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Der seltsame Schatten


Die Hufe donnerten auf dem feinen Rennsand. Obwohl es erst das Aufwärmen war, hatte Jackie auf der Tribüne, nicht weit vom Führring Ohrenschmerzen. "Ist das hier immer so laut?", fragte sie Dave, ihren Stiefvater, der ihrer Mutter Michelle schon oft bei Rennen zugesehen hatte. "Kommt drauf an.", antwortete er und winkte seiner Frau zu, die mit ihrem Rappen Calendo in den Führring trabte. Jackie lehnte sich zurück und genoss die Stallluft, die von den Trainingsställen herüberwehte. Das blonde Mädchen mit den kurzen Haaren liebte Pferde und frische Stall- und Landluft. Sie war früher selber geritten, doch nach einem Unfall hatte sie Angst vor dem Reiten. Sie bittete Dave, in den Führring gehen zu dürfen. Er nickte und Jackie schlüpfte durch einen kleinen Spalt herüber zu den Reportern. Sie drängelte sich zu ihrer Mutter und Calendo durch, die für Fotos posierten. "Viel Glück!", rief Jackie schnell, doch ihre Mutter trabte an und Calendo bewegte sich zur Startmaschine. Jackie war noch nie hiergewesen, auf dem Rennplatz, doch sie fühlte sich, als wäre sie zu Hause. Denn hier - hier war ja Calendo...

Es war nicht einfach, sich den Weg zur Tribüne zu bahnen, als sie bei Dave ankam, war ihre Mutter in dem grün-orangenen Renndress und der Nummer 4 schon bei der 900 Meter-Marke angelangt. Das Rennen würde über 1500 Meter gehen. Sie sah, wie Dave aufstand und die Daumen drückte. Jackie tat es ihm nach, denn Michelle war an erster Stelle.

Das Gejubel war groß, als Michelle die Ziellinie als Erste überquerte. Aber Dave's Jubelschreie waren kaum zu überhören. Ohne auf Jackie zu achten, stürmte er los in den Führring. Dort parierte seine Frau ihren Hengst zum Trab durch. Von oben sah Jackie, wie Michelle und Dave sich küssten. Sie hatte diesen Anblick noch nie gemocht, sie zog angewidert die Kapuze ihres Pullovers über den Kopf. Als sie sie schließlich abtat, sah sie ihre Mutter und Dave auf sich zukommen. "Bist du bereit, Schatz?", fragte ihre Mutter, als Jackie ihr gratuliert hatte. Sie nickte und ging mit ihren Eltern zu dem kleinen Auto. Calendo wartete bereits im Pferdehänger der Familie und stapfte unruhig herum. Jackie stieg auf den Rücksitz, Dave und Michelle nahmen vorne Platz.

Dave fuhr den kürzesten - und hügeligsten! - Weg zum Hof der Familie - zum Hof mit dem Namen: "Darlean", benannt nach einem Rennpferd. Jackie half beim Ausladen, des neuen Champions Calendo. "Ich gehe duschen.", sagte ihre Mutter, als Calendo in seinem Stall stand, sie stapfte durch den tiefen Aprilmatsch zum kleinen Wohnhaus. Jackie machte sich daran, Calendo zu striegeln, während Dave seiner Frau hinterherging. Ungeduldig schnappte Calendo, als Jackie ihn nicht striegelte. "Hey!", lachte Jackie und merkte, dass das Englische Vollblut ihre Aufmerksamkeit ganz für sich haben wollte. "Kleiner Schlingel!", ermahnte sie ihn und widmete sich nun wieder seinem schwarzen Fell. Calendo wieherte, es gefiel ihm, wieder sauber zu sein, nach all dem Dreck der Rennbahn...

Jackie brachte die Bürsten zurück an ihren Platz, nachdem sie Calendo ganz sauber geputzt hatte. Dann marschierte sie zum Haus. Um den Bemerkungen ihrer Mutter und Dave zu entfliehen nahm sie den Hintereingang, der direkt in die Abstellkammer führte. Am kleinen Brunnen, nicht weit von der Tür, wo sie als Kind immer gerne gespielt hatte, war ein Pferdeschatten. Er stand ganz still da, doch Jackie achtete nicht darauf und schlüpfte schnell ins Haus. "Oh, Hallo Schatz!", sie konnte ihrer Mutter nicht entwischen. "Hy Mam.", antwortete Jackie. "Oma und Opa kommen uns bald mal wieder besuchen, sie haben eben angerufen." - "oh ja!", Jackie mochte die Eltern von Dave, von ihnen hatte Dave den Hof bekommen. Dave's Vater kannte viele Abenteuerliche Geschichten über den Hof und über das Pferd, das hier vor vielen Jahren umgekommen sein soll. "Och, Michelle! Musstest du sie einladen?", Dave mochte seine Eltern nicht, und er hatte jeglichen Kontakt seit der Übergabe des Hofes vermieden - anders als Michelle. "Ja, Dave! Wenn du dich nicht um deine Eltern kümmerst!" - "ich gehe lieber...", um einem kleinen Streit zu entfliehen flüchtete Jackie in ihr Zimmer. Dort schaltete sie das Radio an und las in einem ihrer dicken Pferdebüchern. Sie hatte zwar Angst vorm Reiten, aber doch nicht vor Pferden, ganz im Gegenteil: Sie liebte Pferde! Trotzdem gaben ihre Eltern ihr keines der eigenen zur Pflege. "Hin und wieder Calendo striegeln - das reicht!", meinte Dave ständig und Michelle pflichtete ihm bei. Doch es reichte eben nicht. Garnicht lange, dann war sie schon eingeschlafen.

"Jackie, aufwachen!", Michelle weckte Jackie aus einem sehr schrecklichen Alptraum. "Jaaa..", Jackie rieb sich den Kopf, während sie langsam aufstand. Sie hatte immer noch diesen seltsamen Schatten vor Augen, den sie am Vorabend gesehen hatte. Zu ihrer Überraschung standen bereits ihre Stiefoma und ihr Stiefopa in der Tür. „Hallo Jacqueline!“, begrüßten sie Jackie freundlich. „Hallo“, begrüßte Jackie das Paar müde. „Wir warten unten.“, sagte ihre Großmutter, als sie sah, das Jackie gerade erst aufgestanden war. „Ich komme gleich!“, sagte Jackie und zog sich ihre normalen Stallklamotten an. „Und, Dave, wie läuft es bei euch?“, fragte Dave’s Mutter. Jackie kam gerade noch rechtzeitig. „Gut, Mutter.“, sagte er genervt. „Junge, jetzt rede vernünftig mit deiner Mutter!“, mischte sich nun sein Vater ein. Dave verdrehte die Augen. „Angelina hat Recht, Dave. Es läuft gut, danke.“, sagte Michelle und lächelte. „Hast du es denn schon gesehen?“, fragte Jackies Großvater, um auf ein anderes Thema zu kommen. Dave verdrehte die Augen. „Dad, ich lebe seit 35 Jahren hier! Ich habe es auch noch nie gesehen, wie sollte Jackie, wenn sie erst ein paar Wochen hier ist?“ – „Ruhe, Junge! Du kannst es auch nicht sehen.“, dann wandte er sich der ratlosen Jackie zu. „N..nein“, stotterte sie. „Wieso?“ – „Ah, ja. Dann werde ich dir das wohl erzählen müssen, Michelle?“, er nickte Michelle zu. „Jackie und ich gehen kurz ins andere Wohnzimmer.“, Michelle nickte und Jackie folgte ihrem Großvater ins Nebenzimmer. „Nun, Jackie. Es heißt, dass hier vor mehr als 100 Jahren ein Pferd ums Leben gekommen sein soll.“ – „ja, das weiß ich.“ – „Gut, aber weißt du auch, wie dieses Pferd hieß?“, Großvater runzelte die Stirn, Jackie saß ratlos in dem tiefen Sessel. „Ähm, nein.“ - „Gut, dann rate doch mal.“, Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Jackie dachte nach, irgendwas hatte sie schon von ihrer Mutter gehört, doch sie hatte es wohl vergessen. Ganz angestrengt dachte sie nach, bis ihre Gedanken zu Calendo und zu dem Hof überschweiften. „Calendo?“, fragte sie vorsichtig. „Nein, Darlean, weißt du das nicht?“, er sah geschockt aus. „Doch, doch, mir fiel es gerade nur nicht ein.“, redete sich Jackie heraus. „Es heißt, dass sein Schatten immer noch hier durch die Wälder irrt, und er alle tötet, die ihm zu Nahe kommen, oder körperlichen Kontakt mit denen hatten, die ihn gequält haben, oder mit ihnen verwandt sind.“ – „Deswegen kann Dave es nicht sehen, oder?“ – „Nein, ich konnte es damals doch auch sehen, aber er hasst Pferde, nur die, die Pferde lieben können den Schatten Darleans sehen.“, Jackie nickte und dachte nach. „Das wurde meinem Vater schließlich zum Verhängnis…“, begann ihr Großvater zu erzählen.

„Es war in einer dunklen Sommernacht, als mein Großvater und mein Vater zu einem Wanderritt aufbrachen. Mein Großvater war Mörder des Darleans, und konnte nicht gut mit Pferden umgehen. Mein Vater war anders. Sie machten an einem Wald rast, die Seite des Waldes, die hier gegenüberliegt, hinter unserem Waldende. Nachts wurde mein Vater durch ein Wiehern geweckt, er dachte, es wäre sein Pferd gewesen, doch das war es nicht. Er stapfte in den Wald und sah einen merkwürdigen Schatten, in Form eines Pferdes. Er rannte ihm nach, und das wurde ihm schließlich zum Verhängnis…
Mein Vater folgte dem Schatten zu einer Lichtung. Und da… da hat er ihn getötet.“

Jackie lief ein Schauer über den Rücken, diese Geschichte war grauenhaft. Dann sah sie in das Gesicht ihres Großvaters und sah die Angst. „Was hast du?“, fragte Jackie vorsichtig. „Ich habe Angst, dass Dave deinem Pferd etwas antut.“ – „Oh, nein, nein das ist nicht mein Pferd.“, Großvater sah sie kurz an und fuhr fort: „Er ist genau wie mein Großvater, habe immer ein Auge auf ihn, er war schon immer gegen die Pferdezucht.“ Jackie nickte und sah ihm tief in die Augen. „Du meinst, er würde Carlendo etwas antun?“ – „Das habe ich nicht gesagt.“, die Augen des alten Mannes beruhigten sich wieder, seine Angst verschwand. „Ich habe nur gesagt, du sollst aufpassen, was er macht. Ich sage nicht, dass er dem Pferd etwas antun wird, doch sei trotzdem vorsichtig – der kann nicht gut mit Pferden!“ Jackie bestätigte und sie gingen wieder zurück in die gute Stube. „Alles okay?“, fragte Michelle sogleich, während Dave in seinem Sessel fast unmerklich zusammenzuckte, doch Jackie hatte es gesehen. „Jackie?“ – „äh, ja. Alles gut.“ Sie sah, dass Dave sie argwöhnisch musterte. Er wusste anscheinend genau bescheid. Langsam bekam sie ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, und fühlte sich nicht mehr wohl.


Jackie war froh, als ihre Großeltern wieder gingen. So konnte sie endlich zu Calendo gehen und ihm seine allmorgentlichen Karotten geben. Er kaute sie genüsslich, das gefiel Jackie. „Verstehst du das, großer Hengst?“, fragte sie und streichelte seine Blesse auf der Stirn. Er wieherte. Jackie lachte und striegelte ihn, denn ihre Mutter musste noch trainieren. „Ungewohnt, um diese Zeit geritten zu werden, oder?“, sagte sie, als sie Calendo den Trainigssattel auf den Rücken gleiten ließ. Der Hengst schüttelte sich, er wollte nicht. Jackie lächelte. „Stell dir vor, ich würde dich reiten“, hatte sie das wirklich gesagt? So ganz bewusst war es ihr auch nicht, aber ihre Gedanken schweiften zu dem Rennen in zwei Wochen rüber, das er unbedingt gewinnen musste. Sie führte ihn zur Traningsbahn des Darlean-Gestüts und zog den Sattelgurt noch einmal nach. Sie spürte die Wärme des großen Tieres, als sie ihn noch einmal drückte, und dann Michelle übergab, die am Führring wartete. „Okay, reite ihn erst im Trab, und dann im Galopp!“, Jack, der Trainer wies ihre Mutter an. „Okay“, rief Michelle zurück, als sie sich schwungvoll auf den Rücken des großen Hengstes schwang. Als sie sich schließlich aufgewärmt hatte, gab sie Jack ein Zeichen, dass sie nun für die Startmaschine bereit war. Er führte das Pferd in die Startbox und zählte von 10 abwärts.

Calendo preschte nach vorne. Sein Hals war gestreckt, und er war noch überhaupt nicht müde, ganz im Gegenteil. Er konnte noch mehr, das wusste Jackie, doch ihre Mutter holte nicht alles aus ihm raus. „Manchmal wünschte ich, ich würde ihn reiten.“, sagte sie zu Jack, der neben ihr am Zaun lehnte. „Gute Idee, wann würde es dir passen?“, witzelte er, er wusste genau das Jackie Angst davor hatte. „Man wird doch wohl noch träumen dürfen!“, entgegnete sie ärgerlich und konzentrierte sich nun wieder auf Calendo, der so schön und gleichmäßig über die Bahn regelrecht FLOG, dass er garnicht mehr stoppen wollte, als er die Ziellinie überquerte. Jack runzelte die Stirn, als Michelle am Führring stehen blieb. „Du bist langsamer geworden, Michelle. Das geht auch schneller, ich weiß es.“, er hielt die Stoppuhr in die Höhe. „Das war seine schlechteste Zeit.“ Michelle nickte und begann, Calendo durch Schritt-reiten wieder abzukühlen. „Machst du ihn Stallfertig?“, fragte Michelle. „Ich muss noch was erledigen, Schatz.“ – „Alles klar, Mom.“ Jackie machte sich daran, Calendo abzusatteln, ihn einmal kalt abzuspritzen und ihn dann erneut zu striegeln. Als sie fertig war, lehnte sie sich gegen das große Tier und seufzte. „Ich wünschte, ich würde dich in dem Rennen reiten.“ – „Was willst du?“, Jackie hatte garnicht bemerkt, dass ihre Mutter neben ihr stand. „äh..“ – „Fang doch erstmal wieder mit dem Reiten an“, schlug Michelle vor. „Sabine macht das sicher gerne.“ Jackie seufzte. „Du weißt doch, Mum…“ – „Es heißt: Wenn du aus dem Sattel gefallen bist, sollst du auch wieder aufsteigen.“, im Prinzip hatte ihre Mutter ja recht, aber sie war noch nicht soweit. „Ich denke darüber nach.“, antwortete sie, um noch ein wenig Zeit zu schinden. Michelle nickte und ging mit Jack herüber ins Trainerbüro.

Um die Mittagszeit wachte Jackie aus ihren Träumen auf. Sie war in Calendo’s Box eingeschlafen. Sie richtete sich auf und schaute in Richtung der anderen Pferde. Cappuchino, Calendo’s beste Freundin schlief zusammengerollt im Stroh. Sie würde bald fohlen, ein Fohlen von Calendo!! Sie schaute zur anderen Seite, auch Mackie und ihr Fohlen Cindy schliefen. Sie drehte sich zu Calendo um. Auch er schlief. „Gut“, dachte Jackie. „Dann gehe ich ins Haus.“, sie traute sich diesmal nicht an die Hintertür, weil doch Großvater Darlean erwähnt hatte. Also ging sie durch die Küche. „Jackie“, sagte Dave. „Was hat Dad zu dir gesagt?“ – „Oh, wir haben uns über den Hof unterhalten“, was im Prinzip ja auch stimmte, nur eben über den Hof vor 100 Jahren. Dave nickte stumm und Jackie verkroch sich schnell in ihr Zimmer. Hier war sie ungestört.

Todmüde ließ sie sich auf ihr bequemes Bett fallen. „Ich wünschte, ich könnte wieder reiten…“, murmelte sie langsam, bis sie vor Müdigkeit einschlief. „Ah!“, der Wecker ließ Jackie aus einem schönen Traum erwachen. „Heute beginnt die Schule“, stand in Großbuchstaben auf einem Zettel, den Michelle am Schreibtisch befestigt hatte. „Na super“, stöhnte sie. Sie kannte noch niemanden aus diesem Ort. Sie und ihre Mutter waren ja in den großen Ferien hergezogen, doch nun waren die vorbei. Sie zog sich an und rannte nach unten. „Kann ich heute zuhause bleiben?“, war das erste, was sie zu ihrer Mutter sagte. „Guten Morgen…“ – „Mum!“ – „Nein, Jackie wenn du kein Fieber hast musst du hin.“ – „Und wenn ich Fieber habe?“, Jackie grinste schelmisch. „Dann darfst du für einige Zeit auch nicht zu den Pferden, sondern musst im Bett bleiben.“ ‚Na super‘, dachte Jackie und packte den Schulranzen. „Mal sehen… Mum! Wo ist das ‚Physikbuch‘!“

Der Korridor zum Sekretariat war für Jackie, als würde sie ein neues Leben anfangen. „Ähm, entschuldigen Sie, ist der Sekretär anwesend?“, fragte sie eine etwas pummeligere Lehrerin. „Nein, er ist nicht da. Du musst Jacqueline Darlean sein, nicht?“, sagte sie. „Ähm, nein. Ich heiße Jacqueline Michaul.“, antwortete Jackie schüchtern. „So? Mir wurde gesagt du lebst auf dem Darlean-Hof.“ – „Ja, aber ich habe den Namen meiner Mutter beibehalten.“ Die Lehrerin nickte. „Komm man mit, ich bin Mrs. Rooney, deine Klassenlehrerin ab heute.“, Jackie folgte der Frau, bis sie vor einem ziemlich abgelegenen Flur angekommen waren. „Diese Klasse ist ziemlich laut, deswegen so abgeschieden“, sie lächelte Jackie freundlich zu und führte sie in das Zimmer. 27 Augenpaare starrten sie an, alle sahen nicht besonders tierfreundlich aus… „Also, das hier ist Jacqueline.“, sagte Mrs. Rooney. „Ihr könnt mich Jackie nennen“, sagte Jackie. „Setzt dich neben Brooke, da ist noch ein Platz frei.“, sie wies sie nach ganz hinten. „Hallo“, sagte Jackie zu Brooke, aber die schmierte sich gerade schwarzen Eyeliner unter die Augenlider. Schnell holte Jackie die Bücher heraus, denn Mrs. Rooney wollte anfangen. „Wir beginnen mit Mathe…“

In der Pause bahnte sich Jackie den Weg zur Mensa. „Bist du nicht die Neue?“, begrüßte die Bedienstete sie. „Ja“, Jackie lächelte. „Pass auf, deine Klasse ist nicht sehr nett.“, die Frau verzog angewidert das Gesicht. „Hab ich schon gemerkt…“, sagte sie, als sie sich an ihre Banknachbarin Brooke erinnerte. „Danke“, sagte sie höflich und setzte sich mit ihrem Essen an einen freien Tisch. Diese Schule war anders, als sie sich das je erträumen wagte. Sie war komisch und die Kinder waren nicht gerade nett. Sie dachte an ihre alten Freunde. „Ach, Annie, ich wünschte, ich könnte dieses Unglück teilen.“, seufzte sie. Bald merkte sie, das einige Mädchen, die ziemlich normal aussahen – im Gegensatz zu denen aus ihrer Klasse ständig zu ihr herüber schielten. Jackie sah eine super Möglichkeit, neue Freundinnen zu finden. Sie ging zu den Mädchen herüber. „Hallo, ich bin Jackie“, sie hielt ihre Hand hin. „Hallo, ich bin Madlén“, sagte ein Mädchen. „Und ich bin Jessy“, sagte ein zweites. Sie merkte – einige hier schienen doch nett zu sein. „Mögt ihr Pferde?“, fragte Jackie. „Klar!“, riefen die zwei im Chor. Jackie merkte bald, dass sie sich super verstanden. „Wollt ihr heute vielleicht zu mir kommen?“, fragte Jackie schließlich. „Klar, wo wohnst du denn?“, fragte Jessy. „Auf dem Darlean-Hof, kennt ihr vielleicht.“ – „Okay, dann bis heute Nachmittag!“

Viel zu schnell war die Pause vorbei und Jackie schlurfte zurück zu ihrem Klassenraum. Noch keine Spur von Mrs. Rooney. Jetzt wusste Jackie auch, warum die Klasse als „Extrem unfreundlich“ abgestempelt wurde. Jeder machte was er wollte, sie kritzelten an die Tafel, sie versauten die Tische und Stühle mit Graffitis, Jackie war die einzige Zivilisierte in diesem Raum. Bis zu Jackies Erleichterung Mrs. Rooney eintrat. „Ruhe!“, brüllte sie so laut, dass sogar Brooke hinter ihrem Schminkspiegel zusammenzuckte. „Seit ihr wohl leise! Wir wollen doch wohl nicht die Neue an ihrem ersten Tag vergraulen!“ Ein paar Schüler schüttelten FAST unmerklich mit dem Kopf, alles hier war so verkommen…

Endlich – die Schule war aus. Das erste was sie tat war, sich um Calendo zu kümmern. Ihn zu striegeln und ihm Futter zu geben. Dann rannte sie zu ihrer Mutter ins Haus, um ihr zu sagen, dass zwei neue Freundinnen kommen wollten. „Okay“, sagte Michelle. „Wer sind sie denn?“ – „Sie heißen Madeleiné und Jessica.“, sagte Jackie genervt. „Entschuldige mich bitte, ich muss Hausaufgaben machen.“ – „Okay“, sagte Michelle und Jackie flüchtete in ihr Zimmer. Schnell setzte sie sich an ihren Schreibtisch um noch rechtzeitig fertig zu werden, bis Jessy und Maddy kommen würden. Hier klebte immer noch der Zettel, den Michelle am Vormittag geschrieben hatte. Sie riss ihn ab und schmiss ihn in den Mülleimer. Dann begann sie.

„DINGELINGELING!“, die Türklingel ließ Jackie aus dem schlimmsten Albtraum erwachen: Hausaufgaben. „Ich komme!“, brüllte sie, während sie schon die Treppe hinunter eilte. „Hallo“, begrüßte Jackie Jessy und Maddy. „Haben Sie hier wirklich Pferde?“, fragte Jessy, als sie Michelle begegnete. „Klar“, antwortete sie. „Jackie führt euch gleich dahin, oder?“, Jackie nickte und sie gingen in die Stallgasse. „Das hier ist mein Liebling – er heißt Calendo.“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Dürfen wir ihn streicheln?“, fragten sie. „Ja klar!“, Jackie liebte es, wenn jemand ihre Liebe zu Pferden teilte.

„Und das hier ist die Reithalle“, sie hatten es doch geschafft, sich von der Stallgasse wegzubewegen. „Wollen wir Pferd spielen?“, fragte Maddy. „Klar!“, sagte Jackie, denn vorm Reiten SPIELEN hatte sie keine Angst. „Ich bin die Lehrerin!“, rief sie und stellte sich in die Mitte der Reitbahn. „Okay, ihr reitet im Schritt“, Jassy und Maddy taten so, als würden sie Zügel in der Hand halten und Reiten. Jackie tat so, als wäre sie Sabine, die Reitlehrerin. „Ähm, Jackie?“, Sabine kam mit ein paar Schülern herein. „Oh, tut mir Leid, Sabine. Wir wollten nur spielen.“ – „Okay, aber dann jetzt doch bitte auf dem Trainingsplatz, der ist jetzt frei.“ „Ich bin eher da!“, witzelte Jackie mit den beiden Mädchen um die Wette. Schließlich gewann Maddy. „Was hast du denn?“, Jessy bemerkte, dass Jackie gerade aus stierte, sie sah dort aber nichts. „Ist da was?“, fragte Maddy und begann, in die Richtung des Waldes zu laufen. „Nicht! Er tötet dich!“, rief Jackie und hielt Maddy am Arm fest. „Wer?“, fragten die beiden Mädchen erstaunt. „Darlean“, flüsterte sie. Doch der Schatten war schon wieder verschwunden. ‚Ich muss ihn finden‘ dachte Jackie und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe, nämlich Reitlehrerin zu sein.

Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu, Maddy und Jessy mussten nach Hause gehen. „Bis morgen, Jackie!“, riefen sie und Jackie verabschiedete sich auf dieselbe Weise. „Mam?“, sagte sie, als sie die Küche erreicht hatte. „Ich habe es mir überlegt.“, sagte sie ernst. „So?“, fragte Michelle und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich möchte wieder reiten.“, sogleich hielt sich Jackie die Hand vor den Mund, das war nicht ihr Anliegen gewesen! Aber auf mhystische Weise musste sie es sagen. Sie sah ein Lächeln ihrer Mutter, und sie konnte das, was sie geäußert hatte eben nicht mehr zurückziehen. „Super, ich spreche mit Sabine.“, sagte ihre Mutter. „Kommst du auch gleich? Es gibt gleich Abendessen. Und.. ruf Dave, bitte.“ Jackie entfernte sich und suchte das Arbeitszimmer ihres Stiefvaters auf. Sie klopfte an. Nichts rührte sich. Sie klopfte ein weiteres Mal. Dann rief sie entnervt: „ESSEN!“ Als die Tür nicht aufging, machte Jackie sie auf. Sie wusste, dass sie ohne das Beisein Daves nicht in dieses Zimmer durfte. „Dave?“, flüsterte sie, als sie den abgedunkelten Raum betrat. „Dave?“, sagte sie nun etwas lauter. „Dann nicht“, sagte sie und ging nach unten zu ihrer Mutter. „Dave ist nicht in seinem Arbeitszimmer.“, stirnrunzelnd setzte sie sich auf ihren Stuhl und begann zu essen. Es geschahen so unerklärliche Dinge. Die neue Klasse, Darlean, Großvater, Dave… „Dave!“, Jackie rannte nach draußen. „DAVE, wo bist du?!“, rief sie. Sie suchte den ganzen Hof ab. Schließlich ließ sie sich im Misthaufen nieder. „Dave?“, krächzte sie, ihre Stimme war von dem Schreien ganz weg. „Ich bin hier“, hörte sie Dave flüstern. Es kam aus der Stallgasse. Sofort ging Jackie dahin. „Er… er hat was gegen mich… hilf mir, bitte!“, Dave saß in Calendo’s Box und bewegte sich nicht. Jackie sah, wie der Hengst den Mann argwöhnisch musterte. „Keine Angst, ich hole dich da raus!“, sagte Jackie. Sie nahm Calendo’s Halfter und führte ihn ganz langsam aus der Box. Leichenblass stand Dave vor ihr. „Ich wollte ihm nur was zu Essen geben.“ – „Pass auf, dass er dir nicht den Weg nach draußen versperrt.“

Nach dem gemeinsamen Abendessen ging Jackie nochmals zu Calendo. „Hey, wie geht es dir?“, fragte sie, als sie die enge Stallgasse betreten hatte. Er wieherte und nahm die Gurke, die Jackie ihm gebracht hatte. „Ich werde bald wieder reiten.“, sagte sie glücklich zu ihm. „Wenn ich gut genug bin, darf ich vielleicht dich reiten – natürlich nicht im Training!“ Calendo sah ein glitzern in Jackies Augen und er fühlte sich gut. Er wieherte nochmals. Jackie lachte und alberte mit Calendo ein wenig herum. „Was meinst du?“, fragte sie den schwarzen Hengst. „Ob ich dich jetzt reiten könnte? Auf dem Trainingsplatz?“ Der Hengst erkannte, dass Jackie übergeschnappt reagierte und ging nicht aus der Box, als Jackie ihn herausholen wollte. Jackie sah das Weiße in deinen Augen – sie wusste, dass ein Pferd Angst hatte oder sich bedroht fühlte, wenn dies der Fall war. Also nahm sie ihm das Halfter ab, ging aus der Box und setzte sich vor die Box ins Stroh. Jackie seufzte.

„Da bist du ja wieder!“, begrüßte Michelle ihre Tochter. „Wann ist meine erste Reitstunde?“, fragte Jackie sogleich. „Oh“, Michelle tat entsetzt. „Was hältst du von Freitag?“, sagte sie dann. „Okay!“, sagte Jackie und ging in ihr Zimmer. Ihr gingen so viele Dinge im Kopf herum. Darlean, Calendo, ihre erste Reitstunde, die Eindrücke der neuen Schule, Maddy und Jessy… ‚Ich sollte jetzt schlafen‘, sagte sich Jackie, als sie merkte, dass sie sehr müde war. Jackie legte sich schlafen. Unsanft wurde Jackie am nächsten Morgen von ihrem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Sie hatte den Wecker extra früh gestellt, damit sie noch Zeit hatte, Calendo zu besuchen. Leise schlüpfte sie in ihre Stallklamotten und stahl sich aus dem Haus. Die Lichter blieben aus – niemand hatte bemerkt, dass sie sich aus dem Haus geschlichen hatte. Leise schlich sie sich zur Sattelkammer. Doch etwas großes versperrte ihr den Weg. „AH!“, Jackie hatte so eine Angst, dass sie gleich wieder zurücklief. Das Etwas folgte ihr… „Lass mich in Ruhe!“, schrie Jackie, doch das „Etwas“ galloppierte ihr hinterher. Da schoss ihr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. „DARLEAN!“, schrie sie in die Dunkelheit, das „Etwas“ blieb stehen. Diese Gelegenheit nutzte Jackie aus um schnell wieder ins Haus zu rennen. Schweratmend lehnte sie sich an den Schrank im Flur. Draußen war es immer noch dunkel. Sie ging in die Küche und setzte sich an den großen Tisch. „Du auch schon wach?“ Erschrocken stolperte Jackie, als sie Dave’s Stimme vernahm. „J..ja“, stotterte sie und erwartete nun ein Donnerwetter ihres Stiefvaters. Doch der schlürfte seinen Allmorgendlichen Kaffee und schaute in die Zeitung. „Stehst du immer so früh auf?“, fragte sie gehässig, sie war um fünf Uhr aufgestanden, und um vier Uhr wollte sie wirklich nicht aufstehen. „Ja“, antwortete er schon fast väterlich. „Aha“, Jackie setzte sich zu Dave. „Wann steht deine Mutter normal auf?“, fragte er, er schien auch wirklich gar nichts über Michelle zu wissen. Jackie rollte mit den Augen. „Mama ist Langschläferin, du kannst mit ihr um 9 rechnen.“ – „Ahja.“, sagte Dave, ihn beunruhigte das anscheinend gar nicht. Die meisten Freunde die ihre Mutter gehabt hatte, ließen sich dadurch abschrecken und waren gegangen. ‚Du bist eine harte Nuss, Dave Darlean! Doch dich werde ich auch noch los!‘, dachte sie sich im Stillen. „Und, wie ist die Schule?“, fragte Dave. Jackie – um etwas nett zu wirken antwortete: „Naja.. ist gut..“ – „Das wundert mich nicht – da bin ich auch gewesen!“, meinte Dave lachend, doch Jackie lachte nicht. „So sieht sie auch aus – uralt!“, sagte sie und ließ den verdutzten Dave in der Küche sitzen und eilte in ihr Zimmer, um ihren Schulranzen für den heutigen Tag zu packen.

Der Tag in der Schule verging wie im Flug – obwohl die Klassenkameraden immer noch nichts von Jackie hielten. Fröhlich tänzelnd hüpfte sie den Weg zurück nach Hause. Es war Freitag – der Tag der ersten Reitstunde seit langem!! Sie freute sich schon wahnsinnig darauf, wenn sie endlich eines Tages Calendo in seinen Rennen reiten würde. „Hallo Schatz!“, begrüßte Michelle ihre Tochter. „Hi!!“, immer noch völlig fröhlich setzte sie sich an den Tisch. „Hausaufgaben?“ – „No Hausaufgaben!“, Michelle sah, dass ihre Tochter vor Vorfreude bald platzen würde. „Bist du sehr aufgeregt?“ – „Soll das ein Witz sein?“, ungläubig sah Jackie ihre Mutter an. Michelle nickte. „Kriegst du noch ein Mittagessen runter, oder willst du gleich aufs Pferd?“ Das ließ Jackie sich nicht zweimal sagen und schon trabte sie mit ihrer Mutter zur Stallgasse. „Du kannst erstmal Dancing nehmen, der ist gut für Anfänger geeignet.“ – „Wer wird mich unterrichten?“ – „Das mache ich, Schatz.“ Mit klopfendem Herzen machte Jackie sich daran, Dancing zu putzen und ihn fertig zu machen. „Dann steig mal auf.“, sagte Michelle, als sie in der Reithalle angekommen waren. „Okay, ich glaube wie es geht weiß ich noch.“ Und schon saß Jackie oben auf dem Pferd. Es fühlte sich ungewohnt an, obwohl sie das in früheren Jahren jeden Tag gemacht hatte. „Alles okay?“, fragte Michelle, die Jackies Verlegenheit bemerkt zu haben schien. Jackie versuchte alles richtig zu machen und vor allen Dingen – ihrer Mutter und Dancing nicht zu zeigen, dass sie nervös war. Doch sie täuschte sich. Michelle sah alles und Dancing fühlte alles. „Es hat keinen Zweck, Mom. Ich bin einfach zu aufgeregt.“, sagte Jackie. „Ach was, komm versuchen wir’s nochmal. Und MACH DICH LOCKER!“ Jackie versuchte zu gehorchen und machte sich locker. Auf einmal fragte sie sich, wie sie auch nur einen Tag ohne Reiten ausgehalten hatte. Alles war ihr so vertraut, Michelle ließ sie alleine Reiten. „Es geht wieder!“, schrie Jackie jubelnd. „Reiten verlernt man nicht!“, auch Michelle strahlte über das ganze Gesicht, als sie sah wie ihre Tochter im Leichttrab durch die Bahn ritt. „Das reicht für heute.“, sagte Michelle nach einer Stunde. „Dancing braucht auch Ruhe.“ Nur ungern ließ Jackie den großen Falben in seiner Box verschwinden. „Bis morgen.“, sagte sie glücklich. Dann ging sie herüber zu Calendo, der am anderen Ende der Stallgasse in seiner Box genüsslich eine Karotte kaute. „Na, schmeckt es dir?“, fragte sie, immer noch strahlend vor Glück. Calendo kannte Jackie In- und Auswendig und wusste, wann man betteln durfte und wann nicht. Gerade war so ein Moment. „Hier, bitte.“, sagte sie und verließ die Stallgasse und ging ins Haus und in ihr Zimmer. Dort dachte sie lange nach. Da sie jetzt wieder ritt, warum sollte sie nicht versuchen, Darlean zu finden? Sie hatte ja keinen körperlichen Kontakt gehabt… Außerdem wusste sie sich schon zu verstecken.

Der nächste Morgen…
Jackie stand extra früh auf um Calendo, ihren Liebling noch einmal auf dem Trainingsplatz reiten zu können. Eigentlich war Michelle dagegen gewesen, doch was blieb ihr anderes übrig? „Manchmal muss Jackie halt tun, was Jackie will.“, sagte sie zu Calendo als sie ihm seine Sachen auflegte. So leise wie möglich ritten sie zum Trainingsplatz. Jackie sah einen Schatten, doch als sie näher an das Gebüsch ritt, entdeckte sie nur ein paar Eichhörnchen. „Alles okay“, sagte sie zu Calendo, der imemr noch ein bisschen Angst hatte. „Da ist nichts.“

Während der Trainingseinheiten bemerkte sie immer wieder ein komisches Geräusch, doch sie konnte nichts entdecken, da es immer noch dunkel war. Schließlich vernahm sie Gewieher. „Was ist das?“, schrie sie in die Luft. „Wer ist da?“ Plötzlich leuchtete etwas hell auf und verschwand im Wald. „Ihm nach!“, sie ritt eine Scharfe Kurve und ließ Calendo an-galoppieren. Plötzlich machte es an einer Lichtung halt. Es stand einfach nur da. Jackie ritt dicht an einen Baum. Das Wesen drehte sich zu Jackie um. „Ein Einhorn…“, stammelte sie fassungslos, und sie schoss alle Warnungen Großvaters in den Wind und ritt auf das Einhorn zu. Erst jetzt sah sie die leuchtenden Augen, die sie sofort in ihren Bann zogen. Das Einhorn scheute, und riss Jackie zu Boden. „Hilfe!“, schrie Jackie, doch sie war viel zu weit weg von dem Darlean-Gestüt. „Tu mir nichts, bitte!“, doch es war zu spät. Das Einhorn ließ seine Hufen niedersausen…

„Beep, beep beeeeeeep“ – „Bin ich im Himmel?“, fragte Jackie, als sie sich zwischen lauter weißen Gestalten wiederfand, die sich über sie beugten. Sie erkannte ihre Mutter, Michelle weinte. Sie erkannte Maddie und Jessy. „Bin ich im Himmel??“, wiederholte sie ihre Frage. „Sie sind im Krankenhaus.“, sie erkannte die Stimme des Arztes, der sie behandelt hatte, bei dem schweren Unfall. „Was ist passiert?“ – „Darlean – er hat versucht dich zu töten.“ – „Warum hat er es nicht getan, Großvater? Du sagtest, er habe die Macht dazu.“ – „Schon.“, ihr Großvater runzelte die Stirn. „Aber anscheinend hat er kehrt gemacht. Ich weiß es nicht. Wir haben dich auf der Lichtung gefunden – die gleiche Stelle, wo damals mein Vater gestorben ist.“, sagte er. Jackie lächelte in sich hinein. „Heißt das, dass er es nicht über’s Herz bringen konnte?“ – „Das wissen wir nicht.“, sagte er. „Wir wissen nur, dass er es gelassen hat.“ Plötzlich bemerkte Jackie einen stechenden Schmerz. „Was habe ich denn?“, fragte sie nach dem Grund ihres Aufenthaltes. „Du hast dir ein Bein gebrochen, du wirst für mindestens ein halbes Jahr nicht reiten können.“, sagte Michelle, die immer noch hemmungslos weinte. Dave hielt sie im Arm. Jackie nickte Dave zu, er sollte sich um sie kümmern. „Und warum bin ich dann hier? Wann werde ich entlassen?“ Dann erst bemerkte sie die köstlichen Geschenke, die Maddy und Jessy ihr reichten. „Hmm, danke!“, Jackie konnte wieder lachen. Sie ließen es sich schmecken.

Ein paar Wochen später wurde Jackie entlassen. Sie lag auf dem Sofa, als ihr Großvater kam. „Ich glaube, du hast uns sehr geholfen.“, sagte er. „So?“ – „Du hast Frieden zwischen Darlean und uns geschlossen, auf unheimliche Weise. Er scheint eure Familie zu mögen.“, er zwinkerte. Jackie lachte und sie unterhielten sich noch ein Weilchen.

„Nun ist alles wieder gut.“, Darlean schaute durch ein Fenster auf das Mädchen herab. Dann verließ er das Fenster und galoppierte in den finsteren Wald zurück.

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Tag der Veröffentlichung: 08.08.2010

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