Mittlerweile bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass das Schicksal manchmal ungewöhnliche Wege findet, um Wartenden die Zeit zu vertreiben. Wahrscheinlich war ich kein Einzelfall und nicht der Erste, dem der vermeintlich pure Zufall etwas mitzuteilen versuchte. Doch im Grunde denke ich noch heute über jenen Tag nach, der fast schon mysteriös anmutete. Frage mich, warum er sich ausgerechnet neben mich setzte und genau während meiner Zeit des Wartens diesen Anruf bekam.
Das konnte fast schon kein Zufall mehr sein. Nein, es war das Schicksal mit seinen unlauteren Mittel, um ahnungslose Personen in eine Falle zu locken. In eine Falle, in die sie sich nur zu gerne selbstständig begaben, weil das Käsestückchen so verlockend ausschaute. Und wenn sie dann erst einmal eingeklemmt zwischen den Drähten zappelten und realisierten, dass es genau das war, was ihnen gefiel, dann schnippte das Schicksal hämisch mit den Fingern. Aber für mich war es keine Person, die über alles schaltete und waltete. Ich glaubte nicht an Gott und deswegen war da auch niemand, der überlegen auf mich zappelndes Ding in der Falle herabschaute und wissend die Arme vor der Brust verschränkte. Jedenfalls niemand, der auf den Namen Schicksal hörte.
Die Geschichte nahm an einem vollkommen normalen Tag ihren Anfang. Ein freier Tag, dem ich ganz meiner Freundin verschrieben hatte, weil wir in letzter Zeit ziemlich wenig Gelegenheit gefunden hatten, gemeinsam etwas zu unternehmen. Heute sollten all diese Dinge nachgeholt werden. Und mein Plan war konkret, beinhaltete viele Überraschungen für meine Liebste. Dass aber auch ich auf meine Kosten kommen sollte, davon ahnte ich noch nichts.
Unser Weg führte uns in die Ladenpassagen in der Stadtmitte, wo wir uns zuerst ein kleines Eis als Einstimmung sowie zur Stärkung genehmigten, um mit voller Kraft den einzigen Szeneladen der Stadt anzusteuern. Ich wusste, dass Emily ihn liebte, sich stundenlang darin aufhalten konnte und ganz entzückt war von all den verspielten sowie etwas gruseligen Accessoires. Egal ob Ketten, Ohrringe oder Armbänder - sie verliebte sich so schnell in den hübschen Schmuck, und um ehrlich zu sein stand ich ihr in nichts nach. Nur bestand mein Problem eher darin, dass ich bei jedem Besuch schöne, neue Oberteile und Hosen entdeckte, die sich prompt einer Anprobe unterziehen mussten, und nicht selten ging ich mit leerem Geldbeutel, aber umso volleren Einkaufstaschen nach Hause. In diesen Momenten konnte ich von Glück reden, dass ich vor ein paar Monaten die Ausbildung zum Grafikdesigner beginnen durfte und somit ein kleines Einkommen vorzuweisen hatte. Ohne Job hätte ich mir diesen Luxus, der für mich beinahe schon ein Grundbedürfnis darstellte, nie leisten können. Und Emily erging es nicht anders. Leider gehörten zu ihrem Job als Krankenschwester regelmäßige Spät- und Nachtschichten, sodass unsere Beziehung sich häufig auf das Wochenende beschränkte. Aber dafür intensivierte sie sich auch. Gemeinsame Zeit kosteten wir richtig aus, und wenn wir nicht gerade einkaufen gingen, dann schliefen wir miteinander. Unsere Liebe war jung und unverbraucht und so viele Spielarten noch unerforscht und doch so interessant. Besonders einer Sache wollten wir uns in Zukunft vermehrt widmen. Aber das gestaltete sich mit wenig Ahnung und der fehlenden Ausrüstung ziemlich schwierig.
Irgendwann forderte unser Shoppingmarathon seinen Tribut in Form des berühmten Rufes der Natur. Natürlich war Emily diejenige mit der schwachen Blase und steuerte mit Ausfallschritt das Toilettenzentrum an, während ich Mühe hatte, ihr mit den vollen Beuteln in den Händen zu folgen.
Als ich den Gang nach hinten lief, war sie bereits außer Sichtweite, was mich allerdings nicht weiter störte, denn ich wollte meinen armen, schmerzenden Füßen, die wie üblich in schweren Stiefeln steckten, ohnehin eine kleine Verschnaufpause gönnen. Deshalb nahm ich auf der Couch neben den Eingängen Platz und stellte seufzend aufgrund der Entlastung aber dennoch zufrieden meine Beutel zwischen meinen Beinen ab.
Ja, und dann wartete ich. Schaute den vorbeieilenden Leuten zu, fing einzelne, zusammenhanglose Gesprächsfetzen auf und bewertete gedanklich das Styling einer Frau mittleren Alters, die sich aber selbst für höchstens zwanzig hielt. Ich schmunzelte, als ich darüber nachdachte, dass sie alle ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen hatten, egal wie aufgedonnert das ein oder andere Fräulein wirkte. Aber so ist das eben. Der Mensch bleibt immer Mensch, er verändert nur seine optische Erscheinung. Selbst ein vielfach gepiercter Typ wie ich mit langen Haaren, schwarzen Klamotten und dicker Schminke ist unter seinen Klamotten einfach nur nackt. Und bei dem Typen, der sich nun förmlich neben mich warf und zu keinem Zeitpunkt den Blick von seinem Smartphone nahm, verhielt es sich nicht anders.
Nein, die Beschreibung war nicht korrekt. Sie war viel zu banal und austauschbar, um meinen neugewonnenen Sitznachbar vorzustellen. Denn der Kerl, der da nichts anderes tat als sich in den wahrscheinlich sehr spannenden Internetwelten seines Telefons zu verlieren, war keiner der ganz gewöhnlichen Sorte.
Obwohl ich es zu vermeiden versuchte, musste ich zu ihm rüber schauen, immer wieder, versuchte dies jedoch so unauffällig wie möglich zu bewerkstelligen, aber das war gar nicht nötig, bemerkte er mich ja doch nicht, wie ich meinte. Mit gespreizten Beinen hockte er auf der Bank, drängte mich damit beinahe ganz an den Rand, denn ich übertrieb keineswegs, wenn ich sagte, dass er riesig war. Riesig und sehr muskulös, und ich musste bei seinem Anblick an einen Wikinger denken, nur dass dieser Wikinger hier schwarze, lange Haare trug und keine roten. Auch von einem wüsten, ungepflegten Bart war nicht die Spur, lediglich ein schwarzer, dickerer Streifen teilte sein Kinn in der Mitte, wie ich erkennen konnte, als er sich die nach vorn gefallenen Haare mit einer seiner großen Pranken nach hinten schob. Dabei fielen mir die massiven Lederarmbänder auf und die mich schon ein wenig irritierenden schwarz lackierten Fingernägel. Da er aber auch ein schwarzes, nicht zu knapp bemessenes Augenmakeup trug, ergab das Ganze doch ein recht homogenes Bild. Denn es wirkte an ihm keineswegs so feminin wie zum Beispiel an mir, war ich doch eher zierlich und von kleinerer Statur sowie von Haus aus mit weichen Gesichtszügen und vollen Lippen ausgestattet.
Man konnte tatsächlich sagen, dass ich mein Gegenteil getroffen hatte. Ich, mich eher zu den Gothics zählend, saß stumm glotzend neben einem Kerl, der sicher dem vornehmlich norwegischem Schwarzmetall frönte. So unterschiedlich wie wir in meinem Augen waren, so viel hatten wir auch gemeinsam, was ich bald schon herausfinden sollte.
Hastig lenkte ich meine Blicke an die weiße Wand mir gegenüber, als kruder, aus den Lautsprechern des Handys ziemlich verwaschen klingender Metal ertönte und der Kerl sich das Gerät prompt an das Ohr legte.
Nun, im Grunde zählte ich mich nicht zu den Menschen, die Gespräche absichtlich belauschten, um somit ihre unendliche Neugierde zu stillen. Lieber hörte ich absichtlich weg, weil ich ohnehin wusste, wie wenig man mit den meisten Informationen anfangen konnte, da sie nichts Halbes und nichts Ganzes ergaben. Telefongespräche empfand ich deshalb meist eher lästig, weil man immer nur eine Seite hören konnte und sich dann stets den Kopf über die Reaktion der anderen zerbrach. Okay, ja, vielleicht lauschte ich doch ganz gern mal, wenn sich Fremde unterhielten, und deswegen tat ich es auch dieses Mal. Und wahrscheinlich war dies das einzige Telefongespräch, welches auf mein brennendes Interesse stieß.
Die Stimme des Typen klang wie erwartet dunkel und rau, und manchmal nuschelte er auch ein wenig, sodass einzelne Wortfetzen nicht den Weg in meinen Gehörgang fanden. Aber das, was ich mitbekam, genügte mir, um mich ganz hibbelig werden zu lassen.
"Also...zweiundvierzig Zentimeter Halsumfang, ja? Okay...ja, ja, natürlich, alles echtes Leder, butterweich zu tragen...ja...mit O-Ring vorne..."
Man musste kein großes Kombinationsgenie sein, um herauszubekommen, dass es sich bei dieser Beschreibung um ein Halsband handelte. Und der O-Ring suggerierte mir zudem, dass hier von keinem gewöhnlichen Halsband die Rede war. Natürlich, mittlerweile trugen verschiedene Anhänger der schwarzen Szene Fetischschmuck, weil sie ihn als attraktiv erachteten, aber so wie es klang, schien der Wikinger-Typ selbst Halsbänder anzufertigen und welcher normale Schwarzträger ließ sich aus Schönheitsgründen ein an ihn angepasstes Modell auf den Leib schneidern? So was war stets mit einer Menge Kosten verbunden, konnte ich mir vorstellen. Und wer diese Kosten nicht scheute, dem musste es tatsächlich ernst sein. So ernst wie Emily und mir.
Der Typ kritzelte die Informationen, die ihm sein Gesprächspartner übermittelte, für mich vollkommen unleserlich auf den kleinen Zettel, der auf seinem imposanten Knie ruhte, bedankte sich dann sehr herzlich für den Auftrag und nahm das Handy vom Ohr.
Das war meine Chance. So lange schon hatten meine Freundin und ich nach richtiger SM-Ausrüstung Ausschau gehalten, aber nie das Passende gefunden. Es sollte etwas Besonderes sein, etwas, das nicht jeder sein Eigen nennen konnte und das zudem bequem zu tragen war. Zugegebenermaßen waren das hohe Ansprüche, die wir an eine Sache stellten, die wir noch nicht einmal konkret ausprobiert hatten. Aber wenn, dann sollte eben alles stimmen. Von dem Schmuck über die Spielzeuge bis hin zu exquisiten Möbelstücken. Wir wollten keine Abstriche machen. Und es sah nun fast so aus, als würde das auch nicht nötig sein.
Ich hätte lügen müssen, hätte ich gemeint, ich sei nicht nervös gewesen, als ich den Mund aufmachte. Es lag mir nicht sonderlich, wildfremde Menschen anzusprechen und schon gar keine, die man aufgrund ihrer Statur lieber zum Freund als zum Feind hatte. Vielleicht wagte ich es letzten Endes aber, weil der Kerl im Grunde einer 'von uns' war. Und wir waren bekanntlich ein sehr friedliches Volk.
"Sorry, dass ich das eben mitgehört habe, aber...du fertigst SM-Halsbänder an?"
Meine Stimme zitterte leicht und ich schimpfte mich selbst einen Idioten für diesen bescheuerten Einstiegssatz. Aber er genügte immerhin, um mir alle weiteren Türen zu öffnen.
Der riesige Kerl drehte gelassen den Kopf in meine Richtung und besah mich mit einem eindringlichen Blick aus seinen grauen, tiefschwarz umrandeten Augen. Nicht gerade zuträglich für meinen ohnehin schon beschleunigten Herzschlag. Ich spürte, wie sich meine Ohren aufheizten. Doch als sich ein mir ziemlich freundlich vorkommendes Lächeln aus seinem Gesicht ausbreitete, entspannte ich mich wieder ein wenig. Und als er schließlich ganz ruhig mit mir zu reden begann, ahnte ich, dass ich es hier tatsächlich mit keinem bulligen Totschläger zu tun hatte, sondern mit einem ganz netten Mann.
"Na ja, so in etwa", erklärte er mir nun ebenso freundlich, wie sein Lächeln mir versprochen hatten. "Mein Kumpel ist der Handwerklichere von uns, der baut die Dinger zusammen, und ich vertreib sie dann in meinem Laden. Leather Strip. Kennst du?"
Prompt schüttelte ich mein Haupt, von diesem Namen hatte ich lediglich im Bereich der Musik schon einmal etwas gehört.
"Komm doch einfach mal vorbei, scheinst dich ja für Fetischzeugs zu interessieren", fuhr er fort und ich meinte, ein Blitzen in seinen Augen gesehen zu haben, gepaart mit einem erneuten Lächeln, das mich von der Seite streifte. Vielleicht bildete ich mir das aber nur ein.
"Wir stellen übrigens nicht nur maßgeschneiderte Dinge her, ich hab auch ne kleine Auswahl im Laden. Halsbänder, Harnische...eben so Zeugs, du weißt schon. Da kannst du dich mal umschauen."
Absolut begeistert speicherte ich mir die Anschrift des Ladens in mein Handy ein und ließ mir in dem Zug gleich noch die Nummer des Typen geben, damit ich ihn bei Fragen stets erreichen konnte.
Ganz euphorisch war ich mit einem mal geworden und freute mich schon tierisch auf Emilys Reaktion, wenn sie erfuhr, dass ich an den Mann geraten war, der uns ein paar nette Spielzeuge verticken konnte. Aber das Flirren in meiner Magengegend rührte nicht nur davon. Etwas anderes war die Ursache dessen, etwas, das ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht benennen konnte oder besser gesagt wollte.
Weston oder kurz Wes, wie sich der Mann mir vorgestellt hatte, strahlte irgendetwas aus, das mich ganz und gar nicht kalt ließ. Er interessierte mich, ich erwischte mich ständig dabei, wie ich meine Blicke über ihn wandern ließ, wie meine Augen die kleinsten, aber für mich interessantesten Details regelrecht einsogen. Sei es die winzige Narbe auf seinem rechten Daumen gewesen oder einfach die Art und Weise, wie er die Zunge gegen die Innenseite seiner Wange stieß, was eine kleine Beule zur Folge hatte. Ja, ganz besonders das schoss mir ein weiches Gefühl mitten zwischen die Beine. Das verbunden mit seinem so kraftvoll und mächtig wirkenden Körper und der herben Farbe seiner Stimme. Und als es durch einen Zufall dazu kam, dass ich ein Stück näher an ihn gerückt war und ich den Duft seines Aftershaves wahrnehmen konnte, der sich frisch und gleichzeitig in so einem männlichen Ton in meiner Nase festsetzte, fiel ich bereits gedanklich vor ihm auf die Knie und sehnte mich nach etwas, das ich gar nicht näher beziffern wollte.
Deswegen begrüßte ich es, als Emily ihren Toilettengang endlich beendet hatte und auch Wes von einer im Gegensatz zu ihm sehr unscheinbaren Frau abgeholt wurde, die mir bei seiner Ankunft überhaupt nicht aufgefallen war. Wir verabschiedeten uns und verblieben mit der Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen. Und dieses sollte bald stattfinden, denn Emily war von meinem Kontakt ebenso angetan wie ich.
Dass sich in mir noch ganz andere Gefühle manifestiert hatten, verschwieg ich ihr selbstverständlich, schließlich maß ich ihnen selbst keine Bedeutung zu.
An den kommenden Tagen hatte ich Wes tatsächlich fast vergessen. Erst als Emily am nächsten Wochenende vorschlug, ihm einen kleinen Besuch abzustatten, tauchten die Eindrücke wieder auf und in meinem Magen braute sich ein schweres Sommergewitter zusammen, das von einem hämischen Sonnenschein begleitet wurde. Wenn das mal keinen Regenbogen ergab. Dabei wusste ich schon seit ziemlich langer Zeit, dass ich manchmal ein wenig zu weit ans andere Ufer hinausschwamm. Emily hingegen ahnte nichts. Und ich verkniff es mir. So lange, bis ich es mir nicht mehr verkneifen konnte, weil es längst mein Unterbewusstsein besetzt hatte.
Wes' Laden beeindruckte nicht nur Emily, die bekanntlich Accessoires über alles liebte, sondern auch mich in einem nicht zu geringen Maße. Sogar so sehr, dass ich Wes selbst beinahe nicht mehr wahrnahm.
Eine durch und durch rote Tapete sorgte im gesamten Geschäft für eine entsprechende Stimmung, die zwischen heißer Leidenschaft und dunkler Sünde pendelte. Die Lederriemen, die rechts von mir angebracht waren sowie die vielen dicken und dünnen Halsbänder in der Vitrine links unterstrichen diese Atmosphäre noch zusätzlich. Ich musste zugeben, dass mir Leder noch nie dermaßen sexy vorgekommen war. Na ja, vielleicht bis auf die Lederhose an Wes' Beinen letztens...
"Angel, komm mal, ist das nicht wunderschön?"
Emilys aufgebrachte Stimme durchschnitt meine wandernden Gedanken und einmal aufgewacht aus diesen bösen Träumen stellte ich mich hinter sie und betrachtete nun über ihre Schulter hinweg die wirklich sehr beeindruckend wirkenden Halsbänder.
In Gothicgeschäften fand man selbstverständlich ähnliche vor, nur waren diese oftmals mit Nieten besetzt und bei Weitem nicht so schlicht wie diese hier gestaltet. Wieder einmal musste ich feststellen, dass weniger oft mehr war, denn diese aus nichts weiter als aus purem Leder, einem kleinen Metallsteg an der Front für den Ring und einem Verschluss gefertigten Prachtstücke wussten mir weitaus mehr zu gefallen als jeglicher herkömmliche Gothicschmuck.
"Ich glaube, das da würde dir gut stehen und ich denke mal, es würde dir sogar passen", meinte Emily nach einer Weile des Betrachtens und deutete mit dem Finger auf das ebenfalls für mich allerschönste Stück, welches erhaben zwischen den anderen in der Mitte thronte.
Wes, ganz der empathische Verkäufer, der seinen Kunden jeden Wunsch von den Augen ablas, reichte es uns ungefragt und ich war derjenige, der es schließlich bewundernd in den Händen hielt. Denn ich war derjenige, der es tragen sollte.
Ganz behutsam öffnete ich seine Schnalle und legte es mir um den Hals, aber selbstständig schließen konnte ich es nicht. Und auch dieses Mal war Wes gleich wieder zur Stelle. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Emily sich bei den Lederarmbändern umschaute und sich für diese plötzlich mehr zu interessieren schien als für mich.
"Warte, ich helf dir", bot mir der große Mann an und noch ehe ich es mir versah hatte er sich hinter mich geschoben und nestelte an dem hartnäckigen Verschluss herum. Dass seine Fingerspitzen dabei meinen Nacken bei Weitem nicht nur einmal berührten, wirkte sich nicht gerade vorteilhaft auf meine Hormone aus. Und dass Wes zu guter Letzt auch noch meine Haarpracht packte, um sie zurück auf meinen Rücken zu legen, gefiel mir beinahe schon etwas zu gut. Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben betete ich zu Gott, er möge mir doch bitte keine roten Wangen und einen glasigen Blick bescheren, denn nach vollbrachtem Werk stellte sich Wes wieder vor mich und begutachtete mich aus kritischen Augen von oben bis unten.
Als ich bemerkte, dass er etwas sagen wollte, rief ich schnell nach Emily, die sich sofort in Bewegung setzte und mich mit einem Funkeln im Blick musterte. Der Kauf war demzufolge auch ohne Worte längst beschlossene Sache. Aber etwas fehlte uns trotzdem noch: Eine Kette mit Karabinerhaken, die man an dem Ring befestigen konnte.
Auch das hatte Wes zu bieten und knipste sie mir schließlich unter Emilys beinahe schon erregten Blicken selbstständig an. Aber um ehrlich zu sein fand ich nun nicht nur in dem ihren so etwas wie einen schwarzen Hunger. Auch Wes' Augen wiesen diesen Hauch gieriger Dunkelheit auf, als ich es einmal wagte und zu ihm aufschaute, und was das mit mir machte, das brauche ich wahrscheinlich nicht mehr näher zu beschreiben.
Wir waren ab diesem Tage stolze Besitzer eines ersten SM-Spielzeuges, der Weg war also für mehr geebnet. Dass ich bereits ein Auge auf die Harnische geworfen hatte, war Emily bewusst. Doch dieses Mal sollte es ein ganz besonderes Stück sein, ein Originalteil, etwas, das in dieser Form noch niemand hatte und was sich perfekt an meinen Körper anzuschmiegen wusste. Kein einziger Riemen sollte während des Liebesspiels auf meiner schweißbenetzten Haut reiben und keine Schnalle in mein Fleisch schneiden. Ich empfand zwar mehr und mehr Lust am Schmerz, aber dieser sollte doch eher vom Partner wissentlich ausgelöst werden als durch den schlechten Sitz zu straffer Riemen.
Genau das war es, was ich Wes am Telefon erzählte, als ich unseren Harnisch in Auftrag gab. Es war nicht zu überhören, wie er gerade bei letzteren Worten vor sich hin schmunzelte und ich hatte das Gefühl, dass er nur zu gut wusste, was ich damit meinte. Als habe er selbst Erfahrung mit derartigen Dingen. Mit Halsbändern, Lederharnischen und allem, was sonst noch dazugehörte.
Dieser Gedanke war es schließlich auch, der mir des Nachts diese gewissen Träume bescherte. Beinahe täglich wachte ich auf, während sich die Welt vor dem Fenster noch in tiefen Schlummer wog, schwitzend, aufs höchste erregt und noch immer gefangen von diesen intensiven Bildern, die man kaum von der Realität zu unterscheiden wusste.
Sie alle zeigten diesen Mann, dessen Züge ich nur verschwommen wahrgenommen hatte, dafür waren seine Berührungen umso deutlicher gewesen und hatten sich tief in mein Fleisch geschnitten, tiefer als es jeder schlecht sitzende Harnisch zu tun vermocht hätte. Obwohl ich das Gesicht des Mannes nicht erkannt hatte, so wusste ich doch nur zu genau, um wen es sich da gehandelt hatte. Wer der Kerl war, der mich Nacht für Nacht um den Verstand brachte, mich harsch auf sein Bett stieß und sich wie ein Tier an mir verging, während ich im Lustrausch an meiner Kette zog. Ich wusste, dass ich mich schon bald nicht mehr gegen mein heimliches Verlangen wehren konnte, und dass wir den Harnisch bei ihm in Auftrag gegeben hatten, machte es unmöglich, ihm einfach aus dem Weg zu gehen. Und außerdem war das das Letzte, was ich wollte.
Erst Recht, nachdem ich eines Tages das Internet nach Wissenswertem zum Thema SM durchforstet hatte und dabei eine äußerst interessante Sache in Erfahrung brachte. Ständig war hierbei die Rede vom Meister, der seinem Sklaven eigenhändig das Halsband umlegte; es schien fast so, als wäre dies eine ungeschrieben Regel in diesen Kreisen. Und ich dachte mit pochendem Herzen an jenen Tag zurück, an dem ich mein Halsband bekam. Nicht Emily hatte es mir umgelegt. Sondern Wes. De Facto gehörte ich nun ihm. Und wenn ich mich so an meine Träume besann, dann wusste ich, dass es stimmte. Aber ob auch er sich darüber im Klaren war? Ich wollte es in Erfahrung bringen, unbedingt. Und die Gelegenheit sollte sich mir bieten.
Es waren erst ein paar Tage ins Land gezogen, bis Wes mich mit einem Anruf darüber in Kenntnis setzte, dass der Harnisch im Laden auf seinen Besitzer wartete. Ich versprach, noch an diesem Nachmittag vorbeizukommen, schließlich hatte ich frei und da Emily im Krankenhaus war, lungerte ich ohnehin nur gelangweilt zu Hause herum.
Bei meiner Ankunft erschien es mir beinahe so, als hätte Wes bereits auf mich gewartet. Vielleicht war die familiäre Stimmung auch nur dem wirklich sehr kleinen Kundenkreis in die Schuhe zu schieben, aber ich bildete mir eben ein, dass er sich schon ziemlich auf mich freute. Schließlich gab er mir bei der Begrüßung sogar die Hand und lächelte mich an wie einen alten Freund, obwohl wir uns kaum kannten. Das alles begleitete wieder dieses Dunkle in seinen Augen, und spätestens dann rasten wieder diverse Sequenzen aus meinen Träumen durch meine Gedanken. Besonders prägnante Szenen, die mir noch während meiner anschließenden Onanie mitten in der Nacht einen heftigen Orgasmus beschert hatten. Große, starke Männerhände, die mein bestes Stück packten und es sich ohne Umschweife tief in die Mundhöhle schoben. Ein noch größerer Schwanz, der gegen meinen eigenen rieb. Ein verschwommenes Gesicht, welches zwischen meinen Beinen verschwand und eine Zunge, die mich mit ihren unermüdlichen, rhythmischen Bewegungen beinahe in den Wahnsinn trieb.
Nun spürte ich den Schleier förmlich, der meine Augen benetzte und es war mir leicht unangenehm, kam ich mir mit diesem Verräterischem Ausdruck im Gesicht doch ziemlich nackt vor. Wes aber schien es nicht zu kümmern, er präsentierte mir kurze Zeit später meinen Harnisch und für einen Moment waren alle feuchten Träume vergessen, denn ich war viel zu eingenommen von diesem wundervollen Anblick, der sich mir bot.
Fast schon ehrfürchtig befühlten meine Fingerspitzen das glatte Leder, während meine Augen die Details erkundeten; den Ring in der Mitte, der sich an der Front sowie auf dem Rücken befand. Die Gurte, die sich über meine Schultern schlingen sollten, und ganz besonders jene, die sich ihren Weg zwischen meinen Beinen hindurchbahnen, aber natürlich meinen Schritt freilegen würden.
"Willst du ihn gleich anprobieren?", wollte Wes von mir wissen, seine Stimme war warm und schwer, es war die aus meinen Träumen, die sich oft zu einem Knurren geformt hatte und meinen Namen so wunderbar zu intonieren wusste, dass es für mich beinahe schon wie ein süßes Musikstück klang.
Ich nickte, und daraufhin übergab Wes mit achtsam den schweren Harnisch, mit dem ich mich nun in die Umkleidekabine zurückzog.
Zunächst versuchte ich, ihn über meine Klamotten zu ziehen, aber das gelang mir nicht, da jene ständig Falten zogen und ich es erst gar nicht schaffte, ihn über meine Hose zu zerren, fürchtete ich doch, ihn gleich kaputtzumachen. Leder war zwar bekanntlich ein ziemlich robustes Material, aber man konnte nie wissen. Zudem besaß dieses Teil in meinen Augen größeren Wert als jedes Gold der Welt. Es war mein Schatz, den ich immer gut behüten wollte.
Schließlich gab ich mir einen Ruck und begann mich auszuziehen. Es war nicht so, dass ich es verabscheute, mich selbst nackt zu wissen, viel mehr war es die Tatsache, dass ich mich bisher nie weiter als bis auf die Unterhose in einem Geschäft ausgekleidet hatte, die mich etwas verunsicherte. Trotzdem ich solche expliziten sexuellen Wünsche hegte, blieb ich der schüchterne Junge mit den vielen Piercings im Gesicht und den schwarzen Klamotten, der gegenüber Fremden nur schwer den Mund aufbekam.
Aber das war bei Weitem noch nicht alles, was mir während meiner kompletten Blöße ein nervöses Bauchkribbeln bescherte. Die Gewissheit, dass Wes irgendwo da draußen stand, lediglich durch den roten Vorhang von mir getrennt, wog im Moment schwerer als alles andere. Prompt schoss wieder das gnadenlose Gefühl der Erregung in meinen Körper und präsentierte sich mir offensichtlich in Form meines schon bald komplett aufgerichteten Gliedes.
So schnell wie möglich versuchte ich mir den Harnisch überzuziehen, aber als ich ihn auf dem Leib hatte, bemerkte ich, dass die Schnallen an manchen Stellen nicht eng genug eingestellt waren und es mir so unmöglich machten einzuschätzen, ob das Teil passte oder nicht.
Ein paar Mal versuchte ich verzweifelt an der Schnalle auf meinem Rücken herumzupfriemeln, aber ich konnte sie wenn überhaupt nur mit meinen Fingerspitzen erreichen.
Scheiße. Wäre ich nur mit Emily hergekommen.
Ich fluchte mehr oder weniger leise vor mich hin, presste aber dann schnell die Lippen aufeinander, schließlich wollte ich mich nicht bemerkbar machen. Dass ich aber genau das getan hatte, zeigte sich, als ich ein Schemen vor dem roten Vorhang bemerkte, das immer größer zu werden schien. Schließlich konnte ich Wes beinahe atmen hören. Zwischen uns lag vielleicht noch ein halber Meter, lediglich unterbrochen durch das dünne Stückchen Stoff. Und ich war nackt. So nackt und nun so hochgradig erregt, dass meine Hände sogar leicht zu zittern begannen.
"Alles klar?", hörte ich Wes' Stimme von draußen fragen.
"Ähm...ähm..."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber mein Unterbewusstsein entschied einmal mehr für mich. Denn ihm war klar, dass ich längst ein Sklave war. Ein Sklave meiner eigenen zerrenden Lust.
"Das Ding ist zu weit...also...man müsste es enger stellen, aber...ich komm da nicht ran", stammelte ich und versuchte noch ein letztes Mal voller Verzweiflung die Schnalle zu erreichen, aber vergebens.
Man kannte Wes ja. Er las seinen Kunden jeden Wunsch von den Augen oder manchmal auch von den Lippen ab. Deswegen verstand er auch, dass ich seine Hilfe wünschte. Es kam mir allerdings ziemlich zögerlich vor, wie er den Vorhang leicht zurückschob und sich zunächst ohne einen Blick auf mich zu werfen in das Innere der Kabine schob, zu mir. Anschließend sorgte er wieder dafür, dass der Vorhang geschlossen wurde und erst dann konnte er sich nicht mehr davon abhalten, mich mit hastigen Blicken von oben bis unten zu mustern. Dieses Mal waren es eindeutig seine Augen, die die Eindrücke förmlich einsogen, so viel wie möglich gleichzeitig zu erfassen suchten. Und ich konnte nicht mehr tun, als einfach nur dazustehen und zu versuchen, mich diesem Reißen, Pochen und Zerren in meinem Körper nicht vollkommen hinzugeben. Er sah mich, er sah mich nackt, er sah mich nackt und erregt. Und seine Augen, seine sonst so hellen Augen, sie waren schwärzer als die Nacht, als meine Blicke die ihren einfingen.
"Könntest du...", setzte ich mit bebender Stimme an und deutete unmissverständlich auf meinen Rücken, um der Situation zu entkommen, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte.
"Na klar", brummte Wes, im Gegensatz zu mir die Ruhe selbst und ich wog die Möglichkeit ab, dass die Schwärze in seinen Augen vielleicht gar nicht von seiner Hingerissenheit über meinen nackten Körper rührte, sondern ein Relikt von etwas anderem war, aber nicht von Erregung. Schließlich bestand noch immer die Möglichkeit, dass er sich sexuell nicht zu Männern hingezogen fühlte.
Im Grunde wusste ich nämlich nichts über ihn, reinweg nichts; alles, was ich meinte zu wissen waren reine Vermutungen gewesen, nichts weiter. Und es wäre gut gewesen. Es hätte alles entschärft. Womöglich sogar die bösen Dämonen getötet, die mich des Nachts und mittlerweile auch tagsüber heimsuchten. Aber das Schicksal wollte es anders.
Geschickt zurrte Wes an meinem Gurt herum, wesentlich bestimmter als ich es vorhin noch zu tun gewagt hatte.
Letztlich passte das Teil wie angegossen und ich warf meinem eigenen Spiegelbild beeindruckte Blicke zu. Wahrscheinlich wirkte es ganz so, als hätte ich wegen meiner selbst eine Erektion herausgebildet, aber dem war nicht so. Bei Weitem nicht. Ich fand mich attraktiv, selbstverständlich, aber meine Lust, die galt im Moment nur ihm allein. Dem Mann, der noch immer hinter mir stand und weder etwas sagte noch sich aus der Kabine zurückzog, sondern einfach nur schaute. Auf mich. Auf mein Spiegelbild. In dessen Augen. Auf dessen Penis.
"Wundervoll...", raunte ich, da mir nichts besseres einfiel. "Es ist perfekt..."
"Ja", kam es nicht weniger angetan von Wes, was mir erneute Krämpfe zwischen meinen Beinen bescherte.
Just in diesem Augenblick fiel mir die Sache mit dem Halsband ein, von der ich im Internet gelesen hatte. Die Sache, auf die ich ihn ja noch dezent ansprechen wollte. War das der richtige Zeitpunkt?
"Wusstest du eigentlich, dass derjenige, der einem Devoten das Halsband umlegt, sein Master ist?", formten meine Lippen die Worte und auch dieses Mal nickte Wes wieder auf seine fast schon weise und beharrlich anmutende Art.
"Ja, das wusste ich", bestätigte er mir nun auch noch mündlich.
"Du hast es mir umgelegt, also...also...", presste ich mit letzter Kraft aus meinen Lungen, brach dann aber ab, als ich Wes' warme, raue Hände auf meinen bloßen Hüften spüren konnte sowie die Hitze seines Körpers.
"Also bin ich dein Herr", ergänzte er letztlich nahe meinem Ohr, ganz nahe, es war fast nur noch ein stimmloses Hauchen. "Im Grunde gehörst du nun ganz mir...und weißt du auch, was die Farbe Schwarz zu bedeuten hat?"
Ich schüttelte leicht den Kopf, was ihm zu einem hörbaren Lächeln animierte.
"Schwarz bedeutet, dass du von Fremden angesehen, aber nicht berührt werden darfst..."
Sein Griff wurde schlagartig fester. Fordernder. Sein Körper presste sich gegen mich. Meine kleine Welt stand Kopf. Ich stöhnte beinahe auf, winselnd und nach mehr geifernd, aber ich hielt meine Klappe, atmete lediglich heftiger. Sog seinen Duft ein. Ich war Wachs in seinen Händen. Denken konnte ich schon längst nicht mehr, schon gar nicht an Emily. In diesem Universum gab es nur noch Wes, mich und unsere Lust aufeinander. Zu keiner Sekunde zweifelte ich mehr daran, dass er mich auch wollte. Er ließ es mich unmissverständlich wissen.
"Aber...du hast ja deine kleine, süße Freundin, und ich will euch wirklich nicht auseinanderbringen", meinte Wes kurze Zeit später und distanzierte sich nicht nur stimmlich, sondern auch körperlich von mir, was mich beinahe schon mit Verzweiflung und Empörung reagieren ließ. Er sollte mich anfassen, er sollte mich küssen, mich beißen, mich nehmen, meinen Körper regelrecht ausbeuten, alles war mir recht, nur wollte ich ihn spüren können.
Ich machte meinen Mund auf, um etwas zu sagen, aber ich wusste ohnehin nicht was, und Wes war außerdem schneller als ich.
"Es tut mir leid, ich konnte einfach nicht anders. Du hast mir so gut gefallen, Angel...aber, aber...sag mir wenigstens, ob du auf Männer stehst."
"Ich...bin bi", erwiderte ich atemlos und mit einem Mal wuchs eine Entschlossenheit in mir, der ich Ausdruck verleihen musste. "Und ich will, dass du es mir machst...ich bin heiß auf dich...nur auf dich..."
Oh ja, und wie ich das war. Ich spürte den Schweiß förmlich auf meinem Rücken kochen und hatte keine Ahnung, wie lange ich dieses Spiel noch aushalten würde.
"Angel..."
Er presste mir seine Lippen auf den Hals, so hungrig, ließ begehrlich seine Zunge über meine Haut gleiten. Ich hörte meinen Atem in meiner Kehle zittern, wähnte ich mich doch endlich am Ziel meiner Reise; er hätte alles mit mir machen dürfen, ich war vollkommen gelähmt vor Lust, vor Verlangen. Krämpfe waberten in meinen Lenden, die zu einem fast nicht auszuhaltenden, aber doch so süßen Schmerz anschwollen, als Wes seine Hände zwischen meine Beine schob und mich grob, aber dennoch einfühlsam zu massieren begann. Mein Körper reagierte darauf, indem ich den Kopf in den Nacken warf, welcher dabei auf Wes' breiter Schulter zum Liegen kam, mit geöffneten Lippen, aus denen aber noch kein Stöhnen drang, sondern nur unser Speichel, als Wes mich hart küsste.
Mit nichts auf der Welt ließ sich dieser Kuss vergleichen, innig, köstlich und mit so einer Leidenschaft versehen, die meinen willenlosen Leib unter heißen Schauern beben ließ, während meine Zunge sich gegen die von Wes schmiegte und ich dabei den Mann schmecken konnte, den ich so heiß begehrte, seit dem ersten Tag unseren Zusammentreffens.
"Am liebsten würde ich dich zu meinem Lustknaben erziehen", eröffnete mir Wes atemlos zwischen zwei Küssen. "Wenn es das ist, was du auch möchtest."
Das war es. Natürlich war es das.
"Mh...möchtest du einen kleinen Vorgeschmack darauf haben, was dich erwartet, wenn du dich in meine Hände gibst?"
Musste ich darauf wirklich noch antworten? Im Grunde genügte ihm schon mein zittriges Keuchen, es war für ihn der Befehl, sich auf die Knie zu begeben und dies wiederum bedeutete mir, mich herumzudrehen und abzuwarten, was nun kommen mochte.
Seine starken Pranken schlugen sich in mein Sitzfleisch und zogen mich näher zu ihm heran, so nahe, dass er mühelos meinen Schwanz packen und sich dessen Spitze auf die herausgestreckte Zunge legen konnte, wobei er mir unablässig in die Augen schaute. Sein feuchter Muskel flatterte gegen meine Eichel und die dabei aufkommenden Schlabbergeräusche begannen mich unablässig in den Abgrund zu zerren.
Als er mich schließlich mit langen, festen Zügen lutschte, wurden die Bilder hinter meinen verschleierten Augen zunehmendes unklarer. Ich spürte nur noch, wie wir irgendwann einen Rhythmus fanden, den er mir mit seinen um meinen Schwanz dumpf klingenden Atemzügen vorgab und dem meine Hüften wie im Rausch folgten. Schließlich hielt ich es nicht länger aus und gab mich den angestauten Gefühlen hin, versuchte Wes dabei zuzuschauen, wie er meinen Orgasmus gekonnt mit dem Mund abfing und lediglich ein paar weiße Tropfen von seinen Lippen und meinem Schaft perlten.
Vor seinen Augen zu kommen war so geil, ich würde sogar sagen, es war das Geilste, was mir je passiert war. Wir hatten die Welt um uns herum vergessen, längst befanden wir uns nicht mehr im Laden, sondern nur noch unter unserer kleinen, engen Glocke aus Lust. Umso heftiger brach deshalb die Realität über uns hinein.
Das helle Klingeln verriet Kundschaft. Gerade hatte sich Wes sein Shirt über den Kopf ziehen wollen, dem anschließend auch noch der Rest seiner Kleidung folgen sollte, denn bisher war nur ich auf meine Kosten gekommen. Mitten in der Bewegung hielt er inne und warf mir einen beinahe verzweifelten Blick zu.
"Wir holen das nach", versicherte er mir allerdings mit einem Funkeln in den Augen und ausgestrecktem Zeigefinger, dann verschwand er aus der Kabine und während ich mich anzog, verblasste der ganze Zauber nach und nach.
Für heute. Morgen schon würden wir unser Spiel an genau derselben Stelle fortsetzen, an der wir heute aufhören mussten. Denn ich brannte darauf, mich zu Wes' Lustknaben erziehen zu lassen. Mich in seine Hände zu begeben. Mich von ihm nach Lust und Laune formen zu lassen. Verwöhnungen zu empfangen, aber auch selbst großzügig zu verwöhnen. Denn ein verzogener Lustknabe ist ein zickiger, unwilliger und undankbarer Lustknabe, so Wes' Worte. Und er hat Recht.
Und dann ist da ja noch Emily. Emily, die ich liebe.
Was sie wohl dazu sagen wird, wenn ich ihr die Sache mit Wes Beichte?
Was meinst du? Wie wird sich mein Schicksal entscheiden?
Texte: Serpa Demon
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2013
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