Einst pflanzt ich dich mit eigener Hand
heut hängst du voll mit Früchten.
Uns bindet ein sehr enges Band.
Uns trennt niemand mitnichten.
Sie winkt mir zu mit ihren strapazierten Ästen
und bietet mir den Frischgepressten.
Sie sehnt die Weihnachtszeit herbei,
die endlich sie von ihrer Last befrei.
Im Frühjahr wird sie dann zurück geschnitten
und öffnet leise den Flacon
als wolle sie mit Duft mich bitten
„Lieb weiter mich, wie deinen Sohn.“
Und wenn sie dann die kleinen Früchte trägt,
die kaum den nächsten Regen überstehen,
sieht man mich ängstlich und erregt
zu ihr im Garten gehen.
Wie lange wird sie so ergiebig tragen?
Ich glaube irgendwann in vielen Jahren
wenn ich schon lang nicht von ihr pflücke,
dann sägt sie irgendwer gedankenlos in Stücke.
(im Spanischen ist der Apfelsinenbaum die naranja, deshalb wechselt die persönliche Zuwendung zwischen männlich und weiblich)
Mein Flaschengeist
Ich zog den Korken aus der Flasche,
da sah ich ihn - den Flaschengeist.
Er war zerzaust wie Sack und Asche.
Er sah nicht aus wie weitgereist.
Sein blauer Mantel war im Nebel.
es war wie Qualm von Irgendwo.
Am Mund da war ein kleiner Hebel:
“Drück mich, dann bin ich wieder froh”
Ich hatte plötzlich Mitgefühl
und nahm ihn auf die Hand.
Er sah mich an und sprach ganz kühl:
Auf mich gibt es kein Pfand.
Ich bot ihm an ein Bleiberecht
für heut` und immerdar.
Bei mir da hast du`s gar nicht schlecht;
hier werden Flaschenträume wahr.
Vorbereitung zum Fest
Man lässt den Wein in diesen Tagen glühen,
und knabbert Spekulatius.
Vergessen sind des Jahres Mühen -
die vielen Zeiten mit Verdruss.
Man schreibt sich Wünsche auf die Zettel
und zählt geheim Geschenkegeld.
Man fiebert mit Sebastian Vettel
und hofft: Das neue Kleid gefällt.
Geplant Silvester – diesmal ruhig;
wir feiern ohne Knallerei.
Die Deko macht den Raum betulich,
des Nachbars Meinung - einerlei.
BARCELONA
Wir laufen dem Dezember fort
und auch dem fiesen Regen.
Ich suche einen Winterort,
will mich im Schnee bewegen.
Das Googeln macht mich sicher fündig,
es zeigt mir Ski und Lifte.
Beim Apre's Ski wirds meistens sündig
manch Promi dabei kiffte.
Nun hab ich einen Billigflieger
direkt nach Barcelona.
Ich fühle mich heut wie ein Sieger
mit Käppchen von Arkona.
Beschränken uns aufs Handgepäck,
sonst wird es ziemlich teuer.
Die Rambla läuft man hin und weg,
sieht kostbares Gemäuer.
Das Casa Mila von Gaudi,
die “ heilige Familia”.
Die ganze Stadt die schaffst du nie
es sei, du bliebest ganz da.
Texte: Georg Herrmann
Bildmaterialien: Georg Herrmann
Tag der Veröffentlichung: 03.12.2012
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