Cover

Meine Tastatur

Meine Frau hat ein ungestörtes Verhältnis zu meinem PC.
Nein, sie ist noch nicht einmal eifersüchtig auf dieses Gerät, obwohl ich mehr Zeit mit dem Rechner verbringe, als mit ihr.
Augenzwinkernd will ich anmerken, dass sie bestimmt auch nie die Absicht hatte, ihr Leben mit einem Rentner zu teilen. Formal tut sie es. Obwohl, manchmal fragt sie mich scheinheilig, wovon wir eigentlich leben. Das impliziert doch, sie ignoriert die Tatsache, dass wir von meiner Rente leben.
Nun, ich erwähne beiläufig, dass es auch immer schwieriger wird von der Schreiberei zu existieren. Sie geht auf diese Jammertour ein und fragt mich, was denn so eine Seite bei BookRix für uns einbringt.
„So genau weiß ich das auch nicht zu sagen“ erwähnte ich kürzlich, „die rechnen mit mir nicht Seitenweise ab, sondern nach einer bestimmten Erfolgstabelle. Da spielt dann sicher eine Rolle, wie lange man in dem Verein ist, wie viel man schreibt, wie viel Bilder man in seine Bücher einbindet, wie viele Fehler man dabei macht, wie die Kommentare angenommen werden, die Anzahl der vergebenen Sterne und vielleicht auch die Originalität des Covers.“

„Wenn das so ist, dann will ich dich mal nicht länger stören. Dann würde ich mich aber auch um ein vernünftiges Arbeitsgerät kümmern“ sagte sie vergangene Woche zu mir.
Ihr Blick blieb an meiner Tastatur hängen.



Nun will ich der Wahrheit die Ehre geben. Ich gebe für Schuhe, Hosen und Rasierwasser mehr Geld aus, als für den blöden Computer.
Da die Tintenpatronen zu teuer sind, drucke ich nur in seltenen Ausnahmefällen etwas aus. Wenn es eine Tastatur für 5 Euro gibt, dann kaufe ich mir doch keine teuere.
Ich weiß nicht, ob ich beim Schreiben verhältnismäßig zu grob bin. Tatsache ist, dass man auf den Typen, die ehemals als „n“ „m“ „u“ „e“ „r“ „a“ „g“ „h“ und „l“ zu erkennen waren, nichts mehr zu lesen ist. Manchmal klebe ich einen Buchstaben mit Tesafilm auf und dann kann ich wieder ungestörter schreiben.
Im Laden, wo ich diese sich schnell abarbeitende Tastatur erwarb, sagte man mir:
„wir tauschen sie gerne um, bringen Sie uns die Tastatur und den Kassenzettel – kein Problem.“
Nach wenigen Wochen – das gleiche Theater.

Mein Freund, der mehr Erfahrung mit solchen Tastaturen hat, besitzt ein kleines Säckchen mit auswechselbaren Typen „mit denen kriegen wir deine Tastatur schnell wieder hin“ aber das kleine Wundersäckchen hält er so versteckt wie die Starterkits zur Einführung des Euro vor 8 Jahren. Ich glaube beides hat er erfolgreich verlegt.

Nicht nur meiner Frau fiel der Zustand meiner Tastatur kritisch ins Auge.
Im letzten Jahr kam eine Bekannte, die hier im Urlaub war, kurz mal zum Check ihrer E-Mails an meinen PC. Ich dachte so bei mir, die stellt sich aber auch an, eventuell liegt es an meiner spanischen Tastatur (Z ist Y und einige weitere Besonderheiten)
Als ich dann zum Geburtstag eine neue Tastatur mit elektronischer Mouse von ihr bekam, wusste ich, es war nicht nur ein sehr liebes aufmerksames Geschenk, sondern auch eine Kritik an dem unhaltbaren Zustand.

Zwischenzeitlich bekam ich noch von einer anderen Bekannten den Hinweis, dass solche Kombinationen von Mouse und Tastatur jetzt schon für ca. 20 Euro zu haben wären, sie aber aktuell mit dieser Neuerwerbung auch Probleme hätte.
So behalte ich vorerst mein Museumsstück mit USB – Anschluss und klebe lieber mal neue Buchstaben rüber.

Da mein Schreiben momentan eher einem Adler-Suchsystem als einem flüssigen Schreibstil ähnelt, fiel mir gerade ein kleiner Adlertext ein:


Der traurige Adler

Ein Adler trank in trauter Runde,
vernahm beim Trinken manche Kunde
und sehnte sich nach seinem Horst.
Die Flügel hielten ihn nicht warm,
ihm fehlte was im Adlerarm.

Nach kurzem Flug begann sein Hoffen,
jedoch er fand sein Horst war offen.
Ein böser Vogel brach hier ein.
Nun stand er da – völlig allein.

Was fehlte, war die Adlerfrau
und auch sein schönstes Federkleid.
Nun gab’s auch hier den Vogelklau
Was machen, ohne Adlermaid?

Sein Blick ging traurig zu den Schwingen
Heut war ihm wirklich nicht nach Singen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Dank gilt meiner aufmerksamen lieben Frau, den Freunden Birgit, Rosa, Ria und Klaus und meinen Stammlesern bei BookRix, die meine Texte trotz der Holprigkeiten mit meiner Tastatur immer wieder lesen

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