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Ich glaubte nicht an den ganzen Vampir Kram. Edward und Bella waren einfach unreal. Sie lebten nicht in dieser Welt, sie lebten in ihrer eigenen. Na klar, ich liebte die Bücher von Stephanie Meyer, ebenso die verfilmten Bücher und ganz besonders mochte ich, nicht Edward, sondern Jacob. Ja, ich war regelrecht vernarrt in ihn. Mein Zimmer war mit Bilder von ihm tapeziert. Doch ich glaubte nicht, dass es Vampire gab und erst recht nicht das es so eine Liebesgeschichte wirklich gab, oder das sie stattfinden würde.
Mit müden Augen hing ich an meinem Computer. Wieder einmal hatte Louis Freundin mit ihm Schluss gemacht und ich sollte Seelentröster spielen. Louis war mein bester Freund, er liebte mich wie als wäre ich seine Schwester. Er hatte eine Schwester, aber sie wollte keinen Kontakt zu ihm und seiner Familie. Sein Vater hatte vor seiner Zeit eine Affäre mit einer Reporterin aus England gehabt, diese fuhr zurück in ihr Land mit einem kleinem Kind im Bauch, eben seiner Schwester. Also nahm ich diese Rolle ein.
Doch heute konnte ich nicht, ich war müde und wollte ins Bett. Also sagte ich ihm das es mir nicht gut ginge und ich jetzt ins Bett gehen würde, er hatte Verständnis und so lag ich in meinem großen Bett wieder einmal alleine. Meine Eltern waren ausgegangen, in ein großes Restaurant der Stadt, denn mein Vater hatte wieder einmal einen großen Auftrag an Land gezogen. Ich wurde nicht einmal gefragt ob ich mit wollte. Denn ich war nicht da. Ich war noch in der Schule. Hatte Nachhilfe bei unserem grausamen alten Greis Herrn Henkus. Ich mochte ihn nicht, er war so griesgrämig, seit seine Frau gestorben war. Die Nachhilfe war nicht hilfreich, wie immer. Doch sie ersparte mir das Weggehen mit meinen Eltern, worauf ich keine Lust hatte.
Ich fand dann später einen Zettel in der Küche. Ich hatte das Haus für mich. Ich endlich konnte wieder einmal meinen Gedanken hinterher schweifen. Eins war klar ich hatte kein großes Vertrauen zu meinen Eltern. Sie wussten nichts von dem, was sich vor einem Jahr in ihrem Haus abgespielt hatte. Nichts von dem was ihrem kleinen Goldkind angetan wurde. Und wieder stieg die Angst in mir auf, die Geschichte wollte erzählt werden, mühsam kämpfte ich gegen die Tränen an, und siegte. Ich sah meinen in Lebensgröße großen Jacob an. Er zwinkerte mir zu, fing an mit mir zu reden und zog mich ein paar Minuten später mit in das Reich der Träume.
Ich weiß nicht mehr ob es ein Traum war oder die Wirklichkeit, als ich in der Nacht seltsame Geräusche gehört hatte. Ich dachte mir aber nichts dabei. Am nächsten Morgen sah ich Spuren vor meinem Fenster, sie sahen aus, wie Tatzen eines großen Hundes oder so etwas ähnliches. Wir wohnten am Strand, also besser gesagt mein Vater hatte im Garten einen strand angelegt. Fröhlich ging ich ins Badezimmer und machte mich für die Schule fertig. Das Frühstück musste ich ausfallen lassen, weil ich wieder einmal zu spät war. Wie so oft, hatte ich es überhaupt schon einmal pünktlich zur Schule geschafft? Ich wusste es nicht. Aber auch Louis war spät dran, auf den ich an unserem Treffpunkt traf. Er konnte in der Nacht nicht schlafen, weil er viel zu sehr an Franzi denken musste, er hatte immer noch nicht ganz verstanden, das sie nichts mehr von ihm wollte. Sie hatte ihm aber auch keinen Grund genannt als, sie gestern Schluss machte.
Wir kamen ein paar Minuten nach dem Klingeln an und schafften es gerade noch vor Frau Gründahl in die Klasse zu schlüpfen. Ich lies mich auf meinem Platz nieder, aber halt, das war nicht mein Platz, ich drehte mich um. Ich saß auf dem freien Platz vor meinem eigentlichen Platz. Da saß jemand auf meinem Platz. Wer war das? Louis setzte sich neben mich, und zischte mir ein “Wer ist das” ins Ohr, auf mein, “ Ich hab keine Ahnung”, kam keine Antwort, den in dem Moment kam Frau Gründahl herein. “Ohh, da sitzt ja ein neues Gesicht”, kam von ihr, während sie sich auf ihrem Platz nieder ließ. Es war ein Er, saß auf meinem Platz und sah aus wie ein amerikanisches Unterwäschemodel. Ja, er war heiß. Trotzdem hatte er nicht das Recht auf meinem Platz zu sitzen. Ich wollte gerade aufstehen und mich vor ihm aufbauen, als er an fing zu reden. Er kam tatsächlich aus Amerika, seine Eltern hatten sich getrennt und nun war seine Mutter mit ihm nach Deutschland gekommen, er konnte so gut deutsch sprechen, weil seine Mutter Deutsche ist und er oft hier bei seinen Großeltern zu Besuch war. Das alles erzählte mir Louis in der ersten Pause, ich war so geladen, weil sich dieses Etwas einfach auf meinen Platz gesetzt hatte, sodass ich ihm gar nicht zu hörte. Louis war gleich von ihm begeistert. Ich nur auf eine Art und Weise, nämlich die, dass er es schaffte innerhalb eines Tages mir meine Position als beliebteste Schülerin weg zu nehmen. Er war bei allen bekannt und alle liebten ihn, bis auf eine, ICH.
Als ich nachmittags zu Hause war, schnappte ich mir gleich das Telefon und rief meine Freundin Amelie an. Sie war vor ein paar Wochen von Oldenburg nach Dresden gezogen und ich war immer noch nicht sehr glücklich darüber. Ich hatte sie auch gleich am Telefon dran, und sie hörte mir 2 Stunden lang zu, während ich dabei mich über unseren neuen Zuwachs in der Klasse aufregte. Sie gab mir den Rat, mich nicht so schnell abschreiben zu lassen und mich mit ihm zu revonschieren, was ich aber nicht mal im Traum wagen wollte. Später beim Sport bekam ich den nächsten Schockfall. ER war auch in unseren Handballverein eingetreten, beziehungsweise er hatte es vor. Wir hatten wie immer in den zwei Stunden eine Menge zu trainieren. Denn das letzte Spiel der A-Jugend war nicht besonders gut gelaufen. Wir hatten das erste Mal in dieser Saison verloren und unser Trainer hatte dafür ein extra Trainingsprogramm entworfen, damit das nicht noch einmal passieren sollte. Nach dem Training fuhr ich mit dem Rad nach Hause, zumindest hatte ich das vor. Gerade als ich in die Innenstadt einbog, hörte ich meinen Namen, dachte aber nicht daran das auch ich gemeint sein könnte. Ich hörte gerade mein Lieblingslied von Culcha Candela, als mich ein Fahrrad streifte. Ich blickte erschrocken auf, wollte gerade loswettern, als ich merkte wer vor mir stand, es war ER. Ich wusste in dem Moment nicht einmal seinen Namen, ich wollte ihn auch gar nicht wissen. Er wollte sich dafür entschuldigen das er auf meinem Platz gesessen hatte. Ziemlich gleichgültig ließ ich ihn reden, es war mir egal warum er dort gesessen hatte und warum er jetzt in meiner Klasse war, ich wollte nur das er schnell wieder verschwand. Mit einem flüchtigen “Ja, okay, ich muss dann” verabschiedete ich mich, und trat in die Pedale um schnell nach Hause zu kommen. Als ich angekommen war, war ich wieder einmal alleine. Meine Mutter hatte noch einen Termin mit einem Patienten und mein Dad war noch in der Firma. Ich stellte mein Rad in die Garage, stellte meine Tasche in den Flur, schnappte mir meinen I-Pod und legte mich in unseren Strand. Die Sonne stand um halb fünf noch rechte gut. Okay wir hatten gerade Sommer, vor einer Woche hatte der Unterricht wieder begonnen. Ich war jetzt in der zehnten Klasse, meine Eltern meinten ich sollte mir schon einmal überlegen was ich in einem Jahr machen wollte. Eigentlich hatten sie Recht, es ist wichtig rechtzeitig einen Plan zu haben. Ich hatte meinen schon seit einem Jahr, nur meine Eltern kannten ihn noch nicht, ich hatte keine Idee wie ich meinem Vater klar machen sollte, dass ich nicht so einen Bürojob machen wollte wie er, ich wollte um jeden Preis Schmuckdesignerin werden. Malen konnte ich, schon als Kind hatte ich tolle Exemplare gemalt, und meine Eltern war stolz auf mich. Während ich im Garten lag und Musik hörte, klangen immer die Worte, Blau ist der Himmel, weiß ist der Sand, in meinen Ohren. Was hatte dies zu bedeuten?


In dieser Nacht hatte ich einen verrückten Traum. Ich rannte durch einen Wald. Hinter mir lief etwas. Ich wusste nicht was es war, nur ich hatte Angst, eine große Angst. Ich kam auf eine Lichtung und plötzlich kam Jacob als Wolf mir entgegen. Sprang über mich und rettete mich. Ich lag mitten in der Lichtung. Kurze Zeit später kam Jacob wieder legte sich zu mir und ich kuschelte mich an ihn.
Morgens wachte ich schweiß gebadet auf. Als ich mich im Badezimmer auszog, um in die Dusche zugehen, fielen einige Tannennadeln auf den Boden, war mein Traum doch kein Traum? Mein Fenster war die ganze Nacht zu gewesen, ich hatte keine Erklärung dafür. Nachdenklich verschwand ich in die Dusche. Die Nadeln verfolgten mich den ganzen Tag. Heute war Samstag, der Tag an dem ich mich immer mit Louis im Zoo traf. Im Sommer arbeiteten wir immer am Pommes Stand, um unserer Taschengeld aufzubessern. Auch Louis hatte keine Idee wie die Nadeln in meine Kleidung kamen, fantasierte aber noch weiter. Irgendwann schaltete ich ab, ich hatte keine Lust mehr über die blöden kleinen Tannennadeln nachzudenken. Außerdem wurde die Schlange immer länger, wir mussten endlich einen Zahn zulegen. Ich kneifte ihm in den Arsch, er quiekte, aber verstand was ich sagen wollte und so hatten wir bald die Schlange unter Kontrolle. Am Abend ging ich nachdenklich am Rand der Weser entlang. Das Wasser hatte etwas beruhigendes, etwas was mich entspannte. Zu Hause gab es bestelltes Essen vom Italiener, meine Mutter hatte wieder einmal nicht die Zeit gefunden zu kochen. Den ganzen Tag hatte ich noch nichts von IHM gehört, dachte ich zumindest. Während wir am Esstisch saßen und unseren Gedanken hinterher schweiften, sagte meine Mutter plötzlich etwas. “Schätzchen, da ist vorhin ein Paket, für dich angekommen. Kannst ja gleich mal schnell sehen von wem es ist.” Dabei grinste sie, ich hatte nichts verbrochen, wusste nicht von wem es war, hatte aber eine Hoffnung, dass es von Amelie war. Nach dem Essen verschwand ich schnell in mein Zimmer, machte mir meine Lieblingsmusik an und legte mir das Päckchen auf den Schoss. Es roch nach Tannennadeln und Wald. Es roch gut, ich mochte den Geruch, und unwiderruflich musste ich an Jacob denken. Es wirkte so verdammt echt. Oder war es das? Meine Neugier ließ sich kaum noch zügeln, also machte ich mich daran das Paket zu öffnen. Schon als ich die Nadeln sah, spielte in meinem Kopf schon wieder ein Film ab. Ich schüttelte mich, ich wollte jetzt kein Kino sehen, ich wollte wissen von wem das Paket stammte. Im Inneren war ein Foto, ein Tannenzweig und ein Stein. Auf dem Foto ein Bann ich spürte es. Es zog mich magisch an, wollte von mir berührt werden, auch wenn ich auf dem ersten Blick nicht erkennen konnte was darauf abgebildet war. Als meine Mutter mir um halb zehn Gute Nacht sagte, erwachte ich aus meiner Trance. Das Bild hielt mich gefangen, auch wenn ich es immer noch nicht wusste. Die Nadeln hatten sich inzwischen in meinem ganzen Zimmer verteilt, denn ich hatte mit dem Bild durch mein Zimmer getanzt, und dabei war mir der Zweig auf den Boden gefallen. Das Bild hatte eine so enorme Wirkung auf mich, dass ich erst spät merkte wie ein Stein an mein Zimmerfenster klopfte. Erschrocken sprang ich auf und stopfte das Foto zurück in das Päckchen. Als ich aus dem Fenster sah war dort niemand. Achselzuckend drehte ich mich um, und zog mich um, um ins Bett zu gehen.
Am Morgen war ich gut gelaunt, aß mein Müsli auf, und konnte Louis sogar von zu Hause ab. Selbst in der Schule hatte ich noch immer Gute Laune, sodass ich mich entschied unserem Unterwäschemodel doch noch eine Chance zu geben.
In der Pause wollte ich zu ihm gehen und mich entschuldigen. Doch als endlich Pause war, war er schon längst weg. Er ließ sich auch den Rest des Tages nicht mehr blicken. Wie plötzlich meine Gute Laune gekommen war, so war sie auch wieder weg.

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2010

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