Cover

Prolog (Einführung)

Mein Herz klopfte. Was würde als nächstes geschehen? Ich wurde immer unruhiger. Konnte das die Wahrheit sein? Angst überfiel mich. Keiner konnte mich halten, aber dennoch blieb ich. Ein schwarzen Teufel nannten sich mich. War ich wirklich so teuflisch? Das konnte gerade keiner wirklich beweisen. Nun endete die Auktion mit 9000 €. Der Neue legte mir ein Halfter an und verschwand hinter einer dieser Zelte. Es schneite, so das ich gar nichts erkennen konnte. Ich konnte nur das Rauschen der Bäume hören, die beim Wind ihre letzten Blätter verabschiedeten. Es war ein früher Winter und keiner hatte sich darauf wirklich eingestellt. Deshalb wurde ich auch verkauft.

 

Ich erinnere mich noch genau daran. An meinen ersten Winter.

1.

Durch den Schneesturm war meine Sicht nicht die Beste. Der Neue zog an dem Halfter, so sehr, dass ich fast mein Gleichgewicht verlor. Ich konnte mir nicht vorstellen, von meiner Familie getrennt zu werden, oder jetzt: Zu sein. Ein schreckliches Gefühl. Ich war auch nur ein Lebewesen! Aber im Nachhinein konnte ich glücklich sein, sonst würde ich zum Schlachter kommen. Meine Familie hatte sich noch nicht auf den Winter vorbereitet. Ihre Ernte war hinüber und es war kaum noch etwas für sie selber da. Die Kinder fingen an zu weinen, als sie die Botschaft gehört haben, dass sie mich verkauften. Wenn Pferde weinen könnten, dann hätte ich das sicher getan. Aber meine Seele tat weh. Noch nie tat sie so weh. Meine Mutter hatte mich verweist, gleich nach meiner Geburt. Meine Familie hatte mich aufgenommen, sie waren es, denen ich zu verdanken hatte, dass ich noch lebte. 

 

„Komm schon, Gaul!", ertönte es von meinem neuen Besitzer. Nicht mal meinen Namen kannte er. Wie sollte das bloß weitergehen? Ich machte mich stur. Ich wollte nicht weg von meiner Familie! Ich hatte ihnen Treue geschworen. Und das erfüllte ich. Er schlug mich mit dem Strick und machte alles, damit ich mich vorwärts bewegte. Schließlich nahm er mir das Halfter ab und sagte: „Lauf schon, Gaul! Ich brauche kein Pferd, dass ich herum ziehen muss. Entscheide dein Schicksal selber: Leben oder Tot." Ich tat wie mir geheißen. Ich galoppierte weg, weit weg. Bis ich nur noch ein kleiner schwarzer Punkt am Horizont war. Meine Mähne spielte mit dem Wind. Meine Hufe hörten nicht auf zu galoppieren und ich war erleichtert. Nun konnte ich zu meiner Familie zurückkehren. Aber... Dann würde sie mich zum Schlachter bringen. Sie hatten kein Futter für mich. Aber wie sollte ich in einem Wald überleben? Das würde ich schon lernen. Ich ging vorsichtig in den Wald hinein. Ich scheute, als eine Eule an mir vorbeiflog. Meine Nüstern bebten. Ich sah nur weiß, am Himmel war keine Spur blau zu sehen. Schließlich kam ich an eine Lichtung. Ich blieb stehen. Eine Schneeflocke fiel zu Boden. Kurze Zeit später entstand daraus ein weißes Pferd.

2.

 Es kam auf mich zu. „Wie heißt du, junger Hengst?", fragte es mit göttlicher Stimme. „Raven...", ich war verwirrt. Kurze Zeit später erschien etwas auf dem Kopf des Schimmels. Ein Horn. „Ich heiße Eiskristall und komme aus den Wolken.", sagte es. Eiskristall umkreiste mich. Sie sah mich ihren eisblauen Augen an. Eine lange, lockige Mähne erstreckte sich über ihren Hals. Ihr schneeweißer Schweif war so lang, dass er am Boden schliff. Sie erhob den anmutigen großen Kopf und bevor ich wieder aufblicken konnte, war sie in den Schneeflocken verschwunden. Die Schneeflocken tanzten förmlich, bis sie in den Himmel verschwanden. 

 

Ich sah noch lange nach oben. Ich war erst 1 Jahr alt und konnte nicht verstehen, was gerade passiert war. Ich trottete weiter durch den tiefen Schnee und suchte nach Futter. Da kam ein schneeweißes Eichhörnchen und buddelte den Schnee etwas weg, so, dass saftiges, grünes Gras zu sehen war. Um diese Jahreszeit? Als ich gerade Danke sagen wollte, war das Eichörnchen schon wieder verschwunden. Ich fraß das Gras. Es schmeckte so gut, ich hätte nie gedacht, dass es solches geben könnte. Es wurde dunkel und ich machte mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Ich sah kein Ende in dem riesigen Wald. Ein weißer Adler umkreiste mich von oben und wollte mir etwas zeigen. Ich galoppierte hinter ihm her, bis ein ein großer Baum zu sehen war. Der Adler verschwand. Der Baum hatte blaue Blätter, die ein Dach bildeten, wo dadrunter ein mit Sroh ausgelgter Schlafplatz war. Ich legte mich hinein. Es war so warm, wie in dem Stall von meiner Familie. Die erste Nacht ohne sie. Würde ich das überstehen?

 

Schnee fiel auf mein Maul und ich wachte etwas verstört auf. War das gestern alles nur ein Traum? Der blaue Baum war nicht mehr da, nur noch eine Kiefer, unter der ich lag. Gab es weiße Adler und weiße Eichörnchen? Oder überhaupt: Gibt es Einhörner?

3.

 Ich rappelte mich auf und galoppierte auf die Lichtung. Alles war so normal... War es gestern wirklich nur ein Traum, weil ich so viel Stress hatte? Mir war das gerade egal. Ich galoppierte durch den Wald, auf Felder, auf Wiesen und auf Berge. Ich wollte mein Leben leben! Ich machte alles, was ich bei meiner Familie nie gemacht hatte: Buckeln, buckeln, buckeln, buckeln! Kopf runter reißen, nach den Schneeflocken treten und mal richtig auf die Tube drücken. Da kam wieder eine Schneeflocke und sickerte zu Boden. Daraus entstand ein Schimmel. Es war Eiskristall. Ich stand einfach nur da und guckte sie an. Ihr Horn erschien wieder.

 

„Du hast einen Wunsch, Raven?", fragte sie. „Ich möchte wieder zurück zu meiner Familie. Aber das geht nicht... Sie haben nicht genug zu essen.", sagte ich. „Das ist kein Problem für mich. Du musst nur etwas für mich tun." „Ich mache alles, was du willst!" „Nun gut, arbeite 3 Jahre bei dem Besitzer, der dich gekauft hat und werde ein gutes Zugpferd. Wenn du das erfüllt hast, komme ich und bringe dich zu deiner Familie." Dann verschwand Eiskristall wieder in den Schneeflocken. Ich ging nun zu meinem neuen Besitzer. 

 

Ich wurde an ihn immer mehr gewöhnt und ich zog Kutschen, als ich 4 Jahre alt war. Es war das letzte Jahr, dass wusste ich. „Na, du Guter? Wollen wir heute die Post bringen?", fragte er mich. Dann spannte er mich an die Postkutsche und wir fuhren los. Als an diesem Abend die Sonne unterging und ein kalter Wintertag vorbei war, entstand aus den Schneeflocken Eiskristall. Sie kam in meinen Stall und begrüßte mich. „Du hast dich kaum verändert...", stellte ich fest. „Ich bin ein Einhorn, Raven. Wir werden älter, aber weder äußerlich, noch innerlich. Ich bin genauer gesagt jetzt 3004 Jahre alt. Aber nun komme ich, um dich abzuholen.", sagte Eiskristall. Ich überlegte. Sie sah es mir an. „Was ist los, Raven?" „Ich überlege, ob ich wirklich zurück zu meiner Familie möchte... Ich mag sie sehr, aber dort habe ich nicht das Gefühl, gebracuht zu werden. Ich werde jeden Tag ausgeführt, aber mehr gibt es dort nicht. Hier darf ich Kutschen ziehen und Post ausliefern, ich werde gebraucht und ohne mich würde der Betrieb hier nicht funktionieren. Ich glaube, ich bleibe hier.", sagte ich nachdenklich zu Eiskristall. „So soll es ein.", sie lächelte und verschwand nach draußen und im nu war sie nicht mehr zu sehen.

4.

 Das war mein erster Winter. Glaubt bloß nicht, es gibt keine Einhörner, denn sie stehen immer neben dir...

Die letzten Worte vom Autor

 Hi, ich bin Lucy Lou. Dies ist nur ein Künstlername, da ich meinen echten nicht bekannt geben will. 

Ich habe dieses kleine Märchen wegen meiner Familie geschrieben und deshalb, weil ich einen anderen Märchenstil ausprobieren wollte - Ich habe versucht, es so märchenhaft wie möglich zu gestalten.

Und deshalb liebe Leser & liebe Leserinnen, hoffe ich, euch hat das Buch gefallen und hinterlasst einen Kommentar usw. oder downloadet euch es.

 

Viel Spaß beim lesen und schreiben,

eure Lucy Lou

Impressum

Texte: Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit zu echten Personen wurde nicht beabsichtigt. © Lucy Lou
Bildmaterialien: Doll Divine
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /