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Unser letzter Urlaub
Geschichte zum Thema Zuneigung


Es war ein wunderschöner Septembertag.
Wir waren voller Stolz auf das erste gemeinsame Haus. Es lag nur 300 m hinter uns. Vor uns ein beeindruckender Salzsee, der uns immer wieder faszinierte mit seinen wechselnden Farben und seiner kargen Vegetation.
Hier waren wenige Spaziergänger zu sehen, manchmal Flamingos oder auch Palomas vom nahen Meer.
Wir steuerten unseren Lieblingsplatz an - zwei brüderlich anmutende Steine. Wir setzten uns und genossen die Weite und Stille dieses Abends. Der Himmel war fast wolkenlos und so konnte man sechs hintereinander liegende Bergrücken am Horizont ausmachen. Im Vordergrund waren die Lichter der kleinen
Stadt zu sehen, die am anderen Ufer des Salzsees lag.
Damals drehten sich unsere Gedanken um Abschied vom Urlaubsort, der bald Wohnort sein sollte. Es ging um Vorfreude, Freunde, Verwandte, Verantwortung und um Finanzen natürlich.
Plötzlich war er da. Der Gedanke, einen Hund zu kaufen.
Er sollte unser Bindeglied zur alten Heimat sein und sollte so schnell es ging in unsere Familie integriert werden.
Meine Frau wusste sofort seinen Namen: "Willi".
Ihr vor Jahren verstorbener geliebter Opa trug diesen Namen.

Nach vielen Telefonaten mit Züchtern in Berlin war es heute vor 12 Jahren, am 27. Oktober 1996 endlich soweit. Ich hielt das kleine weiße Bündel schützend unter meine warme Jacke und steuerte bei Nieselregen das nächste Taxi an. Ab ging es in unsere Wohnung.
Was folgte, waren fünf Monate voller intensiver verantwortungsvoller Vorbereitung auf diesen Wechsel des Wohnortes und immer war jetzt auch noch ein kleines zusätzliches Lebewesen dabei.

Heute, 12 Jahre danach, feiern wir nicht nur den Geburtstag meiner Frau, sondern auch den "Geburtstag" von Willi der uns altersmäßig mittlerweile den Rang ablief. Und wie man sich vorstellen kann,
ist er heute nicht nur unser geliebter Kamerad, sondern er ist auch der erklärte Liebling unserer spanischen Nachbarn.


CARACOLES
Kurzgeschichte zum Thema Andere Kulturen


Ein kultiges Essen steht vor der Tür. Die Einladung kam,
wie so oft, überraschend. Es gibt caracoles(Weinbergschnecken) Ich mag sie ganz gern- Angelika nicht. Sie und der Hund erhalten in solchen Fällen immer ein leckeres Spezialmenue.
Wie viele Schnecken mussten dafür präpariert werden?
Gereinigt und gereinigt und nochmals gereinigt und letztlich lecker mit Schinkenstreifen gefüllt und in pikanter Salsa gekocht. Wie gesagt, das Essen ist Kult und es werden wieder 16-18 Leute am Tisch sitzen.
Und die Tischgespräche sind allemal spannender als die caracoles.


unerwarteter Besuch



Es war genau 14:00 Uhr.
Wie er ins Haus kam, konnte ich mir nicht erklären.
Wir waren überhaupt nicht auf Besuch eingestellt. Meine Frau machte einen Urlaubstag am Meer, mein Hund war mit seinem Fressnapf beschäftigt, in der Küche stand der Abwasch vom Frühstück und vom Mittag. Ich konzentrierte mich auf den Bildschirm. Gerade war die Postfrau an der Tür und reichte mir ein kleines Päckchen über den Zaun, das ich freudestrahlend entgegennahm.
Danach ärgerte ich mich umsomehr: es war zwar für mich aber nur zur Weiterleitung an eine Bekannte bestimmt.
Dieses Wirrwarr nutzte der Besucher aus und setzte sich ins Wohnzimmer.Ich wollte gerade nachsehen, um wen es sich handelt, da war er schon in der Küche.
Nun musste ich zusehen, wie ich ihn wieder durch die offene Tür nach draußen bekam. Es war ein kleiner frecher Spatz, der heilfroh war, dass ich den Perlenvorhang an der Tür kurz beiseite hob.


Klatsch aus der Feriensiedlung



Wer jemals längere Zeit in einer Feriensiedlung wohnte, weiß wovon ich schreibe:
Diese hier liegt im Süden von Spanien und in den Ferienhäusern leben Leute aus knapp 20 verschiedenen
Nationen.
Anfangs, vor 13 Jahren kamen die Bewohner überwiegend aus Spanien und aus Deutschland.
Um es vorweg zu nehmen: Subjekt und Objekt von Klatsch und Tratsch ist völlig unabhängig von der jeweiligen Muttersprache.
Deutsche , Engländer, Spanier, Südamerikaner und Skandinavier unterscheiden sich da nur in Nuancen.

Besonders gut läßt sich dieses Geschehen von einem Deutschen natürlich bei seinen Landsleuten beobachten.

Ich werde, wenn mich keiner aufhält, einiges von diesem Klatsch für Interessierte veröffentlichen.
Natürlich nicht bierernst sondern immer mit dem nötigen Augenzwinkern.


Alles begann für mich mit Hannelore .
Sie reiste an, machte nach ca. 30 Minuten ihren
obligatorischen Antrittsbesuch bei Charlotte (meiner Mutter) zeigte ungeniert Neugier und Interesse
und ich fragte mich damals schon: " wer lebt hier eigentlich das ganze Jahr - sie oder wir ?"
Also sie war aktuell immer besser informiert als wir.
Eventuell, weil sie die ersten 30 Minuten schon anderswo Infos gesammelt hatte bzw. weil sie sich telefonisch diesen Vorlauf schaffte.
Mittlerweile hat Hannelore vor 6 Jahren ihr Haus gegen Geld aus englischer Hand eingetauscht.
Aber sie ist immer noch präsent.
Nun mietet sie, clever wie sie ist, 15 km von hier so oft sie mag, ein Feriendomizil und ist, wenn ich sie ungeplant auf einem der beliebten Wochenmärkte treffe, fast so gut informiert wie ehedem.


Küsschen für die Tante (besito a la titi)


Es handelt sich um Willi, der küssen soll.
Eigentlich soll er seine Nachbarin mehrmals täglich und immer auf den Mund küssen.
Obwohl wir ihn lieben - finden wir so etwas eklig.

Wenn sie mit ihrem Sohn telefoniert , am anderen Ende von Spanien, bestellt sie immer auch Grüße von seinem Primo (Cousin).

Wenn sie Schinken kauft, kann man sicher sein, daß die knappe Hälfte davon an Willi verfüttert wird. Er hat danach zwar immer mörderischen Durst - aber tollen Schinken in seinem Hundebauch.

Ach ja Willi, Willi ist ein Westhighlandterrier - eigentlich
kein Hund - sondern unser bester Freund.


Nun ist Willi in die Jahre gekommen und hört schlecht.
Eigentlich hört er gar nichts mehr.

Aber Küsse verlangt sie von ihm immer noch.
Wenn auch mit verständnisvoller Einschränkung, daß er
muy sordo ( sehr taub) sei - aber nicht tonto (dumm).
Und sofort erzählt sie jedem aber auch jedem, was das
für ein toller Hund ist. Wie er alle ihre Besucher und Verwandten differenziert beurteilt - er ist eben nicht tonto.
Der Mann der titi ( tio Julio) führt seit mehr als einem
Jahrzehnt bei jeder Gartenparty ein Zirkuskunststück
mit Willi vor: Er läßt sich ein kleines Schinkenstück von
Willi behutsam aus seinem Mund nehmen.
Das geschieht natürlich ohne Biß in seine Lippen.
Deshalb ist es auch ein Kunststück.

Kürzlich gab es einen ernsten Anlaß. Für Julio
mußte ein Krankenwagen gerufen werden.
Der tio war in der ambulacia verstaut, der Arzt und
der Rettungssanitäter waren auch auf ihren Plätzen.
Die Nachbarn palaberten auf der Straße.
Da stieg die tia nochmals aus dem Krankenwagen aus,
ging zu Willi und sagte: "besito a la titi"

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Tag der Veröffentlichung: 06.03.2009

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