„Du Ar…, erst machst du mir ein Kind und jetzt, drei Wochen vor dem Entbindungstermin, machst du mit mir Schluss?“, schrie Katja ihren Freund an.
„Ich bin nicht der Vater. Du hast mich betrogen und willst mir das Kind unterschieben“, brüllte Tim zurück.
„Das Kind ist von Dir. Ich habe mit keinen anderen Typen gepennt. Du willst dich jetzt vor der Verantwortung und den Unterhalt drücken. Verschwinde sofort und lass dich nie wieder hier sehen. Du wirst für mein Kind und für mich Unterhalt bezahlen“, gab ihm Katja wütend zur Antwort.
„Leck mich doch am A… ! Keinen einzigen Cent bekommst du von mir“, antwortete Tim genauso wütend, griff seine gepackte Reisetasche und verließ die Wohnung.
Katja konnte sich nicht beruhigen. Es war alles so perfekt. Tim war der beste Partner, den sie sich wünschen könnte. Was war mit ihm los? Seit gestern machte er diesen Aufstand. Sie stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Ihr ging es heute nicht so gut heute. Immer wieder hatte sie dieses Ziehen im Bauch. Das durften noch keine Wehen sein. Der Termin war erst in drei Wochen. Gestern beim Frauenarzt war alles in Ordnung.
Tim lief die Straße entlang und blieb vor einer Kneipe stehen. Immer noch war er wütend auf Katja. Sein bester Freund hatte ihm gestanden, mit seiner Katja geschlafen zu haben, als er für einen Monat zu einer Reserveübung bei der Bundeswehr einberufen wurde. Er hatte vom errechneten Geburtstermin zurückgerechnet. Der Empfängnistermin lag genau in diesem Zeitraum. Tim betrat die Kneipe und setzte sich auf einen Barhocker am Tresen.
„Großes Bier und einen doppelten Wodka“ bestellte er bei der Wirtin.
Kaum standen seine bestellten Getränke vor ihm, kippte er den Wodka sofort in sich hinein und forderte durch Handzeichen, dass Glas erneut zu füllen. Nach dem vierten Wodka hatte er erst einmal genug und begann sein Bier zu trinken.
„Probleme?“, fragte die Wirtin ihn.
„Ja!“ , antwortete Tim und trank weiter sein Bier.
Die Wirtin hatte ihn noch einmal einen Wodka eingegossen. Tim kippe den ebenfalls herunter.
„Probleme mit der Freundin?“, fragte die Wirtin und Tim nickte nur und starrte auf sein Schnapsglas.
„Sie ist im neunten Monat schwanger. Ich habe mich auf das Kind gefreut, bis ich erfahren habe, dass es nicht von mir ist. Mit meinem besten Freund hatte sie geschlafen. In der Zeit war ich zu einer Bundeswehrübung der Reserve eingezogen. Ich liebe meine Freundin, kann ihr den Betrug aber nicht verzeihen“, antwortete Tim mit bereits etwas schwerer Zunge.
„Du solltest es mit deiner Freundin klären, nur Alkohol ist dazu nicht gut geeignet. Hat deine Freundin dich schon einmal betrogen?“, fragte die Frau hinter dem Tresen.
„Nein, ich vertraue ihr“, antwortete Tim ihr.
Das Handy von Tim klingelte und er schaute auf das Display. Der Anruf kam von Katja und er lehnte ab.
„Du vertraust ihr, sagst du. Warum vertraust Du ihr jetzt nicht?“, fragte die Wirtin.
„Mein bester Freund hat es mir gesagt. Wir kennen uns seit dem Kindergarten. Er würde mich nie belügen“, antwortete Tim und schaute wieder auf sein Handy.
Katja hatte jetzt schon dreimal versucht ihn anzurufen. Heute konnte er nicht noch einmal mit ihr reden. Sie hasste es, wenn er Alkohol trank.
„Vertraust Du deinen Freund mehr als der zukünftigen Mutter deines Kindes? Sie hat bestimmt schon mehrmals angerufen. Dein Handy hat sich mehrfach gemeldet“, bekam Tim zur Antwort.
Wieder klingelte sein Handy und er nahm den Anruf nicht an. Was wollte Katja von ihm. Sie sollte ihn doch in Ruhe lassen. Es war schon schwer genug, ohne sie sein Leben fortzusetzen. Und wenn er sich dann vorstellte, dass da ein Kind war, dessen Vater er sein könnte. Was dachte er da? Es war nicht sein Kind. Der Vater ist sein bester Freund, dieses Schwein. Wie konnte er ihn das antun, obwohl er wusste, wie sehr er Katja liebte?
Immer wieder überlegte er, wem er glauben sollte. In den vier Wochen Bundeswehr hatte er zweimal Urlaub bekommen. Er konnte sich gut daran erinnern. Sie waren an beiden Wochenenden nicht aus dem Bett gekommen. Sie wünschten sich beide ein Kind und haben nicht verhütet. Mehrfach waren sie gemeinsam auf dem Gipfel der Erfüllung angekommen. Es fiel beiden sehr schwer, sich nach den beiden Wochenenden zu trennen.
Zwei Wochen nach seiner Reserveübung ist er mit Katja in den Liebesurlaub gefahren. Eine Woche haben sie auf einer einsamen Berghütte verbracht.
„Bekomme ich noch ein Bier und einen Doppelten?“, fragte Tim.
„Ich sage dir jetzt etwas. Du solltest zu deiner Freundin fahren. Sie hat schon wieder angerufen. Ich bestelle dir ein Taxi und dann klärst du das mit ihr. Trinke jetzt nichts mehr, denn du hast bereits genug“, schlug ihm die Wirtin vor.
Er nickte und bezahlte seine Zeche. Als das Taxi vor der Kneipe anhielt, bedankte sich Tim bei der Wirtin und ging zum Taxi.
Nachdem er sein Fahrziel genannt hatte, fuhr das Taxi los. Er wollte das jetzt erst einmal mit seinem besten Freund klären. Ihm waren Zweifel gekommen an der Version seines Freundes.
Das Taxi kam ihm etwas merkwürdig vor. Warum war da eine Trennscheibe zwischen dem Fahrer- und den Fahrgastraum. Eine Trennscheibe, die undurchsichtig war. Er konnte nicht feststellen, wohin das Taxi fuhr. Durch die Seitenscheiben konnte er ebenfalls nichts erkennen.
„Wo fahren Sie denn hin? Wo sind wir jetzt?", fragte Tim den Fahrer.
„Zu Ihrem Fahrziel, Sir" bekam er zur Antwort.
Eine leise Melodie erklang und Tim wurde abgelenkt. Ein lieblicher, süßlicher Geruch breitete sich im Fahrzeug. Die Fahrzeugbewegungen wurden sanfter. Tim glaubte, dass es über den Asphalt und dem Kopfsteinpflaster schwebte.
„Sir, wir haben ihr Fahrziel erreicht. Sie können jetzt aussteigen", sagte der Taxifahrer zu ihm.
Tim wurde langsam wach. Die Innenbeleuchtung des Taxis war eingeschaltet und die Trennscheibe war verschwunden.
„Der Fahrpreis ist bereits bezahlt", sagte der Fahrer zu Tim und gab ihn eine Taxiquittung.
Er stieg aus dem Fahrzeug und warf die Tür zu. Wo war er hier? Das war nicht die Anschrift seines Freundes und Katjas Anschrift ebenfalls nicht. Als er nochmals nachfragen wollte, war das Taxi bereits abgefahren. Er holte die Taxiquittung aus seiner Tasche und las.
Taxi-Dienst Engel
Steigen sie ein.
Wir wissen, wo sie erwartet werden, bevor sie es wissen!
Mehr war auf der Quittung nicht zu lesen. Tim fühlte sich ausgeruht und nicht mehr angetrunken. Was war passiert. Er war sichtlich angetrunken, als er in das Taxi stieg.
Er fragte sich immer noch, wo er war und schaute sich um. Ein großes modernes Gebäude mit der erleuchteten Aufschrift "Hansa - Klinikum" war zu sehen und er fragte sich, warum er hier war. Dieses Fahrziel hatte er nicht angegeben, das wusste er genau.
Sein Handy klingelte und er nahm das Gespräch an, ohne auf das Display zu sehen.
„Tim, bitte! Ich brauche dich! Jetzt sofort! Unser Baby kommt! Du musst mir dabei helfen. Bitte Tim, ich bin schon im Hansa-Klinikum", hörte er Katjas Stimme und rannte zum Haupteingang des Klinikums.
Texte: Madlen Ludwig, I.C. Körner
Bildmaterialien: Pixabay, Madlen Ludwig
Cover: Madlen Ludwig. Pixabay. I. C. Körner
Tag der Veröffentlichung: 16.09.2020
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