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Man nehme eine große Dosis Optimismus, Unternehmungsgeist, Unbeschwertheit und jugendlichen Tatendrang. Verpacke das Ganze in einen schmucken Kleinbus, reinige sein Gehirn von allen Schlacken überflüssiger Bedenken um eine Indienreise mit sehr beschränkten finanziellen Mitteln und fülle seine Brust mit dem nötigen Fernweh. Dann gebe man Gas und fahre los!

 

1  Hurra Unser Muck rollt in Richtung Indien! En letzter wehmütiger Blick auf die Zugspitze. Wann werden wir Deutschland wiedersehen?

 

2 Nachsaison mit leeren Stühlen am Lago Maggiore in Italien. Wird Carmela uns dort erwarten?

 

3 Istanbul ist für mich eine der schönsten lebendigsten Städte der Welt. Treffpunkt von Abend-und Morgenland. Blick von der Galatabrücke auf die Skyline der Bosporus-Metropole

 

4 Bauer fährt seine Ernte am Izniksee ein. In dieser Gegend sind Oliven die Haupterwerbsquelle.

 

5 "Fahrt immer geradeaus, bis ein Dorf mit einer weißen Moschee auftaucht und bitte um eine Übernachtungsmöglichkeit." Hier lebt Scheich Nasser, einer der gastfreundlichsten Männer Syriens.

 

6 Auad mit Sohn. Der würdevolle" Haushofmeister" des Scheichs. Sein bloßes Erscheinen beruhigt die Gemüter im Harem.

 

7 Märchenillusion in der Wüste am Euphrat. Hirte mit Schafherde in unwirklichem Licht

 

8 Doch die friedliche Stimmung täuscht. Ein gewaltiger Sturm kündigt sich an. Bald wird der Sand alles einhüllen und Staub in jede Pore drängen. Eilig suchen die Beduinen einen schützenden Unterschlupf.

 

 9 Per Autostopp durch die Wüste. Voll gläubigen Optimismus harrt dieser einsame Mann geduldig auf eine Mitfahrgelegenheit. Und wenn er nicht gestorben ist, dann hocket er noch heute.

 

10 Babylon heißt hochstaplerisch ein erbärmliches Dorf mit zerfallenden Lehmhütten unter Palmen neben der berühmten Ruinenstadt gleichen Namens. Vor rund 4000 Jahren war ihr Symbol, der Löwe, ein Zeichen für unbegrenzte Machtfülle, vor dem die ganze Welt erzitterte. Wir zittern nicht weniger vor diesen urzeitähnlich anmutenden Wasserbüffeln des kleinen Ortes, wohin sich ansonsten kaum ein Tourist verirrt. Doch der Respekt scheint gegenseitig zu sein.

 

11 Der Iran ist gut fünfmal so groß wie Deutschland und besteht zu 75% aus Wüste oder kahlem gewaltigem Gebirge mit schwindelerregend unbefestigten Pässen. Pferde wie sie diese „Indianer“ vor imponierender Kulisse benutzen, sind passendere Beförderungsmittel als unser schon arg strapazierter „Muck“.

 

12 Auch dieser Heizöllieferant a la Iran vertraut offensichtlich lieber nur einer „Eselsstärke“

 

13 Kein Wunder, denn auf der von uns gewählten Route nach Zāhedān sieht die „Hauptstraße“ häufig so aus wie auf diesem Bild. Da bei einem VW-Bus die Hupe unter dem Boden angebracht ist, müssen wir meist auf dieses überlebenswichtige Requisit verzichten, weil es immer wieder abgerissen wird.

 

14 Diese friedliche Idylle am Rande der Salzwüste Lut täuscht. Sobald die Sonne verschwindet, sind die Nächte eisig kalt. Bis unter minus 10 Grad sinkt die Temperatur.

 

15  Schicksalstag 26. Januar 1964! Carmela und ich sitzen hinten im Bus, als der plötzlich unsteuerbar nach links von der waschbrettartigen Piste herunter rast, um mit 70 Stundenkilometern im weichen Untergrund stecken zu bleiben. Instinktiv werfe ich mich über meine italienische Gefährtin. Ein dumpfer Aufprall! Dann ist mir, als ob ich in eine unendliche weiße Fläche hineingleite.
– Das ist das Ende! Du hast dir den Schädel eingeschlagen!! –
„Hans, Hans!“ Carmelas Stimme ruft mich ins Leben zurück. Die beiden anderen sind wie durch ein Wunder ebenfalls unverletzt. Allah muss uns sehr gewogen sein...

 16 Da wir auch ohne unsere fahrende Wohnung Indien erleben wollen, wird für uns die künftige Fortbewegung Problem Nr. 1. In Pakistan und Indien gibt es ein ausgedehntes Eisenbahnnetz. Gemeinhin haben die Züge in diesen Ländern drei Klassen.

 

17 Die ersten beiden sind je nach Art des Zuges bequem bis komfortabel, die dritte jedoch verkörpert eine Spielform der Hölle, zu der wir uns aus Ersparnisgründen selbst verdammen.

 

18  Noch wirkt der Bahnsteig mit dem tief schlummernden „Drittklasspassagier“ harmlos friedlich. Das wird sich bald ändern. Dann kämpft eine unübersehbare, schreiende, gestikulierende und stinkende Menschenmenge mit riesigen Gepäckbündeln, Haustieren, Frauen und heulenden Kindern um die besten Plätze.

 

19  Am begehrtesten ist das Gepäcknetz, das hier allerdings aus einer breiten Holzfläche besteht, auf der sich bequem Schlafutensilien ausbreiten lassen, denn bei den Riesenentfernungen im Subkontinent ist der Durchschnittsreisende meist ein paar Tage unterwegs. Dabei spielen diese listigen Gepäckträger eine gewichtige Rolle. Auf der ständigen Suche nach einem Zusatzverdienst haben sie den Express schon vorher auf einem Abstellgleis entdeckt und die so hoch im Kurs stehenden Liegemöglichkeiten allesamt belegt.

 

 20  Bei einem der handfesten Burschen kann man jetzt mit etwas Glück eine einigermaßen ungestörte Nachtruhe erhandeln.

 

21  Wenn buchstäblich jeder Quadratmeter Boden mit Menschenleibern und ihren Habseligkeiten überdeckt ist, kann die Reise endlich beginnen. Inder und Pakistaner sind wahre Künstler darin, sich auf engstem Raum häuslich niederzulassen.

 

22  In großen Städten sind Motorradrikschas das billigste Verkehrsmittel, wenn man gut handeln kann. In der Nähe großer internationaler Flughäfen sind sie allerdings nicht erlaubt. Für ein Taxi zum Stadtzentrum muss der Fremde oftmals zähneknirschend den 6fachen Preis bezahlen. Zum Glück kommen wir in Karatschi, der größten Stadt Pakistans, nicht mit dem Flieger an.

 

 23  Kinder, Kinder, Kinder umringen die exotischen Gäste in Scharen, wo immer wir auch auftauchen und versuchen, jede unserer Bewegungen zu kopieren.

 

24  Kein Wunder, dass unser starker Freund, der Boxer Müller, einmal völlig die Nerven verliert. Umso verständlicher, weil unser Aufenthalt ausgerechnet in die Endphase des Ramadan fällt. Im 9. Monat des Mondjahres darf der gläubige Moslem vom Morgen bis zum Sonnenuntergang weder essen noch trinken und hat sich Sex tunlichst zu enthalten, was allerdings mit knurrendem Magen nicht weiter schwer fallen dürfte. Ob auch Dromedare davon betroffen sind?

 

25 Bei Sonnenuntergang darf endlich wieder gegessen werden. Unbekümmert um die Proteste hungriger Fahrgäste stellt diese zweiköpfige Busbesatzung kurz zuvor ihr farbenprächtiges Vehikel einfach am Straßenrand ab, um in aller Gemütsruhe das Abendbrot einzukaufen und pfeift auf den Fahrplan!

 

 26 Selbst der längste Ramadan geht vorüber. Dieses freudige Ereignis wird mit dem Eid-Fest gefeiert, dessen Beginn um einen Tag variiert. Alles hängt davon ab, ob der launische Mond sich blicken lässt. In den Bagh-i-Jinnah-Gärten mit der Frere-Hall starren die Menschen aufgeregt zum Himmel empor.

 

27 Auch diese ausgehungerten Ringer glauben felsenfest, den heiß ersehnten Erdtrabanten deutlich erkennen zu können. Mir will das allerdings mit dem besten Willen nicht gelingen. Als Ungläubiger hatte ich aber auch nicht 29 Tage lang Kohldampf schieben müssen. Die Entscheidung fällt aber durch die 7köpfige Besatzung eines Flugzeugs, das aufgestiegen ist, um Ausschau zu halten. Gelingt es einem von ihnen den Mond zu sichten, dann verkünden bald darauf Salutschüsse das Ende der Fastenzeit und die Gläubigen vereinen sich am frühen Morgen in 300 Moscheen und auf Dutzenden draußen festlich hergerichteten Plätzen und Zelten zu imposanten Dankgebeten.

 

28  Durch das Eid-Fest soll die Dankbarkeit des Moslems zum Ausdruck gebracht werden, dass Allah ihm Kraft, Ausdauer und den festen Willen verlieh, das Fasten-Ritual mit der richtigen inneren Einstellung kompromisslos durchzuhalten.

 

29  Nach Beendigung der Gebete beginnen zweitägige Feiern, die unter exotischen Aspekten ein wenig an unser Weihnachtsfest erinnern.

 

30  Man gratuliert sich und besucht sich von Familie zu Familie, wo Geschenke ausgetauscht werden.

 

 31 Besonders schön ist die Galakleidung der Mädchen.

 

 32  Festtagsbraten wurden schon am Abend zuvor sorgfältig ausgewählt, sodass köstliche Düfte aus allen Häusern dringen.

 33 Am Nachmittag beherrschen restlos überbelegte Mietbusse und LKWs die breiten Straßen. Dicht bei dicht sitzt man am liebsten in luftiger Dachhöhe, um schreiend, singend und winkend kreuz und quer durch die Metropole zu rasen.

 

34  Eselskarren sind ein anderer wichtiger Bestandteil des Feiertagstrubels. Mitten im chaotischen Autoverkehr tragen sie unbekümmert untereinander regelrechte Wettfahrten aus. Hier ein siegreiches Knabenteam!

 

35 Ein anderes Verkehrsmittel meidet wenigstens während der Feiertage die Straßen. Nirgendwo sonst auf der Welt habe ich Dromedare als Zugtiere für hochbeladene Fuhren bestaunen können.

 

 36 Dieser urwüchsige „Kameltreiber“ dagegen bietet „Wüstenschiffe“ für einen Ritt direkt am Strand von Karatschi an. Ein Spaß, zu dem wir uns nicht animieren lassen.

 

  37  Die gewaltige Badshali-Moschee von Lahore, der orientalischsten Stadt Pakistans. 1673 als letztes großes Bauwerk der Mogulepoche durch Aurangzeb errichtet. Auf ihrem 160 x 130 Meter großen Hof können sich bei besonderen Anlässen 100 000 Andächtige im Gebet zu Allah vereinigen.

 

    38 Das erste Gebot vor dem Betreten einer Moschee lautet:Schuhe aus!
Eine strikte Regel. Der Wärter scheint sie allerdings auch draußen ergeben zu beachten, wie die dunkle Einfärbung seiner Fußsohlen stark vermuten lässt.

 

     39 Die schönste Anlage aus der Mogulzeit ist der einzigartige Shalimargarten aus dem Jahre 1642.

 

     40 Hohe Mauern schirmen einen kühlen, grünen, duftenden Garten von der Außenwelt ab. Wasserläufe durchziehen Blumenbeete. Fontänen und der Schatten alter Bäume sollen erholsame Frische spenden. Ähnlich wurden im Koran die Freuden des Paradieses gepriesen.

 

     41 Schah Jahan, der berühmteste aller Mogulherrscher, ließ die Gartenanlage zu einem Palast im Grünen ausufern, um auch in freier Natur nicht auf gewohnten höfischen Luxus verzichten zu müssen.

 

      42  Am Eingang verkündet ein großes Schild unübersehbar: Wegen Bauarbeiten geschlossen!
Echte Pakistaner, die glänzende Organisierer sind, lassen sich davon nicht abschrecken. Ob durch einen kleinen Bakschisch oder Überklettern der Mauer, irgendwie kommen sie alle in die elysischen Gartengefilde. Besonders erholsam das gemeinsame Familienpicknick unter einem Baum.

 

      43 Zum Abschied erleben wir das schönste Ereignis, was alljährlich in Lahore stattfindet: Die Tier- und Pferdeshow. Edle tanzende Pferde, Prachtexemplare von Rindern, Rassehunde, Geschicklichkeitswettbewerbe für kühne Reiter, mittelalterlich anmutende Turnierspiele, eine nächtliche Tatoo-Show und die Prämierung der schönsten Tiere. Ein atemberaubender Reigen!

       44  Nur 16 Kilometer von Lahore entfernt liegt Amritsar, die erste indische Großstadt. Uns erwartet eine völlig andere Welt. Unberührt vom brodelnden Verkehr ruhen in der Nähe eines Denkmals wie auf kleinen Inseln zehn fast nackte Gestalten mit lehmverschmierten Körpern wie dieser Meditierende schon in einer anderen Welt.

 

       45 Umso mehr im Alltag verhaftet dieser wichtige Berufszweig. Zitat voll unfreiwilligen Humors aus einem indischen Reiseprospekt:
Die Behauptung der Dhobi (Wäscher) sei ein Wesen, das mit Hilfe von Oberhemden Steine zertrümmert, ist eine böswillige Verleumdung!

 

        46 Amritsar ist die Hochburg einer erst rund 500 Jahre alten Religion des Sikhismus. Inmitten der Altstadt liegt ihr einmalig stimmungsvolles Heiligtum: Der Goldene Tempel. Eine Welt beeindruckender religiöser Harmonie im positivsten Sinne.


             47 Zum heiligsten Gurdwara (= Sikh-Tempel, abgeleitet von der Bezeichnung Guru für ihre religiösen Anführer)in Indien gehört das weiße mehrstöckige Gästehaus. Es bietet jedem Tempelbesucher drei Tage kostenlose Übernachtung in einer spartanisch einfachen Zelle. Ist alles belegt, kann man eine einfache Liege als Nachtlager auf dem Flachdach aufstellen. Auch wir genießen aus luftiger Höhe unvergessliche Ausblicke auf den gesamten Komplex.

 

       48 Chandigarh, die indische Stadt der Zukunft, wurde auf dem Reißbrett vom berühmten französischen Architekten Le Corbusier entworfen. Das größte Mädcheninternat wirkt wie ein rechteckiger Kasten mit vergitterten Fenstern. Soll es gar an einen Harem erinnern, wo eingesperrte Frauen sehnsüchtig hinter Gittern hervorlugen? Trotzdem dürfen die europäischen Gäste Aufnahmen von den hübschen Schülerinnen machen.

 

    49 Das Herz der Altstadt von Jaipur ist der City-Palast. Einst Herrschersitz der legendären Maharadschas, heute Museum, das Besuchern aus aller Welt offen steht. Der in ein blütenweißes traditionelles Gewand gehüllte Wärter am Eingang gleicht allerdings mehr einem misstrauischen Wächter, der ungebetene Gäste fern halten will.

 

     50 Bedauernswerte amerikanische Ladies kurz vor dem Hitzschlag bei einem 30-Minutenritt hoch zu Elefant für stolze 100 Rupien bei glutender Sonne am Amber-Palast, 11 Kilometer von Jaipur entfernt.

 

      51 Als wir erfahren, dass in Jaipur noch ein richtiger Maharadscha lebt, sind wie ungemein begierig zu erfahren: Wie lebt ein solches Fabelwesen in der nüchternen Gegenwart?

 

       52  Nach 6 Monaten voller Gefahren und Strapazen ist es tatsächlich vollbracht! Ein Blick auf die Skyline von Bombay. Die Globetrotter fühlen sich rechtschaffen müde, erschöpft und seelisch ausgebrannt. In 14 Tagen sind wir mit dem Passagierschiff „Vietnam“ wieder in Europa! 

 

       53 Aus der erhofften Erholung an Bord wird nichts. Ein aufregendes Drama stellt alle Abenteuer auf dem langen Landweg von Berlin nach Bombay in den Schatten. Hou, ein chinesischer Student, gebärdet sich von Tag zu Tag verrückter und glaubt, ein neuer Messias zu sein. Als man ihn spöttisch verlacht, wird der massige Bursche gewalttätig und muss eingesperrt werden. Auf der letzten Seite seines Tagebuchs, das mir zufällig in die Hände fällt, lautet die letzte gespenstische Zeile in verzerrter Handschrift:
Dank!! 10 000 000 000 000 000 Mal!!!

 

 

        

 

   

 

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Tag der Veröffentlichung: 09.09.2015

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