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Kapitel 1




An Weihnachten war ich zu Besuch bei meine Adoptiveltern und meiner Schwester, worauf ich eigentlich auch verzichten konnte. Nach dem essen haben wir die Geschenke ausgepackt. Ich packte mein aus und was ich sah, waren.... Socken. SOCKEN...?! Wer schenkt schon seiner Tochter bitteschön Socken. Natürlich nur meine Eltern die mich verachteten. Meiner kleinen Schwester Lilian, die leibliche Tochter meiner Eltern, hatte immer das bekommen was sie sich gewünscht hat. Sie wurde schon immer bevorzugt und ich wurde vernachlässigt, missachtet und nieder gemacht.
Aber so war es nicht immer. Meine Adoptiveltern haben mich mit 6 Jahren adoptiert, weil sie keine eigenen Kinder zeugen konnten. Wer meine leiblichen Eltern waren wusste keiner. Doch als sie damit nicht mehr rechneten, wurde meine Adoptivmutter schwanger. Ich war damals 10 Jahre und habe mich riesig gefreut auf meine kleine Schwester. Doch es kam leider ganz anders als erwartet. Seit Lilian auf die Welt kam, hat sich alles verändert. Ich war nicht mehr ihr Liebling, ich war einfach nicht mehr wichtig für sie. Sie hatten nur noch Augen für Lilian. Sie machten alles für sie. Sie gingen sogar zu jeder Schulaufführung von Lilian, aber wenn ich mal eine Schulaufführung hatte, sagten sie immer: „Wie stellst du dir das eigentlich vor? Wie können uns nicht für jede Kleinigkeit frei nehmen.“ Also blieb mir nichts anderes übrig als alleine zur meine Schulaufführung zu gehen und sah zu wie andere Eltern ihre Kinder applaudierten und stolz auf sie waren.
Ich war auch immer die Schuldige, wenn Lilian was angestellt hatte und durfte immer alles ausbaden. Einmal habe ich ein Gespräch von meinen Eltern belauscht. Sie waren am überlegen mich wieder zurück ins Waisenhaus zuschicken, aber dann hätten sie ihren guten Ruf verloren. Jetzt im Nachhinein wäre es vielleicht das klügste was sie gemacht hätten. Vielleicht hätte ich eine andere Familie bekommen, die mich liebten. Klar, war ich kein einfaches Kind. Ich habe immer „unabsichtlich“ was angestellt oder kaputt gemacht. Ich war sehr tollpatschig und ungeschickt. Wie der Teufel es wollte, war ich immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber dennoch war ich ein liebes Kind, war nie frech zu meinen Eltern, habe immer meine Hausarbeiten absolviert und war fleißig in der Schule. Als ich dann endlich volljährig war, mietete ich mir in New York ein kleines Apartment und zog aus meinem Elternhaus aus. Aber jetzt zurück zu mein Geschenk.

„Socken, und auch noch im Doppelpack... wie nett“, sagte ich ironisch gemeint, mit verstellter Stimme zu mir selbst. Meine Mom rollte genervt mit den Augen.
„Mensch Giselle, sei doch nicht immer so undankbar. Schließlich bist du schon erwachsen und braucht keine großartigen Geschenke mehr. Oder hätte ich dir lieber eine Puppe kaufen sollen?“, sagte sie belustigend. Tzz! Undankbar? Das ich nicht Lache. Das sagt die richtige. Und ich habe mir extra so viel Mühe für ihre Geschenke gegeben.
„Mom, ich bin 19. Ich wünsche mir bestimmt keine Socken.“
„Giselle“, ermahnte mich mein Dad mit erster Stimme. Ich sah wütend zu ihm rüber. „Was denn? Ich hab doch recht. Ihr hättet euch wenigstens etwas Mühe geben können und zeigen das ihr mich ein bisschen lieb habt. Es geht mir überhaupt nicht um ein teures Geschenk, sondern eins was vom Herzen kommt. Und Socken gehören eindeutig nicht dazu.“
„Was fällt dir eigentlich ein so mit uns zu reden?“, sagte Dad fassungslos. Ich stand auf, schmiss die Socken in die Ecke und rannte ins Bad. Mir reichte es allmählich mich immer von ihnen demütigen zu lassen. Es schmerze mich.
Ich stützte mich mit den Händen am Waschtisch ab und sah in den Spiegel. Ich sah eine junge Italienerin mit großen braunen Augen und brauen, langen Haaren, die verletzt aussah und ihr eine leise Träne die Wange entlang rollte. Wieso tun sie mir das an? Wieso tu ich mir das eigentlich an? Ich brauche sie nicht, ich komme auch alleine zurecht, sowie schon mein ganzes Leben lang. Ich sollte nicht mehr traurig sein, nein... sondern neu anfangen und die Vergangenheit ruhen lassen. Ich wischte mir die Tränen weg und strafte meine Schultern. Ich fing mich wieder und lächelte entschlossen.
„Jetzt ist Schluss damit, so lasse ich mich nicht mehr behandeln“, murmelte ich zu meinen eigenen Spiegelbild und verließ das Bad. Im Wohnzimmer schimpfte meine Mam sofort weiter.
„Am besten ist es wenn du jetzt gehst, komm wieder wenn du dein verhalten uns gegenüber geändert hast.“
„Ich habe nachgedacht, und zwar tu ich uns allen ein gefallen, wenn ich für immer verschwinde. Ihr werdet mich nie wieder sehen. Also, Problem gelöst. Macht von mir aus ein Kreuzchen im Kalender, endlich seid ihr mich los.“ Ich schaute zu meiner 9 jährigen Schwester, mit ihren blonden Haaren und blauen Augen, die mir gar nicht ähnlich sah und mich geschockt ansah, während meine Eltern mich nur wütend anstarren. Giselle, du hast alles richtig gemacht, dachte ich als ich die wütenden Gesichter ohne jeglicher Traurigkeit sah.
„Lebt wohl“, sagte ich und schnappte mir meine Taschen. Das einzige was ihnen einfiel war: „Giselle...“, mehr nicht. Kein warte oder geh nicht. Nein, sie ließen mich einfach gehen. Dicke Flocken kamen vom Himmel geweht als ich das Haus, ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ. Ich stieg schnell in mein Auto ein und fuhr los.
Ich dachte darüber nach, wie es jetzt weiter gehen sollte. Schließlich war ich alleine, ich hatte keinen mehr. Vielleicht sollte ich die Stadt verlassen und wo anderes ganz neu anfangen? Das wäre wahrscheinlich das beste. So müsste ich keine Angst haben meine Adoptiereltern über den Weg zulaufen.
Die Straße war nicht beleuchtet und es schneite sehr heftig an diesen Abend, wodurch die Sicht sehr stark beeinträchtigt wurde und verlangsamte mein Fahrtempo. Ich fuhr unter einer Brücke durch und plötzlich fiel eine menschliche Gestalt mit den Rücken auf meine Motorhaube. Ich schrie erschrocken auf. Ich verlor die Kontrolle über mein Auto und prallte, mit der Gestalt auf meiner Motorhaube, gegen einen Baum. Durch den Aufprall, stieß ich mir meine Stirn hart gegen das Lenkrad und das Blut rann mir die Stirn runter. Ich sah benommen nach vorne zu den Mann der auf meiner Motorhaube lag und mich mit seinen hellgrauen Augen wütend ansah.
„Verschwinde von hier“, schrie er mich an, stieg von der Motorhaube herunter als ob nichts geschehen wäre und wandte mir den Rücken zu. Er sah in die ferne, als ob er jemanden kommen sehen konnte. Mein Gott, der Mann müsste doch schon längst Tod sein, schoss es durch meinen Kopf. Ich versuchte mein Auto zu starten, leider ohne Erfolg. Ich versuchte es nochmal, aber er sprang einfach nicht an.
„Verdammt, verschwinde endlich von hier“, schrie er wieder.
„Würde ich ja gerne, wenn du mein Auto nicht demoliert hättest. Er springt einfach nicht an“, schrie ich zornig zurück. Plötzlich sah ich zwei weiter Männer die auf uns zukamen. Sie sahen noch furchterregender aus als der Motorhaubenmann und hatten die selben strahlenden Augen. Motorhaubenmann ging in Angriffsstellung. Shit, das ist kein gutes Zeichen. Ich versuchte weiter das Auto an zu bekommen, während die Männer immer näher kamen.
„Verriegle die Türen und komm nicht raus“, sagte er. Gesagt, getan! Als ich vorhätte raus zu kommen. Im Leben nicht, ich war doch nicht lebensmüde. Ich verriegelte die Autotüren und zitterte am ganzen Körper. Der eine Mann stürze sich auf den Motorhaubenmann und begannen zu kämpfen, während der andere zu mir kam und versuchte die Autotür zu öffnen.
„Ha, hasst du wohl gedacht, was? So leicht kriegst du mich nicht“, sagte ich triumphierend. Er grinste mich schief an und plötzlich schlug er seine Hand durch die Scheibe und packte mich am Hals.
„Oder vielleicht doch“, sagte ich mit verschwitzter Stimme. Das ging so schnell, dass ich gar nicht mehr die Zeit hatte um zu reagieren. Er zog mich aus dem Fenster, als ob ich nichts wiegen würde. Er drückte mich gegen das Auto und hielt mich weiterhin am Hals fest.
„Ich habe zwar schon gespeist, aber ein Happen zwischendurch geht immer“, sagte er und zwei lange Fangzähne kamen zum Vorschein.
„W..was meinst du?“, fragte ich erschrocken. Aber er gab mir keine Antwort, sondern packte mich an den Haare und zog mein Kopf zur sein, beugte sich runter zu meinen Hals und biss zu. Dann spürte ich ein stechenden Schmerz und schrie auf. Ich versuchte mich zu wehren, aber er war zu stark. Oh mein Gott, was sind das nur für Psychopathen, die denken sie wären Vampire? Ich habe schon des öfteren in den Nachrichten gehört, dass es paar möchte gern Vampire gab und die Stadt unsicher machen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich Mal auf solche treffe würde. Ich sah zu den anderen beiden, als der Motorhaubenmann seinen Gegner überwältigte und zu Boden ging. Dann stürzte er sich auf meinen und er ließ von mir ab. Motorhaubenmann überraschte ihn, und überwältigte den anderen Kerl, Vampir, Wesen, Monster Teufel, was auch immer, schneller. Ich stand immer noch am Auto und konnte mich keinen Millimeter rühren als der Motorhaubenmann mich, mit gerunzelter Stirn, ansah. Er kam mit langsamen schritten auf mich zu und seine hellgrauen Augen begannen zu funkeln. Mit der einen Hand packte er mich am Kinn, drückte meinen Kopf zu Seite und starrte auf meine Bisswunde, während er sich mit der andern Hand am Auto abstützte. Seine Nasenflügel blähten sich auf.
„W....willst du etwa auch.... einen Happen..... für zwischendurch?“, fragte ich ihn mit zittriger Stimme. Sein Mund zuckte leicht. Er beugte sich vor und leckte an meine Bisswunde. Ich schloss die Augen und wartete auf den stechenden Schmerz, aber er kam nicht. Anstatt einen Biss, spürte ich wie er an mein Hals leckte. Dann fuhr er mit seinen Lippen ganz nah an meinen Ohr und flüsterte: „Lauf, lauf so schnell du kannst, sonst vergesse ich mich.“ Er sah mir tief in die Augen und wir standen eine Zeitlang so da. Ich räusperte mich.
„Ähm.. wenn du mich dann bitte loslassen könntest, damit ich los laufen kann.“
„Natürlich!“, erwiderte er und ließ mich los. Ich ergriff die Chance und rannte los was das Zeug hält und der Motorhaubenmann sackte hinter mir sofort zu Boden. Nur leider kam ich nicht weit. Ich kam zum stehen und sah zurück. Sollte ich ihn einfach da so liegen lassen? Was ist wenn er stirbt? Nein, Giselle, lauf weiter sowie er es wollte. Ich rannte ein Stück weiter, doch ich stoppte sofort wieder.
„Verdammt“, fluchte ich und rannte zurück. Ich muss doch krank sein, wer würde zu einen Psychopathen zurück gehen, die auf Blut stehen?
„Ja, ja, nur du Giselle“, beantwortete ich meine Frage selber. Ich kniete mich zu ihm runter und sah ihn besorgt an. Als er da so lag, ohne jegliche Bewegung, musterte ich ihn genauer. Es wäre wirklich eine Schande ihn sterben zu lassen. Er war sehr groß, zirka 1,90m groß und war gut gebaut. Sein Körper war absolut durchtrainiert. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften. Seine länglichen dunklen Haare waren etwas zerzaust. Er hatte ein kantiges Gesicht mit relativ ausgeprägten Wangenknochen und volle Lippen. Ich beugte mich vorsichtig zu ihm runter und lauschte ob er noch atmet. Aber ich spürte nichts. Verdammt, ich hätte viel eher umdrehen sollen. Ich überprüfte mehrmals seinen Puls.
„Scheiße, kein Puls“, sagte ich hysterisch. Okay, ganz ruhig bleiben, Giselle. Erinnre dich an deinen Ersthilfekurs.
Zuerst Mund–zu–Mund-Beatmung und dann kommt die Herzdruckmassage. Ich öffnete seinen Mund und pustete ihm zwei Mal Luft in den Mund. Er öffnete blitzschnell seine Augen.
„Wow...das ging ja schnell“, sagte ich erstaunt.
„Was machst du da? Habe ich nicht gesagt du sollst verschwinden“, sagte er knurrend.
„Ja, aber ich habe mich gefragt, ob ich dir nicht einen Krankenwagen oder so rufen soll? Und als ich wieder zurück kam, warst du nicht mehr am atmen und du hast kein Puls mehr gehabt“, erkläre ich und überprüfte abermals seinen Puls. „Man, wo ist denn dein Puls? Man könnte meinen das du Tod wärst“, sagte ich als ich immer noch nichts spürte und seinen Körper abtastete. Er grinste mich schwach an und ergriff mein Handgelenk.
„Da hast du gar nicht mal so unrecht“, murmelte er leise, dass ich ihn kaum verstand.
„Bitte?“
„Schon gut. Lass gut sein. Ich brauch nur etwas......“, er verstummte, während seine Augen wieder anfingen hellgrau zu strahlen und er meine Wunde am Kopf anstarrte.
„Ich kann dir sagen was du brauchst. Nämlich einen Arzt.“ Und wahrscheinlich noch ein Psychiater, dachte ich mir.
„Nein, kein Arzt und ein Psychiater brauche ich auch nicht“, sagte er wieder knurrend und ließ mein Handgelenk los. Habe ich das jetzt laut gedacht?
„Ist ja gut. Wie du willst. Aber ich kann dich hier nicht einfach liegen lassen.“ Er seufzte genervt.
„Okay, ruf diese Nummer an und sag ihnen sie sollen mich abholen und dann verschwindest du, ist das klar?“ Er reichte mir eine Visitenkarte. Drauf stand: Detektivkanzlei - Dayaks Draves.
„Und was ist mit mein Auto? Ich kann ihn nicht hier stehen lassen und einfach so verschwinden. Was ist wenn die Polizei....“, er unterbrach mich.
„Ich kümmre mich um alles und den Schaden werde ich dir ersetzen.“
„Das will ich doch hoffen! Wenn nicht.... dann weiß ich ja wo ich dich finde“, ich deutete auf die Visitenkarte und sah ihn misstrauisch an. Er nickte schwach.
„Okay, könnte ich auch dein Namen erfahren, damit ich Bescheid sagen kann, wen sie abholen sollen?“ Mit hoch gezogener Augenbraue sah er mich an.
„Lash“, sagte er dann schließlich. Ich holte mein Handy raus und wählte die Nummer. Ein Mr. Draves meldete sich an der anderen Leitung. Ich sagte ihm, dass Lash schwer verletzt wäre und ihn einer abholen sollte. Ich nannte ihm noch die Adresse und legte auf.
„Sie werde gleich hier sein“, informierte ich ihm.
„Gut! Und jetzt verschwinde.“ Sein finsteres, kantiges Gesicht zeigten nur steinerne Gleichgültigkeit.
„Gern geschehen“, sagte ich spöttisch. So ein arroganter Kerl. Das ist ja unglaublich! So was undankbaren ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Sogar meine Eltern waren nicht so drauf wie er. Ich hoffe ja wenigstens, dass er mir den Schaden ersetzten würde. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck stand ich auf, ohne mich noch einmal umzudrehen, lief ich zu nächsten Haltestelle und fuhr den restlichen Weg nach Hause.

Kapitel 2




Am nächsten Morgen realisierte ich erst das Geschehen von gestern. Mir schwirren so viele Fragen durch den Kopf. Was ist wenn dieser Lash mich reingelegt hat und er mir den Schaden nicht ersetzen würde? Wie konnte ich nur so naiv sein. Vielleicht hätte ich doch lieber die Polizei einschalten sollen? Und was war mit den andern beiden Personen die uns angegriffen haben? Waren sie Tod? Hat er sie umgebracht? War er ein Mörder? Schon allein der Gedanke lies mich erschauern. Bin ich einen Mörder über den Weg gelaufen oder meinen Retter? Ich wusste es nicht! Viele Fragen und keine Antworten, ich blick nicht mehr durch.
Ich beschloss nochmal zum Unfallort zu fahren. Vielleicht stand mein Auto immer noch da, dann müsste ich doch die Polizei rufen. Anderseits würde ich eventuell selber in Schwierigkeiten geraten, weil ich es nicht sofort gemeldet habe. Und bei meinen Glück, würde ich wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht treten müssen. Ich zog mir meine warme Winterjacke an und verließ meine Wohnung.
Ich stieg in den Bus und fuhr zur der Unfallstelle. Als ich ankam, bin ich fast dran vorbei gelaufen. Es sah aus, als ob hier nie ein Autounfall stattgefunden hätte. Ich suchte die Straße nach paar Glasscherben oder Blut ab. Aber ich fand nichts! Das einzige was ich fand waren, paar Macken im Baum. Die müssten von den Aufprall stammen, als ich gegen den Baum gefahren bin. Okay, wenigstens hat er sich wirklich um alles gekümmert, wie er es gesagt hatte. Als ich fertig mit meinen Kontrollgang war, fuhr ich wieder mit dem Bus nach Hause.
Zu Hause machte ich es mir auf meine Couch gemütlich und grübelte wieder nach. Ich dachte über Lash nach. Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Seine grauen Augen, sie hatten geleuchtet, auf seltsamer weise, hatten sie hellgrau geleuchtet, als er meine Wunde am Hals betrachtete. Das mussten Kontaktlinsen sein, oder? Kein normaler Mensch hatte solche Augen. Sie verfolgten mich sogar in meinen Träumen. Wie er mit den anderen beiden kämpfte und mich dann gierig ansahen. Er war ein sehr attraktiver Mann und konnte mir vorstellen wie er bei Frauen ankam. Schade, dass er so ein Psychopath war. Denk er wirklich er sei ein Vampir, oder was auch immer? Oder ist er in eine gefährlich destruktive Sekte verwickelt? Oder gab es wirklich diese Wesen auf dieser Erde? Es hat sich so echt, so real angefühlt. Dieser Angst und dieser stechende Schmerz, als der andere Mistkerl mich gebissen hatte.
„Apropos, Biss“, schrie ich erschrocken und eilte schnell ins Bad und betrachte meinen Hals im Spiegel. Da war aber nichts. Keine Wunde, kein Kratzer war zusehen. Erleichtert schnaufte ich ein und aus, machte mich wieder auf den Weg zurück zur meiner Couch und ließ mich fallen. Schon allein der Gedanke, dass es vielleicht doch Vampire gab, sollte ich mir selbst ein Psychiater aufsuchen.
„Vampir, pff es gibt keine Vampire“, murmelte ich vor mich hin. Und mit diesem Gedanken schlief ich auf der Couch ein.

Drei Tage später hörte ich weder von meinen Eltern, noch etwas von diesen Lash. Ich wusste nicht was ich machen sollte? Dieser Warterei machte mich wahnsinnig. Ich wusste nicht was ich mit meiner Zeit noch anstellen sollte? Meine Apartment war schon Blitzblank sauber. Sobald er mir mein Auto ersetzten würde, würde ich sofort die Stadt verlassen und mich dort nach einen neuen Job umschauen. Aber bis dahin, hieß es warten. Ich schnappte mir den Mülleimer und brachte ihn runter. Bevor ich die Treppe wieder hoch rannte, sah ich in meinen Briefkasten nach und nahm die Post mit. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein, setzte mich am Küchentisch und kontrollierte die Post. Rechnung, Rechnung und noch mal Rechnung. Na super, wenn sich mein super sexy Motorhaubenmann nicht langsam beeilt, dann werde ich noch hier verrotten. Da mein Erspartes auch langsam immer weniger wurde. Schmollend sah ich weiter die Post nach und dann entdeckte ich einen braunen Umschlag. Nur mit meiner Anschrift, aber kein Absender. Neugierig machte ich ihn auf und holte einen Brief, Autopapiere und einen Autoschlüssel hervor.

Vor deiner Tür steht dein Auto.
Ich hoffe, dass ist Entschädigung genug und wir sind quitt.
Lash

„Mehr hat er nicht zu sagen? Wie wäre es mal mit Danke und Entschuldigung für die Umstände, Idiot“, sagte ich enttäuscht. Na ja, ist auch egal. Hauptsache ich habe mein Auto wieder. Ich schnappte mir die Sachen, rannte runter und hielt Ausschau nach mein Wagen. Aber vor meiner Haustür stand nur ein schwarzer Porsche Cabrio. Ich sah mir die Autopapiere genauer an. Tatsächlich, das war mein Wagen. Da stand mein Name Giselle Mitchell, sowie die Automarke drauf. Mit offenen Mund starrte ich das Auto an und wusste nicht ob ich mich freuen oder aufregen sollte.
„Ein Porsche, hat er sie noch alle“, sagte ich immer noch fassungslos. Ich konnte doch nicht so ein teures Auto annehmen und wollte es auch gar nicht. Schon allein die Versicherung würde mich Unmengen an Geld kosten. Ich liebte mein altes Auto, auch wenn es andere hässlich finden, für mich war er wunderschön. Ich hab mir das Auto hart erarbeitet, ohne jegliche Hilfe von meinen Adoptiereltern.
Seufzend sah ich zum Porsche. Es war ja nicht so, dass mir der Porsche nicht gefiel. Das ist ein Traum vom Auto. Aber dennoch überlegte ich, ob das vielleicht eine Bestechung ist, damit ich den Mund halte? Oder war das einfach nur ein Dankeschön? „Nur“ war milde gesagt. Das ist ein teures Dankeschön, stellte ich fest. Vielleicht sollte ich einfach zur dieser Detektivkanzlei fahren und es herausfinden. Nebenbei konnte ich eine Spritztour machen, bevor ich ihm das Auto wieder zurück gab. Ich öffnete das Auto, stieg ein, obwohl es kalt draußen war, drückte ich den Knopf zum öffnen des Verdecks. Das Verdeck wurde angehoben und öffnete sich vollständig. Wow, ich war begeistert. Ich liebe sportliche und schnelle Autos, die viel PS haben und optisch etwas hermachen, wie zum Beispiel dieser Porsche. Zu schade, dass ich ihn abgeben wollte. Aber wie gesagt, ich konnte ihn mir einfach nicht leisten. Ich drückte auf das Gaspedal und fuhr mit quietschenden Reifen los. Auf der Autobahn beschleunigte ich das Auto schnell und der kalte Winde wehte durch meine Haare.
Kurze Zeit später fuhr ich die Autobahnausfahrt ab. Einige Meilen auf der Landstraße bog ich rechts in einer engen Straße und hielt rechts an, um auf die Stadtkarte zu schauen, ob ich hier auch richtig war. Die enge Straße führte zum Wald und es war kein Haus in Sicht. Ich stellte fest, dass ich hier richtig war und steckte die Karte wieder weg. Vielleicht sollte ich doch wieder zurück fahren und es dabei beruhen lassen. Ich könnte das Auto einfach verkaufen, doch die Neugier siegte und ich fuhr weiter. Paar Minuten später entdeckte ich ein großen Haus, parkte paar Meter entfernt davor und stieg aus. Vor dem Haus hing ein Schild am Zaun. Detektivkanzlei - Dayaks Draves.
Das soll eine Detektivkanzlei sein? Das sah mir eher nach eine Villa aus. Ich näherte mich dem Grundstück und bewunderte sie. Die Villa war weiß gestrichen und die Fenster waren hoch gelegen und ließen den Wind zur Kühlung durch die Räume wehen. Sie bestand aus drei Etagen und von einem zirka 600 m2 großen Garten mit wunderschön Blumen und einen Pool.
„Wow.. das nenne ich mal eine Kanzlei. Da können sich viele ein Beispiel nehmen“, murmelte ich zu mir selbst.
Ich trat durch die glasige große Eingangstür, die zu eine Halle führte und die über Treppen und einen Aufzug miteinander verbunden sind. Die Wände waren bemalt und die Böden mit Fliesen bedeckt. Links stand ein rotes Sofa und zwei dazu passenden Sesseln und ein Teppich lag unter einen gläsernen Couchtisch. Rechts befand sich die Rezeption. Hinter der kleinen Theke stand ein rothaarige Frau, sie hatte das Aussehen eines Fotomodels, ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig. Ihr makellos schönes Lächeln verzauberte jeden männlichen Gast, da war ich mir sicher.
„Miss, kann ich ihnen weiterhelfen?“, fragte sie mich freundlich.
„Guten Tag!“, begrüßte ich die junge Frau und kam näher. „Ich suche Lash, mein Name ist Gis....“, doch die rothaarige unterbrach mich und drehte mir den Rücken zu.
„Rakesh, kannst du dein Sexsüchtigen Bruder endlich sagen, dass er während der Arbeitszeit seine Frauenbesuche abstellen soll. Schließlich sind wir hier kein Puff“, schimpfte sie und stemmte beide Hände in die Hüften.
Was? Sexsüchtiger Bruder? Frauenbesuche? Puff? Ich schluckte laut. Ich will doch nur das Auto zurück bringen und mich wieder ganz schnell vom Acker machen. Vielleicht sollte ich doch lieber sofort kehrt machen. Als ich mich gerade umdrehen wollte, kam ein Mann um die Eck.
„Elvira, lass ihn doch den Spaß. Er hat eine harte Woche gehabt“, sagte er besänftigend und lächelte sie liebevoll an. War das Lash Bruder? Ähnlichkeiten warten auf jeden Fall vorhanden. Die selbe Haarfarbe und die gleichen Gesichtszüge. Nur die Haare trug er etwas kürzer.
„Das ist heute schon die zweite. Das kann nicht so weiter gehen“, sagte sie wütend und wirkte nicht mehr so freundlich wie vorhin.
„Ähh... ich bin nicht deswegen hier“, sagte ich verlegen und versuchte die Sache aufzuklären.
Diese Elvira drehte sich wieder zu mir um. „Das sagen sie alle“, erwiderte sie gelangweilt.
„Nein, nein, ich bin....“, begann ich wieder zu erklären, doch diesmal unterbrach mich dieser Rakesh.
„Auf der 2. Etage, die rechte Tür. Dort findest du Lash. Kannst den Aufzug benutzen“, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich drehte mich fassungslos um und lief zum Fahrstuhl. Es war Sinnlos ihnen zu erklären, dass ich nicht irgendeine dieser Art von Frauenbesucherin war. Sie würden mir eh nicht zuhören. Ich drückte den Fahrstuhl Knopf und die Tür öffnete sich sofort. Ich stieg ein und drückte auf den oberen Knopf mit der Nummer 2.
„Viel Spaß!“, rief mir Rakesh nach, während Elvira ihm den Ellbogen in die Rippen stieß und ihn wütend ansah. Ich war am überlegen ob ich ihm „Danke, das werde ich haben“, zurück zurufen sollte. Doch die Tür schloss sich wieder, bevor ich ihn antworten konnte und der Fahrstuhl setzte sich gleich in Bewegung. Ich schloss die Augen und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand.
„Himmel, bin ich denn nur noch von Verrückten umgeben?“, überlegte ich, während ich wartete bis der Aufzug im 2. Stock hielt.
Es machte Ping und die Tür öffnete sich. Ich trat in einen kleinen viereckigen Flur, wo sich nur rechts und links eine Tür befand. Ich klopfte an der rechten Tür, da ich von Rakesh wusste, dass ich dort Lash finden würde. Doch als ich klopfte öffnete sich die Tür einen Spaltbreit von alleine und ich trat vorsichtig ins Wohnzimmer herein.
„Hallo! Lash, bist du da?“, rief ich unsicher, doch ich bekam kein Antwort. „Lash“, rief ich abermals, als ich Musik aus einem anderen Zimmer hörte und steuerte die halb geöffnete Tür an. Ich beugte mich vor und blickte durch die offene Tür.
„Lash, ich bins Giselle. Bist du...“ Doch was ich da sah, verschlug mir die Sprache. Da lag eine blonde Frau im Bett, vollkommen nackt und auch Lash war nackt und beugte sich über sie.
„Oh!“, stieß ich verlegen aus, während die beiden zu mir blickten.
Plötzlich lächelte die Frau. „Lash, du unartiger Bengel. Du hast mir gar nicht sagen, dass wir heute eine Dreier machen“, sagte sie erfreut.
„Sollte eine Überraschung werden“, sagte Lash verführerisch und erhob sich. „Bin gleich wieder da.“ Er kam auf mich zu, nackt, mit ein schiefen Grinsen. Ich stand einfach nur da, unfähig mich zu bewegen. Himmel, er sah noch besser aus, als ich ihn das erste mal gesehen hatte. Er hatte ein bleiche Alabasterhaut. Lash hellgraue Augen durchbohrten mich und sein dunkles Haar reichte ihm bis unter dem Kinn. Und sein Körper war mehr als göttlich. Ja, er ist ein gut aussehender Typ, das musste man ihn lassen.
Aber ein Arschloch, redete ich mir selbst ins Gedächtnis und wandte mich um.
„Entschuldigung, ich komm ein anderes mal.“ Oder am besten gar nicht mehr, fügte ich im Gedanken hinzu. „Macht einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt“, sagte ich mit schriller Stimme und stürmte aus dem Zimmer zur Eingangstür. Doch ehe ich die Tür erreichten konnte, stellte Lash sich mir in den Weg, nackt wohlgemerkt, und prallte gegen seine muskulöse Brust. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück und bemühte mich ihm ins Gesicht zu schauen. Es fiel mir schwer nicht auf seine Brust zu starren, beziehungsweise meinen blick nicht noch tiefer zu senken. Meine Wangen glühte vor Scham.
„Also, ich hätte auch nichts gegen ein Dreier“, sagte er und grinste mich frech an.
„Nein, danke, daran bin ich nicht interessiert.“ Ich versuchte an ihn vorbei zu gehen, doch Lash wollte mich noch nicht so schnell gehen lassen und versperrte mir abermals den Weg.
„Ich könnte sie wegschicken, dann hast du mich ganz für dich alleine“, schlug er vor und zwinkert mir zu. Lasch kam näher, seine hellgrauen Augen begannen zu funkeln, während ich ein paar Schritte rückwärts ging. Du selbstgefälliges Arschloch. Dein grinsen wird dir gleich vergehen.
„Wie auch immer, ich würde dir in beiden fällen nicht dienen können“, antwortete ich und bemühte mich um eine feste Stimme. Lash zog die Braue in die Höhe, Himmel, ich musste hier schnellstmöglich raus und sprach das Thema an, weswegen ich eigentlich hier war.
„Ich wollte dir nur das....“, begann ich, doch ich wurde wieder unterbrochen. Ein Mann Mitte 30, stürmte durch die Tür.
„Lash, Elvira hat mir gesagt, dass du deine Arbeit nicht nachgehst“, sagte er zornig und sah Lash grimmig an, während er mich keines Blickes würdigte.
„Ich hab meine Arbeit gemacht und jetzt gönne ich mir eine Pause mit meiner kleinen hier“, sagte Lash gelassen und legte mir ein Arm um die Schulter.
„Wovon träumst du Nachts?“, erwiderte ich und schlug seinen Arm von mir runter.
„Von was ich träume willst du nicht wirklich wissen“, sagte er grinsend. In dem Moment kam die blonde Frau, nur mit einen Lacken umhüllt, ins Zimmer.
„Lash, wann kommst du endlich zu mir?“, fragte sie.
„Noch eine! Lash, jetzt übertreibst du aber. Elvira hat recht, so kann das nicht weiter gehen“, belehrte der Mann ihn. Wieso denkt hier jeder, dass ich von Lash irgendeine Bettgenossin wäre?

Kapitel 3




Der Mann legte seine Stirn in Falten und sah mich nachdenklich an. „Ihr beide geht euch jetzt anziehen“, wies er Lash und die blonde Frau an. Sie verschwanden beide im Schlafzimmer.
„Ich mach mich jetzt auch mal vom Acker“, sagte ich und steuerte die Tür an.
„Moment, kennen wir uns nicht von irgendwoher?“, fragte er mich.
„Nein, nicht das ich wüsste“, erwiderte ich genervt, da ich wieder aufgehalten wurde.
„Hmm, sind sie sich sicher? Dürfte ich ihren Namen erfahren?“, fragte er neugierig.
„Giselle Mitchell und um eins klar zustellen, ich bin nicht irgendeine von Lash Betthäschen. Ich wollte ihm nur lediglich das Auto vorbei bringen, was er mir ersetzt hat“, stellte ich klar. Langsam reichte es mir, dass mich wirklich jeder hier so sah. „Und sie sind?“, fragte ich.
„Ich bin Dayaks Draves, der Onkel von Lash und mir gehört die Detektivkanzlei“, stellte er sich vor. Jetzt wurde mir auch einiges klar.
„Dann sind sie mit dem ich vor paar Tagen telefoniert habe, als Lash mein Auto demoliert hat“, stellte ich fest. In dem Moment kam Lash wieder und diesmal auch angezogen. Er trug ein enges Langarmshirt, dunkel blau Jeans und weiße Chucks Schuhe. Selbst hier strahlten seine Augen und schienen zu leuchten.
„Ja, das bin ich“, sagte er gedehnt und sah dabei Lash an. Lash seufzte, warum auch immer.
„Ich hab gedacht du kannst sie nicht ausfindig machen?“, fragte er Lash.
Lash schwieg einen Moment. „Das hab ich doch. Sie ist doch hier, oder nicht?“ Lash Stimme klang aufeinmal so kalt und leblos, dass es mir eine Gänsehaut bescherte. Dayaks sah ihn abschätzend an, doch Lash Gesichtszüge änderten sich nicht.
„Nun gut, dann bring sie in mein Büro. Ich komme gleich nach“, befiel er. Lash kam auf mich zu und griff nach meinen Arm.
„Ich werde in kein Büro gehen“, sagte ich wütend und riss mich los. „Was soll
der Mist?“, fragte ich. So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Was wollten die von mir?
„Komm jetzt einfach mit. Ich erkläre es dir später.“ Er nahm wieder meinen Arm und führte mich hinaus. Die Fahrstuhltür stand offen und wir gingen hinein. Lash drückte den Knopf und wir fuhren ins Erdgeschoss.
„Lash, erkläre mir bitte was ihr von mir wollt?“, fragte ich und sah ihn ernst an, doch Lash blieb still. „Ihr könnt das Auto wieder haben, wenn es darum geht. Deswegen war ich eh hier“, versuchte ich es noch mal.
„Ich habe dir das Auto gegeben damit du schnellr die Stadt verlässt, sowie du es vorhattest“ erwiderte er.
„Woher weißt du das schon wieder?“, fragte ich erstaunt. „Spionierst du mir nach?“
„Nein, so nötig hab ich es auch nun wieder nicht. Es war ein Fehler hierher zu kommen. Obwohl ich mich über dein Besuch gefreut habe“, sagte er lächelt. Ich wurde einfach nicht schlau aus den Typen.
„Und woher weißt du, dass ich die Stadt verlassen wollte? Ich habe es niemanden erzählt“, hackte ich nach und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich hab es mal in deinen Gedanken aufgeschnappt“, antwortete er Schulter zuckend.
„Soll das jetzt ein Witz sein? Du willst mir doch jetzt nicht weiß machen, dass du Gedankenlesen kannst?“, sagte ich belustigend. Lash zuckte abermals mit den Schultern und die Fahrstuhltür öffnete sich.
Was hab ich auch erwartet? Er denkt schließlich auch, dass er ein Vampir ist.
„Ich denk es nicht nur, sondern bin es auch“, antwortete er mir grinsend. Wir betraten die große Halle und Lash führte mich an der Rezeption vorbei in einen langen Flur. Ich sah ihn fassungslos an.
„Du wirst mir immer unheimlicher“, ließ ich ihn wissen. Er hielt an einer Tür an, öffnete sie und ließ mich mit einer eleganten Handbewegung eintreten. Unsicher betrat ich das Büro und sah mich um. Es war dunkel im Raum, obwohl es hell draußen war, waren die dicken Vorhänge zugezogen und nur eine kleine Lampe das Zimmer beleuchtete. Die Wände des Büros, waren bis hoch an der Decke mit Regalen zugestellt, auf denen sich Unmengen an Ordner und Akten stapelten. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch mit einem schwarzen Ledersessel davor und gegenüber vom Sessel zwei Stühle. So langsam machte ich mir Gedanken darüber, ob es wirklich diese Wesen gibt, Vampire. Nun, ich muss zugeben, dass ich den Gedanken absichtlich verdrängt habe.
So ein quatsch, Giselle! Lass dich jetzt nicht verrückt machen, belehrte ich mich zur Besinnung.
Lash grinste mich an. „Setz dich!“
„Erklärst du mir dann was hier eigentlich los ist?“, fragte ich ungeduldig. Er nickte und lehnte sich am Schreibtisch an, während ich mich in den Stuhl fallen ließ.
„Dann fange mal an“, wies ich ihn an.
„Du kannst dich Mitsicherheit noch an den Autounfall erinnern?“ Ich nickte. „Und an die zweit anderen Typen?“, fragte er weiter.
„Und wie ich mich dran erinnert kann. Sie waren ganz schön unheimlich. Momentmal, wusste ich es doch. Ihr wollt mich bestechen oder drohen, damit ich den Mund halte, nicht wahr?“, fragte ich aufgebracht.
Er grinste wieder sein animalisches Grinsen.
„Nicht ganz, so schlimm sind wir nun auch wieder nicht. Wie ich es dir schon gesagt habe, wir sind Vampir und die anderen zwei am Unfallort waren ebenfalls Vampir, auch wenn du an uns nicht glaubst, hast du zu viel gesehen. Du könntest irgendwann mal dahinterkommen. Dayaks wies mich an dich zu finden, obwohl ich schon längst wusste wo ich dich finde, habe ich ihm nichts gesagt. In der Hoffnung, dass du die Stadt verlässt, wenn ich dir schnell ein Auto besorge, da dein altes Auto man nicht mehr reparieren konnte. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass du dich auf und davon machst mit dem Porsche. Aber nein, du wolltest mir unbedingt das Auto wieder geben und nun sitzt du hier“, erklärte er und schüttelte unglaublich den Kopf.
„Hätte ich es auch mal gemacht“, murmelte ich seufzend. Nachdenklich sah ich zu ihm rüber „Wieso hast du es ihm verschwiegen, wo du mich findest?“
„Du hast mich gerettet. Ich habe durch den Kampf sehr viel Blut verloren und war geschwächt. Wahrscheinlich wäre ich von der Sonne verbrannt, weil ich aus eigener kraft nicht mehr hochgekommen wären.“
„Also, stimmt der Mythos mit der Sonne?“, fragte ich.
„Nein, nicht ganz. Wenn wir uns mit viel Sonnencreme einreiben und viel Blut zu uns aufnähmen, dann kann uns die Sonne nichts anhaben“, antwortete er. Das mit der Blutaufnahme wollte ich erst gar nicht wissen. Okay, das war doch schon mal ein gutes Zeichen, oder? Immerhin hat er sein Onkel meinetwegen belogen. Ich sah wieder zu ihm hoch, während er mich nachdenklich beobachtete.
„Hör auf meine Gedanken zu lesen“, sagte ich wütend.
„Also, glaubst du mir jetzt, dass ich Gedankenlesen kann?“, fragte er belustigend.
„Ja, lass das. Ich mag es nicht, wenn mir einer in meinen Kopf wühlt“, ließ ich ihn wissen.
„Ich werde mir große Mühe geben“, erwiderte er amüsant.
Ich seufzte. „Lash, wieso erzählst du mir das von euch, wenn es geheim bleiben soll?“
„Jetzt kannst du ruhig alles erfahren, weil wir deine....“, er stockte. „Das erklärt dir Dayaks besser“, sagte er schließlich.
„Was hat dieser Dayaks mit mir vor?“, fragte ich ängstlich.Wollte er mich vielleicht umbringen?
„Giselle, hab keine Angst. Ich versichere dir, dass es nichts schlimmes ist.“ Sein Blick wurde liebevoll. Dann öffnete sich die Tür und Dayaks kam herein. Sofort begann mein Herz wie verrückt zu rasen. Das klopfen konnte ich sogar hören. Dayaks setzte sich in seinen Sessel und lehnte sich zurück.
„Hast du sie aufgeklärt?“, fragte er Lash.
„Ja, nur nicht was du jetzt mit ihr vorhast. Das habe ich dir überlassen“, antwortete Lash. Ich war so angespannt, dass sich meine Hände verkrampften und es jeder im Raum spüren konnte. Dayaks setzte sich wieder gerade und faltete die Hände auf seinen Schreibtisch. Der Mann strahlte ein Kraft und Selbstbewusst aus, ganz egal welche Herausforderung er gegenüber stand. Er würde jede überwältigen, da war ich mir sicher. Und bei Lash war es nicht anders, nur nicht so intensiv. Am liebsten würde ich aufspringen und wegrennen. Lash, stellte sich neben meinen Stuhl und legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter.
„Es tut mir leid, dass Sie in dieser Situation hineingeraten sind. Wenn ich könnte, würde ich es ihnen ersparen. Aber wir Vampire haben Gesetzte und die besagen, dass Menschen von unsere Existenz nie erfahren dürfen. Und wenn es doch der Fall ist, muss sich Derjenige darum kümmern und das Problem beseitigen“, erkläre er.
„Aber ich habe eh nicht an euch geglaubt“, verteidigte ich mich.
„Es reicht schon, was Sie am Unfallort gesehen hast. Sie könntest irgendwann mal doch dahinterkommen. Und das können wir nicht riskieren“, argumentierte er.
Ich seufzte. „Na super! Und wie.... wie sieht dieses beseitigen aus?, fragte ich ängstlich.
„Nun, da Sie meinen Neffen geholfen haben und ich sehr dankbar dafür bin, lasse ich Sie zwischen zwei meiner Vorschläge wählen.“
„Und die wären?“, fragte ich angespannt.
„Entweder Sie werden eine von uns...“ Ich wollte protestieren, doch Dayaks erhob die Hand und sprach weiter. „Oder, wir löschen ihre Gedanken ab den Unfall und Sie können ihr Leben ganz normal weiter führen.“
„Ihr könnte Gedanken löschen?“, fragte ich. Dayaks nickte zur Bestätigung und ich atmete erleichtert auf.
„Nun, ich könnte dir noch den Tod anbieten, aber ich denke, dass es nicht ihre Wahl wäre“, sagte er lächelnd. Ich lächelte zögernd zurück.
„Nun, ich vergesse ungern eure Gesichter, aber in diesen Fall werde ich eine Ausnahme machen. Löscht meine Erinnerung“, entschied ich. Eigentlich meine ich Lash Gesicht, es war bedauerlich sich nicht mehr an ihn erinnern zu dürfen. Aber was blieb mir anderes übrig, schließlich wollte ich nicht zum Vampir werden und schon gar nicht sterben. Lash warf mir einen viel sagenden Blick zu und lächelte mich an. Er hat es schon wieder getan, stellte ich fest.
„Jetzt Bild dir bloß nichts darauf ein“, sagte ich zornig. Dayaks sah uns fragen an erwiderte aber nichts mehr dazu.
„Eine gute Wahl“, sagte Dayaks erfreut. „Lash, bring Elvira hier her. Sie soll ihre Erinnerung löschen“, wies er an und Lash verschwand aus dem Zimmer. Kurze Zeit später kam er mit der rothaarigen Elvira herein.
„Darf ich ihnen Elvira vorstellen. Sie wird ihnen die Erinnerung löschen. Elvira, das ist Giselle Mitchell“, stellte er uns vor. Elvira reichte mir die Hand zur Begrüßung und ich erwiderte sie.
„Keine Angst, es wird nicht wehtun“, sagte sie beruhigend. Offensichtlich spürte sie wie nervös ich war.
„Okay, dann kann es ja losgehen“, sagte Dayaks und stand auf. Ich stand ebenfalls auf, denn sitzen konnte ich jetzt nicht mehr. Elvira kam auf mich zu.
„Tut mir leid, dass ich dich für Lash Bettgenossin gehalten habe“, entschuldigte sie sich bei mir.
„Schon gut, ich werde mich eh nicht mehr daran erinnern können“, erwiderte ich. Sie lächelte wieder ihre bezaubertes Lächeln.
„Stimmt! Okay, bist du soweit?“, fragte sie. Ich nickte und atmete tief ein. Ich sah noch einmal kurz zu Lash rüber. Er sah irgendwie bedrückt aus.
„Du musst mir nur in die Augen schauen“, wies sie mich an. Ich wante mein Blick von ihn ab und sah ihr in die Augen. Elvira sah mich angestrengt an. Sie verengt die Augen und alle warteten, doch es geschah nichts.
„Ähm... wie lange dauert den so ne Gedankenlöschung?“, fragte ich ungeduldig.
„Ein Moment noch“, sagte sie leicht gereizt und sah mir weiter angestrengt in die Augen.
„Elvira, was ist los?“, fragte Dayaks und trat näher.
„Ich weiß nicht! Ihr Geist ist nicht so leicht zu erreichen“, erklärte sie frustrierend.
„Versuch es nochmal“, befahl er. Sie sah mir abermals konzentriert in die Augen. Interessiert sah ich zu, wie sich ihre Pupillen weiten und sich wieder zusammenzogen. Nach endlichen versuchen höre Elvira auf.
„Tut mir leid, ich schaff es einfach nicht“, sagte sie entschuldigend.
„Ist schon gut, du kannst jetzt gehen“, sagte Dayaks und Elvira verließ das Zimmer.
„Was zur Hölle soll das heißen?“, fragte ich aufgebracht. „Wieso kann sie meine Gedanken nicht löschen?“
„Das wissen wir nicht“, antwortete mir Lash. Dayaks Blick rechte, um zu wissen was in sein Kopf vorging. Und zwar, dass mir keine andere Wahl bleiben würde, als einer von ihnen zu werden, oder sterben.
„Ich will kein Vampir werden“, schrie ich hysterisch, rannte zu Lash rüber und packte ihm am Shirt. „Lash, sag mir, dass ihr noch eine andere Lösung habt.“ Doch er schüttelte bedauerlich nur den Kopf. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ließ ihn wieder los. „Das ist nicht euer ernst?“
„Ich werde den Rat fragen, wieso wir deine Gedanken nicht löschen können, doch wenn sie genauso ratlos sind, dann bleibt uns keine andere Wahl“, sagte er und ging zu Tür. „Lash könne ich dich draußen kurz sprechen“, sagte Dayaks. Lash nickte und beide verschwanden aus den Zimmer.

Kapitel 4




Ich lief im Zimmer auf und ab und überlegte verzweifelt, wie ich aus diesen Schlamassel wieder herauskomme. Von wegen, es gibt keine Vampire, Giselle. Jetzt sollte ich selbst einer werden. Und wenn ich mich weigern würde? Ja, was dann? Würden sie mich dann einfach töten?
Ich trat ans Fenster und schob den dicken, schweren Vorhang ein Stück beiseite und entdeckte einen kleinen Balkon. Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich sah nochmal zu Tür, dann wieder zum Balkon. Sollte ich fliehen? Oder abwarten was dieser Dayaks beim Rat herausfinden würde. Was ist wenn der Rat genauso ratlos ist? So eine Chance bekomme ich wahrscheinlich nicht nochmal. Leise öffnete ich die Balkontür und trat ins freie. Jetzt oder nie, Giselle, dachte ich im Stillen. In dem Moment öffnete Lash die Tür. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich vom Balkon und dankte Dayaks, dass er sein Büro im Erdgeschoss hatte. Ich hörte noch Lash rufen. „Giselle, nein!“ Ohne mich nochmal umzudrehen, rannte ich so schnell ich konnte los zum Auto. Zum Glück hatte ich Lash den Schlüssel noch nicht wiedergegeben und betete, dass er sich nicht eingecremt und wenig Blut zu sich genommen hatte. Ich überquerte das Anwesen, erreichte den Wagen und sprang hinein. Mit zittriger Hand steckte ich den Schlüssel in die Zündung und drehte dran. Sofort sprang der Wagen an und trat auf das Gaspedal. Mit quietschenden Reifen fuhr ich davon. Im Rückspiegel sah ich Lash wie er immer noch auf den Balkon stand. Ich konnte es kaum glauben, dass ich es geschafft habe zu fliehen. Doch es verwunderte mich, dass Lash mich nicht aufgehalten hat. Er stand auf den Balkon, in der Sonne. Also hatte er genug Blut getrunken und sich eingecremt. Er hätte mich leicht wieder einfangen können. Was auch immer das bedeuten mag, ich war froh darüber. Ich beschloss sofort die Stadt zu verlassen, vielleicht sogar das Land und fuhr einfach ohne zu wissen welche Richtung und wo mich der Weg hinführen würde. Hauptsache wegen von diesen Dayaks und Lash. Meine persönlichen Sachen musste ich zurücklassen. Dorf würden sie mich als erstes suchen.

Ich fuhr mittlerweile sechs Stunden ohne pause. Doch bei der nächsten Tankstelle müssen ich halten um das Auto zu tanken. Ich entdeckte ein Schild, der mich darauf hinwies, dass in 1000 Meter eine Tankstelle kommen würde. Als ich das Auto vollgetankte und rein ging um zu bezahlen, kaufte ich mir noch ein kleinen Snack und ein Sixpack Bier für meine Nerven. Ging wieder zurück zum Auto und fuhr los. Mein Snack aß ich während der fahrt und das Bier würde ich erst trinken, wenn ich mir ein stilles Plätzchen gesucht habe um ungestört im Auto auch schlafen zu können. Ich fand nach kurzem suchen einen See. Da wir Winter hatten und es schon dunkel war, war keine Menschenseele am See. Perfekt, dachte ich mir, parkte das Auto und stieg aus. Es war ein schöner See mit zahlreichen Buchten und konnte mir gut vorstellen, wie der See im Sommer gut besucht war. Ich setzte mich am einen kleinen Abgrund der zum Ufer führte und machte mir das erste Bier auf, während ich meinen Blick dem See widmete. Das war ein Ort wo ich abschalten konnte und meine Gedanken freien Lauf geben kann. Natürlich dachte ich zuerst an die Vampire und das ich nochmal davongekommen bin. Ich will mir nicht ausmalen was sonst passiert wäre. Immerhin wusste ich jetzt, dass ich in Ohio war und morgen würde ich in Richtung Michigan weiterfahren. Ich leere meine dritte Flasche um mir es im Auto gemütlich zu machen. Schließlich musste ich morgen fit sein und ich den Alkohol schon langsam spürte.
„Schöne Aussicht, nicht wahr?“, sagte jemand neben mir, als ich gerade aufstehen wollte. Ich zuckte erschrocken zusammen, dass mir die leere Bierflasche aus der Hand fiel. Mein Blick wanderte zu der Person, die mich angesprochen hat und entdeckte leuchtende hellgraue Augen.
„Lash....“, keuchte ich. Er hockte genau neben mir und sein Blick ruhte nachdenklich und mit einer gewissen Traurigkeit, auf dem See.
„Was machst du hier?“, fragte ich ängstlich. Ich biss die Zähne zusammen,, damit er meine irrationale Panik nicht bemerkte.
„Dayaks hat mich geschickt um dich wiederzuholen“, sagte er. Das Dayaks seine Leute schickt, dass war mir durchaus bewusst, aber eine Frage irritierte mich.
„W-wie hast du mich so schnell.... gefunden?“, fragte ich schließlich.
„Ich habe dein Blut geschmeckt, als ich deine Wunde am Hals geheilt habe, und somit kann ich nicht nur deine Gedanken lesen, sondern dich auch überall wiederfinden. Egal wie weit du von mir fliehst, Giselle, ich finde dich“, erklärte er gelassen und mit ruhiger Stimme, während er mir jetzt intensiv in die Augen schaute.
„Verdammt“, fluchte ich. Die geglückte Flucht und die weite Fahrt war alles umsonst. Das war´s dann wohl mit mir, schoss es mir durch den Kopf und konnte meine Panik jetzt nicht mehr vor ihm verbergen. Hastig stand ich auf, doch das war ein Fehler, da der Alkohol mein Gleichgewicht beeinträchtigte und ich auf die leer Bierflasche trat, die mir vorhin aus der Hand gefallen war. Ich wirbelte noch mit meinen Armen, doch es war sinnlos, ich fiel den kleinen Abgrund hinunter direkt ins kalte Wasser. Ich lies einen erschrockenen Schrei von mir, als mich das kalte Wasser umhüllte und meine Kleidung durchnässte. Die Kälte durchdrang sofort meinen gesamten Körper und lähmte meine Muskeln. War ja auch kein Wunder, wir hatte Minusgrade.
„Alles in Ordnung?“, fragte Lash.
„Alles bestens“, knurrte ich. „Wollte nur noch mal eine runde schwimmen, bevor ich zum Vampir werde.“ Lash kam näher ans Ufer und seine Stirn legte sich in Falten, während er sich ein Grinsen verkniff.
„Hast du nicht gesagt du wärst ein Vampir?“, fragte ich gereizt.
„Ja, das bin ich auch“, bestätigte er mir.
„Wieso hast du dann mein Sturz nicht verhindert und mich mit deinen starken Arme aufgefangen sowie es immer in den Büchern steht?“, fauchte ich. Er lachte laut auf, offensichtlich bereitete es ihm Freude mich hier so zusehen, was mich noch wütender machte.
„Komm, du musst aus dem kalten Wasser raus“, sagte er schließlich, als er sich wieder beruhigte und reichte mir die Hand. Ich zitterte am ganzen Körper, als ich seine Hand ergriff und er mich aus dem Wasser holte. Er schob seine Hand in meine Jackentasche, holte mein Autoschlüssel heraus und machte sich an mein Reißverschluss um mir die nasse Jack auszuziehen.
„L-lass d-das“, stotterte ich und schlug seine Hand weg, obwohl ich am ganzen Körper vor Kälte zitterte und meine Zähne klapperten.
„Wie du willst. Wollte dir nur aus der Jacken helfen“, sagte er schulterzuckend. „Steig in das Auto, wir müssen hier erstmal weg, in der nähe ist ein Motel. Du musst aus den nassen Sachen raus“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete und öffnete mir die Beifahrertür. Ich sagte nichts, er hatte ja recht. Ich musste tatsächlich aus den nassen Sachen raus, wenn ich mir nichts einfangen wollte. Ich stieg ein und schlang beide Arme um mein zitternden Körper, den ich nicht mehr spürte. Lash setzte sich ans Steuer, machte die Heizung an und fuhr los. Ein paar Minuten später waren wir am Motel angekommen.
„Warte hier, ich besorge uns ein Zimmer“, sagte er. Ich nickte nur, war unfähig zu sprechen und Lash stieg aus. In kürze kam er, mit ein Schlüssel wieder und öffnete mir die Beifahrertür. Er half mir aus dem Auto und führte mich zum Zimmer. Die nasse Kleidung klebten an meiner Haut und die Jacke hing schwer an mir herunter. Ich streifte meine Schuhe von meinen Füßen. Zitternd vor Kälte tasteten meine kalten, steifen Finger nach den Reißverschluss meiner Jacke, doch ich bekam ihn nicht auf.
„Das kann man ja nicht mit angucken. Jetzt las dir doch von mir helfen. Deine Lippen sind schon ganz blau“, sagte er ungeduldig, kam zu mir und zog mir die nasse Jacke aus. Wegen der Kälte war ich viel zu steif, um mich zur wehren oder zu protestieren. Mein Pullover und Hose folgten wenig später, doch meine Unterwäsche lies er an. Lash nahm mich auf seine Arme, trug mich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser war nicht ganz so warm, doch für meinen unterkühlten Körper warm genug. Nach und nach regulierte er die Wassertemperatur immer wärmer. Dann holte Lash ein Handtuch und ein Bademantel. Nach eine Weile holte er mich aus der Dusche und trocknete mich ab. Obwohl mir es schon viel wärmer war, zitterte ich immer noch am ganzen Körper.
„Dreh dich um“, verlangte er. Widerspruchslos, aber zögernd tat ich was er von mir verlangte und drehte ihm den Rücken zu. Er öffnete meinen BH und ließ ihn zu Boden fallen, dann zog er mir den Bademantel über. Er schob den Bademantel mit seinen Händen höher, um mir auch den nassen Slip auszuziehen, doch ich stoppte ihn.
„I-ich schaff das s-schön“, lies ich ihn zornig wissen. Mein Zorn galt nicht wirklich ihm, eher an mir selbst gerichtete, weil ich so hilflos war. Ich war zwar dankbar für seine Hilfe und dass er sein Machogehabe für kurze Zeit abgestellt hatte, aber auch peinlich berührt zugleich, mich von einen Fremden ausziehen zulassen. Ich war schon immer sehr selbstständig und war nie auf Hilfe angewiesen.
Lash lies seine Hände sinken und ich zog ihn mir selber aus. Dann nahm er mich wieder auf seine Arme, trug mich ins Bett und deckte mich zu. Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich wie ein Fötus zusammen. Meine Muskeln schmerzten immer noch, als ob ich ein Marathonlauf hinter mir hätte. Mein Körper wollte mir einfach nicht gehorchen und aufhören zu zittern. Lash musterte mich einen Augenblick nachdenklich, streifte sich dann die Schuhe ab und stieg angezogen zu mir ins Bett.
„W-was soll das werden?“, fragte ich erschrocken.
„Dich wärmen“, antwortete er knapp. „Keine Panik, ich habe keine Sexuellen Ansichten mir dir vor. Dein Körper ist immer noch unterkühlt“, fügte er hinzu, als ich ihn wegdrückte und das schiefe, freche Grinsen kehrte so langsam wieder zu ihm zurück. Doch als meine Hände seinen Oberkörper berührten, war ich verblüfft, dass er so warm war. Ich hätte damit gerechnet, Vampire wären kalt. Aber vielleicht lag es nur daran, dass mein Körper so unterkühlt war?
Die wärme war einfach viel zu verlockend. Wir lagen auf der Seite, unsere Gesichter gegenüber und er breitete die Arme aus, woraufhin ich mich an seine Brust kuschelte und er die Arme um mich schlang. Ich spürte wie mich seine wärme umhüllte und ich langsam die Augen schloss. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie vertraute ich ihm und er sah auch so was von unverschämt gut aus. Leider würde er mich Mitsicherheit morgen wieder zu Dayaks bringen.
„Danke“, sagte ich leicht verlegen.
„Keine Ursache“, erwiderte er.
„Weißt du, vielleicht könnte ich dich mögen, wenn du kein ekeliger Vampir wärst, der mich selber zu einen machen will“, murmelte ich gähnend. Ich hörte wie er auflachte und seine Brust an meinen Köpf vibrierte. Es war ein angenehmes Gefühl und ich schief sofort ein.

Kapitel 5




Mitten in der Nacht wurde ich durch Stimmen und Gelächter aus dem Nebenzimmer geweckt. Lash wurde ebenfalls wach und lag jetzt auf den Rücken, meine Kopf auf seiner nackten Brust, mein Arm auf seiner Hüfte und meine angewinkeltes Bein ruhte auf seinen ebenfalls nackten Schenkel. Himmel, ich lag halb auf ein nackten, fremden Vampir. Wann hat er sich ausgezogen? Doch ihm störte es offensichtlich nicht, denn sein Arm, der um mich geschlungen war, drückte mich noch enger an ihm. Es war finstere Nacht, nur der Mond erhellte grade genug das Zimmer, dass ich Lash erkennen konnte und spürte seine Muskeln an meinen Körper, wenn er sich bewegte.
„Als du eingeschlafen bist. Es ist nicht gerade bequem in Jeans zu schlafen“, beantwortete er meine Frage. Er hat es schon wieder getan. Ich musste unbedingt darauf achten, was ich ihn seiner Gegenwart dachte.
Innerlich ließ ich ein erleichterten Seufzer aus, als die Geräusche aus dem Nebenzimmer verklangen und versuchte einen größeren Abstand zwischen uns zu bringen, indem ich mich zur anderen Seite drehte.
„Schlaf weiter, du musst noch ein bisschen mehr zur Kräften kommen“, informierte mich Lash mit einer süßen, verschlafenden Stimme. Wer hätte das gedacht? Der aufreißende, arrogante Weiberabschlepper konnte auch mal niedlich klingen. Ich ertappte mich dabei, wie sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht zeichnete. Ich fühlte mich tatsächlich noch ein wenig schwach, auch wenn ich mich besser fühlte. Er schmiegte sich an meinen Rücken, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, während er wieder seine Arm um mich legte, war aber viel zu müde, um ihn auf Abstand zu halten und es war irgendwie.... gemütlich. Ich versuch erneut in die Welt der Träume zu hüpfen. Doch der liebe Gott meine es nicht gut mit mir, denn aus dem Nebenzimmer erklangen nun laute Lustschrei. Ich sah auf die Uhr, es war vier Uhr morgens.
„Super, das war´s dann wohl mit schlafen“, diesmal ließ ich ein genervten Seufzen aus.
„Wir könnten ihnen zeigen wie es richtig geht“, schlug er vor und seine Stimme hörte sich nun nicht mehr so verschlafen an. Ich drehte mich entsetzt zu ihm um und stürzte mich am Ellbogen ab. Lash lag, mit geschlossenen Augen, entspannt auf den Rücken und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Die Decke war bis zu seinem Bauch über seinem Körper. Unwillkürlich musterte ich ihn, fahre die Konturen seines Gesichts mit meinen Augen entlang. Schaute mir seine geschlossenen Lider an, unter denen sich seine hellgrauen Augen befanden, seine Nase, seine vollen Lippen. Mein Blick wanderte weiter über seine Schultern, Brust und Bauch und lud mich ein, meine Finger über ihn gleiten zu lassen. Er hatte einen tollen Körper, kräftig, stark, jedoch keineswegs übertrieben. Wie konnte man nur so perfekt aussehen? Alles passte zusammen, er sah wirklich unglaublich gut aus. Erschrocken über meine Gedanken, zuckte ich leicht zusammen. Aber nicht mit mir, brachte ich mich wieder zur Besinnung. Kein Wunder, dass sich alle Frauen ihm um den Hals warfen, ohne dass er sich große Mühe geben brauchte. Die Frauen sehen den Wert eines Mannes anscheinend nur noch von seinem Aussehen. Charakter oder ähnliches scheint völlig bedeutungslos. Wichtig war, dass Lash bildhübsch aussah. Ich will ja nicht behaupten, dass Aussehen unwichtig ist, ich fand ihn ja selber unglaublich sexy, aber ist das alles? Was nützt mir ein gutaussehender Mann, der ein scheiß Charakter hat. Leider kannte ich Lash nicht lang genug, um seine wahren Werte zusehen. Er versteckte sich immer in sein Machogehabe, irgendwie wusste ich, dass er im inneren anderes sein könnte. Nun, wofür sollte er sich auch anstrengen, wenn es auch so geht.
„Deine Gedanken sind ziemlich verwirrend, aber auch sehr interessant“, stellte Lash fest und sah mich grinsend an. Soviel zum Thema, darauf achten was ich in seiner Gegenwart dachte. Ist wohl voll daneben gegangen und vergaß was ich ihm ursprünglich vor den Kopf werfen wollte.
„Hör auf meine Gedanken zu lesen“, belehrte ich ihn wütend.
„Ich kann es nicht einfach abschalten, Giselle. Deine Gedanken springen mir quasi entgegen“, erklärte er und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Was ist denn nun, bist du dabei?“, fragte er, als die Lustschrei immer lauter wurden.
„Nein!“, sagte ich empört.
„Hätte ja sein können, sowie du dich an mich gedrückt hast, als ich wieder ins Bett kam. Deine Gedanken sagten mir ebenfalls, dass du mich sexy findest, also wieso nicht?“
„Und wenn schon, da bist du bei mir an der falschen Adresse, außerdem habe ich es nicht absichtlich gemacht, sondern im Schlaf“, verteidigte ich mich und spürte wie meine Wangen erröteten. Du arroganter Machoarsch, fügte ich in Gedanken hinzu, wohl wissend, dass er es hören könnte. Vielleicht habe ich mich doch getäuscht und in ihm steckten keine wahren Werte.
„Ich könnte dir zeigen wo meine wahren Werte sind“, sagte er und sah mir in meinen Ausschnitt meines Bademantels, der etwas verrutscht war.
„Mistkerl“, beschimpfte ich ihn. „Ich geh mich jetzt anziehen.“ Stand auf und ging ins Bad. Bei diesem Lärm konnte man sowieso nicht schlafen. Meine Kleidung hingen zum Trocknen über der Heizung und waren zum Glück schon trocken, außer meine Jacke, sie war immer noch leicht nass. Lash hat sie bestimmt über die Heizung gehängt. Ich wusch meine Gesicht und zog mich an. Als ich wieder raus kam, war Lash schon angezogen und sah nervös aus dem Fenster und lief stürmisch zur Tür und sah sich wachsam um.
„Lash, was ist los?“, fragte ich verwirrt.
Lash wirkte jetzt sehr ernst und angespannt. „Verdammt, sie haben uns gefunden“, sagte er mehr zu sich selbst und ignorierte meine Frage.
„Wer hat uns gefunden?“, fragte ich nun ebenfalls angespannt.
Lash seufzte und sah mich bemitleidend an. „Tut mir leid, Giselle, ich wollte deine Verwandlung zum Vampir noch etwas verzögern, bis der Rat eine Lösung gefunden hat.“
„Also, wolltest du mich nicht zurück bringen?“, fragte ich.
„Nein, jedenfalls nicht sofort. Ich weiß, wenn ich dich zurückbringe, würde Dayaks dich sofort verwandeln lassen, ohne auf eine Lösung zu warten. Nehme es Dayaks nicht übel, er ist einfach nur sehr sorgfältig und versucht uns zu beschützen“, erklärte er. Irgendwie war ich gerührt von sein Vorhaben, aber ich wurde dennoch nicht schlau aus ihn.
„Wieso machst du das? Ich meine warum stellst du dich gegen deinen Onkel“, fragte ich stutzig.
„Weil du es nicht verdient hat. Du hast mir geholfen und als Dank sollst du zum Vampir werden.“
Er zeigte mir manchmal so viele positive Eigenschaften von sich, dass ich es gar nicht glauben kann. Von Machoarsch verwandelte er sich zu freundlich, besorgt und hilfsbereit, dann wiederum zurück zum Machoarsch und jetzt ernst, angespannt, ehrlich und irgendwie auch beschützerisch.
„Sieht so aus als ob dir dein Onkel nicht mehr so ganz vertraut“, stellte ich fest.
„Ja, sieht so aus“, erwiderte er knurrend und sah nachdenklich zur Tür und dann ruhte sein Blick wieder auf mir. Wieder legte sich auf Lash Stirn eine Falte und manchmal wünschte ich mir, ich könnte auch seine Gedanken nur für ein kurzen Augenblick lesen.
Er seufzte als die Schritte immer näher kamen. „Komm“, sagte er, schnappte sich meine Hand und zerrte mich zur Balkontür, machte sie auf und trat mit mir ins freie.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das tue“, murmelte er zu sich selbst. Lash umfasst meine Taille und zog mich näher an sich. Es war dunkel und kalt, während der Wind durch meine Haare wehte.
„Ja, ich auch nicht“, erwiderte ich ängstlich, während ich nach unten sah. Er hatte doch nicht vor vom Balkon zu springen? Unser Zimmer war im zweiten Stock und ich hatte Höhenangst. Er sah mich von der Seite grinsend an.
„Halte dich gut fest, Süße“, wies er mich an.
„Lash, nei....“, versuchte ich ihn noch zu stoppen, doch es war zu spät und sprang mit mir in den Armen vom Balkon. Ich klammerte mich an ihm fest, vergrub mein Gesicht an seinem Hals und kniff die Augen zusammen. Ich wartete auf den harten Sturz und betete, dass ich mir kein Bruch hole, doch stattdessen landeten wir sanft und geschmeidig wie eine Katze auf den Boden. Langsam hob ich meinen Kopf, mein Puls raste und mein Atem war ein flaches keuchen.
„Mach das nie wieder“, ermahnte ich ihn, während ich mich immer noch an ihn festklammerte. Seine Augen begannen wieder hellgrauen zu leuchten, bohrten sich ihn meine und ich fasziniert in seine starrte.
„Komm, wir müssen hier weg“, holte er mich wieder in die Realität, schnappte sich wieder meine Hand und wir rannen los.
„Sie sind vom Balkon gesprungen“, hörten wir eine Stimme schreien und Lash erhöhte sein Tempo. Er rannte so schnell, dass ich fast über meine eigenen Füße stolperte. Wir durchquerten einen Park, rannten durch paar Gassen, während die Verfolger uns dicht auf den Fersen hängen.
„Lash, ich kann nicht mehr“, keuchte ich und rang nach Luft. Lash blieb stehen und sah sich in der Gasse um. Er entdeckte am ende der Gasse ein Tanzlokal und zerrte mich mit sich hinein. Wenn ich nicht gerade auf der Flucht wäre, wäre ich von der Atmosphäre angenehm überrascht. Sie spielten tolle Musik, im Hintergrund gab es eine Bar, in der Mitte eine große Tanzfläche, während drumherum Tische und Stühle standen. Das Lokal war gut besucht und wir musste uns durch die Menge zwängen. Ich sah zu den tanzenden Paaren auf der Tanzfläche. Die Frauen trugen sehr freizügige, kurze, enge Kleider, die im Licht glitzerten, während die Männer schwarze Hosen und dazu passende Hemden trugen. Sie tanzen Salsa in Cumbia oder Latino Style. Heutzutage gilt Salsa als ein sehr moderner Tanz, welcher in den unterschiedlichsten Choreografien gerne von Tanzgruppen aufgeführt wird. Ich kannte mich da sehr gut aus, da ich selber vor kurzem eine Salsaschule besucht habe. Es machte mir Spaß und wenn das hier alles vorbei ist, werde ich wieder ein Kurs besuchen.
„Sie sind uns gefolgt“, informierte mich Lash. Unauffällig schlichen wir uns in den Personalbereich, um zu den Hinterausgang zu gelangen, doch stattdessen betraten wir einen Raum, wo sich offensichtlich die Tanzpaare umzogen.
„Verdammt“, fluchte Lash. Ich wusste, wenn wir wieder zurück gehen würden, würden sie uns entdecken. Dann sah ich die Kleider an der Garderobe hängen.
„Kannst du Salsa tanzen?“, fragte ich Lash grinsend.
„Was hast du vor?“, fragte er misstrauisch.
„Salsa tanzen“, antwortete ich und ging zur Garderobe. Ich suchte für mich ein rosanes, kurzes Kleid aus und dazu passende Tanzschuhe. Lash suchte ich eine schwarze Hose und das dazu passende Hemd aus und reichte es ihm.
„Ich zieh kein rosa Hemd an“, beschwerte er sich. „Das sieht schwul aus.“
„Hast du eine bessere Idee?“, fragte ich seufzend.
Schmollend schnappte er mir die Sachen aus der Hand. „Du bist mir was schuldig“, knurrte er.
Ohne eine weiteren Widerreden zogen wir uns schnell um. Das rosa, glitzerndes Kleid liegt eng an meinen Körper und ab meine Hüfte lockere runter fiel. Mein Rücken war komplett frei, der Stoff bedeckte nur mein Hinterteil. Ich steckte mir gerade die Haare hoch als Lash umgezogen aus der Kabine kam und sein Blick über meinen Körper wandern lässt.
„So schlecht sieht es doch gar nicht aus“, sagte ich und versuchte seinen Blick zu ignorieren. Doch als ich ihm die blonde Perücke über seinen Kopf streifte, musste ich mir mein Lachen verkneifen, was mir nicht so ganz gelingt. Blond stand ihm wirklich überhaupt nicht.
„Ich werde mir etwas ganz besonderes für dich einfallen lassen, womit du deine Schuld bei mir begleichen kannst“, knurrte er abermals, als wir uns auf die Tanzfläche schlichen. Ich schluckte innerlich. Ich wusste, dass ich ihm wirklich etwas Schuldig bin, nicht nur wegen dem Outfit, sondern auch weil er mir bei der Flucht half. Ich kannte so langsam Lash und mir war klar, dass mir die Schuldbegleichung nicht gefallen wird.
Wie begannen zu tanzen und schwangen unsere Hüften in Rhythmus der Musik. Ich musste zugeben, dass Lash ein fantastischer Tänzer ist, wir waren das perfekte Tanzpaar.
„Nicht schlecht“, gab ich zu, als er mich zu sich drehte.
„Schwingst du nochmal so mit deinen Hüften, nehme ich dich hier und jetzt“, gab er zurück. Ich kam ins stolpern, doch Lash drehte mich sofort wieder, indem mein Ausfallschritt nicht auffiel.
„Idiot“, schnaufte ich verärgert.
Einer halben Stunde später, ließ ich unauffällig mein Blick durch das Lokal schleifen.
„Ich glaube sie sind weg“, informierte ich ihn.
„Ich weiß, die sind schon seit zwanzig Minuten weg“, gab er zurück.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Und das sagst du mir jetzt erst?“
Er zuckte nur mit der Schulter und ignorierte meinen finsteren Blick. „Wir wollen doch unsere Fans nicht enttäuschen.“ Verwirrt sah ich ihn an, doch als die Musik verstummte, applaudierten die Menschen und mir jetzt erst auffiel, dass wir auf der Tanzfläche alleine standen. Sogar die anderen Tanzpaare standen um uns herum und applaudierten.

Kapitel 6




Wie erstarrt sah ich die Lokalgäste an, die uns applaudierten. Eine Frau, Mitte vierzig, zwang sich durch die Leute und trat mit einem Lächeln auf uns zu. Sie war klein und rund, hatte schwarze Haare, die sie zu einem Dutt zusammengebunden hat und warme, braune Augen.
„Wunderbar, einfach nur wunderbar“, sagte sie erfreut und klatsche ebenfalls in die Hände. „Ich bin Madilyn, die Lokalbesitzerin“, stellte sie sich uns vor und reichte mir die Hand.
„Hallo“, sagte ich und erwiderte sie, dann reichte sie Lash die Hand.
„Wo haben Sie und ihre Freundin so gut tanzen gelernt? Oh, das ist doch ihre Freundin, oder?“, fragte sie und hielt weiterhin seine Hand fest.
„Ja“, sagte Lash, während ich gleichzeitig „Nein“, rief. Madilyn´s Augenbraue schossen in die Höhe und sah uns fragend an.
„Nun, wir haben uns vor kurzem verlobt, ich bin ihr Verlobter“, hörte ich Lash neben mir sagen und legte ein Arm um meine Schulter. Mein Blick wanderte langsam und unglaublich zu ihm. Hast du sie noch alle?, fragte ich ihn in Gedanken, doch Lash zuckte nur kaum merkbar mit der Schulter. Als Madilyn sich wieder an mich wandte, setzte ich schnell ein Lächeln auf.
„Oh, das ist ja großartig. Herzlichen Glückwunsch. Kommt, darauf müssen wir anstoßen. Natürlich bekommt ihr eure Drinks frei Haus“, sagte Madilyn.
„Vielen Dank, aber...“, begann ich und wollte ihre Einladung anlehnen, doch Lash war anderer Meinung.
„Sehr gern“, sprach er dazwischen.
„Schön, das freut mich, Na kommt“, sagte sie und ging voran, während wir ihr folgten.
„Lash, was soll die scheiße? Wir sind nicht hier um uns zu amüsieren. Was ist wenn sie wiederkommen?“, zische ich ihm ins Ohr.
„Kein Sorge. Hier werden sie uns nicht mehr suchen.“
„Wehe wenn doch, dann wünscht du dir mich nie kennengelernt zu haben. Ich werde dir als Vampirin das Dasein zur Hölle machen“, drohte ich ihm.
„Freue mich jetzt schon darauf“, gab er grinsend zurück. Genervt rollte ich mit den Augen. Jetzt könnte ich wirklich ein Drink vertragen. Vielleicht hatte Lash ja recht und sie würden uns hier nicht mehr suchen.
„Was wollt ihr trinken?“, fragte uns Madilyn, als sie wieder hinter den Tresen trat.
„Wir nehmen zwei Tequila“, bestellte Lash.
„Eine gute Wahl“, bestätigte sie lächelnd und machte unsere Getränke fertig. Lash und ich setzten uns auf die Barhocker, während Madilyn Salz und drei Tequila, mit jeweils eine Scheibe Zitrone auf die Theke stellte. Wir streuten uns Salz auf Daumengrundgelenk und prosten an.
„Auf euch“, sagte Madilyn. Wir leckten das Salz ab und tranken den Tequila, danach bissen wir in die Zitrone. Ich verzog leicht das Gesicht.
„Und nun erzählt mal. Wo hab ihr so gut tanzen gelernt?“, fragte sie abermals, als sie uns noch einen Tequila hinstellte.
„In eine Tanzschule in Paris“, antwortete Lash ihr, mit einem Lächeln.
„In Paris? Habt ihr euch auch da kennen gelernt?“, hackte sie nach.
„Ja, ich hab sie tanzen gesehen und es war wie Liebe auf den ersten Blick.“ Lash schnappte sich meine Hand und lächelte mich liebevoll an. Lügner, dachte ich. Du wärst ein guter Schauspieler.
„Oh, wie romantisch“, schwärmte sie.
„Ja, sehr romantisch“, erwiderte ich, ohne jegliche Gefühlsregung.
„Komm gleich wieder. Ich muss mich um meine anderen Gäste kümmern“, sagte sie und eilte zu einen Mann, der etwas bestellen wollte.
„Liebe auf den ersten Blick, hmm? Was anderes ist dir nicht eingefallen? Als ob du wüsstest was das bedeutet. Und hör auf diese nette Dame so dermaßen anzulügen“, belehrte ich ihn.
„Sollte ich ihr etwa sagen, dass wir von ein paar Vampiren verfolgt wurden, zufällig ihr Lokal entdeckt haben und uns hier verstecken haben.“
„Nein, natürlich nicht“, zischte ich.
„Na siehst du. Außerdem weiß ich sehr wohl was das bedeutet und vielleicht war es ja Liebe auf den ersten Blick“, gab er, mit einem verbotenen, sexy Lächeln, zurück. Ich muss mich zwingen, meinen Blick von ihm abzuwenden und nicht träumerisch zu denken.
„Ja, klar. Sowie bei deinen anderen zahlreichen Frauen die in deinem Bett lagen. Außerdem hast du mir bei unserer ersten Begegnung mein Auto demoliert und wolltest, dass ich verschwinden. Also, Liebe auf den ersten Blick, war es wohl kaum.“ Ich schüttelte unglaublich den Kopf und trank den nächsten Tequila leer. Bevor Lash etwas erwidern konnte, hörten wir Madilyn´s Stimme durch das Mikrofon sprechen.
„Wir haben heute eine Verlobung zu feiern und deswegen bitte ich das Liebespaar auf die Tanzfläche. Das Lied ist nur für euch.“
Nein, bitte nicht, Madilyn, seufzte ich innerlich. Ich sah mich um, ob ich mich noch verdrücken konnte. Keine Chance, da Madilyn mit der Hand auf uns deutete und alle begannen zu klatschen.
„Darf ich bitten, Schatz?“, fragte er charmant und hielt mir seine Hand hin.
„Natürlich, Schatz!“, sagte ich grimmig. Ich legte meine in seine und folgte ihm zur Tanzfläche. Ich konnte ja schlecht meinen Verlobten abweisen und außerdem war es ja nur ein Tanz. Als wir die Tanzfläche erreichten, rechnete ich eigentlich mit Salsa Musik, doch das war nicht der Fall. Aus dem Lautsprecher erklang langsame, romantische Musik. Ich werde drei Kreuze machen, wenn der heutige Abend vorbei war. Ich versteifte mich als Lash seine Hände auf meine Hüfte legte und mich näher an sich zog. Ich sah ihn unsicher in die Augen und spannte mich an.
„Nicht so schüchtern, Schatz“, sagte er grinsend. „Oder muss ich es dir erst beibringen?“ Er griff nach meinen Händen und legte sie um seinen Hals. Anschließend legte er seine Hände wieder auf meine Hüfte und begann sie sanft zu bewegen. Lash Hüfte begannen sich nun auch zu bewegen um sich meinen Rhythmus anzupassen. Ich musste zugeben, dass es mir gefiel. Ich schaute zu ihm hoch und ich fühlte wie mein Herz raste. Sein Blick veränderte sich, wurde ernster und seine Stimmer klang umso verführerischer. „Du bist mir noch was schuldig. Tanz mit mir als ob es dein letzter wäre.“
Sein Duft umhüllte mich wie eine Wolke der Versuchung. Ich konnte mich nicht erinnern jemals etwas derartig gut riechendes in die Nase bekommen zu haben. Es schalltet mein Gehirn ab und ich tat ihm den gefallen. Als sich meine Hüften von selbst bewegten, wanderten seine Hände meinen Rücken entlang. Wie tanzen eng umschlugen, es war wie ein Traum und vergaß die vielen Leute um uns herum, die uns zusahen. Er drehte mich von sich weg und wieder zu sich zurück, bis ich mit meinen Rücken an seine Brust ankam. Ich schmiegte meinen Rücken und meinen Hintern an ihm, während er mich an der Taille festhielt. Ich spürte seinen Atem auf meine Wange und wandte mein Gesicht zu ihn um. Tief Blickte er mir in die Augen, sah wie sie kurz hellgrau aufleuchteten. Unsere Lippen waren so nah, dass ich schon befürchtete, er würde mich küssen. Doch der Kuss blieb aus, als er mich plötzlich drehte und ich ihm wieder gegenüberstand. Ich kam erst wieder zur Besinnung als die Musik verstummte. Lash ging es glaube ich nicht anderes, da er einmal seine Augen zukniff.
„Danke für den Tanz“, sagte er höflich und verbeugte sich lächelnd.
„Keine Ursache“, gab ich verwirrt zurück. Keine Ursache? Nicht gerade sehr einfallsreich. Verdammt, was war nur los mit mir?
Die Leute fingen begeistert an zu klatschen, zu pfeifen, und zu jubeln.
„Küssen, küssen, küssen....“, riefen sie uns zu.
Erschrocken sah ich zu Lash. „Gehört das auch zur Schuldbegleichung?“
„Du musst das nicht machen, wenn du nicht willst“, antwortete er ruhig. Ich seufzte. Wahrscheinlich würde sie eh keine ruhe geben. Ich hätte auch einfach nein sagen können, aber ich wollte nicht wie ein Feigling dastehen. Es machte mich neugierig, wie sich wohl seine Lippen auf meine anfühlen würden. War ja nur ein Kuss, redete ich mir ein.
„Aber dann sind wir quitt“, stellte ich klar. Er nickte bestätigend. Zögernd trat ich wieder näher, schlang die Arme um seinen Hals und stellte mich auf die Zehnspitzen. Meine Hände wurden feucht und ich fühlte mich wie ein Teenager, die zum ersten mal einen Jungen küssen sollte. Plötzlich fing er an zu grinsen.
„Was ist, wieso grinst du?“, fragte ich.
„Nichts! Ich finde es süß, wenn du so nervös bist.“
„Halt die Klappe und küss mich einfach“, gab ich grimmig zurück.
„Mit den größten vergnügen.“ Lash drückte mich sanft an sich, neigte den Kopf und küsste mich. Es sollte ein kurzer Kuss werden, doch als sich unsere Lippen berührten, explodierte mein Körper voller Leidenschaft. Seine Lippen fühlten sich weich und warm an. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Als wenn ein Blitz durch mich stoßen würde. Gefährlich und gleichzeitig traumhaft schön. Atemlos lösten wir uns voneinander und sahen uns an.
Ich räusperte mich. „Ähm... Sollen wir noch was trinken gehen?“, fragte ich verlegen.
„Klar, wieso nicht“, erwiderte er mit einem triumphierenden Lächeln.
Meine Lippen kribbelten immer noch als wir wieder zurück zur Bar gingen und von allen Seiten Glückwünsche kamen. Madilyn stellte uns wieder Tequila hin.
Wie konnte die Situation nur so aus den Ruder laufen, vor allem verstand ich nicht warum ich mich darauf eingelassen habe?, überlegte ich nach und leerte mein Tequila. Verdammt, ich verfluchte mein Körper dafür, weil er so auf ihn reagierte. Obwohl, ich mir selber eingestehen musste, dass er ein guter Küsser war.
Jedoch müsste ich mir später darüber Gedanken machen, da wir von allen Seite mit Fragen bombardiert wurden. Wo wir so gut Tanz gelernt haben? Wo wir uns kennen gelernt haben? Ob wir schon ein Hochzeitstermin haben und wir Kinder haben wollen? Hier und da mal ein Tequila und mein Schädel explodierte schon fast. Da ich schon langsam keine Lust mehr hatte und gehen wollte, sah ich mich nach Lash um. Er stand ein Stück von mir entfernt und unterhielt sich mit einer Blondine. Als ich näher kam, bekam ich gerade noch mit wie sie mit ihm flirtete und an schmachtete. „Also, mich stört es nicht, dass du verlobt bist. Wir können gerne von hier verschwinden und uns ein schönen Abend machen.“
Das wüsste ich aber. Nicht mit meinen Verlobten. Nun, eigentlich sind wir ja nicht wirklich verlobt, aber ich wollte endlich gehen und nicht noch Stundenlang auf ihn hier warten.
„Da bist du ja, Schatz“, sagte ich und kuschelte mich an ihm. Lash sah mich unglaublich an.
„Hey, ich bin Lash verlobte“, stellte ich mich freundlich vor und reichte ihr die Hand.
„Ja, ich weiß“, sagte sie gedehnt und erwiderte meine Hand. „Lash hat mir gerade erzählt wie sehr ihr euch liebt.“
Ja, klar, Schwätzerin, dachte ich mir. „Ja, wir lieben uns wirklich sehr, nicht wahr, Schatz“, sagte ich gespielt erfreut. „Obwohl er an einer chronischen Fußpilzerkrankung leidet und es im Bett manchmal wirklich stinkt wenn er sie nicht regelmäßig eincremt. Aber was soll´s“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich liebe ihn trotzdem.“
„Nun... ich muss dann mal weiter“, sagte sie und wirkte etwas angewidert. „Glückwunsch euch zwei nochmal.“ Und machte sich von dannen. Lash drehte sich zu mir um und starrte mich, mit offenen Mund, fassungslos an.
„Eine Fußpilzerkrankung?“, fragte er schließlich.
„Was anderes ist mir nicht eingefallen“, sagte ich schulterzuckend.
„Wieso?“
„Nun, erstens möchte ich gerne gehen und nicht noch Stundenlang auf dich warten müssen, während du dich mit irgendeiner Tussi vergnügst. Zweit, spielen wir hier gerade die verlobten und wollten doch nicht Madilyn enttäuschen. Und drittens, ist das ein Miststück. Obwohl sie wusste, dass du verlobt bist, wollte sie dich rum kriegen“, erklärte ich und zählte es auf meinen Fingern ab.
„Kann das sein, dass du eifersüchtig bist?“, fragte er grinsend.
„Nein“, sagte ich empört.
„Fußpilzerkrankung“, murmelte er und schüttelte unglaublich den Kopf und wirkte überhaupt nicht sauer, weil ich die Blondine vergrault habe.
„Du bist einmalig.“ Er grinste nun amüsiert und führte mich zur Bar. Wir verabschiedend uns noch von Madilyn und versprachen ihr, dass wir sie bald wieder besuchen werden. Als wir schon fast am Ausgang waren, zerrte mich Lash plötzlich in eine dunkle Ecke.
„Was soll das?“ zischte ich ihn an.
„Sie sind hier“, erklärte er und fluchte leise. Ich wusste wem er meinte. Dayaks Leute, die hinter uns her waren.
„Von wegen, hier werden sie uns nicht mehr suchen.“ Lash warf mir ein bösen Blick zu und schaute wieder zu den Vampiren. Wir ergriffen die Chance, als sie sich an den Gäste vorbei zwängten und wir unauffällig durch den Ausgang fliehen konnten.

Kapitel 7




Wir rannten so schnell wir konnten. Oder besser gesagt, Lash rannte und zerrte mich hinterher.
Hohe Stöckelschuhen waren auch nicht zum rennen gedacht. Die Riemen an meinem Knöchel schnitten in die Haut und mit jedem Schritt wurde der Schmerz größer.
„Da sind sie“, brüllte eine tiefe Männerstimme hinter uns.
„Verdammt, sie haben uns entdeckt!“, sagte ich voller Panik und atemlos.
Lash knurrte.
„Bleibt stehen“, brüllte die tiefe Männerstimmer wieder. Doch wir blieben nicht stehen, stattdessen rannten wir nur noch schneller und ich ignorierte den Schmerz in meinen Knöchel.
„Verdammt nochmal, bleibt stehen!“
Plötzlich ertönte ein Schuss, der für uns bestimmt war. Dann ein zweiter und der dritte folgte. Lash reagierte schnell. Er schaffte es irgendwie unsere Position zu wechseln und war nun hinter mir. Er schützte mich vor den Kugeln, die auf uns abgefeuert wurden. Er faste mich an die Taille und zerrte mich um die Eck, bevor der nächste Schuss ertönte. Lash stand mit den Rücken an der Wand und hielt mich fest umklammert. Ich spürte seinen warmen Oberkörper an meinem Rücken. Er zog sich die Perücke von seinen Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Bist du okay“, fragte er mich und spürte seinen Atem an meinen Ohr. Ich sah an mir herunter, als ob ich mich selbst davon überzeugen musste. Ich sah kein Blut und schmerzen verspürte ich auch nicht, abgesehen von meinen Knöchel, also nickte ich.
„Ich bin okay“, gab ich zurück.
„Gut, komm wir müssen hier verschwinden“, sagte er mit ernster Stimme und ergriff meine Hand wieder. Wir rannten wieder los. Zur unseren Pech fing es auch noch an zu regnen. Wir hielten an einem alten roten Golf an. Der Lack war schon von der Sonne verblasst und rostig. Er rammte seinen Ellbogen gegen die Autoscheibe und sie zerbrach. Das erinnerte mich an den Autounfall, als Lash auf meine Motorhaube gestürzt ist und zwei weiter Vampire dazukamen. Einer der Vampire hat seine Hand durch die Autoscheibe gestreckt, als ob sie aus Papier wäre, während ich drin saß und er mich heraus gezerrt hatte.
„Du willst ein Auto stehlen?“, fragte ich.
„Wie können auch hier warten und uns erschießen lassen?“, schlug er vor. Seine Stimme war voller Sarkasmus. 
Ich überlegte kurz.
„Ne, dann lieber Auto stehlen“, stimmte ich ihm zu.
„Sag ich doch.“ Er öffnete die Autotür und stieg ein, dann machte er mir die Beifahrertür von innen auf und ich stieg ebenfalls ein.
Wahrscheinlich würde sich sogar der Besitzer freute, dass die Schrottkiste endlich weg ist, denn das Innenleben dieses Autos hatte seine besten Jahre bereits hinter sich.
Er machte die Verkleidung am Zündschlüssel ab. Bunte Kabel kamen zum Vorschein und er wusste genau welche Kabel er miteinander verbinden musste.
Er sprang an.
„Sieh so aus, als ob du es schon öfter gemacht hast?“, stellte ich fest.
„Das ein oder andere mal“, gab er mit einem schiefen Grinsen zu. „Aber nur wenn ich ein Fluchtauto benötige, sowie jetzt. Und jetzt schnall dich an.“
Ich schnallte mich an und Lash gab Gas als wir wieder in Beschuss genommen wurden.
„Runter!“, befahl mir Lash, während um uns herum die Kugeln einschlugen und die Heckscheibe in tausend Stücke zersprang. Ich wurde unsanft in meinen Sitz geschleudert, während ich meine Arme schützend über meinen Kopf hielt.
„Verdammt, wieso schießen sie auf uns?“, schrie ich ängstlich.
„Bleib unten“, brüllte er, als ich meinen Kopf heben wollte.
Der Kugelhagel hatte nicht aufgehört, sie waren gut bewaffnet um uns offensichtlich zu töten. Ich vermute, Dayaks hatte sich entschieden uns zu beseitigen, da ich mich für die Flucht entschieden hatte und Lash sich gegen seinen Onkel gestellt hatte. Dayaks schreckte wirklich vor nichts zurück. Aber verdammt, er war doch immerhin sein Neffe.
Ich hörte auf mir über Dayaks Gedanken zu machen, als die Schüsse aufhörten. Ich hörte nur noch den Motor unseres gestohlenen Wagens.
„Sind sie weg?“, fragte ich.
„Ja, du kannst wieder hoch kommen.“
Ich richtete mich langsam wieder auf und sah zurück, um mich zu vergewissern ob sie nicht doch noch hinter uns her waren. Doch sie waren weg. Mein Herz hämmerte vor Angst in meiner Brust.
Ich sah zu Lash rüber und Wut war in seinen Augen zu erkennen. Er umklammerte das Lenkrad förmlich. So sehr, dass seine Knochen weiß hervortraten. Ich sah aus dem Fenster, es schneite wieder leicht. Mittlerweile ist alles mit einer dicken, weißen Schicht bedeckt. Ich lehnte mich in den Autositz zurück, schloss die Augen und versuchte das Pulsieren hinter meiner Stirn zu ignorieren.
Ich machte erst wieder die Augen auf, als ich hörte wie Lash sich bewegte und sah zu ihm rüber. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte eine Nummer. Es dauerte nicht lange bis jemand dran ging.
„Sollte noch einmal auf uns geschossen werden, werde ich diesmal nicht so gnädig sein. Ich werde umkehren und ihnen die Köpfe abreißen. Du weißt, dass das kein Hindernis für mich ist“, knurrte Lash darauf los. Es entstand eine kurze Pause dann sprach er weiter. „Ja, das haben sie, Dayaks. Sie hätte drauf gehen können.“
Du auch, wollte ich schon sagen, aber verkniff mir es noch rechtzeitig.
„Das will ich dir auch raten“, drohte ihm Lash wieder. „Hat der Rat schon etwas herausgefunden?“
Nun wurde ich hellhörig und drehte mich im Autositz ganz zu ihm um. Ich versuchte zu lauschen, doch leider konnte ich kein einziges Wort verstehen. So ein Mist!
„Ich weiß, dass du unsere Existenz schützen willst, aber du überstürzt alles. Ich werde sie erst zurückbringe, wenn sich der Rat gemeldet hat.“
Lash richtete seinen Blick auf mich, als ob er eine Antwort finden würde. Was auch immer Dayaks Frage war, es brachte Lash auf jeden Fall zum zögern. Dann richtete er wieder seine Aufmerksamkeit der Straße zu.
„Das geht dich nichts an. Hör zu, ich melde mich wieder und halt deine Leute von uns fern, wenn sie dir am Herzen liegen.“ Er legte auf und schaltete das Handy ganz aus.
„Wenn du ein Handy dabei hast dann schalte es aus. Sie können uns damit Orten“, sagte er bestimmend.
„Ich habe keins bei. Das habe ich in der Tanzbar liegen gelassen.“ Als wir uns umgezogen hatten, hatte ich es dort liegen lassen. Und dann hatte ich keine Zeit mehr um mein Handy zu holen, da uns Dayaks Leute wieder einen Besuch in der Bar abgestattet haben.
„Gut.“
Gut fand ich es nicht gerade. Ich bezweifle, dass ich mein Handy jemals wieder bekomme. Der Finder würde es bestimmt nicht bei Madilyn abgeben, sondern selber behalten.
Lash seufzte. „Ich kaufe die ein neues.“
„Es geht nicht darum, meine ganzen Fotos sind weg. Weißt du, die kann man nicht mal eben wieder kaufen.“ Fotos von meiner Familie. Von Mom, Dad und Lillian. Jetzt hatte ich nichts mehr von ihnen. Auch wenn sie mich nicht immer gut behandelten, hatte ich sie doch trotzdem lieb. Immerhin haben sie mich doch auf einer Art gut erzogen und mir ein besseres Leben geschenkt auch wenn sie mich nicht liebten.
„Verstehe“, sagte er. Wahrscheinlich hat er wieder meine Gedanken gelesen, hatte aber jetzt keine Lust ihm die Leviten zu lesen. Dafür war ich zu erschöpft und irgendwie gewöhnte ich mich schon daran.
„Was hat dein Onkel gesagt?“, fragte ich stattdessen.
„Er sagt er hätte seinen Leuten nicht befohlen auf uns zu schießen. Wahrscheinlich wussten sie sich nicht weiter zu helfen und deswegen haben sie auf uns geschossen. Natürlich will er, dass ich dich wieder zurückbringe. Der Rat weiß nicht von dein verschwinden und Dayaks weiß nicht wie lange er es ihnen noch vorenthalten kann. In fünf Tagen wird sich der Rat erst wieder bei Dayaks melden und ihn benachrichtigen was der Grund für deine nicht löschbaren Gedanken sind. Wahrscheinlich wollen sie es dann auch nochmal selbst bei dir versuchen und das bedeutet, dass sie dich dann sehen wollen“, erzählte er, aber die letzte Frage von Dayaks, die Lash zum zögern brachte, erwähnte er nicht.
„Scheiße“, fluchte ich. „Das hört sich gar nicht gut an.“
„Das kannst du laut sagen“, bestätigte er.
Ich lehne mich wieder zurück und schloss abermals die Augen. Also war Dayaks doch nicht so ein skrupelloses Arschloch wie ich zu Anfang gedacht hatte. Er schütze seinen Neffen vor den Rat. Versuchte Lash zu Vernunft zu bringen, was auch wahrscheinlich das beste wäre wieder zurück zu gehen. Aber wieso tat Lash das alles für mich? Wieso nahm er so viel im kauf?
„Was passiert eigentlich wenn der Rat herausfindet, dass du mit mir verschwunden bist?“, fragte ich mit geschlossenen Augen.
„Ich muss vor dem Rat der Vampire treten und meine Strafe in Empfang nehmen.“
„Wie sieht den so eine Strafe bei euch aus.“
„So ähnlich wie bei euch Menschen. Von Geldstrafen unterschiedlicher Art, bis hin zu Freiheitsstrafe bis 200 Jahren. Die höchste Strafe ist der endgültige Tod.“
„Todesstrafe?“, stieß ich ängstlich hervor und öffnete meine Augen. „Wie würde deine Strafe aussehen?“ Angespannt sah ich zu ihm rüber.
„Kommt drauf an wie schlimm sie es ansehen. Man sagt: Fürchte nichts mehr als den Hohen Rat, denn er bestimmt dein Dasein.“
Mir wurde mulmig in der Magengrube.
„Keine Angst“, versuchte er mich zu besänftigen und lächelte mich mit einem unglaublichen sexy Lächeln an. „Unnötiges Morden und Grausamkeiten werden mit der Höchst Strafe geahndet. Ob bei Menschen oder Vampiren, das Spiel keine rolle. Ich müsste vielleicht mit einer Freiheitsstrafe rechnen, weil ich die Existenz der Vampire in Gefahr gebracht habe.“
„Aber ich habe nicht vor es irgendjemanden zu erzählen“, sagte ich.
„Ich weiß und der Rat wird es auch wissen, wenn sie deine Gedanken lesen. Das würde meine Strafe etwas mildern.“
Ich fühlte mich dafür verantwortlich. Wäre ich nur brav bei diesen Dayaks geblieben, dann wäre Lash jetzt nicht in Schwierigkeiten. Und ehrlich gesagt, würde ich ihn schrecklich vermissen. Wie sehr ich mich schon dran gewöhnt hatte, ihn in meiner nähe zu haben. Verrückt!
200 Jahre ist eine Ewigkeit. Was würde dann mit mir passieren? Würde ich ihn jemals wiedersehen?
Als ich zu ihm rüber sah, grinste er über beide Ohren. „So, so, du würdest mich also vermissen.“
„Bilde dir jetzt bloß nichts ein“, erwiderte ich verärgert und beschämend zugleich. „Ich habe mich halt an dich gewöhnt, na und? Weißt du, vielleicht solltest du mich einfach irgendwo aussetzten und den anderen sagen ich bin dir entwischt. Das ist falsch dich dafür zu bestrafen.“
„Alleine würdest du nicht weit kommen und außerdem würden sie meine Gedanken lesen. Den Rat kann man nichts vormachen. Wir warten einfach die fünf Tage ab. Vielleicht finden sie ja eine Lösung um deine Gedanken zu löschen. Wenn nicht.....“, er führte den Satz nicht zu Ende. Brauchte er auch gar nicht. Wir beide wussten was dann passieren würde. Er würde mich wieder zurück bringen müssen, ob er nun wollte oder nicht.
„Hör zu, ich will einfach nicht, dass dich Dayaks, ohne abzuwarten, verwandelt. Er handelt schnell, wenn es darum geht uns zu schützen.“
„Ja, schon klar“, sagte ich enttäuscht. „Ich bin ja auch eine Riesen Gefahr für euch.“
„Giselle, wenn ich könnte....“
„Ich weiß“, unterbrach ich ihn. „Wohin fahren wir jetzt?“ Ich sah aus dem Fenster, es war stockdunkel und regnete immer noch in strömen. Hier und da Blitze es mal. Ich entdeckte ein Schild und stellte fest, dass wir in Kentucky waren, in der nähe von Nancy.
„Eine.... Bekannte von mir hat im Wald eine Hütte, die sie kaum benutzt. Da können wir erst mal untertauchen. Aber zuerst müssen wir das Auto loswerden, dann müssen wir zu Fuß weiter“, erklärte er. Mit bedacht erwähnte er die Bekannte. Also konnte es sich nur um eine seine Bettgenossin handeln. Ich ignorierte das fremde Gefühl, dass in mir strömte, stattdessen nickte ich nur.

Impressum

Texte: Joina K.
Bildmaterialien: http://www.kostenlosewallpaper.com
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2011

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