Thunder trottete entspannt den Berg auf dem sie lebte hinunter und sah erfreut wie ihre kleine Schwester an ihr vorbei preschte.
"Warte, nicht so schnell!", rief sie der jungen Luchsin hinterher und lief etwas schneller. Thunder machte es immer wieder Glücklich, wenn ihre Schwester gewann, denn sie freute sich immer so sehr wenn sie schneller war, da sie als Junges von einer Felswand hinab gestürzt war und sich dabei so schwer verletzt hatte, dass sie immernoch schwer humpelte. Nun kam auch Thunder unten an und leckte der jungen Luchsin liebevoll über die Ohren.
"Du wirst immer schneller, Lightning." "Danke! Hast du den Vogel gesehen der neben mir geflogen ist? Ich war fast so schnell wie er!" Lightnings Augn blitzten fröhlich und Thunder schnurrte laut.
"Lass uns letzt etwas Jagen, ich werde langsam hungrig." Thunder winkte mit ihrem Schwanz und lief los, immer darauf bedacht, dass die humpelnde Luchsin nach kam. Sie witterte den Geruch von mehreren Kaninchen und gab Lightning mit dem Schwanz ein Zeichen, ihr leise zu folgen. Langsam kam ein Tunnelsystem zum Vorschein mit vier Eingängen. Sie waren rellativ weit von einander entfernt, weshalb Thunder jetzt schon leise den Plan erklärte.
"Verstopfe so leise wie möglich drei der Ausgänge mit Stöcken, Steinen und Moos und passe dann auf das kein Kaninchen entkommen kann." Lightning nickte knapp, nahm ein paar Äste auf und humpelte zu dem ersten Eingang. Thunder hatte ihr schon vor einer Weile beigebracht, dass wenn Kaninchen in der Nähe sind, man immer leise Auftreten muss, weil sie sehr gute Ohren haben. Sie beschloss, ihrer Schwester noch ein paar Äste zu bringen und nahm schnell ein paar die in ihrer Nähe lagen auf, ging auf leisen Pfoten zu Lightning und legte das Geäst dort ab. Die junge Luchsin war schon fast fertig mit dem ersten Loch und nickte dankbar. Thunder wandte sich wieder um und schlich leise zu dem einen Loch, das offen geblieben war, um die ersten Kaninchen abzufangen. Lightning winkte ihr mit dem Schwanz zu, als bestätigung, dass sie fertig war.
"Jetzt!", rief Thunder und beobachtete wie Lightning auf ihren drei Pfoten über die Tunnel rannte, um die Kaninchen aufzuscheuchen. Sie schien konzentriert, und Thunder war wiedermal sehr stolz auf sie. Ihr Blick war nun wieder auf den offenen Tunnel gerichtet wo das erste braune Fell zu sehen war. Schnell stürzte sie sich darauf und tötete das Kaninchen mit einem schnellen Biss in das Genick. Wenige Herzschläge später strömte eine Masse aus Fellbündeln aus dem Tunnel und Thunder schaffte es noch vier zu erlegen. Als sie aufschaute sah sie erfeut, dass Lightning ebenfalls ein totes Beutetier zu Füßen lag. Vermutlich war durch einen der Verstopften Tunnel doch ein Kaninchen entkommen, welches ihr in die Pfoten gerannt sein musste.
"Gut gemacht!", rief sie und schnurrte laut.
"Komm her und lass mich deinen Großartigen Fang mal begutachten." Lightning schritt schnell zu ihrer großen Schwester und legte ihren Fang ab. Das Kaninchen sah ordentlich getötet aus, war auch ziemlich saftig. Thunder musste sich zusammenreißen um nicht sofort ihre Zähne in sein weiches Fleisch zu hauen.
"Ein sehr guter Fang.", schnurrte sie stattdessen.
"Aber im Vergleich zu dem, was du gefangen hast, ist das doch garnichts", maunzte Lightning enttäuscht und legte die Ohren an.
"Aber dein Kaninchen ist das saftigste von allen", versuchte Thunder ihre kleine Schwester auf zu bauen, mit erfolg.
"Echt? Stimmt, du hast recht! Ich hab das beste Kaninchen gefangen!" Lightning hüpfte auf ihren drei Beinen auf und ab.
"Na komm, du Jägerin. Gute Jäger helfen ihren Schwestern bei dem Tragen der Beute." Wie der Blitz schnappte sie ihr Kaninchen und noch mal drei Stück und rannte los, zurück auf den Berg. Thunder nahm die restlichen drei Kaninchen und lief gelassen den kleinen Berg hinauf. Dieser war komplett von Blumen übersät, welche ziemlich farbenfroh waren. Nun hatten sie den Berg schon halb erklommen und man sah bereits eine riesige Eiche, unter der Thunder und Lightning wohnten. Mittlerweile waren es nurnoch vereinzelt einpaar Mohnblumen und Tulpen die hier wuchsen. Lightning war schon oben angekommen und schlich in ein Dickicht, welches um die Eiche wuchs. Es war sehr hoch und sehr breit. Thunder ging durch einen von Farn verdeckten Tunnel hinein und legte ihre Beute in einer Baumhöhle in der Eiche ab. Hier in ihrem Schlafplatz war es hell, trotz des dichten Dickichts. ein kleiner Bach entsprang unter der Eiche und floss neben einer ihrer Wurzeln hinunter. Thunder ging dort hin und trank schnell etwas von dem erfrischenden Nass. Sie leckte das restliche Wasser von ihren Schnurrhaaren und setzte sich anschliessend neben ihre Schwester, welche gierig das Kaninchen, das sie selbst gefangen hatte, hinunter schlang.
"Schmeckt es so gut wie es aussieht?", fragte Thunder und musste sich erneut zurückhalten, um nicht selbst hinein zu beißen.
"Ja, sehr. Sein Fleisch ist sehr zart und saftig. Möchtest du mal probieren?" Thunder zögerte kurz, wusste nicht, ob sie ihrer Schwester wirklich etwas von ihrer Beute wegnehmen sollte, doch Lightnings Angebot auszuschlagen wäre unhöflich.
"Gerne", sagte sie schliesslich und biss ein kleines Stück ab. Das Fleisch schmeckte genau so, wie ihre kleine Schwester es beschrieben hatte: Zart und saftig.
"Du hast recht, es schmeckt köstlich", miaute Thunder, nachdem sie runtergeschluckt hatte. Liebevoll strich sie Lightning mit dem Schwanz über den Rücken.
"Soll ich dir ein paar Mohnsamen bringen, für dein Bein?", fragte sie zögerlich, weil sie wusste, wie sensibel sie war, was ihr Bein anging. Lightning schaute auf, wirkte aber weiterhin sehr zufrieden.
"Ja, bitte. Es schmerzt etwas. Ich glaube, ich habe mich heute zu viel bewegt." Thunder schnurrte vor stolz, dass ihre Schwester endlihc in der Lage war, offen über ihr Bein zu reden. Sie stand auf und lief aus dem Dickicht hinaus, zu den Mohnblumen, die dort oben wuchsen. Vorsichtig schüttelte sie ein paar Samen raus, legte sie auf ein Mohnblütenblatt und trug das Bündel vorsichtig zurück zu Lightning. Sanft legte sie es vor der Luchsin ab und neigte den Kopf, als ob sie die Ältere wäre. Lightnings Schnurrhaare zuckten belustigt und ein lautes Schnurren kam aus ihrer Kehle. Langsam leckte sie die Samen auf und nahm dann die letzten Bissen ihrer Beute. Thunder wandte sich bereits wieder ab und legte sich unter der Eiche, auf ihr weiches Moosnest. Sanft kitzelte sie ihr Schwanz an der Nase, als sie ihn über ihre Schnauze legte.
Thunder wachte schlagartig auf, weil sie ein brennen an ihrer Flanke spürte. Sie erschrak, als sie den Grund dafür sah. Ein kleiner Feuerball war vom Himmel gefallen und auf ihr gelandet. Die Luft war stickig und roch nach Rauch und Tod. Die Eiche brannte lichterloh und ein großer Ast fiel hinunter. Thunder blieb ruckartig die Luft weg als ihr bewusst wurde, wo der Ast hingefallen war: Auf das Nest ihrer Schwester.
"Lightning! Kannst du mich hören?", rief sie verzweifelt durch das laute knistern des Feuers.
"Ich bin hier!", ertönte Lightnings Stimme hinter ihr und sie wirbelte herum. Thunder sah sie und war erleichtert, als sie gesund wirkte.
"Folge mir hier raus!" Schnell und geduckt schlich sie zum Farntunnel. Als sie über die Schulter schaute, sah sie, dass Lightning es ihr nachmachte und leise durch den Tunnel schlich. Thunder rannte etwas den Berg hinab, um in Sicherheit zu kommen und hielt dann an um zurück zu schauen. Lightning kam kurz nach ihr zum stehen, doch stellte sich nicht neben sie.
"Thunder, ich glaube das solltest du dir mal anschauen", miaute Lightning und ihre Stimme zitterte. Thunder verstand nicht, doch als sie sich umdrehte, entdeckte sie, was Lightning solche Angst machte: drei der Berge, die das Tal der Flüsse umgaben, waren voller Feuer, welches in Strömen an ihnen hinunter lief.
"Wir müssen weg, schnell.", sagte sie kurz entschlossen und rannte wieder los. Als ob Lightning nie verletzt worden wäre, rannte sie neben ihrer großen Schwester her, auf allen vier Beinen. Thunder wäre im Normalfall sehr stolz auf ihre Schwester, aber jetzt war nicht der richtige Moment um stolz zu sein. Als sie über die Schulter schaute, sah sie, wie die feuerroten Massen hinter ihnen her schlichen. Ihre Heimat lag in feurigen Trümmern und die große Eiche, bei der sie gelebt hatten, war komplett verschwunden. Thunder wurde für einen Moment die Sicht von ein paar Tränen genommen, die ihr bei dem Schmerz in die Augen kamen, dass sie niemals wieder hier her zurück kehren konnten. Sie rannte noch etwas schneller und sah den großen Fluss, der das Tal der Flüsse an dieser Seite begrenzte.
"Wir müssen da rüber", rief Thunder und schaute zu Lightning. Sie schein entschlossen, drüber zu springen. Schnell stemmte Thunder sich in die Luft und flog über den Fluss. Gerade so schaffte sie es, sicher am anderen Ende anzukommen. Sie drehte sich um und beobachtete ängstlich, wie Lightning zittrig absprang. Leider landete die junge Luchsin zu früh und krallte sich hilflos an dem loosen Uferboden fest.
"Hilf mir, ich halte nicht mehr lange durch!", rief sie und Thunder sprang schnell zu ihr. Blitzschnell packte sie ihre Schwester am Nackenfell und zog sie mühsam an land. Leider sah ihr Bein nicht sehr gut aus: Ein Stein musste die alte Narbe wieder aufgerissen haben, denn es blutete stark.
"Warte hier, am Wasser bist du in Sicherheit vor den Feuermassen", sagte Thunder und rannte schnell in den Wald ausser Reichweite der Feuermassen um Spinnenweben oder etwas Seidenblume gegen die Blutung zu finden. Kaum war sie dort, entdeckte sie einen kleinen Busch aus Seidenblumen. Sie biss ein paar blüten ab und rannte zurück zum Fluss, doch Lightning war verschwunden. Schnell ließ sie die Blüten fallen und alles was sie sah, war ein Streifen Blut der im Wasser stand.
"Lightning!", rief sie panisch. Sie konnte überall sein. Thunder rannte neben dem Fluss her, in der Hoffnung, Lightning im Fluss oder hier irgendwo in der Nähe zu entdecken. Ihre Pfoten donnerten über den Boden und ihre fransigen Ohren waren gespitzt und konnten jedes noch so leise Geräusch aufspüren.
"Lightning, kannst du mich hören?", rief sie verzweifelt, als sie plötzlich eine Pfote aus dem Wasser ragen sah. So schnell es ging, rannte sie dort hin, sprang ins Wasser und tauchte unter die Gestallt. Diese landete nun auf Thunders Schultern und sie schaffte es, ihre Schwester und sich selbst wieder aus dem Wasser zu ziehen. Ihr kleiner Körper war kühl, aber ihr Herz schlug noch. Thunder drückte ihre Nase in ihr Fell und hielt einen Moment inne, bevor sie anfing Lightning das Fell trocken zu lecken. Ihre Zunge ging gegen ihre Fellrichtung und ihrer Schwester stand nun zwar das Fell ab, aber immerhin war es dann trocken. Lightning blinzelte kurz und hustete anschliessend einen Schwall Wasser aus. Thunder war zu tiefst erleichtert, als ihre Schwester damit aufhörte und versuchte, sich langsam aufzusetzen.
"Und jetzt wartest du hier und gehst nicht weg, verstanden?" Thunder funkelte ihre Schwester liebevoll an und lief los, zu der Stelle, and er sie die Seidenblume liegengelassen hatte. Flink schnappte sie das Bündel und rannte zu Lightning zurück, die immernoch dort saß. Ihre Wunde hatte leichte geeitert und Thunder beschloss, erstmal den gelben Eiter zu entfernen. Sie legte das Bündel ab, nahm ein Blütenblatt und saugte damit den Eiter auf. Es war nun nicht mehr zu gebrauchen, und so warf sie es in das Gras. Langsam wickelte sie ein paar Blütenblätter um ihr Bein und stützte den Verband mit einem Stock dahinter, damit sie leicht auftreten konnte.
"Schnell, wir sollten gehen bevor die Feuermassen auch noch über den Fluss wandern", stammelte sie als ihr auffiel, wie nah die roten Wellen am Fluss waren. Thunder rannte los, wurde aber schlagartig langsamer, als ihr auffiel, wie sehr ihre Schwester hinkte. Sie ging zu ihr und stützte sie seitlich, damit die Beiden den Weg schaffen konnten, auch wenn sie noch kein Ziel hatten.
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2012
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