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Prolog

10.05.6020

Wieder nach Hause! Ich habe schon meine Sachen gepackt und warte jetzt auf das Shuttle, das mich in die Hauptstadt, nach Erot, bringt. Vom Hauptflughafen gehe ich dann zu Fuß nach Hause!

Endlich zuhause! Meine Mutter war überglücklich, als ich durch die Tür kam! Das erste, was mein Vater mich gefragt hat, war wie immer: „Und? Was hast du so getrieben?“ Naja, so ist er eben. Wahrscheinlich hat das mit seiner militärischen Vergangenheit zu tun … Aber das Beste daran, dass ich wieder zu Hause bin, ist eindeutig das Essen! Meine Mutter ist definitiv die beste Köchin der Stadt! Morgen werde ich zur Verwaltung gehen müssen und mich zurück melden. Bürokratie! Danach werde ich zu Eli gehen. Hoffentlich wohnt er immer noch in der Nähe des alten Raumhafens.

 

 

11.05.6020

Heute war ich auf der Verwaltung. Mann war das langweilig! Zuerst musste ich über eine Stunde warten, nur um dann einen Zettel zu bekommen, auf dem stand, dass ich mich morgen um 11 Uhr in Trakt 1-K melden soll! Na toll! Der Tag war dann auch schon im Eimer! Trakt 1-K ist nämlich der Trakt für das Militär. Also wollten die mich entweder im Militär oder in irgendeinem Geheimdienst. Als ich dann endlich fertig war, also nach fast eineinhalb Stunden ging ich zum alten Raumhafen. Und tatsächlich! Eli war noch da. Wir unterhielten uns eine Weile, ich erzählte ihm, wie das Trainingslager gewesen war, er erzählte mir, was sich in der Stadt alles getan hatte. Und das war eine Menge! Eine andere Bande – die Futures – hatten das Drogenmonopol übernommen. Dabei waren viele meiner Freunde gestorben. Unser alter Ring – das Kartell – in Anspielung auf die alten Drogenringe auf der Erde war zerschlagen worden. Aber die Infrastruktur war noch intakt, also konnten wir immer noch jeden erreichen. Nur dealten mittlerweile alle für die Futures.

 

12.05.6020

Heute musste ich zum 1-K. Also zog ich einen Anzug an. Eine Minute vor elf stand ich vor dem Eingang des Militärtraktes, ich atmete tief durch und betrat dann 1-K. Sofort wurde ich von zwei Wachleuten aufgehalten. Ich zeigte ihnen den Zettel, den ich am Vortag bekommen hatte, und wurde dann in das Büro eines Generals gebracht, General Dasser oder so. Und erst in diesem Büro beginnt die eigentliche Geschichte, die man Leben nennt!

„Mister Smith bleiben Sie ruhig sitzen!“

Mit diesen Worten betrat der General sein Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch, vor dem ich saß.

„Wie ich sehe, waren Sie einer der Besten, die je in Laynleg waren! Sie haben den alten 20-Kilometer-Rekord um mehr als zehn Minuten unterboten! Wissen Sie eigentlich, wer den Rekord vorher gehalten hat?“

„Nein, Sir.“

„Ich! Und Sie haben meine Zeit pulverisiert! Deshalb will ich Sie in meiner Einheit!“

„Und um was für eine Einheit handelt es sich?“

„Nun, meine Einheit ist die beste Geiselentschärfungseinheit in diesem Sonnensystem. Wir waren schon auf Elor-1, Elor-2 und Elor-15.“

„Elor-1? Aber das muss dann ja während der großen Krise gewesen sein!“

„Richtig! Es war im Jahre 6000. Wir hatten den Auftrag, einen kleinen Handelstransporter der Vereinigten Allianzstaaten zu befreien.“

„Ein Handelsschiff der Vereinigten Allianzstaaten? Aber die Handelsrouten verlaufen doch ganz anders! Wie kam es denn in unser Sonnensystem? Und wer hat es denn geentert? Niemand kann so dumm sein und die Vereinigten Allianzstaaten angreifen!“

„Ihr stellt die richtigen Fragen! Das ist gut! Nun, das Schiff war hier, weil es einer Supernova ausweichen musste! Wer das Schiff geentert hat, kann ich Ihnen leiden nicht sagen. Ich weis es selber nicht. Sicher ist nur, dass das Schiff vollkommen leer war, als wir es fanden.“

„Aber wer wäre denn dazu in der Lage? Es gibt doch niemanden, der mit den VAS im Krieg ist oder war!“

„Nun, das ist nicht ganz korrekt, stimmt aber weitestgehend. Es gibt einen intergalaktischen Terrorring, die Telkterran Allianz, der wahrscheinlich in der Lage wäre die VAS anzugreifen. ‚Aber einen Transporter? Wer greift denn bitte einen einzelnen Transporter an?‘ So zumindest dachten die Meisten, aber wir nicht. Wir fragten bei den VAS an, und bekamen tatsächlich eine Antwort! Leider war sie kaum zufriedenstellend. Die Antwort lautete: ‚Der kleine Handelstransporter ‚Helix‘ war unterwegs zu einer entlegenen Kolonie, um den dortigen Siedlern Nahrung zu bringen.‘ Das war natürlich ausgemachter Blödsinn.“

„Und was war an Bord der Helix?“

„Sie gefallen mir! Sie stellen genau die richtigen Fragen! Nur leider kann ich Ihnen Ihre Frage nicht beantworten, wir wissen es nicht.“

Der General lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück, erinnerte sich aber wohl plötzlich daran, dass er nicht alleine war.

„Aber um wieder zu Ihnen zu kommen: Wir würden Sie gerne in unserer Einheit sehen!“

„Ich … Ich soll zum Militär? Zu einer Son-der-ein-heit?“

„Ja! Ich habe mir Ihren Lebenslauf angesehen. Sehr beachtlich! Schulabschluss mit Siebzehn, dann ein halbes Jahr Universität, bis Sie aus „mangelndem Interesse“ das Studium abgebrochen haben, danach haben Sie drei Monate in einer Werkstatt geschraubt um sich genug Geld zu verdienen, um nach Laynleg gehen zu können. Dann Abschluss des Trainings als Bester. Und jetzt sitzen Sie hier vor mir und wundern sich, warum Sie hier sind? Sie sind einer der besten Schützen dieses Planeten! Sie haben einen neuen 20-Kilometer-Rekord aufgestellt! Sie sind wie gemacht für diesen Job!“

„Sir, ich denke wirklich nicht, dass ich für diesen Job geeignet bin! Das, was Sie da eben erzählt haben, mag zwar stimmen, aber ich wollte nie zum Militär und will es noch immer nicht.“

„Kommen Sie schon! Das Militär kann Ihnen alles bieten …“

„Nein, Sir! Das kann es nicht! Ich danke Ihnen für Ihr freundliches Angebot, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich es nicht annehmen! Auf Wiedersehen!“

Mit diesen Worten verließ ich das Büro und den gesamten Komplex. Auf dem Weg nach draußen wurde ich nicht aufgehalten, es hätte mich auch nichts und niemand umstimmen können! Ich war fest entschlossen, nicht zum Militär zu gehen. Ich wollte eine Familie, einen sicheren Beruf, vielleicht ein Haus auf dem Land. Aber ich wollte sicher nicht das gefährliche Leben eines Soldaten!

 

10.06.6020

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Ich wurde von den Sirenen der Luftwaffe wach!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Was ist denn los? Warum … Oh nein! Das sind Luftschutzsirenen!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Das kann nur bedeuten, dass wir angegriffen werden!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Ich sprang auf, zog mich schnell an und rannte in die Küche. Meine Eltern waren auch schon da.

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

„Da bist du ja! Los schnell!“

Wir packten ein paar wenige Lebensmittel ein und verließen dann die Wohnung. Wir rannten das Treppenhaus hinunter, weil der Aufzug mal wieder kaputt war. Zum Glück wohnten wir in einem kleinen Haus, das nur zwanzig Stockwerke hatte. Die Treppe war voll. Jeder versuchte, möglichst schnell nach unten zu kommen. Schließlich schafften wir es und rannten sofort über die von Flüchtenden überquillenden Straßen zum Raumhafen.

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Ich sah, wie die ersten Flüchtlingstransporter den Raumhafen verließen und versuchten, möglichst schnell vom Planeten wegzukommen.

WUMM!

Ich wurde durch die Luft geschleudert und landete zwanzig Meter weiter in einem Haufen Kartons.

Was war das denn?

Ich drehte mich um und sah, dass ein riesiges Geschoss die Straße hinter uns zerfetzt hatte!

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

„Komm schnell! Wir müssen zum Hafen! Schnell!“

Ich sah meinen Vater und rannte zum Raumhafen.

WUMM!

Das Geschoss schlug in das Empfangsgebäude des Raumhafens ein und riss es entzwei.

Tuuut! Tuuut! Tuuut! Tuuut!

Die Sirenen liefen immer noch. Wir schafften es schließlich endlich zu den Transportern.

Mein Vater hob mich in das Raumschiff und wünschte mir alles Gute. Die Türen schlossen sich. Ich drängte mich an das kleine Fenster und sah meine Eltern als …

WUMM!

Ein riesiges Gaußgeschoss explodierte da, wo ich noch kurz zuvor gestanden hatte. Ich konnte meine Eltern nirgendwo sehen, und obwohl ich sie hatte weglaufen sehen war ich mir sicher. Meine Eltern waren bei dem Angriff auf meinen Heimatplaneten gestorben!

Sie waren für mich gestorben!

Mein Vater hatte mich in Sicherheit gebracht!

Aber das zählte alles nichts! Meine Eltern waren tot und ich würde sie nie wieder sehen.

 

 

 

 

 

 

1. Kapitel

24.06.6020

Wir sind jetzt schon seit zwei Wochen in diesem Transporter.

Ich weis weder wo wir sind, noch warum.

Unser Heimatplanet wurde angegriffen und wahrscheinlich eingenommen. Ich habe mittlerweile Einige in meinem Alter getroffen. Sie sind alle irgendwie … anders. Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendetwas an ihnen lässt mich sie hassen. Nein, hassen ist das falsche Wort. Ich kann sie einfach nicht leiden. Wir sind fast fünfhundert Leute. Einmal hat sich, nur ganz kurz, der Captain gemeldet. Er sagte wir wären in Sicherheit und würden Kurs auf einen unserer Handelsstützpunkte nehmen. Er sagte nicht auf welchen, er sagte nicht, ob wir das einzige Schiff waren und er sagte nicht, wer uns angegriffen hatte.

Das konnte nur eines bedeuten, er wusste es nicht! Ansonsten hätte er gesagt, er dürfe keine Angaben dazu machen, aber er hatte gar nichts gesagt! Die einzige Person an Bord, für die ich ein bisschen Sympathie empfand, war ein alter Offizier. Er heißt Seth Hopkinz und war vor seiner Pensionierung Corporal bei den VAS. Er ist der Einzige, der mich versteht. Er versucht immer meine Laune etwas zu bessern und erzählt mir von seiner Zeit in der Armee.

 

30.06.6020

 

Seth hat mir heute erzählt, wie er einmal ein Piratenschiff gejagt hat. Ich wusste gar nicht, dass Piraten so mächtig sind. Er wurde bei der Verfolgung schwer verwundet und musste aufgeben. Aber drei Monate später traf er wieder auf die Piraten und hat sie ihrer rechten Strafe überführt! Seth ist für mich fast wie Großvater. Er spendet mir Trost, wenn ich ihn am dringendsten brauche und er erklärt mir alles, was ich wissen will. Ich weis jetzt, dass wir Kurs 134-47 fliegen und unser Ziel Ocrim ist. Ich weis das, weil wir nur eine Handelskolonie in diesem Teil des Universums haben. Ich weis jetzt auch, wie der Antrieb eines Raumschiffs funktioniert. Ich habe in den letzten Tagen mehr gelernt, als je zuvor.

 

01.07.6020

 

„Ist er bereit?“

„Ich denke nicht. Seine Eltern sind vor drei Wochen gestorben! Was erwartet Ihr?“

„Ihr seid dafür zuständig, dass er bereit ist! Also sorgt dafür!“

„Ja, Sir!“

Was war das denn? Wer soll wofür bereit sein? Hat noch jemand hier seine Eltern … Die meinen mich! Wofür zum Henker soll ich bereit sein? Und wer hat da gesprochen? Ich konnte nicht sehen, wer es war, aber es muss jemand vom Militär sein.

Ich öffnete meine Augen und schnallte mich ab.

Jeder musste beim Schlafen einen Gurt tragen, weil wir im Sitzen schlafen mussten. Aber so war das eben in einem Transporter.

Ich stand auf und ging zu Seth. Er war immer im gleichen Bereich des Laderaums. Er saß immer hinter der sechsten Strebe. Ich ging auf die stahlgraue Strebe zu.

Die Helix war einer der ältesten Transporter, die mein Volk hatte - deshalb war sie umgebaut worden zum Flüchtlingstransporter – und bestand deshalb noch aus Stahl. Die neueren Schiffe bestanden alle aus Yttrium. Es ist leichter und stabiler als Stahl. Auch die meisten neuen Gebäude waren aus Yttrium gebaut.

Ich ging um die Strebe herum, aber Seth war nicht da!

Seth blieb den ganzen Tag verschwunden, erst abends saß er wieder hinter der sechsten Strebe.

 

02.07.6020

Ich wachte früh auf – zumindest glaube ich, dass es früh war – und ging zu Seth.

„Hallo!“, begrüßte er mich, „Was machst du denn schon auf den Beinen? Du hast doch nur fünf Stunden geschlafen!“

Wie schafft er es nur, so genau die Zeit abzuschätzen? Oder hat er einfach irgendeine Zeitspanne erfunden?

„Seth, sag mal, wie kannst du so genau wissen, dass ich fünf Stunden geschlafen habe? Am Stand der Sonne kannst du es jedenfalls nicht ablesen!“

„Du bist klug, daher werde ich dir mein Geheimnis verraten! Warum denkst du, sitze ich immer hier hinter dieser Strebe?“

„Ähm, vielleicht, weil es hier schön warm ist“

„Nein, obwohl das ein netter Nebeneffekt ist. Ich sitze hier, weil in dieser Strebe ein Datenkabel verläuft. Ich habe es angezapft und lese mit diesem kleinen Gerät hier“, er zeigt mir ein kleines handtellergroßes Display, „einige Daten aus. Zum Beispiel fliegen wir aktuell mit einer Geschwindigkeit von 5.000 und es ist 9:24 Uhr Standardzeit.“

„Wow! Hast du das Gerät selbst gebaut? Nein, antworte nicht! Es stammt noch aus deiner Militärzeit! Und du hast es danach einfach behalten!“

„Du bist ein kluges Köpfchen! Es stimmt, das Gerät stammt aus meiner Militärzeit, aber ich habe es ganz legal behalten. Ich verließ das Militär mitten in einer großer Umstrukturierung. Dabei wurden unter anderem neue Geräte eingeführt.“

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über technische Gerätschaften, bis plötzlich eine Durchsage durch den Laderaum hallte: „Wir befinden uns im Landeanflug auf Ocrim! Wir sind fast in unserer neuen Heimat!“

 

09.07.6020

Wir sind jetzt schon seid einer Woche auf Ocrim und bis jetzt hat sich noch nicht viel getan.

Am Tag unserer Ankunft wurden wir Gebäude aufgeteilt, in denen wir schlafen konnten. Seth wurde in dasselbe Gebäude geschickt, wie ich auch.

Ich trainierte jeden Tag mit der Laserwaffe, die ich am zweiten Tag bekommen hatte. Auch wenn utopisch war, dass sie mir etwas nützen könnte, war ich doch froh, dass ich sie hatte.

Ich ging immer in ein lehrstehendes Lagerhaus und stellte Ziele auf. Ich traf immer auf Anhieb.

Am dritten Tag kamen einige andere zwanzig Jährige mit Laser-Trainingswaffen. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und versuchten unsere Gegner auszuschalten.

Wir trafen uns jeden Morgen um elf Uhr und waren bis zum Abend damit beschäftigt, den Gegner zu eliminieren.

Heute Morgen dann kam mir ein Gedanke: Wenn ich zum Militär ginge, könnte ich meine Eltern rächen!

Ich beschloss, mit dem nächsten Schiff nach Biref zu fliegen und mich dem Militär anzuschließen. Nur leider kam nur jedes halbe Jahr ein Schiff nach Ocrim und das Letzte war kurz vor unserer Ankunft da gewesen. Also musste ich noch ein halbes Jahr warten. Immerhin konnte ich in dieser Zeit trainieren. Auch wenn mir niemand auf Ocrim im Laserkampf ebenbürtig war, war es spannend zu sehen, wie die Anderen aus ihren Fehlern lernten und immer besser wurden.

 

25.02.6021

Heute ist es soweit! Heute kommt wieder ein Schiff nach Ocrim! Heute werde ich gehen und mich dem Militär anschließen! Ich werde meine Eltern rächen! Das schwöre ich! Mir bleibt nur noch eines zu tun. Ich muss Seth davon erzählen.

Ich ging zu Seth, um ihm meinen Plan zu erläutern.

Seth saß für gewöhnlich neben seiner Hütte, die er sich kurze Zeit nach unserer Ankunft gebaut hatte. Auch heute saß er dort im Schatten eines Obstbaumes.

„Hey Seth! Ich muss mit dir sprechen!“

„Aber sicherlich … Komm nur näher!“

Seth war in dem halben Jahr sichtlich gealtert. Hatte er vor einem halben Jahr noch kaum eine Falte, wurde sein Gesicht heute von tiefen Schluchten durchzogen.

Ich ging näher an ihn heran und setzte mich neben ihn auf den Boden.

„Seth, ich gehe zum Militär! Ich habe meine Entscheidung getroffen! Nichts und Niemand kann mich jetzt noch davon abbringen!“

„Du brauchst dich vor mir nicht zu verteidigen. Ich war selber einmal jung, auch wenn das schon viel zulange her ist … Ich hoffe nur, dass du an einen guten Kommandanten gerätst. Ich wünsche dir viel Glück bei deinem Unterfangen. Und schick mir ab und zu mal eine Nachricht, wie es dir geht!“

Ich stand auf und verabschiedet mich von ihm. Dann ging ich zum Landeplatz für Interplanetarschiffe. Das Schiff setzte gerade auf.

 

„Sir! Sir! Ich möchte mit Ihnen sprechen!“, rief ich.

„Komm später wieder! Ich hab zu tun!“, versuchte er mich abzuspeisen.

„Aber …“

„Komm heut Abend ins Seye! Da könn' wir dann reden!“, sprach er und ließ mich stehen.

 

Es war Abend und ich ging auf die Kneipe, das Seye, zu. Ich war noch nie im Inneren einer Kneipe gewesen, aber es war alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte. An den Wänden hingen vergilbte Poster von längst vergessenen Stars. Die Stühle waren abgenutzt und hinter dem Tresen stand ein dicker Mann, der Bier und andere alkoholischen Getränke ausschank.

Ich suchte nach dem Kapitän des Schiffes und fand ihn schließlich allein an einem Tisch in der hintersten Ecke sitzen.

Ich ging auf ihn zu und setzte mich ihm gegenüber.

„Sir! Ich will mit Euch über etwas sprechen.“

„Na rück schon raus mit der Spreche! Ich hab nich' die ganze Nacht Zeit!“

„Sir! Ich möchte mit eurem Schiff nach Biref fliegen!“

„Was? So en halbet Bürschchen wie du? Du willst mich wohl verarschen! Bleib ma lieber hier in deinem kleinen Dorf!“

„Nein Sir! Ich kann auch für den Flug bezahlen!“

Das stimmte zwar nicht, aber das musste der ja nicht wissen.

„So? Dann gib mir … zehntausend Oc‘s!“

„Was? Das ist völlig überteuert! Ich zahle Euch nicht mehr als fünfhundert!“

„Dann bleibste halt hier!“

„Ist ja schon gut! Zehntausend Oc’s.“

„Na geht doch! Morgen halb acht an meinem Schiff! Mit dem Geld!“

Hoffentlich vergisst er die Sache mit dem Geld bis morgen. So wie der säuft!

Ich stand auf und ging in meine Hütte.

 

26.02.6021

Um halb acht war ich am Landeplatz. Das Schiff war noch da, aber der Kapitän noch nicht. Mir blieb keine andere Wahl, als zu warten.

Um zehn Uhr kam der Kapitän und glotzte mich an.

„Was willst’n du hier?“

„Ihr habt gesagt, dass Ihr mich nach Biref mitnehmen würdet!“

„Asso? Na dann steig ein!“

Das Schiff sah von innen ganz anders aus, als der kleine Handelstransporter, mit dem ich vor über einem halben Jahr von Elor-10 geflüchtet war.

Das Schiff bestand aus schwerem Stahl und hatte nur zwei Sitze im Cockpit. Der Laderaum war vollgestellt mit irgendwelchen Ersatzteilen.

 

02.03.6021

Heute haben wir Biref erreicht. Ich habe das Schiff sofort verlassen, als wir aufgesetzt hatten.

Der Kapitän hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank! Der hat die ganze Zeit über Söldner gesprochen, denen er sich gerne anschließen würde. Verrückter Typ!

Ich ging in ein Büro des Militär und verpflichtete mich. Das ging recht einfach, da die Führung von Biref einen Krieg erwartete. Ich bekam eine Kadettenuniform und mir wurde ein Zimmer zugewiesen. Mir wurde gesagt, dass ich morgen einen Eignungstest ablegen müsse. Dann würde entschieden, in welche Abteilung ich käme.

2. Kapitel

03.03.6021

Hm? Was ist das?

Ich sah auf meine Uhr. 4:30.

Warum bin ich aufgewacht? Ach ja …

Piep! Piep! Piep! Piep!

Woher …?

„Aaaaachtung! Aaaauuuufgestanden!“, brüllte mir jemand ins Ohr, „Los! Los! Los! Los! Los! Du bist hier nich' im Kindergarten!“

Ich sprang auf und sah die Person an, die mich angebrüllt hatte.

„Dauerlauf! Sofort!“

Ich blickte in das Gesicht eines jungen Mannes. Er musste wohl ein Soldat sein. Er trug einen leichten Kampfanzug und hatte mehrere Abzeichen.

„Na Los! Oder muss ich‘s dir nochma sagen!“

Ich verließ den Raum, in dem nur ein Bett und meine Tasche standen im Laufschritt. Auf dem Flur war schon eine Kolonne unterwegs. Ich wollte mich gerade eingliedern, als ich von hinten angebrüllt wurde: „Liiiiiinks um!“

Also lief ich nach Links, entgegen der Richtung, die die Kolonne eingeschlagen hatte.

Ich lief den Flur entlang und fragte mich, ob der Soldat noch hinter mir war. Gerade als ich mich umdrehen wollte, brüllte er wieder: „Liiiiiinks um!“

Ich bog in einen kleineren Gang ein und bald kam eine Tür in Sicht, die sich automatisch öffnete. Ich lief hindurch und befand mich auf einem Trainingsgelände.

„Halt!“, kam der Befehl aus meinem Rücken, also blieb ich stehen.

Erst da fiel mir auf, dass es schon hell war, obwohl es halb fünf am Morgen war.

Merkwürdig.

Dann sah ich die Scheinwerfer. Sie waren auf stählernen Plattformen montiert und schwenkbar.

Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als ich bemerkte, dass jemand vor mir stand.

„Ich bin Commander Scott! Ich werde heute Ihre Leistung bewerten. Sind Sie gut, werden Sie mich hassen! Sind Sie schlecht, werden Sie mich noch mehr hassen! Auf geht’s! Zuerst meistern Sie diesen Parcours.“

Ich sah das erste Mal vor mich. Dort war eine gerade Strecke, die mit allen nur erdenklichen Hindernissen gespickt war. Es gab alles, von Wracks von leichten Jägern bis hin zu schweren Lasergeschützen, die quer über den Parcours schossen.

Ich analysierte den Parcours.

„Die Zeit läuft!“, brüllte mir der Commander ins Ohr.

Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich hatte ich meinen Weg entdeckt und lief los.

Zuerst versperrte mir ein tiefer Graben den Weg. Aber da ich mir die Zeit genommen hatte, die Strecke zu analysieren, wusste ich, dass er nur eine Projektion war und lief einfach weiter.

Puh! Es war wirklich nur eine Projektion!

Für einen Augenblick hatte ich geglaubt, dass er echt sei.

Ich lief weiter.

Wumm!

Rechts neben mir war etwas explodiert. Ich beachtete die Explosion gar nicht und lief auf das Schiffswrack zu. Es gab mehrere Möglichkeiten. Oben drüber, an der Seite vorbei oder mittendurch. Ich entschied mich für Ersteres, da ich gesehen hatte, dass ein wenig oberhalb meiner Position ein Seil hing. Ich sprang aus dem Lauf hoch und bekam das Seil zu fassen. Dann zog ich mich hoch. Als ich auf dem Schiff war, zischte an meinem Ohr ein Laserstrahl vorbei. Ich suchte den Ursprung und fand ihn. Der Laser war von einer Plattform gekommen. Ich lief so, dass ich außerhalb des Schussfeldes der Plattform war. Der Rest des Parcours war recht einfach. Ich lief im Zickzack über eine Ebene, schwamm durch eine Wassergrube und klettere eine zehn Meter hohe Wand hoch. Dann stand ich auf einer Plattform, auf der mich der Commander erwartete.

„Alle Achtung! Sie haben den Parcours in unter zehn Minuten geschafft! Das hat vor Ihnen noch niemand!“

Ich war zu sehr außer Puste, als dass ich hätte antworten können.

„Als Nächstes steht Schießen auf Ihrem Programm!“

Der will mich wohl verarschen! Schießen nach so einem Lauf?“

Der Commander gab mir ein Präzisionslasergewehr und zeigte auf eine weit entfernte Markierung.

„Das ist Ihr Ziel!“

Ich legte mich auf die Plattform, legte an und blickte durch das Zielfernrohr des Gewehres. Die Entfernungsmesser und die Stabilisatoren waren ausgeschaltet.

Verdammt!

Also musste ich schätzen. Ich kam auf circa fünf Kilometer Entfernung.

Puh! Das wird ne enge Nummer!

Ich legte meinen Finger auf den Abzug, atmete flach ein und aus und gab einen Schuss ab.

Treffer!

„Gut gemacht! Weiter geht’s!“

Was? Es geht noch weiter?

Die Plattform setzte sich in Bewegung und flog uns zu einem heruntergekommenen Haus.

„In diesem Haus sind Bots! Eliminieren Sie alle Bots und Ihre Prüfung ist vorbei! Werden Sie getroffen, haben Sie verloren und machen alles von vorne!“

Der Commander gab mir eine merkwürdige Waffe. Sie hatte über dem Lauf einen Behälter, in dem runde Kugeln waren.

„Das ist Ihre Waffe!“

„Was …?“

„Das ist eine Paintbalwaffe“, sagte der Commander, als ob er gewusst hätte, was ich fragen wollte, „Wir wollen schließlich nicht, dass Sie sich verletzen.“

Ich stieg von der Plattform und näherte mich dem Haus. Ich sah links einen Schatten, drehte mich und schoss. Den ersten Bot hatte ich ausgeschaltet.

 

Ich hab’s geschafft! Ich hab’s geschafft! Ich bin der Intergalaktischen Armee!

Ich ging durch einen Flur in eine große Halle. Dort saßen etwa zehntausend Personen. Menschen und andere Lebensformen wild gemischt. Ich holte mir etwas zu essen und setzte mich an ein Tischende.

„Hey! Hey, du! Ich hab gehört, du hast nen neuen Rekord aufgestellt!“, rief jemand vom anderen Ende des Tisches zu.

Ich blickte ihn an und sagte: „Wer will das wissen?“

„Ich bin Quentin und das“, er zeigte auf einige Kadetten, die ihn umringten, „ sind meine Freunde. Wir sind seit heute Kadetten, so wie du auch. Also stimmt das mit dem Rekord?“

Ich drehte mich zu ihm und brummte: „Schon möglich.“

Ich will einfach nur essen! Könn' die mich nich' in Ruhe lassen?

Quentin rückte zu mir auf und saß mir schließlich gegenüber.

Anscheinend nicht!

„Erzähl schon! Was war deine Zeit?“, wollte er wissen.

Ich sah ihm in die Augen und sagte etwas lauter: „9 Minuten sechzehn, wenn du es genau wissen willst!“

Er sah mich erstaunt an und sagte: „Das wird dem Major aber nicht gefallen.“

Major? Warum sollte es ihm nicht gefallen? Es sei denn …

„Aaaaaachtung!“, brüllte ein Soldat von der Tür, es war augenblicklich still.

Ein Offizier trat ein. Man erkannte sofort, dass er Offizier war. Selbst wenn er keine Abzeichen getragen hätte, hätten es alle gewusst. Der Mann war zu selbstbewusst für einen Soldaten.

Und er kam geradewegs auf mich zu.

3. Kapitel

03.03.6021

Oh je, das kann ja lustig werden …

„Kommen Sie mit!“, befahl mir der Mann.

Wahrscheinlich ein hoher Offizier.

Mit dem sollte ich mich besser nicht anlegen.

Wir verließen den Speisesaal und gingen schweigend durch das Gebäude.

Mir war mulmig zumute, immerhin wusste ich nicht, was los war.

Nach einiger Zeit blieben wir vor einer Tür stehen. Der Offizier drehte sich zu mir und sagte: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben es geschafft! Sie haben den Major verärgert …“

Dann öffnete sich die Tür und der Offizier bedeutete mir, den Raum zu betreten.

Der Raum war groß und hell. In der gegenüberliegenden Wand war ein riesiges Fenster eingelassen, nein, die Wand war ein Fenster! Vor dem Fenster stand ein schwerer Holztisch, das war ungewöhnlich. Normalerweise standen in Büros immer moderne Tische mit Holoplatten, aber dieser Tisch war ein ganz gewöhnlicher Holztisch. Hinter dem Tisch saß ein Mann, der seinen Zenit schon überschritten zu haben schien. Er trug eine blaue Galauniform, die von Verdienstorden übersät war.

„Soso, Sie haben also meinen Rekord geschlagen! Bilden Sie sich ja nichts darauf ein.“

Was will der von mir?

„Aber kommen wir zum Punkt! Ich will Sie in meiner Spezialeinheit!“

Ah, daher geht es also.

Ich war interessiert und fragte daher: „Über was für eine Spezialeinheit reden wir hier?“

„Über die Dine 58.“

„Dine 58, davon hab ich noch nie gehört!“

„Sehen Sie, die Einheit ist so geheim und gut, dass sie niemand kennt!“

„So gut? Vielleicht existiert diese Einheit ja auch gar nicht!“

„Und ich will Sie für eine nichtexistente Einheit rekrutieren! Worin wäre der Sinn?“

Verdammt, der is' gut!

„Also treten Sie der Einheit bei?“

Hmm, das könnte mich meinem Ziel näher bringen …

„Oder muss ich Ihr Gedächtnis löschen lassen?“

„Ich nehme Ihr Angebot gerne an und trete der Einheit bei!“

 

Damit war mein Schicksal gesiegelt und ich war fortan ein Mitglied der geheimsten Spezialeinheit, die das Universum je gesehen hatte.

 

04.03.6021

Piep! Piep! Piep!

Was …?

Piep! Piep! Piep!

Ich schaltete den Wecker aus und sah auf die Anzeige: 4:30.

Ich stand auf, duschte und zog meinen Kampfanzug an. Ich musste mich beeilen, denn schon um 5 Uhr würde der Transporter abheben und mich auf einen anderen Planeten bringen. Ich sah auf meine Uhr: 4:50. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und verließ mein Quartier. Ich hatte nur 3 Nächte darin verbracht, aber dennoch war es zu einem Zuhause geworden. Ich rannte auf die schwere Stahltür zu und der Wachsoldat kontrollierte meinen Passierschein. Wenig später war ich durch das Tor und im Wald verschwunden. Der Transporter würde nur kurz auf einer Lichtung aufsetzen, mich aufnehmen und sofort wieder abheben. Ich sah auf meine Uhr: 4:58.

Das wird eng!

Schließlich erreichte ich die Lichtung, auf der der Transporter gerade aufsetzte. Ein Soldat sprang raus und winkte mich heran. Ich stieg in den Transporter und wir hoben sofort ab.

Ich sah mich im Transporter um und sah, dass ich nicht der Einzige war. Ich suchte mir einen Platz und setzte mich.

„Ich bin Maxi!“, kam es von meiner Rechten.

Ich drehte mich um und sah einen jungen Soldaten, der etwas untersetzt war und sagte: „Hm. Nenn mich C!“

„C? Das ist aber ein merkwürdiger Name! Das ist doch nicht dein wirklicher Name oder?“

„Nein. Meinen richtigen Namen habe ich vor fast einem Jahr abgelegt!“

„Ah. Naja, wie gesagt: Ich bin Maxi. Warum bist du hier?“

„Ich hab nen Rekord gebrochen.“

„Nen Rekord? Wohl zu oft festgenommen geworden! Ich bin hier, weil ich meinen Kommandanten in den Wahnsinn getrieben hab!“, während er das sagte, musste er lachen.

„Hm.“

Damit war die Unterhaltung beendet. Der Rest des Fluges verlief ruhig. Es gab keinerlei Turbulenzen. Wir flogen allerdings auch sehr langsam. Es war zwar schwer eine genaue Geschwindigkeit festzulegen, aber ich wusste auf die kleinen Anzeichen zu achten. Bei hohen Geschwindigkeiten, vor allem im Hyperraum verschwamm die Umgebung. Der Laderaum hatte zwar keinerlei Fenster, aber ich konnte ab und zu einen Blick ins Cockpit werfen. Da die Umgebung nicht verschwamm, flogen wir maximal mit 50 % der Leistung des Schiffes. Wahrscheinlich um nicht aufzufallen. Viele Transporter flogen mit verminderter Geschwindigkeit, um den Deuteriumverbrauch möglichst gering zu halten.

Drei Stunden später setzten wir zum Landeanflug an.

Nachdem wir aufgesetzt hatten, öffnete sich die Heckklappe und Sonnenlicht flutete den Lagerraum.

„Herzlich willkommen auf Daroppb!“, rief ein Soldat von außerhalb des Transporters.

Wir alle verließen den Transporter, der daraufhin wieder abhob und davonflog.

„Wir werden jetzt jedem von Ihnen einen Chip implantieren, der als Ihr Ausweis funktioniert! Bitte lassen Sie die Leute ihre Arbeit machen!“, rief der Soldat.

Eine Frau in Kampfanzug trat auf mich zu und gab mir eine Spritze in den Unterarm. Als alle eine Injektion bekommen hatten, wurden wir in ein großes Gebäude geführt und uns wir wurden auf Zimmer verteilt. Dann bekam jeder einen Koffer, in dem ein Kampfanzug und ein Kampfmesser waren.

Dann löste sich die Gruppe auf und jeder suchte das Zimmer, dem er zugeteilt worden war.

Nach zehn Minuten fand ich mein Zimmer und die Tür öffnete sich automatisch, als ich mit meiner Hand nach dem Türgriff griff. Ich betrat das Zimmer und verschloss die Tür. Das Zimmer war nicht gerade groß. Es gab drei kleine Schränke. Ein Waschbecken und drei Betten, ein Einzel- und ein Hochbett. Ich suchte mir das Einzelbett aus und legte meinen Koffer darauf ab. Dann öffnete ich einen Spint und wollte den Kampfanzug reinhängen, aber der Spint war schon gefüllt. Ich öffnete die anderen Spinte, aber auch die waren schon gefüllt.

Merkwürdig! Das ist doch mein Zimmer oder?

In dem Moment öffnete sich die Tür und ein Hüne trat ein. Er musterte mich und sagte dann: „Ich bin Alexander!“

„Ich bin C!“

„Komischer Name, aber was soll‘s! Ich nehm‘ das obere Bett!“

„Kein Problem, ich hab mir das Einzelbett ausgesucht!“

„Na dann! Wer ist noch in unserem Zimmer?“
In dem Moment öffnete sich die Tür erneut und Maxi trat ein.

„Na so was!“, rief er aus, „So sieht man sich wieder!“

„Ihr kennt euch?“, fragte Alexander.

„Ja. Und wer bist du?“, entgegnete Maxi.

„Ich bin Alexander!“

Alexander warf sich auf das Hochbett und Maxi wollte schon in Richtung des Einzelbettes, aber ich versperrte ihm den Weg.

„Würdest du mich mal durchlassen?“

„Tut mir Leid, aber das ist mein Bett!“, entgegnete ich trocken.

„Was? Aber …“, Maxi verstummte, weil sich die Tür schon wieder öffnete.

Ein Offizier trat ein.

„Herzlichen Glückwunsch! Sie haben als erstes Team Ihr Zimmer voll besetzt! Morgen um fünf Uhr ist Appell. Frühstück um halb sechs! Um sechs Uhr werden Sie mit dem Training beginnen! Der Trainingsleiter wird Ihnen alles weiter erklären!“, sagte er und ging wieder.

 

05.03.6021

Piep! Piep! Piep!

Zum Glück hab ich meinen Wecker eingepackt!

Ich schaltete meinen Wecker aus und betrachtete die Anzeige: 4:30.

Ich stand auf und verließ das Zimmer, um zu duschen. Dann zog ich einen der neuen Kampfanzüge an. Sie waren dunkelblau und hatten eine eingearbeitete Strahlen-/Geschossweste.

Ich sah wieder auf die Uhr: 4:45.

Ich ging zum anderen Bett und weckte Maxi und Alexander, indem ich mich vor das Bett stellte und „AUFWACHEN!“ brüllte. Beide waren durch den Adrenalinstoß sofort wach.

Sie zogen sich um und wir verließen das Zimmer. Im Gang standen schon die Ersten vor ihren Türen. Wir taten es ihnen nach und warteten. Ein Offizier kam und schritt die Reihen ab. Mache Soldaten schickte er weg, an uns ging er aber ohne Beanstandung vorbei. Schließlich begrüßte er noch die „Neuen“ wie er uns nannte und der Appell war vorüber. Dann strömten alle in Richtung Kantine. Maxi, Alexander und ich konnten uns einen Tisch ergatterten uns einen Tisch und begannen zu frühstücken. Jeder hatte drei Brötchen und Belag. Nach dem Frühstück brachten wir unsere Teller weg und suchten den Trainingsplatz. Kurz vor sechs Uhr erreichten wir ihn schließlich.

Ein Offizier trat auf uns zu und sagte: „Da seid ihr ja endlich! Ich bin Sergeant Miller! Ich bin euer Trainingsleiter und damit für euch zuständig! Ihr operiert immer zu dritt. Deshalb trainiert ihr auch zu dritt. Die schlechteste Leistung eures Zimmers wird für die Tabelle gewertet. Sprich, der Schlechteste ist für die Ergebnisse verantwortlich! Fangen wir erstmal mit Schießen an. Jeder von Ihnen nimmt sich jetzt ein Lasergewehr und folgt mir!“

Der Sergeant zeigte auf einen Waffenschrank und wartete, dass wir alle ein Gewehr hatten. Dann gingen wir zu einem speziellen Schießstand.

 

05.05.6021

Ich bin jetzt schon seit zwei Monaten bei Dine 58 und wir hatten noch keinen einzigen Einsatz.

In wenigen Augenblicken würde mein Wecker klingeln, ich würde auf die Anzeige sehen und die Uhrzeit ablesen.

Piep! Piep! Piep!

Ich schaltete den Wecker aus und sah auf die Anzeige: 4:30.

Hm, jeden Tag dasselbe! Kann nicht mal irgendetwas anders sein?

Ich duschte und zog mich an. Dann weckte ich Maxi und Alexander und trat auf den Gang zum Morgenappell.

 

„Muss das wirklich sein?“, stöhnte Maxi.

„Komm schon, nur noch über den Hügel und wir sind im Ziel!“, versuchte ich ihn aufzubauen.

Wir quälten uns also über den Hügel, an dessen Spitze Alexander schon auf uns wartete.

„Da seid ihr ja endlich!“, rief er ungeduldig.

„Pah! Du bist ja auch ein Hüne! Kein Wunder, dass du mit den Wasserkanistern so gut fertig wirst!“, keuchte Maxi.

„Dafür hab ich auch die Großen!“, erwiderte Alexander gelassen.

„Hm. Du bist eben selber ein Wasserkanister!“, kam mir ein passender Vergleich.

„Wasserkanister? Damit kann ich leben.“

4. Kapitel

20.05.6021

„AAACHTUNG!“, brüllte ein Offizier.

Sofort standen Maxi, Wasserkanister und ich auf. Ein Major betrat unser Zimmer und sah sich um.

„Das sieht doch ganz ordentlich aus! Meine Herren“, er drehte sich zu uns und wir salutierten, „Sie haben Ihren ersten Auftrag! Null Achthundert in der Giant Hall!“

Dann ging er wieder und Maxi sah mich ungläubig an.

„Wir haben unseren ersten Auftrag!“, freute er sich.

Hm, ich frage mich nur was für einen …

„Jetz‘ freut euch doch!“, versuchte er uns aufzumuntern, „Wir haben unseren ersten Auftrag!“

Wasserkanister sah ihn ernst an und sagte: „Lass uns erstmal warten, was unser Auftrag ist!“

Dann sah er mich an.

„Ja, ich frage mich auch, was unser Auftrag ist. Wir werden es bald erfahren!“

Ich sah auf meine Uhr: 7:50.

„Jungs! Wir sollten uns auf den Weg machen!“

Also traten wir auf den Gang und bahnten uns unseren Weg durch die Massen.

Was is‘ denn heute los? Ham‘ wir was verpasst?

Als hätte er meine Gedanken gehört fragte Wasserkanister: „Was ist denn hier los?“

„Finden wir es raus!“, sagte Maxi und fragte einen Soldaten, der sich an ihm vorbeidrängen wollte.

„Habt ihr das nich‘ mitgekriegt? Heute kommt Team Echo!“

Team Echo? Deshalb als die ganze Aufregung.

Team Echo war das beste Einsatzteam, das die Akademie jemals verlassen hatte. Team Echo war für die Revolution auf Hrob verantwortlich, bei der ein ganzer Planet innerhalb einer Woche befreit worden war.

Hm, ich werde das Gefühl nicht los, dass unser Auftrag irgendwas mit Team Echo zu tun hat.

Nach zehn Minuten trafen wir an der Giant Hall ein. Ein aufgewühlter Soldat zeigte uns hektisch den Weg und lief dann davon, vermutlich wollte er schnell zum Landeplatz und einen Blick auf Team Echo erhaschen.

Wir betraten Giant Hall und sahen uns um. Es war niemand zu sehen.

Was hatte der Soldat noch gesagt? Ach ja!

„Leute, Zimmer 3.07!“, sagte ich zu Maxi und Wasserkanister.

Wir suchten Zimmer 3.07 und fanden es schließlich. Ich sah auf meine Uhr: 8:05.

Verdammt! Wir sind zu spät!

Maxi öffnete die Tür und wir betraten den Raum.

Hinter einem einfachen Schreibtisch saß ein Admiral, der uns unseren Auftrag erklärte: „Ihre Mission besteht in der Informationsbeschaffung. Sie dringen in diesen Komplex ein“, der Admiral reichte uns ein Datapad, auf dem ein Grundriss zu sehen war, „und klemmen diesen Transmitter“, er schob einen kleinen Metallgegenstand über den Tisch, „am Hauptserver an. Danach bleiben Ihnen etwa 20 Minuten um den Komplex zu verlassen und zum Schiff zurückzukehren. Sollten Sie es innerhalb dieser Zeit nicht schaffen, hebt das Schiff ohne Sie ab. Hier haben Sie alles nötige und viel Glück!“

Er hob eine schwarze Tasche auf den Tisch und erklärte uns, wie wir zum Schiff kämen, aber wir hatten schon abgeschaltet.

Mein erster Auftrag! Ich kann es gar nicht glauben!

Dann riss mich der Admiral aus meinen Gedanken: „Haben Sie alles verstanden?“

Wir nickten nur.

„Gut, dann viel Erfolg!“

Wir verließen den Raum und Wasserkanister sagte: „Dann mal auf zum Schiff!“

 

 

21.05.6021

Protokoll: 01

Planet: Tingo

Temperatur: 52 °C

Luftfeuchtigkeit: 2 %

Uhrzeit: 19:20h

Da sind wir also! Warum muss unsere erste Mission unbedingt auf einem Wüstenplaneten sein? Auch wenn es Nacht ist, es ist einfach viel zu heiß! Und in drei Stunden wird es schon wieder hell!

Ich sah mich um. Unser Transporter war in einer Senke gelandet, man konnte ihn nur sehen, wenn man bis an den Rand trat oder über die Senke hinwegflog. Um uns herum war nichts als Sand. Aber in einiger Entfernung sah ich Lichter den Nachthimmel erstrahlen.

Wie viele Menschen leben wohl auf diesem Planeten? Wahrscheinlich nicht sonderlich viele, immerhin müssen wir ja diese Schutzanzüge tragen. Zum Glück sind die Dinger bequem und behindern einen nicht bei den Bewegungen. Aber diese Düsen am Rücken müssten wirklich nicht sein! Der Helm geht ja noch, immerhin hat man so immer alle wichtigen Daten zur Hand, oder eher vor den Augen! Am besten ist aber der Kommlink!

„Jungs! Los geht’s!“, sprach ich in das Helmmikro.

Aufzeichnung startet …

Ich aktivierte die Düsen auf meinem Rücken und flog auf die Lichter zu. Während des Fluges hierhin hatten wir zum Glück genug Zeit gehabt, uns mit den Anzügen vertraut zu machen.

„Ich liebe diese Dinger! Es ist besser, als durch die Wüste zu laufen! Ich glaub‘ ich leg mir so ’n Teil zu!“

„Maxi! Der Kanal ist nur für die Mission!“

„Schon gut!“, gab Maxi klein bei.

Ich schüttelte den Kopf und begann dann mit der Einsatzbesprechung: „Also, ihr kennt unsere Mission. Reingehen, das Teil anklemmen, Rausgehen. Und das, ohne bemerkt zu werden! Maxi, dein Rufzeichen ist Elch! Wasserkanister, dein’s ist Bottle und mein Rufzeichen ist kanu! Haben das alle verstanden?“

„Aye!“

„Jop!“

„Dann los!“

Ich stellte die Düsen auf maximalen Schub und schon nach kurzer Zeit waren wir in der Nähe der Lichtquelle.

Jetzt erkannte ich, dass es nicht eine Lichtquelle war, sondern viele. Das Licht strahlte von unzähligen Scheinwerfern. Es war nahezu unmöglich ungesehn da rein zu kommen.

„Wir gehen runter!“

Nachdem wir in sicherer Entfernung gelandet waren, fragte ich: „Hat einer ne Idee, wie wir da reinkommen?“

„Vielleicht gibt’s Zugangsschächte!“

„Nein, das hab ich schon geprüft, aber es gibt auf der Südseite einen Eingang, der nicht so stark bewacht ist, wie alle anderen!“

„Hm, das riecht nach einer Falle! Sonst irgendwelche Ideen?“

„Wir hängen uns unter einen der Transporter, die auf das Gelände schweben!“

„Das könnte funktionieren! Okay, das ist der Plan: Wir hängen uns unter einen der Transporter und lassen los, wenn wir in der Nähe von Schatten sind. Dann geht’s weiter zum Servergebäude. Das ist das Kleine mit der Glasfassade. Also los!“

Wir gingen in Position und warteten.

Wir wollten gerade aufgeben, als sich ein Konvoi mit zehn Transportern näherte.

„Das ist unsere Chance!“

 

Wenig später waren wir im Inneren der Umzäunung und kauerten im Schatten einiger Fässer. Wir waren in einiger Entfernung voneinander versteckt, damit im Notfall zwei die Mission beenden konnten.

Immer wieder liefen Wachsoldaten an mir vorbei. Aber nach einiger Zeit hatte ich den Zyklus der Wachgänge erkannt und wartete auf die nächste Pause. Dann war es soweit. Ich lief aus dem Schatten heraus und versteckte mich schnellstmöglich hinter einem kleinen Jäger.

Was machen die hier?

So ging das Spielchen immer weiter, bis ich schließlich das Servergebäude erreicht hatte.

Dort warteten die anderen schon auf mich.

Wasserkanister hatte das Schloss der Tür mithilfe eines Computers geknackt und hielt mir die Tür auf. Ich schaltete die Gehörverstärker in meinem Helm an und wir schlichen Richtung Hauptserver.

Es stellten sich uns keinerlei Gefahren in den Weg und nach zehn Minuten hatten wir den Hauptserver erreicht.

Maxi holte den Transmitter hervor und brachte ihn im Inneren des Servers an. Wir wollten uns gerade auf den Rückweg machen, als ich Schritte hörte.

„Deckung!“

Sofort schaltete ich die Gehörverstärkung aus und versteckte mich zwischen den Servern.

Dann hörte ich Stimmen und die Schritte waren mit bloßem Ohr zu hören.

Die Tür zum Hauptserver öffnete sich und zwei Personen betraten den Raum.

„Und du denkst, dass er das war?“

„Na wer denn sonst!“

„Nur Paul kennt die Codes, um die Satelliten auszurichten!“

„Aber wieso sollte er das machen? Dadurch verlieren wir jeglichen Kontakt zum Hauptquartier!“

„Eben! Er gehört zu den VAS und will uns hochgehen lassen! Wahrscheinlich ist in diesem Moment ein Team von denen auf dem Weg hierhin, um geheime Daten zu stehlen!“

„Aber, die schaffen es doch niemals bis hierhin!“

„Bist du leichtgläubig! Denkst du etwa, die Telkterran Allianz kontrolliert Core? Wir sind nur hier, weil unser Schiff zerstört wurde! Von unseren Auftraggebern! Die wollten alles abstreiten! Und durch Zufall haben wir überlebt! Stell dir mal vor, wie sich die hohen Herren in Mysterion gefreut haben müssen! Ein Team in Core! Mitten im Herz des Feindes!“

„Aber …“

„Was aber? Erst wollte uns das Militär loswerden und jetzt sind wir deren einzige Chance Core zu erobern!“

„Wie du meinst, hier ist auf jeden Fall alles ruhig, lass uns den nächsten Raum anschauen.“

„Ich sag’s dir! Wir sind die Ersten, die draufgehen!“

Die Stimmen entfernten sich und die Tür fiel ins Schloss.

Was war das denn? Ist das hier etwa ein Stützpunkt der Telkterran Allianz?

„Jetz‘ aber nichts wie weg hier!“

Wir schlichen uns auf demselben Weg raus, auf dem wir auch reingekommen waren. Der einzige Unterschied bestand darin, dass wir uns nicht unter Transporter hängen mussten, Maxi hatte ein Loch im Zaun entdeckt, durch das wir den Komplex verließen.

Wir liefen eine Düne hinauf und zündeten unsere Düsen. Wenig später saßen wir in unserem Schiff, das sich auf den Rückweg machte.

Aufzeichnung Ende

5. Kapitel

22.05.6021

Müsste jetz‘ nich‘ mein Wecker …? Ach ja!

Ich setzte mich auf und sah mich um. Ich saß im Frachtraum eines Transporters. Die Mission war geglückt und wir hatten sogar noch neue Erkenntnisse gewonnen! Die Telkterran Allianz hatte ein Team in Core! Und sie hatten einen Stützpunkt auf einem Planeten!

Das müssen wir dem Admiral erzählen!

Der Transporter trat in die Atmosphäre eines Planeten ein, was sich durch eine rasche Temperaturänderung bemerkbar machte. Ich weckte Maxi und Wasserkanister mit meinem „AUFSTEHEN!!“ und wenig später setzte der Transporter unsanft auf. Die Luke öffnete sich und ich konnte den Major sehen.

„Wie mir mitgeteilt wurde, war Ihre Mission erfolgreich! Gut gemacht! Ruhen Sie sich aus, in einer Stunde ist die Nachbesprechung!“, sagte er und ging wieder.

„Eine Stunde? Eine STUNDE?? Die sollten uns gefälligst einen MONAT geben!“, regte sich Maxi auf.

„Sie’s positiv. Wir bekommen immerhin eine Stunde!“, versuchte Wasserkanister ihn zu beruhigen.

 

„Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss Ihrer ersten Mission!“, gratulierte uns der Admiral.

Wir erklärten wie wir den Komplex betreten und wieder verlassen hatten. Das Gespräch, das wir belauscht hatten, ließen wir außen vor.

Der Admiral nickte und wollte gerade gehen, als ich ihn fragte: „Sir, könnte ich Sie kurz unter zwei Augen sprechen?“

„Sicher!“

Wir gingen in ein kleineres Zimmer und er fragte mich: „Was wollen Sie mit mir besprechen?“

„Sir, wir haben während unserer Mission ein Gespräch belauscht, das darauf schließen lässt, dass die Telkterran Allianz ein oder mehrere Teams in unserem Universum hat.“

„WAS?? Das kann unmöglich sein!“

„Sir! Wir haben das Gespräch aufgezeichnet, wenn Sie es sich ansehen wollen …“

„Gerne, auch wenn ich nicht glaube, dass ein solches Team in unserem Universum ist.“

Ich reichte ihm den Speicher, auf dem die Aufzeichnung unserer Mission war.

„Warum haben Sie den Speicher nicht bei Ihrer Ankunft wie vorgeschrieben abgegeben?“

„Eben wegen diesem Gespräch. Die Aufzeichnung sollte nicht in die falschen Hände geraten!“

„Gut gemacht! Gehen Sie nun, ich werde Sie kontaktieren sobald ich die Aufzeichnung ausgewertet habe!“

„Vielen Dank Sir!“

Ich verließ den Raum und schloss die Tür hinter mir.

24.05.6021

Der Admiral hatte sich zu sich bestellt und ich war gerade unterwegs zu seinem Büro in der Giant Hall.

Er hat also die Aufzeichnung durchgesehen!

Als ich die Tür zum Büro des Admirals öffnete, war ich überrascht. Der Admiral war nicht alleine, vor seinem Schreibtisch saßen zwei Männer. Der eine trug einen grauen Anzug, der Andere eine mir unbekannte Galauniform.

Von welcher Behörde ist diese Galauniform? Sie ist nicht vom Militär, aber auch von keiner Behörde, die ich kenne …

„Ah, Mister Smith!“, begrüßte mich der Admiral, „Darf ich Ihnen vorstellen, Senator Blake“

Der Mann im Anzug erhob sich und schüttelte mir die Hand. „und Master Admiral Prather.“

Der Mann in der Galauniform stand auf und schüttelte mir ebenfalls die Hand.

Dann setzte der Admiral wieder an: „Die Aufzeichnung Ihres Einsatzes hat höchst brisante Dinge offenbart! Sie werden einem Spezialkommando zugeteilt, dass die Aufgabe hat, Spione aufzudecken und festzusetzen. Master Admiral Prather ist der Kommandant dieses Spezialkommandos und ab sofort Ihr Vorgesetzter! Senator Blake ist hier, um Ihre Beförderung in den Rang des Lieutenant Commander abzusegnen. Sie mit sofortiger Wirkung nicht weiter der Armee der Vereinigten Allianzstaaten unterstellt! Selbstverständlich sind Ihre Einsätze sowie Angaben zu Ihrer Person Verschlusssache! Ab sofort sind Sie Agent Tango! Kein Geburtsdatum, kein Pass, kein Kontakt zu Ihren Bekannten und Freunden!“

WAS???

„Sir, meine Kameraden werden doch sicherlich nach meinem Verbleib fragen?“

„Für alle außerhalb dieses Raumes sind Sie bei einer Übung ums Leben gekommen!“

„Sir?“

„Keine Sorge, alles wasserdicht. Niemand wird auf die Idee kommen, dass Sie noch am Leben sind!“

Ich wollte protestieren, dann viel mir aber noch etwas anderes ein: „Sir? Was ist mit meinen Sachen?“

„Verbrannt!“

Was? Aber da war doch auch …

„Lieutenant Commander! Sie sind ab sofort im Einsatz! Ihr Schiff legt in zehn Minuten hinter mir an. Sie fliegen gemeinsam mit Senator Blake und Master Admiral Prather mit Schiff!“

„Aber …“

„Kein Aber“, fiel mir der Master Admiral ins Wort, „Sie unterstehen meinen Befehlen und werden diese aufs Genaueste befolgen! Sie werden mit diesem Schiff den Planeten verlassen!“

Ich bin geschlagen! Was soll ich denn noch machen? Entweder ich weiger mich und werde von einem Militärgericht zum Tode verurteilt, oder befolge den Befehl und lebe weiter. Meine Entscheidung steht fest!

6. Kapitel

30.08.6021

Ich hatte mich mittlerweile mit meiner Situation abgefunden, was hätte ich auch ändern können? Ich hatte einige kleinere Einsätze, die aber recht ereignislos waren. Die Einsätze hatten sich auf Informationsbeschaffung beschränkt, aber ich wusste, ich würde andere Einsätze bekommen.

Die Spezialeinheit hatte ihre Basis auf einem Eisplaneten irgendwo im dritten Quadranten von Core. Dreizehn Kilometer unter der Eiskruste war die Basis, riesige Generatoren erzeugten genug Wärme um die Basis zu erwärmen, der Sauerstoff zum Atmen wurde aus dem Eis des Planeten gewonnen, was recht sinnvoll war, da neben Sauerstoff auch Wasserstoff entstand, der in, ebenfalls unterirdischen, Synthetisierern in Deuterium umgewandelt wurde. Sogar die Docks für die Raumschiffe waren unter dem Eis verborgen. Damit ein Schiff starten oder landen konnte, mussten riesige Tore geöffnet werden. Dies geschah jedoch eher selten, da Turbolifts bis knapp unter die Oberfläche reichten. Von dort nahm man sich dann einen kleinen Gleiter und flog zu einer getarnten Orbitalstation.

Heute nahm ich wieder diesen Weg. Ich stieg in Turbolift 5, dann flog mich ein kleiner Gleiter zu einer der Orbitalstationen. Der Gleiter setzte auf und ich betrat einen großen Hangar, in dem leichte Jäger bis hin zu großen Transportern standen.

Noch größere Schiffe mussten über Luftschleusen an die Station andocken.

Ich trug einen weißen Tarnanzug, der über diverse Funktionen verfügte.

Er hatte einen eigenen Schildgenerator, der fünf Tage lang aktiviert bleiben konnte. Außerdem war er mit Titanplatten verstärkt und besaß ein Exoskelett. Der Helm des Anzugs war mit den modernsten Zielerfassungssystemen ausgestattet. Vor meinen Augen waren Mikrodisplays platziert, auf denen Missionsziele und wichtige Informationen angezeigt wurden.

Im Moment waren die Displays leer, aber während meiner Mission würde sie mir alle nötigen Informationen liefern.

Ein Soldat kam auf mich zu und salutierte: „Lieutenant Commander, Ihr Schiff liegt an Luftschleuse 3. Die Missionsbeschreibung erhalten Sie auf dem Weg zum Einsatzort.“

„Danke Soldat!“, erwiderte ich und salutierte.

Der Soldat führte mich zu Luftschleuse 3 und salutierte abermals als er wegging.

Durch ein kleines Fenster konnte ich das Schiff sehen, das mich zu meinem Einsatzort bringen sollte.

Ein Schlachtkreuzer? Der Einsatz muss ja wichtig sein. Aber wie wollen die das vertuschen?

Die Luftschleuse öffnete sich und ich betrat den Verbindungssteg zu dem Schlachtkreuzer.

Als ich vor der Luftschleuse des Schlachtkreuzers stand, dachte ich über meinen bevorstehenden Auftrag nach.

Was ist wohl die Mission? Hm … wahrscheinlich hat es nichts mit Informationsbeschaffung zu tun, zumindest soll ich nirgendwo eindringen. Dann würde mich kein Schlachtkreuzer zum Zielort bringen. Ich schätze ich soll jemanden verhören. Aber … Nein, das kann auch nicht sein. Dafür ist der Geheimdienst zuständig und nicht die STF.

Ich wurde in meinen Überlegungen unterbrochen, als sich die Luftschleuse öffnete und mir ein General entgegentrat. Ich salutierte.

„Ah gut, dass Sie da sind, wir werden in Kürze dieses Sternensystem verlassen“, erklärte der General, während er meinen Salut erwiderte.

Dann bat er mich das Schiff zu betreten. Hinter mir schloss sich die Luftschleuse und ich konnte hören, wie sich der Verbindungssteg vom Schiff trennte.

„Lieutenant Commander, Ihre Mission besteht darin, einen Spion der Telkterran Terroristen unschädlich zu machen! Dazu erhalten Sie bei Verlassen des Schiffs ein Scharfschützengewehr vom Typ K-56. Dieses Gewehr wurde dahin gehend modifiziert, dass sowohl mit Vollmantelgeschossen wie auch mit Plasma-Munition geschossen werden kann. Die Wahl des Geschosses steht Ihnen selbstverständlich frei.“

Freie Geschosswahl? Hm, ein Vollmantelgeschoss durchdringt zwar leichte Panzerungen, aber es ist auf weite Entfernungen nicht so präzise wie ein Plasma-Impuls. Dafür kann ein Plasma-Impuls von atmosphärischen Störungen beeinträchtigt werden. Ich werde wohl beide Geschoss-Typen mitnehmen müssen.

„Verstanden! Terrorist ausschalten!“, bestätigte ich den Befehl.

„Gut, dann gönnen Sie sich jetzt etwas Ruhe! Wir werden Ihren Einsatzort in fünf Stunden erreichen!“

Ich salutierte und drehte mich weg. Ein Matrose kam auf mich zu und geleitete mich zu einem kleinen Quartier tief im Inneren des Schlachtkreuzers.

Als der Matrose wieder gegangen war, sah ich mich in dem kleinen Raum um.

In dem Raum befand sich neben einer kleinen Koje nur ein Waschbecken.

Ich warf mich in die Koje und lag noch eine Zeit lang wach.

Was erwartet mich wohl auf …? Moment, ich weiß ja nich‘ mal auf welchem Planeten ich den Terror-Spion eliminieren soll! Naja, ich bin für alles gerüstet.

Dann schlief ich ein.

 

31.08.6021

Ich schlief sehr unruhig und hatte seltsame Träume, an die ich mich aber nicht mehr erinnern konnte, nachdem ich wieder aufgewacht war.

Ich stand auf und wollte schon mein Quartier verlassen als mir auffiel, dass an Schalttafel der Tür ein blaues Lämpchen blinkte.

Eine Prioritätsmeldung. Merkwürdig …

Ich ging zur Tür und öffnete die Meldung.

Identifikation!“, tönte eine Computerstimme.

„Epsilon-Delta-drei-Omega-sieben … neun.“

Identität bestätigt! Agent Tango.“

Nachdem die Worte verklungen waren, bildete sich ein EM-Schild um mich und die Schalttafel herum und eine andere Stimme erklang: „Missionsänderung! Die Eylor ist unterwegs ins Sigma-System unterwegs wird sie einen kleinen Zwischenstopp bei Aroth V machen. Dort verlassen Sie die Eylor per Atmosphärensprung und treffen sich mit Ihrer Kontaktperson. Näheres befindet sich in Ihrem Helm-Speicher. Datei Sensaye.“

Damit endete die Nachricht und der EM-Schild löste sich auf.

Ein Atmosphärensprung auf Aroth V? Das wird lustig.

Aroth V war ein ressourcenreicher Lavaplanet, dessen Atmosphäre größtenteils aus Methan und Schwefelgasen bestand. Ich konnte also keine Manövrierdüsen verwenden, da diese die Atmosphäre in Brand gesetzt hätten.

Toll! Meinen Einsatzanzug muss ich auch noch wechseln!

Ich nahm eine kleine Fernbedienung aus einer Tasche des Tarnanzugs und betätigte einige Tasten und Regler.

Schließlich veränderten sich Farbe und Beschaffenheit meines Tarnanzugs.

Er war nun grau-braun und an Kragen und Oberkörper verstärkt um den Belastungen eines Atmosphärensprungs standzuhalten. Ich speicherte diese Einstellung und wechselte wieder in den Ausgangszustand zurück.

Dann verließ ich mein Quartier und machte mich auf den Weg zu einer Luftschleuse. Als ich an Luftschleuse 27 ankam, ertönte gerade das Signal zum Hyperraumaustritt.

Wenig später schwenkte der Schlachtkreuzer in einen Orbit zu Aroth V ein und ich betrat die Luftschleuse.

 

7. Kapitel

31.08.6021

BAMM!

Ich wurde so stark durchgeschüttelt, dass ich nicht wusste, wo oben oder wichtiger noch wo unten war.

Mein Schutzanzug glühte aufgrund der extremen Reibung, die mein Eintritt in die Atmosphäre von Aroth V verursachte. Die wenigen Menschen, die auf diesem kargen Planeten lebten, würden mich hoffentlich für eine Sternschnuppe halten. Andernfalls würde meine Mission noch ungemütlicher werden, als sie ohnehin schon war.

Ich hörte ein schmatzendes Geräusch. Das Zeichen dafür, dass ich die oberste Schicht der Atmosphäre, die Exosphäre, durchdrungen hatte.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf das interne Display meines Helms, um meine Fallgeschwindigkeit abzulesen.

150 m/s

Das war zu schnell, viel zu schnell! Ich konnte die Landekapsel nicht auslösen, bevor ich langsamer als 20 m/s fiel, denn sonst würde ich von dem Absorberschaum zerquetscht werden. Und das wollte ich nun wirklich nicht. Ich konnte aber auch keinen Gegenschub geben, da ich sonst riskiert hätte, die Atmosphäre zu entzünden.

145 m/s

Also blieb mir nur, einen möglichst hohen Luftwiderstand zu bieten. Daher streckte ich Arme und Beine von mir und tatsächlich wurde ich langsamer.

138 m/s

Das ist immer noch viel zu schnell!

Ich war mittlerweile in einer Höhe von nur noch 50 Kilometern. Das würde sehr knapp werden.

130 m/s

Verdammt ich kann doch jetzt nich‘ draufgehen!

120 m/s

Okay, wie hoch bin ich?

Ich sah auf mein Display: 45 Kilometer.

Na toll! Ich kann also nichts machen außer Hoffen, dass es klappt!

100 m/s

Ich starrte die Zahlen auf dem Display an: 35 Kilometer, Aufprall in ca. 7 Minuten. Ich hatte demnach sieben Minuten um mich von meinem Leben zu verabschieden. Die Berechnungen des Computers ergaben, dass ich nicht die Geschwindigkeit von 20 m/s erreichen würde.

Zwei Minuten später sah ich wieder auf das Display.

80 m/s

Nur noch 23 Kilometer bis zum Boden, das ist gar nicht gut! Ich muss langsamer werden!

Ich ging meine Optionen durch, viele hatte ich nicht. Gegenschub war unmöglich, einen Fallschirm hatte ich nicht und wenn ich den Mechanismus der Landekapsel zu früh auslöste, wusste ich nicht wo ich landen würde und ein Lavasee käme mir sehr ungelegen. Ich konnte also nichts machen.

Verdammt! Hätte ich doch mal besser einen D-G mitgenommen!

Ein Delta-Gleiter, ein sogenannter D-G, war eigentlich nichts weiter als ein kleiner Flügel, den man sich auf den Rücken schnallen konnte. Der Delta-Gleiter konnte allerdings auch verwendet werden, um einen Fall abzubremsen. Dazu musste man nur einen Verschluss an der Oberseite öffnen und schon wurde ein großes Kohlefasergewebe aus dem Delta-Gleiter herauskatapultiert, und verband sich mit dem Delta-Gleiter zu einer Art Fallschirm. Nur eben hundertfach widerstandsfähiger.

Ich sah wieder auf das Display.

Nur noch 60 m/s, aber ich hatte auch rapide an Höhe verloren. Ich war auf einer Höhe von 12 Kilometern.

Das reicht nicht! Ich werde auf den Planeten auftreffen und im nächsten Moment bin ich nur noch ein Haufen Knochenspliter und Blut!

50 m/s bei 10 Kilometern, ich werde langsamer!

Im nächsten Moment ging mir ein Licht auf. Durch die erhöhte Gravitation von Aroth V wurde die Luft mit jedem Kilometer, den ich fiel, dichter und bremste mich so immer stärker ab. Wie hatte ich das nur übersehen können?

40 m/s

35 m/s

32 m/s

29 m/s

27 m/s

Mist! Nur noch drei Kilometer! Verdammt, verdammt, verdammt!

Ich löste die Landekapsel bei zweitausend Metern aus. Ich sah noch einmal auf das Display.

24 m/s

Bei tausend Metern war die Kapsel geschlossen. Jetzt konnte ich nichts mehr machen, um meinen Fall zu verlangsamen.

500 Meter

200 Meter

100 Meter

80, 60, 40, 20, … BÄMM!

Die Kapsel schlug auf dem Planeten auf.

8. Kapitel

01.09.6021

Alles um mich herum war schwarz. Ich betrachtete das Display in meinem Helm. Ich war zwanzig Meter unter der Planetenoberfläche. Und ich hatte einen ganzen Tag verloren!

Erstmal brauch‘ ich hier unten Licht. Wo is‘ denn … ah da ist er ja!

Ich betätigte dem Nothebel und die Kapsel öffnete sich. Der Absorberschaum verflüssigte sich und methangetränkte Luft flutete die Kapsel. Ohne Helm währe ich innerhalb kürzester Zeit erstickt. Aber ich hatte keine Zeit mir über solch hypothetische Probleme den Kopf zu zerbrechen. Ich musste meine Kontaktperson treffen, und zwar in drei Stunden!

Ich kletterte auf die Kapsel und sah mich um.

Wie komm‘ ich jetzt‘ aus diesem Loch raus? Es muss doch irgendetwas geben, was ich benutzen kann, um die zwanzig Meter hochzuklettern.

Ich konnte nicht einfach die Wände hochklettern, da die Flächen der Wände zu glatt waren, um sich daran festzuhalten. Es gab keine Vorsprünge, die ich zum Klettern hätte nutzen können.

Irgendeinen Weg muss es doch geben! … Vielleicht kann ich die Kapsel irgendwie verwenden … nein, das funktioniert nich‘ die Kapsel steckt zu fest im Gestein. Die Manövrierdüsen kann ich auch nich‘ verwenden, also was bleibt mir?

Ich grübelte noch eine Weile, bis ich die Lösung hatte. Ich musste nur den Absorberschaum auslösen. Mit etwas Glück würde mich der Schaum bis auf einen Meter an das Ende dieses elendigen Lochs hochdrücken. Andererseits blieb mir ohnehin keine andere Wahl. Ich musste es versuchen. Ich kletterte also wieder in die Kapsel, löste den Absorberschaum aus und versuchte die Kapsel zu verlassen, was mir allerdings nur mit mäßigem Erfolg gelang. Ich stieß mir den Kopf und obwohl ich einen Helm trug, spürte ich, wie mir ein Blutstropfen an der Schläfe herablief. Dann wurde ich vom sich verfestigenden Absorberschaum erfasst und in die Höhe gedrückt.

Etwa 2,8 Meter unterhalb der Kante stoppte die Ausdehnung des Absorberschaums. Ich sprang hoch und zog mich an der Kante aus dem Loch.

Um mich herum dampfte der Boden und glühte an einigen Stellen dunkelrot.

Ich sah auf mein Helmdisplay um aktuelle Umgebungsdaten abzurufen und stutzte. Es wurden keine aktuellen Daten angezeigt. Ich prüfte das System, könnte aber keinen Fehler finden.

Merkwürdig. Aroth V hat doch Satelliten, warum bekomm‘ ich dann keine Umgebungsdaten?

Auch ein Neustart des Systems brachte keine Besserung, weshalb ich mich dazu entschloss, zunächst die Missionsdatei zu öffnen. Ich aktivierte also die Suchfunktion und suchte nach Sensaye.

__________Öffne Datei__________

Willkommen Agent Tango.

Mission Sensaye.

Missionsdaten wurden in den Helmspeicher geladen.

Viel Erfolg.

Die Datei wird sich nun selbstständig löschen.

__________Datei gelöscht__________

Das muss ja verdammt geheim sein, wenn sich die Datei selbst löscht! Erstmal nachsehen, was da Schönes auf mich wartet.

Also öffnete ich die erste Datei, die ich fand. Es handelte sich um eine einfache Textdatei.

Missionsablauf

Unentdeckte Landung auf Aroth V

Kontakt zu Kontaktperson herstellen

Informationen erhalten

Informationen prüfen

Zielperson liquidieren

Den Planeten unentdeckt verlassen

 

Zeitfenster

nach Absprung 4 Tage

 

Sicherheitshinweise

Bei Entdeckung Helmspeicher löschen und Selbstzerstörung des Anzugs aktivieren

Das kann ja lustig werden! Immerhin kann ich den ersten Punkt abhaken. Ich hab‘ also noch … - Ich sah auf die Uhr auf dem Helmdisplay - zwei Tage.

Ich öffnete eine Karte des Gebiets, in dem ich mich befand, berechnete meine Position und machte mich auf den Weg. In zwei Stunden und vierzehn Minuten musste ich die Kontaktperson treffen.

9. Kapitel

01.09.6021

Ich kontrollierte die Funktionalität meines Anzugs und machte mich dann auf den Weg nach Omega 3, das war ein Habitat ganz in der Nähe meiner Position. Dort sollte ich meine Kontaktperson treffen.

Der Weg zu dem Habitat erwies sich als schwieriger, als gedacht. Oftmals musste ich umkehren und einen anderen Weg suchen, weil mir ein Lavastrom den Weg versperrte.

Zum Glück passierte dies immer selten, je näher ich dem Habitat kam. So konnte ich auf den letzten Kilometern die Missionsdateien genauer betrachten.

Ich öffnete eine Bilddatei, die meine Kontaktperson zeigen sollte. Auf dem Bild war eine junge Frau mit brünetten Haaren zu erkennen, die an einer Haltestelle der LEV-Bahn stand und offensichtlich auf den Zug wartete.

Die Frau trug schlichte Zivilkleidung, was es mir nicht gerade erleichterte ihre Position innerhalb der Mission auszumachen.

Eine weitere Bilddatei zeigte den Treffpunkt, an dem ich die Frau treffen sollte. Ein belebter Platz in der äußeren Zone von Omega 3, auf dem sich viele Menschen und ein paar wenige Heg tummelten.

Die Heg waren die erste Rasse gewesen, die die Menschen bei der Expansion ihres Sternenreiches angetroffen hatten. Das war lange vor der Spaltung des Menschenreiches gewesen und die Heg hatten zunächst nur eine passive Haltung eingenommen, später aber in den Kampf der Menschen gegen die Qet, aufseiten der Menschen, eingegriffen.

Die offizielle Aussage dazu war, dass die Heg entschieden hatten, dass die Menschen ihrer Unterstützung würdig seinen, allerdings glaubten das die Wenigsten. Von vielen wurde die Meinung vertreten, dass die Heg aus rein wirtschaftlichen Interessen auf der Seite der Menschen gekämpft hatten.

Aber ich musste mich auf meine Mission konzentrieren und durfte nicht an die VS-Zeit denken, also betrachtete ich weitere Bild- und Textdateien, die mir aber keinerlei neue Erkenntnisse brachten.

 

Schließlich, nach eineinhalb Stunden hatte ich endlich die äußere Kuppel von Omega 3 erreicht.

Jetz‘ stellt sich nur die Frage, wie ich da rein kommen soll.

Ich durchsuchte den Missionsordner nach Information diesbezüglich und fand nach einer gefühlten Ewigkeit die rettende Textdatei.

Nutzen Sie zum Betreten der äußeren Kuppel von Omega 3 die beigefügten ID-Daten!

Dann folgte eine Reihe verwirrender Zeichen.

Ich ging um die Kuppel herum, bis ich die Schienen der LEV-Bahn entdeckte und wartete auf einen vorbeifahrenden Zug.

Wenig später passierte ein Zug meine Position und ich sprang auf den Zug auf. Zu meinem Glück war der Zug schon soweit gebremst, dass mir dies problemlos gelang. Ich öffnete ein Fenster mit sanfter Gewalt, ich sprengte es also mit einem kleinen Sprengsatz aus der Einfassung und schwang mich ins Innere des Zuges. Ich stand in einem leeren Zugabteil.

Na immerhin!

Dann hieß es schnell sein. Ich musste die Daten aus dem Helmspeicher in meine Uhr übertragen, den Anzug loswerden und mir die Morph-Creme im Gesicht verteilen, falls mich jemand gesehen haben sollte.

Ich transferierte also die Daten, zog den Anzug, unter dem ich normale Zivilkleidung trug, aus und warf ihn aus dem Fenster. Anschließend verteilte ich die Morph-Creme in meinem Gesicht und verließ das Abteil.

Als ich in den nächsten Wagen gehen wollte, wurde ich von Sicherheitskräften aus dem Weg gestoßen, die zu dem Abteil liefen, das ich so eben verlassen hatte.

Das war knapp!

Schließlich hielt der Zug im Bahnhof der äußeren Zone und ich stieg aus. Nachdem meine ID-Daten kontrolliert worden waren, wurde ich durchgelassen.

Ich versuchte mich zu orientieren und stellte fest, dass ich schon auf dem richtigen Platz stand.

Jetzt musste ich nur noch meine Kontaktperson finden. Ich sah mich ein wenig um und tat so, als würde ich mich für die Waren der Händler interessieren.

Schließlich entdeckte ich meine Kontaktperson und ging auf sie zu.

10. Kapitel

01.09.6021

Ich ging auf meine Kontaktperson zu. Als ich direkt hinter ihr stand, berührte ich sie leicht am Ellenbogen und fragte: „Miss Sanger?“

Die Frau drehte sich um und sah mich erstaunt mit ihren großen grünen Augen an.

„Ja, sind Sie …?“, fragte sie mich zu mir gebeugt.

„Ja. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“, entgegnete ich so leise wie möglich.

„Sicher! Kommen Sie mit!“, forderte mich mein Kontakt auf und steuerte quer über den Platz auf ein Café zu. Ich folgte ihr in einigem Abstand, um nicht den Anschein eines Verfolgers zu machen.

Ich setzte mich zu ihr an einen kleinen Tisch und ließ meinen Blick über die übrigen Gäste des kleinen Cafés schweifen und suchte dabei nach potenziellen Gefahren.

Zwei Männer in schwarzen Anzügen saßen i einiger Entfernung zu unserem Tisch und unterhielten sich angeregt, während sie in Richtung des Bahnhofs sahen.

Etwas abseits, an der Außenwand des Cafés saß eine Frau mit auffallend großer Sonnenbrille, die oft in unsere Richtung schaute. Ich wollte gerade aufstehen und weggehen, als sie aufstand und einen Mann mittleren Alters begrüßte.

Dies alles geschah innerhalb des Bruchteils einer Sekunde und ich konzentrierte mich dann wieder auf meinen Kontakt: „Was können Sie mir sagen?“

„Nun, das kommt ganz darauf an, was Sie wissen wollen“, erwiderte sie verschwörerisch.

Ein Kellner kam und wir unterbrachen unser Gespräch, um zu bestellen. Sie bestellte sich einen Cappuccino und ein Stück Aprikosentorte. Ich bestellte nur einen Kaffee, immerhin war ich nicht zum Vergnügen hier. Ich hatte eine Mission zu erledigen.

Als der Kellner wieder im Inneren des Cafés verschwunden war, setzte ich wieder an: „Also Miss Sanger, welche Informationen können Sie mir liefern?“

„Wie schon gesagt, das hängt davon ab, was Sie wissen wollen“, grinste sie mich an.

Gut, wenn sie Katz-und-Maus spielen will, kann sie ein Katz-und-Maus-Spiel bekommen.

 „Nun, Miss Sanger, was würde wohl passieren, wenn Sie nie wieder gesehn würden?“, fragte ich trocken und sah ihr dabei fest in die Augen.

„Zunächst einmal bekämen Sie dann überhaupt keine Informationen über die IMC und zweitens hätten Sie damit die Chance verspielt, jemals wieder von diesem Lavaklumpen wegzukommen!“

„Unwahrscheinlich, Sie wissen nicht, was ich schon alles aus Menschen herausbekommen habe, die einige Stunden in meiner Gewalt waren. Also, was sind Ihre Informationen?“, fragte ich mit einem drohenden Unterton.

Sie beugte sich leicht zu mir und sagte ganz leise: „Nichts!“

Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich sah sie forschend an und spürte plötzlich ein Stechen in meinem Nacken. Ich wollte mich umdrehen, aber noch bevor ich mich umgedreht hatte wurde alles um mich herum schwarz.

11. Kapitel

01.09.6021

Als ich wach wurde drehte sich alles. Ich versuchte ruhig zu atmen um meinen Puls zu verlangsamen.

Nach etlichen Minuten schärfte sich mein Sichtfeld und ich konnte wieder scharf sehen, wenig später zeigte meine kontrollierte Atmung Erfolg und mein Puls sank auf ein normales Niveau ab.

Soweit, so schlecht.

Ich lag auf dem Rücken und starrte an die strahlend weiße Decke des Raumes.

Der Versuch meinen Kopf zu drehen blieb erfolglos, mein Kopf rührte sich keinen Millimeter.

Ich versuchte mich zu erinnern was passiert war, aber meine Erinnerungen waren seltsam verschwommen, so als wären sie weit weg und nicht zu mir gehörten.

Nach kurzer Zeit aber drängte sich mir eine viel wichtigere Frage auf:

Wo bin ich?

Ich konzentrierte mich auf meine Sinne um der Frage nachgehen zu können.

In meinem linken Unterarm steckte ein Infusionsschlauch, ich trug ein Patientenhemd aus Papier, wie sie in Krankenhäusern verwendet wurden und es war still, sehr still.

Zu still für ein Krankenhaus, also wo bin ich?

Schlagartig wurde mir eines bewusst, es war zu ruhig!

Es gab immer Geräusche. Irgendwoher kam immer ein Rattern oder ein Wispern, oder auch das Summen einer Fliege. Aber hier hörte ich nichts! Kein Rattern, kein Wispern und auch kein Summen. Kein Geräusch drang an mein Ohr.

 

 

Okay, Ruhe bewahren! Bleib ruhig, das wird sich alles klären!

„Wo bin ich hier?“, schrie ich die Decke an.

 

 

Da! Ein Geräusch!

Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen.

Das gedämpfte Klacken von Kunststoffsohlen kam auf mich zu und ein Gesicht erschien in meinem Gesichtsfeld.

„Agent Tango, sie haben versagt! Die Mission ist gescheitert!“

Was…?

„Daher hat Master Admiral Prather den Befehl gegeben Sie ... ‚umzurüsten‘.“

„Aber wie…? Ich meine … Wer …?“

„Ein Test! Die Mission war ein Test! Oder dachten Sie etwa, dass Ihre erste Mission eine Liquidierung sein würde? Was denken Sie, warum Ihnen kaum Wachpersonal gegenüberstand? … Und trotzdem haben Sie versagt. Eine Schande ist das! Heutzutage gibt es einfach keine guten Leute mehr. Naja, das wird sich ja in Kürze ändern.“, sagte der Mann und verschwand aus meinem Blickfeld, „Legt los Männer, baut ihn um!“

Der Tisch, auf dem ich festgeschnallt war richtete sich auf und ich konnte sehen, dass in dem Raum zahlreiche Instrumente standen, die man für chirurgische Eingriffe brauchte. Dann wurde wieder alles schwarz.

12. Kapitel

05.09.6021

Als ich aufwachte war ich nicht mehr gefesselt. Ich lag auf einer Pritsche und sah an die Decke.

Wieder einmal.

Als ich mich aufsetzte wurde mir kurz schwindlig, aber nach einer kurzen Ruhepause konnte ich mich umsehen.

Der Raum in dem ich mich befand war steril weiß. Die Wände waren nicht zu erkennen, da sie komplett von Regalen mit Standard-Kampfuniformen verdeckt wurden.

„Subjekt Tango“, tönte die Stimme einer Frau aus einem Lautsprecher über der Tür, „wie fühlen Sie sich?“

„Ähm, ganz gut soweit … wo bin ich?“, antwortete ich etwas verwirrt.

„Aber nicht doch! Zerstören Sie nicht diesen Moment der Erkenntnis.“, tönte es aus dem Lautsprecher.

„Was … ?“

In dem Augenblick blinkte vor meinem rechten Auge ein kleiner blauer Punkt. Ich versuchte nach dem Punkt zu greifen, könnte ihn aber nicht fassen.

„Ah, sehr gut. Das System fährt hoch.“, erklang ein Kommentar aus dem Lautsprecher.

„W... ?“, setzte ich an, aber in dem Moment veränderte sich die Farbe des Punktes vor meinem Auge in ein helles Grün.

Dann verschwand der Punkt und vor meinen Augen erschienen allerlei verschiedene Anzeigen, die ebenso schnell wie sie erschienen auch schon wieder verschwunden waren. Einzig ein kleiner grüner Kreis verblieb in der rechten unteren Ecke meines Sichtfelds.

Als ich ihn betrachten wollte, erschien mitten im Sichtfeld meines rechten Auges ein grünes Fadenkreuz.

„WAS IST DAS?“, schrie ich den Lautsprecher an.

„Ruhig. Bleiben Sie doch ruhig Subjekt Tango! Wie ihnen vor dem Eingriff mitgeteilt wurde, wurden Sie aufgerüstet. Holo-Displays in beiden Netzhäuten, Exabyte Speicher im Hinterkopf, Subkutanpanzerung am ganzen Körper, verstärkte Sprunggelenke und eine Kutanpanzerung an Ihren Armen.“, kam prompt die Antwort.

„Was soll das heißen? Bin ich jetzt ein … ein Cyborg?“, fragte ich plump.

„Oh nein, nicht doch. Immerhin haben Sie noch all Ihre Körperteile … naja, fast zumindest.“, lachte die Frau.

 

 

--- Ende des ersten Bandes ---

Anhang

Begriffserklärung

Core: Galaxie im „C-Chroniken - Universum“

Exabyte: 1.000.000 Gigabyte

Holo-Display: durchsichtiges Display

Kutanpanzerung: edelstahlartige Verhornung der Oberhaut

LEV-Bahn: vergleichbar mit der heutigen Magnetschwebebahn

Mysterion: Galaxie im „C-Chroniken - Universum“, Nachbargalaxie von Core, von Core aus durch drei Hyperraumpassagen zu erreichen

Subkutanpanzerung: Kevlarpanzerung unter der Oberhaut

Telkterran Allianz: Ein Bündnis verschiedener Planeten und Organisationen in der Galaxie „Mysterion“. In Core wegen Terrorismus verfolgt

VAS: Abkürzung für „Vereinigte Allianzstaaten“

Vereinigte Allianzstaaten: Ein Planetenbund, der nach der Zerstörung der Erde entstanden ist um die Kultur und das Wissen der Menschheit zu bewahren und zu schützen. Hat sich über die komplette Galaxie „Core“ ausgeweitet und beansprucht die Rechtschaffenheit der Gesetze für sich.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Dank geht vor allem an das TUNS-Game Team, da dieser Roman seine Wurzeln in ebendiesem Browsergame hat und ich ohne das Spiel höchstwahrscheinlich keine solche Geschichte hätte ersinnen können. Danke für Uni 1! Und natürlich geht mein Dank auch an dich, lieber Leser, denn wenn du das hier liest, hast du dir sogar die Mühe gemacht die Widmung zu lesen und dafür habe ich sie geschrieben. Vielen Dank!

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