TROST
Von Marie Ebner Eschenbach stammt der Aphorismus:
"Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids - und ein Quell unendlichen Trostes."
Oft erlebt man Trost, Traurigkeit und Trauer als zeitgleiche Begleiter.
Aber nicht nur Menschen spenden Trost.
Ein Text, ein Bild ja selbst ein Foto können trösten.
Wenn der Trostsuchende dankbar äußert:
„Ein Trost für mich, dass es dich gibt.“
drückt sich damit schon eine sehr vertrauensvolle Nähe aus.
In krisenhaften Zeiten hört man häufig:
„ Tröste dich, anderen geht es schlimmer“
Da wird der eigene Leidensdruck, der Schmerz, der Mangel, die Not
mit der Vergleichs-Elle bemessen.
Resultat: So schlecht geht’s mir gar nicht.
Wenn die Person des Vertrauens sagt:
„ Wenn du Trost brauchst – bei mir kannst du weinen“
dann ist das manchmal mehr, als man erwarten kann.
Dieser kleine Junge braucht offensichtlich Trost in seinem "großen" Kummer.
Es gibt aber auch die schroffere Art:
„Du bist wohl nicht bei Trost“ > also verrückt.
„Wir sind lange genug vertröstet worden“ = etwas ersehntes erst für eine spätere Zeit in Aussicht stellen >ein häufiges Procedere in der Politik.
„Dein Mitleid und Trost kannst du dir sonst wohin stecken“ > Ausdruck persönlicher Verärgerung.
„Hier ist Ihr Trostpreis“ > eine kleine Entschädigung für jemanden, der bei einem Wettbewerb keinen Preis erhalten hat.
Trost ist zwischenmenschliche Zuwendung an jemanden, der trauert oder anderen seelischen bzw. körperlichen Schmerz zu ertragen hat. Derjenige wird getröstet. Trost kann durch Worte, Gesten und Berührung gespendet werden. Der Schmerz und die Traurigkeit des Getrösteten sollen gelindert werden; er soll spüren, dass er nicht allein gelassen ist; seine seelische Verfassung soll gestärkt werden.
Oft ist die Kirche in diesen Fällen der gewählte Zufluchtsort in der Trost gespendet wird.
Aber es gibt auch andere Auffassungen dazu:
Der Kabarettist Dieter Nuhr sagt z.B.:
"Religion ist in den seltensten Fällen Trost und in den meisten Fällen eher eine Aufstachelung zu Hass und Gewalt. Gläubige Menschen gehen oft unzivilisiert miteinander um, weil sie ja der Meinung sind, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein - ohne sie begründen zu müssen. Das ist was ganz Schlimmes."
Der von den Nazis ermordete Priester Dietrich Bonhoeffer sagte:
"Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten."
Fjodor Dostojewski schrieb in "Der Jüngling":
"So ist es auf Erden: Jede Seele wird geprüft und wird auch getröstet."
Für viele ist es schon tröstlich genug, bei Leid und Kummer in der Natur Ruhe und Trost zu finden.
Selbst in einer Landschaft, die auf den ersten Blick relativ trostlos ausschaut.
Texte: Fotos vom Autor
Tag der Veröffentlichung: 15.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
"Weißt du, was in dieser Welt
Mir am meisten wohlgefällt? Dass die Zeit sich selbst verzehret
Und die Welt nicht ewig währet."
Friedrich von Logau
in seinem Buch "Trost"