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Es gibt eine Legende, von der keiner mehr weiß. Es heißt, vor tausend vor Jahren gab es sie in großen Mengen unter uns. Niemand hat sie erkannt. Niemand außer ihres gleichen haben sie bemerkt. Doch es gab sie. Kurz wir starben, sahen wir sie in ihrer richtigen Gestalt. Sie begleiteten uns in den Himmel und manche hatten die Entscheidung sich ihnen anzuschließen. Doch auch wenn wir sie unter uns nie erkannt haben, so sehen sie trotzdem anders aus. Ihre Haare sind länger und ihre Augen leuchten. Wenn wir sie kurz vor unserem Tod sehen, tragen sie weiße, lange Gewänder und ihre ganze Erscheinung scheint zu leuchten. Aus ihren Schultern raus wachsen Flügel. Sie sind groß und herrlich. Man denkt, sie wären zart und zerbrechlich, aber da täuscht man sich. Sie sind stark, mutig und schrecken vor nichts zurück. Sie sind Himmelkrieger im Auftrag, uns zu beschützen...

2




Ich sehe ein Mädchen. Es ist klein und zierlich. Wahrscheinlich gerade mal 9 Jahre alt. Sie liegt hier in dem weißen Bett und starrt die Wand vor sich an. Bald wird sie mich auch sehen können. Die Ärzte versuchen alles um sie zu retten, doch ich weiß, dass es vergebens ist. Ihre Eltern sitzen neben ihr und reden traurig mit ihr. Doch sie sieht sie schon nicht mehr, noch bemerkt sie sie. Ihre Eltern wissen auch, dass es aussichtslos ist, doch sie geben die Hoffnung nicht auf. Ich wundere mich immer wieder, wie stark Menschen sein können. Vor kurzem haben sie erst ihre ältere Tochter verloren. Sie wurde von einem Auto angefahren vor genau 5 Monaten. Die armen Eltern und die arme kleine Schwester. Nun ist sie an der Reihe. Sie tut mir so leid, doch retten kann ich sie auch nicht, denn wir dürfen nie in die Geschicke der Menschen eingreifen. Alles im Raum ist still und ruhig. Die Eltern sehen ihr Kind erwartungsvoll, aber auch mit Schrecken an. Ich kann ihre Gedanken hören...>>Wird sie nun sterben?<< >>Sie darf nicht sterben!<< >>Unsere kleine süße Lia!<< >>Gott, helfe ihr bitte!<< Ich schüttele den Kopf. Als ob Gott ihr jetzt auch noch helfen kann. Plötzlich laufen der Kleinen Tränen von den Wangen hinunter. Kann sie ihre Eltern wirklich noch hören? Das habe ich noch nie gesehen. Die Kleine fängt an zu schluchzen und die Tränen kullern nur so die Wangen hinunter. Die Mutter fängt ebenfalls an zu weinen und schmiegt sich an des Vaters Brust. Dieser nimmt sie beruhigend in die Arme. Dann höre ich mit einem Mal einen einzigen Gedanken, der alle im Raum übertönt. >>Ich will nicht sterben! Ich hab ANGST!<< Ist das Lia, die das denkt? Langsam und sachte schwebe ich zu ihr unhd nehme ihre Hand. >>Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Alles wird gut.<< ertönt meine Stimme zart und sanft in ihren Gedanken. Lia hält inne. >>Wer bist du? Bist du es Rea?<< Ich lächele leicht. >>Nein. Ich bin nicht Rea. Aber ich werde dich zu ihr bringen. Sie erwartet dich schon.<< Die Kleine nickt. Genau wie ihre Eltern ist sie sehr stark. Dann legt sie sich zurück und sieht mich mit einem Mal an. Es ist soweit...Traurig lächelt sie mir zu. >>Passt du bitte auf meine Eltern auf, ja, Engel?<< Das darf ich doch nicht! Doch ihre großen Augen sehen mich hoffnungsvoll an, wodurch ich nur nicken kann. Dann grinst sie mich frech an und ihr Blick wird leer. Ihre Seele tritt aus ihren Körper aus und schwebt kurz in der Luft, bevor sie auf den Boden sachte landet. Gerade kommen die Ärzte rein und Lias Mutter beginnt wieder zu weinen. Die Ärzte legen ihr beruhigend eine Hand auf ihre Schulter, als ihr Vater zu Lias Körper geht und sanft ihre Augten schließt. Dann treten auch die Tränen aus seinen Augen und er legt den Kopf in seine Hände. Dann bricht er vor dem Bett seiner Tochter zusammen. Lia fängt ebenfalls an zu weinen und rennt zu ihren Papa, den sie dann in die Arme nimmt. >>Wir werden uns wieder sehen, Papa...Mama...Bleibt bitte immer so fröhlich, wie ihr es früher mit Rea und mir wart!<< Ich lege meine meine Hand auf ihre kleine, zerbrechliche Schulter und sie nickt leicht. Dann steht sie auf und ich nehme sie in die Arme. Überrascht über meine Reaktion, kommen ihre Tränen gleich wieder. >>Komm jetzt, Lia. Wir gehen zu Rea.<< Sie schaut mich an und ich breite meine weißen, weichen Flügel aus. Danach umgibt uns ein leuchtendes, strahlendes Licht. Lias Eltern sehen augendblicklich auf und erblicken ihre Tochter nochmal kurz, lächelnd und hören sie sagen, kurz bevor sie mit mir verschwindet: >>Tschüss, Papi, Mami.<< Schließlich grinst sie noch mal und wir beide, sowie das Licht verschwinden...

3




Immer wieder denke ich an dich.
Weiß aber, du kannst mich nicht hören.
Immer wieder weine ich um dich.
Weiß aber, du kannst mich nun nicht mehr belehren.

Immer warst du bei mir,
egal was war.
Immer kamst du mit mir,
auch wenn hinter mir eine große Schar.

Immer hast du mich getröstet,
selbst wenn es dabei um dich ging.
Immer hast du mich in den Arm genommen,
sodass ich mich immer wieder fing.

Doch nun bist du nicht mehr da.
Und nichts ist so, wie es früher war.
Mein Lachen ist verschwunden
und meine Tränen bleiben.

Warum hast du mich verlassen?
Warum bist du von mir gegangen?
Ging es um unsere Klassen?
Ich kann nun nicht mehr zu dir gelangen.

Aber wenn du mich nun so siehst,
dann tut es mir leid.
Ich bin ein echtes Biest.
Hab nicht mal mehr ein Kleid.

Nur noch eins.
Ein weißes, leichtes.
Es ist zwar meins,
doch du hattest es mir geschenkt.

Das halte ich in Erinnerung,
bis ich wieder bei dir sein kann.
Keine Angst, ich gehe nicht auf einen Trunk.
Denn selbst das ich vor Trauer nicht mehr kann.

4




Das Mädchen steht auf dem Dach ihrer Schule und schaut auf die Stadt hinaus. Die Sonne steht hoch am Himmel und strahlt ihre wunderschönen blonden Haare an. Ihre roten Augen blitzen kurz auf, als sie den Zaun hochklettert auf die andere Seite. Dort steht sie nun und schaut nach unten auf die Straßen. Eine Träne kullert ihre Wange runter und troft nach einer Weile unten auf. Ich beobachte sie und denke mir, was sie wohl vor hat. Dann schwebe ich zu ihr und da bemerke ich erst, was wirklich los ist. Das Leben des Mädchens erscheint vor meinen Augen:

Sie packt ein kleines Geschenk aus, vor lauter Vorfreude, was wohl in dem Paket steckt. Es ist Weihnachten. Auf einmal kommt ein Kohlestück zum Vorschein und sie beginnt zu weinen. Ihre Mutter kommt angelaufen und nimmt sie in den Arm. "Du warst dieses Jahr halt kein braves Mädchen. Das nächste Mal bekommst du bestimmt wieder etwas Schönes." Doch ihre Tochter weint einfach weiter. Die Tränen kommen nur so...
Dann verwischt alles und eine neue Szene entsteht...

Sie läuft auf dem Gang ihrer Schule umher und lächelt jeden fröhlich an. Alle begrüßen sie fröhlich. Dann kommt sie in ihr Klassenzimmer. "Haaaaaallo Leute!" Gleich rufen alle durcheinander ihr zu: "Hi, Adaja!" "Hey Adaja!" "Morgen Adaja!" Sie lächelt auf die vielen Zurückrufe und schlendert zu ihren Freundinnen. "Morgen Adaja." kichert die eine. "Morgen Lia. Morgen Fee. Morgen Chilli." "Morgen." antworten Fee und Chilli aus einem Mund. Alle vier kichern und unterhalten sich aufgeregt...
Dann entsteht wieder ein neues Bild...

Adaja steht mit einem Jungen in der Schule um einer Ecke herum. Anscheinend will der Junge ihr etwas Wichtiges sagen. "Adaja. Ich wollte dir sagen..." "Ja?" fragt sie ihn, woraufhin er rot wird. Sie beginnt zu kichern. "Also, ich habe mich in dich verliebt und wollte fragen, ob du meine Freundin werden willst." Adaja lächelt ihm freundlich zu. "Tut mir leid. Aber ich liebe dich leider nicht. Sorry." Dann hüpft sie fröhlich weg und lässt den Jungen einfach stehen.
"Mensch Adaja. Dir machen so viele Jungen Liebeserklärungen. Wie kriegst du das nur hin?" Adaja grinst ihre Freundinnen frech an. "Sie kommen einfach zu mir." "Ist doch klar, warum sie alle zu ihr kommen." sagt Chilli und Fee fährt fort: "Du bist immer so fröhlich Adaja. Und dann auch noch so gutaussehend." Adaja lächelt sie an. "Hey. Wie wäre es denn eigentlich mit Luca? Ich finde ihr beide würdet super zusammen passen. Er ist immer total nett zu allen, genau wie du. Ihr würdet schon ein süßes Paar abgeben." Lia deutet auf einen Jungen mit braunen Haaren und braunen Augen, der etwas entfernt mit seinen Kumpels steht. "Hmmmm. Luca? Ist er nicht in der Fußballmannschaft?" Die anderen nicken. "Keine schlechte Idee eigentlich." Und alle müssen anfangen zu kichern.
"Luca? Kann ich kurz mit dir reden?" Adaja lächelt ihm nach dem Training freundlich zu und er nickt. Die anderen Jungs klopfen Luca auf die Schulter und werfen Adaja verstohlene Blicke zu. "Was willst du?" fragt er sie, als sie abseits von den anderen standen. "Also. Ich brauche mich wohl nicht vorzustellen, da mich eh jeder hier kennt. Also, ich habe mir gedacht, vielleicht wollen wir zwei ja mal ausgehen." Sie lächelt immer noch. "Lächelst du immer so?" Adaja ist verstutzt. "Wie meinst du das? Ich lächele doch immer." Luca sieht sie finster an und Adaja schrecke zurück. "Das ist es ja. Du lächelst immer. Zeigst nie Mitleid oder Trauer. Du servierst jeden Jungen hintereinander ab und machst dich mit deinen Freundinnen über sie lustig. Du spielst ein falsches Spiel und zeigst nie was du wirklich fühlst." Adaja wird langsam wütend. "Aber du machst doch das gleiche. Du lächelst auch immerzu und machst nie was anderes. Du servierst auch jedes Mädchen nacheinander ab. Spielst du etwa kein falsches Spiel?" Und somit hat sie sich verraten. In Lucas Augen funkelt Abschaum. "Ich spiele kein falsches Spiel. Ich sage den Mädchen immer, warum ich nicht ihr Freund werden kann und außerdem lächele ich nicht immer. Wenn ich traurig bin oder wütend, lächele ich nicht. Beim Spielen lächele ich auch nicht. Aber du! Du bist echt Abschaum!" Und somit dreht er sich um und verschwindet. Das hat gesessen. Adaja fühlt sich richtig mies. Sie will doch immer fröhlich sein, damit sie nie wieder betraft wird. Sie will doch immer ein braves Mädchen sein. Und jetzt merkt sie, wie weh ihr das von Luca tut. Anscheinend mag sie ihn wirklich. Was soll sie jetzt tun?
Der Sportplatz verschwindet und an seiner Stelle tritt das Klassenzimmer...

Adaja ist in ihren Gedanken versunken. Sie lächelt immer noch, will aber Luca beweisen, dass sie nicht so ist, wie er denkt. Aber einfach ist das nicht. Sie steht auf, als es klingelt und will zum nächsten Raum gehen, als sie plötzlich hinfällt. Sie schaut auf und erblickt die roten Augen von Damion. Er grinst sie frech an und spaziert dann weiter. Anscheinend hat er ihr ein Bein gestellt gehabt. Sie sieht hinter ihm her, als seine schwarzen kurzen Haare hinter der Tür verschwinden. Wankend steht sie auf und geht zu ihrem nächsten Unterricht.
"Was ist los Adaja?" fragt Fee sie. "Dieser Damion nervt." meint sie nur wütend, doch dann lächelt Adaja wieder. "Aber egal. Wie steht es mit euch? Gibt es irgendetwas Neues?" Die drei Freundinnen sehen sich unschlüssig an, fangen dann aber doch ganz normal zu erzählen an.
Alle sehen sie komisch an und flüstern sich leise etwas zu, wenn Adaja an sie vorbeigeht. "Was ist los?" fragt sie lächelnd, doch alle verschwinden schnell. Als sie in ihre Klasse fröhlich lächelnd geht, verstummen alle Gespräche und jeder starrt sie an. Schnell geht sie zu ihren Freundinnen. "Was ist denn los?" fragt sie sie, immernoch ein Lächeln auf dem Gesicht. "Tut uns Leid, Adaja. Das du soetwas machst hätten wir nie gedacht." Und somit gehen ihre Freundinnen auch von ihr weg und Adaja ist allein. Dann hört sie die Gerüchte: "Sie soll anscheinend alle Jungen, die sie abgewiesen hat, danach ignoriert haben. Sie soll richtig fies und gemein sein und wollte sogar Luca erpressen. Außerdem hat sie was mit Verbrechern und Drogenhändler am Hut und macht mit jedem älteren Mann rum, den sie finden kann...
Adaja verwischt, zusammen mit den anderen und was jetzt kommt ist ein Krankenbett...

Adaja kniet neben dem Bett, wo ihre Mutter und ihre Vater liegen. Sie weint immer mehr. Die Tränen wollen gar nicht mehr aufhören. Sie hält die Hände ihrer Eltern in ihren Händen und hat den Kopf gesenkt. Die Augen ihrer Eltern sind geschlossen und der Arzt kommt hinein, um Adaja zu sagen, dass sie jetzt gehen sollte. Ihre Eltern müssen jetzt weg. Adaja schreit ihn an, schlägt um sich und reißt die Lampe hinunter. Dann wird sie vor die Tür geworfen, wo sie zusammenbricht...
Nun taucht wieder die Schule auf...

"Weißt du was? Adajas Eltern sollen anscheinend unter Drogen gestanden haben und Alkoholiker gewesen sein." "Nicht dein Ernst?!" "Doch! Kein Wunder, dass ihre Tochter so eine ist!" "Die Eltern hatten wirklich echt einen Knall. Nur gut, dass sie jetzt tod sind!" Adaja rennt auf die beiden zu und schlägt hart zu. Dann tritt sie um sich wie wild. Die Lehrer kommen schnell alle, um sie festzuhalten und wegzuzerren. Doch sie beißt, kratzt und schreit. Alle schauen das Schauspiel mit angsterfüllten Augen an. Dann kann sie sich befreien und rennt davon. Hinauf aufs Dach der Schule...
Die Bilder verschwinden und ich befinde mich wieder bei dem Mädchen...



"Ich bin gleich bei euch. Mama. Papa. Ich bin gleich wieder ein braves Mädchen." Adaja will einen Schritt setzen, als ich schreie: "Warte!" Erschrocken hält sie inne und ich schwebe vor sie. Nun kann sie mich sehen. "Ein...Engel? Was willst du? Ich will einfach nur sterben. Ich will nicht gerettet werden!" Ich schüttele den Kopf. "Ich habe deine Erinnerungen gesehen. Ich weiß was passiert ist. Du darfst dich nicht umbringen. Gib nicht so schnell auf. Mach nicht denselben Fehler wie ich." Sie sieht mich mit großen Augen an. "Bist du etwa auch hier runter gesprungen?" "Nein. Das nicht..." Ich sehe weg. Dann fange ich mich wieder und rede weiter auf sie ein. "Du darfst dich nicht umbringen. Das Leben hat noch viele Sachen offen für dich. Bitte! Geh zurück!" Adaja dreht den Kopf weg. "Was soll ich denn noch hier im Leben. Du lügst. Es gibt nichts mehr für mich hier." Somit macht sie einen Schritt nach vorne und will stürzen. Ihr Fuß berührt die Luft und sie schließt die Augen. "ADAJA!" Überrascht reißt sie die Augen auf und findet sich plötzlich in einer Umarmung wieder. Als sie aufblickt, sieht sie Damion, der sie fest an sich drückt. "Das darfst du nicht. Verlass mich nicht. Bitte nicht Adaja." "Was?" fragt sie, vollkommen aus der Fassung. "Ich liebe dich Adaja. Ich liebe dich von ganzen Herzen. Nur deswegen war ich so gemein zu dir, damit du mich beachtest. Aber bitte, bringe dich nicht um! Es wird alles wieder gut. Ich liebe dich wirklich!" Adaja kommen wieder die Tränen und sie drückt sich an Damions Brust und beginnt sich alles auszuweinen, was sie in all den Jahren nicht mehr getan hat. Zufrieden lächele ich und schwebe davon. Hinauf in den Himmel, um den Eltern von Adaja Mut zuzusprechen und ihnen zu sagen, dass ihre Tochter wohlauf und in guten Händen ist...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme das jedem, der einen wichtigen Menschen verloren hat. Dass er nicht verzweifelt, sondern weiter so lebt wie bisher. Der Tod holt jeden irgendwann ein und er muss nicht immer traurig sein.

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