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ANGELA MERKEL
Seit Wochen bin ich aufgeregt, wie noch nie in meinem Leben.
Wie lange habe ich mich auf diese Woche gefreut?
Meine Freunde und Bekannten haben mich für verrückt erklärt.
„Das wird doch nie was!“
„ Was willst du denn bei der Merkel?“
„Die lässt dich doch abblitzen, wenn du nicht ihr Parteibuch hast.“

Allen Unkenrufen zum Trotz:
Jetzt wird mein Traum Wirklichkeit.
Wie wird sie privat sein?
Was ziehe ich zu den verschiedenen Anlässen an?
Gibt es andere, die ähnlich, wie ich empfinden?
Sollte ich Kontakt mit denen suchen?
Jetzt, wo ich ihre Termine schwarz auf weiß vor mir sehe, will ich einfach dabei sein.
In der nächsten Woche darf ich an ihrer Seite sein.
Na ja fast. Ihr Sicherheitsteam will mich noch konkret zu den verschiedenen Terminen einweisen.
Zuletzt habe ich übrigens für Nena so geschwärmt.
Doch das ist jetzt eine andere Dimension. Unsere Kanzlerin ist auch keine Großmutter wie Nena und sie hat das, was keine sonst zu bieten hat, die weltpolitische Komponente.


Das einzige große Fragezeichen ist für mich eigentlich nur noch der Transport zwischen den einzelnen Terminen.
Aber ist es nicht gerade der volle Terminkalender, warum ich diese Frau bewundere und beneide?


Alles geht am 1. Februar 2010 los:


Am Vormittag empfängt Angela Merkel die Hohe Vertreterin der EU für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Catherine Ashton.
Da habe ich eigentlich nichts mit zu tun.
Im Anschluss begrüßt sie den Präsidenten der Palästinensischen Behörde Mahmoud Abbas im Bundeskanzleramt.
Das interessiert mich schon eher. Dafür habe ich mir sogar mein altes Palästinensertuch vom Boden geholt. Ich werde mich aber am Zaun des Kanzleramts zurückhalten mit irgendwelchen Ovationen, weil ich nicht weiß, ob Frau Merkel,
die ja mehr zu den Israelis hält, mein Jubel gefallen würde. Ich muß ja nicht um jeden Preis auffallen.
Nachmittags besucht die Kanzlerin das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik IPP in Greifswald. Während des Besuchs sind eine Präsentation der Fusionsanlage Wendelstein 7-X, ein Rundgang und eine Diskussionsrunde vorgesehen.
Da wird die Transportfrage zum ersten Mal ein Problem für mich. Ich werde mal am Vormittag die anwesenden Journalisten bitten, ob mich einer in seinem Auto mitnehmen kann. Damit mir die Journalisten wohlgestimmt sind, verteile ich gleich früh meine BookRix-Visitenkarten mit Berliner Handynummer und vorbereitete Beutel mit spanischen Souvenirs.
Wenn nicht, muß ich halt in Berlin bleiben und die nächsten Termine vorbereiten.

Mein Dienstag mit der Kanzlerin am 2. Februar 2010 wird weniger stressig als der Montag.
Ich werde mit dem Sicherheitsteam bestimmt schon per du sein.
Falls die Probleme machen, habe ich mir schon überlegt, denen einfach zu sagen, ich sei so etwas wie der Präsident eines großen Fanclubs und kann ihnen auch Autogramme von Barcelona oder Real Madrid besorgen.
Bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken überreicht Angela Merkel die "Sterne des Sports". Die Auszeichnung "Sterne des Sports" wird an Sportvereine für ihr besonderes soziales Engagement vergeben.
Muss ich eigentlich dabei sein? Ich glaube nicht.

Am Mittag hält der Karneval Einzug im Bundeskanzleramt. Die Kanzlerin empfängt eine hochrangige Abordnung des Bundes Deutscher Karneval. Dafür habe eine faltbare Krone in meinem Gepäck, die stammt noch von der Silvesterdeko und lässt mich echt sympathisch aussehen. Vielleicht werde ich Angela Merkel in dieser Situation das erste Mal direkt ansprechen „Helau Frau Bundeskanzlerin“ Je nachdem, wie freundlich sie guckt, werfe ich mit offener Hand noch eine oder zwei bunte Schlangen.

Der Mittwoch (3. Februar 2010) ist dann wieder ernsten Themen vorbehalten.
Dazu trage ich erstmals bei dieser Reise meinen blauen Zweireiher, der mich so schlank macht.
Die Kabinettssitzung findet wie üblich unter Leitung der Bundeskanzlerin statt.
Da lassen die mich bestimmt nicht rein. Das gucke ich mir auf dem Laptop an.
Gegen Mittag empfängt sie die kroatische Premierministerin Jadranka Kosor mit militärischen Ehren. Damit will ich nichts zu tun haben. Ich werde mal einige Stunden meinen Berliner Freunden widmen, die mich um die Nähe zur Kanzlerin beneiden.

Abends spricht Angela Merkel auf dem Festakt des hundertjährigen Bestehens des Evangelischen Pressedienstes (EPD) im Kommunikationsmuseum Berlin.
Dazu habe ich extra meine große schwere Dürer Bibel im Gepäck. Die mit dem Goldschnitt und dem Holzcover. Ich werde sie ganz leger unter dem Arm tragen, wie einen Reiseführer.
Abends ist leider nichts drin mit Bierchen trinken. Ich muss mit dem ICE nach Paris.
Denn am Morgen will ich mal vor der Kanzlerin bei Sarkozy sei.

Da findet nämlich am Donnerstag, den 4. Februar 2010 der 12. deutsch-französische Ministerrat in Paris statt. Die Bundeskanzlerin und Staatspräsident Sarkozy werden über europapolitische Fragen und die Vorbereitung des EU-Gipfels am 11. Februar in Brüssel sprechen.
Das war’s dann für mich.
Die Kanzlerin empfängt zwar noch den Staatspräsidenten Aserbaidschans Ilham Alijew., aber das tangiert nicht meine Interessen.


Für Freitag / Samstag/ Sonntag kann ich leider noch keine Feinplanung machen, weil die Bundeskanzlerin mir ihre Termine noch nicht offen gelegt hat.
Ich nehme an, wir werden an diesem Wochenende dann schon so vertraut miteinander sein, dass ich ihr anbieten kann, für sie und ihren Gatten, Herrn Prof. Dr. Sauer eine echt spanische Paella zu machen.
Falls beide mich zum Wandern mitnehmen wollen - kein Problem. Da kann ich gut mithalten. Im Winterschlußverkauf habe ich mir dafür etwas passendes zugelegt.

So, jetzt dürft ihr gerne mit mir mitfiebern.
Denn mich erwartet eine wirklich spannende Woche.
Hasta luego Johnny

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
all den fleißigen und umtriebigen Menschen gewidmet, die ihr Leben der Politik verschrieben haben

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