Es geschah vor langer Zeit, als noch Wölfe durch Wälder und Gebirge streiften. Dort lebte eine weiße Wölfin mit ihrem Rudel im Frieden und Harmonie. Eines Tages bekam eine weiße Wölfin wieder Nachwuchs. Sie hatte fünf gesunde Welpen geboren. Aber dieses Mal war etwas anders als sonst. Eines der Welpen war zierlicher als die anderen. Es war auch noch etwas anderes, als bei den anderen Welpen. Dieses hatte Flügel auf dem Rücken, was kein anderer Wolf zu vor hatte. Die weiße Wölfin zog ihre Jungen sehr fürsorglich auf, und gab den Kleinen, ihre ganze Liebe mit auf dem Weg. Ihre Welpen wuchsen schnell heran, und während sie immer größer wurden und viel Spaß hatten, sonderte sich die geflügelte Wölfin mit den Namen Luna ab. Sie wurde nur von ihrer eigenen Mutter geliebt und angenommen, aber nicht von dem anderen im Rudel anerkannt. Als Luna dann ein Jahr alt wurde, ging sie zu ihrer Mutter hin um Klarheit zu finden. Sie hatte viele Fragen an ihrer Mutter. Denn Luna verstand nicht, warum sie so ganz anderes ist, als ihre anderen Geschwister. Die weiße Wölfin sah Luna, in ihre schönen blauen Augen und holte tief Luft.
Mutter: Kleine Luna, du bist meine Tochter und wirst es auch immer sein. Dass du anders aussiehst wie die andern, hat einen Grund. Der Grund ist, dass unser Leitwolf hier nicht dein richtiger Vater ist.
Ich war damals mit, um das Rudel auf der Jagd zu unterstützen. Wir gerieten alle in ein heftiges Unwetter und keiner wusste mehr, wo der andere war. Ich irrte bald allein umher, ohne etwas zu erkennen. Bald darauf stürzte ich von einem Abhang, weil der Boden unter mir nachgab. Ich stürzte in die Tiefe und dachte, das ist nun mein Ende.
Doch plötzlich packte mich etwas und flog mich zu einer flachen Wiese, wo man mich sanft absetzte. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas Schönes gesehen. Es war zu meinem Erstaunen, ein geflügelter Wolf. Er hatte ein glänzendes schwarzes Fell und wie du auch diese Flügel.
Ich verliebte mich in ihm und in seine blauen Augen. Er wollte mich zu sich holen, aber ich konnte mein Rudel nicht in Stich lassen, darum lehnte ich ab. Aber er sagte dann zu mir, wenn du später eine Wölfin gebären wirst, gebe ihr den Namen Luna. Ich werde zu gegebener Zeit, in ihrem Träumen ihr den Weg zeigen. So soll sie den Weg zu dem Tal des Mondes finden. Dort ist das Reich, der mächtigen Mondwölfe, wo sie auch zugehört. Danach verschwand mein geflügelter Wolf und ich sah ihn nie wieder.
Du siehst deinem Vater sehr ähnlich, kleine Luna. Geh jetzt schlafen, denn morgen ist unsere große Jagd. Du sollst morgen als Jägerin ernannt werden, wie deine Geschwister. Ihr werdet dann alle im großen Rudel anerkannt werden und es ist auch egal, wenn du anders aussiehst.
In dieser Nacht fand Luna vor lauter Aufregung kaum etwas Ruhe. Wo sie es endlich geschafft hatte einzuschlafen, hatte sie einen Traum.
Sie träumte von einem strahlenden Ort, wo es Wölfe gab, die genau wie sie aussahen. Sie sah einen dunklen Wald und einem langen Fluss, danach ein Moor sowie eine finstere Höhle. Zuletzt einen hohen Berg, der bis in dem Himmel reichte.
Die weiße Wölfin weckte Luna sanft am Morgen, weil die Prüfung bald losgehen sollte. Der Leitwolf hatte eine Gruppe Hirsche aufgespürt. Das Fleisch würde sicherlich auch eine längere Zeit für das Rudel reichen, sodass man nicht hungern müsste. Luna sollte nun die Hirsche, mit zwei anderen Wölfen in die Falle treiben. Dann trieben sie Hirsche in einem Engpass, wo andere Wölfe schon warteten. So liefen alle fest entschlossen los, ihre Aufgaben zu erfüllen. Luna schlich sich an, aber durch ihre Flügel verursachte sie im Gestrüpp zu viel Lärm. Dadurch wurden die Hirsche aufgeschreckt und liefen in die verkehrte Richtung. Die anderen beiden Wölfe konnten die Hirsche aber noch rechtzeitig umlenken, so dass doch noch alles nach Plan lief. So sah es zu mindest aus. Aber auf einmal drehten die Hirsche wieder um und jagten nun die beiden jungen Wölfe hinterher. Dabei wurde einer der Wölfe, von den Hirschen verletzt. Die Hirsche konnten nun entkommen und verschwanden im Wald. Die wochenlange Arbeit und Vorbereitung war dahin, und Luna gab man an allem die Schuld.
Am Nachmittag wurde eine Versammlung ein berufen, indem Luna nun Rechenschaft abgeben musste. Der Leitwolf beschloss noch am gleichen Tag, das Luna das Rudel verlassen muss, weil sie nur Ärger macht. Die weiße Wölfin wollte den Leitwolf umstimmen, aber sein Beschluss stand fest. Der Beschluss war nun endgültig und Luna musste gehen und durfte auch nicht wieder zurückkommen. Ihre Mutter musste ihre kleine Wölfin schweren Herzens gehen lassen, auch wenn es ihr noch so schwer viel.
Luna verließ nun traurig ihr Rudel und hatte ab sofort kein Zuhause mehr. Sie wußte nicht, wohin sie gehen sollte. Doch dann erinnerte sie sich an ihrem Traum. Nun suchte den Weg, den sie in ihren Traum sah. Sie fand auch den Wald aus ihrem Traum. Doch kurz bevor sie den Wald betrat, wurde sie von einem Fuchs aufgehalten, der sie warnte. Dieser Wald ist der Wald der Geister und nicht geheuer. Geh lieber nicht hinein, es ist noch niemand wieder dort heraus entkommen. Danach verschwand der Fuchs wieder.
Sie war sehr erschrocken darüber, was der Fuchs ihr da grade sagte. Doch was sollte sie tun? Luna wusste aber auch, dass sie niemals wieder zurückgehen konnte, darum ging sie weiter.
Tief im Wald
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 28.08.2015
ISBN: 978-3-7396-1116-7
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