Mein Name ist Katharina, aber meine Freunde nennen mich Kat. Ich weiß, es gibt schlimmere Name und Eigentlich ist Katharina auch kein schlimmer Name, aber ich hasste ihn Abgrundtief. Das lag am meisten daran, dass mein Geschichtslehrer (ein gebürtiger Russe) seit der 5. Klasse den Witz brachte, mich mit Katharina der Großen zu vergleichen.
Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen, ich habe nicht gegen die Figur von Katharina der Großen, aber nur weil wir den gleichen Namen tragen muss man mich doch nicht gleich mit ihr auf eine Stufe stellen. Zumal mein Geschichtslehrer davon Überzeugt war, dass sie ihren Mann umbringen ließ um an den Zarenthron von Russland zu gelangen.
Aber ich Schweife ab. Ich bin in Deutschland geboren und lebe bis heute dort. Ich bin 16 Jahre alt und besuche die 11.Klasse einer Gesamtschule in Rheinland-Pfalz. Ich weiß, viele denken, dass es leichter sei sein Abitur an einer Gesamtschule anstelle eines Gymnasiums zu machen, aber sie irren sich. Ich persönlich glaube, dass es genauso schwer ist, wie an jeder anderen Schule auch. Zumal in den Abiturprüfungen sowieso Aufgaben vorkommen, die von der Schulbehörde gestellt werden. Und die machen keinen Unterschied zwischen Gymnasium und Gesamtschule. Abiturprüfungen sind Abiturprüfungen.
Und ich schweife wieder ab, könnte im Laufe der Geschichte öfter vorkommen, also sollte das Jemanden stören, so kann er an dieser Stelle aufhören zu lesen. Ich will mir in den Kommentaren nicht anhören müssen, dass ich euch nichts gesagt habe, denn das habe ich!
Also weiter im Text. Ich bin ein eher unscheinbares Mädchen, wie sie in jeder Klasse sitzen. Jeder von euch wird so Leute wie mich kennen. Mittelmäßiges Aussehen (meiner Meinung nach, aber dazu kommen wir später), gut in der Schule( ohne den ganzen Tag zu lernen)und nur ein paar Freunde. Aber das störte mich nicht, denn ich konnte mich blind auf die Freunde verlassen, die ich hatte.
Meine Lk´s sind Chemie, Englisch und Sozialkunde. Manche werden sagen, dass dies eine sehr anspruchsvolle Kombination sei, aber ich bin zufrieden und kassiere meine Punkte, die ich brauche, um ein gutes Abitur zu machen.
Ich habe einen älteren Bruder, der sich im 3. Lehrjahr der Ausbildung zum Elektriker befindet und 23 Monate älter ist als ich. Meine Mutter arbeitet als Verkäuferin auf 450€ Basis und das auch einfach nur, weil sie nicht den ganzen Tag Zuhause sitzen möchte. Mein Vater ist der Hauptverdiener der Familie und arbeitet im Bereich des Rohrleitunsbaues und muss eigentlich nur dafür sorgen, dass alles so läuft wie sein Chef es haben will. Was heißt eigentlich, bei manchen seiner Erzählungen dachte man Wirklich „Wie Dumm kann ein Mensch eigentlich sein.“
Oh jetzt hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen, dass ich am Wochenende in einem Restaurant kellnere, weil meine Eltern der Meinung sind, entweder es gibt Taschengeld oder sie Bezahlen meine Handyrechnungen. Da diese meist das Budget von 15€ pro Monat (Plus das, was auch immer Oma gibt) sprengen, entschied ich mich für die zweite Variante.
Jetzt habt ihr einen groben Einblick in mein Leben. Aber um meine Geschichte zu Verstehen müsst ihr noch wissen, was in den Letzten paar Jahren so abgegangen ist.
Zunächst gab es da Syrien. Ein Konflikt, der als Bürgerkrieg begann und drohte Weltweite Konflikte auszulösen. Dies war zwar nicht der Einzige Grund warum Sie Auftauchten, aber der größte.
Sie. Die Anderen. Die, Die länger lebten als wir(um nicht zu sagen, dass sie nicht auf natürlichem Wege sterben können) . Die, Die Schicksalsgefährten (oder Gefährtinnen) haben. Die, die Stärker sind als wir. Die, Die eigentlich nur in Märchen und Sagen Existierten. Man kann sie auf viele Weisen Beschreiben, jedoch könnte man sie auch einfach beim Namen nennen. Vampire und Werwölfe.
Sie sahen, das Unheil, das wir Menschen über die Erde brachten und sahen, dass wir nicht fähig waren, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Also tauchten sie auf, oder besser sie gaben sich zu erkennen. Sie haben wohl die ganze Zeit unter uns gelebt. Und entgegen der Meinung die ihr euch wahrscheinlich bei den Worten „Vampire und Werwölfe“ gebildet habt, kamen die beiden Spezies untereinander aus. Nicht so wie in Vielen Fantasy Geschichten, wo sich Vampire und Werwölfe hassen und bis aufs Blut gegeneinander kämpfen.
Sie bilden seit ca. 1 ½ Jahren sämtliche Regierungen der Welt. Was nicht heißen soll, das wir Menschen nichts mehr zu sagen haben, aber es sind nur wenige Politiker aus der Zeit vor dem Auftauchen noch in der Politik tätig. Und im Vergleich zu den anderen Fraktionen ist der Anteil der Menschen in den Regierungen sehr gering.
Viel änderte sich, aber nicht alles. So blieben die einzelnen Länder mit ihren Regierungssystemen bestehen und nur die Länder in denen eine Diktatur herrschte, wurden Politisch neu strukturiert.
Ab seinem 18. Lebensjahr war man Verpflichtet alle 5 Jahre einen sogenannten Gefärtentest zu machen. Mit dessen Hilfe wurde Herausgefunden, ob man einen Seelengefährten innerhalb ihrer Reihen hat. Es gab zwei Ausnahmen. 1. Man war bereits verheiratet oder Verlobt und 2. Einer von ihnen erkannte dich davor oder zwischen diesen 5 Jahren als die seine.
Angeblich sorgen sie gut für einen und sie könnten einen nie Wehtun, weil das ihre einzige Chance auf Familie war. Ich habe nicht ganz genau aufgepasst, als man uns das in der Schule erklärt hat, aber da war Irgendwas von wegen, sie können nur von ihrem Gefährten Schwanger werden und auch nur ihre Gefährtinnen schwängern.
Naja, ich finde das Ganze nicht so toll, weil man dann von ihnen abhängig ist und es an ihnen liegt wie es mit einem weiter geht. Heißt im Klartext, dass man Schule und Uni abrechen muss, wenn sie es wollen und sie auch entscheiden können, ob man Arbeiten geht oder nicht.
Ich mag den Gedanken daran, so von einer Person abhängig zu sein nicht. Aber ich bin ja nur eine kleine Schülerin. Mich fragt man ja nicht. Bei meinem Bruder war sein 1. Test ohne befund. Das heißt entweder er hat keine Gefährtin oder sie ist nicht bereit eine Familie zu gründen oder sie ist noch nicht geboren. Ich wünsche ihm das erste, denn wie gesagt, eine Solche Abhängigkeit kann und will ich ihm nicht wünschen.
Naja, Montag sind die Herbstferien rum und die Schule geht wieder los. Viele würden jetzt stöhnen und sich wünschen länger Ferien zu haben, aber ich freue mich auf die Schule. Zum einen, weil ich meine Freunde wieder sehe und zum anderen, weil Ferien immer furchtbar langweilig sind. Ich lebe auf dem Land und komme ohne Auto nirgends hin. Da aber meine Familie arbeiten ist und ich meinen Führerschein grade erst mache, kann ich auch niemanden bitten mich zu fahren oder gar selbst fahren. Meine Freunde haben dieselben Probleme und die Busverbindungen sind hier nun mal beschissen.
Sehr hilfreich wenn man in der Oberstufe ist und immer zu verschiedenen Uhrzeiten nach Hause muss, das kann ich euch sagen. Ich habe selten das Glück sofort einen Bus nehmen zu könne geschweige denn, das mich meine Mutter abholen kann. Also bleiben meine Freunde und ich oft länger in der Schule und fangen mit Hausaufgaben an.
Naja, wenn ihr Wissen wollt, warum ich euch all dies erzähle, nun dann müsst ihr meine Geschichte Lesen.
Kapitel 1 : Ein fast normaler Morgen
Brrrrrr, brrrrrr, brrrrr.
Ich wachte aus dem Tiefschlaf auf, lehnte mich zum Nachttisch herüber und schaltete meinen Retro-Wecker aus. Für die, die sich darunter nichts vorstellen können, ich meine so einen, der oben einen Hammer und zwei kleine Klangschalen hat und der Hammer schlägt immer abwechselnd erst an eine, dann an die andere Klangschale.
Ich gehe ja wie schon gesagt gerne zur schule, aber um 5:20Uhr aufstehen muss echt nicht sein. Ich bin ein absoluter Morgenmuffel. Aber dieser Wecker, der schafft es mich sehr schnell aus dem Bett zu schmeißen, da das Geräusch einfach nur nervtötend ist. Dann quäle ich mich aus dem Bett und ziehe mir erst einmal meinen lila Bademantel über. An alle die sich fragen, warum denn bitte Lila? Die Farbe Lila ist einfach nur eine herrliche Farbe und wird in dieser Geschichte öfter vorkommen, da ich sie einfach nur Liebe!!!
Aber ich schweife mal wieder ab. Wie gesagt, es wird seeeehhhhrrrr häufig vorkommen. Meine allerbeste Freundin fragt sich schon seit der 5. Klasse wie ich es schaffe gute Noten zu schreiben, obwohl ich immer mit meinen Gedanken abschweife. Wo war ich? Ach ja, ich ziehe mir meinen Bademantel über, da es für Anfang Oktober schon recht frisch ist und ich nun mal immer in Nachthemden schlafe. Danach ging ich runter ins Ess-/Kaminzimmer und setzte mich an meinen angestammten Platz, nachdem ich ein gemurmelten Morgengruß an meine Familie gerichtet hatte.
Es ist normal, dass ich die letzte am Tisch bin und trotzdem noch niemand angefangen hat, zu Essen, obwohl der Tisch bereits gedeckt ist. Das liebe ich so an meiner Familie. Wir essen immer, auch unter der Woche, mindestens eine Mahlzeit pro Tag gemeinsam. Und da über Mittag meist alle weg sind und am Abend unterschiedlich heim kommen ist es unter der Woche nun einmal das Frühstück.
„Dir auch einen Wunderschönen guten Morgen, herzallerliebste Schwester.“
Das war mein Bruder. Er ist das krasse Gegenteil von mir. Oder zumindest in der Hinsicht, dass er ein totaler Morgenmensch ist. Aber ich bin es gewohnt und ohne unser Geplänkel am Morgen würde mir etwas fehlen. Deshalb folgt die obligatorische Floskel „Lass mich“ in Verbindung mit meinen Sprich- mich-erst-nach-meiner-ersten-Scheibe-Brot-an-Blick. Mama hat, wie jeden Morgen, Mühe sich das Lachen zu verkneifen während Papa, ebenfalls wie jeden Morgen, einfach lacht.
Ich weiß es klingt nicht grade schön von den eigenen Eltern ausgelacht zu werden, aber wir, mein Bruder und ich, sind es gewohnt und wissen, dass sie es nicht erst meinen. Ebenso, wie wir unser Geplänkel nicht ernst meinen.
Danach ist es erstmal ruhig, da jeder etwas isst und Mamas unausgesprochene Regel, niemals mit vollem zu Mund reden, beachtet wird. Mama hat zwar nicht viele regeln, aber die die sie hat werden eingehalten. Ich weiß nicht, wie es bei meinem Bruder ist, aber ich halte mich nicht an die Regeln, weil ich Angst vor Ärger habe, sondern weil ich Mama dafür respektiere, dass sie trotz Job und zwei Kindern es immer geschafft hat auch noch den Haushalt zu führen, ohne das eine der drei Sachen vernachlässigt wurde.
Als wir alle mit frühstücken fertig sind entsteht eine Unterhaltung darüber, was man so für den Tag geplant hat und was man an der Arbeit beziehungsweise in der Schule erwartet.
Da Mein Bruder heute Berufsschule hat und erst später aus dem Haus muss hilft er mir eben dabei, den Tisch abzuräumen und das Geschirr in die Spülmaschine zu packen. Es ist zwar nicht viel, aber ich finde es nett, dass er mir hilft, ohne dass ich ihn bitten muss. Normalerweise räume ich die Sachen eben alleine weg, da ich als letzte das Haus verlassen muss. Aber wenn mein Bruder Berufsschule hat, hilft er eigentlich immer.
Als das erledigt ist verabschiede ich mich von Papa, der jetzt los muss, und gehe ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen, mein Gesicht zu waschen und, da ich heute einen Bad-Hair-Day habe, mir Trockenshampoo in die Haare zu tun. Als ich aus dem Bad komme fällt mein Blick auf die Uhr und ich sehe, dass wir bereits 6:30 Uhr haben. Also verabschiede ich mich von meiner Mama, die in spätestens 5 Minuten los muss, und gehe in mein Zimmer.
Da ich wie immer zu faul war mir am Abend Klamotten für heute rauszulegen, fängt nun das große kramen an, bis ich eine Jeans und ein Sweatshirt gefunden habe, die mir gefallen und die ich schnell anziehe.
Kurzer Blick auf die Uhr. 6:40Uhr
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, lege ein leichtes Make-up auf und gebe es, nach gefühlt tausend Versuchen, auf, mir einen Liedstrich ziehen zu wollen. Blick in den Spiegel, ob ich alles so lassen kann und schon kommen die Haare dran.
Doch zuvor steckt mein Bruder den Kopf zur Tür rein und verabschiedet sich von mir, da er jetzt los muss.
Als er aus meinem Zimmer gegangen ist fällt mein Blick auf mein Handy. 6:53Uhr zeigt es an. Oh shit, denke ich, schnappe mir die Bürste, mache schnell einen Pferdeschwanz, setzte meine Brille auf, schnappe mir meine Schulsachen samt Handy und MP3-Player flitze runter in die Küche, schnappe mir den, gestern Abend zubereiteten, Joghurt mit Früchten aus dem Kühlschrank und stecke ihn in meine Tasche. Dazu kommt ein Löffel und eine 1 Liter Wasserflasche.
Als ich in den Flur renne stolpere ich fast über eine kleine Falte im Teppich. Ich kann mich aber noch fangen und ziehe schnell Schuhe und Jacke an. Als ich das Haus verlassen und abgeschlossen habe sprinte ich los zum Bus. Es sind zwar nur 700 Meter, aber im Sprint schlauchen die ganz schön. Mal abgesehen davon, dass ich keinen Sport BH anhabe und der BH, den ich trage, nicht den besten Halt gibt.
Als ich am Bus ankomme sind die anderen Schon dabei einzusteigen. Schnell stelle ich mich hinten an der Schlange, bestehend aus Schülern aller Altersklassen, da der Bus auch an einer Grundschule hält, an.
Als ich am Busfahrer vorbei gehe wünsche ich ihm einen „Guten Morgen“. Da es derselbe ist, der Oft auch die Tour fährt, mit der ich später nach Hause muss, habe ich irgendwann beschlossen mich mit ihm gut zu stellen. Das liegt aber vor allen daran, dass der Bus nach Hause oft Überfüllt ist und dann einfach Schüler stehengelassen werden. Sehr nett ich weiß, aber was soll man machen?
So grüße ich ihn jeden Morgen höflich. Hinzu kommt, dass ich selbst nicht immer genau weiß, welchen Bus ich am Mittag bzw. Nachmittag nehmen kann und sicher nun einmal sicher ist. Viele werden sich fragen, warum ich nicht immer weiß, welchen Bus ich nehmen kann, ich könne ja einfach auf meinen Stundenplan gucken. Das geht auch, aber da meine Schule nun einmal keinen Online-Vertretungsplan hat erfährt man erst in der Schule ob und wenn ja wann man Vertretung hat und ob stunden ganz wegfallen.
Ich setzte mich weiter hinten in eine Reihe, rücke durch ans Fenster und stelle Meine Tasche neben mich auf den Sitz. Ich setzte meine Kopfhörer auf und stelle den Mp3-Player an, während ich aus dem Fenster gucke. Nach ca. drei Minuten fällt mir ein, dass wir für Deutsch einen Text lesen sollten. Das habe ich zwar auch getan, aber zu Beginn der Ferien und dementsprechend viel weiß ich noch. Auch wenn ich Deutsch erst nach der Mittagspause habe fange ich jetzt schon einmal an, den Text nochmal zu lesen.
Es gibt zwar spannendere Sachen als Dürrenmatts Dramentheorie, aber ich sehe es positiv. Je eher ich den Text nochmal durch habe desto eher kann ich mich mit anderen Sachen beschäftigen. Zum Beispiel damit mich mit meiner besten Freundin Anna über Lehrer lustig zu machen oder uns wegen der Klausur-Termine aufzuregen. Ich meine, es ist bekannt, wie viele Klausuren pro Halbjahr geschrieben werden müssen. Also, warum um alles in der Welt kann man sich nicht so absprechen, dass nicht alles in eine oder zwei Wochen fällt?
Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter. Überrascht schaue ich auf und sehe in das Gesicht eines mir unbekannten Schülers. Das allein ist schon seltsam, da Anna und ich viel Zeit damit verbringen andere zu beobachten. Nein, ich meine nicht zu stalken sondern einfach nur zu beobachten. Das ist wesentlich besser als von Mode-Tussis in ein Gespräch über den neusten Nagellack oder ähnlichem verwickelt zu werden.
Aber der Junge vor mir war mir nicht bekannt, obwohl er höchstens ein Jahr älter oder Jünger sein kann als ich selbst und ich davon gegangen bin, sämtliche Schüler aus beiden Jahrgängen und aus meinem eigenen Jahrgang zu mindestens schon mal gesehen zu haben.
Ich beschließe Anna gleich mal zu fragen, ob sie ihn kennt und schiebe meine Gedanken vorerst beiseite. Ich lächle leicht und etwas gekünstelt, stelle das Lied, welches grade läuft (7 Years) und setzte die Kopfhörer ab. „Entschuldige. Hast du was gesagt?“ fragte ich den Jungen.
„Ich habe gefragt, ob ich mich neben dich setzten darf.“ Erwiderte er und lächelte ebenfalls leicht. Also greife ich nach meiner Tasche und stelle sie auf den Boden, nachdem ich zugestimmt hatte. Denn ich habe gesehen, dass ansonsten nur noch vorne Platzt frei ist und da sitzen nun einmal die Grundschulkinder, die immer nur rumbrüllen und sich über vier Sitze unterhalten. Das kann manchmal echt nervig sein.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich mag Kinder. Eigentlich. Denn im Bus sind sie eigentlich immer sehr nervig. Klar gibt es Ausnahmen, aber leider überwiegt der Geräuschpegel der Kinder im Bus.
Als der Junge sich gesetzt hat setzte ich die Kopfhörer auf und vertiefe mich wieder in meinen Text für Deutsch. Ja, sehr interessant, ich weiß, aber wie gesagt, ich wollte fertig werden.
Als wir in die Straße, in der die Schule steht, einbiegen bin ich mit dem Text fertig und packe ihn wieder ein. Danach löse ich meinen Zopf und lasse meine Haare über meine Schultern fallen, damit sie meine Kopfhörer verdecken.
Eigentlich sind Handys und Mp3-Player an der Schule verboten oder müssen ausgeschaltet in der Tasche sein, aber daran hält sich so gut wie niemand. Allenfalls die 5.Klässer. Aber selbst die nur solange bis die merken, dass man ein Handy auch einfach auf Stumm stellen und dann in die Jacken- oder Hosentasche stecken kann. Mal ehrlich, als ob man sein Handy ausstellt.
Egal, als der Bus anhält steige ich mit den anderen aus und gehe in den sogenannten O-Raum. Das O steht für Oberstufe und erklärt somit auch schon die Funktion des Raumes. Der O-Raum ist der Aufenthaltsraum für uns Oberstufenschüler.
Letztes Jahr kam ein Lehrer auf die Idee uns (damals 10. Klässler) zu sagen, dass wir den O-Raum ruhig besser nutzen könnten. Jeder von uns hat sich dazu nur gedacht, dass die Oberstufenschüler uns rauswerfen würden, wenn wir in den Raum wollen würden. Aber ok, das ist nun mal die Logik unserer Lehrer.
Im O-Raum selbst wartet schon Anna auf mich und wir begrüßen uns gegenseitig. Es war noch nicht mal 7:30Uhr und so beschlossen wir uns noch hinzusetzten und über unsere Ferien zu labern.
Aber als ich das Gespräch auf den Jungen aus dem Bus lenken will, weiß sie nicht wen ich meine. Sie zuckt nur mit den Achseln und meint, dass er Wahrscheinlich neu ist. Und da viel mir ein was Herr Müller unser Englisch Lk Lehrer und Stammkursleiter vor den Ferien sagte. Er meinte, dass wir nach den Ferien, also jetzt, noch einen Neuen bekommen würden. Aber er sagte nicht warum erst nach den Herbstferien und nicht davor. Allgemein hat er sich ziemlich bedeckt gehalten, was diesen neuen anging.
Da heißt, dass wir bald mehr erfahren werden, da wir in der 3. Stunde Englisch haben. Und so lassen wir das Thema vorerst auf sich beruhen und gehen um fünf vor acht zu unserer ersten Stunde. Dies ist ein Doppelstunde Darstellendes Spiel uns somit der perfekte Start in eine neue Woche.
Darstellendes Spiel war ganz ok. Ich fand es auch nach über sechs Wochen noch schwer nicht in Lachen auszubrechen. Aber wir bekommen nie Hausaufgaben auf, etwas was die Leute aus Kunst und Musik nicht behaupten konnten. Und da wir in den anderen Fächern mehr als genug aufbekommen ist uns allen das ganz recht.
Unser Lehrer meint zwar immer, dass wir den Text auswendig können müssen, aber das geht auch indem man ein Sprachmemo aus Handy oder auf den Mp3-Player spricht und sich immer wieder anhört. Das zählt nicht als Hausaufgabe, da das höchstens 10 Minuten dauert.
Nach Darstellendes Spiel haben wir zunächst große Pause. Anna und ich gingen in die Mensa und dort warten schon zwei andere Freundin von uns, Laura und Marie, auf uns. Sie haben beide Bk Lk gewählt und daher kein künstlerisches Grundfach. Dies bedeutet, dass sie Montags die ersten zwei Stunden frei haben.
Wie auch immer wir setzten uns und tauschen uns über unsere Ferien aus.
Zirka 15 Minuten später sagt Marie grade: „ Ich komme also grade aus dem Club und habe etwas zu viel getrunken. Meine Schwester hatte mir etwas von dem härteren zeug besorgt und dem entsprechend taumelte ich etwas…“ Dann klingelt es und wir alle zucken zusammen und fangen dann simultan an zu lachen. Das war uns schon verflucht oft passiert. Wir unterhalten uns, es klingelt und wir zucken zusammen.
Aber egal wie greifen nach unseren Taschen und machen uns aus den Weg zu Englisch. Als wir vor dem Raum ankommen ist Herr Müller noch nicht da, also erzählt Marie die Geschichte weiter. Im Endeffekt hat sie zu viel getrunken und ihrer Schwester danach ins Auto gekotzt.
Als wir danach alle anfingen zu lachen kam Herr Müller und sah uns ein wenig verwirrt an verkneift sich aber zu fragen warum wir so lachen. Hinter ihm stand der Neue. Ich weiß, es ist nicht sehr einfallsreich ihn einfach nur den Neuen zu nennen, aber Anna und ich haben uns darauf ihn so zu nennen, da wir seinen Namen ja gleich erst erfahren werden.
Herr Müller schloss auf und wir betraten den Raum. Marie, Laura, Anna und ich sahen uns an und schüttelten nur den Kopf. Ist es so schwer, die Heizung in einem Klassenraum, auch wenn in den ersten Stunde Niemand in dem Raum ist? Ich meine ja nur, es ist zwar noch nicht wirklich kalt draußen, aber in diesem Raum ist es Arschkalt.
Wir vier setzten uns wie immer an die Reihe, die parallel zu den Fenstern steht und seitlich zur Tafel. Wir packen unsere Sachen auf und warten darauf, dass die anderen eintreffen. Ich kann nicht verstehen, dass man nach 15 Minuten Pause nicht pünktlich zum Klingeln in den nächsten Unterricht gehen kann.
Fünf Minuten nach dem Klingeln kamen dann auch die letzten in den Raum gelaufen. Es sind zwei Mädchen und drei Jungs. Sie waren sehr aus der Puste und in der Hand eines der Mädchen befand sich noch ihr Portmonee. Das lässt darauf schließen, dass sie in einem der beiden Supermärkte waren, die sich in der Nähe unserer Schule befinden.
Die sind nur so ca 500 Meter entfernt aber es ist sehr riskant in der Pause hinzugehen, da man nie weiß, wie viel los ist und es dann zu so Verspätungen kommen kann. Herr Müller sieht die fünf so an als ob er sich fragt, ob er sie anschnauzen soll oder das nur zu viel Zeit kosten würde.
Dass er sich für letzteres endscheidet, merken wir, als er zu sprechen beginnt: „ Also, wie schon gesagt haben wir ab heute einen neuen Schüler in der MSS11. (MSS steht für Mainzer Studienstufe und ist die Betitelung für die Oberstufe in Rheinland-Pfalz.)“ Danach wand er sich an den Neuen, der neben ihm Stand: „Am besten du stellst dich jetzt selber vor.“
Irgendwie tut der Neue mir leid. Ich würde es hassen mich vor einem Kurs Vorstellen zu müssen. Ok, wir sind nur 20 Schüler, aber trotzdem. Der neue beginnt zu sprechen: „Mein Name ist Alexei Gromow. Ich komme Gebürtig aus Russland, lebe aber schon seit meinem vierten Lebensjahr in Deutschland und zwischendurch in Österreich. Auf Grund des Jobs meines Vaters sind wir immer wieder Umgezogen. Voraussichtlich werden ich die nächsten 2½ hier auf die Schule gehen.“
„Ok, now that we have that done we can go back to the life William Shakespeare. Oh, Alexei you can sit next to Katharina. If you have questions, you can just ask her.“ Dafür, dass er meinen vollen Namen benutzt hat bekommt er einen Todesblick von mir zugeworfen und ich murmele „Kat not Katharina“. Auch ich bin ins Englisch gewechselt, da Herr Müller es normalerweise hasst, wenn wir in seinem Unterricht auf Deutsch reden. Es hat mich schon Überrascht, dass er zugelassen hat, dass Alexei sich auf Deutsch vorstellt.
Alexei setzt sich neben mich und holt ebenfalls seine Sachen. Mir ist es vorher nicht aufgefallen, aber er hat eine Ausstrahlung, die nur einen Schluss zulässt. Vampir. Es ist schwer zu erklären, aber man erkennt es an ihrer Ausstrahlung, dass sie keine Menschen sind. Ihre Ausstrahlung ist irgendwie stärker. Ich wusste auch schon vorher, dass sowohl Vampire als auch Werwölfe auf normale Schule gehen, aber es ist unwahrscheinlich, dass einer auf eiene solch kleine Schule geht. Zumal hier in der Nähe auch ein reines Gymnasium ist.
Ich finde die Vorstellung der ganzen Gefährten-Sache zwar nicht so gut, aber gegen Vampire und Werwölfe im Allgemeinen habe ich nichts.
Der Unterricht verläuft eigentlich ganz normal. Ich habe meinen Ordner mit den Mitschriften der letzten Stunden in die Mitte zwischen Alexei und mich, damit er mitlesen kann. Wir reden wie schon angekündigt weiterhin über Shakespeares Leben. Eigentlich ist es stink langweilig, weil wir nur nochmal alles wiederholen, was wir bisher besprochen haben.
In den Stunden, die wir gemeinsam haben, regeln Marie, Laura, Anna und ich es so, dass immer einer mitschreibt und das dann den anderen via WhatsApp schickt. Das ist wesentlich einfacher zumal ich Zuhause kleine Bücher mit allen Mitschriften, Tafelanschriften und Merksätze führe und dann alles in aller Ruhe und Ordentlich abschreiben kann. In dem Ordner habe ich nur Kopien und Arbeitsblätter. Das sind auch nur die für das Thema, dass wir in den jeweiligen Fächern behandeln.
Auf jeden Fall bin ich heute nicht dran, was dafür sorgt, dass ich eine Menge Zeit habe um A mich zu melden und B um meinen Gedanken nachzuhängen. Das mache ich auch als Herr Muller sagt: „So as Homework you write an essay about one of Shakespeares Storrys. It´s just a little Summary so I don´t want this to be more than an A4 page long. If you writ it on the Computer it should only be ¾ of a page. And now have a good day.“
Mit dem letzten Satz entlässt er uns immer. Das führt dazu, dass manchmal solch Sätze wie „Yes, the world out there is Horrible and now have a good day.“ Entstehen. Das war damals, als wir das Thema Menschenrecht behandelt haben und darüber sprachen, dass Kinderarbeit oft die einzige Alternative zur Prostitution ist. Und nach diesem Kontext wünscht man jemandem einen schönen restlichen Tag. Welch eine Ironie.
Wir packen unsere Sachen zusammen und ich gucke auf meinen Stundenplan. Als nächstes habe ich Latein Null Kurs. Das heißt, dass ich mit nur Laura zusammen Unterricht habe. Anna und Marie haben weiterhin Französisch belegt.
Als ich mit einpacken fertig bin fragt mich Alexei: „Weißt du per Zufall, wo der Latein Null Kurs von Frau Weißenfells ist?“ „Ja, da müssen Laura und ich auch hin. Wir können dir den Weg zeigen. Oh, ich glaube ich habe mich noch gar nicht Vorgestellt. Ich bin Katharina, werde aber lieber Kat genannt. Oh und das sind Anna, Marie und Laura“ sage ich und zeige dabei auf die jeweils genannte Person.
„Freut mich euch kennen zu lernen.“ Sagte Alexei. „Uns auch“ sagt Anna und lächelt dabei. „Hey, wir sehen uns dann zur nächsten Pause.“ Verabschiedet sich Marie und zieht Anna mit sich. „Wir sollten auch langsam los, sonst kommen wir zu spät“ sage ich und wir gehen los.
Auf dem Weg zum nächsten Raum, fragt mich: „Warum magst du den Namen Katharina eigentlich nicht?“ Laura fängt an schalend zu lachen und gluckst: „Tja, viel Spaß beim Erklären.“ „Es ist eigentlich ganz einfach. Wir haben seit der fünften einen Geschichtslehrer, der mich immer mit Katharina der Großen vergleicht. Ich hab nichts gegen sie, aber den Vergleich immer und immer wieder, seit der fünften Klasse zu hören nervt irgendwann nur noch.“
Ich habe geendet, als wir den Raum erreichen. Wir gehen rein und Laura und ich setzten uns an unsere Stammplätze, Alexei setzt sich neben uns. Auch hier legte ich meinen Ordner zwischen uns damit er mit reingucken kann. Der Unterricht war sterbenslangweilig. Warum muss man in der ersten Stunde nach den Ferien immer alles wiederholen.
Die Stunde vergeht langsam und irgendwann fangen Laura und ich an Tic Tac Toe zu spielen. Unglaublich aber wir wurden nicht erwischt, obwohl wir in der zweiten Reihe sitzen und die erste Reihe wie immer leer ist.
Aber auch die langweiligsten Stunden sind irgendwann zu ende. Ein Glück, denn sonst wäre ich eingeschlafen. Wir packen unsere Sachen zusammen und verlassen den Raum, um in die Pause zu gehen. „Hey, was habt ihr jetzt?“ fragt Laura als wir Anna und Marie wiedersehen. „Ich hab als nur noch in der 7. und 8. Stunde Unterricht. Eine Doppelstunde Sozialkunde.“ Sage ich. „Dito, aber ich hab Erdkunde“ erwidert Anna. „Ihr glücklichen, ich hab noch eine Stunde Chemie und nach der Mittagspause eine Doppelstunde Geschichte.“ Sagt Marie. „Ich hab dasselbe, wie Marie“ erwidert Laura.
„Und was ist mit dir, Alexei“ fragt Anna. Dieser sieht auf seinen Stundenplan und sagt: „Ich habe die selbe Kombination wie Kat.“
Auf einmal vibriert mein Handy. „Hey, entschuldigt mich kurz. Ich sehe kurz nach wer mir eine Nachricht geschrieben hat.“ Sage ich und gehe auf Toilette. Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich das Handyverbot an der Schule hasse? Normal könnte man einfach auf dem Schulhof nachsehen, aber nein wir müssen für sowas auf die Toilette gehen, damit uns kein Lehrer sieht und das Handy abnimmt.
Ich hole mein Handy raus und sehe, dass mein Bruder mir geschrieben hat.
#Hey, ich habe früher Schluss. Fahre gegen ca 15:10 Uhr an der Schule Vorbei? Soll ich dich dann mitnehmen? #
Schnell tippe ich eine Antwort ein.
#Das wäre sehr nett. Ich werde am Busbahnhof stehen#
Daraufhin verlasse ich die Toilette und sehe, dass die anderen in die Mensa gegangen sind. Ich mach mich auch auf den Weg dorthin und setze mich zu ihnen. „War was Besonderes?“ „Nicht wirklich, Tim hat eher Schluss und kann mich nach der 8.Stunde abholen.“
Habe ich erwähnt, dass mein Bruder Tim heißt? Egal. „Wer ist Tim? Fragt Alexei. „Mein Bruder“ erwidere ich Wahrheitsgemäß. Und schon wieder klingelt es und wie immer Zucken Anna, Laura, Marie und ich zusammen, woraufhin Alexei uns einen belustigten Blick zuwirft.
Alexei, Anna und ich bleiben sitzen, während Laura und Marie sich mit langen Gesichtern auf den Weg zu Chemie machen. „Oh man, ich habe ja so überhaupt kein Bock auf Englischhausaufgaben.“ Stöhnt Anna. „Hey komm, könnte schlimmer sein. Zum Beispiel wenn wir die Müller in Englisch hätten.“ Erwidere ich „Oh nein, nicht die. Die hat mir letztes Jahr in Bio völlig gereicht.“ „Tja was meinst du warum ich kein Bio Lk genommen habe. Ich hätte die nicht noch 2½ Jahre ausgehalten.“
„Ok, ich sehe schon hier gibt es genauso unbeliebte Lehrer wie an meinen bisherigen Schulen“ sagte Alexei. „Es gibt hier Lehrer, die Ok sind, wie zum Beispiel Herr Müller und es gibt Lehrer, die können dir dein komplettes Abi Versauen.“ Erwidert Anna und ich ergänze: „Und es Lehrer, bei denen kommt es darauf an ob sie dich mögen oder nicht.“
„Ist Ja alles sehr interessant, aber wir sollten mit den Hausaufgaben anfangen, wenn wir fertig sein wollen um mit Marie und Laura Essen wollen.“ Unterbricht uns Alexei leicht lachend. „Hast ja Recht.“ Lenken Anna und ich ein, woraufhin wir uns an den Aufsatz für Englisch setzen.
Ich bin mit der vorgegebenen Seite in unter einer halben Stunde fertig, woraufhin ich mit Latein weiter mache. Es sind drei Arbeitsblätter, die wir bearbeiten sollen aber alles nur Wiederholung und so bin ich auch mit den Blättern sehr schnell fertig. Und als ich alles weggeräumt habe kommen auch Laura und Marie aus dem Chemieunterricht.
„Hey, wie war Chemie?“ fragt Anna, als sie die beiden sieht. „Scheiße, aber wir haben es ja so gewählt.“ Erwidert Marie und Laura nickt zustimmend. Auf einmal fängt Annas Magen an zu knurren woraufhin ich nur lächle und sage: „Du solltest mal anfangen Morgens zu Frühstücken, dann würdest du nicht schon um 12:00 Uhr solchen Hunger haben.“
„Ich bekomme morgens nichts runter und das weißt du auch. Aber egal, können wir vielleicht was essen. Ich fände es blöd hier die einzige zu sein, die was isst.“ Sagt sie und sie hat Recht, sie hat schon oft gesagt, dass sie morgens nichts essen kann, aber ich ziehe sie gerne damit auf.
Aber wir holen alle was zu essen raus, da wir sie nicht alleine essen lassen wollen. Sie hat schon Recht. Es ist ein unschönes Gefühl mit mehreren Personen irgendwo zu sitzen und als einzige zu essen. Also holen wir, wie schon gesagt, unsere Sahen raus. Anna selbst hat einen Wrap mit Salat, Hühnchen und Curry. Ich hab die mal bei ihr zuhause und kann sagen, dass die echt lecker sind. Marie hat einen Bagel mit Tomate und Mozzarella dabei, Laura einen Salat mit Quinoa und Alexei ein paar Gemüses Ticks.
Wir fangen an zu Essen und unterhalten uns dabei über belanglose Dinge.
Einige Zeit später fragte Alexei: „ Haben wir eigentlich immer in der sechsten Stunde Frei?“ „Ja, die müssen uns von Rechts wegen eine Mittagspause zur Verfügung stellen. Das ist nun einmal die Sechste Stunde.“ Antwortet Anna. „Das ist eigentlich ganz gut so. Die Schüler aus der Unter- und Mittelstufe haben nur bis zur sechsten Stunde Unterricht und danach sind nur noch die Schüler der GTS da und das ist wesentlich leiser.“ Fügte Marie hinzu.
„Kleine Kinder müssen euch ja sehr nerven. Kat saß heute Morgen auf einem Platz, der so weit wie möglich von den Kindern entfernt war und jetzt diese Aussage. Ihr müsst ja echt was gegen sie haben.“ Sagt Alexei. „Es ist nicht so, dass wir keine Kinder mögen, aber grade die Jüngeren können einem auf die Nerven gehen, vor allem dann, wenn man etwas in Ruhe lesen will.“ Antworte ich.
„Der letzte Teil musste sein, oder?“ fragt Anna lachend und auch die anderen Mädchen können sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ja, machst du in deiner Freizeit auch was anderes als Lesen?“ mischt sich Laura ein. „Ach kommt, so viel lese ich nun auch nicht.“ Verteidige ich mich. „Nein, du doch nicht. Du liest ja nur in jeder freien Minute und hast nur ein paar hundert Bücher Zuhause.“ Das war Marie. „Ok, vielleicht lese ich ja ziemlich gerne, aber es gibt schlimmere Hobbys.“ Sage ich.
„Ok, Notiz an mich, wenn Kat je Sauer auf einen ist ein Buch zur Versöhnung schenken.“ Witzelt Alexei. „Wäre schön, wenn es so einfach ist, aber man muss ein Buch finden, dass sie noch nicht hat. Und bei ein paar hundert Büchern, die sie besitzt kann das schon mal sehr schwierig werden“ erwidert Anna und
„Ha ha ha, Können wir jetzt aufhören über meinen Büchertick zu Lachen. Mal abgesehen davon, dass es sicherlich bessere Themen gibt, müsste es auch jeden Augenblick klingeln.“ Kaum hab ich zu Ende Gesprochen klingelt es auch schon. „Wir warten jetzt aber noch bis die kleinen Weg sind oder?“ fragt Anna.
„Klar. Wir haben sowieso noch fünf Minuten Pause. Ich wollte nur das Thema wechseln und das ist mir auch wohl geglückt.“ Sage ich lächelnd. „Das war fies. Dabei ziehe ich dich doch so gerne mit deinem Lesetick auf.“ Schmollt Anna gespielt und ich schlage ihr gespielt auf den Arm. „Wenn wir schon bei Ticks sind, was bist mit deinem Schuhtick, Anna?“ fragt Marie lachend.
„Das ist kein Tick, das ist eine vernünftige Investition für Taschengeld.“ Behauptet Anna und ich muss anfangen zu kichern. „Entschuldige, aber wie viel Taschengeld bekommst du noch mal? 20€ pro Monat?“ „Kann ja nicht jeder am Wochenende Kellnern. Mal Abgesehen davon gibt es auch sowas wie Omas. Diese tun nichts meist nichts lieber als Enkel finanziell zu unterstützen.“ Argumentiert sie. „Tut mir leid, da kann ich leider nicht mitreden. Der letzte Teil meiner Großeltern starb als ich nicht mal 6 Wochen alt war.“ Erwidere ich.
Hab ich eigentlich erwähnt, dass ich keine Großeltern mehr habe? Egal.
„Sorry“ murmelt Anna leicht betrübt. „Hey, ich kann nichts Vermissen, was ich nie kennengelernt habe.“ Sage ich leicht hin.
„Hey, ich glaube wir sollten langsam los.“ Unterbricht uns Alexei und er hat recht. Wir müssen wirklich Los, wenn wir nicht zu spät kommen wollen. Also schnappen wir uns unsere Sachen und ich mache mit Anna, Marie und Laura aus, dass wir uns Via WhatsApp melden.
Dann machen Alexei und ich uns auf den Weg zu Sozialkunde. „Wen haben wir eigentlich in Sozialkunde? Auf meinem Stundenplan stehen nur Kürzel.“ „Frau Becker. Sie ist eigentlich voll Ok, aber wenn man in ihrem Unterricht scheiß baut, kann sie ausrasten. Aber die Kürzel können einen Wirklich nerven. Zumal wir zweimal im Jahr neue Lehrer Beziehungsweise Referendare. Und jeder von denen hat ein eigenes Kürzel. Ich glaube nicht einmal alle Lehrer kennen immer sämtliche Kürzel.“
„Scheint ein ziemlich blödes System zu sein. Ich meine Irgendwie müsste das doch besser gehen“ meint Alexei. „Du hast recht“, stimme ich zu, „ aber das System existiert schon seit Jahren. Ich bin jetzt im siebten Jahr an dieser Schule und mein Bruder war zwei Jahre vor mir hier als er kam gab es das System schon. Also wird das auch wohl nicht so schnell geändert werden.“
„Trotzdem ist es unpraktisch“ „Dagegen habe ich auch nie etwas gesagt. Ich bin selbst dieser Meinung, aber ich habe gesagt, dass sich daran in nächster Zeit wohl nichts geändert wird.“
Den Rest des Weges gehen wir schweigend nebeneinander her, bis wir den Raum erreichen in dem wir die nächste Stunde haben. Der Raum ist noch von der letzten Stunde offen, aber aus unserem Kurs ist noch niemand da. Auch hier packen wir unsere Sachen raus und Alexei fragt: „Was habt ihr eigentlich bis jetzt alles durchgenommen?“ „Institutionen der EU und dann hatten wir zwei oder drei Stunden über das Politische System der USA gesprochen. Damit wollten wir auch weiter machen, wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Da haben Sie Recht, Katharina. Wir werden damit weiter machen.“ Frau Becker kommt in die Klasse und hat den letzten Satz gesagt. Sie ist eine der wenigen Lehrer, die gar nicht erst gefragt haben, ob wir geduzt oder gesiezt werden wollen. Und sie nimmt keine Rücksicht darauf, dass ich meinen vollen Namen nicht mag. Sie nennt mich immer Katharina.
Nach und nach trifft auch der Rest des Kurses ein. Mit Alexei sind wir grade mal 15 Schüler. Das bedeutet, dass wir ein sehr kleiner Kurs sind.
Die Stunde verging relativ schnell.
Nach der Stunde fragt mich Alexei: „Hey, warum ist das Mädchen, das uns Gegenüber saß, so sauer geworden, als Frau Becker sie Monika genannt hat?“ „Ganz einfach, Monika ist ihr Erst Name und sie hasst ihn abgrundtief. Aber Frau Becker Nennt einen immer beim Erst Name und sie benutzt immer Volle Namen. Eine Eigenschafft, die ich, aus verständlichen Gründen, nicht besonders mag.“
„Verständlich“, lächelt er, „ Aber hey, Katharina ist kein schlechter Name“ „Den letzten Teil habe ich jetzt mal Überhört.“ Er fängt an zu lachen und irgendwann steige ich in das Lachen mit ein.
Als wir uns beruhigt haben sagt er: „Hey, können wir schon mal hoch gehen. Mein Vater sagte, dass er zwischen 14:50 und 15:10 Uhr jemanden vorbei schickt, der mich abholt. Denn die Busverbindungen hier sind ja echt kacke.“ „Klar, kein Problem. Mein Bruder kommt auch gegen 15:10 Uhr. Und bei den Bussen hast du Recht. Ich müsste normal mit einem Bus um 16:30 Uhr fahren, wenn Tims Berufsschule nicht eher aus wäre.“
Wir gehen nach oben und dort stand noch niemand, weswegen wir anfangen uns über den Tag und die Lehrer zu unterhalten. Fünf Minuten, nachdem wir uns dorthin gestellt haben kommen Laura, Marie und Anna und stellen sich zu uns.
Anna fragt: „Hey Alexei, was mir grade einfällt, kannst du uns deine Handynummer geben?“ „Was hast du vor Anna?“ frage ich sie. „Ihn in die Hausaufgaben Gruppe Packen. Dann können wir ihm auch die Bisher durch genommenen Sachen schicken.“ Erwidert sie und Marie fügt hinzu: „Und mit wir können meint sie du wirst, da du die saubersten Aufzeichnungen hast.“
„Wirklich? Du fragst und ich darf Zuhause alles Abfotografieren? Sehr Nett.“ „Och komm, du bietest doch sonst immer Hilfe an. Bitte, bitte, bitte“ Das war Laura. „Ok, Ich rette dich jetzt mal aus der Situation. Hier Anna, das ist Meine Nummer.“ Sagt Alexei und gibt ihr einen Zettel, auf dem Wahrscheinlich seine Handynummer steht.
„Ehrlich jetzt? Super!!!“ freut sich Anna und speichert die Nummer in ihr Handy ein. „Na vielen Dank auch, jetzt habe ich einen Berg an Arbeit. In sechs Wochen und bei 10 Fächern kommt eine Menge Stoff zusammen.“ Beschwere ich mich scherzhaft.
„Ach komm, du hast Kopien davon im Ordner und ich gehe jede Wette ein, dass du jedes einzelne Blatt als Datei auf deinen Laptop oder einen externen Festplatte gespeichert hast. Und so wie ich dich kenne werden bei diesen Dateien auch die Arbeitsblätter sein. Du hast ungerne einen vollen Ordner und um trotzdem alles zu haben, wirst du alles ein gescannt haben.“ Meint Anna und grinst im Anschluss.
„Ich hasse es ja so sehr wenn du Recht hast.“ Sage ich und verfluche es, dass ich so durchschaubar bin. „Deine Durchschaubarkeit zu verfluchen bringt dir gar nichts.“ Zwitschert sie übertrieben fröhlich und Marie und Laura fangen an zu lachen. „Mach dir nichts daraus Alexei, manchmal glauben wir beide Anna und Kat sind nicht glücklich, wenn sie sich nicht gegenseitig aufziehen können. Irgendwann gewöhnt man sich daran.“ Würgt Laura zwischen dem Lachen hinaus.
Daraufhin muss auch Alexei anfangen zu lachen und Anna und ich gucken die drei beleidigt an. Leider bringt sie das nur noch mehr zum Lachen. Doch irgendwann können Anna und ich nicht anders und fangen auch an zu Lachen.
Als wir uns beruhigt haben, biegen zwei Autos in die Straße ein. Das vordere Auto ist das meines Bruders. Hinter ihm ist ein schwarzer SUV und Alexeis Gesichtsausdruck zu Folge ist das ein Wagen, den er kennt. Die beiden Autos halten neben dem Bürgersteig vor uns.
Mein Bruder steigt aus seinem Auto und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass auch jemand aus dem SUV steigt, achte aber nicht weiter darauf. Ich gehe auf meinen Bruder zu und umarme ihn kurz. Tim winkt den Mädchen zu, während ich meine Schulsachen auf den Rücksitz stelle.
Danach gehe ich zu den Mädchen zurück und verabschiede mich von ihnen. Dann Alexei ein „Bis Morgen“ zu und winke ihm. Er dreht sich zu mir um, winkt zurück und ich begegne dem Blick des Mannes, mit dem sich Alexei grade unterhält. Ich vermute, dass er den SUV gefahren hat, da dieser soweit ich sehen kann momentan leer ist.
Dieser Mann hat eine noch stärkere Ausstrahlung als Alexei. Also entweder Vampir oder Werwolf und auf jeden Fall alt. Ich habe keine Ahnung wie alt, aber wahrscheinlich älter als ich je werden werde.
Aber ich habe nach dem Tag keine nerven mehr darüber Nachzudenken, also winke ich nochmal und steige in das Auto von meinem Bruder und er fährt los. „Wer war das?“ fragte mein Bruder. „Der neue Schüler, er hat fast alle Kurse mit mir zusammen und ist nett?“ „Nett?“ „Ja, Nett. Und mehr auch nicht.“ „Ja klar. Mehr auch nicht“ „Ach, du bist dumm, Tim. Mal abgesehen davon, dass er ein Vampir ist und somit eine Gefährtin hat.“ „Oh, und du magst ihn.“ „Ich habe etwas gegen die Gefährten Sache, nicht gegen Vampire und Werwölfe an sich.“
Er sieht mich an, als ob er mir nicht glauben würde, stellt aber keine weiteren Fragen.
Alexeis Sicht
Ich bin überrascht, dass Nicolaj mich abholt. Ich hätte eher mit einem von Dads Chauffeuren gerechnet, aber er hat meinen Bruder geschickt. Ich gehe zu seinem SUV, während er aussteigt. „Und wie war der erste Tag, Brüderchen“ fragt er auf Russisch. „Eigentlich voll ok, für einen ersten Schultag an einer Neuen Schule und das nach Ferien.“ Erwidere ich in derselben Sprache.
„Bis Morgen“ höre ich Kat rufen. Ich drehe mich um, sehe sie winken und winke zurück. Nicolajs blick fällt auf sie und irgendwas in diesem Blick ändert sich, aber ich kann nicht sagen was. „Wer war das“ fragt er. „Katharina. Sie wird aber lieber Kat genannt. Wieso fragst du?“ „Erkläre ich dir auf dem Weg nach Hause.“ „Ok, ich verabschiede mich nur noch kurz von den anderen.“
Ich drehe mich um und gehe zu Anna, Laura und Marie zurück, nachdem ich meine Sachen ins Auto gestellt habe. Dort verabschiede ich mich von ihnen und Anna fragt noch: „Wann musst du morgen hier sein.“ „Ich bin mir nicht ganz sicher, ich schreibe es dir, wenn ich Zuhause bin. Ich kenne den Stundenplan noch nicht auswendig und hab ihn schon ins Auto gelegt.“ „Ok, wir sehen uns dann morgen.“ Verabschiedet sich Anna und ich erwidere, an alle drei gerichtet: „Bis Morgen.“
Ich drehe mich wieder um und gehe zum Auto zurück. Ich steige ein und Nicolaj, der schon auf dem Fahrersitz sitzt, fährt los.
„Also, erzählst du mir nun, warum du nach Kat gefragt hast?“ frage ich nach zirka fünf Minuten. „SieistmeineGefährtin“ antwortet er sehr schnell, aber ich kann ihn trotzdem noch verstehen. „Freut mich für dich, aber überstürz es nicht. Ich kenn sie zwar erst, seit heute, aber sie kommt mir nicht so vor, als ob sie für das Gefährten Dasein bereit ist.“ „Kannst du mir vielleicht etwas über sie erzählen? Ich meine außer ihren Namen weiß ich nichts über sie. Ich weiß nicht einmal, warum sie lieber Kat genannt wird und nicht Katharina.“
„Sie hatte mal einen Geschichtslehrer, der sie immer mit Katharina der Großen verglichen hat. Oder immer noch vergleicht. Ich weiß nicht ob er noch an der Schule ist und ob sie ihn noch im Unterricht hat. Auf jeden Fall ist ihr das Irgendwann so auf die Nerven gegangen, dass sie lieber Kat genannt wird als Katharina. Ich bin mir nicht sicher, on sie 16 oder 17 ist, tippe aber eher, dass sie 16 ist, da ihr Bruder sie abgeholt hat und der kein begleitendes Fahren machen darf, da er zu Jung ist. Es kann aber auch sein, dass sie noch keinen Führerschein hat obwohl sie 17 ist oder einfach niemand anderes Zeit hat. Ich weiß, dass sie Englisch und Sozialkunde als Lk hat. Das dritte Fach kenne ich nicht. Wie gesagt ist der junge Mann, der sie abgeholt hat, ihr Bruder. Oh und laut einer ihrer Freundinnen ist sie sehr Lesebegeistert. Sie muss wohl ein paar hundert Bücher Zuhause haben.“
„Also wenn ich mal Krach mit ihr habe ein paar Bücher schenken.“ Lacht mein Bruder und ich muss auch schallend lachend. „Das habe ich auch gesagt, wenn sie je Sauer ist Bücher zur Versöhnung schenken, aber ihre beste Freundin Anna meinte, dass es schwer ist ein Buch zu finden, dass noch nicht hat. Hat sich so angehört, als ob sie wüsste wovon sie spricht.“
Jetzt muss auch Nicolaj anfangen schallend zu lachen. Es ist schön, den sonst so ernsten Nicolaj so befreit lachen zu sehen. Er ist fast dreihundert Jahre alt und solange ich ihn kenne ist er immer sehr ernst. Um nicht zu sagen viel zu ernst.
„Warum lächelst du?“ fragt Nicolaj. „Weil ich dich noch nie so offen habe lachen sehen. Es ist schon sehr verwunderlich, dass sie das schafft, obwohl du sie nur einmal gesehen hast und ich dir nicht wirklich viel über sie erzählen konnte.“
„Und schon von dem bisschen finde ich sie super sympathisch und sie bringt mich jetzt schon zum lachen, wie du selbst festgestellt hast. Das ist das besondere an Gefährtinnen. Sie passen einfach immer zu dir und das werden sie auch irgendwann auch bemerken. Und das Gefühl diese Person endlich gefunden zu haben ist einfach nur schön. Auch wenn sie noch sehr jung ist.“
„Wann hast du vor es ihr zu sagen.“ Frage ich, denn ich bin mir nicht sicher, ob sie das jetzt schon verkraftet. „Ich weiß es noch nicht. Ich habe ja noch nicht einmal mit ihr gesprochen. Ich muss es auf jeden Fall vor ihrem 18. Geburtstag tun, denn sie wird einen Test machen müssen und es wäre äußerst miserabel wenn sie es von dem Test erfahren würde.“
„Ja, das wäre wahrscheinlich das falsche Vorgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Gutheißen würde. Mal abgesehen davon, dass sie dir dann Wahrscheinlich nicht vertrauen würde.“ „Stimmt, aber so ohne weiteres kann ich es ihr auch nicht sagen. Ich meine ich kenne sie nicht einmal, dann kann ich nicht einfach zu ihr gehen und sagen „Hey ich heiße Nicolaj, bin der große Bruder von Alexei und du bist meine Gefährtin.“. Oder?“
„Nein, das geht wirklich nicht. Mal abgesehen davon, dass sie dich nicht kennt und eine solche Vorstellung gegen deine und meine Erziehung verstoßen würde.“ „Ich werde wohl mal Dad um Rat fragen und das am besten sobald wir gleich zuhause sind.“ „Tu das. Aber sieh zu, dass du es Mum selbst sagst. Sie hat Viktoria immer noch nicht ganz verziehen, dass sie ihr nicht gesagt hat, dass sie ihren Gefährten gefunden hat. Und das war vor fast zwei Jahren“ „Wirklich? Ich habe nie wirklich mitbekommen warum sich die beiden nicht mehr so gut verstehen wie vorher. Aber wenn das so ist, dann werde ich es ihr sagen sobald ich mit Dad gesprochen habe.“
„Ok und du solltest vielleicht schon mal anfangen ihr Zimmer zu Planen. Es kann nur noch höchstens zwei Jahre dauern, bis sie bei uns Wohnen muss.“ Sage ich mit so viel Sarkasmus in der Stimme, dass er nicht anders kann als anfangen zu lachen.
„Erinnere mich daran, dass ich dich genauso aufziehe, wenn du deine Gefährtin gefunden hast“ sagt er, als er aufgehört hat zu lachen. „Ne, werde ich nicht machen. Immerhin will ich dann ja meine Ruhe haben, um meine Gefährtin kennen zu lernen. Aber im Ernst, du solltest dich mal mit Viktoria unterhalten und sie fragen, was ein Teenager Girl gerne hat. Oh und du solltest dafür sorgen, dass genug Platz für ihre Bücher ist.“ „Das mit Viktoria ist gar nicht mal so eine schlechte Idee. Ich werde sie nach dem Gespräch mit Mum anrufen.“ Dann wurde er ernst und sagt: „Danke Alexei.“
„Hey, ist doch selbstverständlich. Du bist immerhin mein Bruder.“ „Es ist eben nicht selbstverständlich. Also danke.“ „Ok, es dauert wahrscheinlich zu lange um dich vom Gegenteil zu überzeugen.“ „Da könntest du Recht haben.“ „Abgesehen davon wollte ich schon immer eine weitere Schwester haben.“ „Also hast du nicht vollkommen uneigennützig gehandelt.“ „Wer ?Ich? Uneigennützig handeln? Niemals!“ „Ha ha ha, sehr Witzig.“
Ich habe gar nicht bemerkt, dass wir schon zuhause sind, aber als ich aufgucke fährt Nicolaj grade die Auffahrt zu unserem neuen Haus auf. Ich mag das Haus. Es ist zwar groß, aber nicht so unpersönlich wie andere Anwesen unserer Familie. Das Haus an sich hat schon zirka 500m2 und dazu kommt ein Garten, der auch so um die 300m2 haben müsste.
Wir steigen aus und gehen in das Haus rein. Nicolaj begibt sich sofort zu Dads Arbeitszimmer und ich gehe in mein Zimmer. Dort mache ich als erste meine Hausaufgaben. Ich beginne mit den Latein Arbeitsblättern und lese danach den Text für Sozialkunde. Danach muss ich eben diesen Text noch zusammenfassen, aber da das nicht mehr als eine halbe Seite sein soll ist das schnell erledigt. Es ist wirklich praktisch englisch schon gemacht zu haben.
Ich sehe auf mein Handy und erkenne, dass Anna mich wirklich einer Gruppe hinzugefügt hat. In diesem Chat sind eine Menge Bilder und ich bin froh, dass sich mein Handy automatisch ins Wlan Netz einloggt. Ansonsten wäre eine Menge Datenvolumen draufgegangen.
Ich sehe mir nun die Bilder an und fange an die Texte abzuschreiben. Unglaublich, wie viel Stoff man in etwas mehr als 6 Wochen durchnehmen kann. Ich muss zugeben, dass die Aufzeichnungen von Kat sauber und ordentlich sind.
Ich bin wirklich froh, dass wir viele Fächer gemeinsam haben und so wie es aussieht ist ihr dritter LK, genau wie bei mir, Chemie.
Allerdings habe ich irgendwann keine Lust mehr das Zeug weiter abzuschreiben und deswegen höre ich auf. Ich schaue nochmal aufs Handy und speichere die Nummern von Marie, Laura, Anna und Kat ein. Dabei fällt mir auf, dass Kat ein Bild von sich, ihrem Bruder und zwei erwachsenen, die ihnen sehr ähnlich sehen und von denen ich annehme, dass es ihre Eltern sind.
Ich speichere das Bild ab, ziehe es auf meinen Laptop und drucke es aus. Es ist nur ein Handyfoto und daher nicht perfekt, aber ich habe das Gefühl, dass es meinem Bruder gefallen wird. Also nehme ich mir das ausgedruckte Foto und mache mich auf die Suche nach Nicolaj.
Ich mache mich also als erstes auf den Weg zu seinem Zimmer, in der Hoffnung ihn dort anzutreffen. Leider ist er nicht in seinem Zimmer und ich mache mich auf den Weg zu Dads Arbeitszimmer. Ich klopfe an, bevor ich eintrete, da ich weiß, wie sehr er es hasst wenn wir unangemeldet rein kommen. „Hey Dad“ sage ich und bin ehrlichgesagt überrascht, dass Nicolaj noch da ist. „Alexei, wie ich höre hattest du einen schönen ersten Schultag.“
„Naja, der Tag war wohl für Nicolaj besser als für mich. Das ist auch der Grund warum ich da bin. Ich habe auf WhatsApp ein Foto von Kat und ihrer Familie gefunden. Sie hat es als Profilbild. Ich dachte mir, dass du es gerne haben würdest, Nicolaj.“ Sage ich und halte ihm das Foto hin.
Er greift danach und sieht mich dankbar an. „Danke Alexei. Du hast echt was gut bei mir. Und wenn ihr beide mich jetzt entschuldigen würdet. Ich werde Mum Bescheid sagen.“ „Tu das Nicolaj. Wir sehen uns zum Abendessen.“ Sagt Dad. Nicolaj erhebt sich und verlässt Dads Büro. „Hast du Nicolaj je so fröhlich gesehen?“ frage ich ihn und er erwidert: „Das ist lange her. Es ist schön ihn mal wieder so in sich ruhend zu sehen. Aber genug von Nicolaj, kannst du mir vielleicht etwas über meine zukünftige Schwiegertochter.“
Daraufhin erzählte ich ihm das, was ich auch schon Nicolaj erzählt habe. Ich habe so das Gefühl als ob Nicolaj das nicht gemacht hat.
Als ich ende sieht Dad nachdenklich aus dem Fenster. „Ich hoffe, dass sie im nicht allzu ferner für das Dasein als Gefährtin bereit sein wird, denn dem zufolge was du erzählt hast ist sie es momentan noch nicht.“ „Sie ist höchstens 17, wer ist im dem Alter schon dazu bereit?“ „Gute Frage. Ich habe auch eine und ich hätte gerne eine ehrliche Antwort. Denkst du, sie wird ihm eine gute Gefährtin sein?“
Ich schlucke. Auch wenn diese Frage nicht so abwegig ist, so habe ich sie trotzdem nicht erwartet. „Ich weiß es nicht. Ich kenne sie auch erst seit heute.“ Antworte ich und meine es ehrlich. Ich habe keine Ahnung ob sie Nicolaj eine gute Gefährtin sein wird. Ich finde sie zwar nett, aber ich kann wirklich nicht sagen, wie sie sich verhalten wird.
„Hoffentlich wird sie es sein. Es ist Nicolaj auf jeden Fall zu wünschen.“ Daraufhin verfallen wir beide in Schweigen. Er hat Recht. Nicolaj ist es wirklich zu wünschen, dass sie ihm eine gute Gefährtin sein wird. Solange ich mich erinnern kann, konnte ich immer zu ihm gehen, wenn ich Probleme hatte.
Er war zwar immer sehr ernst, hatte aber auch immer ein offenes Ohr für mich. Auch für diese Super großen Probleme, die man als fünf Jähriger hat. Beispielsweise einen Splitter im Fuß, den natürlich nur Nicolaj rauziehen konnte. Ich schmunzele bei der Erinnerung.
Es ist echt kompliziert auf einem Fuß durch ein Haus zu hüpfen und dabei seinen Bruder zu suchen. Und als fünf Jähriger ist das noch wesentlich schwerer.
Dad muss wohl mein Schmunzeln gesehen haben, denn er fragt: „Woran erinnerst du dich?“ „An den Splitter, den nur Nicolaj aus meinem Fuß ziehen konnte.“ Erwidere ich. „Den Splitter? Du meinst wohl die Splitter. Mehrzahl. Das war definitiv mehr als einer.“ „Da musst du dich irren. Ich erinnere mich nur an einen.“
Er fängt an zu lachen und ich kann nicht anders und lache mit. Wir verbringen noch eine gute dreiviertel Stunde damit über die Vergangenheit zu sprechen und dann muss sich Dad wieder an die Arbeit machen. Er ist in der sogenannten Zwischenvölkerlichen Politik tätig. Diese beschäftigt sich ausschließlich mit Begebenheiten, die Vampire und Werwölfe etwas angehen. Auch wenn der Name vermuten lässt, dass diese sich auch mit der Politik der Menschen befasst.
Das ist der Grund warum er von Zuhause aus arbeiten kann, denn alle Unterlagen bekommt er sowieso per E-Mail und daher ist das Büro ein Ort, der höchstens einmal in der Woche besucht wird. Wenn überhaupt. Das ist eigentlich voll cool. Er ist so eigentlich immer da, wenn man ihn braucht.
Ich verlasse sein Arbeitszimmer und gehe zurück in mein eigenes. Dort schaue ich auf meine Uhr und sehe, dass es erst 17:00 Uhr ist und damit habe ich noch 2½ Stunden Zeit bis ich im Speisezimmer zum Abendessen erwartet werde. Deswegen hole ich mir meinen Laptop und lege einen Film ein.
Ich merke nicht, wie die Zeit vergeht und als der Film zu Ende ist, zeigt die Uhr bereits 19:15 Uhr. Tja kommt davon, wenn man die Werbung am Anfang einer DVD nicht überspringt. Aber irgendwie bin ich heute zu faul die Werbung zu überspringen. Mag daran liegen, dass der Tag ziemlich lang war, auch wenn man es nicht glaubt. Der erste Tag an einer neuen Schule ist halt doch anstrengender als andere Tage. Insbesondere, wenn zuvor zwei Wochen Ferien waren.
Ich verwerfe die Gedanken daran und gehe in das Speisezimmer. Dort wartet schon der Rest der Familie auf mich. Das heißt der Teil der Familie, der in diesem Haus lebt. Viktoria lebt mit ihrem Gefährten in einem Anwesen in Russland. Das Anwesen in der Nähe von St. Petersburg war ein Geschenk unserer Eltern zur Hochzeit von Viktoria und Ihrem Gefährten André.
Das Essen verläuft weitestgehend ruhig. Nur Mum ist etwas aufgekratzt, weil Nicolaj seine Gefährtin gefunden hat und träumt von einer Hochzeit, die sie organisieren kann. Das Kat noch nichts von ihrem Glück weiß, sie höchstens 17 ist und da auch ein Wörtchen mitzureden hat lässt sie momentan vollkommen außer Acht. Aber so wie ich Dad kenne wird er sie nach dem Essen auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Und wenn nicht wird Nicolajs und meine kleine, 9 jährige Schwester, Raisa das machen. Sie verdreht nämlich schon die ganze Zeit ihre Augen und ich glaube sie muss sich stark beherrschen um Mum nicht jetzt schon in die Parade zu fahren. Sie kennt Dad schließlich auch und weiß, dass er das machen wird, diese Art von Gespräch aber als Tischkonversation für unangebracht erachtet.
So vergeht das Abendessen und danach begeben sich alle auf ihre Zimmer. Ich, für meinen Teil, setzte mich erneut daran die Schulsachen Abzuschreiben. Gegen 21:15 Uhr habe ich endgültig keine Lust mehr für heute und mache mich Bettfertig, bevor ich mich hinlege.
Vor dem Einschlafen lasse ich die Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren. Es war wirklich sehr viel für einen Tag. Ich nehme mir noch vor, morgen mehr Über Kat in Erfahrung zu bringen und hoffe, dass sie mir das später einmal nicht übel nimmt. Mit diesen Gedanken schlafe ich nun Endgültig ein.
Kats Sicht
Zwanzig Minuten Später parkte Tim auf der Straße vor unserem Haus. Genauer gesagt hielt er schräg gegenüber davon, weil alle Autos auf der Seite Parken und man nicht mehr durchkommt sobald auf beiden Seiten Autos parken. Egal. Wir steigen aus und gehen zu unserem Haus.
Als wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt haben gehen wir beide in unsere jeweiligen Zimmer. Ich gucke als erstes in die WhatsApp Gruppe und sehe das Anna Alexei schon in die Gruppe gepackt hat und deshalb fange ich an die Aufzeichnungen der letzten sechs Wochen Abzufotografieren. Ich hab zwar alles auch auf einer externen Festplatte aber das alles auf mein Handy zu ziehen würde länger brauchen als das zu fotografieren, abzuschicken und wieder zu löschen.
Das Ganze dauert so nicht länger als 40 Minuten. Zwischendurch war Mama nach Hause gekommen und hatte in mein Zimmer geguckt, aber sie sah sehr gestresst aus und deshalb hab ich ihr gesagt, dass ich später Koche und sie sich hinlegen soll. Deswegen beeile ich mich auch mit den restlichen Hausaufgaben zu machen und schreibe die Mitschriften von heute in die Kladden.
Habe ich erwähnt, dass ich die Sachen immer in Kladden Schreibe und dass ich Alexei auch die Fotos daraus geschickt habe? Egal, jetzt wisst ihr es. Als ich mit allem Fertig bin sind weitere 50 Minuten vergangen. Danach ging ich runter in die Küche und Fange an die Spagetti Bolognese zu machen. Papa kommt zu Unterschiedlichen Zeiten nach Hause und deswegen muss das Essen früh fertig sein.
Zwischendurch klingelt mein Handy und mein Chef fragt mich ob ich ausnahmsweise unter der Woche, sprich heute, kommen könnte, da sich zwei Kolleginnen krank gemeldet haben und er zwischen 19:00 Uhr und 22:00 Uhr jemanden braucht, der Kellnern kommt. Eigentlich braucht er noch jemanden. Sarah kommt, aber zu um diese Zeit reicht eine Kellnerin nun mal nicht aus.
Ich sage ihm zu und stelle mich auf einen Abend voller besoffener Typen ein. Wenigstens ist für mich um 22:00 Uhr Schluss. Meistens kommen die richtig besoffenen erst später. Ich gucke auf die Uhr und sehe, dass ich noch 1 Stunde und 20 Minuten Zeit habe um mich fertig zu machen.
Genug Zeit also um noch vorher Duschen zu gehen und sich dezent zu schminken. Ich bin zwar kein Modepüppchen, das nie ungeschminkt aus dem Haus geht, aber zur Arbeit schminke ich mich schon. Grade, weil ich als Kellnerin ständig Kontakt mit Gästen habe. Da ist ein dezentes Make-Up schon fast ein Muss.
Also gehe ich duschen und mache mich fertig. Dabei ziehe ich einen dünnen schwarzen Rollkragenpulli, ein T-Shirt mit dem Schriftzug des Restaurants, indem ich arbeite, eine einfache schwarze Jeans und normale Turnschuhe an.
Ich habe an meinem ersten Tag den Fehler gemacht und habe hohe Schuhe angezogen. Das war an einem Sonntag und da eine Kollegin nach der halben Schicht ausfiel durfte ich doppelt so viel laufen. Deswegen habe ich nie wieder hohe Schuhe zur Arbeit angezogen. Auf die Fußschmerzen kann ich getrost verzichten.
Aber irgendwie hat die erste Gehaltsabrechnung dafür entschädigt. Es ist zwar manchmal auch sehr anstrengend, grade wenn man am Wochenende eigentlich lernen müsste. Aber es gibt auch Zeiten, in denen im Restaurant so wenig los ist, dass ich lernen kann. Das ist meistens Vormittags nach dem Frühstück und Nachmittags nach dem Mittagstisch der fall.
Ich werfe erneut einen Blick auf die Uhr und habe noch 20 Minuten Zeit. Ich sage Mama Bescheid, sage Tim, dass essen auf dem Herd steht und gehe zum Restaurant. Das ist grade mal einen 15 Minuten Fußweg entfernt und so muss mich niemand fahren. Das Coole am Job im Restaurant ist, dass man sich bei den Köchen durchfuttern kann, ohne dass der Chef was dagegen hat. Mal abgesehen davon, dass man so viel Trinkgeld bekommt, dass man anschließend rein theoretisch ein komplettes Menü bezahlen könnte.
Am Restaurant angekommen wartet Sarah schon vor der Tür auf mich. Das ist eine Abmachung unter und Mädels. Wenn wir in einer Schicht mehrere sind, dann warten wir draußen auf die Andere bzw. die Anderen und gehen zusammen rein. Ich hab nicht ganz verstanden wieso, diese Regel stammt noch aus der Zeit vor mir, aber ich mag diese Regelung irgendwie.
Wir gehen also gemeinsam rein und begeben uns sofort in den nur für Mitarbeiter zugänglichen Bereich. Dort legten wir unsere Jacken ab und banden uns unsere Schürzen um. Unsere Handys stellten wir auf Vibration und dann gingen wir in den Gastraum. Charlotte und Marie, zwei weitere Kolleginnen stehen an der Theke und Unterhalten sich. Anscheinend ist heute nicht viel los.
Ich ließ meinen Blick über die Tische gleiten und nur zwei sind besetzt. Ein älteres Paar (Tisch5), das auch am Wochenende öfters da ist und eine Gruppe aus drei Männern (Tisch13), die Mitte dreißig sein müssten. Die sehen aber ziemlich nüchtern aus. Das ist auch kein Wunder, für die Besoffenen ist es um 18:56 Uhr noch zu früh.
Wir gesellten uns zu Charlotte und Marie und erkundigten uns, wie der Nachmittag gelaufen ist. „So wie immer halt.“ Meinte Marie. „Soll heißen“, mischte sich Charlotte ein, „Stink langweilig. Ich meine wäre einer von uns alleine, dann wäre hier die Hölle los gewesen und sind wir zu zweit, dann ist nichts los“
„Hey, ich hätte jetzt nichts gegen eine ruhige Schicht einzuwenden.“ Meinte ich leicht lächelnd. „Klar, bis wann hast du Schicht? 22:00Uhr? Das wird mit Sicherheit keine Ruhige Schicht. Die ersten Säufer werden in deiner Schicht kommen.“ Erwiderte Charlotte.
„Voll Unfair. Ich muss bis Mitternacht durchhalten.“ Beschwert sich Sarah. „Dafür habe ich Morgen auch Schule und muss um 5:20 Uhr schon wieder raus aus den Federn.“ Erwiderte ich. „Warte, ich dachte du hast Dienstags erst zur zweiten Unterricht.“ Meinte Marie. „Hab ich auch. Aber dank unserer hervorragenden Busverbindungen muss ich den normalen Schulbus nehmen, sonst käme ich ganze fünf Minuten zu spät und die Becker schreibt einem eine Fehlstunde auf, wenn man fünf Minuten zu spät kommt.“ Kann sein, dass ich mit dem Sarkasmus bei den „hervorragenden Busverbindungen“ ein ganz klein wenig übertrieben habe.
„Darum ist es gut, nicht mehr auf der Schule zu sein.“ Meint Charlotte und fügte hinzu, „Sorry, aber ich muss jetzt Los. Bin nachher noch mit meinem Freund Verabredet.“ „Ich muss auch Los. Auf mich wartet meine Couch und eine Tüte Chips.“ Erwiderte Marie und sie Beiden gingen in den Angestellten-Bereich.
„Ok Kath, was meinst du? Genießen wir die Ruhe vor dem Sturm?“ fragte Sarah mich. „Auf jeden Fall. Solange es noch so schön entspannt ist sollten wir es genießen“ erwiderte ich „Aber wir sollten trotzdem so tun als ob wir arbeiten.“ Meinte sie nach ein paar Sekunden und zeigte auf Tisch 13. Dort saßen die Männer immer noch, doch waren ihre Gläser leer und ich verstand was sie meinte.
Ich machte mich also auf den Weg zu Tisch 13 und nehme weitere Getränke Bestellungen auf. Wundert es irgendwen, dass die Bestellung aus 3 gläsern Bier besteht? Naja, nach fast 9 Monaten als Kellnerin erkennt man die Typischen Biertrinker auf 50 Meter Entfernung. Ich Zapfte also die Biere, brachte sie zu Tisch Nummer 13 und sah dann, dass das Paar an Tisch 5 Zahlen wollte.
Also ging ich zur Kasse, druckte die Rechnung aus, brachte sie an Tisch 5 und kassierte das Geld. Das Trinkgeld teilten wir Gleichmäßig auf und Sarah brachte es in den Mitarbeiter Bereich und legte einen Zettel mit der Summe und den Namen von Charlotte und Marie drauf. Wir haben die beiden nicht bedient also ist es auch nicht unser Trinkgeld.
Unsere Schicht geht voran und in der erste halben Stunde kommen keine weiteren Gäste. Dafür bestellten die Männer von Tisch 13 eine weitere Runde Bier und eine Runde Schnaps. Auch kam der von ihnen Bestellte Nachtisch aus der Küche.
Nachdem Sarah ihnen den Nachtisch gebracht hat, redeten wir beide eine Zeit lang mit dem Koch Azubi Thomas und unserem Chefkoch Sam. Thomas war bis zum letzten Jahr in meiner Klasse gewesen und wir haben uns eigentlich immer verstanden. Das wurde noch verstärkt, da er nicht ständig Hausaufgaben von mir Abschreiben wollte. Tja, was soll ich sagen? Solche Klassenkameraden waren mir schon immer die liebsten.
Nach fast 30 Minuten kamen vier weitere Gäste. Es waren wohl zwei Pärchen, denn sie gingen Hand in Hand. Sie setzten sich an Tisch Nummer 4 und Sarah ging zu ihnen um ihnen die Karten zu geben und ging danach zur Theke, wo ich damit beschäftigt war den Getränkevorrat durch zu gehen. Ich wollte es nicht riskieren zur Stoßzeit neue Getränke aus dem Lager zu holen. Das musste ich in meiner aller ersten Schicht machen und die Anzahl der Bestellungen, die sich in dieser Zeit sammelten waren sehr hoch. Ich war nur knapp 15 Minuten weg und es waren außer mir noch zwei weitere Kellnerinnen anwesend.
Ich gab Sarah zu verstehen, dass ich noch Getränke holen ging. Als ich, mit einer Getränkekiste beladen, aus dem Lager wieder kam waren auch die Tische 7 und 10 besetzt und darum beeilte ich mich die Getränke ein zu Räumen.
Danach ging ich zu Tisch 7 und nahm die Getränkebestellung auf. Zu diesem Zeitpunkt betraten weitere Gäste das Lokal und ich verbrachte die nächsten zwei Stunden damit Bestellungen, Essen und Getränke von A nach B zu bringen.
Irgendwann sagte Sarah zu mir: „Kann es sein, dass die Gaste an Tisch 13 Werwölfe oder Vampere sind? In den Berichten, die ich las hieß es, dass diese so gut wie Resistent gegen Alkohol sind. Und das wäre die einzige Erklärung dafür, dass sie nach der Menge an Alkohol, die sie getrunken haben, noch nüchtern sind.“ „ Die wievielte Runde war das jetzt?“ fragte ich.
„ Die 28 Runde Bier und die 16 Runde Schnaps und das alleine seit wir da sind.“ Erwiderte Sarah, „Das ist mal eine Menge und du hast recht. In der Schule sagte man uns das Selbe. Allerdings würde ich eher zu Werwölfen tendieren. Ich habe seit heute einen Vampir in meinem Jahrgang, mit dem ich fast alle Kurse zusammen habe, und dieser wurde von seinem älteren Bruder abgeholt. Bei beiden ist mir relativ schnell aufgefallen, dass sie Vampire sind. Auch wenn ich es bei seinem Bruder schon wusste, so war es doch nicht zu Übersehen.“
„Autsch und das wo du ja so gut auf Vampire und Werwölfe zu sprechen bist.“ Meinte sie Scherzhaft.
„Warum glauben eigentlich alle, dass ich was gegen die Rassen an sich habe? Ich habe was gegen dieses Gefährten ding. Dadurch ist mal als Mensch von seinem Partner abhängig. Und allein der Gedanke daran von jemandem mein ganzes Leben lang abhängig zu sein behagt mir nicht. Ich meine klar, momentan bin ich noch von meinen Eltern abhängig, aber das wird ja nicht mein Leben lang so sein. Ich will wichtige Entscheidungen in meinem Leben selbst treffen könne und nicht auf jemandes Zustimmung angewiesen sein müssen. Erklärte ich ihr und bemühte mich, meine Stimme möglichst leise zu halten, um die Gäste nicht zu stören und damit niemand von dem Gespräch etwas mitbekommen.
„Ok, von dem Standpunkt aus kann ich es ja verstehen, aber wäre das nicht auch furchtbar Romantisch? Ein sehr langes Leben mit einer Person, die einen wahrhaft liebt? Ich finde das furchtbar Romantisch“ „Mehr furchtbar als Romantisch.“ Murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Dafür, dass du so viel ließt, bist du ziemlich unromantisch.“ Meinte sie leicht hin und ging zu einem Tisch um dort zu kassieren.
Wir sind hier noch sehr altmodisch, was bedeutet, dass wir mit so großen Portemonnaies kassieren. Ich meine die Dinger, die meistens in Eisdielen benutzt werden. Wir haben zwar auch ein EC-Gerät, das wird aber nur selten benutzt, da die meisten Leute bar bezahlen. Ich sah mich um und merkte, dass ein Tisch noch etwas bestellen möchte. Also machte ich mich auf den Weg um die Bestellung auf zu nehmen.
Als ich das nächste Mal mit Sarah zusammen stand meinte ich zu ihr, dass Romantik nicht alles im Leben sei. Sie schüttelte daraufhin nur den Kopf und murmelte etwas, was ich nicht verstand.
So verging die Zeit bis 22:00 Uhr und ich konnte endlich Feierabend machen. Es war zwar nicht so viel los wie am Wochenende, aber die Gäste, die da waren haben Gutes Trinkgeld gegeben. Allein die Werwölfe haben 25€ Trinkgeld gegeben, als sie 30 Minuten vor mir gingen. Insgesamt habe ich neben heute 120€ Verdient. Und dazu kommt noch mein Gehalt. Auch, wenn es im Vergleich zum Trinkgeld gering ist.
Nachdem ich mich von Sarah verabschiedet, meine Schürze abgelegt und meine Jacke angezogen habe mache ich mich auf den Heimweg. Der Tag war lang und deshalb begab ich mich zuhause sofort ins Bett, nachdem ich mich Abgeschminkt und mich umgezogen hatte.
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2016
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