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01. Prolog

Bella

Niemand verstand, warum ich zurückkehrte.
Natürlich, mein Vater, Charlie Swan, freute sich, dass seine verschollene Tochter
wieder in sein Leben trat – außerhalb eines einwöchigen Vater-Tochter Urlaubes
alle zwei Jahre.
Aber alle meine Freunde, meine Mutter und ihr neuer Ehemann, sie wussten nicht,
warum ich meine Karriere in New York aufgab, um in dieses kleine Kaff zurückzuziehen.
Nach Forks.
Hier waren meine Wurzeln. Hier war ich geboren worden. Ich war mir nicht sicher,
ob es Heimat war, aber es war ein Teil meines Lebens.
Ich war überrascht, als das Angebot kam und natürlich hatte ich auch nicht sofort
angenommen. Doch die kleinen Recherchen, die ich anstellte, bestätigten mir,
dass es genau der richtige Arbeitsplatz für mich wäre.
Bis zum Ende verstand es niemand. Und dann machte es plötzlich für alle Sinn.


02. Meine Welt

Edward

Genervt rollte ich mich aus meinem Bett. Montag.
Es war nicht so, dass ich nicht gerne zur Arbeit ging, aber mein Gelegenheitsliebschaft, Lucy, hatte gerade ihre vollen Brüste in mein Gesicht gedrückt und ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt interessanteres vorstellen, als die Bank für unsere neue Chefin vorzubereiten. Hoffentlich war sie heiß, ich könnte mal wieder eine Beförderung gebrauchen. Unser letzter Boss war ein Mann, da ging das schlecht. Davor war eine Frau und ich bin aufgestiegen, wie ein Wunderkind – nicht dass ich keines war, zumindest im Bett. Seltsamerweise hielt meine Bank ihre Leiter nicht lange.
Ich duschte mich lange, um den Frauengeruch von mir zu bekommen. Ich würde heute noch jemanden anderen finden, um mich abzureagieren. Selbst Hand anlegen, würde mir nicht im Traum einfallen. Es gab zu viele willige Frauen.
Nach der Dusche putzte ich meine Zähne mit Eckstraminziger Paste, bevor ich wieder in den Schlafbereich meines Einzimmerloft trat.
››Du kennst die Regeln‹‹, sagte ich zu Lucy.
Sie nickte, während sie sich noch einmal auf dem Bett räkelte. Ich würde es am Abend neu beziehen müssen. Hauptsache sie war bis dahin verschwunden und hatte keine Spur von sich hinterlassen. Ich hasste es, wenn mein geliebtes Loft unordentlich war oder irgendwelche Damenartikel herumfuhren. Eingeschlossen Slips und BHs. Das kam nie gut, wenn ich eine andere einlud.
Wie jeden Morgen betrat ich die Bank durch den Haupteingang, um meine volle Begrüßungsrunde zu beginnen. Von den Gänsen an den Schaltern, bis hin zu den wenigen Tieren, die noch über mir standen. Zunächst ließ ich jedoch meinen Blick durch die Eingangshalle schweifen. Hier war potential. Ich ging durch die Reihen und ließ bei meiner Auserwählten meine Visitenkarte fallen.
››Sir?‹‹ hörte ich da schon eine Engelsgleiche Stimme. Noch schöner, als erwartet. Ich fragte mich, wie sie sich anhörte, wenn sie meinen Namen stöhnte.
Unschuldig drehte ich mich um und schaute sie fragend an.
››Sie haben etwas fallen lassen‹‹, teilte sie mir mit. Ihre zierlichen Hände hielten die Karte. Mich dürfte sie gerne auch einmal halten.
››Oh? Warum behältst du die nicht und rufst bei Gelegenheit an?‹‹ antwortete ich mit meinem üblichen Satz.
Sie musterte mich eingehend, keine Regung in ihrem Gesicht, bis sie in meine Augen blickte. Sofort zogen sich ihre Augenbrauen ärgerlich zusammen und sie wandte den Blick ab, während ihre Hand blind nach dem Mülleimer tastete und die Karte mit einem eleganten Schnipsen hineinbeförderte. Sie beachtete mich nicht weiter, während ich noch stehen blieb.
››Schlampe‹‹, murrte ich schließlich, als ich mich umdrehte und von dannen ging. Ich war mir sicher, dass sie es gehört hatte. Ich hoffte es.
Durch den Mitarbeitereingang ging ich in den hinteren Bereich der Bank und zu dem großen Mehrnutzerschreibtisch, um Janet zu begrüßen, die gerade über einem harten Stück Arbeit zu sitzen schien. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange, was sie erschreckt hochfahren ließ, aber sofort liebevoll lächeln, als sie mich erkannte.
››Guten Morgen Edward‹‹, hauchte sie.
››Dir auch Süße‹‹, sagte ich kurz, ehe ich zum Schalter ging, um Caílin zu stören.
Ich begrüßte sie auf dieselbe Art, mich nicht darum kümmernd, dass sie gerade mit Kunden beschäftigt war.
Im Hintergrund sah ich die Frau von eben, sie funkelte mich an, ihre braunen Augen fast schwarz. Ich schenkte ihr ein schnelles, schiefes Lächeln, doch es schien nicht wirklich zu bewirken, was es sollte. Sie schüttelte nur den Kopf und ignorierte mich wieder. Was war falsch mit dieser Frau? Innerlich, denn Äußerlich war sie ein wahrer Glückstreffer. Schlanke Beine, flacher Bauch, die Brüste genau die richtige Größe für meine Hände, das Haar lockig, wild, wie das einer Sexgöttin. Warum widerstand sie mir?
Ich wandte mich ab und setzte meine Begrüßungstour fort. Es war keine große Bank, es war doch nur Forks, aber wir waren die einzige, die sich halten konnte, im Umkreis.
Meine Arbeitsgruppe war an diesem Tag voll und ganz darauf konzentriert, alles für den nächsten Tag vorzubereiten. Wir müssten alle schon eine halbe Stunde mindestens vor Arbeitsbeginn antanzen, um die neue zu begrüßen. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, sie herumzuführen und ihr einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Mir widersprach niemand, als ich mich meldete. Sie würden nicht.
Meine Mittagspause führte mich, wie so oft, in das Schnellrestaurant unweit der Bank. Zu meiner Überraschung entdeckte ich das Zuckerstück von diesem Morgen in einer Nische und mein angekratztes Ego bewegte meine Füße sofort in ihre Richtung.
››Hast du auf mich gewartet?‹‹ fragte ich, als ich mich auf die Bank ihr gegenüber fallen ließ.
››Wenn Sie nicht die Bedienung sind, dann nicht‹‹, antwortete sie ohne aufzublicken. Offensichtlich las sie in einem Wirtschaftsmagazin.
Geil und mit Köpfchen. Die Frau wurde immer interessanter.
››Edward Cullen‹‹, sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen.
››Ich weiß‹‹, sagte sie desinteressiert, nicht aufblickend.
Fragend hob ich eine Augenbraue, obwohl sie das nicht sehen konnte. Sie wusste?
››Es stand auf Ihrer Visitenkarte, bilden Sie sich nichts darauf ein‹‹, erklärte sie arrogant.
››Und ich hatte schon gehofft, Du hättest von meiner legendären Person gehört.‹‹
Sie ging nicht darauf ein. ››Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie sich nun einen anderen Tisch suchen würden, sonst besteht die Gefahr, dass ich das gute Essen zurückschicken muss, weil mir bei Ihrem Anblick der Hunger vergangen ist‹‹, sagte sie kalt, immer noch zu ihrer Zeitschrift.
››Kratzbürstige Zicke‹‹, raunte ich, während ich aufstand.
››Bekommen Sie Frauen immer dadurch ins Bett, dass Sie sie beschimpfen?‹‹ fragte sie, blickte mittlerweile aus dem Fenster.
Ich bevorzugte es, nicht zu antworten und ging stattdessen an meinen Stammplatz an der Bar.
››Das Übliche‹‹, bestellte ich grob.
Wie konnte diese Frau es wagen, mich abzuweisen? Wie konnte sie es wagen, so mit mir zu sprechen? Mir!?
Sie wusste nicht, was sie verpasste.
Ich widmete mich Sandy hinter der Theke. Sie schaffte es noch jedes Mal, mich mit ihrem tiefen Ausschnitt.


03. Miss Dwyer

Voller Vorfreude auf die kommende Beförderung betrat ich am nächsten Morgen die Bank, auch dieses Mal bewusst durch die Besuchertür. Alle Angestellten hatten sich in der Empfangshalle eingefunden und schauten gespannt in meine Richtung. Offensichtlich wurde Miss Dwyer schon erwartet und ich war für sie gehalten worden. Ich machte schnell meine Begrüßungsrunde und griff, wie alle anderen, nach einem Glas Sekt.
Das nächste Mal, dass die Tür sich öffnete, fiel es mir fast mit lautem klappern aus der Hand. Die Frau in der Tür war, mit einem Wort, heiß. Sie trug simple, schwarze High Heels, auf denen die wenigsten Frauen hier zu laufen gewagt hätten, eine hautfarbene Strumpfhose umfassten ihre schönen, langen Beine. Kurz unterhalb des Knies begann ein metallic grauer Rock, der ab der Hüfte in ein Jackett derselben Farbe überging und ihre Kurven perfekt betonte. Das Jackett hatte einen angenehmen Ausschnitt und einen modernen Kragen, der viel von ihrem Hals und Nacken zeigte. Ihr herzförmiges Gesicht war dezent geschminkt, ihre braunen Haare nach hinten gesteckt. Sie kam mir bekannt vor.
Sie blickte durch die Reihe ihrer neuen Untergebenen, bei mir angekommen, zog sie die Augenbrauen zusammen. Diese Bewegung ließ mich sie erkennen. Es war die Frau von vorherigen Tag! Nervös trank ich meinen Sekt in einem Zug aus und atmete tief durch. Ich musste mich richtig anstrengen, wenn ich die Beförderung wirklich wollte.
››Miss Dwyer‹‹, sagte der zweite Stellvertretende der Bank und trat nach vorne. ››Connor, mein Name. Wir waren bereits in Kontakt. Ich möchte sie im Namen aller Angestellten, herzlich willkommen heißen. Wollen wir anstoßen?‹‹
››Vielen Dank, Mr. Connor, es freut mich, hier zu sein. Und nein, danke, kein Alkohol vor der Arbeit.‹‹ Sie warf mir einen missbilligenden Blick zu, während die anderen sich schnell ihres Glases entledigten. Natürlich hatte sie mitbekommen, dass ich mein Glas aus Stress geleert hatte. Sicher war sie sich auch bewusst, dass sie der Grund war.
››Darf ich Ihnen unsere Mitarbeiter vorstellen?‹‹ schlug Connor vor, Miss Dwyer nickte höflich.
Ich war der letzte in der Reihe, da ich von nun an übernehmen sollte. ››Und zu guter letzt haben wir Edward Cullen, einen unserer besten Mitarbeiter. Er wird für jegliche Fragen ihrerseits zu Ihrer Verfügung stehen und sie auch jetzt näher mit den Weisheiten unserer Bank bekannt machen.‹‹
Sie nickte, ließ sich nicht anmerken, dass wir uns schon kannten. ››Freut mich, Sie kennen zu lernen‹‹, log sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich schüttelte ihre Hand, aufgeregt, sie zum ersten Mal zu berühren.
››Miss Dwyer, es ist mir eine ganz besondere Ehre Sie kennen zu lernen‹‹, versuchte ich mit freundlichem Lächeln zu punkten.
Sie nickte nur, betrachtete mich jedoch prüfend. Sie würde mich testen.
››Wollen wir?‹‹ fragte ich und bot ihr meinen Arm an.
Sie ignorierte ihn, nickte aber erneut und ging auf die Mitarbeitertür zu. Ich warf einen ungenierten Blick auf ihren Po, bevor ich ihr schnell folgte.
Ich führte sie durch unser kleines Gebäude, beantwortete jede ihrer Fragen mit bestem Gewissen und schien sie damit tatsächlich zufrieden zu stellen. Mein Wissen über die Bank war groß, man schaffte es nicht nur allein durch Sex mit dem Boss nach oben zu kommen. Das war mir bewusst. Immerhin konnte ich mir hier ein paar Pluspunkte schaffen.
Wir kamen schließlich an dem hintersten Büro an, mit der Aufschrift ›Miss Isabella Dwyer‹ auf der Tür. Ich überließ es ihr, selbst zu öffnen, wann immer sie wollte. Es war ihr Büro und ich würde mich – noch – nicht selbst darin einladen.
Sie betrachtete das Schild für einen Moment, bevor sie eintrat. Ich folgte ihr, wartete hier doch mehr Einführarbeit für mich. Ich hatte am vorigen Tag den gesamten Nachmittag damit verbracht, auf ihrem Tisch für Ordnung zu sorgen und alles so zu legen, dass wir es heute direkt durcharbeiten konnten.
››Ich war überrascht, Sie heute Morgen zu sehen‹‹, gab ich zu.
››Ich war überrascht, dass Sie Frauen tatsächlich mit Respekt gegenüber treten können‹‹, entgegnete sie kühl.
Miss Dwyer nahm hinter ihrem Schreibtisch platz, während ich davor stehen blieb.
››War das Teil Ihrer Ausbildung, den Arbeitsplatz schon im vorneherein auszuspionieren?‹‹ fragte ich, nun ebenfalls patzig, da sie sich keine Mühe gab.
››Nein, das hab ich mir ganz selbst ausgedacht‹‹, schoss sie zurück. ››Irgendwie muss man sich einen ersten Eindruck schaffen, ohne das einem nur vorgeschleimt wird.‹‹
Es fühlte sich an, wie unter die Gürtellinie, obwohl sie eigentlich Recht hatte.
››Was, haben Sie dem nichts entgegen zu setzen, Cullen?‹‹ fragte sie überheblich. ››Nun, ich bin schon davon ausgegangen, dass ich Recht habe.‹‹
››Wie wäre es, wenn wir uns jetzt viel eher unserer Arbeit widmen?‹‹ wechselte ich das Thema.
Wissend hob sie eine Augenbraue, nickte jedoch und hob die erste Mappe an, die auf dem Tisch lag. Ich wusste, welche es war, und begann darüber zu sprechen, ohne selbst einen Blick hineinzuwerfen. So ging es mit jeder folgenden weiter.
››Darf ich Sie zum Mittagessen begleiten?‹‹ fragte ich, als die Mittagspause näherte.
››Danke, nein. Sie dürfen gehen‹‹, entließ sie mich.
Ich nickte und zog mich zurück, mit den Worten, dass sie mich jederzeit kontaktieren dürfte, sollte etwas unklar sein.
Seufzend ließ ich mich auf den Bürostuhl an meinem Schreibtisch sinken.
Emmett, mein Tischnachbar, sah mich fragend an. ››Wie ist sie?‹‹ Diese Frage hatte viele Bedeutungen.
››Nun, zunächst hält sie nichts von mir, doch ich denke, dass ich etwas mit meinem Wissen punkten konnte. Sie ist strikt auf die Arbeit konzentriert, sehr emanzipiert. Es wird ein hartes Stück Arbeit, sie zu knacken.‹‹
››Hart, ich weiß, was du meinst.‹‹
Ich spürte einen kleinen Turmoil in meinem Bauch, als er sie so indirekt direkt als scharf bezeichnete.
Ich schüttelte das Gefühl ab. ››Wie auch immer. Hast du Hunger?‹‹
Eigentlich eine sinnlose Frage. Emmett war immer bereit zu essen.
Wir gingen in einen kleinen Laden am Ende der Straße, um uns einfache Sandwichs zu holen und etwas zu trinken. Kaum waren wir in der Bank zurück, wurde ich von Gretchen abgefangen. Sie war eine Schaltergans, dicke Brille, strenger Dutt, ich mochte sie nicht. Sie teilte mir mit, dass sie nun Miss Dwyers Assistentin war und dass ich von der erwartet würde.
Ich hatte Emmett während des Essens über meine Begegnung mit Miss Dwyer am vorherigen Tag erzählt und so klopfte er mir nun Mut machend auf die Schulter. Ich straffte meine Schultern und ging durch den langen Gang bis an die Bürotür.

Inspiration für Isabellas Anzug:
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04. Geschäfte

››Sie haben mich rufen lassen?‹‹ sagte ich, als ich das Büro betrat.
Miss Dwyer saß, wie ich sie verlassen hatte, an ihrem Schreibtisch über eine Mappe gebeugt.
››Setzen Sie sich.‹‹ Sie deutete auf den Stuhl direkt vor ihrem Schreibtisch.
Sobald ich saß, reichte sie mir die Mappe. Ich erkannte ihn sofort, der Meyer-Fall.
››Können Sie mir bitte sagen, wie dieser Antrag bewilligt wurde? Er widerspricht sämtlicher Logik!‹‹
Selbstbewusst, obwohl ich mich nicht so fühlte, setzte ich mich auf. ››Mein Team hat recherchiert und mit dem Ergebnis war es ein leichtes zu überzeugen.‹‹
››Warum ist das Ergebnis nicht vermerkt?‹‹
Was wollte diese Frau?
››Sagen wir, mein Team und ich, wir kennen jemanden, der jemanden kennt, der uns Inforationen gibt, die nicht unbedingt auf langwährigen Dokumenten vermerkt werden können. Sie werden einmal ausgesprochen und danach steht der Deal und sie werden nie wieder erwähnt.‹‹
Sie nickte langsam, bedrohlich. ››Ich werde einmal darüber hinwegsehen. Aber ich möchte nicht, dass das noch einmal vorkommt. Ich möchte über jeden ihrer Schritte, in jedem einzelnen Auftrag, unterrichtet werden.‹‹
››Was?‹‹ fragte ich schockiert. ››Das können Sie nicht machen! Das ist der Weg zum Erfolg, anders geht es nicht! Was glauben Sie, warum diese Bank überlebt hat?‹‹
››Es ist nicht die Art, wie ich arbeite und wie ich will, dass meine Bank arbeitet.‹‹
››Den alte Boss hat das nie gekümmert!‹‹ purzelte es aus mir heraus.
››Entschuldigen Sie, welcher Name steht an dieser Tür?‹‹ fragte sie pikiert.
››Miss Isabella Dwyer‹‹, murrte ich.
››Sie werden also was tun, wenn Sie ihren Job lieben?‹‹
››Auf Sie hören.‹‹ Man, die Frau nervte mich! Wenn sie nur nicht so heiß wäre! Man konnte dem und ihrer Autorität nicht widersprechen. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben, als sollte ich mich einer Frau Untergeben und ihr die Führung unterlassen. Ich hasste sie dafür!
››Na also. Scheint, als hätten Sie sich doch nicht ihre gesamte Intelligenz herausgefickt.‹‹
Mein Kopf schnappte nach oben und ich schaute sie mit großen Augen an. Hatte sie das eben wirklich gesagt? Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts. Ich musste mich verhört haben.
››Sie dürfen gehen‹‹, entließ sie mich. ››Und Blasen Sie alles ab, was Sie noch geplant haben. Ich möchte das alles ausschließlich den richtigen Weg geht.‹‹
Blasen? Ich schüttelte meinen Kopf. Ich musste mich wieder verhört haben. Sie hatte sicher nicht eine besondere Betonung auf dieses Wort gesetzt.
Ich kehrte in mein Büro zurück. Sofort versammelte ich mein gesamtes Team um meinen Tisch.
››Wir müssen entweder sämtlichen Kontakt mit James abbrechen, oder wir machen es nur noch extrem heimlich. Dwyer ist ausdrücklich dagegen, da gibt es kein Rütteln. Und sollte sie uns noch einmal erwischen, wird mein Job einen Kopf kürzer sein. Also, was machen wir?‹‹
››James ist oft der einzige Weg, um zu dem zu kommen, was wir brauchen‹‹, argumentierte Emmett. ››Wir machen weiter, aber wir halten dich raus, Edward. Wir brauchen James!‹‹
››Ich weiß, Mann!‹‹ meinte ich frustriert. ››Okay, macht ihr, was ihr machen müsst! Und ich werde dafür sorgen, dass die Berichte so echt, wie möglich, aussehen.‹‹
››Wir werden schon überall ein Mädchen finden, dass du bezirzen kannst‹‹, meinte Rick. ››Und irgendwann wirst du dann auch die Dwyer knacken, dass sie uns alles durchgehen lässt.‹‹
››Hoffen wir es!‹‹ betete ich. ››Zurück an die Arbeit. Emmett, du musst meinen nächsten Termin übernehmen, ich muss hier bleiben und Dwyers Schoßhündchen spielen.‹‹
Wir alle lachten über die Absurdität dieser Aussage. Ich hatte Schoßhunde, aber selbst würde ich niemals eines sein. Oder?
Emmett schnappte sich Loo, unser viertes Teammitglied, und machte sich auf den Weg. Ich setzte mich an mein Telefon und kam einigen von Miss Dwyers Aufforderungen nach. Alles, was zu auffällig war, wurde abgeblasen.
Etwa eine Stunde später kam Gretchen wieder zu mir und teilte mir mit, dass Miss Dwyer mich in fünf Minuten in ihrem Büro erwartete, mit all meinen aktuellen Projekten und, wenn möglich, sollte ich auch alle bringen, die für die nähere Zukunft ausstanden.
››Rick, ich werde nur die Hälfte mitnehmen. Komm in etwa einer viertel Stunde nach und bringe den Stapel hier, okay? Und vergiss deinen Charme nicht!‹‹
Rick nickte und widmete sich wieder seinem Bildschirm. Er war gerade mit etwas privatem beschäftigt, aber das störte mich nicht. Ich musste ihn zu oft zwingen, Überstunden zu machen.
››Miss Dwyer‹‹, sagte ich, als ich den Raum betrat.
››Mr. Cullen, ich hoffe doch sehr, dass ich nicht noch mehr entdecken muss.‹‹
Wir gingen die Ordner Stück für Stück durch. Natürlich fand sie überall etwas zu bemängeln und ich erinnerte sie immer wieder daran, dass sämtliche Vorgehensweisen erfolgsbelegt waren. Man konnte nicht sagen, dass ich erleichtert war, als Rick kam. Denn er brachte mehr Arbeit, mehr Zeit, die ich mit dieser anziehenden, unausstehlichen Frau in einem Raum verbringen musste. Wann immer Stille herrschte, musste ich meine Gedanken zügeln. Jede Bewegung, die sie machte, stellte ich mir in einem anderen Zusammenhang vor. Und auch die Strähne, die aus ihrem Dutt gefallen war, nachdem sie sich zum unzähligsten Male über das Haar gefahren war, half nicht.
››Miss Dwyer, dies ist Rick Sittinger. Er ist Mitglied in meinem Team.‹‹
Sie stand auf und schüttelte seine Hand. ››Mr. Sittinger, sehr erfreut. Vielen Dank für ihre großartige Arbeit.‹‹
Verwirrt schaute er mich an, breitete dann aber sein charmantes Lächeln über seine Lippen. ››Gleichfalls, sehr erfreut‹‹, sagte er.
Rick setzte die Papiere auf dem Tisch ab und fragte höflich, an Dwyer gerichtet, ob er die anderen schon wieder mitnehmen könnte. Sie nickte mit freundlichem Lächeln.
Sobald die Tür hinter Rick ins Schloss fiel, setzte sie wieder ihre gleichgültige Miene auf. Sollte das jetzt ein schlechter Scherz sein?
Eine Stunde später kehrte ich völlig auseinander genommen in mein Büro zurück.
››Ich weiß gar nicht, was du hast. Sie ist doch wirklich sehr nett‹‹, meinte Rick.
››Zu dir‹‹, brummte ich.
››Und das nur, weil du sie gestern dumm angemacht hast‹‹, lachte Emmett.
Offensichtlich hatte Rick ihm schon von seiner Begegnung erzählt. Und er Rick im Gegenzug meine. Wunderbar!


05. Andeutungen

Die Woche war die Hölle. Es schien, als würden alle, selbst die Schaltergänse, gut mit Miss Dwyer auskommen. Außer mir.
Es schien, als wäre sie zu allen freundlich, rücksichtsvoll und großzügig. Außer zu mir.
Und das nur, weil ich sie bei ihrem ersten, unangemeldeten Besuch auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Es war nicht fair.
Ihre erste Woche verbrachte ich mehr Zeit in ihrem Büro, wo sie an mir bemängelte, als in meinem eigenen. In der zweiten Woche fürchtete ich im meinen Job, denn sie drohte mir mit Degradierung, wenn ich nicht nach ihrer Pfeife tanzte. Es war, als könnte ich es ihr nie recht machen. Als würde sie erwarten, dass ich ihre Gedanken las, um zu wissen, was ich falsch gemacht hatte und wie ich es perfekt machen konnte. Und wahrscheinlich wäre sie nicht einmal dann zufrieden.
Niemand konnte verstehen, dass ich solche Probleme mit ihr hatte. Und immer weniger schienen mir glauben zu wollen.
Doch das schlimmste war, dass ich nun nicht mehr ignorieren konnte, dass sie mir versteckte, sexuelle Andeutungen machte. Und darauf reagierte mein Körper sofort. Was machst du also, wenn du vor deiner Chefin steht, meist beide Hände voll und sie etwas sagt, dass dich sofort erregt sein lässt. Ihr Gesicht dazu war stets unschuldig.
Es war das zweite Wochenende nach ihrer Ankunft. Emmett und ich saßen am Samstagnachmittag vor meinem Flachbildschirm und spielten irgendeines von seinen Lieblingsautorennen. Nebenbei unterhielten wir uns.
››Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sie gegen mich haben könnte. Sie kann wohl kaum so nachtragend sein, wegen der ersten Begegnung. Keine Frau reagiert jemals so auf mich, warum sollte sie so eine große Ausnahme sein? Allerdings bin ich mir sicher, dass ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ich meine, an so ein Gestell könnte man sich sicher erinnern, oder?‹‹
Emmett murrte zur Zustimmung. Er war viel konzentrierter auf das Spiel, als ich es war.
››Alleine dieses rote Kostüm‹‹, schwärmte ich. Ich hatte sie noch genau vor meinen Augen, wie sie sich darin vor mir aufgebaut hatte und mir mitteilte, dass ich ein schlechter Teamleiter war. Ich konnte mich nicht direkt daran erinnern, was genau sie gesagt hatte, ich wusste, dass ich Besserung gelobigt hatte. Aber dieses Kostüm… dieser enge, rote Rock, der nur bis zur Mitte ihres Oberschenkels ging, das kurze Jackett, dass nur durch die zwei Knopfreihen nicht nuttig aussah. Ein süßer Ausschnitt, der aber darauf schließen ließ, dass sie nichts, außer einem BH, darunter trug. Die knallroten Lippen im Ton des Kostüms. Die Haare streng nach hinten gebunden. ››Sie will tatsächlich Rick das Team überlassen. Ich meine, Rick!‹‹
Wieder brummte Emmett.
››Ich habe keine Ahnung, was ich ihr getan habe, um das zu verdienen. Sie behandelt mich, als wäre ich der letzte Dreck und wenn ich sie einmal darauf anspreche, dann sagt sie, im Berufsverkehr würde es heiß her gehen. So wäre das Leben.‹‹
Das war Emmetts Anstoß, das Spiel anzuhalten. ››Sie hat was gesagt?‹‹
››Ich weiß‹‹, sagte ich geplagt. ››Und sie sieht dabei vollkommen unschuldig aus. Dabei bin ich mir sicher, dass sie alles andere, als unschuldig, ist.‹‹
››Soll das heißen, sie sieht was zwischen euch, oder sagt sie dir damit, dass sie mit Rick Verkehr hat?‹‹
Wieder spürte ich das Monster in meinem Bauch, wie immer, wenn jemand anzüglich über Isabella Dwyer sprach. ››Oh man, ich hoffe nicht, dass sie was mit Rick hat! Er kann nicht die Frau haben, die ich will, das geht einfach nicht. Aber würde er damit nicht prahlen?‹‹
››Würdest du prahlen, wenn sie dich bitten würde, es nicht zu tun?‹‹ setzte Emmett dagegen.
››Nein. Wahrscheinlich nicht. Aber Ugh! Selbst wenn sie Verkehr… müssen wir das so nennen? Selbst wenn sie Sex mit Rick hat, das erklärt noch immer nicht, warum sie mich so behandelt.‹‹
››Erstmal, ich glaube nicht, dass da was zwischen den beiden ist. Ich bin mir sicher, dass wir es gewusst hätten, wenn er sie schon vorher kannte und ihre Abneigung gegen dich hat schon ab dem ersten Tag angefangen. Das kann es nicht sein‹‹, stellte Emmett fest. ››Nein, ich denke viel eher, dass sie dir etwas damit sagen möchte.‹‹
››Aber was?‹‹ jammerte ich. ››Ich versuche doch schon so zu handeln, wie sie es möchte. Ich mache ihr gegenüber keine Andeutungen jeglicher Art. Ich habe sogar aufgehört, alle Damen in der Bank zu begrüßen – und das ist wirklich ein großes Opfer! Und – Fuck! – ich hatte schon eine Woche keinen Sex mehr, nur wegen ihr. Weil sie mich stresst!‹‹
››Okay, Alter, das ist kritisch. Warum rufst du nicht Lucy an und lässt dich heute Abend mal von vorne bis hinten verwöhnen? Ich mach mich vom Acker. Und nächste Woche bezirzen wir beide die Dwyer, bis sie deinem Charme nicht mehr widerstehen kann?‹‹
››Hmpf‹‹, machte ich, nickte aber. Etwas anderes könnte ich wahrscheinlich sowieso nicht machen.

Inspiration für Isabellas Outfit:
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06. Änderungen

Lucy war ein Reinfall. Ich konnte mich nicht auf sie konzentrieren, war in meinen Gedanken bei meiner heißen, unerreichbaren Chefin. Aber konnte ich ein von Dummheit geleitetes Blondchen um Rat wegen einer anderen Frau fragen? Nein. Ich schmiss sie heraus, bevor sie überhaupt richtig gekommen war.
Ich musste die Sache mit der Dwyer klären und zwar so bald, wie möglich. Ich würde sie konfrontieren. Emmett hatte Recht. Es musste etwas geben, dass sie mir sagen wollte. Etwas, dass mir nicht bewusst war. Hatte ich einmal eine ihrer Freundinnen schlecht behandelt? Wobei ich nie eine Frau schlecht behandelte, ich machte alle Fakten klar. Ich musste mehr über sie in Erfahrung bringen. Sollte ich James einschalten? Er hatte es bis jetzt noch immer geschafft, an alle schmutzigen Details zu kommen, die ich brauchte, um mir das Leben zu erleichtern.
Es schien mir falsch, aber ich war verzweifelt genug, es zu versuchen. Gleich am folgenden Montag würde ich mit ihm in Kontakt treten.
Doch soweit kam ich gar nicht. Sobald die gesamte Belegschaft der Bank anwesend war, wurden alle Schalter geschlossen und wir wurden zu einem Meeting in den großen Konferenzraum gerufen. So etwas hatte es in all meinen Jahren als Mitarbeiter noch nicht gegeben. Niemand würde die Bank einfach mal so für einige Minuten auf Eis legen, um allen Mitarbeitern etwas mitzuteilen.
Isabella Dwyer stellte sich vor uns auf, fackelte nicht lange mit einleitenden Worten, sondern kam sofort zum Grund des Meetings. ››Es wird einige Veränderungen in ihren Arbeitsbereichen geben. Nachdem ich alles in den letzten zwei Wochen beobachtet habe, würde ich nun gerne wissen, wie Sie sich in anderen Arbeitssituationen schlagen.‹‹ Bei diesen Worten fiel ihr Blick auf mich und sie hob eine Augenbraue. ››Die gewünschten Änderungen finden Sie an der Mitarbeiterpinnwand ausgehängt. Vielen Dank.‹‹
Während die anderen sich gespannt auf den Weg nach draußen machten, um in Erfahrung zu bringen, was ihr neues Arbeitsfeld sein würde, blieb ich geschockt auf meinem Platz sitzen und starrte nach vorne an die Stelle, an der eben noch Dwyer gestanden hatte. Das war es. Mein Untergang. Geschäftlich. Und Privat. Sie.
››Was, Mr. Cullen? Nicht das typische Stehaufmännchen?‹‹ hörte ich die Stimme hinter mir, die mir im Moment der größte Graus war. Sie war so unglaublich anziehend! ››Normal sind Sie doch auch so enthusiastisch, neue Gefilde zu entdecken.‹‹ Ein Kichern, das durchaus höhnisch sein könnte, umschwirrte mein Ohr. Es wurde leiser, wie sie sich entfernte.
Ich fühlte mich, als solle ich diesen Tag beenden und vollständig aus dem Kalender streichen.
››Ed?‹‹ hörte ich Emmetts Stimme hinter mir, vorsichtig?
Schwer atmend stützte ich meine Arme auf meine Beine und mein Gesicht in meine Hände. ››Sag schon‹‹, forderte ich Emmett auf. Ich wusste, dass er inzwischen an der Neuigkeitentafel gewesen war.
Er räusperte sich. Er stand immer noch in der Tür. ››Rick wird das Team übernehmen. Ein Mann namens Jasper Whitlock ist für seinen Posten eingestellt worden. Du wirst noch im Team arbeiten, allerdings nur als Laufbursche, wie es aussieht.‹‹
Ich stöhnte laut. Ich wusste es. ››Immerhin keine Schaltergans‹‹, versuchte ich es positiv zu sehen. Aber eigentlich standen Laufburschen noch unter den Gänsen – man war nur nicht der Öffentlichkeit ausgesetzt.
Emmetts schwere Schritte näherten sich meinem Stuhl. ››Alter, du solltest dir das nicht bieten lassen. Such dir einen anderen Job. Geh nach Seattle, New York, Washington! Aber lass dir noch von der Alten deine Karriere ruinieren.‹‹
››Und wie denkst du, würden meine Chancen in anderen Banken stehen, wenn ich hier gerade so degradiert wurde? Die wollen den Grund wissen und wenn ich ihnen den nicht geben kann, bin ich entweder gleich unten durch oder sie rufen die Dwyer an und nach dem Gespräch, kann ich jeden Posten mit Sicherheit vergessen. Außerdem, ich lasse mich von dieser Frau nicht fertig machen. Was auch immer sie gegen mich hat, früher oder später muss sie es herauslassen und glaube mir, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um das wieder gerade zu biegen. Und glaube mir, am Ende von alledem werde ich sie haben!‹‹
››Das klingt wie ein Plan‹‹, meinte Emmett. ››Ich bin gespannt, wie du ihn umsetzt.‹‹
Damit ließ er mich alleine.
Ja, ich war auch gespannt, wie ich den umsetzen würde.

Die nächsten Wochen verbrachte ich ausschließlich damit, meine Person zu ändern. Ich kam meiner Arbeit mit der größten Sorgfältigkeit nach und stand sogar dem unwissenden Rick mit Rat und Tat zur Seite. Das erste Mal, als er mich um Rat fragen musste, sah er so aus, als hätte er Angst, ich würde ihn umbringen. Man glaube mir, es gab nichts, dass ich in diesem Moment lieber getan hätte. Doch stattdessen beantwortete ich jede seiner Fragen geduldig und bot ihm an, mich jederzeit wieder zu konsultieren. Ich würde dieser Frau keine Möglichkeit mehr geben, mir ins Bein zu schießen.
Von der Möglichkeit, James in die Sache hineinzuziehen, hatte ich inzwischen abgesehen. Was immer es auch war, das zwischen uns stand, ich war zu stolz, es durch einen Dritten herausfinden zu lassen. Isabella Dwyer würde es mir sagen und wenn es das letzte war, dass sie sagte oder dass ich hörte.


07. Ende

Sechs Wochen lang hörte ich nichts von meiner neuen Chefin. Sechs Wochen schien ich in sämtlichen Gemütern zu fallen. Nichts war mehr von dem glamourösen, aber arroganten Cullen übrig, ich war nur noch der nicht beachtete, vielleicht sogar verachtete Laufbursche des einstigen Erfolgteams. Mit meinen ehemaligen Freunden wechselte ich kaum noch ein Wort, beziehungsweise sie ließen sich nicht dazu herab, mit mir zu sprechen und Emmett…? Er hatte auf einer Teamfeier ein Mädchen kennen gelernt, offensichtlich eine gute Freundin der Dwyer, mit der er jetzt bevorzugt seine Freizeit verbrachte. Mit von der Partie war auch meist dieser Jasper Whitlock, der in das Team nachgerückt war, mit seiner Freundin. Offensichtlich waren auch die beiden Mädchen sehr gut befreundet.
Was es für mich gab? Die Arbeit und mein Loft, das ich bald nur noch von meinen Rücklagen bezahlen könnte.
Ich kam von meinem Postgang zurück in die Bank, als mich Gretchen abfing und mir mitteilte, dass ich mich unverzüglich bei der Chefin zu melden hatte. Ob das gute Nachrichten waren? Was konnte der Grund sein, dass sie mit einem kleinen Licht, wie mir, sprechen wollte.
An ihrer Bürotür klopfte ich und trat ein. ››Sie wollten mich sprechen?‹‹ sagte ich leise, als ich vor ihren Schreibtisch trat.
››Allerdings, setzte Sie sich.‹‹ Sie musterte mich einen Moment, es war ein normaler Chef/Angestellter Blick. Das erste Mal.
››Danke‹‹, sagte ich, als ich mich niederließ.
››Mr. Cullen‹‹, fing sie an, ihr Blick immer noch normal auf mich gerichtet. ››Ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie.‹‹
Ich nickte, wollte sie damit auffordern, weiter zu sprechen. Mein Herz sank. Das Ende.
››Ihre Stellung kann nicht mehr länger getragen werden, deswegen fühlt die Bank sich gezwungen, Sie aus ihrer Stellung zu entlassen. Wir wollen Ihnen für Ihre langjährige Treue danken und auch für ihren Einsatz zu Gunsten der Bank.‹‹ Ihr Gesicht war vollkommen neutral. Kein Funke Mitleid. Aber auch nichts von der Freude, die zu erwarten war, dass sie mich endlich loswerden konnte.
Irgendetwas platzte in mir. ››Sie wollen mich verarschen, richtig? Ich glaub es nicht!‹‹ erboste ich mich. ››Ich reiße mir hier den Arsch für Sie auf! Ich nehme hin, dass Sie mich wie der letzte Dreck behandeln, ich werde bis auf den kleinsten Job degradiert und trotzdem versuche ich einen verdammt guten Job zu machen. Ich habe sogar mein ganzes, verdammtes Leben geändert! Und was ist mein Dank dafür? Ich werde einfach so rausgeschmissen? Und ich bekomme nicht einmal eine Begründung dafür, warum Sie sich gerade mich ausgesucht haben, Ihren Sündenbock zu sein? Und kommen Sie mir nicht damit, dass es an unserer ersten Begegnung liegt! Keine Frau kann so nachtragend sein, wegen einer dummen Anmache!‹‹ Ich sprang auf und beugte mich über den Schreibtisch, schlug mit meiner Faust auf die Platte. ››Was habe ich Ihnen getan?‹‹
››Mr. Cullen, ich kann verstehen, dass sie unglücklich über die Entwicklung der Dinge sind, aber werfen Sie selbst einen Blick auf die Wirtschaft. Sie waren in einer entbehrlichen Aufgabe tätig. Wir wollen so wenige Kündigungen, wie möglich, vornehmen und dem Vorankommen der Bank dabei so wenig wie möglich schaden, das müssen Sie doch verstehen?‹‹
››Hätten Sie mich in meiner alten Stellung gelassen und nicht diesen Rick mein Team leiten lassen, dann wäre die Bank weit von Entlassungen entfernt!‹‹ knurrte ich.
››Natürlich sind Sie in Ihrer Rage davon überzeugt‹‹, sagte sie emotionslos. ››Es tut mir Leid, ich muss Sie bitten, nun zu gehen.‹‹
››Scheuen Sie sich vor der Antwort? Mir zu sagen, was Sie eigentlich gegen mich haben?‹‹
››Mr. Cullen, es wird immer Dinge in ihrem Leben geben, die Sie selbst herausfinden müssen, ohne dass Sie ihren Charme spielen lassen und andere Menschen beeinflussen.‹‹
››Sie werden schon noch sehen, was Sie davon haben‹‹, brummte ich, ohne Sinn hinter meinen Worten.
››Ach‹‹, rief sie mich noch einmal zurück, als ich bereits in der offenen Tür stand. ››Ich erwarte Dich heute Abend um sieben in meiner Wohnung, Eddykins.‹‹
Erschrocken wandte ich mich zu ihr um, aber sie war schon im Nebenzimmer verschwunden.
Hatte sie mich soeben tatsächlich Eddykins genannt? Mich geduzt? Und in ihre Wohnung eingeladen?
Eddykins?
War es nur Zufall, oder sollte sie tatsächlich wissen, dass das der Kosename meiner verstorbenen Mutter, für mich war. Sollte sie ihre Hausaufgaben tatsächlich so gut gemacht haben? Ich war fest davon überzeugt, dass ich in diesen Tagen die einzige Person war, die noch davon wusste. Es musste Zufall gewesen sein.
Ohne einmal zurückzublicken, verließ ich das Bankgebäude und machte mich auf den Weg zu meinem Appartement. Wie lange ich es noch halten könnte? Vielleicht sollte ich tatsächlich in Betracht ziehen, dieses Kaff zu verlassen, alles hinter mir zu lassen und irgendwo neu zu starten. Dieser Gedanke brachte mich zum lachen. Vertrieben aus meiner Heimat von einer Frau, die gerade einmal zwei Monate hier war. Ich. Edward Cullen.
Sollte ich ihr wirklich die Genugtuung lassen und ihrer Einladung für diesen Abend folgen? Was konnte sie mir noch zu sagen haben? Warum sollte sie nun plötzlich privaten Kontakt mit mir suchen, da sie mich endlich aus der Bank losgeworden war?
Aber ich konnte ihr nicht widerstehen. Mein Drang in ihrer Nähe zu sein, war inzwischen so stark geworden, dass ich jedem noch so kleinen Wort von ihr folgen würde, mit klopfendem Herzen. Es war schwer zu erklären, aber ich war süchtig nach dieser Frau. Ich brauchte sie. Jede Gemeinheit, die sie mir entgegen warf, war wie ein Lebenselixier. Dazu kam die Neugier zu erfahren, was sie nun wirklich an diesem Abend von mir wollte.
Allerdings müssten eine Jeans und ein simples T-Shirt genug sein.


08. Wahrheit

Die restliche Zeit, nachdem ich umgezogen war, verbrachte ich mit Telefonaten zu verschiedenen größeren Banken im gesamten Land auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Ich war mir inzwischen sicher, ich brauchte einen Neustart, in einem völlig neuen Umfeld, um mich wieder komplett selbst zu finden. Das würde ich hier ganz sicher nicht schaffen. Nicht, wo mich hier alles an meinen alten Job und an die Dwyer erinnerte. Ich bekam für die nächste Woche zwei Vorstellungsgespräche am anderen Ende des Landes. Sofort begann ich Vorkehrungen zu treffen, zur Wohnungsauflösung und meinem Umzug. Bis ich gehen musste, war alles organisiert.
Die Wohnung der Dwyer zu finden, war nicht schwer. Sie wohnte nicht weit von mir entfernt und natürlich hatte ich mich schon vor ihrem ersten Tag informiert, wo ich sie in einsamen Nächten aufsuchen könnte. Wie lächerlich mir das jetzt erschien.
Ich klopfte zaghaft.
››Komm herein‹‹, erklang eine gedämpfte Stimme. Freundlich.
Erwartete sie noch jemanden? Hatte sie vergessen, dass ich vor der Tür stehen könnte?
Schultern zuckend drehte ich an dem Türknopf. Es war tatsächlich offen. Ich trat in den schwach, von Kerzen erleuchteten Raum, der eigentlich das Wohnzimmer darstellen sollte. Mehr als ein paar Kisten – auf denen die Kerzen standen – und einem halbhohen Tisch, der von Kissen umrandet war, war hier allerdings nicht zu finden. Auf dem Tisch waren zwei Gedecke und eine schlanke, hohe Kerze. Was sollte das werden? Ein Candlelight Dinner?
Verwirrt drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, allerdings fand ich kaum eine Antwort in dieser Wohnung, die nicht bewohnt aussah.
››Verwirrend, nicht?‹‹ hörte ich Dwyers Stimme hinter mir. ››Ich hatte nie vor, so lange zu bleiben. Ich habe nur wenige meiner Dinge mitgebracht, nur das Schlafzimmer einigermaßen eingerichtet. Jetzt ist mein Aufenthalt so viel länger geworden, weil ich mich einfach nicht durchringen konnte, meine Pläne durchzuziehen.‹‹
Ich drehte mich um. Ihr Kleidungsstil war nicht viel anders, als meiner. Sie trug eine lose Stoffhose und dazu ein eng anliegendes Top. Es war unschwer zu übersehen, dass sie einen Spitzen BH darunter trug.
››Ich verstehe nicht, welche Pläne?‹‹ fragte ich.
Sie schwenkte ihren Arm zu dem Tisch. ››Möchtest du dich nicht setzen?‹‹
Es schien der einzige Weg, die Antwort zu bekommen.
Dwyer verschwand in einem Nebenraum, in dem ich die Küche vermutete, und kam kurz darauf mit zwei tiefen Tellern zurück. Den einen stellte sie vor mich, den anderen zu dem anderen Teller, an dem sie sich niederließ.
Während wir aßen, reichte sie mir ein Buch. Ich erkannte es als ein altes Jahrbuch aus meiner Zeit an der Junior High in Forks.
››Kennst du das Mädchen auf dem Bild in der Mitte?‹‹ fragte sie mich.
Ich blickte auf die Seite. ›Bella Swan‹, stand neben dem Bild, das mich dazu zwang, ein Lachen zu verkneifen. ››Ich erinnere mich an sie.‹‹
››An was erinnerst du dich?‹‹ wollte Dwyer wissen.
Ich fragte mich nach dem Grund. Was interessiert sie dieses komische Mädchen, das mir meine jungen Jahre so sehr versüßt hatte.
››Die hässliche Zahnspange, die dicke Brille, die grausen Haare, die Koordinationsschwierigkeiten‹‹, zählte ich auf. ››Ich weiß, sie war nie sonderlich beliebt und sie hat sich nie gewehrt, wenn wir sie hänselten. Sie war die Tochter des Chiefs. Irgendwann ist sie plötzlich von der Bildfläche verschwunden… Oh ja! Und sie war total verknallt in mich!‹‹
››Sie hat dich immer als ihre große Liebe angesehen und musste erst vor kurzem feststellen, dass sie immer noch nicht über ihre Gefühle hinweg ist.‹‹
››Sie kennen sie?‹‹ fragte ich verwirrt. Hatte die Dwyer sich aus Mitleid mit ihr angefreundet?
››Sie hat gedacht und gehofft und gebetet, dass du irgendwann über ihre Äußerlichkeiten hinwegsehen könntest und ihr Inneres sehen. Wie viele Jahre zuvor. Weißt du nicht mehr, dass ihr zusammen im Sandkasten gespielt habt?‹‹
Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte mich nicht erinnern, das jemals getan zu haben. ››Deswegen wissen Sie, wie meine Mutter mich als kleines Kind genannt hat.‹‹
››Ja. Deswegen weiß ich das. Und dann musste sie mit ihrer Mutter wegziehen, nachdem ihre Eltern sich geschieden hatten. Erst Jahre später hat sie erkannt, was für ein großes Arschloch du eigentlich warst und dass sie nie eine Chance gehabt hätte. Du hättest nie über deine oberflächliche Art hinwegkommen können und ihre wahre, innere Schönheit sehen.‹‹
››Warum interessiert Sie das?‹‹
››Ihre Mutter hat einen Mann namens Phil Dwyer geheiratet, sie hat vor zwei Monaten zu ihrem neuen Job entschlossen, diesen Namen anzunehmen.‹‹
Ich brauchte einen Moment, ehe ich diese Information verarbeitet hatte. ››Sie sind… Du bist… Bella Swan?‹‹
››Ich bin Bella Swan‹‹, nickte sie.
››Und der Plan war…‹‹ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte diese umwerfende Frau und dieses Kind auf dem Foto ein und dieselbe Person sein?
››Der Plan war, dich zu zerstören, genauso, wie du mich damals zerstört hattest. Es hätte schon so viel früher über die Bühne gehen sollen, aber… ich konnte einfach nicht. Du warst tatsächlich an mir interessiert. Du hast dich so sehr angestrengt, dich so sehr bemüht, es mir recht zu machen. Du hattest keine Ahnung, dass alles fruchtlos wäre. Aber du kannst deinen Job gerne wieder haben, welchen auch immer du möchtest. Schon Morgen werde ich abreisen, in meine alte Heimat und meinen alten Job wieder aufnehmen. Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen, dass alle meine Aktionen rückgängig gemacht werden.‹‹
››Tu dir keinen Zwang an. Ich habe bereits neue Jobaussichten, hoffentlich weit, weit weg von dir!‹‹ Ich schob meinen Teller zurück und stand auf. ››Ich hatte viel von diesem Abend erwartet, aber ganz sicher nicht so etwas. Ich danke dir, dass du mir die Wahrheit gesagt hast und nun hoffe ich, dass wir uns nie mehr wieder sehen.‹‹
Ohne sie noch einmal anzusehen, drehte ich mich um und verließ die Wohnung. Ich meinte sie meinen Namen rufen zu hören.
Ich konnte meine Gefühle gerade nicht erklären. Es war, als würde mein Herz in tausend Stücke gerissen. Ich hatte gerade verstanden, dass meine umwerfend schöne Chefin, Exchefin, eine Bekanntschaft aus meiner Kindheit war, die ich gehänselt hatte und die zudem auch noch jahrelang an mir interessiert war, ebenso wie ich nun an ihr interessiert war. Und dann gestand sie mir, dass sie es sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatte, mein Leben zu zerstören.
Ich schleppte mich auf direktem Weg in mein Loft zurück, legte mich in mein Bett und war… traurig.


09. Neustart

Voller Vorfreude erklomm ich die Stufen zu meinem neuen Arbeitsplatz. Das Vorstellungsgespräch in der vorigen Woche war ausgezeichnet gelaufen und man hatte mir versprochen, nur ein Jahr in dieser Position und ich könnte mich guter Hoffnung an jeder Bank dieses Landes bewerben, wobei man natürlich hoffte, dass ich treu bleiben würde. Ein Jahr müsste ich strikt unter meinem neuen Boss, Dr. Atkins, arbeiten, danach könnte ich jedes Team übernehmen, nachdem mir der Sinn stand. Es gab nichts, dass ich lieber machen würde. Ich würde dieses Jahr mit Bravour hinter mich bringen und alles erreichen, von dem ich in Forks nur hätte träumen können.
Nach etwas über einer Woche in meiner neuen Wahlheimat New York, gab es nichts, dass mir wie eine bessere Lösung erschien. Forks und alles, was dort vorgefallen war, war im hintersten Eckchen meines Kopfes vergraben und wollte in Vergessenheit geraten – ich würde es nicht daran hindern. Ich stand vor meinem großen Neustart.
Ich meldete mich unten an und wurde direkt nach oben zum Büro des Personalchefs Houver geschickt, mit dem ich schon in der vorigen Woche gesprochen hatte. Eigentlich hatte ich erwartet, sofort bei Dr. Atkins zu landen, aber so war es mir auch recht. Vielleicht würde ich noch eine kurze Einführung bekommen, dass ich meinen Job noch besser machen könnte.
Es war eine Art Assistentsjob. Ich war die berühmte Recht Hand eines hohen Tiers in der Bankgeschichte. Ich konnte mir kaum ausmalen, was ich dort alles lernen würde.
Ich klopfte an die Bürotür Mr. Houvers und trat auf sein ›Herein‹ ein.
››Mr. Cullen, schön, Sie wieder zusehen.‹‹
››Die Freude ist ganz meinerseits‹‹, antwortete ich und schüttelte seine ausgestreckte Hand. ››Es ist sehr schön, hier zu sein.‹‹
››Das ist gut zu hören, Mr. Cullen. Wir haben dem Stellvertretenden Leiter ihrer Bank nur das Beste von ihnen gehört.‹‹ Das überraschte mich, doch ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. ››Ich muss Ihnen nun aber leider mitteilen, dass die Stelle bei Mr. Atkins bereits anderweitig besetzt wurde. Er war letztendlich doch für jemand weibliches. Aber sie hatten Glück. Eine unserer ehemaligen Mitarbeiterinnen ist wieder zu uns zurückgekehrt und auch für sie waren wir auf der Suche nach einer Rechten Hand und da hatten wir an Sie gedacht. Ich hoffe, das stört Sie nicht?‹‹
Wieder eine Chefin… ››Keineswegs, warum auch?‹‹ antwortete ich. ››Wann werde ich sie kennen lernen?‹‹
››Sofort, wenn Sie wollen. Ich wollte Sie nur zunächst über die Änderung aufklären. Ihre Sekretärin erwartet sie bereits vor meiner Bürotür, Sie brauchen ihr nur zu folgen.‹‹
Ich nickte, verabschiedete mich und verließ das Büro.
Eine freundlich aussehende, ältere Dame eilte mir entgegen. ››Mr. Cullen? Guten Tag, mein Name ist Jenkins. Ich nehme an, wir werden in den nächsten Monaten eng zusammen arbeiten?‹‹
››Davon gehe ich ebenfalls aus. Freut mich, Mrs. Jenkins.‹‹ Ich folgte ihr zu den Aufzügen. Wir fuhren noch ein Stockwerk nach oben. Beeindruckt schaute ich mich um. Ich hatte eben schon das Gefühl gehabt, weit oben zu sein, aber jetzt…
Wir betraten einen Bürovorraum.
››Das ist mein Arbeitsplatz‹‹, erklärte Mrs. Jenkins und zeigte auf einen Schreibtisch direkt vor der großen Bürotür.
››Und ich?‹‹ fragte ich neugierig. Ich konnte hier keinen weiteren Tisch entdecken.
››Da drin.‹‹ Mrs. Jenkins blickte mich viel sagend an und deutete mit ihrem Finger auf die Tür. ››Gehen Sie ruhig hinein, die Dame erwartet Sie bereits.‹‹
Sie öffnete mir trotzdem die Tür. ››Mr. Cullen für Sie.‹‹
››Danke, Ronda‹‹, sagte eine verzerrte Stimme von innen. Der Raum musste groß sein.
Ich trat ein, die Tür wurde hinter mir geschlossen. Ich blickte auf die Rückseite eines großen Bürostuhles. Was sollte ich tun? Ich trat näher an den Schreibtisch heran, um einen Blick auf das Namensschild zu werfen, hatte mir bisher doch niemand diesen verraten.
››Ich hatte nichts damit zu tun, Edward, das verspreche ich‹‹, ertönte wieder die Stimme von dem Stuhl. Doch dieses Mal erkannte ich sie.
Bella schwang den Stuhl herum und blickte mich mit ihren großen, unschuldigen Augen an.
Mein Herz bewegte sich unbequem in meiner Brust. ››Du… ähm… Du siehst gut aus, Bella.‹‹
Dummkopf. Wie sollte sie sich auch in fast zwei Wochen verändert haben?
››Danke. Du auch. Aber das muss ich dir sicher nicht sagen.‹‹ Sie deutete mir, mich zu setzen. ››Wie gesagt, sie haben mich damit überraschen wollen, dass sie schon jemanden zu meiner Hilfe eingestellt hatten, für meine Rückkehr. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Du weißt, dass du erst in drei Monaten gehen kannst, wenn du wirklich willst. Ansonsten hast du fast keine Chancen mehr, in einer Bank eine gute Stelle zu bekommen. Ich denke, dass wir das schaffen sollten. Wir sind beide Erwachsen, nicht?‹‹
››Warum hast du mich nicht gleich abgelehnt?‹‹ fragte ich leise. Ich konnte sie nicht ansehen.
››Ist das nicht offensichtlich? Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Nachdem, was bei unserem letzten Treffen passiert ist, dachte ich, dass ich dich nie wieder sehen würde. Das hier war meine Chance. Selbst wenn es nur drei Monate sind, ich habe mehr Zeit, die ich mit dir verbringen darf, ehe ich für den Rest meines Lebens einsam und allein sein werde. Ich könnte verstehen, wenn du mir meinen dummen Racheplan nie verzeihen könntest, ich kann es nicht.‹‹
Vorsichtig blickte ich sie an. Sie schien ernsthaft mitgenommen, als würde es ihr wirklich Leid tun, was sie getan hatte. ››Ich denke, dass drei Monate wirklich auszuhalten sind. Und du weißt, ich habe auch keine weiße Weste.‹‹
Sie blickte zu mir auf, direkt in die Augen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. ››Auf eine gute Zusammenarbeit, die nächsten drei Monate‹‹, flüsterte sie.


10. Epilog

Bella

Den meisten Sinn machte es für mich. Ich brauchte eine Reise in die Vergangenheit, um mich
selbst zu finden und meinen weiteren Weg zu finden. So lange hatte ich diesen Mann gehasst
und erst, als es zu spät war, eingesehen, dass ich ihn liebte und brauchte.
Ich hatte ihm verziehen, nachdem ich ihm etwas Schreckliches angetan hatte. Würde er mir
auch verzeihen können? Ich würde es verstehen, wenn nicht. So schön es wäre.
Würde ich ihn jemals wieder sehen?
Das Schicksal hat uns schon so oft zueinander geführt, ich hatte Hoffnung, dass es noch ein
weiteres Mal passieren würde.

Bis es soweit war…
…würde ich warten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.11.2010

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