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Es begab sich vor nicht allzu langer Zeit an einem Dorfteich im Frankenwald.
Die Leute im Ort waren rechtschaffen und strebsam. Man kannte sich und grüßte sich und wurde gemeinsam alt.
Jeden Sonntag ging man fröhlich und guter Laune in die Kirche.
Im Zentrum des Ortes lag seit vielen Jahrzehnten ein idyllischer Dorfteich, der eigentlich als Löschwasserteich gedacht war.
Doch seit Jahren durfte die Freiwillige Feuerwehr zu Übungszwecken nicht mehr an diesen Dorfteich, sondern wich zu einer ebenso günstig gelegenen gefluteten Kiesgrube aus.
Der Dorfteich war ein Schmuckstück und ein kleines Heiligtum.
Die reichsten Familien spendeten herrliche Bänke, die zur Entspannung einluden.
Der Dorfschmied hatte seit Jahren mit der Herstellung dieser Bänke ein sicheres Einkommen.
Vor drei Jahren wurde im Teichzentrum eine Stahlplastik aufgestellt.
Die Kosten dafür teilten sich der Bürgermeister und der Wirt vom Dorfkrug.

Die Plastik sollte eigentlich zwei Frösche darstellen.
Über nichts wurde in letzter Zeit so gestritten, wie über diese Plastik.
Die Geschmäcker sind eben verschieden. Man munkelt sogar, dass einige Bewohner Petitionen an Seehofers Hof richteten.

Wie dem auch sei. Die lebenden Frösche fühlten sich sehr geehrt und wurden mit den Jahren immer hochnäsiger.
Ja, sie hoben regelrecht ab. Wollten auch eigene „Bänke“ im Teich für sich beanspruchen. Jeder erwachsene Frosch hatte ohnehin seinen eigenen Seerosensitz.
Die älteren Frösche gründeten einen eigenen Froschgesangsverein und gaben täglich zur Mittagsstunde ein regelrechtes Froschkonzert.
Das war ein Gaudi für die jungen Frösche. Sie schlugen sich vor Begeisterung auf ihre kleinen Froschschenkel und prahlten miteinander was das Zeug hält.

Sie tranken das Wasser nicht einfach aus dem Teich – für sie musste ein Froschsyphon her.
Diese jungen Frösche waren darüber hinaus auch sehr modebewusst. Sie dachten nicht daran, ihre Trinkorgien unbekleidet zu veranstalten.
Laufend mussten neue Klamotten her und man posierte vor den Kameras der vereinzelten Touristen. Die Froschenkel quakten bewusst störend in das Froschkonzert ihrer Großeltern, urinierten auf die edlen Bänke und machten selbst in der Nacht einen Höllenlärm. Immer häufiger war dabei die Froschversion von Lenas Siegertitel in Oslo zu hören.


Der Wirt, dessen Frau Katja auch die Entwürfe für die Froschplastik gezeichnet hatte, schaute sich dieses Spektakel der Froschenkel lange und geduldig an.
Doch eines schönen Tages hörte man Conrads Bariton über den Dorfteich erschallen: „Wenn dieses Theater der Froschenkel nicht sofort aufhört, setz ich Froschschenkel auf meine Speisekarte!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
dem charmanten Conrad und seiner liebenswerten Frau Katja gewidmet

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