Cover

1.

Wie jede 13-jährige hasse ich das frühe Aufstehen. Es ist ein ziemlich blödes Gefühl. Naja, wenn es Sommer ist geht es. Dann ist es nicht so wie im Winter, unter der Decke warm und wenn man einen Fuß raus setzt, überfällt einen förmlich die Kälte. Zum Glück haben wir Anfang Juni. Da ist das halbwegs okay.

 

Meine Eltern wollen unbedingt was aus mir machen. Die brauchen sich keine Sorgen machen, ich kann schon selber auf mich aufpassen! Wenn man denen das bloß erklären könnte. Aber nein, kein Verständins. Auch kein Verständis dafür, dass ich später mal Superstar auf den vielen Rampen beim Skateboard fahren werden will. Oder vielleicht Rapper. Das einzigste Problem dabei: Ich kann singen, muss aber nicht heißen, dass ich es gut kann. Wie gesagt, meine Eltern haben dafür kein Verständnis. Was ich überhaupt nicht verstehen kann, denn die Eltern meines Freundes sehen das ganz gechillt. Denen ist ja auch alles egal, aber jetzt schweife ich schon wieder vom Thema ab. 

 

Ich bin übrigens Toni. Die meisten nennen mich so, eigentlich heiße ich Antonia. Aber den Namen mag ich nicht so. Ich fühle mich jetzt so, als ob ich ein Tagebuch führen würde, tue ich aber nicht, als kleine Information nebenbei.

 

Jetzt komme ich am besten mal zum Punkt. Meine Eltern wollen mich für die Sommerferien auf eine Ranch stecken, da sie meinen, der Umgang mit Pferden würde mir helfen. Was soll daran helfen? Sich mit einem sturköpfigen Tier beschäftigen? Pferde sind doch das gleiche wie Esel, bloß das Esel schlauer sind, nicht wahr? Ich kapiere den Unterschied nicht. Und was mir daran helfen soll erst recht nicht. Diese vielen Pferdeturniere sind doch auch überflüssig. Mehr Skateboard Turniere sollte es geben! Aber keiner denkt hier wohl richtig mit, außer vielleicht mein Freund und ich. Jedenfalls werde ich noch heute, wie meine Eltern sagten, dieses Haus verlassen und mich auf die Ranch bewegen. Echt toll. Ich dachte, Eltern sind auch ein Teil Mitfahrgelegentheit. Aber ich glaube, ich irre mich ab jetzt immer. 

 

„Antonia, packe deine Sachen! Es geht gleich los!", wie ich diese gestresste Stimme meiner Mutter hasse. Aber ich hasse viele Sachen, zum Beispiel die 'Ich-fahre-jetzt-alleine-mit-dem-Fahrrad-und-Gepäck-zur-Ranch' Sache. Aber wir wollen ja nicht zu viele male dieses schlimme Wörtchen sagen, Antonia! Das sagt immer unser Mathe Lehrer zu mir. Nur weil ich ganz vorne sitze, hört er jedes genuschelte Wort mit. Das ist eine weitere Sache die ich nicht mag. 

 

„Bin bereit.", sage ich zu Mama. „Gut, Papa zeigt dir den Weg zur Ranch. Ich glaube an dich, du wirst bestimmt ganz viele nette Mädchen in deinem Alter kennenlernen. Und vorallem ganz nette Pferdchen!", dabei verwuschelt sie mir die Haare und gibt mir einen Kuss.

2.

„Das hier sind ja viele Pferde.", murmele ich vor mich hin, als ich mir die Ställe angucke. „Sind es durchaus. Genauer gesagt, sind es 56.", ich gucke mich um und sehe ein Mädchen, ca. in meinem Alter, mit langen braunen Haaren, die zu zwei geflochtenen Zöpfen mit einem pinken und einem grünen Haargummi zusammen gemacht sind und eine blaue Brille trägt.

 

„Und wie ist dein Name?", fragt sie. „Toni.", antoworte ich kurz angebunden. „Mein Name ist Olivia, aber alle nennen mich Liv. Ist dein Name nicht etwas..... Jungshaft?" „Du musst dich ja nicht gleich so aufplustern. Ich heiße in echt Antonia. Problem damit, mich Toni zu nennen?", sage ich entschlossen zurück. „Ich sehe schon, du bist kein Pferdemensch. Aber ich bin ja hier für alle Neuankömmlinge da. Ein Stallrundgang ohne dein Gezicke? Und hast du vielleicht auch noch andere Klamotten dabei?", fragt Liv. Ich gucke an mir herunter. Shorts, Schulterfreies T-Shirt, Sandalen und offene Haare. Ich gucke sie an. Reithose, kurzärmliges T-Shirt und Stiefeletten, wie es die Reiter nennen. 

 

„Nope.", antworte ich. „Ich bin wohl das Mädchen für alles...", sie stöhnt. „Nun gut, ich leihe dir ein paar meiner Sachen, bis du eigne hast. Vielleicht kann ich den Stallchef für einen Besuch beim Pferdeladen überreden.", sie hält mir andere Sachen von ihr hin. Nullkomma nichts ziehe ich mich um. „Die Hose ist ja ganz schön eng.", gebe ich zu bemerken. „Glaub mir, dass ist besser so. Du musst dich früher oder später daran gewöhnen. Kann ich dir jetzt den Stall zeigen?", fragt Liv. Wir beide gehen durch die Ranch. „Weißt du eigentlich, wie diese Ranch heißt?", fragt Liv plötzlich. „Ne, nicht genau." „Sie heißt Triple R Ranch. Schöner Name, nicht?" „Geschmackssache.", antworte ich gelassen. 

 

Sie führt mich weiter. Nun komme ich zu den Ställen. In einer Box steht ein Pferd und es sieht nicht gerade gechillt aus. „Wer ist das?", frage ich. „Twinky. Ist zumindest ihr Spitzname. In echt heißt sie Twinkling Feet.", erklärt Liv. „Die ist aber echt schön. Und so..... rot.", sage ich. „Meinst du ihre Fellfarbe? Das ist ein 'Fuchs'." „Interessant.", antworte ich. „Wieso ist sie so unruhig?", frage ich. „Ihr bester Kumpel wurde verkauft, da kein Zweck mehr für ihn bestand. Wir konnten ihn ja nicht die ganze Zeit in der Box stehen lassen, dass wäre unmenschlich." „Aber wieso denn nicht? Er hatte doch alles hier, was sich ein Pferd wünschen kann, oder nicht?" „Ich merke, du bist kein Pferdemensch. Ein Pferd muss mindestens, wenn es den ganzen Tag in der Box steht, 2-4 Stunden bewegt werden oder aus der Box rauskommen. Würdest du nicht wahnsinnig werden, wenn du jeden Tag 20 Stunden in einem kleinen Raum stehen würdest? Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass in Boxen immer helle Fenster sind, wo Pferde auch mal rausgucken können." „Lange Rede, kurzer Sinn.", sage ich, weil mir die Rede von Liv etwas zu lange gedauert hat. 

3.

 „Antonia, du reitest heute Till.", sagt Miriam, unsere Reitlehrerin. „Olivia zeigt dir alles. Wie dir sicher auch schon aufgefallen ist, wir sind hier auf einer Ranch und reiten Western. Das ist anders als die klassische oder wie man sie auch nennt, Englische Art. Trotzdem bevorzugt es unsere Ranch, klassiche Reitsachen zu tragen, besonders bei Anfängern, weil es teils sicherer ist.", fügt sie hinzu. „Verstanden.", gebe ich zurück. 

 

 

„Liv, wer ist denn Till?", frage ich sie. „Das kleine Pony da.", Liv zeigt auf ein kleines, unscheinbares Pony. Das noch dazu braun ist. Braun ist nicht so mein Fall. „Wieso kann ich nicht Twinky reiten? Die ist viel schöner!", sage ich. „Am Anfang kommt es nicht auf's Aussehen des Pferdes an. Eigentlich nie. Außer du willst vielleicht an einem Schönheitswettbewerb antreten!", sie lacht. „Jaja.", murmele ich vor mich hin.

 

Wärenddessen holt Liv Till's Halfter und Strick und geht damit auf den kleinen Padock. Till kommt ihr entgegen und macht so ein komisches Geräusch. „Was macht der denn da?", frage ich neugierig. „Er grummelt. Das ist wie ein 'Hallo' für uns Menschen. Pferde benutzen dafür aber ihre Nüstern, also die Nasenlöcher am Maul. Das machen Pferde aber nur, wenn diese Person richtig vertraut für sie ist. Zumindest habe ich das noch nie anders erlebt.", Liv streift Till das Halfter über und hackt den Strick ein. „Wieder was gelernt.", antworte ich.

 

Liv, Till und ich gehen zum Putzplatz. So nennen die Reiter das eben. Da macht man sein Pferd schick für die Reitstunde, dass denke ich zumindest. Ist aber auch das einzigste, wo ich mir ziemlich sicher bin. Liv macht Till am Strick fest. „Komm, wir suchen die Bürsten für Tilli raus.", sie geht vor, ich ihr nach. „So, wir brauchen Kardätsche, Gummi-Striegel, Hufauskratzer und vielleicht auch noch Mähnen- und Schweifkamm. Achso und die Gesichtsbürste.", Liv kramt in einer großen Kiste voll Putzzeug, bis sie die richtigen Bürsten gefunden hat. Wir beide gehen zum Till und der dreht sich sofort zu mir. „Du darfst nicht einfach so an ihn rangehen. Würde es dir gefallen, wenn sich einfach jemand an dich ranschleicht ohne Vorwarnung?", prädikt Liv.

 

Liv putzt erst mit dem Gummi-Striegel in kreisenden Bewegungen über Till's Fell. Sie sagt, dass darf man nur am Körper machen, nicht im Gesicht oder an den Beinen. „Du musst die Sattellage besonders gründlich putzen. Wenn das beim reiten scheuert, tut das dem Pferd nicht gut und es könnte zu offenen Stellen im Fell kommen. Das ist unschön.", sagt sie. „Dann müsste man doch theoretisch nur die Sattellage putzen. Die anderen Stellen sind ja nicht betroffen.", klugscheißer ich. „Genau, aber man putzt auch die anderen Bereiche. Sieht schöner aus. Pflegt das Fell mehr und ist Massage für Till.", sie bürstet jetzt mit der Kardätsche über's Fell.

 

Da kommen zwei andere Mädchen mit einem Pony und einem Pferd an. Sie binden ihre Pferde neben Till an. Das Pferd schnüffelt Till an, aber er gibt so ein quietschen von sich. Liv hat immer gesagt, dass heißt, dass sich entweder die beiden Pferde nicht abkönnen oder in der freien Wildbahn unter Hengsten so die Rangordung geklärt wird. Aber die beiden sind doch keine Hengste? Die sind Wallache. Und Wallache waren früher Hengste, die kastriert wurden, habe ich auch gelernt. Ha-Ha, jetzt staunt ihr! Ich kenne mich schließlich jetzt schon super gut im theoretischen Teil des Pferdes aus! Glaube ich. 

 

„Lilli, kannst du bitte Agi woanders hinstellen?", fragt Liv. „Ja klar, gerne. Und ich sehe, du hast eine neue Kompanin.", sagt das eine Mädchen. „Toni.", sage ich. „Ich bin Lilli und das ist meine RB Agentina, kurz Agi. Und das schüchterne Mädchen hinter mir-", sie zeigt auf das andere Mädchen. „ist Melly, auch Mel genannt. Sie hat keine RB und reitet heute mal Neptun, der wird auch gerne Tuni genannt." „Was ist eigentlich eine 'RB'?", frage ich. „Reitbeteiligung.", antwortet Lilli. Dann satteln und trensen alle. „Meinst du, du kriegst es hin Tilli bis zum Reitplatz zu führen?", fragt Liv. „Klar. So schwer kann's ja nicht sein.", sage ich lässig. Yeah Toni, du hast es drauf! 

 

Nun nehme ich die Zügel in die Hand und trotte mit Till Agentina und Neptun hinterher. Miriam erwartet uns schon. Wir steigen auf und Miriam kontrolliert bei mir besonders streng. Dann hilft sie mir, auf den Sattel zu kommen. Das erste mal im Westernsattel - oder überhaupt auf einem Pferd. Till steht brav still da. „Weißt du welche Rasse und welche Fellfarbe Till hat?", fragt Miriam mich aus. „Nicht wirklich.", sage ich. „Tilli ist ein Brauner, kann man sich von der Farbe her gut merken. Und er ist ein Deutsches Reitpony. Till wird deshalb Western geritten, weil er mit der englischen nicht zurechtkam. Dann wurde er an uns verkauft. Er ist so ein tolles Pony, du wirst dich noch freuen.", sagt Miriam. „Und weißt du auch, was Agi und Tuni sind?", fragt sie weiter. „Nope." „Agi ist ein Quarter Horse - Paint Mix. Ihre Fellfarbe ist Cremello. Tuni ist ein Haflinger, ein Fuchs mit heller Mähne. Jetzt können wir ja loslegen!", sagt Miraim und geht auf ihren Reitlehrer - Stuhl.

 

4.

 Nun steige ich wieder von Till ab. Das Pony war sehr lieb, aber ich hätte mir schon gewünscht auf Twinky zu reiten. Er ist so 'leblos'. So.... Naja, nicht so Charaktervoll wie Twinky. „Kommst du auch irgendwann vom Platz? Oder willst du es als dein neues zu Hause beziehen?", fragt Lilli und schmunzelt. Freches Mädchen. Till dreht sich zu Liv um, die gerade angerannt kommt. Ich kann ihn nicht mehr halten, da ich noch nicht so sicher in der Pferde - Praxis bin. Till reißt sich förmlich los und rennt zu Liv, als ob hinter ihm ein Feuer ausgebrochen ist. Agi spitzt die Ohren und tänzelt unruhig. „Ruhig, schöne!", versucht Lilli sie zu beruhigen. 

 

„Was ist denn los?", Mel meldet sich auch mal zu Wort. „Ein neues Pferd.", Liv kommt keuchend zu Till und hat gerade noch Kraft, um ihn am Zügel zu packen. „Wie, ein neues Pferd?", sagt Lilli verunsichert. „Ein neues Pferd halt. Es kommt im Anhänger gefahren und ich wusste nichts davon! Sonst werde ich immer in die Pläne der Ranch eingeweiht! Das ist schrecklich!", ärgert sich Liv. „Und deshalb bringst du unsere Pferde so um den Verstand?!", dass wirklich erste mal sehe ich Mel fast ausrasten. Sie und Tuni finden das sichtlich nicht witzig.

 

„Ist schon okay. Die Pferde haben sich nicht wegen Liv's gerenne aufgeregt, auch wenn das ein Grund sein könnte. Wegem dem neuen Pferd. Miriam hat wohl wieder nicht widerstehen können.", ein unbekanntes Mädchen lächelt, als sie das sagt. „Schon klar. Und ich bin der Kaiser von China! Miriam hat doch gesagt, dass sie kein neues Pferd braucht! Deshalb hat sie ja auch Trouble verkauft!", regt sich Lilli auf. Trouble hieß also der Freund von Twinky. Ich stehe nur da und will mich lieber nicht einmischen, schließlich bin ich ja neu. Till guckt immer noch etwas irritiert. „Stimmt aber! Wenn du mir nicht glauben willst.... Überzeuge dich vom Gegenteil.", sagt das Mädchen. „Du weißt schon, dass ich erst Agi in die Box bringen muss, oder? Denkst du, Agi macht sich selber fertig?", pöbelt Lilli sie an.

 

„Die beiden können sich wohl nicht ab.", flüstere ich zu Liv. „Jap. Die beiden sind sozusagen Erzfeinde. Frage mich wieso. Rendy ist eigentlich total nett. Zumindest zu mir.", flüstert Liv zurück. Rendy heißt sie also. Hm, ich lerne immer mehr fremde Namen. „Jaja! Musst mich nicht gleich so anfauchen!", ruft Rendy im gehen zurück. „Und du musst mich mal in Ruhe lassen!", sagt Lilli. „Zicke...", murmelt Rendy und geht endgültig. „Ich will mich nicht einmischen, aber wollen wir nicht mal Rendy vertrauen? Ich glaube ihr und die Pferde sind der lebende Beweis dafür.", gebe ich zu bedenken. „Ist deine Sache, wenn du dich auf ihre Seite schlägst. Meine nicht. Also viel Spaß. Toni.", sagt Lilli spöttisch, geht und zieht Agi hinter sich her. 

 

Ich bin sprachlos. So kenne ich Lilli nicht. Mel geht wie ein Magnet hinter ihr her. Natürlich schleift sie Tuni auch mit. Verbündete. Te, sowas lasse ich mir beim nächsten mal nicht bieten! Ich bin Toni. Ich bin Toni. Ich bin Toni. Das sage ich mir immer, um mir Selbstvertrauen zu geben. „Was war das jetzt?", frage ich Liv. „Keine Ahnung.", antwortet Liv. 

 

 

5.

 Ich gehe zum Anhänger, der gerade einparkt. Unruhiges Wiehern könnte man nicht überhören. Dann steigt ein Mann aus dem Auto. „Hallo junges Fräulein, weißt du wo sich Miriam aufhält?", fragt er. „Kein Plan.", antworte ich. Mich interessiert das Pferd, nicht wo Miriam ist! Ich gehe um den Hänger. Nun sehe ich einen weißen Pferdehintern, weiße Pferde nennt man übrigens Schimmel, hat mir Liv erklärt. Die werden schwarz geboren, oder halt eine andere dunkle Farbe und werden je älter sie werden, weißer. Manche Pferde werden auch nie richtig weiß. 

 

„Ah, Mike! Hast du dein Pferd mitgebracht?", ertönt Miriam's Stimme in der Ferne. „Ja klar, wie abgesprochen.", antwortet er. Abgesprochen? Liv wird sicher doppelt sauer sein, wenn sie das hört. Ist aber nicht mein Problem. „Antonia, willst du Heaven mal richtig sehen?", fragt Miriam. „Klar.", antworte ich. Sie geht in den Hänger, macht das Pferd ab und geht vorischtig raus. „Wow!", bewundere ich das Pferd. „Ja, dass ist Heaven. Er ist ein junger Schimmel-Hengst, aber wie du siehst, er hat noch graue Stellen an den Beinen. Er ist nämlich noch nicht ganz 'ausgeschimmelt'. Ich wollte ihn unbedingt, er hatte noch einen Zwillings-Bruder, Cloud, dass ist bei Pferden sehr selten. Aber Heaven fand ich viel schöner!", sie streichelt den unruhigen Hengst. 

 

„Und wozu einen Hengst? Du hast doch gesagt, ein Hengst wäre das letzte was du brauchst.", sage ich. „Er hat gute Eltern. Vielleicht entwickelt es sich bei ihm genauso gut. Dann könnte er es an seine Fohlen vererben. Habe schon eine Mutter ausgesucht: Twinky. Sind beides Quarter-Horses.", antwortet Miriam. „Dann habe ich doch gar keine Chance sie zu reiten! Wenn ich schon hier sein muss, dann will ich Twinky reiten!", dass sage ich lieber nicht laut, ich denke es nur.  

 

Miriam führt Heaven in die Stallgasse der Wallache und stellt ihn in eine freie Box. Ich besuche Twinky. Sie ist wahrscheinlich die einzigste, mit der ich reden kann. Obwohl, die ist doch immer so unruhig. Egal. Ich gehe in die Stallgasse der Stuten. Dort steht Twinky und wiehert. „Hallo! Ich bin's nur, Toni.", sage ich zu ihr. Twinky schnuppert an meiner Hand. Dann dreht sie sich um und wiehert wieder. „Hallo? Geht's dir gut? Twinky, beruhig dich mal!", ermane ich sie. Geht ja nicht, dass die jetzt so aufdreht! Twinky dreht sich wieder zu mir um, schnüffelt und wiehert noch einmal. Ich glaube, die ist schwer von Begriff. Rede ich nicht deutlich genug? Hm, Twinky scheint etwas dumm zu sein. Dann dreht sie sich wieder zu mir um und stupst mich an. „Soll ich etwa gehen? Unhöflich bist du auch noch. Unverschämt!", sage ich. Twinky stupst mich wieder an. Also ne, geht ja gar nicht. 

 

„Du plusterst dich auf.", höre ich eine Stimme sagen. Dann weiß ich, wem sie gehört: Liv. „Was ist? Wenn Twinky will, dass ich gehe, sollte sie wissen, dass ich nicht so einfach zu vertreiben bin!", erkläre ich ihr. „Sie will doch gar nicht, dass du gehst. Vielleicht denkt sie, du hast ein Leckerlie.", sagt sie. „Schon klar.", antworte ich und gehe. 

 

Inzwischen holt Miriam Twinky und lässt sie auf die Weide. Sie galoppiert viel, hebt den Schweif und wiehert. Wunderschön. Ich bin so stolz auf sie. Sie ist so ein schönes Pferd. Twinky galoppiert weiter. Trabt und hebt die Hufe hoch. Bockt und tobt sich richtig aus. Vielleicht wollte sie mir vorhin sagen, dass sie raus will. Ich muss lernen, Twinky zu verstehen. Nur so kann ich mit ihr richtig sprechen. Ich simse an meinen Freund:

 

Juli, Ranch ist okay. Ich habe ein sehr schönes Pferd kennengelernt, Twinky. Will mehr über Pferde wissen, kannst du für mich recherchieren? Hier kein Netz. Toni

 

Sofort kommt eine SMS zurück:

 

Klar! Schön, dass es dir so gefällt. Warte, versuche viel rauszufinden. LU Juli

 

Ach, wie ich ihn mag. Solange kann ich mich Twinky widmen. Die ist immer noch freudig am galoppieren. Langsam regt sie sich wieder ab und kommt zu mir. Wieso zu mir? Mag sie mich? „Na, hat's Spaß gemacht, schöne?", frage ich sie. Sie schnaubt. Also ob sie 'Ja' gesagt hätte. „Miriam, darf ich Twinky ein bisschen über die Ranch führen?", frage ich. „Du kannst ja nicht mal Till halten. Wieso sollte ich dir dann Twinky überlassen? Lieber nicht.", sagt Miriam. Till hat sich erschreckt und Twinky ist bestimmt viel lieber als dieses Pony! 

6.

 Ich konnte Miriam nun doch überzeugen, Twinky in ihre Box zu führen. Ich kann halt alles! Schließlich bin ich Toni. Twinky lässt sich am langen Strick wieder in ihre Box führen. Ich lobe sie und gebe ihr ein Apfel. Sie schnaubt genüsslich. Dann streichle ich ihr über die Stirn. Sie weicht nicht zurück, dass tut sie sonst immer bei anderen. Eine unregelnmäßige Blesse verläuft über ihren Kopf. Ich finde sie echt wunderschön. Da kommt eine SMS von Juli:

 

Hab' jetzt intensiv recherchiert. Also; angelegte Ohren heißt Achtung, du solltest dich lieber nicht mit diesem Pferd anlegen, es ist agressiv. Gespitzte Ohren heißt das Pferd ist aufmerksam, vielleicht riecht, sieht oder hört es etwas. Pendelnde Ohren heißt, dass das Pferd entspannt ist, so sollte es sein. Nun zu den Kolik Anzeichen (Kolik ist übrigens LEBENSGEFÄHRLICH, sofort Tierartzt rufen!!! Das ist eine Art "Bauchschmerzen") : Das Pferd guckt sich auf den Bauch, tritt sich gegen den Bauch. Es frisst nichts, Fell stumpf, Augen "glitzern" nicht, also sind sie matt. Vergleiche dich, wenn du krank bist, so sieht es eigentlich auch beim Pferd aus. Pferd bewegen, Tempo ans Pferd anpassen! Nur Schritt! Hoffe ich konnte dir helfen. Juli

 

Ich schreibe ihm gleich zurück:

 

Klar, danke! ;o) Toni

 

Puuh, so viel muss man wissen? Anscheinend schon. Wie das nervt, aber ich muss es wissen, wenn ich mit Twinky was machen möchte. Schließlich sind das wichtige Informationen. Nun gehe aus dem Stutenstall auf die Ranch. Ich sehe niemanden. Ich gucke mich weiter um. Schließlich sehe ich Lilli und Mel. Sollte ich zu ihnen gehen? Zu diesen beiden Oberzicken? Nur weil ich für einen anderen gesprochen habe, hat Lilli mich gleich abblitzen lassen und Mel hinterher. Mel ist wie ein Hund, wenn du ihn dressiert hast, folgt er dir auf Schritt und Tritt. 

 

„Was willst du denn hier? Willst du angekrochen kommen und dich bei mir entschuldigen? Sorry, aber das wirkt bei mir nicht, Toni!", Lilli betont Toni extra stark. „Keine Sorge, so dumm bin ich auch nicht. Ich denke, wir wissen beide, wer sich entschuldigen sollte.", sage ich gelassen und cool. Yeah, ein Punkt für Toni! „Laber doch deinen Mist! Ist mir sowieso egal. Komm Mel, wir gehen! Sowas niveauloses lasse ich mir nicht gefallen!", sagt Lilli und geht. Mel dackelt ihr brav hinterher, ohne einen Mucks von sich zu geben. Jaja, Lilli, du kleines.... Ich beende diesen Satz lieber nicht. 

 

Ich gehe zum Reitplatz, da ich dort Hufgetrappel höre. Tatsächlich reitet dort gerade Liv auf Heaven. Der junge Hengst buckelt, aber Liv bleibt drauf. Heaven galoppiert in vollem Jagdgalopp und Miriam, die an der Seite steht, gibt Liv Tipps, wie sie Heaven langsamer kriegen kann. Der Hengst ist wohl noch Roh. Das heißt unter Pferdeleuten soviel wie "noch nicht eingeritten". Liv nimmt die Zügel immer kürzer. Miriam sagt, dass das bei Jungpferden das falsche ist. Sagt sie dann auch laut. „Sonst habe ich aber Heaven nicht unter Kontrolle! Es muss sein!", brüllt Liv zurück, da Heaven auf 180 ist. „Du kriegst das schon hin! Nimm die Zügel aus der Hand!", schreit Miriam. Heaven erledigt die Aufgabe für Liv. Er reißt seinen Kopf runter, buckelt so hoch, dass man gegen die Sonne schauen muss. Liv fällt. Und Heaven trampelt ihr auf die Hand. 

 

„AAAH!", schreit Liv vor Schmerz. Miriam hält Heaven fest und ich renne zu Liv. Sie liegt jetzt bewusstlos da. „Tu irgendwas! Hol den Krankenwagen! Mach schon!", schreie ich zu Miriam mit Tränen in den Augen. Ich will nicht, dass Liv etwas passiert. Sie ist in meinem Leben die erste beste Freundin. Und ich will sie nicht verlieren. Miriam ruft den Krankenwagen an und schon ist er da. Sie verladen Liv in einer Tragematte. „Ist ihre Verletzung denn lebensgefährlich?", wende ich mich an einen der Beamten. „Nein. Sie hatte großes Glück, dass das Pferd ihr nicht auf den Kopf getreten ist. Trotz Helm kann das manchmal in die Hose gehen. Ein 14-jähriges Mädchen ein Pferd einreiten zu lassen, ist sowieso schon eine Unart.", beschwert sich der Beamte. Miriam gibt sich schuldig. „Es tut mir Leid. Sie haben recht. Ich weiß nicht, wieso ich das gemacht habe." „Das sollte es Ihnen auch.", mustert der Beamte sie.

 

Der Krankwagen mit Liv fährt weg. Miriam und ich bleiben zurück. Wir beide wissen immer noch nicht richtig, was gerade passiert ist. Heaven schnaubt. Ich könnte dieses Pferd umbringen! Erst meine Freundin in Lebensgefahr bringen und dann zurfrieden schnauben! Ist das etwa ein Mörderpferd?

 

7.

 Der Schweiß rinnt mir die Stirn runter. Mit offenen Augen liege ich in meinem Gastbett auf der Ranch. Mein Zimmer wirkt schwärzer als sonst, so leblos. Ich muss jede Sekunde an Liv denken. Das hätte nicht passieren dürfen. Noch dazu ist in dieser Nacht kein Mond da, der das Zimmer auch irgendwie erhellen könnte. Ich weiß nicht, was ich machen kann. Ich entschließe mich dazu, Twinky zu besuchen. Vielleicht sucht sie auch Nähe. Sie ist neben Liv die einzigste auf der Ranch, die mich versteht, da Lilli und Mel nicht mehr zu mir halten. Rendy lässt sich auch nicht mehr blicken. 

 

Ich steige aus dem Bett. Es knarrt. Der Boden ist kalt und meine Füße, würden mir sagen, wenn sie sprechen könnten, dass ich ganz schnell wieder ins Bett kriechen sollte. Nein, ich bin Toni und Twinky wartet bestimmt auf mich. „Hm, ob hier wohl eine Luftmatratze plus eine Decke sind?", denke ich laut. Ich krame in den Schränken und tatsächlich: Liv hat hier wohl eine Luftmatratze und einen Schlafsack gelagert. Normalerweise schlafe ich ja mit Liv in einem Zimmer, aber da sie nicht da ist werden die Nächte wohl lang. Ich schnappe mir die Sachen, ziehe mir Schuhe an und flitze in die Dunkelheit. Wenn ich die Lichter auf der Ranch anmachen würde, würde es Miriam merken und überhaupt würde das die Pferde aufwühlen. 

 

Ich renne also in den Stutenstall. Ich sehe Twinky's Umrisse, oder ist das ein anderes Pferd? Als ich an der Box angekommen bin, hauche ich: „Twinky? Bist du's?" Das noch unbekannte Pferd schnaubt und stupst mich an. Ganz klar; Twinky. Sie schnaubt wieder, als ich die Boxentür aufmache. Da die Ranchpferde eine ziemlich große Box haben, kann man sich problemlos in sie legen, ohne das ein Pferd auf einen trampelt. Ich streichle Twinky über die Stirn und langsam sehe ich schon mehr als nur Umrisse. „Na du Gute? Darf ich bei dir heute Nacht übernachten?", frage ich sie. Schließlich muss sie einwilligen, ist ja schließlich ihre Box. Twinky macht nichts. Sie guckt mich nur verdattert an. „Ich lege mich jetzt einfach mal hin, okay? Aber vorher baue ich noch alles auf, also lass dich ja nicht stören.", gesagt, getan. „Weißt du, Twinky, Liv liegt jetzt im Krankenhaus. Wie's ihr jetzt wohl geht... Pferde sollen doch so eine Zauberkraft besitzen, die macht, dass es allen gut geht. Wieso hast du denn das nicht gemacht? Oder ist das nur 'ne blöde Geschichte von Mama? Keine Ahnung, wenn du mich fragst. Du müsstest das beantworten.", frage ich Twinky. Die döst und entlastet einen Huf. Ihre Augen fallen bei meinem Geschwafel zu. Ich gucke noch ihr ein wenig zu und dann schlafe ich ein.

 

Ein komischer Ton weckt Twinky und mich. „Falscher Alarm, Twinky! Ist nur mein Handy.", beruhige ich sie. Ich mache mein Handy an. Neue SMS von Juli. Ich klicke die SMS an. Dort steht:

 

Toni, geht's dir gut? Ich habe mich viele Sorgen um dich gemacht! Das Gerücht mit Olivia und Heaven... Bist du verletzt?? Toni, antworte mir! Juli

 

Ja klar, bin ja auch immer Nachts erreichbar. Bin ich sowas wie eine Nachtshotline? Nope. Trotzdem schreibe ich ihm zurück:

 

Alles klar, Juli! Bist ja schon fast wie meine Mutter. Und was fällt dir ein, mich Nachts zu kontaktierern? Twinky und ich wollen auch mal durchschlafen! Toni

 

Dann kommt sofort eine SMS zurück:

 

Dann ist ja alles gut. ;) Juli

 

Dann ist ja alles gut? Okay, Juli, du bist echt unlogisch. Aber so lieb und sweet. Ich kann echt froh sein so einen tollen Freund zu... Ich kann kaum meinen Satz zuende denken, da kommt wieder eine SMS von Juli:

 

Es ist jetzt zwar ziemlich unpassend, aber ich möchte dir etwas sagen, Toni...

 

Geschockt oder überrascht, aber ich kann meine Gefühle gerade nicht einordnen. Immer wenn Juli etwas mit drei Punkten schreibt, ist es was negatives. Ich schreibe zurück:

 

Sage mir alles. Dazu bin ich doch da! Toni

 

Dann kommt wieder eine SMS zurück, ziemlich zögerlich, so kenne ich Juli nicht. Ich habe Angst sie zu öffnen, aber irgendwann wird mir das Gewissen hinterlaufen und sagen: „Öffne die SMS Toni!" Dann lese ich sie mir doch durch:

 

Ich... Ich habe eine neue Freundin. Als du abgereist bist, habe ich sie kennengelernt. Sie heißt Mimi und ist richtig süß. Ich hoffe du verstehst das. Juli

 

Ich lese mir nur den ersten Teil von der SMS durch, bis zum Wort kennengelernt. Den Text danach will ich nicht lesen oder gar verstehen. Für mich brechen Welten zusammen. Ich schreibe hier lieber nicht meine SMS, da sie zu brutal ist. Ich kann es nicht verstehen. Wir waren gerade mal 2 Jahre zusammen! Durch die Grundschule kennengelernt, durch Zufall auf's selbe Gymnasium gefunden und jetzt sowas. Nein, ich will nicht mehr leben. Liv ist weg, Juli hat mich hintergangen und ich habe keine Freundinnen. Ich fange laut an zu weinen, zu schluchzen. Einfach das volle Programm.

 

Nein, das Leben ist ein mieser Verräter!

 

 

 

 

8.

 

Es ist Samstag früh, die Sonne scheint in den Stutenstall. Twinky kaut genüsslich ihr Heu, dass ich ihr in die Futterraufe getan habe. Ich gucke auf meine Uhr. „Erst 5:12 Uhr?", sage ich laut. Ich bin immer noch im Winterfeeling. Es wird später erst hell, oder wenn man überhaupt Glück hat. Aber da es ja Anfang Juni ist, zeigt sich die Sonne schon sehr früh. Ich bin stolz auf mich, dass ich die Nacht fast durchgeschlafen habe. Das lag wahrscheinlich auch an Twinky, an ihren gleichmäßgen 'ein-und-aus-atmen'. „Na, wie hast du geschlafen?", frage ich sie. Twinky frisst weiter, guckt mich kurz an und verschwindet dann wieder im Heu mit ihrem großen, schönen Kopf. Ich entspanne mich noch ein bisschen, bis die Sonne ganz am Himmel steht. Es ist 6:30 Uhr. Dann packe ich meine Sachen, gebe Twinky einen Abschiedkuss und gehe aus dem Stall.

 

Die Sonne blendet mich und es ist verdammt heiß. Ich fühle mich wie in Arizona, da soll es ja angeblich auch so heiß sein. So hört es sich zumindest an. Ich renne in mein und Liv's Zimmer und betrachte noch ein wenig ihr leeres Bett. Dann lege ich die Luftmatratze und den Schlafsack wieder an Ort und Stelle. Danach lege ich mich in mein Bett und döse. Ich gucke mir die Sonne vom Fenster aus an, wie sie scheint. Vögel zwitschern gelegentlich, ich glaube man könnte diesen Ort hier als 'Toni-liebt-diesen-Ort-hier' bezeichnen. Ich muss an Juli denken. Dieser miese Verräter! Hätte der nicht bis Juli abwarten können? Dann hätte wenigstens sein dummer Name eine Bedeutung! Da kommt wie aus dem nichts ein Anruf:

 

„Schatz, bist du dran?"

 

„Kommt drauf an, welchen du meinst. Hier ist Antonia Meike."

 

„Schatz! Wir haben uns so große Sorgen um dich gemacht! Hier ist Mama."

 

„Schön, dass ihr mich nicht in der Nacht geweckt habt."

 

„Ich wollte es eigentlich machen, aber dein Vater hat mich dran gehindert. Wenn etwas wirklich schlimmes passiert wäre, hätte uns die Ranch oder das Krankenhaus alarmiert."

 

„Wieso wusste Juli was davon?"

 

„Juli? Das ist doch dein Freund! Der muss doch von uns auf Trab gehalten werden!"

 

„Jaja. Wie geht's euch so?"

 

„Uns geht es soweit gut. Solange es dir gut geht, gilt das gleiche für uns."

 

„Okay, dann tschüss Mama, wir sprechen uns nochmal!"

 

Dann lege ich auf. Ich lasse meinen Kopf wieder in das Kissen fallen. Ich wollte meinen Eltern keinen Stress wegen der Sache mit Juli machen. Die würden sich wieder endlos aufregen. Dann höre ich ein klopfen an der Tür. „Herein!", rufe ich. Ich entspanne mich immer noch in dem Bett. Lilli tritt ein. Ich springe auf. „Wieso kommst du gerade mich besuchen? Ich denke, du hasst mich!", sage ich. "Das war echt dumm von mir. Nun ja,", sie setzt sich mit auf mein Bett. "ich komme mir jedenfalls wie in einem kleinen Kinderlehrfilm vor. Ich hab' was verbockt und jetzt entschuldige ich mich. Nimmst du das an?" „Weißt du, was ich alles durchmachen musste? Mein Freund hat sich von mir getrennt, Liv, meine beste und erste Freundin liegt im Krankenhaus und du fragst mich, ob ich deine Enschuldigung annehme? Das ist jetzt nicht dein Ernst. Und wo hast du überhaupt deinen Schoßhund?", rege ich mich auf. „Schoßhund? Ich habe gar keine Tiere." „Ich meine Melly. Die ist doch immer hinter dir her." „Ach komm, reg' dich nicht so auf! Die Welt hat auch seine Ecken und Kanten. Außerdem haben wir gleich reiten. Kommst du? Ich helfe dir auch!", bietet sich Lilli an.

 

Ich steige ohne noch ein Wort zu sagen aus meinem Bett und zeige ich anhand einer Handbewegung das sie mitkommen soll. Wir beide gehen schweigend bis zu den Ställen. Dort steht auch Miriam und striegelt ein noch unbekanntes Pferd. „Hi Miriam! Wieso machst du Aron fertig?", fragt Lilli. „Wir reiten heute mal aus. Nur eine kleine Strecke, da Antonia noch nicht so sicher auf einem Pony ist.", erklärt Miriam. „Ich kann mich wohl sehr gut auf einem Pony halten! Sogar auf einem Shire-Horse wenn es sein muss!", erwidere ich. „Träum weiter!", lacht Miriam. „Hier die Pferdeverteilung: Lilli wie immer Agi, Antonia du reitest heute mal Luna. Rendy zeigt dir alles.", sagt Miriam. „Und welches Pferd soll Mel reiten?", macht sich Lilli Sorgen. Wie mich das nervt. „Wieder Tuni.", antwortet Miriam. Rendy kommt wie gerufen. Lilli verfolgt sie mit finsterer Miene und geht ohne ein Wort zu sagen. Ich rolle mit den Augen. „Hi.", sagt Rendy zu mir. „Hey.", antworte ich. Sie ist anscheinend nicht die gesprächigste. Sie geht los und ich folge ihr. Sie holt nur einen Strick und geht damit in den Stutenstall. Zwei Fragen: erstens, wieso holt sie nicht das Halfter? Zweitens, wieso steht Luna nicht auf dem Padock, so wie Till? Ich traue mich nicht es laut zu fragen. 

 

Rendy tut ihren Job einfach. Pferd aus der Box holen, an mir vorbei gehen und Luna anbinden. Nun werde ich stinkig, da ich Luna auch selber fertig machen kann. „Wieso wechselst du kein Wort mit mir? Weißt du noch, ich habe dich mal verteidigt. Und damit dankst du mir? Mit Schweigen? Davon ganz abgesehen kann ich Luna selber fertig machen!", beschwere ich mich. „Du wirst ja schnell böse. Genau wie Lilli. Und das mag ich an Leuten nicht. Kannst du dir bitte jemanden anders zum ausheulen suchen? Und ich bin mir sicher; Luna kannst du nicht selber fertig machen. Nur, wenn ich ein Engel wär'.", antwortet Rendy gelassen. Ich glaube, auf der Ranch ich angespannte Stimmung. Fast jeder streitet sich und jetzt gehöre ich auch dazu. Das möchte ich nicht. „Okay, tut mir Leid. Können wir zusammen Luna fertig machen?", schlage ich vor. „Klingt schon besser.", sagt Rendy kurz angebunden. Wir satteln und trensen Luna. Ich übernehme sie und laufe mit ihr zum Reitplatz. Ziemlich liebes Pony.

 

Es ist noch keiner auf dem Platz. Solange kraule ich Luna's Hals und sie streckt genüsslich ihren Kopf nach vorne. Ihre Oberlippe geht auch nach oben. Wie das aussieht! Dann kommt auch schon Lilli mit Agi. „Agi ist heute echt aufgeregt. Als ob sie wüsste, dass wir heute ausreiten gehen. Nicht, süße?", stellt Lilli fest. „Steigt schonmal auf, ich checke vor dem Ausritt nochmal den Hof mit Aron ab.", ruft Miriam uns entgegen. Aron ist ein kräftiger, falbenfarbiger, großer Wallach. Er tänzelt genauso nervös wie ein Hengst oder Agi, aber Miriam hält sich locker oben. Sogar nur mit einer Hand am Zügel. Ich steige auf die brave Luna auf und sie geht flotten Schrittes los. Ich muss sie mächtig zügeln und jetzt fällt mir wieder meine Schwierigkeit ein: Die Westernzügel sind nicht 'verbunden', so wie die englischen. Ich halte mich aber cool oben. Lilli muss solange noch mit Agi kämpfen, die einfach nicht stillhält. Dann aber hat es auch Lilli geschafft. Wir reiten nebeneinander und jetzt kommt auch schon Miriam. „Kann losgehen, Kinder!", ruft sie. Wir reiten ihr nach, Aron als erstes, dann Agi und als letztes Luna. 

 

Der Ausritt war echt spitzenklasse. Sonnenuntergänge muss man zu Pferd erstmal erlebt haben.

9.

 

Ich glaube nicht, dass es im Juni kalt sein kann. Aber dennoch glaube ich dran. Und ständig höre ich mir den Song "Take me to church" an. O man, der zieht mich echt runter. Wenn ich bloß an was anderes als an Juli und Liv denken könnte. „Take me to church, I'll workship like a dog at the shrine of your lies... Dam, dam...", singe ich laut vor mich hin. Es muss doch einen anderen als Juli geben... Irgendwie. Ich habe von sowas keine Ahnung. Ach, blödes Lied! Blödes Leben! Ich schmeiße meinen IPod gegen die Wand, schmeiße meine Sachen durch das Zimmer und schreie. Danach verkrieche ich mich unter meine Bettdecke und weine einfach drauf los. Wie ich das hasse. Mich überkommt einfach blanker Hass. Ich weiß nicht was ich machen soll. Mein Handy klingelt. Für jede Person habe ich einen eignen Klingelton. Juli's kenne ich auswendig. Und es ist der von.... ihm. Wieso sollte ich ran gehen? Was hat der mir eigentlich zu sagen? Und wieso habe ich den überhaupt nicht von den Adressen gelöscht? Meine Neugier will mir ständig sagen, dass ich ran gehen soll. Was will er mir sagen? Was?! „WAS??!", rufe ich zum Handy. Es hört auf zu klingeln. Ich bin endlich wieder beruhigt. Dieser Macho kann seine 'Mimi' nerven, nicht mich. Es klingelt wieder. „Sag mal!", sage ich genervt. Dann gehe ich langsam aus dem Bett. Füße aus der Decke tun, Kopf aufrichten, Hände auf die Matratze zum aufstützen, Füße auf den Boden. Aufstehen. Fertig. Ich gehe ran.

 

„Bevor du was sagst; Mach's kurz!"

 

„Ich wollte dir was sagen, Toni..."

 

„Das mit Mimi hast du mir ja schon erzählt. Übrigens: ich habe kein Intresse an dir."

 

„Ähm..."

 

„Hat's dir die Sprache verschlagen?"

 

„Toni-"

 

Ich unterbreche ihn. „Ich muss zu Twinky. Die wartet bestimmt auf mich, nicht so wie du, du..."

 

Ich lege auf. Ich muss überhaupt gar nicht zu Twinky. Ich wollte mir seine armseelige Stimme bloß nicht mehr anhören. Das Handy klingelt wieder. Ich will gerade auflegen, da lese ich, dass der Anruf von Liv ist. Ich gehe sofort ran.

 

„Toni! Toni! Gute Nachrichten! Ich komme morgen wieder auf die Ranch!"

 

„AHHH! Liv, ich habe dich so vermisst!"

 

„Haha, dass weiß ich doch. Ich dich auch!"

 

„Kannst du dann gleich wieder reiten?"

 

„Nö, ist aber auch egal. Heaven kann ja nichts dafür."

 

„Was hat Heaven damit zu tun?"

 

„Hehe, keine Ahnung."

 

„Ach Liv, aber an dem Unfall hatte Heaven seinen Beitrag. Ohne ihn müsstest du nicht ins Krankenhaus!"

 

„Schieb' mal Heaven nicht alles in die Hufeisen. Der hat eigne Probleme. Das Pferd ist immer am wenigsten Schuld!"

 

„Das du das so siehst... Mir soll's recht sein, schließlich bist du morgen wieder da!"

 

„Ja, endlich! Dann bis morgen, Toni!"

 

„Bis morgen!"

 

Liv legt auf. Meine Laune ist gleich besser. Dann habe ich eine geniale Idee: Ich könnte sie mit einem Ritt auf Twinky überraschen. Aber dafür muss ich üben, also fange ich gleich heute an. Ich gehe aus dem Zimmer und suche Miriam. Die steht im Flur mit einem Kaffee in der Hand und Mike steht auch da. „Miriam, ich möchte Twinky reiten!" „Haha! Sehr schlechter Witz, Antonia!" „Das war keiner." „Ähm. Nun ja, ich weiß nicht wie ich es sagen soll.... NEIN!" „Aber wieso denn?" „Ich habe erstmal genug von Unfällen, klar?" „Ich komme sehr gut mit Twinky aus. Da kannst du dir sicher sein. Besser als jeder andere." „Jaja und Igel können fliegen!" Mike mischt sich ein. „Ach komm schon, Miriam! Du kannst Antonia doch an die Longe nehmen! Twinky tut Bewegung gut." „Ja genau!", stimme ich Mike zu. „Na gut. Komm' mit Antonia!", sagt Miriam. Wir beide gehen in die Stutenställe und holen Twinky's Halfter und Strick. „Darf ich das machen?", frage mich Miriam. Mit zögern gibt sie mir Halfter und Strick. „Hallo süße! Na, wie geht's dir? Ich reite dich heute!", sage ich zu Twinky. Sie spitzt die Ohren. Ich streichle über ihren großen Kopf und lege ihr das Halfter an. Dann führe ich sie aus der Box und binde sie am Putzplatz an. „Du kennst alle Bürsten?“, fragt Miriam nach. „Klar.“, erwidere ich. Ich hole alle notwendigen Bürsten und mache Twinky mal richtig sauber. Dann hilft mir Miriam beim satteln und trensen. Miriam führt Twinky auf den Reitplatz und hält sie fest, damit ich besser aufsteigen kann.

 

„Nimm die Zügel am Anfang nicht zu kurz, damit sich Twinky aufwärmen kann!“, sagt Miriam. Twinky geht schnell vorwärts. Als ich dann galoppieren will, macht sie auf Jagdgalopp. „Nehme die Zügel kürzer und versuche eine Volte zu reiten!“, schreit Miriam mir zu. Ich gebe mein Bestes. Schließlich kriege ich eine Volte hin. Twinky schnaubt zufrieden. „Weißt du warum Twinky so losgesprintet ist?“, sieht mich Miriam prüfend an. „Ne…“, gebe ich zögernd zurück. „Die wurde lange nicht mehr geritten und jetzt will’se mal auf die Tube drücken.“, erklärt Miriam. „Hast dich aber gut gehalten.“ Ich bin stolz. Schließlich kann sich nicht unbedingt im Jagdgalopp halten! Ich lobe Twinky, die wieder schnaubt. Ihr rotes Fell glänzt in der Sonne. Dann reite ich alleine ab, damit Twinky aufhört zu pumpen. Also damit ist der hohe Pulsschag gemeint und damit der aufhört, muss ich sie noch bewegen. Ist ja auch nicht schön, wenn du dich verausgabst und dann dich gleich wieder in einen Sessel fallen lässt. Dazu lasse ich die Zügel von Twinky ganz lang, damit sie ihren Kopf ganz nach unten strecken kann. „Feine Twinky!", sage ich zu ihr und lasse meinen Kopf langsam auf ihren langen Hals fallen. Ich streichle sie. Und denke nur noch an sie. 

10.

 

Ich klopfe Twinky ab. „Na, du staubst ja gewaltig, süße!", sage ich zu ihr. Twinky guckt mich an und gibt mir einen Stups. Das sollte wohl heißen, dass das bestimmt nicht stimmt. Ach, mittlerweile verstehen Twinky und ich uns blind. Ein echtes Dreamteam. Und heute ist ein doppelt guter Tag, da Liv wieder kommt! „Meinst du, wir können Liv beeindrucken?", frage ich sie. Twinky schnaubt. Das hieß: „Ja klar Toni, mach dir da mal keine Sorgen!" „Wenn du's sagst, Twinky! Dann wird's auch stimmen.", ich lächle und wenn Pferde lächeln könnten, würde das Twinky sicher auch tun. Ich streichle über ihre Blesse und hole alle Bürsten die halbwegs sauber aussehen, damit Twinky's Fell dann auch schön glänzt. Miriam hat immer gesagt, dass es eigentlich nicht der beste Weg ist, Gemeinschaftssputzzeug zu haben, aber die kleinen Kinder bringen die Sachen eh wieder durcheinander. Hm, mir ist immer noch keine Lösung eingefallen. Kleine Kinder gibt es nunmal, da kann man wohl nicht viel machen. Twinky merkt das mich was beschäftigt und schnaubt mir ins Gesicht. „Twinky! Du Schnauberin!", ich küsse sie auf ihr warmes Maul. Dann reckt sich Twinky und steht still. Sie weiß schon, wie sie mich aufheitern kann. Ich putze ihre Beine, fette ihre Hufe ein, kämme ihre lnge Mähne und gehe mit einer Gesichtsbürste über ihren Kopf. Twinky chillt. Ein Bein ausgelastet, Augen geschlossen und Unterlippe hängt locker runter. Schweif schlägt nicht nach Fliegen, ich übernehme den Job mal. Schließlich sollte sie sich auch mal eine Ruhepause mit ihrem Schweif gönnen. Ach, vergessen! Schweif bürsten!

 

Dann hole ich den schweren Westernsattel und versuche so gut wie möglich ihn auf Twinky's Rücken zu packen. Da kommen zwei Hände und helfen mir den Sattel raufzupacken. Als ich mich gerade umdrehen will, steht ein unbekannter Junge vor mir. Ich werde rot. Ich habe mir schon Gedanken über Juli gemacht. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich mit 13 vielleicht noch zu jung für einen Freund bin. Ich hoffe, ich bleibe jetzt erstmal Single. Denn ich will nicht wieder die Schmetterlinge angeflogen kommen sehen! „H-Hi.", sage ich. Vor mir steht ein schwarzhaariger, braungebrannter Junge. Ich gucke in seine blauen Augen. Toni, reiß dich zusammen! „Hey. Ich dachte du könntest Hilfe gebrauchen." „J-Ja. Danke." „Ruf einfach, wenn du nochmal Hilfe brauchst!" Ich habe diesen Jungen noch nie hier auf der Ranch gesehen. Es war mir überhaupt unbekannt, dass Jungen auch reiten. Im nachhinnein finde ich das ziemlich cool. Ich versuche nicht weiter über ihn nachzudenken, aber es gelingt mir nicht. Mist, Schmetterlinge haben sich eingenistet. Man Toni, wieso musst du dich in jeden Idioten verknallen?!

 

Ich mache den Sattel von Twinky fest und hole ihre Trense. Twinky macht brav ihr Maul auf, dass macht sie sonst nie. Aber ich kann nicht ausrasten vor Freude, da ich diesen Jungen im Kopf habe. Ich schildere Twinky die Lage: „Weißt du, süße, ich bin wieder verknallt. Warst du das auch schon mal? Oder können das Pferde überhaupt? Sorry im voraus, falls ich heute ein wenig abgelenkt bin. Ich gebe mein Bestes!" Ich steige auf und gehe im Schritt schonmal zum Reitplatz. Ich reite Twinky am langen Zügel warm. Sie wird immer geschmeidiger wenn ich mehr Volten und Zirkel reite. Dann trabe ich. Gangartenwechsel baue ich auch mit ein. Da kommt ein schwarzer Porsche und Liv steigt aus. Ich reite im Schritt auf Liv zu. „Toni! Toni! Du reitest Twinky!", ruft sie mir entgegen. „Das weiß ich!", ich lache. „Hab dich übrigens vermisst." „Ich dich auch, Toni!", Liv streichelt Twinky über die Flanke. „Na, kleiner Ritt gefällig?", frage ich Liv. „Na klar, doch! Bist dir aber sicher, dass ich nicht runterfallen kann? Sonst kann ich das Reiten vergessen!", sagt Liv. „Klar doch! Stimmt's Twinky? Bist du brav?", frage ich Twinky. Sie dreht ihre Ohren zu mir und hört mir zu. Anschließend dreht sie ihren Kopf zu mir und guckt mich mit ihren warmen, treuen Augen an. Wie könntest du mir das zutrauen? Ich streichle ihr über den Hals und lasse Liv aufsteigen. Wir beide reiten zum Reitplatz und reiten nur Schritt. Dann lasse ich Liv behutsam absteigen und reite zum Putzplatz. Dann steige ich auch ab.

 

Fertig geputzt stelle ich Twinky wieder in die Box und gebe ihr Hafer mit Möhren und Äpfeln. Das schmeckt ihr! Ich gehe wieder aus dem Stutenstall und gehe zu Liv. „Kommst du mit in unser Zimmer?", frage ich sie. „Klar!" Wir beide gehen die Treppen des Ferienhauses hoch, bis hoch in unser Zimmer. Das Hochbett steht fast hinter der Tür und das Einzelbett wo ich immer drin schlafe, gleich neben dem Fenster, leuchtet förmlich. Mit Liv sieht das Zimmer viel schöner aus. Und vielleicht auch, wenn die Putzfrau da war. „Gibt's News?", fragt Liv. „Nö..." „Immer wenn du das sagst verheimlichst du was! Was ist es diesmal, Toni?" „Kennst du hier einen Jungen mit pechschwarzen Haaren?" „Einen Jungen? Auf dieser Ranch? Nicht auszudenken! Hier treibt sich doch niemals ein Junge rum." „Vielleicht doch. Er hat mir beim satteln von Twinky geholfen." „Ach echt? Und was ist mit dem?" „Ach... Nichts." „Dann glaube ich dir mal. Aber wenn was ist, würdest du mir es doch sagen, oder?" „Klar." Ich helfe Liv ihre Sachen wieder einzuräumen. Jetzt sieht das Zimmer wieder gemütlich aus. „Na, können wir zu Tilli gehen? Mein Schnuffel!", sagt Liv und bekommt leuchtene Augen. Sie liebt Till und er sie auch. Er ist zwar ein Pony, aber Liv liebt ihn trotzdem. Sie darf ich nämlich nicht mehr reiten und ich passe nur noch knapp auf ihn rauf.

 

Wir gehen zu Till's Padock und er kommt wiehernd angaloppiert - natürlich nicht wegen mir - sondern wegen Liv. Till lässt sich ausgiebig von Liv streicheln. Er genießt es voll. „Warum steht Tilli eigentlich draußen und Twinky nicht?", frage ich plötzlich. „Hm, musst du mal Miriam fragen. Die weiß das am Besten. Manche Pferde verausgaben sich auf dem Padock aus zu viel und können sich mehr verletzen als andere, vielleicht liegt es daran.", antwortet sie. Dann sehe ich wieder diesen Jungen... „Liv, ich muss mal kurz was erledigen, bis dann!", sage ich zu ihr. „Okay, ich verwöhne meinen Tilli noch etwas." Ich gehe vorsichtig zu einer Ecke der Scheune, wo die Geräte des Hofes stehen und verstecke mich dort. Ich sehe den Jungen, wie er gerade die Heuballen zu den einzelnen Padock's packt. Er ist also nur Aushilfe. Heißt das, dass er nicht hier bleibt? Das wäre schlimm, vorallem weil wir uns noch nicht einmal richtig kennengelernt haben konnten. Aber ich will ihn jetzt auch nicht überfallen. „Hey.", bevor ich richtig zu Ende denken kann, steht auch schon der Junge vor mir. Seine blauen Augen leuchten in der Sonne. 

 

„Hi.", gebe ich zurück. Mir gefällt die alte Leier „Wie heißt du?" nicht. „Willst du mir ein wenig helfen?", fragt er. „Klar." Ich trage die kleinen Heuballen zu den Padock's, die Pferde stürzen sich gleich über das gute Heu. „Ich heiße übrigens Robin. Nebenbei. Ist halt 'ne alte Leier.", lacht der Junge und kratzt sich verlegen am Kopf. „Haha, du bist mit mir Seelenverwandt! Das gleiche denke ich auch. Toni.", ich sehe ich seine Augen. Ich kann meinen Blick nicht mehr abwenden. Er seinen anscheinend auch nicht. Wir beide gucken uns lange an. Er in meine grünen Augen und ich seine blauen. „Soll ich dir was zeigen?", fragt Robin. „Klar." Wir beide gehen in den Wallachstall und halten an einem Rappen. „Das ist Mingo. Den hat mein Vater an die Ranch verkauft. Echtes Quarter Horse mit Topstammbaum. Mein Vater hat mich deshalb auch hierher verdonnert."

11.

 

„Verdonnert? Meine Eltern auch. Sie meinen, reiten würde mir helfen.", sage ich zu Robin. „Haha, wir sind doch nicht so ganz verschieden, wie ich dachte!", lacht Robin. Er streichelt Mingo über den Hals und klopft ihn. Mingo frisst fleißig sein Heu und schnaubt dabei genüsslich. „Darfst du Mingo reiten?", frage ich. „Ich kann nicht reiten. Wie sollte ich das anstellen?", Robin grinst mich an. Ich kenne ihn zwar noch nicht lange, aber weiß genau, was er will: Das ich ihm reiten beibringe. „Ach komm schon...", sage ich. „Na, was ist?", fragt er. „Kann dir das Miriam nicht beibringen? Ich bin noch ein Neuling. Da kenne ich mich besser mit Skateboards aus." „Echter Skateboard-Freak? Cool." Ich lache verlegen. Da kommt Liv's Stimme durch den Wallachstall: „Toni! Wo bleibst du denn?" Liv sucht mich bestimmt schon auf der ganzen Ranch. „See you later!", sage ich zu Robin und schieße los zu Liv.

 

„Wo warst du denn?", fragt sie. „Ach, nur bei den Wallachen was gucken." Wir beide gehen in unser Zimmer. Wo Robin wohl schläft? Ich darf nicht an ihn denken, denn das würde meine Tarnung bei Liv auffliegen lassen. Liv ist wie ein Pferd, es kann dich durchschauen, weiß wann du traurig bist, wann du fröhlich bist und wenn du was zu verheimlichen hast! Ich muss unauffällig sein. Wie eine Katze. Ich vergleiche Menschen gerne mit Tieren. „Was wollen wir machen?", fragt sie. Ich zucke mit den Schultern. Mich interessiert nur noch ein Thema: Robin. „Ist was, Toni?", fragt Liv nochmals. Anscheindend habe ich durch sie hindurch geguckt. Liv wittert den Braten. Pferdlein, ich werde dir das schon noch austreiben! Jetzt bloß keine Schwäche zeigen. Was soll ich antworten? „Ne, alles okay.", meine Antwort klingt nicht sehr überzeugend. Man, Toni! Liv guckt mich ungläubig an. Soll das heißen, sie weiß alles? Sollte sie Wahrsagerin werden? Werde ich jemals verheiratet sein? Das und vieles mehr sehen Sie in der nächsten Folge von WAS IST TONI! „Jetzt mal ehrlich, du verheimlichst was! Rück raus!", Liv drängt. 

 

„Liv! Alles im grünen Bereich!", verischere ich ihr. Der Haken: Das glaube ich mir nicht mal selber. Liv putzt ihre Brille und holt eine ziemlich gut aussehende, anscheinend neue Haarbürste aus ihrer Tasche. „Habe ich vom Krankenhaus bekommen.", sagt sie. Damit bürstet sie ihre langen, braunen Haare, die ihr bis zum Ellenbogen gehen. Ich dagegen mit meinen orangefarbenden Haaren... Ich hätte auch gerne schöne braune, aber meine Eltern erlauben mir das umfärben meiner Haare noch nicht. Verständlich, ich bin erst 13. Liv bindet ihre Haare zu einem geflochtenen, langen Zopf zusammen. Obwohl sie mit offenen Haaren viel besser aussieht, finde ich. „Hast du jetzt eine Idee, was wir machen können?", fragt sie. „Klar. Pferde füttern, ist schließlich Abendbrotszeit für die. Miriam ist übrigens einverstanden, dass wir sie füttern.", sage ich. „Weißt du, wieso unsere Pferde Morgens,", Liv hält einen Vortrag über Fütterungszeiten, „Mittags und Abend gefüttert werden? Weil Pferde auf genaue Zeiten viel Wert legen." „Verstanden. Kommst du jetzt?", dränge ich. 

 

Wir gehen zusammen erst zum Stutenstall. „Hier Twinky.", ich gebe ihr einen Apfel, den ich von der Futterkammer gemopst habe. „Hey! Erst kommen die ranghöreren Pferde dran!", Liv erzählt wieder etwas sinnvolles über die Fütterung. Wie mich das immer nervt. „Und wer bitteschön hier ist die Ranghöchste? Das kann wohl kaum eine andere sein, als Twinky!" „Doch, es ist Samba!", Liv zeigt auf einen Rappen. „Also gut. Was bekommt sie für Futter?" „1 Maß Hafer und rote Beete.", Liv hilft mir beim einfüllen und Samba steht grummelnd in ihrer Box. Dann machen wir noch das Futter für die restlichen Pferde zurecht und gehen in den Wallachstall. Heaven scharrt mit dem Huf. Er ist der einzigste Hengst im Wallachstall. „Ist gut, du bekommst dein Futter, großer.", beruhigt in Liv. Muss es ihr nicht unangenehm sein, dass Pferd zu belohnen, dass sie ins Krankenhaus befördert hat? Dann kriegen noch die restlichen Wallache ihr Futter. Zum Schluss gehen wir zu den Padocks, wo Till auch schon am Zaun steht und Liv freudig erwartet, unabhängig davon, dass er jetzt Futter kriegt. „Na, mein kleiner? Ich hab dich auch ganz doll vermisst!", Liv krault seine Backen und Till genießt. Ich gucke nur zu und sage schließlich: „Soll ich jetzt schon mal das Heu für die Padocks holen?" Liv nickt und kuschelt mit Till weiter. 

 

Es sind nur Ponys auf den Padocks. Die sind robuster und die brauchen nur Heu, denn wenn sie geritten worden sind, kriegen sie von Miriam immer Hafer, von daher muss man sie nicht so wie die Pferde ständig füttern. Ich gehe in die große Scheune, wo riesige Heuballen stehen und zu meinem Glück; auch eine Schubkarre. Ich nehme das Heu und packe es in das Gefährt mit Rollen, also in die Schubkarre. „Soll ich dir helfen?", eine ziemlich bekannte Stimme höre ich aus nicht allzu weiter Entfernung. Ich drehe mich um. Robin. Ich werde schlagartig rot, röter als meine Haare. „Geht schon.", ich sage das gelassener, als ich das jemals für möglich gehalten hätte. „Komm, ich helf' dir. Kann man ja nicht mit ansehen.", er lächelt. Dann lässt er die Arbeit und stellt sich nahe vor mich hin. „Hast du dir das mit dem Reitunterricht überlegt?", flüstert er. „Robin... Ich kann das nicht.", flüstere ich zurück. „Und Theorie?" „Gerne." Mein Herz schlägt höher. Ich kann es sogar hören. Robin lächelt und fragt: „Zu wem?" „In den Wallachstall?" „Klar." „Ich muss nur noch einer Freundin Bescheid sagen, treffen wir uns gleich dort?" Robin nickt und ich verschwinde. Liv kuschelt immer noch mit Till. Sie kann's echt nicht lassen. „Liv, muss mal was erledigen. Kannst du das Heu in die Padocks bringen? Kannst dann auch schon mal hoch, in unser Zimmer." „Okay, du kommst aber wieder, oder?" „Klar." 

12.

 Ich gehe zum Wallachstall. Aus diesem hört man nur grunzen und schmatzen, da die Pferde gerade ihre Abendmahlzeit zu sich nehmen. Plötzlich steht Robin vor mir. „Na?", sagt er geheimnisvoll. Mein Herz beginnt zu flattern. Sehe ich gut aus? Sitzen meine Klamotten richtig? „Hi.", sage ich außergewöhnlich gelassen. Er lächelt nur und greift nach meiner Hand. Ich strahle so sehr, dass wahrscheinlich mein Mund bis zu den Augen geht. Dann, auf einmal, kam ein Kuss von ihm. Ich wurde knallrot. Einige Pferde waren fertig mit dem fressen und guckten uns zu. Oh Gott! Hat er mich da gerade etwas geküsst?! Oder war das nur ein Traum?! Der beste Traum ever! Aber insgeheim wusste ich, dass es kein Traum war. Tief in meinem inneren rumorte etwas. Etwas, was unbeschreiblich war. Mein schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Toni, worauf lässt du dich denn ein?! Was ist mit Juli? Du hast in abserviert, ohne ihn überhaupt ausreden zu lassen und jetzt machst du mit Robin rum? Das ist jetzt nicht dein Ernst! Mein Gewissen hatte wie immer Recht. Aber gelichzeitig wollte ich es nicht wahrhaben. Ich werde ihn noch heute anrufen und alles klären, ich schwöre.

 

Ich lächelte Robin noch eine Weile verlegen an, er mich auch. „Ich muss gehen.", sage ich schließlich. Als ich schon beim Ausgang bin, ruft Robin zurück: „Können wir das wiederholen?" Ich will ihm nichts versprechen. Erst muss ich mit Juli Klartext reden, bevor ich bereit für eine neue Beziehung bin. „Mal sehen!", rufe ich zurück. Dann renne ich in das Zimmer von Liv und mir. „Hey, was hast du so getrieben?", fragt sie. „Ein bisschen mit Twinky gekuschelt und geredet." Ich lüge Liv nicht gerne an, aber in diesem Fall ist das eine Ausnahme. „Ich gehe mal ins Bad, was besprechen.", nuschele ich. „Okay."

Ich wähle Juli's Nummer. +44... Und immer so weiter. Er meldet sich.

 

„Hallo?"

 

„Hey Juli. Hier ist... Hier ist Toni. Um genau zu sein: Antonia Meike."

 

„Was willst du?"

 

„Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich dich nie habe ausreden lassen. Aber um ehrlich zu sein: Das hintergehen mit Mimi oder wie diese Tussi heißt, ist echt dumm von dir!"

 

„Deshalb wollte ich dir etwas sagen! Mimi war wirklich eine Tussi! Sie hat mich nur benutzt, um einen “Freund“ zu haben. Am nächsten Tag hat sie mich abserviert. Ich möchte mich bei dir tausend mal entschuldigen! Das war wirklich dumm von mir!"

 

„Endlich siehst du es ein. Die ist eine kleine... Ich rede lieber nicht aus."

 

„Also, wollen wir wieder zusammen sein? Ich weiß, dass klingt blöd, aber... Ich liebe dich!"

 

Ich lege auf. Was soll ich ihm sagen? „Hallo Juli, geht leider nicht, weil ich schon mit einem anderen rumgeknutscht habe, er heißt Robin. Ich habe jetzt aus Frust einen Neuen. Sorry!" Ich glaube, ich würde mich umbringen, wenn ich ihm das sagen müsste. Aber andrerseits: Er hat mich hintergangen, wieso sollte er nicht eine Strafe von mir bekommen? Schließlich bin ich Toni, die coole, die lässt sich nicht viel gefallen. Und genau dieser Moment ist es, an dem diese Frau ein Machtwort sprechen will. Juli, du wirst es bereuen! Lege dich nicht mit Toni an! Niemals! Aber das brauche ich ihm erst später sagen. Der soll noch ein wenig schmoren, damit es dann schermzvoller wird. Muhahaha! 

 

In dieser Nacht entwickele ich mich zum Teufel. Miese Gedanken und nur ein Plan: Juli die Hölle heiß machen! Was ist aus mir geworden? Eine einsame Witwe oder besser: Die schwarze Witwe, diese Spinne, die ihre Männer auffrisst. Vielleicht sollte diese "Verliebt-sein-Kiste" erstmal abgehackt sein. Ich finde, ich sollte mich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Genau. So wird es sein. 

13.

Ich wache auf. Bin ich etwa eingeschlafen? Mein Handy liegt neben mir. 6 entgangene Anrufe. Ich guck nach, von wem sie sind. Alle von Juli. Hätte man sich auch denken können. Ich rufe ihn aber noch nicht an, was soll ich denn sagen? Und wo ist überhaupt Liv? Ich gehe aus unserem Zimmer, dann die hölzerne Treppe herunter, vorbei an den etlichen Pferdebildern, neben denen Teils Schleifen und Pokale von Miriam und ihrer Familie ausgestellt sind. Unten angekommen blendet mir die Sonne ins Gesicht. Ich checke mein Handy: Heute Nachmittag kann es bis zu 35°C heiß werden. Ich fühle mich aber eher in der Sauna. Draußen schuften alle. Es ist gerade viel Betrieb auf der Ranch, kleine Kinder reiten auf Shettys und Ponys, manche reiten aus, andere machen gerade ihre Pferde fertig. Da sehe ich Twinky zwischen den anderen beiden Pferden stehen. Rendy holt einen großen Westernsattel, den sie auf Twinky's Rücken legt. Neben Rendy kratzt gerade Lilli die Hufe von Attila aus, einen Fuchsisabelltobiano farbenden Schecken. Seine blauen Augen leuchten in der Sonne. Twinky stellt aufgeregt ihre Ohren nach hinten zu mir, als ich ihren Namen nenne. „Du reitest heute Twinky?", frage ich Rendy. „Ne, du. Du hast bloß so schön geschlafen, Liv konnte dich nicht aufwecken, weil du in den vergangen Nächten doch nicht so gut geschlafen hast. Hat sie auch Miriam gesagt. Du musst übrigens mal zu Liv gehen, die hat eine Überraschung für dich.", antwortet Rendy. Lilli lächelt mir zu, als ich mich gerade umdrehen will.

 

Als ich dann losmarschiere, fällt mir ein, dass ich gar nicht weiß wo Liv ist. Ich drehe mich wieder um und Rendy zeigt mir in der Ferne eine Handbewegung, die nach links deutet. Und da sehe ich auch schon Liv, die Agentina und Woody hinter sich herzieht. Woody ist ein Rappe, er ist ein Wallach, denn leider konnte er nicht mehr als Deckhengst verwendet werden. „Rendy hat mir erzählt, du hast eine Überraschung für mich.", fange ich das Gespräch an. „Hab ich, was denkst du denn?", Liv lächelt und streichelt Woody's Stirn, „Wir werden einen kleinen Wanderitt über zwei Tage machen." „Wow! Hast du das organisiert?" „Klaro, dafür bin ich hier ja auch auf der Ranch! Ich werde Miriam vertreten, denn ich kenne die Strecken in und auswendig. Ich dachte mir, du hast jetzt genügend Kenntnisse dafür, einen kleinen Wanderritt zu machem. Wird dir ja nicht schaden." Ich kann nichts sagen. Ich bin fällig baff. „Na, überrascht? Wir machen es heute mal anders: Du putzt nicht dein Pferd, sondern das des anderen, so kannst du andere Pferde gut kennenlernen, dass kann man damit lernen. Also putzt du heute Woody und ich Agentina. Du reitest, wenn alle fertig sind, auf Twinky, Rendy auf Woody, Lilli auf Agi und ich auf Attila." „Okay.", ich nehme ihr Woody wortlos ab, da ich immer noch zu positiv geschockt bin. 

 

„Alle fertig?", ruft Liv in die Runde. Ich halte Woody am Zaumzeug und glücklicherweise hält der auch mal still. Als alle auf ihre Pferde aufgestiegen sind, bin ich heilfroh Twinky's feuerrote Mähne von oben betrachten zu können. „Seid ihr bereit?", Miriam kommt und checkt unsere Sättel, Zaumzeuge, Satteltaschen, Gamaschen, Stricke und Halfter. Dann macht sie einen zufriedenen Gesichtsaudruck. „Alles perfekt. Ihr könnt losreiten!" Gesagt, getan. Wir haben uns vorher dick mir Mückenzeug eingekleistert, aber diese Fiecher befallen Twinky und mich besonders. „Eckelhafte Dinger!", fluche ich leise. Nach einer Zeit lang frage ich Liv: „Wann traben und galoppieren wir eigentlich?" „Das werden wir wahrscheinlich heute nicht tun. Guck dir Attila an, der ist selbst von Schritt schon total nass. Es ist einfach zu heiß. Wir machen auch gleich Rast, da können die Pferde trinken und wir uns mit Sonnencreme einschmieren." Dann kommen wir endlich auf eine Lichtung. Man könnte fast meinen, Schmetterlinge würden auf den Wiesen rumtanzen und Twinky ist sichtlich froh darüber, dass wir Rast machen. Ich steige ab und klopfe ihr den nassen Hals. 

 

„Gut gemacht, süße. Jetzt kannst du dich erstmal ausruhen.", sage ich zu ihr. Twinky zieht mich zu dem Wasserkanister, den Liv gerade aufbaut. „Twinky scheint sich schon zu freuen! Sattel sie erstmal ab und Trense auch, nur noch das Halfter dran lassen!", sagt Liv. Ich führe Twinky zu einem Baum, mache ihr das Zaumzeug ab und hole aus meinem Rucksack den Strick und das Halfter. Das mache ich ihr dann drum und binde sie an den Baum an. Pferdeknoten. Ich reibe ihre Backen und Twinky entspannt sich genüsslich. Das Zaumzeug hänge ich an unserem Klapptisch, den Rendy schon aufgestellt hat. Woody grummelt schon erwartungsvoll, er hat anscheinend auch riesigen Durst. Dann gehe ich wieder zu Twinky und mache den Sattelgurt auf, anschließend wuchte ich den schweren Westernsattel ins Gras neben dem Tisch. An Twinky's Fell kann man erkennen, wo genau das Zaumzeug und der Sattel saßen: Ihre Schweißspuren sind nicht zu übersehen. „Alle fertig? Dann holt euch mal einen Eimer, da könnt ihr Wasser für euer Pferd reinfüllen!", ruft Liv uns zu. Alle stürmen sofort mit riesigen Eimern zu dem großen Wasserkanister. Als letztes bin ich endlich dran, das kalte Wasser in den Eimer zu füllen. Agi und Woody schlürfeb schon genüsslich das Wasser auf. „Halt, halt, halt! Eure Pferde trinken das kalte Wasser viel zu schnell! Wir haben zwar kein Heu, aber hier gibt es hohes Gras, dass könnt ihr abreißen und in euren Eimer füllen.", ordnet Liv an. Das Wasser berührt meine Hände und ich könnte mich auf der Stelle hinlegen, es ist so entspannend.

 

Da fällt mir wieder eine Frage ein: „Liv, wieso dürfen die Pferde das Wasser nicht so schnell trinken?" „Weil sonst die Gefahr besteht, dass sie eine Kolik kriegen.", antwortet Liv. Ich nehme den schweren Wassereimer und stelle ihn zu Twinky rüber. Dann hole ich hohes Gras und schütte es einfach hinein. Twinky legt sofort mit dem schlürfen los und Attila entspannt beim trinken. Jetzt muss ich nur noch was trinken. 

14.

 Als ich mich gerade erfrischen will, denke ich, ich sehe nicht richtig. Robin. Als er mit seinen himmelblauen Augen in meine guckt, schmelze ich so dahin. Ich streiche mir mein Haar aus dem Gesicht. Seine Frisur sitzt wie immer perfekt. „Hey Rendy. Was gibt's?", begrüßt er sie. Ich könnte explodieren! Ich dachte, er hätte was an mir! Was macht der mit Rendy rum?! Na gut, er ist 15 und sie auch. Und ich? 13. Wieso kann ich nicht wenigstens 14 sein? Naja, ich werde ja wenigstens im Oktober 14, wenn er einen Monat später 16 wird... Das ist richtig mieß. Aber so viel Jahresunterschied ist das doch gar nicht! 2 Jahre sind doch nichts. Das denke ich zumindest. Twinky guckt zu mir. „Was guckst du mich so an?", fauche ich. Twinky dreht ihren Kopf wieder in Richtung Baum. Ich gehe zu ihr hin und streichle sie. „Sorry, dass war nicht so gemeint. Kennst du nicht das Gefühl, wenn du verliebt-", ich breche meinen Satz ab. Robin steht vor mir. „Du sprichst mit Twinky?", er streichelt ihren Hals. Dabei fühlt es sich so an, als ob er meinen streichelt. „Jaa...", sage ich verlegen. „Cool.", er lächelt. „Hey Robin, ich brauche mal Männerhilfe!", ruft Rendy's Stimme. Ich könnte sie killen! „Ich komme gleich!", ruft Robin zurück. „Gehst du schon?", frage ich. „Sieht so aus, nicht wahr?", er lächelt nochmals, „Aber ich komme dann wieder zu dir." Bei dem Wort „dir" läuft es mir warm den Rücken hinunter. 

 

Ich erwidere sein Lächeln. Dann geht er zu Rendy und die beiden reden. Ich will kein Spion sein, aber diesmal ist es eine Ausnahme! Ich schleiche mich hinter das Gebüsch, ziemlich praktisch, dass diese Lichtung mitten im Wald ist, denke ich. Ich höre nur einzelne Worte, wie Treffen, zusammen, ohne, zu zweit. Was heißt das wohl? Robin hat ein Treffen zusammen mit Rendy, ohne Antonia, nur zu zweit! Das kann doch nicht sein! Da fällt ausgerechnet ein Stock auf mich und schreie, weil er genau auf meinen Kopf gefallen ist. Was machst du eigentlich, du dumme Antonia?! Danach schaltet sich mein Gehirn aus. Einfach alles schwarz. Als ich wieder aufwache, sehe ich Robin über mir. „Alles gut, Toni? Du lagst regunglos im Gebüsch. Da habe ich dich hier hin getragen und jetzt bist du anscheinend wieder wach, nicht wahr?", Robin immer mit seinem süßen und gleichzeitig frechen nicht wahr? ! „Hast du richtig erfasst.", sage ich. Ich habe verpasst wie mich Robin, der Robin, in seinen Armen getragen hat und jetzt über mir ist? Toni, du musst was machen! „Ist schon komisch. Äste fallen sonst nicht vom Himmel.", sagt Robin bevor ich zu Ende denken kann. Ich schaue mich um. Rechts: Keiner da. Oben: Robin. Links: Keiner da. Unten: Gras. Perfekt! Toni, Gott hat dir diesen Moment geschenkt, jetzt nutzt du ihn auch aus! „Robin?", frage ich. „Was ist, Toni?", sagt er göttlich. Ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. „Ähm...", stottere ich. „Achso, ich soll von dir runtergehen. Ist ja auch etwas... Eigenartig.", sagt er verlegen. „Nein! Geh nicht runter!", rutscht es mir raus. Ich werde autmatisch rot.

 

Er lächelt wieder und setzt sich auf. Dann hebt er mich auf und hält mich in seinen Armen. Ich schließe meine Augen. Diesen Moment werde ich sich nicht vergessen! „D-Danke..", sage ich leise. „Sag nichts.", er kommt näher und dann küsst er mich. Ich schließe die Augen und genieße den Moment. Ich höre Schritte und Rendy's Stimme. „Was zum Teufel..?!", schimpft sie. Robin und ich beachten das gar nicht. Wir küssen uns weiter. Nach zu kurzer Zeit hebt er seinen Kopf wieder und setzt mich an den Campingtisch, den Liv für uns aufgebaut hat. War das gerade Realität? Oh Gott, Oh Gott, Oh mein Gott! Rendy zieht Robin hinter sich her. Ich höre ihre böse Stimme auf in einpreschen. Ich kann gerade nicht darauf achten. Ich bin nur betört. Robin... Ich liebe dich.

Impressum

Texte: Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit zu echten Personen wurde nicht beabsichtigt. © Lucy Lou
Bildmaterialien: Bilder © venomxbaby on devaintART / HG © Bleeding-Dragon on devaintART
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2014

Alle Rechte vorbehalten

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