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Kapitel 1




Olivia flechtete ihre goldenen Haare zu einem Zopf und zog anschliessend ihr Top gerade. Leise seufzend lief sie die Treppe, die zum Dachstock führte, hinunter und nahm ihr blaues Halstuch von der Kommode. Sie fühlte eine Hand an ihrer Schulter und drehte sich um, wo sie ihren großen Bruder entdeckte. "Hey, Via. Hast du lust mit mir und Soph auszureiten?" Olivia lächelte leicht. Sophia war seine Freundin seit ca. einem Jahr und ihre Beziehung war so stark wie nie zuvor. "Gerne, Flo." Florian strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hey, in drei Jahren bekommst du dein eigenes Pferd und du weisst, dass du jeder Zeit auf Leila reiten darfst." Olivia umarmte ihren großen Bruder und streckte sich zu ihm hoch. "Das ist es nicht. Ich mache mir sorgen um Soul. Sie sieht nicht gut aus und will sich kaum noch bewegen." Florian kniete sich zu ihr hinunter und sah ihr in die Augen. "Sollen wir mal nach ihr sehen?" "Bitte.", murmelte sie und fühlte eine kleine Träne ihre Wange hinunter laufen. "Dann komm." Olivia war sehr froh einen Bruder zu haben, der sie immer unterstützte. Manchmal fragte sie sich, warum ihre Freundinnen sich immer über ihre Brüder aufregten, was kann an denen schon anders sein? Langsam liefen die beiden Arm in Arm zum Haus hinaus und auf die Weide zu. Schon von weitem entdeckte sie die junge Friesenstute die gerade auf der Seite lag und den Kopf auf den Boden gelegt hatte. Sie und Florian beeilten sich nun und joggten über das Gras. Als Soul sie hörte, hob sie leicht den Kopf und stellte die Ohren auf, doch Olivia sah sofort, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit ging. Langsam beugte sie sich hinunter und strich der Stute am Hals entlang. Ihr Bruder kniete sich neben sie und tastete sie vorsichtig ab. Als er fertig war fing er leise an zu lachen. "Was gibt es denn bei ihrem Zustand zu lachen?", fragte sie empört und bemühte sich, nicht alzu laut zu werden. "Soul geht es gut, sehr gut sogar. Das einzige, was nicht ganz Normal ist, ist die Tatsache, dass sie ein Fohlen erwartet." Olivia blieb der Atem weg und sie fiel Soul um den Hals. Sie hatte eine besondere Beziehung zu Pferden, und so wusste sie, dass Soul genau das von ihr erwartete und wollte. "Ich hab mir solche sorgen gemacht, doch zum Glück bekommst du nur ein wunderschönes Fohlen." "Ehem", ertönte eine leicht lachende Stimme von hinten und Olivia drehte sich leicht, damit sie der hübschen Freundin ihres Bruders in die Augen schauen konnte. "Wenn ich stören darf, ich dachte ja eigentlich wir würden ausreiten gehen." Olivia grinste sie an und sah Sophias zartes Lächeln. "Na kommt ihr beiden. Flo mein Schatz? Auf wem darf ich denn noch reiten, wenn fast jedes Pferd ein Fohlen erwartet?" Florian stand auf, küsste die Brünette kurz und hielt anschliessend ihre Hand. "Wie wäre es mit Hero? Der Große ist schon eine Weile nur noch auf den Wiesen unterwegs gewesen" "Genau auf diese Antwort habe ich gewartet.", lachte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Und ich nehme dann Violette.", sagte Olivia, gab Soul einen Kuss auf die Stirn und stand auf. "In ordnung, dann mal los!" Sie lief über die Weide und entdeckte schnell die cremefarbene Trakhenerstute. Sie graste entspannt, erkannte aber schnell Olivias Ankunft und drehte sich zu ihr. "Ganz ruhig meine Süße. Willst du mit mir reiten gehen?" Lächelnd legte sie der Stute das Zaumzeug an und schwang sich auf ihren Rücken. aus der Ferne sah sie Florian und Sophia, ebenfalls ohne Sattel, auf sich zu reiten und kam ihnen ein Stück entgegen. Olivia gallopierte an und lief auf den Zaun zu. Im richtigen Moment sprang Violette ab und flog hinüber. Sie schaute kurz über die Schulter und sah die anderen es ihr nachmachen. Olivia ließ die Stute noch etwas schneller laufen und begann den Anstieg eines mit Wald bedeckten Berges. Es war nciht besonders Steil, weshalb es nicht sehr schwer zu erklimmen war. Olivia lachte als Violette mit dem Huf in eine Pfütze trat und ihre Hose nass gespritzt wurde. Der Feldweg war insgesammt voller Pfützen, da es letzte Nacht stark geregnet hatte. Sie ließ Violette am Eingang in den Wald in einen gemühtlichen Trab fallen und wartete auf ihren Bruder und dessen Freundin. Als diese auch ankamen, wurden sie langsamer und liefen im Trab neben ihr her. "Wow, Flo. Ich vergesse immer wieder wie schnell Leila ist!", rief Sophia und nahm seine Hand. Florian grinste und beugte sich zur Seite um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, doch seine Stute wich zurück, er verlor das Gleichgewicht und fiel hinunter in eine Schlammpfütze. Olivia und Sophia hielten an und lachten. Langsam stieg sie ab und half ihrem dreckigen Bruder wieder aufs Pferd. "Super gemacht, Leila", lobte sie die schwarze Araberstute und streichelte ihren Hals. "Sehr witzig, Schwesterchen", grummelte er und warf ein Blatt, dass an ihm hängen geblieben war, nach ihr. Olivia lachte, stieg anschliessend wieder auf und trabte gemühtlich an. Der Wald wurde immer dichter und bunte Blumen waren auf den kleinen Lichtungen zu sehen. Sophia wurde schneller und Olivia und ihr Bruder gingen ihr mit den Pferden nach. Seine Freundin lief wieder aus dem Wald hinaus, am anderen Ende des Berges und ging an den steil abfallenden Rand, von dem aus man die ganze Insel sehen konnte. Olivia führte Violette dort nach vorne und beobachtete wie die Sonne unterging. Plötzlich fühlte sie, dass ihr Herz aussetzte. Ihr wurde schwarz vor Augen, doch Ohnmächtig war sie nicht. Die Worte ihrer Begleiter wurden immer leiser bis sie komplett verstummten. Olivia fühlte kälte an ihrem nicht schlagenden Herz und merkte wie die Dunkelheit ihr den Atem nahm. Sie fiel auf die Knie und kniff die Augen zusammen. Plötzlich öffneten sich ihre Augen wie von selbst und sie sah Florian, der mit seiner Taschenlampe auf sie leuchtete. "Ist alles in Ordnung, Via? Du bist einfach in dich zusammengefallen!" Olivia stand mühsam auf und hielt sich an Florians Arm fest, um nicht wieder hin zu fallen. "Es geht... mir schon besser." Er machte die Taschenlampe aus und Olivia fühlte ihr Herz erneut aussetzten. "Nein, bitte...", jammerte sie und fiel seitlich hinab auf den Boden. Ihr war eiskalt und sie fühlte die Dunkelheit an ihr zerren. Diesmal schaltete ihr Bruder die Taschenlampe schnell wieder ein und hob sie hoch. "Ich glaube dir kein Wort, Via. Du setzt dich mit mir auf Leila und Soph nimmt Violette noch mit." Sie hing in seinen Armen und wollte lächeln, doch ihre Lippen fühlten sich von Dunkelheit überschwemmt und sie konnte sie nicht mehr bewegen. Langsam setzte er Olivia auf die Stute und setzte sich hinter sie. Am Himmel konnte sie die Sterne sehen und hoffte, sie würden Olivia vor der Dunkelheit bewahren. Die Zeit wollte nciht vergehen und Olivia konnte es nicht mehr abwarten Zuhause anzukommen. Sie sah zu Florian, der stur weiter ritt und alles unter kontrolle hatte. sie legte ihren Kopf in den Nacken und sah erneut in die Sterne. Olivia sah sie sich bewegen und eine Stelle in ihrer Mitte wurde leer. Dort befand sich nur noch Dunkelheit und Olivia bekam keine Luft mehr. Ihre Kehle war voller Finsternis, die verhinderte, das sie richtig atmen konnte. Plötzlich erwachte Olivia und wurde sich bewusst, dass nichts passiert war. Es war zwar dunkel, aber die Sterne standen wie jede Nacht regungslos am Himmel. Als sie nach vorne sah, erkannte sie die Umrisse ihres Anwesens und freute sich, wieder dort zu sein. Florian schien das zu bemerken und trieb Leila noch mehr an.

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Tag der Veröffentlichung: 21.07.2012

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