Barfuß in der Hölle
Ich lass die Schuhe vor der Türe
und gehe barfuß langsam rein.
Am Körper trag ich bunte Schnüre;
im Raum da bin ich ganz allein.
Jetzt höre ich ein sanftes Scharren
und in der Ecke knisterts leis.
Ich glaub, mich hält da wer zum Narren.
Ich ruf verstört: “Was soll der Scheiß?”
Da kommt ein Kerl mit Pferdefuß
und lacht mir teuflisch ins Gesicht,
reicht eine Tatze mir zum Gruß
und macht mit Schwefelhölzern Licht.
“Nun bist du barfuß in der Hölle”,
begrüßt er mich auf seine Art.
“Setz dich dorthin auf das Gerölle,
ich mach erst noch `ne Feuerfahrt.”
Herzenskummer
Ich schau in deine Herzenskammer
und finde meinen Brief.
Rechts oben da ist eine Klammer;
ich weine und ich schnief.
Vielleicht hörst du mein leises Wimmern
und liegst ganz weit daneben.
Du denkst es ist ein Kammerflimmern,
dabei bin ich am Beben.
Noch nie hab ich geschluchzt so doll
wie in der letzten Nacht.
Mein Köcher ist mit Pfeilen voll,
hab deinen Schlaf bewacht.
Könnt ich nur mein Gefühl begraben
ganz tief in fester Erde.
Könnt ich nur andre Frauen angraben
zu Fuß oder zu Pferde.
Allein, es wird mir nicht gelingen,
mir bleiben nur die Träume.
Wie kann ich meine Sehnsucht zwingen,
und wenn ich noch so schäume?
Naheliegendes
Ich habe heute Reisefieber
und stecke dich gern an.
Was wäre dir denn selber lieber
ein Schiff oder die Bahn?
Oder wollen wir weit weg fliegen
in eine andre Welt?
Wir werden Sparsamkeit besiegen
und ziehen uns viel Geld.
Oder bleiben wir im eignen Garten
dort ist es auch ganz nett?
Du sagst, du kannst jetzt nicht mehr warten
und zeigst auf unser Bett!
Du bist blau
Du bist blau
und tust mir gut;
du bist der weiche Himmel.
Du schwebst wie Watte über mir
und lässt die Sonne durch.
Ich seh mich satt an dir und
schließe dennoch meine Augen.
Dein Freund der Wind bläst mir ins Haar,
weht Staub mir ins Gesicht.
Ich komme wieder übers Jahr -
zumindest denke ich an dich.
Texte: Georg Herrmann
Bildmaterialien: Georg Herrmann
Lektorat: Georg Herrmann
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2012
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