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Der erste Kontakt

Es ist Samstag, ein später warmer Sommertag. Drei zehnjährige Jungen, Volker, Max und Lutz, verabreden sich nach dem Abendbrot zum Fußballtraining. Sie wollen unbedingt die gegnerische Mannschaft aus dem Nachbarort Büren bezwingen und mit einem klaren Sieg die Führung ihrer Klasse übernehmen.

 

Volker ist der Blondschopf von den dreien, durch seinen kräftigen Körper wirkt er ein bisschen unbeweglich, ist er aber nicht. Für sein Alter von zehn Jahren hat er eine stattliche Größe. Er gibt meistens den Ton an, weil er sehr mutig ist. Volker spielt in der Fußballmannschaft im Tor.

 

  Max wirkt eher schmächtig und hat schwarze Haare. Er sieht sehr grimmig aus, dieser Eindruck wird durch seine dunklen braunen Augen und extrem buschigen Augenbrauen hervorgerufen, er hat aber ein freundliches Gemüt. Max ist etwa ein Kopf kleiner als Volker und spielt wegen seiner Dribbelstärke im Mittelfeld der Mannschaft.

 

   Lutz hat etwa die gleiche Größe wie Max, aber ganz kurze dunkelblonde Haare, man nennt es auch Igelschnitt. Lutz ist sehr ängstlich und zurückhaltend. Weil er sehr schnell flitzen kann, spielt er rechts außen. Die drei sind schon seit dem Kindergarten die besten Freunde.  

 

 „Endlich! Da bist du ja, Lutz!“ „Hallo! Ich bin noch aufgehalten worden, meine Mutter wollte, dass ich den Abendbrottisch noch abdecke!“ „Los geht‘s! Ich gehe wie immer ins Tor!“ „Okay, Volker! Lutz und ich passen uns zu und versuchen, dir einen rein zu schießen!“  

 

 Max und Lutz schießen abwechselnd aufs Tor, dann passen sie sich den Ball mehrmals zu, um Volker auszutricksen. Als Volker einen hoch geschossenen Ball fangen muss, nimmt er am Himmel einen großen, hellscheinenden Flugkörper wahr.  

 

 „Schaut mal dort am Himmel, ein Komet!" Oh! Seht mal wie er leuchtet!“ ruft Max voller Begeisterung.  „Ich habe mal gelesen, dass Kometen und Sternschnuppen leuchten, wenn sie in die Erdatmosphäre eintreten, dann verglühen sie.“ Erklärt Lutz.

 

„Ja, das stimmt! Nur- dieser glüht und leuchtet aber schon sehr lange und scheint auch immer näher zu kommen! Wahrscheinlich ist es kein Komet, sondern ein Meteorit!“, meint Max, der auf einmal nicht mehr so begeistert ist, weil der Meteorit immer größer wird.  

 

 Auf einmal geht es ganz schnell, es leuchtet nicht mehr, aber jetzt rauscht es ganz laut, als wenn ein kurzer Orkan durchs Land ziehen würde. Der Flugkörper rast direkt auf die drei zu, instinktiv schmeißen sie sich flach auf den Boden und der Flugkörper fliegt über ihren Köpfen hinweg. Mit zitternden Knien richten sie sich wieder auf, danach gibt es ein heftiges Scheppern. Die drei schauen sich verwundert an. „Mann! War das knapp!“ Los! Kommt, es ist dort hinten im Wald, in der Lichtung runter gegangen!“, sagt Volker während er sich eilig den Dreck von seiner Kleidung abklopft. „Halt! Und wenn es gefährlich ist?“ „Nun komm schon, Lutz! Wann bekommt man im Leben schon solch eine Gelegenheit, einen Meteoriten gleich nach seinem Absturz zu besichtigen!“ „Ja, Lutz! Volker hat Recht, was soll da wohl gefährlich sein!“ „Na gut, dann los!“

 

  Sie rennen so schnell wie sie können zur Lichtung. Dort angekommen schleichen sie sich an die vermutete Stelle und bleiben hinter einem dichten Eichenbusch in Lauerstellung. Max biegt die Äste ein wenig auseinander.   „Kannst du etwas erkennen?“, fragt Lutz. „ Psst, nicht so laut! Wir müssen leise sein! Sonst hört uns noch jemand! „Da, in dieser Richtung!“ „Wo denn?“, flüstert Lutz. „Ja da! Wo ich hinzeige!“ „Ja, jetzt sehe ich es auch!“ „Warum dampft es denn jetzt auf einmal?“, fragt Volker. „Ich kann es mir nur so erklären: Der Meteorit ist sehr heiß und das Feuchte unter dem Laub verdampft jetzt.“  

 

 Nach dieser Erklärung von Max löst sich der Dampf immer mehr auf, jetzt ist die Form und Größe des Objekts erst richtig zu erkennen. Den Jungen stockt der Atem und sie schauen im ersten Moment mit starrem Blick dort hin. Sie schließen ihre offenen Münder, die vom erregten Staunen so verharrten und schlucken den durch die Aufregung entstandenen Kloß herunter. Das Ding liegt einfach da, ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben, dadurch beruhigen sich die Gemüter der Jungen ein wenig. Außerdem sind sie ungefähr fünfzig Meter vom Objekt entfernt, das macht sie einigermaßen sicher.

 

  „Was ist denn das?“, gibt Max voller staunen von sich. „Verdammt! Es ist ein Raumschiff! Kommt, verschwinden wir hier! Ich habe Angst!“, flüstert Lutz  mit zitternder Stimme. „ Hab doch nicht immer solche Angst, wir sind doch bei dir! Und außerdem, wenn es kein Meteorit ist, kann es sich nur um einen Satelliten handeln, der hier irrtümlicherweise gelandet ist!“ „Ja, das meine ich auch so wie Volker! Weißt du noch, im Physikunterricht? Da hat uns unser Physiklehrer Herr Dunker erklärt, dass davon auszugehen ist, wenn es andere Lebewesen im Universum geben würde, man sich niemals gegenseitig besuchen könnte!  

 

 Die Form von diesem Ding, wie zwei flache, zusammengeklebte Pyramiden und doch irgendwie überall abgerundet. Die Farbe schillert in einem leuchtenden, metallischen Hellgrün.  

 

 „Los! Wir schleichen uns näher ran!“ „Ich bleibe hier, Volker! Ich traue dem Frieden nicht!“ „Na gut, aber lauf nicht weg!“ „ Versprochen!“  

 

 Vorsichtig robben sich Volker und Max wie die Indianer näher an das Objekt heran. In diesem Moment gibt es einen hellen, schrillen Ton und das Ding verwandelt sich in einen großen, kantigen, dunkelgrauen Stein, der aber sehr glatt ist. Die beiden Jungs rennen schnell und ängstlich in ihr Versteck zurück und zittern vor Aufregung.   „Habe ich doch gesagt! Es ist doch ein Raumschiff! Was sagt ihr nun? Ein Satellit verwandelt sich wohl kaum in einen Stein! Oder?“ „Ja, jetzt glaube ich es auch! Aber nicht so laut! Wir müssen jetzt ganz still sein und warten und reiß dich jetzt zusammen! Zum Abhauen ist es jetzt zu spät!“, sagt Max energisch.

 

  Die Jungs bekommen Angst und mögen sich nicht von der Stelle bewegen. Denn der zu Stein verwandelte Flugkörper fängt an sich zu drehen und wühlt sich dadurch in den weichen Waldboden, sodass er bis zu einem Viertel darin versinkt. Dann zischt es und man sieht eine runde Öffnung. Drei etwa einen Meter große Gestalten treten erschöpft aus der Öffnung. Volker, Lutz und Max pressen sich duckend in den Waldboden. Dabei rücken sie mit ihren Köpfen ganz dicht zusammen, damit sie von den Gestalten nicht entdeckt werden.  

 

 „Das ist wirklich der Hammer! Von wegen, man kann uns nicht besuchen! „Was machen wir denn jetzt, Volker? Wir müssen hier irgendwie weg! Die sind doch bestimmt gefährlich! Du weißt doch immer alles!“, flüstert Lutz dem man die Angst anmerkt. „ Ich weiß es auch nicht, wir sollten vielleicht erst mal abwarten.“ 

 

    „Ich denke, wir zeigen uns und versuchen uns zu verständigen, dann stellen wir gleich fest, ob die friedlich sind!“ schlägt Max mutig und sehr leise vor. „Vielleicht hast du Recht, eine andere Möglichkeit haben wir wohl nicht!“, meint Volker leise. „Seid ihr verrückt?“, flüstert Lutz den beiden zu. „Was bleibt uns anderes übrig? Weglaufen können wir nicht, dann entdecken diese Wesen uns sofort!“, meint Volker. „Und wenn sie uns gefangen nehmen oder uns sogar umbringen?“, Flüstert Lutz. „ Denk nicht immer an das Schlimmste!“ Sagt Volker leise.  

 

 Nachdem Volker, Lutz ein wenig zurechtgewiesen hat, guckt er vorsichtig, getarnt durch den Eichenbusch  zu den Wesen und duckt sich schnell wieder.

 

  „Die sehen aber sehr friedlich aus, wir müssen uns vor ihnen hin knien, weil wir doch viel größer sind als sie, sonst bekommen sie Angst! Dann tun sie uns auch bestimmt nichts!“, schlägt Volker den Beiden vor. „Jetzt oder nie, los kommt!“ „Halt, warte noch! Mal sehen, was sie vorhaben.“, meint Max, der geschickt seine Ängstlichkeit unterdrückt. „Vielleicht hast du Recht, wir sollten doch lieber noch etwas warten!“ „Da schaut mal! Was machen die jetzt? Die kommen auf uns zu!“, sagt Lutz sehr aufgeregt.

 

  Währenddessen inspizieren die Wesen ihr Raumschiff und umrunden es im großen Bogen, dabei sprechen sie miteinander, jedenfalls hört es sich so an. Dann schleichen sie vorsichtig in leicht gebückter Haltung in einem noch größeren Bogen herum, wahrscheinlich um zu sehen, ob sie unentdeckt bleiben. Dabei kommen sie verdammt nahe an das Versteck von den Jungs und eines der Wesen bemerkt sie. Aufgeregt zeigt es mit seinem Finger auf sie. Die Jungs stehen auf und  Lutz fängt vor lauter Angst an, hysterisch zu werden.   „Sie haben uns entdeckt! Los! Schnell, weg hier!“ „Zu spät, abhauen hat keinen Zweck mehr!“, sagt Volker und verhindert Lutz am Weglaufen.   Er hält ihn fest und drückt ihn sanft auf seine Knie. Die Jungs nehmen ihren ganzen Mut zusammen, und rutschen gekniet, langsam, voller Angst aus ihrem Versteck und bleiben in dieser Haltung gleich hinter dem Eichenbusch stehen. Die drei Wesen bleiben ebenfalls etwa zwei Meter vor Volker, Lutz und Max stehen. So verharren beide Seiten einige Sekunden und betrachten sich nur.

 

  Die Wesen sehen dem Menschen von der Statur her sehr ähnlich, sind nur viel kleiner, etwa einen Meter sind sie groß. Ihre Haut hat eine gelbliche Farbe und ihre braunen Augen sind sehr groß. Die sehr auffälligen kurzen roten Haare bedecken nur den oberen Teil ihres Kopfes und sind so dicht, dass man glauben könnte, es handele sich um Fell. Dieser Eindruck wird durch ihre hohe Stirn noch verstärkt. Ihre Lippen sind ähnlich wie bei uns Menschen, nur sehr schmal und dünn, etwa wie Striche, die dunkellila schimmern. Ihre Nasen sind nur schemenhaft zu erkennen. Beim Atmen dehnt sich eine Art Membran aus, die beim Einatmen dunkelblau und beim Ausatmen hellblau schimmert. Sicherlich wird dieser Farbunterschied durch die Dehnung vom Atmen ausgelöst. Auch die Ohren befinden sich wie bei uns Menschen seitlich am Kopf, nur haben diese im Verhältnis zu ihrem Kopf eine ungewöhnliche Größe, sie sind rund und sehen einem Trichter ähnlich. Bekleidet sind die Wesen mit einem roten, wie Leder aussehenden Anzug, der überall Anzeichen eines blauen Reliefs aufzeigt. Auch haben sie Schuhe, die aber mit Ihrem Anzug ein Ganzes bilden. Es erweckt den Eindruck, dass die Jungs ihnen keine Angst einflößen, weil die Wesen sie von oben bis unten begutachten, dabei wirken sie frech.  

 

 Dann beginnt eines der Wesen, sich langsam auf Max zu bewegen und tippt ihn mit seinem Finger an. „He!“, mahnt Max ängstlich und sofort schreitet es wieder zu den anderen. Nun sprechen sie miteinander, als wenn sie sich beraten würden. Ihre Sprache ist das reinste Gebrabbel und ihre Stimmen klingen ungewöhnlich tief.

 

  In diesem Moment hört man noch sehr weit weg eine Menschenmenge schreien. Sie rufen immer wieder: „Dort hinten muss es sein! Dort ist es runter gekommen! Los, kommt!“ Die Wesen bemerken es und brabbeln wieder irgendetwas. Dann rennen sie in kleinen Schritten zu ihrem Raumschiff und verschwinden darin.

 

  „Schade, jetzt fliegen sie weg! Das wird uns ja kein Mensch glauben, was wir hier erleben!“, meint Max, der seine  Angst schon überwunden hat. „Ja, das ist schade! Aber eins ist Fakt: Diese Außerirdischen sind friedlich! Sonst hätten sie uns gleich nachdem sie uns gesehen haben, vernichtet!“, glaubt Volker.

 

  Die Menschenmenge scheint immer näher zu kommen, aber die Außerirdischen fliegen nicht weg!  

 

 „Warum hauen die Wesen nicht ab?“, fragt Lutz verwundert. „Wahrscheinlich ist irgendetwas an ihrem Raumschiff kaputt! Die können nicht wegfliegen, ist doch logisch! Deshalb müssen wir ihnen unbedingt helfen, die Polizei wird sicherlich schnell hier sein und das Militär wird auch nicht lange auf sich warten lassen, am besten verstecken wir sie irgendwo, dann kümmern wir uns um sie! Oder was meint ihr?“ „Ja, wir müssen ihnen helfen! Aber wir sollten aufpassen, Max, damit Eddy und Punky es nicht mitbekommen! Die melden es doch sofort, nur um uns zu ärgern.“, mahnt Lutz. „ Ja, das sehe ich auch so, bei denen sollten wir höllisch aufpassen.“ Antwortet Max. „Warum die außerirdischen Wesen wohl hier sind? Ob da noch mehr von ihnen in dem Ding sind, was denkt ihr?“, fragt Lutz. „Keine Ahnung was die hier wollen, aber mehr sind es wohl nicht. Los jetzt! Die Leute dürfen hier nicht herkommen, wir müssen sie auf eine falsche Fährte schicken.“ „Wie willst du das anstellen, Volker?“, will Max wissen. Lass mich nur machen. Los! Kommt!“

 

  Sie laufen so schnell sie können in die Richtung, wo sich der großen See befindet. Ungefähr fünfhundert Meter zuvor kreuzen sie den See querfeldein und laufen über eine Wiese, um so in Richtung Menschenmenge zu gelangen, damit nicht erkannt wird, von wo die Drei kommen.

 

  „Halt, Jungs! Wo wollt ihr so schnell hin? Ihr seid ja völlig außer Atem. Verschnauft erst mal ein wenig, habt ihr was gesehen?“, fragt einer von ihnen.  

 

 „Ja, ungefähr zwei Kilometer hinter dem großen See ist was Riesiges glühend vom Himmel in den Wald gerast. Aber, komisch ist, da brennt nichts! Wir haben Angst! Wir wollen nach Hause!“, ruft Max ihnen zu. „Ja, geht ihr jetzt brav zu euren Eltern. Wir schauen uns das mal an.“ „Kommt, Leute! Vieleicht schaffen wir es, bevor die Dunkelheit eintritt!“

 

  Die Leute ändern nun die Richtung. Einige haben Fotoapparate mit, sie glauben wohl, dass sie etwas Außergewöhnliches zu Gesicht bekommen.

 

  Nachdem die Menschenmenge nicht mehr zu sehen ist, aber man sie immer noch hören kann, tauchen auf einmal wie aus dem Nichts zwei ältere Jungen auf, beide mehr als einen halben Kopf größer als Volker. Der eine ist von bulliger Statur, der andere eher schlank, aber mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen. Lutz erkennt die beiden sofort. Es sind Eddy und Punky, die größten Unruhestifter des Dorfes, die schon sehr viel Unheil angerichtet haben.

 

  Sofort stellen sie sich in den Weg und lassen Volker, Lutz und Max nicht passieren. Eddy packt Max brutal am Kragen. „Wo wollt ihr denn hin? Und wo kommt ihr her? Nun redet schon, ihr kleinen Teufel!“ „Eddy! Lass mich los! Wir haben Angst und wollen nach Hause! Hinter dem großem See, etwa zwei Kilometer vom See aus, ist ein glühendes, großes Teil vom Himmel in den Wald gerast! Aber der Wald brennt nicht! Es ist richtig unheimlich!“ „Bitte, Eddy! Lass Max zufrieden! Und hör mal, die Leute sind zuerst da, wenn ihr euch nicht beeilt!“, fleht Volker. „Los komm, Eddy. Hörst du? Die Leute können noch nicht weit weg sein, die überholen wir noch!“ „Habt noch mal Glück gehabt, ihr Schisser!“  

 

 Noch nachdenklich über diesen kleinen Überfall sind die drei Jungen auf dem Weg nach Hause und schmieden währenddessen einen Plan.

 

  „Das war knapp! Eddy und Punky werden uns bestimmt weiter verfolgen, die müssen wir unbedingt im Auge behalten! Aber wenigstens scheinen die Aliens friedlich zu sein, sonst hätten sie uns doch sicherlich gleich gefangen genommen oder uns sogar getötet!“ sagt Max aufgeregt  „Ja, das glaube ich auch! Wir sollten morgen, so früh wie möglich wieder zu den Wesen hin und ihnen helfen! Hat einer eine Idee, wie wir sie hier rausbekommen?“, fragt Volker, der sich schon einigermaßen beruhigt hat. „Ich denke, mit meinem alten, großen Bollerwagen kann es funktionieren, sie hier rauszuholen.“ „Das ist eine gute Idee, Lutz! Aber wir müssen uns schon um vier Uhr in der Früh treffen, denn morgen setzen die Leute wohl ihre Suche fort.“ Meint Volker.

 

 Die Leute konnten nichts entdecken und sind erschöpft wieder in ihre Häuser gegangen. Morgen um zehn Uhr wollen sie die Suche fortsetzen. Einige von ihnen waren sehr enttäuscht und haben natürliche Erklärungen für diese ungewöhnliche Erscheinung abgegeben, dass zum Beispiel ein Kugelblitz eventuell für dieses Phänomen in Frage kommt.

 

  Die drei Jungs können in dieser Nacht kaum schlafen. Am nächsten Morgen bereiten sie für ihre Eltern schon das Frühstück vor, legen eine kleine Notiz hin, dass sie noch trainieren müssen und sich auf dem Fußballfeld treffen und spätestens zum Mittag wieder da sind. Ein Glück, dass es Sonntag ist, dadurch können sie die Häuser unbemerkt so früh verlassen.

 

  An der verabredeten Stelle angekommen, ist der Stein, der ein Raumschiff war, noch am gleichen Platz. Max, Lutz und Volker begrüßen sich wie immer per Handschlag.

 

  „Ich denke, wir müssen diese Wesen dazu bewegen, dass sie uns folgen. Das erreichen wir nur, wenn sie uns vertrauen, dann werden wir sie an einen sicheren Ort bringen! , schlägt Max den beiden vor. „Ja, so machen wir es, das ist eine gute Idee!“, antwortet Lutz, der immer noch unsicher wirkt.  

 

 „Aber, wir können doch nicht einfach mit ihnen durch die Gegend spazieren, das sieht doch jeder, dass sie nicht von hier sind!“ „Mensch! Max, du hast Recht! Was nützt uns der Bollerwagen, wenn man die Wesen schon von weitem sehen kann! Das haben wir in der Aufregung nicht bedacht! Wir brauchen eine Plane, damit wir sie zudecken können. Dann los! Es muss schnell gehen! Lutz, du holst noch eine Plane, du wohnst hier am dichtesten und wir versuchen das Vertrauen der Wesen zu bekommen!“ „ Bin schon unterwegs, bis gleich!“  

 

  Lutz läuft los, um eine Plane zu holen. Volker und Max bewegen sich vorsichtig auf den flachen Stein zu.

 

  „Ich weiß nicht, aber irgendwie traue ich mich nicht dieses Ding zu berühren!“ „Ich auch nicht Volker! Hier! Wir nehmen ein paar Steine!“

 

  Treffsicher platziert Volker die Steine auf das anvisierte Ziel, die Steine prallen ab und fliegen in der gleichen Geschwindigkeit und Flugbahn zurück zu Volker, der sich reflexartig zur Seite bewegt, damit ihn die Steine nicht treffen.

 

  „Das Material vom Raumschiff scheint sehr elastisch zu sein und wie dumpf es sich anhört!“, meint Volker. In diesem Moment zischt es wieder. Volker und Max weichen respektvoll ein paar Meter zurück und die Wesen treten hervor. Man glaubt es kaum, aber sie schreiten zu Volker und Max und heben ihre kleine Hand. Max und Volker schauen sich verwundert an. „Los, schlag ein, Volker! Wie wir uns immer begrüßen! Die müssen uns in ihrem Raumschiff beobachtet haben.“ Vorsichtig und langsam, dabei nehmen sie ihren ganzen Mut zusammen, schlagen Max und Volker ihre Hand auf die der Außerirdischen. Danach gehen beide Seiten schnell wieder einen Schritt zurück.

 

  Auf einmal ruft Lutz von hinten. „Ich habe es geschafft, niemand hat etwas bemerkt!“ Die Wesen laufen wieder in kleinen schnellen Schritten in ihr Raumschiff. „Du Tollpatsch, gerade waren sie hier, wenn sie wieder rauskommen, musst du sie so begrüßen wie wir es immer machen, sie haben uns beobachtet. Du brauchst keine Angst zu haben, wir haben sie auch schon so begrüßt. Die Außerirdischen sind wirklich friedlich.“ Trotz dieser Erklärung von Volker, wurde Lutz nicht die Angst genommen, man sieht es an seinen Augen.  

 

 Volker wirft nochmal einen Stein, weicht wieder aus und ruft vorsichtig: „He, alles in Ordnung, es ist nur Lutz!“ Und wieder zischt es, die Wesen kommen aus ihrem Raumschiff, gehen auf Lutz zu und heben ihre kleine gelbe Hand. „Los, schlag ein!“, sagt Max.  „Ich traue mich nicht!“ Lutz hält ängstlich seine eigene Hand fest. „Los, hab keine Angst!“, ruft Volker motivierend. Lutz geht schleichend zu den Wesen, hebt ganz langsam seine Hand und begrüßt sie schnell und verhalten. Dann geht er rasch einen Schritt zurück, dahin, wo Volker und Max stehen. Nun lächelt er. „Die haben eine ganz weiche Hand, habt ihr es gemerkt?“ „Ja, haben wir, die sind bestimmt nicht gefährlich!“, sagt Max.

 

  Die drei Wesen murmeln wieder irgendetwas. Dann stellt Max seine Freunde mit Namen vor und zeigt zuerst auf Lutz. „Das ist Lutz!“ Das gleiche wiederholt er mit Volker und schließlich zeigt er auf sich. „Ich bin Max!“ Die Wesen murmeln wieder miteinander und nicken dann ein wenig.

 

  Max befestigt die blaue Plane, die Lutz mitgebracht hat, an den Bollerwagen und hebt sie vorsichtig an. Dann zeigt er mit freundlicher Geste dorthin und sagt zu den Wesen: „Steigt ein, wir tun euch nichts!“ Die Wesen murmeln wieder irgendetwas. Sie umrunden den Bollerwagen, untersuchen ihn von allen Seiten und fassen ihn an. „So geht es nicht, wir müssen es ihnen zeigen!“, schlägt Volker vor. Max und Lutz steigen in den Bollerwagen und Volker deckt sie mit der blauen Plane zu, dann fährt er einmal mit ihnen im Kreis herum. Max und Lutz steigen wieder aus. „Jetzt ihr! Steigt ein!“, sagt Volker freundlich. Die Wesen murmeln wieder etwas, nur diesmal etwas länger, als wenn sie sich beraten würden.  

 

 Auf einmal hört man, noch sehr weit weg, einen Hubschrauber! Max ruft zu den Wesen: „Schnell! Hier rein! In den Bollerwagen!“ Die Jungs sind erstaunt, die Wesen setzen sich tatsächlich in den Bollerwagen und lassen sich sogar mit der blauen Plane zudecken. Volker, Max und Lutz ziehen mit dem Bollerwagen los.

 

 „Halt! Wir sollten noch zum Sandhügel und einen Sandhaufen in den Wagen packen!

 

 „Wozu soll das gut sein?“, will Volker wissen. „Stellt euch mal vor, unterwegs hält uns jemand an und fragt uns, was wir hier haben! Was antworten wir dann?“, fragt Max den beiden.  „Keine Ahnung!“, antwortet Lutz und Volker zuckt mit den Schultern.

 

 „Eben! Keine Ahnung! Wenn wir in den hinteren Bereich vom Wagen weißen Sand packen und uns jemand fragt, was auf dem Wagen ist, dann sagen wir einfach, dass dein Vater, Lutz, im Garten heute ein Fundament für einen Pavillon errichten will und dafür weißen Sand braucht.“

 

  Der Sandhügel befindet sich in unmittelbarer Nähe. Dort angekommen, schaufeln sie mit den Händen einen Haufen Sand hinten in den Bollerwagen. Die Jungs können es kaum glauben, auch die Außerirdischen steigen wieder aus, helfen und murmeln dabei. Nachdem genügend Sand im Bollerwagen ist, hebt Max die Plane an und macht eine Geste, damit die Wesen im vorderen Bereich des Wagens wieder einsteigen. Danach deckt er sie und den Sandhaufen mit der Plane zu. Dann ziehen sie los.  

 

 „Die Aliens sind ganz schön zutraulich geworden, findet ihr das nicht komisch? Die kennen uns doch gar nicht und kommen einfach mit uns mit?“, fragt Lutz mit zittriger Stimme. „Wahrscheinlich haben sie ernsthafte Probleme mit ihrem Raumschiff, sonst würden die bestimmt nicht einfach mitkommen.“ Antwortet Volker. Als sie die Dorfstraße erreichen, schlägt Max vor, die Außerirdischen in Lutz’ Zimmer unterzubringen, weil sie wissen, dass seine Eltern sonntags erst um neun Uhr aufstehen und sie sich daher unbemerkt in sein Zimmer schleichen können. Weil Lutz immer noch ein wenig ängstlich wirkt, war es nicht leicht ihn zu überreden, doch Lutz hat schließlich eingewilligt, weil er auch nicht als Depp vor seinen Freunden da stehen will.  

 

 Ungefähr zweihundert Meter vor Lutz’ Elternhaus brummt es fürchterlich laut und einige Militärhubschrauber fliegen über ihren Köpfen hinweg zu dem kleinen Waldstückchen am See.

 

 „Das war knapp! In den nächsten Wochen wird hier wohl einiges los sein!“, meint Volker mit ernster Miene. „Was machen die Wesen? Max, schau mal vorsichtig nach!“

 

  Max hebt vorsichtig die Plane an. Die Wesen kauern dicht zusammen und murmeln leise mit heller Stimme, sie scheinen Angst zu haben. Endlich sind sie angekommen. Volker und Max schauen sich um, ob die Luft rein ist und Lutz bleibt solange beim Bollerwagen. „Keiner da! Los Lutz, schließ die Tür auf!“, befehlt Volker und schaut sich immer noch um. Er will gerade die Plane anheben, da springen Eddy und Punky aus dem Carport hervor.  

 

„Na! Was macht ihr denn schon so früh am Sonntag und was habt ihr da in dem Bollerwagen?“, fragt Punky wütend und hebt die Plane hinten an. Die Außerirdischen bekommen es mit und verhalten sich ruhig. „Sand! Los, nun sagt schon! Was habt ihr damit vor?“, droht Punky und hält Volker am Kragen fest. „Äh, diesen weißen Sand haben wir für Lutz’ Vater aus dem Wald geholt und dabei haben wir eine Schatzkarte von den Römern gefunden!“, antwortet Volker mit angespannter Stimme und im gleichem Atemzug: „Los, lauf weg, Lutz!“  

 

 Lutz ist der Schnellste der gesamten Schule, er läuft nach Volkers Befehl sofort und so schnell er kann los, aber vorher hat er Max noch heimlich den Haustürschlüssel in die Hand gedrückt. Punky lässt Volker los. „Schnell hinterher, Eddy!“  

 

 Max schließt sofort die Haustür auf. „Diese miesen Typen!“, schimpft er dabei leise, aber voller Wut heraus. Dann hebt Volker schnell die Plane vorne hoch und macht eine freundliche Geste, damit die drei Wesen ihnen folgen. Es funktioniert, sie gehen alle ins Haus. Max schleicht mit den drei Wesen in Lutz‘ Zimmer und Volker wartet an der Haustür auf Lutz.  

 

 Nach einer Weile kommt auch Lutz völlig erschöpft an und Volker reißt die Tür auf. „Das wäre fast schiefgegangen, die hätten mich beinahe erwischt! Wenn unser Nachbar nicht zufällig da gewesen wäre, der auf dem Weg war, um Brötchen zu holen. Er hat die beiden festgehalten und mir geholfen.“ „Wir sollten die beiden Idioten irgendwie auf eine falsche Spur lenken.“ „Ja, das müssen wir irgendwie schaffen, haben meine Eltern was bemerkt?“ „Nein, sie schlafen noch. Los! In dein Zimmer, Max wartet da, er ist mit den Wesen alleine!“

 

„Hoffentlich ist ihm nichts passiert!“ „Was soll ihm schon passiert sein? Die Außerirdischen sind friedlich, glaube mir endlich mal!“ „Du hast ja Recht, ich sollte nicht immer so ängstlich und misstrauisch sein. Aber ich habe nur so ein komisches Gefühl in der Magengegend.“ „ Das wird sich bald legen, du wirst sehen aber nun lass uns in dein Zimmer gehen!“

 

  Lutz und Volker müssen ein wenig schmunzeln, denn Max steht angespannt auf einem Fleck und die drei Wesen schleichen herum und inspizieren das Zimmer. Sie fassen alles an, was sie sehen und untersuchen es. Eines findet ein ferngesteuertes Auto und dreht es herum und schüttelt mit seinem Kopf, als wenn es sagen würde: „Was für ein komisches Ding!“ Lutz nimmt es und zeigt ihnen, wie es funktioniert. Er fährt mit dem Auto im Zimmer einige Runden, die Wesen kichern.

 

 „Lachen die etwa?  , fragt Lutz. „Man könnte es so deuten, die Wesen scheinen ein ähnliches Gemüt wie wir zu haben.“ Meint Volker.  

 

 Dann hält einer der Außerirdischen Lutz’ Sprachcomputer in der Hand. Diesen erklärt Max ihm mit Handzeichen. Er wählt ein Menü aus, wo man die deutsche Sprache erlernen kann und fängt mit dem Alphabet an. Max zeigt den ersten Buchstaben und sagt A! Die drei Wesen wiederholen es und sagen auch A. So geht Max alle Buchstaben durch. Dann schreibt er das Wort Sprache auf und zeigt auf die einzelnen Buchstaben im Alphabet, die zu diesem Wort gehören. Eines der Wesen nickt, als wenn es alles verstanden hat. Dann zeigt es auf den Hauptcomputer von Lutz.

 

 „Nein, das ist nicht Sprache, das ist mein richtiger Computer!“ Volker, Lutz und Max lachen und die Wesen kichern wieder.

 

  „Wir können ihnen mit dem Sprachcomputer unsere Sprache beibringen! Den ersten Buchstaben haben sie ja schon wiederholt“, schlägt Max vor. „Aber zuerst müssen wir Punky und Eddy loswerden, denn ich habe keine Lust, diese Idioten ständig im Nacken zu haben!“, sagt Volker energisch. „Aber wie wollen wir das anstellen?“, fragt Max.

 

 Während Volker überlegt, wühlen die Außerirdischen immer noch in Lutz‘ Sachen herum und untersuchen alles. Lutz beobachtet, nervös auf und ab gehend, aus dem Fenster die Gegend.

 

 „Hört mal zu, ich habe eine Idee!“ „Erzähl schon! Jetzt bin ich aber gespannt, Volker.“ „Also, Max! Wir basteln uns eine Schatzkarte, weil wir es ja auch schon halbwegs preisgegeben haben und der Ort, wo der Schatz sich befinden soll, ist das Steinhuder Meer, das ist ja auch keine Weltreise, um dort hinzukommen.“ „Wir dürfen ihnen aber die Karte nicht einfach kampflos überlassen, sonst riechen sie den Braten noch,  oder?“ „Ja, wir müssen uns zwingen lassen.“  

 

Auf einmal meldet sich Lutz, der immer noch aus dem Fenster schaut. „Da! Da sind sie schon wieder und glotzen hier hoch! Komisch, jetzt laufen sie weg."

 

  Eddy und Punky wurden von Lutz‘ Vater aufgeschreckt, der gerade, noch im Halbschlaf, dabei war, die Sonntagszeitung hereinzuholen. Als er die Tür zuklappt, hören die Jungen es oben im Zimmer.

 

„Meine Eltern sind wach geworden!“ „Was machen wir denn jetzt? Wir müssen die Wesen verstecken!“ ,sagt Max aufgeregt. „Nein, wir machen es anders! Ich gehe runter zu meinen Eltern und erzähle ihnen die Geschichte, früher oder später werden sie die Wesen doch entdecken! Meine Eltern helfen uns! Glaubt mir! Bleibt ihr bitte so lange hier, ich schaffe es nicht alleine sie zu überreden, dass die Wesen hier bleiben sollen.“ „Ja, ich denke das macht Sinn! Wir müssen seine Eltern zusammen einweihen!“, gesteht Max ein. Lutz geht zu seinen Eltern.

 

  „Guten Morgen, Mama! Guten Morgen, Papa!“ „He, Lutz! Ich denke, ihr trainiert fleißig? Naja! Ihr habt ja noch Zeit, aber lieb von dir, dass du so schön den Frühstückstisch gedeckt hast. Sag mal, warum bist du so aufgeregt?“, Fragt sein Vater freundlich. „Vater! Mutter! Ihr müsst jetzt ganz stark sein!“ „Was hast du nun schon wieder angestellt?“, fragt seine Mutter mit ernstem Ton. „Ich habe nichts angestellt! Lutz fängt sofort an, sehr aufgeregt zu erzählen, er überschlägt sich fast dabei.

 

  „Wir haben gestern Abend beim Fußballspielen einen Kometen gesehen, da er aber nicht verglüht ist und im Wald in der Nähe vom großen See runtergegangen ist, dachten wir, es wäre ein Meteorit. Es war aber kein Meteorit, sondern ein Raumschiff! Wir haben uns mit den außerirdischen Wesen angefreundet und sie heute Morgen mit meinem Bollerwagen zu uns gebracht. Die Wesen sind jetzt oben mit Volker und Max in meinem Zimmer. Vater, wir müssen ihnen helfen!“  

 

 „Halt, Stopp! Weißt du überhaupt, was du da erzählst? Sag mal, Karl, hat er Fieber? Der fantasiert doch!“, sagt seine Mutter verwundert und fasst ihn an seine Stirn. „Ich fantasiere nicht und bin auch nicht krank! Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann kommt doch mit hoch, ich stelle sie euch vor! Aber bitte vorsichtig, sie können Angst bekommen, weil ihr so groß seid. Am besten, ihr rutscht auf Knien herein. Und noch etwas: sie begrüßen sich wie wir per Handschlag, das ist wichtig für das Vertrauen und so!“ Lutz zeigt seinen Eltern die Begrüßung.

 

  Die Eltern schauen sich erstaunt an und gehen mit zu Lutz‘ Zimmer. Vorsichtig macht Lutz die Tür zu seinem Zimmer auf und die Eltern knien nieder und lachen dabei. Sie denken immer noch, dass es wohl eine Spielerei von Lutz ist.

 

 Lutz’ Vater meint zu seiner Frau: „Das muss man ihm lassen, Fantasie hat er.“

 

 Als die Tür weit genug auf ist und die drei Wesen zu sehen sind, sind seine Eltern überwältigt.

 

 „Äh! Äh! Äh! Das ist doch nicht möglich, Monika! Sind die echt?“ Die Mutter ist deutlich gefasster: „Das sind doch nur Puppen! Schöner Streich!“

 

 Dann bewegen die drei Wesen sich und murmeln miteinander. Da wird Lutz‘ Mutter plötzlich kreideweiß und ist wie erstarrt.

 

 Lutz sagt: „Los, die Hand vorsichtig heben, wie ich es euch gezeigt habe!“

 

 Seine Eltern heben zögerlich ihre rechte Hand. Sehr, sehr vorsichtig gehen die drei Wesen langsam auf sie zu und schlagen ein.

 

  Lutz‘ Vater und Mutter stehen jetzt fassungslos da und betrachten die Wesen, dabei überlegen sie, was jetzt zu tun ist.

 

 „Hm! Lutz, du sagtest, dass ihr das Raumschiff beim Abstürzen oder Landen gesehen habt?“ „Ja, haben wir!“ „Konnte man denn da schon erkennen, dass es sich um ein Raumschiff handelt?“ „Nein! Man konnte nur einen glühenden Punkt erkennen, der näher kam, dann größer wurde, bis er schließlich im Wald in der Nähe der Lichtung gelandet ist.“ „Dann haben ihn noch mehr Leute entdeckt und wir werden hier im Ort bald sehr viel Trouble haben! Und diese Wesen wird man jagen, bis ihre Spur zu uns führt. Nein! Nein! Die Wesen müssen hier weg! Tut mir leid, Lutz.“

 

  „Herr Damann! Wir haben aber die ganzen Leute, die uns entgegen gekommen sind, auf eine falsche Spur gelenkt. Die wissen nicht, um was es sich handelt und suchen immer noch.“ „Aber Max, es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis sie dahinter kommen! Und was ist dann? Man wird uns keine Ruhe mehr lassen!“

 

„Ich bin auch deiner Meinung, diese Wesen können nicht hier bleiben und überhaupt weiß man ja nicht, ob sie irgendwelche Seuchen mit einschleppen! Die müssen doch erst mal in Quarantäne.“ Fügt Lutz` Mutter hinzu. „Aber, wenn die Seuchen hätten, dann wären wir doch bestimmt schon lange tot!“ „Ja, wir waren doch den ganzen Vormittag mit ihnen zusammen!“, fügt Max hinzu und bekräftigt damit Lutz´ Einwand. „Und wenn wir sie nach draußen schicken, dann werden die Wesen vom Militär geschnappt, wer weiß, was die mit ihnen alles anstellen!“, meint Volker. „Willst du das, Mama?“ „Nein, nein! Um Gottes Willen!“ „So! Jetzt mal ganz langsam! Wir wissen doch gar nicht, ob sie uns etwas vormachen und in Wirklichkeit sind sie nicht friedlich und überfallen uns nachts wenn wir schlafen, Kinder- und dann?“ „Wenn sie das vor haben, dann wären wir wohl nicht hier, Herr Damann. Im Wald war es einfacher, uns zu überfallen!“, meint Max. „Ja, genau!“, schießt Volker hinterher.  

 

 Auf einmal läutet es. Lutz‘ Vater macht die Haustür auf. Vor der Tür stehen zwei Polizeibeamte.

 

 „Guten Morgen, Herr Damann!“ „Guten Morgen, die Herren! Die Polizei schon so früh bei uns! Was ist denn los?“ „Entschuldigen Sie die Störung, Herr Damann! Es ist nichts Schlimmes, wir möchten nur ihrem Sohn und seinen Freunden Max und Volker einige Fragen über den abgestürzten Meteoriten stellen. Die Eltern von Max und Volker meinten, dass sie auf dem Fußballplatz sind, aber dort sind sie nicht.“ „Die Jungs sind alle hier, kommen Sie doch herein. Ich werde sie mal eben holen. Einen Moment bitte! Die sind gleich bei Ihnen.“

 

  Lutz` Vater eilt sofort wieder zu Lutz` Zimmer. „Da sind zwei Polizisten, die wollen euch einige Fragen über den abgestürzten Meteoriten stellen, seht ihr! Sie vermuten schon, um was es sich handelt. Ich bleibe so lange hier bei den Wesen. Monika, geh du bitte mit den Kindern runter. Überlegt euch genau, was ihr sagt, Kinder!“

 

  Die drei Jungs beantworten die Fragen der Polizei, während Karl oben in Lutz‘ Zimmer mit den Außerirdischen wartet. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend steht er etwa zwei Meter von den Wesen entfernt und beobachtet sie sehr aufmerksam. Auf einmal tritt eines der Wesen einen Schritt in seine Richtung vor und Karl geht vorsichtig, um den Abstand zu halten, einen Schritt zurück. „Krades?“, sagt eines der Wesen, hält seine kleine linke Hand auf und deutet mit den Fingern der anderen Hand etwas Rieselndes an. Karl zuckt mit den Schultern. „Krades!“, wiederholt es mit der gleichen Zeichensprache und gesellt sich wieder zu seinen Artgenossen. Karl misst dieser Handlung der Außerirdischen keinerlei Bedeutung zu.

 

  Etwa fünfzehn Minuten hat die Befragung der Jungen gedauert, man sieht ihnen die Aufregung noch an, als sie das Kinderzimmer betreten. Sie haben alle ein schlechtes Gewissen, schließlich logen sie das Blaue vom Himmel.

 

„Ob die Polizei uns die Story abgekauft hat, Volker?“, fragt Lutz. „Jedenfalls haben sie es so zu Protokoll gegeben und das Gegenteil können sie uns nicht nachweisen. „ Auf jeden Fall müssen wir jetzt bei dieser Geschichte bleiben, sonst fliegt alles auf.“ Meint Max während sie wieder zu Lutz` Zimmer gehen.

 

  Nachdem sie Lutz` Vater berichtetet haben, was die Polizei notiert hat, kommt Lutz` Vater zu einem Entschluss.

 

„Das habt ihr gut gemacht, Jungs! So, nun müssen wir mal überlegen. Lutz, du wirst morgen nicht in die Schule gehen und kümmerst dich erst einmal um diese Wesen.“ „Bedeutet das, Vater, die Wesen können hierbleiben?“ „Ja, ich habe so entschieden, wir können sie nicht einfach der Meute überlassen! Aber nur so lange, bis von uns eine entsprechende Lösung gefunden wurde- welche auch immer!“ „Danke, Vater!“ „Ist schon gut! Sowie sie Ärger machen, fliegen sie raus! Und, Max und Volker, ihr geht jetzt brav nach Hause und tut so, als ob nichts passiert ist und bitte, zu keinem ein Wort darüber! Erzählt es auch nicht euren Eltern, denn je weniger es wissen, desto geheimer bleibt es!“  

 

 „Okay! Dürfen wir denn wiederkommen, Herr Damann?“ „Aber klar doch! Wir können jetzt jede Hilfe gebrauchen.“ „Schön, dann bis morgen!“, verabschiedet sich Volker. „Dass ihr mir diese Wesen gut behandelt!“, flachst Max hinterher.  

 

 Lutz verabschiedet seine Freunde und begleitet sie zur Haustür. Danach eilt er schnell wieder in sein Zimmer.

 

 „Es ist wohl besser, wenn du heute Abend bei uns schläfst, wir schließen dann die Tür ab und morgen sehen wir weiter.“ Bestimmt Lutz Vater.

 

„So! Jetzt mache ich erst einmal frischen Kaffee. Dabei fällt mir ein- was essen diese Wesen eigentlich? Das müssen wir unbedingt herausfinden! Lutz, du kannst ja mal was ausprobieren!“ „Ja, mache ich, Mama.“  

 

Währenddessen stehen die Wesen dicht zusammen im Zimmer und murmeln wieder irgendetwas.

 

 „Ich hole mal Kekse und eine Flasche Wasser.“ „Ich warte hier solange, Vater.“

 

  Lutz steht nun einige Minuten allein mit den Wesen in seinem Zimmer und er bekommt auf einmal ein beängstigtes Gefühl. Die Wesen unterhalten sich immer noch miteinander und gestikulieren, es scheint, als würden sie sich beraten. In diesem Moment hört man draußen wieder das Dröhnen einiger Hubschrauber, die über das Haus fliegen. Die drei Wesen laufen zur Tür und wollen flüchten. Lutz stellt sich vor ihnen auf und ruft: „Halt! Wenn ihr rausgeht, seid ihr erst recht in Gefahr!“ Die Wesen schauen sich gegenseitig an und sprechen wieder irgendetwas, ängstlich wirken sie dabei nicht, man hat eher den Eindruck, dass sie sich sehr sicher fühlen. Dann kniet Lutz sich hin und hebt wieder seine rechte Hand. Die Wesen schlagen ein und jetzt hat er das Gefühl, dass die Wesen ihm blind vertrauen. Lutz denkt: „Die müssen noch vieles lernen, wenn sie sich hier zurechtfinden wollen.“ Er holt seinen Computer vom Schreibtisch, stellt ihn auf den Fußboden, setzt sich davor und schaltet ihn ein. Die Wesen setzen sich interessiert ebenfalls dort hin. Dann wählt Lutz das Programm „Sprache und Bedeutung“ aus.  

 

 Jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Zuerst klingelt das Telefon. Es ist der Rektor, er teilt mit, dass die Schule diese Woche erst einmal ausfällt, weil das Militär das Schulgelände für eine große Übung als Landeplatz für Hubschrauber nutzen will.

 

 Dann klingelt es und ein Offizier steht vor der Haustür. „Einen Moment bitte!“, ruft Lutz‘ Vater. Bevor er die Tür öffnet, läuft er zu Lutz. „Schnell, die Wesen müssen ganz leise sein und sich verstecken!“

 

Lutz fasst eines der Wesen vorsichtig an der Hand und flüstert: „Kommt!“ Sie haben es verstanden und folgen ihm. Er geht ins Elternschlafzimmer, macht den Kleiderschrank auf und steigt in den Schrank. „Schnell, wir müssen uns verstecken!“ Die Wesen steigen ihm hinterher.

 

  Lutz‘ Vater macht die Haustür auf und der Offizier schaut auf eine Liste. „Guten Tag, Herr Damann! Äh, Sie sind doch Herr Damann?“ „Ja, was verschafft mir die Ehre?“ „Sie haben sicherlich schon von unserer großen Übung gehört.“ „Ja, der Schuldirektor hat vor wenigen Minuten angerufen. Hat es was mit dem abgestürzten Meteoriten zu tun?“ „Ja, aber nur indirekt. Wir suchen die Gegend nach ihm ab und machen daraus gleichzeitig eine Militärübung. Und außerdem gehen wir hier in diesem Ort zu jedem Bürger und unterweisen ihn, wie gefährlich es sein kann, wenn Kinder und auch andere während der Übung zuschauen oder zwischen den Fahrzeugen herumlaufen. Wir wären Ihnen auch sehr dankbar, wenn Sie es gestatten würden, dass meine Kameraden Ihr Grundstück mit einem Geigerzähler betreten. Die Übung soll realitätsnah verlaufen!“ „Ja, ich erlaube es Ihnen, wenn Sie nichts kaputtmachen!“ „Für entstandene Schäden erhalten Sie selbstverständlich eine entsprechende Entschädigung. Entschuldigen Sie nochmals die Störung! Ihnen und Ihrer Familie noch einen schönen Abend, Herr Damann.“ „Wünsche ich Ihnen auch, auf Wiedersehen!“

 

  Anschließend holt Lutz‘ Vater Kekse, drei Gläser und eine Flasche Wasser. „Lutz, kommt raus! Sie sind weg!“ Die Außerirdischen und Lutz quälen sich aus dem Kleiderschrank. „Hier etwas zum Knabbern und zu trinken, wir probieren gleich mal aus, ob sie es mögen! Das eben war ein Offizier vom Militär, wir haben hier demnächst sehr viele Soldaten herumlaufen, deshalb müssen wir alle sehr aufpassen, dass man diese Wesen nicht entdeckt!“  

 

Lutz’ Vater stellt die Gläser, die Flasche Wasser und die Schüssel mit den Keksen auf den Fußboden. Der Reihe nach schnappen die Wesen sich die Sachen. Zuerst die Gläser. Sie drehen sie herum und untersuchen sie von allen Seiten. Das gleiche machen sie mit den Keksen. Nun kippt eines von ihnen die Kekse auf den Fußboden, untersucht die Schüssel und stellt sie wieder auf den Boden. Lutz’ Vater sammelt die Kekse wieder in die Schüssel, dreht die Wasserflasche auf und füllt die Gläser halb voll. Eines der Wesen nimmt ein Glas Wasser in die Hand und sagt zu den anderen: „Gludor!“ „Gludor?“, wiederholt Lutz fragend. Die Wesen nicken. „Gludor!“ „Das ist Wasser!“, erklärt Lutz und nimmt einen Schluck und lädt die Außerirdischen zum Trinken ein. Der eine will sofort trinken, die anderen beiden nehmen ihm das Glas weg und schimpfen laut auf ihrer Sprache mit ihm.  

 

„Lutz, ich hole nochmal andere Sachen her.“ „Okay!“

 

  Lutz setzt sich so lange an den Computer, der auf dem Boden steht und die Wesen folgen ihm. Dann schreibt Lutz das Wort „Gludor“ auf und zeigt auf dieses Wort. Die Wesen wiederholen es und zeigen auf die Gläser mit Wasser.  

 

 Auf einmal läutet Lutz‘ Handy. Es ist Max. „Hallo, Lutz! Max hier! Du glaubst ja gar nicht, was bei uns in der Schule auf dem großen Sportplatz los ist! Mehrere Hubschrauber starten und landen dort. Soldaten laden jede Menge Kisten von Lastwagen ab. Auch ein Offizier vom Militär war bei uns, er hat meinen Eltern erzählt, wie gefährlich es ist, wenn man während der Übung vor Ort ist.“

 

 „Ich weiß, hier waren sie auch. Wir müssen unbedingt auf der Hut sein, die sind hier überall!“ „Das denke ich auch! Was machen die Wesen?“ „Die haben noch keine Nahrung zu sich genommen aber wir probieren es weiter.“ „Vielleicht haben sie noch keinen Hunger!“ „Das mag sein, und übrigens: Wasser heißt bei denen Gludor! Du kannst ja Volker Bericht erstatten!“ „Ja, mache ich und morgen nach dem Mittag kommen wir zu dir, die Schule fällt ja erst mal eine Woche aus.“ „Okay, bis morgen!“ „Tschüss, Lutz, bis morgen!“

 

   Die Wesen waren in der Zeit, als Lutz telefonierte, vor dem Computer und untersuchten ihn. Sie drückten auch mehrere Tasten. Es scheint, als haben sie die Bedienung des Computers schon verstanden. Lutz setzt sich neben sie und lässt sie gewähren, denn kaputtmachen können sie ja nichts.  

 

 Nun

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Nico de Jonge
Bildmaterialien: Felicitas Blech
Tag der Veröffentlichung: 10.11.2012
ISBN: 978-3-95500-733-1

Alle Rechte vorbehalten

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