Hand reichen oder Stirn bieten?
das ist hier die Frage
Abendstunde oder Morgenstunde - welche Stunde hat Gold im Munde?
Schon in den Kindertagen wird man mit Ratschlägen, Empfehlungen, Verboten, mit Tipps und Regeln konfrontiert.
„Das musst du dir mal hinter deine Ohren schreiben“ ist eine Erinnerung, die mich nie richtig verlässt.
Im Laufe seiner Lebenszeit sammeln sich also
> Verhaltensregeln,
> Erfolgsmodelle,
> Lebenshilfen,
> Orientierungen,
> Todsichere Tipps,
> Sprüche und Goldene Worte
genügend an und bilden einen Kodex für Denken und Handeln.
Bald erfährt man die Widersprüchlichkeit solcher „Hilfen“
Wenn man sich an „Der Klügere gibt nach“ orientiert, vermeidet man zwar häufig Konflikte, wird aber dem Motto „Nur die Harten kommen in den Garten“ nicht gerecht.
Das Leben lehrt einem zur Genüge, dass die Starken und Erfolgreichen dominieren.
Macht es also Sinn zur Elite zu gehören?
Oder ist es nicht vielleicht sinnvoller, niemals aufzufallen – im großen Strom des Lebens einfach mitzuschwimmen?
Im Poesiealbum meiner Frau steht ganz vorne ein Spruch:
Schaffe, lerne, leiste was,
dann hast Du, kannst Du, bist Du was.
Eine solche Maxime ist schon hilfreich.
Wer sich nur an solchen Sprüchen orientiert: „Lass dir nichts gefallen“,
„Auge um Auge, Zahn um Zahn“
„Du musst deine Ellenbogen benutzen“, „Da musst du dich halt durchboxen“ wird im Leben schnell zum Egoisten oder sogar zum Gesetzesbrecher.
„Sei freundlich stets zu jedermann“ auch damit erleidet man Schiffbruch im Leben.
„Wie man in den Wald hineinruft – so schallt es heraus“ ist meiner Erfahrung nach, kein schlechter Rat fürs Leben.
Aber aus dem Wald ertönen auch manche ungehobelten Laute oder gar wortlose Frechheiten.
Auch ich pflege die Praxis der gewachsenen Ignoranz. Leuten, mit denen seit Jahren die so genannte Chemie nicht stimmt,
muss man nicht immer wieder nachrennen und um besseres Wetter bitten.
Dann ist es weder Aug um Aug noch Hand in Hand, sondern eine friedliche, kriegfreie Koexistenz.
Ganz in diesem Sinne sagte Lichtenberg:
„Wie glücklich würde mancher leben, wenn er sich um anderer Leute Sachen so wenig kümmerte, als um seine eigenen.“
Es finden sich in der Literatur so widersprechende Zitate von Ovid über Shakespeare, von Goethe und Schiller und natürlich auch in der Schrift der Schriften, dass ein jeder seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit den Mitmenschen machen muss.
Man kann auch bei BookRix befreundet sein, ohne sich je direkt in die Augen geschaut zu haben.
Aber täglich lässt sich die Wärme des anderen spüren; bemerkt man die wachsamen Augen seiner Mitstreiter - und erfährt so täglich Kraftzuwachs.
Texte: alle Fotos vom Autor
Tag der Veröffentlichung: 12.04.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
„Eine Sammlung von Anekdoten und Maximen ist für den Weltmann der größte Schatz, wenn er die ersten an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen, der letzten sich im treffenden Falle zu erinnern weiß.“
Goethe, Maximen und Reflexionen 3