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Vorwort

Das ist kein Radreiseratgeber. Das ist ein persönlicher Erfahrungsbericht einer Radreise. Sie fand in zwei Etappen statt. Zuerst fuhr ich von Wien nach Venedig. Da verwendete ich noch ein normales Tourenrad. In der zweiten Etappe, die nach meinem Herzinfarkt stattfand, fuhr ich mit einem eBike. Manche Leute schauen abschätzig auf eBike-Fahrer. Ich kann nur sagen: ohne eBike könnte ich Bergetappen nicht fahren und in der Ebene fahre ich bei solch langen Strecken fast immer schneller als 25 Stundenkilometer und alles über diesem Tempo wird vom Motor nicht mehr unterstützt. Das eBike ist ein normales Fahrrad.

Dass ich in Rom eine Audienz beim Papst bekam war schon ein Höhepunkt der Reise, wenn nicht sogar ein Höhepunkt in meinem Leben. Ich traf einen sehr normalen und geerdeten Menschen, der sein Gegenüber auch als Mensch wahrnimmt. Dass ich überhaupt noch diesen Sport betreiben kann nenne ich ein Wunder und dafür dankte ich in Rom.

 

Johann Günther

Hinterbrühl, August 2018

Vorabend

 

Um 18 Uhr ging ich in die Kirche. Man hat versuchsweise eine Samstagabendmesse angesetzt. Das passte mir vor meiner Abfahrt nach Rom. So konnte ich mir noch einen Segen für die Fahrt holen. Wenige Menschen hatten das Angebot dieser Vorabendmesse angenommen. Ich zählte bei den Besuchern zwei Paare und eine Frau. Wir waren also sechs. Für die Messe selbst waren Pfarrer Elmar, assistiert von Maria der Mutter des Organisten, die Schwester von Martin, die sang und Elisabeth als Messnerin. Also gleich viele Personen für die Messgestaltung als Besucher. Ich saß zuerst auf meinem Stammplatz ganz hinten, übersiedelte aber dann nach vorne. Obwohl so wenige Leute waren, empfand ich es als sehr stimmig. Elmar machte es mit derselben Aufmerksamkeit, als wäre die Kirche voll besetzt gewesen. Am Ende ging ich in die Sakristei und bedankte mich für die schöne Messe, die mir den Segen für die Reise gab. Elisabeth fragte mich nach dem Papstempfang und ich musste sagen, dass ich eine Zusage vom Büro des Papstes bekommen hatte. Alle in der Sakristei waren erstaunt, überrascht und beeindruckt.

Wieder zu Hause buchte ich noch ein Hotel in Rom. Um 1/2 8 aßen wir ein Abendbrot und sahen die Abendnachrichten. Lorli musste noch zur Waschmaschine und ich sattelte das Fahrrad, das in der Garage abfahrbereit stand. Dann setzten wir uns zusammen. Wir führten ein sehr schönes Gespräch über unsere Vergangenheit und unsere Kinder. Man spürte, dass wir uns beide sehr gern haben und es lieben miteinander leben zu dürfen. Um 9 Uhr wollte ich ins Bett gehen um um 10 Uhr zu schlafen. Letztlich gingen wir um 1/2 10. Beide waren wir vor der Abreise nervös. Wird alles gut gehen?

 

 

 

Wien-Wr.Neustadt-Semmering-Bruck an der Mur

 178 km

 

Ich startete von meinem Heimatort, der Marktgemeinde Hinterbrühl. Sie liegt wenige Kilometer südlich von Wien im Wienerwald. Nach Wien fahre ich regelmäßig mit dem Fahrrad, weshalb ich meine Reise mit ruhigem Gewissen Wien – Rom nenne.

Heute habe ich die erste Etappe meiner Venedig-Radfahrt gemacht. Ich stand schon vor 7 Uhr auf. Ich habe nur mehr leicht geschlafen. Auch Lorli war - wie sie mir beim Aufstehen gestand - schon lange wach. Sie fährt zwar nicht, macht sich aber anscheinend auch Sorgen um mich. Wahrscheinlich mehr als ich. Ich sehe mein Leben nüchtern. Ich habe schon viel erlebt und wann ich sterben muss bestimme nicht ich. Es ist eine sichere Sache. Jeder und Jede muss sich einmal vom Leben verabschieden. Ob man immer im sicheren Bett bleibt oder in die Welt hinaus geht.

Wir umarmten uns noch fest und ich ging ins Bad. Die restlichen Dinge wurden eingepackt. Für Lorli holte ich noch die Zeitungen. Nach dem gemeinsamen Frühstück radelte ich los. Nach einigen hundert Metern die erste kleine Panne. Die Fototasche lockerte sich. Ich musste sie anders und neu montieren.

Zuerst ging es durch die Stadt Mödling, wo der Berufsverkehr voll im Gang war. Mit dem Fahrrad kam ich aber zwischen den stauenden Autos ganz gut durch.

Es war ein sonniger Tag. Entlang des Wiener Neustädter Kanals war es teilweise schattig. Das tat ganz gut. Ich fuhr zuerst an Weingärten vorbei. Der Kanal hat viele Kleinkraftwerke, die jetzt wieder reaktiviert werden. An mehreren Kraftwerken sah ich Montagetrupps, die neue Maschinen einbauten und auch die kleinen Häuschen renovierten. So wird alte Technologie wieder neu verwendet.

Die Landschaft war sehr schön. Die Luft war frisch und rein. Ich radelte Richtung Süden.

In Kottingbrunn führte der Weg durch einen Park mit mehreren Teichen.

Vor Wiener Neustadt wurde die Landschaft baumlos und flach. Ich fuhr in die Ebene hinein. Die Sonne konnte mir jetzt auch an und erst jetzt merkte ich, dass ich meine Kappe zu Hause vergessen hatte.

Der Weg führte an einem Schießplatz des Bundesheeres vorbei. Es wurde gerade geschossen. Ich musste den Kopf nicht einziehen. Ich ging davon aus, dass dementsprechende Sicherheitseinrichtungen gegeben waren.

Dann der Wiener Neustädter Flughafen. Hier gibt es eine kleine Flugzeugfabrik. Sie bauen Sportflugzeuge mit einem oder zwei Motoren. Mehrere Dutzend weißer neuer Flieger standen vor den Produktionshallen.

Schon von weitem sah man die Stadt und den herausragenden Dom. Obwohl Wiener Neustadt eine sozialistische Stadt ist, hat man das Katholische und die Kirche als Zentrum gewahrt. Kein Lagerhaussilo überragt den Dom. Ich fuhr in die Stadt hinein. Direkt im Zentrum und direkt gegenüber vom Dom kehrte ich in einem Kaffeehaus ein. Ich bestellte mir Kaffee, eine Torte und Apfelsaft. Ich hatte einen ½ Liter geordert, man brachte mir aber einen Viertelliter. Das war natürlich zu wenig. Immerhin war ich schon zwei Stunden geradelt. Aber trotzdem beachtlich, dass man so schnell in Wiener Neustadt ist. Es waren genau 40 Kilometer von zu Hause.

Ich fotografierte den Dom. Er ist ein schöner gotischer Bau.

Wiener Neustadt ist eine Provinzstadt. Es gibt zwar alle bekannten Geschäfte diese sind aber generell kleiner als in Wien.

Entlang der Bundesstraße 17 verließ ich die Stadt. Neben der Straße gab es einen Fahrradweg, der aber nach einigen Kilometern weg war und ich musste auf der Straße fahren. Nun, viele Autos fahren hier nicht mehr. Alle haben es heute eilig und verwenden die Autobahn. Die Neunkirchner Allee – so heißt die Straße zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen – war lange die längste gerade Straße Österreichs. Vor dem Bau der Autobahnen auch eine der wenigen vierspurigen Straßen des Landes. Hier konnten Fahrer die Höchstgeschwindigkeit ihres Autos ausprobieren. Hier passiert in meiner Kindheit auch der spektakuläre Unfall mit einem Motorradfahrer. Ein Lastauto hatte Bleche geladen. Eines fiel vom Auto und schnitt einem nachkommenden Motorradfahrer den Kopf ab. Dieser überholte auf seiner Maschine – obwohl er keinen Kopf mehr hatte – den LKW.

In Gloggnitz nahm ich die Umfahrungsstraße. Ein Plan bei der Stadteinfahrt zeigte, dass dies die kürzere Strecke war. Ich sparte damit mehrere Kilometer. Praktisch brauchte ich aber länger, weil die Umfahrungsstraße einen Berg hinaufführte und ich nur langsam und kräfteraubend vorwärtskam. Wäre ich durch die Stadt gefahren, so wäre das schöner und leichter gewesen.

Nach dem Ort traf ich wieder auf die Nebenstraße und hier begann dann ein schöner Radweg. Ich kannte ihn schon, weil ich im Vorjahr von Gloggnitz aus auf den Semmering gefahren bin.

In Schottwien kam die Sonne immer stärker heraus und es wurde sehr heiß. Ich kaufte in einem kleinen Geschäft ein: Milchshake, Coca Cola und Äpfel. Jetzt hatte ich das steilste Stück vor mir. Ich hatte es von der letzten Fahrt noch in schlechter Erinnerung. Diesmal ging es mir aber ganz gut. Nur einmal blieb ich stehen und legte mich auf die Bank einer Busstation um auszuruhen und etwas zu trinken.

Mein neues Rad ist doch viel besser als das alte.

In Maria Schutz blieb ich stehen und ging in die Kirche um zu beten. Ich bete in letzter Zeit sehr viel, Wie lange werde ich noch leben? Viele Jahre bleiben nicht mehr. Ich will eine schöne Zeit mit meiner Familie haben. Dafür bete ich, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt.

Gegenüber sah man den Schneeberg. Oder war es die Rax? Unten im Tal verlief die Autobahn. Eine hohe Brücke spannte sich über das Dorf Schottwien. Die Häuser sahen wie Modelle aus.

Ich musste unter der Autobahn durch und in Serpentinen die Straße hinauf zum Semmering-Pass. Beim Ortseingang eine Tafel, die ankündigt, dass heuer im Winter das zehnte Mal ein Schi-Weltcuprennen stattfinden wird.

Bei einer Bank behob ich Geld und in einem Gasthaus am Pass kehrte ich ein. Ich bestellte – ohne in die Speisekarte zu schauen – Spagetti und dazu einen großen Apfelsaft.

Nach dem Essen kaufte ich im gegenüber liegenden Lebensmittelgeschäft ein. Da ich kein Dessert gegessen hatte leistete ich mir eine gute Lindt-Schokolade. Dazu eine große Flasche Mineralwasser, um meinen Flüssigkeitsbedarf ständig nachfüllen zu können.

Die Berge waren grün. Die Schipisten Almflächen.

Eine junge Frau mit viel Gepäck bat ich ein Foto von mir zu machen. Wenn man alleine fährt, kann man sich nur selten fotografieren.

Nun ging es bergab. Leider kam der Wind nach dem Pass genau aus dem Süden und blies mir entgegen. So war ich gar nicht so schnell, als ich gedacht hatte. Ich verlor dazwischen meinen Rucksack und musste zurück um ihn aufzuheben. Die Passstraße hinunter gab es keinen Radweg. Dabei brachte mich ein Holztransporter in eine miese Lage. Er überholte mich. Plötzlich hatte er Gegenverkehr und fuhr an den Rand. Sein Anhänger zwang mich in den Straßengraben. Im nächsten Ort stand er an einer Tankstelle und ich fotografierte das Auto und die Nummerntafel. Theoretisch könnte ich eine Anzeige gegen ihn machen. Aber dann zu Hause wollte ich davon Nichts mehr wissen.

In Spital am Semmering kamen Erinnerungen an den Winter und das Schifahren auf.

Ab Mürzzuschlag war die Fahrsituation dann wieder besser und Radfahrer wurden auf Nebenstraßen oder Radwege umgeleitet.

In Mürzzuschlag erinnerte ich mich auch an meinen winterlichen Spitalsaufenthalt, bei dem ich einen Gips bekam. Erst seit wenigen Wochen ist der Schmerz im Wadenbein weg.

Ich kam durch Orte wie Krieglach, wo man sich an den Volksdichter Peter Rosegger erinnert und Kindberg durch. Hier stand sogar ein großes Bronzedenkmal des Dichters.

Der Weg führte jetzt mehr am Talrand und ging ständig bergauf und bergab. Oft musste ich neben der Bahntrasse fahren.

Mein Tagesziel war die Stadt Bruck an der Mur. Ein Hinweisschild sagte, dass es nur mehr einen Kilometer bis zum Bahnhof Bruck sei. Wenige Meter später sagte aber ein weiteres Schild, dass es keine Zufahrt zum Bahnhof gäbe. Was stimmt jetzt? Ich fuhr weiter und als Radfahrer kommt man auch bei Baustellen durch.

Bruck ist eine kleine Provinzstadt. Die Leute sprechen einen starken steirischen Dialekt. Ich fuhr durch die Stadt. Ja, ich fuhr mehrere Male durch. Dann fragte ich einen Mann, wo ich hier ein Bier trinken und ein Gulasch essen könne. Er zeigte mir ein Gasthaus wo ich normal nicht hinein gegangen wäre. Auf der Rückseite war eine schöne Terrasse über dem Murfluss. Hier bekam ich ein hausgebrautes Bier und ein ausgezeichnetes Gulasch. Das Gasthaus hieß Riegler. Das Bier erfrischte und war angenehm. Der Fluss rauschte unten vorbei. Auf der Terrasse saßen noch drei ältere Frauen, die sich über ihre Hunde unterhielten.

 

Gumpoldskirchen

 

Wiener Neustädter Kanal

 


Weingärten der Thermenregion

 

Kleine Wasserkraftwerke entlang des Kanals

 

Wiener Neustädter Ebene

 

Flughafen Wiener Neustadt

 

Dom von Wiener Neustadt

 

"Hohe Wand"

 

Autobahnbrücke über Schottwien

 

 

Maria Schutz am Semmering

 

Am Semmering Pass

 

Mürz

 

Heimatdichter der Region: Peter Rosegger

 

Das Tagesziel: Bruck an der Mur


Bruck-Judenburg-Sankt Lambrecht

 111 km

 

Auf nach Venedig. Es war kalt. Es hatte bis herunter geschneit. Am Hauptplatz machte ich mein erstes Foto. Ein Polizist sprach mich an. Als ich ihm sagte, wo ich hinfahre sagte er „Grüßen sie die Lagunenstadt von der Brucker Polizei“. Vorbei an Freizeitzentren und über eine Insel in der Mur fuhr ich aus der Stadt hinaus. Bald merkte ich, dass meine Kleidung zu dünn war und ich zog alle Leiberl an, die ich mit hatte. Der Radweg führte am Talrand immer wieder rauf und runter. Die Autobahn und der Zug fuhren dagegen immer im selben Niveau. Hannelore fiel mir ein, die unter diesen Steigungen bei unserer Murradtour stöhnte. Ich hatte das anscheinend vergessen. Die nächste Stadt, die ich kreuzte war Leoben. Ich wollte den Weg abkürzen und fuhr auf der Landstraße. Als dann wieder der Radweg aus der Stadt heraus kam fuhr ich leider in die falsche Richtung und machte so einen Umweg. Ein Mann erklärte mir den richtigen Weg. Ich kam durch Göss, wo das berühmte Gösser Bier herkommt. Alte und neue Gebäude zeigen die „Bierfabrik“.

In Sankt Michael kam ich zu einem großen Autobahnkreuz. Der Radweg wechselt immer wieder die Talseite. Trotz der hässlichen Beton-Autobahnbrücken steht die Walpurgiskirche romantisch auf einem Hügel und schaut dem rasenden Autobahnverkehr von Anbeginn zu. In Sankt Stefan – 33 Kilometer nach Bruck – machte ich eine Rast und kehrte in einem Gasthaus ein. Ich bestellte mir einen Kaffee und ein Obi. Die Köchin und die Kellnerin saßen selbst bei einem Kaffee. Ich war der einzige Gast. Etwas später kamen zwei Feuerwehrmänner und tranken je ein großes Bier.

Als ich weiter fuhr beschrieb die Kellnerin die Tafel mit dem Mittagsmenü. Es schaute nach besserem Wetter aus. Sie bestätigte meine Meinung nicht. Es werde weiter Regen geben. Ich solle doch zum Mittagessen bleiben. Ich fuhr aber weiter. Noch viele Kilometer lagen vor mir. Es war auch starker Gegenwind Am Flughafen in Zeltweg hatten zwei Militärflugzeuge auch Probleme gegen den Wind hochzukommen.

In der Stadt Judenburg musste ich einen steilen Berg hinauffahren. Am Hauptplatz setzte ich mich im Freien zum Mittagessen. Die Kellnerin war an mir als Kunden nicht interessiert. Sie meinte gut Essen könne man im Lokal gegenüber. Dort konnte man aber nicht im Freien sitzen. Ich blieb daher und sie brachte mir einen halben Liter verdünntes Obi und einen Toast.

Düsenjäger des österreichischen Bundesheeres donnerten über die Stadt. Die Einheimischen sind an das gewöhnt und Niemand schaute nach oben.

Ich verließ die Stadt in Richtung Westen. Der Radweg führte durch einen Stadtpark und dann hinunter zur Mur. Ich musste den Fluss über eine Holzbrücke queren und gegenüber wieder den Hang hinauf. Hier dürfte mein Aufzeichnungsprogramm den Kontakt verloren haben und es fehlte mir mehr als eine Stunde.

Es wurde eine neue Autobahn gebaut und eine riesige Betonbrücke kreuzte das Tal. Der Radweg war von Kränen verstellt. Ich konnte aber durch.

Immer wieder musste ich nach oben und bald ging der Weg wieder nach unten. Das ständige Bergauf und Bergabfahren strengte an. Ich habe geschimpft und manchmal auch meine Wut herausgeschrieben.

Ich wollte nach 20 Kilometern eine Ruhepause machen, fand aber kein Cafe. Bei einer modernen Brücke war ein Hinweis auf ein Kaffeehaus. Ich querte und fragte einen alten Mann, der mir aber sagte, dass es noch nicht Saison sei und das Café noch geschlossen sei. Ich ließ mich von ihm vor der Brücke fotografieren. Er hatte – so sagte er – noch nie einen Fotoapparat in der Hand gehabt. Naiv fragte er „Das ist ein ganz moderner Apparat. Kann man da die Bilder gleich anschauen oder gibt es noch einen Film?“ Seine Aufnahme ist aber nicht schlecht geworden.

Ich habe mir für den Nachmittag zwei gleiche Streckenabschnitte mit je 20 Kilometer vorgenommen. Da der letzte Teil hinauf zum Kloster Sankt Lambrecht sehr steil ist - immerhin muss man von 600 Höhenmeter auf über 1000 - war es mir ganz recht, dass ich erst in Scheifling, also nach 25 Kilometer ein passendes Kaffeehaus beziehungsweise Gasthaus fand. Es war ein Wirtshaus. Ich musste länger warten. Die Kellnerin - so ein Gast - hatte in der Küche zu tun. Ich bestellte ein großes Obi gespritzt, einen koffeinfreien Kaffee und einen „Mohr im Hemd“. Hier sagt man noch „Mohr“, obwohl das die Etikette nicht mehr erlaubt. Aber am Land ist alles anders. Gäste im Wirtshaus wiesen mir den weiteren Weg. Weiter durch den Wald auf einem Naturpfad bis nach Teufenbach. Dort fragte ich ein junges Ehepaar mit Kinderwagen. Sie zeigen mir einen Weg. Der war aber länger, wie ich später feststellen musste. Es war die Straße, die neben der Eisenbahn zum Pass hinauf geht. Von der Hauptstraße musste ich dann noch weit nach Westen zum Kloster fahren. Ich kam genau um 18 Uhr an. Mit der Dame der Zimmerreservierung hatte ich ausgemacht, dass ich den Zimmerschlüssel bis 17 im Büro bekommen kann und später beim Gastpater im Chorgebet. Dieses fand ich aber nicht. Ich irrte im ganzen Kloster herum. Die meisten Türen waren versperrt. Leute sagten mir, das Chorgebet sei in der Kirche. Dem war nicht so. Letztlich fand ich Abt Otto in einer kleinen Kapelle eine Messe lesend. Nur wenige Besucher. Nachher lief ich ihm nach und er half mir. Richtig gastfreundlich. Zuerst besorgte er mir ein Abendessen. Ich saß bei einer Gruppe Finanzbeamter, die hier ein Seminar machten. Otto holte mich. Wir stellten mein Fahrrad ins Haus und gingen mit meinem Gepäck zum Zimmer, das in der Klausur lag. Leider war es schon benutzt. Die Bettwäsche und das Handtuch im Bad. Ich kam aber zurecht. Es war eine kleine Wohnung mit zwei Etagen. Unten ein Wohnzimmer mit Schreibtisch und Sitzgarnitur. Oben Schlafstelle und Bad. Alles ganz modern. Ein großes Fenster mit Blick auf den Kräutergarten. Um 6 Uhr wird mich Otto zum Chorgebet abholen. Um 7 Uhr ist dann Frühstück.

Nun war es 1/2 8 und ich war alleine im Zimmer. Ich duschte lange und heiß. Das war angenehm. Dann wusch ich das heutige Leiberl. Ob es morgen trocken ist?

Ich versuchte mit Zuhause zu telefonieren, war aber nicht erfolgreich. So schrieb ich den heutigen Ablauf in mein Tagebuch.

 

 Bruck an der Mur

 

 

 

 

 

 

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Johann Günther, Bilder mit Papst "Servizio Fotografico Citta del Vaticano
Cover: "Servizio Fotografico Citta del Vaticano"
Tag der Veröffentlichung: 18.08.2018
ISBN: 978-3-7438-7830-3

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