»Amber, komm schon wir kommen noch zu spät zur Schule«. Sie schreckte auf. Ihr Bruder stand mit einem wutverzerrten Blick an ihrer Tür. Amber sprang auf. »Adam, geh raus ich muss mich umziehen«. Adam verdrehte die Augen. Amber hörte das »Ja bitteschön« trotzdem noch. Sie zog sich um, und zog einen Marineblauen Pullover mit schwarzem Aufdruck an. Außerdem zog sie sich eine ihrer zehn schwarzen Jeans an. Schwarz war ihre "Lieblingsfarbe" auch wenn die meisten sagten das schwarz keine Farbe war, war Amber fest davon überzeugt, dass es keine schönere Farbe gab.
Als sie ihr Spiegelbild im Spiegel sah, wäre sie fast umgekippt. Ihre blonden Haare und blauen Augen wirkten stumpf, dafür glitzerten ihre lilanen Augenringe umso mehr. Mit einem seufzen nahm sie sich ihren stark deckenden Concealer und gab ihn großzügig auf ihre Augenschatten. »Schon besser« murmelte sie, als sie ihren Nude-Farbigen Lippenstift auf ihre viel zu dünnen Lippen auftrug. Mit einem kritischen Blick putzte sie sich schnell die Zähne und verschwand in die Küche. Ihr Bruder saß am Tisch und aß ein Brot. Wie er morgens essen konnte, war Amber ein Rätsel, ihr wurde schon allein vom Anblick davon schlecht. Sie würgte. »Was ist'n mit dir schon wieder los« sagte Adam als er aufstand und zum Schuhschrank lief. Währenddessen beruhigte sich Amber wieder. Sie zog ihre Schuhe an, nahm die Autoschlüssel vom Tisch, lief nach draußen und setzte sich in den zwei-Monate alten BMW. Ihr Bruder lief mit schnellen Schritten auf das Auto zu und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Amber machte das Auto an, legte den ersten Gang ein und fuhr los. In der zwischenzeit hatte Adam das Radio angemacht. Sie stritten nie, wenn es um die Musik ging, denn Amber war morgens nicht darauf aus zu reden. Sie war ein Morgenmuffel, und würde es wohl auch immer bleiben. Sie hasste die Leute, die morgens schon super gut gelaunt waren, denn sie beneidete sie dafür. Wie konnten sie denn so gut gelaunt sein, nachdem sie früh aufstehen mussten?
Wie dem auch sei, sie fuhren die wie immer gleiche Strecke zur Schule oder wie alle es zu pflegen nennten 'The Academy of Heros'. Warum man diese Schule so nannte wusste Amber bis heute nicht, aber im Endeffekt wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie wollte einfach nur ihr Ding durchziehen, und diese Schule so schnell wie möglich verlassen. Adam war ganz anders als sie. Er aß morgens, war gut gelaunt, bekam alles was er wollte auf die Reihe. Amber war da anders. Mit ihren 19 Jahren hatte sie noch nicht viel erreicht, hatte weder ein Freund, noch ein Plan, was sie aus ihrem Leben machen sollte. Adam hingegen liefen haufenweise Weiber hinterher. Er aber machte sich nichts daraus. Adam hatte in seinen 18 Jahren eine Freundin gehabt, die er sehr geliebt jedoch verloren hatte. Amber hatte sie nie kennengelernt, denn ihr Bruder hatte sie nie mitgenommen. Amber wusste aber das Adam dieses Mädchen geliebt hatte. Sie war eines Tages nicht mehr aufgetaucht. Keiner wusste was mit ihr geschehen war, ob sie Tot war wusste man nicht, ob sie lebte wusste man nicht, man wusste nur, dass sie auf Mysteriöser Weise eines Tages verschwunden war, ohne etwas zu hinterlassen. Außer ein gebrochenes Herz. Ja, Adam konnte zwar alles erreichen, aber das was er wirklich wollte, würde er wohl nie mehr wieder bekommen.
»Dir ist klar, dass hier grad rot war, oder?« Adam grinste leicht.
Amber zuckte die Schultern. Ihr war das vollkommen egal.
Als sie rechts abbog, sah man ihre Schule schon. Sie war grau angestrichen, und sehr groß. Ob sie schön war lag im Auge des Betrachters. Amber empfand sie als normale Schule, weder schön noch Abstrakt. Einfach gewöhnlich. Sie parkte auf dem fast leerem Parkplatz, und stieg aus. Ihr Bruder und sie redeten nie wirklich viel miteinander, das lag wohl daran das sie sich nichts zu sagen hatten. Sie hatten weder Eltern noch andere Geschwister, sie waren immer allein gewesen. Immer Amber und Adam, nie jemand anderes. Amber erinnerte sich noch kaum an ihre Eltern, sie wusste zwar, dass ihre Eltern mal da gewesen waren, aber es waren nur Erinnerungsfetzen, weil auch sie eines Tages nicht mehr da waren. Anders wie bei der großen Liebe von Adam, waren beide gestorben. Sie waren in einem Flugzeug, als dieses abstürzte. Was taten sie auch in einem Flugzeug, wo doch ihre Kinder zu Hause auf sie warteten?
Ja Amber war kalt geworden. Aber was sollte sie auch anderes tun, wenn alle sie verlassten. Ihr Bruder würde sie auch noch verlassen, deshalb war es besser auf Abstand zu gehen. So tat es ihr nicht zu weh, wenn es so weit war.
Rene kam auf sie zugerannt. »Man Amber, konntest du dich nie zurück melden? Ich hab dich tausend mal angerufen!« Ja das war sie. Ihre beste Freundin, seitdem sie auf diese Schule ging. Rene war oft der einzige Grund, weshalb sie überhaupt noch zur Schule kam. Rene lächelte Adam schüchtern zu, dieser beachtete sie aber herzlich wenig. Arme Rene, auch sie hatte sich, wie viele weitere in Adam verguckt obwohl sie wusste, dass sie nie eine Chanze haben würde.
Adam schaute Amber an und strich ihr liebevoll über ihren Kopf »Amber, ich geh in meine Klasse wartest du nachher die 20 minuten auf mich oder soll ich den Bus nehmen?«
»Ich warte«
»Dankeschön« sagte er schon im gehen, und verschwand in der Menschenmenge, die sich in den letzten zwei Minuten aufgetan hatte.
Amber kam wieder auf Rene zurück und dachte nach, was sie ihr als Ausrede auftischen konnte. »Mir ging es nicht sonderlich gut, und ich wollte dich nicht anstecken«.
»Achso, zwei Wochen warst du krank? Und du konntest dich nicht melden, um mir zu sagen das du noch LEBST. Man Am ich hab mir Sorgen gemacht!« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Das machst du jedes mal. Und langsam nervt es mich«.
Amber hob die Hände »schon gut, schon gut tut mir leid, ich hatte einfach keinen Kopf dafür«.
»Achso, verstehe« sagte Rene und drehte sich weg.
»Hör mal, so meinte ich das nicht. Es ist nur so, dass du mich doch mittlerweile kennst...«
»Ja schon gut. Gehen wir in die Klasse, bevor Frau Edel uns noch eine Standpauke hält, dass man vorallem am ersten Schultag nach den Herbstferien pünktlich sein sollte.«
Sie zog Amber am Ärmel den Gang hinunter, bis zu ihren Klassenzimmer.
»Ulala, mein Herz ist beglückt, dich endlich wieder bewundern zu können«
Ach Enus. Er sagte so geschnulze immer zu Amber, sie war schon regelrecht genervt davon.
»Enus, halt die Klappe, keiner will dich hören« sagte Rene. Amber lächelte sie dankend an, Rene setzte sich immer für sie ein, dass war schon immer so gewesen. »Ja was denn, jetzt wo ein neuer Schüler kommt, der ganz heiß sein soll, muss ich Amber doch noch überreden endlich was mit mir anzufangen«.
»Enus, sei mir nicht böse aber ich denke selbst in hundert Jahren würde ich nichts mit dir anfangen wollen. Du bist einfach viel zu Oberflächlich.« das kam diesmal von Amber.
Enus stand auf und kam auf Amber zu. »Du bist richtig sexy, wenn du so redest aber ich denke das weißt du« Er grinste überheblich.
Amber hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. Er machte sie echt wütend.
»Geh weg von mir Enus, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nichts von dir will, und das wird sich auch nie ändern«.
Rene kam zu Amber und stellte sich neben sie, damit sie wusste das sie da war und auf ihrer Seite war.
Enus wirkte ein wenig verlegen und beinahe traurig.
»Am, sei mir nicht böse das ich manchmal so bin wie ich bin, aber seitdem du hier auf diese Schule gehst, kann ich an nichts anderes als an dich denken. Tut mir leid.«
Amber sah ihn wieder etwas freundlicher an und nickte nur.
Er lief mit langsamen Schirtten wieder zurück zu seinem Platz just in dem Moment klingelte die Schulglocke, und Frau Edel war mal wieder pünktlich wie eh und je, und stürzte in die Klasse.
»Hallo meine Lieben, ich hoffe ihr hattet schöne Ferien. Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, wollte ich euch noch einen neuen Schüler vorstellen« Alle hielten die Luft an. Alle, außer Amber.
Dann kam ein großer Junge mit Rabenschwarzem Haar in das Klassenzimmer. Er hatte dunkle, schon fast schwarze Augen, und war braungebrannt. Sein Hemd spannte sich über seine Muskeln. Amber fand ihn nicht hässlich, aber ihr Typ war er aufjedenfall nicht. Er lächelte sie alle an, es sah aber so aus als sähe er durch alle hindurch. »Hey..« sagte er schüchtern. Seine Stimme war tief und männlich. Seine Stimme gefiel Amber.
»Ich bin Alessandro und ich komme aus Italien. Ich bin 20 Jahre alt, und ja was aus meinem Leben wird, steht noch in den Sternen geschrieben. Ich bin meiner Freundin hierher gefolgt. Deshalb wechsel ich auch mittem im Jahr die Schule« Alle Mädchen stöhnten auf, was er mit einem grinsen aufnahm.
»Ich hoffe ihr nehmt mich an, und wenn es euch nichts ausmacht würde ich euch gern meine Freundin vorstellen«. Alle schauten zur Tür und erwarteten ein wunderschönes Mädchen, würde das Zimmer gleich betreten.
Er aber sah Amber an, hob seine Hand und, Amber konnte es nicht glauben-zeigte auf sie.
Amber konnte sich nicht rühren, selbst Frau Edel stand stocksteif da.
Alessandro grinste über das ganze Gesicht und Amber wollte am liebsten im Erdboden versinken.
»Ähm...« versucht Amber zu sagen wurde jedoch unterbrochen.
»Amber und ich sind schon eine weile zusammen, wir hatten nur leider das Problem, dass Amber hier wohnt während ich in Italien wohne. Deshalb hab ich das Problem behoben, und bin jetzt hier.« Er sah Amber verliebt an, diese sah ihn wütend an, denn langsam wurde sie das auch-wütend.
Er gab Amber das Gefühl ruhig zu bleiben, doch das brachte ihr Blut zum brodeln. Mit erhobenen Fäusten stand Amber auf.
»Du und ich..« Amber nahm tief Luft »...sind kein Paar, und wir werden es auch nie sein, verdammt. Wer denkst du bist du, dass du dir diesen scherz erlauben kannst!«
Eine Antwort verlangte Amber nicht, als sie die Tür aufriss und raus rannte. Sie schämte sich in Grund und Boden. Was dachten ihre Mitschüler nun von ihr? Dachten sie jetzt ernsthaft, sie war mit diesem arroganten Alessandro zusammen? Sie wurde wieder wütend und war so in ihrem Element, dass sie nicht sah das ihr ihr Bruder Adam entgegen kam, an dem sie knallte.
»Hui, was ist denn mit dir los, du siehst ja sehr aufgewühlt und wütend aus«
Das war Amber auch. »Das bin ich auch, verdammt.«
Adams Augen wurden zu schlitzen als er Amber beobachtete. »Was ist passiert?«, sagte er.
»Nichts!« Amber ballte die Hände zu Fäusten.
»Achso okay, deshalb läufst du rot an, und siehst aus als ob du mich gleich schlägst. Hab ich was getan, Amber? Ist es, weil ich mich heute morgen nicht an die Regel gehalten habe morgens nicht mit dir zu reden? Du weißt doch ich mag es morgens mit dir zu reden.«
Amber stöhnte genervt auf. »Adam das liegt doch nicht daran. Wir haben einen neuen Schüler.«
Er schaute verwirrt. »Was ist daran verkehrt?«
»Das hab ich mir auch gedacht. Was ist daran verkehrt? Bis dieser Typ meinte, ich wäre seine Freundin. Und das auch noch vor der gesamten Klasse. Weißt du wie demütigend das war?«
In Adams Augen glühte Wut auf, dieser wurde jedoch gleich zu Spott.
»Am, ich glaube du reagierst mal wieder über«
Amber holte tief Luft, und ging rechts an Adam vorbei, dieser kam ihr hinter her und hielt sie am arm fest.
»Hilft eine Umarmung?« er öffnete seine Arme.
Amber warf sich in Adams Arme, wie schon so oft.
Er umarmte sie fest und Amber spürte sein Kinn auf ihrem Kopf. Adam streichelte ihren Rücken. Amber wurde es ein wenig unangenehm, sie war nie der gefühlsvolle Typ.
Sie löste sich von ihrem Bruder und lächelte ihn quälend zu. »Danke, Adam.«
Er lächelte sie an, und Amber fragte sich mal wieder wieso sie nicht so gut aussehen konnte wie ihr Bruder. Ihr Bruder hatte schöne geschwungene Augenbrauen und volle Wimpern, wie auch volle Lippen, während Amber aussah wie ein zerrupftes Huhn. Einer von ihnen musste eben die Pechsträhne haben. Und diese Person war nun mal Amber.
»Warum bist du eigentlich nicht in deiner Klasse?«
»Ach ich musste aufs Klo, und wollte ein bisschen dem Unterricht fliehen. Du weißt ja wie das ist.« er verdrehte die Augen.
Amber nickte. »Ich denke, ich muss jetzt mal wieder zurück, du weißt ja wie Frau Edel ist.«
»Okay Schwesterherz, geh aber nochmal aufs Klo und reg dich ab, du siehst nicht gut aus.«
»Danke« erwiderte Amber sarkastisch und ging aufs nächstbeste Klo.
Tief durchatmen Amber, Tief durchatmen. Du öffnest einfach diese Tür und gehst schnurstracks an deinen Platz. Schau einfach keinen an. Sie können dir nichts anhaben.
Amber öffnete die Tür und wie erwarten starrte sie jeder an, die einen mit aufgerissenen Augen, die anderen genervt.
An ihrem Platz angekommen hoffte Amber den Tag so gut wie möglich hinter sich zu bringen, als Alessandro ihr von seinem Platz aus verschwörerisch zuzwinkerte.
Amber wartete in ihrem Auto auf Adam.
Sie hoffte er würde sich beeilen, denn sie hatte keine Lust mehr.
Als sie sah das Alessandro in diesem Moment, das Gebäude verlies, sank sie tiefer in ihren Sitz.
Als sie zu ihm rüber schielte sah sie zu ihrem ensetzen, wie er auf ihr BMW zukam. Natürlich mit einem selbst gefälligen grinsen im Gesicht.
Amber rührte sich nicht als er an das Fenster klopfte. Natürlich hatte sie das Auto verriegelt ihm blieb also nichts übrig als hier zu warten bis ihr Bruder käme, um ihm eine Ansage zu machen, oder einfach zu verschwinden.
Sie zeigte ihm mit einem Grinsen im Gesicht den Mittelfinger, er ließ sich davon jedoch nicht abschrecken.
Sie stöhnte und öffnete die Tür.
»Was willst du?«
»Reden!«
»Ich hab zu tun, tut mir leid« Amber wollte die Tür schließen er aber quetschte sein Bein dazwischen und sah Amber auffordernd an.
»Ja ich sehe, du hast zu tun« er lachte spöttisch.
»Was willst du? Los, rede!«
»Könnte ich dich auf ein Kaffe einladen?«
Amber klappte der Mund auf. »Jetzt hör mir mal zu, wie kannst du es eigentlich wagen? Was oder wer denkst du bist du, dass du dir sowas erlauben kannst. Du hast mich vor der ganzen Klasse bloßgestellt!« Amber schrie ihn an, ihr was alles egal. Sie wollte ihn diesmal bloßstellen.
»Heute, 15 Uhr im Orient«, sagte er und ging weg. Er schlug die Tür extra laut zu.
»Der Wagen ist neu, du verdammter ...« Amber zwang sich dazu, ihn nicht weiter Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Sein Ziel war es doch, Amber aufzuregen und sie wollte ihn diesen Triumph nicht geben.
Adam trat in ihren Blick und kam mit großen Schritten auf Amber zu, dabei schaute er erbost zu Alessandro, der selbstbewusst zu einem Motorrad lief. Achso, er fuhr Motorrad und führte sich deshalb wohl wie ein Macho auf. Genervt verdrehte Amber die Augen. »Was wollte der von dir?«, spuckte Adam giftig aus. Amber fuhr los und antwortete ihm nicht, und sie ignorierte seine Blicke, die er ihr ständig von der Seite aus zuwarf.
»Du sollst mir antworten.«
Amber schaute ihren Bruder geschockt an, seit wann redete er in so einem Ton mit Amber? »Adam, er wollte nichts von mir, übertreib nicht es ist ja nicht so als hätte er mir gedroht oder so«, erwiederte Amber zornig.
Adam nickte und Amber hörte ihn sagen das hoff ich auch. Aber sicher war sich Amber nicht.
Als sie zu Hause waren schaute Amber auf die Uhr 14.15 Uhr, viel Zeit hatte Amber nicht mehr aber sie hatte beschlossen zum Orient zu fahren, um herauszufinden was zum Teufel Alessandro von ihr wollte, und vorallem warum er sie bloßgestellt hatte.
Sie ging ins Bad, um sich ein wenig frisch zu machen, und bürstete sich ihr Haar, wie auch trug sie sich neuen Lippenstift auf. Nur für den Fall sie würde jemand sehen, den sie kannte.
Anschließend ging Amber in die Küche und machte sich ein Sandwich. »Wohin gehst du? Du siehst aus, als hättest du es eilig« Adam stand in der Tür. Heute war er echt unausstehlich. »Sag mal Adam, was ist heute mit dir los, du benimmst dich unmöglich. Ja ich habe was vor, ich treffe mich mit Alessandro,weil..« weiter kam Amber nicht den Adam fing an zu schreien »sag mal Amber, was denkst du dir dabei? Du kennst diesen Typen nicht! Vielleicht ist er ein vergewaltiger und tut dir sonst was an!« Er war rot vor Zorn.
»Och bitte, du übertreibst maßlos. Er ist ein Junge wie jeder andere auch, mal davon abgesehen kann ich mich auch gut verteidigen«. Adam lachte dreckig. »Ach mach doch was du für richtig hälst, aber komm nicht zu mir wenn ich dir mal wieder aus der patsche helfen soll.« Amber schaute ihn angriffslustig an, ließ es dann aber bleiben, sollte er doch sagen was er will. Sie nahm ihr Sandwich und ihre Autoschlüssel und ging nach draußen zu ihrem Auto.
Sie fuhr los und fuhr einen Umweg zum Orient. Sie wollte nicht das Alessandro dachte, sie würde sich auf dieses Treffen in irgendeiner weise freuen, aber leider konnte sie das kribbeln in ihrem Bauch nicht unterdrücken. Amber, das kommt davon, dass du wissen möchtest was der Typ von dir will. Beruhige dich, du hasst ihn, das weißt du.
Beim Orient angekommen sah Amber, dass das Orient heute gut besucht war. Amber war zwar nur einmal hier gewesen, aber damals war das Lokal leer gewesen, also stand sie nun dumm in der Gegend rum bis jemand ihr die Arme von hinten auf die Schultern legte. Reflexartig hob sie ihre Arme, und schrie auf, dabei sah sie das kein anderer als Alessandro hinter ihr stand- natürlich mit einem Grinsen im Gesicht.
»So, du wolltest reden. Ich bin gekommen. Wie du sieht, ist hier kaum Platz, was tun wir jetzt also?«
»Also erstmal wusste ich das du kommst, ich bin einfach viel zu unwiederstehlich. Und zweitens..« er hob seinen Finger, um ihr zu sagen sie solle erst gar nicht anfangen ihm das Gegenteil weis machen zu wollen. »..kenn ich zufällig den Inhaber dieses Lokals sehr gut, und dieser wird mich sicherlich nicht im stehen hier lassen.« Er zwinkerte.
Eine Kellnerin kam auf sie zu, sie war sehr jung und lächelte Alessandro an, dieser lächelte charmantisch zurück, und das obwohl Amber neben ihm stand. Amber war geschockt, was war er doch für ein selbstgefälliges Monster.
Die Kellnerin führte sie zu einem kleinen Tisch, das für zwei Personen gedeckt war. Amber setzte sich so unelegant wie nur möglich auf ihren Platz, während Alessandro elegant auf seinem Platz platz nahm.
»So, was möchtest du trinken? Willst du was essen? Würde dir aufjedenfall nicht schaden«, dabei schaute er ihren Körper von oben bis unten an. Amber nahm tief Luft und atmete ein und aus. Beruhig dich. Du gehst sofort hier weg, sobald er Erklärungen hat.
»Da könntest du Recht haben, ich achte eben auf meine Linie« Amber lächelte spitzbübisch.
»Was du nicht sagst.« Natürlich, er hatte kapiert, das Amber nur so tat, als würde es sie nicht verletzen.
»Alessandro verdammt, du sollst mir sagen was du von mir willst!«
»Du weißt doch was ich von dir will.« Er schaute ihr intensiv in die Augen, und da bemerkte Amber, dass er eigenartige Augen hatte. So Augen hatte Amber zuvor noch nie gesehen. Sie wunderte sich, dass ihr das nicht schon vorher aufgefallen war. Alessandro bemerkte ihren merkwürdigen Blick und schaute weg.
»Ich will dich.«, stieß er dann hervor, diesmal jedoch ohne jeglichen Spott in der Stimme. Amber bekam kaum Luft. »Was meinst du damit?«
»Ha, als ob du nicht weißt, was ich damit meine.«
Es war, wie wenn er Amber erwürgte. Sie bekam keine Luft mehr. Er bemerkte nichts davon und schaute gelangweilt in seine Speisekarte. Amber versuchte sich zu beruhigen. Sie atmete tief ein und aus.
»Sag mal hast du Asthma?« Er schaute Amber ängstlich an und stand auf.
»Nein.. nein« Amber hatte wieder zu ihren Stimmbändern gefunden.
Er setzte sich erleichtert auf sein Platz. »Ich dachte schon, du kippst mir hier gleich weg.«
Leider nicht, nein.
»Hör mir mal gut zu Alessandro.« Alessandro schaute von seiner Karte auf und schaute Amber an, jedoch nicht mehr so intensiv wie gerade eben noch.
»Ich weiß nicht wer du bist, oder was du von mir willst, aber eines weiß ich« Ihre Stimme klang giftiger denn je. »Ich möchte, dass du mich in Ruhe lässt. Mir ist es vollkommen egal wie gut du aussiehst, aus welchem Land du kommst oder sonst was, aber ich möchte das du mich in Ruhe lässt. Du sollst mich nicht anschauen, du sollst nicht mit mir reden, und mich anfassen sollst du auch nicht.« Alessandro saß stocksteif da, er regte sich keinen Millimeter.
Amber stand langsam auf, ließ ihn aber nicht aus den Augen. »Hast du mich verstanden?« Er antwortete nicht.
Amber wurde sauer und wurde lauter »..ob du mich verstanden hast?« noch immer kam keine Antwort von ihm. Amber stand auf und lief weg, so arrogant und selbstbewusst wie nur möglich.
Da hörte sie ihn sagen »Ich habe dich verstanden ja, aber ob ich umsetzen werde was du von mir verlangst weiß ich nicht.«
Sie drehte sich nicht mehr wieder um.
»Und Amber, gefragt wieso ich dich "bloßgestellt" habe, wie du es nennst, hast du mich auch nicht.«
Amber drehte sich noch immer nicht um und verließ das 'Orient'.
Sie wollte es auch gar nicht wissen, wenn sie es genau nahm.
Im Auto versuchte sie sich zu beruhigen, sie hatte keine Ahnung warum sie so aggressiv wurde, wenn sie an Alessandro dachte. Sie knirschte mit den Zähnen und fuhr los, als sie sah dass Alessandro aus dem 'Orient' kam, drückte sie extra stark aufs Gaspedal und fuhr los. Er aber beachtete sie nicht weiter sondern lief um das Haus herum.
Als Amber zu Hause war, warf sie sich auf ihr Bett und fing an zu schluchzen. Es klopfte leise an die Tür und Amber ignorierte das Klopfen wissend, dass es ihr Bruder war, der sich Sorgen um sie machte. Amber hatte nun aber echt keinen Kopf, sich noch auf eine Standpauke ihres Bruders gefasst zu machen. Adam kam trotzdem herein und setzte sich auf die Bettkante. Amber schaute nicht auf, sie schämte sich, dass sie weinte. Sie hatte absolut keinen Grund zu weinen. Was ist nur mit dir los Amber? Sonst heulst du auch nicht gleich rum.
»Am, alles klar bei dir? Hat er dir was getan?« Wut schwang in seiner Stimme mit, und er knurrte schon fast. Amber schaute kurz auf und sah ihren Bruder an, sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt. «Mir gehts gut.«, stieß sie aus. Er näherte sich Amber »ja, das sieht man.« Amber lächelte leicht. Ach, ihr Bruder war doch einzigartig, egal was war, er brachte sie immer zum lächeln.
Sie boxte ihm leicht gegen die Schulter, und ihr Bruder krümmte sich gespielt. »Willst du mir erzählen was passiert ist, oder brauchst du Zeit?« Amber setzte sich in ihrem jämmerlichen Zustand auf und strich sich die Haare aus dem von Tränen klebrigen Gesicht. »Ich weiß nicht was los ist. Der Tag hat so gewöhnlich wie immer begonnen. Adam, dieser Junge macht mir langsam Angst. Ich weiß nicht was er von mir möchte, aber ich weiß was ich möchte- das er mich in Ruhe lässt.« Adam umarmte Amber, wie schon am morgen. Er streichelte ihr Kopf. »Wenn du möchtest, dass ich ihn erledige sag es nur, und glaub mir er wird dich nicht mal mehr ansehen.« Amber dachte kurz nach. Wollte sie ihm echt diesen Triumph geben? »Nein Adam. Ich möchte ihm diesem Triumph nicht geben. Ich möchte nicht, dass er denkt er könnte mich kleinkriegen. Er meinte er will mich, in welchem Zusammenhang versteh ich nur leider nicht.«
»Ach Amber, er will dich weil du so ein wunderschönes Mädchen bist.«
Amber rückte ein bisschen von Adam weg, na klar war er ihr Bruder, aber ihr war das trotzdem nicht weniger unangenehm. »Ja klar, das wirds sein. Adam sei mir nicht böse, aber ich würde jetzt gerne für mich sein.« Adam sah gekränkt aus. »Du weißt, wenn was ist kannst du immer zu mir kommen und mit mir reden, das weißt du oder?« Amber nickte, und lächelte ihn an.»Ja, immer.«
Als ihr Wecker klingelte, öffnete Amber die Augen und nahm ihr Handy von der Kommode. Verdammt, sie hatte vergessen es über die Nacht aufzuladen, weshalb das Display nun schwarz blieb, als sie auf den 'ON'-Knopf drückte. Konnte ein Morgen schlimmer beginnen?. Amber stand auf und zog sich schnell an. Als sie ins Bad lief, sah sie das Adam gerade aus dem Bad kam, nur mit einem Handtuch bedeckt, das ihm locker um die Hüfte lag. Amber hielt sich die Hände vor das Gesicht. »Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid. Ich dachte du bist schon längst unten.« Adam lachte gellend. »Jetzt übertreib mal nicht, wir sind Geschwister, ist ja nicht so als wäre ich ein Fremder.« Nun kam sich Amber dumm vor. Hatte sie den Verstand nun auch noch verloren?. Gespielt locker erwiederte sie nur »Stimmt, du hast Recht.« Adam lief auf Amber zu und strich ihr über die Wange »Geht es dir besser?«. Amber konnte nichts dafür, als sie zurück zuckte. Irgendetwas kam ihr falsch vor, wenn er sie so berührte, das lag wohl daran, dass Amber in ihrer Kindheit nie wirklich viel Liebe zu spüren bekommen hatte. Adam bemerkte das und ließ seine Hand fallen. Dann lächelte er sie an. »Frag mich heute Abend nochmal.« Er zwinkerte ihr zu »Werd ich tun.«
In der Schule angekommen, rannte Amber schon fast in ihr Klassenzimmer, und war froh als sie sah das Alessandro noch nicht da war. Im Laufe des Schultages entspannte sich Amber, denn Alessandro kam nicht zur Schule. Sie hoffte inständig, er würde das komplette Jahr fehlen.
» Na Amber, wo hast du deinen Freund gelassen?« Amber hatte gewusst irgendjemand würde sie damit noch belästigen. Sie ging auf das Spiel ihrer Mitschülerin Ashley ein. »Ach du, heute hatte ich keine Lust auf ihn, ich habe ihn gefragt ob er heute nicht zu Hause bleiben könnte!« Dabei lächelte Amber über das ganze Gesicht. Ashley zog den Kopf ein und erwiderte nichts darauf. Gut so.
Als der Schultag endlich vorbei war und Amber aus dem Schulgelände lief, packten sie plötzlich zwei Arme und zogen sie mit sich. Ihr wurde ein Sack über den Kopf gestülpt, sodass sie nicht mehr sah wer sie hier entführte. Amber war völlig geschockt und konnte sich weder wehren, noch was sagen.
Plötzlich spürte Amber einen Schlag auf ihren Kopf und sah nichts mehr außer Schwärze.
Stöhnend erwachte sie, und sah das sie sich zu Hause befand. Sie stand so schnell wie möglich auf, und plumpste auf den Boden. Ihr Kopf tat höllisch weh. »Oh mein Gott Amber, du bist endlich wach, ich habe mir so Sorgen gemacht.« Adam kam auf Amber zu und stützte sie zurück in ihr Bett. Amber hatte einen trockenen Hals und konnte nichts sagen.
»Erinnerst du dich an etwas? Hast du irgendjemand gesehen Amber?«
Amber versuchte sich zu erinnern, doch sie erinnerte sich an nichts. Nicht, wie sie nach Hause gekommen war, nicht was passiert war, einfach nichts. Deshalb schüttelte sie den Kopf.
»Alessandro.«, stieß Adam wütend hervor.
Amber konnte sich nicht bewegen, sie spürte nichts mehr, ihr Kopf war leer. Sie krächzte, doch bekam nichts raus. »Er hat dich überfallen als du auf dem Weg nach Hause warst. Du wurdest hinter der Schule in einem Gebüsch gefunden.« Er seufzte auf. »Ich habe mir so Sorgen gemacht.« Ihm standen Tränen in den Augen.
»Mir gehts gut.«
»Ich werde ihn umbringen. Ich wusste er ist gefährlich.«
Irgendetwas kam Amber komisch vor. Er hatte genug Möglichkeiten gehabt Amber anzugreifen, außerdem kam er nicht so rüber als wollte er ihr etwas antun. Obwohl, sie kannte ihn nicht richtg, vielleicht hatte sie ihn durch ihre arrogante Art am Vortag, so wütend gemacht, dass er es ihr heimzahlen wollte. Amber konnte nichts sagen.
»Amber verstehst du nun, warum du auf mich hören sollst? Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass der Typ nicht gut für dich ist. Ich wusste er ist gefährlich.« Sie wollte ihm einfach nicht glauben. Natürlich hatte Alessandro sie genervt, aber nie hätte sie von ihm gedacht, dass er sowas tun würde.
Amber fing an zu weinen. »Nein Adam, nein, nein, nein. Ich kann das nicht glauben.« Amber fing nun an zu schluchzen, nicht vor Schmerzen oder Angst, sondern weil sie enttäuscht war. Adam kam auf Amber zu und umarmte sie. »Scht, scht nicht weinen kleine. Alles gut du bist jetzt in Sicherheit.« Ach, Amber ließ ihn einfach in dem Glauben sie habe Angst, und schluchzte weiter.
Nach endlosen Stunden und zig Tränen beruhigte sich Amber langsam wieder. Sie fragte Adam vorsichtig: »Bist du.. bist du sicher, dass es Alessandro war?«. Adam schaute sie traurig an.»Tut mir leid aber ja, ich habe ihn gesehen.« Jetzt wurde Amber auch klar, wieso Alessandro nicht in der Schule war. Na klar, er hatte ihre Entführung geplant, um sie einzuschüchtern. Aber mit welchem Grund, sollte er das tun? Hatte er nicht erst gestern gesagt er wolle Amber haben? Amber war verwirrt. Nichts ergab mehr einen Sinn, sie wollte einfach nur alleine sein, und sich in Selbstmitleid suhlen. »Ist es okay, wenn du mich jetzt alleine lässt?«
»Bist du dir sicher, dass du jetzt alleine sein möchtest?«
»Ja Adam mir gehts gut, ich will alleine sein.« Adam stand lautlos auf und ging zur Tür, als er an der Tür stand flüsterte Amber: »Danke, Adam. Danke für alles.«
Er erwiederte nichts darauf, und verließ das Zimmer.
Irgendwann war Amber eingeschlafen, und sie hörte das Adam ins Zimmer kam »Ich habe dich für morgen, für die Schule, krankgemeldet.« Ja, ihr war es nur Recht zu Hause zu bleiben, aber bitte für immer.
»Adam?«
Er hielt in der Bewegung inne. »Ja?«
»Warum sollte er das tun?« Es tat weh nur an seinen Namen zu denken, deshalb sprach Amber Alessandros Namen nicht aus. »Es kam mir einfach nicht so rüber, als würde er mir wehtun wollen. Ich verstehe nichts mehr, in meinem Kopf herrscht nur Leere.«
»Amber.«, er nahm tief Luft und kam auf Ambers Bett zu. «Weil du ihm versprochen bist.«
Amber bekam keine Luft mehr. Es war wie wenn ihr jemand die Kehle zudrückte. Aber Adam kam nicht auf sie zu, um sie zu trösten, er schaute sie nur mit einem seltsamen Blick an.
»Ich wusste ja, dass es irgendwann ist. Aber jetzt hatte ich einfach nicht damit gerechnet, doch nicht jetzt wo alles so gut lief.«
»Was redest du da?«
»Ja Amber, du bist diesem vollidioten versprochen.«
Amber ihr Gehirn entwickelte sich immer mehr zu einem knäul aus schwarzen Fäden.
Hab keine Angst Amber, das ist ein Albtraum. Du stehst gleich auf und lachst über diesen bösen Traum.
»Adam kannst du jetzt bitte gehen, ich bin müde.«
Adam stand noch immer stocksteif da, deshalb versuchte es Amber nun auf die Mitleidstour. »Adam bitte ich hab so Kopfschmerzen.«
»Amber du verstehst nicht, ich möchte nicht, dass dir wieder etwas zustößt.«
So langsam ging ihr dieser Traum-Adam auf die nerven.
»Sei mir nicht böse, aber geh jetzt, verdammt. Ich bin müde, mein Kopf tut weh und ich hab jetzt kein Bock auf dich.«
Adam sah so traurig aus, dass Amber ihn am liebsten getröstet hätte. Er kam auf Amber zu »Amber verdammt, gib mir 5 Minuten okay? Nur 5 Minuten, dann verschwinde ich.«
Amber wurde langsam sauer. In den letzten Tagen, dachten auch alle sie könnten Amber rumbestimmen. Alle dachten sie, Amber würde gleich springen, wenn sie es von ihr verlangten, das brachte sie auf die Palme.
Sie schrie »Adam, verstehst du nicht, dass du dich verdammt nochmal verpissen sollst?«
Adam stand auf und sah Amber wütend an. »Ach mach doch was du willst, aber wenn du verschwindest, gib nicht mir die Schuld.« Er zeigte anklagend auf Amber und verließ dann das Zimmer. Natürlich knallte er dabei die Tür extra laut zu.
Amber verkroch sich unter ihre Decke, und schloss gezwungen die Augen. Schlaf, Schlaf, Schlaf.
Nach einer endlosen Stunde nahm Amber das mittlerweile geladene Handy und schaltete es ein.
Sie hatte 15 verpasste Anrufe von einer ihr unbekannten Nummer. Sie hatte schon jemand im Verdacht, aber wie sollte dieser an ihre Nummer kommen?
Sie hatte außerdem 2 Mailboxnachrichten. Diese öffnete sie mit zitternden Händen.
"Amber.." Sie konnte es nicht glauben, aber es war wahrhaftig Alessandro, der ihr da auf die Mailbox gesprochen hat. "Ich bins Alessandro. Ich hab deine Nummer, von einem Mädchen aus unserer Klasse, keine Ahnung wie sie heißt Ashylin oder so, ach keine Ahnung, das tut auch nichts zur Sache. Ich muss mit dir reden! Kannst du mich bitte zurück rufen? Ich weiß du bist sauer, und willst mich nicht mehr wieder sehen, aber ich muss echt mit dir reden. Wenn du mich nicht zurückrufst, dann nehm ich das als ein Ja, dass du um 20 Uhr in den Park kommst. In diesen bekannten da, ich weiß nicht mehr genau, wie der heißt. Bitte komm, es ist wichtig."
Er wollte sich doch allenernstes mit Amber treffen. Wollte er sich für seinen kleinen Ausraster entschuldigen?
Amber war fassungslos, hatte der kein Schamgefühl? Amber war klar, dieser Typ war völlig skrupellos. Aber was wollte er ihr so wichtiges sagen? Hätte er das nicht am Telefon sagen können? Es sei denn, er wollte ihr wieder eins drüber ziehen, und sie diesmal nicht so leicht entkommen lassen. Amber fing an zu schlottern. Ihr war kalt und warm zugleich. Konnte sie sich nun nicht mehr aus dem Haus trauen?
Sie tat das was ihr in den Sinn kam, und rief ihn kurzerhand zurück.
Er nahm beim ersten läuten ab.
»Oh Gott Amber, ein Glück rufst du an wir müssen red..«
Amber unterbrach ihn, »Nein Alessandro, wir müssen gar nichts. Ich rufe dich an um mich zu vergewissern, dass du mich nun in Ruhe lässt. Der Schlag auf meinem Kopf tat weh, du hast das was du wolltest. Verlang aber nicht von mir, dass ich dich jetzt mit mehr Respekt behandel, denn das werde ich nicht selbst wenn du mir drohst mich noch weitere male zu schlagen.«
Von Alessandro kam nichts, Amber hörte ihn nun laut atmen. »Was.. was redest du denn da?«
Amber war außer sich vor Wut. »Was ich hier rede? Du solltest dir einen Psychologen suchen. Du hast mir mit keine Ahnung was auf die Rübe gehauen, und mich anschließend in irgendein Gebüsch geschmissen. Willst du noch mehr Details?«
Amber zitterte vor Angst, ihr standen Tränen in den Augen, und ein Schluchzer bahnte sich seinen Weg nach oben.
»Amber, ich würde dir nie was tun, ich muss mit dir reden verdammt. Was ist denn nur los? Alles läuft schief. Bitte komm zu diesem Park, bitte es ist wichtig.«
Es klang als würde er gleich anfangen zu weinen. Amber hatte Angst, sie würde sich nicht beherrschen können und anfangen zu weinen, deshalb legte sie auf und schrieb ihm eine SMS. "Ich muss schauen. Wenn ich komme dann um 16 Uhr im Violet Park."
Sie legte ihr Handy weg und atmete tief ein- und aus. Sie versuchte nach ihrem Bruder zu lauschen, denn wenn sie ging, musste sie sich rausschleichen. Adam durfte nicht davon Wind bekommen, sonst würde er komplett ausrasten. Amber war plötzlich todmüde, und streckte sich gemütlich in ihrem Bett aus. Nach nur wenigen Minuten schlief sie ein.
15.50 Uhr. Sie hatte noch 10 Minuten, als sie schlaftrunken, aus einem Albtraum aufgeschreckt war. Sie hatte sich entschieden in den Park zu gehen, auch auf kosten ihres Lebens. In ihrem Leben hatte sie gelernt, vor keinem Angst zu haben, denn das könnte einem zum Verhängnis werden.
Sie schlich sich runter, um festzustellen, dass Adam mit ihrem Auto weggefahren war. Amber fluchte und nahm ihr Fahrrad. Sie hätte sich mit ihrem Auto um einiges sicherer gefühlt, und insgeheim wusste sie das Adam extra das Auto genommen hatte, weil er wusste das Amber ausschließlich mit dem Auto unterwegs war.
Als sie am Park war, sah sie das Alessandro einsam auf einer Bank saß. Er ließ den Kopf hängen, und Amber lief unsicher zu ihm. Als er sie sah stand er auf und sein Gesicht erhellte sich, Ambers hingegen verdüsterte sich, was er mit einem Nicken wahrnahm.
»Du bist gekommen.« Er lächelte, und Amber schallt sich dafür, dass sie darüber nachdachte, wie süß er aussah wenn er lächelte. Er war ein Schläger verdammt.
»Wie du siehst, ja. Ich habe vor nichts und niemanden Angst. Nicht mal vor einem Schläger.« Trotzdem ging sie ein paar Schritte zurück, um mehr Abstand zwischen ihnen zu bekommen. Sie sah sich um, um sich zu vergewissern, dass er nicht irgendjemand beauftragt hatte, sie zu Boden zu schlagen.
»Amber hör auf verdammt. Ich habe dir nichts getan, wie kommst du auf diese absurde Idee? Was ist dir heute passiert?«
Amber erzählte ihm alles, und ließ auch nicht das Gespräch mit Adam aus.
»Ich habe dir das nicht angetan, dein Bruder muss sich irren. Ich würde dir nie etwas tun. Ich.. ich möchte dich doch beschützen so gut es geht.«
Amber schaute ihn mit einer gleichgültigen Miene an, doch langsam zweifelte sie an der Theorie ihres Bruders. »Wo warst du heute? Warum warst du nicht in der Schule?«
»Deshalb solltest du kommen, ich muss mit dir darüber reden. Und ich rede jetzt endlich Klartext. Du und ich, wir sind uns versprochen.«
Amber versteifte sich innerhalb einer Millisekunde.
»Rede nicht, denk am besten nicht nach, aber hör mir jetzt zu okay?« Er sah sie wieder mit diesem eigenartig- intensiven Blick an. Amber konnte nur nicken.
»Wir beide sind Nachfolger. Wichtige Nachfolger. Unsere Vorfahren sind sehr wichtig, wie du in der Geschichte, die ich dir gleich erzählen werde raushören wirst. Ich stamme von den Poartisi ab- das ist mein Nachname. Und du von den Äkans- das ist dein Nachname, richtig?« Er erwartete keine Antwort und redete weiter.
»Es gibt Portale, die zu unseren Welten führen, denn es gibt eine Welt deiner Vorfahren, und eine Welt meiner Vorfahren. Meine Welt heißt 'Poerta', und dass ist die Welt, die bestimmt dass Menschen hier auf der irdischen Erde ihren eigenen Willen haben. Stell dir nur mal vor keiner hätte mehr seinen eigenen Willen.« Er schüttelte sich. »Deine Welt hingegen heißt 'Querido' und dass ist die Welt der Liebe,dank ihr können Menschen lieben.« er schaute Amber an, ihre Reaktion abwartend. Amber konnte nichts sagen, sie wollte dass er ihr all das sagte was sie wissen musste. Er nahm Ambers Hand und hielt sie fest. Amber wehrte sich nicht.
»Naja vor vielen Jahren kamen sich dann mein Anführer und deine Anführerin.. wie soll ich sagen?..in die Quere. Sie brachten sich um. Seitdem herrschen zwischen unseren Welten Grenzen. Grenzen um unsere Welten auseinander zu halten, sie dürfen unter keinen Umständen in Berührung kommen.« Nun schaute er auf ihre verschränkten Hände.
»Wie der Gott es so will, gab es dann eine Art Fluch. Ein Mann meiner Welt und eine Frau deiner Welt werden so dann alle 500 Jahre rausgesucht. Rausgesucht um ein Fluch zu brechen. Bis jetzt hat das kein Paar hinbekommen. Alle sind entweder in gefährlichen Aktionen umgekommen, oder sie haben aufgegeben und wurden so dann verbannt. Auf die irdische Welt. Diese Menschen können weder ihren eigenen Willen haben, noch Gefühle zeigen, geschweige denn Liebe fühlen. Das muss ein schreckliches Leben sein, und ist für jeden eine Qual. Aber manchmal ist die einzige Option eben die, aufzugeben. Wie dem auch sei. Ich denke das reicht für heute. Du siehst schon ganz blass aus.« Er strich ihr über die Wange.
Amber erwiderte nichts, sie war überwältigt von Informationen.
Amber stand auf, und fiel wieder auf den Boden. Sie wusste nicht was sie tun, geschweigedenn denken sollte, deshalb tat sie das erste was ihr in den Sinn kam- sie fing an zu schluchzen. Sie sah wie Alessandro langsam auf sie zu kam.
»Bitte.. bitte lass mich jetzt in Ruhe!«. Alessandro blieb stehen, und sah traurig aus. Er strich sich über das Gesicht. »Amber es tut mir leid, dass ich es dir so beibringen musste aber du musst einfach kapieren, dass ich dir nichts böses will. Wir beide sind ein Team. Wir sind das Paar, was als nächstes versuchen muss den Fluch zu brechen.«
Amber schaute auf, und in Alessandros Augen. »Weißt du, ich weiß nicht mehr was wahr, und was falsch ist. Ich weiß nicht mehr wer ich selber bin, und was in meinem Leben wirklich real war. Was echt war. Es kommt mir vor, wie wenn ich selbst überhaupt keinen eigenen Willen hab. Ich wollte das nicht! Ich will ein ganz normales Mädchen sein, verdammt. Ich hab in meinem Leben schon so viel verloren, meine Eltern sind ja wohl das größte Beispiel. Ich vertrag nicht noch mehr Verluste, kannst du das verstehen?« Alessandro sah schuldbewusst, und schüchtern aus. Er sah aus, als würde er Amber noch viel verheimlichen. Er hatte wieder diesen intensiven Blick in den Augen, und Amber verspürte den Drang ihn zu umarmen. Sie brauchte jetzt einfach eine Umarmung, deshalb stand sie auf und lief mit kleinen Schritten zu Alessandro.
Sie umarmte ihn und legte ihre Hände über seinen muskulösen Rücken. Ihr Kopf bettete sie an seine Brust, und sie nahm das erste mal wahr, wie er roch. Er roch besonders. Exotisch, geheimnisvoll. Er roch aber auch eigen, Amber konnte den Duft nicht einschätzen, sie wusste nur, dass sie ihn mochte- diesen Eigengeruch. Sie spürte das er seine Hände um sie legte und sie sanft wiegte. Amber lauschte Alessandros unregelmäßigen Herzschlag, und schloss die Augen, als sie eine ihr bekannte Stimme wahrnahm.
»Konntest wohl nicht die Finger von ihr lassen, was?«
Jemand packte sie und zog sie an dessen Brust. Dieser jemand, war niemand anderes als Adam, Ambers Bruder. »Was machst du hier draußen?« Seine Augen waren voller Schmerz. »Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten. Er ist gefährlich, verdammt Amber er hat dich K.O. geschlagen.« Plötzlich kam wieder diese Angst in ihr hoch. Sie war mit einem Schläger allein in diesem Park gewesen. Hatte sich in seine Arme geworfen, und alles in ihr drin verdrängt. Sie schaute hoch- in Adams Augen, und sah darin einen wilden Ausdruck. Amber war verwirrt, sie wusste nicht mehr wem sie glauben schenken konnte, deshalb wandte sie sich aus Adams Umarmung und drehte sich zu Alessandro um, der verschwunden war.
»Was.. wie hast du mich hier gefunden?« Amber ihre Stimme brach für einen Moment, und sie fasste sich an ihren Hals.
»Als ob das so schwer war, du bist meine Schwester.« Er fuhr sich durch seine Haare, was ein deutliches Zeichen seiner Nervösität war, denn Adam war die Perfektion in Person, er fuhr sich nicht durch die Haare. Er verlor normalerweise auch nie die Fassung, was ihm heute mehrmals passiert war. Amber war in Gedanken versunken und hatte Adam nicht mehr zugehört, als er geredet hatte. Sie erwachte aus einem Trance-ähnlichen Zustand und wusste erst nicht mehr genau, was sie hier tat. Sie schaute Adam an, dieser lächelte.
»Kommst du jetzt? Oder radelst du mit dem Fahrrad zurück?« Amber konzentrierte sich, und die Bilder von einem Jungen und ihr, wie sie in seinen Armen lag, kamen ihr ins Gedächnis.
»Ich nehm mein Auto. Du fährst Fahrrad. Schließlich ist das mein Auto,oder nicht?«
Er grinste sie an. »Wie wärs, wenn du mir zeigst, wo dein Fahrrad steht, und wir es in den Kofferraum packen?« Amber nahm ihn nicht wirklich war. Sie war so in Gedanken versunken. Plötzliches Misstrauen gegenüber ihrem Bruder machte sich in ihr breit. Warum hatte sie für einen Moment vergessen, was passiert war? War das eine Nebenwirkung ihrer Verwirrtheit, oder einfach nur ein Trick Adams? Sie schüttelte den Kopf, und beschloss Adam nicht darauf anzusprechen. Sie sah jedoch immer wieder wie er ihr merkwürdige Blicke zuwarf, als sie ihr Fahrrad holten, und es in den Kofferraum packten.
Zu Hause nahm sie einen großen Hunger wahr, kochte sich etwas zu essen, und ging anschließend leise in ihr Zimmer. Sie setzte sich auf ihr Bett, und ließ den Tag revue passieren.
Sie checkte ihr Handy und sah das eine ihr unbekannte Nummer eine Nachricht geschickt hatte. Die Person schrieb: "Musste weg. Reden morgen in der Schule. Alessandro." Jetzt kamen all ihre Erinnerungen wieder zurück. Zwei Welten. Ein Fluch. Alessandro.
Alles blitze in Sekundenschnelle vor ihrem inneren Auge auf. Wie hatte sie das alles vergessen können? Sie schüttelte den Kopf, und legte sich in ihr Bett. Leider verspürte sie keine Müdigkeit, sodass sie nur grübelnd dalag. Was von dem, das Alessandro ihr erzählte hatte konnte sie glauben? Nichts Amber, dieser Junge ist verrückt. Amber wälzte sich hin und her. Irgendwann war sie doch eingeschlafen, denn sie wachte auf, und sah auf die Uhr. 10.14 Uhr. Verdammt, sie hatte die Schule verschlafen. Sie rannte zu Adams Zimmer, welches jedoch leer stand. Dann fiel Amber auf, dass sie ja krankgeschrieben war. Shit, Alessandro wollte doch mit ihr reden. Sie schrieb ihm zurück, dass sie sich nachher im Orient treffen würden.
Prompt antwortet dieser ihr, er würde vor ihrer Haustür stehen. Gehetzt rannte Amber ins Bad und sah sich an. Oh nein. Sie konnte ihm nicht öffnen, nicht wenn sie so aussah. Sie bürstete sich die Haare, warf sich ein Top über, und blieb in ihrer Schlafhose. Sie konnte ihm jetzt nicht entfliehen, sie konnte ihn ja schlecht vor der Tür stehen lassen.
Sie öffnete und wurde von seiner Schönheit nahezu geblendet. Warum war ihr das vorher nicht aufgefallen? Noch vor einigen Tagen fand sie ihn schon fast abstoßend.
»Ähm.. ich will mich ja nicht reindrängen, aber soll ich hier den ganzen Tag rumstehen, und mich angaffen lassen?« Er grinste, und Amber sah, wie Grübchen sein Gesicht kennzeichneten. Sie errötete und riss die Tür auf. »Komm rein.« Er grinste immer noch über das ganze Gesicht, was Amber dazu brachte die Augen zu verdrehen. Plötzlich erwachte in Amber wieder Misstrauen gegenüber diesem Fremden. Sie ließ sich von seiner Schönheit viel zu sehr beeinflussen. Amber sollte nicht vergessen, dass er immer noch ihr potenzieller Schläger sein könnte.
»Sag mal, wie weißt du wo ich wohne?« Sie beäugte ihn misstrauisch, und er runzelte die Stirn. Suchst dir wohl gerade die perfekte Ausrede, was? Deshalb fügte sie noch hinzu »..und ich möchte eine ehrliche Antwort wenns geht!« Er schlug die Augen nieder.
»Das wird dir nicht gefallen.«
»Ach du, ehrlich gesagt gefällt es mir auch nicht, dass ich hier mit Jogginghose, und völlig verschlafen einen Jungen hereingelassen habe, den ich noch nicht einmal kenne.« Sie stütze die Hand an ihre Hüfte, und sah ihn schon fast herrausfordernd an.
Seine Augen wirkten stumpf, zu stumpf um lebendig zu sein. Instinktiv lief Amber ängstlich zurück, und stieß gegen eine Kommode, die ein lautes Geräusch verursachte. Alessandros Augen verloren den stumpfen Ausdruck und wirkten verletzt.
»Ich bin nicht fremd, Amber.« Er strich sich mit der Hand übers Gesicht; eine Geste, die er immer gern machte, fiel Amber auf.
»Es wäre besser, dass du das schnell begreifst, wir haben nicht mehr viel Zeit.« Er schaute sie wieder mit diesem wirklich seltsam intensiven Blick an. Irgendetwas stimmte doch mit seinen Augen nicht.
»Das ändert nichts an der Tatsache, dass du mir noch immer nicht gesagt hast, wie du weißt wo ich wohne.« Sie klang zickiger als gewollt.
»Gut du willst die Wahrheit, und die bekommst du auch.» Er seufzte und nahm tief Luft.
»Ich verfolge dich schon eine ganze Weile, und jetzt raste bloß nicht aus, ich hab nicht gespannert.» Er schaute sie an. Erwartete eine Antwort. Amber wusste plötzlich nicht mehr wer dieser Junge vor ihr war und schüttelte den Kopf. Denk nach Amber, denk nach.
»Ach du bist Alessandro oder?»
Alessandro schaute verdutzt. »Soll das jetzt ein Scherz sein? Ich hab doch gesagt ich habe nicht gespannert Amber!«
Das Gespräch der beiden kam ihr wieder in den Sinn. Was war denn los? Sie war noch nie vergesslich gewesen.
»Ach weißt du was? Ich denke das ist das harmloseste.« Sie band sich ihre Haare zu einem Zopf, weil sie nicht wusste was sie sonst mit ihren Händen anfangen sollte, dabei fielen ihr ein paar Strähnen auf die Schultern. Alessandro schaute sie an, und biss sich etwas verzweifelt auf die Lippen.
»Also. Ich wollte mit dir reden. Wann kommt dein Bruder heim?»
»Heute ist Donnerstag oder?» Sie grübelte einen Moment. »Wir haben noch Zeit, er ist länger unterwegs. Er hat Donnerstags immer so ein komischen Kurs, keine Ahnung wie der heißt. Ist aber aufjedenfall außerorts, was bedeutet, dass er mit der Bahn dorthin muss. Sagen wir um ca. 16 Uhr solltest du verschwunden sein. Außer natürlich du willst ein paar aufs Maul. Ich hab ja schon gemerkt, dass du nicht sonderlich gut auf meinem Bruder zu sprechen bist. Weshalb auch immer.»
Er schüttelte den Kopf. »Hast du immer so ein großes Mundwerk?«
Das schüchterte Amber kein bisschen ein. »Bei solchen wie dir, geht das wohl nicht anders oder wie siehst du das?«
Sein Blick verdüsterte sich. »Schluss mit lustig. Hier geht es um alles oder nichts, wir quatschen zu viel rum. Erinnerst du dich an das, was ich dir gestern erzählt habe?»
Amber schüttelte sich.
»Das deute ich als ein ja.« Er sah sie streng an, was sie mit einem nicken quittierte.
»Wie ich jetzt schon mehrmals gesagt habe, drängt die Zeit. Wärst du bereit, mir nochmal zuzuhören, und mir zu folgen, Äkans?« Er sprach sie das erste mal mit ihrem Nachnamen an. Amber schluckte. »Mir bleibt wohl keine andere Wahl, Poartisi.« Eines seiner Mundwinkel erhöhte sich kaum merklich, bevor er wieder ernst wurde.
»Gut. Ich warte draußen, zieh dir was anderes an, indem du dich wohler fühlst, obwohl ich sagen muss, dass du mir so auch gefällst. Ich warte draußen.« Er wandte sich zum gehen, und darüber war Amber froh, denn sie war rot angelaufen.
»Achja..« Verdammt! Er drehte sich zu ihr um, und grinste wissend. »Zieh dich warm an, ich bin mit der Kawasaki da.« Damit ging er nach draußen und ließ Amber mit einem glühend heißen Gesicht stehen. Diese rannte in ihr Zimmer, und zog sich ihre schwarze Lieblingshose an, die eng anlag. Außerdem zog sie sich ihren neuen schwarzen Pullover an, ging ins Bad und schminkte sich dezent. Dann verließ sie mit einem unguten Gefühl in der Magengrube, ihr zu Hause.
Sie sah wir er gelassen an seinem Motorrad stand, und etwas in sein Handy tippte. Sofort bekam Amber wieder dieses altbekannte Misstrauen ihm gegenüber. »Was tippst du da?« Sie presste ihre Lippen aufeinander.
»Vertrau mir doch mal, maledizione mia.» Er sah sie mit einem offenen Blick an.
»Was bedeutet das?«
»Ach nichts besonderes, das heißt wörtlich übersetzt; mein Fluch.«
Amber klappte der Mund auf. Dann bekam sie sich aber wieder. »Ach tut mir leid, dass du deine ach so wertvolle Zeit, mit mir und diesem Fluch, den ich nicht mal richtig kapiere, verbringen musst.« Sie warf ihre Haare gespielt arrogant zurück.
Alessandro reichte ihr einen Helm. »Zum Glück hab ich immer einen dabei, man weiß ja nie wer mit aufs Motorrad kommt.« Er zuckte mit den Augenbrauen, und gab Amber einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Ich mach nur spaß.« Amber erwiderte darauf erstmals nichts.
»Wo bringst du mich hin?«
»Lass das mal meine Sorge sein. Halte du dich an mir fest, und überlass den Rest mir. Einverstanden?«
Amber verdrehte die Augen, zog den Helm auf, und schwang sich auf das Motorrad.
Und dann begann die Reise schon.
Er fuhr los, und das nicht langsam. Sie sah alles in schneller Geschwindigkeit an sich vorbei rasen, und hatte Angst. Sie wollte sich anfangs nicht an Alessandro halten, doch ihr blieb keine Wahl, wenn sie diese Reise überleben wollte.
Er legte sich extrem in die Kurven, was Amber die Luft aus den Lungen presste, so viel Angst hatte sie. Sie hörte ihn leise lachen. Aber er war gut, das musste man ihm lassen.
Ja Amber, ist ja wohl klar, wieso er so gut darin ist. Wie viele Mädchen hat er hinten wohl schon draufgehabt.
Amber schüttelte die Gedanken weg. Für solchen Unfug hatte sie nun echt keine Zeit. Sie schloss die Augen, und hatte das Gefühl zu fliegen.
Nach einer Weile, Amber hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, blieb er stehen, und sie öffnete die Augen.
Sie waren auf einer wunderschönen Lichtung. Die Bäume reihten sich nahezu perfekt aneinander, wie millimeter genau berechnet. Die Farben waren leuchtend schön, sodass es schon fast in den Augen wehtat. Sie nahm einen frischen Duft wahr, aber es roch auch erdig. Außerdem roch es nach frischem Gras, und Amber atmete den Duft ein. Sie nahm im Hintergrund ein plätschern wahr. Sie drehte sich um ihre eigene Achse, um alles voll in sich aufzunehmen. Es war überwältigend schön, und Amber durchflutete ein Gefühl des Friedens. Überall sprossen hier und da wundervolle Blumen auf, die allesamt in schönes grünes Licht getaucht wurden. Die Bäume hatten dicke, gesunde Stämme und kämpften sich in den Himmel empor. Die Sonne strahlte durch die dickichter der Bäume, und Amber schloss für einen Moment die Augen.
»Hier ist es wunderschön Alessandro!« Sie hatte noch immer ihre Augen geschlossen, und atmete tief ein und aus.
»Folge mir, bitte.«
Sie öffnete die Augen, und sah wie sich Alessandro in Bewegung setzte. Sie folgte ihm, und schaute sich immer wieder um, um den ganzen Anblick in sich aufzusaugen. Sowas schönes hatte sie noch nie gesehen.
Er führte sie geradewegs ins nichts. In einen endlosen Weg durch die Bäume. Amber hatte jedoch keine Angst, sie überließ es dem Wald und der schönen Lichtung auf sie aufzupassen. Hier fühlte sie sich so sicher, wie schon lang nicht mehr.
Plötzlich sah sie eine kleine Hütte auftauchen, welche bewohnt zu sein schien. Dicker Rauch stieg aus dem Schornstein aus, und tauchte die Hütte in ein idyllisches Anwesen. Rosen rankten sich um das Haus, und umschlossen es, wie eine Rüstung.
Alessandro blieb stehen. »Na, wie findest du es?« Er sah sie geheimnisvoll und offen zugleich an.
»Es ist wunderschön, wem gehört es?«
Er lächelte kalt. »Meins.« Und damit lief er geradewegs darauf zu, ohne sich nochmal umzudrehen. Amber wunderte sich, und war eifersüchtig zugleich. Er durfte an diesem atemberaubend schönen Ort sein, wann immer er wollte. Sie stapfte mit großen Schritten darauf zu, und überholte Alessandro schon fast.
Plötzlich packte sie jemand mit einem festen, jedoch sanften Griff am Arm, und zog sie zurück.
»Hey hey, mach mal langsam. Das ist wie ich schon gesagt habe, meine Hütte.«
Sie wurde langsam wütend, er war so egoistisch.
»Bevor du mich wieder angreifen willst, hör mir zu. Diese Hütte kann keiner außer mir betreten. Sonst geht ein Alarm los, und du willst nicht wissen, wer hier dann plötzlich auftaucht.« Sie lief mit sehr langsamen, wachsamen Schritten zurück, immer die Hütte im Auge behaltend.
»Ja, gut so. Ich muss jetzt erstmal mit der Hütte reden.« Er schaute sie erwartungsvoll an.
Amber beruhig dich. Du bist hier ja nur mit einem Psycho. Reg dich nicht auf, und behalte deine starke Fassade, bevor er dich zerstört.
»Ach mach nur, und lass dich von mir nicht stören.« Sie lief wieder zurück, in den Schutz der Bäume. Hier fühlte sie sich sicher. Sie nahm wieder dieses Gefühl des Friedens war, und schaute sich um. Sie sah hier kein Leben. Keine Vögel zwitscherten, nichts regte sich. Nur die Blätter rauschten ab und an, wenn ein stärker Wind durch den Wald fuhr. Dann trat Alessandro wieder in ihr Blickfeld.
»Du kannst jetzt kommen, ich habe alles geklärt.« Sie lief auf ihn zu, und beäugte in immer noch mit einem gewissen Misstrauen. Dann lief sie hinter ihm her, zu der Hütte. Als sie die Hütte betrat, schaute sie sich um.
Es war gemütlich eingerichtet, und es überkam sie das Gefühl, sich einfach auf den Boden plumpsen zu lassen, und zu schlafen. Alessandro brachte sie wieder in die Realität zurück.
Er strich sich über das Gesicht, und seine Augen wirkten urplötzlich Müde. »Kann ich dir was bringen? Möchtest du was trinken, willst du ein Stück Kuchen?« Amber dachte einen Moment nach. Er könnte, es vergiftet haben, und sie würde sofort tot umfallen.
»Also gut, dann schweig du mal hier rum. Setz dich ruhig, ich hol mir ein Glas Wasser, und ein Stück selbstgemachten Kuchen.« Er lief in ein anderes Zimmer und ließ die Tür angelehnt. Sie tapste zu diesem Zimmer und riss sie auf, erwartete ihn dort zu sehen, wie er ein giftiges Zeug, in ihr Getränk braute. Er schneidete sich jedoch nur harmlos ein Stück Kuchen, und nahm einen Teller.
Amber lief der Speichel im Mund zusammen. Der Kuchen sah so unglaublich lecker aus.
»Könnte..« Es war ihr unangenehm, und sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. »..Könnte ich vielleicht doch ein Stück Kuchen, und ein Glas Wasser haben?« Er gab ihr seinen Teller, und gab ihr ein Glas.
»Geh schon mal und setz dich im komme gleich.« Damit verschwand Amber aus dem Zimmer und setzte sich auf ein edles, modernes Sofa.
Alessandro kam zurück, und aß seinen Kuchen.
»Der Kuchen schmeckt lecker, hast du ihn selbst gemacht?« fragte Amber.
»Was verstehst du unter selbstgemachten Kuchen denn nicht?« kam seine genervte Antwort. »Oder siehst du hier jemand der ihn hätte machen können?«
Amber zog den Kopf ein, und aß leise weiter.
»So, ich hoffe du hast einen klaren Kopf, denn ich würde dir jetzt gern noch etwas über diesen Fluch, und über unsere Welten erzählen.«
Amber starrte ihn an. Ja, er sollte nur loslegen.
»So, wo waren wir stehen geblieben? Ich hab dir vom Fluch erzählt, und von unseren Welten, richtig?« Amber nickte.
»Also, unsere beiden Führer sind sich, wie ich schon erwähnt habe, in die Quere gekommen und haben sich umgebracht. Keiner hat sie je mehr wieder gesehen. Sie hatten sich getroffen, um etwas in Bezug auf unsere Welten zu besprechen. Das tut jetzt aber nichts zur Sache, dieser Fluch den wir brechen müssen..« Amber schluckte bei diesem Satz »den gibt es um deine Führerin und meinen Führer zu rächen. Aber das Schicksal hat nicht entschieden, dass wir uns alle gegenseitig abschlachten sondern zusammen ein Weg finden, damit meine Welt, und die Bewohner dessen Welt wieder Lieben können. Und das deine Welt und ihre Bewohner wieder ihren eigen Willen haben können, denn das ist der Fluch, der über die Bewohner der Welten hineingebrochen ist.« Er sah Amber intensiv an. Der Blick verwirrte Amber, sodass sie nur wegschauen konnte. Sie schaute auf ein Gemälde, dass an der Wand hing. Es war einerseits in hellen Farben gehalten, aber immer ein wenig schwarz schimmerte durch die hellen Farben und ließ das Kunstwerk so unergründlich wirken.
»Interessiert es dich denn wirklich überhaupt nicht, was ich dir hier erzähle?« Er sah fast schon beleidigt aus, als er das sagte.
Amber schaute mit einer schuldbewussten Miene wieder Alessandro an.
»Tut mir leid, rede weiter.«
Er sah sie noch kurz an, und strich sich dann über das Gesicht. »Naja, willst du denn wissen was genau der Fluch ist, denn wir versuchen müssen zu brechen?«, sprach er durch seine Hand hindurch, und sah sie zwischen seinen Fingern hindruch eindringlich an.
Nein, eigentlich hab ich scheiß-Angst, aber das kann ich dir jetzt nicht sagen. Deshalb zwang sie sich zu einer lockeren Miene und sagte »jaja, sag an.«
»Naja, das ist alles gar nicht so einfach. Der Fluch geht über eine lange Reise hinweg, indem sich der männliche Auserwählte und die weibliche Auserwählte vielen verschiedenen Abenteueren stellen müssen. Sie müssen beweisen, dass sie untereinander leben können. Das sie sich nicht wie die Anführer, also unsere Herrscher bei der bestmöglichen Situation gegenseitig umbringen.«
»Naja, schwer wird das also nicht? Ich meine ich habe jetzt nicht unbedingt das Bedürfnis dir den Kopf abzuschlachten. Nicht so wie gewisse andere Menschen, die einen was auf den Kopf hämmern und in einen Gebüsch werfen.«
Seine Augen verdüsterten sich. »Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt. Ich versuche dich so gut es geht zu beschützen und das weißt du.« Nein das wusste Amber nicht, aber das wollte sie ihm jetzt wirklich nicht unter die Nase reiben.
»Diese Reise wird uns viel abverlangen. Wir werden Feinde sein, und es wird auch sicherlich ein Punkt kommen, indem du wünscht, ich würde dich umbringen. Nimm das alles nicht auf die leichte Schulter, es sind nicht umsonst mehrere hundert vor uns daran gescheitert. Und die meisten sind jetzt psychisch krank oder liegen zehn Meter unter der Erde.«
Amber schluckte, sie bekam langsam den Ausmaß des ganzen unwirklichen Zeugs ins Bewusstsein geprügelt. Sie bekam Kopfschmerzen, die erst leicht an ihren Schläfen anfingen und sich langsam in ihren Schädel hochzogen. Sie massierte ihre Schläfen.
»Ist mit dir alles okay? Ich weiß es ist absolut viel von dir verlangt ruhig zu bleiben, das tut mir auch alles sehr leid, dass du die Auserwählte bist aber so haben es die Sveznajući eben entschieden. Das sind jene, die etwas vorraussagen können, sie sind sozusagen Allwissende.«
Das half Amber nicht wirklich weiter, sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, als ihr eine kurze Erinnerung eines Gesprächs ins Gedächtnis kam.
»Moment..«, stieß sie also hervor. »Mein Bruder.. er meinte irgendwas.. er meinte ich wäre dir versprochen.« Er verspannte sich. »Ist das wahr? In welchem Zusammenhang stimmt das?« Alessandro spannte seine Brustmuskeln an, und Amber versuchte nicht allzu sehr auf seine Muskeln zu starren.
»Das ist eine andere Geschichte. Könnten wir das vielleicht auf ein andermal schieben, bitte?« Amber war kurz davor ihm zu wiedersprechen, ließ dann aber den Kopf hängen. Auf sie würde noch viel zukommen, da war das echt das kleinere Übel.
»Warum genau, hast du mich hier überhaupt hergebracht? Um mit deiner Wohnung zu protzen?« Sie grinste spitzbübisch.
Seine Miene aber blieb verschlossen. »Nein hier ist ein Weg, um in die Welten zu kommen. Aber ich denke, wir sollten noch ein wenig warten, bevor ich dir die Welten zeige. Du bist noch lange nicht bereit dazu.«
Seine Stimmungen änderten sich immer schlagartig, fiel Amber auf. Aber gut, sie wollte ihn nicht drängen und länger Witze reißen, wenn er sie aus solchen ausdrucklosen Augen ansah. Da fiel Amber noch eine andere Frage ein. »Sag mal was ist eigentlich...« Er ließ ihr nicht die Möglichkeit die Frage auszusprechen, indem er sie einfach unterbrach. »Ich denke, ich bringe dich zurück. Du musst morgen wieder in die Schule und dein Bruder kommt bald nach Hause.« Sie schaute auf ihr Handy, und riss die Augen auf. Sie hatte garnicht gemerkt, dass schon so viel Zeit vergangen war, deshalb stand sie auf und schaute ihn erwartungsvoll an. Er saß noch kurz nachdenklich da, dann stand er auf. Er lächelte sie wieder leicht an, was daraus bestand das er eines seiner Mundwinkel anhob. »Na dann los. Ab aufs Motorrad.«
Sie liefen ruhig nebeinander her, und die Stille wurde langsam unangenehm. Sie sah nur, wie er ihr flüchtig Blicke zuwarf.
»Amber, es gibt noch viel was du verstehen musst. Tut mir leid, dass ich so bin ich bin. Du wirst bald verstehen.«
Zu Hause angekommen legte sie sich auf ihr Bett, und entschloss sich dazu ein Bad zu nehmen. In der Zwischenzeit, hörte sie wie Adam kam. Er ging schnurstracks zu Ambers Zimmer, und als er sah das es leer war, lief er mit festen Schritten zum Bad. »Amber bist du da drinnen?« Amber verdrehte die Augen. »Ich bin hier Adam, mach dir mal nicht in die Hose.« Sie hörte ihn beruhigend aufseufzen.
Frisch geduscht und in ihrem Schlafanzug saß Amber anschließend auf ihrem Bett und checkte ihr Handy. Keine Nachricht von ihm.
Als Amber plötzlich ein lautes klingeln vernahm, schreckte sie auf. Ihr Handy klingelte. Sie stand schnell auf aber war zu langsam, denn das piepen verstummte. 3 verpasste Anrufe, verdammt. Ein Anruf war von einer unbekannten Nummer.
Tag der Veröffentlichung: 04.02.2017
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