Hubert van Nille
und andere Supertalente
Geschichten aus einer Frittenbude
Wir hatten uns verabredet, den Endausscheid Europa sucht das Supertalent gemeinsam anzusehen.
Sancho Panzer kam wie immer auf dem letzten Drücker um die Kurve gedüst.
Er sprach irgendetwas vom Stau auf der Autobahn
und dass er noch Kristinas Bach überqueren musste.
Wie ich ihn kenne, wird er sicher noch Mendels Sohn aus Bartholdy getroffen haben.
Die beiden können an keiner Frittenbude vorbei, ohne nicht noch schnell einen kleinen Roy Black zu sich zu nehmen.
Zu Matti, dem Frittenbudenchef sagten sie, wie immer: “Mathias reim doch mal wieder was” und der ließ sich nicht lumpen:
Im Haus da drüben wohnt `ne Puppe
die mag so gern Kartoffelsuppe
Doch mir ist dieses Mädel schnuppe
ich hab ja meine Bauchtanzgruppe.
Er wartete wie immer auf Applaus und den bekam er dann auch.
Mendels Sohn und Sancho Panzer sahen sich tief in die Augen und wollten gerade laut losbrüllen, da klingelte es an der Frittenpforte und Roland Kraiser trat ein, elegant wie immer. Er wedelte mit einer LP
von Lena Meier Weißnichtwo und sagte: “Die habe ich gegen meine neue CD eingetauscht” Wir wussten das natürlich schon. Dirk hatte auf den Busch geklopft.
Und Roland hatte einen ganzen Karton seiner Ladenhüter hinlegen müssen.
Ich muß zur Erklärung noch erwähnen, dass Mattis Frittenbude die einzige im Norden von Deutschland ist, die über ein angrenzendes Vereinszimmer verfügt.
Dort versammelten sich also gestern einige Freunde zum Gedankenausstausch.
Matti sagt immer “Brainstorming”. Obwohl kaum einer der Freunde über viel Brain verfügt.
Johnny Crash hatte Hafenfotos mitgebracht. Sein kleiner Freundeskreis strich mit einem Strichcodescanner immer wieder über die Segelmasten und war erstaunt, über den output des Scanners. Was man da nicht alles als Ergebnis herausbekam – erstaunlich!
In der ersten Erprobungsphase konnte man die Preise der Jachten ablesen.
In Euro, DM, englischem Pfund und Pesetas.
Bei weiteren Scanversuchen wurde die Anzahl der an Bord befindlichen Personen angezeigt. Einfach genial.
Rechts am großen Küchentisch hatten sich einige Frauen versammelt, die sich selbst “Frittenschnitten” nennen.
Eine von ihnen, Ina Eismannova, zeichnete in einer großen Backform Bilder in Vanilleeis, die sie unter den staunenden Augen immer wieder variierte.
Ihr deutscher Mann kniete unter dem Küchentisch und zauberte aus einem
Zinnti Seiser wunderschöne Volksmusikklänge.
Hubert van Nille der erst kürzlich aus Holland übersiedelte, achtete peinlich genau auf die Rezeptur des Vanilleeises und duldete von den Umstehenden keine Schoten außer Vanilleschoten.
Das Vereinszimmer ist eingerichtet, wie ein moderner Wohnwagen, bloß viel größer, wenn Sie wissen, was ich meine.
Rechts hinten ist eine Turnmatte ausgelegt, die Donnerstags von den Landfrauen für ihre Spreizschrittgymnastik benutzt wird.
Gestern beeindruckte Florian, ein mittlerweile eingedeutschter Österreicher mit einarmigen Handständen auf dieser Matte. Da er noch sehr gut hören kann, probte er ein act als blinder Bodenturner. Tina, die Frau des Dorftrommlers band ihm zur Simulation seiner Behinderung die Augen mit ihrem bestickten Schultertuch zu.
Es ist ein Erbstück aus der Altmark von ihrer Tante Flämmchen.
Schnell ging der Abend zu Ende und man trank noch bis zur Dorfpolizeistunde einen Absacker nach dem anderen.
Ewald der anonyme Alkoholiker fuhr abschließend alle Vereinsmitglieder mit dem Schulbus nach Hause.
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
allen Talenten
mit und ohne Rang
bei BookRix gewidmet