Kapitel 5 Ohne Gewissen
13 September 2005
Es war weit nach vier Uhr, als Souie sich ins Bett fallen ließ und den Kopf ins Kissen grub. Erst Selly ,dann wieder so eine dämliche Vision und zum Schluss noch Daniel .Was für ein mieser ,mieser, mieser Tag. Ihre Augen schielten zum Nachttisch hin, wo die vergilbten Seiten Papier lagen .Das tue ich mir nicht Heute auch noch an oder? Sie vergrub wieder den Kopf in den Kissen. Wenige Minuten später jedoch saß die Journalistin
aufrecht im Bett.....
Der Wert des Menschen von Dr. Agil Hammond.
Schon seit Generationen stellt sich für viele die Frage, was ist ein Menschen Leben überhaupt wert? Kann man den Tod eines Menschen durch das Überleben Vieler rechtfertigen? Wenn ein Mensch für die Gesellschaft keinen Wert hat, ist er dann eher abdingbar als Jemand, der Großes geleistet hat? Kurz um die alte Frage von Moral und Ethik. Ich habe lange über diesen Punkt nachgedacht bevor, ich mich bereit erklärte an einem außergewöhnlichen Forschungsprojekt mitzuarbeiten.Einige mögen das nun folgend Beschriebene als krank bewerten, es mit den Taten der Nazis vergleichen. Denen kann ich nur sagen, ich und meine Kollegen hatten und haben immer nur das Wohl der Menschen im Kopf .Das Wohlergehen der Mehrheit ist der des Individuums unterzuordnen!!! Ja wohl so ist es und so wird es auch immer bleiben!!!So schwer Sie mich auch für das nun Folgende verurteilen werden, denken Sie daran, auch ihre Familie hat vielleicht von den Forschungen profitiert. Wir haben Leben gerettet und Leben genommen .So war es und so wird es auch bleiben. Ich habe viele Patienten in den letzten Jahren behandelt, viele von ihnen waren eine Randerscheinung ohne jeden Wert.Durch die Forschungen jedoch halfen sie vielen Menschen.
Ob nun Psychopharmaka Test oder Krebstherapien, das Spektrum der Versuchsreihe konnte man als breit aufgestellt bezeichnen. Ich betone noch einmal, dass sich alle meine Patienten,die bei der geheimen Versuchsreihe starben, am Ende meine Anerkennung verdient haben. Ich möchte Ihnen etwas darüber erzählen, einige meiner Patienten der letzten achtzehn Jahre vorstellen .Sie sind alle gestorben, für einen höheren Zweck.....
Dr.Agil Hammond
4.4.1991 Douglas Verney 16.6 .1933 -12.5.1977 +
Patient auf der Station zur künstlichen Erzeugung von Schizophrenie und anderer geistiger Auffälligkeiten.
Um Douglas Verney herum herrschte völlige Dunkelheit ,als er an diesem Mittag die Augen aufschlug .Zuerst war ihm nicht klar wo er sich befand, sein Kopf ging hektisch hin und her .Kurz geblinzelt und doch es blieb dunkel.Vollkommene Stille herrschte . Wirkte dies irritierend? Normalerweise war der Kerl es gewöhnt, Lärm um sich herum zu hören. Sein zu Hause, eine U-Bahnstation, konnte man ja bei besten Willen nicht als ruhigen Ort bezeichnen. Manchmal weckte ihn Morgens das Geräusch von Passagieren auf dem Weg zur Arbeit, oder die Security, wenn sie denn gerade mal Lust verspürte. Aber, diesmal schien es anders. Vielleicht war es nicht mal die Stille, welche Doug Angst machte, sondern die Tatsache, dass er sich, was wohl in diesem Winter sehr selten passierte, in einer warmen und trockenen Umgebung befand.Dieser Umstand schien ihn außerordentlich zu verwirren. Er tastete seinen Körper ab, wobei seine Finger nervös über die Stirn glitten.Douglas hob die Stimme und rief, „Hallo,hallo, bin ich im Krankenhaus? Hallo"? Langsam erhob sich der Patient vom Boden, was in der Dunkelheit gar nicht so einfach schien.Sein Gesicht normalerweise rot vom Alkohol,kreidebleich und das, obwohl wir ihm immer noch eine ganz ordentliche Menge eingeflößt hatten. Ein nötiger Schritt, andernfalls wäre der Säufer wahrscheinlich Amok gelaufen....“Hallo "schrie er jetzt noch ein wenig lauter in die Dunkelheit hinein." Was ist das hier“? Man konnte geradezu sehen, wie sich ein in den letzten Jahren selten gewordener Gesichtsausdruck bei Douglas breit machte. Offensichtlich dachte er nach!!
"Bin ich tot?Bin ich tot?" hallte es einmal durch die Dunkelheit.Wie zu erwarten, machte sich leichte Panik breit. Die Hände vor sich ausgestreckt, torkelte der Mann voran, blieb stehen, rannte wieder los, stürzte. Wütend rappelte er sich auf. Der an Erde erinnernde Bodenbelag hatte den Sturz abgefedert. War er verletzt? Nein, das Wanken durch den Raum ging weiter, der Säufer rief immer wieder absurde Dinge.Doch Niemand antwortete. Die Minuten vergingen.Dann drang etwas an sein Ohr, erst ganz leise wie ein Zischen, dann lauter und lauter, es war eine Stimme. Sie kam näher. Douglas drehte sich in der Dunkelheit im Kreis umher.Er kannte diese Stimme.“Larry"?Doch dann eben noch laut, wurde sie wieder zu einem Flüstern, kaum zu verstehen.Plötzlich war noch eine zweite Stimme,das Klackern von Absätzen auf dem Boden "Jennifer bist du es“? schrie er .Sie waren da und doch irgendwie nicht.Der Patient rieb sich mit der Hand durchs Gesicht und begann fast im selben Moment auf die Stimmen zuzurennen, die immer noch unverständliche Sätze riefen. Stille, Douglas blieb stehen "Jenny“, schrie er," was ist das? sag es mir, was soll das? Wo bist Du Larry"? Aber so sehr er auch rannte und bettelte, die Stimmen blieben verschwunden .
Douglas ging die Straße entlang .Das Geräusch seiner abgelaufenen Schuhe hallte auf dem Asphalt wieder .Er trug eine ausgefranste Hose, sowie einen alten blauen Pullover .Sein Gesicht wirkte müde und eingefallen .Das kurze, graue Haar war fettig und schmierig. Alles in allem merkte man ihm, wie ich Damals zufrieden feststellte, auf den ersten Blick nichts an . Nur wenn man genauer hinsah, fiel auf, wie groß seine Nervosität war.Immer wieder drehte er den Kopf nach hinten und schaute sich um .Die Straße erschien an diesem Abend menschenverlassen .
Nur wenige Personen trauten sich um diese Zeit noch in Berriville, inzwischen auf dem Weg eines der typisch amerikanischen Ghettos zu werden, auf die Straße. Aber die gab es ja in Dallas nicht!!!Irgendwo schrie eine Frau,Douglas fuhr zusammen,ließ sich in Panik auf den Boden fallen und kratzte mit den Händen solange herum, bis seine Finger rot waren.Erst als das Blut wirklich in Strömen herunterlief,hielt er inne und blickte entsetzt auf seine Hände,als wäre ihm gerade klar geworden, was er da tat.Ein schmerzerfüllter Schrei hallte durch die Straße .Die wenigen Leute auf der Straße blieben stehen und musterten ihn nun.Ein südländisch aussehender Mann rief etwas. Ich konnte es nicht genau verstehen ,da das Mikro ,welches Douglas in seinem Hemd trug,in diesem Moment fürchterlich knisterte .Ich drehte mich zu Damien, meinem Begleiter um , der ebenfalls mit mir die Straße entlang ging ."Was meinst Du "? fragte ich. Dieser zuckte mit den Schultern, „nichts außergewöhnliches,wobei ich nicht verstehe, wie er darauf kommt, auf dem Boden herumzukratzen,als ob er ein Tier wäre“.Ich nickte und machte mir ein paar Notizen auf einem kleinen Block.Meine Augen fixierten Douglas aus der Entfernung.Die Verhaltensmuster aus dem Labor traten nun auch hier deutlich zu Tage. Immer wieder drehte er sich im Kreis, fing dann an zu rennen um dann wieder abrupt stehen zu bleiben.“Die sind hier Irgendwo "! Immer wieder derselbe Satz, den er vor sich hin murmelte."Denkst Du, er meint uns damit "? fragte Damien.Er schien Mitleid zu haben, zumindest wenn man seiner Stimme Glauben schenken sollte.“Ach Unsinn "erwiderte ich, während wir auf der immer dunkler werdenden Straße Douglas Schritten folgten."Wie denn bitte? Wo er doch die letzten drei Wochen in einem stockfinsteren Raum verbracht hat"."Das stimmt " gestand Damien ein. "Eben, völliger Schwachsinn“. Wir gingen schweigend weiter. Die künstliche Erzeugung geistig labiler Zustände gehörte ebenso, wie die Beobachtung des weiteren Verlaufs, zu den Hauptaufgaben der Pyschoabteilung. Mr. Douglas Verney hatte sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, uns ein paar praktische Erfahrungen in der normalen Welt zu beschaffen.Nichts besonderes, nur beobachten und lernen.Douglas bog von der Hauptstraße in eine Seitengasse ab.Damien, der Chef der Forschungsabteilung und ich blieben stehen. "Sollen wir ihm wirklich folgen" fragte mein Partner erneut mit etwas mulmiger Stimme. Meine Fresse, dachte ich Damals, geh zurück an den Schreibtisch. Eine der Besonderheiten in der Forschungsanlage war, dass auch leitende Angestellte mit nach Draußen gingen.Auch bei den Arbeiten in der Anlage verrichteten sie mehr Praktisches .Ich zuckte freundlicherweise nur mit den Schultern, „Glaub nicht, dass es gut kommen würde, ihn zu verlieren". Meine Gedanken gingen zu Dr.Jones, der Chefin. Wir zogen beide unsere Waffen und traten in den dunklen Durchgang hinein, immer den raschelnden Atemgeräuschen des Säufers folgend. "Ich meine, ich habe in einem der Berichte über Ihn gelesen“, fing Damien an,„dass hier eine Art Schlafplatz in der Nähe ist“.Ich nickte ,"Ja, wenn man das so nennen kann" .Von irgendwoher waren jetzt Stimmen zu hören, die mit jedem Schritt den wir taten, lauter wurden. Sie kamen mir bekannt vor. Bingo, schoss es mir durch den Kopf. Ich gab Damien ein Zeichen mit der Hand.Natürlich hatten wir Douglas nicht einfach so mit Stimmen gequält, sondern wir benutzten die Stimmen von Leuten aus seinem Umfeld .Das erschien uns in Anbetracht seiner Reaktion, falls er nach seiner Freilassung diesen Leuten begegnen würde, doch deutlich interessanter. Die Stimme von Larry, seines Zeichens ebenfalls obdachlos, drang an unsere Ohren. Unverkennbar schwang Panik in ihr. Wir traten bis zum Ende des Durchgangs und schielten vorsichtig um die Ecke. In einem heruntergekommenen Hinterhof standen mehrere Bretterverschläge. Ich konnte mindestens zwölf Obdachlose erkennen, die entweder auf dem Boden des Hofs lagen oder halt in den Verschlägen selbst. Es roch stark nach Alkohol. Etwa in der Mitte des Hofes standen das Versuchsopfer und ein Kerl mit langen, roten Haaren. Der Typ hatte eine Menge Übergewicht und trug ein gelbes Regencape. "Was soll der Quatsch? Wo soll ich gewesen sein? Du hast ja einen am Apel was"!! schrie er." Ey, Ruhe "rief eine andere Stimme,"ich will schlafen“!“Du warst da, ich weiß es "!Verney Gesicht war rot vor Zorn. Neben mir machte sich Damien eifrig Notizen. Die beiden Säufer betrachteten sich gegenseitig mit einer Mischung aus Wut und Misstrauen." Ich hab Deine Stimme gehört" kreischte Douglas mit weit aufgerissenen Augen. "Ich weiß es, Du hast geredet ,die Lichter und"..., sein Atem stockte. " Du brauchst ‘nen Psychiater "murmelte Larry und schüttelte entsetzt den Kopf .Die Versuchsperson jetzt außer sich vor Wut schrie "Lügner ,sag die Wahrheit " und stürzte sich schreiend auf Larry .Tja wir hätten sicher noch viel mehr von unserem Freund lernen können, wenn Larry nicht dessen Hände an der Kehle, prustend und würgend ein Messer gezogen hätte .In Sekundenschnelle hatte der Boden um die Beiden herum einen dunkelroten Ton angenommen ."Komm wir verschwinden" zischte ich, während Damien auf die immer größer werdende Blutlache am Boden starrte.
Jessica Bellrose 3.3.1940 - 28.12.1979
Organforschung
Von den vielen Jahren meiner Arbeit erinnere ich mich auch noch gut an den November des Jahres Neunundsiebizig.Zu diesem Zeitpunkt wurde bei uns eine große Organ Versuchsreihe gestartet. Die Damals schon seit vielen Jahren gängige Praxis der Organtransplantationen stellte für mich persönlich kein großes Forschungspotenzial mehr da , einfach weil ich der Meinung war, dieser Prozess würde auch ohne große Forschungen in diesem Bereich,allein durch die Erfahrung ,welche die Ärzte sammelten , Fortschritte machen.Anders sah es natürlich bei den Medikamenten aus ,die wie es allgemein heißt ,eine Abstoßung der Organe nach einer OP verhindern sollten. Das Knifflige daran ist, dass das Organ, welches dem Patienten eingepflanzt wird, einen Fremdkörper darstellt und dieser Fremdkörper verursacht eine Immunreaktion .Wie also halte ich dauerhaft das Immunsystem in Schach, ohne es zu schwächen und verhindere gleichzeitig eine Abstoßung. Genau da liegt das Problem.Bei vielen unserer Patienten führten diese Medis sehr schnell zum Tod. Von der ganzen Organreihe,die immerhin über vier Jahre ging, haben wir von ungefähr sechzig Patienten an die vierzig frühzeitig verloren.
In der Reihe des November Neunundsiebzig hatten wir sechs Patienten,deren Nieren im ersten Schritt funktionsunfähig gemacht wurden und die nach einer möglicherweise erfolgreichen OP die Medis austesteten .Ein großes Problem war, dass Patienten Draußen in der Außenwelt ,die vielleicht schon ein Jahr auf eine Niere warteten, sich als viel anfälliger für Krankheiten entpuppten, als unsere Versuchs Patienten,die sofort ein neues Herz oder eine Niere bekamen. Deshalb weiteten wir im Laufe der Zeit die Reihe aus und ließen z.B. die Nieren Patienten erstmal 4-6 Wochen durch die Dialyse laufen.Immer wieder wurden während der Reihe ,aus welchen Gründen auch immer, einige meiner Kollegen von Schuldgefühlen gepackt so wie Dr. Beck...
"Also" murmelte Dr.Jones zufrieden und trat in mein Büro."Die Nieren Patienten" und sie knallte mir einen Stapel Papiere auf den Schreibtisch Naja was man so Büro nannte.Irgendwo musste man ja bei den Kosten der Anlage sparen.Die Ärztin lächelte"also, die Nieren Funktionen der drei Testpersonen Liegen jetzt noch bei knapp dreißig Prozent .Wie ich der Patientin bedauerlicherweise mitteilen musste, haben ihre Nieren versagt. Uns bleibt Jetzt nichts anderes übrig, als mit der Dialyse zu beginnen".Ihre Stimme klang dabei, als hätte sie gerade in einer TV Show ein lustigen Witz gerissen.Ich schüttelte den Kopf.“Muss diese Show sein"? Die Frau sah mich überrascht an.“Agil, bist du nicht immer der Erste, der betont wie scheiß egal Dir die Testpersonen sind"?.Dr.Jones war die Leiterin der Versuchsreihe,Anfang vierzig ,kurze ,braune Haare, eine Top-Figur. Wahrscheinlich wäre sie Model geworden ,wenn sie nicht Hier gelandet wäre. Ein Witz ,der in der Anlage herumgeisterte ,auch wenn ich ihn gar nicht für so unwahrscheinlich hielt .Meine Mundwinkel verzogen sich," ich hab keinen Spaß am Töten , es scheint mir nur im Sinne der Medizin und der Menschen eine Notwendigkeit zu bestehen“. Wie wahr dachte ich, Spaß war etwas Anderes.“Was auch immer " kicherte .Jones und legte mir die Hand auf die Schulter. "Dialyse und die Medis, kümmere dich bitte darum jahh "?Ich nickte ihr zu.Zu dem Zeitpunkt hatten wir sechs Organ Testpersonen .Sie waren wie alle Patienten in kleinen, krankenhausähnlichen Zimmern untergebracht .Nachdem die Versuchspersonen in die Anlage gekommen waren , lief der Prozess bei den meisten Patienten gleich ab.Ihnen wurde erklärt,daß sie unter einer bestimmten Erkrankung litten und deshalb aufgrund ihren Zustandes in diese Spezialklinik eingeliefert wurden. Die Infektion mit dem Erreger oder auch die Schädigung der Organe erfolgten ungefähr eine Woche nach der Einlieferung der Patienten .Bei drei von sechs Organpatienten ,hatten wir wie schon angedeutet ,die Nierenfunktion ausgesetzt. Ich betrat das erste Patienten Zimmer .In dem schlichten Krankenhausbett lag eine Frau.Laut meinen Notizen, hieß sie Jessica Phillips und war vierunddreißig Jahre alt. Ich hätte sie auf mindestens vierzig geschätzt.Sie hatte dunkelbraune Haare und ein typisches Alkoholiker Gesicht. Auf dem Papier deutlich jünger als Dr.Jones , vom körperlichen Zustand her allerdings ....Ihr Gesicht war kreidebleich ,das Haar wirkte stumpf und abgenutzt. Sie lächelte mir zu."Mein Name ist
Dr. Hammond " sagte ich und betrachtete die Werte auf den Notizen.“Wie erwartet", murmelte ich mehr zu mir selbst, als zu der Frau, „sehr schlechte Leberwerte“." Ich trink aber nicht mehr" kam es prompt von Miss Phillips, die mich mit festem Blick anstarrte.“Früher ja , Heute nein“. Ich blickte überrascht auf und schüttelte den Kopf."Nein, nein ist schon gut, ich hab" ... "nur laut gedacht "beendete die Frau den Satz für mich. Ich sah sie einen Moment nachdenklich an, dann ein kurzes Nicken."Ich bin ja froh, dass sie mir helfen "murmelte Jessica ein wenig schuldbewusst“, als ehemalige Alkoholikerin ist es schwer überhaupt Hilfe zu finden ,da verzicht ich gern auf die paar Wochen Sonnenlicht". Sie deutete auf die Neonröhren an der Decke und lachte."Schön, dass sie ihren Mut nicht verloren haben" antwortete ich und versuchte es auch mit einem Lächeln. Ich hasste und hasse solche Menschen, die für Ihre Unzulänglichkeiten auch noch Hilfe von der Gesellschaft erwarten."Ähhhm Doctor ",sprach die Patientin und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, „wissen Sie, ich habe eine Tochter und ähmmm".....“ Eine Tochter"? fiel ich ihr missmutig ins Wort und durchforstete hastig meine Unterlagen .Familiärer Bezug keiner. Vielleicht eine Nebenwirkung jahrelangen Alkoholkonsums, ging es mir durch den Kopf. ."Also, wie alt ist denn das Mädchen "? und ich bemühte mich,dabei freundlich zu klingen .Jessica strahlte übers ganze Gesicht, ihre bleiche Haut wirkte in diesem Moment nicht mehr blass, sondern schien geradezu die Farbe zu wechseln."Sie macht gerade ihren High School Abschluss, ist so begabt, geriet die Patientin ins Schwärmen.“Ihr Name ist Marie, wir haben uns wiedergefunden. Ich hatte die Kleine nach der Geburt weggegeben, weil ich überfordert war und"......Jessica brach ab,“aber das interessiert Sie bestimmt nicht, „das Lächeln verblasste."Nein, nein erzählen Sie ruhig„ und ich nickte ihr aufmunternd zu. "Es ist doch schön, hin und wieder mit seinen Patienten ein Pläuschchen zu halten“. Wieder strahlte die Frau."Also, sie hat mich gefunden und angeboten, ich könnte zu ihren Adoptiveltern ziehen, aber ich hab abgelehnt, das hätte nur Ärger gegeben .Glauben Sie, das wird noch was„? Ein nachdenklicher Blick ."Natürlich „log ich. "Wir sind führend auf dem Gebiet der transplantationen". Ich legte ihr fürsorglich meinen Arm auf die Schulter.“Bald beginnt ein neues Leben, auch für Marie“. Tränen standen in Jessicas Augen."Danke „.“Keine Ursache"erwiderte ich. Nun nennen sie mich ruhig Menschenhasser , aber es war schon ein komisches Gefühl , in diese Augen zu schauen .Nicht weil es mich groß störte ,daß die Frau ihre Tochter nie wiedersehen würde ,sondern daß ich ihr nicht die Wahrheit sagen durfte. Seltsamerweise kam mir für einen Moment tatsächlich der Impuls, dies zu tun. Doch schon im nächsten Moment hatte ich mich umgedreht und den Raum verlassen.
Das Problem an ungetesteten Medis sind natürlich die Folgewirkungen . Auch bei Jessica lief es nicht gut....Ich starrte durch die Glasscheibe in ihr schweißnasses Gesicht. Zwei Monate waren inzwischen vergangen."Die Medis sind ein Desaster "murmelte mir Dr.Beck zu.“Massive Überproduktion von Tyroxin, fragen sie nicht warum, Hammond"."Tyroxin ... wenn es nur das ist" murmelte ich und blickte den Arzt fragend an.Dieser schüttelte den Kopf". "Da sind noch einige andere Dinge“. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich beim Anblick von Jessicas schmerzverzerrtem Gesicht.“Ähmmm, ist es so schlimm"?Fragte ich. Dr.Beck sah mich überrascht an. "Als Sie bei Ihr waren, haben Sie es nicht gehört"?"Was hören"? fragte ich verwundert.“Das Pochen, „ er seufzte."Ihr Herz, wie ein Hammer, boom boom boom .Das bleibt im Kopf hängen wie ein Ohrwurm"."Immerhin lebt sie noch“, antwortete ich gleichgültig."Jahh und bald können wir Ihr ein Spenderherz einpflanzen," kam die zynische Antwort.“Ach", ich verdrehte die Augen „das ist eine Pennerin ".Beck zuckte mit den Achseln , "ich weiß, wenn man an so einem Projekt arbeitet mag es unangebracht erscheinen "fing er an, „ aber haben Sie das mit ihrer Tochter gehört“?“Die Beiden hatten sich gerade erst gefunden und nun"... einen Moment herrschte Schweigen."Für mich sind das immer noch Menschen“. Ich schüttelte den Kopf.„ Sie haben einen sitzen“. Er sah mich gedankenverloren an und ging in Richtung der Zimmertür."Vielleicht stimmt das sogar" und der Arzt zog etwas aus seiner Tasche. Ich kniff die Augen zusammen, Tabletten."Was haben sie vor „? Ich blickte argwöhnisch auf die Pillen in seiner Hand.“Schmerzmittel" murmelte Beck.“Was bitte“? Ich schüttelte Kopf."Auf keinen Fall, verstanden "? .Der Kerl ging mir auf die Nerven, ausgesprochen auf die Nerven."Wollen Sie nicht wenigstens"...ich unterbrach ihn. "Wir sind hier nicht beim Forum humanum ,wenn Sie nicht damit klarkommen dann"......Beck schüttelte hastig den Kopf."Nein,ist schon gut“. Er warf einen letzten Blick in Jessicas Zimmer und verschwand durch eine andere Tür im Korridor.Ich schaute ihm misstrauisch nach...... Etwa zwei Wochen später starb Jessica,als letzte der drei Nieren Patienten. Bis zum Schluss gekämpft,doch am Ende konnte sie ihrem Schicksal nicht entkommen .Bei der anschließenden Obduktion allerdings, stellten wir einen äußerst unangenehmen Sachverhalt fest. Schmerzmittel im Blut .Mein Blick wanderte wütend über den Auswertungsbogen hinweg.Ich muss gestehen, wütend ist wohl noch etwas milde ausgedrückt, in mir brodelte es.Der abschließende Satz des Obduktionsberichtes, Zitat:Bei allen drei Toten wurden Mittel im Blut gefunden,deren Wirkung auf den Krankeitsverlauf ,sich nur in aufwendigen "Tests feststellen ließe".Heißt im Klartext. Alle Versuche sind für die Katz.Wir konnten nicht mit bestimmter Sicherheit sagen, welche Symptome durch die Schmerzmittel und welche aufgrund der Medis aufgetreten sind .Hatte der Todeszeitpunkt unserer Patienten etwas mit diesen zu tun? Hätten unsere Medikamente möglicherweise noch besser gewirkt? Heißt, uns fehlten wichtige Grundlagen um der Entwicklungsabteilung gesicherte Daten zu übermitteln und die Medikamente auf dieser Basis weiterzuentwickeln .Unfassbar !!!
Die Kerze auf meinem Schreibtisch war bereits zu 2/3 heruntergebrannt .Ich saß in meinem Büro, Stromausfall. Zu allem Überfluss hatte der Generator kurz zuvor seinen Geist aufgegeben. Zahllose Akten und Befunde lagen überall verstreut. Das Kerzenlicht warf dunkle Schatten auf die Szenerie. Ich erinnere mich an ein starkes Gefühl des Unwohlseins. Nach einer Weile gab ich das Schreiben auf und nahm eine Taschenlampe aus meinem Schrank .Gerade im Begriff das Büro zu verlassen, ging der Strom wieder an. Kurz durchgeatmet.Die Folgen eines noch längeren Ausfalls wären dramatisch gewesen. Organe, zeitnah kurz zuvor entnommen, die Arbeit ganzer Wochen verloren .Kurze Zeit später ging die Tür des Büros auf und Melina, meine Assistentin, trat ein. Sie blickte mich einen Moment an, dann sagte sie mit gequälter Stimme."Also, das wird dir Jetzt nicht gefallen, ähmmm Beck ist zwar gefeuert worden,aber sonst gibt es keine weiteren Konsequenzen für ihn.“Ich starrte wütend auf meinen Schreibtisch .Hatte ich denn hier überhaupt nichts zu melden? Eine der Führungskräfte der Anlage? Das war, denke ich einer der wenigen Tage, wo ich mit dem Gedanken spielte, aufzuhören!!!Was brachten Versuche, wenn irgendwelche Mitarbeiter sich von ihren Gefühlen leiten ließen und dann auch sozusagen als Ansporn für Andere ungeschoren davon kamen? Wenn ich mir so etwas geleistet hätte; die Konsequenzen wären bedeutend höher gewesen......
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2010
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