Cover

Prolog


Es wurde langsam Sommer.
Ich lag nachts lang wach, jeden Tag, seit Monaten. Ich konnte einfach nicht schlafen.
Und wie jede Nacht hörte ich ein und dasselbe Lied. Es beruhigte mich, brachte mich aber trotzdem stets zum Weinen.
Weinen wie ein Schlosshund, ein Begriff mit dem ich jeden Tag konfrontiert wurde.

Meine Mutter? Ich habe sie gehasst, abgrundtief mit aller Kraft und von ganzem Herzen.
Sechzehn Jahre lang musste ich sie Tag ein Tag aus ertragen und ich war es leid.
Ich hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihr.
Seitdem mein Vater uns vor einem halben Jahr verlassen hat, weil selbst er sie nicht mehr ertragen konnte, ging alles den Bach runter.

Ich wurde immer schlechter in der Schule, wandte mich von allem ab und saß nur noch in meinem kleinen Zimmer.
Zudem, dass ich kaum bis gar nie geschlafen hatte und ständig Probleme hatte in allen Situationen kam noch dazu das mein Freund mich verlassen hatte.
Er hatte es mit mir nicht mehr ausgehalten. Er erkannte das Mädchen in das er sich verliebte nicht mehr, waren seine Worte.

Da meine Mutter der Meinung war, ich würde das jetzige Schuljahr nicht schaffen, da mich alles hier an meinen Vater erinnern würde packte sie kurzer Hand unsere Sachen und kündigte einen Umzug an.

Initium Novum

Jill

„Jill, bist du soweit?", hörte ich meine Mutter von unten rufen. Ich packte noch die restlichen Sachen in meinen Koffer und lief die Treppen runter.
Ich sah mich noch einmal um und speicherte alles gut ab. Jede Erinnerung die an diesem Haus hing, wollte ich tief in meinem Gehirn abspeichern, damit sie nie verloren gehen.
„Ja, mein Zimmer ist leer." Ich starrte das fast komplett leere Haus an. Bis auf ein paar Kartons und Koffer stand nichts mehr hier. „Und was ist mit deinem Bruder?" Ich zuckte nur mit den Schultern und hörte wie sie nach Ivo brüllte.
Nun musste ich mein geliebtes Haus verlassen, in dem ich meine gesammte Kindheit verbracht hatte. Es fiel mir schwer und ich habe schon einige Tränen vergossen. Ich erinnerte mich an viele schöne Momente, die ich in diesem Haus verbracht habe, aber gerade als ich an meinen Vater denken wollte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Ivo, hast du alles gepackt?", fragte meine Mutter meinen verärgerten Bruder. „Ja Mutter!" Mit verschränkten Armen ging er auf die Haustür zu und solzierte mit seinen Koffern zum Wagen.
Ich half meiner Mutter noch dabei, die restlichen Sachen zu verstauen und stieg dann ebenfalls in den Wagen ein. Ich musste mir vorne mit meinem Bruder den großen Sitz teilen, da wir mit einem Lastwagen fuhren.
Meine Mutter hatte ausgerechnet, dass wir ungefähr 3 Stunden brauchten bis wir in Phoenix ankamen und deswegen packte ich mir meinen IPod ein.
Ich zog ihn aus meiner Jackentasche und stültpe mir meine Kopfhörer über. Den Rest der Fahrt bekam ich glücklicher Weise nicht mit, da ich eingeschlafen war.

Meine Mutter weckte mich dann aufgeregt und zog mich hinter sich her. Als wir an der Tür ankamen, suchte sie hastig nach dem passenden Schlüssel. Sie schloss die Tür auf und stürmte hinein. „Na, wie gefällt es dir?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ganz okay hier." Sie schaute mich skeptisch an. „Ganz okay? Es ist großartig" Schnaubend ging sie davon.
Unsere Möbel wurden schon gestern hergebracht und aufgestellt. Ich schaute mir alles ganz genau an und lief in jedes Zimmer. Das Haus war riesig und traf doch überraschend sehr meinen Geschmack. Besonders mein Zimmer gefiel mir gut.
Es war sehr schön eingerichtet und in meinen Lieblingsfarben, schwarz und weiß, gehalten. Ich hatte meine eigene Etage sowie mein eigenes Badezimmer, einen großen geräumigen Balkon und ein zusätzliches Zimmer, dass als Schlafzimmer dienen sollte.
Die oberste Etage gehörte meinem Bruder der ebenfalls ein Bad, ein Schlafzimmer und einen Balkon sein eigen nennen durfte.
Der untere Bereich hatte sich als Wohnzimmer, Küche, Bad, Arbeitszimmer und Schlafzimmer herausgestellt.
Als ich fertig mit der Besichtigung war, musste ich mir eingestehen, dass dieses Haus genau meinen Vorstellungen eines perfekten Hauses entsprach. Lobend legte ich meine Hand auf die Schulter meiner Mutter. Sie merkte sofort, dass mir das Haus gefiel.
Mein Bruder schleppte freundlicher Weise meine Sachen in mein Zimmer, so dass ich sofort anfangen konnte mein Zeugs auszupacken.

Ich brauchte doch ziemlich lange dafür und war froh als ich fertig war.
Erschöpft ging ich die Treppen runter und roch schon das leckere Essen, dass meine Mutter gekocht hatte.
Wir setzten uns alle an den Tisch, als Ivo sich endlich zu uns gesellte.
Wir redeten nicht viel wärend wir aßen.
Als ich fertig war, stellte ich mein Geschirr in die Spülmaschine, wünschte allen eine gute Nacht und verzog mich wieder in mein Zimmer.
Ich legte mich auf mein Sofa und betrachtete mein Zimmer. Es war wundervoll und ich fühlte mich sofort wohl.
Ich schaute auf mein Smartphone. Es war schon 11 Uhr und ich merkte auch langsam wie müde ich eigentlich war.
Ich ging zu meinem Schrank und suchte mir eine kurze Shorts und ein schlabbriges T-Shirt herraus. Damit lief ich dann in mein Badezimmer und unterzog mich der abendlichen Pflege.
Angezogen ging ich dann direkt in mein Schlafzimmer und legte mich auf mein Bett.
Ich vermisste Yuma komischer Weise nicht einmal. Nichts dort war besser gewesen, als das was ich hier sah.
Und als ich in meinen Gedanken versunken war, dauerte es auch nicht mehr lang bis ich seelenruhig einschlief.

Iterum atque iterum dies lunae.

Jill

Ich machte langsam die Augen auf.
Leider musste mein ungeliebter Wecker mich von meiner Traumwelt erlösen und mir sagen, dass es Montag ist. Ich musste dann unglücklicher Weise feststellen, dass ich noch eine Woche Schule hatte bevor die wundervollen Sommerferien kamen.
Müde stapfte ich zu meinem Schrank und suchte mir etwas passendes aus.
Ich ging ins Badezimmer um mich meiner morgendlichen Pflege zu unterziehen.
Langsam stieg in die Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Um nicht mehr Zeit zu vergäuden, als ich eh schon hatte putzte ich mir nebenbei die Zähne. Das warme Wasser lief mein Gesicht runter und es fühle sich gut an.

Da war ich nun.
In einer neuen Stadt.
In einem neuen Haus.
Musste auf eine neue Schule.
Und musste mich auf neue Menschen einstellen.

Ich zog mich an und ging aus meinem Zimmer geradewegs auf die Treppen zu, die ich hinunter stürmte.
„Guten Morgen Jill!" Meine Mutter war ebenfalls wach und voller Elan in den Tag zu starten. Das merkte ich an ihrer schrillen Stimme so früh am Morgen.
Ich sah die Croissants auf dem Küchentisch und hockte mich kurzer Hand auf einen der Stühle. „Morgen.", murmelte ich in mein Croissant hinein, dass ich zuvor in Marmelade getunkt hatte.
Sie lächelte mich an. „Freust du dich schon?" Ich zuckte mit den Schultern und aß mein Croissant weiter.
Sie merkte, dass ich nicht gerade gesprächig war und ließ es bleiben, mich zu einem Gespräch zu kriegen.
Da ich fertig mit dem essen war, stand ich auf und ging zurück in mein Zimmer.

Zu meiner Verwunderung hatte ich noch knapp eine halbe Stunde zeit, ehe der Bus vor meiner Haustür stehen würde, also packte ich seelenruhig meine Tasche, nahm meinen IPod und mein Smartphone von der Ladestation, ging auf den Balkon und zündete mir eine Zigarette an.
Zum Glück hatte ich einen eigenen und musste ihn nicht mit Ivo teilen.
Genüsslich nahm ich einen Zug und inhalierte den Qualm.
Ich habe schon sehr früh mit dem Rauchen angefangen, da ich viel Stress in meiner Vergangenheit hatte.
Nach dem letzten Zug schnippte ich die Kippe vom Balkon und starrte auf die Uhr meines Handys.
Noch 10 Minuten.
Schländernd ging ich die Treppen runter, nahm meine Tasche die ich vorher an die Tür gestellt hatte und zog mir meine Pumps an.
Ich blickte noch einmal in den Spiegel, der neben der Tür hing und vergewisserte mich, ob auch alles saß wie es sollte.

Draußen stand ich an der Haltestelle und wartete auf den Bus, der mich in meine neue Schule bringen sollte.
Ich hielt es eigentlich nicht für nötig, die eine Woche in die Schule zu gehen, aber meine Mutter dachte sich wohl, dass ich so neue Leute kennenlernte und die langen Ferien nicht allein verbringen musste.
Von weitem sah ich den Bus auf mich zukommen.
Plötzlich wurde ich ein wenig nervös.
Da stand er nun.
Der Bus der in die Hölle führte.

Infernus vocavit schola.

Jill

Die Tür vom Bus ging auf und ich blickte die Busfahrerin an. Sie schien ganz nett zu sein und lächelte mich freundlich an. Ich stieg ein und schaute mich um. So gut wie kein Platz war leer, doch ich erblickte dann in der letzten Reihe einen Platz. Dort saß ein Mädchen mit sehr langen blonden Haaren, die sie zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Sie hatte dunkelgrüne Augen, war sehr dezent geschminkt, trug eine kurze Jeans und dazu ein Top. Das Mädchen hatte unwahrscheinlich lange Beine, dessen Wade ein Tattoo von einem wunderschönen Schmetterling bedeckte. Wunderschöne Creolen zierten ihre Ohren und eine hauch dünne Kette ihr Dekoltee. Sie schien ebenfalls sehr freundlich zu sein und ich beschloss mich neben sie zu setzen.

„Ist der Sitz noch frei?" Ich sah sie an und lächelte leicht. „Klar setz dich doch, bitte."
„Mein Name ist Alison, aber sag doch ruhig Alli zu mir!" Sie strahlte mich förmlich an und ich lächelte höfflich zurück. „Ich heiße Jillian, aber alle nennen mich Jill."
„Wie alt bist du, Jill?", fragte sie und schaute mich erwartungsvoll an.
„Ich bin sechzehn und du?" Mein Blick wanderte zu ihr.
Sie lächelte. „Ich bin ebenfalls sechzehn."
Ich reichte ihr meine Hand und sie nahm sie an. „Freut mich dich kennenzulernen, Alli!"
„Kann ich nur zurück geben, Jill!"

Wir unterhielten uns eine ganze Weile über die verschiendensten Themen. Ich fragte sie über die Schule aus. Welche Fächer sie hatte und bemerkte, dass zusammen mit ihr Unterricht hatte und dass, freute mich. Als erstes fragte sie mich natürlich, was mich nach Phoenix brachte und ich erzählte ihr, wenn auch ungern, meine Geschichte. Sie war erstaunt, wohlmöglich weil sie nicht gedacht hätte, dass ich ihr sowas nach so kurzer Zeit anvertrauen würde.

Nach einiger Zeit hielt die Busfahrerin und die Tür ging auf, es stieg niemand ein, also fuhren wir weiter. Alli erzählte mir einige Dinge die ich am ersten Tag beachten sollte, aber da das eine ganz schön große Menge war versprach sie mir das alles später noch einmal zu erzählen.
Der Bus wurde langsamer und stand dann nach einer kurzen Weile.

Ein Junge stieg ein. Er hatte braun-rote Haare und warme braune Augen, die perfekt miteinander harmonierten. Eine kurze rote Shorts bedeckte seine Beine und er kombinierte diese mit einem grauen Shirt. Zudem hatte er auf beiden Seiten einen Tunnel und an der Unterlippe saß links und rechts ein Piercing. Ebenfalls zierte ein kleines Tattoo seinen linken Oberarm, leider konnte ich nicht genau erkennen was es war.
Er kam gerade auf mich zu, als Alli mich anstieß.
„Das ist Jasper, er ist 17 und geht in meine Klasse und ja er sieht verdammt gut aus, nur leider interessierte er sich nicht für die Mädchen aus unserer Schule. "
Ich starrte sie verwirrt an. „E-es tut mir L-leid, Alli. Ich möchte nicht, dass du denkst, dass ich dir nicht gern zuhöre."
Sie lachte nur. „Gar kein Problem! Das ist immer so, wenn Jasper auftaucht und oh-oh, er kommt her!"
Ich schaute auf und sah ihn direkt vor mir stehen.

Nova amicitia?

Jasper

Ich stieg wie sonst auch normal in den Bus, doch irgendwas war anders. Holly, die Busfahrerin, war so komisch. Sie lächelte sonst nie, wenn ich einstieg, aber heute grinste sie mich an und wünschte mir sogar einen guten Morgen.

Ich war verwirrt, doch dann sah ich sie.
Dieses Mädchen, dass neben Alli saß.
Sie starrte mich an, während Alli sie von der Seite aus zuquatschte. Sie zog mich mit ihren grauen Augen in den Bann.
Sie war so wunderschön, dass selbst mir der Atem wegblieb.
Sie hatte blondes Haar, dessen Spitzen sie blau gefärbt hatte. Sie hatte ein paar Dreddlocks in den Haaren, vielleicht vier oder fünf ganz dünne.
Als ich in ihr Gesicht blickte, stachen mir zuerst ihre Piercings ins Auge. Sie hatte eins links an ihrer Unterlippe, ein Septum an ihrer kleinen, aber doch süßen Nase und drei Ohrlöcher, von denen eins an jeder Seite Tunnel waren. Zu dem hatte sie drei Tattos, die ich vom Weiten, aber nicht genau erkennen konnte.
Sie war nicht geschminkt, was mich verwunderte, da hier jedes Mädchen ohne Schminke nicht mal den Müll raus bringen würde.
Sie trug ein weißes trägerloses Top und dazu eine kurze schwarze Hose, kombiniert mit schwarzen Pumps mit kleinen Nieten an ihrem Absatz.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Aaron mich zu sich rief. „Jas, Jas!!" Ich blickte zum ihm.
Er saß ganz hinten in der Reihe, wo auch Alli und dieses Mädchen saßen.
Ich ging gerade aus auf die Drei zu und setzte mich neben Aaron und das Mädchen.
„Hi Aaron." Ich gab ihm meine Hand und richtete meine Augen wieder zu dem Mädchen, dass nun neben mir saß.
Sie roch fantastisch, wie frische Pfirsiche. „Erde an Jasper!" Ich drehte mich sofort wieder zu ihm.
Er war mein bester Freund seit der ersten Klasse.
Er hatte schwarze Haare und seine Augen waren tief blau, fast schwarz.
Manchmal machten sie mir angst, wenn ich ihm in die Augen blickte.
Er trug immer eine Cap und er hatte genau wie ich Piercings und Tunnel.
Wir hatten sie zusammen gestochen und auch zusammen gedehnt.
Außerdem trugen wir meist jeden Tag die gleichen Klamotten.
Wir sahen aus wie Zwillinge und wurden auch immer so genannt, da wir uns wirklich sehr ähnlich waren.
Ich mochte ihn sehr und er war wie ein Bruder für mich.

„Alles klar bei dir, Jas?" „Ja, ja, alles okay. Bei dir?" Er lächelte mich an. „Natürlich, du kennst mich doch."
Ich fasste mir an mein Ohr, was sich als schlimmer Fehler herraus stellte.
„Jasper, du kannst mir nichts vormachen. Was hat dir dieses Mädchen angetan, dass du so neben dir stehst?!" Ich starrte ihn an und wusste keine Antwort darauf. Sie war einfach so unglaublich und warf mich so aus der Bahn.
„I-i-ich, ich hab keine Ahnung Aaron. Sie ist so. Sie ist. Ich finde keine Worte dafür. Sie haut mich einfach so um und dabei kenne ich noch nicht mal ihren Namen."
Er lachte. „Ich aber, sie heißt Jillian." Ich schaute ihn verwundert an.
„Das weißt du wieder woher?!"
„Ich habs aufgeschnappt, als Alli und sie redeten." Ich blickte in ihre Richtung und hörte wie Alli meinen Namen erwähnte.
„Sie reden über mich, ich habe meinen Namen gehört." Er grinste. „Wahrscheinlich erzählt Alli ihr grad, was für ein Arschloch du bist und das du dich nicht für Mädchen aus der Schule interessierst."
Und ja so war es. Ich war das reinste Arschloch und die Mädchen aus meiner Schule waren mir alle egal.
Ich habe mich nie für diese Mädchen interessiert und auch noch nie mit einem gesprochen, es sei denn ich musste für die Schule etwas mit einem machen.
Im Allgemeinen kannte ich von den Mädchen nur die Vornamen, wenn überhaupt, sonst wusste ich nichts von ihnen.
Das einzige Mädchen mit dem ich Kontakt hatte, war Alli.
Ich kenne sie genauso, wie Aaron seit der ersten Klasse.
Wir verstanden uns immer gut und sie war auch die einzige mit der ich überhaupt freiwillig gesprochen habe.

„Hey Jas!", tönte es aus der anderen Ecke.
„Hi Alli." Ich starrte sie an und zeigte mit meinen Augen auf das Mädchen, dass neben mir saß.
„Achja und das ist Jillian, sie ist neu an unserer Schule und gerade aus Yuma hergezogen."
Jillian blickte mich an und bat mir ihre Hand an. Ich nahm sie dankend an.
"Du kannst mich Jill nennen.", brachte sie leiser hervor. Ich nickte.
"Jasper und der neben mir ist Aaron." Sie entzog mir ihre Hand und reichte sie Aaron, der sie ebenfalls dankend annahm und nickte.
„Freut mich.", sagte sie zu uns beiden und richtete ihren Blick wieder auf Alli.
„Was führt dich nach Phoenix?", fragte Aaron sie.
„I-ich, ähm, m-meine Mutter, mein Bruder und ich sind hergezogen, da ich, ähm."
Ich unterbrach sie. „Ist okay wenn du nicht drüber reden möchtest, Aaron wollte nicht aufdringlich sein."
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und merkte wie sie zusammen zuckte.
Sie starrte mich überrascht an und ich nahm schnell meine Hand von ihr.
Der Bus stoppte und die Türen gingen auf.
Alle stürtem durch die Tür, nur wir schlenderten langsam in die Richtung der Schule.

Nisi pergere possis, certe lumen veniet. ~Peter Ludwig.

Jill

Wir standen an der Bushaltestelle, vor der Schule und hatten noch fünfundzwanzig Minuten zeit, bevor der Unterricht beginnen würde.
Ich zückte eine Schachtel Zigaretten aus meiner Tasche, nahm eine heraus und zündete sie an.
Langsam inhalierte ich den Qualm und pustete ihn aus meinen Lungen heraus.
Jasper tat es mir gleich und bat Aaron und Alli eine an. Wie es schien rauchten sie alle und bevor Alli nach einer Zigarette von Jasper greifen konnte, hielt ich ihr meine Schachtel hin, die ich noch nicht wieder eingepackt hatte.
„Woher wusstest du, dass ich Lucky Strike lieber mag als John Player's?"
Ich nahm meine Schachtel wieder an mich und wollte gerade etwas sagen, als Aaron mir zuvor kam.
„Du bist eine Frau, Alli."
Ich lachte und packte meine Zigaretten zurück in meine Tasche. „Nein, ich verstehe mich einfach nur gut mit ihr und wie ich bemerke ist sie mir sehr ähnlich also dachte ich mir das es bei der Zigarettenmarke genau so ist." Sie lächelte nur und nahm einen kräftigen Zug von ihrer Kippe, nachdem sie diese angezündet hatte. „Erlauben euch eure Eltern das Rauchen eigentlich?", wollte ich wissen.
Jasper nahm einen Zug und lächelte. „Mein Dad hat nichts dagegen, da er selbst früh angefangen hat zu rauchen, nur meine Mom würde meine Kippen am liebsten eine nach der anderen verbrennen, sie verbietet ihm auch immer mir meine Zigaretten zu kaufen, was ihn aber nicht davon abhält."
Alli musste lachen. „Meine Mom sagt immer, dass es ihr lieber ist wenn sie es weiß, anstatt das ich es heimlich mache. Sie sagt, machen würde ich es so oder so und so kann sie es noch einigermaßen kontrollieren. Der selben Meinung war mein Vater ebenfalls und nicht nur was das Rauchen betrifft. Sie erlauben mir so ziemlich alles, solange sie davon wissen."
Aaron starrte mich nur komisch an ehe er ebenfalls seinen Senf dazu gab. „Meine Eltern sind der gleichen Meinung. Ich bekomme jeden Tag eine Big Box und muss damit auskommen, wenn ich keine mehr habe muss ich damit leben."
Ich lachte nur. „Und deine?", fragte mich Jasper.
„Nun ja, mein Dad hat damals immer gesagt, dass er sich wünschen würde, dass ich es nicht tue, hat mir aber zu meinem Geburtstag immer eine oder zwei Stangen Zigaretten mitgenommen, wenn er aus Polen wieder kam. Meine Mutter kümmert es nicht, ob mein Bruder oder ich rauchen. Sie kauft am Anfang der Woche immer genug Schachteln, damit es für uns beide reicht. Sie selbst raucht nicht, deswegen müssen wir entweder draußen oder auf dem Balkon rauchen."
„Ich verstehe schon.", sagte Alli. „Meinst du wir könnten heute nach der Schule, was zusammen machen? So zu viert? Wir könnten dir ja die Stadt zeigen oder dir Zuhause bei irgendwas behilflich sein?"
Aaron schaute uns alle erwartungsvoll an.
„Ich hätte nichts dagegen und meine Mutter muss ich nicht um Erlaubnis bitten, also wenn ihr das wollt können wir was machen, ja." Aaron lächelte mich sanft an und ich tat es ihm gleich.

Jasper und Aaron verabschiedeten sich von uns, da sie schon vorher in die Klasse gingen.
Ich bat Alli an mit ihnen zu gehen, da ich noch ins Sekretariat musste, aber sie wollte mich begleiten.
Nachdem ich meine Bücher, meinen Stundenplan für die nächste Klasse und einen Gebäudeplan bekam und mir gesagt wurde in welche Klasse ich nun gehörte, sah ich schon wie breit Alli grinste.
Zu meiner freude ging ich in die selbe Klasse wie Sie, Aaron und Jasper.
Ich erkundigte mich noch danach, wie ich nun ohne Bücher dem Unterricht folgen sollte, sah Alli an und ging dann mit ihr zusammen in meine neue Klasse.
Ich musste mir wohl mit meinem neuen Sitznachbar die Bücher teilen.
Gerade als Alli und ich die Klasse betraten, kam auch schon unser Lehrer und zog mich mit nach vorne zum Pult. „Das, liebe Schüler, ist Jillian. Sie ist gerade aus Yuma hergezogen und wird ab sofort an unserem Unterricht teilnehmen. Da ich sehe, dass wir nur noch einen freien Platz haben, musst du dich neben Jasper und Alison setzen. Ich hoffe es macht dir nichts aus. Ach ja, ich bin Mr. Miller."
Und nein im gegenteil, ich war sogar ziemlich froh darüber.
So musste ich mich nicht gezwungendermaßen mit irgendwem anderes beschäftigen und konnte mich weiter mit Alli, Japser und Aaron anfreunden.
Wir hatten Mathe und ich hatte den Stoff den wir gerade durchnahmen, schon vor einem halben Jahr in Yuma auf der Schule gehabt, so das ich nicht wirklich aufpassen musste.
Mir ging es sehr im Moment sehr gut, was mich leicht verwunderte.
Ich hätte nicht gedacht das es mir hier so schnell schon so gut gehen würde und ich war glücklich, so ein tolles Mädchen kennen gelernt zu haben und dazu noch zwei sehr nette Jungs, mit denen ich sogar noch nach der Schule was unternehmen werde.
Endlich klingelte es zur ersten Pause.
Alli erklärte mir, dass sie und die beiden Jungs in dieser Pause nur zum Raucherplatz und wieder zurück gingen und ich machte das selbe.
Die Kinder hier mussten eine Einverständniserklärung ihrer Eltern mit in die Schule bringen um rauchen zu dürfen.
Vorraussetzung war, dass man Sechzehn oder älter war.
Zu meinem Glück, hatte Mom für Ivo und mich, schon eine abgegeben und ich mir keine Sorgen machen musste.
Alli grinste mich schelmisch an. „Kann ich direkt nach der Schule mit zu dir kommen? Wir können ja dann zusammen Hausaufgaben machen und etwas essen. Du hast bestimmt voll schöne Sachen in deinem Schrank, dann machen wir eine Modenschau und gucken was wir anziehen und-.
Ich unterbrach sie. „Ist okay, Alli. Klar kannst du nach der Schule mitkommen."
Sie lächelte so breit, ich hätte niemals gedacht das ein Mensch so breit grinsen könnte, ohne Schmerzen.
„Ui, das wird so toll! Und dann kommen die Jungs und wir gehen in den Park und ein Eis essen und Shoppen-. Jasper hielt ihr den Mund zu.
„Ja Alli, ja. Alles, nur bitte halte den Mund, ich möchte rauchen, in Ruhe."
Qualm kam aus seinem Mund herraus. Er lächelte mich leicht an und ich konnte nicht anders, als dieses wunderschöne Lächeln zu erwidern.
Ich nahm einen letzen Zug von meiner Kippe und drückte sie dann in dem großen Aschenbecher, der dort stand, aus.
Jasper hakte sich, zu der Verwunderung von Alli, Aaron und mir, bei mir ein und schländerte mit mir zurück in unsere Klasse.
Die beiden liefen uns hinterher und tuschelten den gesammten Weg.

Als wir uns dann saßen, nahm ich einen Schluck von meinem Wasser und stellte es zurück in meine Tasche. Meine Mom hatte mir am vorherigen Tag erzählt, dass ungesunde Getränke in der Schule nicht erwünscht wären, also packte sie mir Wasser, etwas Obst, zwei Croissants und eine kleine Schale Erdbeer Marmelade ein. Eigentlich war sie eine sehr fürsorgliche Mutter und liebte meinen Bruder und mich abgöttisch, aber es war zu viel vorgefallen, als das ich sie genau so lieben könnte, wie sie mich.
Jasper und Aaron unterhielten sich und Alli war noch schnell auf Toilette.
Gerade als sie wieder kam, eilte Mr. Miller in die Klasse, da er selbst fast zu spät gekommen wäre.
„So, bevor wir mit Naturwissenschaften beginnen, wird erstmal gegessen. Guten Hunger."
Alle bedankten sich und fingen an zu essen.
Alli erklärte mir, dass nach der ersten Stunde immer Frühstücks und vor der letzten Stunde Mittagspause war. Frühstück war Pflicht, wegen der Energie, die das Denken anregen soll.
Mittag hingegen nicht. Man konnte sich aussuchen, ob man in der Cafeteria essen mochte oder nicht.
Mr. Miller ging kurz aus dem Klassenzimmer und sofort kamen alle an meinen Tisch, was überwiegend Jungs waren und fragten mich aus.
Ich gab immer passende Antworten und nach und nach leerte sich mein Platz.
Alli, Jasper und Aaron konnten sich ein Lachen nicht verkneifen und Jasper, zwickte mir ab und zu, in meine Seite.
Als Mr. Miller wieder die Klasse betrat, wurden alle wieder Still und lauschten seinen Worten.
„Nun, zu meinem bedauern, werde ich euch heute entlassen müssen. Die Schulleitung hat beschlossen der gesammten Schule die letzte Woche zu schenken, da wir nun über die Sommerferien diverses zu planen haben."
„Und was?", rief jemand aus der Ecke.
„Wie ihr ja wisst stehen, nach den Ferien einmal unsere ''Goodbye Summer''-Fahrt an und dann noch unsere drei-wöchige Klassenfahrt nach San Diego, dann noch diverse andere Fahrten mit denen wir aber nichts am Hut haben und einige Änderungen am Stundenplan, den Pausen et cetera. Genaueres bekommt ihr, aber in einem Schreiben, dass ihr nachhause bekommt zu erfahren. Und nun genießt die Ferien und wir sehen uns dann zum Schulanfang wieder."
Alle stürmten auf und freuten sich.
Wir hingegen packten langsam unsere Sachen ein und bewegten uns schländernd, fast schlüfend zu unserer Bushaltestelle.

„Und was machen wir jetzt?" Wollte Aaron wissen.
„Also ich denke mal Alli und ich fahren jetzt zu mir und schauen was wir machen. Hausaufgaben gibt es ja keine."
„Unsere Eltern sind aber noch nicht Zuhause und werder Aaron noch ich haben einen Schlüssel mit."
Ich dachte nach und sprach meine Gedanken sofort aus.
„Wann kommen eure Eltern wieder?"
„Nun ja.." Aaron kratze sich am Kopf.
„Meine Eltern sind heut morgen weggefahren und kommen erst Montag wieder. Ich sollte solange bei Jas übernachten und seine Eltern kommen vielleicht erst kurz vor Schulschluss wieder."
Jasper klinkte sich ein.
„Wenn überhaupt. So wie ich heute morgen mit bekommen habe wollten meine Eltern ebenfalls fahren. Das machen sie öfters da sie sich bis jetzt immer auf uns verlassen konnten."
„Okay Jungs, sowas hatte ich mir irgendwie schon gedacht. Also wie wärs mit DVD-Abend bei mir? Ihr könntet die ganze Woche bei mir bleiben sollten deine Eltern nicht wieder kommen. Ich mein ihr könnt auch bleiben wenn sie wieder kommen. Du natürlich auch Alli. Du solltest dann nur deine Eltern anrufen und bescheid sagen. Und um Klamotten braucht ihr beide euch keine Sorgen machen ich kann euch was von Ivo leihen wenn es nötig sein sollte. Meine Mutter freut sich bestimmt wenn sie sieht das ich Freunde gefunden hab und würde es mir nicht abschlagen."
Alli grinste wieder so schmerzhaft breit und Jasper und Aaron taten es ihr gleich.
„Okay, wir schauen nur ob meine Eltern da sind dann kommen wir zu dir."
„Uuuuuuui, ich freu mich so, das wird so aufregend."
Alli kreischte förmlich durch die Gegend.
Ich gab Jasper einen Zettel mit meiner Adresse und meine Telefon -und Handynummer und wir stiegen in das Auto gerade vor unseren Füßen hielt.

Accidit in puncto, quod non speratur in anno. ~Kaiser Ferdinand

Jill

Ivo sah mich mit großen Augen an.
„Soll ich die Drei etwa mitnehmen?"
Ich musste lachen. „Nein, nur Alli. Die Jungs fahren mit dem Bus und kommen nach."
Er sah mich erleichtert an. Er hasste es fremde Menschen in seinem Auto mitnehmen zu müssen.
Wir brauchten ungefähr zwanzig Minuten zu mir und diese nutze Alli auch aus, um mich mit Vorschlägen voll zu plappern.

Als wir ankamen, schmiss Ivo uns genervt aus dem Wagen und parkte ihn in der Garage.
Ich ging mit Alli rein und hoffte meine Mutter wäre einkaufen.
Gerade als ich in mein Zimmer wollte, wurden meine Hoffungen wie erwartet zerstört.
„Hallo, ich bin Patricia, Jillians Mom."
Sie streckte ihre Hand aus und Alli nahm nickend an.
„Ich bin Alison, aber nennen sie mich doch bitte Alli."
Meinte Mutter sah sie geschockt an. „Bitte, nenn mich Patty und lass uns bei einem Du verweilen, ich mag es nicht gesietzt zu werden."
Alli nickte leicht und ich zog sie dann mit in mein Zimmer.
Es sah irgendwie kahl aus, auch wenn es schön eingerichtet war. Das selbe war Alli ebenfalls aufgefallen.
„Wir müssen auf jeden Fall ein paar Bilder und Poster aufhängen!
Wir machen am besten gleich welche mit Jas und Aaron, dann können wir sie ausdrucken wenn wir shoppen gehen und Poster können wir dann auch gleich mitnehmen!"
Ich nickte. „Stört es dich wenn ich ein wenig Musik anmache? Dann können wir noch ein paar Dinge aufschreiben, die wir besorgen können, damit mein Zimmer nicht so steril wirkt, während wir auf die Jungs warten." Sie lächelte mich an und nickte. „Nein, ich höre gern Musik."
Noch eine Gemeinsamkeit. Ich mochte Alli immer mehr!
Ich schloss meinen IPod an meine Anlage und ließ meine Lieblingsplaylist laufen.
„NEIN! Du hörst One Direction? Das kann nicht sein, ich liebe die Fünf!"
Ich strahlte, wir hatten so viel gemeinsam! „Na klar, ich liebe die Fünf auch!"
Sie klatschte in die Hände. „Dann weiß ich auch schon was für Poster wir kaufen!"
Ich nickte und drehte die Musik ein wenig lauter, als ''Best Song Ever'' lief.
„Ich steh voll auf den Song!" Ich sprang auf und bewegte mich, meiner Meinung nach, echt komisch zu der Musik und Alli tat es mir gleich.

Wir hatten noch ein paar Dinge auf einen Zettel geschrieben, die wir heute unbedingt machen oder kaufen wollten und tanzten weiter zu den Liedern, bis es klingelte.
Ich wollte meiner Mom zuvor kommen, war aber leider nicht schnell genug.
Gerade als ich runter kam, hatte sie Jasper und Aaron, schon mitten in ein Gespräch verwickelt.
„Mom, ich störe dich ja nur ungern, aber ich entführe die beiden dann mal nach Oben."
„Kein Thema, Herzchen." Wir gingen die Treppe hinauf, in mein Zimmer, wo Alli immer noch fröhlich herrum tanzte.
„Hi Alli.", stießen Aaron und Jas heraus, als diese sich umdrehte und vor Schreck auf die Nase fiel.
„Alles okay?", wollte Aaron besorgt wissen.
Ich glaube er mag sie mehr als er zugeben möchte.
Im gegensatz zu Jasper, machte er sich nämlich große Sorgen um sie, obwohl Jas sie genau so lange wie ihn kannte.
„Ja, ja alles gut, hallo ihr beiden." Sie hielt sich den Bauch damit sie nicht anfing los zu lachen und stand wieder auf.
„Wie ich sehe habt ihr Kleidung dabei. Deine Eltern waren also doch noch da?"
Jasper schüttelte den Kopf. „Nein, meine Nachbarin Mary hatte meinen Schlüssel. Meine Mutter hat bemerkt, dass ich ihn auf der Theke vergessen habe und brachte ihn Mary, die dann einen Zettel an die Tür hing, auf dem stand das ich ihn abholen soll."
So eine nette Nachbarin, dachte ich mir.
„Super dann können die Ferien ja nun beginnen."
Alle drei nickten und irgendwie war ich froh, dass Alli mich gezwungen hatte mir andere Kleidung anzuziehen, bevor die Jungs kamen.
„Wollen wir?", fragte diese auch gleich.
„Na klar.", murmelte Jasper, während er meine Hand schnappte und mich mit zog.
Aaron tat es ihm gleich und schnappte sich Alli.
Wir gingen zu einem grau-rotem Auto. Das musste wohl Jas gehören.
Er hielt mir die Beifahrertür auf und ich stieg ein.
Alli und Aaron hatten es sich hinten bequem gemacht.
Zu meiner Verwunderung, lag eine 1D CD auf dem Amaturenbrett.
Er sah, dass ich diese anstarrte, machte den CD-Player an und Liam ertönte aus den Lautsprechern.
„Du hörst 1D?", hakte ich nach.
„Jetzt bezeichne mich nicht als schwul oder so, aber ja, ich UND Aaron hören 1D."
Ich lächelte und legte unbemerkt eine Hand auf sein Bein.
„Ich finds cool, dann müssen wir uns wenigstens nicht darum streiten, welche Musik wir hören."
Er starrte gerade aus, auf die Straße, als wären seine Augen an die Straße gekettet.
Erst als ich bemerkte, dass ich eine Hand auf sein Bein gelegt hatte, wurde mir klar warum.
Schnell zog ich meine Hand weg und hörte ein Kichern von hinten.
Ich drehte mich um und sah die beiden mit einem finsteren Blick an.
Sofort hörten die Beiden auf und sahen sich lächelnd an. Da geht doch was!
Innerlich freute ich mich sehr für die beiden, was mich ebenfalls lächeln ließ.
„Wo soll es denn hin gehen?" Jasper schaute mich an, als er gerade an einer roten Ampel hielt.
„In den Park! Wir müssen dringend Bilder für Jill's Zimmer machen!"
Ich nickte und Jas bog rechts ein, als die Ampel grün wurde.

Wir fuhren noch circa zehn Minuten, bis wir den Park erreichten und redeten über die verschiedensten Themen.
Jas eilte um den Wagen herum um mir die Tür zu öffnen und gerade, als ich einen Fuß raus setzte und Jasper meine Hand ergriff, machte Alli ein Foto von Jasper und mir.
„Alli!", fauchte ich sie gespielt, empört an.
Sie grinste nur und ich stieg aus.
Jasper hielt immer noch meine Hand, was mich verwunderte.
Wir gingen einen kleinen Sandweg entlang, bis ich Rasen unter meinen Schuhen spürte.
„Es ist atemberaubend hier!" Jasper lächelte und drückte meine Hand etwas fester.
Ich hätte nicht gedacht, hier in Phoenix so einen schönen Park vorfinden zu können.
Ich sah kein ''Rauchen verboten-Schild'', also packte ich kurzer Hand meine Schachtel aus und zündete mir eine Zigarette an, um diese dann weiter an Alli zu reichen und mir eine neue anzuzünden.
„Möchtet ihr auch eine?" Ich hielt Jas und Aaron die Schachtel hin.
„Ja, gern.", sagten beide und langten nach einer Zigarette.
Ich zog meine Jacke aus und breitete sie auf dem Rasen aus.
Es war wirklich warm und bevor ich anfing zu schwitzen, zog ich sie lieber aus und machte mich auf ihr breit. Alli zog ihre ebenfalls aus und setzte sich drauf.
Sie hat ihre direkt neben meine gelegt und zückte auch schon ihre Kamera, um ein Bild von uns beiden zu machen.
„Cheeeeese!", rief sie und wir grinsten beide in die Kamera.
Alli sah sich das Bild an. „Ein tolles Bild!" „Und zwei wunderschöne Mädchen.", fügte Aaron noch dazu.

Wir saßen einige Zeit im Park und machten eine Mege Bilder, bis Alli dann auffiel, dass wir noch in die Stadt mussten, um sie auszudrucken und noch ein wenig zu shoppen.
Ich stand auf und band mir meine Jacke um meine Taille.
Jasper nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.
Ich musste lächeln und schaute verlegen auf unsere Hände.
Er grinste und wir liefen Hand in Hand zum Auto.
Leider blieb es nicht unbemerkt und Alli kicherte die ganze Zeit.
Als wir alle im Auto saßen, führ Jasper los.
Hinten saßen Alli und Aaron, eng beieinander und kuschelten sogar fast.
Es wirkte so als wären sie verliebt, was mich wirklich sehr glücklich machte.
Jasper legte, dann plötzlich seine Hand auf meinen Oberschenkel und nahn sie auch nicht weg, es sei denn, er musste die Gänge wechseln.
Als wir im Parkhaus ankamen, sah ich wie Alli und Aaron sich hinten küssten.
Ich wollte das junge Glück ja wirklich nicht stören, aber wir mussten aussteigen.
„Ich möchte euch ja wirklich nicht stören.", fing Jasper an. „Aber wir müssen aussteigen, wenn wir noch ein paar Geschäfte abklappern wollen.", brachte ich den Satz zuende.
Er sah mich an und grinste. Ich weiß nicht wieso, aber ich musste verlegen wegschauen.
Die Beiden lösten sich und stiegen endlich aus.

Jasper

Ich sah Jill an und musste schlagartig grinsen.
Sie schaute weg, als sie mein Grinsen erblickte und ich wusste nicht, ob es Einbildung war oder ob sie wirklich verlegen lächelte.
Als Aaron sich und Alli nun endlich aus dem Wagen hiefen konnte, nahm ich Jills Hand und lief aus dem Parkhaus und wie auch nicht anders zu erwarten, tat Aaron das selbe mit Alli.
Als wir aus dem Parkhaus kamen, standen wir in mitten der Fußgängerzone.
Ich erblickte einen Fotoautomaten und zog Jill mit in diesen.
Ich stopfte etwas Geld hinein und wir machten ein paar Bilder.
Bei dem letzten legte sie ihre Hände auf meine Augen und küsste mich auf meine Wange.
Ich wurde rot, was man mir, auf dem Bild, auch sichtlich ansah.
Sie musste lachen und steckte noch etwas Geld hinein.
Wir machten ein paar Fratzen und Posen und auf dem letzten, sahen wir uns an, hielten uns im Arm und waren nur eine Nasenspitze von einander entfernt.
Ich hatte das Verlangen sie zu küssen, doch ich ließ es bleiben um sie nicht aufzuregen.
Wir stiegen aus dem Automaten und sie erblickte Alli, vor einem Juwelier stehen.
Aaron versuchte sie verzweifelnd davon wegzuzerren, was ihm aber nicht gelang.
Diesmal war es Jill die nach meiner Hand griff und mich mit zum Juwelier zog.
Wir redeten, in der ganzen Zeit, kein einziges Wort miteinander.
Ich sah diese Kette in dem Schaufenster liegen. Sie war golden mit einem kleinen rosanem Medalion.
Diesen konnte man, so wie es aussah, öffnen und im Innenleben ein Bild verstauen.
Ich zog sie mit in das Geschäft und bad die Verkäuferin, die gerade hinter dem Tresen hervor lugte, mir die Kette aus dem Schaufenster genauer zu zeigen.
Diese nickte und suchte, unter dem Tresen, wohl nach der Kette.
Sie erhob sich und hatte eine wunderschöne Schatulle in der Hand, sie machte diese auf und gab mir die Kette.
„Drehst du dich bitte um?", fragte ich Jill, die mich verdutzt anblickte.
Sie drehte sich, dann doch widerwillig um und ich legte ihr, die Kette um den Hals.
„Wunderschön.", murmelte ich und nahm ihr die Kette wieder ab.
„Was kostet sie?" Die Frau sah kurz auf das Etiket, was an der Schatulle haftete und machte es ab.
Ich sah drauf. 249 Dollar.
„Ich nehme sie."
„Bar oder mit Karte?" Ich zog meine Geldbörse aus meiner Hosentasche, nahm meine Karte herraus und gab sie der Verkäuferin.
„Karte." Diese nickte und zog meine Bankkarte durch einen Schlitz an der Kasse.
„Danke." Sie nickte. „Schönen Tag noch."
Ich ging mit Jill zu den anderen und übergab ihr die Schatulle.
„Das kann ich nicht annehmen!" Sie sah mich empört an.
„Das musst du. Es ist ein Geschenk und Geschenke lehnt man nicht ab."
Sie starrte mich einfach nur an und nahm dann, wenn auch wirklich ungern, die Kette an. „Danke."
Sie wurde rot, was ihr unangenehm war. Ich nickte nur und vergrub meine Hände in ihren. „Gern."

Jill

Ich kann es nicht fassen.
Da kennt er mich gerade mal einen Tag und kauft mir eine Kette, die bestimmt sau teuer war.
Immer noch schockiert, ging ich mit den Dreien, die Straßen der Einkaufsmeile entlang.
Wir gingen mal hier und mal da rein, machten ein paar Bilder und kamen nun in einen Photoshop.
Alli übergab dem Verkäufer die Kamera, der uns darauf hinwies, dass es etwas dauern würde und wir uns hinsetzen sollten.
Gerade als ich mich setzen wollte, klingelte mein Telefon.
Vater.
„Tak?"
„Gdzie jesteś?"
Oh das hatte ich ja ganz und gar vergessen! Mein Vater war bestimmt schon auf dem Weg zu mir!
„Na drodze z przyjaciółmi."
„Co?"
„W sklepie z przyjaciółmi."
„Ah, dobrze, dobrze. Kiedy jesteś w domu?"
„Nie wiem."", gab ich kleinlaut zurück
„Agnieszka!"
„Przepraszam, tatuś. O dziesiątej."
„Dobrze, kochany. Na razie, kocham cié." Ich musste lächeln.
„Cié tez, na razie." Ich legte auf und steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche.
Aaron und Alli starrten mich verwirrt an. „Ist was?"
Aaron meldete sich zu Wort. „Was hast du da gesprochen? Und mit wem?"
„Oh, es tut mir Leid, dass war mein Vater und wir sprechen nur polnisch am Telefon und wenn wir allein oder mit der Familie sind." Sie sahen mich verwirrt an.
„Achso, du bist also Polin?", wollte Aaron nun von mir wissen.
„Auch.", gab ich zur Antwort.
„Was soll das denn nun heißen?", warf Alli ein. Ich musste lachen. „Naja, ich bin wenn man es so sieht, Polin, Russin, Amerikanerin und Deutsche."
Die Beiden staunten nicht schlecht.
„Jesteś słodki kiedy mówisz polski." Ich starrte Jasper an. „Przeprasam?"
Er musste lachen. „Powiedziałem, jesteś słodki kiedy mówisz polski."
Er spricht polnisch?
Oh Gott.
Ich wurde sofort wieder rot nachdem ich realisiert hatte was er da von sich gab.
„Dziękuję." Alli sah uns nun beide an, als wären wir gerade aus unserem Raumschiff gestiegen.
„Was hast du denn gerade gesagt?" Ich lächelte.
„Also mein Vater fragte mich wo ich bin und ich sagte, dass ich mit Freunden in der Stadt wäre, shoppen. Dann fragte er mich, wann ich zuhause bin und ich dann wiederrum um Zehn, dann verarbschiedeten wir uns. Jasper sagte mir das ich süß bin, wenn ich polnisch rede und ich sagte danke."
Dieser nickte und sah auf, als der Verkäufer wieder kam.
„Hier, eure Bilder."
„Danke, was bekommen sie?"
„40 Dollar." Ich zog meine Geldbörse raus und gab dem Mann was er wollte.
„Ich hab von jedem 3 Abzüge gemacht. Schönen Tag noch."
„Danke, gleichfalls." Wir gingen aus dem Geschäft und ich sah auf die Uhr. 19:36. Mittlerweile hatten wir schon so viele Taschen in den Händen, dass wir sie kaum noch tragen konnten.
„Wie wäre es wenn wir die Taschen ins Auto bringen und dann nochmal zum Park fahren und ein Eis essen?" Jasper war es glaub ich Leid die vielen Taschen noch durch die Gegend zu tragen. Wir nickten und gingen dann zum Auto.
Jasper und Aaron verstauten die Taschen im Kofferraum und Alli und ich zündeten uns eine Zigarrette an. Nachdem wir alle eine geraucht hatten, stiegen wir in den Wagen und fuhren los.

Nemo potest personam diu ferre, ficta cito in naturam suam recidunt.

Jill

Wir brauchten ungefähr 20 Minuten, bis wir den Park erreicht haben.
„Jas, lässt du uns schon mal raus? Alli und ich wollten noch ein bisschen im Park laufen, während ihr einparkt." Jasper nickte einfach nur und stoppte den Wagen.
Als sie ausgestiegen sind, fing er sofort an zu meckern.
„Die beiden sitzen auf der Rücktur vorne! Egal ob das mein Auto ist, ich mach das rumgemache nicht mehr mit!" Ich musste lachen. Mir ist das gar nicht mehr aufgefallen, wahrscheinlich weil ich Jasper die ganze angestarrt hatte.
„Das heißt du willst mit mir hinten sitzen?" Er nickte und parkte letzten endes ein.
Gerade als ich aussteigen wollte, lief Jasper um das Auto rum und hielt mir die Tür auf.
„Die Dame." Er lächelte und hielt mir die Hand hin, die ich sofort ergriff. „Danke."
Als ich ausgestiegen war, wollte ich allein weiter gehen. Es wäre dumm gewesen zu denken, dass er mich weiterhin Händchen haltend begleitet. Ich war schon so darauf eingestellt, dass es mich regelrecht schockiert hat, seine Hand noch weiter zu fühlen.
Er entzog sie mir nicht und lief mit mir über das Geländes bis zur Eisdiele.
Als wir durch die Tür gingen, sahen wir Alli und Aaron, allein an einem zweier Tisch sitzen.
Na super, jetzt durfte ich mir allein mit Jasper, einen Tisch teilen und aussehen wie eine rote Tomate.
„Was für ein Eis möchtest du, Jill?"
Ich blickte auf. „Ähm, also, mir ist das egal." Er sah mich verwirrt an.
„Egal, huh?"
„Ähm, ja, ich esse so ziemlich jedes Eis."
Er sagte nichts mehr und deutete auf einen freien Platz auf, den ich mich dann direkt setzte.
Jasper machte sich auf den Weg zur Theke und kam 5 Minuten später mit einem riesen Eisbecher zurück.
„Als ich sagte das es mir egal ist was für ein Eis du mir holst, meinte ich nicht, das ich keins möchte!" Ich schaute ihn traurig an.
„Wer sagt das ich dir keins mitgenommen habe?" Er sah ein wenig entsetzt aus, aber nicht wirklich entsetzt sondern gespielt.
„Guck mal hier." Er hielt zwei Löffel in der Hand und reichte mir den einen.
Jetzt hatte ich auch noch ein schlechtes Gewissen.
Toll.
„D-danke." Er lächelte mich an, stellte das Eis auf den Tisch und setzte sich ebenfalls.

„Ich möchte nicht aufdringlich sein oder dich verärgern oder sowas, aber warum bist du eigentlich umgezogen?"
Ich schaute ihn geschockt an.
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mich sowas fragen würde.
Nun gut, dann versuche ich mal zu antworten.
„A-also. Naja, mein Vater hat sich vor einem halben Jahr von meiner Mutter getrennt und ich war, nein ich bin, ein richtiges Papa-Kind.
Sie haben zwar versucht wegen meinem Bruder und mir zusammen zu leben, aber er hielt es mit ihr nicht mehr aus und ist ausgezogen.
Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen und ich habe Wochen, nein, Monate lang geweint, jeden Abend allein in meinem Zimmer."
Ich atmete durch und machte eine kurze Pause. Jasper blickte mich erwartungsvoll, aber auch mitleidig an.
„Ich konnte seit dem Tag an nicht mehr schlafen, es sei denn ich bin vor Erschöpfung zusammen gebrochen.
In der Schule, zuhause, unterwegs und anfangs sogar noch bei Freunden, dann habe ich mich immer mehr zurück gezogen und mir die Schuld für alles gegeben.
Bin in der Schule schlechter geworden, bis meine Versetzung dann gefährdet war."
Wieder atmete ich ein und aus, blickte auf den Boden.
„Meine Mutter hat sich für meinen Bruder und mich nicht wirklich interessiert, doch als die Schule dann anrief und sagte das ich nicht versetzt werden sollte, da meine Noten so drastisch in den Keller gesunken sind, hat sie Panik gekriegt.
Sie hat Möglichkeiten abgefragt und der Direktor sagte dann, dass sie einer Versetzung zustimmen würden, wenn ich die Schule verlasse und mir eine neue suche.
Das war dann der Anlass für den Umzug.
Sie wollte mir die vertraute Umgebung nehmen, damit ich nicht jeden Tag an meinen Vater erinnert werde, oder eher daran, dass er nicht mehr da ist.
Wir hätten überall hinziehen können, doch Ivo und ich wollten hier her.
Ich war schon einmal hier gewesen mit ihm.
Das war an dem Tag wo Vater in Ivos Zimmer kam.
Wir saßen auf der Couch und ich hatte mich an ihn gepresst.
Er umarmte mich und gab mir ständing Küsse auf meinen Schopf.
Meine Eltern hatten sich gerade gestritten und das war das erste Mal, dass ich mitbekommen hatte,dass sie stritten. Ich bin weinend zu Ivo ins Zimmer gerannt, in der Hoffnung er wäre da gewesen.
Zu meinem Glück war er das auch und er wusste sofort was los war."
Ich versuchte ihn anzulächeln, doch es war ein schiefes trauriges Lächeln.

„Du musst wissen, Ivo ist mein großer Bruder.
Er ist aber nicht nur mein Bruder.
Wenn man es so sieht ist er auch mein bester Freund, mein Halt, meine Stütze und mein Ein und Alles. Manchmal."
Ich musste nun wirklich ein wenig lachen.
„Manchmal ist er sogar mein fester Freund.
Wenn ich mal jemanden eifersüchtig machen wollte oder jemanden von mir fern halten wollte zum Beispiel. Oder bei meinem Ex.
Ivo konnte ihn nie leiden und er war immer eifersüchtig auf ihn.
Wollte immer wissen was wir machen, wo wir hingehen, wie er mich behandelt und ob er irgendetwas von mir verlangt das ich nicht möchte. Er drohte mir auch damit, ihn zu schlagen, wenn er mir weh tun würde.
Du siehst, Ivo ist alles für mich und ich auch für ihn."
Jasper lächelte auch leicht, sah aber auch ein wenig besorgt aus.
Er redete nicht, hörte nur aufmerksam zu.
„Ja, auf jeden Fall saß ich dann mit Ivo in seinem Zimmer und dann kam Vater rein.
Er wusste das ich hier war, denn er kannte mich natürlich auch viel zu gut.
Er sah mich wehleidig an und ich wusste sofort was los war.
Er kam auf Ivo und mich zu.
Sein Blick war mit Trauer und Hass erfüllt.
Dann teilte er uns mit das er heute noch ausziehen wird, dass wir immer in Kontakt bleiben und was der Grund war.
Sowas alles halt.
Ivo packte dann ein paar Sachen ein, zog mich ins Auto und fuhr dann mit mir hier her."

Ich atmete erneut durch, foch gerade als ich weiter reden wollte, meldete sich Jas zu Wort.
„Auch wenn das alles nicht schön ist und ich das niemandem wünsche, bin ich verdammt froh das du hier her gezogen bist." Ich sah auf das Eis. Wir hatten es geleert.
„Wollen wir? Aaron und Alli sind noch beschäftigt aber die kommen ja nach." Er nickte, stand auf und zog mich an meinen Armen hoch.
Wir gingen durch die Tür und ich lief ein Stück in Richtung Rasen.
Dann blieb ich stehen.
Jas nahm meine Hand.
Dann drehte ich mich und ließ mich auf den Rasen fallen.
Ich zog ihn mit und so lagen wir beide da.
Der Mond ließ alles wundervoll strahlen.
Es war wunderschön hier im Mondlicht zu liegen ohne zu reden.
Einfach nur liegen.
Ich drehte mich zu ihm, sah ihm direkt in die Augen.

Nihil in terra sine causa fit.

Jill


Da lag ich nun.
Auf dem Rasen im Park.
Neben mir Jasper.
Ich sah ihm in die Augen und das verlangen, ihn zu küssen wurde immer größer. Langsam bewegte ich meinen Kopf in seine Richtung.
Gerade als ich meine Hand ausstrecken wollte, um nach seiner zu greifen, klingelte mein Handy.
Sms.
Ich drehte mich von ihm weg, um mich aufzusetzen, langte in meine Hosentasche und ergriff mein Handy. Die Nummer kannte ich nicht, also konnte es niemand sein den ich kenne.
Ich öffnete die Sms, als Alli plötzlich kreischend aus der Eisdiele rannte.
Ich blickte schnell auf den Text um zu sehen was drin stand, damit ich mich dann Alli widmen konnte.
Ich laß nur 1D und ich fing ebenfalls an zu kreischen wie am Spieß.
Alli und ich hielten uns gleichzeitig unsere Smartphones ins Gesicht.
„OH. MEIN. GOTT. Ich hab ein Treffen mit ONE DIRECTION gewonnen.", kreischten wir beide wie aus einem Mund.
Wir blickten uns an, um uns dann in die Arme zu fallen.
Wir tanzten durch den Park und sangen laut 'Live while we're young' und freuten uns einfach nur.
„Oh Alli, ich fasse es nicht, dass wir beide gewonnen haben!" Sie grinste, wie so oft, schmerzhaft breit und ich tat es ihr diesmal gleich.
„Meinst du ich nicht? Ich bin so froh, dass ich nicht mit irgendeinem Fan von denen dahin muss!"
Ich musste lachen, denn ich war der gleichen Meinung.
„Frag mich mal. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie es wäre wenn ich gewinnen würde und mit so einem behinderten stalker-Fan dahin muss." Auf einmal blickte sie mich geschockt an.
„Jill, ich sage das ja echt ungern, aber wir benehmen uns gerade nicht besser, als so ein behinderter möchtegern-stalker-Fan."
Ich blickte sie ebenfalls geschockt an und merkte selbst, dass wir uns so benahmen.
„Alli! Wenn wir die treffen, schwöre auf alles was du liebst, benehmen wir uns so, als wäre das für uns keine große Sache! Wir sagen einfach, dass wir wegen deiner kleinen Schwester mitgemacht haben, damit sie da mit ihrer Freundin hin kann, nur ist die Krank geworden und wir haben beschlossen selber hinzugehen. Weil. Weil." Ich suchte verzweifelnd nach einem Grund.
„AUS NEURIEG!", steuerte Alli bei.
„Genau, genau! Aus Neugier. Wir wollten einfach mal wissen, wie die Jungs so drauf sind und wie das so ist! Wir bleiben ganz cool. Rasten nicht aus. Wir behandeln die einfach so wie normale Jungs. So wie unsere Kumpels halt! So wie ich Aaron und du Jasper behandelst! Einverstanden? Schwöre, schwöre auf alles was du liebst, Alls!"
Sie warf ihre Arme in die Luft. „Ich schwöre! Auf alles, auf alles was mir heilig ist. Auf alles was ich liebe. One Direction Ehrenwort!"
Ich umarmte sie und tat es ihr gleich.
Warf meine Hände in die Luft und sprach ihr nach.
Dann klingelten unsere Handys erneut.
Ich ging ran und entfernte mich ein wenig vor ihr.
Sie ebenfalls.
„Fisher?"
„Hallo mein Name ist Paul Higgins und ich bin der Tour Manager von One Direction. Sie haben gerade eine SMS mit dem Inhalt das sie das Treffen gewonnen haben erhalten, richtig?"
„Ja, das stimmt."
„Okay, wollen sie das Treffen weiterhin oder haben sie sich umentschieden?"
„Nein, ich habe mich nicht umentschieden."
„Gut, das freut mich. Ich werde ihnen gleich noch eine Sms zukommen lassen, dessen Inhalt erklärt was sie tun müssen. Bitte senden sie eine Sms zurück und warten dann die nächsten Tage ab."
„Ähm, o-okay. Werde ich machen. Wo treffe ich One Direction denn?"
„Alles was das betrifft erfahren sie noch. Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Abend. Bye."
„Danke, ich ihnen auch. Bye."
Gerade als ich aufgelegt habe, kam Alls mir entgegen.
„Ich hab grad mit Simon geredet!!" Ich sah sie an und musste lachen.
„Na und? Ich hab mit Paul geredet!" Sie fing nun auch an zu lachen.
„Wir warten dann einfach die Sms ab und schauen dann was mich machen müssen, oder?"
Ich nickte. „Ja, ich denke das ist das Beste, aber ich glaube wir sollten uns langsam mal wieder Aaron und Jasper widmen." Sie schaute zu Boden.
„Ja ich denke auch. Sie sind bestimmt gar nicht begeistert."
Wir gingen zurück zu den Jungs,, die immer noch wie angewurzelt vor der Eisdiele standen.
„Tut uns leid.", sagten wir beide wie aus einem Mund.
„Ihr seid scheiße!", stieß Jasper nun aus.
Wir starrten ihn geschockt an. „Was denn? Ihr beide könnt zu diesem scheiß Treffen fahren und wir müssen daheim bleiben, dabei wollte ICH doch U.N.B.E.D.I.N.G.T. gewinnen!"
Jasper stemmte die Hände in seine Hüfte und schaute geknickt auf den Boden.
„Es tut uns echt leid, aber wir sind halt die Besten und verdienen auch nur das Beste!" Alli lächelte vor sich hin. Und auf einmal bemerkte ich etwas.
„Alls?" Sie sah mich an. „Was los J?"
Ich nahm ihre Schultern in beide Hände und rüttelte sie. „ICH, JILLIAN FISHER, TREFFE NIALL. NIALL JAMES HORAN!!"
Auch sie realisierte gerade etwas, nahm nun meine Schultern und rüttelte mich ebenfalls.
„UND ICH, ALISON O`MARA, TREFFE LIAM. LIAM JAMES PAYNE!"
Ich sah sie geschockt an. „Was soll ich anziehen? WAS?!"
„Was weiß ich? ICH HAB DOCH SELBST KEINEN SCHIMMER MAN!!!!"

Aaron schaute die ganze Zeit geknickt zu Boden.
Ich glaube er war ein wenig eifersüchtig auf Liam.
Die Chance das Alli was mir Liam anfangen könnte war ja nicht gering.
Ich mein, wenn sich beide symphatisch sind, steht dem ja eigentlich nichts im Weg?
Die können ja Nummern austauschen und sich dann treffen.
Vielleicht verlieben die sich ja auch?
Ist doch möglich?
Ich meine Alli und Aaron sind ja so auch noch nicht zusammen. Okay die haben ein bisschen rumgemacht und sind Händchen haltend durch die Gegend gelaufen aber das heißt ja nichts!
Vielleicht mag Alli Aaron ja nicht so, wie sie es vorgibt!
Aber genug davon.
Ist ja auch nicht meine Sache.
Jasper ist meine Sache und auch er schien davon echt nicht begeistert zu sein, was aber mehr daran liegt, dass er nicht dort hin kann.
Ich denke nicht das er eifersüchtig ist oder so.
Warum auch? Wir kennen uns erst seit heute morgen.
So schnell kann man sich gar nicht verlieben.
Also ich zumindest nicht.
Ich mein klar.
Er ist echt gut aussehend und auch symphatisch und nett und das alles.
Aber so schnell verlieben geht nicht.
Okay, vielleicht doch.
Aber nicht bei ihm.
Bei ihm brauche ich Zeit.
Und während ich ihn kennen lerne, kann ich mir ja auch andere Jungs anschauen oder nicht? Ist doch nicht verboten und auch nichts schlimmes! Und wenn es Niall ist, dann hab ich halt eben Glück gehabt.
Sollte er denn auch erwiedern und sich mit mir treffen wollen und das alles.
Ich weiß das es sehr unwahrscheinlich ist, aber hey! Man darf doch wohl träumen!
Ja, ich weiß, dass es bei beiden nicht richtig ist.
Bei dem einen wirds nicht klappen und dem anderen etwas vorzumachen wäre auch nicht fair.
Ich bleibe am besten single.
Da kann mich keiner verletzen, wenn ich unglücklich verliebt bin und auch ich kann niemanden verletzen, wenn der in mich verliebt ist und ich nicht erwiedern kann!
Ich bleibe lieber dabei zu träumen und mir vorzustellen wie das und das mit dem und dem wäre. Da bleiben alle Herzen heile.
Obwohl ich schon gern wissen würde wie Jaspers Lippen sich anfühlen.
Ob ich irgendetwas spüre wenn ich ihn küsse.
Eigentlich könnte ich ihn ja fragen, ob ich etwas ausprobieren kann und er mir nicht böse sein soll.
Ach halt deinen Mund Jill.
Du bist doch bescheuert!
Geh lieber mit den anderen zurück zum Auto und fahr Heim! Es ist schon halb zehn und du hast gesagt du bist um zehn wieder da!

Damit beendete ich meine Ausschweifung in meine Gedanken.
„Leute? Wir müssten langsam los. Ich hab versprochen um zehn wieder daheim zu sein."
Sie nickten und wir machten uns auf den Weg zum Auto.

Possum, sed nolo.

Jill

„Fahr doch selber, man!"
„Ich bin die ganze Zeit gefahren, also fahr jetzt!"
Und so ging das schon geschlagene zehn Minuten.
Jasper nahm seine Aussage im Auto sehr ernst und wollte Aaron den Schlüssel in die Hand drücken, der weigerte sich aber auch nur ein Schritt auf die Fahrerseite zuzugehen.
„Leute! Ich hab versprochen um zehn zuhause zu sein, verdammt! Also wenn jetzt bitte einer die Güte besitzen würde und fahren würde? Ich möchte meinem Vater nicht erklären, warum ich zuspät komme und weder ihm noch meiner Mutter, würde ein guter Eindruck von euch im Gehirn bleiben, wenn ihr so weiter macht!", damit beendete ich meinen Satz und stemmte meine Hände in die Hüften.
Mein niederschmetternder Blick traf Aaron direkt in die Augen! „Also gut, gib mir die verdammten Schlüssel! Alls Beifahrerseite, ich fahre."
Gott sei es gedankt! Bewegung kehrt ein und ich würde nicht zuspät kommen! Vielleicht verzeiht Gott mir gerade, dass ich durch und durch Atheistin bin!
„Danke Aaron, d-a-n-k-e!"
Ich stieg hinten ein und setzte mich neben Jasper, der etwas genervt aussah.
„Alles okay bei dir?", fragte ich ihn leise und er nickte nur. Aaron fuhr zurück und genau pünktlich um 10 Uhr, kamen wir bei mir an.

„Ja, punkt zehn! Danke Aaron, mein Vater hätte mir sonst den Kopf abgerissen."
Er lächelte. „Kein Problem, J."
Zusammen gingen wir ins Haus und fanden, genau, nichts.
Weder mein Bruder noch meine Mutter, geschweige denn mein Vater waren aufzufinden.
„HALLO?", rief ich durch die Bude.
„MOM? IVO? DAD? BIN ZUHAUSE! ICH WIEDERHOLE: B-I-N Z-U-H-A-U-S-E!"
Stille.
„Jill? Ich glaube es ist keiner da.", sagte nun Aaron. „
Echt, ne! Hätte ich jetzt nicht gedacht, Schlaumeier!"
Ich war wütend. „Zimmer, jetzt!", brachte ich nur herraus und lief die Treppen hoch auf direktem Kurs zum Balkon.
Ich holte meine Schachtel Kippen aus meiner Tasche und steckte mir eine an.
„Ich fass es nicht, ich fass es nicht, ich fass es nicht.", murmelte ich vor mich hin.
Da will ich einmal pünklich sein und dann sowas.

Ich inhalierte den Qualm.
„Alles okay?" Das war Jasper. Ich stieß ihn wieder aus. „Ja, ja."
Nun zündete auch er sich eine Zigarette an.
„Komm, was ist los Jill?", fragte er mich schon wieder.
„Nichts Jasper, es ist nichts, man."
Ich schnippste die Kippe vom Balkon und wollte gerade wieder rein, als ich gegen das Geländer gedrückt wurde.
„Jill, was ist los?" Er kam mir gefährlich nah. Ich wollte nicht das er mir so nahe kommt.
„Lass mich los!"
Er schnaubte. „Nein!"
Mein Herz raste. Vor Wut, vor Leidenschaft und, ich fasse es nicht, ich habe Herzklopfen!
„Jasper, bitte.", flehte ich. „Lass mich los."
Sein heißer Atem umhüllte mein Gesicht. „Nein." Mein ganzer Körper bebte und die Haut auf die sein Atem traf kribbelte verdächtig.
„Lass.", flüsterte ich. „Lass mich los." Es war nur ein Hauch von Stimme übrig.
Langsam kam er auf mich zu, seine Lippen sahen so voll und weich aus und dann trafen sie auf meine.
Ein heißer Schauer jagte mir über den Rücken und da wo er mich berührte, brannte es.
Dann ließ er von mir ab.
„Es, es tut mir-"
„Nein, hör nicht auf.", flüsterte ich.
Er nahm mich in den Arm und hielt mich fest. Es fühlte sich an, als würde ich schweben.
„Bitte lass diesen Moment nie enden.", brachte ich gerade noch herraus. „Das wird er-"
„JILL LIEBES BIST DU DA? WIR SIND ZUHAUSE!"
Und das, ja das, war meine Mutter.
„Ja.", sagte ich mit zittriger Stimme, so, dass nur Jasper mich hören konnte und räusperte mich.
„Ja!", wiederholte ich und machte mich auf den Weg in die Küche, wo meine Mutter saß, allein.
„Hey Mom. Wo ist Dad?" Sie schaute mich wehleidig an. Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Mom? Was ist los?" Plötzlich stand sie auf und warf den Stuhl, auf dem sie saß, um. „Jill." Eine lange Pause. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.", druckste sie herum.
„Mom?!" Jasper kam von oben und legte die Arme um mich.
Langsam stiegen mir Tränen in die Augen, denn ich verstand worum es hier ging.
„Mom! Sag es! Ich will es hören!" Sie schaute mich verzweifelnd an und Jaspers griff verstärkte sich.
„Liebling, dein Vater, er, er, er ist tot." Damit beendete sie den Satz und ging aus der Küche.

In mir zog sich alles zusammen und es fühlte sich an, als könnte ich nicht mehr atmen.
Meine Beine gaben langsam nach und nur noch der feste Griff von Jasper konnte mich auf den Beinen halten. Meine Hände zitterten und ein milchiger Schleier bildete sich vor meinen Augen.
Als ich gesagt habe, mein Leben wäre ein reiner Scherbenhaufen, hab ich gelogen.
Das was mir bis jetzt passiert ist, ist ein Witz dagegen! Jetzt ist es amtlich, mein Leben ist vorbei und wie lange ich das ganze hier noch durchhalte ist fraglich.
Ich habe ihn nun endgültig verloren.

„WIE?", rief ich durch das ganze Haus.
Heiße Tränen liefen mir über die Wangen und tausende kalte Schauer über den Rücken.
Meine Mutter kehrte in die Küche zurück und hinter ihr ein Junge, vielleicht gerade mal vier oder fünf Jahre älter, als ich.
„Wer ist das und was hat er hier zu suchen?"
Ich schaute ihn herablassend an und als mein Blick auf seinen traf, schaute er zu Boden.
„Das ist dein Bruder, Jill." Ich lachte.
„Das ist nicht mein Bruder, mein Bruder sitzt wahrscheinlich gerade in seinem Zimmer und hämmert, wie wild, auf allem was er finden kann, ein!"
Mitleid war auf ihrem Gesicht zu erkennen.
„Liebling, das ist Tadeusz, dein Bruder."
Ich lachte wieder.
„Ich habe keinen Bruder der Tadeusz heißt, mein Bruder heißt IVO, IVO ist mein einziger Bruder und ich will auch keinen anderen!"
Verzweiflung machte sich in mir breit.
„Ich habe keinen weiteren Bruder, kapiert! Ich habe Gäste wie du siehst, ich werde mich jetzt um sie und um meinen EINZIGEN Bruder kümmern und du, Tadeusz oder wie auch immer, raus, ich will dich nicht sehen, nicht jetzt und auch sonst nie wieder, verschwinde!"
Damit war das Gespräch beendet.

„Jasper bring mich bitte in Ivos Zimmer, wenn ich zusammen breche, dann da.", flehte ich.
Meine Beine zitterten und ich konnte kaum noch gehen ohne den Halt zu verlieren.
Wir gingen die Treppen hoch, bis ich an Ivos Zimmertür ankam.
Bisher war ich noch nicht dort gewesen.
Ich klopfte an die Tür.

„Ivo, darf ich rein, bitte?", fragte ich ziemlich leise.
Erst raschelte etwas, dann waren Schritte zu hören und dann würde die Tür aufgeschlossen.
„Ich lass euch beide mal lieber alleine und kümmere mich um Aaron und Alli.", meldete sich Jasper nun endlich auch mal zu Wort.
Ich nickte nur und wartete darauf das die Tür geöffnet wurde. „Ivo." flüsterte ich und machte einen Schritt auf ihn zu, als er durch die Tür kam.
„Es tut mir so leid!", schlurchzte er.
„Dir muss überhaupt nichts leid tun, sag sowas nicht!"
Heiße Tränen liefen mir erneut die Wangen herunter und ich schlang sanft meine Arme um ihn.
„Es wird alles wieder gut, Jill!", sagte er nun nach einer Weile. „Ich verspreche dir, es wird alles wieder gut!", wiederholte er.
Ich bemerkte, dass er versuchte seine Bruderrolle aufrecht zuhalten.
Er wollte nicht, dass er der schwache Bruder war, der nicht fähig war, für seine kleine Schwester da zu sein.
Er baute seine undurchdringliche Fassade wieder auf und verbannte das Schwache in ihm, wieder dahin, wo es immer war.
Ich selbst wusste nicht, was ich tun oder wie ich mich verhalten sollte, geschweige denn, wie ich mit der ganzen Situation umgehen und damit fertig werden sollte, wenn selbst die immer so starke Fassade von meinem immer so starken Bruder, langsam anfing zu bröckeln.
„Das weiß ich Ivo, ich hab ja dich.", was das einzige, was ich sagen konnte.
Ich gab ihm einen Kuss und ging zurück in mein Zimmer, denn er kam am besten allein damit klar, immer.

Als ich die Tür auf machte, saßen die Drei auf meiner Couch.
„Es tut mir wirklich leid, ich hätte euch nicht so lange warten lassen sollen."
„Dir hat gar nichts leid zu tun!", sagte Jasper.
„Genau!", warf Aaron ein.
„Ich glaube auch es ist besser, wenn wir gehen. Die Beiden können bei mir übernachten", meinte Alli.
„Auf keinen Fall!", protestierte ich.
„Ich möchte jetzt nicht allein sein." Alli stand auf und nahm mich in den Arm.
„Wir sind für dich da.", sagte sie.
„Egal was noch passiert, du kannst dich auf uns verlassen.", steuerte Aaron bei.
„Jill, können wir vielleicht einmal kurz reden?", wollte Jasper wissen.
„Lass uns auf den Balkon gehen.", sagte ich und setzte mich in Bewegung.

Wir liefen den Flur entlang und ich stieß die noch offene Balkontür auf.
„Also?", wollte ich wissen.
Er lehnte sich gegen das Geländer und zog seine Kippenschachtel aus seiner Hosentasche, sagte aber kein Wort.
Ich schloss die Tür und lehnte mich ebenfalls gegen das Geländer.

„Jasper?", fragte ich.
„Du wolltest reden, also rede.", bat ich ihn und stieß meinen Ellenbogen in seine Hüfte. 
Er starrte die Schachtel, die er immer noch in der Hand hielt, an und öffnete seinen Mund, nur um ihn gleich wieder zu schließen.
„Ich weiß nicht genau, was ich eigentlich sagen will.", sagte er nun endlich.
Flehend schaute ich ihn an, in der Hoffnung, er würde nun endlich sagen, was ihm auf dem Herzen lag, aber es war hoffnungslos.
Seufzent glitt ich das Geländer hinunter.

„Jetzt mal ehrlich.", sagte ich und schaute nach oben, um ihm in die Augen zu sehen. 
„Wenn du überhaupt nicht reden willst, warum hast du mich dann gefragt?"
Meine Hände verstaute ich in meinen Hosentaschen und lehnte meinen Kopf zurück.
„Nun gut.", fing er an, zögerte aber etwas.
„Ich will wissen, was du von dem ganzen hälst.", sagte er.
Ich hielt kurz inne, stockte etwas.

„Was genau meinst du damit?", stieß ich nach einer Weile aus.
Er lächelte ein wenig, zog nun endlich eine Zigarette aus der Schachtel und hielt sie mir vors Gesicht. „Möchtest du?", fragte er.
Ich nahm die Zigarette und steckte sie mir in den Mund.
Kramend suchte ich in meinen Taschen nach einem Feuerzeug, bis Jasper mir seines hin hielt und mir Feuer gab.
„Danke, aber das war keine Antwort auf meine Frage.", endgegnete ich, während mir der Qualm aus dem Mund kam.
„Das weiß ich, aber man soll trotzdem höflich bleiben, nicht?"
Lächelnd zog ich an meiner Kippe.

„Wie wäre es denn jetzt mit einer Antwort?"
„Ich meine, dass mit uns, halt was vorhin passiert ist.", murmelte er leise aber verständlich. 
„Ich denke, dass ich eigentlich schon gesagt habe, wie ich dazu stehe.", entgegnete ich mit einem Lächeln auf den Lippen und stand langsam auf.
„Du meintest das, was du vorhin gesagt hast, also ernst?", fragte er mich ungläubig und zog an seiner Zigarette.
Ich stämmte fraglich eine meiner Hände in die Hüfte und zog ebenfalls an meiner Kippe.
„Wieso sollte ich denn nicht ernst gemeint haben, was ich gesagt habe?", begann ich.
„Ich sollte mich eigentlich wundern."
Er schaute mich verwirrt an und schnippste seine Zigarette vom Balkon.
Ich tat es ihm nach und drehte mich um, da ich das Gefühl hatte, von seiner Seite aus würde nichts mehr kommen, aber er packte mich am Handgelenk und drehte mich zu sich.
„Achja?", fragte er belustigt und zog mich näher zu sich heran.
Mein Atem wurde wieder einen Tick schneller und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Ja.", meinte ich.
„Alli hat mir erzählt, wie du so drauf bist, da ist es nicht gerade üblich das man sich so schnell fragt, was der Andere davon hält.", versuchte ich ihm klar zu machen und drehte mich wieder zur Tür um zu den Anderen zu gehen.
Wieder packte er mein Handgelenk und zog mich zurück.
„Außerdem halten Beziehungen die so schnell angefangen haben nie wirklich lange.",  bemerkte ich, was eher an mich gerichtet war, als an ihn und ging, fest entschlossen mich nicht noch einmal aufhalten zulassen, vom Balkon.

Gerade als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnen wollte, kam Alli mir entgegen und zog mich die Treppen runter.
„Und was wollte er?", fragte sie mich aufgeregt und setzte sich auf einen der Küchenhocker.
„Nichts besonderes.", log ich munter und nahm zwei Johgurte aus dem Kühlschrank um Alli einen davon zu geben.
Ich nahm noch zwei Löffel und warf ihr einen davon zu.
„Nichts besonderes?", fragte sie misstrauisch und stocherte in ihrem Johgurt rum.
„Ja, nichts besonderes. Er wollte mich nur ein wenig aufmuntern und hat mit mir über Dies und Das geredet, nichts besonderes eben.", erklärte ich schmatzend und schob mir einen weiteren Löffel in den Mund.
„Aber er ist wirklich nett!", redete ich schnell weiter, um ihr die Möglichkeit zu nehmen, weiter zu fragen.
„Ja, er scheint dich wirklich zu mögen, grenzt schon an ein Wunder.", kicherte sie und aß nun doch etwas.
Das mit dem Wunder, kam mir ja ziemlich bekannt vor.
Ich war also nicht die Einzige, die so darüber dachte.

Glücklich darüber, ihr nicht doch erzählen zu müssen was vorgefallen war, warf ich den leeren Becher in den Mülleimer und stellte mich an die Theke.
Ich gehe jetzt lieber nicht zurück ins Zimmer.,dachte ich mir und setzte ich zu Alli, die immer noch mit ihrem Johgurt beschäftigt war.

„Und was lief so bei dir und Aaron?", fragte ich nach einer Weile um die Stille zu brechen.
„Oh, er ist ja so süß!", fing sie an pausenlos los zu plappern.
Nach einer gefühlten Stunde voller "Aw's" und "Er ist so süß und toll und schön's", gab ich es auf ihr noch weiter zuzuhören.
„Wir sollten wieder zu den Jungs gehen.", sagte ich widerwillig, stand auf und stecke meine Hände in die Hosentaschen.
„Können wir vorher noch eine rauchen gehen?", fragte sie mich als wir gerade die Treppen hoch gingen. „Klar.", kam es erlöst von mir.
So konnte ich wenigstens noch ein paar Minuten hinauszögern, was gleich passieren würde.
Ich stieß wie schon so oft heute, die Balkontür auf und lehnte mich mit Alli gegen das Geländer.

Sie holte ihre Schachtel hervor und reichte mir eine.
„Danke.", sagte ich knapp, kramte nach meinem Feuer und zündete die Zigarette an.
„Und du bist dir sicher, dass da nicht doch etwas besonderes vorgefallen ist?", fragte sie mich noch misstrauischer als vorher.
Sollte ich ihr sagen, was passiert war?

Impressum

Texte: Der Inhalt dieses Buches, alle Figuren und alle Handlungen sind frei erfunden und gehören der Autorin! (Annika B.)
Bildmaterialien: Ursprüngliches und unfertiges Titelbild: Weheartit.com. Endfassung des Titelbildes gehört der Autorin! (Annika B.)
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen die es lesen werden und allen denen, die sich mit der Handlung dieses Buches identifizieren. Bleibt stark, egal was noch kommen mag. Gebt nicht auf! Es wird immer jemanden geben der bis zum Ende an eurer Seite verweilen mag. Zudem widme ich dieses Buch meiner besten Freundin. Danke das du mich dazu angespornt hast dieses Buch zu schreiben, mir immer wieder Mut gemacht hast und nie aufgegeben hast wenn ich unerträglich war. Ich liebe dich! ♥

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