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Die Mayakultur - Quelle aus dem Internet:




Die Maya sind ein indigenes Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker in Mittelamerika, die insbesondere aufgrund der von ihnen im Präkolumbischen gegründeten Mesoamerika gegründeten und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt sind.

Traditionelles Siedlungsgebiet der Maya.

In ihrer Blütenzeit stellten sie eine mächtige Hochkultur dar. Man spricht zumeist von einer Mayakultur; tatsächlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Fundstellen aus der Vergangenheit – doch stehen hinter dieser Kultur verschiedene Völker mit einander mehr oder weniger eng verwandten Maya – Sprachen. Nicht nur wegen der räumlichen Gegebenheiten unterscheidet man traditionell zwischen Hochland – (in Chiapas und Guatemala) und Tieflandmaya (in Yucatan, im Peten und Belize). Im Laufe der Geschichte lässt sich eine Verschiebung der hochkulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und dann in den Norden von Yucatan beobachten.
Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die Zentren der nachklassischen Maya – Kultur im äußersten Norden von Yucatan, während das zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland existiert zu diesem Zeitpunkt eine recht eigenständige Maya – Kultur: die Kultur der Quiche. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya noch heute und leben auf der Yucatan – Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras.

Maya – Bürgermeister aus dem Hochland Guatemalas um 1891.

Berühmt sind die Maya für den Anbau von Mais, ihre Mathematik und für ihren hoch entwickelten Kalender, geschrieben in Hieroglyphen. Die mittlerweile weitgehend entzifferte Schrift, obwohl auf Bildsymbolen basierend, war mehr als eine reine Ideogrammschrift und stellt das höchstentwickelte (und bis zur Ankunft der Spanier das einige) Schriftmedium in Altamerika dar. Kunsthandwerk (Bearbeitung von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt, Metallverarbeitung (Gold, Silber, Kupfer) spielte erst spät und fast nur für rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten gab es bis zu 65 Meter hohe Stufenpyramiden, Paläste, Observatorien und Ballspielplätze.

Geographie.

Die Maya lebten in Süd – und Südost – Mexiko (Yucatan) sowie in Teilen von Guatemala, Honduras und Belize. Dieses ausgedehnte Gebiet umfasste ungefähr 350.000 km2. Im Norden des damaligen Mayalandes ragt die Halbinsel Yucatan weit ins Karibische Meer hinaus. Die Niederschlagsmenge in diesem Gebiet war stets extrem gering, dazu ungleich verteilt, die Region war daher weitestgehend versteppt und mit Dornbüschen bewachsen. Im südlichen Tiefland herrschte eine Savannenlandschaft vor, deren Bodenhöhen kaum einmal über 200 Meter liegt. Da die Gegend schon immer tektonisch sehr aktiv war, ist ihr Boden mit vielen Mineralien angereichert, wodurch sie für den Ackerbau sehr attraktiv wurde.

Die Maya heute.

Heute leben zirka 6,1 Millionen Maya auf der Yucatan – Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras. In Guatemala zählen etwa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung zu den Maya – in Belize sind es rund 10 Prozent. Auch heute noch leben die meisten Maya vom Maisanbau. Die heutige Mayaregion ist eine Mischung aus Christentum und alten Maya – Traditionen. Jede Maya – Gemeinde hat ihre eigenen religiösen und weltlichen Oberhäupter. Opfergaben von Hühnern, Gewürzen oder Kerzen sind üblich. Die einzelnen Mayagruppen identifizieren sich über besondere Elemente ihrer traditionellen Kleidung, in der sie sich jeweils von anderen Maya – Gruppen unterscheiden.

Als noch sehr traditionell lebende Gruppen wurden die Lacandon – Maya in Chiapas bekannt. Sie tragen z. T. noch die weiße Baumollkleidung, die aus alten Abbildungen bekannt ist, und auch das Christentum hatte bei ihnen bis vor kurzem allenfalls sehr oberflächlich Einzug gehalten. Durch Tourismus und die Mission evangelikaler Gruppen ist allerdings auch die Lakandonen – Gesellschaft dabei, sich stark zu verändern. Allgemein hält trotz des Festhaltens an mancherlei Tradition der technische und wirtschaftliche Fortschritt bei den Maya Einzug. Immer mehr von ihnen tragen moderne Kleidung, haben Strom, Radios oder auch Fernsehen und in den Maya – Dörfern gibt es bereits das eine oder andere Auto. Manche Maya leben inzwischen auch vom Tourismus, da immer mehr Besucher die Welt der Maya und die alten Bauwerke kennen lernen wollen. Eine besondere Situation besteht bei den von den Zapatistas kontrollierten Dörfern der Maya im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, die in den letzten Jahren eine weitgehende Autonomie gewonnen haben und sich selbst verwalten.

Gottkönigsstädte im Regenwald.

Auffällig an den Ruinenstätten der Maya – Kultur ist die Dominanz religiöser Bauten. Die Religion überhaupt und ihre Funktionäre (Priester u. a.) scheinen im Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In klassischer Zeit werden die Stadtstaaen zumeist von Königen geleitet, die die höchste oder doch zumindest eine wichtige religiöse Funktion innehaben. Darstellung zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und Führungsschicht der Mayagesellschaft den oft grausam anmutenden religiösen Ritualen unterwerfen mussten.

Zeit und Kosmos.

Ähnlich anderen mesoamerikanischen Völkern glaubten die Maya an einen zyklischen Charakter der Zeit. Die Rituale und Zeremonien waren eng mit den astronomischen und irdischen Zyklen der Naturverbunden. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden systematisch beobachtet und in verschiedenen Kalendern der Maya verzeichnet. Die Aufgabe der Maya – Priester lag darin, die Zyklen zu interpretieren, was insbesondere dadurch geschah, dass verschiedene Zyklen (Kalendermessungen) aufeinander numerisch bezogen wurden. Nach populären Büchern von Jose Argüelles und Adrian Gilbert u. a. wird in esoterischen Kreisen für den 21. Dezember 2012(oder 28. Oktober 2011) über einen
Bewusstseinsprung oder einen Weltuntergang z.B. durch eine riesige, alles verschlingende Überschwemmung am Ende des Baktun Zyklus diskutiert (siehe: Mayanismus, englischen Mayanism). Die Erforschung der Mythologie der Maya kann sich nur auf die Interpretation sehr weniger Quellen stützen und ist Gegenstand anhaltender wissenschaftlicher Debatten. Gesichert scheint jedoch, dass die Maya sich den Kosmos in (mindestens) drei Ebenen gegliedert vorstellten, nämlich Unterwelt, Erde und Himmel.

Götter und Opfer.

Wie bei anderen Kulturen Mittelamerika spielt auch bei den Maya das menschliche Blut eine besondere Rolle. Hochgestellte Persönlichkeiten gewannen das Blut z.B., indem sie sich dornige Fäden durch Lippe oder Zunge zogen oder auch den Penis mit Seeigelstacheln anstachen. Die Schmerzhaftigkeit dieser Praxis war offenbar für ihren religiösen Wert von großer Bedeutung. Abbildungen aus klassischer Zeit verbinden das dargestellte Blutopfer zudem oft mit der Darstellung einer so genannten Visionsschlange. Ob dies ein Hinweis darauf ist, dass der Blutverlust zu religiösen Eingebungen führte, ist bis heute ungeklärt. Aus Sicht der Maya war das Blut Sitz der Seele und Lebenskraft, die Seele selbst stellte man sich jedoch Luft – oder rauchförmig vor (Atemseele) Daher fing man das gewonnene Blut durch Papierstreifen auf, die man anschließend verbrannte. Die Maya – Religion war polytheistisch, wobei die Götter der Maya analog den Menschen als sterbliche Wesen vorgestellt wurden. Wie bei Azteken und anderen mittelamerikanischen Religionen auch, diente das Opfer daher auch nicht allein dazu, die Götter gewogen zu machen, sondern, um die Götter in gewisser Weise am Leben zu erhalten. So wird die durchaus übliche Darstellungsweise in der Maya – Kunst verständlich, die uns Könige zeigt, welche einen Gott als Säugling im Arm tragen. Gleichwohl wurden die Götter zugleich als Wesen vorgestellt, die uralt sein konnten.

Cenote in Chichen Itza, neben zahlreichen Opfergaben barg man vom Grund dieses Cenotes über fünfzig Skelette. In der Region der Maya waren Menschenopfer durchaus üblich. Die Art der rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken (z.B. in Cenotes), Erhängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig begraben. Zu den grausamsten Tötungsarten gehörten wie bei den Azteken das Aufschlitzen des Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Letzteres ist vor allem für die Postklassik indirekt (über Kultgegenstände, siehe chakmol) belegbar. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen Gruppe, auch der Obersicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert wurde, werden zurzeit noch erforscht. Sicher – und durch Darstellungen gut belegt – ist die Tötung von Kriegsgefangenen im größeren Maßstab, vielleicht aus der Obersicht des gegnerischen Staates. Ob die Maya jedoch wie die Azteken Kriege nur zur Gewinnung von möglichen Menschenopfern geführt haben oder die Könige mit Opferung ihrer Gegner nur ihre Macht vor den Menschen und ihre Pietät vor den Göttern belegen wollten, ist noch unklar. Zwar war die Mayakultur sehr kriegerisch, doch ist es unwahrscheinlich, dass die Maya im Umfang der Menschenopferung auch nur annähernd den Azteken gleichkamen. Das frühere Bild jedoch, dass sich die Maya im Gegensatz zu den Azteken durch Friedlichkeit und nur sehr seltene Opferungen auszeichneten, wurde durch neuere Forschungsergebnisse (insbesondere seit die Schrift 1973 teilweise entziffert wurde) deutlich relativiert. Der Unterschied in Wahrnehmung von Azteken und Maya hat historische Ursachen: Als die Spanier im Mittelalter eintrafen, wurden sie noch Augenzeugen der aztekischen Religionsausübung, während die klassische Maya – Kultur längst untergegangen war. In den postklassischen Städten im Norden Yukatans hatte sich die Kultur hingegen deutlich verändert. So lässt sich zum Beispiel an Bauten der heutigen Ruinenstädte aus der Zeit der spanischen Eroberung gut ablesen, dass die Religion offensichtlich nicht mehr die herausragende Rolle spielte wie in der Zeit der Klassik. Trotz der heute und z. T. abstoßend wirkenden Fremdartigkeit der Maya – Religion sind doch auch viele herausragende kulturelle Leistungen eng der Religion der Maya verbunden. Hierzu zählen Kalenderwesen, Schrift und Bauwesen.

Politische und gesellschaftliche Situationen der Maya.

Die Maya waren vor allem außenpolitisch stark engagiert, dies war unter anderem dadurch begründet, dass die einzelnen Stadtstaaten ständig untereinander rivalisiert und gleichzeitig die Handelswege zur Versorgung mit Ferngütern kontrollieren mussten. Die politischen Strukturen waren je nach Region, Zeitraum, Einzelvolk und auch nach Stadt unterschiedlich. Neben erblichen Königtümern unter der Herrschaft eines Ajaw (auch weibliche Herrscherinnen sind überliefert), treten oligarchische und aristokratische Herrschaftsformen auf. Bei den Quiche gab es verschiedene Adelsfamilien, die unterschiedliche Aufgaben im Staat wahrnahmen. In der Postklassik Nordyukatans scheint es Städtebünde und kollektive Adelsherrschaften (Liga von Mayapan) gegeben zu haben, die in manchem an die antiken Handelsrepubliken Griechenlands erinnern. Auch demokratische Strukturen sind zumindest auf der unteren gesellschaftlichen Ebene zu beobachten. Die noch heute existierende Tradition, alle drei Jahre einen neuen Bürgermeister, den „Maya – Bürgermeister“, zu wählen, scheint bereits lange zu existieren.

Maya – Kriegswesen und Maya – Stele (Detail).

Die Maya führten häufig untereinander Kriege. Eine Reihe von Historikern sehen darin sogar einen der Hauptfaktoren beim Untergang der klassischen Maya – Kultur. Diese These ist jedoch insofern fragwürdig (und wohl z. T. auch ein Erbe einer pazifistischen Ideologie), als bei den klassischen Maya die Bedeutung des Krieges und die kulturelle Blüte offenbar Jahrhunderte lang Hand in Hand gegangen waren. Beispielweise kann auch in der klassischen Kultur die Bedeutung des Krieges kaum überschätzt werden. Allerdings kann eine solche Kriegstradition verheerend wirken, wenn sich die übrigen Bedingungen (Klima, aber die Entstehung eines übermächtigen Gegners) ändern. Unter diesen Umständen können ständig ausgeübte Kriege, zwischen im Prinzip weitgehend „gleichen“ Gegner, den Niedergang aller drastisch beschleunigen. Tatsächlich finden sich eine Reihe von Indizien dafür, dass es in der Zeit des Niedergangs der klassischen Zentren vermehrt zu Kriegshandlungen kam.

Kriegsfunktionen.

Die Kriegsausübung hatte bei den Maya vielfältige Funktionen. Sie diente politischen, wirtschaftlichen und auch religiösen Zwecken: Häufiges Ziel war die dynastische Kontrolle über konkurrierende Stadtstaaten, d. h. der Krieg wurde geführt, um eine feindliche Dynastie durch abhängige Herrscher zu ersetzen. In politischer Hinsicht ebenfalls wichtig war die Reputation, die siegreiche Herrscher und Teilnehmer Adlige im Krieg gewinnen konnten. In wirtschaftlicher Hinsicht war die Kontrolle des Fernhandels sowie die „Einwerbung“ von Tributen wichtig; daneben wurden wohl auch einige Einwohner besiegter versklavt. In religiöser Hinsicht konnten durch den Krieg Menschenopfer für religiöse Zeremonien gewonnen werden – ob letzteres jedoch ein eigentliches Kriegsziel oder vielmehr ein willkommener Effekt eines Krieges war, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Bemerkenswerterweise wurde Krieg in aller Regel in klassischer Zeit nicht geführt um eine gegnerische Stadt zu zerstören oder um ein gegnerisches Territorium dem eigenen Territorium in eigentlicher Weise einzuverleiben. Eine besiegte Stadt und ihr Gebiet wurde also nicht eigentlich dauerhaft erobert, sondern über Tribute und ergebene und/oder verwandte Herrscher abhängig gemacht. Folgerichtiger Weise kam es in klassischer Zeit auch nicht zur Ausbildung von territorial bestimmten größeren Königreichen. Vielmehr begnügten sich mächtige Herrscher mit dem Titel eines „Oberkönigs“ und abhängigen Königen, die auf ihren Herrscherstelen den Hinweis verewigten „König W von Y wurde eingesetzt durch König X von Z“. Ein entscheidender Nachteil des auf persönliche Abhängigkeit zielenden Herrschaftssystems der Maya war freilich, dass die Bindungen zwischen den Städten äußerst fragil waren und so regelmäßig Grund für neue Kriege bestand.
Bewaffnung.

Die Maya – Krieger benutzten Speerschleudern („atlatl“), Blasrohre sowie mit Obsidian – Klingen ausgestattete Schlagwaffen wie Keulen, Speere, Äxte und Messer. Ebenfalls verwendet wurden Pfeil und Bogen. Diese scheinen jedoch in klassischer Zeit keine große Rolle gespielt zu haben, während Abbildungen aus der Zeit der spanischen Eroberung zahlreiche Kämpfe zeigen, denen Pfeil und Bogen von (den allerdings hier verschanzten) Maya – Krieger verwendet werden. Während Helme anscheinend wenig benutzt wurden, gebrauchten die Maya aber Schilde aus Holz und Tierhaut und auch aus gewebten Matten.

Formen des Kriegswesens.

Farbiges Relief aus Bonampak: Ein König besiegt seinen Gegner. Man beachte die Kopftracht des siegreichen Königs.

Über die Formen der Kriegsausübung bei den klassischen Maya ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Spanische Darstellungen aus der Zeit der Eroberung zeigen uns zumeist einfach gekleidete Kämpfer im weißen Baumwollkostüm und mit dem typischen Rundschild, während ältere Darstellungen aus klassischer Zeit wie die Wandgemälde von Bonampak auch äußerst aufwändig kostümierte Krieger darstellen. Die aufwändige Kriegstracht – wahrscheinlich militärischen Führen und Spezialisten vorbehalten und vorausgesetzt, sie diente nicht nur der Siegesdarstellung nach dem Kampf, sondern kam wie bei den späteren Azteken auch zum Einsatz – kam man sich am besten veranschaulichen, wenn man sich traditionelle südamerikanische Karnevalskostüme vorgestellt. Der Umstand, dass es sicher schwierig war, in solcher Kostümierung zu kämpfen, zeigt schon, dass Form und Funktion des Kampfes bei den Maya z. T. offenbar anderes waren als bei vergleichbaren Völkern (vor allem außerhalb Mittelamerikas). Bei den Maya scheint es keine Soldaten („bezahlte Berufskrieger“) – also kein stehendes Herr im eigentlichen Sinn – gegeben zu haben, wahrscheinlich wurden im Kriegsfall wenige militärische Führer aus dem Adel um kurzfristig ausgehobene Bauern ergänzt. Dieses Rekrutierungsverfahren erlaubte es in Zeiten geringer bäuerlicher Arbeitslast, auch sehr große Kampfverbände zusammenzustellen. Da nicht wenige Siege über Könige und ganze Städte überliefert sind, muss die militärische Mobilisierung von Zeit zu Zeit beträchtlich gewesen sein. Andererseits sind die erhaltenen Verteidigungsanlagen (Systeme aus Gräben und Palisaden) der Stadtstaaten bei weitem nicht so ausgebaut, wie man es von anderen Kulturen kennt. In der Zeit der Postklassik hingegen kommt es auch zur Anlage regelrechten Befestigung. Besonders im südlichen Hochland, das dem Druck der Azteken ausgesetzt war, werden nun Siedlungen vermehrt auf Bergen angelegt und durch massive Steinbauten geschützt. Krieg wurde offenbar nicht in Formationen geführt, sondern es wurde anscheinend (wie weit die spanischen Überlieferung auch für klassische Zeit gelten, bleibt zu hinterfragen) ohne ersichtliche Taktik aufeinander gestürmt, um sich gegenseitig zu töten. Dieses Kampfprinzip setzt auf Geschwindigkeit, wer alleine überleben wollte, musste schneller und stärker als sein Gegner sein. Am Ende jeden Krieges, die offenbar fast immer für die Gegner verlustreich waren, wurden die Köpfe der toten Besiegten als Trophäen aufgespießt. Auch überfallartige Kriege wurden anscheinend in der Zeit der Klassik ausgetragen. Dabei entführte man zuerst den feindlichen König und opferte diesen, um im Anschluss die völlig verwirrten Bürger zu attackieren.

Architektur der Maya.

Der Gouverneurspalast in Uxmal. Dass die Maya – Architektur keine weit überspannten Innenräume kannte, lässt sich gut an diesem repräsentativen Gebäude veranschaulichen. An die Stelle der fehlenden Tiefe des Gebäudes tritt das Prinzip der horizontalen Reihung der in ihrer Funktion historisch nicht endgültig gesicherten Gebäudeteile.

Die Ruinen der Maya sind sehr gut erhalten und zählen zu den reichhaltigsten Zeugnissen der präkolumbischen Kultur. Die heute sichtbaren Überreste bestehen ausschließlich aus Steingebäuden, Bauwerke aus Holz oder Lehm sind aufgrund der Witterung Mittelamerikas längst verrottet. Dies bedeutet, dass es keine aufragenden Reste (sondern nur die typisch ovalen Fundamentspuren) von gewöhnlichen Wohngebäuden gibt, denn Stein wurde ausschließlich für die Errichtung adliger, beziehungsweise sakraler Gebäude verwendet. Obwohl die Lehmhütte dem einfachen Volk vorbehalten war, bildete sie in ihren Ausmaßen und ihrer historischen Zweckmäßigkeit den Ausgangspunkt der steinernen Paläste. Kennzeichnend für die Maya – Architektur ist das völlig Fehlen von Bögen und echten Gewölben. Diese waren den Maya unbekannt und der Stil ihrer Baukunst ist somit sehr von horizontalen, vertikalen und gewinkelten Linien geprägt. Aus der Verwendung von Kraggewölben ergab sich, dass Innenräume nicht besonders weit überspannt werden konnten und somit relativ klein und eng – ihren Hütten gleich – blieben. Da die Maya zudem so gut wie kleine Fenster nutzten und Licht lediglich durch die Türöffnung einfiel, entwickelten sie keine bedeutende Innenarchitektur. Ihre Bauten waren vor allem auf die Außenwirkung konzipiert und die vorwiegend Liturgischen Zwecken dienenden Räume waren allenfalls mit Wandteppichen geschmückt, selten wurden auch Spuren von Malereien gefunden. Die Maya verfügten über eine Art Beton und entwickelten einen Schalenbau, in dem doppelte Mauern aus behauenem Stein ausgegossen und verfüllt wurde. Auch eine Form von Stuck wurde genutzt. Die Maya entwickelten in verschiedenen Regionen des von ihnen bewohnten Gebiets unterschiedliche Baustile und nahmen auch stilistische Einflüsse benachbarter Völker auf. Allen Regionen gemein ist jedoch, dass ältere oder zu klein gewordene Bauten in der Regel nicht abgerissen, sondern bei Bedarf vergrößert und überbaut wurden. So sind im Inneren der Baumasse von vielen Tempeln und Pyramiden die Vorgängerbauten verborgen. Dies gibt der heutigen Wissenschaft die Möglichkeit, die bautechnische Entwicklung der Maya zu entschlüsseln.

Stilistisch wiederkehrende Formen sind die mächtigen verzierten Dachgesimse, welche mit ihrem Eigengewicht die Kraggewölbe hielten oder die von den Spaniern so genannten „Hahnenkämme“, aufbauten aus komplizierten Steinornamenten zur Bekrönung der Dächer. Vielerorts wurden die Fassaden der Gebäude mit Masken und Tiermotiven dekoriert. Bemerkenswert ist, dass den Maya, ebenso wie den übrigen Völkern Amerikas (mit Ausnahme der Inkas, die in geringem Umfang Lamas nutzten), keine Lasttiere zur Verfügung standen, und dass das Rad (obwohl prinzipiell bekannt) als mechanisches Hilfsmittel nicht verwendet wurde. Die großen Mengen Baumaterial wurden daher ausschließlich durch Menschenkraft (im Wesentlichen Sklaven) bewegt. Nach der Ankunft der Tolteken tauchen in den Zentren der Städte neue bauliche Elemente auf und die Architektur wandelt sich beträchtlich. Bemerkenswert ist auch, dass die Pyramiden meist nicht wie bei den Ägyptern als Grabstätten dienten, sondern als Opferstätten Verwendung fanden. Auf ihrer Spitze war meist (immer?) eine Art Plattform, auf der die Opfer – Zeremonien durchgeführt wurden.

Maya – Schrift.

Die Schrift der Maya ist die einzige uns bekannte voll entwickelte Schrift des präkolumbischen Amerika.

Die Schriftzeichen der Maya findet man nach der Vernichtung fast aller brennbaren Schriftträger während der Conquista im 16. Jahrhundert (Ausnahmen sind die vier oder fünf so genannten Codizes (Singular Codex) vor allem auf alten Gebäuden und Monumenten (zum Beispiel in Tikal) in Form von Wandmalereien (z.B. in Bonampak) oder Epigraphiken. Außerdem gibt es erhaltene Mayakeramik, mit allerdings meist nur wenigen Schriftzeichen. Die Entzifferung der Maya – Schrift ist erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgt. Inzwischen gilt sie als weitgehend lesbar. Die Maya – Schrift ist eine so genannte logosyllabische Schrift, was bedeutet, dass sich die Schriftzeichen aus Logogrammen und Silbenzeichen zusammensetzten können. Die Zeichen können allerdings auch getrennt voneinander stehen. Ingesamt ist die Hälfte der etwa 700 Schriftzeichen Logogramme bzw. Silbenzeichen. Meistens entsprechen die Logogramme tatsächlich existierenden Gegenständen oder Lebewesen, bei einigen ist jedoch kein Erkennen des eigentlichen Sinnes mehr möglich. Dagegen haben die Syllabogramme eine andere Bedeutung und zwar die der Silbendarstellung. Die meisten Syllabogramme sind im Muster Konsonant – Vokal vorhanden (zum Beispiel „BA“). Wenige stellen nur Vokale dar. Von allen Logogrammen und Syllabogrammen gab es mehrere Varianten, sodass sich der Schreiber die seinem ästhetischen Verständnis am besten angepasste aussuchen konnte. Teilweise geschah dies sogar durch große Wandgemälde, welche nur ein Zeichen darstellen sollten.

Überblick.

Die Maya benutzten für rituelle und zivile nebeneinander verschiedene Kalender, die auf einer Tageszählung im Zwanzigersystem beruhen: den rituellen Tzolkin – Kalender, den zivilen Haab – Kalender und die Lange Zählung, mit der längere Zeiträume erfasst werden konnten, die für Himmelsbeobachtungen und Astronomie eine große Rolle spielten. Die Kombinationen von Tzolkin – und Haab – Daten wiederholen sich nach einer 52 Jahre dauernden Kalenderrunde. Die gegenwärtige Periode des Maya – Kalenders endet nach heutigen Umrechnungen am 21. oder am 23. Dezember 2012. Die passende Korrelation zwischen Maya – Kalender – Daten und christlichem Kalender wird kontrovers diskutiert. So bestätigen die Autoren Krygier und Rohark auf der Basis vieler unterschiedlicher Quellen das Enddatum 23. Dezember 2012, während Fuls in seiner Dissertation zu diesem Thema eine ganz andere Unrechnung ermittelt. Das ist ein Sinnenkalender mit 5 – Tages – Interkalation aber ohne Bindung an die Mondphasen. Der Tzolkin – Kalender ist – im Unterschied zu den meisten anderen historischen und modernen Kalendersystemen – nicht an den Sonnen – Mondrhythmus gebunden. Es wurden zahlreiche Spekulationen gemacht, welchen astronomischen oder sonstigen Vorgaben dieses erstaunliche System folgt. Eine schlüssige Antwort steht noch aus und ist derzeit auch wegen der schlechten Quellenlage nicht zu erwarten.

Haab.

Der Haab diente den Maya zu zivilen Zwecken, z.B. zur Berechnung der Saat – und Erntezeiten und ähnelt unserem Kalender, da es ein Sonnenjahr mit 365 Tagen umfasst. Im Haab Kalender wird das Jahr in 18 „Monate“ mit je 20 Tagen unterteilt. Zum Abschluss dieser addierten 360 Tage folgen 5 „Unglückstage“ (Schalttage). Alles in allem ergibt das 365 Tage pro Jahr.

Tzolkin.

Für rituelle Zwecke benutzten die Maya den Tzolkin („Zählung der Tage“), bei dem jeder Tag (Kin) durch einer Zahl (Ton) von 1 bis 13 mit dem Namen einer von 20 Schutzgottheiten (oder Tagesnamen) bezeichnet wird. Ein Tzolkin – Datum bezeichnet daher einen bestimmten Tag in einer Periode von 260 Tagen und wird beispielsweise als 6 Edznab angegeben. Da der Haab – Kalender 365 Tage (18 „Monate“ mit je 20 Tagen und 5 Schalttage) und der Tzolkin – Kalender 260 umfasst, wiederholen sich alle 18980 Tage.

Götter.

Ek Chuah: Wird auch als „Gott M“ bezeichnet und war Gott der Kaufleute der Kakaopflanze.

Hunabku: War der Schöpfer des Kosmos und Hochgott der Maya. Er trägt den Beinamen „Gott über den Göttern“ und ist Vater des Itzamna.

Hunahau: War der Gott des Todes und als Personifikation des Unheils Herrscher über Mitnal. Hunahau stieg in menschlicher Gestalt auf die Erde herab und starb, um sie zu erlösen. Beim rituellen Ballspiel gilt der Ball als Kopf.

Hunapuopferte sich als Heroe und stieg dadurch zum Sonnengott auf. Er ist Sohn Hun – Hunapus und Zwillingsbruder von Ixbalanque, mit dem er zusammen Vucub – Caquix besiegte, die Menschen erschuf und in Xibalba den Tod seines Vaters rächte. Nach der Zerstückelung der Geschwister im rituellen Ballspiel erhoben sie sich als Götter zum Himmel.

Hun – Hunapu: War der Vater Hunahpus und verlor beim Ballspiel in Xibalba seinen Kopf. Nachdem dieser an einen Baum gehängt wurde, bespie er die Hand einer Jungfrau, die daraufhin die Zwillinge Hunapu und Ixbalanque gebar.

Huracan: War ursprünglich ein Sterngott, später der Gott des Windes, des Sturmes und des Feuers, sowie der Fruchtbarkeit und stand für die ungezügelten Kräfte der Natur.

Itzamna: Ist der Gründer der Maya – Kultur. Er wird auch „Gott D“ genannt und trägt den Titel „Herr des Wissens“. Er brachte seinem Volk Mais und Kakao und lehrte sie das Schreiben, die Heilkunde und den Gebrauch des Kalenders. Als Kulturstifter wurde er zum Staatsgott der Maya – Reiches. Als Sonnen- und Himmelsgott herrscht er über Tag und Nacht. Er ist der Sohn von Hunabku und als Gemahl von Ixchel der Bacabs. Seine Attribute sind die Schlange und die Muschel.

Ixbalanque: Sohn Hun- Hunapus und Zwillingsbruder von Hunapu, mit dem er zusammen Vucub- Caquix besiegte und in Xibalba den Tod seines Vaters rächte. Nach dem Sieg über die Unterwelten in der Zerstückelung der Geschwister im rituellen Ballspiel verwandelten sich die Helden in Sonne und Mond.

Ix Chebel Yax: Brachte den Maya die Farbmusterwebkunst und war Göttin der Malerei und Bilderschrift.

Ixchel: War als Erd – und Mondgöttin der Maya Schutzherrin der Wasser, des Regenbogens und der Schwangeren. Sie erfand die Webkunst. In einigen Überlieferungen scheint sie mit der Fruchtbarkeitsgöttin Ixcanleom identisch zu sein.

Ixtab: War Schutzgöttin der Selbstmörder, die bei den yukatekischen Maya direkt ins Paradies gelangten.

Kinich Ahau: War die Personifikation der Sonne und in einigen Überlieferungen Vater des Itzamna. Später wird er zu einer Erscheinungsform des letzteren.

Kukulcan (auch Gukumatz): War der gefiederte Schlangengott und ist das Äquivalent zum aztekischen Quetzalcoatl.

Mitnal war das Totenreich, in das die Seelen böser Menschen nach ihrem Tod eintreten. Hunahau herrscht darüber.


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Tag der Veröffentlichung: 16.08.2011

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