhr.
››Das ich das noch mal erleben darf‹‹, grinste Bella. ››Wo führst du uns da nur hin?‹‹
››Siehst du gleich.‹‹
Ich fuhr auf eine große Wiese, die hier als Parkplatz diente und stellte den Motor ab. Schnell verließ ich den Wagen und öffnete gleich darauf Bellas Tür, um ihr herauszuhelfen. Ob es Absicht war oder nicht, wusste ich nicht, aber Bella rutschte ein Fuß weg und sie fiel direkt in meine Arme.
Sie fluchte – keine Absicht.
››Vorsichtig, Liebste‹‹, flüsterte ich in ihr Ohr.
Sie grummelte etwas, machte sich dann aber von mir los und schaute sich um. In den letzten Sonnenstrahlen, die uns nicht erreichten, aber den Himmel verfärbten, wirkte ihre Haut leicht rot.
››Wunderschön‹‹, seufzte sie.
››Wir sind noch nicht an unserem Ziel‹‹, klärte ich sie auf.
Ich riss mich von ihrem Anblick los und ging an den Kofferraum – eigentlich um die Decke und unauffällig auch die Blume herauszuholen – aber alles, was ich vorfand, war ein Picknickkorb. Esme. Das musste sie hier hereingeschmuggelt haben, als ich mich umgezogen hatte. Ich lächelte. In dem Korb waren noch ein paar Kerzen und ein Anzünder.
Ich hob den Korb heraus, schlug den Kofferraumdeckel zu und verriegelte anschließend den Wagen. Ich griff nach Bellas Hand und steuerte den einzigen Wanderweg an.
››Wandern?‹‹ fragte Bella skeptisch.
››Wandern‹‹, sagte ich, als wir das freie Feld verließen und den Wald betaten.
Wir schlenderten, selbst für Menschen wären wir noch langsam gelaufen. Aber wir hatten die ganze Nacht Zeit, für die Rückfahrt mussten wir nicht mehr als eine Stunde einplanen, selbst wenn wir eine andere Strecke nahmen.
Der Weg, den wir nun entlang gingen, war für einen Wanderweg in schlechter Verfassung.
In meinen Gedanken wanderte ich zurück. Vor sechs Jahren hatte ich auch einen Ausflug mit Bella gemacht, sie war damals noch ein Mensch gewesen. Wir waren ein Stück außerhalb von Forks zu einer Lichtung gelaufen. Damals waren wir keinem Wanderweg gefolgt, sondern durch dichtes Unterholz gegangen. Bella war mehr als einmal gestolpert. Damals hatte alles mit uns angefangen. Ich wusste nicht, wie gut Bella sich erinnerte, aber für mich war die Erinnerung, als wären wir erst gestern dort gewesen.
››Ich erinnere mich‹‹, sagte Bella leise in die Stille. ››Natürlich erinnere ich mich. Als könnte ich das jemals vergessen!‹‹ Ein seliges Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
››Natürlich‹‹¸bestätigte ich. ››Aber heute habe ich absolut keine Berührungsängste.‹‹
››Dafür wäre ich dir auch sehr böse.‹‹
Ich kicherte. ››Und wir gehen auch zu keiner Lichtung, aber es wird wohl so ähnlich sein.‹‹
››Ich bin gespannt.‹‹ Nichts war mehr von ihrem Groll gegen Überraschungen zu spüren. ››Es riecht sehr exotisch‹‹, meinte sie plötzlich.
››Willst du das Picknick vorverlegen?‹‹
››Nein, dazu bin ich viel zu gespannt, was noch auf mich wartet am Ende des Weges.‹‹
››Das wäre interessant herauszufinden, aber es ist nicht unser Ziel.‹‹
››Nicht?‹‹
››Nein, wie werden ungefähr in einer halben Stunde auf einen Trampelpfad treffen, der uns zu unserem Ziel bringt.‹‹
››Und das hier ist kein Trampelpfad?‹‹ fragte Bella lachend.
Natürlich hatte sie Recht, wie bewegten uns nicht sehr auf einem Weg, der Begriff Pfad wäre eher angebracht.
››Im Vergleich durchaus nicht‹‹, sagte ich aber.
››Na hoffentlich verpassen wir ihn dann nicht.‹‹
››Werden wir nicht, vertrau mir.‹‹
››Ich vertraue dir.‹‹
Da der Weg jetzt immer schmaler wurde, legte ich einen Arm um Bellas Taille, um sie weiterhin halten zu können. Andernfalls hätten wir hintereinander herlaufen müssen. Den Korb hob ich ein Stück vor mir her.
››Was ist denn da drin?‹‹ fragte Bella neugierig.
››Das Übliche‹‹, antwortete ich schlicht.
››Menschenessen?‹‹ grinste sie.
››Außer dem…‹‹
››Hm‹‹, sie schien nachzudenken. ››Eine Decke?‹‹
››Denkbar.‹‹ Ich würde es ihr nicht verraten.
Sie grummelte, offensichtlich war sie zu derselben Erkenntnis gekommen. ››Du bist gemein.‹‹
››Nein.‹‹
››Doch‹‹, beharrte sie.
››Und warum?‹‹
››Weil du Geheimnisse hast.‹‹ Sie zog eine Schnute.
››Jetzt bist du aber gemein‹‹, stellte ich heraus.
››Du gibst also zu, dass du gemein bist‹‹, triumphierte sie.
››Nein, aber ich könnte es vielleicht verstehen, wenn du das so siehst.‹‹
››Und warum machst du dann nichts dagegen?‹‹ Die Schnute wuchs.
››Bella‹‹, ich blieb stehen und schaute ihr direkt in die Augen, sie konnte ihren Blick von der Intensität der meinen nicht abwenden. ››Vertrau mir, das ist noch nicht der richtige Platz dafür.‹‹
Sie musterte meine Augen genau, so genau, dass ich schon befürchtete, sie würden zu viel verraten. Bella schien zu einer Erkenntnis zu kommen. ››Oh, okay‹‹, sagte sie. Sie streckte sich und gab mir einen Kuss.
Wusste sie bescheid?
Wir gingen weiter den Weg entlang, immer noch nicht schneller. Bella hatte beide ihre Arme um mich geschlungen und schien sich mit jedem Schritt noch weiter an mich kuscheln zu wollen. Ich genoss diese Geste und verfesterte meinen Griff um sie.

››Hier ist der Abzweig‹‹, sagte ich schließlich. Obwohl ich noch nie hier gewesen war, war ich mir zu hundert Prozent sicher.
››Naja, viel von einem Pfad hat das wirklich nicht‹‹, grinste Bella, löste sich von mir und ging voran. Es war undenkbar, dass wir nebeneinander gingen.
››Vorsichtig‹‹, warnte ich, obwohl das nicht nötig war.
Sie drehte sich mitten im Schritt um und streckte mir die Zunge heraus.
Das war sie. Meine Bella.
Ich seufzte und folgte ihr in das Gestrüpp.

Schon nach fünf Minuten hörte ich ein gehauchtes ››Whoa!‹‹ vor mir.
Ich löste meinen Blick von ihrer Kontur – ich darf das, ich bin ihr Freund, Verlobter, Ehemann – und schaute über ihren Kopf hinweg zu dem, was sie ah.
Wir waren an unserem Ziel angekommen.
Vor uns erstreckte sich eine weite Klinge zwischen den Bergen. Durch die Bäume hindurch konnte man unten eine große Wiese entdecken. Irgendwo, wenn man ganz genau hinhörte, plätscherte Wasser. Über uns war der Himmel, wir hatten den Wald gerade hinter uns gelassen. Der Himmel erstrahlte immer noch in vielen verschiedenen Rottönen über uns. Wunderschön und zweifellos sehr romantisch.
Bella zog mich zu sich. Ich stellte den Picknickkorb ab und schloss sie in meine Arme, ihren Rücken an meiner Brust beobachteten wir den Himmel.
Ich weiß nicht, wie lange wir dort so standen. Irgendwann drehte Bella sich um, legte mir ihre Arme in den Nacken und zog mich zu sich herunter. Wir küssten uns sanft und zärtlich, ohne jegliches verlangen, sondern einfach nur aus Liebe und Glück, das wir hier zusammen waren.
Ich hatte es eigentlich für später geplant, vielleicht nach dem Picknick, aber der Moment schien so perfekt. Ich löste mich langsam von Bella und sank vor ihr auf ein Knie. Sie schaute mich überrascht an. Ich griff nach ihren beiden Händen, hielt sie fest in meinen, blickte einen Moment auf sie, bevor ich den Blick hob und in ihre Augen schaute.
››Isabella Marie Swan‹‹, ich ließ das Masen, das eigentlich noch vor das Swan gehörte, weg. ››Ich liebe dich mehr als mein Leben, ohne dich macht es keinen Sinn. Ich kann es dir gar nicht oft genug sagen, wie unglaublich glücklich ich bin, dich an meiner Seite zu haben. Willst du mich, hier in Idaho Falls, heiraten?‹‹
Sie schaute mich mit großen Auen an, aus ihnen konnte ich lesen, dass sie nicht mit einem zweiten, offiziellen, Heiratsantrag von mir gerechnet hatte.
Ich griff, immer noch vor ihr kniend uns unsere Augen fest verankert, nach dem Korb und tastete nach der weißen Lilie. Vorsichtig legte ich sie in Bellas Hände und stand langsam vor ihr auf.
››Ja. Ja, natürlich‹‹, keuchte sie. ››Natürlich will ich dich hier heiraten.‹‹ Sie warf ihre Arme um mich. ››Danke‹‹, sagte sie, ihre Stimme wackelte.
››Ich liebe dich‹‹, sagte ich.
››Ich liebe dich auch.‹‹ Dann küsste sie mich – ich hätte es kaum für möglich gehalten – mit noch mehr Liebe, als eben.
Ich ging einen halben Schritt auf sie zu und presste meinen Körper gegen ihren, mit meinen Armen umschlang ich sie so fest wie möglich. Ich fühlte mich seltsam beschwingt, schwerelos, als wäre ich auf Wolken. Ich war unglaublich glücklich, mindestens der glücklichste Mann auf der ganzen Erde, wenn nicht sogar des gesamten Universums. Meine Gedanken waren fünf Jahre in die Vergangenheit versetzt, als sie mir zum ersten Mal zugesagt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich in zweites Mal so aus den Socken hauen könnte. Bella ist mein Leben.
Keuchend löste ich unseren Kuss, öffnete meine Augen und beobachtete, wie auch Bella langsam ihre Aufschlug. Sie lächelte.
››Danke für die Blume‹‹, sagte sie, befreite sich aus meinen Armen und beschaute sie genauer. ››Sie ist wunderschön.‹‹
Ich beugte mich noch einmal zu Bella und küsste sie kurz. ››Ich konnte kaum noch einmal mit einem Ring aufkreuzen‹‹, lächelte ich. ››Und es war zu wenig Zeit um einen zu besorgen. Wenn du allerdings einen willst…‹‹
Sie lachte. ››Nein, ich denke, ich komme mit dem aus, den ich bereits habe. Und die Blume ist ja auch noch da.‹‹ Sie würde es nie zulassen, dass ich viel Geld für einen Ring für sie ausgab.
››So war es gedacht‹‹, antwortete ich aber. Ich drehte mich etwas und schaute in den Wald. ››Was hältst du jetzt von einem Picknick?‹‹
››Nein‹‹, sie griff nach meiner Hand und zog mich ein Stück weiter Richtung Klinge. ››Lass uns lieber noch ein bisschen hier bleiben, warten wir, bis es dunkel ist.‹‹
››Okay.‹‹
Ich holte die Decke aus dem Korb und breitete sie aus, anschließend noch ein paar der Kerzen und zündete sie an. Wir setzten uns dazwischen auf die Decke. Bella kuschelte sich an meine Brust. Ich zog sie fest in meine Arme.
››Das war wirklich eine schöne Idee hier her zu kommen‹‹ seufzte Bella, ihr Blick war zum Himmel gerichtet, an dem die ersten Sterne auftauchten.
››Und da habe ich noch nicht einmal gewusst, dass es aus so einem schönen Anlass sein wird.‹‹
››Wir beide alleine ist für mich Anlass genug.‹‹
››Du hast Recht‹‹, sagte ich leise.
Ich vergrub mein Gesicht in Bellas Haare, pustete sie etwas aus dem Weg und suchte nach ihrem Hals.
Sie kicherte. ››Was machst du da?‹‹
››Nichts‹‹, erwiderte ich unschuldig und begann sanfte Küsste auf die frei gewordene Haut aufzusetzen.
Meine Hände machten sich selbstständig, drehten Bella in meinen Armen. Ich ließ mich nach hinten auf die Decke fallen, meine Lippen strichen über ihre Haut, ihre Kehle, über ihr Kinn zu ihrem Mund. Sobald unsere Lippen aufeinander lagen, drehte ich uns, das Bella mit dem Rücken auf der Decke lag, ich halb auf ihr. Mit der linken Hand stützte ich mich ab, während die andere zu ihren Beinen rutschte und ihr Kleid nach oben schob.
Bella grinste in den Kuss, drehte ihren Kopf zur Seite und löste ihn so. Mit ihren Händen schlug sie nach meiner rechten, bis ich die von ihrem Bein zurückzog.
Irritiert und fragen schaute ich sie an.
››Wie war das mit der Enthaltsamkeit vor der Ehe?‹‹ fragte sie mich breit grinsend.
››Wir sind verheiratet‹‹, erinnerte ich sie.
››Eh-Eh‹‹, sie schüttelte den Kopf. ››Wir sind beide sechzehn Jahre alt, tragen Freundschaftsringe‹‹, sie zeigte auf ihren, ››und sind verlobt‹‹, sie zeigte auf die Verlobungsblume. ››Mein Name ist noch für eineinhalb Jahre Isabella Marie Swan sein, oder im Fall von hier, Isabella Marie Hale und wird sich erst in eineinhalb Jahren in Isabella Marie Masen Swan ändern. Wir wollen dich keinen Trip in die Hölle riskieren für unehelichen Sex, oder?‹‹
Ich stöhnte und rollte mich von ihr runter. ››Soll das jetzt heißen, dass du mich eineinhalb Jahre nicht mehr ranlässt?‹‹
››Das hast du dir selbst zuzuschreiben.‹‹
Ich hasste es, dass sie Recht hatte ››Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte. Ich will dich – immer!‹‹
››Früher ging es doch auch‹‹, erinnerte sie mich.
››Ich weiß, aber damals hatte ich auch furchtbare Angst, dass dabei etwas schief laufen könnte.‹‹
››Dann bild dir das doch wieder ein.‹‹ Sie war so herzlos.
Ich seufzte und drehte mich um, packte sie um ihre Hüfte. ››Das kann ich nicht – bitte!‹‹ flehte ich.
Sie kicherte. ››Irgendwie haben wir die Rollen gedreht. Aber ich bleibe dabei: Nichts untugendhaftes!‹‹
››Definiere Untugendhaft.‹‹
Sie verdrehte die Augen. ››Wir machen nicht mehr, als das letzte Mal vor der Ehe.
Ich seufzte schwer und ließ mich wieder auf meinen Rücken fallen. Emmett würde mich ewig damit aufziehen, wenn er das herausbekam. Das Dumme war wirklich, dass Bella vollkommen Recht hatte. Ich selbst hatte diese Bedingung vor fünf Jahren gestellt. Ich seufzte ein weiteres Mal. ››Aber gestern ging es auch noch, da haben wir nur Freundschaftsringe getragen!‹‹
››Edward, gib’s auf, es gibt keinen Sex.‹‹
Ich verzog das Gesicht. ››Dann möchte ich jetzt ein Picknick.‹‹
››Damit kann ich leben.‹‹
Wir liefen Hand in Hand in den Wald, unsere Instinkte liefen auf Hochtouren. Gleichzeitig entdeckten Bella und ich ein paar Rentieren vor uns. Wir suchten uns ein Tier aus, das etwas abseits vom Rest stand und gingen auf es los.
Wenn wir gemeinsam jagen waren und nur wenig Durst hatten – andernfalls würden unsere Monster das nicht zulassen – tranken wir immer gemeinsam ein Tier, das war so viel schöner. Das war unsere Art zusammen essen zu gehen. Wir teilten das Tier, so wie andere Paare sich die Pizza für zwei teilten.
Da wir beide nicht wirklich durstig waren nach nur einem Tag, machten wir uns schon nach einem weiteren Tier Hand in Hand wieder auf den Weg zurück zu unserem Aussichtspunkt. Inzwischen war der Himmel von Sternen übersäht. Wir würden Morgen möglicherweise nicht in die Schule gehen können.
Ich kuschelte mich wieder mit Bella auf die Decke. Ich würde es nicht noch ein weiteres Mal versuchen, sie zu verführen, wenn Enthaltsamkeit ihr Wunsch war, dann würden wir uns enthalten. Sollte sie aber Schwäche zeigen, dann würde ich das auch – auf die Gefahr hin, dass ich danach ihre Wut zu spüren bekam.
››Worüber denkst du nach?‹‹ fragte sie nach einer Weile der Stille.
››Über deinen Wunsch. Ich finde es gut, wenn wir das so machen wollen.‹‹
››Wirklich?‹‹
››Ja, natürlich. Warum sollten wir es nicht genauso machen, wie das letzte Mal? Auch wenn eineinhalb Jahren lang sind, mit dir die ganze Zeit bei mir und dem Wissen, was ich verpasse.‹‹
››Das ist der Hacken‹‹, gab Bella zu
››Trotzdem wir werden es genauso machen.‹‹
››Es ist schön, dass du das genauso siehst. Und es ist ja nicht so, als könnten wir uns überhaupt nicht… berühren.‹‹ Sie gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. ‹‹Ohne das könnte ich nicht überleben.‹‹
››Ich auch nicht. Das ist von Anfang an gegangen.‹‹
››Richtig‹‹, sie sinnierte kurz. ››Wenn ich nicht in Ohnmacht gefallen bin.‹‹
Ich grinste leicht.
Wir verfielen wieder in Schweigen.
Ich konnte förmlich beobachten, wie der Mond und die Sterne über uns hinweg zogen, der Abend zum Morgen wurde und der auch immer weiter fortschritt. Die Zeit unserer Zweisamkeit schritt gnadenlos dem Ende zu.
Bellas Kopf lag so still auf meinem Bauch, sie könnte eingeschlafen sein. Bei dem Gedanken begann ich unwillkürlich ihr Schlaflied zu summen.
››Danke‹‹, nuschelte sie, ihr Kopf kuschelte sich bequemer in meinem Bauch.
Ich spielte mich einer Strähne ihrer Haare, schloss meine Augen und genoss den Moment. Warum machten wir so was nicht öfter? Wir mussten das unbedingt wiederholen!
››Einmal pro Woche‹‹, forderte Bella und setzte sich auf. ››Einmal pro Woche will ich nachts mir dir wohin fahren, irgendwohin.‹‹
Ich nickte andächtig, die Augen immer noch geschlossen.
Ich wollte nicht akzeptieren, was unweigerlich auf uns zulief. Unsere Zeit heute Nacht war vorbei, wir mussten zurück in die Realität und wie ganz normale Jugendliche in -unserem Alter- zur Schule gehen…


24 Hours *Special #2*

Die Musik setzte in. Es war meine Komposition auf CD aufgenommen, ich wollte sie von niemand anderem gespielt haben, es war von mir für Bella.
Langsam drehte ich mich um, meinen Blick hatte ich bisher zum Altar gerichtet gehabt, und schaute den langen Gang nach unten.
Alice erschien in der großen Tür und tänzelte nach vorne.
Rosalie erschien in der großen Tür und schritt anmutig nach vorne.
Carlisle nahm seinen Platz in der Tür ein und schaute auf die andere Seite. Langsam, lächelnd, schwebte Bella an seine Seite und griff nach seinem ausgestreckten Arm. Sie schwebte wahrhaft nach vorne, ihr Kleid war bodenlang und weit ausgestellt, ihre Schritte so gleichmäßig, es sah aus, als würde sie wandeln.
Meine Bella.
Meine Braut.
Am Ende des Ganges ging ich ihr und meinem Vater entgegen, übernahm sie von ihm, nachdem er sie an sich gedrückt hatte. Zusammen stellten wir uns vor den Pfarrer, ohne den Blick voneinander zu nehmen.
Sie lächelte mich breit an und ich konnte gar nicht anders, als zu erwidern.
Die Worte des Pfarrers gingen an mir vorbei, während ich Bella gegenüber stand und ihr in die Augen blickte.
Für den Tag hatte ich sämtliche Nebengedanken ausgeblendet, ich wollte mich ausschließlich auf die Trauung konzentrieren.
››…hat sich das Brautpaar entschieden, Ehegelübde vorzutragen. Edward Anthony, darf ich dich bitten, jetzt dein Wort an Isabella Marie zu richten.‹‹
Ich nickte einmal kurz und holte tief Luft. Natürlich musste ich von keinem Zettel ablesen, meine Worte hatte ich aus tiefstem Herzen direkt nach unserer Verlobung festgelegt und darauf gewartet, sie endlich an Bella richten zu dürfen.
››Bella, wir haben schon viel miteinander erlebt, es ganz Höhen und Tiefen, aber wir haben stets zusammen gehalten. Ich bin sehr froh, dass wir heute zusammen hier stehen. Vom ersten Moment an, als du in mein Leben getreten bist, war für mich klar, dass du die Frau bist, mit der ich meine Ewigkeit verbringen möchte. Ich schwöre dir ewige Liebe und Treue.‹‹
Bella blinzelte, eine sehr menschliche Angewohnheit von ihr, die in Momenten, wie diesem, zu Tage trat. Nie wieder würden Tränen aus ihren Augen fließen.
Bei unserer letzten Hochzeit konnte sie noch weinen und sie hatte es auch getan. Es war so ein wunderschöner Anblick gewesen.
Der Pfarrer überließ jetzt Bella das Wort. Sie schien aufgeregt, obwohl sie das gar nicht sein musste. Es stand völlig außer Frage, dass sie einen Teil vergessen könnte. Das war der Grund gewesen, aus dem es bei unserer ersten Heirat keine Ehegelübde gegeben hatte, wir hatten es auf die herkömmliche Art gemacht.
››Edward‹‹, sagte Bella jetzt, ihre Stimme war trotz allem fest. ››Ich wollte hier von einem schönen und einzigartigen Moment erzählen, einem Moment, der mein ganzes Glück mit dir verdeutlicht. Ich habe sehr lange überlegt, aber nichts gefunden, denn jeder Moment mit dir ist einzigartig schön, jeder Augenblick mit dir macht mich unsagbar glücklich und keine Sekunde mit dir möchte ich wieder hergeben wollen. Ich liebe dich. Ich schwöre dir ewige Treue.‹‹
Jetzt war es an mir zu blinzeln. Ihre Worte waren einfach wunderschön gewesen.
Der Pfarrer lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich. ››Willst du, Edward Anthony Isabella Marie zu deiner Ehefrau nehmen, so antworte mit ›Ja‹.‹‹
Ich griff nach einem der Ringe, die Jasper, er war dieses Mal mein Trauzeuge, hinhielt, antwortete ››Ja, ich will‹‹und streifte ihn Bella über den rechten Ringfinger.
››Und willst du, Isabella Marie Edward Anthony zu deinem Ehemann nehmen, so antworte mit ›Ja‹.‹‹
Bella nahm sich den zweiten Ring und streifte ihn mir mit den Worten ››Ja, ich will‹‹ über.
››Sie dürfen die Braut jetzt küssen‹‹, sagte der Pfarrer mir.
Ich löste meine Hände von Bellas und umschloss ihr Gesicht mit ihnen, beugte mich nach unten und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Sie lächelte, genauso wie ich.
Hinter uns, in dem großen Schiff der Kirche, das bis auf den letzten Platz besetzt war, erklang tosender Applaus und auch einige Jubelrufe und Pfiffe.
Ich löste mich wieder von Bella, sie hakte sich bei mir ein und zusammen zogen wir aus.
Vor der Kirche nahmen wir Glückwünsche von allen entgegen, die der Trauung beigewohnt hatten. Wir luden jeden einzelnen von ihnen noch einmal persönlich zu dem kleinen Empfang ein, der jetzt hier in der Nähe stattfinden sollte.
Nach langem Hin und Her, das besonders Streitgespräche mit Alice beinhaltete, hatten wir beschlossen, keine typisch menschliche Feier nach dem Festakt zu geben. So hatten wir einfach alle unsere Klassenkameraden in die Kirche eingeladen und noch den kleinen Empfang geplant.
Bella und ich würden dem nicht lange beiwohnen, wir wollten in die Flitterwochen. Nach eineinhalb Jahren Abstinenz wollten wir jetzt keine Sekunde länger warten.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.11.2010

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