Cover

Buch

Tagsüber ist sie eine ganz normale Studentin, doch nachts jagt die 21-jährige Sarah Wesen, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Vampire. Bis sie jemanden kennenlernt, Alexander.

Diese Begegnung ändert alles. Denn der attraktive Vampir rettet ihr nicht nur das Leben, sondern warnt sie auch vor einer Bedrohung, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

 

 

Über die Autorin:

 

Lissianna Karges ist das Pseudonym der Autorin Lara Karges, sie wurde im April 1992 in einem kleinen Dorf, im Hochwald geboren. Dort hat sie auch ihre Kindheit verbracht und angefangen erste kleine Geschichten zu schreiben.

Mittlerweile lebt sie in Trier und schreibt überwiegend Fantasy, Romantasy und Liebesromane auch mal mit Action. In ihrem ersten Buch "Ich bin dein Ende" geht es um Vampire und das soll auch nicht ihr letztes Buch bleiben. Homepage der Autorin: www.Lissianna-schreibt.jimdo.com Facebook: https://www.facebook.com/Lissianna.schreibt

 

-

Lissianna Karges

ICH BIN DEIN ENDE


Fantasyroman

 

 

2. Auflage
Erstausgabe 2014

ISBN: 978-3-7309-7394-3


Copyright © 2014 by Lissianna Karges

Coverdesign: © Isabell Schmitt-Egner; Bildquelle: Pixabay.com

Lektorat/Korrektorat: Michael Brendel

 

Alle Rechte vorbehalten

Wer Fehler findet, darf sie behalten.

 

Facebook: www.facebook.com/lissianna.schreibt

Webseite: www.Lissianna-schreibt.de

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

 

Charaktere

Sarah Diehl, 21

Marry Berger, 21 (Beste Freundin von Sarah)

Carolina Berger, 16 (Schwester von Marry)

Fabienne und Marco Diehl, 42 und 44 (Mutter und Stiefvater von Sarah)

Bianka und Peter Berger, 39 und 41 (Eltern von Marry)

Alexander Koslow, 26

John Ivanov, 25

Frank Janowitsch Petrov, 47 (Vater von Sarah)

Vivian Bergmann, 24

Anastasia Petrov, 26

Susanne Derau, 23

Jana Maier, 21

Stefan Jegrow, 24

Emilio

Daniela und Nora

Marc und Daniel

uvm.

- Prolog -

Ich bin gerade auf der Jagd. Seit zwei Stunden stelle ich schon diesem Vampir nach. Doch bis jetzt hat er noch nichts getan, was mich dazu veranlasst, ihn auszuschalten. Ja richtig – ich jage zwar Vampire, aber nur die, die gegen unsere Gesetze verstoßen. Nicht alle Vampire sind kalte Killermaschinen, denen es nur alleine ums Töten geht. Die meisten sind ganz normal, ich bin sogar mit einem befreundet. Emilio heißt der Gute. Ich habe ihn vor einem halben Jahr kennengelernt. Da habe ich mich gerade an der Uni eingeschrieben. Aber genug von ihm und zurück zu meiner eigentlichen Aufgabe.

Ich verfolge den Vampir immer noch. Es sieht so aus, als ob er einfach nur auf dem Weg zurück nach Hause ist. Ob ich mir heute Nacht den Falschen ausgesucht habe? Aber noch ist die Nacht nicht gelaufen. Ich verstecke mich hinter einer Häuserecke und beobachte, wie er weiter die Straße entlang geht. Doch dann geschieht etwas, womit ich schon fast gerechnet habe. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehen zwei junge Frauen entlang, die wohl gerade von einer Party zurückkehren. Der Vampir hebt urplötzlich den Kopf, so als habe er etwas gewittert, dass seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und das hat er auch, Vampire riechen alles und jeden. Er starrt die beiden an und überquert die Straße. Ich habe im Gefühl, dass er mehr von den beiden will, als nur ein paar Tropfen Blut. Ja, ich kann es nicht wissen – ich kann nicht sicher sein. Mein Gefühl hat mich bis jetzt jedoch noch nie getäuscht und so folge ich ihm auf die andere Straßenseite. Immer darauf bedacht, dass mich keiner sieht. Trotzdem habe ich den Verdacht von jemandem, beobachtet zu werden. Ich schaue mich noch mal sorgfältig um, kann aber keinen Hinweis auf einen Verfolger entdecken.

Der Vampir nähert sich den beiden immer weiter. Sie lachen laut und unterhalten sich angeregt. Zuerst bemerken sie ihn nicht und laufen weiter die Straße entlang.

Als sie ihn entdecken und sehen, dass er mit entschlossenen Schritten auf sie zukommt, verstummen sie und bleiben stehen. Seine Augen fangen an zu glühen und er öffnet seinen Mund zu einem Fauchen.

Sie sehen seine Fangzähne und schreien. Kurze Zeit später lösen sie sich aus ihrer Starre und laufen weg. Er läuft augenblicklich hinterher und verfolgt sie. Ich habe mich zwischen zwei parkenden Autos, weiter die Straße runter versteckt. So laufen die beiden mir genau entgegen. Als sie an mir vorbei sind, springe ich aus meinem Versteck hervor und schneide dem blutrünstigen Vampir den Weg ab. Er faucht mich an und geht dann auf mich los. Immer das leichteste Opfer, aber das kenne ich ja schon. Ich ziehe mein Silbermesser hervor und gehe ebenfalls auf ihn los. Ich hatte recht mit meiner Vermutung. Jeder Vampir, der normal nach Nahrung sucht, würde sich jetzt beruhigen und mich ansprechen. Keiner lässt sich freiwillig in einen Kampf verwickeln, denn bei den Vampiren gilt die Regel, sich immer und überall bedeckt zu halten. Doch dieser hier bekommt nichts mehr mit. Außer seinem eigenen Blutdurst und mir, da ich ihn davon abhalten will, seinen Durst zu befriedigen.

 

* * *

 

Wir kämpfen eine ganze Weile, doch dann befördere ich den Vampir mit einem Tritt zu Boden. Damit hat er nicht gerechnet. Ich stürze mich auf ihn und ramme ihm das Messer ins Herz. Er sieht zu mir auf und sackt in sich zusammen. Geschafft. Endlich.

Jetzt habe ich das nächste Problem. Wohin mit der Leiche? Hm ... Ich sehe mich um und entdecke, in einer kleinen Gasse einen Müllcontainer. Ich packe den toten Vampir an den Beinen und ziehe ihn dorthin. Gut, dass sie nicht mehr so schwer sind, wenn sie tod sind. Sonst könnte ich ihn niemals alleine in den Container heben. Kurz darauf lasse ich auch schon den Deckel zufallen und schaue mich noch mal kurz um, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

Immer noch habe ich den Verdacht, beobachtet zu werden. Verliere ich langsam meinen Verstand? Ich hoffe nicht, aber enttarnt werden, möchte ich auch nicht unbedingt. Ich schaue auf die Uhr. Vier Uhr. Na toll, um sieben muss ich wieder aufstehen. Das wird ein harter Tag.

 

- 1 -

Dring-drrring-drrrring ... Ich strecke die Hand aus und bringe den Wecker zum Schweigen, indem ich schwungvoll auf den Knopf haue. Endlich Ruhe. Drei Stunden Schlaf sind einfach zu wenig. Ich drehe mich wieder um und schließe die Augen, doch zum Einschlafen komme ich nicht mehr. Marry hat das Zimmer betreten.

Sie ist meine beste Freundin, mit der ich hier in unserer kleinen und gemütlichen WG zusammenwohne. Wir verstehen uns immer super, außer wenn sie versucht mich aus dem Bett zu werfen, wie jetzt gerade. Dann könnte ich ihr echt den Hals umdrehen.

"Sarah steh doch endlich auf, die Vorlesung beginnt in zehn Minuten."

Eigentlich habe ich heute überhaupt keine Lust, mich in der Uni, in irgendeine Vorlesung zu setzen und zu lernen. Ich schlage die Augen auf und sehe sie an. "Weißt du, wie spät es gestern war? Geh du doch schon mal vor, ich komme dann später nach."

Ich lächle sie liebenswürdig an, merke doch im selben Moment, dass es nicht viel bringen wird. Und siehe da, sie klaut mir die Decke und sagt: "Jetzt steh schon auf. Jeden Morgen kann ich dich aus dem Bett werfen. Außerdem glaube ich dir nicht, dass du nachkommst, das hast du noch nie getan."

Und so lässt sie die Bettdecke zu Boden fallen und verlässt mein Zimmer. Genervt rufe ich ihr hinterher: "Aber du schlägst dir auch nicht immer die ganze Nacht um die Ohren."

Ich stehe auf und gehe müde ins Bad um mich fertigzumachen. Die Vampirjagd gestern Nacht war wieder länger als ich geplant hatte, doch ich habe ihn erwischt. Allerdings hatte ich die ganze Nacht das Gefühl, beobachtet zu werden und das beschäftigt mich noch immer. Denn wenn mich jemand beobachtet, bedeutet das entweder, dass mir jemand auf die Spur gekommen ist. Oder einer der Vampire sich an mir rächen will, weil ich einen seiner Vampirkumpels zur Strecke gebracht habe. Aber was soll´s? Früher oder später werde ich eh erfahren, wenn mich jemand beobachtet. Na ja, wenn ich mir das Ganze nicht wirklich nur eingebildet habe.

Der ganze Stress bringt mich irgendwann noch mal ins Grab. Aber ich habe mich nun mal für dieses Leben entschieden und muss mich jetzt damit abfinden. Es ist ja nicht so, dass es mir nicht auch Spaß macht, nachts auf die Jagd zu gehen, aber von Zeit zu Zeit wird es mir einfach zu viel.

Ich mache mich schnell fertig und gehe dann zu Marry in unsere kleine Küche. Sie sieht zu mir. "Und bereit für die Vorlesung?"

Ich gebe mich geschlagen und meine: "Ja, bin ich. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Und da ich jetzt eh wach bin, kann ich dich auch begleiten."

Und so machen wir uns auf den Weg zur Uni, die von hier aus nur fünf Minuten entfernt liegt. Wir haben die Einliegerwohnung von Marrys Eltern bekommen und das ist echt praktisch. Besonders wenn einer von uns mal etwas vergessen hat, was bei uns schon mal öfter vorkommen kann. Wir sind öfter mal etwas vergesslich.

 

* * *

 

Am Mittag schlendern wir gerade in die Cafeteria, als jemand meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da kommt wohl wieder mein siebter Sinn durch. Seit ich Vampire jage, habe ich ein feines Gespür für verschiedene Dinge entwickelt. Das ist manchmal ganz nützlich.

Ich wende den Kopf und sehe einen jungen Mann, der neben der Wand an der Tür zur Cafeteria steht. Er sieht aus als gehöre er hier her, so wie er lässig an der Wand lehnt, aber irgendetwas stört mich an ihm. Er hat durchdringende blaue Augen, mit denen er mich direkt und offensichtlich anschaut und beobachtet. Und dann diese halblangen dunkelbrauen Haare, die ihm in einer wilden Frisur vom Kopf abstehen und ihn gefährlich und sexy zugleich aussehen lassen. Was denke ich da nur? Sexy? Aber was soll´s, so sieht er nun einfach aus. Vielleicht hatte ich auch zu lange keinen Freund mehr. Da musste es ja irgendwann so kommen, dass solche Gedanken anfangen in meinem Kopf herumzuspuken.

Den habe ich irgendwo doch schon mal gesehen, geht es mir durch den Kopf. Als ich mit Marry an ihm vorbeikomme, stößt er sich von der Wand ab und folgt uns. Nur Zufall? Wohl kaum. Denn wie ich unschwer erkennen kann, ist er kein Mensch, sondern ein leibhaftiger Vampir und das an meiner Uni. Na der kann was erleben, denke ich gerade, als Marry mich anstößt. "Was ist nur heute mit dir los? Den ganzen Tag bist du schon so komisch drauf. Geht es dir nicht gut?"

Ich sehe sie an. "Doch, doch alles gut. Gestern war nur wieder länger als geplant und jetzt bin ich ein wenig müde. Du musstest mich ja unbedingt aus dem Bett zerren."

Sie lächelt, da sie weiß, dass ich ihr nicht böse sein kann. Tja da habe ich wohl Pech. Ich mag meine beste Freundin einfach viel zu sehr, um mit ihr einen Streit anzufangen. Wir bedienen uns am Buffet. Heute gibt es Schnitzel mit Pommes und Salat. Das Mensaessen schmeckt hier eigentlich immer ganz gut und der Preis ist auch okay. Ich kann ja durch meine Jagd keinen Nebenjob annehmen und bin froh, dass Mary mich da unterstützt. Sonst würde ich bestimmt nicht über die Runden kommen. Von meinen Eltern bekomme ich gerade mal 100 Euro im Monat, sie denken, dass ich nebenbei arbeiten gehe. Ich kann ihnen ja nicht sagen, womit ich mir wirklich meine Freizeit vertreibe. Sie würden denken, ich hätte sie nicht mehr alle. Sie ist eh schon genervt von mir, da ich sie immer wieder nach meinem leiblichen Vater frage. Sie erzählt mir ja einfach nichts über ihn. Und wenn ich jetzt auch noch damit ankomme, dass ich nachts Vampire jage, würde sie mich wahrscheinlich direkt für verrückt erklären. Also behalte ich das Ganze besser für mich. Verstehen tue ich mich sonst eigentlich gut mit meinen Eltern, auch wenn wir uns jetzt nicht mehr so oft sehen.

Als wir dann am Tisch sitzen, kommt der Typ – besser gesagt Vampir - zu uns und spricht mich an: "Hey, hätte nicht erwartet, dich heute schon hier zu treffen. Wie geht es dir, gestern warst du ja lange unterwegs?"

Marry schaut mich verwundert an und ich sehe mit einem genervten Blick zu ihm auf. "Kennen wir uns?"

Von gegenüber bekomme ich einen belustigten Blick zugeworfen, der typisch für Marry ist. Kurz darauf täuscht sie einen Hustenanfall vor, um ihr Lachen zu verbergen. Doch er ignoriert es gelassen und wendet den Blick nicht einmal von mir ab. "Nein, aber vielleicht bald. Ich bin Alexander und du bist ...?"

Ich sehe ihn liebenswürdig lächelnd an. "Das geht dich wohl nichts an, Alexander."

Er lächelt ebenfalls und beugt sich dann zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. "Und ob mich das etwas angeht. Ich weiß, warum du Nacht für Nacht unterwegs bist. Wir werden uns schon sehr bald wieder sehen."

Schon hat er unseren Tisch wieder verlassen. Ich schaue ihm verwundert hinterher, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Er kann doch nicht wirklich wissen, dass ich nachts Vampire jage oder? Ist er etwa mein Verfolger von letzter Nacht?

Marry sieht zu mir. "Und was für ein Geheimnis musste er loswerden? Ich habe kein Wort von dem verstanden, was er zu dir gesagt hat, so leise hat er gesprochen."

Ich möchte nicht, dass die anderen etwas mitbekommen und so flüstere ich: "Er meint, er wüsste, womit ich mir nachts die Zeit vertreibe."

Sie sieht verwundert aus und fragt dann: "Meinst du, er weiß es wirklich?"

Ich beuge mich weiter zu ihr. "Marry, er ist ein Vampir, also ist es durchaus möglich. Außerdem hatte ich die letzte Nacht das Gefühl, beobachtet zu werden. Jetzt habe ich den Verdacht, dass er es war, der mich verfolgt hat."

Sie stößt einen verwunderten Laut aus und wirft mir vor: "Wieso hast du mir denn nichts davon gesagt, dass du das Gefühl hattest, verfolgt zu werden?"

"Was hätte das denn gebracht? Ich war mir ja noch nicht mal sicher."

Sie stimmt mir zu und schweigt dann nachdenklich. Dann machen wir uns auf den Weg in unsere nächste Vorlesung.

Weder sehe oder höre ich die nächsten Tage von Alexander, trotz seiner Andeutung. Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass ich schneller wieder etwas von ihm hören würde. Aber mal sehen, wann er auftaucht.

 

* * *

 

Einen Tag später ist es auch schon Wochenende und ich habe mit Marry einen Ausflug, in einen Club in der Stadt geplant. Darauf freuen wir uns beide schon riesig. Doch ich hoffe auch, dort einem Vampir zu begegnen. Die letzten Nächte waren nicht wirklich berauschend, was die Jagd angeht.

Als wir am Abend in der Disco sind, kann ich mein Glück kaum fassen. Nachdem ich einige Zeit mit Marry getanzt habe und wir uns an die Bar setzen, flirtet mich doch tatsächlich ein hübscher Typ an. Und wer hätte das gedacht, der Gute ist ein Vampir. Das erkenne ich direkt, denn mit der Zeit habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wer ein Vampir ist und wer nicht. Genau erklären kann ich mir das bis heute noch nicht, aber es ist sehr hilfreich. Am Anfang konnte ich das noch nicht und das hat zu einigen Verletzungen geführt, die auch heute noch zu sehen sind. Die Vampire, die ich jage, leisten immer Widerstand, wenn ich ihnen an den Kragen will. Aber teilweise kann man das auch verstehen, denn wer lässt sich schon einfach so ohne Gegenwehr umbringen.

Die Nacht könnte so ja doch noch erfolgreich enden, wenn ich es schaffe, ihn nach draußen zu locken. Ich werfe Marry einen Blick zu und gebe ihr zu verstehen, dass er ein Vampir ist. Sie weiß sofort was ich meine und mischt sich nicht ein.

Wir haben ja auch extra, zu diesem Zweck, ein Zeichen ausgemacht, mit dem ich sie vorwarnen kann, ohne sie ansprechen zu müssen. Denn bei dem guten Gehör der Vampire würde das sonst in einem Desaster enden.

Nachdem wir einige Zeit zusammen mit ihm an der Bar gesessen und uns auch ganz nett unterhalten haben, fragt er mich: "Magst du mit mir nach draußen kommen?"

Ich blicke zu Mary und würde sie lieber nicht alleine lassen. Er wird wohl nicht der Einzige sein, der heute Nacht hier unterwegs ist. Doch er packt mich grob am Arm und zieht mich mit sich. Ich werfe der erstaunten Marry einen Blick zu. Ich bemerke, dass sie auch angesprochen wird, doch viel mehr sehe ich dann nicht mehr, da ich weiter unsanft durch die tanzenden Menschen gezogen werde. Na da ist wohl die Nettigkeit für heute vorbei. Ich hoffe Marry passiert nichts und der Kerl, der sie angesprochen hat, will einfach nur mit ihr flirten. Mein Begleiter zerrt mich immer weiter durch die Menge, auf den Ausgang zu. Keiner beachtet uns. Mir soll es recht sein. Für mich wird dieser Vampir, bald sowieso nicht mehr unter den Lebenden weilen.

 

* * *

 

Ja, Vampire sind nicht untot, sie haben ein schlagendes Herz, wie auch jeder normale Mensch. Nur gibt es da einen kleinen Unterschied und zwar das Blut, das sie zum Überleben brauchen.

Normalerweise töten sie keine Menschen, um zu trinken, aber es gibt immer ein paar, die doch aus der Reihe tanzen müssen. Ich habe es nur auf die abgesehen, die sich nicht an die Regeln halten können. Woher ich das bei diesem weiß? Genauso wie ich spüre, dass er ein Vampir ist, kann ich ihm ansehen, dass er sich nicht an die Regeln hält. Vampire die regelmäßig zum Spaß töten, haben ein ganz bestimmtes Auftreten, wenn ich alleine mit ihnen bin. Oft beobachte ich den Vampir vorher auch eine ganze Weile, bevor ich zuschlage. Oder warte, bis er sich über mich hermachen will. Ich will damit nicht sagen, dass ich zu Anfang nicht mal den Falschen erwischt habe, aber es hat bis jetzt ganz gut geklappt.

Ich habe keine Chance gegen ihn, nicht solange noch so viele Menschen um uns herum sind, die verletzt werden könnten. Also lasse ich mich von ihm nach draußen ziehen und hoffe nur, dass Marry auch ohne mich klarkommt. Bis jetzt ist ihr noch nie etwas passiert, aber ich lasse sie auch nie lange alleine.

Wir treten durch die Tür und landen auf der leeren Gasse hinter dem Club. Ich habe kaum Zeit zu reagieren, da stößt er mich schon grob gegen die Wand. So ein Mist. Jetzt komme nicht mehr an mein Silbermesser ran. Das kann doch nicht wahr sein. Ich muss doch etwas tun können. Ich will nicht sein nächstes Ofer sein. Ich versuche die Panik zu bekämpfen und mich zu konzentrieren. Kurz darauf klappt es und ich kann wieder klar denken. Ich sehe, dass er etwas in der Hand hält. Aber ich kann nicht erkennen, was es ist. Ich schreie um Hilfe und er hebt eine Hand, um mir den Mund zuzuhalten. Da sehe ich meine Chance. Er hält mich nur noch mit einer Hand fest. Hoffnungsvoll ihm zu entkommen, taste ich nach meinem Messer, doch mein Arm ist zu kurz. So ein Mist. Ich überlege noch, was ich gegen ihn tun könnte, da wird er schon von mir weggerissen. Ich lande unsanft und überrumpelt auf dem Boden. Und wen sehe ich da? Alexander. Das ist doch jetzt nicht sein Ernst. Hat er mich gerade wirklich gerettet oder träume ich nur. Ich schüttele den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Was er hier wohl macht? Ist er hier, um mir zu helfen?

Ich kann gar nicht glauben, dass er mir hilft. Er ist doch selber ein Vampir. Doch als er plötzlich ein langes Messer aus seinem Mantel zieht und dem Vampir mit einem Hieb den Kopf abtrennt, bestehen für mich keine Zweifel mehr. Er ist hier, um mir zu helfen.

Alexander kommt zu mir und streckt mir die Hand hin. Ich ergreife sie und lasse mir von ihm aufhelfen. "Da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen."

Ich gebe nur ein Schnauben von mir und entziehe ihm meine Hand, wobei ich bemerke, dass ich mir den ganzen Unterarm an dem rauen Boden aufgeschürft habe. Er sieht mich grimmig an. "Ein Dankeschön würde mir schon reichen. Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du da unterwegs warst?"

Das überrascht mich jetzt doch und ich sehe neugierig zu ihm auf. "Nein, sag du es mir doch, wenn du so viel darüber weißt!"

Alexander tritt wieder an meine Seite und sagt leise zu mir: "Ok, dann komm mit, ich sage es dir. Hier können wir nicht darüber sprechen, zu viele Ohren, die zuhören."

Ich frage mich, woher er das weiß und weigere mich ihm zu folgen. "Erstens, meine beste Freundin ist noch da drin und zweitens gehe ich mit dir nirgendwohin. Wer weiß, ob ich dir vertrauen kann! Ich kenne dich ja nicht mal!"

Er packt mich am Arm und zieht mich einfach mit sich. Nicht schon wieder. Einmal am Abend zu spüren, wie wehrlos ich doch bin, ist genug und so bleibe ich stehen und reiße mich los. "Es reicht! Wenn ich Nein sage, dann meine ich das auch so. Kapiert?"

"Ja, ist schon gut. Aber ich bitte dich, begleite mich. Wir müssen uns unterhalten. Das, was ich dir erzählen werde, ist sehr wichtig."

Nachdenklich sehe ich ihn an. Ob ich bereit bin ihm zu vertrauen, muss ich erst noch entscheiden. Dann denke ich an meine beste Feundin. Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, dass ich sie einfach alleine gelassen habe. "Aber was ist mit Marry? Sie ist ganz alleine da drinnen. Ich lasse sie nicht alleine."

"Deine Freundin ist in guten Händen und ich tue dir auch nichts, versprochen."

Ich entscheide mich, mit ihm zu gehen - vorerst. Er bemerkt, dass ich bereit bin ihm zu folgen und lächelt mich kurz an. Er führt mich zu einem Auto ganz in der Nähe. Schwarz, dunkel und tiefergelegt. Genau das Auto, das ich von ihm erwartet habe.

Wer wohl bei meiner Freundin ist? Ich frage ihn: "Wer ist bei Marry?"

Alexander erwidert: "Ein guter Freund von mir, er wird sie sicher und unversehrt zu Hause abliefern."

Er öffnet mir die Beifahrertür und weist mich an einzusteigen. Ich lasse mich auf den Sitz sinken und er schließt die Tür. Kurz darauf sitzt er auch schon neben mir und wir fahren los. Ich beobachte ihn beim Fahren. Er fährt schnell, aber auch sicher und beherrscht.

Nachdem Alexander eine ganze Weile geschwiegen hat, frage ich an ihn gewandt: "Wieso hast du mir geholfen, ich meine ..."

Er unterbricht mich, indem er anfängt zu erzählen. "Ich verfolge Nick schon eine ganze Weile und heute Abend wollte ich ihn endlich erwischen. Und mit deiner Hilfe hat es auch funktioniert."

Mit meiner Hilfe? Das glaube ich ja jetzt nicht. Er hat mich als Köder benutzt. Und das ohne die kleinste Vorwarnung. Ich sehe wütend zu ihm. "Willst du mir etwa gerade sagen, dass du mich absichtlich als Köder benutzt hast?"

Er sieht kurz zu mir und achtet dann wieder auf die Straße. "Reg dich bitte nicht auf, ich habe die ganze Zeit auf dich geachtet. Dir wäre nichts passiert und ist es ja auch nicht. So war er ziemlich abgelenkt und deswegen habe ich vorher nicht eingegriffen. Doch dann habe ich gesehen, dass du in der Falle sitzt und habe gehandelt."

Ich atme ein paar Mal tief durch. "Also jagst du Vampire, aber wieso?"

Alexander lächelt mich kurz an. "Aus demselben Grund wie jeder andere auch. Genauso wie es böse Menschen gibt, gibt es auch Vampire, die sich nicht an die Regeln halten. Wie ich sehe, glaubst du nicht, dass alle Vampire böse sind, so wie andere Menschen. Sonst würdest du wohl kaum mit mir im Auto sitzen."

Ich lächle ihn an. "Ja, du hast recht."

Er bemerkt, dass ich lächle und schaut kurz zu mir. Er konzentriert sich wieder auf die Straße und fragt: Wie kam es dazu, dass du anfingst, Vampire zu jagen?"

Mich holt die Erinnerung an einen schrecklichen Abend ein. Eine Erinnerung, die ich eigentlich vergessen wollte. Ich senke den Kopf und sage leise: "Ein Vampir hat eine Freundin von mir und ihre Familie getötet, es war einfach schrecklich. Ich habe diesen Vorfall nur überlebt, da ich kurz davor das Haus verlassen habe. Als ich auf den Krach im Haus aufmerksam geworden bin, bin ich sofort zurückgelaufen. Aber ich kam zu spät, ich konnte ihnen nicht mehr helfen. Seitdem jage ich Vampire."

Ich merke, wie das Auto anhält und dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter. Ich blicke auf und er fragt: "Wie alt warst du?"

Ich flüstere mit gebrochener Stimme: "Achtzehn."

Und schon kehrt meine Erinnerung zurück.

 

* * *

 

- Rückblende -

Ich bin bei Jana zu Hause und habe gerade mit ihr Hausaufgaben gemacht. Sie ist meine beste Freundin und wir sehen uns fast jeden Tag. Jetzt sitzen wir am Tisch und essen gemeinsam mit ihren Eltern zu Abend. Da klingelt mein Telefon, es ist meine Mutter. Sie fragt mich, wann ich nach Hause komme, da mein Stiefvater jetzt zu Hause ist. Ich sage ihr, dass ich noch fertig esse und mich dann direkt auf den Weg machen werde. Da sie mir schon heute Morgen gesagt hat, dass wir heute noch etwas zu besprechen haben, beeile ich mich fertig zu essen. Es geht um ihre Dienstreise nächste Woche. Jana weiß auch schon, dass meine Eltern eine Weile weg sein werden. Wir haben schon überlegt, ob ich so lange bei ihr bleiben könnte. Aber meine Mutter findet die Idee nicht so gut. Vielleicht schaffe ich es, sie heute davon zu überzeugen.

10 Minuten später verlasse ich das Haus und gehe die Straße entlang. Von hier aus sind es nur ein paar Blocks, bis zu mir nach Hause. Ich gehe fast immer die kurze Strecke zu Fuß. Ich biege gerade um die Ecke, als ich einen Schrei höre. Es war bestimmt einfach nur ein Kind. Doch dann höre ich wieder diesen lauten Schrei. Ich kenne die Stimme, es ist die Stimme von Jana. Da stimmt doch etwas nicht. Ich drehe um und laufe so schnell ich kann, zurück zum Haus. Als ich an der Einfahrt ankomme, höre ich noch einen Schrei von Jana und kurz darauf einen Knall, wie von einem zersplitternden Fenster. Oh mein Gott, was ist da nur los. Gerade war doch noch alles in Ordnung. Als ich oben bei der Treppe ankomme, bemerke ich, dass die Haustür aufsteht. Ich sehe in den Flur und erblicke die Mutter von Jana blutend auf dem Boden liegen. Überall ist Blut. Als ich weiter nach hinten durch den Flur schaue, bemerke ich am anderen Ende einen Mann. Aber dann sieht er mich an und ich kann ich kaum glauben, was ich da ausmache. Seine Augen leuchten und erst seine Zähne. Sie sind lang und spitz, wie die Eckzähne von einer Raubkatze. Ein Vampir, das ist doch nicht möglich. Ich schreie so laut, dass jetzt endgültig alle Nachbarn merken, dass etwas passiert ist. Kurz darauf werde ich zur Seite gezogen und schaue benommen zu, wie sich ein Mann zu Janas Mutter auf den Boden kniet. Dann höre ich Sirenen und sinke an der Tür zusammen. Ich kann das alles gar nicht glauben. Ich war doch gerade noch hier, wie kann das nur sein.

Ich werde in eine Decke gewickelt und dann ist meine Mutter da. Wie kann sie nur so schnell hier sein? Ich sehe, wie einer der Polizisten zu uns kommt und mich fragt, was passiert ist. Ich sehe weinend zu ihm auf. "Ich war gerade noch hier und alles war gut. Nach dem Essen bin ich gegangen und dann habe ich die Schreie gehört. Ich bin sofort zurückgelaufen, doch ich war zu spät. Ich war einfach zu spät."

Meine Mutter sagt zu ihm, dass es genug ist und er meint, dass er meine Aussage aber überprüfen muss. Dann geht er. Er fragt die Nachbarn und einer bestätigt, dass er erst die Schreie gehört hat und dann gesehen hat, wie ich zurück zum Haus gelaufen bin. Ich sehe zu meiner Mutter, die mich noch immer im Arm hält. "Was ist mit Jana und ihrem Vater?"

Sie senkt den Kopf. "Es tut mir Leid mein Schatz, aber sie sind alle tot. Der Polizist hat es mir eben gesagt."

Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich breche wieder in Tränen aus. Ich habe meine beste Freundin verloren. Und das was ich im Flur gesehen habe, kann ich einfach nicht vergessen. Sagen kann ich es ja auch keinem, wer würde mir schon glauben. Und ich habe keine Lust in irgendeiner Klinik zu landen.

- Rückblende Ende-

 

* * *

 

Als ich wieder daran zurückdenke, fange ich an zu weinen und drehe mich von ihm weg. Ich möchte nicht, dass er mitbekommt, wie schwach ich bin. Vor ihm weinen, will ich schon mal gar nicht. Das ist mir so peinlich und ich weiß nicht, wie er darauf reagiert. Doch er packt mich sanft an den Schultern und dreht mich wieder zu sich um. Dann zieht mich in seine Arme. Ich will mich von ihm lösen, aber er sagt beruhigend: "Ganz ruhig, ist schon in Ordnung. Ich kann dich verstehen, dass war bestimmt keine leichte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: © Lissianna Karges
Bildmaterialien: Coverdesign: © Isabell Schmitt-Egner; Bildquelle: Pixabay.com
Lektorat: Michael Brendel, Anika
Tag der Veröffentlichung: 06.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7394-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die gerne Fantasy lesen und auch Indie Autoren eine Chance geben. "Lesen heißt durch fremde Hand träumen." (Fernando Pessoa)

Nächste Seite
Seite 1 /